Kreisjahrbuch 2007 Bernkastel-Wittlich Titelbild: Pfarr- und Wallfahrtskirche Klausen, erbaut um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Augustiner- Chorherren errichteten ein Kloster nahe der Kirche. Eine der Haupttätigkeiten der Mönche bestand im Abschreiben von Büchern. In einem kleinen Kirchenanbau war die Klosterbiblio- thek untergebracht, die im Laufe der Zeit zu den bedeutendsten klösterlichen Bibliotheken im Erzstift Trier zählte. 1802 wurde das Kloster durch die Franzosen aufgelöst. Der alte archi- tektonisch schöne Klosterbibliotheksraum mit wertvollen Wandmalereien erfuhr in den letzten Jahren eine aufwändige Restaurierung und er- strahlt heute in neuem Glanz.

(Titelfoto: Frank Schmitt, Klausen)

Beschreibung des Kreiswappens Unter silbernem Schildhaupt mit durchgehendem roten Kreuz eine eingebogene, auf- steigende, in Rot und Silber geschachtete Spitze; rechts in Gold ein roter Krebs, links in Rot zwei aufrechte silberne Schlüssel, deren Schließblätter halb aufeinander gelegt sind.

Redaktionsausschuss Landrätin Beate Läsch-Weber Anke Freudenreich, Dipl.-Bibliothekarin, Kreisergänzungsbücherei, Kreisverwaltung Dr. Helmut Gestrich, Landrat a. D., Bernkastel-Kues Hermann Hoffmann, Regierungsschuldirektor a.D., Wittlich Christof Krieger, M. A., Museumswart, Traben-Trarbach Prof. Dr. Erwin Schaaf, Universitätsprofessor em., Kinderbeuern Claudia Schmitt, Schriftleiterin Kreisjahrbuch, Kreisverwaltung Franz Schmitt, Amtsrat a.D., Wittlich Brunhild Schmitz, Redaktion Kreisjahrbuch, Kreisverwaltung Hermann-Josef Wagner, Amtsrat, Kreisverwaltung

Herausgeber: Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich Schriftleitung: Claudia Schmitt und Brunhild Schmitz Layout: Claudia Schmitt und Brunhild Schmitz Korrektur: Heinz Koller Einband: Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich/Weiss-Verlag Verlag, Herstellung und Werbung: Weiss-Verlag und Weiss-Druck, Monschau

Für den Inhalt der Beiträge zeichnen die Verfasser allein verantwortlich.

Redaktionsschluss ist jeweils der 15. Juni. Alle Rechte an Texten und Bildern sind vorbehalten. ISSN 1863-6004

2 JAHRBUCH BERNKASTEL-WITTLICH 2007 Inhaltsverzeichnis

Beate Läsch-Weber Zum Geleit ...... 9

UNSER LANDKREIS HEUTE

Burkhard Born Egon Kappes Die Landtagswahl 2006 ...... 12 Die neue Rachtiger König-Weimbs-Orgel, ein Musikjuwel im Landkreis Beate Läsch-Weber – Jeder Weg beginnt Seniorinnen und Senioren mit dem ersten Schritt – ...... 33 – ein Schatz in unserer Gesellschaft . . . . . 14 Klaus Weinmann Theresa Spies Ein Förderverein will die 10 Jahre Akademie Kues Traben-Trarbacher – Seniorenakademie und Stumm-Orgel retten ...... 40 Begegnungsstätte – – Eine Vision wurde Wirklichkeit – ...... 17 Hildegard Kohnen Zuneigung – Gedicht – ...... 40 Stephan von St. Vith Kreisverwaltung führt Geografisches Marita Schlax-Friderichs Informationssystem (GIS) ein ...... 21 »Fest gemauert in der Erde …« – Bericht über den Guss der neuen Frank Wilhelmi Glocke für die sanierte Wittlicher Die Musikschule des Pfarrkirche Sankt Markus – ...... 41 Landkreises Bernkastel-Wittlich als Stätte musikalischer Frühförderung, Klaus Petry Breitenausbildung und »Wittlich« hebt ab Begabungsförderung ...... 26 – oder der rettende Stift des Bürgermeisters – ...... 44 Margarethe Krieger Ausflug der schreibenden Melanie Schlösser Zunft nach Monschau Neuer Stadtteil wächst – Zu Besuch im Weiss-Verlag – ...... 29 aus alter Garnison ...... 47

