Hiftoriscljenvereins»
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Vierzehnter Jahres-Bericht Hiftoriscljen Vereins» fiik die Grafschaft xiavenøberg zu Bielefeld 1900. Z3iecefekd. Druck von Velhagen F: Klasing. 1900. Inhalt. Bericht des Vorstandes . Statut für das städtische Museum . Wilbrand, Die Verkehrswege der Bielefelder Gegend in der Urzeit Tütnpel, Der Schmied von Bielefeld . Weddigen, Das alte Rathaus . Bahrseldt, Beiträge zur ravensbergischen Münzkunde . Will-rund, Mitteilungen über Münzen der Grafschast Ravensberg. 1609 Rübel, Der Rezeß zu Dortmund . Eickhoff, Eine Wanderung durch Gütersloh und HandderGeschichte tBerikht des Vorstandes. Der Vereinsvorstand, dessen einzelne Mitglieder im vorigen Jahresbericht aufgezählt sind, blieb im Jahre 1899 bis zur Generalversammlung am 1. Dezember unverändert. Während die übrigen Mitglieder wiedergewählt wurden, schied der Biblio- thekaiz Herr Th. Weddigen, auf seinen Wunsch aus und das betreffende Amt wurde von Herrn Oberlehrer Dr. Tiimpel über- nommen. Die Versammlung sprach Herrn Weddigen für seine langjährige und mühevolle Thätigkeit ihren Dank aus. Darauf erstatteten die Vorstandsmitglieder Berichtsp Alle Vereinsinstitute find m gedeihlicher Entwickelung; dagegen sind die Kassenverhältnisse, wie immer, mißlich Trotzdem der Verein 195 Mitglieder zählte, reichen die Einnahmen nicht aus, da der Jahresbeitrag sich nur auf drei Mark beläuftsz Es wäre sehr zu wunschen, daß noch recht viele Mitglieder beiträten. Zu einer neuen Werbung liegt eine besondere Veranlassung vor, da der Verein am 27. Mai 1901 sein Zöjähriges Stiftungsfest feiert. Es liegt in der Absicht, dem betreffenden Jahresbericht ein Verzeichnis der Vereinsmitglieder einzufügen, und es wäre nach den hiesigen Verhältnissen die Hoffnung keineswegs zu kühn, bis dahin auf 300 zu kommen. Die Anmeldungen geschehen am bequemsten durch Postkarte an Herrn Buchhändler Johannes Klasing — Die Bemühungen aus Provinzialmitteln eine jährliche Unterstützung zu erhalten, haben sich bis jetzt als erfolglos erwiesen. Ob der Umstand, daß unser Verein jetzt dem westfälischen Provinzialverein für Kunst und Wissenschaft als korporatives Mitglied beitritt, die leidige Angelegenheit endlich günstig erledigen wird, muß abgewartet werden. Die historische Sammlung war auch im abgelaufenen Jahre in stetiger Entwickelung. Es wurden zwei neue Glas- schränke aufgestellt und mit wertvollen ethnographischen Gegen- —V1... ständen gefüllt, welche bis dahin im Gymnasium aufgestapelt lagen. Für die Münzsammlung bewilligte der Magistrat zwei elegante Schaukästen. Von den zahlreichen Erwerbungen des Museums sind folgende hervorzuheben. Zunächst wurde uns ein langgehegter Wunsch erfüllt: Wir erhielten eine Ravensberger Bauerntracht Jm Laufe des Jahres 1899 verstarb hochbejahrt Frau Ummel- mann dahier, weit bekannt als letzte Trägerin der alten male- rischen Bauernkleidungx Der Sohn, Herr Hofbesitzer Ummelmann, hatte die Güte, die nierkwürdige und wertvolle Tracht für unser Museum zu stiften. Schon früher hatte das Mitglied unsers Vorstandes, Herr Johannes Klasing, für die zu beschaffenden Trachten zwei Figuren gestiftet und wir waren nun in der Lage, wenigstens die weibliche Figur zweckentsprechend