USR III Die Steuerr­ eform sorgt für Streit zwischen und ihrer Partei. Seite Freitag 6 09.12.2016 Nr. 50 Fr. 5.–

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INHALTTheater Foto: Nils fisch

Julius und Jörg Schröder stehen erstmals zusammen auf der Bühne. Ein Gespräch Seite über väterliche Ratschläge und das Schauspiel im Wandel der Zeit. 30

Handschlag-Affäre Foto: basile bornand FC Foto: reuters

Dreist und brachial: Gschwinds Seite Der FCB steckt in einer seltsamen Seite Wertvorstellungen sollen ins Gesetz. 18 Situation, die auch Chancen birgt. 27

Hans-Rudolf Rüegg S. 4 Regio-S-Bahn Bestattungen S. 26 Kulturflash S. 37 Je länger über die innerstädtische Kultwerk S. 39 Zeitmaschine S. 40 S-Bahn-Verbindung diskutiert Wochenendlich S. 41 wird, umso g­ rösser wird die Kreuzworträtsel S. 42 ­Verwirrung. Das sind die Fakten Impressum S. 42 Seite zum Herzstück. 16 titelFoto: alexander titelFoto: alexander preobrajenski

TagesWoche 50/16 EDITORIAL PORTRÄT

Respekt, Frau Herzog Hans-Rudolf Rüegg von Antonia Brand va Herzog ist nicht zu beneiden. Eines Sein Leben dreht sich um Mineralien. ihrer wichtigsten Projekte, die Unter- An ihnen verfolgt Hans-Rudolf Rüegg nehmenssteuerreform III, sorgt in ihrer die Geschichte der Menschheit. Christian Degen E eigenen Partei für rote Köpfe. Die Basler Regie- Chefredaktor egonnen hat alles mit einem rungsrätin wird für ihr Engagement aus den Stein, gefunden in einem Gar- ten beim Brunnmattschulhaus. ­eigenen Reihen massiv beschossen. Er stellte sich als versteinerte Das sieht dann so aus: Die SP Schweiz hat BKoralle heraus. Als der neunjährige Hans- Rudolf die Versteinerung ins Naturhistori- das Referendum gegen die USR III beschlossen sche Museum bringt, erfährt er, wie der und über Twitter verunglimpft Michael Sorg, ehemalige Meeresbewohner ins binnen- ländliche Basel gelangt ist. «Ein Mitarbei- Mediensprecher der SP Schweiz, die Parteikol- ter des Museums erklärte mir, dass die legin als «Mediensprecherin von Novartis und ­gesamte Umgebung vor der Alpenfaltung am Grunde eines Ozeans lag. Anfangs Roche». Auch ihre Baselbieter Genossin und fragte ich mich, ob der gute Mann wohl in Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer der richtigen Institution ist oder ob er nicht viel eher in die Nervenheilanstalt zeigt sich in einem offenen Brief im «Blick» gehört», scherzt Rüegg. «sehr enttäuscht» über die Finanzdirektorin. Als es Zeit wird, sich für einen Beruf zu entscheiden, kommt für ihn nur ein Ort in- Doch Herzog gibt sich unbeirrt und kämpft. frage. Er bewirbt sich beim Geologischen Sie überzeugt mit Dossierkenntnis und einer Weiterlesen, S. 6 Institut der Universität Basel und absol- viert dort die Ausbildung zum Techniker. sehr pragmatischen Haltung. Und sie bietet so- Rüegg hat aus seiner Leidenschaft eine wohl ihrem Parteichef als auch Profession gemacht: «Es ist mir wichtig, den Leuten klarzumachen, dass es sich dessen Vize (und wie wir selber erfah- Genosse gegen eben nicht bloss um tote Objekte handelt. ren haben auch den Medien) Paroli. Genossin, Hinter jedem Stein, den man aufliest, tageswoche.ch/ steckt eine Geschichte!» Das ist aus zwei Gründen bemerkenswert. +hv364 Die erzählt er mit Begeisterung, etwa Erstens: Eva Herzog zeigt Stärke. Sie stellt ihre am Stand, den er jeweils an der Basler ­Mineralienmesse hat. Fein sortiert reihen Überzeugungen und die Kantonsinteressen sich versteinerte Ammoniten an polierte über die Parteiräson. Sie argumentiert sachlich, Amulette und kleine grüne Glassplitter. Letztere stammen von einem Meteoriten- belegt ihre Behauptungen und führt keinen po- einschlag in Deutschland. «Der Aufprall litisch-idealistisch motivierten Abstimmungs- hatte eine derartige Wucht, dass Teile zu- rück ins All geschleudert wurden, bevor kampf. Sie gibt zwar zu, dass aus ­ihrer Sicht die sie von der Schwerkraft wieder zur Erde USR III noch verbessert werden könnte, betont gezogen wurden.» Neben Fossilien, Edelsteinen und aber, diese Vorschläge seien nicht mehrheits­ Steinkunst gibt es an der Mineralien- fähig. Diese klare Haltung verdient Respekt. messe auch die Esoterik-Fraktion. Die ­betrachtet Rüegg skeptisch. Wenn jemand, Und zweitens: Die SP zeigt sich als offene der nicht über ein fundiertes Wissen ver- Partei. Die Sozialdemokraten beweisen mit füge, Mineralien aufgrund angeblicher heilender Wirkungen aus­koche und den dem öffentlichen Schlagabtausch, dass in ihren Absud trinke, könne es passieren, dass er Reihen verschiedene Meinungen Platz haben. oder sie ein schwermetallhaltiges Mineral aufnimmt. «Dann geht es einem nachher Die Debatte ist erfrischend anders, als man sich sicher nicht besser.» das von anderen Parteien, insbesondere der Rüegg faszinieren die gesellschaft- lichen und historischen Aspekte der SVP, gewohnt ist. Die Debatte lebt von Wider- Mineralien: «Wenn wir unseren Boden spruch und eigenem Denken. Argumente statt nicht hätten, hätten wir nichts zu essen. Dem hohen Mineralienanteil in unserem Parteidoktrin – genau so muss es sein. Boden haben wir es zu verdanken, dass tageswoche.ch/+jy0nj × dieser fruchtbar und bebaubar ist. Die

TagesWoche 50/16 Vorsicht radioaktiv: Hans-Rudolf Rüegg misst mit dem Geigerzähler die Strahlung eines Steins. Foto: alexander preobrajenski erodierten Mineralien wurden mit dem Uranoxid in Menzenschwand im Schwarz- Rüeggs Arbeit und Hobby kreisen nicht Wind ins Flachland getragen und bilden wald abgebaut. Heute sind die Minen nur um die Vergangenheit, sondern auch den so­genannten Lössboden.» geschlossen und nur noch das Radon- um die Zukunft. Im Herbst führte er mit Der Mensch und das Mineral teilen Thermalbad zeugtvom Pioniergeist des ­einem Wissenschaftler der Uni Basel ein eine jahrtausendealte Geschichte. Einen Uranabbaus. Experiment durch, das bei einem Parabel- Teil davon arbeitet Rüegg auf. «Im Mo- flug das Sedimentierverhalten kleinster ment arbeite ich mit der Stiftung ‹Unter- «Wir müssten uns jeden Partikel in der Schwerelosigkeit unter- grund Schweiz› daran, ein umfassendes suchte. Dabei geht es darum, den besten Archiv aller alten Erzminen der Schweiz Morgen freuen, dass wir Landeplatz auf dem Mars zu ermitteln, um zu erstellen. Während des Ersten und nach Leben zu suchen. Zweiten Weltkrieges war es wichtig, selbst- nicht von einem Meteorit Und wenn es wieder einmal zu einem ständig Rohstoffe zu beschaffen. Nach Einschlag kommen sollte wie jenem in den Kriegen war der Import aus dem Aus- ausgelöscht wurden.» Deutschland, von dem die Glassplitter an land wieder billiger, die Minen wurden Rüeggs Stand stammen? «Darauf sind wir geschlossen und vergessen.» Für den Verkauf des radioaktiven nicht vorbereitet», sagt Rüegg: «Eigentlich Und wo wir schon bei Minen sind, ­Minerals gibt es Auflagen: Nicht an Kinder, müssten wir uns jeden Morgen freuen, nimmt Rüegg eine Kartonkiste mit einem sondern an Fachpersonen und nur in dass wir nicht im Schlaf von einem Meteo- grünlich überzogenen Stein hervor und ­geeigneten, luftdichten Behältern ist die- rit ausgelöscht wurden.» packt den Geigerzähler aus. Früher wurde ses abzugeben. tageswoche.ch/+qvuxx ×

TagesWoche 50/16 USR III Ein Gespräch zur Unternehmenssteuerreform ­zwischen den SP-Parteikollegen Eva Herzog und Beat Jans eskaliert zum Streit. Die Geschichte einer Entzweiung. GENOSSE GEGEN ­GENOSSIN Schon die Ausgangslage bot Zündstoff: Eva Herzog hat die Steuerreform mit erarbeitet, Beat Jans sie von Anfang an bekämpft. fotos: alexander preobrajenski

GENOSSE GEGEN ­GENOSSIN 8 von Jeremias Schulthess Das Gespräch findet im Finanzdeparte- men und die Arbeitsplätze und Steuer­ und Yen Duong ment statt. Nicht nur deshalb ist es für Her- erträge gefährden. In Basel-Stadt konkret zog ein Heimspiel. Als Vize-­Vorsitzende 32 000 Vollzeitstellen und annähernd 500 m Ende des Gesprächs sass Beat der Kantonalen Finanzdirektoren-Konfe- Millionen Steuererträge pro Jahr. Jans einfach nur noch da. Eine renz wirkte Herzog von ­Anfang an bei der Für Jans stehen hingegen die Löcher Stunde lang hatte er gekämpft: Ausarbeitung mit. Sie kennt die Reform im Vordergrund, die die Reform zulasten mit Argumenten, Zahlen, Emo- aus dem Effeff. von Bund, Kantonen und Gemeinden auf- Ationen. Gegen Eva Herzog kam er damit Die Finanzdirektorin hält beim Ge- reisst. In der Folge würde dort gekürzt, wo nicht an. Sie korrigierte jede Zahl, drehte spräch einen Zettel mit Kennzahlen bereit, das Geld am dringendsten gebraucht wer- seine Worte so, dass er selbst daran zu an ihrer Seite sitzt ihr neuer Generalsekre- de: Prämienverbilligungen, Ergänzungs- zweifeln begann. tär Sven Michal, der einspringt, wenn Her- leistungen und Bildung. Den Raum betraten die SP-Parteikolle- zog nachlässt. gen als Freunde. Am Ende gingen sie im Jans hat keine Notizen dabei. Er lässt Bloss nicht auf die schwarze Liste Streit auseinander. Das Gespräch war es- sich beim Gespräch von seiner Überzeu- In einem Punkt sind sich die beiden kaliert und sollte nicht publiziert werden. gung leiten. Die Reform kennt der Vize- ­einig: Es braucht eine Reform, weil die Wir veröffentlichen das Gespräch deshalb präsident der SP Schweiz aus dem Parla- Steuerprivilegien auf Druck der OECD bis nur als Video in ganzer Länge und geben mentsalltag nicht minder gut als Herzog. spätestens 2019 verschwinden. Dann hier die wichtigsten Aussagen und einige Sie ist eines seiner Kerngeschäfte. Er hat macht die internationale Gemeinschaft exemplarische Passagen wieder. Antrag um Antrag eingereicht – erfolglos. ernst. Falls die Schweiz ihre Firmen wei- Dabei versprach die Ausgangslage für Die SP bekämpfte die Reform im Parla- terhin privilegiert, kommt sie vielleicht ein Doppelinterview viel: Herzog und Jans, ment mit allen Mitteln. Weil das nicht auf eine schwarze Liste. zwei Sozialdemokraten und gleichzeitig klappte, hat die Partei das Referendum Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die die vielleicht prominentesten Wortführer ­ergriffen, über das am 12. Februar abge- betroffenen Firmen von sich aus auf ihre zur Unternehmenssteuerreform III. Wäh- stimmt wird. Privilegien verzichten. Ohne die Unter- rend Jans in Medien von NZZ bis «Tele- nehmenssteuerreform müssten die Kan- basel» die Reform bekämpft, tritt Herzog «Ihr sagt immer, tone ihre Firmen dann regulär besteuern. an der Seite von SVP-Bundesrat Ueli Mau- In Basel-Stadt gibt es zwar eine Zwischen- rer auf, um dieselbe Reform zu promoten. nachher würde eine lösung, die die bisher privilegierten Fir- Parteipräsident Christian Levrat rügte men entlasten würde. Der Kanton müsste die SP-Finanzdirektorin deshalb und kas- bessere Vorlage kommen. so allerdings deutlich mehr in den natio- sierte via «Blick» Herzogs Konter: «Levrat nalen Finanzausgleich zahlen. hats nicht verstanden.» Aber wie sieht diese Im TagesWoche-Gespräch will Jans ihr Jans: Dass die Reform nötig ist, haben erklären, dass es eine Alternative zur konkret aus? Das müsst wir nie bestritten. Wir bieten Hand für eine ­Reform gebe – doch Herzog lässt auch ih- Lösung. Wir wollen, dass die Unterneh- ren Basler Genossen auflaufen. ihr langsam sagen.» men, die man bis heute in übler Art und Weise privilegiert hat, fair besteuert. Das Eva Herzog hätte man aber viel eleganter lösen kön- nen. Wenn das Referendum angenommen Herzog spricht deshalb von «ihr», wenn wird, wird eine Lösung kommen, die Bund sie die SP meint – so als ob sie selbst nicht und Gemeinden weniger kostet – und die Teil der Partei sei. Die Hinhaltetaktik der Statusgesellschaften werden trotzdem bei SP sei «verantwortungslos», sagt sie zum uns bleiben. Schluss des Gesprächs. Man spürt: Bei Herzog: Und was heisst das konkret? Herzog hat sich einige Wut angestaut, die Das höre ich immer wieder. Aber jetzt sich nun an Jans entlädt. Bei der ersten ­haben wir eine Vorlage mit ganz konkreten Frage des Gesprächs scheint noch alles Vorschlägen. Ihr sagt immer, nachher ­intakt, die beiden sind sich wohlgesinnt. würde eine bessere Vorlage kommen. Aber wie sieht diese konkret aus? Das müsst ihr Herr Jans, nervt es Sie, dass Sie in schon langsam sagen. dieser Sache gegen Ihre Parteikolle- Jans: Das haben wir ja schon hundert gen antreten müssen? Mal gesagt, das liegt ja auf der Hand. Es ist eine Herausforderung, weil es Herzog: Bis jetzt ging das an mir vorbei. den Widerstand schwieriger macht. Aber es ändert nichts an meinem Herzblut Als Jans schliesslich bei seinem Plan B ­gegen die Reform. ankommt, ist sein Elan bereits auf­ Wie sieht es bei Ihnen aus, Frau gebraucht. Nur zögernd erklärt er seine Herzog? Idee: Wenn die Stimmbevölkerung am Nerven ist das falsche Wort. Ich kämp- 12. Februar Nein sagt zur Reform, werde fe einfach lieber mit der SP als gegen die das Parlament noch 2017 eine neue Vorla- SP. Ich kämpfe auch nicht gerne gegen ge bringen. Beat Jans, zumal wir vor zwölf Jahren Darin sollen die zinsbereinigte ­einen sehr erfolgreichen Wahlkampf zu- ­Gewinnsteuer und Inputförderung gestri- sammen geführt haben. Wir haben ein chen, die Patentbox hingegen leicht freundschaftliches Verhältnis – und die- ab­ ­geändert werden. Dazu will Jans eine ses behalten wir auch trotz dieser Ausein- Dividendenbesteuerung von möglichst andersetzung. 100 Prozent und eine Entlastungsbegren- zung, die höher als 20 Prozent liegt. So Herzogs Hauptkritik am SP-Referen- würden die Steuerausfälle deutlich tiefer dum lautet: Die Reform sei quasi alterna- ausfallen, so Jans. tivlos, weil sie Probleme löst, die in den Der Bundesrat schätzt die Ausfälle bei nächsten Jahren auf die Schweiz zukom- der jetzigen Fassung der USR III beim

TagesWoche 50/16 9 Bund auf mindestens 1,1 Milliarden Fran- eine Stunde lang. Wahrscheinlich hätten ken. Dazu kommen Ausfälle bei Kantonen sie noch drei Stunden länger diskutiert. Patentbox und Gemeinden, die heute noch nicht Richtig los geht der Streit aber erst Sie erlaubt, die Gewinne, die eine absehbar sind. nach dem Gespräch. Als wir Herzog und Firma mit Patenten erwirtschaftet, Jans die schriftliche Version des Inter- tiefer zu versteuern. Welche Patente «Die Haltung, dass ich views zum Gegenlesen zuschicken, droht und patentähnlichen Rechte dazu die Publikation zu scheitern. zählen, ist noch unklar. hier Ja ­sagen muss, Die Situation eskaliert, weil Herzog das Zinsbereinigte Gewinnsteuer Interview nachträglich zurückziehen will. Auch bekannt als Notional Interest weil die in Bern sowieso Mit der Begründung: Jans habe das Deduction (NID): Damit können ­Gespräch initiiert, es sei deshalb von vorn- Unternehmen einen fiktiven Zins auf ­machen, was sie wollen, herein gesteuert gewesen. Ausserdem hät- ihrem Eigenkapital von den Steuern ten die Journalisten zentrale Elemente der abziehen. erinnert mich an die Reform ausgeklammert. Inputförderung Jans weist den Vorwurf der Manipula- Diese erlaubt es Unternehmen, ihre Trump-Wähler.» tion von sich. Er schreibt, es sei richtig, Investitionen für Forschung und dass er einen Input zur Unternehmens- Entwicklung von den Steuern Beat Jans steuerreform gab. Allerdings war es die abzuziehen. Und zwar in grösserer TagesWoche, die die Idee zu einem Dop- Höhe, als sie tatsächlich dafür Für Herzog ist Jans’ Plan nicht realis- pelinterview hatte. ausgaben. Maximal 150 Prozent der tisch. Eine neue Vorlage würde die Steuer- Kosten. ausfälle beim Bund allenfalls um 500 Mil- Der Streit artet aus lionen Franken verringern, meint Herzog. Dass eine interviewte Person ihr Mehr sei unrealistisch. Das Risiko, eine ­Gespräch komplett zurückziehen will, ge- werden sie vor den Basler SP-Delegierten neue Vorlage auszuarbeiten, ist für die schieht fast nie. Üblich ist, dass Interview- ihre Positionen erklären. Weiterer Zünd- ­Finanzdirektorin zu gross, weil bis dahin partner ihre Aussagen in schriftlicher stoff ist damit programmiert. Die beiden Unsicherheit entstehe. Es brauche die Re- Form überprüfen und offensichtliche Feh- sind entzweit, politisch und kollegial. Zu- form jetzt, und nicht in ein, zwei Jahren. ler oder Missverständnisse korrigieren mindest bis zum Abstimmungstermin am können. Die TagesWoche will das schrift- 12. Februar dürften sie kaum wieder zusam- Herzog: Zwei Jahre Unsicherheit bei liche Interview deshalb publizieren – mit menfinden. ­einer Ablehnung – wie kannst du mir wenigen Änderungen und einer eingefüg- tageswoche.ch/+hv364 × ­garantieren, dass wir in einem Jahr die ten Frage, die laut Herzog fehlte. ­Reform wieder haben? Es folgen weitere E-Mails und Telefo- Das Video des Gesprächs in voller Länge Jans: Die Haltung, dass ich hier Ja nate. Eva Herzogs Vorwürfe werden schär- finden Sie online: http://bit.ly/2gMLZWt ­sagen muss, weil die in Bern sowieso fer. Beat Jans verdrehe Fakten, die Tages- ­machen, was sie wollen, erinnert mich an Woche würde diese nicht korrigieren. Am die Trump-Wähler, die das Gefühl hatten, Ende gibt sie grünes Licht für die Publika- um etwas zu ändern, müsse man Trump tion ­einer Version mit inhaltlichen Ergän- wählen. Ich muss doch diese Riesenkröte zungen. nicht schlucken, solange es bessere Lösun- Für Jans ist die neue Version nicht ak- gen gibt. zeptabel. Er sagt, so etwas habe er bei ei- Herzog: Weisst du, an was es mich erin- nem Doppelinterview noch nie erlebt, und nert? An die Sanders-Befürworter, die macht sich daran, die neuen Passagen von nachher nicht Hillary gewählt haben und Herzog richtigzustellen. Das wiederum jetzt Trump bekamen. Deine Punkte kommt bei Herzog nicht gut an – ein Streit- bringst du nicht durch. gespräch mit Jans sei unmöglich. Die Jans: Warum weisst du das jetzt schon? ­TagesWoche kommt zum Schluss, dass Wenn ich nicht daran glauben würde, dass eine Publikation unter diesen Umständen ein Referendum etwas bringt, dann müss- keinen Sinn macht. te ich es nie mehr machen. Nie mehr. Dann müsste ich auch nicht mehr nach Bern­ «Weisst du, an was es ­gehen. Dann könnten wir die Politik von vornherein den Bürgerlichen überlassen. mich erinnert? An die Es ist ein Höhepunkt des Gesprächs, Sanders-Befürworter, der den Kern des Streits offenbart: Jans will sich nicht mit der überladenen Re- die nachher nicht Hillary form zufrieden geben. Er geht aufs Ganze. Herzog plädiert hingegen für einen Kom- gewählt haben und jetzt promiss. Denn wer zu viel riskiert, erhält am Ende einen Trump. Trump bekamen.» Konsenspolitik gegen Klassenkampf Eva Herzog Man könnte sagen: Konsenspolitik ver- sus Klassenkampf. Auf der einen Seite Da sich die Interviewpartner nicht auf steht der Erhalt von Arbeitsplätzen, auf eine Version einigen können, stellt die der anderen der Kampf gegen die Über- ­TagesWoche das komplette Interview als macht der Konzerne. Video online. So können sich die Nutzer Das Gespräch zwischen dem National- selbst ein Bild vom Streitgespräch rat und der Finanzdirektorin hat deshalb ­machen. Konfliktpotenzial. Nach drei einleitenden Der Streit zwischen Herzog und Jans Fragen streiten sich die Kontrahenten wird wohl weitergehen. Am 14. Dezember