Anton Hauprich / Manfred Hower Der neue Bahnhaltepunkt in der Ortsgemeinde Salmtal ...... 31

NATUR IM LANDKREIS

Gregor Brand Helmut Rosen Ich verbrachte meine Kindertage Der Wolf – gehasst und ausgerottet – Gedicht – ...... 50 – Als man im Wittlicher Tal noch Wölfe jagte – ...... 52

JAHRBUCH BERNKASTEL-WITTLICH 2007 3 Gertrud Knobloch Elisabeth Freitag Erholung in der – Gedicht – ...... 54 Raureif – Gedicht – ...... 62

Dominik Schmitz Heinrich Weitz Unterwegs auf einer Auf den Leim gegangen vergessenen Eisenbahnstrecke ...... 56 – Von der Wertschätzung der Vögel in früherer Zeit – ...... 64 Liesel Franz Abendstimmung – Gedicht – ...... 57 Bernhard Korst Traumhafte Ansichten Eleonore Mertes und herrliche Aussichten Herbst – Gedicht – ...... 58 – Mit dem Rad im Landkreis unterwegs – ...... 68 Hubertus Schulze-Neuhoff Wetterchronik – Sommer 2005 bis Frühjahr 2006 – ...... 60

EIN SCHATZ IST GEBORGEN: DIE KLOSTERBIBLIOTHEK VON EBERHARDSKLAUSEN

Hermann Hoffmann Peter Dohms Aus dem Dunkel der Jahrhunderte Der Kanoniker Wilhelm von Bernkastel in das Licht der Gegenwart als Chronist des Augustiner-Chorherren- – Die erneuerte Klosterbibliothek in klosters Eberhardsklausen Klausen – ein Kleinod der Pfarr- und – Einige Bemerkungen zur Geschichte Wallfahrtskirche – ...... 74 und Geschichtsschreibung eines moselländischen Reformklosters der Marco Brösch / Volker Henn Windesheimer Kongregation – ...... 88 »…Vnd sut is, bit dat iz halff yn geseyde …« – Anmerkungen zu einem Eberhardsklausener Arzneibuch aus dem 15. Jahrhundert – ...... 80

ERZÄHLUNGEN, ERINNERUNGEN, UNTERHALTSAMES

Katharina Pawelke Katharina Pawelke Oh heilijen Antonius Moarte Metti – Dreiser Mundartgedicht – ...... 98 un Bäekisch Zenz op Hamstatuar – Anekdote auf Dreiser Mundart – ...... 102 Therese Schäfer Erinnerungen an fünf Jahre Margarethe Krieger »Erzählkreis: Erlebte Geschichte« ...... 99 Hoffnung auf Frieden – Gedicht – ...... 104

Hermann Hoffmann Therese Schäfer Vor 60 Jahren … Die geheimnisvolle – Ein Heimkehrer erinnert sich – ...... 100 Aktentasche ...... 105

4 JAHRBUCH BERNKASTEL-WITTLICH 2007 Hans Teusch Werner Schönhofen Keebes on Iv Julius Wolff und Bernkastel ...... 109 – Hupperather Mundartgedicht – ...... 106 Franz Schmitt Karlheinz Moseler Kleiner Spaziergang durch »Ähn Flasch un 13 Gläser« ...... 107 die Stadt Bernkastel-Cues ...... 110

