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suhrkamp taschenbuch 4428 Tooor in Deutschland! Die dramatischsten Schlusskonferenzen aus 50 Jahren Bundesliga Originalausgabe 2013. Taschenbuch. ca. 224 S. Paperback ISBN 978 3 518 46428 1 Weitere Fachgebiete > Sport, Tourismus, Freizeit > Sport, Sportwissenschaft > Geschichte des Sports, Biographien schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte. TOOOR … IN DEUTSCHLAND ! Die dramatischsten Schlusskonferenzen aus 50 Jahren Bundesliga Suhrkamp Tooor in DeuTschlanD! Die dramatischsten Schlusskonferenzen aus 50 Jahren Bundesliga Redaktion Ludwig Hertel Suhrkamp Bildnachweis: Dave Rudkin / Getty Images Erste Auflage 2013 suhrkamp taschenbuch 4428 Originalausgabe © Suhrkamp Verlag Berlin 2013 © WDR Köln 2013 Agentur: WDR mediagroup GmbH Suhrkamp Taschenbuch Verlag Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Druck: ■CPI – Ebner & Spiegel, Ulm Umschlag: Karsten Middeldorf■ Printed in Germany ISBN 978-3-518-46428-1 inhalt Anmoderation Von Sabine Töpperwien 9 1959 – Vorgeschichte 15 Spieltag1963/1964.1 Der allererste Spieltag 19 Spieltag1968/1969.34 Der Titelverteidiger steigt ab 33 Spieltag1985/1986.34 Kutzops Elfer und Bayerns Neunte 45 Spieltag1991/1992.38 Das Herzschlagfinale 61 Spieltag1996/1997.33 Leverkusen – Vizekusen 79 Spieltag1998/1999.34 Der Abstiegskrimi 103 Spieltag2000/2001.34 Die Meister der Herzen 133 Spieltag2008/2009.26 Das Triumph-Trio: Magath, Dzeko und Grafite 167 Spieltag2012/2013.1 Die Jubiläumssaison 187 Werkstattbericht: Hinter den Kulissen der Schlusskonferenz Von Bastian Rudde 207 Dank 221 Die Reporterinnen und Reporter 222 Anmoderation Von sabine Töpperwien Es klingt klischeehaft, aber es war nun mal so: Mein Vater wusch samstagnachmittags in Osterode am Harz gerne unser Auto. Das Radio war an, damit es sich nicht nach Arbeit anfühlte. Aus den beiden kleinen Autolautspre- chern dröhnte es irre laut. »Tooor in München!«, »Tooor in Hamburg!«, »Rote Karte auf Schalke!« Die Bundesliga- konferenz lief. Jeden Samstag. Mit den packenden Live- Reportagen zu den Schlussphasen aller Bundesligaspiele, direkt aus den großen Stadien. Ja, ja – damals, in den sieb- ziger Jahren, waren es noch Stadien und keine Arenen wie heute. Und ich war dabei … Gefühlt zumindest. Als Elf- oder Zwölfjährige bewusst das erste Mal. Ich inhalierte die Fußballbundesliga durch markante Stimmen, packende Schilderungen und emotionale Ausbrüche, wie ich sie we- der im Fernsehen noch woanders im Radio kannte. Der Fußballbazillus hatte mich gepackt. Wie schön, dass ich damit nicht alleine geblieben bin, son- dern dass Woche für Woche bundesweit bis zu acht Millio- nen Menschen »WDR 2 Liga Live«, die NDR 2 »Bundes- ligashow«, »Bayern 1 im Stadion« oder einen anderen ARD-Sender einschalten, um die Bundesligakonferenz zu hören. Das Live-Erlebnis »Ich bin in Gedanken dabei«, die akus tische Arena-Atmosphäre mit den Gesängen der Fans, die total unterschiedlichen Reportertypen mit rollendem »R« oder norddeutschem »Moin« und selbstverständlich der einzigartige Genuss der Konferenzschaltung, bei der sich die Reporter gegenseitig ins Wort fallen können und Anmoderation 10 sollen, wenn ein Tor fällt. All das zusammen macht wohl den ganz besonderen Reiz der Sendung aus. Und das seit über 50 Jahren. Kaum zu glauben. Seit 1963, dem Start der Fußballbundesliga, ist der West- deutsche Rundfunk für die traditionsreiche, inzwischen sogar legendäre deutschlandweite Konferenz zuständig. Im Rahmen des ARD-Verbunds somit der Federführer. Alle Leitungen aus den früheren Stadien und jetzigen Are- nen laufen im WDR 2-Programmzentrum in Köln ein. Okay, am Anfang noch nicht alle. Das war 1963 technisch noch nicht möglich. Damals glaubten auch noch nicht alle Sendeverantwortlichen an die Anziehungskraft des Fuß- balls im Radio. Aber schon rasch wurden es mehr und mehr, ehe Ende der achtziger Jahre kein Sender und auch kein Bundesligaverein mehr fehlen wollte. Und schon ging es los mit den Regularien. Wie lange darf wer in welcher Reihenfolge reportieren? Wie fachlich soll die Sprache sein? Verstand früher jeder, was mit »Libero« oder »Vorstopper« gemeint war? Und heute, hat da jeder beim Hören vor Augen, was der »Sechser« macht und was »Forechecking« bedeutet? In unzähligen Schalten und Sit- zungen hinter den Kulissen wurde der gemeinsame Nen- ner bestimmt. Doch bei allem Wunsch nach