TagesWoche 50/16 10 Reaktionen aus der Leserschaft Roland Stucki «Wunderbar, dass sich Ich persönlich finde es wunderbar, dass zwei Repräsentanten des Volkes sich so ins Zeug legen. Aus meiner Sicht zeigt es, dass sie engagiert sind und das Beste wollen. Klar bleibt Herzog und Jans so ins die Frage, was das Beste ist, doch dieses Ungewisse bleibt immer. Basel soll sich glücklich schätzen, solch engagierte Zeug legen» Politiker zu haben. Roland Schmid Christoph Meury So kommts halt, wenn eine Realpolitikerin auf einen Theo­ Die Alles-oder-nichts-Position von Eva Herzog ist nicht retiker mit linken Träumen trifft. Jans wird mit seinen ideologi­ nachvollziehbar. Sie gebärdet sich, als hätte sie die alleinige schen Vorstellungen beim Volk keine Chance haben, und Deutungshoheit über das Thema/die Reform. Möglicherweise dann werden wir den Salat haben … Eines ist sicher: Kann liegt die Wahrheit auf ihrer Seite. Aber eben nur möglicher- die Besteuerung von Firmen nicht vernünftig angegangen weise. Die ewige Drohung, dass durch eine Absage an die werden, wird dies Arbeitsplätze kosten. Wer das anders sieht, USR III Arbeitsplätze vernichtet werden, nutzt sich mittlerwei­ der kann auch hoffen, dass der Rhein mal aufwärts fliesst. le ab. Bei jeder Wirtschaftsvorlage wird analog argumentiert und die VertreterInnen drohen zu oft mit einer Abwanderung Paul Jud von Firmen. Da hat die SP den Salat! Geschieht ihr recht! Solche Streiterei­ en unter Genossen wird es in Zukunft noch viele geben, denn Daniel Lehmann sie sind Ausdruck einer inneren Zerrissenheit. Das hat man Wir haben hier zwei ausgesprochen engagierte, sachliche, davon, wenn man immer links antäuscht und dann rechts kompetente Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich für das überholen will. Gemeinwohl engagieren. Dass beide in der gleichen Partei sind und gegensätzlicher Meinung, tut dem überhaupt keinen s chröttli Abbruch und rechtfertigt diesen etwas herablassenden Artikel So stelle ich mir das mit den repräsentierenden PolitikerInnen in keiner Art und Weise. Ich erwarte von der TagesWoche eigentlich vor: fähige, engagierte, bestinformierte Menschen, erheblich mehr Wertschätzung. die mit Herzblut ihren Standpunkt vertreten und verteidigen. Zwar mochte ich den beiden ihren spürbaren Ärger nicht Alex Joester wirklich gönnen – andererseits tat es gut zu wissen, dass die Grosse Konzerne werden – bis auf einzelne Geschäftsberei­ zwei nach dem Ausschalten des Mikros nicht subito ins che – nicht abwandern. Sie werden aber künftig Investitionen nächste Café abzwitschern – und sich zuprosten. Der Infor­ (insbesondere auch Investitionen in Forschung) im Ausland mationsgewinn ist hoch – Resultat 1:1 … tätigen. Ausländische Unternehmen werden Investitionen in in einer Disziplin, in der es oft auch null zu unter null ausgeht. der Schweiz meiden. Alle Kommentare finden Sie online: tageswoche.ch/+hv364

USR III startete die Kampagne der nationalen SP Von den angeschriebenen 33 Grossrä- gegen den «Milliarden-Bschiss am Mittel- tinnen und Grossräten meldeten sich fünf, stand». Während die Linke mit dem bra- die die Reform am 12. Februar eher ableh- Basler SP chialen Slogan gegen die Reform weibelt, nen, und zwei, die sie eher annehmen wer- tut sich die Basler SP schwer damit. den. Parteiinterne Quellen sagen, es gebe Die SP-Präsidentin Brigitte Hollinger einige Parteigrössen, die hinter Herzog gespalten korrigiert sich am Telefon, als ihr ein «gut» stünden. herausrutscht, während sie über die natio- von Jeremias Schulthess nale Reform und den Anteil von Finanz­ Herzog «allein auf weiter Flur» und Renato Beck direktorin Eva Herzog spricht. An der Delegiertenversammlung vom 14. Dezember will die Kantonalpartei ihre ie hast dus mit der Unter- «Unsere Partei hält Parole zur Abstimmung beschliessen. nehmenssteuerreform III? Herzog wird für ein Ja kämpfen, Jans und Diese Frage bewegt die SP diesen Zwist aus.» Ständerätin werden für ein Nein Basel-Stadt derzeit wie kei- eintreten. Die Juso hat bereits letzten Wne andere. Als die TagesWoche Ende Brigitte Hollinger, Präsidentin SP Montag einstimmig die Nein-Parole ge- November eine Umfrage zur Steuerreform fasst – und das, obwohl Eva Herzog an der an alle 33 Grossrätinnen und Grossräte Hollinger sagt, man sei sich gewohnt, Mitgliederversammlung für ein Ja warb. verschickte, schreitet die Parteileitung ein. sachlich miteinander zu diskutieren: Die SP Basel-Stadt sei die einzige Kan- Sie warnt die Parlamentarier in einer ­«Unsere Partei hält das aus.» Sie meint da- tonalpartei, bei der es Befürworter der ­E-Mail, man solle sich besser zurückhal- mit den Zwist, den die Wortführer der ­Reform gebe, sagt der Generalsekretär der ten. Die Frage sei zuerst parteiintern zu Kantonalpartei unter sich austragen. Zum SP Schweiz, Michael Sorg. Schweizweit diskutieren. Beispiel Beat Jans und Eva Herzog, die stehe Herzog «allein auf weiter Flur». Hinter den Kulissen finden derweil hit- nicht nur sachlich darüber streiten. ­Basel-Stadt sei mit seinen Pharmafirmen zige Diskussionen um die Reform statt, Kein Wunder: Jans und Herzog sind in einer speziellen Situation, die Finanz­ hört man aus SP-Kreisen. Denn im Feb- zwei wichtige Meinungsmacher in der direktorin habe jedoch einen «sehr selekti- ruar entscheidet die Stimmbevölkerung Basler SP. Herzog warnt davor, die Reform, ven Blick auf die Reform, die auch aus der über eines der weitreichendsten Polit-­ die sie massgeblich mitgestaltete, leicht- Nähe zur Pharma resultiert». Die negativen Projekte der kommenden Jahre: die Unter- sinnig abzuschiessen. Jans will die Reform Auswirkungen auf die übrige Schweiz nehmenssteuerreform III, die alte Steuer- verhindern, es drohten riesige Finanz­ ­ignoriere sie völlig, erklärt Sorg. privilegien durch neue ersetzen soll. löcher bei Bund, Kantonen und Gemein- Herzog wollte sich zu dieser Kritik Auch die SP Basel-Stadt sammelte den. So geht auch das Hauptargument der nicht äussern. ­Unterschriften gegen die Reform. Gerade nationalen SP. tageswoche.ch/+1nffw ×

TagesWoche 50/16 11

«Es wird nicht ehrlich kommuniziert.» PwC-Chef Neuhaus über die Reformgegner. foto: jonas landolt

USR III von Jeremias Schulthess enn einer die Unterneh- PwC-Chef Markus Neuhaus erklärt, wie menssteuerreform III ver- steht, dann Markus Neu- seine Firma die Steuerreform mitprägte haus. Der Chef der grössten WTreuhand-Firma in der Schweiz hat inten- und was sie davon hat. siv bei der Ausarbeitung mitgewirkt. Er ist wohl einer der einflussreichsten Ein- flüsterer in Sachen Steuerreform. Das merkt man spätestens, wenn er über die ­Details der Reform spricht. Wir treffen den Verwaltungsratspräsi- «Bei uns wird denten von PricewaterhouseCoopers (PwC) Schweiz am Hauptsitz in Zürich. Hier arbeiten 1500 Mitarbeiter, schweiz- weit sind es über 3000. Neuhaus benutzt Wörter wie «Transponierungs-Theorie» das Zusatz­ oder «Normalverzinsung» – Begriffe, die Wirtschaftslaien überfordern. Wohl auch Parlamentarier, die sich mit der Materie beschäftigen mussten. Es erstaunt also nicht, dass Teile der Steuer- arbeit geben» reform offensichtlich von PwC-Mitarbei- tern gestaltet wurden. Das berichtete die «Schweiz am Sonntag». Das Problem: PwC hat ein eigenes Interesse an der Reform. Nämlich am Geschäft mit Steuer­ beratungen. Die Treuhand-Firma konnte den Ertrag in der Steuer- und Rechtsbera- tung im vergangenen Geschäftsjahr um vier Prozent steigern – auch dank der Ver- änderungen durch die anstehende USR III. Herr Neuhaus, wie stark war Ihr Einfluss auf die Unternehmenssteuer- reform III? Ich war über zehn Jahre hinweg Mit- glied von Expertenkommissionen. Auch andere PwC-Experten waren in gemisch- ten Kommissionen. Selbstverständlich

TagesWoche 50/16 12 zichtete aber auf weitergehende Forde­ rungen. Der Staat muss ja auch finanziert bleiben. Darum ist die einfachste Mass­ nahme auch undenkbar: nämlich eine ge­ nerelle Senkung der Gewinnsteuersätze auf zwölf Prozent. Aber das passiert doch gerade. Einige Kantone haben bereits angekündigt, die regulären Gewinnsteuern massiv zu senken. Basel-Stadt und Solothurn gehen auf 13 Prozent, Baselland und die Waadt auf etwa 14 Prozent. Tatsächlich gibt es Kantone, die in die­ se Nähe kommen. Es gibt aber auch Kanto­ ne, welche die Gewinnsteuern bei 17 oder 18 Prozent belassen wollen. Die Kantone mögen unterschiedliche Instrumente anwenden. Was sie aber gemein haben, sind massive Steuer- ausfälle in noch nicht absehbarer Höhe. Die SP spricht deshalb von einem «Milliarden-Bschiss am Markus Neuhaus: «Der Staat muss ja auch finanziert bleiben.» foto: jonas landolt Mittelstand». Verstehen Sie diese Kritik? waren wir auch dort mit Parlamentariern tete. Damals entstanden übrigens die Nein, weil die Situation falsch dar­ in Kontakt. Das ist nicht nur bei dieser Vor­ Steuerprivilegien, über die wir heute dis­ gestellt wird. Es wird nicht ehrlich kom­ lage so. Die Parlamentarier fragen uns, wie kutieren. muniziert. ein Thema in der Praxis aussieht. Wir kön­ Nun muss die Schweiz unter dem Was konkret? nen bei verschiedenen Themen auf relativ Druck der internationalen Gemein- Man weiss, dass gewisse Firmen mobil einfache Art Informationen aus der Praxis schaft die Steuerprivilegien für sind. Man weiss auch, dass etwa fünf Pro­ und aus dem Ausland beschaffen. international tätige Unternehmen zent der unternehmerischen Substanz pro Die Steuerverwaltung stützte sich bei abschaffen. Wie beurteilen Sie dieses Jahr verschwindet. Diese Substanz muss bestimmten Berechnungen auf Projekt der OECD? immer wieder neu erwirtschaftet werden. Zahlen von PwC Schweiz. Sehen Sie Das Projekt hat die internationale Steu­ In einem Umfeld, in dem sich die Steuern hier keinen Interessenkonflikt, da Sie erlandschaft verschoben. Wir müssen uns wesentlich verändern, wird es schwieriger, und Ihre Kunden auch von der in diesem neuen Umfeld positionieren. das weiterhin zu schaffen. Wir sehen das Reform profitieren? bei unseren Kunden: Bei hoher Kosten­ Bei der Art und Weise, wie wir uns en­ «Für international tätige basis und einer gewissen Unsicherheit, gagiert haben, sehe ich keinen Interessen­ wie sie in den letzten Jahren herrschte, konflikt. Wenn wir gewisse Zahlen ausar­ Unternehmen ist es werden einzelne Funktionen stillschwei­ beiten, nimmt die Behörde diese zur gend weggelassen. Das heisst nicht, dass Kenntnis und macht daraus, was sie will. ein Leichtes, Strukturen ­ eine Firma hier komplett abgebaut und im Ich traue unseren Behörden die Selbst­ Ausland wieder aufgebaut wird. Für inter­ ständigkeit zu, mit solchen Daten korrekt und Arbeitsplätze zu national tätige Unternehmen, die auf meh­ umzugehen. rere Standorte verteilt sind, ist es ein Aber Sie profitieren von der Reform, verlegen.» Leichtes, gewisse Strukturen und Arbeits­ weil sie Ihnen mehr Aufträge bringt. plätze zu verlegen. Das passiert täglich, Mit der Steuerreform wird es sicher Sie meinen: Ob wir wollen oder nicht, auch in der Schweiz. Und es passiert ver­ ­einen erheblichen Anpassungsbedarf kommt eine grosse Umwälzung. stärkt, wenn ein Steuersystem nicht mehr ­geben. Das ist so. Bei uns wird das Zusatz­ Ja. Wir haben nicht freiwillig bestimmt, attraktiv ist oder bisher privilegierte arbeit geben. Zu unterstellen, wir seien der die Steuerprivilegien aufzugeben. Auch ­Unternehmen einem Kostenschock aus­ Initiator der Reform, die nur wenige Spe­ andere Länder müssen ihr Steuersystem gesetzt sind. Die Ausgangslage muss man zialisten verstehen, um uns so möglichst umbauen. Da bestehen zum Teil Lösungen, deshalb klar sehen: Wenn wir die bisheri­ viel Arbeit zu machen – das ist absurd. Die welche weltweit für mehr Verwerfungen gen Steuerprivilegien verlieren, entsteht internationalen Entwicklungen haben die sorgen als die Schweizer Steuerregimes. ein Verlustpotenzial von zirka vier Milliar­ Reform initiiert. Wir versuchen nur, ein Wie bewerten Sie die Lösung, die den Franken Steuervolumen. Das hat die möglichst gutes Resultat mitzugestalten. Bundesrat und Parlament vorschla- Konjunkturforschungsstelle (KOF) der Trotzdem: Die Unternehmen werden gen? Die alten Privilegien sollen ETH errechnet. Ihnen nach der Reform die Bude durch neue ersetzt werden. Nämlich Auf der anderen Seite stehen viel- einrennen. durch Konstrukte wie die Patentbox, leicht drei Milliarden Franken Ich hoffe sehr, dass sie durchkommt – Inputförderung oder die zinsberei- Steuerausfälle, die mit der jetzigen aber nicht aus Eigeninteresse. Steuern nigte Gewinnsteuer. Reform bei Bund, Kantonen und sind eine der Top-5-Kriterien für die Das ist eine sinnvolle Strategie. Was wir Gemeinden fehlen werden. Standortattraktivität. Deshalb ist die letztlich auf dem Tisch haben, ist ein Kom­ Diese Rechnung kann ich nicht nach­ ­Reform eine derart wichtige Vorlage. In­ promiss von verschiedensten Akteuren. vollziehen. Eigentlich geht es mit der gan­ ternational wie für die Schweiz, für inter­ Einerseits ein internationaler Kompro­ zen Steuerreform darum, alles dafür zu nationale Unternehmen genauso wie für miss, damit wir ein international akzep­ tun, dass wir nicht vier Milliarden Franken KMU. Danach wird unser Unternehmens­ tiertes Steuersystem erhalten, anderer­ verlieren, wie vom KOF geschätzt, falls die steuerrecht fundamental anders aussehen, seits ein nationaler zwischen den ver­ Schweiz ihre bisherigen Steuerprivilegien vergleichbar mit den Veränderungen in schiedenen Interessengruppen. Die Wirt­ ersatzlos streicht. Also brauchen wir nach den 1980er-Jahren, als man ein neues schaft hatte durchaus noch weitere Ideen, Abschaffung der Steuerregimes neue ­Gesetz zur Steuerharmonisierung erarbei­ wie man die Reform umsetzen könnte, ver­ Massnahmen, um möglichst viele Steuer­

TagesWoche 50/16 13 erträge hier zu halten. Aber ja, es wird Aus- gibt es den NID auch bereits. Zum Beispiel Das Konstrukt wird sehr einfach sein. fälle geben, zu Beginn wohl in der Grös- in Zypern – interessanterweise unter der Genau das Gleiche gibt es heute bereits im senordnung von 1,5 Milliarden Franken. Schirmherrschaft der Troika. umgekehrten Sinn. Nämlich, wie viel Für Bund, Kantone und Gemeinden? Aber es ist noch offen, ob die internati- ­Eigenkapital Sie als Betrieb mindestens Allein für den Bund schätzt der onale Gemeinschaft einen NID in halten müssen. Die eidgenössische Steu- Bundesrat die Ausfälle auf mindes- Zukunft überhaupt erlaubt. erverwaltung hat dazu sogenannte Kapi- tens 1,1 Milliarden pro Jahr. Ein Steuersystem wird man nicht mehr talunterlegungssätze publiziert. Genau Ich bin zuversichtlich, dass die anfäng- über 30 Jahre beibehalten können. Es ist solche Listen wird es geben, einfach in der lichen Gesamtausfälle für Bund, Kantone ein dynamischer Prozess geworden. Im Form, dass sie die obere Limite setzen. und Gemeinden nicht mehr als etwa Moment ist der NID akzeptiert, also kön- 1,5 Milliarden Franken betragen werden. nen wir ihn anwenden. Wenn in zehn Jah- «Im Grunde ist es Mit positiven Effekten in der Zukunft soll- ren die allgemeine Meinung ist, dass man te dies sogar wieder ausgeglichen werden das nicht mehr tun soll, dann werden wir einfach: Eigenkapital­ können. Die erste Unternehmenssteuerre- unser System anpassen. form war auch sehr erfolgreich. Aus der Sie plädieren für kurzfristige Anpas- und Fremdkapital sollen Reform ging wirtschaftliche Aktivität und sungen, um das Steuersystem attrak- damit neues Steuersubstrat hervor. Auch tiv zu machen? im Wesentlichen gleich bei der zweiten Unternehmenssteuerre- Ja. Im steuersystematischen Umfeld ist form gab es einen positiven Effekt, auch das Instrument auch nicht exotisch. Wir behandelt werden.» wenn sie jetzt immer schlechtgeredet wird, haben bereits die Abzugsfähigkeit auf dem weil sie angeblich massive Steuerausfälle Zins für Fremdkapital. Das klingt immer noch kompliziert. hervorgerufen habe. Tatsächlich gingen So wie ein Hausbesitzer seine Hypo- Zugegeben, Unternehmenssteuerrecht im ersten Jahr nach der Reform die Ein- thekarzinsen vom steuerbaren Ein- ist sehr komplex. Ich habe ein Studium nahmen aus der Verrechnungssteuer zu- kommen abziehen kann. hinter mir und bin 30 Jahre in diesem rück. Im zweiten Jahr lagen sie bereits wie- Zinsen auf Fremdkapital können ­Geschäft. Das versteht nicht jeder einfach der höher als vor der Reform. Das heisst: selbstverständlich abgezogen werden. Wir so. Aber: Wir haben auch schon über Gen- Letztlich gelang es der Wirtschaft – natür- haben aber kein Äquivalent auf dem Ei- technik abgestimmt. Wer auf der Strasse lich nicht nur dank der Steuerreform – ge- genkapital. Ziel wäre es, dass die Unter- hat da die technischen Details allesamt samthaft noch erfolgreicher zu werden nehmen möglichst viel Eigenkapital ha- verstanden? und damit auch mehr Steuersubstrat zu ben. Das jetzige Steuersystem schafft aber Sollte ein Geschäft aber nicht mindes- generieren. Deshalb bin ich zuversichtlich, keinen Anreiz dazu. Im Gegenteil: Es lässt tens im Kern für den Normalbürger dass es auch dieses Mal gelingt, mit einem Abzüge zu, wenn ein Unternehmen hohe nachvollziehbar bleiben? attraktiven Steuersystem erfolgreicher Schulden macht. Diesen Widerspruch Doch. Und es ist im Grunde einfach: aus der Reform herauszugehen. kann der NID teilweise lösen. Es kann ein ­Eigenkapital und Fremdkapital sollen im Das ist sehr optimistisch. Anreiz dafür sein, mehr Eigenkapital zu Wesentlichen gleich behandelt werden. Selbstverständlich wissen wir, dass es akquirieren. Das ist ein Anliegen, das man seit Langem schwierig wird. Wissen Sie, wir sprechen Aus Sicht des Normalbürgers ein hatte. jetzt immer von Gewinnsteuern. Diese ma- unverständlicher Mechanismus: Es Sind wir ehrlich: Sie werden in erster chen bei Bund, Kantonen und Gemeinden ist so, wie wenn er auf das Haus, das er Linie vom NID profitieren, weil die aber nur etwa 25 Prozent aus. Der Rest sind abbezahlte, plötzlich einen fiktiven Unternehmen Ihren Rat brauchen Einkommenssteuern. Wichtig ist also, Zinsabzug bei seinen Steuern machen und dafür viel Geld bezahlen. dass die Arbeitsplätze in der Schweiz blei- kann. Nochmal. Dieses Instrument wird am ben und dass weiterhin hohe Einkommen Man könnte sagen, dass der Eigenmiet- Ende relativ simpel sein. bezahlt werden. Und wenn die Arbeitneh- wert ähnlich, aber einfach umgekehrt Also könnte ich ohne Steuerberatung mer beim Bäcker und Metzger einkaufen funktioniert. Hier wird ein hypothetisches einen NID anwenden, wenn ich ein gehen, fliessen noch Mehrwertsteuern in Einkommen berechnet. Unternehmen hätte. die Bundeskasse. Wir müssen unser Eco- Dieses müssen Hauseigentümer, die Ohne zu wissen, über welche Steuer- System am Leben erhalten. Das ist der in der eigenen Immobilie leben, rechtskenntnisse Sie verfügen, traue ich ­wesentliche Punkt. allerdings zum steuerbaren Einkom- Ihnen das zu. men dazurechnen. Dann braucht es Sie gar nicht. «Ein Steuersystem wird In unserem Steuersystem gibt es reale Ich bin zuversichtlich, dass wir weiter- und hypothetische Faktoren, andere sind hin Arbeit haben werden. Aber es ist kein man nicht mehr über auf Cash-Flow oder Wertsteigerung bezo- Selbstbedienungsladen, der hier kreiert gen – es hat eben verschiedene Facetten. wurde. 30 Jahre beibehalten Welche Unternehmen werden den tageswoche.ch/+pj383 × NID anwenden? können.» Die Unternehmen, die mit einer Bilanz arbeiten – also Unternehmen, die Investi- Nehmen wir das Beispiel zinsberei- tionen haben. Darunter fallen kaum nigte Gewinnsteuer, auch genannt Dienstleistungsunternehmen, wie wir es Notional Interest Deduction (NID). beispielsweise sind. Für uns ist die Bilanz ANZEIGE Damit können Unternehmen mittels weniger wichtig, weil wir geringe Investiti-  eines fiktiven Zinses auf Eigenkapital onen haben. Der Umsatz und die Löhne  gewisse Abzüge bei den Steuern sind bei uns wichtiger, unser Geschäft  machen. Das klingt nach einem absur- läuft über die Erfolgsrechnung. Ein indus-  den Steuerkonstrukt, das einzigartig trieller Betrieb wird typischerweise profi-  in der Schweiz eingeführt werden soll. tieren. Das heisst: gut finanzierte, hand-  Es ist nicht so einzigartig, wie Sie sagen. werkliche Betriebe im KMU-Bereich.  Ein ähnliches System hatten wir schon vor Das Konstrukt ist so kompliziert, dass  30 Jahren in der Schweiz. Nämlich einen sich ein Handwerker doch zweimal Abzug von einem Normalgewinn auf dem überlegt, ob er einen NID anwenden www.treuhandboehi.ch  Eigenkapital. Im internationalen Kontext soll, um Steuern zu sparen. [email protected]

