Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Förderer,

am Vorabend der mittlerweile vierten Wahl in innerhalb von zwei Jahren senden wir Ihnen Givat Havivas aktuellen Newsletter. Viel ist in den letzten dreieinhalb Monaten passiert, seit wir Ihnen unser letztes Rundschreiben präsentierten:

Ende Dezember hatte sich um Mitternacht die automatisch aufgelöst, nachdem die 35. Regierung Israels am Streit über den Haushalt nach bereits einem halben Jahr wieder zerbrochen war. Seitdem ist der Dauerwahlkampf, der, mit wenigen Unterbrechungen seit 2019 in Israel tobt, wieder zurück und das übliche Karussell der Parteineugründungen, Spaltungen, und Zusammenschlüsse, der Zu- und Abgänge nahm wieder Fahrt auf. Mittlerweile ist die politische Gemengelage so unübersichtlich, dass es selbst Insidern schwerfällt, die verschiedenen Akteure und deren Positionen zu den aktuellen Politikfeldern auseinanderzuhalten. Die Chancen, dass diese neuerliche Wahl einen Ausweg aus der Dauerkrise weist und zu einer stabilen Regierung führt, dürften gering sein. Erneut sind zähe Koalitionsverhandlungen zu erwarten, die kommende Regierung dürfte kaum stabiler sein, als die vorherigen.

Derweil ist die Covid-Impfkampagne in Israel, die nur kurz vor dem offiziellen Impfstart in Deutschland begann, weit fortgeschritten: beinahe die Hälfte aller Israelis ab 16 Jahren sind mittlerweile zweimal geimpft und Israel beginnt nun auch mit den Impfungen für palästinensische Gastarbeiter. Die Anzahl an Neuinfektionen sinkt spürbar und die Regierung stellt ihrer Bevölkerung die baldige Rückkehr zur Normalität in Aussicht. Damit hat Israel, aller im Lande oft beklagten Dysfunktionalität zum Trotz, wieder einmal bewiesen, in Krisensituationen eben doch handlungsfähig und zu beeindruckenden organisatorischen und logistischen Leistungen fähig zu sein. Ein Erfolg, den sich die Regierung unter Binyamin Netanyahu zweifelsohne zuschreiben kann.

Dieser Erfolg hat natürlich auch Auswirkungen auf die Arbeit Givat Havivas: nachdem im vergangenen Frühjahr und Sommer viele unserer Programme fieberhaft auf online-Betrieb umgestellt wurden, gehen wir nun davon aus, spätestens mit Beginn des Schuljahres 2021/22 unsere Begegnungsprogramme, kommunalen Projekte und Bildungsangebote wieder in Präsenz durchführen zu können. Die letzten Monate haben zwar gezeigt, dass selbst sensible jüdisch-arabische Jugendbegegnungen mit gewissen Einschränkungen auch per Bildschirm durchführbar sind. Dennoch warten alle Beteiligten ungeduldig darauf einander endlich wieder von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, miteinander reden, spielen, essen oder singen und ja, vielleicht sogar einander wieder in den Arm nehmen zu können. Wir sind freudig gespannt auf die kommenden Monate.

Als ich im August 2012 meine Zeit als Repräsentant Givat Havivas in Europa begann war mir klar, dass mir bereits im Oktober ein neuer Generaldirektor vorgesetzt würde, den ich nur vom Hörensagen kannte: Yaniv Sagee. Yaniv krempelte den Laden erst einmal gehörig um, brachte neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit, startete eine Fülle neuer Programme und stellte gewaltige Ansprüche an die Flexibilität, aber auch die Einsatzbereitschaft seines Teams und der Partner und Partnerinnen Givat

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Havivas - in Israel und außerhalb. Es war nicht immer einfach, mit seiner Schlagzahl mitzuhalten, aber es hat sich gelohnt: Wenn er die Organisation in zwei Wochen nach acht Jahren Amtszeit verlässt, hinterlässt er ein reiches Erbe: hat unter seiner Führung erneut die Führungsrolle im israelischen "Peace Business" übernommen, ist international bekannt und für seine Expertise geschätzt und hat die Lebensrealität von zehntausenden Israelis und Israelinnen und deren Sicht auf das Land, den Konflikt und ihre Gesellschaft transformiert. Auch meine Arbeit, mein Selbstverständnis als Repräsentant und meine Sicht auf viele Aspekte israelischen Lebens und Zusammenlebens hat sich dadurch verändert und ich kann sagen, sie ist um vieles bereichert worden. Und um noch etwas bin ich reicher geworden: einen guten Freund und "Gesinnungsgenossen". Vielen Dank dafür, Yaniv! Mit diesem Newsletter heißt es Abschied nehmen von Yaniv Sagee und wir begrüßen Michal Sela, seine Nachfolgerin (siehe unten).

In einigen Tagen beginnt für die Juden in aller Welt das Pessachfest, für die Christen wenige Tage später Ostern. Jenseits der jeweiligen religiösen Bedeutungen, stehen beide für den Frühling, für Erneuerung, für Neuanfang und das Aufatmen nach den langen, dunklen Wintermonaten. In Israel ist dieses Aufatmen dank der Impferfolge bereits spürbar, wir in Europa werden noch ein bisschen weiter von der Hoffnung leben müssen. Der Frühling lässt sich hiervon jedoch nicht beeindrucken und kommt mit Macht und Kraft auf uns zu - überall beginnt es zu blühen und zu grünen. Genießen wir, allen Widrigkeiten zum Trotz, diese Tage der Erneuerung und tanken wir Kraft und neue Hoffnung!

