suhrkamp taschenbuch 4428

Tooor in Deutschland!

Die dramatischsten Schlusskonferenzen aus 50 Jahren

Originalausgabe 2013. Taschenbuch. ca. 224 S. Paperback ISBN 978 3 518 46428 1

Weitere Fachgebiete > Sport, Tourismus, Freizeit > Sport, Sportwissenschaft > Geschichte des Sports, Biographien

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Suhrkamp  Tooor in Deutschland! Die dramatischsten Schlusskonferenzen aus 50 Jahren Bundesliga Redaktion Ludwig Hertel

Suhrkamp

Bildnachweis: Dave Rudkin / Getty Images

Erste Auflage 2013 suhrkamp taschenbuch 4428 Originalausgabe © Suhrkamp Verlag 2013 © WDR Köln 2013 Agentur: WDR mediagroup GmbH Suhrkamp Taschenbuch Verlag Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Druck: ■CPI – Ebner & Spiegel, Ulm Umschlag: Karsten Middeldorf■ Printed in ISBN 978-3-518-46428-1 

Inhalt

Anmoderation Von Sabine Töpperwien 9

1959 – Vorgeschichte 15

1. Spieltag 1963/1964 Der allererste Spieltag 19 34. Spieltag 1968/1969 Der Titelverteidiger steigt ab 33 34. Spieltag 1985/1986 Kutzops Elfer und Bayerns Neunte 45 38. Spieltag 1991/1992 Das Herzschlagfinale 61 33. Spieltag 1996/1997 – Vizekusen 79 34. Spieltag 1998/1999 Der Abstiegskrimi 103 34. Spieltag 2000/2001 Die Meister der Herzen 133 26. Spieltag 2008/2009 Das Triumph-Trio: Magath, Dzeko und 167 1. Spieltag 2012/2013 Die Jubiläumssaison 187  

Werkstattbericht: Hinter den Kulissen der Schlusskonferenz Von Bastian Rudde 207

Dank 221 Die Reporterinnen und Reporter 222

Anmoderation

Von Sabine Töpperwien

Es klingt klischeehaft, aber es war nun mal so: Mein Vater wusch samstagnachmittags in Osterode am Harz gerne unser Auto. Das Radio war an, damit es sich nicht nach Arbeit anfühlte. Aus den beiden kleinen Autolautspre- chern dröhnte es irre laut. »Tooor in München!«, »Tooor in !«, »Rote Karte auf Schalke!« Die Bundesliga­ konferenz lief. Jeden Samstag. Mit den packenden Live- Reportagen zu den Schlussphasen aller Bundesligaspiele, direkt aus den großen Stadien. Ja, ja – damals, in den sieb- ziger Jahren, waren es noch Stadien und keine Arenen wie heute. Und ich war dabei … Gefühlt zumindest. Als Elf- oder Zwölfjährige bewusst das erste Mal. Ich inhalierte die Fußballbundesliga durch markante Stimmen, packende Schilderungen und emotionale Ausbrüche, wie ich sie we- der im Fernsehen noch woanders im Radio kannte. Der Fußballbazillus hatte mich gepackt. Wie schön, dass ich damit nicht alleine geblieben bin, son- dern dass Woche für Woche bundesweit bis zu acht Millio- nen Menschen »WDR 2 Liga Live«, die NDR 2 »Bundes­ ligashow«, »Bayern 1 im Stadion« oder einen anderen ARD-Sender einschalten, um die Bundesligakonferenz zu hören. Das Live-Erlebnis »Ich bin in Gedanken dabei«, die akus­tische Arena-Atmosphäre mit den Gesängen der Fans, die total unterschiedlichen Reportertypen mit rollendem »R« oder norddeutschem »Moin« und selbstverständlich der einzigartige Genuss der Konferenzschaltung, bei der sich die Reporter gegenseitig ins Wort fallen können und 10 Anmoderation sollen, wenn ein Tor fällt. All das zusammen macht wohl den ganz besonderen Reiz der Sendung aus. Und das seit über 50 Jahren. Kaum zu glauben. Seit 1963, dem Start der Fußballbundesliga, ist der West- deutsche Rundfunk für die traditionsreiche, inzwischen sogar legendäre deutschlandweite Konferenz zuständig. Im Rahmen des ARD-Verbunds somit der Federführer. ­Alle Leitungen aus den früheren Stadien und jetzigen Are- nen laufen im WDR 2-Programmzentrum in Köln ein. Okay, am Anfang noch nicht alle. Das war 1963 technisch noch nicht möglich. Damals glaubten auch noch nicht alle Sendeverantwortlichen an die Anziehungskraft des Fuß- balls im Radio. Aber schon rasch wurden es mehr und mehr, ehe Ende der achtziger Jahre kein Sender und auch kein Bundesligaverein mehr fehlen wollte. Und schon ging es los mit den Regularien. Wie lange darf wer in welcher Reihenfolge reportieren? Wie fachlich soll die Sprache sein? Verstand früher jeder, was mit »Libero« oder »Vorstopper« gemeint war? Und heute, hat da jeder beim Hören vor Augen, was der »Sechser« macht und was »Forechecking« bedeutet? In unzähligen Schalten und Sit- zungen hinter den Kulissen wurde der gemeinsame Nen- ner bestimmt. Doch bei allem Wunsch nach Konformität blieben die Spielräume für die Reporter. Glücklicherweise. Das schreiben und mailen auch die Hörer. Aktuell darf ein Armin Lehmann vom WDR nicht wie der Norddeutsche Alexander Bleick oder Jens Jörg Rieck aus dem SWR-Land klingen. Das wäre langweilig und leicht verwechselbar. Da muss schon ein eigener Sprachduktus her, eine eigene Art des Schilderns. Denn nicht jeder hat das Glück, eine so unverwechselbare Art und Stimme wie der große Bayer Gerd Rubenbauer, die NDR-Legende Kurt Von Sabine Töpperwien 11

