74 Bärgunttal

Blick von der Bärgunt Hütte zum Das Bärgunttal und seine bewirtschafteten Widderstein (2533 m ü. A.) (Marlin 2014) Alpgebäude am Fuße des Widdersteins gelten sowohl für Einheimische als auch Touristen als beliebtes Erholungsgebiet.

Übersicht Remoteness Weißzonentyp: Vorwiegend Kernzone (= engl. Abgeschiedenheit) Gesamtfläche 49% Gemeinde(n): Mittelberg, () 38% Fläche: 8,5 km² Erschließungsgrad: 3,2 % Mittlere Meereshöhe:1762 (1220 – 2533) m ü. A. Anteil unerschlossene Gebirgsgruppe: Allgäuer Alpen Konnektivität Fläche Geologische Einheit: Nördliche Kalkalpen, 68% 88% Penninikunm, (Vbg. Flysch) Alp-/ Waldflächen: 222 ha (26,1 %) / 94 ha (11 %)

0% Anteil Biotope und c+49+fx+0+0+0+0+0Schutzgebiete 88+0+68+38  Bärgunttal 74 | 604 74.01 Gebietsbeschreibung

Lage Landschaftskammern und Infrastrukturen

Die Weißzone Bärgunttal liegt südlich des Ortes Die Weißzone Bärgunttal ist 8,5 km² groß und be- Baad in der Gemeinde Mittelberg im Kleinwalser- steht aus drei Kern- und zwei Pufferzonen. Die tal. Das Bärgunttal gehört großteils der Gebirgs- Kernzonen Stierloch Alpe, Hochalp und Kleiner gruppe der Südöstlichen Walsertaler Berge an, die Widderstein machen mehr als zwei Drittel der Ge- vom Üntschenpass von den Nordwestlichen Wal- samtfläche aus. Die restlichen knapp 30 % bilden sertaler Bergen getrennt werden. Beide Gebirgsket- zwei Pufferzonen im äußeren Bärgunttal und am ten sind Untergruppen der Allgäuer Alpen. Durch Nordhang des Bärenkopfes. Der Erschließungsgrad den Zusammenfluss des Tura, Derra-, und Bärgunt- der Kernzone liegt bei 4,6 %. Der Güterweg zur Bär- bachs im Ortsteil Baad bildet sich der Breitbach, das gunt Hütte und die Hütte selbst liegen außerhalb der Hauptgewässer des Kleinwalsertals. Zum Norden Weißzone. Nur im äußersten Randbereich der Kern- hin wird das Tal vom Dauersiedlungsgebiet Baad zonen Stierloch Alpe und Hochalpe haben Fahrwe- und dem von dort aus durch den äußeren Talraum ge Einfluss auf den Erschließungsgrad. Die Stierloch zur Bärgunt Hütte führenden Fahrweg begrenzt. Der Alpe wird durch eine Materialseilbahn erschlossen. Berggrat vom Bärenkopf zum Widderstein, mit 2533 m ü. A. der höchste Berg des Tals, bildet die Gren- ze zum Gemsteltal im Osten. Die Weißzonen Hö- Geologie ferspitze-Widderstein, Üntschen und Derratal bil- den die südliche und westliche Abgrenzung. Das Das Bärgunttal liegt an der Grenze zwischen Gipfelmassiv des Widdersteins erscheint beim Blick dem Penninikum und den Nördlichen Kalkalpen. ins Bärgunttal als mächtiger heller Karbonatfelsen, Im inneren Talraum sind ostalpine Einheiten der der sich stark von der umliegenden, meist bis auf Lechtaldecke (Hauptdolomit und Plattenkalk, Kös- die Berggräte bewachsenen Talumrahmung abhebt. sen-Formation, Oberrhätkalk, Fleckenmergel der Das Bärgunttal ist relativ breit und wird in mehrere Allgäu-Formation und Ruhpolding-Formation) auf- Landschaftskammern untergliedert. Den Talschluss geschlossen. Die Lechtaldecke überschiebt die Aro- bilden die Alpflächen der Hochalp. Der Anteil an sazone. Nördlich der Linie Üntschenpass-Bärgunt hochwachsenden Waldgesellschaften ist im gesam- Hütte-Kleiner Widderstein sind penninische Ein- ten Talraum sehr gering. Aufkommende Latschen- heiten der Arosa Zone und des Flyschs und Grünerlenbestände um das Alpgebiet weisen (Bleicherhorn-Formation) aufge-schlossen. Zwi- auf eine rückläufige Bestoßung hin. schen Arosazone und Bleicherhorn-Formation liegt

