Rundbrief Weiter Erläutert
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Verband für landwirtschaftliche Fachbildung Krumbach-Weißenhorn www.vlf-bayern.de Artenschutz Ausgabe: 01/2019 Geschäftsstelle: Viele Tierarten wie die Rauch- Jahnstraße 4 schwalbe profitieren von der 86381 Krumbach Tel.: 08282 9007-0 Landwirtschaft, sind aber auch [email protected] Vorsitzender: von ihr abhängig Peter Zanker (Bild: Günther Hermann) Geschäftsführer: Dr. Reinhard Bader Liebe Mitglieder und Freunde unseres Verbandes, es hat uns wohl alle kalt erwischt: Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Zweifelsohne ging es bei dem Volksbegehren vordergründig gar nicht um die Bienen, sondern um eine wirklich gelungene PR-Aktion. Den- noch hat es uns alle stark berührt, dass die Initiatoren des Volksbegehrens als Verantwortliche für den Ar- tenrückgang allein die Landwirtschaft und zwar ausschließlich die konventionelle ausgemacht hat. Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir uns strategisch klug verhalten haben, indem wir ein „Nein! zu Ret- tet die Bienen“ gefordert haben. Viele Bürger sahen damit die Landwirtschaft entlarvt, dass sie nichts für den Artenerhalt übrig hätte. Ich meine, wir müssen zukünftig noch sensibler sein für gesellschaftliche Belan- ge, wir müssen noch mehr Netzwerke knüpfen, und auch in der Öffentlichkeit unsere Leistungen zum Arter- halt darstellen. Wir dürfen uns in der Landwirtschaft auch nicht auseinander divergieren lassen. Ob ich die Unkrautbekämpfung in meiner Kultur mechanisch oder chemisch durchführe, für die Artenvielfalt ist das Ergebnis das gleiche. Sowohl der konventionelle wie auch der ökologische Bauer hat das Bestreben nach einer „Monokultur“. Wir leben nun mal von der Erzeugung und vom Verkauf von Nahrungsmitteln und nicht von den Beikräutern im Getreidefeld. Wir müssen uns auch gemeinsam wehren gegen neue Fristen und Termine. Niemand hat mehr Interesse als der Landwirt, entsprechend den Witterungs- und Bodenverhält- nissen z. B. zum optimalen Zeitpunkt die Wiesen zu walzen. Die Forderung nach 30% ökologischer Land- wirtschaft kann sicher auch nicht im Interesse unserer Biobetriebe sein. Zu häufig mussten wir schon erfah- ren, wie der Markt reagiert, wenn die Nachfrage dem Angebot hinterher hinkt. Zielführender gerade im Inte- resse des Artenschutzes wäre die Forderung nach einer vielschichtigen Landwirtschaft; einem Miteinander von intensiv und extensiv genutzten Flächen und Wiesen mit unterschiedlichen Schnittzeitpunkten. Über den Anreiz an Extensivierungsprogrammen könnte die Gesellschaft die Intensität und Vielfältigkeit der Land- wirtschaft steuern; aber bitte nicht über gesetzliche Verpflichtungen! Eine Vielzahl unserer heimischen Pflanzen- und Tierarten sind Kulturfolger der Landwirtschaft. Entwicklun- gen in der Landwirtschaft haben zur Folge, dass sich auch Flora und Fauna anpassen. Das war schon im- mer so und so wird es auch in Zukunft sein. Häufig bemängeln wir den Rückgang von Tier- und Pflanzenar- ten, ohne die wahren Ursachen zu kennen. Auf der Titelseite dieser Ausgabe begrüßt Sie eine Schwalbenfa- milie. Das Foto hat uns die Kreisgruppe Neu-Ulm des Landesbunds für Vogelschutz dankenswerterweise überlassen. Symbolisch für