3-Jahres-Bericht des NABU-Arbeitskreises Eisvogel für die Jahre 2017 - 2019

Dr. Matthias Kuprian, Sibylle Winkel & Thomas Matthias

In Zusammenarbeit mit

Norbert Weber, Axel Schmidt, Franz Josef Jobst, Timo Spaniol, Martin Schroth, Reiner Ziegler & Michael Röth

Vorbemerkung

Die immer stärkere Nutzung neuer Medien im Natur- und Artenschutz machen eine Neustrukturie- rung des AK Eisvogel erforderlich. Immer mehr Eisvogel-Beobachtungsdaten werden auch von Nicht- NABU-Mitgliedern in Beobachtungsplattformen wie Naturgucker eingegeben oder erreichen uns per E-Mail oder über die neuen Medien. Ein Daten-Schatz, den es zu heben gilt! Hinzu kommt eine Verlagerung der Aufgabenschwerpunkte weg vom reinen Bestands-Monitoring hin zur Beratung der Behörden und zur Information der Bevölkerung. Auch konkrete Schutzmaßnahmen zur Verbesserung von Habitaten und zur Abwehr von Gefährdungen und Beeinträchtigungen innerhalb und außerhalb von Schutzgebieten stehen immer mehr im Vordergrund.

Die jährliche Erfassung der Bruten, die viele Jahre die erfolgreiche Arbeit des Arbeitskreises aus- zeichnete und alleine ehrenamtlich kaum mehr leistbar ist, muss daher auf Stichproben verlagert werden. Gleichzeitig müssen die Erkenntnisse des Arbeitskreises stärker in das Management der Naturschutz- und Natura 2000-Gebiete eingebracht werden.

Bestandsentwicklung des Eisvogels und Zustand der Populationen in Hessen und im MKK

In Hessen wird der Eisvogel seit 2014 in der Roten Liste in der Kategorie V "Vorwarnstufe" geführt. Auch die sogenannte “Hessen-Liste”, eine Liste an Arten und Lebensraumtypen, für die Hessen eine besondere Verantwortung hat, führt die Spezies. Gleichzeitig ist der Eisvogel eine Art des Anhanges I der EU-Vogelschutzrichtlinie und gehört nach Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders und streng geschützten Arten.

Im Jahr 2015 erstellte Florian Winter mit Unterstützung des NABU-MKK, der Staatlichen Vogelschutz- warte und der Naturschutzbehörden eine Masterarbeit an der Goethe-Universität Frankfurt über die Population des Eisvogels im --Kreis. Gegenstand der Arbeit waren die Populationsentwick- lung, die Gefährdung und geeignete Maßnahmen zum Schutz der Art.

Florian Winter fand 2015 insgesamt 28 Brutpaare im Kreisgebiet inkl. Hanau, überwiegend mit Schachtelbruten. Ein Teil der Bruten wurde mit Wildtierkameras näher untersucht. Berücksichtigt man eine kleine bis mittelgroße Anzahl an Bruten, die nicht exakt eingegrenzt werden konnten, muss der Brutbestand des Eisvogels im MKK in „guten Eisvogeljahren“ auf > 30 Paare angesetzt werden. Ehrenamtlich konnten in den Jahren 1981 bis ca. 2010 damit maximal die Hälfte der Bruten und Brutverdachte ermittelt werden.

Die Art befindet sich somit in den naturnäheren Teilen des Kreisgebietes in einem günstigen Erhal- tungszustand! Gleichwohl macht es , der Spezies mit Schutzmaßnahmen zu helfen und insbeson- dere nach sehr kalten Wintern und den folgenden Bestandszusammenbrüchen die Populationen schnell wieder aufzubauen. Zudem gilt es genau zu beobachten, welche Auswirkungen der Klima- wandel und das Auftreten neuer Fressfeinde (Neozoen) haben, um bei Bedarf rechtzeitig gegen steuern zu können.

Nachhaltig und dauerhaft sinnvoll ist es auch, Schutzmaßnahmen in den amtlichen Maßnahmen- plänen der FFH- und Vogelschutzgebiete im Kreis zu verankern und für deren Umsetzung zu sorgen. NABU-Schutzgebiete wie die Biberteiche bei Bellings können dabei Vorbildcharakter entwickeln.