Im Namen aller meiner Kollegen und Kolleginnen in Givat Haviva wünsche ich Ihnen von Herzen Hag Pessach Sameach und Frohe Ostern!

Ihr

Torsten Reibold

Repräsentant Givat Haviva – Europa

Liebe Freunde und Partner,

dieser Newsletter ist der letzte, den ich Ihnen als der Generaldirektor Givat Havivas schreibe. In zwei Wochen übergebe ich die Führung der Organisation in die talentierten und erfahrenen Hände von Michal Sela.

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Seit meinen Jugendtagen bin ich Mitglied der Bewegung Hashomer Hatzair. Ich bin in einer Bewegung aufgewachsen, die an die Bedeutung von Gleichheit, sozialer Gerechtigkeit und Partnerschaft unterschiedlicher Menschen und Gruppen glaubt. Wir setzten uns seit jeher dafür ein, dass diese Werte auch den Staat Israel prägen. Auch, als ich später zum Generalsekretär von Hashomer Hatzair wurde führte ich die Bewegung aus der tiefen Überzeugung heraus, dass sie auch heute noch Bestand haben. Damals hatte ich noch keine Ahnung davon, wie weit mich diese Mission noch vorantreiben würde.

Heute, nach achteinhalb Jahren intensiver Arbeit für den Aufbau einer gemeinsamen, von allen geteilten Gesellschaft in Israel verstehe ich, dass dies die notwendige und einzige Vision ist, die den Fortbestand meines Landes als demokratischen Staat ermöglicht, als eine nationale Heimat für das jüdische Volk, der gleichzeitig allen seinen Bürgern volle Gleichheit gewährleistet – unabhängig von Glaube oder ethnischer oder nationaler Zugehörigkeit. Es ist ein Staat, der dafür sorgt, seine Existenz als faire und freie Gesellschaft zu sichern. Ein Staat, der sich aber gleichwohl nicht nur nach innen um Gleichheit, Partnerschaft, Gerechtigkeit und Frieden bemüht. Das Modell der Shared Society für Israel, das in den Jahren, in denen ich die Organisation leitete, in Givat Haviva entwickelt wurde, ist notwendig, um den demokratischen Charakter des Staates Israel und die Lebensfähigkeit der beiden Völker, die in ihm leben in einem gemeinsamen Heimatland sicherzustellen.

Ich habe in den letzten achteinhalb Jahren unzählige israelische Mitbürger und Mitbürgerinnen getroffen – jüdische und arabische. Ich hatte tausende von Meetings, tausende von Telefongesprächen und Videokonferenzen. Diese Gespräche und meine Arbeit haben mich tief geprägt: Die Ungleichheit in unserem Land, unter der vor allem die israelischen Palästinenser leben, wurde mir dabei nochmals besonders eindrücklich vor Augen geführt und ich verstehe meine Verantwortung als Teil der privilegierten Mehrheit in Israel nun besser. Ich bin aber auch dankbar für den kulturellen Reichtum, dem ich ausgesetzt war und der ein Teil meiner Welt wurde. Arabische und jüdische Kultur zusammen bilden die Essenz unserer Gesellschaft – sie wäre nicht vollständig, würde ein Teil davon fehlen. Ich bin entschlossen, diesen persönlichen Wandel, der in mir stattgefunden hat, weiter in die israelische Gesellschaft zu tragen, in mein jüdisches Volk und zu allen zu bringen, die daran glauben, dass die Zukunft der Welt in der Fähigkeit liegt, in gleichberechtigter Partnerschaft und in Freundschaft zusammenzuleben und bei aller Freundschaft dennoch kulturelle Unterschiede aufrechtzuerhalten, sie auszuleben, aber auch auszuhalten.

Ich beende meine Amtszeit in Givat Haviva mit Dankbarkeit für das mir übertragene Privileg, diese wunderbare Organisation acht Jahre lang leiten zu dürfen. Ich danke der Stiftung Havatzelet und seinem Direktorium für das Vertrauen, das sie in mich gesetzt haben und für den Mut, manchen gewagten Schritt mitzugehen. Und vor allem danke ich dem großartigen Team der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Givat Haviva für ihren Einsatz und ihre unermüdliche Energie, für ihre Exzellenz und Professionalität, für ihre Kreativität und Entwicklungsfähigkeit, für ihr Vertrauen und ihren Glauben, für ihre Freundschaft und Partnerschaft. Dank ihnen ist Givat Haviva zu dem geworden, was es heute ist. Dank ihnen hat sie noch eine so bedeutende Zukunft vor sich. Viel Glück und Erfolg für dich, Michal als meine Nachfolgerin!

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חזק ואמץ!

Hasak ve´Ematz! – Stark und Mutig!

Ihr Yaniv Sagee,

Geschäftsführer Givat Haviva

* Chasak veEmatz! - Stark und Mutig ist das Motto der Jugendbewegung Hashomer Hatzair, zu der Givat Haviva gehört. Viele unserer jüdischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen waren in ihrer Jugend in ihr aktiv und sind es teils noch heute.

