Kooperation Oder Konfrontation?

Total Page:16

File Type:pdf, Size:1020Kb

Kooperation Oder Konfrontation? Halbzeit Kooperation der Großen Koalition oder Konfrontation? Thomas Habicht „Große Koalitionen machen keine große humorvoll. Während Vizekanzler Mün- Politik“, meint der liberale Grandseig- tefering auf Pressekonferenzen „Empö- neur Otto Graf Lambsdorff. Focus-Korres- rung und Zorn“ über die Koalitionsarbeit pondent Henning Krumrey spottet, die öffentlich inszeniert, ja nicht einmal vor Merkel-Regierung sei nicht durch den Schröder-Nostalgie zurückschreckt, ge- kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern nießt Angela Merkel die Kanzlerschaft. den größten gemeinsamen Unsinn ge- Keinem Amtsvorgänger gelang es je, in prägt. Auch Kurt Georg Kiesinger, Kanz- den Meinungsumfragen zum beliebtesten ler der ersten Regierung von Union und Politiker Deutschlands aufzusteigen. Die SPD in den Sechzigerjahren, beurteilte demoskopische Spitzenposition mussten das Koalitionsmodell skeptisch. Kiesin- alle früheren Kanzler Bundespräsidenten ger vermisste die Richtlinienkompetenz oder Außenministern überlassen, weil de- des Chefs und klagte, er sei nur ein wan- ren Ämter von innenpolitischen Konflik- delnder Vermittlungsausschuss. ten weitgehend unberührt sind. Zyniker Manchmal wird sich Bundeskanzlerin meinen, die Amtsinhaber müssten nur die Angela Merkel an Kiesinger erinnert füh- richtigen Anzüge tragen, um brillant zu len. Sie äußert zwar selbstbewusst, am wirken. Merkel aber wird der demosko- Ende sei sie es, die entscheiden müsse. pische Durchbruch nach ganz oben zuteil. Zugleich verweist Merkel aber auf die Die erste Frau am mächtigsten Schreib- vier Machtzentren ihrer Regierung: das tisch der Republik profitiert vom Über- Kanzleramt, die CDU/CSU-Bundestags- raschungseffekt, dass „Kohls Mädchen“ fraktion, die SPD-Fraktion und jene elf eine gute Figur macht und auf der Welt- Ministerpräsidenten der Union, die ihr bühne hoch geachtet wird. Sie spricht ein Amt aus eigener Kraft eroberten und es ordentliches Englisch und vermag sogar, nicht im Gegenwind zur Berliner Politik sich mit dem russischen Präsidenten in wieder verlieren wollen. Merkel sei ge- dessen Muttersprache zu verständigen. fangen in den Machtzentren der Großen Doch kontrastiert die Zufriedenheit in Koalition, fürchtet die Neue Zürcher Zei- der Chefetage des Kanzleramtes mit dem tung. Reizklima beider Koalitionsfraktionen, vom Zustand der beteiligten Parteien Höchste Beliebtheitswerte ganz zu schweigen. Einen „Hühnerhau- Doch wie eine Gefangene wirkt die Pfar- fen“ nannte Hessens Ministerpräsident rerstochter aus dem brandenburgischen Roland Koch die SPD. Deren Fraktions- Templin ganz und gar nicht. Wer ihr in chef Struck schmähte Innenminister kleinerem Kreis begegnet, gewinnt den Schäuble als „Amokläufer“. „Wir wollen Eindruck, dass Merkel Freude an ihrem keine Koalition, wo die SPD mit harten Amt hat. Sie ist lockerer denn je, selbst Themen im Maschinenraum schwitzt, die zu später Stunde hellwach und ungeahnt Union dagegen vom Sonnendeck winkt“, Nr. 454 · September 2007 Seite 21 Thomas Habicht schimpfte SPD-Generalsekretär Huber- Schröder den Konsens. Erst der Merkel- tus Heil – und gestand indirekt strategi- Regierung gelang es, die gegenseitigen sche Fehler seiner Partei bei der Ressort- Blockaden von Bundestag und Bundesrat verteilung am Schluss der Koalitionsver- weitgehend aufzuheben bei Stärkung der handlungen ein. CDU/CSU-Fraktions- Länderkompetenzen. Schon im Gesetzge- chef Volker Kauder wiederum amüsierte bungsverfahren zur Föderalismusreform sich über die SPD-Aufforderung an die machten sich jedoch die internen Flieh- Kanzlerin, ihre Union auf Kurs zu