zu bekleiden. Es ist nun auch erhöhte Hoffnung vorhanden, eine männliche Tracht zu erhalten. Diese Aussicht verdanken wir der unmittelbaren An- regung Sr. Excellenz des frühern Oberpräsidenten Studt in Münster, des gegenwärtigen Kultusministers Als derselbe aus unserm vorigen Jahresberichte ersah, daß wir trotz aller Be- mühungen kein Exemplar der alten Bauerntracht erlangen könnten, verwandte sich Se. Excellenz persönlich bei der Königlichen Re- gierung zu Minden, uns bei unsern Bemühungen zu fördern. Bei der gütigen Bereitwilligkeit genannter hoher Behörde dürften die eingeleiteten Nachforschuugeii wohl auch zum Ziel führen. — Unsere Erinnerungszeichen an die Zünfte wurden vermehrt durch den zinnernen Willkommenbecherund andere Besitztümer der Metall- arbeiterinnnng Ein anhängendes silbernes Schildchen trägt die Jahreszahl 1826. Von kleinern Stücken führe ich an: drei Pfeil- spitzen aus Feuersteiih gefunden bei den Hünengräbern am Blömke- berg, einen Steinhammer aus Kieselschiefey gefunden bei Loecum und eine Kasette mit reicher Schmiedearbeit, vielleicht ursprünglich einer Behörde gehörend Sie fand sich vor vielen Jahren herren- los in der jetzigen katholischen Schule, welche eine Zeitlang als Rathaus gedient hat. —- Die Sammlung Ravensberger Münzen blieb in erfreulichem Wachstum. An Silbermünzen dieser Art wurden erworben 1 Denar Ottos III. (1249—-1306), 3 Denare Wilhelms d. A. (1360—1395), ein Denar Wilhelms d. J. (1405 bis 1428), welcher denselben noch als Bischof (von Paderborn)« darstellt und ein sog. Gosler, eine Hohlmünze ohne Aufschrift, welche nur das Ravensberger Wappen zeigt. Ferner je ein Ravensberger Groschen von 1598 und 1609, ein Zweimarieip —v11-. groschenstück von 1644 und ein Matier von 1653. An Rabens- berger Kupfermünzen: ein Sechspfennigstück von 1655, welches bis dahin fehlte, und 1 Einpfennigstück von 1620, von welcher Sorte wir nur ein kaum lesbares Exemplar hatten. Von Erwerbungen römischen Urfprunges nenne ich zahlreiche Thongefäße aus Gräbern, gefunden am Niittelrheiiy angekauft aus den Dubletten des Nkuseums zu Wiesbaden. Schenkweise gab uns das Museum aus seinen reichen Beständen Bruchstücke von Gefäßen aus Terra sigillater Der Direktor des"Museums, Herr Dr. Ritterling, hatte die Güte, Zweck und Ursprungszeit der betreffenden Stücke näher zu bestimmen. — Hierzu kamen zwei antike Lämpchen aus Ägypten, 1 rön1ische Silbermünze und 6 aus Bronze Von letztern wurde eine bei Recklitighausen gefunden, zwei aber dahier. Die eine (Maximianus 285—305) gehörte zu den römischen Münzen, welche vor einem Menschenalter in dem ehemals Kottniaiinschen Garten, welcher jetzt einen Teil des Neumarktes bildet, gefunden wurden. Die andre (Anrelianus 270—«75) ist von besonderm Interesse. Sie fand sich mit Bruchftücken einer Urne in dem Hügel 10 Piiiiuteii östlich der Hünenburg, auf welchen Berichterftatter seinerzeit be- sonders aufmerksam gemacht hatte. (Vergl. Wilbrand, Elfter Jahresberichh S. 38, letzte Zeile und S. 39.) An diesen Fund knüpfen sich so wichtige Folgerungen über das Alter unsrer Hünen- gräber, daß die Stelle noch weiter untersucht werden soll. Von ethnographischeic Gegenständen sind diesmal nur einige Jndianerwasfen zu erwähnen. So erfreulich