Hessischer Städteatlas Rotenburg an Der Fulda
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Hessischer Städteatlas Lieferung III,3 Rotenburg an der Fulda Textheft Herausgeberin: Ursula Braasch-Schwersmann Bearbeiter: Uta Löwenstein und Holger Th. Gräf Marburg 2012 Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde Ansicht Rotenburgs 1843, Gemälde von Franz Tonnelier, 1843, Hauptgeschäftsstelle Sparkasse (Foto Angela Pooch) Siegel der Stadt Rotenburg, 1259, Umschrift: + S[igillum Civitatis] ROTENBERG, Durchmesser: 69 mm Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. A II – Kloster Heidau, 1259 Juli 4 Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek über http://dnd.ddb.de abrufbar Gedruckt aus Mitteln des Landes Hessen ISBN 978-3-87707-836-5 © Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 2012 Druck: VDS Verlagsdruckerei Schmidt, 91413 Neustadt an der Aisch Inhalt I. Historischer Abriss 1. Anfänge und Entwicklung des Ortes bis zum I. Historischer Abriss 3 16. Jahrhundert 1. Anfänge und Entwicklung des Ortes bis zum 16. Jahrhundert 3 2. Das 17. und 18. Jahrhundert 14 Die Stadt Rotenburg liegt etwa 25 km südöstlich 3. Das 19. und 20. Jahrhundert 19 von Melsungen und 16 km nördlich von Bad Hers- 4. Jüdische Einwohner 24 feld an der mittleren Fulda zwischen den Einmün- 5. Bevölkerungszahlen bis zum 21. Jahrhundert 25 dungen von Mündersbach und Kottenbach auf einer 6. Wirtschaft, Gewerbe und Beschäftigungs - Höhe von 180 m über NN. Links der Fulda wird das struktur in der Neuzeit 27 Tal begrenzt durch die Buntsandsteinformationen 7. Heutige Stadtteile 27 des östlichen Knülls, rechts der Fulda liegt das hier ebenfalls aus Buntsandstein bestehende Stölzinger II. Siedlungstopographische Entwicklung vom Gebirge mit dem 550 m hohen Alheimer1, einem Mittelalter zur Mitte des 19. Jahrhunderts 28 1. Von den Anfängen der Siedlung um 1200 Wahrzeichen der Stadt, von dessen 1930 errichteten bis zum Ende des 16. Jahrhunderts 28 steinernem Aussichtsturm der Blick bei gutem Wet- 2. Das 17. und 18. Jahrhundert 30 ter zum Meißner, zum Habichtswald, zur Rhön und 3. Das 19. Jahrhundert bis 1876-1905/06 30 zur Wartburg am Thüringer Wald geht. Der Name Rotenburg (Rodenberg, Roden- III. Siedlungstopographische Entwicklung vom burg) taucht erstmals 1170 als Zusatzbezeichnung Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts 31 des als Zeugen genannten Hersfelder Ministeria- len Wigand von Rotenberg2 auf und ist wohl von IV. Erläuterungen zum Kartenwerk, Aufbau der der thüringischen Vogteiburg abgeleitet, die etwa Karten und Hinweise auf ihre Quellen 33 2 km von der späteren Stadt entfernt auf dem 418 m 1. Katasterkarte 1876-1905/06, 1:2.500 33 über NN gelegenen Berg errichtet wurde, der heute 2. Entwicklung des Ortes vom Mittelalter nach den Resten dieser Burg der Alte Turm genannt bis 1876-1905/06, 1:2.500 34 wird. Die vermutlich nach dem Anfall des Gisonen- 3. a) Umlandkarte 19. Jahrhundert (1857/58), erbes an die Ludowinger im 12. Jh. erbaute Anla- 1:25.000 35 ge3 beherrschte das an dieser Stelle sich verengende, b) Umlandkarte und Entwicklung der Stadt von 1876-1905/06 bis 2010, 1:25.000 36 an der schmalsten Stelle nur 800 m breite Fuldatal 