brin- kräfte der Koalition bemerkbar. SPD-Ab- gen. Das sei, als ob kleine Kinder „Mama, geordnete wehrten sich gegen die Verla- hilf“ riefen. gerung der Bildungskompetenz an die Länder. Der Schweriner Ministerpräsi- Guter Anfang dent Ringstorff votierte gegen die bun- Begonnen hatte die Große Koalition aller- desstaatliche Neuordnung, weil er den dings in einer guten Atmosphäre. Ein lite- Finanzwettbewerb zwischen armen und rarisch versierter Unionspolitiker fühlte reichen Ländern fürchtete. Vollends tra- sich an Hermann Hesses Wort vom „Zau- ten die unterschiedlichen Grundüberzeu- ber des Anfangs“ erinnert. Zwar wirkten gungen der Parteien dann beim Anti- fast vier Jahrzehnte der bundespolitischen diskriminierungsgesetz und der Gesund- Gegnerschaft in den Koalitionsfraktionen heitsreform zutage. Zu Oppositionszeiten nach. Aber im Kabinett fanden sich Union hatte die CDU/CSU das rot-grüne Anti- und SPD unter Merkels Regie schnell diskriminierungsgesetz zum Schutz von zusammen. In einem unvorsichtigen Minderheiten als bürokratisches Mons- Moment wurde Gesundheitsministerin trum verworfen. Doch nach dem Macht- Ulla Schmidt mit der Bemerkung ver- wechsel lenkte Merkel gegenüber Justiz- nommen, zum ersten Mal seit Jahren dürfe ministerin Zypries ein. Unionsabgeord- sie am Kabinettstisch ausreden. Verbrau- nete sahen sich als Zustimmungsautomat cherminister Seehofer verglich Merkels missbraucht. Arbeitsstil mit der Präzision eines mobilen Computertomografen. Duzfreundschaf- Wachsende Konflikte ten entstanden quer durch die Parteien An der Gesundheitsreform wäre die Re- wie zwischen den Fraktionschefs Kauder gierung fast zerbrochen. Nur das parla- und Struck. Im Schwung des guten An- mentarische Kraftpotenzial einer Großen fangsklimas bewältigte die Große Koali- Koalition vermag an sich, die Herku- tion Herausforderungen, an denen sich lesaufgabe zu schultern: Mit 270 Milli- kleinere Bündnisse erfolglos abgearbeitet arden Euro pro Jahr setzt die Gesund- hätten: Die Heraufsetzung des Renten- heitsbranche fast so viel Geld wie der alters – zwingende Folge der demogra- gesamte Bundeshaushalt um. 4,2 Milli- fischen Entwicklung – gelang nur, weil onen Arbeitsplätze sind betroffen, sodass keine der großen Volksparteien von der jede Korrektur volkswirtschaftliche Brei- Opposition aus dagegen kämpfte. Auch tenwirkung hat. Obwohl die Deutschen die Föderalismusreform bedurfte der das drittteuerste Gesundheitssystem der Zweidrittelmehrheit. Zwar hatten sich die Welt finanzieren, weist die Versorgungs- Unterhändler von Union und SPD, Stoi- effizienz Mängel auf. Doch statt des ber und Müntefering, auf die größte großen Durchbruchs bewältigte die Mer- Grundgesetzänderung seit Bestehen der kel-Regierung nur wenige, wenn auch Republik schon zu rot-grünen Regie- zum Teil sinnvolle Korrekturen. Zu un- rungszeiten geeinigt, aber kurz vor der terschiedlich waren die Ausgangspo- Bundestagswahl 2005 zerstörte Kanzler sitionen von Union und SPD. „In der Seite 22 Nr. 454 · September 2007 Kooperation oder Konfrontation? Gesundheitspolitik ziehen alle am glei- Koalitionsparteien, je mehr es um die chen Strang, aber jeder in eine andere Ausgangsposition für die nächsten Ur- Richtung“, stöhnte ein Berliner Koali- nengänge geht. tionär. Josef Schlarmann, Vorsitzender der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Substanzverlust der SPD formulierte den kühnen Satz: „Frau Mer- Seit der Bundestagswahl 2005 verlor die kel muss ihre SPD-Politik einstellen“, SPD Schröder als Kanzler, Müntefering während der Gesundheitspolitiker Karl und Platzeck als Parteichefs sowie das rot- Lauterbach seine Genossen anstachelte, grüne Wunschprojekt. Der Mitglieder- den Widerstand der Union