Erklärung der Stiftung Havatzelet zur Ablösung Yaniv Sagees und zur Berufung von Michal Sela

In seiner Sitzung am 19. Januar 2021 stimmte der Verwaltungsrat der Stiftung Havatzelet - Cultural and Educational Instotutions of Hashomer Hatzair der Wahl

von Michal Sela als nächster Generaldirektorin Givat Havivas zu. Sie löst damit Yaniv Sagee ab, der seine Tätigkeit als Direktor nach der satzungsgemäß maximalen Zeit von acht Jahren beendet.

Yanivs Amtszeit war gekennzeichnet durch eine Erweiterung der Tätigkeitsfelder Givat Havivas sowie der Ausweitung der Partnerschaften und Kooperationen mit anderen Organisationen in Israel und in der Welt. Von besonderer Bedeutung ist die Etablierung Givat Havivas als das Zentrum für die Entwicklung einer nachhaltig demokratischen Gesellschaft in Israel, der Shared Society in Theorie und Praxis. Bei der Konzeption neuartiger Programme zur Förderung der Shared Society setzte Yaniv auf intensive Kooperationen mit allen Ebenen der staatlichen Verwaltung, der politischen Entscheidungsinstanzen sowie mit zivilgesellschaftlichen Einrichtungen und der Privatwirtschaft.

Ein weiteres Verdienst Yanivs ist die Ansiedelung des ersten arabischen Jugenddorfs des Landes, »Sindiyana« auf dem Campus Givat Havivas, sowie vor drei Jahren die Eröffnung der

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GHIS, der Givat Haviva International School for Leadership and Peace und ihre Verankerung im weltweiten Verband der International Baccalaureat-Schulen.

Durch die vielen innovativen Aktivitäten stieg auch der internationale Bekanntheitsgrad Givat Havivas, der 2016 in der Anerkennung als Organisation mit besonderem beratenden Status im Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen gipfelte.

Yanivs Nachfolgerin, Michal Sela, verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Arbeit mit Medien, in der Politik und der Begleitung gesellschaftlichen Wandels - sowohl in Israel als auch international. Michal hält einen Master-Abschluss in Public Policy der Universität Oxford, einen B.A. in Geschichte und ist ausgebildete Journalistin. Ihre berufliche Laufbahn führte sie von Stationen im israelischen Fernsehen und der Knesset bis in die Stadtverwaltung von Buenos Aires und zurück nach Israel. Für die letzten zwei Jahre war sie Direktorin des Zentrums für politischen Wandel von "Shatil", dem Exekutivarm des New Israel Fund. Michal gehört seit Ihren Jugendtagen der Bewegung Hashomer Hatzair an und ist zurzeit Mitglied im Vorstand des Jugendverbands der Kibbutzbewegung.

Michal wird, nach einer gemeinsamen Einarbeitungszeit mit Yaniv, im April diesen Jahres ihren Posten als neue Generaldirektorin antreten. Damit wird Michal die dritte Geschäftsführerin in der Geschichte von Givat Haviva, mehr als 20 Jahre nachdem Rachel Aharoni aus Beit Alfa in dieser Funktion diente.

Das Direktorium Havatzelets dankt Yaniv für seine fruchtbare und erfolgreiche Amtszeit und wünscht Michal alles Gute in ihrem neuen und herausfordernden Aufgabengebiet.

Foto: Or Kaplan

Institutionelle Förderung Givat Havivas durch das Land Schleswig-Holstein

Erfolg für die Arbeit Givat Havivas in Europa: in der finalen Aussprache zum Haushalt 2021 im Februar beschloss das Schleswig-Holsteinische Parlament mit den Stimmen der Koalition und des Südschleswigschen Wählerverbands (SSW), Givat Haviva in Zukunft mit einer institutionellen Förderung von € 25.000 jährlich zu unterstützen. Diese Förderung wurde auf Antrag des SSW in den Haushalt mit aufgenommen. Die nun beschlossene Förderung ist der vorläufige Höhepunkt einer Partnerschaft zwischen Givat Haviva mit dem Land, die im Jahr 2018 mit dem Besuch des Ältestenrates des schleswig-holsteinischen Parlaments begann und die zwischenzeitlich von der Eröffnung der Ausstellung des Freundeskreises Schau mich an und einer Filmvorführung mit anschließender Podiumsdiskussion (beides im Landtag) weitergeführt wurde. Mit dem hoffentlich baldigen Ende der Kontaktbeschränkungen hoffen sowohl Givat Haviva als auch der deutsche Freundeskreis und das

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Land, dass noch in diesem Jahr weitere Aktivitäten zur Vertiefung dieser neuen Partnerschaft möglich sein warden

Lars Harms, Vorsitzender der SSW im Landtag, betonte in seiner Rede zur Verabschiedung des Haushalts die Bedeutung der Arbeit Givat Havivas für die Förderung des kulturellen und religiösen Pluralismus - ein Thema, dass dem SSW als der Vertretung der dänischen Minderheit in Schleswig- Holstein nahe liegt: "Wir vom SSW freuen uns sehr über den konstruktiven Kontakt mit Givat Haviva und hoffen, dass diese Förderung Früchte trägt und zu einem engeren Austausch führt", so Harms.

Wir danken dem Landtag von Schleswig-Holstein, der regierenden Koalition und insbesondere dem Südschleswigschen Wählerverband in Person von Lars Harms von Herzen für dieses wichtige Zeichen der Partnerschaft und der Solidarität mit Juden und Arabern in Israel. Gerade in der Zeit einer globalen Krise hat die Aufnahme dieser Förderung auch eine besondere symbolische Bedeutung.

