ARTLETterINFORMATION ZUR KUNST – MESSEAUSGABE ZUR ART & ANTIK – MÄRZ 2019 Moderne Kunst aus aller Welt zeigen auf dieser art&antik in den Messehallen der Stadt Münster drei Galerien aus Münster und Soest (Niederlande). Die KUNSTHALLE SCHNAKE aus Münster-Hiltrup ist schon lange bekannt für ihre ausgewählten Skulpturen zimbabwesischer Bildhauer. Die Vorstellung chinesischer Kunst hat sich die Galerie KUNSTBROEDERS aus Soest auf die Fahnen geschrieben, und das ARTLETstudio aus Münster und Karlsruhe präsentiert Werke aktueller Künstler aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Spanien, Italien und Großbritannien. Die drei Galerien arbeiten seit mehreren Jahren locker zusammen, insbesondere wenn es um den Austausch von Künstlern und die Gestaltung größerer Kunstevents, wie z. B. der Skulpturenschau SKULPTUREN IM DIALOG in der Dominikanerkirche 2017, geht. Gemeinsam möchten wir Ihnen hier ein paar Informationen zu den auf unseren Ständen gezeigten Kunstwerken und weitere Nachrichten nahebringen. CONTEMPORARY ART ARTLETstudio AUS EUROPA, AFRIKA UND ASIEN AUF DEN STÄNDEN C12, D06, D04 UND D05 (SKULPTUR XL) SKULPTURA. KRAFT, J.UND CURIÁ, MALEREI S. TINES, M. GIAI-MINIET [C12] unst der Jetztzeit ist natürlich ein weites Feld. An dieser Stelle soll auch nicht Ver- Viel Neues gibt es im such einer Defnition gemacht werden. Wir möchten mit den Galerien KUNST- KHALLE SCHNAKE, KUNSTBROEDERS und ARTLETstudio einige der vielen ARTLETstudio. Andrea Kraft Facetten heutiger Kunst beleuchten und unseren Besuchern nahebringen. Wie an den Ständen geht in die Luft (Objekt D04, D06, C12 und dem Gemeinschafsstand D05 sehr schnell zu erkennen ist, ist die Bandbreite sehr groß. Da ist zum einen die Gruppe der emsigen Bildhauer aus , wo es durch eine Reihe links), Sonja Tines zeigt einmaliger Umstände von der lokalen Geologie bis hin zum Engagement lokaler und anderer Förderer unter anderem neue der Idee, hier ein Zentrum für Steinbildhauerei entstehen zu lassen, zur Schafung einer Fülle in- zwischen auch international anerkannter Kunst gekommen ist. Kleinformate (Bild Den Blick auf China und inzwischen auch andere asiatische Länder öfnet uns Rijk Schippers oben rechts) und mit seiner Galerie KUNSTBROEDERS. Der intime Kenner chinesischer Kunst bringt seit vielen Gustavo Díaz Sosa baut mit seinen phantastischen Ra- Jahren die Werke kreativer aufstrebender Künstler aus dem fernen Asien in die Niederlande bzw. nach Europa. So ungewohnt dem Europäer of auch diese Kunstwerke sein mögen, so interessant und dierungen den Turm zu Babel nach ansprechend sind sie auch. Auf dem Skulpturenplatz fnden Sie zum Beispiel Objekte von Gong Dong. (zweites Bild rechts). Die meist aus Bronze gegossenen Figuren sind im Sinne chinesischer Tradition weiß lackiert. Eine Ir- ritation für den europäischen Blick. Aus Spanien kommen neue Skulpturen Im Gegensatz dazu stehen die Objekte des Spaniers Jesús Curiá, des Belgiers Philippe Timmermans, von Jésus Curía. Neben den neuen, far- des Franzosen Marc Giai-Miniet, der Britin Rachel-Ann Stevenson und der deutschen Künstlerin Andrea Kraf. bigeren Arbeiten zei- Erstere kommen mit ihren geerdeten Objekten daher, Stevenson und Kraf geben uns auf sehr verschiedene Weise das Gefühl von Leichtigkeit. Ebenfalls bei ARTLETstudio fnden sich bewegliche, verspielte Objekte des Künstler- gen wir auf dem Galerien- paares Nowodworski. Dazu sehen Sie die phantastische Malerei des jungen Künstlers Benjamin Burkard, der sur- stand und dem Gemein- realistischen Malerin Sonja Tines aus Bayern und des Moskauer Künstlers Pavel Guliaev sowie die wunderbaren Radierungen von Gustavo Díaz Sosa. schaftsstand D05 natürlich Natürlich kann auf einem Messestand nur ein Ausschnitt der Galerieangebote gezeigt werden. auch seine Klassiker Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Galerien vereinbaren gerne einen Besuchstermin in den jeweiligen Aus- Der Französische Künstler stellungsräumen. Marc Giai-Miniet (Bild unten rechts) steuert ebenso Arbeiten bei wie die Britin Rachel- Ann Stevenson, deren düstere, aber auch gleichzeitig leichte IMPULSE FÜR EINE BEWEGUNG Objekte sich irgendwo zwischen moderner Kunst, antiken Ob- WIEGE DER BILDHAUEREI»IN ZIMBABWE – KUNSTHALLE SCHNAKE [D04] jekten und Steampunk ver- Dass man heute die Bilderhauerei aus Zimbabwe international als eine eigenständige Bewegung aner- orten lassen. kennt, verdanken wir vor allem der Inspiration und dem Engagement eines überzeugten Vorkämpfers. Zu den übrigen Künstlern Es war Frank McEwen, der gewissermaßen eine ganze Bewegung in Gang setzte. Er trug mit seiner Arbeit finden sich auf den Folgesei- in der National Art Gallery von Salisbury, heute die Hauptstadt , maßgeblich dazu bei, die außer- ten weitere Informationen. gewöhnlichen Arbeiten auf der ganzen Welt bekannt zu machen. Seine Ausstellungen in Europa, Austra- lien und den USA brachten schließlich den internationalen Durchbruch. Das ARTLETstudio und seine Partner wünschen ie häufg in der Kunst- kreis gehörten unter anderem Matisse, Pi- len hat greifen lassen. Etwa zur gleichen geschichte ist auch die Bild- casso, Miró und Braque. Nach dem Zwei- Zeit, als Frank McEwen versuchte, künst- einen spannenden Besuch Whauerei in Afrika durch das ten Weltkrieg war Frank McEwen lerische Ausdrucksweisen und Kreativität auf der ART&ANTIK im Kunstreferent der Britischen bei seinen schwarzen Protagonisten zu Botschaf in Paris und för- wecken, begann in den Eastern Highlands Jahre 2019. derte dort unter anderem den eher zufällig eine Entwicklung anderer Ausnahmebildhauer Henry Art. Der künstlerisch ambitionierte Land- Moore und er organisierte wirtschafsberater Joram Mariga entdeckt Seite 1 die erste Picasso- und Ma- die Möglichkeiten, aus Serpentinstein tisse-Ausstellung in London. Kunsthandwerk herzustellen. + Contemporary Art + Wiege der Bildhauerei in Zimbabwe + Neues von Andrea Kraft und Sonja Tines + Als Anfang der 50er Jahre Als McEwen die ersten Ergebnisse zu Seite 2 die Südrhodesische Regie- sehen bekam, war er schier begeistert. Er rung Überlegungen anstellte, kaufe die Kunstwerke für relativ viel Geld +Die Titanen von Philippe Timmermans + Kinetisches von den eine staatliche Kunstgalerie ein. Er überzeugte Joram Mariga davon, Nowodworskis + Symbolismus von Pavel Guliaev + einzurichten, fel bei der in Vukutu eine Art Schule anzubieten. Seite 3 Suche nach einem kompeten- Was dort und diesem Umfeld an Skulptu- + YOUNG ARTISTS in Karlsruhe + Die Kunst des Dominik Schmitt ten künstlerischen Berater ren entstand, stellte McEwen aus. Damit und anerkannten Kurator die setzte er, freilich ohne es geplant zu + Kunst im Netz + Wahl auf Frank McEwen. haben, eine künstlerische Bewegung in Seite 4 Gang. Immer mehr Bildhauerinnen und McEwen faszinierten die + Zum Mitdenken: Geschreibe ohne Tempolimit und Anderes + Bildhauer sahen in der Produktion von Joram Mariga – »Head« »primitiven Einfüsse” afri- Seite 5 Skulpturen eine Chance, sich künstlerisch Engagement eines überzeugten Kunst- kanischer Kunst, die ausgeprägt und un- zu äußern, aber auch damit ihren Lebens- +Skulpturen im Dialog – Rückblick + Über die Leichtigkeit des liebhabers bekannt geworden. Frank verkennbar in vielen Werken der unterhalt zu bestreiten. Steins – Steinbildhauerei + McEwen war Entdecker und Promoter europäischen Moderne zu fnden waren. Seite 6 der ersten Stunde. Er hatte das richtige Es entstand die Idee, eine eigene Kunst Nach ersten internationalen Ausstellun- Gespür für die außergewöhnlichen Ta- mit künstlerisch unvoreingenommenen gen dieser Skulpturen, beispielsweise im + Das Kunst-Ding: Prof. E.-J. Speckmann zur Kunst-Empfindung + lente. Afrikanern zu schafen. So gründete er Museé Rodin in Paris und dem Museum Seite 7 einen Workshop, den man mit Fug und of Modern Art in New York, begann der McEwen war der Sohn eines Kunst- + Mit Steinen im Dialog + Die Form im Stein: Kakoma Kweli Recht als die Geburtsstätte der Bildhauer- Siegeszug der zimbabwischen Bildhauer händlers und begeisterten Sammlers tra- + Die Frau mit Hammer und Meißel: Perlagia Mutyavaviri + kunst in Zimbabwe bezeichnen kann. durch die renommiertesten Museen und ditioneller westafrikanischer Statuen und Seite 8 Von ihm ging eine Art Initialzündung Galerien der Welt. - JB - Masken. Daher stammen sein tiefes Ver- aus, die viele Künstlerinnen und Künstler + Impressum + Informationen zur Ausschreibung MINIATUREN ständnis und sein Faible für afrikanische zu Hammer und Meißel, Läufer und Fei- + Edition: MADE4ARTLET + Kunst und Kultur. Zu seinem Freundes-

