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Metallica-Leseprobe

Metallica-Leseprobe

1/2017 l D: o 9,80 l A: e11,20 l L: e11,70 l BeNeLux: e11,70 l CH: SFR 18,00

Die besten Riffs als Noten/TABs + Soundfiles zum Download

DIE GRÖSSTE METALBAND DES 01 UNIVERSUMS 190986 509805 GENIESTREICHE, SUFF & DRAMEN 4

SONG FÜR SONG 2 KOMPLETTE SONGS DIE GITARRENSCHMIEDE Hardwired... „Welcome Home (Sanitarium)“ Die wichtigsten ESP-Gitarren to Self-Destruct „“ für Kirk & James LEGENDS-SPECIAL

Die größte Metalband des Universums Universal, Getty Images, Archiv C

6 -artists LEGENDS-SPECIAL Getty Images „Wir rissen ständig Girls auf C und gingen mit ihnen nach Hause, damit wir duschen konnten“

7 METALLIGRAFIE

Die essentiellen Metallica-Scheiben und Grammy-ausgezeichnete „One“ werden zu Hits, der Rest ist für den Live-Einsatz zu kompliziert. Metallica [Black ] 1991

Die Metalligrafie Die Perfektion: Weil mehr Riff- wahn nicht geht, wählen Metallica die Gegenrichtung – und konzen- In über dreieinhalb Jahrzehnten haben Metallica eine Menge trieren jeden Song auf seine pure bahnbrechender, legendärer, mitunter verstörender und auch Essenz. Die Songs werden kürzer, enttäuschender Musik herausgebracht. Langweilig und vorhersehbar langsamer und eingängiger, klingen gleichzeitig wurde es mit der Band aus Kalifornien jedenfalls nie. Hier geben wir dank einer auch 25 Jahre später noch wenig ange- fochtenen Produktion von massiv und so euch den Überblick über die Grundpfeiler des Metallica-Werkes. groß wie Gebirgsketten. Hetfield entdeckt „rich- tigen“ Gesang und schreibt Hits: „“ darf man als das „Smoke on the Water“ der Neun- Kill ’Em All 1983 voller Adrenalin und jugendlichem Feuer. Bei Er- ziger bezeichnen, „“ als das scheinen der Platte sind die Musiker gerade mal „Stairway to Heaven“ desselben Jahrzehnts. Emp- Die Geburt des Thrash: Mit ihrem 23. Das Titelstück „“ gehört zu fehlenswert sind auch die songdienlichen, perfekt räudigen Debüt legen Metallica im den meistgespielten Metal-Songs aller Zeiten und komponierten Soli von . Während Juli 1983 den Grundstein. Sie in- bietet vor allem für Gitarristen viel Spaß mit Metal in den Neunzigern in den Untergrund zurück- fizieren klassischen Heavy Metal schnellen Downstrokes bei 220 bpm, einem feinen gedrängt wird, schießen Metallica durch die Decke (Judas Priest, ) mit der Solo und schönen Harmonieparts. Auch „Battery“ und in den Mainstream. Etliche Genrekollegen ver- Energie von Punk/Hardcore, der Boshaftigkeit von und „Welcome Home (Sanitarium)“ (kompletter suchen das Gleiche, scheitern aber. Das auch The Venom und der Wucht von Motörhead. Das Ergeb- Song ab Seite 119) gehören zur Headbanger- Black Album genannte Werk ist das zweite Meister- nis sind wahnsinnige Geschwindigkeiten, kom- Grundaussttattung, mit dem hochmelodischen stück der Band und eines der meistverkauften Al- plexe Riffs, viele Halbtöne und der unheilige Trito- „Orion“ setzt sich Burton ein Denkmal. Als einzige ben der Welt. Zu Recht. nus. Kurz: Metal wird ein Stück härter und wilder. Konkurrenz für den Thrash-Thron kommt ein Live Shit: Binge & Purge 1993 Ganz wichtig: Die rechte Hand muss glühen, halbes Jahr später Slayers Reign in Blood in Frage, Downstrokes und abgedämpftes Riffing sind Ge- das vor allem durch bedingungslose Härte punk- Das Live-Manifest: Seit ihrer setz. Von Anfang an stehen Metallica an der Spitze tet, damit aber nicht die Tiefe von Master of Pup- Gründung haben Metallica vor der Bewegung, verblüffen bei aller jugendlichen pets erreicht. Knapp zwei Monate nach Veröffent- allem für die Gigs gelebt, und das Wildheit mit Präzision und legen mit „Whiplash“ lichung stirbt Burton bei einem