nun diese stetige Entwickelung unsrer Samm- lung auch ist: eine organisatorische Frage von viel größerer Be- deutung scheint ihrer aussichtsvollen Lösung näher gerückt. Wie im Vorstandsberichh welcher dem zwölften Jahresbericht (1898) beigegeben ist, mitgeteilt wurde, fanden bereits in der General- versammlung vom 12. November 1897 Verhandlungen darüber statt, ob es nicht möglich sei, für das Museum ein geeigneteres Lokal zu finden als den Sparenberg Dieser erwies sich als so feucht, daß minder dauerhafte Stoffe da oben sicher verderben müssen. Außerdem sind die verfügbaren Räume nahezu gefüllt und die Entwickelung des Niuseums geht einer Stockung entgegen. Ferner ist während der strengern Jahreszeit das Elliuseum für das Publikum so gut wie nicht vorhanden, und wie sehr die Verwal- tung durch die abgeschiedene Lage erschwert wird, liegt auf der Hand. — An die Ausführung des alten Wunfches: der Sammlung — VIlI ——— zugleich den Charakter eines Gewerbemuseums zu geben, konnte bei den seitherigen Verhältnissen nicht gedacht werden. Durch den Ankauf der Kaselowskyschen Besitzung seitens der Stadt gelangte nun ein Haus in öffentlichen Besitz, welches sich so sehr zu einem Museum eignet, daß dieser Gedanke wohl, ohne einen einzelnen Urheber zu haben, gleichzeitig in vielen Köpfen auftauchte. Man kann sagen: das Projekt war von der öffentlichen Meinung schon gutgeheißen, noch ehe es in geschäftliche Behandlung genommen war. Diese trat mit Beginn des Witttersemesters ein und ist gegen- wärtig so weit gediehen, daß die grundlegenden Statuten für ein ,,Museum der Stadt Bielefeld« zunächst vom Magistrat und am 28. März 1900 auch von der Stadtverordneten-Versammlung genehmigt worden sind. Auch setzten die genannten Behörden mit dem neuen Rechnungsjahr 1900 zum erstenmal für das Museum eine bestimmte Summe (zunächst 1000 M.) in den städtischen Haus- haltsplan ein. So wären denn die Fundamente zu einem Unternehmen gelegt, welches hoffentlich bald die Stadt um eine anregende und lehrreiche Anstalt bereichern wird. — Allerdings ist zur Stunde die Lokal- frage noch immer nicht endgültig geordnet. Die unvermutet auf- tauchende Gefahr, daß das wertvolle Gebäude dem Theaterprojekt zum Opfer fiele, scheint ja beseitigt. Der Mangel eines geeigneten Rathauses setzt aber bekanntlich die Stadt in die Zwangslage, auch für ihre Behörden vorläufig Noträume aufzusuchen. So wurde das städtische Bauamt vorläufig im Kaselowskyschen Hause unter- gebracht, und es ist im Augenblick noch unentschieden, ob noch soviel Platz bleibt, wenigstens im obern Stock mit dem Museum beginnen zu können. Doch diese Schwierigkeiten sind nicht unüber- windlich, und wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg. Der Vorstand spricht für alles, was für das Museum bis jetzt von den städtischen Behörden geschehen ist, in froher Hoffnung für die Zukunft, seinen herzlichsten Dank aus. Bei dem Interesse, welches der Museumsfrage in allen Kreisen der Bürgerschaft entgegengebracht wird, bringen wir die oben erwähnten grundlegenden Statuten mit Genehmigung des Herrn Oberbürgermeistcrs im Nachfolgenden zum Abdruck. Jn der Generalversammlung vom 1. Dezember 1899 hielten folgende Herren Vorträge: Prof. Dr. Wilbrand über