ZUM 100. GEBURTSTAG VON STEFAN ANDRES

Marlene Bollig Jürgen Wichmann Trittenheim feierte den Stefan Andres und unsere Heimat 100. Geburtstag von Stefan Andres . . . . . 116 – Gedanken über die Auseinandersetzung deutscher Schriftsteller mit dem Begriff Elmar P. Ittenbach Heimat zum 100. Geburtstag von Heimatkundliches Fitnessprogramm Stefan Andres – ...... 122 – mit Stefan Andres – ...... 119 Stefan Andres An den Tod – Gedicht – ...... 130

GESCHICHTE UND KULTUR DES LANDKREISES

Jörg Ambrosius Herbert Müller-Hengstenberg Die römische Villa bei Wittlich ...... 132 Das untergegangene Kloster Mosel-Corvey bei Traben-Trarbach Kathrin und Alexander Lentes – Flurnamen erinnern Was erinnert in Neumagen-Dhron bis heute daran – ...... 162 an Kaiser Konstantin? ...... 138 Gregor Brand Maria Wein-Mehs Germanisch Weisheet op efelerisch Die in Eisen gegossene Ahnentafel – Bettenfelder Mundartgedicht – ...... 164 einer Wittlicher Familie ...... 141 Heinz Schmitt Hubert Kappes Das »Dorf« Hassau Ein geheimnisvolles Wappen – Es war einmal – ...... 165 im Zeltinger Breuning-Haus ...... 149 Karl Oehms Heinz H. Grundhöfer Die löbliche neue »All boes Wedder verdrieben ich …« Bruderschaft des heiligen – Als Glockengeläute noch Dämonen Martyris Sebastiani in Ürzig...... 168 vertreiben konnte – ...... 151 Helmut Rosen Friedbert Wißkirchen Das Förstergrab Alden Hemmenrode – im Neuberg bei Himmerod...... 175 Altenhimmerode – Altenhof – Der Himmeroder Klosterhof Gregor Brand und seine Hofleute Verschwiegenheit von 1563 bis 1811 – ...... 156 – Gedicht – ...... 176

JAHRBUCH BERNKASTEL-WITTLICH 2007 5 Joachim Sartor Elke Scheid Die ehemaligen 70 Jahre Stadtbücherei Wittlich Moselpegel Kues und Traben ...... 177 – (k)ein Grund zum Feiern? – Im Zuge nationalsozialistischer Christian Franzen Gleichschaltung erhielt Wittlich Liebesgaben aus Kinheim eine Volksbücherei – ...... 274 – Kriegshilfe im Ersten Weltkrieg – . . . . . 181 Elisabeth Freitag Hermann Bohn Liebesgeschichte Rückblick auf das alte Handwerk – Gedicht – ...... 276 der Lohgerbung in Morbach ...... 183 Walter Freis Käthe Mertes Die kommunale Entwicklung der Verbands- Das Zigarrenmacherhandwerk gemeinde Thalfang seit der Gründung meiner Wittlicher Vorfahren des Landes Rheinland-Pfalz 1947 Mathias und Josef Föhr ...... 186 – Eine Rückschau zum 60-jährigen Bestehen der Peter Binzen rheinland-pfälzischen Verfassung – . . . . . 277 100 Jahre Büscheider Kapelle in Altrich ...... 188 Marita Blahak Wenn die Frauen Rathäuser stürmen … Ewald Werland – Das alte Brauchtum der De gout Stuff Weiberfastnacht ist – Zeltinger Mundartgedicht – 248 bis heute lebendig geblieben – ...... 282

Kurt W. Eckstein Franz Schmitt Die Fintenkapelle ...... 249 Zeugnisse und Darstellungen Cueser Marienverehrung ...... 286 Erwin Schaaf Verwicklung der katholischen Hermann Hayer-Faas Jugendvereine im Kreis Bernkastel Der letzte Bittgang zu den in die nationalsozialistische sieben Schmerzenskreuzen ...... 293 Gleichschaltung durch Täuschung und Einschüchterung 1933/34 ...... 255 Ingrid Franz Winterzauber Erwin Schaaf – Gedicht – ...... 296 Diffamierung, Zermürbung und Vernichtung der katholischen Jugend- vereine im Kreis Bernkastel durch das Hitler-Regime 1934-1937 ...... 262