Busunglück. hört man. Aufgezeichnet auf der und „Seek & Destroy“ Genre-Klassiker vor. Darauf- massiven Tour zum schwarzen Al- hin explodiert die Szene förmlich: legen im The $5.98 E.P.: bum zieht das Quartett hier alle Register. Die Setlist 1987 Dezember nach, Anthrax im Januar. Essentiell und Garage Days Re-Revisited ist erste Sahne, von den frühen Krachern bis zu immer noch wegweisend, damals unerhört brutal Die Aufwärmübung: Die durch neuen Black-Album-Hits. Die Performance hat rich- und absolut Underground. den Tod ihres Freundes traumati- tig Feuer, und bei einigen „Yeah!“-Brülleinlagen sierten Musiker suchen die Flucht von Hetfield kommt zum ersten Mal der Eindruck 1984 nach vorne, rekrutieren Jason auf, er müsse auf der Bühne um die acht Meter groß Der Quantensprung: Noch bevor von Flotsam & Jetsam sein. Da darf „Seek & Destroy“ auch mal 18 Minu- Exodus, und die deut- und machen wie früher Krach in der Garage. Auf ten lang werden. Eines der besten Live-Alben im schen Thrasher ihre Debütalben dieser EP erscheinen fünf Cover-Songs, darunter Heavy Metal, verkauft in einer fetten Box samt der veröffentlichen, erklimmen Me- Lars Ulrichs Lieblingsband Diamond Head, die dazugehörigen Videoaufzeichnung – und einem tallica schon die nächste Stufe. NWoBHM-Raritäten Holocaust und Budgie, die Mitschnitt von der Justice-Tour, der sogar noch Dank entdeckt die noch blut- Industrial-Helden Killing Joke sowie die Horror- besser ist. junge Band die Welt der Harmonien und Melodien, Punks Misfits. Ein lockerer, wilder Spaß. Load 1996 was ihr Zweitwerk wesentlich größer und mäch- …And Justice for All 1988 tiger wirken lässt. Das Songwriting wird reifer, bes- Die Neuerfindung: Der Megaerfolg ser – und auch vielseitiger mit der epischen Ballade Das Riff-Maximum: Hier treiben des Black Album muss erstmal ver- „Fade to Black“, dem Midtempo-Stampfer „For Metallica, mittlerweile eindeutig daut werden, wiederholen lässt er Whom the Bell Tolls“ und dem Instrumental „The angeführt von James Hetfield und sich sowieso nicht, und die Zeiten Call of Ktulu“. Dabei büßen die vier keinen Deut an , die Komplexität ihrer haben sich geändert. Metallica Brutalität ein, wie man alleine dem manischen Musik auf die Spitze. Die Songs entdecken Rock und Groove und schaffen so einige Opener „Fight Fire with Fire“ anhört. Das mitrei- werden noch länger, die Riffs noch komplizierter, es der besten Songs, die Corrosion of Conformity nie ßende „“ zählt fraglos zu den zehn gibt 1.000 Breaks, Tempowechsel, Variationen und geschrieben haben. ist das nicht mehr, wichtigsten Thrash-Songs aller Zeiten. Zwischenparts. Jeder Song ist eine Sinfonie für aber guter Stoff mit Sahne-Sound, doch für die sich, meist knüppelhart und mit chirurgischer Prä- Fangemeinde ungewohnt und für die Metal-CSU- Master of Puppets 1986 zision gerifft. Weil der Bass im ohnehin schon mit- Betonköpfe sowieso untragbar. Ein großes Problem Das Meisterstück: Metallica füh- tenlosen Scooped-Mix komplett untergeht, klingt liegt leider darin, dass Metallica jetzt alle Zeit der ren die Ride-the-Lightning-Formel die Scheibe eigenständig, düster und extrahart, Welt haben – und sich verzetteln: 14 Songs hätten fort und zeigen auf alle Zeiten, wo aber nicht unbedingt gut. Dafür sind die Riffs, Soli das nicht sein müssen. Höhepunkte sind: „Until It der Thrash-Hase langläuft. Noch und Drum-Ideen absolut oberste Leistungsklasse. Sleeps“, „“ und „Ain’t My Bitch“. Hier bessere Songs, noch bessere Riffs, Wer auf der E-Saite ausreiten will, muss hier zuhö- stimmen die Herren zum ersten Mal durchgängig noch größer, epischer, schlauer, aber immer noch ren! „Blackened“ und das balladesk beginnende einen Halbton runter.