Landschaftskammer Kategorie Infrastrukturen Fläche [km²] Erschließungsgrad [%] Kleiner Widderstein Kernzone Stierloch Alpe Kernzone Materialseilbahn zur Stierloch Alpe, Fahrweg im Randbereich Hochalp Kernzone Fahrweg bei Bärgunt Hütte und Materialseil- bahn zur Stierloch Alpe im Randbereich 5,9 4,6 Äußeres Bärgunttal Pufferzone Bärenkopf Pufferzone 2,6 - Beschreibungseinheit 8,5 3,2

74 Bärgunttal | Gebietsbeschreibung | 605 eine deckeninterne Überschiebung vor, wobei in- blumenreichen alpinen Matten und den felsdomi- nerhalb der Bleicherhorn-Formation die Arosazone nierten Gipfelregionen des Widdersteins. in Form von tektonischen Fenstern zu Tage tritt. In- Weite Teile der Weißzone werden als Alpweiden ge- nerhalb der Lechtaldecke liegt außerdem eine Nord- nutzt. In den tieferen Lagen reiche verschiedene west-Südost streichende Störung vor. Prägend für Fichten-(Tannen)-Waldgesellschaften in die Weiß- den nordöstlichen Ausläufer des Gebietes ist die he- zone. Es handelt sich um Ausbildungen mit Bun- terogene Ausbildung der Arosazone nördlich der treitgras, Ehrenpreis, Hochstauden und Alpendost. Deckengrenze zwischen Lechtaldecke und Pennini- Im subalpinen Waldgrenzbereich sind Grünerlen- kum. Im Bereich des Bärenkopfs ist nach einer De- und Latschenkrummholzbestände verbreitet. ckengrenze zwischen Penninikum und Lechtaldecke Besondere Beachtung verdient der Hochalpsee auf wiederum ein westlicher Ausläufer der Lechtaldecke knapp 2.000 m ü. A. am Südwestabsturz des Gro- aufgeschlossen. ßen Widdersteines (IfUL 2005). Am Fuße einer mas- sigen Dolomitschutthalde wird er von Alpweiden umgeben. Der natürliche Hochgebirgssee beginnt Klima an seinem Ostufer durch einen üppigen Schnabel- seggensaum zu verlanden. An dessen feuchtesten Jahresmitteltemperatur [°C], Sonneneinstrahlung Standorten kommt der Fieberklee in ungewöhnlich [kWh/m²J], Jahresniederschlag [mm] und Schnee- hoher Lage vor. Im südlichen Uferbereich hat sich deckendauer [Wochen] gemittelt über die Weißzone eine Feuchtwiese mit Sumpfdotterblumen etabliert, Bärgunttal. Die Skalen beziehen sich auf die Minima im Südosten ein basenarmes Kleinseggenried, in- bzw. Maxima der 83 Weißzonen. Datengrundlage: dem vereinzelt Scheuchzers Wollgras auftritt. Auch Klimaperiode 1961 – 1990 (Werner & Auer 2002). das gefährdete Blutauge wächst um den Hochalpsee (Zechmeister & Staudinger 2009). Jahresmitteltemperatur | min: -2,8 | max +4,6 °C Am Nordfuß des Felsabsturzes zwischen Ober- und Mittelbärgunt bilden mehrere Quellaufstöße kleine 3,2° C 379+431+190= Feuchtgebietsinseln, die sowohl von basenarmer Sonneneinstrahlung | min: 832 | max: 1.351 kWh/m² Vegetation als auch von moosreichen Kalkquellfu- ren eingenommen werden und mit den umliegenden 358+642=1019 kWh/m² Weideflächen verzahnt sind (Zechmeister & Stau- Jahresniederschlag | min: 1.462 | max: 2.768 mm dinger 2009). 487+513=2109 mm In der Vogelwelt des Bärgunttals sind mit Alpen- schneehuhn, Birkhuhn, Bergpieper, Gebirgsstelze, Schneedeckendauer | min: 26 | max: 40 Wochen Alpenbraunelle, Steinschmätzer und Alpendoh- 483+517=33 Wochen le typische Hochgebirgsbewohner vertreten. Der Widderstein ist zudem das Revierzentrum des ein- zigen Steinadlerbrutpaars des Kleinen Walsertals. Tier- und Pflanzenwelt Auch der seltene Steinrötel kommt am Südwesthang des Widdersteins vor. Das Tal ist Lebensraum für Das Lebensraumspektrum des Bärgunttals er- den Uhu, die nischenreichen Felsabhänge des Bä- streckt sich von Bergwäldern und Krummholz über renkopfes sind als Horst-standorte für felsbrütende Alpweiden und Zwergstrauchbeständen bis zu Greifvögel interessant (Kilzer 2011).