TagesWoche 50/16 14 Hochrhein-Strecke Von Basel knapp eine Stunde schneller in Schaffhausen als via Zürich, das klingt attraktiv. Doch es kostet Nerven. Die vollste Verbindung in die ­Ostschweiz

Fährt der IRE in Badisch-Rheinfelden ein, sitzen manche Fahrgäste aus Basel bereits am Boden. foto: boris burkhardt

von Boris Burkhardt wenigstens einen durchgängigen Stun- Wochenende nichts Besonderes; wer dentakt bis Singen einführen. Bisher fährt regelmässig mit dem IRE die Hochrhein- reitag, 16.51 Uhr. Schon wer in der Interregio-Express teilweise nur alle Strecke fährt, ist das Stehen gewohnt. Badisch-Rheinfelden zusteigt, zwei Stunden. Die Schweiz plant nach der Oder das Sitzen auf dem Boden wie Sina findet keinen freien Sitzplatz Elektrifizierung der Hochrhein-Strecke, Malletz, die alle zwei bis drei Wochen mehr; überall zwischen den Sitz- an deren Projektierung und eventuell Ver- meist ohne Sitzplatz nach Ulm fährt. Wenn Freihen und im Einstiegsbereich stehen wirklichung sie sich finanziell beteiligen der Zug so voll sei, sagt sie, wundere es Menschen, Koffer und Taschen. Wer die will, sogar eine Verbindung alle halbe auch nicht, wenn die Klimaanlage ständig Glastür zwischen Abteil und Einstiegsbe- Stunde. Denn vor allem die Kantone Basel- überlastet sei. «Im Zug steht, dass in dem reich öffnen will, muss sie in die eine oder Stadt und Schaffhausen drängen sehr auf Fall jemand von der Bahn komme und die andere Richtung jemandem ans Knie oder eine bessere Verbindung am deutschen Fenster aufmache», sagt Malletz sarkas- an die Wade schlagen und sich mehrmals Hochrhein. tisch. Einmal habe sie erlebt, wie ein Fahr- entschuldigen. gast die Fenster gewaltsam mit dem Der IRE 3051 Richtung Schaffhausen Wer regelmässig Messer geöffnet habe. und Ulm ist gerade vom Badischen Bahn- «Die Schaffner interessiert eine kaput- hof in Basel losgefahren und hat noch nir- mit dem IRE die te Klimaanlage einen Scheiss», schimpft gends zuvor gehalten. Er bietet mit einer auch Frank Egenhofer aus Singen. Er fährt Stunde Fahrzeit die schnellste Verbindung Hochrhein-Strecke fährt, die Strecke von Basel jede Woche, und das von Basel nach Schaffhausen. Wer bis zur im Sommer bisweilen bei «gefühlten Endstation Ulm fahren will, hat allerdings ist das Stehen gewohnt. 40 Grad». Er habe schon mit Schaffnern noch drei Stunden und vierzehn Bahn­ gesprochen: «Das ist halt so», sei die Ant- höfe vor sich. «Es ist die schnellste Verbindung nach wort gewesen. Als einer in der Menschenmenge eine Schaffhausen und in die Ostschweiz», -be Familie erblickt, die offensichtlich aus stätigt Wolfgang Fleischer von der Ab­ Unannehmlichkeiten ohne Ende ­Indien oder Pakistan stammt, macht er mit teilung Bahnplanung im Basler Amt für «Ja, mit der Qualität des IRE sind wir Hinblick auf die typischen Bilder von Mobilität. Knapp eine Stunde spare der derzeit sehr unzufrieden», sagt Michael überfüllten indischen Zügen den blöden Basler Fahrgast gegenüber der Verbin- Swientek, Sprecher des Landkreis Walds­ Witz, dass sich der Zug für sie nicht so voll dung via Zürich. Aus diesem Grund sei die hut, rundheraus. Durch den Landkreises anfühlen könne, weil noch alle Passagiere Strecke auch in das Schweizer Bahnaus- fährt der Zug von Bad Säckingen bis Erzin- innerhalb des Zuges Platz fänden. bauprogramm Step bis 2030 aufgenom- gen, das ist der grösste Abschnitt auf der Ein anderer erntet böse Blicke und men worden. Nach der Elektrifizierung Strecke Basel–Schaffhausen. Kommentare, weil neben ihm sein kleiner sollen auch das Generalabo und Halbtax Die Triebwagen des IRE «sind leider Hund auf einem Deckchen einen ganzen auf ihr gültig sein. anfällig und halten den Qualitätsstandard Sitzplatz in Anspruch nimmt. Er habe für Die Probleme mit dem überfüllten IRE nicht, den man sich mit der Einführung er- den Hund den vollen Tarif zahlen müssen, kann das Amt für Mobilität aus erster hofft hat», fährt er fort. Ausserdem seien verteidigt sich der Mann. Da dürfe sein Hand bestätigen: «Mein Chef Alain Groff Triebwagen bei der zuständigen DB Regio Hund doch wohl auf einem Sitz liegen. fährt die Strecke jeden Morgen ins Büro», nicht ausreichend verfügbar, sodass der Das Land Baden-Württemberg will schmunzelt Fleischer. Das Gedränge in IRE immer wieder nur mit einem statt den zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember den beiden Triebwagen ist vor allem am vereinbarten zwei Triebwagen fahre. Die-

TagesWoche 50/16 BVB 15 Das ändert sich mit dem neuen Fahrplan von Jeremias Schulthess

s sind kleine Änderungen, die die BVB in ihrem neuen Fahr- plan umsetzen. Die wichtigsten E Wechsel ab dem 11. Dezember. Neuer Schnellbus für Roche Morgens und abends verkehrt neu die Buslinie 42 zwischen dem Wettsteinquar- tier und dem Bahnhof SBB. Damit wollen die BVB Berufspendler-Ströme besser be- dienen, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Gemeint sind in erster Linie Roche- Mitarbeiter, die bei ihrem Hauptsitz ein- steigen und ohne Zwischenhalt beim Bahnhof wieder aussteigen können. Der Einsatzkurs der Linie 30, welche zwischen Badischem Bahnhof und Hoff- mann-La Roche verkehrt, wird gleichzei- tig eingestellt. Fährt der IRE in Badisch-Rheinfelden ein, sitzen manche Fahrgäste aus Basel bereits am Boden. foto: boris burkhardt Trams für Einkaufstouristen Die BVB richten auf der 8er-Strecke ser Zustand werde sich durch die Inter- auch auf der Strecke Basel–Schaffhausen nach Weil am Rhein einen Zusatzkurs ein. vention des Landkreises in Kürze bessern. keinen dritten Triebwagen anhängen In der Vorweihnachtszeit kommen zudem Überfüllung, Verspätung, kaputte Kli- ­könne. Der Bahnhof in der Bodenseestadt Extrakurse zum Einsatz, die jeweils am maanlagen, defekte Türen, geschlossene sei nämlich vor gut zwei Jahrzehnten ver- Freitag- und Samstagnachmittag auf dem Toiletten, schlechte Informationspolitik – legt worden und seither zwischen zwei deutschen Abschnitt verkehren. die Liste der Beschwerden über den IRE Tunneln so eingeklemmt, dass ein dritter Basel–Schaffhausen–Ulm sind lang. Das Wagen keinen Platz mehr am Bahnsteig Nachtbus für Pendler weiss die Deutsche Bahn auch. Sprecher habe. Die SüdbadenBus GmbH bietet neu Werner Graf bestätigt die Überlastung für ­einen Nachtkurs der Buslinie 38, der zwi- die Strecke ab Waldshut zwischen 16 und Steinzeittechnik schen Claraplatz und Grenzach-­Wyhlen 18 Uhr, «besonders, wenn Superwetter am Argasts Schweizer Kollege, Präsident verkehrt. Der Bus hält am Badischen Bodensee herrscht». Willi Rehmann von Pro Bahn Nordwest- Bahnhof sowie an allen Haltestellen zwi- Ausserhalb dieses Zeitraums reiche die schweiz, setzt grosse Hoffnungen in die schen Rankstrasse und Wyhlen Siedlung. Kapazität jedoch aus. Zu fünf bis zehn Pro- kolportierte Übernahme der Strecke zent Verspätung komme es aufgrund der durch die SBB GmbH, wenn sie denn erst Mit GA und Halbtax nur bis teilweise eingleisigen Streckenführung, mal elektrifiziert ist: «Die Strecke hat zur Grenze «die allerdings auch aufgefangen werden». Potenzial:­ Sie ist fast durchgängig zwei- Generalabo, Halbtax und Schweizer Für die Klimaanlagen verspricht Graf spurig und im Kanton Schaffhausen für Tages­karten gelten bald nicht mehr auf Umbauten, bittet allerdings um Geduld. die S-Bahn bereits elektrifiziert. Aber die dem deutschen Abschnitt der 8er-Linie. ­Dieselzüge auf der rest­lichen Strecke sind GA und Halbtax galten vorher dank eines «Die Bahn geht einfach Steinzeittechnik.» zweijährigen Pilotprojekts auch auf deut- Rehmann hält es für richtig, dass sich schem Boden. Das U-Abo ist weiterhin auf den Weg des geringsten die Schweiz finanziell an der Elektrifizie- der kompletten 8er-Linie gültig. rung beteilige: «Das hat immer den Vorteil, tageswoche.ch/+3v73j × Widerstands.» dass es schneller vorangeht.» Im Gegen- zug müssten dann aber auch Halbtax und ANZEIGE Karl Argast, Pro Schiene Dreiland Generalabo auf der Strecke gelten. das Die SBB GmbH mit Sitz in Konstanz ungewöhnliche Karl Argast kann die Entschuldigun- selbst will sich nicht zu diesem Thema und spannende

gen der Bahn nicht mehr hören. Er ist der ­äussern: «Derzeit besteht kein Ausschrei- Spiel mit der Stadt Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro bungsverfahren», teilt sie auf Anfrage kurz Schiene Dreiland und würde gerne öfter und knapp mit. Helpline MitarbeiterIn mit dem IRE fahren, «wenn die Situation Den Fahrgast mit dem Hund straft Basel/Lausanne (DE/FR/EN) besser wäre». Das Angebot sei «nicht sehr Bahnsprecher Graf übrigens Lügen: Ein - interessante attraktiv», urteilt er: «Die Bahn geht den Hund, der nicht in einem Korb transpor- Nebenbeschäftigung Weg des geringsten Widerstands.» tiert werde, müsse nur den Kinderfahr- - -gute Ortskenntnisse von Basel So sei es zum Beispiel ein Treppenwitz, preis zahlen und wie alle Tiere auf dem und/oder Lausanne erwünscht - mehr Infos unter dass eine kleine Stadt wie Überlingen ­Boden sitzen. www.foxtrail.ch/de/jobs ­dafür verantwortlich sei, dass der Zug tageswoche.ch/+9o1uw ×

TagesWoche 50/16 16 Regio-S-Bahn dass bereits über ein fertiges Vorprojekt diskutiert wird. Im Artikel ist von bisher Die Verwirrung ist gross, das Herzstück nicht bekannten Kosten in der Höhe von 3,6548 Milliarden Franken die Rede. Die der Basler Regio-S-Bahn wird aufgeregt BaZ suggeriere mit der Nennung dieser Summe eine Kostenwahrheit, die zum dikutiert. Das sind die Fakten. heutigen Stand der Planung noch nicht ­gegeben sei, stellt Chrétien fest: «Es ist Aufgabe des laufenden Vorprojekts, nun die Kosten für das Infrastrukturprojekt Herzstück genauer zu bestimmen und mögliche Optimierungspotenziale zu Operationen definieren.» Um den inhaltlichen Knoten etwas zu entwirren, beantworten wir die wich- tigsten Fragen zum Infrastrukturprojekt am offenen Herzstück: Was ist das Herzstück der Regio-S-Bahn? Mit dem Namen Herzstück verbindet Herzstück sich das Projekt einer unterirdischen S-Bahn-Durchmesserlinie zwischen den beiden Knotenpunkten Bahnhof SBB und Badischer Bahnhof. Dieses Verbindungs- stück soll die Lücke im nationalen und ­trinationalen S-Bahnnetz schliessen, zeit- raubende Richtungswechsel und das Um- steigen in den Kopfbahnhöfen unnötig von Dominique Spirgi widrig» sei, wie die Handelskammer machen und die direkte Fahrt von der ­beider Basel dazu bemerkte, oder «nicht ­Agglomeration ins Stadtzentrum ermög­ s ist ein Jahrhundert- und ein zutreffende Aussagen» enthalte, wie aus lichen. Als Option wird eine unterirdische Milliardenprojekt. Kein Wun- einer Stellungnahme des Konsortiums Abzweigung zum Bahnhof St. Johann der, sorgt das Herzstück der Herzstück-Basel der Kantone Basel-Stadt offengelassen. ­Regio-S-Bahn – also der Plan und -Landschaft hervorgeht. E­einer Direktverbindung zwischen Bahn- Die «Basler Zeitung» berichtete über Wann entstand die Idee der hof SBB und Badischem Bahnhof – immer eine Power-Point-Präsentation des Bun- Durchmesserlinie? wieder für Diskussionen. desamts für Verkehr (BAV), die sie als Letzten Samstag sorgte die «Basler «eine eigentliche Grabesrede für das Herz- Die Idee einer Durchmesserlinie wur- ­Zeitung» für einige Verwirrung. Mit einem stück» bewertete. Dieses Dokument sei de vor rund 40 Jahren von der Organisati- Bericht, der «in allen Punkten fakten­ «vor ein paar Wochen» der Verkehrskom- on Regio Basiliensis erstmals vorgebracht. mission der Handelskammer beider Basel Im Jahr 2000 brachte die damalige Basel- ANZEIGE präsentiert und als so brisant beurteilt bieter Regierungsrätin Elsbeth Schneider worden, dass Stillschweigen beschlossen (CVP) die Idee auf die politische Traktan- worden sei. denliste. Der Kanton Basel-Stadt liess eine WEIHNACHTS- Machbarkeitsstudie erstellen. Es folgte BAUMVERKAUF An die Fakten halten 2002–2004 eine Studie der beiden Basel Fritz Waßmer Weihnachtsbaumkulturen | Tel. 07633 - 3965 Die angesprochene Handelskammer und der SBB über eine unterirdische Ver- täglich 10 bis 19 Uhr stellt fest, dass «nie eine solche Power- bindung zwischen dem Bahnhof SBB und in Point-Präsentation des Bundesamts für dem Badischen Bahnhof. Verkehr gezeigt wurde» und dass man Binzen regelmässig über das Herzstück diskutie- Was ist seither geschehen? bei der Firma Reisser re, allerdings «ohne dabei Stillschweigen auf dem Parkplatz an der B3 zu beschliessen». An die «Basler Zeitung» Im Oktober 2009 stimmten der Basler Rheinfelden ergeht die Aufforderung, sich an die Fak- Grosse Rat und der Baselbieter Landrat Güterstraße, gegenüber vom Bahnhof ten zu halten. Krediten von jeweils 600 000 Franken für Nähe Aldi/Lidl Rémy Chrétien, Informationsbeauf- eine vertiefte Vorplanung für das Herz- Weil am Rhein tragter der Geschäftsstelle Agglomera­ stück zu. Die Regierungen und auch die Geg. Edeka Markt Hieber (auch So.) tionsprogramm Basel, die sich im Auftrag vorberatenden Parlamentskommissionen der beiden Basel mit dem Dossier Herz- gaben einer direkten Verbindung (Varian- frisch geschlagene schon ab stück befasst, kennt das genannte Doku- te Mitte) den Vorzug vor einer ringförmi- Nordmanntannen 8,00 ment nicht. Er geht aber davon aus, dass gen Verbindung, die um die Kernstadt es sich um ein Arbeitspapier des BAV ­herumführen sollte. 2013 erschien der ­handelt. «Im Rahmen des Vorprojekts Technische Schlussbericht der Vorstudien Herzstück werden gegenwärtig vertiefte 2008–2012. Abklärungen vorgenommen und die in Im September 2014 bewilligten der Bas- den Vorstudien vorgeschlagene Linien- ler Grosse Rat 20 Millionen Franken und führung optimiert», hält er fest. Dieser der Baselbieter Landrat 10 Millionen Prozess sei noch im Gang. Franken für ein Vorprojekt – ein Referen- Offensichtlich geht die «Basler dum gegen den baselstädtischen Kredit Zeitung» irrtümlicherweise davon aus, kam nicht zustande. Dieses Vorprojekt

TagesWoche 50/16 floss in das Angebotskonzept für die trina- tionale S-Bahn, welche die beiden Basel im November 2014 beim BAV eingereicht haben. Seither laufen vertiefte Abklärun- gen über die Linienführung. Geprüft wird zudem auch eine Durch- messerlinie, die nicht ausschliesslich von S-Bahn-Komposi­tionen, sondern auch von Fernzügen befahren werden könnte. Was die BaZ Anfang Dezember als neues Killerargument gegen die aktuelle Herz- stück-Planung aufbauschte, ist ein Pla- nungsschritt, der im April bereits am ­trinationalen Bahn-Kongress in Basel ­angetönt wurde.

Wie lang wird der Tunnel und wo gibt es Innenstadt-Stationen? Die Länge der unterirdischen Verbin- dung lässt sich heute noch nicht genau ­angeben, weil die Linienführung noch nicht definitiv steht. Dasselbe gilt auch für die mög­lichen Stationen in der Basler ­Innenstadt. Angedacht sind zwei Statio- nen in den Bereichen Barfüsser- und Marktplatz sowie Clara- und Messeplatz. Geplant ist, die unterirdische Verbindung bergmännisch, also ohne offene Baustel- len auszuführen.

Was kostet das Ganze?

Genaue Angaben sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Die Kosten für das eigentliche Herzstück werden grob auf 1,5 bis 2 Milliarden Franken geschätzt. Die Schätzung für den Gesamtausbau der trinationalen S-Bahn beläuft sich auf rund 3,5 Milliarden Franken.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Die beiden Basel arbeiten auf die Aus- bauinitiative der Bahninfrastruktur des Bundes in den Jahren 2030–2035 hin. Für dieses «Strategische Entwicklungspro- So soll das dereinst aussehen: der angepeilte Linienplan der Regio-S-Bahn. gramm Bahninfrastruktur (Step)» sind 7 bis 12 Milliarden Franken an Bundes­ geldern vorgesehen. Auf diese Gelder set- sowie Bern/Wallis nur dritte Priorität Lobbyarbeit der Wirtschafts­ zen neben Basel allerdings auch andere habe. Der BAV-Direktor sprach laut dem verbände Regionen. Zürich will zum Beispiel einen Zeitungsbericht allerdings erst von Ten- neuen Tunnel zwischen Dietlikon und denzen. Auch die Basler Wirtschaftsverbände Winterthur bauen, die Romandie setzt auf Seither haben die Projektverantwort­ legen sich engagiert ins Zeug für das Herz- einen Ausbau der Strecke von Yverdon lichen aus der Region Basel ihre Lobby­ stück, von dem sie sich wichtige Impulse nach Lausanne und Genf, die Region Bern arbeit für das Herzstück verstärkt. Und für die wirtschaftliche Prosperität der und das Wallis auf einen Doppelspuraus- wo gute Worte nicht ausreichen, wird ­Region versprechen. Sie – das heisst die bau des Lötschbergtunnels. auch mal mit Geldscheinen gewedelt: Die Handelskammer beider Basel, der Gewer- Bis 2018 muss die Step-Vorlage bei den Regierung von Basel-Stadt gab im April beverband Basel-Stadt, die Wirtschafts- Eidgenössischen Räten liegen. 2016 bekannt, dass sie das Herzstück mit kammer Baselland, die Vereinigung für einem dreistelligen Millionenbetrag vor­ eine starke Region und Pro Innerstadt Wie steht es um die Chancen für finanzieren möchte. Mitte November ­Basel – haben Anfang Woche Bundespar- das Herzstück? schlossen sich die Regiokommission und lamentarier zu einem Lobbyanlass ins auch die Umwelt-, Verkehrs- und Energie- Bundeshaus-Restaurant «Galerie des Für Aufregung in der Region Basel kommission des Grossen Rats diesem ­Alpes» eingeladen. sorgte Mitte Oktober ein Artikel in der ­Ansinnen an und münzten die regierungs- tageswoche.ch/+eykvt × «NZZ am Sonntag», der aufgrund einer rätliche Ankündigung in einen konkreten ­informellen Veranstaltung von BAV-­ parlamentarischen Auftrag um. Direktor Peter Füglistaller vor Bundes­ Das finanziell angeschlagene Baselbiet parlamentariern darüber berichtete, dass beschränkt sich derweilen darauf, die das Basler Herzstück hinter Projekten aus kostspielige städtische Initiative mit den Grossräumen Zürich und Romandie Applaus zu begleiten.

TagesWoche 50/16 18 «Lex Therwil» von Dominique Spirgi Die Baselbieter Regierung will «hiesige ange hatte Bildungs-, Kultur- und Sportdirektorin Monica gesellschaftliche Werte» per Verfassung Gschwind gezögert, auf die ­Debatte um den verweigerten und Gesetz einfordern. LHändedruck in einer Therwiler Schule mit verbindlichen Massnahmen zu reagieren. Ende Mai folgte dann die mehrfach eingeforderte magistrale Weisung, dass die beiden Sekundarschüler ihrer Lehre- rin den Händedruck nicht verweigern Handschlag dürfen. In einem Rechtsgutachten war die Bildungsdirektion zum Schluss gekom- men, dass die Gleichstellung von Mann und Frau höher zu gewichten sei als die Religionsfreiheit. per Gesetz Jetzt will die Baselbieter Regierung auch Nägel mit rechtlichen Köpfen ­machen. Sie schickt den Entwurf für eine Änderung der Kantonsverfassung und des Bildungsgesetzes in die Vernehmlassung und macht damit das, was namentlich die SVP- und FDP-Fraktion im Landrat gefor- dert hatten. Neu soll ein «Vorbehalt bürgerlicher Pflichten» in der Verfassung verankert werden, wie er in der Bundesverfassung von 1874 enthalten war, im Zuge der Verfas- sungsreform von 1999 aber gestrichen wurde. Der Wortlaut der neuen Bestim- mung in Paragraf 20, Absatz 2: «Weltan- schauliche Auffassungen und religiöse Vorschriften entbinden nicht von der Er- füllung bürgerlicher Pflichten.» Im Bildungsgesetz werden verschie­ Monica Gschwind will mit harter Hand die Integration fördern. foto: basile bornand dene Punkte detailliert aufgelistet: So sollen die Schulen verpflichtet ­werden, «wesentliche Probleme mit der Integration» den kantonalen Ausländer- behörden zu melden. Dies mit der Begrün- dung, dass die Ausländerbehörden über «geeignetere Rechtsinstrumente» verfüg- ten als die Schulen. Dazu gehören laut Vor- lage des Regierungsrats unter anderem «ausserschulisch angeordnete Verhaltens- kurse». Solche Massnahmen sollen den Eltern neu in Rechnung gestellt werden können.