4. Stadtkarte 2010, 1:5.000 37 nach Süden und Südosten und diente vor allem der 5. Übersichtskarte Hessen, 1:750.000 Kontrolle des Gebietes der Abtei Hersfeld, das die Legende zur Katasterkarte, 1:2.500 37 Ludowinger als Vögte verwalteten. Mit dem Ausbau der Stadt Rotenburg und einer Talburg verlor die V. Gebäudeverzeichnis 38 Rodenburg an Bedeutung, wurde 1387 in den Aus- einandersetzungen mit dem Erzbischof von Mainz VI. Literatur 49 und seinen Verbündeten4 ebenso wie die Stadt von 1. Quellen 49 den Gegnern Hermanns II. von Hessen erobert und 2. Darstellungen 50 durfte nach der Rückgewinnung durch den Land- 5 VII. Abbildungen 52 grafen laut Friedensvertrag von 1389 nicht weiter ausgebaut und befestigt werden. Sie verfi el allmäh- lich und wird 1467 anlässlich der Erbteilung zwi- schen den Landgrafen Ludwig II. und Heinrich III. letztmalig als Schloss auf dem Berg genannt6. 1 SOBOTHA, Aufbau. 2 WENCK, Landesgeschichte 3 S. 77-79 (Nr. 3). 3 STRICKHAUSEN, Burgen S. 168-169 vermutet Ludwig II. als Bau- herrn und einen Zusammenhang mit dem Bau der Creuzburg. 4 Vgl. dazu FRIEDENSBURG, Landgraf Hermann II. S. 1-31. 5 FRIEDENSBURG, Landgraf Hermann II. S. 298-302. 6 Erbteilungsvertrag vom 10. Juni 1467; siehe LÖWENSTEIN, Rotenburg. Quellen S. 208 (Nr. 217). Zur militärisch strategischen Bedeutung der Burg vgl. die Angaben bei SCHELLHASE, Territorialgeschichte S. 80-81. Ob der von ihm vermutete Zusammenhang zwischen ihrem Nieder- gang und dem Anfall der Reichsburg Boyneburg an Hes- sen wirklich gegeben war, muss dahingestellt bleiben. 3 Hessischer Städtealtlas – Rotenburg an der Fulda Unterhalb der Rotenburg am Fuße des vorgela- bauen10, die allerdings den stark schwankenden gerten Katzenkopfes entstand am linken Fuldaufer Wasserstand des Flusses nicht derart ausgleichen im Zuge der ludowingischen Städtegründungen um konnte, dass zu allen Jahreszeiten ein regelmäßiger 1180 eine Siedlung, die den Namen der Burg über- Schiffsverkehr möglich gewesen wäre. Von den bei nahm und, da mit Heinrich von Rotenburg bereits ausreichendem Wasser wöchentlich nach Hersfeld 1197 ein villicus amtierte7, offenbar von Anfang an gehenden Frachtschiffen hatte die Stadt nur wenig als Verwaltungssitz und Stützpunkt für die Durch- Gewinn, da sie kein Stapelrecht besaß. setzung einer ludowingischen Landnahme auf Hers- Eine landgräfl iche Stadt zu sein, bedeutete nicht felder Gebiet geplant war. Dies schließt nicht aus, unbedingt einen dauernden Schutz vor möglichen dass Heinrich von Rotenburg sein Amt noch über- oder tatsächlichen anderen Herrschaftseinfl üssen. wiegend von der Höhenburg aus wahrnahm. 1248 8 Dabei ist nicht die Rede von einzelnen und schon wird Rotenburg als Stadt (civitas) bezeichnet . Der für das Jahr 1303 belegten Verpfändungen von Ein- nächstgelegene, der Abtei Hersfeld gehörende Ort künften aus der Stadt11, zu denen sich die Land- Breitingen an der Mündung des Mündersbachs in grafen von Zeit zu Zeit gezwungen sahen, sondern die Fulda konnte sich gegen die neue Stadt, die ver- von den die ganze Stadt betreffenden Veränderun- mutlich nicht nur die Bewohner an sich zog, son- gen im Abhängigkeitsverhältnis. So versetzte Land- dern auch Teile der Gemarkung einnahm, nicht auf