JUGENDLICHE GEHEN AUF ENTDECKUNGSTOUR IN DIE VERGANGENHEIT

Redaktion Lisa Klose / Janina Trapp Jugendliche gehen im »Sola dosis facit venem« – Nur die Kreisarchiv auf Entdeckungstour...... 298 Dosis macht das Gift – Über den Handel mit Giften von 1889 bis 1940 – ...... 299

6 JAHRBUCH BERNKASTEL-WITTLICH 2007 Isabell Wey / Isabel Diel Christoph Rösler / Katharina Irmisch Die Anfänge der Telekommunikation Kreisvergnügungssteuer um 1900 im Kreis Wittlich ...... 301 für mechanische Musikinstrumente in Gastwirtschaften ...... 316 Daniel Ternes / Stefan Schäferbarthold Tierschutz und Tierquälerei Mona Teusch / Kim Semmert im ehemaligen Kreis Bernkastel Wie der Film »Das Schweigen« von 1839 bis 1938 ...... 304 Kinobesucher in zwei Lager spaltete – Reaktionen auf den Nadine Heinz / Katharina Rodermund Film von Ingmar Bergman Die Reichsunfallverhütungswoche . . . . . 306 im Altkreis Bernkastel – ...... 317

Tobias Junges / Sebastian Lamprecht Vanessa Mentges / Anna Schmitz Straßenbeschilderung US-Manöverschäden im Amt Morbach im Altkreis Bernkastel – Ausmaß, Umgang in den Jahren 1929 bis 1937 ...... 309 und Beseitigung – ...... 321

Martin Quintus / Jan-Patrick Proost Konstantin Schäfer / Hannah Gorges / Wie man einst den Führerschein machte Hanna Schumacher – und ihn wieder verlor ...... 312 Umgang mit Fundsachen im Amt Morbach von 1938 bis 1966 ...... 322

LEBENSLÄUFE UND WÜRDIGUNGEN

Heinz H. Grundhöfer Marita Schlax-Friderichs Dem Graacher Maler In Memoriam Josef Lentz Johann Velten zum 200. Geburtstag . . . . 326 – Ein Wittlicher Lehrer mit Fernweh und Heimatliebe – ...... 343 Peter Lieser Der Nachfahre einer Großlittgener Eva-Maria Reuther Auswandererfamilie machte sein Werner Seippel oder die Glück in Amerika streitbare Liebe zur Kunst – John Jakob Raskob – – Erinnerungen an den Erbauer des Empire State Buildings – . . . . 330 Maler und Galeristen – ...... 346

Robert Held Franz Schmitt Wie Familienforschung auf die Spur Pater Damian Rapedius aus Bernkastel eines spätbarocken Malers führte – Letzter Mönch der Salvatorabtei Prüm – Tafelbilder des Jean Louis Counet und erster weltlicher Eigentümer ihres in Kirchen unserer Heimat – ...... 334 Cueser Hofgutes – ...... 351

Ingrid Hollmann Franz Schmitt Der Hunsrücker Avantgarde-Künstler Hubert Orth zum Abschied ...... 353 Friedrich Karl Ströher – In europäischen Karl Josef Schenk Kunstmetropolen zuhause, Winzer, Cherubim und Teufel jedoch in der Heimat verkannt – ...... 336 – Gedicht – ...... 354

JAHRBUCH BERNKASTEL-WITTLICH 2007 7 JAHRESCHRONIKEN 2005/2006

Landkreis Verbandsgemeinde Bernkastel-Wittlich ...... 356 Neumagen-Dhron ...... 381

Verbandsgemeinde Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues ...... 361 Thalfang am Erbeskopf ...... 386

Verbandsgemeinde Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf ...... 366 Traben-Trarbach ...... 391

Verbandsgemeinde Verbandsgemeinde Manderscheid ...... 371 Wittlich-Land ...... 396