36 -artists Metallica METALLIGRAFIE

Reload 1997 hingegen weniger. Insgesamt laufen die beiden kompositorische Ideen Reeds meist improvisiert Der Nachschlag: Nicht wenige Welten zu sehr nebeneinander her, eine wirkliche weiter, der ergeht sich in Sprechgesang, ein paar Fans behaupten, es entstünde ein Verzahnung wie zum Beispiel bei Moment of Glory Streicher mähen noch dazwischen. Das klingt dann, sehr gutes Heavy-Rock-Album, von den Scorpions ein Jahr später findet nicht statt. als würde ein besoffener Helge Schneider zu unfer- wenn man Load und Reload ein- Die beiden neuen Nummern „“ und tigen Metallica-Jams Gedichte vorlesen. Harter dampfte und kombinierte. Das „-Human“ können sich hören lassen. Stoff, bei dem die Riffs noch die einzigen Licht- klingt plausibel, Metallica aber hauen alles raus, blicke darstellen. Grundsätzlich ist das aber schlicht St. Anger 2003 was sie haben, nämlich nochmal 13 Songs der glei- fürchterlich und außer für ein paar Feuilletonisten chen Couleur. Viel davon gerät zu Recht rasch in Die Therapiestunde: Hetfield ver- nicht zu ertragen, selbst wenn man sich – im Ge- Vergessenheit; „Fuel“, „“ mit sinkt im Alkohol, die Unterschiede gensatz zu vielen Fans – klarmacht, dass Lulu gar und „The Unforgiven II“ gefal- in den Persönlichkeiten brechen kein neues Metallica-Album sein soll und entspre- len weiterhin. „Better Than You“ hingegen kennt sich Bahn, Newsted steigt sogar chend andere Maßstäbe gelten. Hilft aber nix. kaum noch jemand, dabei hat die Nummer sogar aus – und Metallica drohen aus- 2011 einen Grammy gewonnen. Schlecht sind weder das einanderzufallen. Musikalisch drückt sich das in Album noch der Sound noch die Songs, nur hätte einem ungewohnt rohen, räudigen Krachbrocken Die Resteverwertung: Weil Metalli- etwas mehr Aussortieren geholfen. Daran, dass die aus, für den Produzent Bob Rock den Bass über- ca irgendwann in den Neunzigern Old-school-Headbanger den mittlerweile kurzhaa- nimmt. St. Anger enthält keine Gitarrensoli, keine die Fähigkeit zum konsequenten rigen Metallica Todesverrat vorwerfen, hat sich aber gefälligen Rocknummern, keine epischen Hits, nur Aussortieren verloren haben, kön- jeder gewöhnt. Wut, Alarm, Verzweiflung, grob arrangiert und in nen sie nicht widerstehen, diese ein ruppiges Soundgewand gegossen. Einfacher vier Songs aus den Death-Magnetic-Sessions zu Garage Inc. 1998 Stoff ist das nicht, aber nicht wenige der tiefge- veröffentlichen – zur Freude von Die-hard-Fans Das Coveralbum: Metallica gehen stimmten Riffs entwickeln ganz schön Druck und und Sammlern immerhin, die bei dieser Band ja nie zurück zu den Wurzeln und den Groove. Der quasi roh belassene Gesang Hetfields darben müssen. Die Aufnahmen schlagen in die Bands, die sie beeinflusst haben. und die knüppelharte Mülltonnen-Snare von Ulrich gleiche Kerbe wie das Album: Wir hören lange Dazu gehören die komplette The machen es dem Hörer jedoch nicht leicht. Spätes- Thrash-Songs und Riffwalzen, jedoch weitestge- $5.98 E.P. und mittlerweile legen- tens hier bekommt die Metal-CSU schon wieder hend im klanglichen Rohzustand. Nicht schlecht, däre B-Seiten wie „Am I Evil?“ und „The Prince“ Kammerflimmern. aber nicht bewegend – und deshalb letztlich ver- (Diamond Head), „Blitzkrieg“ (Blitzkrieg), „Bread- zichtbar. 