Lückenloser Schulbesuch Neu soll im Bildungsgesetz explizit festgelegt werden, dass Schülerinnen und Schüler die «hiesigen gesellschaftlichen Werte» zu achten haben. Was unter den «hiesigen gesellschaftlichen Werten» zu verstehen sei, wird nicht im Detail festge- legt. Mit Ausnahme des vieldiskutierten Handschlags. So soll es im neuen Paragrafen 64, ­Absatz 1 des Bildungsgesetzes heissen: «Die Schülerinnen und Schüler halten die Weisungen der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Schulbehörden ein, nehmen an hiesig gängigen Ritualen wie namentlich dem Handschlag, sofern er eingefordert wird, teil.» In die Pflicht nehmen will das revidier- te Bildungsgesetz aber nicht nur die Schü- lerinnen und Schüler, sondern auch die Erziehungsberechtigten. In Paragraf 69, Absatz 1 soll es demnach neu heissen:

TagesWoche 50/16 «Lex Therwil» 19 «Die Erziehungsberechtigten halten ihre Kinder an, die Regeln und Weisungen der Schule unter Berücksichtigung der hiesi­ Monica Gschwind betreibt brachiale gen gesellschaftlichen Werte und Rituale einzuhalten und den Unterricht lückenlos Ausgrenzung ausländischer Schüler. zu besuchen.» Diese Bestimmung kann aber nicht dogmatisch durchgesetzt werden. So wird Dreist und unverhältnismässig in der Vorlage an den Landrat ein Passus aus einem Entscheid des Bundesgerichts von Renato Beck zitiert, in dem es heisst: «Religiöse Frei­ heiten dürfen durch die Festlegung von ie Baselbieter Bildungsdirek­ Bürgerpflichten, einschliesslich der torin Monica Gschwind ist bis­ Pflicht zum Schulbesuch, nicht weiter lang nicht als tiefschürfende ­eingeschränkt werden, als dies vom Erforscherin des gesellschaft­ ­öffentlichen Interesse geboten und ver­ Dlichen Wandels aufgefallen. Nun nimmt hältnismässig ist.» sie sich aber den ganz grossen Fragen an. Grundsätzlich sieht aber die Baselbie­ Zum Beispiel dieser: «Wie geht eine offene, ter Regierung das öffentliche Interesse tolerante Gesellschaft mit Intoleranz um?» an der Einschränkung der religiösen Frei­ Lange hat sie sich Zeit gelassen mit der heiten als gegeben an – aufgrund der juristischen Aufarbeitung der sogenann­ «weltweiten öffentlichen Debatte» über ten Händedruck-Affäre. Es wirkte beson­ die Handschlagverweigerung in Therwil. nen, sie ging in sich und dachte nach. Da­ In der Regierungsvorlage heisst es bei kam, das muss man heute traurig fest­ hierzu: «Insbesondere unter dem Ge­ stellen, nicht viel heraus. Jedenfalls nichts, sichtswinkel der zunehmenden Zuwande­ was auf einen dem Amt angemessenen, Renato Beck ist Redaktor rung von Menschen in die Schweiz mit verantwortungsvollen Umgang mit der der TagesWoche ­unterschiedlichen ethnischen und religi­ sensiblen Thematik schliessen lässt. tageswoche.ch/+yofx6 ösen Hintergründen ist es zentral, dass Wer künftig den Unterricht «massiv diese Menschen die bei uns geltenden stört», wer sich Respektlosigkeiten zu Rechte, Werte und gesellschaftlich aner­ Schulden kommen lässt, der muss gemel­ Aberglaube, schreibt Gschwind, habe kannten Gebräuche respektieren.» det werden – wenn er ausländischer Her­ keinen Platz in der Schule. Aber in der Ba­ kunft ist. Die Ausländerbehörde kann selbieter Verfassung, wo man sich gleich Verwandlung vom Kind zum Schüler daraufhin­ Verwarnungen aussprechen, im ersten Passus in die Verantwortung Zu diesen Gebräuchen wird explizit Bewilligungen entziehen. Gottes begibt. Aberglaube ist offenbar nur (und im Bericht ausschliesslich) der Hän­ Der Kurzschluss, den Gschwind hier das, was andere glauben. dedruck oder «Handschlag» gezählt. In zieht, ist bemerkenswert: Wer als Jugend­ der Schule habe dieser als Ritual eine be­ licher das tut, was Jugendliche mitunter Reine Symbolpolitik sondere Bedeutung, wird ausgeführt. Dies, tun, nämlich in der Schule negativ auffal­ Gschwind schindludert in ihrem um bei Beginn und dem Ende des Unter­ len, muss nicht nachsitzen, sondern wird ­Gesetz. Es ist ein brachialer, ein unverhält­ richts den Übergang vom «privaten aus­ zum Fall für die Integrationspolizei. Nur nismässiger Text. Ein dreister obendrein: serschulischen Individuum» zur spezifi­ der ausländische Querulant ist schlecht Er kommt aus der Feder einer liberalen schen Rolle als Schülerin oder Schüler zu integriert, der Schweizer Störenfried Politikerin, wurde massgeblich mitge­ markieren. bleibt ein handelsüblicher Renitenter. schrieben von deren liberaler Partei. Dass Dazu heisst es: «Die ‹Verwandlung› von Schüler aus der Reihe tanzten, war schon Kindern oder Jugendlichen mit unter­ Aberglaube ist immer so. Dass sie es nicht durften und schiedlichen Herkünften und Befindlich­ ­dafür bestraft wurden ebenfalls. Dass es keiten in Schülerinnen und Schüler, die offenbar nur das, was dafür ein Gesetz braucht, ist neu. Teil einer Lerngemeinschaft werden, ist Gschwind schwadroniert von «christ­ nicht selbstverständlich und bedarf einer andere glauben. lich-abendländischer Tradition», von «sä­ sorgsamen Pflege und Einübung.» kularisiert humanistischer Wertehaltung», Insofern habe der persönliche Hand­ Dem verweigerten Handschlag selbst von der «Einübung von Werten». Sie reak­ schlag «sowohl erzieherisch als auch als hat Gschwind einen eigenen Gesetzesarti­ tiviert die längst im Sondermüll der Ge­ Teil der Rituale der Schule eine wichtige kel gewidmet. Die «Lex Therwil» verlangt, schichte geglaubte Vorstellung, Kindern Bedeutung» – eine, die es den Schulen er­ dass Schüler die «hiesigen gesellschaftli­ ihren kulturellen Hintergrund mit harter, lauben soll, ihn einzufordern. chen Werte achten» und an «hiesig gängi­ züchtigender Hand auszutreiben. Die konkreten Disziplinarmassnah­ gen Ritualen wie namentlich dem Hand­ Passend dazu fügt sie der Kantonsver­ men können nicht im Bildungsgesetz ge­ schlag teilnehmen». fassung folgenden Absatz hinzu, der für regelt werden. Der Regierungsrat kündigt Darüber, was ein Wert genau sein soll, alle gilt: «Weltanschauliche Auffassungen deshalb an, den Katalog dieser Massnah­ schweigt sich das Papier aus. und religiöse Vorschriften entbinden men auf Verordnungsstufe zu ergänzen. Vielleicht ist ja damit gemeint, dass nicht von der Erfüllung bürgerlicher In der Vorlage an den Landrat ist viel der Grundgedanke der Gleichstellung der Pflichten.» von Pflichten und Strafen die Rede. Aber Geschlechter durch das Verhalten des Das ist reine Symbolpolitik, weil sich in nicht nur. Als «flankierende Massnahme» Schülers nicht verletzt werden darf. So et­ der Bundesverfassung ausreichend ent­ kündigt die Regierung an, das Merkblatt was wird im Begleitschreiben zum Gesetz sprechende Einschränkungen finden. Das «Gelebte Religion und Schulalltag» des angedeutet. Aber wahrscheinlich ist etwas Sprüchlein ist der längst revidierten Bun­ Amts für Volksschulen zu überarbeiten. anderes gemeint. Sonst hätte die magistra­ desverfassung von 1874 entnommen. Es ist Dies unter dem Gesichtspunkt, dass Schu­ le Wertewächterin längst den Liestaler ein Produkt des damals tobenden, religiös len auch ausdrücklich Raum für Vielfalt, Banntag – ein gängiges hiesiges Ritual – aufgeladenen Kulturkampfes. Und es il­ für Schülerinnen und Schüler mit unter­ unter Strafe gestellt, wo sich nur Men­ lustriert die Reise von Monica Gschwind, schiedlichen Religionen bieten sollen. schen männlichen Geschlechts volllaufen auf die sie uns mitnehmen will: zurück in tageswoche.ch/+ytv3k × lassen und rumballern dürfen. längst vergangene Tage. ×

TagesWoche 50/16 20 «Basler Zeitung» Beiz der Woche dann der Fall, wenn ein Unternehmen «über sich, seine Firma, seine Geschäfts- Abo-Rechnung bezeichnung, seine Waren, Werke oder Leistungen, deren Preise, die vorrätige Menge, die Art der Verkaufsveranstaltung auf gut Glück oder über seine Geschäftsverhältnisse ­unrichtige oder irreführende Angaben von Simone Janz macht». Die BaZ lässt ausrichten: «Die Empfän- err S. aus dem Basler Hirzbrun- ger erhalten per Post ein Schreiben, in nen-Quartier fand eines Tages ­welchem ihnen angeboten wird, ein regu- H eine druckfrische Ausgabe der läres Abo abzuschliessen.­ Diesem Schrei- «Basler Zeitung» in seinem Briefkasten. ben ist eine Angebotsrechnung beigelegt, Gefühlte zwei oder drei Wochen sei er die auch deutlich als solche gekennzeich- ­danach mit einer täglichen Gratis-BaZ net ist.» «beglückt» worden, teilt er der Tages­ Man habe diese Marketingmass­ Woche mit. nahme, die auch bei anderen Zeitungsver- Dann flatterte plötzlich eine an ihn lagen üblich sei, zudem bei der Schweize- Grenzenloser persönlich adressierte «Angebotsrech- rischen Lauterkeitskommission (SLK) nung» des Verlags in den Briefkasten. Da- prüfen lassen. Das Resultat: Das Angebot Gerstensaft im rauf aufgelistet: ein Jahresabonnement entspreche den Anforderungen. für 466 Franken, zahlbar innert 30 Tagen. Herr S. versichert auf Nachfrage, seiner Der Rechnung sei kein erklärendes Be- Rechnung sei kein Begleitbrief beigelegt «Bierjohann» gleitschreiben beigelegen, sagt Herr S. gewesen. Ob mit Brief oder ohne – für Cécile von Danielle Bürgin Unlauterer Wettbewerb? Thomi von der Rechtsabteilung der Stif- Das eine Zahlungsfrist genannt wird, tung für Konsumentenschutz ist klar: «Die ier ist nicht gleich Bier. Das macht könnte man die «Angebotsrechnung» der BaZ befindet sich in diesem Fall in einem die neu eröffnete Bierstube «Zum BaZ tatsächlich für fällig halten und den hellgrauen Bereich.» B Bierjohann» an der Elsässerstras- Betrag aus Angst vor Mahnungen und Eine Zahlungsfrist auf der Rechnung se 17 klar. Wo einst das «Rhyschänzli» ­zu ­Betreibungen gutgläubig einzahlen. eines Angebots, das man nicht einge­ Hause war, wird nun Bier in allen Variatio- Gemäss Bundesgesetz über den unlau- fordert habe, könne man unter gewissen nen serviert. Und zwar von den einstigen teren Wettbewerb (UWG) ist das Ausstel- Umständen und abhängig vom jeweiligen Betreibern des «Manger & Boire», die Un- len einer Rechnung ohne vorgängigen Empfänger als «unlauteres Vorgehen» terstützung von einem Bier-Sommelier er- Vertragsabschluss strafbar. ­bezeichnen. Fristen würden in der Regel halten. Das Fachwissen wird ganz prak- Täuschende Pseudo-Rechnungen eine Verbindlichkeit suggerieren, die in tisch g­ enutzt: Im Bierjohann stehen über ­können gemäss UWG den Tatbestand des diesem Fall jedoch nicht vorhanden sei. 200 Sorten zur Auswahl. ­unlauteren Wettbewerbs erfüllen. Dies ist tageswoche.ch/+9ji0t × tageswoche.ch/+binx9 ×

Gesehen von Tom Künzli

Tom Künzli ist als Illustrator für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Der 42-Jährige wohnt in Bern.

TagesWoche 50/16 Stadtverkehr Referendum gegen Veloring von Dominique Spirgi

as Resultat der grossrätlichen Schlussabstimmung über den D ­Veloring war mit 54 zu 33 Stimmen relativ deutlich (und wäre noch um einiges deutlicher ausgefallen, wenn nicht ein Viertel der SP-Fraktion gefehlt hätte). Ge- schlossen gegen das Projekt, das die Wohnquartiere ausserhalb der Altstadt mit den Schulstandorten und Arbeitsplät- zen verbinden soll, stimmten lediglich LDP und SVP. Diese beiden Parteien er- greifen nun das Referendum gegen den 25-Millionen-Kredit. Mit im Boot des Referendumskomitees sitzen auch die beiden Automobilver- bände ACS und TCS sowie der Gewerbe­ «Home-Life-Balance»: für ein sicheres Wohngefühl. Foto: livio marc stöckli verband Basel-Stadt. Nicht dabei sind CVP und FDP. Die CVP hatte im Grossen Rat Wohn-Initiativen Leerwohnungsbestand von weniger als beinahe geschlossen für die Vorlage ge- 1,5 Prozent. Derzeit liegt dieser in Basel stimmt. Und auch die FDP hatte sich mit bei 0,4 Prozent. sieben gegen fünf Stimmen mehrheitlich Mieterverband Beat Leuthardt, BastA!-Grossrat und für den Veloring ausgesprochen – dies ob- Co-Geschäftsführer des MV, weiss um die wohl zwei Abänderungsanträge aus ihren Problematik: «Mietzinskontrolle, das tönt Reihen durchgefallen waren. fürchtet Tricks für viele schlimmer als Kommunismus.» Das Referendumskomitee kann mit Darum wurde das Initiativpaket «Home- dem Veloring-Projekt gar nichts anfangen. der Regierung Life-Balance» getauft. Man verspricht Es sei «unnötiger Luxus», weil Velofahrer sich davon mehr Akzeptanz. keine Ringverbindung, sondern Direkt- von Renato Beck Doch die Hürden bleiben hoch. Mit verbindungen möchten, schreiben sie in den Sozialdemokraten hat sich der MV – einer Medienmitteilung. s sei kein Zufall, dass ihr erster einmal mehr – früh verkracht. Die Initiati- Vor allem stören sich die Ring-Gegner ­politischer Auftritt nach den ven wurden ohne Absprache lanciert. Die an der Aussicht, dass der motorisierte Ver- E ­Regierungsratswahlen das Thema SP, stärkste Partei der Stadt, fühlt sich vor kehr von den geplanten Velo-Vortritten in Wohnen betreffe, sagte Heidi Mück am den Kopf gestossen, das mindert die Mitleidenschaft gezogen und Parkplätze Mediengespräch des Mieterverbands. Chancen im Parlament und an der Urne. abgebaut werden könnten. «Die Umset- Die knapp gescheiterte BastA!-Vertrete- Leuthardt wirft den Genossen vor, überall zung der Initiative hätte nicht primär eine rin war auch die Kandidatin des Verbands, mitreden zu wollen. Und er will keine Verbesserung für den Veloverkehr zur Fol- auf sie baute die Hoffnung, dass sich et- Kompromisse eingehen. ge, sondern eine massive Verschlechte- was verändert in der Basler Wohnpolitik. rung für den gewerblichen und privaten Geladen wurde Mück, da der Verband In die Ecke gedrängt motorisierten Verkehr (Staus, Parkplatz- den politischen Druck auf die Regierung Mehr Sorgen macht sich Leuthardt, abbau)», heisst es in der Mitteilung. hochhalten will. «Der Basler Wohnungs- dass die Regierung versuchen könnte, markt ist angespannt und das spüren «uns auszubremsen». Er rechnet damit, Eine neue Velobrücke über den Zolli nicht nur Randständige», sagte Mück. «Es «dass sie uns das Leben so schwer wie Der Veloring soll sich mehr oder weni- geht um normal verdienende Menschen, möglich machen will». Jede Kontaktauf- ger parallel zum äusseren Autostrassen- Alleinstehende und Familien, die bei ei- nahme sei bislang verweigert worden. Ring um die Altstadt und Vorstadtviertel nem Wohnungswechsel die ganze Härte Leuthardt vermutet handzahme Ge- ziehen. Vielerorts sind die Routen bereits des ausgetrockneten Marktes erleben.» genvorschläge und dass die Regierung heute für Velos komfortabel befahrbar. Mit drei Initiativen, die 2017 zur Ab- das Paket aufschnürt und die Initiativen Wesentliche Änderungen betreffen ein stimmung kommen sollen, wollen Mück getrennt zur Abstimmung bringen will. neues Vortrittsrecht für Velofahrer an und der Mieterverband (MV) den Kurs Die dritte könnte zudem auf Antrag der Kreuzungen, die nicht vom ÖV und von verändern. Die Formularpflicht soll Regierung ohne parlamentarische Bera- weniger als 20 000 Fahrzeugen pro Tag Transparenz schaffen beim Einzug, weil tung zur Abstimmung kommen. «Damit ­befahren werden. der Vermieter den bisherigen Mietzins würde uns die Grossratsdebatte fehlen, Aufwendigstes Bauwerk wäre eine vermerken müsste. Diese Auflage gibt es um der Öffentlichkeit unser Anliegen neue Velo- und Fussgängerbrücke, die in der Westschweiz, in Zug und Zürich. ­näherzubringen.» entlang der Elsässerbahn über den Zolli Zudem sollen die Gerichtskosten für Es sind reine Mutmassungen, aber sie führen würde. Damit könnte der gefähr- Mietstreitigkeiten massiv gesenkt werden. zeigen, wie sehr sich der Mieterverband liche Dorenbachkreisel umfahren werden. Die radikalste Initiative ist die dritte: mit seinen 14 000 Mitgliedern im investo- Nur eine unverbindliche Idee ist bislang Sie will in Zeiten von Wohnungsnot einen renfreundlichen Basel in die Ecke ge- der Bau einer neuen Rheinbrücke zwi- Mieterschutz für ältere und langjährige drängt fühlt – und sie zeigen, dass sich ein schen Wettstein- und Schwarzwaldbrücke Mieter sowie eine Bewilligungspflicht tiefer Graben zwischen ihm und der rot- (Sevogelbrücke). und Mietzinskontrolle bei Sanierungen. grünen Regierung aufgetan hat. tageswoche.ch/+mhtcq Wohnungsnot würde gelten bei einem tageswoche.ch/+e2z4h ×

TagesWoche 50/16 Bildstoff 360° tageswoche.ch/360

Schibin al-Kaum Dieser Bart piekst nicht. Sie denken: «Aber er sticht!» und liegen falsch. «Bienen sind nicht, aggressiv, sondern nützlich», beweist dieser Ägypter. Und der braucht nur einmal in die Luft zu springen, schon ist er seinen Bart wieder los. Probieren Sie das mal mit Ihrem! aMr Abdallah Dalsh/ reuters

Mossul Sepp Blatter bleibt gesperrt und trotz­ dem macht der Fussball die Welt noch immer nicht besser. Aber viel­ leicht etwas erträg­ licher. Wenigstens für einen Moment. Im Flüchtlings­ lager ist das schon etwas wert. alaa Al-Marjani/ reuters

Las Tunas Die letzte Zigarre ist geraucht. Im Dunstkreis des «Comandante» fliessen jetzt die Tränen. Carlos Barria/ reuters Chennai Im indischen Tamil Nadu wird Regierungschefin Jayalalitha auch nach ihrem Tod von vielen verehrt, als wäre sie eine Halbgöttin. Dass sie sich dann und wann mal da und dort schamlos bereicherte, stört ihre Anhänger nicht: Sie gilt als Vertreterin der Armen. Und sie liess Fernseher verteilen. Gratis! Babu/reuters