gegen die rückgang beschleunigte sich nochmals. Einheitsversicherung für Busfahrer und Im Zeitraum 1990 bis 2007 halbierte sich Millionäre zu brechen. Am Ende stand ein die SPD-Mitgliedschaft fast von 920 000 Kompromiss, auf dessen Grundlage beide auf 552 000 Genossen. Nur noch in fünf Seiten den Wahlkampf 2009 bestreiten Bundesländern stellen Sozialdemokraten können. Der beschlossene Gesundheits- den Regierungschef. Das lückenhafte fonds wäre als Finanzbasis sowohl für Talentreservoir in den Ländern schlägt die spätere Einführung der SPD-Bürger- sich im personellen Mittelmaß der Bun- versicherung als auch für das Prämien- destagsfraktion nieder. Fünf SPD-Chefs modell der Union geeignet. arbeiteten nach 1999 am Entwurf des neuen Parteiprogramms, dessen Verab- Krisensitzungen und Kraftproben schiedung noch immer kontrovers ist. Die Merkels Anspruch auf die „Politik der Konkurrenz der Linkspartei unter ihrem kleinen Schritte“ wurden die halbherzige fahnenflüchtigen Ex-Vorsitzenden Lafon- Unternehmenssteuerreform und der wi- taine verfolgen Sozialdemokraten gera- dersprüchliche Kompromiss zum Min- dezu traumatisiert. Statt sich zur eigenen destlohn zwar ebenfalls gerecht, aber die Reformpolitik zu bekennen, leben sie Entscheidungen erforderten Krisensit- Phantomschmerzen nach dem Verlust zungen und hinterließen in den Koali- großer Teile ihrer gewerkschaftlichen Ba- tionsfraktionen frustrierte Parlamenta- sis aus. rier. Obwohl Union und SPD in Fragen „Die SPD steht auf zwei Beinen, einem der inneren Sicherheit an sich mehr über- von Tony Blair und einem von Oskar La- einstimmen als die SPD mit den Grünen fontaine – das macht das Gehen nicht oder die Union mit der FDP, machen So- leichter“, beschrieb Klaus von Dohnanyi zialdemokraten Innenminister Schäuble die Identitätssuche seiner Partei. Franz zum Feindbild. Selbst in der Außenpoli- Müntefering warnte, die SPD dürfe nicht tik, dem an sich unstrittigsten Thema, einer öffentlichen Selbsterfahrungsgrup- kommt es zu Kraftproben. Im Afghanis- pe gleichen. Er selbst ist allerdings Teil tan-Konflikt werfen linke Sozialdemokra- des Problems. Münteferings ursprüngli- ten der Union Amerika-Hörigkeit vor, ches Konzept, als Vizekanzler und Partei- während sich Unionspolitiker über die chef die Klammer zwischen Regierungs- Differenzen zwischen SPD-Spitze
Recommended publications
  • Was Ist Konservativ? Eine Spurensuche in Politik, Philosophie, Wissenschaft, Literatur
    Markus Porsche-Ludwig & Jürgen Bellers (Hg.) Was ist konservativ? Eine Spurensuche in Politik, Philosophie, Wissenschaft, Literatur Verlag Traugott Bautz GmbH Markus Porsche-Ludwig & Jürgen Bellers (Hg.) Was ist konservativ? Eine Spurensuche in Politik, Philosophie, Wissenschaft, Literatur mit Artikeln und Beiträgen von Kurt Beck . Günther Beckstein . Edmund Burke . Erhard Eppler . Alois Glück . Johann Wolfgang von Goethe . Wilhelm Hankel . Georg Wilhelm Friedrich Hegel . Gunnar Heinsohn . Hans-Olaf Henkel . Hugo von Hofmannsthal . Vittorio Hösle . Franz Josef Jung . Helmut Kohl . Annegret Kramp-Karrenbauer . Winfried Kretschmann . Hermann Lübbe . Odo Marquard . Joachim Kardinal Meisner . Angela Merkel . Franz Müntefering . Ovid . Cem Özdemir . Joseph Kardinal Ratzinger . Helmut Schelsky . Robert Spaemann . Adalbert Stifter . Botho Strauß . Franz Josef Strauß . Martin Walser u.a. (Bundestagsabgeordnete, Minister, Professoren, Naturwissenschaftler, Industrielle) Verlag Traugott Bautz GmbH COVER, LAYOUT & SATZ: Elke Molkenthin mo.tif visuelle kunst | www.mo-tif.de Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-88309-785-5 August 2013 © Verlag Traugott Bautz GmbH Ellernstr. 1 D-99734 Nordhausen Tel.: 03631/466710 Fax: 03631/466711 E-Mail:[email protected] Internet: www.bautz.de INHALTSÜBERSICHT Vorwort . 15 A. Konservative heute: Ja oder Nein, hic salta . 17 Karl Acham . 17 Konrad Adam . 18 Menno Aden . 19 Konrad Adenauer . 23 Christina Agerer-Kirchhoff . 23 Heinz Josef Algermissen . 24 Hannah Arendt . 25 Andreas Arndt. 26 Ronald G. Asch. 26 Heinrich Badura . 27 Dorothee Bär. 29 Th omas Bareiß . 30 Arnulf Baring . 31 Heinrich Beck . 31 Kurt Beck . 33 Volker Beck .