2008 fan“ (Budgie) und „“ (Queen). Dazu Through the Never 2013 spielen die Herren Songs von , Mer- Die Rückkehr zum Riff: Produzent cyful Fate, Blue Öyster Cult, Bob Seger, , empfiehlt Hetfield, Ul- Der Film-Soundtrack: Womöglich Discharge und nochmal Diamond Head neu ein und rich, Hammett und Neubassist Ro- schlägt die Liebe Lars Ulrichs zur verblüffen mit Vielseitigkeit. Sehr authentisch klin- bert Trujillo (, Sui- Welt des Films durch, denn Metal- gen auch die vier Motörhead-Klassiker: Da hört cidal Tendencies) erstens die Wie- lica verbinden hier einen Konzert- man, wo’s herkommt. Das in Großteilen auf D ge- derentdeckung des Thrash und zweitens, sich keine mitschnitt und eine mysteriöse stimmte Garage Inc. macht großen Spaß und klingt Regeln aufzuerlegen. Als hätten Metallica sich je- Endzeitgeschichte. Dazu filmt die Band zwei Shows dank Bob Rock satt und rund. mals an viele gehalten. Als Ergebnis klingt Death in Kanada und eine wenig erklärte Handlung um Magnetic wie der ältere und ein bisschen hüftsteife einen Roadie, der losgeschickt wird, um eine Tasche S&M 1999 Bruder von …And Justice for All, mit langen und zu besorgen. Schlau wird daraus niemand, aber un- Das Orchesterprojekt: Mit dem verschachtelten Songs und ordentlich Hoppereiter terhaltsam ist es. Vor allem aber ist die Produktion Sinfonieorchester von San Fran- auf der E-Saite (denn Hetfield hat wieder hochge- des Konzertes fett, fett, fett: mit großartigen und cisco und unter der Führung des stimmt). Das macht nicht nur den alten Fans grund- wechselnden Bühnenaufbauten, Explosionen, Me- hochdekorierten Komponisten und sätzlich Spaß, begeistert aber trotz guter Momente galicht, Showeffekten, Einspielungen und einer le- Dirigenten geben nicht tiefgehend. Der überdrehte Koffeintod-Sound ckeren Setlist. Mehr geht nicht. Geld verloren hat Metallica auf diesem Live-Album Werken aus allen macht es leider nicht besser. die Band mit diesem Unterfangen trotzdem, zumal Karrierephasen ein Klassikgewand. Dabei lassen sie es viel zu viele auch offizielle Live-Dokumente von Lulu 2011 in Lautstärke und Wucht kein Stück nach, und auch der Death-Magnetic-Tour gibt. Und bis heute weiß die Songs bleiben unverändert – genaugenommen Die Kunstkacke: Ja, man muss es niemand, was in der Tasche ist … spielt das Orchester einfach darüber und dazu. Das so hart sagen. Metallica vertonen funktioniert ganz gut bei den Epen „The Call of zusammen mit Altmeister Lou Hardwired…to Self-Destruct Ktulu“ und „Nothing Else Matters“ sowie den lang- Reed Werke des deutschen Drama- 2016 samen Songs „For Whom the Bell Tolls“ und tikers Frank Wedekind vom Ende Die Rückkehr: Acht Jahre bis zu „Wherever I May Roam“, bei den Thrash-Brechern des 19. Jahrhunderts. Dazu entwickeln die Rocker neuen Songs sind eine lange Zeit. Die Welt ist bereit, wartet fiebrig – und schiebt das neue Metallica- Es fehlen in dieser Aufzählung: Die frühen Maxis zu „“ und „Creeping Death“ mit Werk auf 57 Platz-eins-Positionen Nicht-wirklich-Live-Aufnahmen und legendären B-Seiten, ebenso spätere EPs wie Some Kind of weltweit. Das Album verbindet die Thrashiness und Komplexität von Death Magnetic mit Load/Reload- Monster, die unzähligen Singles mit alternativen Versionen sowie regional limitiert veröffentlichte Melodien, vereinzelten Black-Album-Eingängig- Konzertmitschnitte etwa der ⁄-Tour. Eben fehlen Fan-Club-EPs und auch das Live-Album von keiten und Black-Sabbath-Heaviness. Und es klingt den Big-Four-Shows von 2010. Ausdrücklich ans Herz legen wir Metallifans hier die über den sogar gut. Fanclub veröffentlichten Aufzeichnungen der vier Jubiläumsshows 2013. Mehr zum neuen Album ab Seite 80. Christof Leim