Gemeinde Morbach ...... 376 Stadt Wittlich ...... 401

Vervollständigen Sie die Reihe Ihrer Kreisjahrbücher!...... 405

Publikationen der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich aus der Reihe »Archiv für Kultur und Geschichte des Landkreises Bernkastel-Wittlich«...... 405

Autorenverzeichnis ...... 406

Abbildungsnachweis...... 407

8 JAHRBUCH BERNKASTEL-WITTLICH 2007 Zum Geleit

Liebe Leserinnen, liebe Leser, heute sind wir dem uralten Wunsch der Menschheit näher gekommen, länger leben zu dürfen. Unsere durchschnittliche Lebenserwartung ist höher als je zuvor, jedoch wird sie zusammen mit niedrigen Geburtenraten das Gesicht unserer Gesellschaft verändern. Wer den demografischen Wandel in unserer immer älter werdenden Gesellschaft meistern will, muss ihn als Chance und als Motor für gesellschaftliche Veränderungen sehen. Als Chance besonders für Seniorinnen und Senioren, eben nicht ab einem bestimmten Alter zum »alten Eisen« zu zählen, sondern wirklich gebraucht zu werden. Sie haben die Freiheit, neue Wege zu gehen und neue Formen der Hilfe zu entwickeln und zu erproben. Einer dieser Wege führt ins Ehrenamt, eine selbst gewählte Beschäftigung, in der man gut und stark ist, in der man aufgehen und anderen etwas geben kann. Sicher sind Sie auch schon auf viele Menschen getroffen, die sich zum Wohle der Gemeinschaft, oft ganz »im Stillen« engagie- ren. Seit 2003 verleiht der Landkreis Bernkastel-Wittlich jährlich den Ehrenamtspreis »Stiller Star« für so manchen vorbildlichen ehrenamtlichen Einsatz. Gerade im geschichtlichen und kulturellen Bereich begegnen wir im Ehrenamt Tätigen, ohne die auch unser Kreisjahrbuch nicht zustande kommen würde. Sie, die ehrenamtlichen Spezialis- ten, schreiben fachkundig über Kreis-, Stadt-, Kirchen-, Familien- und Zeitgeschichte, berichten über Naturerlebnisse, Brauchtum, Malerei, Kunstgeschichte und vieles mehr. Sie geben ihr Wis- sen weiter an alle Leserinnen und Leser. Sie unterhalten, erfreuen mit Geschichten, Gedichten, sie informieren und vermitteln Wissensgewinn. Sie machen unser kulturelles Leben im Land- kreis reichhaltig und bunt. Ein herzliches Dankeschön dafür sage ich an dieser Stelle allen Autorinnen und Autoren. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich beste Unterhaltung mit dem neuen Jahrbuch 2007.

Ihre

Beate Läsch-Weber (Landrätin)