    [Show full text]
  • Print Story: Anti-Nokia Backlash Grows in Germany on Yahoo! News 01/20/2008 10:11 PM
    Print Story: Anti-Nokia backlash grows in Germany on Yahoo! News 01/20/2008 10:11 PM Back to Story - Help Anti-Nokia backlash grows in Germany by Yannick Pasquet Sun Jan 20, 11:25 AM ET Anti-Nokia anger in Germany for closing a factory is growing with politicians publicly ditching the firm's phones and joining calls for a national boycott in Europe's largest economy. The Finnish mobile phone giant said on Tuesday it plans to close the factory in Bochum in the Ruhr industrial heartland and shift production to Romania where labour costs are lower. The closure will result in 2,300 job losses. Finance Minister Peer Steinbrueck, from the left wing party in Chancellor Angela Merkel's governing coalition, attacked what he called Nokia's "caravan capitalism." Kurt Beck, head of the Social Democrats (SPD) party, has banned Nokias from his home, while Merkel has said consumers had a right to favour appliances "made in Germany." "As far as I am concerned there will be no Nokia mobile phone in my house," Beck told the Bild am Sonntag newspaper. "For me, and this is doubtless the case with many other Germans, the name of Nokia has not sounded good for the past week. I don't want to be reminded of the incredible source of anger every time I am on the phone." Horst Seehofer, consumer protection minister and a member of Merkel's conservative Christian Democratic Union (CDU), has hinted that he might ban Nokia phones in his ministry. And Peter Struck, head of the SPD in parliament, said on Friday that he has returned his Nokia N-95.
    [Show full text]
  • The SPD's Electoral Dilemmas
    AICGS Transatlantic Perspectives September 2009 The SPD’s Electoral Dilemmas By Dieter Dettke Can the SPD form a Introduction: After the State Elections in Saxony, Thuringia, and Saarland coalition that could effec - August 30, 2009 was a pivotal moment in German domestic politics. Lacking a central tively govern on the na - theme in a campaign that never got quite off the ground, the September 27 national elec - tional level, aside from tions now have their focal point: integrate or marginalize Die Linke (the Left Party). This another Grand Coali - puts the SPD in a difficult position. Now that there are red-red-green majorities in Saarland tion? and Thuringia (Saarland is the first state in the western part of Germany with such a major - How has the SPD gone ity), efforts to form coalitions with Die Linke might well lose their opprobrium gradually. From from being a leading now on, coalition-building in Germany will be more uncertain than ever in the history of the party to trailing in the Federal Republic of Germany. On the one hand, pressure will mount within the SPD to pave polls? the way for a new left majority that includes Die Linke on the federal level. On the other hand, Chancellor Angela Merkel and the CDU/CSU, as well as the FDP, will do everything to make the prevention of such a development the central theme for the remainder of the electoral campaign. The specter of a red-red-green coalition in Berlin will now dominate the political discourse until Election Day. Whether this strategy will work is an open question.