Frühjahr 2019 1 ARTLETter 1-19

»KÜNSTLER IM ARTLETstudio Münster PHILIPPE TIMMERMANS Titanen aus Bronze und Stahl [D05] er belgische Bildhauer Philippe Timmermans zeigt Gesichter mit scheinbaren Gedanken und Emotionen erleich- Figuren, die sich in unterschiedlichen Krafanstren- tern dem Betrachter eine Identifkation. Dgungen befnden. Allerdings handelt es sich nicht »Aus der Tiefe« um eine weltliche Darstellung, sondern um die Portraits un- terschiedlicher Titanen. Titanen bilden mit das älteste Göt- Timmermans Idee zur Arbeit »De profundis« entstand tergeschlecht, das eher kosmische Gesetze denn menschliche durch das Hören eines Radioberichtes über Europa. Die Fra- Eigenarten darstellt. Für Timmermans sind sie Sinnbild des gestellung, ob Europa zerfällt oder weiter bestehen wird, in- Himmels und der Erde, der Realität und des Traumes. spirierte Timmermans zu einem inneren Bild von dieser Skulptur. Es ist eine männliche Bronzefgur (siehe Abb.), die Wären die Skulpturen Timmermans’ aus Sandstein, könnte zwei Corthenstahlplatten zusammenhält, die auseinander zu man sie fast der Antike zuordnen. Doch durch die Wahl des drifen scheinen. Aus der Tiefe kommt die Kraf dieses Man- Materials (Kombination aus Stahl und Bronze) und des Te- nes, der Europa anscheinend retten möchte. Ein festgefrore- mas sind sie eindeutig der zeitgenössischen Kunst zuzuord- ner Moment der Anstrengung mit ungewissem Ausgang. nen. Ziel Timmermans in der Darstellung seiner ideal anmutenden Bronzekörper ist es, nicht greifare Emotionen Philippe Timmermans, geb. 1957 in Wilrijk (Belgien), stu- und Refexionen zu inkarnieren. Dabei versucht er vorsichtig dierte an der Royal Academy for Fine Arts in Gent. Für Museen und verwundbar auf vielfältige Fragen und Überlegungen zu fertigte er über 30 Jahre lang dreidimensionale Prototypen an antworten. und führte Aufragsarbeiten in Design und Öfentlichkeitsarbeit aus. Seit 2011 konzentriert er sich vorrangig auf seine freie Gerade im Aktionspotenzial sind die Skulpturen ein Sym- künstlerische Arbeit. - ML/YS - bol für Kraf und Ausdauer, sie verkörpern eine immense An- strengung ungewissen Ausgangs. Die charakterstarken

FRAUKE & DIETMAR NOWODWORSKI [C12] Das Motto der Künstler: »Sammeln von Sinnen«

hre Leidenschaf: Das Reisen oder besser ge- Immer wieder nutzen sie Freiräume, nicht im sagt, unterwegs sein, Menschen trefen, Gren- Sinne von freien Räumlichkeiten, sondern vom Izen überschreiten, Ideen sammeln und immer Zufälligen, oder nutzen Möglichkeiten temporär, etwas neugieriger als alle anderen bleiben. Neue ein Raum auf Zeit. Für das Künstlerduo ist es al- Eindrücke und Gegenstände werden in ihrem lerdings wichtig, Impulse zu setzen, Menschen Atelier zu künstlerischen Skulpturen, wie eine Mi- zum Innehalten zu animieren, an die Wahrneh- schung aus Gewürzen des Südens, zusammen mit mung des Betrachters zu appellieren und diesen Geschmacksrichtungen des Westens, traditions- mit zu involvieren. In ihren kinetischen Skulptu- reich, ofen und stets in Bewegung. ren im Retrotrend lassen Frauke und Dietmar Das Ganze fndet seinen Ursprung in einer uner- Nowodworski den Besucher die Kunst mit Witz müdlichen Neugier bei der Suche nach Temen, und Poesie erfahren. Sie bedienen sich vorhande- Materialien, Formen und Strukturen sowie bei ner Alltagsmaterialien und sehen darin etwas der Suche nach Gegenwart, Vergangenheit und Neues, Nicht-Vorhersehbares – eine neue Wirk- Zukunf. lichkeitsdimension, die auch der Betrachter ent- decken kann. STRAIGHT FROM MOSCOW: PAVEL GULIAEV [C12] Subjektiver Symbolismus und Realismus er russische Künstler Pavel Gu- Mit dem Titel »Illusions« fasst Pavel Gu- liaev, geb. 1967, verließ 1993 das liaev eine Reihe von Werken aus dem Jahr DMoscow Polygraphic Institut mit 2018 zusammen, in denen er subjektive einem Doppelabschluss in Grafkdesign Geschichten malerisch und detailreich er- und Bildender Kunst. Seitdem arbeitet er zählt. Häufg stehen oder sitzen Personen für diverse Verlage als Illustrator, unter- als Hauptdarsteller im Vordergrund; um richtet selbst an der Akademie für Grafk- sie ranken sich Gegenstände, Tiere und design, leitet seine eigene Werbeagentur Landschafen und manchmal weitere Figu- und malt und zeichnet seit mehr als 20 Jah- ren. Farbfächen, Texturen und Schrif er- ren. Seine Arbeiten befnden sich in priva- gänzen einige Werke. ten Sammlungen in Russland, Europa und Viele Motive sind symbolträchtig, einige China. Er lebt und arbeitet in Moskau. erklären sich, andere erst auf den zweiten oder dritten Blick, so nennt Pavel Guliaev RAUM|Zeit seinen künstlerischen Ausdruck »subjekti- ver Symbolismus« oder auch »subjektiver PAVEL GULIAEV Realismus«. Im Symbolismus ist der Künstler die ANDREA KRAFT zentrale Figur, sein Wesen, seine Empfn- AUSSTELLUNG 16.03.2019 - 27.04.2019 dung und sein Denken stehen dabei im Vordergrund. Mit Hilfe von Symbolen er- schaf er eine andere Welt. Mitunter wird der Betrachter, der ohne jegliche Grund- kenntnisse über die Epoche oder das Leben des Autors an ein symbolistisches Werk herangeht, es schwer haben, den Sinn der einzelnen Verweise konkret zu er- fassen, besonders, wenn der Künstler, wie im Falle Guliaevs, aus einer der westlichen so gegensätzlichen Kultur wie der Russ- lands stammt. Zunächst hat ein europäi- scher Betrachter sicherlich nur eine begrenzte Vorstellung vom Kommunis- VERNISSAGE AM 16.03. AB 18:00 UHR mus. Zusätzlich kann er die Entwicklung von der traditionell orthodoxen Bildtradi- tion, deren Ausdruck die Ikone war, hin zur Orientierung an westlichen, speziell 76137 Karlsruhe, Boeckhstr. 4 Tel. [0 721] 66 97 57 93 französischen Strömungen, nur bedingt SUBDUAL - Pavel Guliaev - Öl auf Leinwand - 100 x 120 cm artlet-studio.com/artletter Mobil: [0162] 2 18 91 13 nachvollziehen. - ASM, ML -

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»KÜNSTLER IM ARTLETstudio KARLSRUHE und mehr... YOUNG ARTISTS Mit der Reihe »Young Artists« haben wir begrif und passt ihn seiner Realität und blick in mannigfaltige Perspektiven, in Karlsruhe junge Künstlerinnen und unserer digitalen Realität an. Der Künstler Formprinzipien, Produktionen, Ideen, Künstler eingeladen, uns einen Einblick in wird zum Infuencer und zum Créateur Strukturen und den Umgang mit Materia- ihren aktuellen Arbeiten zu geben. Die seines modellierten Körpers. Seblate, wie lität . Die Kommunikation mit jungen Ab- Regel ist das nicht – meistens widmen sich der Künstler sich auf Instagram nennt, solventen wurde über deutsche Grenzen Galerien bereits »fertigen« Künstlern, die versteht unter dem Begrif Kunst eine be- hinaus erweitert. ihren Weg schon kennen und längst auto- wusste und vor allem kontrollierte Le- Mit »It´s about us« zeigten wir eine nom arbeiten. Unser Ziel war es aber, be- bensführung. Sein Body wird zu seiner wichtige Ausstellung, die die künstlerische reits vorher anzusetzen: Welche Leinwand, zu seiner Projektionsfäche, Auseinandersetzung transnational suchte. Entwicklungen durchlaufen Kunststuden- und präsentiert wird das Ganze in den so- Die junge Künstlerin Anuradha Misal ver- ten während ihres Studiums? Diese Leit- zialen Medien. Auch die Berlinerin Isra suchte, in der Banalität des Alltäglichen frage begleitete uns während der gesamten Abdou nutzt das Medium Instagram, um das Augenmerk der Besucher auf ihr Ausstellungsreihe. Wichtig war es für uns ihre Kunstwerke einer breiteren Öfent- nahes Umfeld zu lenken. im Vorfeld, den Dialog mit den »jungen« lichkeit zugänglich zu machen. Die anfängliche Banalität ist manchmal Künstlern zu suchen, einen Rundgang In unterschiedlichen Projekten hinter- aber nur ein Anhaltspunkt, um in die Ge- durch die Ateliers zu machen und einen fragt sie gesellschafliche Zusammen- sellschafskritik einzutauchen. Studiert gemeinsamen Leitfaden für eine Ausstel- hänge und politische Statements. Isra hat Misal Freie Malerei in Mumbai und lungsrealisierung zu kreieren. Abdou bedient sich unterschiedlicher Me- dann ihren zweiten Masterabschluss an egonnen haben wir das Projekt mit dien: Fotografe, Fotomontage und Kurz- beitung ausgesetzt wird. Bearbeitet wird der Akademie der Staatlichen Künste in »Nisa« – Isra Abdou aus ihrer Serie »REDA«, dem Karlsruher Künstler Sebastian videos. Unter dem Ausstellungstitel »Just nur in der Situation selbst, und das mit Karlsruhe (Prof. Erwin Gross) absolviert. (Genugtuung) BSpäth und der Berliner Künstlerin Ourselves« zeigten beide Künstler, wie Hilfe aufwendiger Kostümierung, Zwei Welten werden miteinander verbun- Künstlerin Blätter, Samen, Blüten und an- Isra Abdou. Sebastian Späth, Abschluss wichtig die Auseinandersetzung mit sich akeUp und anderen Arran- den, verglichen, voneinander abgegrenzt dere pfanzliche Materialien, um sie infol- seines Meisterschülers bei Prof. Marijke selbst ist und wie diese Gedankenanstöße gements, Traum und Illusi- und präzise analysiert. Auf dem Fine Art gedessen ihrem künstlerischen Prozess von Warmerdam, hinterfragt den Kunst- im Kunstwerk realisiert werden können. onsmomente werden durch College in Mumbai studierte auch Mee- auszusetzen. Die fligranen Pfanzenteile »Nach der Suche« zeigte M nakshi Nihalani Bildhauerei. Aufgrund werden mit anderen organischen Elemen- Extremwerte in Schwarz und Weiß in eine das Ergebnis einer Künst- besondere Sphäre gehoben. Im Rahmen des ständigen kulturellen Transfers beider ten kombiniert, und es transformiert sich lerin, die unterschiedliche der Ausstellung lud das ARTLETstudio Künstlerinnen können konkrete Fragen eine signifkante Art von tierischen Lebe- Persönlichkeiten betont, Karlsruhe den Performance-Künstler gestellt und mögliche Antworten lokali- wesen. Im Anschluss werden diese in Po- künstlich erschaf oder auch Piotr Tomczyk ein, eine maß- geschnei- siert werden. Nihalani sucht die direkte lyesterharz gegossen. Die erschafenen hinterfragt. Im Fokus der derte Butoh-Performance zu den Werken Konfrontation mit der indischen, aber Geschöpfe scheinen in einem lufleeren Foto-Künstlerin Lisa Nowin- von Lisa Nowinski zu realisieren. auch mit der deutschen Gesellschaf. Raum zu schweben und formulieren dann ihre ganz eigenen Geschichten. ski steht immer der Mensch Im Juni 2018 ging es dann weiter mit Die Künstlerin erzählt reale Begeben- oder eine Konstellation von »Studierende der Klasse Klingelhöller«. heiten und verficht sie mit einer fktiven Das ARTLETstudio Karlsruhe hat für die unterschiedlichen Men- Mit dieser Ausstellung wurde der direkte Gedankenwelt, um somit in jeder Be- Galerienlandschaf im Südwesten schen. Eingefangen wird Dialog mit der Staatlichen Akademie für trachtung eine Projektionsfäche zu pro- Deutschlands dazu beigetragen, dass hierbei nicht nur eine reine Bildende Künste Karlsruhe gesucht und vozieren. Künstler_innen bereits in ihren Anfängen Oberfäche oder das Augen- gefördert. Die Bildhauerklasse unter der Auch die Düsseldorfer Kunstakademie Erfahrungen auf dem Kunstmarkt sam- scheinliche, vielmehr sind es Leitung von Prof. Harald Klingelhöller, wurde eingeladen mit »Leben aus dem meln und somit die Möglichkeit erhalten, Inszenierungen und Real- schuf in den Räumen der Galerie ihren in- Nichts« die Junge Kunst zu repräsentie- sich zu etablieren. Auch in diesem Jahr geht aufnahmen einer Gesamt- dividuellen und notwendigen Umgang ren. Die Kunststudentin Ke Li, Meister- es weiter. - ASM - Asmâa Senouci-Mefah (Leitung der Ga- komposition. mit der tradierten Defnitionen von Bild- schülerin bei Prof. Marcel Odenbach, lerie Karlsruhe) und Besucher der Vernis- sage vor einer Arbeit von Lisa Nowinski Eine Komposition, die im hauerei. Insgesamt boten zwei Gruppen schuf Leben aus dem scheinbaren Nichts. Anschluss keiner Bildbear- mit jeweils sechs Studenten_innen Ein- Mit äußerster Präzision sammelt die DIE KUNST DES DOMINIK SCHMITT FROM INSIDEOUT TO OUTSIDEIN

