Mädchenfiguren Im Werk Von Tamora Pierce Begegnung Mit / Handeln Im Auftrag Von Übernatürlichen Wesen, Z
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Studientagung Aufbaukurs 2013–2014 soziale Klassen (Rechte von Dienstboten, Unterschicht, Sklaverei) Wien, 04.–06.09.2014 Eingriffe in die Natur/Naturgewalten, Umgang mit der Umwelt Referentin: Cordula Borawski Rolle von und Umgang mit Tieren (tierische u./od. magische Helfer) Thema: Mädchenfiguren im Werk von Tamora Pierce Begegnung mit / Handeln im Auftrag von übernatürlichen Wesen, z. B. Göttern „Girls kicking butt, mainly“ – Mädchenfiguren im Werk von Tamora Pierce Einordnung: geschlossene Eigenwelten – Welt von Tortall, Welt von Emelan – mit mittelalterlichem bis frühneuzeitlichem Charakter mythisch-magische Welten mit eigener Geschichte, Geografie und Mythologie; es gibt Magie, Götter, Fabelwesen, Elementargeister und Dämonen → typische Elemente der high fantasy Es bestehen Wechselwirkungen zwischen den Taten der Menschen und den Kämpfen der Götter Die übernatürlichen Elemente gehören als integrierter Bestandteil zu der Welt; somit bewegen sich die Texte in einem eindimensionalen Handlungskreis nach M. Nikolajeva: Modell 1, geschlossene sekundäre Welt Ausgangspunkt: Amazonenmotiv: Tamora Pierce' Motivation zu schreiben stammte daher, dass es der phantas- Tolkiens Éowyn war Vorbild für T. Pierce; Éowyn entspricht dem tischen Literatur an starken weiblichen Helden mangelte. literarischen Typus der Amazone; literarische Vorbilder für Éowyn Was für Mädchenfiguren hat sie selbst geschaffen? z. B. Brünhild (Nibelungenlied), Camilla (Eneasroman von Heinrich Welche Entwicklungsmöglichkeit und Handlungsspielraum haben sie? von Veldeke) charakteristisch ist das Motiv der Transgression der vorgegebenen Ordnung, oftmals in Verbindung mit dem Verkleidungsmotiv Themen phantastischer Literatur in ihren Büchern: ermöglicht eine zeitweise Erweiterung des weiblichen Handlungs- Genderdiskurs, soziale Rollen von Frauen und Männern, Bruch mit spielraums (z. B. kämpfen, große Taten vollbringen) Konventionen Am Ende aber stets die Rückkehr in die traditionellen Frauenrollen. Magie: Arten, Verwendung, Gefahren/Kontrolle, moralische Grenzen Überspitzt formuliert: Das Mädchen muss am Ende entweder heiraten und Verantwortung oder sterben (vgl. bspw. Shakespeares Mädchenfiguren in den Krieg/Bürgerkrieg: Auseinandersetzung mit Töten und Sterben, Folgen Komödien vs. Tragödien) für die Zivilbevölkerung (Hunger, Krankheit, Gewalt) Begegnung und Umgang mit Fremden (anderen Völkern, Ethnien, Wesen), kulturelle Konflikte Das fremde/besondere Kind: wicklung der Heldinnen wiederum findet ihre Entsprechung im Eine vergleichbare Einschränkung erfahren kindliche Erlöserfiguren in der Fortschritt der fiktiven Welt (z. B. soziale Reformen). phantastischen KJL: Mit Lösung von den klassischen narrativen Mustern lockert sich das Erzählmuster der Heldenreise → verstärkte Aventiure-Struktur, in der Verweigerung als zentrales Motiv in Klassikern der KJL, verbunden sich einzelne Bewährungsproben aneinanderreihen und nur durch mit einem Verlusterlebnis der kindlichen Figur (vgl. Heidi Lexe): wenige übergeordnete Handlungsstränge verknüpft sind – z. B. wird Indem sie sich