    [Show full text]
  • Rhineland-Palatinate Elects Its First Red-Green Government
    Sports Cars, Sleaze and Gamma Rays: Rhineland-Palatinate Elects Its First Red-Green Government Kai Arzheimer∗ Abstract The 2011 election in Rhineland-Palatinate was a political earthquake: Following a string of political scandals, the SPD lost almost ten percentage points of their support, while the CDU could hardly improve on their disastrous 2006 result. The FDP is no longer represented in the state parliament. The Greens more than tripled their last result, allowing them to enter a coalition with the SPD for the first time. Analyses at the municipal level show that the party improved most in their urban strongholds while still showing a (relatively) weak performance in rural areas. This will make it difficult to sustain the momentum of their victory. Moreover, the SPD is battered and bruised and needs to select a new leader, but veteran minister president Kurt Beck shows no inclination to step down. This does not bode well for a coalition that needs to organise the state's fiscal consolidation and structural transformation. This is the author's version of this paper. The final version will appear in German Politics vol. 20 Introduction Historically, Rhineland-Palatinate has been a hyper-stable Land. From 1947 on, the state was governed by CDU/FDP coalitions.1 It was not before 1991 that the SPD replaced the CDU (by now embroiled in a host of political problems on both the federal and the Land level) as the strongest party and in turn formed a government with the Liberals. This SPD/FDP coalition was returned to government in the 1996 and 2001 elections, thereby maintaining the notion of the state's alleged desire for continuity.
    [Show full text]
  • Koalition Der Kraftlosen Angela Merkel Und Franz Müntefering Stehen Einer Regierung Vor, Die Schon Ein Jahr Nach Amtsantritt Zerschlissen Wirkt
    Titel Koalition der Kraftlosen Angela Merkel und Franz Müntefering stehen einer Regierung vor, die schon ein Jahr nach Amtsantritt zerschlissen wirkt. Visionsfrei und weitgehend führungslos wird dahinregiert – kein Durchbruch, nirgends. Millionen von Bürgern wenden sich verärgert ab. uf der Chefetage des Bundeskanz- leramts hängen sie einträchtig ne- Abeneinander. Sie säumen den Gang, der vom Büro der Angela Merkel zu dem ihrer Vertrauten Beate Baumann führt: Wer die Ahnengalerie deutscher Kanzler ab- schreitet, blickt in verschlossene, von den Zeitläuften zerfurchte Gesichter. Es sind vor allem die funkelnden Au- gen, der entschlossene, feste Blick, der die- se Fotografien auszeichnet. Inmitten der zerklüfteten Gesichtslandschaften wirken die Augen wie Leuchttürme, die Orientie- rung und Standfestigkeit symbolisieren. Die jetzige Kanzlerin wird später ver- mutlich ebenfalls zu einer solchen ge- schichtsträchtigen Figur erstarren. Einst- weilen aber zeigt Angela Merkel etwas, was man bei deutschen Bundeskanzlern so of- fen kaum je hat besichtigen können: Angst. Aus Angst, das Falsche zu sagen, liest sie selbst Grußworte vom Blatt ab, wie jüngst vor dem Korps der in Berlin versammelten Auslandsjournalisten. Aus Angst vor einer Niederlage greift sie die SPD niemals direkt an. Aus Angst vor den Ministerpräsidenten der Union schickt sie selbst in dieser Schlacht andere vor, wie kürzlich Innen- minister Wolfgang Schäuble. Aus Angst vor dem Schwesterzwist mit der CSU lässt sie deren Chef Edmund Stoiber jede Tölpel- haftigkeit begehen, ohne dass der auch nur ein böses Wort zu befürchten hätte. Die Parteifreunde erleben eine Angela Mutlos, die nur noch schemenhaft an jene zielstrebige Politikerin erinnert, die einst den Parteipatriarchen Helmut Kohl aufs Altenteil schob, um, derart befreit, in Rich- tung Kanzleramt loszustürmen.