Rom Dieser Moment, wenn man soeben die Niederlage seines Lebens eingesteckt hat – und dann bei seinem Chef vor- sprechen muss. Max Rossi/reuters 24 Nationalismus von Georg Kreis Die eine Wahl ging gut aus, die andere n Österreich hat Alexander Van der Bellen die Wahl zum Bundespräsi- weniger. Doch beide bilden nur Etappen denten mit 53,3 Prozent der Stim- men unerwartet deutlich gewon- auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft. Inen. Sein Gegenspieler Norbert Hofer hat seine Niederlage anerkannt. Dessen Partei, die FPÖ, wird deswegen aber nicht ­zurückstecken und sich für die im Früh- ling oder Herbst 2017 erwarteten Parla- mentswahlen rüsten. Was machen Alle rechnen schon jetzt damit, dass dann die FPÖ aus den gleichen Urnen als stärkste Partei hervorgehen wird, vor SPÖ und ÖVP, und darum die rechtsnationalen «Freiheitlichen» mit der Regierungsbil- Österreich dung betraut werden müssen. Man sollte nicht darauf hoffen, dass die sich abzeich- nende innerparteiliche Rivalität zwischen Hofer und seinem Parteipräsidenten Stra- che im Wettlauf um das Kanzleramt diese und Italien mit Partei wesentlich schwächen wird. Die jetzige Regierungskoalition hat noch, wie man sagt, eine Galgenfrist. Die meisten sind aber der Meinung, dass sie diese nicht nutzen wird, um eine unterstüt- Europa? zungswürdige Alternative zu den Rechts- nationalen zu bilden. Warum eigentlich ist dies angesichts der offensichtlichen Gefahr nicht möglich? Nach dem Sonntag titelte die Presse nicht ohne Befriedigung «Signal gegen den Rechtspopulismus». Dieses Fazit ist Beppe Grillo fletscht die Zähne und erklärt sich zur Machtübernahme bereit. foto: getty images 25 nicht falsch, sollte aber nicht darüber hin- chen, aus dem alten Regierungs­lager eine ­Regierung Renzi, sondern um eine Verfas- wegtäuschen, dass der Rechtspopulismus neue Regierung erstehen zu lassen. Es sungsreform und um die Vermeidung mit 46,7 Prozent immerhin in bisher nie er- wird seit 1946 die 64. Regierung sein. Als ­einer weiteren Finanzkrise. Die Vorlage reichte Höhen aufgestiegen ist. Und dass aussichtsreicher Regierungschef wird der wurde auch von Fachleuten, etwa der mit diesem Abstimmungskampf ein popu- bisherige Wirtschafts- und Finanzminis- 85-jährigen Verfassungsrechtlerin Loren- listischer Politikstil Einzug gehalten hat ter Pier Carlo Padoan gehandelt. za Carlassare, als untauglich, als «irratio- und nun den gerade in Österreich gepfleg- Mattarella ist wie Renzi Mitglied des nalen, konfusen Pfusch» eingestuft. teren Umgang zu verdrängen droht. Partito Democratico, was etwa den nord- Auch Mario Monti, alles andere als ein alpinen Sozialdemokraten entspricht. Populist, sondern ehemaliger EU-Kom- Auch wenn nicht Diese Partei ist noch die stärkste Kraft, missar und Ministerpräsident, engagierte benötigte aber zwei Juniorpartner, um sich für ein Nein. Der abgelehnte Reform- alle Hofer-Wähler die Regierungsmehrheit zu wahren. Die versuch g­ ehört nun der Vergangenheit Renzi-­Regierung war, wie die beiden an, doch regierungsstabilisierende und ­Rechtspopulisten sind, ihr vorangegangenen, aus Ernennungen kostensparende Reformen sind weiterhin durch den Staatspräsidenten hervorge- nötig. so haben sie ihn gangen und nicht aus allgemeinen Wahlen. An sich wäre es wünschenswert, dass Die Zentralbank wird eingreifen trotzdem gewählt. sich dies ändert, also Neuwahlen ausgeru- Gravierender sind die anhaltende Wirt- fen würden. Das derzeit geltende Wahlge- schaftsschwäche und die hohe Arbeits­ Der Wahlkampf hat wegen peinlicher setz sollte aber dringend verbessert wer- losigkeit. Die vor der Abstimmung prog- Pannen etwa ein Jahr gedauert. Es bestand den, damit es die abgegebenen Stimmen nostizierte Verschärfung der Krise im Fal- die Gefahr, dass Bürger und Bürgerinnen, proportional besser in Mandate umsetzt. le eines Neins ist aber (noch) nicht einge- des ewigen und billigen Streitens müde, Aufgabe einer Übergangsregierung wäre treten. Die an Krisen gewöhnten Finanz- sich gänzlich von der Politik abwenden. es, dies in den nächsten Monaten hinzube- märkte erwiesen sich als schockresistent. Dies aber dürfte nur den Populismus kommen, damit man dann im Frühjahr Die Bewertungen sackten auch darum ­begünstigen, der es versteht, mit seinem 2018 zu Wahlen schreiten kann. nicht ab, weil sie schon vor dem ominösen Geschrei politikferne Menschen an die Sonntag runtergingen. Urnen zu treiben. Eine falsche Beruhi- Über Grillo heisst es Hinauf werden die Zinsen für die italie- gung wäre es, sich einzureden, dass nicht nischen Staatsanleihen gehen. Aber man alle, die für Hofer gestimmt haben, zu Recht, er rede viel ­ kann damit rechnen, dass die Europäische Rechtspopulisten seien. Gerade darin liegt Zentralbank (EZB) einmal mehr eingrei- nämlich das Problem: Gewählt haben sie und sage wenig. fen wird, wobei keine Rolle spielt, dass ihr ihn trotzdem, und das ist, was zählt. Präsident Mario Draghi zufällig die italie- Die österreichische Abstimmung war Beppe Grillos vor wenigen Jahren ge- nische Staatsbürgerschaft hat und bis 2011 auch ein Referendum über Europa und sie gründete «Fünf Sterne»-Bewegung, die Präsident der Italienischen Nationalbank war Teil einer transnationalen Austragung. stärkste Oppositionskraft, fletscht bereits gewesen ist. Stützung geschieht im euro- Das zeigte sich an den verteilten Gratulati- jetzt mit den Zähnen und erklärt sich zur päischen Interesse. onen, einerseits vom SPD-Aussenminister Machtübernahme bereit. Mit seinem in Wie soll das nun alles gewertet werden? Frank-Walter Steinmeier, aber auch CDU- Umfragen ihm zugeschriebenen Wäh- Die Medien tragen einiges zur bereits Fraktionschef Manfred Weber vom Euro- leranhang von 30 Prozent liegen die Dinge ­bestehenden Erregtheit bei. Bereits ist päischen Parlament an Van der Bellen, ähnlich wie bei der FPÖ. Hinzu kommt nach dem Austritt Italiens aus dem Euro andererseits­ von Front-National-Partei- das Oppositionspotenzial der markant gefragt worden. Auch vom Krisenvirus chefin Marine Le Pen an Hofer. fremdenfeindlichen Lega Nord. Beide war die Rede, der auf Portugal, Spanien Die kommunizierenden Röhren des sind erklärte EU-Gegner. und Frankreich übergreifen könnte. Die Politbetriebs produzierten auch verquere Über Grillo heisst es zu Recht, er rede Börsen zeigten sich jedoch ­gelassener als Nutzungen über den Atlantik hinweg. viel und sage wenig. Kommentatoren rät- die Propheten. Und aus dem geschmähten Nachdem in den USA Trump-Gegner mit seln, ob er und seine Bewegung rechts «Brüssel» kamen keine Signale, die dem «Not my president» durch die Strassen oder links stünden. Ihr Wesen ist mit die- Alarmismus Auftrieb ­gegeben hätten. marschiert waren, posteten Hofer-Fans in sen traditionellen Kategorien kaum zu Österreich mit entgegengesetzter Stoss- ­erfassen. Mit seinem permanenten Empö- Die Börsen zeigen sich richtung den gleichen Slogan gegen Van rungsgetue ist er vor allem einfach nur der Bellen auf der Facebook-Seite des sich selber. Seine Ressourcen sind die von gelassener als die FPÖ-Vorsitzenden Strache. ihm geschürten Ressentiments gegen die «Elite» und gegen «Brüssel». Als Regie- ­Krisen-Propheten. Regierung per Ernennung rungschef kann man sich ihn nicht vor- Italiens Zukunft erscheint nach dem stellen. Das will er vielleicht auch gar nicht Die Auseinandersetzungen in Öster- Abstimmungssonntag besonders unge- werden, sondern (wie im Falle von Roms reich und Italien werfen erneut die bereits wiss – und damit, wie gesagt, auch dieje- Bürgermeisterin Virginia Raggi) die Kraft, beim «Brexit» aufgekommene Frage auf, nige Europas. In Italiens Machtzentrum die aus dem undurchsichtigen Hinter- wie weit solche nationalen Querelen das hielt sich die Aufregung über die 60 Pro- grund autoritär und letztlich undemokra- Gemeinschaftsprojekt gefährden können, zent-Niederlage des Regierungschefs tisch die Politik lenkt. und, umgekehrt, wie weit die EU-Mitglied- Matteo Renzi allerdings in Grenzen. Sie Am vergangenen Wochenende ging es schaft die einzelnen Länder vor ihrem war absehbar, einzig die Deutlichkeit nicht einzig um Renzi. Wie bei allen Volks- ­Nationalismus schützen kann. Online überraschte ein wenig. abstimmungen setzten sich die Ja- und Im Falle Österreichs hat das innenpoli- Renzi gab prompt seine Demissions­ Nein-Voten aus verschiedenen Motiven tische EU-Bekenntnis das Land vor weiter- absicht bekannt, fuhr zum Staatspräsiden- zusammen und wie bei den meisten Volks- gehendem Rechtsnationalismus bewahrt. ten und liess sich bitten, noch ein wenig im abstimmungen kommen die Ablehnun- Im Falle Italiens konnte man einen ähnli- Amt zu bleiben und das Haushaltsbudget gen verschiedenster Art leichter zu einem chen Effekt nicht bemerken, weil Renzi als für 2017 ins Trockene zu bringen. Dann Nein zusammen als die verschiedenen Schützling der EU erschien und obwohl tageswoche.ch/ wird der uns wenig bekannte, seit bald ­Zustimmungen zu einem Ja. Italien in finanzieller Hinsicht speziell auf themen/ zwei Jahren in diesem Amt waltende Bekanntlich ging es an sich nicht um die Hilfe der EU angewiesen ist. Georg Kreis Staatspräsident Sergio Mattarella versu- eine Vertrauensabstimmung über die tageswoche.ch/+s5yhn ×

TagesWoche 50/16 26 Bestattungsanzeigen Basel-Stadt und Region

Basel 143, Basel, wurde Trauerfeier: Mitt- Vogel-Abt, Liselotte Spaar-Schindelholz, 14.07.1932–29.11.2016, Aeschlimann-Prandi, bestattet. woch, 14.12., 11.30 Uhr, Frieda, von Basel/BS, Cécile, von Reinach/ Albert Oeri-Str. 7, Marino Enrico, von Haari-Studinger, Friedhof am Hörnli. 10.12.1923–27.11.2016, BL, Meltingen/SO, Riehen, Trauerfeier: Sins/AG, 21.01.1943– Norbert, von Lenk/ Niederberger-Vetter, Wittlingerstr. 200, 19.06.1932–30.11.2016, Freitag, 09.12., 26.11.2016, Lands- BE, 01.05.1944– Josef, von Wolfen- Basel, Trauerfeier: Aumattstr. 79, Rei- 10.00 Uhr, Gottes- kronstr. 25, Basel, 29.11.2016, Gotthelf- schiessen/NW, Freitag, 09.12., nach, Beisetzung im acker Riehen. Trauerfeier im engs- str. 98, Basel, wurde 30.09.1930–24.11.2016, 14.30 Uhr, Friedhof engsten Familien- Schmid-Fischer, ten Kreis. bestattet. Gundeldingerstr. 425, am Hörnli. kreis. Lorenz Edgar, von Aerni, Ida Elsa, von Herzig-Bauer, Willy, Basel, Trauerfeier: von Bidder Szabo, Waldvogel, August, Zürich/ZH, Krummenau/SG, von Wynau/BE, Montag, 12.12., Stephanie Hildegard, von Reinach/BL, 29.03.1952–25.11.2016, 23.12.1932–01.12.2016, 04.08.1927–25.11.2016, 15.30 Uhr, Friedhof von Basel/BS, Wettin- Schübelbach/SZ, Rheintalweg 6, Rie- Missionsstr. 16, Basel, Leimenstr. 67, Basel, am Hörnli. gen/AG, 08.07.1960– 12.08.1930–30.11.2016, hen, Trauerfeier: Trauerfeier: Freitag, Trauerfeier: Montag, Niklaus-Flükiger, 01.12.2016, Hebelstr. Grellingerstr. 14, Freitag, 09.12., 09.12., 15.00 Uhr, 12.12., 11.30 Uhr, Fried- Ruth, von Basel/BS, 67, Basel, Trauerfeier: Reinach, Trauerfeier: 13.30 Uhr, Be- Kapelle Alters- und hof am Hörnli. 30.11.1930–22.11.2016, Mittwoch, 14.12., Freitag, 16.12., sammlung Kirche Pflegeheim Adullam, Wiesendamm 20, 14.30 Uhr, Tituskirche, 15.00 Uhr, Dorfkirche St. Chrischona. Hofer-Schmitt, Im tiefen Boden 75. St. Nikolaus, Reinach. Mittlere Str. 15. Martha, von Fehren/ Basel, wurde bestattet. Bärtschi-Eckstein, SO, 28.04.1934– Notzke, Manfred Wiesinger, Dorothea, Riehen Jean Martin, von 29.11.2016, Bruder- Siegfried Herbert, aus von Basel, 23.03.1929– Breil-Haldemann, Sumiswald/BE, holzstr. 104, Basel, Deutschland, 02.12.2016, Wander- Herbert Ernst, von 01.05.1944–19.11.2016, Beisetzung: Freitag, 21.04.1936–17.11.2016, str. 121, Basel, Urnen- Basel/BS, 05.01.1924– Sommergasse 37, 09.12., 13.40 Uhr, St. Jakobs-Str. 130, beisetzung: Montag, 23.11.2016, Dörnli- Basel, wurde bestattet. Friedhof am Hörnli. Basel, wurde bestattet. 12.12., 13.40 Uhr, weg 23, Riehen, wurde Friedhof am Hörnli. bestattet. Bertolosi, Marino Hugo Apaydin, Her- Rickenbacher, Eber- Enrico, von Sins/AG, mine, von Bratsch/ hard Anton, von Zürcher-Wirz, Anna, Bürki-Corfu, Antoi- 21.01.1943–26.11.2016, VS, Gampel/VS, Steinen/SZ, von Basel/BS, nette Martine Doro- Landskronstr. 25, 21.01.1935–04.12.2016, 19.06.1934–16.11.2016, 13.01.1922–29.11.2016, thea, von Basel, Trauerfeier: Bäumlihofstr. 72, Gärtnerstr. 113, Basel, Feierabendstr. 1, Unterlangenegg/BE, Montag, 12.12., Basel, Trauerfeier im wurde bestattet. Basel, wurde bestattet. 19.11.1928–02.12.2016, 14.30 Uhr, Friedhof engsten Kreis. Rochat-Eichenberger, Birsfelden Hohlweg 3, Riehen, am Hörnli. Jordi-Kähler, Renata Paul, von L’Abbaye/ Ehrler, Franz Xaver, Trauerfeier: Freitag, 09.12., 11.30 Uhr, Breitenfeld, Helena Polly, von Basel/BS, VD, 11.05.1917– von Laurenz/SZ, Friedhof am Hörnli. Magdalena, von 07.06.1932–26.11.2016, 21.11.2016, Rudolf- 29.04.1935–30.11.2016, Basel/BS, 02.12.1924– Holeestr. 119, Basel, str. 43, Basel, wurde Am Stausee 1, Birsfel- Hamoud-Rudin, 28.11.2016, Sternen- wurde bestattet. bestattet. den, Abdankung im El-Mechati, von gasse 27, Basel, Kägi-Britsch, Elfriede Rossi-Carallo, engsten Familien- Basel/BS, Ziefen/BL, wurde bestattet. Hilde, von Pratteln/ Gerarda, aus Italien, und Freundeskreis. 04.02.1933–06.12.2016, Grienbodenweg 8, Brönimann- BL, 18.05.1933– 18.11.1927–06.12.2016, Lausen Allman- Riehen, Trauerfeier: dinger, Alice, von 29.11.2016, Markgräf- Falkensteinerstr. 30, Felder-Lerch, Ida, von Mittwoch, 14.12., Basel/BS, Linden/BE, lerstr. 77, Basel, wurde Basel, Trauerfeier: Escholzmatt-Mar- 13.30 Uhr, Friedhof 10.12.1925–18.11.2016, bestattet. Dienstag, 13.12., bach/LU, 23.08.1926– am Hörnli. Baldeggerstr. 52, Kuhny-Frattini, Peter 13.30 Uhr, Friedhof 20.11.2016, (wohnhaft Basel, wurde bestattet. Markus, von Basel/ am Hörnli. gewesen in Liestal, Hasler-Martz, Salome, von Basel/ Cattin, Nella Maria, BS, 19.07.1940– Schäfer, Rudolf, von APH Frenkenbünd- BS, 17.02.1918– von Les Bois/JU, 27.11.2016, Im Surinam Basel/BS, 24.04.1950– ten), Lausen, wurde 27.11.2016, Bettinger- 22.09.1934–23.11.2016, 130, Basel, wurde 19.11.2016, Jägerstr. 14, bestattet. str. 52, Riehen, wurde Rudolfstr. 15, Basel, bestattet. Basel, wurde bestattet. Pratteln bestattet. wurde bestattet. Künzli-Selzer, Helena Schneider-Groffe, Dill, Hans, von Prat- Koller-Denier, Maria D’Antuono, Maurizio Emma, von Murgen- Leone Eugenie Lou- teln/BL, 24.08.1928– Louisa, von Basel/BS, Matteo, von Italien, thal/AG, 23.04.1926– ise, von Langenbruck/ 04.12.2016, 27.08.1931–26.11.2016, 02.09.1981–03.12.2016, 05.12.2016, Rudolf- BL, 09.10.1933– Bahnhofstr. 40, AP Inzlingerstr. 50, Lehenmattstr. 310, str. 43, Basel, Trauer- 28.11.2016, Berner- Nägelin, Pratteln, Riehen, Trauerfeier: Basel, Trauerfeier: feier: Dienstag, 13.12., ring 2, Basel, wurde Abdankung: Mitt- Freitag, 09.12., Montag, 12.12., 13.30 14.30 Uhr, bestattet. woch, 14.12., 14.00 Uhr, Gottes- Uhr, Friedhof am Pauluskirche. 14.00 Uhr, Friedhof Sternlicht-Zadeck, acker Riehen. Hörnli. Lehmann-Hazemann, Ruth, von Basel/BS, Blözen, Abdankungs- Lötscher-Michel, Diener-Bourquin, Caroline, von Lang- 16.05.1911–30.11.2016, kapelle. Louis Marcel, von Yvonne, von Basel/ nau im Emmental/ Schalerstr. 39, Basel, Reinach Basel/BS, 10.01.1929– BS, 27.06.1918– BE, 30.08.1925– wurde bestattet. Oggier-Hängärtner, 22.11.2016, Lachenweg 23.11.2016, Leimen- 29.11.2016, Zürcher- Unterfinger-Lusten- Alice, von Turt- 30, Riehen, wurde str. 67, Basel, wurde str. 143, Basel, Trauer- berger, Gertrud, von mann-Unterems/VS, bestattet. bestattet. feier: Mittwoch, 14.12., Basel/BS, 27.05.1926– Agarn/VS, 12.02.1920– Miescher-Löw, Felix Fehren- 15.30 Uhr, Friedhof 29.11.2016, Horburg- 04.12.2016, Aumattstr. Andreas, von Basel/ bach-Schmidli, am Hörnli. str. 54, Basel, Trauer- 79, Reinach, Trauer- BS, 29.05.1929– Martha Maria, von Madörin, Rita, von feier: Dienstag, 13.12., feier und Urnenbei- 28.11.2016, Rütiring Basel/BS, 19.07.1923– Wittnau/AG, 15.30 Uhr, Friedhof setzung: Donnerstag, 105, Riehen, wurde 26.11.2016, Holeestr. 30.06.1944–02.11.2016, am Hörnli. 15.12., 14.00 Uhr, bestattet. 119, Basel, Trauerfeier: Güterstr. 227, Basel, Vogel-Streicher, Josef, Friedhof Fiechten, Dienstag, 13.12., Trauerfeier: Dienstag, von Emmen/LU, Reinach. Mumenthaler-Heim- 14.30 Uhr, Friedhof 13.12., 11.30 Uhr, Fried- Schüpfheim/LU, gartner, Werner, von am Hörnli. hof am Hörnli. 01.04.1934–30.11.2016, Riehen/BS, Gut-Schnyder, Maiocchi-Valentini, Unterer Rheinweg 50, Emma, von Luzern/ Elena, von Basel/BS, Basel, Trauerfeier im laufend aktualisiert: LU, 11.02.1920– 04.04.1922–02.12.2016, engsten Kreis. 19.11.2016, Zürcherstr. Hammerstr. 88, Basel, tageswoche.ch/todesanzeigen

TagesWoche 50/16 FC Basel 27 von Christoph Kieslich Der FCB macht derzeit wenig Freude. und Samuel Waldis ositiv bleiben. Auf diese schlich­ Der Club braucht frischen Wind – und te Floskel zog sich Urs Fischer kurz vor Mitternacht zurück. der könnte schon bald aufkommen. Gerade war dem FC Basel von PArsenal vorgeführt worden, was derzeit auf allerhöchstem Niveau der Champions League möglich ist. Und vielleicht war das auch deshalb schmerzhaft, weil sich just jener Tag zum fünften Mal jährte, als der Lichtblick im FCB gegen Manchester United eines sei­ ner kühnsten Abenteuer in der Sterneliga erlebte. Positiv bleiben. Das fällt manchem schwer in einem Basler Fussballherbst, in Nebel dem von Orientierungssuche und Identi­ fikation, von fehlenden Emotionen und reichlich Übersättigung die Rede ist. ­Absurd eigentlich, wenn man die natio­ nale Meisterschaft betrachtet, in der Basel 16 Spiele ungeschlagen geblieben ist.

Muss den Kopf hinhalten: Der Rückhalt von Trainer Urs Fischer in der Öffentlichkeit ist geschwunden. foto: reuters 28

Passend zur Grosswetterlage rund um den Klub: der Nebel im Stadion beim Spiel gegen Arsenal. foto: reuters

Dann gibt es in Bern die erste Niederlage, wird den Club und die Mannschaft nicht falsch gemacht haben. Der Club wird wei- und drei Tage später ist die Sache gegen durchschütteln.» tere Reserven schaffen können, auf die er Arsenal nach einer Viertelstunde bereits Das vielleicht nicht. Die grossen Linien womöglich bald zurückgreifen muss, gegessen. in Frage zu stellen, dafür gibt es auch keine denn extraordinäre Profite aus Transfers Der kalte Nebel, der in dieser Dezem- Veranlassung. Der FCB steuert auf seinen zeichnen sich derzeit nicht ab. bernacht in den St.-Jakob-Park kroch, zwanzigsten Meistertitel zu, den achten in passte deshalb zur Grosswetterlage rund Folge, er wird mit erheblichem Vorsprung «Wie viel Platz, wie um den Club. Es herrscht Unzufrieden- in die Winterpause gehen und darf damit heit, und das liegt auch daran, dass der ­ rechnen, nächsten Sommer noch einmal viel Luft ist für junge FC Basel, dass die Mannschaft von Urs direkt in die Champions League einzu­ ­Fischer die Herzen der Fans nur selten zu ziehen. Vielleicht zum vorerst letzten Mal, Spieler in der ersten wärmen vermochte. bevor dann die Reformen in der Königs- Das Gute am FC Basel in seiner derzei- klasse zuungunsten kleinerer Verbände Mannschaft?» tigen Zusammensetzung ist, dass mit einer und Vereine greifen werden. solch «relativ grossen Enttäuschung», wie Adrian Knup, Sportdirektor Georg Heitz das Aus im Noch sind die Segel gebläht Nachwuchsverantwortlicher ­internationalen Wettbewerb nennt, so Der FCB, stets für den Löwenanteil an ­unaufgeregt umgegangen wird wie mit Punkten für die Schweiz besorgt, hat die Dennoch wird der FCB gut beraten den viel besungenen magischen Nächten schlechteste Europacup-Saison seit fünf sein, an ein paar Stellschrauben zu drehen. vergangener Jahre. Jahren hinter sich. Das Scheitern auf euro- Bei aller Überlegenheit in der Schweiz, päischer Ebene wird schwer wiegen in den sportlich wie wirtschaftlich, fragt sich Die Mannschaft von Koeffizienten-Ranglisten, mit denen die auch Bernhard Heusler: «Wie können wir internationalen Startplätze bemessen den Leuten noch Freude machen?» Und Urs Fischer vermochte werden. Vielleicht aber wird dadurch in eine Antwort lautet: Indem die erste Zukunft auch die Erwartungshaltung zu- Mannschaft durchlässiger gemacht wird die Herzen der Fans nur rechtgerückt, wenn eine Champions- für die eigene Nachwuchsarbeit, die sich League-Teilnahme nicht mehr als Selbst- der FCB viele Millionen Franken pro Jahr selten zu wärmen. verständlichkeit, sondern wieder als kosten lässt. ­Segen wahrgenommen wird. Georg Heitz hat unlängst in einem In- Erstmals seit der Saison 2009/10 über- Noch ist der FC Basel mit geblähten terview mit der NZZ durchblicken lassen: wintert der FC Basel nicht international. ­Segeln unterwegs. Das Geschäftsjahr 2016 «Vielleicht verstopfen wir die Pipeline zu «Es tut weh, weil wir uns daran gewöhnt wird die AG mit neuen Rekordzahlen ab- sehr, wenn wir zu viele Spieler von aussen haben, im Frühjahr noch in der K.o.-Run- schliessen: ein Umsatz von rund 120 Milli- holen.» Das muss nicht den grossen Para- de dabei zu sein», erklärt Bernhard Heus- onen Franken und ein Gewinn von gegen digmenwechsel bedeuten, eine Abkehr ler, «aber ­damit muss man rechnen. Das 20 Millionen. Da kann man nicht alles vom erfolgreichen Geschäftsmodell, für