ie Malerei von Dominik Schmitt beschäfigt Leinwand zu fnden sind. Ideenfndung der Gemälde Glaube oder eine Richtung scheinen nicht gemeint zu sich mit existenziellen Fragen, die in einer und ihre Realisierung sind allesamt auf dem Bildträger sein. Schmitt fordert viel mehr eigene Denkprozesse. Dsehr surrealen und traumhafen Malerei vereint. Der Mensch soll sich nicht mit vorgefertigten Mecha- münden: Wer bin ich? Wieviele bin ich? Woher stammt Schmitt erzählt Geschichten anhand unterschiedli- nismen begnügen, sondern selbst zum Forscher und mein Ich und, wie defniere ich mein Ich, UND was be- cher Nebengeschichten im Bild. Meist muss man das zum Erfnder seiner Welt werden. - ASM - deutet meine umliegende Welt? Diese Fragen bilden Gesehene erst sortieren und in Zusammenhang brin- das Fundament seiner großformatigen Ölgemälde, die gen. Diese Überlappung verdeutlicht in ihren Dimensionen und in ihrer Tiefe an Historien- den Zeitgeist und seine damit einher- bilder oder in ihrer Handschrif an den Manierismus gehenden Probleme. Eine Fokussierung anklopfen. Im Fokus stehen meist Hybride, die aus ist kaum möglich, es sei denn, man einer Symbiose aus Menschen und Tieren bestehen. widmet sich den Dingen und nimmt Die Hybride sind akribisch ausgeführt und eröfnen sich die Zeit. Philosophische und psy- zu Teilen ihr Innerstes; Organe und Innereien werden chologische Momente münden in poli- freigelegt. Schmitt ermöglicht ein Sehen, das von außen tischen und theologischen Strukturen. nach innen wandert. Während des Studiums der Ma- Auf mehreren Gemälden sind Geist- lerei beschäfigte sich Schmitt mit der Biologie und der liche zu sehen, die in einer Art Prozes- Anatomie von Lebewesen. sion durch das Bild schreiten. Begleitet Diese Studien führte er anhand von Arbeitsblättern werden diese von Hybriden in nahezu

RIPPENENTE - Dominik Schmitt - Mixed media auf Leinwand - 60 x 50 cm durch, die auf einigen Gemälden auf dem Grund der bizarrer Ausführung. Ein stringenter KUNST.IM.NETZ uerst haben wir gesagt, Kunst und Internet, das das Entdecken, Verweilen oder Umkreisen eines Ob- geht gar nicht, dann stellten wir fest, immer jektes. Leider lässt sich davon nur ein geringer Teil in Zmehr Kunstinteressenten nutzen das Internet die virtuelle Welt übertragen. ARTLET.online wird zur Information über Künstler und Ausstellungen. genau das ändern. Dann kamen die ersten Online-Galerien wie Saatchi, Im Sommer werden wir die Galerie ARTLET.online Artnet, Artsper und viele andere. Künstler begannen ofziell eröfnen, doch bereits zur kommenden Aus- sich über facebook und insbesondere Instagram selbst stellung in Karlsruhe »RAUM | ZEIT« mit Werken von zu vermarkten. Pavel Guliaev und Andrea Kraf werden wir begleitend Nun ist das Internet in gewisser Weise ein Massen- die erste Online-Ausstellung starten, hier ergänzt grab für Bilder geworden, die Online-Galerien schütten durch Skulpturen von Jesús Curiá. Wir bieten allen In- uns mit mittelmäßiger Kunst zu. Kaum dass man ein teressierten die Möglichkeit, sich schon einmal bei uns Objekt gesucht hat, werden einem mehr und mehr an- umzuschauen. Gerne können Sie sich als Vorab-User dere Werke aufgedrängt, man versinkt in der Beliebig- mit einer formlosen E-Mail anmelden. keit eines weltweiten Kaufauses voller mediokrer Kunst. Auch die Auktionen sind nun online, hierfür si- RAUM|ZEIT – Pavel Guliaev, Andrea Kraft, Jesús Curiá cher kein so schlechtes Medium. Eines geht dem Inter- Blick in die Ausstellung auf artlet.online net aber völlig ab, und das ist das Kunsterlebnis an sich, [ab Ende März 2019] Frühjahr 2019 3 ARTLETter 1-19

MEINUNG Ja, wo laufen Sie denn? EXTREM ÜBERSCHÄTZT

ODE AN DIE SCHÖNHEIT LEON LÖWENTRAUT Auch wenn wir hiermit natürlich die Löwentrautsche Geschäfsidee voll unter- »SCHÖNHEIT FÄNGT MIT STAUNEN AN« von Andrea Kraft stützen – denn alleine drüber zu sprechen unterstützt das sorgfältig erdachte Marketingkonzept – muss es doch einmal gesagt werden: an mag die Absicht, über die Schönheit in der Kunst zu philosophieren, naiv fnden oder gar vermessen. Zugegeben, als ich beim Betrachten eines Eine dringende Empfehlung an den jungen Mann, so er denn dereinst tatsäch- Mwunderschönen Bildbandes über Gemälde der Renaissance beschloss, eine lich ein richtiger Künstler sein will und nicht nur jemand, der »berühmter wer- »Ode an die Schönheit« verfassen zu wollen, ahnte ich noch nicht, auf welch glattes den möchte als Picasso«: Eis ich mich würde begeben müssen.

Seit der Moderne betrachtet die Kunstwelt den Begrif der Schönheit eher kritisch, ÜBEN man könnte sogar behaupten, der moderne Künstler fürchtet die Nähe einer Klassif- zierung seines Werkes zum »Schönen« wie der Teufel das Weihwasser. Die Worte des ÜBEN englischen Dichters John Keats: »Schönheit ist Wahrheit – Wahrheit ist Schönheit« würden in den heutigen Tempeln der Kunst sicherlich auf taube Ohren stoßen. Das ÜBEN Schöne wird nicht mehr als der Glanz der Wahrheit betrachtet, sondern im Gegenteil als etwas »Schöngemachtes« und daher als »unwahr«. Das Schöne wird im ästhetischen ÜBEN Sinne als dekorativ beurteilt, was in der Kunstwelt absolut verpönt ist. Das künstlerische

Streben geht vielmehr in Richtung Authenzität und Originalität. Die Zielrichtung der Eine Empfehlung in die richtige Rich- ÜBEN Kunst entwickelte sich dahingehend, moralische Tabus zu brechen und zu zerstören. tung ist auf jeden Fall der neue Film Ich kann jeden verstehen, der ratlos durch spärlich bestückte Ausstellungshallen ÜBEN geht und sich innerlich fragt, was das alles soll. »Ist das Kunst oder kann das weg?« VELVET BUZZSAW (Die Kunst des Mitunter hat man auch den Eindruck, dass nicht mehr das Kunstwerk an sich »spricht«, toten Mannes). ÜBEN weder zum Auge oder gar zur Seele, sondern erst die übersetzenden Worte der »Kunst- Es handelt sich zwar vordergründig um vermittler« nötig sind, um Zugänge zu den Kunstwerken zu verschafen, wenn über- ÜBEN einen recht konventionellen und nicht haupt. Ach, ein weites Feld... Ist nicht die Seele des Menschen allgemeingültig dem gerade blutarmen Horrorflm mit Star- Schönen zugeneigt und braucht dieses Ideal, das uns über all das Materielle erhebt, ÜBEN besetzung (Jake Gyllenhal, Rene Russo, was unseren Geist bisweilen beschwert? Schon Goethe formulierte »Schönheit bändigt Toni Colette, Zawe Ashton, John Malko- allen Zorn«. Und weil sich schon so viele kluge Köpfe Gedanken zu diesem Tema ge- ÜBEN wich, Natalia Dyer u. a.). Aber das macht haben und kurze Zitate von großer Schönheit heller erstrahlen können als lange Ganze ist wunderbar eingebettet in eine Sätze vieler Worte, hier quasi als Schlussgedanke noch ein paar Sprachjuwelen: satirische Betrachtung der Kunstszene, Vielleicht wird dann eines fernen Tages Kunst draus! Die Sache mit der Kunst »Schönheit ist Tiefe der Fläche«, »Schönheit: das Genie der Materie«. (Friedrich Hebbel) startet fulminant auf der Art Basel und dem Können ist nämlich doch nicht so ganz aus der Luf gegrifen. -PW- »Es gibt zwei Arten des Schönen, in der einen liegt Anmut, in der anderen Würde«. Miami und setzt sich in weiteren Mes- (Cicero) – AK – sen, Galerien und Ateliers fort. (Netfix)