Emmerich oder »The Voice« des Ruhrgebiets, Manni Breuckmann, in die Wiege gelegt bekommen zu haben. Womit wir beim springenden Punkt dieser Geschichte an- gekommen wären. In die Wiege gelegt wird das Fußball- gen doch nur den Jungs. Ein Mädchen hat mit Puppen zu spielen. Ein Mädchen kann nicht kicken. Und eine Frau kann dementsprechend auch keine Ahnung von Fußball haben. So die herkömmliche Meinung unserer durch Män- ner geprägten Gesellschaft, über Jahrzehnte hinweg. Doch dann passierte das für viele Unvorstellbare. Am letz- ten Samstag des Monats September ertönte im Jahre 1989 eine Frauenstimme in der Bundesligakonferenz. Das aller- erste Mal. Vom FC St. Pauli gegen den Ham- burger Sport-Verein aus dem . Viele Hö- rer trauten ihren Ohren nicht. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. Der Männer liebstes »Kind«, die Bundesliga­ berichterstattung, war von einer Frau unterwandert wor- den! Eine Bastion war gefallen. Die Machos an den Radio- geräten drehten durch. Riefen an oder schrieben Briefe. DIE gehört an den Herd. Soll Mann und Kindern Essen kochen, aber nicht auf dem Stuhl von Günter Maletzko in der Reporterkabine sitzen und über Fußball reden. Doch bald outeten sich auch Fortschrittliche. Toll, endlich eine Frau, die sich traut und die tatsächlich Ahnung von Fuß- ball hat. Mittlerweile hat diese Frau – nämlich ich – mehr als 500 Bundesligaspiele live für WDR 2 in der Bundesligakon­ ferenz übertragen. Durfte »Borussia Dortmund ist souve- räner Meister!« verkünden, aber auch den fünften Bundes- liga-Abstieg des 1. FC Köln verbal besiegeln. Mehr als 500 Erlebnisse, die mir unter die Haut gegangen sind. Mal po- sitiv, mal negativ – mal euphorisch, mal betrübt. 12 Anmoderation

Die größte Wertschätzung für meine berufliche Leiden- schaft und das riesige Engagement all meiner geschätzten männlichen Reporterkollegen, von 1963 bis heute, wider- fuhr mir jedoch am Abend des 17. September 2010 in Hamburg. Stellvertretend für alle Mitwirkenden erhielt ich als WDR-Sport-Hörfunk-Chefin aus den Händen des Le- verkusener Fußballurgesteins Reiner Calmund den ersten Deutschen Radiopreis in der Kategorie »Bestes Sportfor- mat« für »WDR 2 Liga Live« mit der Bundesligakonferenz. Die offizielle Begründung der Grimme-Jury bringt die Fas- zination und den Stellenwert, den die Bundesligakonfe- renz der ARD in der deutschen Radiolandschaft über 50 Jahre trotz der Schnelllebigkeit der Zeiten, trotz zuneh- mender Konkurrenz und sich wandelnden Lebensgewohn- heiten genoss und bis heute genießt, so auf den Punkt:

»Genauso wenig wie man sich die Bundesrepublik ohne ihre Kanzlerin vorstellen kann, ist das Land denkbar ohne die samstägliche Bundesligakonferenz. Was für ein büro- kratisches Wortungetüm übrigens: Konferenz klingt nach Aktenordner und Büroklammer. Und dann hat die Bun- desligakonferenz auch noch zwei Kinder, die Halbzeitkon- ferenz und schließlich die heiß geliebte Schlusskonferenz. Diese Konferenzorgie ist das Herzstück der auszuzeich- nenden Sendung. So entsteht Samstag für Samstag ein föderales Gesamt- kunstwerk, bei dem sich die Hörer und die Radiomacher wechselseitig aneinander und am Fußball berauschen. Denn die allgegenwärtige Fußballreportage lässt Herzen schneller schlagen, trocknet Münder und Zapfhähne aus, Kollektivschweiß wird vergossen, Flüche stapeln sich wie Ausrufe des Glücks. Da wird Leidenschaft gepaart mit

Die Meister der Herzen

Samstag, 19. Mai 2001: 34. Spieltag der Saison 2000/2001 134 Die Meister der Herzen

Tabellenstand vor dem letzten Spieltag

Tore Differenz Punkte 1. Bayern München 61 : 36 25 62 2. FC Schalke 04 60 : 32 28 59 3. Borussia Dortmund 59 : 39 20 57 4. Bayer 04 Leverkusen 53 : 40 13 54 5. Hertha BSC 57 : 52 5 53 6. SC Freiburg 50 : 36 14 52 7. Werder Bremen 50 : 48 2 50 8. 1. FC Kaiserslautern 49 : 53 - 4 50 9. VfL Wolfsburg 59 : 41 18 47 10. 1. FC Köln 56 : 49 7 45 11. TSV 1860 München 43 : 54 - 11 44 12. Hansa Rostock 34 : 44 - 10 43 13. Hamburger SV 57 : 57 0 40 14. VfB Stuttgart 41 : 47 - 6 38 15. Energie Cottbus 37 : 52 - 15 36 16. SpVgg Unterhaching 32 : 54 - 22 35 17. 39 : 67 - 28 32 18. VfL Bochum 30 : 66 -36 27

Anmerkungen: Die Mannschaften auf den Plätzen 16 bis 18 stiegen direkt ab; neben dem Meister qualifizierte sich auch der Zweitplatzierte direkt für die Champions League; die Mannschaften auf den Plätzen 3 und 4 mussten in die Champions- League-Qualifikation (die Dortmund und Leverkusen erfolgreich überstanden); die Teams auf den Plätzen 5 und 6 starteten im UEFA-Cup.

Paarungen in und Zwischenstände zu Beginn der Konferenz

Hamburger SV – Bayern München 0 : 0 Alexander »Alex« Bleick FC Schalke 04 – SpVgg Unterhaching 2 : 2 Manfred »Manni« Breuckmann  TSV 1860 München – Energie Cottbus 0 : 1 Günther Koch Bayer 04 Leverkusen – VfL Bochum 1 : 0 Sabine Töpperwien Borussia Dortmund – 1. FC Köln 1 : 2 Armin Lehmann 1. FC Kaiserslautern – Hertha BSC 0 : 1 Wolfgang Fritschmann SC Freiburg – VfL Wolfsburg 2 : 0 Jens Jörg Rieck Werder Bremen – Hansa Rostock 2 : 0 Henry Vogt Eintracht Frankfurt – VfB Stuttgart 2 : 0 Dirk Schmitt 135

Vorspiel Samstag, 12. Mai 2001, 33. Spieltag: Ausschnitt aus der Schlusskonferenz mit den Begegnungen VfB Stuttgart – FC Schalke 04 und Bayern München – 1. FC Kaiserslautern