TagesWoche 50/16 29 Die Bilanz des FC Basel zur Saison-Halbzeit seit 2009/10 EL = Europa League / CL = Champions League / in Klammern die Punktzahl in der Super League / *= eine Runde steht noch aus

SAISON EUROPACUP MEISTERSCHAFT SCHWEIZER CUP

2009/10 Aus EL 2. (34) 1/2 Final

2010/11 1/16 EL 2. (32) 1/4 Final

2011/12 1/8 CL 1. (38) 1/4 Final

2012/13 1/16 EL 2. (33) 1/4 Final

2013/14 1/16 EL 1. (33) 1/4 Final

2014/15 1/8 CL 1. (41) 1/4 Final

2015/16 1/16 EL 1. (43) Aus 1/4

2016/17 Aus CL 1. (44) * 1/4 Final

vollsten Gut im modernen Fussball man- schaften, von denen bis dato fast 9000 gelt: Speed. ­erreicht wurden – seine Jahreskarten ver- Ihr grösstes Problem scheint indes zu kaufen. Eine Messzahl, die für den FCB sein: Sie hat nicht die grossen positiven immer noch einen ähnlichen Stellenwert Emotionen wecken können. Die seriöse hat wie die Millionen aus dem Fleischtopf Arbeit, die Urs Fischer und seine Spieler der Champions League. Woche für Woche abliefern, reicht dazu nicht mehr aus. «Früher war mehr Lamet- Herausforderung Double ta», hat dies der «Tages-Anzeiger» der Jah- Vielleicht tut es deshalb auch ganz gut, reszeit angemessen beschrieben. sich befreit von internationalen Ambitio- nen auf die nationalen Wettbewerbe zu Passend zur Grosswetterlage rund um den Klub: der Nebel im Stadion beim Spiel gegen Arsenal. foto: reuters Würde Trainer Urs ­kaprizieren. Ist der Cup-Viertelfinal ­Anfang März im eigenen Stadion gegen das Heusler und Heitz stehen und mit dem Fischer übers Wasser den alten Erzrivalen FC Zürich nicht min- sie den Club nach dem Abtritt von Gigi destens so attraktiv wie ein Sechzehntel­ Oeri finanziell abgesichert haben. Aber wandeln, dann hiesse es: final-Heimspiel in der Europa League? die beiden Mehrheitsaktionäre sind klug Kann ein Double, das erste seit 2012, nicht genug, um Korrekturen anzubringen und Schaut, nicht mal eine Herausforderung sein für einen ver- einen Mittelweg einzuschlagen. wöhnten Fussballstandort? Am Mittwoch, drei Stunden vor dem schwimmen kann er. Wer damit nicht zufrieden wäre, dem Anschauungsunterricht im St.-Jakob-Park, kann nicht mehr geholfen werden. schaffte eine U19-Auswahl des FCB eine Dafür muss zuerst und zuvorderst der tageswoche.ch/+7fsg9 × paar Meter weiter im Leichtathletik-Stadi- Trainer seinen Kopf hinhalten, und das on gegen Arsenal einen schönen Erfolg in magere ­Abschneiden in der Champions der Youth League. Adrian Knup, Vizepräsi- League diente vielen dazu, ihm von Spiel ANZEIGE dent im FCB und für den Nachwuchs­ zu Spiel mehr am Zeug zu flicken. Inzwi- bereich zuständig, skizzierte danach die schen ist es so weit, dass Fischer übers Aufgabenstellung für die Clubleitung so: Wasser wandeln könnte, und die Leute «Wie viel Platz, wie viel Luft ist für junge würden sagen: Schaut, nicht mal schwim- Spieler in der ersten Mannschaft? Das men kann er. werden wir in der Technischen Kommissi- Auch wenn der Rückhalt in der Öffent- on besprechen, und der Verwaltungsrat lichkeit geschwunden ist: Fischer mode- muss es absegnen.» riert diesen Kader gut, und das sieht auch die Clubspitze. Dass das Entwicklungs­ Wo bleiben die Emotionen? potenzial nicht ausgeschöpft wurde und Es scheint unzweifelhaft: Der FC Basel die Jungen forciert gehören, scheint muss sich frischen Wind verschaffen. Sein ­erkannt. Profikader ist «eher zu gross», wie Heitz Eine offenbar unerfüllte Sehnsucht einräumt, und es wird in der Winterwech- nach Emotionen und Identifikation haben selfrist ausgedünnt werden, wenn sich die den Serienmeister in diesem Spätjahr den- Möglichkeit ergibt. noch in eine merkwürdige Situation Die erste Mannschaft, auch das hat ­gebracht: Das internationale Geschäft ist Sportdirektor Heitz bereits konstatiert, zum Massstab der öffentlichen Wahrneh- hat sich in der ersten Saisonhälfte nicht mung geworden, das trübt den Blick auf in dem Tempo entwickelt, wie das in die Zwischenbilanz in den heimischen den Führungsgremien kalkuliert worden Wettbewerben. war. Eine Mannschaft, der es auf gehobe- Und jetzt muss der Verein – nebst der nerem Niveau unter anderem am wert- angestrebten Zahl von 10 000 Mitglied-

TagesWoche 50/16 Erstmals gemeinsam auf der Bühne: Sohn Julius will dort so brillieren wie sein Vater Jörg Schröder. Foto: Nils fisch 31 Theater Schauspieler Jörg Schröder (72) gehörte viele Jahre zu den Publikumslieblingen am Theater Basel. Sein Sohn Julius (22) wagt jetzt den Sprung vom Jungen Theater in die Profiliga. Wie der Vater, so der Sohn

von Marc Krebs Tunnelblick hatte. Jetzt habe ich mich ent- Jörg: Ich hätte in Hannover zur Schule schieden. Ja, ich will Schauspieler werden. gehen können. Aber als Hamburger dort örg Schröder steht seit 1970 auf den Und nun stecken Sie mitten in den hinzugehen, dort zu leben, das wäre das Theaterbühnen Deutschlands und Aufnahmeprüfungen. Grauen gewesen. Die Vorhölle (lacht). So der Schweiz. Sein Sohn Julius hat Genau. In Zürich und in Bern.* Es ist war ich froh, dass ich ein Engagement in gesehen, was die Bühne einem ab- sehr stressig, die Termine erhält man kurz- Münster erhielt und am Theater dort blei- Jverlangt, und will trotzdem Schauspieler fristig, man muss viel umplanen. ben konnte. Die Ausbildung habe ich nie werden. Zwischen Aufnahmeprüfungen Jörg Schröder: Und es herrscht ein beendet. Aber ich wünsche mir, dass Julius an den Schauspielschulen Bern und Zü- grosser Wettbewerb. Als ich angefangen dies machen kann. Er hat das Talent, die rich probt er mit seinem Vater «Candid», hab, da gab es vielleicht 80 Bewerberinnen Fantasie, kann sich einfühlen. Aber es eine Bühnenfassung von Voltaires Novelle. und Bewerber. Heute gibt es an manchen braucht Phonetikunterricht, Bewegungs- Es ist ihre erste gemeinsame Aufführung. Schauspielschulen wie der «Ernst Busch» unterricht, Partnerspiel, Gruppenerfah- Auf die Bühne bringen sie das Stück in der in Berlin tausend, in Bern sind es sicher rungen. Da kommen viele Komponenten Basler Theater Garage. auch einige Hundert. Und davon schaffen zusammen, die den Schauspieler aus dir Julius Schröder, hat Sie Ihr Vater nicht es dann zwölf in eine Klasse. machen. Das ist wertvoll. davor gewarnt, Schauspieler zu Da wärs ja fast einfacher, «Bachelor» Und nach der Schauspielschule? werden? zu werden! Muss man auch erst ein Engagement Julius Schröder: Doch, das hat er. Und Julius: Stimmt (lacht). Trotzdem hoffe bekommen. Da zählt auch die Ausstrah- er hat mir auch gesagt, was man opfern ich, dass ich reinkomme. Eine Schule ist lung. Und da bin ich bei ihm zuversichtlich. muss, dass man kein festes Einkommen wichtig, wichtiger als früher. Es gibt viel Julius: Danke. Was du mir früher er- hat und es mit der Familie schwierig sein mehr Schauspieler und der Wettbe­ werb ist zählt hast: Oft war da jemand, der dich mit- kann. Ich kenne nichts anderes, ich kann grösser. Früher wars wohl einfacher, auch nahm, mitzog, förderte. Das war ja auch auch nichts anderes, glaube ich. Ich bin mal ohne Ausbildung weiterzukommen. bei dir so. schon so früh in dieser Theaterwelt drin- Jörg: Ja, das war anders. Ich habe mich Jörg: Stimmt, da hab ich immer Glück gewesen, durch meine Eltern. spät entschieden, auch weil ich noch zur gehabt – ich gehörte meistens zu denen, Und etwas anderes kam für Sie nie Bundeswehr musste. Als ich mich mit 23 die gewollt waren. infrage? anmelden wollte, sagten sie in Hamburg, Julius: Und heute kann man so etwas Nichts Konkretes. Aber vor zwei Jahren, bei der staatlichen Schule, ich sei zu alt. vergessen. Das Theater ist bürgerlicher ge- vor der Matura, habe ich gezweifelt, ob ich Ach ja? worden. wirklich Schauspieler werden soll. Weil Julius: Das sagen sie heute noch: Wenn Jörg: Der Anspruch an die Regisseure mir bewusst wurde, dass ich nie etwas an- man 24 ist, könne man Regie machen, für ist gestiegen. Daher ist mir wichtig für deres in Betracht gezogen hatte, einen eine Schauspielausbildung sei man zu alt. ­Julius, dass er in ein gutes Ensemble

TagesWoche 50/16 32 kommt, gefördert wird, sich entfalten Menschen, die ich kannte, die am Theater gen, ständig Neues entdecken. Der Schau­ kann und es in die erste Liga schafft. gescheitert waren, aber es nie zugeben spieler erlebt jeden Abend alles neu, ohne Julius: Wie beim Fussball. würden. dass ihm einer die Kamera vor die Nase Nur nicht mit den gleichen Salären. Wie war eigentlich der Abschied vom hält und die Perspektive wählt. Alles ist Julius: Leider nicht. Theater Basel? Man hat den gar nicht ­direkter. Jörg: Das Theater ist nicht besser ge­ mitbekommen. Was ist Ihre erste Theatererinnerung? worden, auch nicht schlechter. Früher gab Leider, ja. Ich spielte ja noch über die Julius: Das ist Hamburg, im Schauspiel­ es aber von denen, die das Theater führten, Pensionierung hinaus, als Elias Perrig das haus. Meine Mutter nahm mich schon mehr Sorgfaltspflicht für das Gesamte. Schauspiel leitete, dann gab es ja eine Inte­ früh mit zu den Premieren. Wenn ich auf­ Sie sind ja während der Hippie-Ära rimsleitung. Die führte Gespräche mit mir, wachte und unruhig wurde, ging sie mit Schauspieler geworden. War es da fragte, was ich gerne noch spielen möchte, mir ins Foyer. noch entspannter, sich entfalten zu und so. Dann hörte ich nichts mehr, nie­ Jörg: Ja, das ging gut, ich habe ihn auch können? mand war mehr ansprechbar. Was das oft ins Theater mitgenommen, da wurde er Jörg: Oh, ja! Die Siebziger waren eine hiess, erfuhr ich am schwarzen Brett: Backstage betreut. legerere Zeit. Ich gehöre noch zu jener Ge­ ­Unter Personalrotation stand mein Name. Die Mutter Regisseurin, der Vater neration Schauspieler, in der es auch mal Schauspieler. Da hätten Sie aus vorkam, dass man eine halbe Nacht lang «Wovor ich Julius Rebellion eigentlich Bankkaufmann trank – vielleicht aus Frust, vielleicht aus werden müssen. Freude –, und dann am nächsten Tag auf gewarnt habe: Das Leben Jörg: Ich dachte nach seiner Geburt an die Probe ging. Das liegt nicht mehr drin, noch was anderes: Julius kam 1994 in Basel heute herrscht da ein grosser Fitness­ neben dem Theater wird zur Welt, ich stand aber in Hamburg auf anspruch. Wovor ich Julius aber eigentlich der Bühne, wo wir auch wohnten. Und als gewarnt habe: Das Leben neben dem sehr schmal.» Hamburger hatte ich mich beim Namen ­Theater wird sehr schmal. mit Julius durchgesetzt. Ich sagte: «Julius Volle Terminplanung, oft auch an Sie haben via Anschlagbrett mitbe- Schröder, das ist ein toller Name, der wird Wochenenden und vielen Abenden. kommen, dass Sie nicht mehr zum mal eine Reederei besitzen.» (Lacht.) Das Ja. Man ist oft zweimal am Tag gefor­ Basler Schauspiel gehören? wär eine Option gewesen, er hätte dann für dert, Probe und Auftritt, und muss sehen, Ja, aber das ging nicht nur mir so, auch uns alle das Geld verdient. Jetzt ist es halt wie man dazwischen noch lebt. Man sollte andere erfuhren auf diese Weise, dass sie nicht so gekommen (lacht), aber eine Zeit nicht nur Theater im Kopf haben, das kann raus waren. lang dachten wir ja noch, dass er vielleicht einen auch kaputt machen. Ich habe viele Unfassbar stillos. Und verletzend. Musiker wird, weil er so viele Jahre in der erlebt, die daran zerbrochen sind. Oder Georges Delnon war Opern-Intendant Knabenkantorei sang. die mit 50 plötzlich keine Rollen mehr be­ und kümmerte sich wenig ums Schauspiel. Julius: Hätte sein können. Lass ich mir kamen und nicht wussten, wie sie leben Elias Perrig wurde noch verabschiedet, auch offen. Im Moment spiele ich nicht in sollten. Am Theater ist man immer ein aber bei uns gabs gar nichts, weder hinter einer Band, sondern mache lieber elektro­ Künstler auf Zeit. noch auf der Bühne. Was will man sagen? nische Musik und lege auf. Eine Ihrer gefeierten Rollen am Es scheint allgemein eine Tendenz zu ge­ Wie belastend ist es, den Beruf des Theater Basel war ja jene des Willy ben, dass man alte Schauspieler nicht Vaters zu ergreifen, wenn der so eine Loman in «Tod eines Handlungsrei- mehr im Ensemble braucht. Man kann die markante Schauspielerfigur ist? senden». Da spielten Sie einen Men- Rollen auch mit Jüngeren besetzen oder An Elternabenden hiess es oft: «Ah, du schen auf dem Abstellgleis – hat Sie holt sich einen Gast. bist der Sohn von Jörg Schröder, dem diese Furcht, mal nicht mehr gefragt Welchen Rat würden Sie Ihrem Sohn Schauspieler!» Das war anstrengend, aber zu sein, auch verfolgt? mitgeben, nebst jenem, eine Schau- auch prägend, glaube ich. Denn es sporn­ Damals nicht, da war ich gut drauf. Ich spielschule zu besuchen? te mich dazu an, dass ich nicht unter dem war gerade vom Schauspielhaus Hamburg Einen Rat, den ich von Düggelin habe. Bild meines Vaters stehen wollte, also ein­ mit Stefan Bachmann nach Basel zurück­ Das Beste, um sich auf eine Rolle vorzube­ fach ebenso gut oder noch besser werden gekehrt – und hätte auch mit Baumbauer reiten: Setz dich auf nen Bahnhof und muss wie er. nach München gehen können. Mir ging es guck dir die Leute an. Und wie sind Ihre Erfahrungen bisher also gut. Aber die Rolle erinnerte mich an Julius, haben Sie das schon mal auf der Bühne? gemacht? Lehrreich. In der vergangenen Saison ANZEIGE Julius: Andauernd. Wenn ich im Tram spielte ich im Zürcher Neumarkt Theater, sitze, nehme ich nicht mein Handy zur im Stück «Geächtet». Ich wurde gecastet, Hand, sondern betrachte mein Gegenüber, kam in diese Gruppe rein und fiel aus allen schaue, was die Person auf dem Natel Wolken, weil ich bis dahin nur die heile macht. Theater ist ja oft eine Karikatur des­ Welt des Jungen Theater Basel kannte. Das sen, was um uns herum passiert. ist eine riesige, liebevolle Familie, in der Bemerkenswert, dass Sie auch immer sich alle helfen. Im Neumarkt merkte ich, vom Theater reden. Man könnte wie hart ein Theaterbetrieb sein kann, wie meinen, dass Ihre Generation zum gefestigt man sein muss, wie viel von ei­ Film oder Fernsehen möchte, aber nem kommen muss, damit man sich ­einen nicht zwingend auf die klassische Platz erobern kann. Bühne. Was war denn passiert? Julius: Die Tendenz ist wahrscheinlich Ich spielte einen Jugendlichen. Also FRANZÖSISCHE BAROCKMUSIK DU MONT – RAMEAU – LULLY schon da … Aber für mich war immer klar, dachte ich mir bei der ersten szenischen dass ich auf die Bühne gehe. Probe, ich könnte mal ganz locker meine SA 10.12.2016 19.30 Uhr Jörg: Darum melden sich ja so viele an Hände in die Hosentaschen stecken. Kaum SO 11.12.2016 17 Uhr den Schulen an: Viele wollen berühmt hatte ich das gemacht, schrie mich der Re­ Martinskirche Basel werden, wollen zum Film oder wenigstens gisseur an, ich solle gefälligst die Hände zu «Gute Zeiten, schlechte Zeiten». rausnehmen, weil man das im Theater Vorverkaufsstellen: kulturticket.ch Julius: Mir gefällt am Theater, wie direkt nicht mache. Kurz darauf schrie er noch­ Abendkasse Weitere Infos: www.cantatebasel.ch da alles ist. Die Zuschauer können sich mals: Ich solle mich mal locker machen. entscheiden, einer einzelnen Figur zu fol­ Da fand ich: Okay.

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«Man sollte nicht nur Theater im Kopf haben», mahnt Jörg Schröder. Foto: nils fisch

Ein rauer Wind. wenn ich weiterhin Engagements anneh- Jörg Schröder, geboren 1944, wuchs Ja, da merkte ich, wie widerstandsfähig men möchte, weiss ich heute: Ich muss in Hamburg auf. Er arbeitete an meh- man sein muss in diesem Beruf. Aber jetzt nicht unbedingt spielen. Ich geb den Stab reren deutschen Theatern, war auch weiss ich, dass ich genau das möchte. Viel- weiter. Für mich ist das beruhigend, ohne Off-Sprecher beim ZDF. 1985 wurde leicht bin ich ja masochistisch veranlagt. Theater. er unter Horst Statkus Ensemblemit- Schauspiel heisst auch immer Kampf. Julius: Und das ist auch gut so. Das glied am Theater Basel. 1993 zog er Jörg: Aber nicht nur Regisseure muss beruhigt mich auch. mit Frank Baumbauer ans Schauspiel- man aushalten. Manchmal sinds auch die Zuvor jetzt aber noch die Premiere: haus Hamburg. 2000 kehrte er unter anderen Schauspieler. Und man muss die erstmals als Erwachsene gemeinsam Stefan Bachmann zurück ans Theater eigene Persönlichkeit einbringen und zu- auf der Bühne. Basel, seit 2012 arbeitet er frei. gleich machen, was ein anderer sagt. Die Julius: Ja, wahrscheinlich das erste und Kunst ist, das alles miteinander zu verbin- wahrscheinlich auch das letzte Mal. Julius Schröder wurde 1994 in Basel den, die Kraft dazu haben und die Kraft Jörg: Wenn er in vier Jahren die Schule geboren, wo er seine Schulzeit ver- halten. beendet hat, wäre es doch grosser Zufall, brachte und 2014 die Matura machte. dass wir in einem Theater zusammenkom- Seine Eltern, der Vater Schauspieler, «Ich werde oft gefragt, men könnten. die Mutter Theaterschaffende, führ- Spielen Sie nur zu zweit? ten ihn früh in die Theaterwelt ein. Als wie es sei, mit dem Vater Jörg: Ja. Luzius Bauer unterstützt uns Fünfjähriger stand er in «Die kleine mit seinem Audiodesign. Wir haben Ton- Hexe» zum ersten Mal auf der Bühne. zu proben. Und ich muss aufnahmen gemacht, Musik, Geräusche, 2012 kam er ans Junge Theater Basel, auch eine Erzählerin kommt ab Band. Es wo er etwa in «Tschick» und «Strom» sagen: super!» ist eine szenische Lesung, zwischen Tra- zu sehen war. Daneben hat er an der gik und Komik. Geplant sind nun zwei Musik-Akademie eine Gesangsaus­ Wie machen Sie das, nach 45 Jahren? Vorstellungen und eine Derniere im Janu- bildung gemacht und ist heute als DJ Warum tun Sie sich das noch an? ar. und Produzent in der Band Die Teil- Jörg: Naja, ich nahm mir im letzten Jahr Was lernen Sie derzeit von Ihrem chenbeschleuniger tätig. eine Ruhezeit, zwangsweise, weil ich eine Vater? schwere Infektion am Fuss erlitten hatte Julius: Ich lese und lerne den Text. Und und ich erstmals eine Premiere absagen überlege mir erst danach, was er eigent- men zu machen und überhaupt keine musste. lich bedeutet. Mein Vater aber erfasst die Hemmungen, aufeinander zuzugehen, Dass Sie nicht auftreten konnten, war Situationen sofort. Wenn er einen Text uns zu umarmen, festzuhalten und von zuvor noch nie geschehen? liest, macht er sich auch gleich Gedanken ganz nah ins Gesicht zu schauen. Oder zu Nicht dass ich wüsste. Ich hab gespielt, zum Klang, wie man den Text denkt. Davor streiten. auch wenn es mir schlecht ging. Hatte ich habe ich mega Respekt. Jörg: Das Gute ist, dass wir uns auch mal 39 Grad Fieber, dann wurde ich mit Jörg: Das habe ich ihm geraten: Vor privat Nähe zuzulassen trauen. Auch, dass dem Taxi zum Bühneneingang chauffiert, dem Spielen den Text denken. wir miteinander streiten können, hilft denn eine Vorstellung musste stattfinden. Julius: Aber es ist mehr als das, du hast ­sicher. Mit so einer guten Beziehung kann Aber klar, das macht einen irgendwann gleich einen Bezug dazu und gehst mit man auch gut Theater spielen. Ich würde ­kaputt, vor allem, wenn man mit vollem dem Text in die Tiefe. Und du zeigst mir das niemals machen, wüsste ich nicht: Der Einsatz dabei ist. Die Infektion zwang Details, wie man ein Satzende betonen Julius kann das. Wir wollen uns ja nicht mich zur Ruhe, so sagte ich mir: «Jetzt kann … wie man eine andere Bedeutung produzieren, sondern gemeinsam Spass machst mal nichts eine Zeit lang.» verleihen kann, je nach Betonung am am Spielen haben. War das zum Aushalten? ­Satzende … tageswoche.ch/+y1oeq × Ja, ich hab die letzten Monate wunder- Sie geniessen bei Ihrem Vater eine *Julius Schröder wurde inzwischen an der bare Bücher gelesen, die 105 Seiten von Masterclass, für die andere viel Geld Schauspielschule in Bern aufgenommen. «Candid» auf eine Länge von 70 Minuten zahlen. runtergekürzt und die Proben vorbereitet. Julius (lacht): richtig, ja. Ich werde oft «Candid oder die beste aller Welten», Ich lass jetzt einfach mal das Leben auf gefragt, wie es sei, mit dem Vater zu pro- 9. Dez., 20 Uhr, und 11. Dez., 18 Uhr, mich zukommen, gucke mir die Leute an, ben. Und ich muss sagen: super. Und wir Theater Garage, Bärenfelserstrasse 20, nehme mir Zeit, die früher fehlte. Auch haben unglaublich Spass, etwas zusam- Hinterhaus, Basel.