EINE ERWIDERUNG UND MEHR ZU »ZEICHNEREI OHNE TEMPOLIMIT« AUS DEN WN – 30.1.2019 GESCHREIBE OHNE TEMPOLIMIT? Der Titel ist schon daneben. Was hat der denn mit dem darauf folgenden Artikel und den kaum verhohlenen Attacken auf einen Münsteraner Galeristen zu tun? Weder geht es an irgendeiner Stelle ums Tempolimit – damit blamiert sich der KFZ-Hersteller-Minister Scheuer doch schon ausreichend – noch wird in der Folge irgendwo im Artikel vom Zeichnen gesprochen. Zu Beginn des Textes wird erst einmal ein Projekt der Bildhauerklasse kritisiert und bei der Gelegenheit ein ofensichtlich vom Autor ungeliebter Galerist attackiert. Da versucht ein kleiner Kulturredakteur, Stimmung gegen ein Projekt zu machen, ohne auf die Intentionen der Studenten einzugehen, das sich diese doch ofensichtlich reifich überlegt haben. Ist es nicht die Aufgabe der Kulturredaktionen, sofern sie noch als solche bezeichnet werden können, mangels Masse, Durchblick und Interesse, das gesamte Kunstgeschehen ohne diese herablassende Attitüde im Auge zu haben? Fragen über Fragen...

erschrieben? Mental verlaufen? ten Galerien für moderne Kunst Kommis- B.? Aber ja, natürlich, da war doch was. len Aufwand an, den ein Galerist zu leis- gleich mit abzuwatschen. Dass nebenbei Sicher ist, die WN haben schon sionsware sind, sondern hier vorfnan- Aber die machen ja ein böses Geschäf ten hat. Dieser ist enorm, selbst wenn ein wirklich menschlich korrekter Gale- Vlange ein Händchen dafür, viele ziert, dass heißt von der Galerie direkt damit, nicht wahr? Wer nur sonst kann man Mieten und Gehälter außen vor las- riebetreiber angeschwärzt werden soll, künstlerische Aktivitäten in dieser Stadt erworben, weit transportiert und dann einen jungen Künstler denn aufauen, so- sen würde. Nur selten gelingt einem freien scheint mir in diesem Zusammenhang gar nicht oder aber mit einem ganz spe- erst einmal gelagert werden müssen. dass er eines Tages seinen Lebensunter- Künstler der Einstieg in den Kunstmarkt eher einem persönlichen Feldzug zuzu- ziellen Filter zu betrachten. Sobald das Damit wird die Spanne zwischen Einkauf halt aus eigener Kraf verdienen kann? auf anderen Wegen, wie zum Beispiel ordnen zu sein, von Sachlichkeit zeugen Wörtchen »Galerie« im Zusammenhang und Verkauf of existenzgefährdend lang Der Staat etwa? Der streut hier und da über die freien Kulturinitiativen. die Einlassungen in besagtem Artikel mit Kunst aufaucht, bekommt man dort und nebenbei natürlich auch sehr kosten- ein paar Jod-S-11-Körnchen als Feigen- Selbstvermarktung via Facebook und nämlich nicht. – PW – ofensichtlich – außer bei den Ausnah- intensiv. blatt für seine Kulturfunktionäre und an- Instagram mag für den Anfang hilfreich men, die dem üblichen Filz oder sagen Vielleicht, aber das wäre ja eine positive dere Frühstücksredner. Die neuerdings und verführerisch sein, führt aber meist wir netterweise den guten Beziehungen Unterstellung gewesen, auf die der Autor frei laufenden Kuratoren, die sich damit in eine Falle. Das eigene Werk wird nach zuzuordnen sind – sofort mentalen Aus- gar nicht gekommen ist, hatte die Klasse einen Namen machen wollen, Künstler einer gewissen Zeit sehr beliebig, ein schlag. So kommt Kunst also in diesem die Idee, einmal zu zeigen, dass Kunst – am Markt zu etablieren, meist indem sie Künstler kannibalisiert sich selber. Die In- Zusammenhang sehr selten vor. Oder und zwar egal von welchem Kontinent – überteuerte und schlecht organisierte dividualität künstlerischer Arbeit, auf die wird, wie gerade in der Berichterstattung auch präsentiert werden muss, da sie sonst Großveranstaltungen auf Fremdkosten ja derjenige schaut, der ein Kunstwerk er- über den Rundgang der Kunstakademie im Elfenbeinturm der Avantgarde ver- durchziehen, bei denen sie dann doch nur wirbt und damit letztendlich als einziger geschehen, verunglimpf. schimmeln könnte. Wer den Rundgang die Künstler ihnen gut bekannter oder den Künstler fnanziert, schwindet mit Nur wenige Worte verliert der Autor dann tatsächlich auch auf eigenen Füßen besser noch verwandter Galeristen prä- ihrer massenhafen Verbreitung und be- über die möglichen Absichten der Stu- vollendet hat, bekommt schon den Ein- sentieren? Der eine oder andere Künstler liebigen Verfügbarkeit im Internet. Aber denten, die schließlich die Kunsthalle druck, dass dieses Tema an der Aka- mag ja das zweifelhafe Glück haben, das ist ein sehr komplexes und sehr wich- Schnake eingeladen haben, ihren Ausstel- demie häufg sehr kurz kommt. Meist dabei zu sein und einen kometenhafen tiges Tema, das ob seiner Vielschichtig- lungsraum samt einiger Objekte zimbab- herrscht eine Form der Nicht-Präsenta- Aufstieg hinzulegen. Möge er nur nicht keit einer gesonderten Betrachtung wesicher Künstler in kleiner Form tion vor, wie sie Kunstvereine oder öfent- plötzlich fallen gelassen werden und die bedarf. darzustellen, stattdessen wird gleich der liche Einrichtungen wie die städtische nötige persönliche Reife besitzen, damit Man hat sich ja als Galerist ohne Filiale große Hammer vermeintlicher politischer Kunsthalle salonfähig gemacht haben. umzugehen. in London, Seoul, Berlin oder New York Korrektheit herausgeholt, um en passant Nur wenige Studenten scheinen sich be- Aber Tatsache ist doch, dass der Beginn daran gewöhnt, fast aus dem Bewusstsein gleich dem Galeristen ausbeuterische und wusst zu sein, dass der Weg in das Leben der meisten Künstlerkarrieren in der ver- der Presse verschwunden zu sein oder koloniale Geschäfstätigkeit zu unterstel- als Künstler in den seltensten Fällen von trauensvollen Zusammenarbeit zwischen sogar als Feindbild aufgebaut zu werden, len. Bei vernünfiger Recherche hätte man der Akademie direkt in die Museen oder Künstler und Galerist beginnt. Hier wer- aber dass damit auch die Künstler betrof- schnell herausgefunden, wie denn eigent- die Arme eines großzügigen Sponsors den nach der sehr akademischen Ausbil- fen sind, scheint nicht bis in die Gehirne lich die Zusammenarbeit zwischen einer führt. Eher folgt ein mittelloses Leben dung die Grundsteine gelegt, damit ein der zuständigen Schreiber vorgedrungen hiesigen Galerie und den Künstlern in ohne viel Aussichten auf Erfolg, unabhän- Künstler nicht permanent, ohne zu wissen zu sein. Spricht daraus gar indirekt auch einem anderen (nicht nur afrikanischen) gig von der Qualität der künstlerischen wofür, schaf und arbeitet. Das Risiko eine große Verachtung und ein Desinte- Land überhaupt möglich ist und abläuf. Arbeit. Ein Blick in entsprechende öfent- wird auf zumindest zwei weitere Schul- resse an kulturellen Temen, insbeson- Sprechen Sie mal mit einem Galeristen, lich einsehbare Statistiken könnte dies tern verteilt. Der Galerist sollte wissen, dere der bildenden Kunst und ihren der z. B. chinesische Künstler anbietet – deutlich machen. Die meisten Künstler wie er das Publikum für die jeweiligen Produzenten, den Künstlern? nicht »feilbietet«, wie in den WN abfällig vegetieren als Mündel der Künstlersozial- Werke heranschaf, investiert, den Künst- gesagt wird! Dass sich daran nichts ändert, ja eine kasse und der Agentur für Arbeit mit ler berät und unterstützt, manchmal bei Änderung auch gar nicht gewollt ist, zeigt Es wäre bemerkt worden, dass diese Ga- Hilfsjobs vor sich hin. der Produktion, of auch im persönlichen deutlichst der vollständige Abbau kul- lerie zusammen mit anderen ein spezielles Hätten sie auf den Hochschulen die Fä- Leben. Es ist doch wohl logisch, dass der turell gebildeten Personals bei den Redak- Hilfsprojekt für Kinder und für Bewässe- higkeit erworben, ihre Arbeiten so zu prä- Aufwand des Galeristen in irgendeiner tionen. Frei von Erwartungen in dieser rung in der Region ins Leben gerufen hat sentieren, dass sie sie einem größeren Weise auch fnanziert werden muss. Hinsicht, wäre es damit ein wirkliches Informationen: (HOPE, siehe nebenstehende Anzeige) Publikum zugänglich machen könnten, Ein Teil der Presse vermittelt gerne das Anliegen, um wieder auf den Ausgangs- Kunsthalle Schnake, Tel. 0172 5338328 und nach wie vor daran intensiv mitarbei- wäre schon mal ein großer Schritt getan. Bild, dass hier nur die Künstler und deren punkt der Geschichte zurückzukommen, tet. Man hätte erfahren können, welchen Und wo fndet die Öfentlichkeit die Käufer geschröpf werden sollen. Aber wenigstens die Studenten der Bildhauer- Gegenwert die afrikanischen Künstler er- Kunst, die es noch nicht in die Museen ge- man schaue sich einmal mit ofenen klasse nicht indirekt durch die Ver- halten, hätte auch mitbekommen, dass die schaf hat? In den ungeliebten Galerien z. Augen den tatsächlich nötigen fnanziel- unglimpfung der genannten Galerie Kunstwerke nicht etwa wie bei den meis-

