1 Pastorale. Musik, Melancholie Und Die Kunst
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PASTORALE. MUSIK, MELANCHOLIE UND DIE KUNST DER SELBSTREGIERUNG IM WERK VON CHRISTOPH MARTIN WIELAND BY GESA FRÖMMING Dissertation Submitted to the Faculty of the Graduate School of Vanderbilt University in partial fulfillment of the requirements for the degree of DOCTOR OF PHILOSOPHY in German December, 2011 Nashville, Tennessee Approved: Professor Barbara Hahn Professor Gregg Horowitz Professor James McFarland Professor Meike Werner 1 Copyright © 2011 by Gesa Frömming All rights reserved 2 DANKSAGUNG Diese Arbeit wurde ermöglicht durch ein Promotionsstipendium der Vanderbilt University sowie ein Jahresstipendium des Robert Penn Warren Centers for The Humanities an der Vanderbilt University. Mein besonderer Dank gilt Professor Barbara Hahn. Sie hat diese Arbeit von den ersten Anfängen bis zur letzten Version als ebenso ermutigende wie kritische Leserin und Gesprächspartnerin begleitet. Zahllose Gespräche mit Professor Gregg Horowitz haben ganz wesentlich zur Klärung des Gedankengangs beitragen. Professor Meike Werners kritische Lektüren und ihre Unterstützung bei der Bewältigung institutioneller Fragen waren vor allem in den letzten Monaten der Abfassung der Dissertation eine große Hilfe. Ihnen allen gilt mein herzlichster Dank. Und obwohl es unmöglich ist, hier all jene zu würdigen, die auf vielfältige Weise zum Entstehen dieser Arbeit beigetragen haben, dürfen (in alphabethischer Reihenfolge) Eva Blome, Jonathan Neufeld, Anne-Kathrin Schmucker, Andreas Schröder und Thomas Wild an dieser Stelle nicht fehlen. Auch ihnen danke ich herzlich. Gewidmet ist diese Arbeit Michael Boekels, ohne den sie nicht denkbar gewesen wäre. iii INHALTSVERZEICHNIS DANKSAGUNG ........................................................................................................................... iii EINLEITUNG ................................................................................................................................ vi I. MELANCHOLIE .................................................................................................................. 1 Die Melancholie des Herrschers ........................................................................................ 5 Anamnese ......................................................................................................................... 13 Der melancholische Staat ................................................................................................. 24 Leiden an der Ohnmacht: die Melancholie der Kritiker .................................................. 32 Selbstregierung: ein Ausweg aus der Melancholie? ........................................................ 44 II. HISTORISCHE KRITIK DER SELBSTREGIERUNG ................................................. 50 „Barbarey“ der Frühgeschichte ........................................................................................ 61 Vermeidung der „Muthlosigkeit“: wichtigste Maxime der politischen Vernunft ...... 61 Rhetorische Selbstermächtigung durch einen neuen Begriff der Natur .................... 70 Lebhafte Tätigkeit: Ogul Khan und die schöne Lili ........................................................ 77 Von bloßer Ordnung zu lebhafter Tätigkeit ............................................................... 77 Die Ambivalenz gegenüber der schönen Regentin ..................................................... 84 Azor – das literarische Spiegelbild Schach Gebals .......................................................... 98 Tyrannei des „Kindes“ auf dem Thron ...................................................................... 98 Aufruf zur Selbstregierung: Mündigkeit durch Beherrschung des Weiblichen ....... 105 Isfandiar: Tyrannei einer ‚entfesselten’ Aufklärung ...................................................... 115 Rückfall in die „Barbarey“ ...................................................................................... 115 Performative Funktion der Isfandiar-Dystopie ........................................................ 122 Tifans „wunderbare Ordnung“ ....................................................................................... 128 Erziehung eines „Stifters der allgemeinen Glückseligkeit seiner Nation“ .............. 128 Heroische Selbstlosigkeit des Tugendhaften ............................................................ 134 iv III. POETISCHE KULTIVIERUNG DER EINBILDUNGSKRAFT.................143 Die Naturkinderutopie: ein Bild der Glückseligkeit ...................................................... 158 Eine neue „Lebensordnung“ als Antwort auf die Krise .......................................... 158 Ästhetik und Diätetik der „Glückseligkeit“ ............................................................. 