Archive Und Migration
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Archive und Migration Vorträge des 73. Südwestdeutschen Archivtags am 21. und 22. Juni 2013 in Stuttgart Herausgegeben von Roland Deigendesch und Peter Müller Verlag W. Kohlhammer Stuttgart 2014 F-01.indd 1 10.04.2014 13:55:04 Titelbild: Italienische Gastarbeiter im Zug am Freiburger Hauptbahnhof im Dezember 1966, darüber die Informationen für und über Ausländer vom März 1987 und ein Plakat für ein internationales Fußballturnier in Stuttgart-Hausen im Jahr 1980 (Fotomontage). Vorlagen: Landesarchiv Baden-Württemberg Staatsarchiv Freiburg Fotosammlung Willy Pragher W 134 Nr. 072192d sowie Stadtarchiv Stuttgart Bestand 1062 A.R.C.E.S. e. V. Stuttgart Nr. 6 und Nr. 7. P Gedruckt auf alterungsbeständigem, säurefreiem Papier Alle Rechte vorbehalten © 2014 by Landesarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart Gestaltung: satzwerkstatt Manfred Luz, Neubulach Druck: Asterion Germany GmbH, Viernheim Kommissionsverlag: W. Kohlhammer Stuttgart GmbH, Stuttgart Printed in Germany ISBN 978-3-17-025766-5 F-01.indd 2 14.04.2014 12:11:55 Inhalt 4 Vorwort Gerhard Melinz 51 Archive und Migration. Roland Deigendesch Ein Bericht aus Österreich 6 Einführung Nasrin Saef 58 Bettina Severin-Barboutie Das Dokumentationsprofi l Migration. 10 Historische Mi gra tionsforschung auf dem Pluralität der Kommune auch im Prüfstand Archivbestand Sandra Kostner Jürgen Lotterer 69 Vereinsüberlieferung als Zugang zur lokalen 18 Partizipation durch Diversitätsorientierung. Mi gra tionsgeschichte Öff nung kultureller Einrichtungen für bislang unterrepräsentierte Gruppen Anja Dauschek 78 Meine Stadt – mein Museum. Michael Stephan Städtische Mi gra tionsgeschichte sammeln in 25 Archive und Migration. Ein Sachstandsbericht einem Museum. Daniel Peter 94 Die Autorinnen und Autoren 38 Archive und Mi gra tionsgeschichte aus französischer Sicht 3 F-01.indd 3 10.04.2014 13:55:45 Robert Kretzschmar Vorwort Vorwort Der 73. Südwestdeutsche Archivtag, dessen Ergeb- ergeben: angefangen bei der Personalentwick- nisse im vorliegenden Band veröff entlicht werden, lung in den Archiven, vor allem aber im Hinblick fand vom 21. bis 22. Juni 2013 im neuen Gebäude auf die archivischen Leistungen und Produkte. des Stadtarchivs Stuttgart im Stadtteil Bad Cann- Und dabei wurden besonders die Arbeitsfelder statt statt, das alleine als solches schon zahlreiche der Überlieferungsbildung und der historischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer angelockt hatte. Bildungsarbeit in den Blick genommen, die im Bei schönem Sommerwetter konnte das gemein- Vordergrund der meisten Beiträge und Wortmel- same Mittagessen im Hof des Archivs gesellig dungen standen. Für die archivische Bewertung eingenommen werden, was sicher dazu beitragen konnte die Tagung aus dieser Perspektive heraus wird, dass die Tagung in guter Erinnerung bleibt. geradezu beispielhaft den methodischen Ansatz Vor allem aber wird dies der Aktualität ihres Ge- bestätigen, dass es von Nutzen ist, einzelne Phäno- genstands geschuldet sein. mene und Bereiche der Lebenswirklichkeit in den Archive und Migration: Für den Südwestdeut- Blick zu nehmen, um darauf bezogene Ziele und schen Archivtag in Stuttgart hatte das Gremium Kriterien der Überlieferungsbildung zu refl ektie- der Triarier, das die Tagung veranstaltet, ein ren und zu defi nieren. Inhaltlich schloss der Th ema gewählt, das in der Landeshauptstadt 73. Südwestdeutsche Archivtag damit an eine Stuttgart, für die statistisch 2011 der zweithöchste Sektion auf dem 77. Deutschen Archivtag 2007 in Anteil an Menschen mit Mi gra tionshintergrund Mannheim an, die den Titel hatte Überlieferungs- in Deutschland ausgewiesen wurde, eine hohe bildung und -sicherung für Migranten.1 gesellschaft liche Relevanz hat. Dies wurde auch in Archive und Migration: Als besonders frucht- der öff entlichen Auft aktveranstaltung am Abend bar zeigte sich gerade auch für dieses Th ema die des 21. Juni deutlich, in der drei Einwanderer der sparten- und länderübergreifende Ausrichtung des ersten Generation aus Italien, Jugoslawien und Südwestdeutschen Archivtags, hat es doch für die der Türkei über ihre persönlichen Erfahrungen Museen wie auch die Nachbarländer Frankreich, berichteten. Österreich und die Schweiz dieselbe Relevanz. Archive und Migration: Im Fachprogramm am Und als ebenso Gewinn bringend erwies sich 22. Juni stand die Frage im Vordergrund, welche die Einbeziehung der Forschung und damit der Anforderungen sich an die Archive aus den mit Nutzerperspektive. Der Austausch erfolgte – wie der Einwanderung verbundenen Veränderungen auf dem Südwestdeutschen Archivtag üblich – 4 F-01.indd 4 10.04.2014 13:55:46 Vorwort Robert Kretzschmar über eigene Beiträge im Tagungsprogramm und in Anmerkungen der Diskussion, vor allem aber auch am Rande im 1 Lebendige Erinnerungskultur für die Zukunft . 