TagesWoche 50/16 In New York wurde Jennifer Jans klar, wie komfortabel das Musikerdasein in der Schweiz ist. foto: Bleu Roi

Bleu Roi Oft bereitet Jennifer Jans die Bühne für andere. Nun tauft sie in der Kaserne den ersten Longplayer ihrer Band Bleu Roi. Der Reiz der weiten Klanglandschaften

TagesWoche 50/16 35 von Marc Krebs Vision und die Songs, wir tragen Instru- zu Details hörbar ist: «Skyscraper», mente und Arrangements bei.» «Home» oder «Voyeur» heissen die Licht- as bleibt vom Basler Pop- Nach einer EP, die im Schlafzimmer blicke, die im dunklen Königsblau schim- Jahr 2016 hängen? Aus- entstanden war, reiste Jans mit ihren drei mern. Ergreifend. drucksstarke Stimmen, Mitmusikern nach New York, um in die Der visuelle Auftritt, der das Album zum Beispiel: Was die Grossstadt einzutauchen. Das war im ­begleitet, wirkt nicht zufällig nordisch WU30er in dieser Stadt seit James Gruntz’ Sommer 2014 und markierte den Anfang kühl. Ob Björk oder Sigur Ros, Jennifer faszinierendem Album «Belvedere» in eines Prozesses, der nun zum Album Jans (28) zählt beide zu ihren Einflüssen. ­Sachen Vokalpop bieten, ist erfreulich ­geführt hat. Titel wie «Skyscraper» erzäh- «Musik aus Island hat eine andere Ästhetik. ­experimentell. Wir denken an Sarah Reid. len von diesen Eindrücken, unterfüttert Viele Bands arbeiten mit Mehrstimmig- An Annie Goodchild. Und an Bleu Roi, die von «Field Recordings», Hintergrund­ keit, kreieren atmosphärische Klänge, das nun in der Kaserne ihr Debütalbum «Of geräuschen, die sie in der Millionen­ hat mich schon immer sehr berührt.» Inner Cities» vorstellen werden. metropole aufnahmen. Nanu, Plural? Ist Bleu Roi nicht ein Dream Pop mit Schönheitsfehler ­Soloprojekt? War es mal, ja. Die Geschich- «Musik aus Island hat Entsprechend flächig-entrückt klingen te geht so: Jennifer Jans war Teenagerin, auch die Lieder auf «Of Inner Cities». als sie bei Mañana einstieg. Jahre jünger eine andere Ästhetik. ­ ­Diese künstlerische Konsequenz hat aller- als der Rest der Band, tankte die Keyboar- dings auch ihren Nachteil, weist das derin Selbstvertrauen und sammelte erste Die hat mich schon ­Album doch auf Dauer eine Gleichförmig- Erfahrungen auf dem internationalen keit auf – langsam die Tempi, reduziert die Pop-Parkett. immer sehr berührt.» Drums, wolkig die Gesänge, und dazu Vor fünf Jahren, für Mañana gabs kein ein Bass, der allzu stark in den Hinter- Morgen mehr, hielt sie sich in den USA Jennifer Jans grund gemischt ist, um das Ganze noch auf, ihrer zweiten Heimat (die Mutter ­erden zu können. Ein Schönheitsfehler im stammt aus Connecticut). Dabei geriet ihr Ehe sich Jennifer Jans aber Spaziergän- Dream Pop, wie man ihn auch bei anderen das zweite Album von Bon Iver in die Hän- gen und Songwriting widmete, erfuhr sie prächtigen Bands wie Beach House aus- de. Und liess sie nicht mehr los: «Die Art, mit ihrer Band eine Lektion in Demut: drei machen kann. wie er mit der Stimme arbeitete, wie er Konzerte im Big Apple. Dabei lernten sie, Und wer weiss, vielleicht kommt da live sich von klassischen Songstrukturen los- was es heisst, zu improvisieren. «In New noch mehr ausgleichender Druck rüber. löste, hat mich völlig fasziniert. Und dazu York wird einem bewusst, wie komfortabel, Denn jetzt stehen die Bühnenauftritte an, ermutigt, meine eigene Musik zu machen. wie gut man es als Musikerin in der und zwar die eigenen – für einmal die eige- Bon Iver gab indirekt den Startschuss für Schweiz hat», sagt Jans, und Rüst schiebt nen, ist man versucht zu sagen, ist Jennifer Bleu Roi.» ein konkretes Beispiel nach: «Im trashigs- Jans doch sonst als BScene-Präsidentin ten Club stand ein 16-Kanal-Mischpult, und Tätschmeisterin der Talkreihe «Mit- Solo- oder Bandprojekt? wovon nur gerade vier Spuren funktio- ten in der Woche» jene Person, die die Mit dieser Inspiration in den Ohren nierten», erzählt er. «So habe ich gelernt, Bühne für andere freigibt. ­begann sie Songs zu schreiben, die von dass wir die Songs auch mit weniger Muss sie aufpassen, dass ihre eigene Keyboardklängen und Gesangsharmonien Equipment auf die Bühne bringen können, Musik nicht zu kurz kommt? Sie lächelt, geprägt waren. Als sie das Soloprojekt erst- dass einige Sachen, auf die ich zuvor viel leicht verlegen. Zwei Herzen schlagen in mals auf die Bühne brachte, zog sie Freun- Wert legte, gar nicht so essenziell sind», ihrer Brust: Jenes der Vermittlerin und de hinzu: Axel Rüst (Cloudride) als Gitar- sagt Rüst. Veranstalterin, und jenes der Sängerin rist, dessen Bruder Stefan als Drummer Was aber nicht heisst, dass Bleu Roi und Komponistin. und ihre Schwester Imogen Jans als Key- ­danach, im Studio, nicht getüftelt hätten. Jetzt heisst es erst mal Vorhang auf für boarderin und zweite Stimme. So wurde Im Gegenteil: Mit Produzent György Jennifer Jans, die Musikerin. Bleu Roi heimlich zum Quartett. «Es darf ­Barocsai haben sie in Göteborg die Klang- tageswoche.ch/+hx03z × ruhig ein bisschen unklar sein, ob es ein schichten der Demoversionen zusam- Solo- oder Bandprojekt ist», sagt Axel Rüst. mengetragen. Entstanden ist daraus ein Bleu Roi: «Of Inner Cities». Ein bisschen mysteriös also, wie die Musik. vokal ­getriebenes Werk mit vielen elektro- Albumtaufe: Kaserne, Basel. Aber eigentlich ist klar: «Jennifer hat die nischen Untertönen, bei denen die Liebe Fr, 9. Dezember, 22 Uhr.

MUSEEN

Kunstmuseum Basel Der figurative Pollock Hauptbau: St. Alban-Graben 16 Neubau: St. Alban-Graben 20 02.10.2016 – 22.01.2017 | Neubau, 2. Obergeschoss. Gegenwart: St. Alban- „Wenn man aus dem Unbewussten heraus malt, müssen Rheinweg 60 zwangsläufig Figuren hervortreten“, sagte Jackson Pollock 1956 in einem Interview. Die grosse Sonderausstellung im Kunstmuse- Telefon +41 61 206 62 62 um Basel widmet sich erstmals dieser Perspektive auf den Fax +41 61 206 62 52 amerikanischen Künstler und möchte einen neuen Blick auf sein www.kunstmuseumbasel.ch knapp drei Jahrzehnte umspannendes Werk lenken.

Museum Tinguely Paul Sacher-Anlage 1 Tel. 061 681 93 20 Di – So: 11 – 18 Uhr MUSIKMASCHINEN/ www.tinguely.ch Öffentliche Führungen jeden So 11.30 Uhr MASCHINENMUSIK Kosten: Museumseintritt FOTO: TINGUELY MUSEUM FOTO: TINGUELY

TagesWoche 50/16 36 «Safari» von Naomi Gregoris In den Filmen von Ulrich Seidl geht ­ nd wie ist er so? Der Presse- mann lächelt schief. «Stellen es um «Wahrhaftiges». U­ nd das «muss Sie sich einen trockenen Weisswein vor. Einen trocke- wehtun», findet er. Unen, spröden Weisswein. Und jetzt ma- chen Sie einen Menschen draus. So ist ­Ulrich Seidl.» Ich sei die letzte Interviewerin, wird mir gesagt. Ähnlich aufmunternd wie der Wein-Kommentar. Auch die geübteste Warum tun ­Celebrity hat nach zehn Interviews genug. Irgendwann ist die Story erzählt. Ich blät- tere den Pressebericht durch. Es geht um Seidls neuen Film. «Safari» handelt von Menschen, die Grosswild jag­ en. Einfach Sie uns das an, so, zum Spass, als Zeitvertrieb. Und doch nicht einfach so, denn das würde Ulrich Seidl nicht interessieren. Seine Filme er- zählen über das hinaus, was sie zeigen. Meistens funktioniert ein Seidl-Film so: Herr Seidl? Er sucht sich Menschen, begleitet sie meh- rere Monate und stellt mit ihnen schliess- lich ihr Leben nach. Immer streng insze- niert, nichts wird dem Zufall überlassen. Der Regisseur versteht es, tiefste Begehren und Ängste auszugraben, dokumentarisch zu inszenieren und dem Zuschauer in die Fresse zu hauen. Eine unflätige Art, sein Vorgehen zu beschreiben, aber sie passt zu Seidls provokativer Praxis: menschliche Psyche mitten in die Fresse. Das verhält sich auch in «Safari» nicht anders: Im Mittelpunkt steht eine wohl­ «Der Zuschauer ist berührt, weil ihn die Themen etwas angehen.» foto: keystone habende Familie aus Oberösterreich, die als Hobby gemeinsam auf Grosswildjagd fährt. Man schaut ihr bei allem zu: sich gut zureden, Gewehr ansetzen, schiessen, zit- tern, umarmen und neben der erlegten Giraffe schnell mal fürs Fotoalbum posie- ren. Dann die schlaffe Giraffe umständlich auf den Laster packen und wegfahren, wobei die Giraffe runterfällt und schliess- lich dem Boden entlanggeschleift werden muss. Es ist zum Heulen. Und man schaut keine Sekunde­ weg. «Sie können jetzt kommen», sagt der Pressemann. Ich hole tief Luft. Interview Nummer elf, los gehts. Herr Seidl, sind Sie Vegetarier? Äh, nein? Okay, er weiss genau, worauf ich hinaus will. Schon im Vorfeld gab es zu «Safari» rege Diskussionen darüber, ob Grosswildjagd mora- lisch vertretbar sei. Seidls Kommentar dazu: «Aber klar doch.» Seit ich den Film gesehen hab, kann ich kein Fleisch mehr anrühren. Die Giraffenszene hat mich fertiggemacht. Das ist eigentlich falsch gedacht. Für mich ist das Schlachten und Verwerten der Giraffe eine natürliche Sache. Was Sie es- sen, ist aber Fleisch aus Massentierhal- tung. Das ist das eigentliche Verbrechen. Wir beziehen unser Fleisch meist vom Bio- bauern. Aber egal, lieber noch etwas sticheln, so bleibt er zumindest wach. Und die Jagd ist kein Verbrechen? Wenn ich sagen würde, Jagd ist Verbre- chen, dann hätte ich den Film nicht ge- macht. Mit einem Vorurteil an ein Thema

TagesWoche 50/16 37 ranzugehen finde ich falsch und auch Es gibt keine absolute Antwort. Man FLASH nicht richtig gegenüber den Protagonis­ kann nur vermuten. Dass der Mensch ten. Wenn man mit einem Film nur das ­unter bestimmten Voraussetzungen seine einholen will, was man vorher schon ge­ Macht über die Kreatur ausspielen will. KULTUR dacht hat, dann macht das Unternehmen Der Tötungsakt ist offensichtlich eine «Böse Bücher» für mich keinen Sinn. Ich habe ein Thema ­Befriedigung, diese Macht ausüben zu und lasse mich darauf ein, versuche es zu können. erforschen, zu ergründen, warum Men­ Eigentlich geben Sie in «Safari» doch schen die Dinge tun, die sie tun. In «Safari» Antwort auf diese Frage – nur nicht in ist das natürlich ein grosses Thema: Wa­ Worten. Sie lassen Situationen für rum schiesst man Tiere tot? Noch dazu sich sprechen, Aussagen und Gesten. wenn mans gar nicht braucht zum Leben? Die Auseinandersetzung geschieht Da denke ich nach und versuche, dem, was viel subtiler als das blosse «Peng, hier hier passiert, und den Menschen gerecht habt ihr eure Antwort». zu werden. Wenn man ein Jagdgegner ist, Genau, gut beobachtet. dann muss man auch gegen Massentier­ Okay, da hab ich ein bisschen gebauch­ haltung sein. pinselt. Aber es stimmt: Die Szene in «Safari», wo die Kamera ganz lange auf die Giraffen ge­ «Ich bin nicht dafür da, richtet ist, die ein paar Meter entfernt auf ihr totes Herdenmitglied starren, ist mit keinen es dem Publikum recht Worten der Welt zu beschreiben. Ausserdem ist er jetzt definitiv wach. Grauen statt zu machen.» Die Leute werfen mir immer vor, ich würde das wertfrei machen, das sei alles Das ist eine sehr klare Meinung. Im wertfrei. Und da muss ich jeweils sagen: Grauschatten Film aber nehmen Sie eine quasi-neu- «Ja, das ist wertfrei und trotzdem ist es ein trale Haltung ein. Weder glorifizieren Blick, der mein Blick ist, und deshalb sagt «Böse Bücher» heisst die öffentliche Ring­ Sie Ihre Protagonisten, noch verurtei- er auch etwas aus.» Die Leute werden vorlesung der Uni Basel, und sie macht len Sie ihr Handeln. durch meinen Film nicht Lust bekommen, ­ihrem Namen alle Ehre. Zahlreiche Kultur- Das ist bewusst. Ich will dem Zuschau­ auf die Jagd zu gehen. und Literaturwissenschaftler rezitieren er die Wertung überlassen, ihn für sich Ein anderes typisches Seidl-Moment und reflektieren umstrittene Stücke der ­seine Meinung bilden lassen. Jetzt, wo der ist die Frontalaufnahme. Menschen letzten Jahrhunderte. Joseph Vogl von Film draussen ist, finden Jäger wie Jagd­ schauen eine halbe Minute lang der Humboldt-Universität Berlin liest gegner, dass ihre Haltungen angemessen geradeaus in die Kamera und rühren am nächsten Montag aus «Die 120 Tage vertreten sind. sich nicht. Was geben Sie den Protago- von Sodom», dem pornografischen Episo­ Sie machen es also allen recht? nisten da jeweils für Anweisungen? denroman des berüchtigten Marquis de Ja. Ich sage: Tun Sie so, als würde ein Foto Sade. × Er geht nicht darauf ein. Noch ein Versuch. gemacht. Ausser dem Zuschauer. Das Publikum Was ist der Reiz solcher Auf­nahmen? Alte Universität, Rheinsprung 9, Basel; leidet jeweils regelrecht im Kinosaal. Sie sind Momente der Wahrheit. Der Nebengebäude, Grosser Hörsaal, Wieso tun Sie uns das an? Protagonist schaut dem Zuschauer in die 12. Dezember, 18.15 Uhr. Ich bin nicht dafür da, es dem Publi­ Augen, sie sind quasi an derselben Stelle kum recht zu machen. Ich bin keine Enter­ zur selben Zeit. Obwohl das natürlich ein tainment-Industrie. In meinen Filmen Trugschluss ist. Aber es sind Momente, gehts um Wahrhaftigkeit, darum, Dinge zu in denen sich Zuschauer und Protagonist zeigen, die für uns alle relevant sind. Da ganz nahe kommen können. Man fühlt muss es wehtun. Da muss ich Themen auf­ sich verbunden, aber auch verunsichert. greifen, die tabuisiert sind oder unter die Man schaut in diesen Situationen ja stets Haut gehen. Und da ist der Zuschauer be­ auch in sich selber hinein. Kunsthandwerksmarkt rührt, weil sie ihn was angehen. Da kann Gab es Szenen in «Safari», die Ihnen man nicht einfach sagen, das sind die so richtig zusetzten? Anderen. (Schüttelt den Kopf.) Weihnachts- Wie haben Sie die Familie gefunden? Keine einzige? Stossen Sie nie an Ihre Wir haben begonnen, bei Jägerverei­ Grenzen? nen unser Projekt vorzustellen. Die gibt es Ich erinnere mich an eine Szene in klassiker ja zuhauf. Natürlich kommt man da nicht ­meinem Film «Import/Export», in der so schnell weiter, die Jagd hat ein schlech­ ein kleines Baby mit starker Bronchitis Hier wird man bestimmt fündig auf der tes Image und der Seidl auch. ­behandelt wird. Da wurde es mir schon Suche nach originellen Weihnachtsge­ Sie haben ein schlechtes Image? mulmig. schenken: Im Quartierzentrum Bachlet­ Nicht grundsätzlich, aber wenn da ei­ Was haben Sie dagegen unternom- ten gibt es einen Kunsthandwerksmarkt. ner mit klaren Vorstellungen kommt, dann men? An dem geselligen Anlass verkaufen pro­ ist man am Anfang natürlich skeptisch. Weitergefilmt. Das ist meine Aufgabe. fessionelle Kunsthandwerker die Produk­ Und ich wollte Menschen finden, die offen Da ist er. Der perfekte Schlusssatz. Seidl te i­ hres kreativen Schaffens – von illustren sind und hinter ihrem Hobby stehen. als getriebener Filmemacher, der schier Un­ Leuchtbuchstaben bis hin zu selbst­ Dann kann man sie auch bei der Ehre erträgliches in Kauf nimmt, um seine Vision gebranntem Keramikgeschirr. Und wer ­packen. Das sprach sich dann rum und in die Welt zu tragen. Das klingt kitschig, fast Appetit auf anderes hat: Es gibt auch Ver­ ­irgendwann traf ich auf diese Familie. Das schon rührselig. Wer die Filme Seidls aber pflegung und Getränke. × war ein glücklicher Zufall, weil eine Fami­ kennt, wird ihn in dieser letzten Aussage lie viel Stoff bietet. erkennen. Und alle anderen? Die schauen sich Quartierzentrum Bachletten, Basel, Sie wollten ergründen, warum «Safari» an und werden genau wissen, was Bachlettenstrasse 12, 9. bis 11. Dezem- ­Menschen jagen. Haben Sie eine gemeint ist. ber. www.quba.ch Antwort gefunden? tageswoche.ch/+7bz70 ×