(17.17 Uhr) detlev Lindner Tooor in Stuttgart. Liebe Schal­ker Freunde, bös, bös … Zwischenruf Hans-Peter Pull Toor Lindner … der VfB Stuttgart führt … Zwischenruf Pull Tooor Lindner … durch ein Tor von … Zwischenruf Pull Toooor Lindner … Krassimir Balakov! Zwischenruf Pull Tooooor Lindner 1 : 0 VfB Stuttgart. Zwischenruf Pull Toor Bayern Lindner Und noch ein Tor. Zwischenruf Pull Toor für Bayern Lindner Bitte schön … Pull Tor für die Bayern, 1 : 0 (richtig ist 2 : 1; engagier- tes Miterleben der Spannung und Zeitgleichheit zweier wichtiger Tore führten wohl zum Versprecher des Re- porters, der in der seit 16.35 Uhr laufenden Konferenz seit dem 1 : 1 für Bayern um 16.42 Uhr rund ein Dut- zend Mal das richtige Zwischenergebnis genannt hatte; Anm. d. Red.) Das gibt es nicht! Das gibt es nicht! 1 : 0! Gerade, als in Stuttgart Balakov das 1 : 0 macht, fällt hier das 1 : 0 für Bayern durch den Mann, der eingewechselt war. (…) (17.18 Uhr) Pull Es ist unglaublich. 120 Sekunden war er im Spiel – Alexander Zickler. Ein Mordspfund. Und das Spiel ist aus, das Spiel im Olympiastadion ist aus! Eine Orgie der Freude. Unglaublich, da nehmen sie sich huckepack. Der FC Bayern gewinnt ein nicht mehr 136 Die Meister der Herzen

geglaubtes Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern in der 90. Minute durch einen Sonntagsschuss von Alexander Zickler mit 2 : 1. Und jetzt wird das Endergebnis aus Stuttgart eingeleuchtet: Stuttgart gegen Schalke – 1 : 0. Man mag es nicht glauben. Die Bestätigung jetzt aller- dings von Detlev Lindner. Lindner Ganz bitter für den FC Schalke 04. Der FC Schalke 04 hat in diesen Sekunden mit 0 : 1 beim VfB Stuttgart verloren. Die Meisterschaft scheint vergeben zu sein an den FC Bayern München. Auauau, ist das bitter, ist das bitter: Schalke 04 ist geschlagen worden, der VfB Stuttgart scheint in Sachen Abstieg sich gerettet zu haben. (17.19 Uhr)

(Bayern-Manager Uli Hoeneß sagte nach dem Spiel im ARD-Hörfunk: »So eine dramatische Zuspitzung. Wenn ein Regisseur diese Geschichte geschrieben hät- te, er wäre auf diese Idee wahrscheinlich nicht gekom- men.« Hoeneß wusste da natürlich noch nicht, welchen Verlauf die folgende Schlusskonferenz nehmen würde; Anm. d. Red.)

(Samstag, 16.35 Uhr) Alexander »Alex« Bleick Immer noch 0 : 0 vor den 55 000. Nichts Neues hier insgesamt, das heißt, der HSV versucht hier weiter mitzuspielen, versucht, die Bayern zu ärgern … Zwischenruf Armin Lehmann Tooor in Dortmund Bleick … jedenfalls gibt es keine Chance hier bislang für die Hamburger, ein Tor zu erzielen, die Bayern-Abwehr steht bislang noch gut. Zwischenruf Lehmann Tooor in Dortmund Bleick In jedem Fall ist der FC Bayern hier noch nicht zu einem Tor gekommen. Das ist ja auch schon was. 0 : 0 – hier ist noch alles drin. 34. Spieltag der Saison 2000/2001 137

Zwischenruf Lehmann Tooor in Dortmund Bleick Wie siehts auf Schalke aus, Manni Breuckmann? Lehmann Tor in Dortmund. Hier ist der Ausgleich gefal- len. Billy Reina wars. Der Bundeskanzler Gerhard Schrö- der, der freut sich. 2 : 2 unentschieden im Westfalenstadion. Schnell auf Schalke, zu Manni Breuckmann: Manfred »Manni« Breuckmann Ja, hier steht es auch 2 : 2, und dieser katastrophale, für die Schalker katas- trophale Zwischenstand von 0 : 2 durch zweimal Breiten- reiter in der dritten und in der 27. Minute, er ist egalisiert. Zwei Minuten vor dem Ende war es van Kerckhoven, und fast mit dem Halbzeitpfiff Asamoah – 2 : 2 … Zwischenruf Jens Jörg Rieck Tooor in Freiburg Breuckmann … die Schalker jetzt am Drücker. Da ist ein Tor gefallen, irgendwo. Rieck Tor in Freiburg. Es steht 3 : 0 für die bessere Mann- schaft, das ist der Sportclub Freiburg. Wir unterbrechen unsere Polonaise kurz und melden, dass zwei Tore in Halbzeit eins fielen, Abder Ramdane und Kobiashvili für die Mannschaft von Volker Finke, und jetzt nochmal Cou- libaly mit dem 3 : 0. Der Sportclub auf dem Weg in den UEFA-Pokal. Wir gehen nach München. Günther Koch Wir sind in München. Cottbus führt mit 1 : 0 gegen schwache Sechziger. Das ist, mit Verlaub gesagt, eine sportliche Unverschämtheit, was die angebli- chen Löwen hier in den ersten 45 Minuten gegen Cottbus geliefert haben. Votava wild, als Knievirtuose mit dem Ball tänzelnd, fünf Meter vor dem Tor, Miriuta schnappt sich den Ball, Rückpass auf Labak. 1 : 0 für Cottbus. Ich würde den Löwen den Urlaub verkürzen. Sie sollten Platzpflege- arbeit in Unterhaching tun, wenn sie jetzt nicht besser los- legen. Aber sie scheinen jetzt mit mehr Energie gegen 138 Die Meister der Herzen