606 | 74 Bärgunttal | Gebietsbeschreibung Das gefährdete Blutauge (Potentilla palustris ) UMG 2001)

Blick vom Wanderweg über den Hochalppass durchs Bärgunttal nach Baad im (Marlin 2014)

74 Bärgunttal | Gebietsbeschreibung | 607 74.02 Nutzungsbeschreibung

Landwirtschaft Jagd

Die Futterflächen der Bärgunt Alpe breiten sich über Die rechten Seitentäler der haben aus jagd- weite Teile des Tales und über den Hochalppass hin- licher bzw. wildökologischer Sicht große Gemein- aus auf die benachbarte Weißzone Höferspitze-Wid- samkeiten. Die Wald- und Latschengürtel sind reich derstein aus. Auf der gesamten Alpe sömmerten an Rot- und Rehwild. In den subalpinen Übergangs- 2013 ca. 250 Rinder, 20 Pferde sowie einige Zie- bereichen sowie auf den landwirtschaftlich genutz- gen und Milchkühe. Zwischen Bärenkopf und Klei- ten Flächen sind Birkhühner und Murmeltiere weit nem Widderstein liegt das Weidegebiet der Inne- verbreitet. Das Widdersteinmassiv und die umlie- ren Widderstein Alpe. Auf ihr weideten im Sommer genden Hochlagen stellen einen bedeutenden Le- 2013 24 Rinder und 7 Milchkühe. Wie die Widder- bensraum für das Gams- und Steinwild dar. stein Alpe (39 Rinder) liegt sie nur teilweise inner- Das mittlere und hintere Bärgunttal ist Teil der halb der Weißzone. Die drei Alpen und ein kleiner gleichnamigen Eigenjagd. Die beiden Reviere Wid- Grünlandstreifen südlich der Breitach nehmen zu- derstein und Widderstein-Bärenweid sind für die sammen 222 ha landwirtschaftliche Förderfläche Bejagung des äußeren, östlichen Talabschnitts zu- ein (AMA 2013). Das ist etwas mehr als ein Viertel ständig. Die Genossenschaftsjagd Mittelberg II um- der Fläche der Weißzone. fasst weitere Areale am Talausgang. Für die drei erstgenannten Jagdreviere wurde im Abschussplan 2014/15 der Wildregion Kleinwalsertal ein Mindest- Forstwirtschaft abschuss von 17 Stück Rot- und 16 Stück Rehwild vorgegeben. Darüber hinaus durften bis zu 14 Stück Im Bärgunttal werden große potentielle Waldflä- Gamswild und drei Steinböcke erlegt werden. Die chen von Weideland eingenommen. Obwohl mehr beiden Rehwildfütterungen im mittleren und äuße- als die Hälfte der Fläche unter 1800 m ü. A. liegen, ren Talbereich liegen außerhalb der Weißzone. beträgt der Waldanteil nur 11,1 % (94 ha). Vor allem an eher steileren Hangabschnitten, die nicht bzw. nicht mehr bestoßen werden, kann man das Auf- Wasserwirtschaft kommen von Krummhölzern beobachten. In den Schutthalden des Widdersteins breitet sich ein dich- Der Bärguntbach ist zusammen mit dem Derrabach ter Latschengürtel aus, am Talschluss südlich der und dem Turabach einer der drei Quellflüsse der Bärgunt Hütte kommen Grünerlen auf. Die Waldge- Breitach. sellschaften im Bärgunttal zeugen von einer großen Beim Bärenkopf ist die Ausweisung eines knapp ein Vielfalt. Besonders erwähnenswert sind zwei Kar- Quadratkilometer großen Trinkwasserschutzgebiets bonat-Zirbenwälder bei der Stierloch Alpe und am zum Schutz der Sattelalpquelle geplant, welche zur Talschluss. Die Waldgrenze liegt hier bei ca. 1700 m Trinkwasserversorgung der Gemeinde Mittelberg ü. A. Fast die Hälfte der Waldfläche im Bärgunttal beiträgt. Unterhalb der Quellfassung sind Anlagen ist nicht durch einen Fahrweg erschlossen. Dies be- zur Druckunterbrechung und ein Sammelschacht trifft allerdings meist lichte Fichtenbestände oder installiert. Keiner dieser Anlagen wird durch einen Zirbenwälder an der Waldgrenze. Aufgrund der Hö- Fahrweg erschlossen. henlage und der derzeitigen Alpbewirtschaftung ist das Gebiet bei gegenwärtigem Klima nicht von gro- ßer forstwirtschaftlicher Bedeutung.