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Zum Tode von Reiner Bernstein

Vor gut einem Monat, am 18. Februar kurz nach seinem 82. Geburtstag, verstarb der Historiker und Publizist Reiner Bernstein nach langer Krankheit. Reiner Bernstein war ein unermüdlicher Streiter für den Frieden im Nahen Osten und für Israel. Allen Anfeindungen zum Trotz (so auch der Titel der kurz vor seinem Tod erschienenen Bilanz seines Lebens) hielt er an der Formel fest, dass Frieden nur möglich wird, wenn selbst so erbitterte Feinde wie Israelis und Palästinenser bereit sind, einander die Hand zu reichen.

Reiner Bernstein war mehr als einmal Gast in Givat Haviva und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Givat Havivas waren auch Gäste bei ihm in München und traten mit ihm zusammen auf. Wir verlieren mit ihm einen streitbaren, manchmal sturen, oft als einseitig verschrienen, aber immer aufrichtigen Kämpfer für den friedlichen Ausgleich zwischen Israel und seinen palästinensischen Nachbarn. Zichrono le´Bracha – seine Erinnerung möge ein Segen sein! Eine weitere Würdigung Bernsteins finden Sie hier.

Givat Haviva International School und Jugendbegegnungsprogramme in den Medien

Bereits im November 2020 veröffentlichte die Post einen Artikel über die beiden Schulen in Israel, die das International Baccalaureat anbieten. Die Givat Haviva

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International School und die Eastern Mediterranean International School verbindet die Mission, Jugendliche aus unterschiedlichsten Ländern der Erde zusammenzubringen und so eine neue Generation von international denkenden und vernetzten Aktiven heranzubilden, die ihre Gesellschaften an die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anpassen. Die JP- Redakteurin Diana Bletter schildert hier ihre Eindrücke von beiden Schulen.

In ihrem Podcast The Branch sprach Dina Kraft vor kurzem mit Hiba Younes-Zaid und Hadas Hasidim, den Koordinatorinnen der Jugendbegegnungsprogramme Face to Face und Shared Public Space. Zusammen mit Kraft sprachen die beiden über die Heraus-

forderung, jüdisch-arabische Jugendbegegnungen als Online-Veranstaltungen zu moderieren und, welche besonderen Bedingungen diese ohnehin schon sensiblen Treffen an die Jugendlichen, ihre Lehrer und Lehrerinnen und vor allem an die pädagogischen Teams stellen. Der Podcast in englischer Sprache ist auf der Seite der Organisation Hadassa - The Women´s Zionist Organisation of America abzurufen.

Yaniv Sagee präsentierte das Givat Haviva-Modell für eine Shared Society während eines 15- minütigen Ted Talks im Rahmen der Expert School - einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe Givat Havivas und der Friedensakademie Rheinland-Pfalz.

Die Expert School bringt Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und pädagogischen Berufen in unregelmäßigen Abständen zusammen, um mit ihnen die neuesten Entwicklungen und Erkenntnisse zur Arbeit in den Shared Society-Ansätzen und der zivilen Konfliktbeilegung zu diskutieren. Das beliebte Ted Talks-Format war dieses Mal einer der Kommunikationskanäle.

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Das erste Semester des Schuljahres 2020/21 war besonders für die Mitglieder der GHIS- Community. Zwar erhielt die Schule eine Sondergenehmigung des Bildungsministeriums, den Unterricht fortzusetzen (während die meisten anderen Schulen im Land entweder ganz oder teilweise geschlossen waren), aber um Kontakte mit Dritten so gering wie möglich zu halten, durften die Jugendlichen in dieser Zeit den Campus so gut wie gar nicht verlassen.

Unter diesen Umständen konzentrierte sich das Schulteam darauf, unter unsicheren Bedingungen eine gute und angenehme Lehr- und Lernatmosphäre zu schaffen und die Schüler individuell gut zu unterstützen – auch psychologisch. Während des zweiten Halbjahres sollen nun die Arbeitskreise für Umwelt, Politik und Gesellschaft reaktiviert und die Vorbereitungen für die Exkursionen und praktischen Arbeiten der Schüler und Schülerinnen intensiviert werden. Wir hoffen, dass die Kontaktbeschränkungen allmählich aufgehoben werden können, sodass die Jugendlichen auch ihre Freiwilligenprogramme in unseren Partnergemeinschaften bald wieder aufnehmen können.

Die Winterferien der GHIS dauerten von Mitte Dezember 2020 bis Anfang Januar 2021. Aufgrund der Covid-Pandemie blieben die meisten internationalen Schüler und Schülerinnen mit ihren einheimischen Freunden oder den Gastfamilien in Israel und reisten nicht nach Hause. In Vorbereitung auf die Feiertage feierte die GHIS-Gemeinde Chanukka und Weihnachten. Zum Ende der Ferien gelang es der Schulgemeinschaft noch, eine Exkursion nach Nahal Katalev in

Page 9 of 19 den Jerusalemer Bergen zu organisieren. Bei perfektem Wetter und perfekter Atmosphäre genau der richtige Start ins neue Jahr.

Eine uninationale Einheit einer arabischen Klasse bei Face to Face. Uninationale Treffen konnten an manchen Tagen tatsächlich in den Schulen stattfinden.