37 MASTERPIECES metallica – ride the lightning

OWNLO /D A D D C

T R 5 A 1 CK – Ride the Lightning 11

Kaum eine Frage im Metal-Kosmos dürfte unter Fans und Kritikern derart eindeutig beantwortet werden wie die nach dem Masterpiece von Metallica. Da aber auch Metallica nicht als Meister vom Himmel gefallen waren, musste vor Master of Puppets erst noch das Gesellenstück gezimmert werden: Ride the Lightning ließ 1984 allerdings keine Zweifel aufkommen, dass Metallica die neue Masterclass des Metal anführen würden.

interher ist man immer schlauer. So behaupten zu können, gehört geradewegs ins fällt es aus heutiger Sicht naturge- später auf Puppets besungene „Sanitarium“ mäß leicht, Ride the Lightning seinen des Erdballs jede Songzeile eingewiesen oder des Geschichtsrelativismus Status und angemessenen Platz in mitsingen und jede Melodielinie mit- schuldig an den Blitzableiter gefesselt. der Metal-Geschichte zuzuweisen. pfeifen kann. „Creeping Death“ gehört Nichtsdestotrotz ist die Bewertung von Heute, mehr als dreißig Jahre und heute noch in jedes Liveset, „For Whom the Ride the Lightning als rundheraus genia- acht Metallica-Alben später, ge- Bell Tolls“ in fast jedes und „Fade to Black“ in lischem und wegweisendem Frühwerk auch hört das Album schlichtweg der größ- jedes wirklich gute. dann noch allenthalben gerechtfertigt, wenn Hten Erfolgsgeschichte an, die je ein Metal-Act Wer aber hätte wohl im Jahre 1984 auch man es historisch redlich nimmt und seinen dieses Planeten hingelegt hat. Es ist integraler nur annähernd ermessen sollen, welcher Auf- Entstehungszusammenhang berücksichtigt. Bestandteil des Back-Katalogs einer Multi- stieg Metallica und welch nachhaltige Karriere Mit am meisten muss dabei nach wie vor die Platin-, Mehrfach-Grammy- und Hundertmal- dem Material von Lightning noch beschieden Tatsache erstaunen, dass Metallica gerade mal Sonstwie-ausgezeichneten Band. Es enthält sein würde? Ebenso klare Antwort: niemand! ein knappes Jahr dafür gebraucht haben, ihrem Evergreen-Metalklassiker, von denen ein Mil- Wer angesichts seines heutigen, besseren Wis- 1983er Debüt Kill ’Em All einen Nachfolger lionenpublikum auf allen sieben Kontinenten sens rückblickend meint, anderes von sich draufzusetzen, der in jeglicher Hinsicht schon