608 | 74 Bärgunttal | Nutzungsbeschreibung Tourismus und Erholung

Das Bärgunttal, am Fuß des Widdersteins (2533 m ü. A.) gelegen, ist sowohl im Sommer als auch in den Wintermonaten ein beliebtes Ziel von Erholungs- suchenden. Bis zur Bärgunt Hütte (1407 m ü. A.) ist das Tal durch eine für den öffentlichen Verkehr gesperrten Güterstraße erschlossen. Die Bärgunt Hütte und die Bärgunt Alpe werden von gemein- sam geführt. Die außerhalb der Weißzone liegen- de Hütte ist fast ganzjährig geöffnet. Die Weißzo- ne quert ein Wanderweg zum Hochalppass (1938 m ü. A.), der häufig von Wanderern, die den Widder- stein umrunden, begangen wird. Die Wegbeschilde- rung zum Stierloch (30-minütige Wanderung von der Bärgunt Hütte) wird zum Schutz der Wildtie- Die Bärgunt Hütte (1407 m ü. A.) liegt unmittelbar außerhalb der re bzw. aufgrund der jagdlichen Bewirtschaftung Weißzone (Marlin 2014) nicht mehr aufgestellt. Der restliche, durch steiles Gras- und Schrofengelände charakterisierte Teil der Weißzone, ist im Sommer meist menschenleer. Ein- Wasserwirtschaft zige Ausnahme bildet die Höferspitze (2131 m ü. A.), die trittsicheren und schwindelfreien Wande- Der Bärguntbach ist zusammen mit dem Tura- und rern vorbehalten bleibt. Vereinzelte Wanderer fol- Derrabach einer der Quellflüsse der Breitach. Die gen dem steilen Grat bis zum Heiterberg (2188 m Sattealpquelle (Kluftquelle) am Fuße des Bärenk- ü. A.). Die Widderstein Alpe, am Hochalppass ge- opfs trägt zur zentralen Trinkwasserversorgung der legen, ist touristisch nicht bewirtschaftet. Das Tal Gemeinde Mittelberg bei. Unterhalb der Quelle sind wird aufgrund seiner Schneesicherheit, der guten ein Quellsammelschacht und zwei Druckunterbre- Erreichbarkeit von Baad und der vielseitigen Tou- chungen angebracht. Zum Schutz dieser Quelle ist renmöglichkeiten stark von SkitourengeherInnen um den Bärenkopf ein ca. 88 ha großes Wasser- frequentiert. Im Bärgunttal finden Skitourenbegeis- schutzgebiet geplant. terte ideale Aufstiegs- und Abfahrtshänge. Am häu- figsten begangen wird die Höferspitze, die mit Aus- nahme der letzten Gipfelmeter eine einfache und abwechslungsreiche Skitour mit zahlreichen Ab- fahrtsmöglichkeiten darstellt. Viel begangen und auch für EinsteigerInnen geeignet, ist der Gamsfuß (1980 m ü. A.). Anspruchsvoller hingegen ist der Weiße Schrofen (2188 m ü. A.), der nur bei sicheren Verhältnissen begehbar ist. Auch das sogenannte Karlstor, ein Joch zwischen dem Kleinen Widder- stein (2236 m ü. A.) und dem Widderstein (2533 m ü. A.), wird im Winter häufig begangen. Aufstieg und Abfahrt erfolgen sowohl von Baad über das Bärgunttal als auch über das Gemsteltal.