Junger Eisvogel am 04.01.2020 in Hanau-Kesselstadt an einem Gartenteich (Foto: Axel Schmidt)

Vogelschutzgebiet 5722-401 „Spessart von Bad Orb“

Das EU-Vogelschutzgebiet Spessart bei Bad Orb liegt komplett im MKK. In diesem rund 8.500 ha großen Vogelschutzgebiet gibt es in guten Jahren drei bis vier Brutreviere der Art. Das entspricht etwa einem Zehntel des Bestandes im gesamten Kreisgebiet.

Während Florian Winter 2015 im VS-Gebiet 3 Brutpaare fand, kam das von der Staatlichen Vogel- schutzwarte beauftragte sogenannte SPA-Monitoring im Vogelschutzgebiet im Jahr 2017 zu einem ähnlichen Ergebnis wie zuvor die Grunddatenerhebung (GDE) im Jahr 2008.

Untersucht wurden im Auftrag der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt die Parameter „Popula- tion“, „Habitat der Art“ und deren „Zukunftsaussichten“. Die Erfassung des Eisvogels erfolgte eben- falls analog der GDE 2008 entlang von fünf Gewässerstrecken einschließlich der dort vorhandenen Teiche. Untersuchte Gewässerstrecken für die Erfassung des Eisvogels waren der Klingbach mit 4.7 km, der Haselbach mit 2.3 km (westliche Gebietsgrenze bis Haselbachmündung), der Westernbach mit 2,8 km (westliche Gebietsgrenze bis Gaststätte Haselruhe) und die Jossa-Abschnitte im Schutzgebiet mit insgesamt 6,7 km Länge.

Die „gute Eignung“ der fünf Gewässerabschnitte für den Eisvogel wurde erneut bestätigt.

Wie bei der GDE 2008 wurden 2 Bruten sicher nachgewiesen. Ein Paar brütete am Westernbach. Das zweite Brutpaar wurde an der Jossa beobachtet. An beiden Gewässern wurden jagende Eisvögel beobachtet. An den anderen Gewässerstrecken gelang keine Beobachtung. Bruterfolg wurde nicht erfasst. Die Siedlungsdichte blieb wie bei der GDE bei 1,4-1,8 BP/ 10 km Fließgewässer.

Unter Berücksichtigung einer Dunkelziffer wird ein Bestand von 2-4 Brutpaaren für das Jahr 2017 angenommen.

Habitat-bezogene Gefährdungen wurden für den Eisvogel im Vogelschutzgebiet nicht gefunden. Die Risiken aus dem Angelsport sowie aus der Freizeit- und Erholungsnutzung wurden von den Gutach- tern als mittel bis gering eingeschätzt.

Die Gefährdungen, die aus der Überspannung von Gewässern mit Weidezaundrähten resultieren, wurden als mittel bewertet. Damit besteht im Schutzgebiet durchaus eine mittlere Verletzungsgefahr durch Anflug und ein entsprechendes Tötungsrisiko.

Folgende Schutzmaßnahmen wurden von den Experten vorgeschlagen:

Zur Förderung der natürlichen Gewässerdynamik sollen an geeigneten Stellen ausreichend breite Uferrandstreifen geschaffen werden, die künftig die Entwicklung natürlicher Uferabbrüche (Steil- wände) zulassen. Auch die Schaffung von künstlichen Steilwänden entlang geeigneter Gewässer- strecken kann die Situation des Eisvogels deutlich verbessern.

Die Überspannungen von Gewässern mit Weidezaundrähten sollen entfernt werden, um die Unfall- gefahr für den Eisvogel, aber auch für Schwarzstorch und Graureiher abzusenken.

Vor allem die Entfernung von alten Stacheldrahtüberspannungen wird damit in diesem Schutzgebiet aber auch kreisweit eine Daueraufgabe der NABU-Aktiven im Kreisgebiet bleiben.