    [Show full text]
  • An Absolute Majority for the SPD As an Unintended Consequence? the Land Election in Rheinland-Pfalz 2006
    Bitte beachten Sie: Es handelt sich um ein Manuskript. Bitte zitieren Sie nur nach Erschienen in: German Politics 16, 2007, 264-272. der gedruckten Fassung. An Absolute Majority for the SPD as an Unintended Consequence? The Land Election in Rheinland-Pfalz 2006 INTRODUCTION On March 26, the citizens of Rheinland-Pfalz voted for a new parliament. The SPD won a large plurality (45.6 per cent) of the vote, its best result ever, while the CDU came second with only 32.8 per cent, thereby hitting an all time low. Amongst the smaller parties, only the FDP gained representation in parliament while the Greens (4.6 per cent) as well as the new leftist party WASG (2.5 per cent) could not overcome the five percent threshold. For the SPD, the plurality of the votes translated into a (bare) majority of the seats (52.5 percent), which allowed the SPD to form a government without the aid of another party. While the result of the election was determined almost exclusively by factors on the Land lev- el, its outcomes on the federal level were considerable. First and foremost, the election ended the string of devastating losses in Land elections for the SPD, which had started in 1999 and had contributed directly and indirectly to the erosion of the government led by Gerhard Schröder. Since the Grand Coalition formed after the federal election of 2005 was controver- sial with many party members and the party’s already low ratings in the polls kept falling for months, this may have very well prevented a premature end of the Grand Coalition govern- ment in Berlin.
    [Show full text]
  • Germany and Europe: New Deal Or Déjà Vu?
    Studies and Research N°55 Germany and Europe: New Deal or Déjà Vu? Ulrike Guérot Ulrike Guérot Dr. Ulrike Guérot is a senior transatlantic fellow with the German Marshall Fund, where she currently works on euro-transatlantic partnership in international relations and the development of a constitutional Europe. Before coming to GMF, Dr. Guérot headed the European Union Unit at the German Council on Foreign Relations (DGAP) in Berlin. She has also worked as professor of European studies at the Paul H. Nitze School of Advanced International Studies of the Johns Hopkins University; as a senior research fellow at the Paris- based think tank Groupement d’Etudes et de Recherches ‘Notre Europe’; and a staff member of Karl Lamers, MP, Foreign Policy spokesman of the CDU-CSU group in the german Parliament. Dr. Guérot is widely published on European affairs. She recently received the French Ordre du Mérite. Notre Europe Notre Europe is an independent think tank devoted to European integration. Under the guidance of Jacques Delors, who created Notre Europe in 1996, the association aims to “think a united Europe.” Our ambition is to contribute to the current public debate by producing analyses and pertinent policy proposals that strive for a closer union of the peoples of Europe. We are equally devoted to promoting the active engagement of citizens and civil society in the process of community construction and the creation of a European public space. In this vein, the staff of Notre Europe directs research projects; produces and disseminates analyses in the form of short notes, studies, and articles; and organises public debates and seminars.