Energie Cottbus zu Werke zu gehen. Das war München, weiter nach Leverkusen, Sabine Töpperwien, bitte. Sabine Töpperwien Wo Bayer 04 nach 52 Minuten zwar spielerisch im Soll liegt, die Mannschaft von führt erwartungsgemäß gegen den Absteiger, gegen den Tabellenletzten VfL Bochum mit 1 : 0. Das entschei- dende Tor bislang, erzielte es, sein 15. in der 21. Minute. Aber die Fans sind sich einig, auf einem Transparent schreiben sie: »Berti, danke für nichts«. Das sind harte Worte. Wie läuft es auf dem Betzenberg, Kai- serslautern gegen Hertha, Wolfgang Fritschmann? Wolfgang Fritschmann Hier sind 52 Minuten vor- bei, und Kaiserslautern liegt mit 0 : 1 gegen Hertha BSC Berlin in einer ganz, ganz schwachen Bundesligabegeg- nung zurück. Das Tor in der 47. Minute, Flankenschlag von auf den konterstarken Alves. Und der Brasilianer ließ Koch keine Abwehrchance, zirkelte den Ball aus halblinker Position ins lange Eck. Zerfahren, harmlos der 1. FC Kaiserslautern in der ersten Halbzeit. Nicht eine einzige richtige Torchance in dieser Partie vor einundvierzigeinhalbtausend Zuschauern. Vielleicht wirds ja jetzt durch diesen Treffer in der 47. Minute ein bisschen besser. Hertha BSC Berlin also auf internationalem Fuß- ballkurs, Kaiserslautern momentan mega-out. Nach Frei- burg zu Jens Jörg Rieck. Rieck Menschen, Tore, Sensationen! Fast der Gegentref- fer für die Wolfsburger. Maric mit der zweiten großen Chance in dieser Partie, aber Golz im Kasten des SC Frei- burg war dazwischen und bleibt der Sieger dieses Duells. Damit steht es weiterhin 3 : 0. Zwei Treffer in der ersten Hälfte, einer in der zweiten Halbzeit für die bessere Mann- schaft. Unverändert hier die Mannschaft von Volker Finke, 34. Spieltag der Saison 2000/2001 139 der demnächst als dienstältester Coach der Fußballbundes- liga hier sein zehnjähriges Jubiläum feiern wird. Wir ge- hen von der Dreisam an die Weser, zu Henry Vogt. Zwischenruf Lehmann Elfmeter in Dortmund Henry Vogt Dann nehmen wir erst den Elfmeter. Lehmann Gehen wir ganz kurz nach Dortmund: Stevic hat sich den Ball da zurechtgelegt. Dede, ganz klar ist er da von den Beinen geholt worden, und deshalb gibts Strafstoß und die Chance für Borussia Dortmund quasi mit einem Doppelschlag sich wieder in Führung zu bringen. Und dann haben sie im Hinterkopf ja immer noch so ein biss- chen die mögliche Vizemeisterschaft, setzt einen Dort- munder Sieg voraus gegen gute Kölner. Jetzt läuft Stevic an, schießt, schlenzt, und Pröll hält. Es bleibt beim 2 : 2, und jetzt gehen wir nach Bremen. Vogt 2 : 0 für den SV Werder Bremen, absolut verdiente Führung hier, schon in der ersten Halbzeit herausgespielt. Klasse Tor durch Ailton, sein 14. Treffer in der 30. Minute. Parallel zur Sechzehnmeterlinie lief er da an drei Rosto- ckern vorbei und dann mit dem linken Fuß ins lange Eck, da gabs nichts, aber auch gar nichts … Zwischenruf Rieck Tooor in Freiburg Vogt … zu halten. Jens Jörg Rieck. Rieck Menschen, Tore, Sensationen – der nächste Teil! Es steht 4 : 0 für den SC Freiburg, erneut Coulibaly. Wunder- bar gemacht, an Reitmaier vorbei im Alleingang. Wunder- schönes Tor. 4 : 0. Weiter in Frankfurt. Dirk Schmitt Das Frankfurter Waldstadion ist die einzi- ge Spielstätte, bei der keine der beiden Mannschaften noch irgendetwas erreichen kann. Die einen, die Frankfurter, sind schon abgestiegen, die anderen, die Stuttgarter, sind gerettet. Deshalb nur ganz kurz: Es steht 2 : 0 für Frank- 140 Die Meister der Herzen furt. Torschützen: Kryszalowicz in der 16. und Guié-Mien in der 45. Minute. Weiter nach Hamburg, denn da gehts um was, Alexander Bleick. Bleick Und was haben wir für Chancen verpasst in den letzten drei Minuten. Zweimal: Der HSV konterte, Präger zog ab, Kahn parierte. Und dann nochmal die Möglichkeit: Konter über den rechten Flügel, da flankte Mahdavikia, und wieder rettete Kahn vor Barbarez. Jetzt die Bayern mit Ecke, und die hatten auch noch ’ne Chance eben, als Holl- erbach retten konnte gerade noch vor dem einschussberei- ten Jancker. Also hier ist ’ne Menge Musik in der Partie. Der HSV versucht hier weiter, ein Tor zu schießen, auf das sie ja hoffen in Schalke, auf dass es dem HSV gelingen mö- ge. Die Bayern halten aggressiv dagegen. 0 : 0 – und weiter nach Schalke. Breuckmann Ja, ich hab so ’ne dumpfe Vorahnung, dass hier heute Nachmittag noch was abgehen kann in Gel­ senkirchen-Schalke, im letzten Spiel im Parkstadion nach 28 Jahren. Ballbesitz beim Spielstand von 2 : 2 für den FC Schalke 04. Van Hoogdalem, haarsträubende Fehler in der ersten Halbzeit, aber jetzt kommen die Unterhachinger gar nicht mehr nach vorne in den bisherigen zehn Minu- ten des zweiten Durchgangs. Der FC Schalke 04 drängt auf das 3 : 2. Hat wahrscheinlich doch was geholfen, dass Char- ly Neumann (der Schalker Mannschaftsbetreuer; Anm. d. Red.) eine Kerze in der St.-Urbanus-Kirche in Gelsenkir- chen-Buer angesteckt hat. Aber jetzt schieben sie sich den Ball im Mittelfeld zu, die Abwehr der Unterhachinger gut postiert in dieser Situation. Das wird noch ’ne Weile dau- ern, bis die am Sechzehnmeterraum angekommen sind, die Schalker. 2 : 2 unentschieden nach wie vor der Spiel- stand – und weiter nach München, zu Günther Koch. 34. Spieltag der Saison 2000/2001 141