Naturgucker und andere …

Vom NABU hessenweit und auch auf Bundesebene breit unterstützt bietet Naturgucker die Möglich- keit für alle Naturbeobachter/innen ihre Eisvogel-Sichtungen mit anderen Interessierten zu teilen. Dies ist logischerweise nicht auf den Main-Kinzig-Kreis beschränkt und ganzjährig auch außerhalb der Brutperiode möglich. Für den AK Eisvogel bietet sich damit die, Möglichkeit MKK-Meldungen heraus- zufiltern und so Jahresgänge zu erfassen. Damit können wir erstmals auch Aussagen zum zu Schwer- punkt-Habitaten im Winter machen und vielleicht sogar mit den Jahren regionale Wanderungs- bewegungen nachvollziehen. Allerdings stehen die Auswertungen erst ganz am Anfang und werden Gegenstand des nächsten Berichtes sein.

Alleine 2019 wurden gemäß Naturgucker im MKK folgende Eisvogelbeobachtungen gemacht:

 Rothenbergen (Revier Nr. 13 oder neuer Standort)  Bergen-Enkheim (Revier Nr. 1)  Mainarm bei Rumpenheim (ggf. Revier Nr. 2)  Bulau (Revier 6 und/oder 7)  Main bei Offenbach (Revier 1 oder 2)

Weiterhin erreichten den NABU AK-Eisvogel u.a. folgende Beobachtungshinweise:

 2017 - Sinn bei Altengronau bei Hochwasser (Revier 21)  2019 - Spätsommer/Herbst Westerngrund Neuengronau, alte Fischteiche, Brut (Revier 23)  Oktober 2019 - Fallbach bei Ronneburg-Hüttengesäß (neues Revier?)  April / Mai 2019 – Untere Kinzigbrücke Steinau (Revier 24)  Oktober 2019 – Stausee Steinau (neues Revier 24 a)  Januar 2018 - Main bei Frankfurt und Offenbach (Revier 1?)  2017 bis 2019 regelmäßig und zuletzt am 21.08.2019 – Main zwischen HU-Kesselstadt und Rumpenheim, besonders auf Höhe Maintal-Dörnigheim (Revier 1 und/oder 2).  Januar, Februar, März und Mai (Brutzeit) – Altmain Hanau-Steinheim (Revier 2 und/oder 3)  17.05 und 25.05.2019 (Brutzeit) NSG „Am Rauen See - HU-Steinheim“ (Revier 2), 2018 gab es dort einen erfolglosen Brutversuch  18.05.2019 – Steinbruch HU-Steinheim-Süd (Revier 3a), regelmäßig Beobachtungen aber aktuell kein BV  2017 bis 2019 regelmäßig und zuletzt am 09.07.2019 NSG/FFH-Gebiet Schifflache (Revier 3)  27.06.2019 FFH-Gebiet Bulau (Holzsteg). Eisvogel anwesend, Brut nicht beobachtet (Revier 6)  27.12.2019 FFH-Gebiet Bulau/Lache Höhe Erlensee (Revier 7)  2017 bis 2019 Jossa und Nebengewässer rund um Mernes (VS- und FFH-Gebiet) regelmäßig und zuletzt im August und Oktober 2019 (Revier 20)  September 2018 – Jossa, Müsbrücke-Speckesteg, Sichtungen auch 2017 und 2019 (Revier 21)  August 2019 - Maunzenweiher, Stadtwald Frankfurt (außerhalb MKK)  September 2017 – Krebsbach im Stadtgebiet Bruchköbel (neues Revier, 5a)  2017 bis 2019 regelmäßig und zuletzt am 05.12.2019 – NSG „Krebsbachaue bei Kaichen“ übergreifend Wetteraukreis und MKK (neues Revier 5a mit Brutmöglichkeiten)  2019 - „Im Hüttengrund an der Steilwand“ mindestens eine Brut sowie ganzjährig am Kauzlochweiher und im Dorfweiher Breitenborn (Revier 15 an der Gründau)  2017 – 2019 - Steinaubach, Höhe Untere Waltersmühle regelmäßig (zweites Revier?)  2017 – 2019 und insb. Okt. U. Nov. 2019, 2 Tiere am NABU-Teich Klesberger Weiher bei Niedrigwasser vor dem Abfischen auf Jagd nach Kleinfischen  30.12.2019 - NSG „Feuchtwiesen bei Aufenau“ zwischen Aufenau und Neudorf hinter dem Gewerbegebiet Struthstraße