4 Frühjahr 2019 ARTLETter 1-19 LEICHTIGKEIT TROTZT BODENHAFTUNG [DO4] Der Schwerkraft ein Schnippchen schlagen

Der Schwerkraf ein Schnippchen schlagen: Wenn Bild- Goshomi hatte das Glück, in Harare bei der legendären Colleen Madamombe in die Lehre gehen zu können, hauer wie Douglas Goshomi oder Prosper Katanda zu zuerst als ihr Gärtner, später als ihr Assistent. Obwohl sie bereits 2009 starb, hat er viel von ihr lernen können. ihren Werkzeugen greifen, dann kommen sie zu erstaun- Sie war eine der weiblichen Bildhauer in Zimbabwe, die durch ihre außergewöhnliche und einzigartige Form- lich fligranen und mutigen Konstruktionen. Diese freien sprache von sich reden gemacht hat. Arbeiten scheinen förmlich abzuheben und zu fiegen, Colleen Madamombe war in ihrem Schafen sehr erfolgreich und hat mehrere Preise gewonnen. Sie wurde ihre Leichtigkeit steht diametral zum schweren und sprö- gleich dreimal hintereinander als beste weibliche Künstlerin Zimbabwes ausgezeichnet. Douglas Goshomi ist den Material. Solch abstrakte Formen hat man bei zeit- seit 2013 als Bildhauer in Harare selbstständig und mit seiner Arbeit seiner Lehrmeisterin entwachsen. Die genössischen Bilderhauern vielleicht schon einmal in Eigenständigkeit der genannten Bildhauer gibt größte Hofnung auf noch viele bemerkenswerte Arbeiten. Bronze, Edelstahl oder Keramik gesehen – aber aus nack- tem Stein gehauen, sind sie schier atemberaubend. - JB - ie Ästhetik ihrer Skulpturen gründet auf rei- ner Geometrie und Architektur. Douglas DGoshomi und Prosper Kantanda haben zu einer einzigartigen schwungvollen Formsprache ge- funden, die ihre Anregungen direkt aus der zeitgenös- sischen Kunst entnommen zu haben scheint. Aber wie auch bei den Skulpturen der früheren Generationen KUNST der Bildhauerbewegung aus Zimbabwe steht die Frage im Raum, wer da wen inspiriert hat – die westliche HALLE Kunst die afrikanische oder geradewegs umgekehrt. SCHNAKE Die Steine der beiden Bildhauer sind so zart, so zer- brechlich und fligran, wie man sie sich kaum vorstel- len kann. Die Formen sind klar und bis ins kleinste Douglas Goshomi – »Diferent ideas« Detail so ebenmäßig und von so unglaublichem Schwung, dass sie aussehen, als wären sie in einem CD-Programm eines Computers entworfen und mit einem modernen 3D-Drucker oder einer CAD-Fräse gebaut worden. Doch beide Künstler verfügen mit ihren Werkzeugen über eine meisterliche Fingerfertigkeit März – Mai 2019 und handwerkliche Erfahrung, die einen an Schmuckhersteller denken lassen, der mit winzigen Gerätschaf- ten seine Kunstwerke gestaltet. Denn immer müssen die Bildhauer im Bewusstsein haben, dass bereits ein DIE JUNGE GENERATION einziger winziger falscher Handgrif das Werk von vielen Stunden, gar Tagen zunichte machen könnte. DER BILDHAUER ZIMBABWES: Prosper Kantandas Spezialität sind hochaufragende Konstruktionen, die aus Geweben oder Blättern auf- gebaut sein könnten. Organische Formen als Basis fügen sich zu einem abstrakten Zeichen: Die Segel schei- – PROSPER KATANDA nen sich im Wind aufzublähen. Die Wölbungen sind so glatt und ebenmäßig, dass man sie dauernd anfassen – PERLAGIA MUTYAVAVIRI und mit den Händen begreifen möchte. Diese Arbeiten schmeicheln dem Auge des Betrachters und sie – DOUGLAS GOSHOMI schmeicheln dem Tastsinn. Max-Winkelmann-Str. 84 – ... 48165 Münster-Hiltrup Douglas Goshomi wurde 1986 in Masvingo in Zimbabwe geboren. Er gehört mit Prosper Kantanda und Tel. 0172 5338328 Perlagia Mutyavaviri zur vierten Generation der Bildhauerbewegung in Zimbabwe. Ihr Talent zeigte sich Prosper Katanda "Sea of Flames" www.kunsthalle-schnake.de bereits früh, so dass die Eltern sich darum kümmerten, die Ausbildung in eine künstlerische Richtung zu steuern. Goshomi hat seine Schullaufahn bereits früh abgebrochen, um Künstler werden zu können.

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SKULPTUREN IM DIALOG INSIDEOUT Rückblick auf eine gelungene Galerien-Kooperation während der Skulpturprojekte 2017 DOMINIK SCHMITT AUSSTELLUNG 19.01.2019 - 09.03.2019 Als Gegengewicht und Ergänzung der ofziellen SKULPTUR PROJEKTE Münster startete am 11. Juni 2017 ein zwar deutlich kleineres, aber ebenso ambitioniertes Skulpturen-Projekt: Die SKULPTUREN IM DIALOG in der Dominikanerkirche im Herzen der Stadt, ersonnen und durchgeführt von den beiden Münsteraner Galeristen Eberhard Schnake (KUNSTHALLE SCHNAKE, Hiltrup) und Peter Weyden (ARTLET- studio, Münster/Karlsruhe) unter Mitarbeit weiterer Galerien aus Deutschland, den Niederlanden und Spanien.

ährend die Münsteraner Großausstellung vielen Fällen überhaupt erst den vielen Besuchern aus von drei Monaten doch wieder knapp und desgleichen durchaus den Eindruck erwecken konnte, der ganzen Welt den Weg zu den ofziellen Projekten der wunderbare Raum, um den großen, zeitlichen Bogen WBildhauerei sei nicht mehr zeitgemäß, woll- ebnen und zeigen konnten, sei nur am Rande erwähnt. von Barlach, Dalí, Max Ernst oder Man Ray bis zu den ten wir für Objekte, Plastiken und Skulpturen – im Wort- Nach ofziellen Aussagen war es wohl gewollt, dass es vielen aktuellen Künstlern zu schlagen, was aber das er- sinne »begreifare« Objekte – eine Lanze brechen. Bei dem Skulptursucher nicht zu leicht gemacht wurde – klärte Ziel dieser Ausstellung war. den Skulptur Projekten standen diesmal performative In- honi soit qui mal y pense! Und so können wir im Nachhinein sagen, dass die stallationen und Videoinstallationen im Mittelpunkt. Die im Schnitt 160 Skulpturen (häufg wurde im Laufe SKULPTUREN IM DIALOG eine überaus erfolgreiche Nur wenig erinnerte an das, was ursprünglich unter dem der mehr als drei Monate Laufzeit gewechselt) - in der und ganz ofensichtlich ebenso beliebte Ausstellung war, Begrif Skulptur verstanden wird. Wie vielfach im Gäs- Dominikanerkirche spannten eine weiten Bogen von Eu- die förmlich nach einer Fortsetzung ruf. Wir freuen uns tebuch und bei persönlichen Gesprächen geäußert, VERNISSAGE AM 19.01. AB 15:00 UHR ropa über Afrika nach Asien und über USA zurück, von auf ein Wiedersehen, aber wohl nicht in der Domini- ZUM GALERIENTAG-KARLSRUHE waren ofensichtlich die meisten der 55000 Besucher, die gegenständlich bis abstrakt, von Papier und Stof über kanerkirche, in der in Zukunf eine weitere Ausstellungs- in die Dominikanerkirche gefunden haben, froh, auf Glas, Porzellan, Stein bis hin zu Bronze und Stahl. Manch tätigkeit dieser Art durch das Danaergeschenk des ihrer Reise nach Münster schlussendlich doch »Skulptu- einem Betrachter mag die Ausstellung etwas überfüllt ge- Künstlerfürsten Gerhard Richter blockiert wird. ren« entdeckt zu haben! Dass die feißigen Mitarbeite- wesen sein, ein Kritikpunkt, der sicher nicht gänzlich zu 76137 Karlsruhe, Boeckhstr. 4 Tel. [0 721] 66 97 57 93 rinnen der Ausstellungsinitiative darüber hinaus in unrecht geäußert wurde. Andererseits war dann die Zeit artlet-studio.com/artletter Mobil: [0162] 2 18 91 13

Frühjahr 2019 5 ARTLETter 1-19 DAS KUNSTDING Das Bild an der Wand !? – Die Skulptur auf dem Sockel !? – Ist ein materieller Ausdruck für eine Kunst-Empfindung notwendig? Ein Beitrag von Prof. E. - J. Speckmann