der erwachsenen Welt verweigert, bleibt ihr eine die Gegenspielerfigur von einem persönlichen Feind zu einem fremden Weiterentwicklung versagt oder sie erleidet den Verlust der Trennung Antagonisten oder einer unpersönlichen Bedrohung von der kindlichen Gegenwelt. → Dieses Verlusterlebnis ist vergleichbar dem Aufgeben der Unabhängigkeit von Mädchenfiguren in Hosenrollen mit Ablegen der Verkleidung. Bruch mit Konventionen: An entscheidenden Stellen bricht T. Pierce von Anfang an mit den literarischen Vorbildern: Typische Motivkonstellationen im Werk von T. Pierce, Beispiele: Die Mädchen dürfen sexuell aktiv sein Sie dürfen töten Elternferne: Alannas Vater interessiert sich nur für seine Studien; → Sie dürfen also in jeder Hinsicht ihre Unschuld verlieren. Der Verlust der Dhanas Mutter ist tot (bzw. in die göttl. Welt entrückt), ihr Vater Unschuld wiederum bedeutet das Übernehmen von Verantwortung. Somit wird unbekannt (bzw. ein Gott); Aly wird von Piraten entführt; die Emelan- ein Entwicklungs- und Lernprozess der Heldin möglich, der bisherigen Kinder sind alle entweder Waise, Halbwaise oder Ausgestoßene klassischen Mädchenfiguren verwehrt war. Unbekannte Herkunft: Dhana, s. o.; Alys Herkunft ist zwar ihr selbst und den LeserInnen bekannt, aber nicht den Figuren, mit denen sie agiert Fazit: Reisemotiv: Alanna geht auf die typische Heldenfahrt zum Dach der Lösung von klassischen Erzählmustern und Charaktertypen führt zu Welt und erringt das Juwel der Macht; Dhana reist ins Reich der stärkerer Realitätsnähe; unabhängig von ihren besonderen, oft Götter; Aly wird auf die Kupferinseln verschleppt magischen Talenten sind T. Pierce' Heldinnen „ganz normale“ Nähe zu Tieren: Jede Heldin von Tamora Pierce hat mindestens einen Mädchen, die sich behaupten und ihren Weg finden müssen tierischen Begleiter! Alanna z. B. den magischen Kater Immertreu → Entwicklung von starren Rollenmustern weg hin zu differen- (eigtl. ein Sternbild); derselbe Kater begleitet als Pounce 200 Jahre zierteren Charakteren früher auch Beka; Dhana beherrscht die Gabe der Tiersprache und → höheres Identifizierungspotenzial für die LeserInnen und damit eine Verwandlung Auseinandersetzung mit realen Themen und Problemen von Mädchen Andererseits Abschwächung der übergreifenden psychologischen Erzählmuster: Entwicklungsschritte der Heldenreise → Abschwächung/Verlust der Die Erzählmuster folgen Heldenreise und Aventiure-Struktur. Das psychologischen Spiegelfunktion der Abenteuerhandlung und der Erzählmuster der Heldenreise korrespondiert mit dem psychologischen phantastischen Welt Entwicklungsprozess der handelnden Figur. Die charakterliche Ent- „sozialkritische und emanzipative Funktion“ (vgl. M. Kalbermatten) Protector of the Small Quartet, Bde. 1–4 (nur Bd. 1 auf Deutsch erschienen): der Heldinnen von T. Pierce: In diesem Sinn sind sie Vorreiterinnen für viele Mädchenfiguren der aktuellen phantastischen KJL. Mit Brechung First Test. Laurel-Leaf, New York 2007 (1999). der o. g. Tabus geht T. Pierce mit dem Handlungsspielraum ihrer (dt.: Im Zeichen der Löwin – Die Entscheidung. Aus dem Amerikanischen von Heldinnen auch noch weiter, als es bei manchen vergleichbaren Kerstin Michaelis, cbt/cbj Verlag, München 2007.) Fantasy-Heldinnen der Fall ist. Page. Laurel-Leaf, New York 2007 (2000). Squire. Laurel-Leaf, New York 2007 (2001). Literatur Lady Knight. Laurel-Leaf, New York 2007 (2002). Primärtexte von Tamora Pierce Alanna von Trebonds Abenteuer, Bde. 1–4 (aus dem Amerikanischen von Ulla Neckenauer, mit Illustrationen von Frantisek Chochola): Trickster-Duology, Bde. 1–2 (nur Bd. 1 auf Deutsch erschienen): Die Schwarze Stadt. 