Jugendbegegnungsprogramme nehmen wieder Fahrt auf

Das Schuljahr 2020-2021 begann im September mit einer intensiven Vermarktungsoffensive für die Online-Versionen der Jugendbegegnungsprogramme Face to Face und Shared Public Space und Kinder Lehren Kinder. Obwohl die Kapazitäten der Online-Programme sowohl zeitlich als auch in der Anzahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen eingeschränkt sind, hat die Nachfrage nach den Veranstaltungen zum Glück kaum nachgelassen. Sowohl die Schulen als auch die anderen Jugendeinrichtungen, mit denen Givat Haviva zusammenarbeitet, suchen dringend nach Inhalten für Homeschooling und Freizeitangebote in Zeiten der Kontaktbeschränkungen.

Die Moderatoren und Moderatorinnen der Programme nahmen an jeweils an einem dreitägigen Training teil, in dem sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse zu Online-Moderationen und der speziellen pädagogischen Herausforderungen dieser Ansätze trainieren konnten. In Übereinstimmung mit unserem Modell der Co-Moderation durch ein jüdisch-arabisches Team führen diese Teams auch gemeinsam durch die nun angebotenen Webinare. Auch das Prinzip der gleichberechtigten Sprachen bleibt vom Umstieg auf Online-Veranstaltungen unberührt. Die

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Moderationsteams arbeiten dabei von Givat Haviva aus speziell hierfür eingerichteten Räumen und unter Beachtung der Hygienevorschriften.

Diese Vorgehensweise bietet sowohl den Pädagogen und Pädagoginnen die Möglichkeit, auch weiterhin gemeinsam die Veranstaltungen zu moderieren und direkt auf die Situationen in den Webinaren reagieren zu können. Teilweise werden die Klassen und Jugendgruppen nochmals in kleinere Untergruppen aufgeteilt, um die Moderation zu vereinfachen. Zu jeweils festgelegten Zeitpunkten absolvieren die Jugendlichen dann die notwendigen Vor- und Nachbesprechungen mit den Teams. Auch die Lehrer und Lehrerinnen der beteiligten Klassen werden von den Moderationsteams vor jeder Veranstaltung intensiv gebrieft und stehen auch nach den eigentlichen Webinaren in engem Austausch mit den Teams in Givat Haviva.

Seit November finden bereits wieder die Webinare in den erwähnten Programmen statt. Trotz der ungewöhnlichen und sicherlich nicht optimalen Rahmenbedingungen der Online-Begegnungen erhielten die Teams bisher überwiegend positive Rückmeldungen. Wir wünschen weiterhin viel Glück und hoffen, dass spätestens mit Schuljahresbeginn 2021/22 die Präsenzveranstaltungen wieder aufgenommen werden können.

Kinder Lehren Kinder: Covid-19 stärkt den Zusammenhalt

Eine Herausforderung stellen Online-Meetings auch für die Beteiligten an Kinder Lehren Kinder dar: Einander kennenzulernen, Vertrauen zu gewinnen aber auch inhaltliche Diskussionen zu führen, ist schwierig, wenn man sich nur über einen Computerbildschirm sieht. Liegt das Erfolgsrezept des Programms eigentlich genau in echter Begegnung und physischer Nähe, fallen diese Komponenten mit den Kontaktbeschränkungen bis auf sehr wenige Ausnahmen komplett weg. Dennoch ist es dem Projektteam gelungen, technisch funktionierende und inhaltlich anspruchsvolle Online-Begegnungen zu konzipieren, an denen mittlerweile weit mehr als 100 Jugendliche aus drei jüdischen und drei arabischen Schulen teilnehmen konnten. Weitere Begegnungen sind bereits geplant.

Die Treffen konzentrieren sich dabei vor allem darauf, das Kennenlernen auch aus der Ferne heraus zu zelebrieren und mit den Jugendlichen die vielfältigen Herausforderungen mit der komplexen Realität der Corona-Zeit zu diskutieren und Wege zu finden, mit ihnen zurecht zu kommen. Die Teams versuchen dabei, vor allem die Ähnlichkeit der Situation herauszukristallisieren, denen sowohl die jüdischen als auch die arabischen Jugendlichen ausgesetzt sind. Entsprechend schnell stellt sich dabei ein Gefühl der Gemeinsamkeit und der Solidarität ein. Aber auch Fragen des allgemeinen Zusammenlebens und der Shared Society sind weiterhin Themen bei den Treffen und werden intensiv erörtert. Viele Jugendliche beteiligen sich rege an diesen Diskussionen und nehmen viel daraus für sich mit, berichten die Lehrer und Lehrerinnen der beteiligten Klassen.

Auch die intensive Vorbereitung der pädagogischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf die Arbeit online hat sich gelohnt: „Wir haben die Zeit im letzten Jahr richtig genutzt, um unsere Teams im Umgang mit den Online-Tools zu schulen und ihr Selbstvertrauen hinsichtlich der Nutzung dieser neuen Techniken zu stärken“, sagt Zacharia Mahameed, einer der Programmdirektoren. Auch habe die neue Situation den Zusammenhalt in der Gruppe gestärkt.

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„Unser Team ist, trotz allem und trotz der Tatsache, dass auch wir uns fast ausschließlich online treffen konnten, an dieser Herausforderung gewachsen“, so Zacharia.