Koch Und immer noch 0 : 1, und immer noch führt der FC Energie Cottbus. Bravourös, wie sie sich hier, unter- stützt von ihren Anhängern, ins Zeug legen. Aber was sind das für saftlose, für lasche Löwen, die ihren Namen in kei- ner Weise verdienen, aber immerhin eine Freistoß-Gele- genheit durch Häßler hatten – aber der Ball, der Ball, der wollte nicht ins Tor, der wurde abgewehrt, Fußabwehr von Tomislav Pip­lica. Aber ich sag euch eins, liebe Freunde, auch hier passiert noch was. Die Sechziger wissen ganz ge- nau, so ein Pfeifkonzert wie heute zur Pause, das wollen sie nicht noch einmal hören. Sechzig gegen Cottbus 0 : 1, um 16.42 Uhr nach hier 58 gespielten Minuten. Leverku- sen gegen Bochum mit Sabine Töpperwien. Töpperwien 57 Minuten, Bayer 04 Leverkusen mit Berti Vogts. Wie geht es nach diesem Spiel weiter, das ist die große Frage hier. Hier führt seine Mannschaft immer noch 1 : 0 gegen den VfL Bochum, durch das Tor von Oliver Neuville aus der 21. Minute. Aber tief durchatmen für alle Bayer-Anhänger, eben Kopfballmöglichkeit für den Bochu- mer Mamic, aus fünf Metern völlig frei nach einem Frei- stoß, aber der Ball ging links vorbei. Also, hier ist noch längst nicht alles entschieden, aber im Moment Leverku- sen noch vor Hertha. Wolfgang Fritschmann bitte, in Kai- serslautern. Fritschmann Frustrierte Lauterer versuchen, Hertha BSC am Spielen zu hindern, aber die Hertha ist da (…). Hertha BSC kontrolliert das Spiel, der 1. FC Kaiserslautern wirkt ein bisschen hilflos, liegt weiterhin 0 : 1 gegen die Berliner zurück. Zu Jens Jörg Rieck nach Freiburg. Rieck Noch knapp eine halbe Stunde trennt den Sport- club vom UEFA-Pokal, man ist auf einem guten Weg. Es steht 4 : 0, nach Treffern von Ramdane, Kobiashvili und 142 Die Meister der Herzen zweimal Coulibaly gegen Wolfsburger, die sich trotzdem nicht aufgeben im ausverkauften Haus. Ein prima Spiel. Der SC Freiburg nach sechs Jahren wieder auf dem Weg in den UEFA-Pokal, dahin wirds für den SV Werder ganz schwer, aber den UI-Cup, Henry Vogt, den haben sie sicher. Vogt In der Tat, der UI-Cup ist sicher, währenddessen dieses Spiel ungefähr schon seit zwei, drei Minuten unter- brochen ist im Bremer Weserstadion, denn direkt in der Kurve, wo sich die Ostseestädter-Fans aufhalten, da sind Rauchbomben gezündet worden, und hier steigt Nebel auf, und offensichtlich ist es auch ein ganz unangenehm bei- ßendes Gemisch, was da sich hier breitmacht im Weser­ stadion. Die Spieler jedenfalls reiben sich die Augen, und e­tliche Zuschauer auch schon. Die Partie kann immer noch nicht wieder weitergespielt werden. 2 : 0 übrigens nach wie vor der Spielstand (…). Borussia Dortmund gegen Köln, ­Armin Lehmann. Lehmann Für die Kölner gehts um gar nichts mehr, und die haben sich hier heute so richtig toll verkauft. 2 : 2 stehts, frühe Führung ja schon für Dortmund, Stevic war der Schütze, dann Dede mit diesem Eigentor, da sah Jens Leh- mann gar nicht gut aus … Zwischenruf Bleick Tooor Lehmann … Kreuz mit herrlichem Tor … Bleick Entschuldigung, Entschuldigung, auf der Linie, hier ist Hamburg, auf der Linie hat der Andersson klären müssen nach einem Kopfball von Barbarez. Da lag die Füh- rung für den HSV in der Luft. Hier der »Tor«-Schrei schon, weil Olli Kahn geschlagen war. War nix, war zu voreilig von mir. ’Tschuldigung, Armin Lehmann, zurück nach Dort- mund. Lehmann Nochmal ganz schnell – natürlich wär das ein 34. Spieltag der Saison 2000/2001 143 ganz wichtiges Tor gewesen –, nochmal zu Kreuz, der hat also Köln in Führung gebracht, Reina mit dem Ausgleich, und eben eine Frechheit, dieser Elfmeter von Stevic, wie er den geschossen hat. Pröll konnte ihn halten. 2 : 2 hier, wun- derschönes Fußballspiel. Jetzt schnell wieder nach Frank- furt, Dirk Schmitt. Schmitt Immer noch 2 : 0 für Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart. Weiter in Hamburg bei Alexander Bleick. Bleick Abstoß jetzt vom Tor von Olli Kahn, und die HSV- Fans und auch die Bayern-Fans erheben sich, applaudieren den beiden Mannschaften hier für eine wirklich gute Par- tie. Die Bayern jetzt nochmal im Gegenzug, kein Foul an , der wälzt sich am Boden, Töfting dazwi- schen, der HSV könnte kontern, über den rechten Flügel. In der Mitte läuft Barbarez, wird angespielt, zwei Bayern gegen sich, spielt Heinz an, und dann hat Linke aufgepasst, verhindert, dass der Pass durchläuft auf Marek Heinz. Trotzdem, nochmal die Hamburger, die engagiert nachset- zen, und da wird Effenberg ermahnt nach einem Foul ge- gen Kientz. Freistoß für den HSV, gerade eben schon die gelbe Karte gegen Mehmet Scholl, auch der wehrte sich ein bisschen rüde im Mittelfeld. Und die Hamburger, sie ma- chen Druck, sie wollen hier noch etwas möglich machen, aber noch stehts 0 : 0, und deshalb warten wir mal, was sich auf Schalke tut, Manni Breuckmann. Breuckmann am Strafraum, im Strafraum, ungefähr auf Höhe der Seitenauslinie zu Möller, dann Asa- moah, der dreht sich um die eigene Achse, wird angegrif- fen von zwei Unterhachinger Abwehrspielern, mit der Ha- cke zunächst zurückgelegt auf Oude Kamphuis, der ist im Strafraum, aber dann, gerade noch rechtzeitig, Alexander 144 Die Meister der Herzen