viele andere Tierarten ist auch der Bestand an Rauchschwalben rückläufig. Dies hat mehrere Gründe. Wegen der zunehmenden Flächenversiegelung gibt es kaum noch wassergetränk- te Pfützen, in denen Schwalben Lehm für den Nestbau finden. Immer mehr rinderhaltende Betriebe geben die Viehhaltung auf. Gerade in den älteren, etwas niedrigen und zugfreien Ställen haben Schwalben sich gerne zuhause gefühlt. Manche meinen beobachtet zu haben, dass in modernen Milchviehställen sich hingegen seltener Schwalbenpaar verirren. Der LBV vermutet, dass es den Schwalben zu zugig ist, und hat deshalb eine einfach zu bauende „Schwalbenbox“ entworfen. Fertignester finden Sie im Internet, z.B.: http://www.bund-rvso.de/nistkasten-rauchschwalben.html https://www.nabu-shop.de/kunstnistkasten-rauchschwalbe.html https://www.vivara.de/kunstnest-rauchschwalbe.html Auch der Gesang der Feldlerche wird mancherorts vermisst. Die Feldlerche als Bodenbrüter legt ihr Nest in Getreidefeldern an. Da der Anbau von Sommergetreide stark abgenommen hat, ist die Lerche genötigt, in Wintergetreide zu nisten. Aufgrund der starken Bestockung des Wintergetrei- des, brütet die Lerche nicht selten in den Fahrgassen. Was dann das Schlepperrad nicht platt macht, erledi- gen Fuchs, Dachs und Hauskatze. Die Anlage von Lerchenfenstern außerhalb der Fahrgassen unterstützt unsere „Meistersänger“. Auch der Kibitz benötigt unsere Aufmerksamkeit. Von Ende April bis ca. 20. Mai brütet der Bodenbrüter bevorzugt auf schwarzer Erde. Häufig werden die Gelege bei der Maisaussaat zer- stört. Da der Kibitz sein Gelege sehr aggressiv verteidigt, lässt sich das Nest erahnen, allerdings sind die Eier sehr gut getarnt. Sollten Sie das Gelege finden, sparen Sie doch bitte den Bereich aus. Der vlf möchte Ihre Aktivitäten zum Artenschutz unterstützen. Falls Sie mittels Nisthilfen Rauchschwalben im neuen Stall ansiedeln können, ein Kibitznest schützen, Lerchen aktiv unterstützen oder sonst einen er- folgreichen Beitrag zum Artenschutz leisten, melden Sie sich bitte bei Ihrem Vorsitzenden Peter Zanker oder Geschäftsführer Reinhard Bader. Vielleicht gewinnen wir die Tagespresse, darüber zu berichten. Unter al- len Rückmeldungen werden zwei Karten zur diesjährigen Kulturfahrt verlost. Dr. Reinhard Bader Geschäftsführer 2 VLF-Rückblick Mitgliederversammlung 2019 Wohin gehst Du, Landwirtschaft? Sehr zufrieden über den guten Besuch der Jahresversammlung am 4. Februar äußerte sich der Vorsit- zende Peter Zanker in seiner Eröffnung. Nicht zuletzt dem Referenten Otto Körner, Direktor der Lehran- stalten in Triesdorf, war es zu verdanken, dass der Zuhörersaal im Gasthof Adler in Wiesenbach bis auf den letzten Stuhl besetzt war. Viele ehemalige „Triesdorfer“ unter unseren vlf-Mitgliedern ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, ihren Lehrer aus alten Zeiten wieder zu sehen und dem Vortrag „Wohin gehst Du, Landwirtschaft“ zu lauschen. Zunächst schilderte Körner die Essgewohnheiten der Menschen auf der ganzen Welt und resümierte, dass der Fleischkonsum bei steigendem Wohlstand sicher nicht zurückgehen werde. Mit einer Verdoppelung der Bevölkerung in Afrika werden wir bis zum Jahr 2050 auf unserer Erde ca. 10 Mrd. Menschen ernäh- ren müssen. Da die Ressourcen auf