JAHRBUCH BERNKASTEL-WITTLICH 2007 9 10 JAHRBUCH BERNKASTEL-WITTLICH 2007 Drachenflieger bei Klausen ross« fahre ich bis zu 10.000 km im Jahr durch Nur ein Wegweiser macht darauf aufmerk- das ganze Kreisgebiet Bernkastel-Wittlich. sam. Wir sind auf Straßen, Radwegen und auf Feld- Durch den Rad-Verein habe ich Wege kennen wegen von Ort zu Ort unterwegs. Der Maare- gelernt, die auch mit dem Rennrad prima zu Mosel-Radweg ist dabei immer wieder ein An- fahren sind und mit denen sogar vielfach der ziehungspunkt. Autoverkehr zu umgehen ist: Im Folgenden will ich Ihnen ein paar Tipps für Zum Beispiel kann man auf Feldwegen von schöne Fahrradstrecken geben, die mir auch Arenrath nach Niederkail und von dort weiter landschaftlich so gut gefallen haben, dass ich nach Landscheid fahren. oft den Fotoapparat zur Hand genommen und Auch im Nachbarort Binsfeld gehts autofrei Aufnahmen zur Erinnerung gemacht habe. nach Herforst und dann nach Speicher. Zwischen Wittlich und Wengerohr fährt der Eine schöne Gelegenheit zu verweilen gibt es Radler am Sterenbachweiher entlang. 200 auf der Bergkuppe rechts im Wald auf der Meter hinter dem Weiher befindet sich ein Straße von Klausen nach Piesport. Nach einem Mitfahrerparkplatz. Von dort aus kann man Kilometer gelangt man zu einem Drachenflug- zwei Strecken wählen: Links führt ein geteer- platz mit Sitzgelegenheit. Im Sommer suchen ter Feldweg Richtung Bombogen-Lüxem. Auf viele Drachenflieger diese Stelle auf, um es halbem Weg dieser Strecke geht es rechts zum den Vögeln gleichzutun und in die Lüfte zu Missionshaus St. Paul, das einen Kilometer schweben. weiter etwas abseits recht idyllisch zwischen Zurück auf der Straße bietet sich, sobald es Wiesen und Flur liegt. Fährt man jedoch auf bergab geht, – bei guter Sicht – ein maleri- dem Maare-Mosel-Radweg weiter, wird das scher Ausblick rechts ins Moseltal und am bemerkenswerte Gebäude leicht übersehen. Horizont in den Hunsrück. Lassen Sie hier das

JAHRBUCH BERNKASTEL -WITTLICH 2007 69 Fahrrad einfach gemütlich hinunterrollen und Beispiel auf der Strecke von Leiwen Richtung blicken Sie ins Tal. In dem Moment, in dem Papiermühle. Auf der Höhe haben Sie einen das Auge die weite, tiefe Landschaft wahr- farbenprächtigen Ausblick auf Trittenheim nimmt, überkommt einen das Gefühl, als wür- und sein Plateau. de man fliegen ... Wer hier ein wenig verwei- Im Winter empfiehlt es sich, ein Stückchen von len möchte, findet 200-300 m hinter der Berg- der Mosel weg über -Erlenbach auf kuppe einen Panoramaweg nach Minheim, den Kellerberg zum Dierscheider Aussichts- auf dem man die Landschaft in Ruhe genießen turm zu fahren. In Hetzerath liegt oft noch kein kann. Schnee, aber hinter Erlenbach wird es dann Kennen Sie Longkamp? Gleich hinter dem Ort zunehmend weißer und man erlebt einen Richtung Bernkastel biegt man rechts auf einen krassen Gegensatz zum nahe liegenden Mo- Feldweg ein. Auf den ersten drei Kilometern ist seltal. er ziemlich eben, dann geht es in Serpentinen Zwei Hunsrückstraßen Richtung Mosel bieten bergab mit einem herrlichen Blick ins Mosel- viel Fahrspaß und Naturgenuss: tal. Er lässt sich im Sommer und Frühherbst Eine lange Abfahrt mit guter Aus- und Weit- besonders reizvoll gegen Abend fahren, wenn sicht befindet sich in der Nähe des Haardtkop- die Sonne dem Radler im Rücken steht. Der fes. Sie geht von 650 m auf der Höhe hinunter Weg endet in Graach. ins Moseltal mit 100 m über dem Meeresspiegel. Überhaupt, an der Mosel, in der Eifel und im Die Abfahrt endet in Veldenz. Sie führt durch Hunsrück findet sich so manche Stelle, die auf Serpentinen und an Gornhausen vorbei. Ihre einen Besuch wartet: Besonders reizvoll ist im Länge beträgt circa zehn Kilometer – bei ge- Herbst das Farbenspiel der Weinberge, zum mütlicher Bergabfahrt auf dem Rad ein Erlebnis.