Strehmel mit dem weiten Befreiungsschlag ins Aus. Fas- sen wir mal den Stand der Dinge oben an der Spitze zu- sammen: Eine halbe Stunde noch zu spielen. Bayern wäre mit diesem einen Punkt deutscher Meister, der FC Schalke 04 mit dem Unentschieden, es steht 2 : 2 gegen Unter­ haching, Vizemeister. Die Schalker immer noch im Ballbe- sitz. Der Ball prallt zurück, wenn Haching einmal versucht, anzugreifen, jetzt allerdings ein Fehlpass von van Hoogda- lem, und die Hachinger, in den letzten Minuten wieder ein bisschen frecher geworden, sind jetzt schon am Strafraum, dann driftet der Ball aber zu weit ab. Es bleibt hier beim 2 : 2 unentschieden. Wieder nach München, Günther Koch. Koch Immer noch führt verdientermaßen FC Energie Cottbus durch dieses schön herausgespielte, nach Dumm- heit allerdings vorbereitete Tor von Antun Labak mit 1 : 0. 1860 beginnt, Fußball zu spielen, sie beginnen zu laufen, und sie werden etwas stärker. Weiß-blauer Himmel hier in München über dem Olympiastadion, aber noch dominiert dort unten auf dem grünen Rasen die tapfer kämpfende Mannschaft in Rot von FC Energie Cottbus gegen die Weiß-Blauen, die bisher nach wie vor zu wenig bieten. Und es geht für Sportler, sofern Sportler da unten sind … Zwischenruf Bleick Tooor Koch … eigentlich immer um alles – ein Tor? Bleick Nein, nein! Abgepfiffen, abgepfiffen! Tor von Cars­ten Jancker, und Schiedsrichter Merk gibt den Treffer nicht, gibt ihn nicht wegen Stürmerfouls. Der Ball im Netz, die Bayern-Fans jubeln, aber zu früh, es bleibt beim 0 : 0. Schnell nochmal nach München. Koch Ja, ich wollte sagen, für Sportler, für Fußballer geht es eigentlich immer um alles. Das an die Adresse von Sech- zig. Es ist kein Tor gefallen für die Bayern, keines auf 34. Spieltag der Saison 2000/2001 145

Schalke in den letzten Minuten. Energie Cottbus bravou- rös, sie tun ihr Möglichstes, sie führen mit 1 : 0. Warten wir, ob da noch was von Sechzig kommt. Leverkusen gegen Bochum mit Sabine Töpperwien. Töpperwien Schnuppern wir wieder ein bisschen an in- ternationaler Luft. Leverkusen führt immer noch 1 : 0 ge- gen den VfL Bochum, aber diese Führung ist noch nicht unter Dach und Fach. eben in der 60. Minute, aus vier Metern kommt er frei zum Schuss nach einem Freistoß von Neuville, aber er verpasst das gegnerische ­Gehäuse. 1 : 0 durch das Tor von Neuville, aber bedeckter Himmel hier über der ausverkauften BayArena. Die Fans sind sauer mit Berti Vogts, und hier wird hinter vorgehalte- ner Hand gesagt, egal wie dieses Spiel ausgeht, Klaus Toppmöller wird der neue Coach. (…) Hier führt Lever­ kusen 1 : 0. Zum Betzenberg, Wolfgang Fritschmann, Lau- tern gegen Hertha. Fritschmann In diesem Moment fast eine Notbremse von Georg Koch gegen Alves, der da völlig frei war und am Torhüter des 1. FC Kaiserslautern vorbeigehen wollte, und der ließ sich einfach gegen Alves fallen und stieß ihn um, und da gabs nur Gelb zum Glück für den Lauterer Schluss- mann von Schiedsrichter Bernd Heynemann, der ja heute das Halali hier pfeift, 151 Bundesligaspiele, seine Karriere geht zu Ende. Es wird einen Freistoß geben für Hertha BSC Berlin. Die Berliner führen immer noch nach jetzt 64 Minuten mit 1 : 0, und Kaiserslautern bemüht sich, aber es ist bisher beim Bemühen geblieben. Weiter nach Freiburg, zu Jens Jörg Rieck. Rieck Noch 27 Minuten, dann heißt es: »Europa wir kom- men«! Zum zweiten Mal seit sechs Jahren ist der SC Frei- burg in seiner jungen Geschichte im UEFA-Pokal. Immer 146 Die Meister der Herzen noch 4 : 0 für die bessere Mannschaft, auch wenn jetzt die Wolfsburger, die ja ebenfalls sicher im UI-Cup sind, mal einen Eckball haben. 4 : 0 hier, klare Sache. Sommerfuß- ball und Vorbereitung für die große Stadionfete drüben mit Freibier an der Dreisam. Weiter an der Weser, Henry Vogt. Vogt Morgen, morgen am Sonntag soll es einen Trip ge- ben nach Mallorca. Ab zum Ballermann für die Spieler von Hansa Rostock. Einen solchen, einen Ballermann, habe ich zumindest in Blau-Weiß hier nicht entdecken können. Es steht immer noch 2 : 0 für Werder Bremen gegen Hansa Rostock. Man merkt dieser Mannschaft an, dass sie erst- mals seit drei Jahren nicht diese existenziellen Ängste ha- ben, der Kampf um den Abstieg am 34. Spieltag, heute kön- nen sie es relativ gelassen angehen lassen. Der Klassener- halt ist sicher, UI-Cup wäre noch möglich, aber bei der Konstellation heute nicht. 0 : 2 liegen sie hinten, die Bre- mer führen klar (…). Wir wechseln schnell wieder, Dort- mund – Köln, Armin Lehmann. Lehmann Schönes Fußballspiel hier. Es steht immer noch 2 : 2. Beide Mannschaften, die wollen den Sieg. Hat sich in Frankfurt etwas getan, Dirk Schmitt? Schmitt In Frankfurt hat sich was getan, ich wollte nur nicht unterbrechen, weil die Musik heute woanders spielt. Der VfB Stuttgart hat verkürzt durch Sean Dundee, auf 1 : 2 in der 63. Minute, also vor vier, fünf Minuten. Aber jetzt gehen wir wieder dahin, wo heute das Fußballherz schlägt, nach Hamburg zum Beispiel, zu Alexander Bleick. Bleick Und da gibt es einen Freistoß für den Hamburger Sport-Verein, wie einen verkürzten Eckstoß fast, drei, vier Meter zum Bayern-Tor hin liegt der Ball und zwei Meter im Feld, weil Bernd Hollerbach umgerissen worden ist 34. Spieltag der Saison 2000/2001 147 dort von Sagnol, der hat sich einige rassige Duelle mit dem Hamburger geliefert. Freistoß jetzt. Mahdavikia hat den weißen Ball dorthin gelegt. Ein-Mann-Mauer durch Meh- met Scholl, in der Mitte lauern sie schon, Ball kommt an­ geschnitten, Olli Kahn ganz sicher im Fünfmeterraum, ganz sicher, unbedrängt hat er den Ball da heruntergeholt, strahlt hier eine große Ruhe aus, eine Übersicht, und deu- tet allen an: »Wir werden Meister. Ich lass doch hier keinen rein.« Und die Hamburger, sie scheinen Respekt zu ha- ben. Zwei Chancen hatten sie im ersten Durchgang durch dem Kopfball von Barbarez, den Kahn über die Latte wisch- te mit den Fingerspitzen, und durch den Schuss von Bar- barez, den Kahn mit einer Faust zur Ecke boxte. Jetzt die Bayern im Vorwärtsgang, der HSV hat sich zurückgezo- gen, aber da ist kein Durchkommen, sie müssen nochmal zurückspielen, deshalb geben wir schnell nach Schalke. Breuckmann 16.52 Uhr, Michael Büskens wird gleich kommen. Es steht 2 : 2, und Unterhaching zur Abwechs- lung mal wieder am Schalker Strafraum. Passt auf Schal- ker! Gleich fangt ihr euch den Rückstand. Aber dann kommt die Befreiungsaktion von van Kerckhoven ins Aus. Einmal mussten die Schalker ja schon bereits auswechseln in der ersten Halbzeit, als Thomasz Waldoch – offensicht- lich mit Leistenproblemen – vom Platz ging und Niels Ou- de Kamphuis ihn ersetzte. Die Hachinger bringen gleich, das seh ich jetzt auch nochmal, Altin Rraklli. Jetzt aber Ecke für die Spielvereinigung Unterhaching, die unbe- dingt gewinnen muss und erst dann zum Spiel 60 gegen Cottbus kucken kann. (…) Ballbesitz für die Münchner Vor- städter, die jetzt Richtung gegnerisches Tor streben und ein gelungenes Kombinationsspiel aufziehen, aber dann ist Endstation. Ballbesitz wieder für Schalke, 2 : 2. Weiter in München, Günther Koch. 148 Die Meister der Herzen