    [Show full text]
  • Bayerisclles Gesetz.. Und Verordllul1gsblatt
    B 1612 BayerisclleS 835 Gesetz.. und Verordllul1gsblatt Nr.28 München, den 19. Dezember 1995 Datum Inhal t Seite 13. 12. 1995 Bekanntmachung des Zweiten Staatsvertrages zur Änderung des Rundfunkstaatsvertrages (Zweiter Rundfunkänderungsstaatsvertrag) ............................. ........................ ......... .. ........... ........... 836 2251-6-8 836 Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 28/1995 2251-6-S Bekanntmachung des Zweiten Staatsvertrages zur Änderung des Rundfunkstaatsvertrages (Z weiter Rundfunkänderungsstaatsvertrag) Vom 13. Dezember 1995 Der Landtagdes Freistaates Bayern hat mit Be­ schluß vom 12. Dezember 1995 dem am 22. Juni 1995 unterzeichneten Zweiten Staatsvertrag zur Änderung des Rundfunkstaatsvertrages (Zweiter Rundfunkänderungsstaatsvertrag) zugestimmt. Der Staatsvertrag wird nachstehend bekanntge­ macht. München, den 13. Dezember 1995 Der Bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoi b er Zweiter Staatsvertrag zur Änderung des Rundfunkstaatsvertrages (Zweiter Rundfunkänderungsstaatsvertrag) Das Land Baden-Württemberg, der Freistaat Bayern, das Land Berlin, das Land Brandenburg, die Freie Hansestadt Bremen, die Freie und Hansestadt Hamburg, das Land Hessen, das Land Mecklenburg-Vorpommern, das Land Niedersachsen, das Land Nordrhein-Westfalen, das Land Rheinland-Pfalz, das Saarland, der Freistaat Sachsen, das Land Sachsen-Anhalt, das Land Schleswig-Holstein, und der Freistaat Thüringen schließen nachstehenden Staatsvertrag: Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 28/1995 837 Artikel 1 Für das Land
    [Show full text]
  • The Resurgence and Decline of the Social Democratic Party in the Berlin Republic (1990–2020)
    1 The Resurgence and Decline of the Social Democratic Party in the Berlin Republic (1990–2020) Abstract: The “misery of Social Democracy” has causes that go back further than reunification and even beyond. In historical retrospect, the SPD has already experienced its rise and fall in the Bonn Republic, which will be briefly recalled here. The history of Social Democrats in the Bonn Republic represents the backdrop against which the resurgence of the SPD took place in the first decade after reunification, culminating in the “red-green project” and the adoption of “Agenda 2010”, the hotly contested political program to renew the welfare state. The new decline of the SPD from 2003 to the present has many causes, most of them unconnected to reunification. The explanations offered by the literature on the decline of Social Democracy can be sorted into five approaches: materialist, ideational, electoral, institutional, and personal (biographical). Particular attention will be paid to the extent to which each approach considers the decline of Social Democracy fateful and irreversible. The article concludes with an outlook on the 2021 Bundestag election. Key Words: Agenda 2010, Bundestag Elections, Christian Democrats (CDU/CSU), Explanatory Approaches for the Decline of Social Democracy, Grand Coalition, Hartz Reforms, Party Membership, Red-Green Coalition, Gerhard Schröder, Social Democracy, Social Democrats (SPD), “Volkspartei” Winand Gellner's and John Robertson's (2003: 2) conclusion from the previous volume that even after a decade of reunification, “the real costs” of this successful political transformation would not be foreseeable for years to come, could be described as almost clairvoyant with regard to the fate of the Social Democratic Party (SPD) as well as the development of Germany’s party system.
    [Show full text]
  • Many Enemies, Much Honour the Founding of the Left Party in Germany
    COMMENTARY Many enemies, much honour The founding of The Left Party in Germany Albrecht von Lucke he foundation of The Left Party in June this year produced a forceful reaction in the German media. In the main, the leading journalistic organs of the Republic Tdismissed it as an insolent populist gesture. In the words of Die Zeit newspaper, whose familiarly patronizing judgement appears to articulate an opinion widely shared: ‘Everyone knows that the Left has very little to offer in reality.’ With these words, the newspaper predicted something of a ‘half-life’ for the new party from the off.1 The strident tones of the new party might indeed come across as somewhat arrogant. Founder of the Party of Democratic Socialism (PDS) and prominent Left Party member Gregor Gysi admitted as much, with reference to the party’s name. Its self-labelling as ‘The Left’ is bound to irritate, as much on linguistic grounds as matters of content. In the future we will be compelled to ask whether any instance of ‘the Left’ is to be written with an upper or lower case T – unless, of course, it is meant to merge ‘The Left’ with the Left. This brings us to the second bold claim on the part of the new party. It takes a fair amount of chutzpah for Gregor Gysi to postulate, mantra-like, that the foundation of The Left Party has really achieved ‘unity among the Left’ (and supposedly, along with it, the ‘unity of Germany’ too). Unless, that is, this Left, which has been ‘unified’ since the party’s founding conference on 16 June 2007, imagines it is going to remain permanently restricted to its current share of around 10–15 per cent of the vote, a percentage that does not seem likely to change in the foreseeable future.