Darüber hinaus wurden kontinuierlich an den Biberteichen bei Bellings von 2017 bis 2019 sowohl adulte wie auch frisch ausgeflogene Tiere beobachten (Reviere 24 und/oder 26). Gleiches gilt für das NABU-Biotop „Amphibienparadies“ an der Ulmbach bei Marborn. Hier ist ein wichtiges Nahrungs- habitat (Moderlieschen, Stichlinge) (Revier 24a?). Ebenso wird der Eisvogel jedes Jahr an und um die Rallenpfanne, ein NABU-Teich im NSG „Gründauaue bei Gründau“ an der Gründau zwischen Langen- selbold und Niedergründau nachgewiesen, zuletzt dort beobachtet am 12.11.2019 (Revier 10 oder neu). Die Eisvögel im Revier 20 (Jossa bei Mernes) profitieren vom Kleinfischbesatz (u.a. Moderlies- chen) und von Kaulquappen im NABU-Teich bei Mernes (z.B. im Juli 2017) und an weiteren Gewässern.

Auswirkungen des Klimawandels auf die Bestände?

Unklar sind bisher die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bestände. Mit der zunehmenden Erwärmung und häufiger auftretenden milden Wintern, mit nur kurzen Schnee-Ereignissen und nur moderaten Nachtfrösten dürfte die Wintermortalität im Durchschnitt abnehmen. Auch die extremen Bestandsrückgänge nach langanhaltenden, sehr strengen Frostperioden mit zugefrorenen Still- und Fließgewässern dürften seltener werden.

Gleichzeitig nehmen die Jahre mit Trockenphasen im Frühjahr und den Sommermonaten wie 2018 und 2019 zu. Das hat Auswirkungen auf die Wasserstände und die Lebensgemeinschaften in den Ge- wässern - gerade in der kritischen Aufzuchtphase der Eisvögel. Flache Gewässer trocknen aus, Quel- len versiegen, Fisch- und Amphibienbestände werden dezimiert oder deren Zusammensetzung ver- ändert.

Welche Effekte hier wann und wo Auswirkungen auf die Eisvogelbestände haben, gilt es künftig verstärkt zu erfassen und zu dokumentieren.

Beratung von Behörden und Öffentlichkeitsarbeit

Bereits mit der Erstellung des amtlichen hessischen Maßnahmenblattes für den Eisvogel, das vom Arbeitskreis Eisvogel in den Jahren 2015 und 2016 unterstützt wurde, wurde die Beratung der Behör- den und insbesondere der Staatlichen Vogelschutzwarte stärker in den Mittelpunkt gerückt. Das Maßnahmenblatt Eisvogel ist sowohl auf der Webseite der Vogelschutzwarte wie auch beim NABU- MKK abrufbar. Darüber hinaus unterstützt der Arbeitskreis die amtlichen Stellen bedarfsweise mit aktuellen Daten und Informationen unter anderem bei der Erstellung von Maßnahmenplänen für Schutzgebiete oder auch bei konkreten Schutzmaßnahmen.

Im Jahr 2016 wurde die kontinuierliche Arbeit des Arbeitskreises mit einem Zusatzgewinn der hes- sischen Umweltlotterie GENAU belohnt. Der Gewinn in Höhe von 5.000,- € wurde für die o.a. Schutz- maßnahmen verwendet. Im Folgejahr wurde dann die Tätigkeiten des Arbeitskreises und die Ver- wendung der GENAU-Mittel in der „Alle Wetter“-Sendung des hessischen Rundfunks vorgestellt.

Hinzu gesellten sich Presseberichte und Vorträge. Die Aktivitäten des Arbeitskreises werden zudem auf der NABU MKK-Homepage dargestellt und führen daher regelmäßig zu Anfragen und Informa- tionsaustausch mit interessierten Naturbeobachter/innen auch weit über Hessen hinaus.