Koch Auch hier gibt es Freistoß für die Löwen, die sich erst erholen, die durchschnaufen. 25 Meter bis zum Tor von Tomislav Piplica. Spielstand 1860 gegen Cottbus: 0 : 1. Keine Frage, wer den Freistoß ausführt: Thomas Häßler. Jetzt kommt der Ball, wohin kommt er? Knapp vorbei – Auftitscher, links am Pfosten vorbei. Aber das war schon relativ gut. Alle Hochachtung an die Adresse von Energie Cottbus. Sie führen nach wie vor mit 1 : 0, aber sie sollten etwas weiter nach vorne spielen, denn ob ihrs glaubt oder nicht, Sechzig beginnt jetzt mitzuspielen, hier vor 28 700 Zuschauern im Olympiastadion. (…) Sie werden jetzt etwas stärker oder anders ausgedrückt, sie spielen nicht mehr so desinteressiert. Das wars in München bei diesem wich­ tigen Spiel für Unterhaching und für Energie Cottbus. ­Leverkusen gegen Bochum, was Neues, Sabine? Töpperwien Nein, immer noch eine Zitterpartie, immer noch ein Nervenspiel, denn Leverkusen führt nach wie vor nur mit dem hauchdünnen 1 : 0 gegen den VfL Bochum, durch Neuvilles Tor aus der 21. Minute. Und einer schaut ganz besonders interessiert, es ist Yildiray Bastürk, es ist der Kapitän, der türkische Nationalspieler, der Beste eigent­ lich in den Reihen des VfL Bochum, und er schmort drau- ßen auf der Bank. Rolf Schafstall bringt ihn einfach nicht, wahrscheinlich weil er nächstes Jahr beim heutigen Geg- ner, bei Bayer 04 Leverkusen, sein Geld verdienen wird. (…) Zwischenruf Breuckmann Tooor für Unterhaching Töpperwien Manni bitte. Breuckmann Tooor für Unterhaching, in der 69. Spiel- minute. Die 3 : 2-Führung für die Hachinger, und wieder eine eiskalte Dusche für den FC Schalke 04. Freistoß von Cizek, Kopfball von Jan Seifert. Die deutsche Meisterschaft für die Schalker ist weiter weg denn je. Drei Tore für Un- 34. Spieltag der Saison 2000/2001 149 terhaching, nur zwei für Schalke. Jetzt beginnt wieder die Aufholjagd. Weiter nach Kaiserslautern, Wolfgang Fritsch- mann. Fritschmann Foul an Andreas Buck, wir haben hier noch zu spielen knapp 21 Minuten, an der Strafraumgren- ze, und das gibt einen Freistoß für den 1. FC Kaiserslautern bei einem Spielstand von 1 : 0 für Hertha BSC Berlin. Frei- stoß wird von Djorkaeff ausgeführt, und Kopfstoß von Lok- venc über das Tor. Weiter zu Jens Jörg Rieck. Rieck Freiburg vier, Wolfsburg null. Mittlerweile bei den Freiburgern Kohl in der Mannschaft, einer der Wenigen neben Zeyer und Müller, die damals 94/95 mit dabei wa- ren beim UEFA-Pokal. Und die Chance für Maric, knapp am Tor vorbei, wenigstens das Ehrentor zu machen für die Mannschaft von Wolfgang Wolf. 4 : 0 – weiter gehts bei Bremen gegen Rostock, Henry Vogt. Vogt Was hatten wir für einen Spaß hier in der ersten Halbzeit an dieser Begegnung. Werder Bremen, furios auf- gespielt, die beiden Treffer Ailton, Krstajic, aber jetzt in Durchgang zwei nichts mehr zu sehen von Spannung, von Dramatik. Die Luft scheint raus zu sein. (…) Es bleibt beim 2 : 0. Wir wechseln wieder schnell den Schauplatz, Dort- mund – Köln, Armin Lehmann. Lehmann Ein Jubelsturm ging eben hier durchs Westfa- lenstadion in Schwarz und Gelb, da wurde auf der Anzei- getafel eingeblendet: »Unterhaching führt wieder«. Jetzt muss Dortmund nachlegen, dann können sie Vizemeister werden. Es steht immer noch 2 : 2. Und Köln, Kompliment und Hochachtung vor dieser Mannschaft, die wehren sich fantastisch, sie kontern, wollen hier selber den Sieg. (…) Richtig gutes Spiel, 2 : 2 hier. Ganz schnell die Frage nach Frankfurt: Irgendwas los, Dirk Schmitt? 150 Die Meister der Herzen