Die Überlegungen zum Tema wurden in den Pu- Bei einem solchen Ansatz haben wir unter funk- Zur Bewertung: Die Kunstempfndung wird ohne blikationen »Das Gehirn meiner Kunst« und »Das tionellem Aspekt nicht ein Gehirn, sondern auf Einschränkung als positiv eingestuf. Sie wird her- Kunst-Ding«, die im Daedalus Verlag (Münster) er- jeden Fall zwei Gehirne (Abb. 2). Diese funktionelle beigewünscht und herbeigesehnt. !"#$%&'()*%+%,-')*"./01%2%3-".4"$.5#2'6783&9-24#2, schienen sind, ausführlich dargelegt (Abb. 1). Der Diferenzierung darf nicht mit der anatomischen Zur unmittelbaren Erfahrung: !"#$%&&'()%$$#(*+ Gedankengang, der diese Überlegungen wie ein Gegebenheit eines linken und rechten Gehirns in Kunstempfndung repräsentiert eine Verände- roter Faden durchzieht, wird im Folgenden an Zusammenhang gebracht werden. Es geht hier um :"-6+-)*"$.;"$+0#9.-2.4"$.8-,"2<0*$2"*3#2, Hand von Schlüsselbegrifen skizzenhaf nach- eine strategische Ordnung der globalen Hirnfunk- rung in der funktionellen Struktur der alltäglichen ,-($'./'( 012./1-34 Lebenserfahrung. 5%#'6 /'-.1-34'78#$9'4(#(*7:';#$$.7'6)%$$:%6< gezeichnet. tion. Somit liegen zwei hochkomplexe Funktions- '-*'('7"'-.9=(%&-> Was bezeichnet man mit dem Begrif »Kunst«? räume vor, die die Bezeichnung Gehirn tragen. Zur Wie äußert sich die Hirnfunktion »Kunst« in der 8:>1-(*'( 1%(*$%&'$ ?34;-(9'( weiteren Präzisierung können Wortkombinationen Umwelt? ="<"$6#2, -3 "3%6-%20+"2 8$+">"2 Eine Taxonomie des Begrifs »Kunst« weist eine @#%1-.A. B*1C3>DE11'$F7,61':(-$7!B,#9%-&E(-%F+ verwendet werden, die auf das Funktionsziel dieser Auf Grund der Wechselbeziehungen von Werk- vielfache und vielseitige Verwendung im alltägli- Gehirn-Funktionsräume hinweisen. So kann man G(.'(.-E( H#($347(%347H-'9'64E1#(* chen Sprachgebrauch auf. So wird er zur Kenn- zeug-Gehirn und Umwelt (Abb. 2) ergibt sich 8$90*$#2,"2.4"'.?"+>'6>"<#''6'"-2' das eine Gehirn als Werkzeug-Gehirn bezeichnen. zwangsläufg eine Zweiteilung der Hirnfunktion I#(>.-E('11' ?.6#>.#6A(9'6#(* 9'$7%11.A*1-34'( zeichnung von Wissen und Kenntnissen benutzt, J':'($%:1%#)'$ Es dient zu etwas. Das zweite Gehirn bedient sich Kunst! (Abb. 3): ?.6#>.#6 wenn man z. B. von »ärztlicher Kunst« spricht. Wei- des Werkzeug-Gehirns und repräsentiert das, was ?34'&%79'6 L')6'-#(*79'67?#:M'>.'7#(97K:M'>.'7DE( terhin wird er herangezogen, um Fertigkeiten wie Beim Typ »Produktion« führt »Kunst« mit Hilfe K6*%(-$%.-E( %11.A*1-34'67L'$.-&&#(* umgangssprachlich und auch wissenschaflich %#$Q7,ORSO7?0'3>&%((<75%$7T#($.R5-(*<75%'9%1#$77UVPW z. B: »handwerkliche Kunst« zu beschreiben. Of unter dem eigentlichen Gehirn verstanden wird. Es der motorischen Systeme zur Entstehung eines Ob- N%:OP wird er als Gegensatz zur Natur eingesetzt, wenn wird sinngemäß Eigen-Gehirn genannt. jektes, das kurz als Kunst-Objekt bezeichnet wird. man von »Kunstblumen« spricht. Schließlich exis- Diese Objektbildung ist also die Folge der Hirn- tiert die Kategorie »Schöne Künste«, die im Übrigen Im Folgenden wird eine Charakterisierung der funktion »Kunst«. zerebralen Funktionssektoren, also des Werkzeug- im Westen als »Beaux Arts« und als »Fine Arts« Beim Typ »Rezeption« führt ein Objekt mit Hilfe ,&$-(*"-(*"1*,)2%*&$3*$&#*"1*,)2% weit verbreitet ist und streng von »angewandter Gehirns und des Eigen-Gehirns, unter neurophy- siologischem Aspekt, psychologischem Ge- des sensorischen Systems zu »Kunst«. Die Abbil- Kunst« (»Applied Arts«) getrennt wird. Eine solche dung des Objektes ist also der Auslöser der Hirn- !"#$%&$'(")$*+,&$-(.* sichtspunkt und vom Standpunkt der introspekti- *,&$-(/012%"$3&$4 strenge Unterscheidung stößt nicht nur in Ostasien funktion »Kunst«. → sondern auch (Nota bene!) in der Tradition des ven Selbsterfahrung vorgenommen. Bauhauses auf Unverständnis. Um kulturhistori- Das Werkzeug-Gehirn fasst zum Einen alle die Die typische Hirnfunktion »Kunst« fndet sich schen Diskussionen hier aus dem Weg zu gehen, sei Funktionen steuernd und regelnd zusammen, die also sowohl auf der Seite der Produktion als auch festgestellt: Hier geht es um »Schöne Künste« im am Aufau einer Merkwelt in der Umwelt beteiligt auf der Seite der Rezeption, d. h. jede »Kunst« ent- sind (Abb. 2). Dazu gehören steht zweimal. die sensorischen Systeme, Ist ein materieller Ausdruck für eine Kunst-Emp- die zu Empfndungen und fndung tatsächlich notwendig? schließlich unter Hinzuschal- Die experimentelle Neurophysiologie mit ihrem 98$-)#"-678*9:-(818 tung von Gedächtnis-Räumen physiko-chemischen Methodenspektrum ist zurzeit →*+58#'8$. zu Erfahrungen führen. Das nicht dazu in der Lage, eine endgültige Analyse der !""#$ 5)()#"-678*9:-(818 *+;"#'8$. Werkzeug-Gehirn fasst zum Hirnfunktion »Kunst« zu liefern. Eine weitere Nä- %&'()*#+,#)-./012%334)5%')6&3'7+58394)5%/:%;&'))$<=> → Anderen die Expertensysteme herung an die Lösung der Frage nach dem Verhält- zusammen, die die Merkwelt nis von »Kunst« und einer Materialisierung in der zu einer Wirkwelt umgestal- Umwelt (»Kunst-Ding«) in Form einer Produktion ten (Abb. 2). Dazu gehören die und/oder einer Auslösung (Abb. 3) ist jedoch durch !"#"$%&'()*+$"(*)*",*$-."/0123 motorischen Systeme, deren eine naturwissenschaflich orientierte Modellbil- exekutive Funktionen einmal dung möglich. Dazu im Folgenden eine schritt- weitgehend automatisiert sind weise Ausweitung des Gedankenganges. und in ihrer Ausprägung vom Eigenrefex bis zur vielgestal- Zunächst als Ausgangspunkt: »Kunst« mit ding- lichem Ausdruck (Tab. 2); konventioneller Aspekt. !"#$%&'(()*+,-., !"#$%&'(()*+,-., tigen Reaktion reichen, die auf /'0*1#234(*(#4*56(07! /'0*56(07-/3(8 im Gedächtnis gespeicherte »Kunst«: Imagination eines Dinges und Herstellung "#$%#&'()*+,-(.$/*0123)* "#$%#&'()*+,-(.$/*012= 4!5'6$* 89:;*<=3>4>3<20?>420>< Programme zurückgreif. Be- dieses Dinges. 89:;*<=3>4>3<20?>0@?>= 5AA!2 reits auf dieser Ebene zeigt Künstler: Stellt Ding auf Grund von »Kunst« her. sich eine enge Kooperation Kunstwerk: Auf Grund von »Kunst« hergestelltes westlichen Gebrauch und dabei der Regel folgend zwischen Sensorik und Motorik allein im Bereich Ding und Ding beliebiger Provenienz, das beim um »Bildende Künste«, also um Malerei und Bild- des Werkzeug-Gehirns. Andererseits führt der Or- Kunstempfänger »Kunst« auslöst. hauerei. Bemerkenswert ist, dass bei dieser Ein- ganismus zielgerichtete Bewegungen durch, die Kunstempfänger: Empfndet Ding und löst dabei im schränkung z.B. Musik als Komposition und über den engeren Werkstattcharakter hinausgehen eigenen Gehirn »Kunst« aus. Interpretation keine Berücksichtigung fndet. Dem- und Willensentscheidungen des Eigen-Gehirns vo- Fortführung des Gedankengangs: »Kunst« ohne !""#$ entsprechend wird einem »Kunstwerk« (s. auch raussetzen. Die Funktionen des Werkzeug-Gehirns dinglichen Ausdruck (Tab. 3) unter Beibehaltung !"#$ %&‐'& ()*+,-!../ 0!# 1*234. -*3.*4 5".#6/ 0!*7!8"# 9:;"?8& Tab. 2 und 3) mit immanenter Zeitdimension in sind durch die naturwissenschaflich orientierte der der zuvor verwendeten Kategorien: dieser Betrachtung keine Rechnung getragen. Neurophysiologie inzwischen sehr weit aufgeklärt. Im ersten Schritt mit Orientierung an einem Objekt Kunst ist im Kopf und nur im Kopf! Das Eigen-Gehirn ist der Raum des »Mentali- »Kunst«: Imagination eines Dinges (Disegno) und Der vorliegende Gedankengang strebt an, gesi- zing”, wie mein Kollege Eric Kandel eine Über- ohne Herstellung dieses Dinges. !"#$%$&'()*(+),'+%-.%/0'$%)12.%304)) Alles-Vergeistigung nennt. Zur Bewahrung der Künstler: Imaginiert auf Grund von »Kunst« ein .%0(+)/$%5(%0'$%(66(&)738(/09)) cherte naturwissenschafliche Kenntnisse der Neu- :'0)*'%;6'<=(&)7.3*+.(;+'--) ?(-'%'0'$%(%) Eigen-Gehirn. Das Eigen-Gehirn ruf alles hervor, !"#$%& %'()$*+,&-).#/"#0%)1#,#&23!"#$%345&6),& verbinden. Voraussetzung für ein solches Unterfan- Disegno). 274& !"#$%,8(/)#6"#9&"#6&:8;9)#;%)1#&,)#,$& gen ist die Fähigkeit des Gehirns, sich seiner selbst von dem wir wissen, dass es in Realität existiert, von Kunstempfänger: Imaginiert ein Ding. 6)#9<)*+,#&="$6."*0$&2>?@,0%,$4&)8& dem wir aber keine Kenntnis, nicht einmal eine Ah- $,?@,0%4&@,#$,)%$&6,.& nung haben, wie es Realität wird. G,.?;<,#&H,9.)//<)*+0,)%&/I+.%& zu können; diese Fähigkeit besitzt kein anderes jekt »Kunst«: !"#$%A,.0& 274& >?@,0%&23D)#9345&6;$&G18&!I#$%<,.&;<$&J.9,?#)$& Organ des Körpers. Die vorliegende Betrachtung Im Eigen-Gehirn – umgeben vom Werkzeug-Ge- Empfndung einer prall gefüllten Leere; eine dingliche G1#&3!"#$%3&9,$*+;//,#&A".6,& 2E4& >?@,0%&"#%,.$*+),6<)*+,.&-,.0"#/%5& geht von der Teorie aus, die an anderer Stelle aus- hirn – lässt sich die typische und spezifsche Hirn- Ausführung»erübrigt sich. 6;$&)8&!"#$%,8(/K#9,.&I?,.&3!"#$%3& führlich entwickelt wurde (Abb. 1), dass Kunst eine funktion »Kunst« verorten (Abb. 2). Künstler: Empfndet die Hirnfunktion »Kunst« – wie !"#$%,8(/)#6"#9,#&;"$?@,0%&23D)#934&;<$&J.9,?#)$&G1#&3!"#$%3& typische und spezifsche Hirnfunktion und nicht Wie äußert sich die Hirnfunktion »Kunst« im Ge- Kunstempfänger. !"#$%L& ?@,0%,$&23D)#9,$34&"#%,.$*+),6<)*+,.&-,.0"#/%& hirn? ;"$& tion wird im Folgenden mit der Paraphrase »Kunst« Kunstempfänger: Empfndet die Hirnfunktion Das Resultat der Hirnfunktion »Kunst« wird im ;"$N&JOLPO&Q(,*08;##5&D;$&!"#$%LD)#95&D;,6;<"$&&ER7S gekennzeichnet. »Kunst« –»wie Künstler. T;?OE Folgenden als »Kunst-Empfndung« bezeichnet. Ziel ist es also, einen Beitrag zur Beschreibung Wie im Weiteren gezeigt wird, ist die »Kunst-Emp- Im Übrigen ist der letzte Schritt für Menschen mit und Auflärung der Wechselbeziehungen zwischen fndung« in ihrem Kern durch ihren Ursprung im mystischer Erfahrung in aller Welt und zu aller Zeit allgemeiner Hirnfunktion und Kunst zu leisten. Eigen-Gehirn grundsätzlich vom Werkzeug-Ge- natürlich und selbstverständlich. Dabei handelt es sich in jeder Hinsicht und ohne hirn unabhängig. Sie kann jedoch durch das Werk- Fazit: Nein, aber! Einschränkung um ein globales Unterfangen. !"#$%$&'()*(+),'+%-.%/0'$%)12.%304)) zeug-Gehirn Unterstützung fnden. .%0(+)*(&)536(/0)*(+)7+(%89(+0:';*.%<=)) Das Bild an der Wand !? Die Skulptur auf dem Die Feststellung, dass im Gehirn alles mit allem >?%()*'%<;'@?(%)5.3*+.@/) Die Charakterisierung der »Kunst-Empfndung« Sockel !? Ist ein materieller Ausdruck für eine funktionell verbunden ist, ist ebenso zutrefend wie erfolgt an Hand einiger pragmatisch ausgewählter Kunst-Empfndung notwendig? für die Erarbeitung eines Konzepts unbrauchbar. A(<+'--) B(-'%'0'$%(%) B(-'%'0'$%(%) Parameter (Tab. 1). &'0)>:C(/0$+'(%0'(+.%<) $?%()>:C(/0$+'(%0'(+.%<) Zur Orientierung in dem Funktionsgefecht unseres Eine klare Frage erfordert eine klare Antwort, !"#$%& %'()$*+,&-).#/"#0%)1#,#& %'()$*+,&-).#/"#0%)1#,#& Gehirns, das in seiner Komplexität jede Vorstellung Zum zeitlichen Verlauf: Die Kunstempfndung und die heißt: Nein!!! 23!"#$%34&5)%&6578)#7%)1#& 23!"#$%34&1+#,& setzt plötzlich, »blitzartig« ein. (EJS: Schon seit ei- ,)#,$&9:;,0%,$& 6578)#7%)1#&,)#,$& eben dieses Gehirnes überschreitet, müssen wir un- Aber: Die Herstellung und die Rezeption eines 23<)$,8#134=&1+#,&>7$$& 9:;,0%,$&23B,,.,34C&,)#,& nigen Stunden im Louvre; die Säle sind groß, die ,)#&>)#8?)*+,$&9:;,0%& >)#8?)*+,&D"$/@+."#8& sere Zufucht zu Modellvorstellungen nehmen, die »Kunst Ding(s)« durch das Werkzeug-Gehirn Wege lang; die müden Füße lassen das Gehirn nach 7"$8,/@+.%&A).>& ,.@:.)8%&$)*+& in ihrer bewussten Naivität nicht zu überbieten kann in einer positiven Rückkopplung die Entste- !"#$%A,.0& 6578)#7%)1#&,)#,$& (".,&23?,,.,34& dem Wegweiser zur Cafeteria suchen; auf dem 9:;,0%,$C&/1?8,#?1$,$& !"#$%,5(/)#>"#8& sind. Die Entrüstung über die modellierte Endrüs- hung von »Kunst« im Eigen-Gehirn erheblich för- Wege dorthin plötzlicher, unwillkürlicher Halt vor <)$,8#1& tung unseres Gehirns mag noch so groß sein, wenn dern. - EJS - !@#$%?,.& )578)#),.%&,)#&9:;,0%&7?$& ,5(/)#>,%&>),& wir denn auf dem Boden unserer gesicherten Er- einem Bild; »Kunst-Empfndung«!) Für den weite- E.8,:#)$&>,.&-).#/"#0F -).#/"#0%)1#,#&3!"#$%3& Kontakt %)1#,#&3!"#$%3& gebnisse naturwissenschaflicher Forschung ein ren Verlauf ist eine der Kunstempfndung eigene !"#$%F )$%&)>,#%)$*+&5)%&!@#$%?,.=&& )$%&)>,#%)$*+&5)%&!@#$%?,.=& Prof. Dr. E.-J. Speckmann ,5(/G#8,.& >H+H&)578)#),.%&,)#&9:;,0%& >H+H&,5(/)#>,%&>),& Modell bauen wollen, so haben wir nur grobe zeitliche Dynamik verantwortlich. Das Ende ist https://de.wikipedia.org/wiki/Erwin-Josef_Speckmann 7?$&E.8,:#)$&>,.&-).#/"#0F -).#/"#0%)1#,#&3!"#$%3& durch ein Verhallen gekennzeichnet. Insgesamt ist %)1#,#&3!"#$%3&& Klötze zur Verfügung. Dementsprechend sind die https://en.wikipedia.org/wiki/Erwin-Josef_Speckmann die zeitliche Ausdehnung bewusst nachvollziehbar. 7"$I&EHFJH&K(,*057##=&<7$&!"#$%F<)#8=&<7,>7?"$&&LMNO Aussagen bei Verwendung eines Netzes mit groben http://www.extraktekunst.de P7:HQ Maschen auch zuverlässiger als bei einem Verlieren in Detailspekulationen.