Als Ergebnis der informativen und aussagekräftigen Webseite des NABU-Arbeitskreises erreichen uns regelmäßig Anfragen und Beobachtungen und manchmal auch schöne Berichte aus dem gesamten Bundesgebiet. Folgenden Bericht wollen wir Ihnen/Euch nicht vorenthalten:

Herr Manfred B. aus Tornesch berichtete uns am 19.01.2017 folgende Begebenheit: Ich habe Anfang Januar einen Eisvogel gerettet. Ich stand mit meinem Auto auf einem kleinen Wohn- mobil-Stellplatz. Gerade als ich ausstieg, knallte etwas auf der Beifahrerseite gegen die Scheibe. Als ich um das Auto laufe, sehe ich wie ein Greifvogel (Redaktion: möglicherweise ein Merlin), der gegen die Scheibe geflogen war, einen Eisvogel aus seinen Krallen fallen lässt. Habe den Eisvogel etwa 10 Minuten in meinen Händen gewärmt und gestreichelt. Nachdem das kleine Herz wieder einen ruhigen Herzschlag hatte, habe ich den Vogel in der Hand umgedreht und kontrolliert, ob er verletzt sei. Alles war gut und der Vogel startete in die Freiheit. Tolles Erlebnis.

Schlechte Erfahrungen mit Eisvogel-Brutboxen in unserem Naturraum

Die vom NABU Kreisverband gemeinsam mit der NABU-Gruppe Steinau erprobten Eisvogel-Brut- boxen haben sich im östlichen Main-Kinzig-Kreis an der Ulmbach und am Klesberger Weiher leider nicht bewährt. Die insgesamt 4 Brutboxen wurden von der Zielart auch über viele Jahre hinweg nicht angenommen. Eventuell reicht das Angebot an natürlichen Brutstandorten entlang von Kinzig, Jossa sowie deren Nebengewässern aus. Zumindest in der hessischen Mittelgebirgslandschaft hat sich diese Artenhilfsmethode nicht bewährt. Möglicherweise ist dies in der norddeutschen Tiefebene mit einem Mangel an steilen Abbruchkannten und natürlichen Bruthabitaten nicht der Fall.

Erfolgreiche Schutzmaßnahmen

Konkrete Schutzmaßnahmen fanden in den vergangenen drei Jahren vor allem in den neuen NABU- Schutzgebieten statt. Im Schutzgebiet „Biberteiche bei Bellings“ wurden und werden umfangreich Maßnahmen durchgeführt.

So wurden Überspannungen von KLeingewässern, Metall-, Plastik- und Asbestverbauungen von Teichen sowie Weidezaundrähte über dem Ahlersbach durch NABU-Aktive entfernt, um die Unfall- gefahr für den Eisvogel, aber auch für Schwarzstorch und Graureiher zu verringern.

Selbstverständlich wird das Schutzgebiet in der Brut- und Setzzeit zur Verringerung von Störungen und Beeinträchtigungen für Besucher gesperrt. Der Eisvogel belohnt dies durch seine regelmäßige Anwesenheit.

Der Erfolg der Maßnahmen lässt sich ganzjährig und annähernd täglich durch die Anwesenheit der Art im NABU-Schutzgebiet belegen.

Teich- und Ufersanierung zugunsten von Eisvogel, Schwarzstorch und Biber (Fotos: Sibylle Winkel)

Auch der Klesberger Weiher, der nach den Vorgaben des Pflege- und Entwicklungsplans im Spät- herbst 2019 abgefischt und gewintert wurde, dient als Eisvogel-Habitat. Die regelmäßige Entnahme adulter Fische in mehrjährigem Abstand schafft Raum für große Bestände an Amphibien-Larven und Jungfischen als Nahrungsgrundlage für Alcedo atthis.

Abgefischter Klesberger Weiher vor dem Neubesatz mit Nahrungsfischen für Eisvogel & Co. (Foto-Archiv: Sibylle Winkel)

Auch an weiteren Gewässern im Kreisgebiet, die vom NABU erworben wurden oder die vom NABU betreut werden, fanden im Berichtszeitraum vergleichbare Maßnahmen statt.

Mit dem Erwerb weiterer Grundstücke entlang von Fließgewässern vor allem im östlichen Kreisgebiet wurden die Voraussetzungen für eine Stabilisierung und Verbesserung der Habitate geschaffen.