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Araber und Juden treffen sich auf dem Nachbarschaftsweg

Dank der langersehnten winterlichen Regenfälle sind Wanderungen durch die israelische Natur zurzeit besonders reizvoll: Mohn, Veilchen, Anemonen und viele andere Pflanzen blühen seit Wochen um die Wette und verwandeln die Landschaft der nördlichen israelischen Küstenebene und des arabischen Dreiecks in ein Farbenmeer. Mitten hindurch führt der Nachbarschaftsweg, ein Gemeinschaftsprojekt der Shared Communities-Gemeinden Baqa-Jatt Municipal Council und . Vier Jahre haben die beiden Gemeinden zusammen diesen Weg geplant, Zuschüsse beantragt, die Route ausgewiesen und eingerichtet. Das Projekt drückt die Vision der beiden Nachbargemeinden aus, ein regionales Bewusstsein für Juden und Araber zu schaffen, das sich in gemeinsamen Projekten zur Freizeitgestaltung und Bemühungen um die die Erhaltung und Pflege der Umwelt in der Region äußert. Auch die Abteilung für ländlichen Tourismus des Landwirtschaftsministeriums in Jerusalem war an der Konzeption und Umsetzung des Weges beteiligt. Die Bürgermeister der beiden Gemeinden Ilan Sadeh und Raed Daqa zeigten sich kürzlich zufrieden mit der Entwicklung des Weges: Im Jahr 2020, dem ersten vollen Jahr seines Bestehens, schätzten Offizielle mehrere tausend Besucher auf dem Weg. Es ist zu erwarten, dass nach den pandemiebedingten Einschränkungen diese Zahl noch steigen dürfte.

Der Weg ist auf seiner gesamten Länge durchgängig markiert und mit erklärenden Schildern auf Hebräisch und Arabisch versehen. Die Beschilderung führt Wanderer, Reiter und Jogger auch immer wieder auf Abstecher zu bedeutsamen Punkten in der Landschaft, an denen sie etwas über die Geschichte und Entwicklung ihrer Heimatregion erfahren, etwas über Umweltschutz lernen oder einfach nur die Aussicht genießen können. Unterwegs aufgestellte Stationen eignen sich für eine Rast in der Natur. Trotz der Corona-Beschränkungen konnten die Bewohner der Region während des Winters Zeit draußen verbringen, um die Natur zu genießen und unterwegs auf ihre Nachbarn treffen. Auf diese Weise finden immer wieder interessante Treffen zwischen jüdischen und arabischen Israelis aus den umliegenden Gemeinden statt. Die Vision des Trail- Projekts erfüllt sich so in der Praxis.

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Treffen des regionalen Umweltverbands

Trotz der Schwierigkeiten, während der Pandemie gemeinsame Treffen abzuhalten, traf sich der regionale Umweltverband im um Umweltprojekte in der Region des Wadi Ara zu fördern und die Kommunikation zwischen den beteiligten Kommunen und mit den Bürgern und Bürgerinnen zu verbessern. Schwerpunkt der Bemühungen waren die Sanierung des Nahal Joroff genannten Bachlaufs zwischen zwischen den Orten und Mu'awiyah sowie die Beratungen zur Verhinderung illegaler Abfallentsorgung in der Region. Private und gewerbliche illegale Abfallentsorgung ist ein allgemeines Problem in Israel. Die Vermüllung von Naturlandschaften belästigt nicht nur die Anwohner und Besucher sondern stört das empfindliche ökologische Gleichgewicht in einer ohnehin schon sehr stark belasteten und zersiedelten Umwelt noch mehr. Die im Umweltverband zusammengeschlossenen Kommunen beraten regelmäßig zu neuen Ansätzen, wie dies zu verhindern ist.

Safah Meshutefet - Hebräischprogramm für arabische Schulen

Bereits in unserem letzten Newsletter berichteten wir, dass Givat Havivas Hebräisch-Sprachprogramm an arabischen Mittelschulen seit September Teil des systemübergreifenden Entwurfs des Bildungsministeriums für den Unterricht umgangssprachlichen Hebräischs an Schulen in der arabischen Gemeinschaft ist. Im Rahmen dieser Einbindung wurde auch der Name geändert: von Yihiye Beseder ("alles wird gut") zu Safah Meshutefet ("gemeinsame Sprache"). Diese Änderung ist nicht nur ästhetischer Natur, sondern soll die Bedeutung des Hebräischen als verbindende Klammer für alle Israelis herausstellen.

Neben den tausenden arabischer Jugendlicher, die auch in diesem Jahr als Teil ihres regulären Unterrichts am Programm teilnehmen (natürlich zumeist in Form von Distanzunterricht), expandierte das Programm mit ministerieller Hilfe auch auf weiteren Gebieten. So fanden seit September letzten Jahres bereits drei regionale Zoom-Konferenzen für arabische Schulleiter und Schulleiterinnen statt, an der sich auch regionale Schulaufsichtsbehörden, die Schulträger und Givat Haviva beteiligten, um das Programm weiter zu bewerben. Als Keynote-Speaker war auf allen Veranstaltungen Abdallah

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Khatib, der Direktor der Abteilung für arabische Bildung im Ministerium zugegen. Die pädagogischen Leiter und Leiterinnen des Programms in Givat Haviva und im Ministerium hielten zusätzlich dazu ein pädagogisches Online-Treffen für die beteiligten jüdischen Lehrer und Lehrinnen ab, in dem pädagogische und inhaltliche Fragen besprochen aber auch das Gefühl der Gemeinsamkeit unter den Lehrkräften gefördert werden sollte. Ungefähr vierzig Lehrerinnen und Lehrer aus dem ganzen Land nahmen teil.