Konformität blieben die Spielräume für die Reporter. Glücklicherweise. Das schreiben und mailen auch die Hörer. Aktuell darf ein Armin Lehmann vom WDR nicht wie der Norddeutsche Alexander Bleick oder Jens Jörg Rieck aus dem SWR-Land klingen. Das wäre langweilig und leicht verwechselbar. Da muss schon ein eigener Sprachduktus her, eine eigene Art des Schilderns. Denn nicht jeder hat das Glück, eine so unverwechselbare Art und Stimme wie der große Bayer Gerd Rubenbauer, die NDR-Legende Kurt VonSabineTöpperwien 11 Emmerich oder »The Voice« des Ruhrgebiets, Manni Breuckmann, in die Wiege gelegt bekommen zu haben. Womit wir beim springenden Punkt dieser Geschichte an- gekommen wären. In die Wiege gelegt wird das Fußball- gen doch nur den Jungs. Ein Mädchen hat mit Puppen zu spielen. Ein Mädchen kann nicht kicken. Und eine Frau kann dementsprechend auch keine Ahnung von Fußball haben. So die herkömmliche Meinung unserer durch Män- ner geprägten Gesellschaft, über Jahrzehnte hinweg. Doch dann passierte das für viele Unvorstellbare. Am letz- ten Samstag des Monats September ertönte im Jahre 1989 eine Frauenstimme in der Bundesligakonferenz. Das aller- erste Mal. Vom Nordderby FC St. Pauli gegen den Ham- burger Sport-Verein aus dem Volksparkstadion. Viele Hö- rer trauten ihren Ohren nicht. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. Der Männer liebstes »Kind«, die Bundesliga- berichterstattung, war von einer Frau unterwandert wor- den! Eine Bastion war gefallen. Die Machos an den Radio- geräten drehten durch. Riefen an oder schrieben Briefe. DIE gehört an den Herd. Soll Mann und Kindern Essen kochen, aber nicht auf dem Stuhl von Günter Maletzko in der Reporterkabine sitzen und über Fußball reden. Doch bald outeten sich auch Fortschrittliche. Toll, endlich eine Frau, die sich traut und die tatsächlich Ahnung von Fuß- ball hat. Mittlerweile hat diese Frau – nämlich ich – mehr als 500 Bundesligaspiele live für WDR 2 in der Bundesligakon- ferenz übertragen. Durfte »Borussia Dortmund ist souve- räner Meister!« verkünden, aber auch den fünften Bundes- liga-Abstieg des 1. FC Köln verbal besiegeln. Mehr als 500 Erlebnisse, die mir unter die Haut gegangen sind. Mal po- sitiv, mal negativ – mal euphorisch, mal betrübt. Anmoderation 12 Die größte Wertschätzung für meine berufliche Leiden- schaft und das riesige Engagement all meiner geschätzten männlichen Reporterkollegen, von 1963 bis heute, wider- fuhr mir jedoch am Abend des 17. September 2010 in Hamburg. Stellvertretend für alle Mitwirkenden erhielt ich als WDR-Sport-Hörfunk-Chefin aus den Händen des Le- verkusener Fußballurgesteins Reiner Calmund den ersten Deutschen Radiopreis in der Kategorie »Bestes Sportfor- mat« für »WDR 2 Liga Live« mit der Bundesligakonferenz. Die offizielle Begründung der Grimme-Jury bringt die Fas- zination und den Stellenwert, den die Bundesligakonfe- renz der ARD in der deutschen Radiolandschaft über 50 Jahre trotz der Schnelllebigkeit der Zeiten, trotz zuneh- mender Konkurrenz und sich wandelnden Lebensgewohn- heiten genoss und bis heute genießt, so auf den Punkt: »Genauso wenig wie man sich die Bundesrepublik ohne ihre Kanzlerin vorstellen kann, ist das Land denkbar ohne die samstägliche Bundesligakonferenz. Was für ein büro- kratisches Wortungetüm übrigens: Konferenz klingt nach Aktenordner und Büroklammer. Und dann hat die Bun- desligakonferenz auch noch zwei Kinder, die Halbzeitkon- ferenz und schließlich die heiß geliebte Schlusskonferenz. Diese Konferenzorgie ist das Herzstück der auszuzeich- nenden Sendung. So entsteht Samstag für Samstag ein föderales Gesamt- kunstwerk, bei dem sich die Hörer und die Radiomacher wechselseitig aneinander und am Fußball berauschen. Denn die allgegenwärtige Fußballreportage lässt Herzen schneller schlagen, trocknet Münder und Zapfhähne aus, Kollektivschweiß wird vergossen, Flüche stapeln sich wie Ausrufe des Glücks. Da wird Leidenschaft gepaart mit Die Meister der Herzen samstag, 19. Mai 2001: 34. spieltag der saison 2000/2001 DieMeisterderHerzen 134 Tabellenstand vor dem letzten spieltag Tore Differenz Punkte BayernMünchen 61:36 25 62 .1 FCSchalke04 60:32 28 59 .2 BorussiaDortmund 59:39 20 57 .3 Bayer04Leverkusen 53:40 13 54 .4 HerthaBSC 57:52 5 53 .5 SCFreiburg 50:36 14 52 .6 WerderBremen 50:48 2 50 .7 FCKaiserslautern 49:53 -4 50.1 .8 VfLWolfsburg 59:41 18 47 .9 FCKöln 56:49 7 45.1 .10 TSV1860München 43:54