6 Frühjahr 2019 ARTLETter 1-19

KÜNSTLER DER KUNSTHALLE HILTRUP MIT STEINEN IM DIALOG [D04] Bildhauerei aus Zimbabwe eit mehr als sechs Jahrzehnten ma- ler überzeugen weltweit durch ihre abs- Arbeiten dieser Künstler wurden in Vielfach wird die Zim- chen sie schon von sich reden: Bild- trakten Skulpturen und höchst modernen zahlreichen internationalen Ausstellun- babwe Steinskulptur als Shauerinnen und Bildhauer aus dem Darstellungen. gen gezeigt, unter anderem im Musée eine der wichtigsten afrikanischen Staat Zimbabwe. Mit ein- Die Steinskulpturen d’Art Modern/Paris, dem Museum of Mo- Kulturäußerungen des aus Zimbabwe fnden dern Art/New York (1968), dem Musée 20. Jahrhunderts be- weltweit immer mehr Rodin/Paris (1971), dem Kresge Art Mu- zeichnet. Im Jahre 1987 Liebhaber und Samm- seum/Michigan, USA, dem Millesgarden schrieb das amerikani- ler, die dem Reiz dieser Museum/Stockholm, dem Royal Botanic sche Nachrichtenmaga- einzigartigen Formen- Gardens/London und anderen. Auf der zin Newsweek: »Die sprache erliegen. »Ihre Biennale in Venedig erhielten sie vor eini- Bildhauerei in Zim- Schöpferinnen und gen Jahren einen eigenen Pavillion, auf babwe ist wahrschein- Schöpfer zählen zu den den Weltausstellungen in Sevilla und lich eine der wichtigsten Besten des Faches«, ur- Hannover sorgten sie für Aufsehen. neuen Kunstformen die- teilt Kunsthistoriker Kein Zweifel: Die Künstler Zimbabwes ses Jahrhunderts!« Tomas Hengstenberg. haben etwas Ungeheures angestoßen und Formen und Stilele- »Zu allererst erklärt zugleich Monumentales geschafen. »Sie mente der traditionellen sich die Steinskulptur sind ein Sonderfall – nein, sie sind ein afrikanischen Kunst Zimbabwes jedoch aus Glücksfall für die zeitgenössische Kunst“, haben schon Pablo Pi- sich selbst, und eben bestätigt Kunsthistoriker Tomas Hengs- casso und andere euro- dies ist eines der wich- tenberg. päische Künstler faszi- tigsten Kriterien der So faszinierend es sein mag, sich in die niert und inspiriert. wahren Kunst.« Bild- und Formensprache der afrikani- Die aus dieser Inspira- Am Beginn dieser schen Künstler hineinzuversetzen und tion hervorgegangenen einzigartigen Bewe- Bezüge zu ihren traditionellen Wurzeln Werke der westlichen Edward Chiwawa »Moon-Head« gung standen Männer und zu ihrer Mythologie herzustellen, Moderne lassen uns wie Fanizani Akuda, diese Erkenntnis ist keine Voraussetzung heute so viele der zeitge- fachsten Werkzeugen bringen sie die typi- Edward Chiwawa, Kakoma Kweli, Ber- zum Verständnis, und um Gefallen an nössischen zimbabwi- Nicholas Mukomberanwa »Head« schen Steine des Landes, Serpentine und nard Matemera, und den Objekten zu fnden. Man kann sich schen Skulpturen so ver- Opale, zum Sprechen. Längst sind sie der Nicholas Mukomberanwa. Sie zählen zur einfach von ihrer Ästhetik ansprechen traut erscheinen. Wie umgekehrt viele und anderen erinnern. Ofensichtlich hat traditionellen Formensprache afrikani- sogenannten ersten Generation der Bild- und von der Kraf ihrer Ausstrahlung be- dieser Skulpturen den Betrachter an die es eine gegenseitige Beeinfussung gege- scher Mythologie entwachsen. Die Künst- hauerbewegung in Zimbabwe. geistern lassen. plastischen Arbeiten von Max Ernst, ben. Pablo Picasso, Paul Klee, Henry Moore - JB - STEINEN IHRE GEHEIMNIS ENTLOCKEN KÜHNHEIT UND ELEGANZ Er gilt als einer der Altvorderen der Bildhauerbewegung in Zimbabwe, dabei ist er erst Ihre Skulpturen haben ein Gesicht, sind unübersehbar, kurz: Sie sind einzigartig. Die Bildhauerin Perlagia Mutyavaviri hat ihre eigene im hohen Alter zur Bewegung hinzugestoßen. Seine besondere Fähigkeit war es, Formen Handschrif entwickelt, ohne sich dabei zu wiederholen oder zu zitieren. Mal um Mal wird sie mutiger. Jede Skulptur ist ein Unikat, und deren tiefere Aussage bereits in unbearbeiteten Steinen zu sehen und zu entdecken. mit einem eigenen Anspruch. Mit jeder neuen Figur scheint sie sich weiterzuentwickeln. Mit nur wenigen Schlägen gelang es dem Bildhauer Kakoma Kweli, den Steinen ihr Ge- heimnis zu entlocken. Dabei ließ er sich von seinem besonders geschulten Blick leiten. ie klopf und hämmert mit wohl- zen und funkeln die typischen Springsto- schende Weise anders, modern und revo- dosierten Schlägen auf den rohen nes (Serpentin und Opal) fast wie Edel- lutionär und zudem meilenweit entfernt akoma Kweli wird mit Fug und tuelle Funktion. Kompakt und klein kün- SStein ein. Ihr Hämmern klingt von steine. von jener afrikanischen Volkskunst, die Recht zu den Bildhauern Zim- den sie von einer erheblichen Lebens- Ferne, als wäre ein Specht bei seiner Ar- Es ist ungeheuer faszinierend wie Per- parallel immer noch in Zimbabwe ent- Kbabwes und der ersten Genera- erfahrung, von den Variablen der beit. Sie feilt und raspelt mit unermüdli- lagia mit einem Stein über unzählige steht und die vor allem traditionelle For- tion aus dem Künstlerdorf menschlichen Existenz, die es ihm erlaub- chem Fleiß, trägt millimeterweise Schicht Stunden lang Zwiesprache hält, bis er ihr men und rituelle Temen wiederholen. gezählt, dabei ist er erst im hohen Alter zu ten, Kunst noch im Alter von 80 Jahren zu für Schicht ab. Stunden über Stunden, seine eigene Geschichte preiszugeben Den Vergleich mit Arbeiten westlicher den Urvätern der Bewegung in dem schafen. Tage über Tage. Es ist eine Künstlerdorf gestoßen. Allerdings war er »Seine Arbeit strahlt die Kostbarkeit harte Arbeit, die neben Fleiß unmittelbar ein Mitglied der Community. eines Kunstwerkes aus, das wir in einem einiges an Muskelkraf erfor- Kweli wurde 1908 in Angola geboren. Ge- Museum antrefen, wie eine uralte Schrif- dert. storben ist er 1995 in Tengenenge. rolle, ein Bildzeichen, eine Chifre, von Unter den Händen der Kakoma Kwelis Leben in Tengenenge Schrif auf Pergament und Papyrus, von Bildhauerin Perlagia Mutya- war geprägt durch seine Erinnerungen an Felszeichnungen und Trance. Für Kweli vaviri aus Zimbabwe wird sein Leben als Schöpfer von Makishi Mas- fand der Akt der Bildhauerei kaum statt, mit Hilfe der Läufer, Beitel, ken in Angola. Seine Skulpturen knüpfen trotzdem sind die Steine unzweifelhaf Klüpfel, Stecheisen und Mei- an die Arbeiten von Makina Kameya, ßel peu-à-peu ein Kunst- einem herausragenden Bildhauer aus werk, das den Betrachter Tengenenge an. Erst im hohen Alter von regelmäßig durch seine über 80 Jahren kam Kakoma Kweli zu Kühnheit und Eleganz faszi- Kameyas Beerdigung nach Tengenenge niert. Jede Form wird aus und blieb auf Bitten von Tom Blomefeld dem härtestem Mineral- bis zu seinem Lebensende dort. Erstaun- gestein herausgeholt, dessen lich ist es, mit welcher Kraf und Kreati- Geschichte rund 2,5 Milliar- vität er in dem Künstlerdorf unmittelbar den Jahre zurückreicht. Per- weitergearbeitet hat. Er ließ sich im lagia trif in ihrem Schafen hohen Maße durch die besondere Atmo- zudem auf überraschende sphäre des Ortes inspirieren. Farbkombinationen mitten in der Seele der Vulkan- »Wie bei Kameya sind seine Skulptu- steine. ren unergründlich und doch aufgeladen Perlagia Mutyavaviri »Looking into the Future« Es sind meist mutige und mit Bedeutung. Er verleiht den Bildmas- moderne Formen, abstrakt und streng scheint und sie ihn mit ihrer Phantasie Bildhauer braucht Perlagia Mutyavaviri ken der Makishi, der Maskerade der geometrisch, mal gerade, voller Ecken aufgeladen buchstäblich zum Leben er- nicht zu scheuen, zumal sie sich mit ihren Mbunda aus Angola und Nordwest Sam- und Kanten wie die phantasievollen Ent- weckt. Wenn sie mit ihrer Arbeit beginnt, Skulpturen einer globalen Formensprache bia, eine Andeutung der Person hinter würfe eines Architekten, mal geschwun- geht sie auf eine Art Entdeckungsreise. angenähert hat. Dafür brauchte sie sich der Maske, sowie dem Prozess ihrer Ver- gen und gewunden, als wäre der Stein Wohin diese Reise gehen wird, das weiß nichts abzuschauen, sondern nur ihren ei- wandlung während der Maskerade. biegsam wie Metall. Diese ungewöhnli- sie am Anfang noch nicht. »Es kommt da- genen Weg konsequent zu verfolgen. welis Skulpturen sind Steine, die Kakoma Kweli »Ritualdancer« chen Formen lassen eher an einen Kon- rauf an, was der Stein zu mir sagt«, erklärt Längst inspiriert sie selbst mit ihren visio- quasi durch Zufall zu Skulpturen strukteur, einen Techniker oder Ingenieur sie. Natürlich hat sie Ideen im Kopf, sie nären Arbeiten Künstler auf dem schwar- Kgeworden sind. Sie enthalten Skulpturen… Kwelis Skulpturen tragen in denken denn an eine afrikanische Bild- konkretisieren sich aber immer erst am zen Kontinent und überall auf der Erde, einen oder zwei Einschnitte und Ausstül- sich mehr von ihrem Herkommen als von hauerin, zumal sie in ihren scheinbar Material selber. »Ich arbeite hauptsächlich wo ihre Skulpturen gezeigt werden. pungen, die an weibliche Brüste denken Gegenwärtigkeit und sie betonen, dass schwebenden Kreationen an die Grenzen abstrakt«, sagt sie. »Ich sehe und stelle mir Perlagia Mutyavaviri wurde am 23. Juni lassen. Of sind die Skulpturen auf beiden Tengenenge ein lebendes Museum ist«, des Materials herangeht. das Leben in Formen vor, die ich in Stein 1977 in Harare geboren. Mit der Bild- Seiten bearbeitet, sodass sie eine Dreidi- schreibt die Kunsthistorikerin Celia Win- Schmirgelpapier verschiedener Kör- darzustellen versuche. Die verschiedenen hauerei begann sie im Alter von nur 24 mensionalität erreichen, die die Illusion ter Irving. nung bringt den Feinschlif, bevor das Formen des Steines zeigen verschiedene Jahren. »Die ersten Anregungen kamen einer Skulptur schaf, so als ob der Stein Werk zum Schluss gewachst und poliert Charaktere des Lebens.« von Fanizani Akuda und »Sylvester Mu- Die Arbeiten von Kakoma Kweli kann gar nicht bearbeitet wurde«, heißt es in wird, wie ein Schuhputzer das Leder wie- Kein Zweifel: Perlagia Mutyavaviri ge- bayi«, erzählt sie. »Sie gaben mir die ers- man heute weltweit in privaten und öf- einer Monographie über die Bildhauer nert. Jetzt erst zeigt sich die ganze Schön- hört zu den Vorreiterinnen einer vierten ten Werkzeuge und drückten mir die fentlichen Sammlungen fnden. - JB - Tengenenges von Celia Winter Irving. heit der inneren Mineralstruktur. Generation von Bildhauern in Zimbabwe. ersten Springstones in die Hand.“ Schnell Kweli machte Skulpturen, weil er ei- Einlagerungen verleihen den Formen Sie machen gewissermaßen Schule. Ihre entwickelte sich daraus eine Faszination, gentlich auf der Suche nach Masken war. feine Muster. Diese lassen die Dinge aus Arbeiten sind mit nichts zu vergleichen, die sie bis heute nicht mehr losgelassen Für ihn hatten die Skulpturen auch die einem eigenen Blickwinkel betrachten. was ihre Kolleginnen und Kollegen bis- hat. - JB - Bedeutung einer Maske ohne deren ri- Dann nämlich blitzen und schillern, glän- lang geschafen haben. Sie sind auf erfri-