unserer Erde begrenzt sind, stellte der Referent die Frage in den Raum, wie wir die Weltbevölkerung zukünftig mit ausreichend Eiweiß versorgen wollen. Kein Ansatz ist nach Ansicht Körners, der Verzicht auf Fleisch. Ein Großteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen ist Grün- und Weideland auf flachgründigen Standorten. Die Ackernutzung dieser Flächen würde zu einer weiteren Ausbreitung der Wüsten führen. Der Erhöhung der Fangquote erteilte Körner eine Absage, weil bereits heute schon unsere Fischbestände in den Weltmeeren überfischt sind. Die steigende Nachfrage nach Fisch wird heute schon über Aquakulturen befriedigt. Das Fischfutter muss allerdings auch auf un- seren begrenzt zur Verfügung stehenden Ackerflächen angebaut werden. Für jeden Menschen stehen gegenwärtig 0,2 Hektar Ackerland zur Verfügung, 2050 werden es nur noch 0,16 Hektar sein. Die Sicherung der menschlichen Ernährung könne nur durch Reduzierung der Nah- rungsverluste und Steigerung der Produktion durch einen intensiven und nachhaltigen Pflanzenbau gesi- chert werden. Aus Sicht des Referenten wäre die Extensivierung der Landwirtschaft nicht im Interesse des Klimaschutzes, weil ein damit verbundener höherer Flächenverbrauch zu einem weiteren Abholzen der Regenwälder führen würde. Körner schloss mit einem Blick in die Glaskugel der Zukunft nicht aus, dass neue Technologien wie die Algenzucht und die Ernährung über die Zubereitung von gezüchteten Insekten auch ein Ansatz sein könnte, die Ernährung von 10 Mrd. Menschen zukünftig sicher zu stellen. Direktor Otto Körner 3 vlf ehrt drei neue Erlebnisbäuerinnen Während früher die Arbeit auf dem Bauernhof noch am Schulweg, in den Ferien oder über Verwandte selbstverständlich erlebt werden konnte, ist sie heute für viele Kinder zu einer fremden Welt geworden. Der Lernort Bauernhof will Kindern und Jugendlichen, abgestimmt auf ihr Alter und die jeweilige Schul- form Einblicke in die Landwirtschaft und in Naturkreisläufe ermöglichen. Der vlf freut sich, dass sich drei engagierte Frauen zur Erlebnisbäuerin qualifiziert haben, um der heranwachsenden Generation das Le- ben und Arbeiten auf einem Bauernhof nahezubringen, und gratulierte mit einem Blumenstrauß. Im Landkreis Günzburg gibt es acht gelistete Betriebe bei denen Schulklassen die Landwirtschaft mit dem Programm „Erlebnis Bauernhof“ hautnah erleben können; im Landkreis Neu-Ulm sind es drei Betriebe. Die Voraussetzungen zur Teilnahme am Förderprogramm finden Sie unter http://www.stmelf.bayern.de/erlebnis-bauernhof. Bei Fragen dazu wenden sie sich an unsere Ansprech- partnerin am Amt Agnes Meichelböck: 08282/9007-31. von links: Geschäftsführer Dr. Reinhard Bader; Susanne Zindler-Reichhardt, Jettingen-Scheppach; Gerlinde Veit, Ichenhausen; Karin Stetter, Weißenhorn; Frauenvorsitzende Monika Aigster Gratulation für erfolgreiche Abschlüsse in der Haus- und Landwirtschaft Im zurückliegenden Jahr erlernten 13 Jugendliche im Landkreis Günzburg und 7 im Landkreis Neu-Ulm den Beruf Landwirt. Zusätzlich legten 2 junge Frauen die Meisterprüfung in der Hauswirtschaft und 10 junge Menschen in der Landwirtschaft ab. 3 Junglandwirte absolvierten die Technikerschule und 4 Frau- en und Männer erreichten den Bachelor-Abschluss.