Schmitt Es ist nichts los, immer noch 2 : 1 für Frankfurt. Deshalb weiter nach Hamburg, zu Alex Bleick. Bleick Jaaa, »Ohne Haching habt ihr keine Chance«, skandieren die HSV-Fans hier im Volksparkstadion, und die Bayern haben eben »Haching, Haching« gejubelt hier, haben die Meisterschale hochgehalten, Kopien natürlich, die Fans im Block, auch wenn der HSV nochmal ’ne Ecke rausholt. Also irgendwie haben wir nicht das Gefühl, dass hier noch was geht, oder? Leistet der HSV denn ein biss- chen Schützenhilfe? Ich weiß es nicht. Vielleicht bei dieser Ecke noch? Vielleicht wäre das nochmal Motivation für die Schalker, wenn hier ein Tor gelänge. Mahdavikia in die Mitte, Kopfballabwehr von Linke, nochmal auf Heinz, da lief Barbarez dazwischen. Jancker war am Sechzehnmeter- raum, grätscht den Ball heraus ins Seitenaus, und die Bay- ern-Fans springen auf und jubeln hier auf der Tribüne, vor uns auch viele Bayern-Fans, beklatschen jede Aktion, die den Ball weg bringt vom eigenen Tor, ganz egal, wie es auf Schalke steht. Das Unentschieden würde den Münchnern ja so oder so zur Meisterschaft reichen. Aber ich kann mir vorstellen, auf Schalke, da weinen sie Tränen in Blau und Weiß? Breuckmann Noch nicht ganz, denn es ist ja noch so ei- niges zu spielen. Freistoß für die Schalker, Torentfernung 20 Meter. Da steht Böhme, da steht auch Andy Möller, bei- de sind Spezialisten. Ich tippe in diesem Falle drauf, dass es Andy Möller machen wird. Nein, er läuft über den Ball, Böhme – und da: Tor! Tooor! Tooooor! Es steht 3 : 3! Flaches Geschoss in die linke untere Ecke. Es ist schon wieder was drin, aber so langsam verliere ich den Glauben, denn im- mer wieder kommen die Hachinger und machen das Füh- rungstor. Aber es steht 3 : 3 unentschieden. Wie nennt man 34. Spieltag der Saison 2000/2001 151 das? Offenen Schlagabtausch. Die Schalker jedenfalls ha- ben in dieser 72. Minute ausgeglichen. Freistoßtor durch den Jungen, der schon acht Treffer vorher erzielt hat, Jörg Böhme zum 3 : 3. Ich bleib nochmal kurz dran, denn die Schalker greifen schon wieder an auf der rechten Seite mit Asamoah, vom Strafraum weg, der wird jetzt schießen, tut er auch – aber über das Tor. Schalke jetzt übrigens mit Olaf Thon, vielleicht hat das den nötigen Anschub gegeben. 3 : 3 unentschieden. Es deutet sich hier eine ganz dramatische Schlussphase an, sowohl in München als auch in Schalke. München 60 gegen Cottbus, Günther Koch. Koch Apropos Olaf Thon, ich versuche den richtigen Ton zu treffen, aber was Sechzig hier macht, ist schlichtweg ei- ne Unverschämtheit. Sie verspielen ihren letzten Kredit. Das Publikum ist entsetzt, es pfeift. Nicht damit sie mich missverstehen, ich gönne Cottbus … Zwischenruf Breuckmann Tooor Koch …, die bravourös spielen, die Führung. Zwischenruf Breuckmann Tooor auf Schalke Koch Wo hat’s gescheppert, Manni? Breuckmann Tooor auf Schalke! 4 : 3 für den FC Schal- ke 04 in der 75. Minute, und es ist schon wieder Jörg Böhm gewesen. Ich nenn schon die falschen Namen, Jörg Böhme natürlich! Vorarbeit glänzend gemacht von Ebbe Sand, und dann Böhme, lässt noch einen Verteidiger aussteigen und schiebt den Ball über Gerhard Tremmel zur 4 : 3-Führung in der 75. Minute in die Maschen. Schalke liegt in Front. Aber der FC Bayern München ist immer noch deutscher Meister, denn dieses 0 : 0, das wird den Bayern reichen. Schneller Rundgang nochmal jetzt zu Leverkusen gegen Bochum mit Sabine Töpperwien. Töpperwien Wo es einen Platzverweis gegeben hat. 166 Die Meister der Herzen

Endergebnisse des 34. Spieltags

Hamburger SV – Bayern München 1 : 1 FC Schalke 04 – SpVgg Unterhaching 5 : 3 TSV 1860 München – Energie Cottbus 0 : 1 Bayer 04 Leverkusen – VfL Bochum 1 : 0 Borussia Dortmund – 1. FC Köln 1 : 2 1. FC Kaiserslautern – Hertha BSC 0 : 1 SC Freiburg – VfL Wolfsburg 2 : 1 Werder Bremen – Hansa Rostock 3 : 0 Eintracht Frankfurt – VfB Stuttgart 2 : 1

Abschlusstabelle

Punkte Differenz Tore   1. Bayern München 62 : 37 25 63 2. FC Schalke 04 65 : 35 30 62 3. Borussia Dortmund 62 : 42 20 58 4. Bayer 04 Leverkusen 54 : 40 14 57 5. Hertha BSC 58 : 52 6 56 6. SC Freiburg 54 : 37 17 55 7. Werder Bremen 53 : 48 5 53 8. 1. FC Kaiserslautern 49 : 54 - 5 50 9. VfL Wolfsburg 60 : 45 15 47 10. 1. FC Köln 59 : 52 7 46 11. TSV 1860 München 43 : 55 - 12 44 12. Hansa Rostock 34 : 47 - 13 43 13. Hamburger SV 58 : 58 0 41 14. Energie Cottbus 38 : 52 - 14 39 15. VfB Stuttgart 42 : 49 - 7 38 16. SpVgg Unterhaching 35 : 59 - 24 35 17. Eintracht Frankfurt 41 : 68 - 27 35 18. VfL Bochum 30 : 67 - 37 27

Anmerkungen: Die Mannschaften auf den Plätzen 16 bis 18 stiegen direkt ab; neben dem Meister qualifizierte sich auch der Zweitplatzierte direkt für die Champions League; die Mannschaften auf den Plätzen 3 und 4 mussten in die Champions-League-Qualifikation; die Teams auf den Plätzen 5 und 6 starteten im UEFA-Cup, an dem auch der unterlegene Pokalfinalist Union Berlin (0 : 2 gegen Schalke 04) teilnahm.