Frühjahr 2019 7 VORANKÜNDIGUNG Dauerausstellung AUSSCHREIBUNG »MINIATUREN« KAKOMA KWELI KUNST Die Galerie ARTLETstudio schreibt in * 1908 IN ANGOLA diesem Jahr einen Kunstpreis aus. † 1995 IN TENGENENGE/ZIMBABWE HALLE Dieser wird zum Thema »Miniaturen« ARBEITEN SEINER SCHNAKE ausgelobt. Eingereicht werden können LETZTEN JAHRE Kunstwerke im kleinen Format (max. 25 cm in jede Richtung) aus den Bereichen Skulptur, Objekt, Installation, Foto, Video und Malerei. Der Wettbewerb wird international ausgeschrieben. Aufgerufen sind Künstlerinnen und Künstler ab dem 18. Lebensjahr. Eine fachkundige internationale Jury, bestehend aus Mitarbeitern der Galerie, Künstlern und weiteren Galeristen nominiert die Kunstwerke für die Ausstellung und den Kunstpreis. In den Galerieräumen des ARTLETstudio Münster werden die nominierten Werke der Künstlerinnen und Künstler im Dezember 2019/Januar 2020 ausgestellt. Weitere Ausstellungen und Veröffentlichungen sind vorgesehen. Ausstellungsrichtlinien und Bewerbungsunterlagen können Sie ab Anfang August unter www.artlet- studio.com/artletter herunterladen. Interessierte Künstler können sich ab sofort mit einer kurzen E-Mail an

Kakoma Kweli "Ritual Dancer" "Ritual Kweli Kakoma [email protected], Stichwort »ARTLET-Kunstpreis-2019« unverbindlich voranmelden. Max-Winkelmann-Str. 84 | 48165 Münster-Hiltrup (Bitte Arbeitsbeispiele erst auf Tel. 0172 5338328 | www.kunsthalle-schnake.de Anforderung zusenden)

IMPRESSUM MADE4ARTLET Herausgeber: Galerie ARTLETstudio Peter Weyden (v.i.S.d.P.) Die neue ARTLETedition – Kleinskulpturen und Drucke 48143 Münster – Harsewinkelgasse 21 [email protected] Exklusive, limitierte, signierte und nummerierte Auflagen Telefon: +49-251-93 25 97 00 b sofort startet die Galerie Redaktion: ARTLETstudio eine eigene Peter Weyden, Martina Lückener, ASkulpturen- und Druckedition. Wir Asmâa Senouci-Mefah bieten z. B. die Kleinskulptur »CLOSED« Texte: von Andrea Kraft in einer exklusiven Asmâa Senouci-Mefah [ASM], Peter Gesamtauflage von 20 Stk. in Stahl (be- Weyden [PW], Martina Lückener [ML], malt) mit Resin-Sockel an. Der Sockel Yasmin Samolat [YS], Andrea Kraf ist mit zwei rückwärtigen Löchern für [AK], Dr. J. Bockow [JB], Prof. E.-J. die Wandbefestigung versehen. Speckmann [EJS] Skulptur und Sockel sind von der Lektorat: Künstlerin eigenhändig bemalt. Eine Ge- Petra Scherbening schenkpackung und das signierte Echt- Dienstleistungen für die Kunst heitszertifikat runden das Angebot ab. Fotos: Peter Weyden, Ingo Henning, Henryk Die Skulptur ist 155,00 mm hoch und Brock oder © by artist kostet in der Stahlvariante 475,00 Euro. ©ARTLETstudio | Münster Informationen zur Skulptur und den Datentechnik: Bestellmöglichkeiten schicken wir Ihnen gerne per E-Mail zu. Eine formlose An- Freya Lichtwark, Peter Weyden, Ingo frage genügt. Henning Zudem sind bereits die beiden Klein- Namentlich gekennzeichnete Texte ent- skulpturen »SITTING WOMAN« (mini) sprechen nicht grundsätzlich der Mei- 1 und II in Bronze, handpatiniert von An- nung der Redaktion. Diese Texte stehen drea Kraft verfügbar. Auch hier beträgt in der Verantwortung der Autoren. die Auflage 20 Stk. Der Preis beträgt Der ARTLETter wird mit Ausnahme 850,00 Euro je Skulptur. eingesandter Daten (Bilder und Anzei- Weitere Objekte aus der Edition gen) komplett ohne den Einsatz von MADE4ARTLET sind in Vorbereitung. Adobe-Produkten realisiert. Wir unter- stützen damit ausdrücklich alle Initiati- »CLOSED« von Andrea Kraft ven gegen die Vereinnahmung und Monopolisierung durch Sofwareherstel- Stahl (+ Bronze), bemalt: 475,00 Euro ler. Die Redaktion gibt gerne ihre Erfah- Individuelle Produktions- und rungen und Informationen zum Einsatz alternativer Sofware weiter. Präsentationsunterstützung ARTLETstudio – Münster mail: [email protected] ARTLETstudio – Karlsruhe 48143, Harsewinkelgasse 21 WEB: artlet-studio.com 76137, Boeckhstr. 4 Telefon: +49-251-93 25 97 00 Telefon: +49-721-66 97 57 93 mobil: +49-151-15 67 52 32 mobil:»+49-162-2 18 91 13 Öffnungszeiten (Münster): Öffnungszeiten (Karlsruhe): Mittwoch - Freitag: Donnerstag und Freitag: www.artlet-supply.com 12:00 bis 18:00 Uhr 14:00 bis 19:00 Uhr Samstag: 11:00 bis 16:00 Uhr Samstag: 11:00 bis 14:00 Uhr

8 Frühjahr 2019