77. Deutscher persönlichen Gespräch. Archivtag 2007 in Mannheim. (Tagungsdokumentationen zum Ganz herzlich gedankt sei allen, die an der Deutschen Archivtag 12). Fulda 2008. S. 115–169. Vorbereitung und Durchführung des Archivtags und dann an der Publikation des Tagungsbands beteiligt waren: zunächst Herrn Dr. Peter Müller vom Staatsarchiv Ludwigsburg als amtierenden Präsidenten des Südwestdeutschen Archivtags, Herrn Dr. Roland Deigendesch, der die Funktion des Tagungspräsidenten wahrnahm, Herrn Dr. Roland Müller, dem Leiter des Stadtarchivs Stutt- gart, für das Zusammenwirken bei der Vorberei- tung und der Organisation vor Ort, sodann allen Referentinnen und Referenten für ihre Beiträge in Wort und Schrift , nicht zuletzt Frau Dr. Regina Keyler vom Landesarchiv Baden-Württemberg für die mit der Drucklegung verbundene Arbeit. Dem Tagungsband wünsche ich eine breite Resonanz, denn dem Th ema ist weiterhin große Bedeutung beizumessen. Stuttgart, im Januar 2014 Prof. Dr. Robert Kretzschmar Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg 5 F-01.indd 5 10.04.2014 13:55:46 Roland Deigendesch Einführung Roland Deigendesch Einführung Der 73. Südwestdeutsche Archivtag in Stutt- nehmen sie in erster Linie als Bedrohung wahr: gart am 21. und 22. Juni 2013 wandte sich dem Die im frühen 8. Jahrhundert entstandene Lex Ala- Th ema Archive und Migration zu. Fachkollegen mannorum bestimmt in § 25, dass derjenige sein aus Deutschland, Frankreich, Österreich und Leben verwirkt hat oder zumindest ausgewiesen der Schweiz diskutierten in den Räumen des wird, der ein fremdes, sich gewalttätig auff ühren- Stadtarchivs Stuttgart über das historische wie des Volk infra provinciam einlädt.2 gegenwärtige Phänomen Migration und über Mit Blick auf die Prägung der heutigen Gesell- interkulturelle Öff nung als Herausforderung für schaft durch Migration standen auf der Tagung die Archive. Migration in diesem Sinne ist nach zwei Fragen zur Diskussion: einer gängigen Defi nition die auf einen längerfris- − Wie positionieren sich die Archive bei der Über- tigen Aufenthalt angelegte räumliche Verlagerung lieferungsbildung? des Lebensmittelpunktes von Individuen, Familien, − Welche Überlieferung liegt in den behördlichen Gruppen oder auch ganzen Bevölkerungen.1 Unterlagen vor, sind die Archive gefordert, mehr Der Archivtag hat damit nicht nur ein aktuelles im Sammlungsbereich zu tun? gesellschaft liches Th ema aufgegriff en, sondern Sodann ging es um den Umgang mit dem einen alt bekannten Gegenstand archivischer inzwischen akzeptierten Charakter Deutschlands Überlieferung. Zuwanderungen in mittelalterliche als Einwanderungsland3: Was bedeutet dies für und frühneuzeitliche Städte, die Einwanderung in die Archive etwa hinsichtlich ihrer künft igen den kriegszerstörten Südwesten im 17. Jahrhun- Archivnutzer und welche Handlungsstrategien dert oder die großen Auswanderungsbewegungen ergeben sich im Sinn einer Öff nung der Archive des 18. und 19. Jahrhunderts, schließlich Flucht als Kulturinstitutionen? und Vertreibungen im 20. Jahrhundert – Wande- Schon im Vorgriff auf die Fachvorträge am rungsströme schlagen sich seit jeher in Urkunden, Samstag wurde für einen interessierten Kreis ein Bänden und Akten der Archive unterschiedlicher praxisbezogener Workshop angeboten, der sich Sparten nieder. Bei Lichte betrachtet beschäft igen dem Th ema Oral History und interkulturelle Kom- sich gar die ältesten Schrift quellen im deutschen petenz zuwandte. Die Leiterin der Orient- Südwesten mit der Mobilität von Menschen – und Abteilung des Stuttgarter Linden-Museums, 6 F-01.indd 6 10.04.2014 13:55:46 Einführung Roland Deigendesch Dr. Annette Krämer, thematisierte, ausgehend von in ihrem Statement eine eindrucksvolle Abfolge den praktischen Erfahrungen der teilnehmenden von Begegnungen zwischen Südwestdeutsch- Kolleginnen und Kollegen, neuere sozialwissen- land und der Eidgenossenschaft vom ausgehen- schaft liche Ansätze und stellte als praktisches den Mittelalter bis zur Gegenwart darzulegen. Beispiel die 2011 in ihrem Haus gezeigte Ausstel- Dipl.-Archivarin Katharina Tiemann, Archivamt lung Merhaba Stuttgart4 aus der Perspektive der für Westfalen, schließlich nahm ihr Grußwort im Kuratorinnen dar. Namen des VdA zum Anlass, einmal mehr auf die Eine weitere Annäherung leistete das als öf- prekäre Lage des Kölner Stadt archivs hinzuwei- fentliche Auft aktveranstaltung am Freitagabend sen, dessen fachlich angemessener Wiederaufb au veranstaltete Podium unter der Leitung Anna zuletzt wieder grundlegend infrage gestellt zu sein Koktsidous, Redakteurin bei der Abteilung SWR scheint. International. Drei Einwanderer der ersten Gene- Im ersten Fachvortrag gab Dr. Sandra Kostner, ration aus Italien, dem ehemaligen Jugoslawien Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, und der Türkei kamen zu Wort