162 Musikalische Kultivierung der Glückseligkeit ......................................................... 172 Melancholische Reflexion des musikalischen Glücksbilds ........................................... 179 Narrative Dynamik der Utopie: Musik und Melancholie ........................................ 179 Unlebbarkeit des musikalischen Ideals: von der sanften zur schwarzen Melancholie .............................................................................................................. 185 Der melancholische Gesetzgeber als Autor der musikalischen Utopie ......................... 193 Psammis: ein Melancholiker der Zivilisation .......................................................... 193 Poetische Ordnungsphantasien: Aporien des patriarchalischen Ideals .................. 199 Kritik der Idealbildung ................................................................................................... 208 Politische Ordnungsphantasien ............................................................................... 208 Apologie des Wunderbaren ...................................................................................... 214 Ethik und Ästhetik des Scheiterns ............................................................................ 225 IV. MUSIKALISCHE KRITIK DES MELANCHOLISCHEN HELDEN ........................ 231 Geschichte eines melancholischen Helden .................................................................... 242 Historische Interpretationen der Herkules-Gestalt ................................................. 242 Der Herkules der Philosophen ................................................................................. 252 Ein neuer Herkules ......................................................................................................... 263 Individualisierung, Internalisierung und Psychologisierung des Mythos ............... 263 Wielands Herkules: ein Ritter der Tugend ............................................................... 269 Sprache der Tugend – Sprache der Gewalt .................................................................... 278 Die Tugend - ein Traum ........................................................................................... 294 V. MUSIK - KRITIK - MELANCHOLIE .......................................................................... 298 Wider den ‚herrschenden’ Begriff der Oper .................................................................. 300 Was heißt: „Vervollkommung der Menschheit“? .......................................................... 309 Der „Zweck“ des Musiktheaters .................................................................................... 321 Musikalische Gegenbilder der melancholischen Realität .............................................. 336 Der „Vertrag“ mit dem Publikum und seine Subtexte ................................................... 343 Kritik des musikalischen Ideals ..................................................................................... 361 LITERATURVERZEICHNIS .................................................................................................. 372 v EINLEITUNG Pastorale – dem Titel der vorliegenden Arbeit assoziiert sich eine Fülle musikalischer, dichterischer und bildnerischer Kunstwerke des sechzehnten bis frühen neunzehnten Jahrhunderts. Als erstes mag vielleicht Ludwig van Beethovens Sinfonia Pastorale (berühmt vor allem der erste Satz: „Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande“) in den Sinn kommen. Der Begriff ‚Pastorale’ bezeichnet aber auch eine Gattung barocker Instrumentalmusik, Werke von verhältnismäßig schlichter Faktur, die in der Regel im wiegenden 6/8- oder 12/8-Takt gehalten sind. Dazu gehören etwa die einleitende Sinfonia des zweiten Teils von Johann Sebastians Bachs Weihnachtsoratorium („Und es waren Hirten in derselben Gegend“) oder auch die Pifa aus Händels Messias. Während der Begriff des Pastoralen in den christlichen Traditionen vor allem im Bereich der Seelsorge verwendet wird, steht er in Kunst- und Literaturgeschichte für den Motivkomplex des Hirtenlebens oder für das ländliche im Gegensatz zum städtischen, das zurückgezogene im Gegensatz zum öffentlichen Leben. Es ist diese Tradition, auf die Beethovens Symphonie textuell Bezug nimmt. Sie ließe sich daher auch als Nachklang der in Dichtung und Oper des 17. und 18. Jahrhunderts so beliebten „poetischen Schäferwelten“1 hören, in denen Topoi der antiken Bukolik, die Mythologie Arkadiens und die des Goldnen Zeitalters bis weit ins Zeitalter der Aufklärung hinein fortleben. Die Musik ist aus dieser Tradition nicht fortzudenken. Die poetischen Hirten sind 1 Wieland, Versuch über das Teutsche Singspiel, 324; vgl. auch den wahrscheinlich von Wieland verfassten Artikel „Hirtendichtung“ in Sulzer, Allgemeine Theorie der Schönen Künste,