Im Dezember startete Givat Haviva parallel zum Programm sein Begleitprojekt Shotafim La´Derech ("Partner auf dem Weg"), das eine Plattform des Austauschs zwischen den jüdischen Lehrern und Lehrerinnen des Programms und erfahrenen arabischen Kollegen sein soll. Die jüdischen Beteiligten sollen sich mit ihren arabischen Pendants über kulturelle Eigenheiten im Unterricht austauschen und so besser auf die Begegnung mit den arabischen Schülern und Schülerinnen vorbereitet werden. Darüber hinaus bietet die Plattform die einzigartige Möglichkeit des regelmäßigen fachlichen Austausch zwischen arabischen und jüdischen Lehrkräften in Israel und damit auch der Annäherung dieser beiden Gruppen. Die Eröffnungsveranstaltung war in eine der Zoom-Konferenzen für die Schulleiter integriert, bei der das Programm Shotafim La´Derech erläutert wurde.

Das Programm besteht größtenteils aus persönlichen Mentorensitzungen zwischen Lehrern und Lehrerinnen, die an der gleichen Schule unterrichten sowie aus einzelnen größeren Konferenzen. Vermittelt werden, neben kulturellen Kenntnissen, vor allem praktische Werkzeuge zur Umsetzung des Programms in den Schulen. Die Lehrerinnen und Lehrer erhalten so die Möglichkeit, untereinander verschiedene Lehr- und Unterrichtskonzepte zu erörtern und die verschiedenen pädagogischen Herangehensweisen im jüdischen und arabischen Schulunterricht zu verstehen. Insgesamt nahmen rund 180 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus der jüdischen und arabischen Gesellschaft an drei Konferenzen teil. Das Programmteam Givat Havivas erhielt sehr positive Rückmeldungen von den Teilnehmern und es erscheint, dass mit diesen Begegnungen für die Lehrenden eine wichtige Lücke im Programm geschlossen wurde.

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Bara´em High Tech gratuliert den ersten akademischen Absolventen

Givat Haviva und das Team des High Tech-Seeds Programms sind stolz, im sechsten Jahr seines Bestehens seinen ersten zehn voll ausgebildeten Absolventen und Absolventinnen gratulieren zu können. Alle zehn haben im ersten Jahr des Projekts für begabte arabische Jugendliche das Programm als schulbegleitendes Vorstudium in Computerwissenschaften begonnen. Nun haben sie erfolgreich ihre Prüfungen zum Bachelor of Science in Informatik am Netanya College abgelegt. Ihnen eröffnet sich nun eine Jobperspektive im stärksten und bestbezahltesten Innovationssektor der an Innovationen nicht armen israelischen Wirtschaft. Dies ist nicht nur ein persönlicher Erfolg für sie sondern ein wichtiger Schritt für die arabische Gesellschaft Israels auf ihrem Weg in den Mainstream Arbeitsmarkt!

Derzeit sind in allen Klassen knapp 180 Schüler und Schülerinnen eingeschrieben. Die Studien finden seit März 2020 online statt und werden noch mindestens dieses Semester auch so fortgesetzt. Die Studierenden können sich von zu Hause aus auf der Website des Programms einloggen, um online am Unterricht teilzunehmen und auf das Lehrmaterial zuzugreifen. Obwohl dies, gerade in einem so komplexen Fach eine besondere Herausforderung darstellt, sind alle Beteiligten nach wie vor hochmotiviert und auch ihre Lehrer und Lehrerinnen sind zufrieden mit den Erfolgen ihrer Schützlinge unter den Corona-Bedingungen. Givat Haviva hofft, in den nächsten Jahren noch Absolventen und Absolventinnen zu ihrem Studienabschluss gratulieren zu können.

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Kunst mit Jugendlichen in der Pandemie. Through Other´s Eyes währen Covid-19

Auch das Programm Through Other´s Eyes – Mit den Augen des Anderen unterliegt in der Pandemie den allgemeinen Vorgaben zum Infektionsschutz. Es ist den Koordinatoren und Koordinatorinnen im Kunstzentrum jedoch trotzdem gelungen, auch für das Schuljahr 2020/21 ein Programm zu konzipieren, dass sowohl diesen Vorgaben als auch dem Geist des Programms – Austausch und Begegnung durch künstlerische Arbeit – Rechnung trägt.

Das Programm 2020/21 startete bereits im Oktober mit einer einer neuen Gruppe von neun jüdischen und neun arabischen Jungen und Mädchen aus dem Wadi Ara und Umgebung. Die fotografische Ausbildung übernahmen Jinan Halabi und Dana Friedlander, Tav Sagee ist der organisatorische und pädagogische Leiter. Er wird von Yara Biadsa unterstützt, einer Alumna des Programms und Lehramtsstudentin. Waren zu Beginn des Programms im Winter noch einige wenige physische Begegnungen möglich, wurden mit zunehmenden Infektionszahlen und während des späteren dritten Lockdowns zu Anfang des Jahres 2021 viele der Begegnungen als Webinare abgehalten. Insbesondere die Einführung in die digitale Fotografie und fotografische Ausdruckstechniken fanden größtenteils online statt. Während der Zeiten, in denen Präsenzveranstaltungen möglich waren, trafen sich die Beteiligten auf dem Campus Givat Havivas zumeist im Freien und erschufen dort ihre ersten fotografischen Arbeiten. Weiterhin sind noch Studienreisen und natürlich die gegenseitigen Besuche zuhause geplant. Diese unterliegen jedoch den sich häufig ändernden Auflagen zum Infektionsschutz. Das Team hofft dennoch, dass mit Fortschreiten der Impfkampagne und den bereits jetzt sinkenden Infektionszahlen die Hausbesuche gegen Programmende möglich sein werden. Diese sind das Herzstück des Programms und bilden Inspiration für die Abschlussarbeiten der Jugendlichen. Die Hausbesuche vermitteln Kultur, Selbstverständnis und Identität der Teilnehmer und Teilnehmerinnen unmittelbar, und geben den Jugendlichen so einen ungefilterten Eindruck von der Realität jüdischen und arabischen Lebens in Israel. Auch die Familien und Nachbarschaften der Jugendlichen sind in diese Besuche mit eingebunden.