An den NABU-Teichanlagen wurden Sitzgelegenheiten zur Ansitz-Jagd auf Kleinfische und Kaulquap- pen geschaffen. Punktuell gilt das auch für Fließgewässer wie die Kinzig. Im NSG „Am Rauen See bei Steinheim (Hanau) wurde 2018 die Eisvogelbrutwand revitalisiert (abgestochen). 2018 fand dort allerdings keine erfolgreiche Brut statt.

Zuordnung von Eisvogel-Revieren zu Naturschutz- und/oder Natura 2000- Gebieten im Main-Kinzig-Kreis und direkt angrenzenden Bereichen BP Naturschutz- oder Natura 2000-Gebiet Status Sonstiges, NABU- NR. Gruppe 1 5818-304 Waldstück westl. Bischofsheim B AK Eisvogel 2 Hanau-Steinheim (NSG Am Rauen See bei Steinheim) B HU-Steinheim 3 5919-304 (NSG) Schifflache bei Großauheim B Groß-Krotzenburg 4 ohne Status, Nidder B AK Eisvogel 5 Nidder, eventuell am Rande von 5719-302 Wald B AK Eisvogel zwischen Kilianstädten und Büdesheim 5a NSG „Krebsbachtal bei Kaichen“ / Nidder BV, X, N AK Eisvogel 6 5819-308 Erlensee bei Erlensee und Bulau bei Hanau B AK Eisvogel 7 5819-308 Erlensee bei Erlensee und Bulau bei Hanau B AK Eisvogel 8 5820-302 Weideswiesen-Oberwald bei Erlensee B AK Eisvogel 9 5820-301 Kinzigaue bei Langenselbold B Gründau 10 ohne Status, Gründau B Gründau 11 5721-305 Kinzigaue zw. Langenselbold + Wächstersbach B AK Eisvogel 12 Ohne Status, nahe 5721-305 Kinzigaue zwischen B AK Eisvogel Langenselbold und Wächstersbach 13 5721-305 Kinzigaue zwischen Langenselbold und B Gründau Wächstersbach 14 5821-301 Talauensystem der Biber und der Kinzig bei B Biebergemünd Biebergemünd 15 Gründau bei Breitenborn, ohne Status B Gründau 16 Evtl. Gründau nahe Wittgenborn B Wächtersbach 17 5522-303 Talauen bei Freiensteinau und B Wächtersbach Gewässerabschnitt der Salz 18 5522-303 Talauen bei Freiensteinau und B Wächtersbach Gewässerabschnitt der Salz 19 5722-401 „Spessart von Bad Orb“ (VS-Gebiet) B 20 5722-401 „Spessart von Bad Orb“ (VS-Gebiet) B Sinntal 21 5723-350 Biberlebensraum H. Spessart (Jossa + Sinn) B Sinntal 22 5723-350 Biberlebensraum H. Spessart (Jossa + Sinn) B Sinntal 23 5722-401 „Spessart von Bad Orb“ (VS-Gebiet) B AK Eisvogel 24 5623-317 Kinzigsystem oberhalb von Steinau a.d.Str. B AK Eisvogel 24a ohne Status, Brutverdacht, Stausee Steinau, Ulmbach X, BV, N Steinau 24b Ohne Status, Brutverdacht Kinzig bei Aufenau u. Neudorf X, BV AK Eisvogel 25 5622-306 Steinaubachtal, Teufelsloch und Almosenwiese B Steinau bei Steinau i.V.m. FFH-Gebiet 5622-310 26 5623-317 Kinzigsystem oberhalb von Steinau a.d.Str. B, W AK Eisvogel 27 5623-317 Kinzigsystem oberhalb von Steinau a.d.Str. B, W AK Eisvogel 28 5623-317 Kinzigsystem oberhalb von Steinau a.d.Str. B, W AK Eisvogel Tabelle 1: Nummerierung der Eisvogelbruten überwiegend nach Florian Winter (2015). B: Brut, BP: Brutpaar, BV: Brutverdacht, N: Nahrungshabitat, W: Winterbeobachtung, X: Eisvogel-Sichtung im Frühjahr / Sommer

Die Entschärfung von Stacheldrahtüberspannungen über Bäche bleibt kreisweit ein besonderes Ärgernis besonders für junge noch nicht sehr flugerfahrene Tiere und damit Daueraufgabe des Arbeitskreises. Punktuell gilt das auch für spiegelnde Glasfassaden in den Auen, an denen Tiere zu Schaden kommen können.