46 metallica – ride the lightning MASTERPIECES

ALBUM Produktion: Flemming Rasmussen & Metallica TRACKLIST Aufnahmen: Februar bis März 1984 BESETZUNG 1. Fight Fire with Fire James Hetfield: Gesang, Gitarre 2. Ride the Lightning Studio: Sweet Silence Studios 3. For Whom the Bell Tolls Kirk Hammett: Gitarre 4. Fade to Black Veröffentlichung: 27. Juli 1984 5. Trapped under Ice Cliff Burton: Bass 6. Escape

Labels: 7. Creeping Death Getty Images

Megaforce/Music for Nations/Elektra Lars Ulrich: Schlagzeug 8. The Call of Ktulu (Instrumental) C

47 GEAR-SPECIAL ESP & METALLICA

Ein Blick in Metallicas Custom-Shop

Es ist keine Seltenheit, dass Musiker und Instrumentenhersteller zum Nutzen aller Beteiligten zusammenarbeiten. Beileibe nicht alltäglich ist jedoch die enge und bereits 30 Jahren andauernde Kollaboration von ESP und Metallica. Gemeinsam mit ESP-CEO Matt Masciandaro werfen wir einen Blick zurück und beleuchten die verschiedenen Gitarren, mit denen Kirk und James in den vergangenen Jahrzehnten Metal-Geschichte geschrieben haben.

90 -artists Metallica ESP & METALLICA GEAR-SPECIAL

ür Metallica war 1986 ein Jahr voller entstand natürlich ein Gespür für den Ge- Veränderungen und Entscheidungen. schmack und die Vorlieben, so dass die meisten Nach enormen Erfolgen wie dem Re- Prototypen direkt zum Einsatz kamen, ohne lease von Master of Puppets und einer dass große Veränderungen nötig waren. Tour mit Ozzy Osbourne folgte mit Cliff Spraydosen und Schleifpapier Burtons Tod eine furchtbare Tragödie. Statt aufzugeben, besetzte die Band In den meisten Fällen dauert die Entwicklung Cliffs Posten mit dem ein Jahr jüngeren eines neuen Modells für James oder Kirk circa JasonF Newsted, dessen erste Feuerprobe schon sechs Monate. So entstand das 2006 entwi- bald mit der Cover-Sammlung The $5.98 E.P.: ckelte Truckster-Modell daraus, dass sich Garage Days Re-Revisited anstehen sollte. James mit einer schwarzen ESP Eclipse in seine Zu dieser Zeit hörte Kirk das erste Mal von Garage zurückzog und ihr mit Spraydosen und ESP-Custom-Gitarren, und zwar von seinem Schleifpapier zu Leibe rückte. Durch vorsich- guten Freund und Kollegen Scott Ian (An- tiges Abschleifen des aufgesprühten Silber- thrax). Kirk trat mit ESP in Kontakt und prä- lacks entstand das einzigartige Design, das an- sentierte seine Idee für ein Custom-Modell, die schließend genau so bei den Serienmodellen noch heute von ihm eingesetzte KH-2. Dieser umgesetzt wurde. Schritt leitete die Zusammenarbeit der Firma Auch Matt bringt immer wieder Ideen ein. mit der Band ein. So nahm er sich beispielsweise die Truckster Nach einem Treffen zwischen dem US-ame- zur Brust und kehrte das Farbschema einfach rikanischen ESP-Präsidenten Matt Mascianda- um. James gefiel dieses neue, schwarze Design ro und James auf der NAMM wünschte auch so gut, dass auch diese Version in sein Live- Hetfield sich eine Sonderanfertigung – seine Arsenal aufgenommen wurde. berühmte weiße Gitarre mit den Mittelfingern Die 2011 gelaunchte Snakebyte war etwas als Inlay, die auch heute noch im Studio einge- So war von Anfang an klar, dass beide aktive zeitaufwändiger und begann mit einem groben setzt wird. EMG-Pickups in ihren Äxten wollten. Entwurf von James im Jahr zuvor. Die erste Laut Matt ging die Entwicklung der ersten Über die Jahre entstanden dann immer Skizze entspricht fast exakt dem fertigen Mo- Modelle sehr schnell. Die Jungs wünschten mehr Variationen oder auch komplett neue dell, die Kopfplatte jedoch ging durch mehrere sich Variationen klassischer Gitarrenformen, Modelle, die stets in Zusammenarbeit mit Entwicklungsphasen. Auch das Snake-Inlay jedoch mit einigen Modifikationen, was die Equipment-Manager Zach Harmon entworfen am zwölften Bund war eine Idee Mr. Hetfields Ausstattung, Inlays und die Lackierung angeht. wurden. Bei einer so langjährigen Entwicklung und wurde direkt übernommen.