74 Bärgunttal | Nutzungsbeschreibung | 609 74.03 Exkurs

Der Steinadler

Seit jeher gelten Steinadler in vielen Kulturen und man das Alter nicht mehr unterscheiden. Steinad- Völkern als Symbol für Kraft, Macht und Entschlos- ler verteidigen paarweise ihr Revier von ca. 20–100 senheit. Für seine majestätische Erscheinung be- km². Meist bleibt das Paar ganzjährig im Brutge- wundert, wird er oft als Wappentier verwendet. biet, nur in sehr nördlichen Gebieten verlassen sie Ab Ende des 19. Jahrhundert wurde er aber auch ihr Territorium zur Überwinterung. als (Jagd-) Konkurrent des Menschen gesehen und Das Weibchen legt zwei Eier im Jahr, doch überle- stark bejagt. ben nur bei einem Drittel der Brut beide Jungvögel Einst waren Steinadler fast flächendeckend in Eu- (Lindner et al. 2008). Meist brütet der Steinadler in ropa verbreitet. Der Steinadler, ein Generalist un- niedrigeren Lagen in überdachten Nischen höherer ter den Greifvögeln, kann sich an unterschiedlichs- Felswände. Oftmals bestehen seine Horste über vie- te Lebensbedingungen anpassen. So kann er offene le Jahre. Dabei besitzt jedes Paar mehrere Brutplät- und halboffene Landschaften ebenso besiedeln, wie ze, die abwechselnd bezogen werden. Hochgebirgsregionen oder Tundra, Steppen- und Der Steinadler ist der größte Brutvogel des Klein- Wüstenlandschaften. Daher kommt er auf der ge- walsertales, doch nur ein einziges Brutpaar fin- samten Nordhalbkugel vor. Doch während der zwei- det man hier. Ihr Brutrevier befindet sich rund um ten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde er in Europa das Widdersteinmassiv, zu dem auch das Bärgunt- zunehmend geschossen, vergiftet oder die Jungen tal gehört. In manchen Jahren findet man das Paar aus den Horsten genommen. So wurden die Bestän- aber auch an benachbarten Bergstöcken. Laut der de stark dezimiert. In den Alpen konnten sie teilwei- EU-Vogelschutzrichtlinie ist der Steinadler eine ge- se der Verfolgung durch den Menschen entgehen schützte Art, laut der Roten Liste Vorarlbergs droht und so gibt es im gesamten Alpenbogen immerhin ihm Gefährdung, da es in den vergangenen Jah- noch etwa 1.200 Brutpaare, davon ca. 300 in Öster- ren nicht immer zu einer Brut kam. Die Tiere sind reich (Lindner et al. 2008), beziehungsweise ca. 20- am Brutplatz störungsempfindlich und leiden unter 25 in Vorarlberg (Kilzer et al. 2011). dem wachsenden Betrieb im Alpenraum, vor allem Der Steinadler (Aquila chrysaetos) ist ein großer, durch vermehrten Hubschraubereinsatz und Frei- langflügeliger und kräftiger Adler. Ausgewachsene zeitaktivitäten wie Gleitschirmfliegen. Außerdem Steinadler sind einfarbig dunkelbraun mit goldgel- wurden Adler auf Nahrungssuche gesichtet, die aus ben Federn an Kopf und Nacken. Daher rührt ihre Revieren im Allgäu und Bregenzerwald in das Terri- englischen Bezeichnung „Golden Eagle“. Sie errei- torium des Paares am Widderstein eindrangen. Ver- chen eine Flügelspannweite von 190-230 cm und mutlich ist das ansässige Paar auch schon auf die ein Gewicht von 3-6,5 kg. Wie bei anderen Greifvö- deutsche Seite des Hohen Ifens ausgewichen (Kil- geln sind weibliche Steinadler größer als männliche, zer 2011). ihre Flügelspannweite übertrifft die der Männchen um 20 bis 30 cm. (Lindner et al. 2008). Oft sieht man ihn beim Segel- oder Gleitflug mit seinen langen, brettartigen Flügeln am Himmel. Seine Rufe hört man nur selten (Kilzer 2011). Jungvögel erkennt man an weißen Gefiederflecken an der Flügelunterseite und ihrem weißen Schwanz mit schwarzer Endbinde. Ab Beginn der Ge- schlechtsreife (zwischen 4. und 6. Lebensjahr) kann

610 | 74 Bärgunttal | Exkurs