Eine Alumni-Gruppe des Projekts traf sich ebenfalls im letzten Jahr zu einem Workshop, bei dem sie untereinander ihre Gefühle angesichts der Krise und Fragen des jüdisch-arabischen Konflikts in Israel besprachen. Am Ende des Webinars entschlossen sich die Jugendlichen, Lebensmittelspenden an bedürftige jüdische und arabische Familien (von denen es aufgrund der durch Covid-19 und den wochenlangen Lockdowns verursachten wirtschaftlichen Verwerfungen viele gibt) in den Städten Pardes-Hanna und Kfar Qara zu verteilen. Die gesamte Aktion wurde unter dem Titel „Imassar“ promotet – einem hebräisch-arabischen Kunstwort, in dem die Begriffe „ Reise“, „Glaube“, „unser Volk“ und „Botschaft“ enthalten sind.

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Neue Programmideen im Kunstzentrum

Die Kurse und Veranstaltungen des Kunstzentrums gingen während der letzten Monate unvermindert weiter. In den Zeiten relativer Entspannung waren die Programme vor Ort in den Ateliers aktiv, während unter Lockdown-Bedingungen die meisten Programme recht erfolgreich auf Webinar-Veranstaltungen ausweichen konnten. Zwischenzeitlich entwickelte das Team des Kunstzentrums zwei neue Programmideen, die nun langsam umgesetzt werden sollen:

Neu Sehen - Schulungsprogramm für jüdische und arabische Fotografie-Lehrer und Lehrerinnen: Im Projekt sollen Lehrer und Lehrerinnen, die sich mit für Fotografie beschäftigen, erlernen, wie sie diese Kunstform zur verwenden können, um sich selbst und ihre Lebensrealität „dem Anderen“ zu vermitteln. Das Programm versucht also, den Beteiligten Werkzeuge zu vermitteln, wie sie durch ihre Arbeit ihre eigene ethnonationale Blase verlassen und mit angehörigen anderer ethnischer oder sozialer Gruppen über ihre Fotografie in Austausch treten können. Neu Sehen ist also eine Fortschreibung der Idee von Mit den Augen des Anderen für erwachsene Kunstschaffende.

Gemeinsames Residenz-Programm für junge jüdische und arabische Kunstschaffende. Im zweiten Programmansatz möchte das Kunstzentrum mehreren jüdischen und arabischen Absolventen von Kunstschulen im Lande eine dreimonatige Residenz auf dem Campus Givat Havivas ermöglichen. Auf dem Programm dieser Residenz stehen zum einen die Einrichtung eines eigenen

Page 18 of 19 kleinen Schaffensraums in einem der Ateliers des Zentrums sowie Gespräche und Workshops, wie man sich auf dem Kunstmarkt etabliert, Begegnungen Ausdrucksformen im jüdischen-arabischen Spannungsfeld sowie Tage der offenen Tür für interessierte Schüler und Schülerinnen der Region. Insbesondere in den arabischen Schulen ist Kunstunterricht aufgrund fehlender Budgets und Zeit oft Mangelware. Mit offenen Angeboten sollen interessierte Jugendliche einen Einblick in künstlerische Gestaltungsformen erhalten und ihr „Appetit“ auf die Beschäftigung mit ihrer musischen Seite geweckt werden. Dieses Programm findet in Kooperation mit der renommierten Bezalel-Akademie für Kunst und Design in Jerusalem statt.

Weiter Online-Kurse in umgangssprachlichem Arabisch

Das Zentrum für arabische Sprache und Kultur setzt seine während des letzten Jahres eingeführten online-Sprachkurse vorerst weiter fort. Die Online-Plattform ermöglicht die Schaffung homogener Klassen und effektiven Unterrichts mit Schülern und Schülerinnen aus dem ganzen Land, die mit Spaß und Motivation dabei seien, berichten die Lehrkräfte.

Aber auch Präsenzunterricht wird wieder angeboten: trotz der relativ kurzen Bewerbungsfrist haben sich bereits 70 Studierende für die Sommerkurse auf dem Campus angemeldet. Im Zentrum hofft man nun, nach denselben Kriterien auch im Herbst wieder Präsenzveranstaltungen anbieten zu können, während die Online-Kurse auch weiterhin als Alternative auf nationaler Ebene angeboten werden. In Kürze will das Sprachzentrum auch spezielle Kurse für Business- und Facharabisch anbieten und die Möglichkeiten von Angeboten für ein internationales Publikum prüfen.

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