91 GEAR

LTD Vulture Hetfields Geier

James Hetfield ist einer der dienstältesten ESP-Endorser. Er kreiert in regelmäßigen Abständen extrem coole, an Metallicas „Corporate Design“ angepasste Neuinterpretationen von Gitarrenklassikern. Mit seinem aktuellen Streich katapultiert der legendäre Frontmann die altgediente V-Form in einen komplett frischen Spielraum.

ie LTD Vulture ist das mittlerweile am zwölften Bund das „Vulture V“ und die vierte Dauermodell in der ESP James perfekt abgerundeten Bundstäbchen sind auf Hetfield Signature Series. Alle Gitarren dem Niveau weitaus kostspieligerer US-Kon- sind in der von Hetfield gespielten Cus- kurrenzprodukte. tom-Shop-Variante (Preise über 4.000 Ein weiterer Pluspunkt ist die werkseitig Euro) und der LTD-Version (ca. 1.000 perfekt eingestellte Saitenlage. Schnelle bis 1.500 Euro) erhältlich. Thrash-Riffs lassen sich ebenso leicht wie si- Der Hauptfaktor beim doch recht nistre Soli ohne weitere Justierung spielen. hohenD Preisunterschied liegt schlichtweg in Dank der verbauten Hardware ist die Vulture den Produktionsstätten, denn die erstklassig extrem stimmstabil. verarbeiteten LTD-Sechssaiter werden anstelle Einsatz im Moshpit des USA- oder Japan-Standorts der Company in Korea gefertigt. Selbst bei dauerhaftem Bending (getestet mit Beim ersten Blick auf die Vorderseite der dem Main-Riff von Panteras „I’m Broken“) hält Vulture unterscheiden sich beide Versionen le- das Tuning. Die verbauten Brückenelemente diglich im Sattelmaterial (ESP: Knochen, LTD: (Tonepros Locking Tune-o-matic und Tone- Kunststoff) sowie im metallischen Herstellerlo- pros Locking Stopbar) in Kombination mit den go, das im Hot-Rod-Stil angebracht worden LTD-Locking-Tunern erledigen einen super ist. Alle weiteren Details wie Lackierung, Job. Obwohl es lobenswert ist, dass ESP für die Tonabnehmer, Hardware und Griffbrettein- LTD-Ausgabe fast ein komplettes Abbild der lagen sind identisch. Großartiges Handwerk FACTS Die Rückseiten offerieren ein ähnlich LTD VULTURE homogenes Bild. Lediglich die Infor- Herkunft Korea mationen auf der Kopfplatte sowie Korpus Mahagoni der Hersteller der Stimmmechaniken Hals Mahagoni, eingeleimt geben darüber Auskunft, welches Halsprofil U-Profil, flach Modell man gerade in Händen Griffbrett Ebenholz hält. Kurzum: Die LTD Vulture ist Griffbrettradius 12“ für Metalheads die preislich Halsbreite Sattel: 42 mm; attraktive Option, eine echte 12. Bund: 52 mm James-Hetfield-Gitarre zu Bünde 22 Extra-Jumbo: 2,0 x 1,5 mm spielen. Mensur 24,75“/62,8 cm Die Verarbeitung der LTD Pickups EMG JH Set, aktiv Vulture ist tadellos. Es gibt Regler 1 x Volume, 1 x Tone weder Lackmacken noch Schalter Dreiweg-Toggle kleine Flüchtigkeitsfeh- Hardware Tonepros Locking Tune-o-matic, ler zu entdecken. Be- Tonepros Locking Stopbar, sonders am Griffbrett LTD Locking Tuners fällt die hohe Präzisi- Gewicht 3,2 kg on auf, mit der die Linkshänder nein koreanische ESP- Internet www.espguitars.com LTD-Fertigung zu Empf. VK-Preis 1.724,- Werke geht. Sau- ber eingesetzte Dots, Preis-Leistung