Auswirkungen der Prädation

Eisvögel sind in ihren langen Brutröhren relativ sicher vor Fressfeinden. Das zeigte auch die Master- arbeit von Florian Winter mit Hilfe von Wildtierkameras. Von insgesamt 171 potenziellen Prädatoren, die entlang der Brutplätze patrouillierten, gingen 9 erfolglose Prädationsversuche (4 x Rotfuchs, 4 x Waschbär, 1 x Steinmarder) aus. Lediglich ein Prädationsversuch verlief erfolgreich. Demnach waren 11 % der Versuche (Fuchs oder Waschbär) erfolgreich.

Prädation durch Fuchs oder Waschbär findet demnach gelegentlich statt, aber mit mäßigem Erfolg.

Allerdings war der ursprünglich aus Nordamerika stammende Mink im Untersuchungsjahr 2015 noch kein Thema im MKK. Die invasive Art breitet sich aber mangels Fressfeinde und effizienter Bejagung in Hessen zunehmend aus. Aus England ist bekannt, dass der Mink ein erfolgreicher Prädator von Eisvögeln ist und Eisvogelröhren nicht nur gut erreichen sondern auch komplett plündern kann.

Fazit und Ausblick

Rund 40 Jahre nach Gründung des AK Eisvogel im NABU Main-Kinzig sind die Bestände der Zielart im Kreisgebiet und der Stadt Hanau mehrheitlich in einem günstigen Erhaltungszustand, wenngleich punktuell an vielen Stellen im Kreisgebiet noch Handlungsbedarf besteht.

Insbesondere die aktuellen Brutzeitbeobachtungen der Jahre 2017 bis 2019 deuten darauf hin, dass die von Florian Winter 2015 im Rahmen seiner Masterarbeit festgestellten Brutreviere ganz über- wiegend besetzt sind. Mehrere Jahre ohne drastische Winterverluste haben mit zu diesem Ergebnis geführt. Es ist sogar davon auszugehen, dass weitere Reviere bestehen, so etwa im Bereich des Stau- sees bei Steinau (inkl. Ulmbach und Kinzig abwärts). Ggf. auch im Bereich des Fallbaches, des Graf- Dietrichs-Weihers, des Steinaubaches und der Sinn. Unklar ist die Situation im Bereich der Mittleren Kinzig. Hier klaffte bereits 2015 bei Florian Winter eine große Lücke.

Das künftige Monitoring sollte hier gezielt ansetzen, die Lücken zu schließen. Die Aktivitäten des Arbeitskreises sollten künftig auch stärker die neuen Beobachtungsplattformen nutzen. Dabei gilt es auch die Folgen des Klimawandels und neu auftretender Prädatoren (z.B. Mink und Waschbär) in den Fokus zu nehmen. Zu klären gilt es auch, wo die bevorzugten Winterstandorte der Art sind.

Weiterhin gilt es, Schwerpunkte in der Verbesserung der Habitate zu setzen, wie dies bereits sehr erfolgreich an den Teichen geschieht, die im NABU-Eigentum sind oder vom NABU betreut werden. Der NABU und seine regionalen Gliederungen sollte auch verstärkt die amtliche Maßnahmenplanung der Schutzgebiete nutzen, um Habitat-Verbesserungen und die Minimierung von Gefährdungen und Beeinträchtigungen zu erreichen. Es gibt also genug zu tun - in den nächsten 40 Jahren.

Kontakt:

Der Arbeitskreis Eisvogel sucht auch im 40sten Jahr seines Bestehens Mitstreiter/innen für das Monitoring der Art, aber auch zur Durchführung konkreter Artenschutzmaßnahmen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Interessierte können sich bei Sibylle Winkel, Michael Röth oder Matthias Kuprian melden: Kontakttelefon: 06055 / 82700 oder 0173 3751580 E-Mail: [email protected] oder [email protected]