Blick auf Trittenheim

70 JAHRBUCH BERNKASTEL -WITTLICH 2007 Auffahrtplatz mit Freitreppe (siehe Abb. Blick auf das südöstliche Ausgrabungs- unten, Modell links außen. Die Stelle ist mit gebiet, zum großen Teil vernichtet durch einem Pfeil gekennzeichnet.) den Autobahnbau

Modell und Grundriss der römischen Villa bei Wittlich, veröffentlicht in: »Trierer Berichte 1940 der Gesellschaft für nützliche Forschungen«, Trier 1943 (ebenso Abb. oben rechts und links)

JAHRBUCH BERNKASTEL -WITTLICH 2007 135 De gout Stuff Zeltinger Mundart

Et waor schon so seit ville Jaohr, in jedem Haus en gout Stuff drin waor. Dat waor dänne Leit ihre ganze Stolz, de Möbel waoren nach aus massivem Holz. E Sofa stand drin, met e paor Sofakesse, och manchmaol e Booch, ma woll jao wat wesse. An Romane haat ma dao net gedaocht, doch et Läwe da Heilije waor sehr gefraocht. Haat ma och nach en Glasvitrien, kaomen Heilijefigure aus Gips daorin. De Möbel waoren mästens alt, jeda hat sich geriecht, nao seine Grosche halt. Doch rin ging ma nur bei a besonderer Feija, im Winta muußt ma heize, dat waor se deija, im Somma vill Arbet, ma haat kän Rouh, in de gout Stuff gehen, ma kaom änfach net dazou. Doch Weihnachte, de Chrisbaam kaom dao rin, wo soll dä och soss wohl hin. Dao hat ma dann och net gegeizt, de gout Stuff, die waord segaor geheizt. „Wat dao maol passert es in da Weihnachtszeit, daovon azehle well eich heit“: Et minnt en Fra, en ganz akkurat, eich läje ma schon maol de Chressbaamschmuck parat. Dä waor imma of dem Speicha in em aale Schrank, ma braucht en nur se greife, Gott sei Dank. Dao waor dä schon zeitläwens drin, drum gäht die Frau och schnurstracks hin. Se mächt en off, en Schräke, et waor ganz schrao, dä Chressbaamschmuck, ä waor net dao. Se es wie verreckt daorum gefäescht, wo han eich die Saache bloos verläescht. De ganze Speicha hat se ausgesucht, im Haohnegebälk es se segaor romgekrucht. Im Spinnche, in jeda Eck kuckt se och, däm hl. Antonius hat se en Keerz versproch. De bunt Kurele, de golde Spetz un et Lametta, un die Figure, die waoren nach van ihrem Pätta. Wie gespauzt haat dä hl. Josef ihrem Mann geglech, dat alles waor weg, et waor fürchtalech. Notgedrunge es se in et Dorf gelaaft, un hat sich alles neij gekaaft. Heilich Aobend han se de Chressbaam in de Stuff getraon, en laute Schräj, se kunnten neist mi saon. Stäht dao en Chressbaam, de Schmuck nach fein, de Naodele zwaor aal of dem Bode lein. Et es kaum se gläwe, awa waohr, lao stäht de Baam vam letzte Jaohr. Ma haat dä ganz änfach vagäßt, weil ma et ganz Jaohr net in da gouda Stuff gewäst.

EWALD WERLAND

248 JAHRBUCH BERNKASTEL -WITTLICH 2007 Winterzauber

Nebelschleier im dürren Geäst, Raureif hält sich daran fest. Weiß überpudert das welke Blatt, Der Frost alles verwandelt hat. Macht vor dem feinen Gespinst nicht Halt. Ein Zauber geht durch den Winterwald.

Es ist als ob Feen lauern keck aus ihrem sicheren Versteck, ziehen mit unsichtbarer Hand, filigran durch Forst und Land, umhüllen Tier und Menschenkind, die verlieren sich geschwind hinter dichter Nebelwand. Die Zauberer bleiben unerkannt.

INGRID FRANZ

296 JAHRBUCH BERNKASTEL -WITTLICH 2007 Jugendliche gehen auf Entdeckungstour in die Vergangenheit