106 -artists Metallica GEAR

Randall KH103 Kirk Hammett Signature Hammetts Röhrenhammer

Mit seinem aktuellen Signatureverstärker hält Kirk Hammett Randall die Treue, ebenso seiner Vorliebe für üppige Klangvielfalt auf drei Röhrenkanälen.

m KH103 setzt Metallicas Sologitarrist Kirk großzügig dimensionierter Trafos und Übertra- weniger als insgesamt neun 12AX7-Glühkol- Hammett inzwischen auf die Künste von ger bringt der KH103 dabei knapp 28 Kilo- ben zum Einsatz. Randall-Entwickler Mike Fortin und kehrt gramm auf die Waage. Die Endstufe liefert Aufbau dem bisherigen MTS-Modell mit seinen 120 Watt Röhrenwatt aus vier 6L6-Endstufen- drei Signaturemodulen den Rücken. Der röhren, kann aber dank individueller Bias- Es gibt drei identisch aufgebaute Hauptkanä- neue Verstärker basiert nunmehr auf dem regler ebenfalls mit EL34 und größeren KT- le mit eigenen Gain- und Lautstärkereglern, mächtigen sechskanaligen Randall 667 aus Typen bestückt werden. passivem Dreiband-EQ sowie Depth- und der Thrasher-Serie (Test in guitar 12/2014), In den Vorstufenkanälen, den beiden Effekt- Presencer-Reglern für die tonale Abstim- Ider seinerseits eine Serienfertigung des Fortin- wegen und den Treiberstufen kommen nicht mung der Endstufe pro Kanal. Hinzu kommen Custom-Modells Meathead darstellt. Tatsächlich hat der KH103 laut Mike Fortin im Laufe von drei Jahren fünf handgebaute Meathead-Prototypenstadien durchlaufen, die Hammett jeweils live, zu Proben und für Auf- nahmen einsetzte. Letztlich entstand dabei ein Dreikanaler mit den gewünschten Klang- eigenschaften und Möglichkeiten. Ein Beispiel: Die Endstufe wurde bewusst vom Klangbild und Spielgefühl etwas roher als im 667 abge- stimmt. Der Vollröhrenverstärker mit drei vollwer- tigen Kanälen fällt unmittelbar durch sein hohes Gehäuse und eine veränderte Optik mit einer dekorativen Aluminumfrontplatte und spaciger hellgrüner LED-Innenbeleuchtung auf. Das tolexbewandete Gehäuse ist stabil ver- arbeitet und sowohl mit seitlichen also auch einem ledernen Obergriff versehen. Aufgrund Viele Knöpfe, aber übersichtlich

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