5. Aufl., Arena, Würzburg 1992 (1985). Trickster's Choice. Scholastic Press, Lindfield NSW 2003. (dt.: Lia – Die Prophezeiung der Königin. Aus dem Amerikanischen von Im Bann der Göttin. 4. Aufl., Arena, Würzburg 1990 (1986). Angelika Eisold-Viebig, Arena, Würzburg 2006.) Das zerbrochene Schwert. 2. Aufl., Arena, Würzburg 1990 (1987). Trickster's Queen. Scholastic Children's Book, London 2007 (2004). Das Juwel der Macht. 2. Aufl., Arena, Würzburg 1990 (1988). Beka Cooper, Bde. 1–3 (nicht auf Deutsch erschienen): Dhana, Bde. 1–4 (aus dem Amerikanischen von Elisabeth Epple): Terrier. Random House, New York 2007 (2006). Kampf um Tortall. 1. Aufl., Arena, Würzburg 1992. Bloodhound. Random House, New York 2010 (2009). Im Tal des langen Sees. 3. Aufl., Arena, Würzburg 1997 (1993). Mastiff. Bluefire, New York 2012 (2011). Der kaiserliche Magier. Arena, Würzburg 1995. Im Reich der Götter. Arena, Würzburg 1996. Primärtexte von Tamora Pierce (zum Vergleich von Themen und Motiven) Sekundärliteratur Emelan, Bde. 1–4 (aus dem Amerikanischen von Angelika Eisold-Viebig): Abrams, M. H.: A Glossary of Literary Terms. Seventh Edition, Heinle & Heinle, Boston 1999. Im Reich der Magie. Arena (TB), Würzburg 2002 (1999). Bonacker, Maren: Power-Prinzessinen und harmlose Helden – Rollentausch in Die magische Flotte. Arena (TB), Würzburg 2002 (2000). der Fantasy? In: Neue Leser braucht das Land. Zum geschlechterdifferenzie- Im Tal der tausend Feuer. Arena (TB), Würzburg 2004 (2000). renden Unterricht mit Kinder- und Jugendliteratur. Hrsg. von Annette Kliewer und Anita Schilcher. Schneider, Baltmannsweiler 2004. S. 35–48. The Circle of Magic – Briar's Book. Scholastic, New York 2000 (1999) (nicht auf Deutsch erschienen). Campbell, Joseph: Die Kraft der Mythen. Bilder der Seele im Leben des Menschen. Artemis & Winkler, Zürich/München 1994. Cherland, Meredith: Harry’s Girls: Harry Potter and the Discourse of Gender. Weitere Primärtexte zum Vergleich für Mädchenfiguren in der In: Journal of Adolescent and Adult Literacy 52 (2008). H. 4. S. 273–282. phantastischen KJL Dunn, George A.; Nicholas Michaud (Hg.): Die Philosophie bei „Die Tribute Collins, Suzanne: Die Tribute von Panem. Oetinger, Hamburg 2009–2011. von Panem“. Wiley, Weinheim 2013. (Kap. 9: Jessica Miller: „Sie hat keine (Trilogie) Ahnung, was für eine Ausstrahlung sie haben kann“: Katniss und die Gender- Meyer, Stephenie: Bella und Edward (Twilight-Saga). 4 Bde. Carlsen, problematik, S. 141–156; Kap. 10: Lindsay Issow Averdill: „Manchmal Hamburg 2006–2009. (Schwerpunkt Bde. 1 + 4) braucht die Welt fürsorgliche Menschen“: Katniss und die feministische Care- Ethik, S. 157–172.) Pullman, Philip: Der Goldene Kompass. Die Trilogie. Sonderausgabe, Carlsen, Hamburg 2007. Ewers, Hans-Heino: Literaturanspruch und Unterhaltungsabsicht: Studien zur Entwicklung der Kinder-