graf Hermann II. 1378 neben Friedewald auch die Dauer behaupten und war spätestens im 15. Jh. ver- 9 Stadt Rotenburg Schulden halber für 2.500 fl . an lassen . Nur der Flurname ‚wüste Kirche’ und die Eberhard und Gottschalk von Buchenau12, die sich, Bezeichnung Breitinger Kirchweg zeugen noch von als sich die im Sternerbund zusammengeschlossenen seiner Existenz. Ritter und Adligen zu Beginn der 70er Jahre des 14. Als die Ludowinger Mitte des 13. Jhs. von den Jhs. gegen den Landgrafen erhoben13, auf die Seite hessischen Landgrafen beerbt wurden, bestimmten des Landgrafen geschlagen hatten. Als Hermann II. diese die weitere Entwicklung der Stadt. Obwohl, da aber 1384 Wilhelm von Schlitz und anderen Ade- von keiner der beiden großen Durchgangs straßen ligen neben einer ganzen Reihe von Ämtern auch der Langen und der Kurzen Hessen berührt, in wirt- Rotenburg und Friedewald nach ihrer bis dahin of- schaftlicher Hinsicht durchaus nicht verkehrsgüns- fenbar noch nicht erfolgten Wiedereinlösung zu tig gelegen, war Rotenburg aus Sicht der Landgrafen übertragen versprach14, veranlasste das vermutlich eine bequeme Zwischenstation, wenn sie sich, die die von Buchenau zu einem Angriff auf die Stadt, unterhalb der Berghänge auf der rechten Fuldasei- den diese jedoch erfolgreich abwehren konnte15. te vorüberführende Nürnberger Straße nutzend, von Weniger glücklich war der Ort im Verlauf der 1385 Kassel aus auf die über Melsungen führende Reise ausgebrochenen Fehde zwischen dem Kurfürsten nach Friedewald und Schmalkalden begaben. Auch von Mainz und dem Landgrafen16, der sich in einem Spangenberg, Eschwege und Homberg/Efze waren, zweiten Feldzug 1387 auch Markgraf Balthasar von wenn auch auf Nebenstraßen, von Rotenburg aus in Meißen und Herzog Otto von Braunschweig an- einer Tagesreise zu erreichen. Somit eignete sich die schlossen. Rotenburg wurde von den Verbündeten Stadt, wie wohl bereits bei der Gründung intendiert, erobert und besetzt und kam mit Ausnahme der als Amts- und Verwaltungsmittelpunkt für die um- Burg auf dem Berge, die der Landgraf schon 1388 gebenden Orte. Erst gegen Ende des 16. Jhs. versuch- zurückgewinnen konnte, erst mit dem endgültigen te Landgraf Moritz durch die Schiffbarmachung der Friedensschluss von 1394 wieder an die Landgraf- Fulda, Rotenburgs Verkehrsanbindung zu verbes- schaft zurück17. Danach war die Stadt, sieht man sern und ließ dazu 1597 beim Schloss eine Schleuse 10 Vgl. L ÖWENSTEIN, Rotenburg. Quellen. Fortsetzungsteil (CD) S. 616-617. 11 Am 29. Jan. 1303 verpfändete Landgraf Heinrich I. Ein- 7 Nennung des villicus Heinrich von Rotenburg in ei- künfte zu Rotenburg an Helmerich von Baumbach; vgl. ner 1197 zu Naumburg ausgestellten Urkunde des Abtes LÖWENSTEIN, Rotenburg. Quellen S. 15-16 (Nr. 26). Siegfried von Hersfeld über einen Güterkauf, Druck in: 12 Urkunde vom 24. Mai 1378; siehe LÖWENSTEIN, Roten- WENCK, Landesgeschichte 3 S. 91-92 (Nr. 93). burg. Quellen S. 105-107 (Nr. 116-117). 8 Am 28. Sept. 1248 wird der Verkauf einer vom Kloster 13 LANDAU, Rittergesellschaften S. 24 ff. Kaufungen zu Lehen gehenden Hufe zu Hilwarterode 14 Urkunde vom 2. Okt. 1384; siehe LÖWENSTEIN, Roten- durch Hartrad den Jüngeren von Rotenburg mit dem Siegel