    [Show full text]
  • Vorschrift Als
    Elfter Rundfunkänderungsstaatsvertrag Zustimmungsgesetz Elfter Staatsvertrag zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge (Elfter Rundfunkänderungsstaatsvertrag) Das Land Baden-Württemberg, der Freistaat Bayern, das Land Berlin, das Land Brandenburg, die Freie Hansestadt Bremen, die Freie und Hansestadt Hamburg, das Land Hessen, das Land Mecklenburg-Vorpommern, das Land Niedersachsen, das Land Nordrhein-Westfalen, das Land Rheinland-Pfalz, das Saarland, der Freistaat Sachsen, das Land Sachsen-Anhalt, das Land Schleswig-Holstein und der Freistaat Thüringen schließen nachstehenden Staatsvertrag: Artikel 1 Änderung des Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrages Der Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag vom 31. August 1991, zuletzt geändert durch den Neunten Rundfunkänderungsstaatsvertrag vom 31. Juli bis 10. Oktober 2006, wird wie folgt geändert: 1. § 8 wird wie folgt gefasst: „§ 8 Höhe der Rundfunkgebühr Die Höhe der Rundfunkgebühr wird monatlich wie folgt festgesetzt: 1. Die Grundgebühr: 5,76 Euro 2. Die Fernsehgebühr: 12,22 Euro.“ 2. § 9 wird wie folgt geändert: a) In Absatz 1 wird die Prozentzahl „93,1373“ durch die Prozentzahl „93,0219“ und die Prozentzahl „6,8627“ durch die Prozentzahl „6,9781“ ersetzt. b) In Absatz 2 wird die Prozentzahl „61,0994“ durch die Prozentzahl „60,5086“ und die Prozentzahl „38,9006“ durch die Prozentzahl „39,4914“ ersetzt. c) In Absatz 3 Satz 3 wird der Betrag „145,96 Mio. Euro“ ersetzt durch den Betrag „163,71 Mio. Euro“. 3. § 17 wird wie folgt geändert: a) In Satz 3 wird das Datum „31. Dezember 2008“ ersetzt durch das Datum „31. Dezember 2012“. b) In Satz 4 wird das Datum „31. Dezember 2008“ ersetzt durch das Datum „31. Dezember 2012“. Artikel 2 Änderung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages In § 18 Abs. 1 Satz 2 des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages vom 10.
    [Show full text]
  • Final Days of Germany's Grand Coalition:Pre-Election Projections
    cescOMMentary issue 21 | 16.02.2009 | ceNTRe fOR eAsTeRN sTudies Final days of Germany’s grand coalition: pre-election projections NTARy Me Marta Zawilska-Florczuk ces cOM The 2009 elections will shape the German political scene and define Germany’s foreign policy for the next few years. From January, elections at various levels will be taking place in Germany, including municipal tudies and local parliamentary elections, elections to the European Parliament s and the Bundestag, and the presidential election. The campaigns will be dominated by social and economic issues raised by the global economic astern crisis, the consequences of which are affecting Germany very strongly. e The ruling CDU/CSU/SPD grand coalition will find itself in a particu- larly difficult situation. Even though they are natural political rivals, the Christian Democrats and the Social Democrats will have to continue entre for c co-operating in the fight against recession and growing unemployment, which will make it more difficult for them to engage in their traditional, fervent and often aggressive election battles. This will probably streng- then the position of the smaller parties, especially since both the CDU/ NTARy CSU and the SPD are struggling with internal disputes. Me The chances that the grand coalition could continue after the Bundestag elections in September appear to be slim, although such an outcome still cannot be ruled out. However, at this stage a government formed by ces cOM the traditional coalition partners, the Christian Democrats and the liberal FDP, appears to be a more likely outcome. The grand coalition’s difficult situation in the election year will affect the rivalry over internal policy pro- tudies grammes, and add to the tension between the candidates for chancellor, s the current leader Angela Merkel (CDU) and the foreign minister Frank- -Walter Steinmeier (SPD), in the foreign policy domain.
    [Show full text]