TagesWoche 50/16 FR/MO-MI: 13.00— • ROMAN HOLIDAY [6/4 J] BASEL CAPITOL FR/SO-MI: 15.30— SO: 15.15 E/d/f Kinoprogramm Steinenvorstadt 36 kitag.com FR/SO/DI: 18.15/20.30— • THE PARTY [6/4 J] FR: 23.15—SO: 10.30— E/d • SING [4/4 J] D SO: 17.30 14.00 D MO/MI: 18.00/20.45—MI: 23.00 • DIE LEGENDE VON 14.00/17.00/20.00 E/d/f FR/SO-DI: 13.00— PAUL UND PAULA [16/14 J] Basel und Region FR/SO/DI: 18.00/20.45— SO: 20.00 D • PETTERSSON UND FINDUS – FR: 23.00—SO: 10.30— Das schönste MO/MI: 18.15/20.30 E/d/f • LIGHTNING Weihnachten überhaupt [4/4 J] OVER WATER [0/0 J] 9. bis 15. Dezember D • SULLY [12/10 J] MO: 18.30 E/d/f 16.30 FR/SO/DI: 13.30/18.00— • DOCTOR STRANGE [12/10 J] • BALIMAGE-FILMTREFF E/d/f FR: 22.30—SO: 11.10— 20.00 E/d/f IM STADTKINO BASEL MO/MI: 15.45/20.15 FR/SO/DI: 15.45/20.15— MO: 20.00 KULT.KINO ATELIER [16/14 J] ANZEIGE MO: 13.30—MO/MI: 18.00— • I’M ALL RIGHT JACK Theaterstr. 7 kultkino.ch MI: 22.30 D MO: 21.00 E/e • HAROLD AND MAUDE [12/10 J] • RESET RESTART [8/6 J] • PHANTASTISCHE TIERWESEN E/d/f Dialekt/d/f UND WO SIE ZU MI: 18.30 FR/MO-MI: 12.10—SO: 11.30 FINDEN SIND – 3D [10/8 J] • DR. STRANGELOVE OR: SO: MIT REGIEGESPRÄCH FR/MO-MI: 14.35—FR/DI: 17.25— HOW I LEARNED TO • PETER HANDKE: BIN IM WALD. SO: 15.00/18.00— STOP WORRYING AND KANN SEIN, DASS ICH MO/MI: 20.20—MI: 23.15 D LOVE THE BOMB [16/14 J] MICH VERSPÄTE [0/0 J] E/d D/d FR/DI: 20.20—SO: 20.50— MI: 21.00 FR/MO/DI: 12.15—SA/SO: 10.30 MO/MI: 17.25 E/d/f • TANNA [12/10 J] STUDIO CENTRAL Ov/d/f • JACK REACHER: FR/SA/MO-MI: 12.15 KEIN WEG ZURÜCK [14/12 J] Gerbergasse 16 kitag.com • HIERONYMUS BOSCH – FR/SO-MI: 15.20— The Garden of Dreams [12/10 J] • SULLY [12/10 J] FR/SO/DI: 18.00—FR: 23.15— E/d/f 12.30 Ov/d MO/MI: 20.30—MI: 23.10 D 14.30/20.30 • THE FLORENCE FOSTER • DEEPWATER HORIZON [12/10 J] • WILLKOMMEN BEI JENKINS STORY [16/14 J] D DEN HARTMANNS [12/10 J] Ov/d FR/SO-MI: 15.30—FR: 23.30 D FR-SO/DI/MI: 12.30—MO: 12.15 • ARRIVAL [10/8 J] 17.30 • PETTERSSON UND FINDUS – FR: 16.15/23.55—SO-MI: 15.15— Das schönste MO/MI: 20.20—MI: 23.00 D FRICK MONTI Weihnachten überhaupt [0/0 J] FR: 21.20—SO/DI: 20.20 E/d Kaistenbergstr. 5 fricks-monti.ch 14.00 D • FLORENCE • SING – 3D [0/0 J] • LITTLE MEN [14/12 J] FOSTER JENKINS [8/6 J] FR/SA: 18.00—SA/SO/MI: 15.00— 14.15—FR-SO/DI/MI: 19.00— FR: 18.50—SO-MI: 17.50— SO: 20.15 D MO: 16.00 E/d/f D MO/DI: 12.45 • SULLY [12/10 J] • AMERICAN PASTORAL [12/10 J] • UNDERWORLD: FR/SA: 20.15 D FR-SO/DI/MI: 14.30—MO: 14.00 E/d/f BLOOD WARS – 3D [16/14 J] D • ALPZYT [8/6 J] • DANCER [8/6 J] FR: 23.20 SO: 11.00—MO: 18.00 Dialekt 14.30/18.45 E/d/f • Opera: L’AMOUR DE LOIN [0/0 J] Ov/d • TROLLS – 3D [0/0 J] • I, DANIEL BLAKE [10/8 J] SA: 18.55 SO: 13.00 D 14.30/18.45/21.00 E/d/f • PETTERSSON UND FINDUS – • L’ODYSSÉE [6/4 J] Das schönste • PHANTASTISCHE TIERWESEN F/d UND WO SIE ZU 15.45/18.15/20.45 Weihnachten überhaupt [0/0 J] FINDEN SIND – 3D [10/8 J] • FLORENCE SO: 10.40—SO/MI: 12.45 D SO: 17.30 D FOSTER JENKINS [8/6 J] E/d/f • STÖRCHE – ABENTEUER • FLORENCE 16.00/18.15/20.30 IM ANFLUG – 3D [6/4 J] FOSTER JENKINS [8/6 J] • KIKI – SO: 11.00—SO/MI: 13.10 D MO/MI: 20.15 E/d/f EL AMOR SE HACE [16/14 J] • TROLLS – 3D [0/0 J] 16.30/21.00 Sp/d/f SO/MI: 13.00 D LIESTAL ORIS • CAFÉ SOCIETY [10/8 J] E/d • ROBBI, TOBBI UND Kanonengasse 15 oris-liestal.ch 16.45/20.45 DAS FLIEWATÜÜT [0/0 J] • FINSTERES GLÜCK [12/10 J] MI: 12.50 D • CINEMA PARADISO [10 J] FR-SO/DI/MI: 16.45 Dialekt SO: 14.00 D • JHERONIMUS BOSCH – PATHÉ PLAZA ABSCHIEDS-VORSTELLUNG. TOUCHED BY THE DEVIL [6/4 J] Steinentorstr. 8 pathe.ch EINTRITT FREI. SA/SO: 10.45 Ov/d • KINO GESCHLOSSEN AB MO • FRANTZ [12/10 J] • WILLKOMMEN BEI SA/SO: 12.00 D/F/d/f DEN HARTMANNS [12/10 J] SPUTNIK EXKLUSIVE VORTEILE 13.30/20.40—FR/SO/DI: 16.00— Poststr. 2 palazzo.ch KULT.KINO CAMERA FR/SA: 23.10— SCHWEIZWEIT GÜLTIG SA/MO/MI: 18.10 D • FLORENCE Rebgasse 1 kultkino.ch • UNDERWORLD: FOSTER JENKINS [8/6 J] • SETTE GIORNI [16/14 J] BLOOD WARS – 3D [16/14 J] FR/SA/MI: 18.00—SO: 11.00 E/d 14.00 I/d/f FR/SO/DI: 18.30— • I, DANIEL BLAKE [10/8 J] • TSCHICK [12/10 J] SA/MO/MI: 16.00 D 20.15 E/d/f 14.45 D • SING [0/0 J] • PETTERSSON UND FINDUS – • I, DANIEL BLAKE [10/8 J] SA/SO: 11.00 D Das schönste 16.00/20.00—SO: 11.45 E/d/f Weihnachten überhaupt [0/0 J] • WOLF AND SHEEP [10/8 J] REX SA/SO/MI: 13.30 D 16.45 Ov/d/f Steinenvorstadt 29 kitag.com • ROBBI, TOBBI UND PATHE • DOBRA ZENA – DAS FLIEWATÜÜT [0/0 J] • PHANTASTISCHE TIERWESEN D A GOOD WIFE [14/12 J] UND WO SIE ZU SA/SO/MI: 15.30 18.00 Ov/d/f • LATIN LOVER FINDEN SIND [10/8 J] I/d • LE CONFESSIONI [16/14 J] 14.00/17.15/20.30 E/d/f SO: 18.00 18.45 I/d/f • RESET RESTART [8/6 J] • ARRIVAL [10/8 J] Dialekt/d/f • HELL OR HIGH WATER [16/14 J] 15.00/21.00 E/d DI: 18.00 PASS E/d/f UNLIMITIERTES 21.00 • BRIDGET JONES’S BABY [10/8 J] SISSACH PALACE • SNOWDEN [12/10 J] 18.00 E/d/f KINOVERGNÜGEN SO: 12.00 E/d Felsenstrasse 3a palacesissach.ch STADTKINO NEUES KINO • SULLY [12/10 J] Klostergasse 5 stadtkinobasel.ch 20.30 D CHF Klybeckstr. 247 neueskinobasel.ch • I, DANIEL BLAKE [10/8 J] • SAFARI [12/10 J] E/d/f / MONAT • MY SWEET FR: 16.15 D SA-MI: 18.00—SO: 10.30 PEPPER LAND [16/14 J] • ANGSCHT VO WAAS SA: TAG DER MENSCHENRECHTE FR: 21.00 Zazaki/Arabisch/Türkisch/d FR: 18.00/19.30— 40. Ov SA: 15.00/16.30 PATHÉ KÜCHLIN • NICHT ICH Steinenvorstadt 55 pathe.ch FR: 18.00/19.30— SA: 15.00/16.30 Ov Konditionen an der Kinokasse und online erhältlich. • SING – 3D [0/0 J] FR/MO-MI: 12.10— • ETERNAL SUNSHINE OF FR/SO-MI: 18.30/21.00— THE SPOTLESS MIND [12/10 J] BASEL MI STADT PATHE MI KINO pathe.ch/basel SO: 11.00/12.30—MI: 23.30 E/d/f FR: 21.15 E/d/f FR/SO-MI: 13.00/15.30/ • THAT 18.00/20.30— UNCERTAIN FEELING [12/10 J] FR: 23.00—SO: 10.30 D SA: 18.00 E/d • SING [0/0 J] • THE RETURN OF FR/SO-MI: 13.30/16.00 D THE PINK PANTHER [12/10 J] • THE GIRL SA: 20.00 E/e ON THE TRAIN [16/14 J] • KING KONG [6/4 J] FR/MO/DI: 12.50— SA: 22.15 E/d/f FR/SO/DI: 20.40—MO/MI: 18.00 D • TOKYO-GA [12/10 J] • OFFICE SO: 13.30 Ov CHRISTMAS PARTY [16/14 J]

TagesWoche 50/16 39 Beide begeisterten sich für das Kino, besonders für «natural dramas», wie sie ihre wilde Mischung aus Dokumentarfilm und Fiktion nannten.

Eine Monster-Idee Gemeinsam zogen die zwei los, um das Spek ­takel exotischer Schauplätze auf Zel- luloid zu bannen: eine amoklau­fende Ele- fantenherde, menschen­fressende Tiger und Stammesfehden. Und wo die Wirk- lichkeit den Ambitionen der Filmemacher hinterherhinkte, halfen sie eben nach. In die Staaten zurückgekehrt, träumte Cooper von einem riesigen Gorilla, der auf der Spitze eines Wolkenkratzers gegen Flugzeuge kämpfte. Die fixe Idee zu «King Kong» war geboren. Allerdings sah Cooper nicht wirklich eine Möglichkeit, seine Geschichte in ­Bilder umzusetzen. Mitten in der Weltwirtschaftskrise der 1930er- Jahre war an Originalaufnahmen im Dschungel nicht zu denken, und wo sollte er seinen Hauptdarsteller auftreiben? Der Zufall wollte es, dass Cooper in ­seiner Funktion als Produzent bei RKO Pictures auf den grössten Filmtrick­-­ tech nik­ er seiner Generation stiess: Willis Mit Kongs Untergang war der moderne Blockbuster geboren. foto: getty images O’Brien. Der Cartoonist hatte sich das Handwerk selbst beigebracht und den Kultwerk #258 Abenteuerroman «The Lost World» von Arthur Conan Doyle im Stop-Motion-Ver- fahren gedreht: Jeder Urzeitsaurier wurde «King Kong» war kein Monster. Aufnahme für Aufnahme von Hand be- wegt – eine furchteinflössend langwierige Er war bloss leidenschaftlich verliebt. Arbeit, aber mit nachhaltiger Wirkung. Was im Grunde dasselbe ist. Noch grösser, noch lauter In einer unfreundlichen Übernahme kaperte Cooper O’Briens laufendes Pro- jekt, für das der Bastler bereits unzählige Haarigste Romanze Dinomodelle geschaffen hatte. Sogar ein provisorisches Drehbuch entlieh Cooper bei O’Brien und liess es zunächst von ­Edgar Wallace (genau, der!) und nach einer aller Zeiten Reihe weiterer Autoren von Schoedsacks Ehefrau Rose umschreiben. Den gross- spurigen Imperialisten Carl Denham lehnte Rose an Cooper an, Kongs romanti- schem Rivalen Jack Driscoll hingegen ver- von Hannes Nüsseler Schöne und das Biest», allerdings ohne lieh sie Züge ihres eigenen Gatten. das Happy End. Wenn Kong zuletzt vom «King Kong» war eine Sensation, rette- ie kanadische Schauspielerin Empire State Building in den Tod stürzt, te das Filmstudio vor dem Bankrott und Fay Wray konnte ihr Glück hat er die Herzen der Zuschauer längst er- läutete das Zeitalter des Spezialeffekt- kaum fassen: Sie würde die obert. Mit Kong stirbt kein Monster, son- kinos ein, das bis heute andauert: Wer sich Leinwand mit Hollywoods dern ein leidenschaftlicher Verehrer, der zum Beispiel «Fantastic Beasts and Where Ddunkelstem und grösstem Hauptdar­ sich aus Liebe zum Affen macht. to Find Them» anschaut, wandelt in den steller teilen, hiess es vor dem Start der Spuren desselben Überwältigungskinos, Dreharbeiten zu einem Abenteuerfilm, der Dokumentarfilmer und Abenteurer das «King Kong» begründete. Und nach das Kino revolutionieren sollte. Im Cockpit des Kampfflugzeuges, das zwei Remakes des Originals ist für das Natürlich dachte Wray dabei an gestan- Kong den Gnadenschuss versetzt, sassen nächste Jahr mit «Skull Island» ein Reboot dene Mannsbilder wie Cary Grant oder die Filmemacher selbst: Merian C. Cooper angesagt: noch grösser, noch lauter. Clark Gable und nicht an einen zehn Meter und Ernest B. Schoedsack. «Wir haben ihn Im dampfenden Dschungel des Un­ grossen haarigen Humanoiden, der sie erschaffen, also sollten wir den Hunde­ bewussten, wo sich unsere Ängste und konstant begrapschen und an ihrer Unter- sohn auch selbst erledigen», begründete ­Begierden gegenseitig tief in die Augen wäsche schnüffeln sollte: «King Kong», Cooper das Cameo. blicken, bleibt Kong eben König. das achte Wunder der Welt und Urahn des Kennengelernt hatten sich die beiden tageswoche.ch/+5xz3v × modernen­ Blockbusters. US-Amerikaner in Wien nach dem Ersten Jedes Kind kennt die Geschichte vom Weltkrieg. Cooper war Pilot und neun Im Dezember zeigt das Stadtkino Basel gigantischen Go­ rilla, der sich unglücklich Monate­ in Kriegs­gefangenschaft. Auch elf Filme aus der Sammlung von Le Bon in ein blondes Menschenweibchen ver- Schoedsack hatte Kampfeinsätze geflogen Film. «King Kong» stürmt die Leinwand liebt: Es ist eine Neuerzählung von «Die und sich dabei die Augen ruiniert. am Samstag, 10. Dezember, 22.15 Uhr.

TagesWoche 50/16 40 ­allerdings nicht zu und her – man hört ­lediglich leises Tuscheln. In der Menge der unzähligen Gerüchte im Palast lassen sich auch einige von ­Famas Gefolgsleuten ausmachen: die Leichtgläubigkeit, der unbedarfte Irrtum, die grundlose Freude, lähmende Ängste, die überraschende Empörung und Geflüs­ ter unbestimmten Ursprungs.

Falsches vermischt sich mit Wahrem In Famas Hallen vermischt sich Wahres mit Falschem; beim Weitererzählen wächst das Ausmass des Erfundenen ste­ tig, und jeder, der ein Gerücht weitergibt, erfindet etwas Neues hinzu. Damit dürfte deutlich geworden sein, weshalb das Gerücht auch in der Antike keinen guten Ruf hatte. Am Ursprung ei­ nes Gerüchts mag zwar eine reale Bege­ benheit stehen (zwingend ist das freilich nicht: Ein Gerücht kann auch völlig aus der Luft gegriffen sein). Im Laufe seiner Verbreitung tendiert es aber dazu, immer fantastischere Züge anzunehmen. Damit unterscheidet es sich von einer glaubwür­ Ein Gerücht in Gestalt von Vergils Monstrum Fama hat die Stadt im Griff. digen und überprüfbaren Nachricht. Das Gegenstück dazu ist eine bewusst Zeitmaschine in die Welt gesetzte Falschmeldung. Sol­ che werden oft mit der Erwartung gestreut, dass sie zu Gerüchten mutieren und sich Das Gerücht gewinnt seine Kraft durch in den Köpfen der Leute festsetzen. Bei Vergil – um zu unseren römischen die unbedarfte Verbreitung. Das war in Dichtern zurückzukommen – verbindet Fama zwei unterschiedliche Tätigkeiten der Antike so und ist heute nicht anders. in ihrer Person. Zum einen hat sie ihre ­Augen und Ohren überall und sammelt den Stoff, aus dem Gerüchte werden. Zum andern obliegt es ihr, die Gerüchte unter Das Gerücht und die Leute zu bringen. Dies gilt im Prinzip auch für Ovids Fama. Doch während bei Vergil die ganze ­Arbeit auf den Schultern des gefiederten seine­ Helfer Monsters ruht, kann sich Ovids Fama beim Sammeln und Verbreiten der Ge­ rüchte auf unzählige Helfer stützen. Besonders effizient dürften dabei ­ne von Martin Stohler Lügen unter die Menschen bringt wie ben der Leichtgläubigkeit und dem unbe­ auch Dinge, die wahr sind. darften Irrtum auch die Freude (insbeson­ eute, im Zeitalter von Face­ Auch Ovid (43 v. Chr. bis wahrschein­ dere in der Gestalt der Schadenfreude), book und Twitter, verbreiten lich 17 n. Chr.), Vergils jüngerer Dichter­ Ängste und die Empörung sein. sich Gerüchte bisweilen mit kollege, kommt auf Fama zu sprechen. Sie motivieren – und das nicht nur in Überschallgeschwindigkeit. ­Allerdings tritt in seinem Epos «Metamor­ der Antike – Menschen dazu, Gerüchten HIn der klassischen Antike taten sie das phosen» – anders als bei Vergil – Fama Glauben zu schenken und sie weiterzu­ wahrscheinlich nicht ganz so schnell, aber nicht direkt in Erscheinung. Statt sie verbreiten. Und weil Gerüchte in einem doch mit beachtlichem Tempo. Jedenfalls vor uns auftreten zu lassen, gibt uns Ovid emotional gedüngten Boden besonders zeichnet der römische Dichter Vergil (70 eine Schilderung ihres Palasts und ihres gut gedeihen, finden sie auch leicht den bis 19 v. Chr.) in seinem Epos «Aeneis» ein Gefolges. Weg zu sogenannten Wutbürgern und Bild des Gerüchts, das dies nahelegt. -bürgerinnen. Das Gerücht – Fama lautet seine lateini­ Ein Haus voller Stimmen Vernunftbürgerinnen und -bürger ih­ sche Bezeichnung – ist ein gewaltiges Famas Palast, ein Haus aus tönendem rerseits gehen Gerüchten weniger leicht schreckliches Scheusal mit schnellen Füs­ Erz, befindet sich im Zentrum der Welt, wo auf den Leim. Es soll sich bei ihnen aller­ sen und Flügeln. Kein Übel verbreitet sich Erde, Meer und Himmel sich berühren dings um eine aussterbende Spezies han­ schneller als es. Zu seinen Eigenheiten ge­ und von wo man alles sehen und hören deln. Aber das halte ich, mit Verlaub gesagt, hört, dass es im Laufe seiner Verbreitung kann, mag es sich auch an einem noch so für ein Gerücht. an Kräften gewinnt. Ist es anfänglich noch entfernten Ort abspielen. Das Dach hat tageswoche.ch/+auf6p × klein, so wird es rasch grösser und wächst unzählige Luken und die vielen Türen sind in den Himmel. nie geschlossen. Verkörpert wird Fama bei Vergil durch Das ganze Haus dröhnt, ist erfüllt vom ein gefiedertes Wesen mit unzähligen Widerhall der Stimmen, wiederholt, was ­Augen, Mündern, Zungen und Ohren, das es vernimmt. Nirgends ist Ruhe, nirgends auch des Nachts nicht ruht und sowohl Schweigen. Richtig lärmig geht es darin

TagesWoche 50/16 41 Wochenendlich im Lavaux Panoramablick Die zwei kleinen Häuschen («Capi- Die Aussicht raubt auch im Winter den tes») mitten im Rebhang sind öffent- lich zugänglich. Den Wein holt man Atem. Und dann ist da der Wein, den ein sich selbst im Kühlschrank beim Weingut. Und nun den Sonnenunter- Bauer mit seinem Saxofon veredelt. gang geniessen … Gaumenfreude In der Auberge de la Gare in Grand- vaux isst man vorzüglich, wird herz- lich bedient und fühlt man sich rund- Weinkultur am um wohl. Stilvoll auf dem Wasser Genfersee In der Sommersaison auf einem Dampfschiff der Belle-Epoque-Flotte. Auch im Winter mit ausgedünntem Fahrplan ist eine Schifffahrt immer ein Vergnügen.

von Franziska Siegrist Das Label «Unesco-Weltkulturerbe» Der gedeihe hier besonders gut, sagen die hilft, die ganze Gegend lebendig zu er­ Einheimischen, da er die Kraft der Sonne edes Mal, wenn ich mit dem Zug halten. Es soll keine Museumslandschaft dreimal nutzen kann: Die Sonne versorgt von Freiburg her bei Grandvaux aus sein, sondern eine sich ständig weiter ent- die Reben erstens direkt vom Himmel dem Tunnel komme, weitet sich der wickelnde Kulturregion. mit Wärme, dann indirekt, weil sie sich im Blick und das Herz: Die Sonne spie- Am Abend lassen wir uns verwöhnen, See spiegelt, und drittens kommt noch Jgelt sich im See, dahinter strahlen schnee- in der Auberge de la Gare in Grandvaux. die Wärme dazu, die in den Steinmauern weiss die höchsten Alpengipfel und im Familie Delessert pflegt hier in einer herz- gespeichert ist. Vordergrund erstrecken sich beinahe end- lichen Atmosphäre eine regionale Küche Auch uns Menschen tut die Dezember- lose Rebberge. mit frischen Produkten. Sonne gut. Wir nehmen ein Teilstück des Der Weinbau prägt das ganze Jahr über Lavaux-Wanderweges unter die Füsse, der die Arbeit und die Kultur in dieser Region. Volle Sonnenkraft für die Trauben von Lausanne bis zum Schloss Chillon Im Spätherbst ist das Leben im Lavaux Wer dazu die Aussicht geniessen will, führt. Auf Infotafeln erfahren wir unter- ­beschaulicher als während dem Ernte- kommt in der dunklen Jahreszeit besser wegs allerlei Wissenswertes über den Hochbetrieb. Nun, da die Nebelschwaden über Mittag. Nach dem Essen und einem Weinbau, die Geologie und das Leben in über dem Genfersee eine mystische Stim- edlen Tropfen aus der Gegend wartet auf dieser Region. mung verbreiten, gärt der Wein in den uns eines der wenigen, gemütlich und ori- Die Wege sind grösstenteils asphaltiert ­Fässern in Ruhe vor sich hin. ginell eingerichteten Zimmer. und eignen sich bestens für­ einen Spazier- In aller Ruhe? Nicht beim Weinbauern Am nächsten Tag zieht es uns auf den gang oder eine Velotour mit Weitblick. Alain Chollet aus Villette. Er wirbt mit ei- See. Der Perspektivenwechsel mit dem Und nach ein bisschen Bewegung ist der ner speziellen Etikette auf seinen Fla- Blick vom Schiff in die Rebberge und die Appetit wieder geweckt für Köstlichkeiten schen: «Vin élevé en musique». In der ruhi- schmucken Weindörfer zeigt, wie weitläu- aus Küche und Weinkeller der Region. geren Winterzeit spielt er täglich im Wein- fig das Lavaux ist. Und ideal für den Wein. tageswoche.ch/+kqe8f × keller Saxofon, was sich ganz sicher Schöne Aussichten: vom Rebberg auf den See oder umgekehrt. foto: franziska siegrist positiv auf die Qualität auswirkt. Chollet ist mehr als zufrieden mit der Ernte 2016: «Das ist ein Spitzenjahrgang», sagt er. Auch dieses Jahr konnte er auf frei- willige Erntehelfer zählen. Seine Website «Vendanges à la carte» ist mittlerweile so- gar in einem chinesischen Reiseführer verzeichnet. Wie die meisten Weinbauern in dieser Gegend führt Chollets Familienbetrieb seit mehreren Generationen alle Arbeits- schritte selbst aus – vom Anpflanzen und der Pflege der Rebstöcke über die Ernte, das Pressen und das Reifen des Weins in den Fässern bis hin zum Abfüllen in die Weinflaschen.

Gut erhaltenes Weltkulturerbe Wie uns Chollet erzählt, hat sich diese Kulturlandschaft mit den speziell für den Weinbau angelegten alten Terrassen so gut erhalten, weil die Bevölkerung schon vor Jahrzehnten beschlossen hatte, die Reb- berge zu schützen und nicht in Bauland umzuzonen. Ausserdem pflege auch die junge Generation diese Arbeit weiter.

TagesWoche 50/16 Frageraster TaWo_50-16 Lösungswort: TANNENBAUM Kreuzworträtsel

blutsau- ‘Jahrhundert- sie herrscht aromatische auch dt. Stadt nicht ein ...schule gende pflanze’ (im Schilf, gerade im tropische Erlöser an der it. Rohwurst Einziger Regio Basel Nacht- Bot. Garten Teichrohr Dezember Frucht gestalt d. Uni Basel) genannt Donau 9 schon früh

grösste Insel 8 der Erde letzter Buch- sich, wie To-Level- stabe des nein, typisch franz.: er Monat Spanier Domain griech. britisch Alphabets sagen von Mali weibl.

Vulkan ______Vorname in Italien 1 Grundprinzip 3 so ist je- per so rasender mand, der knapper meint Angriff (auf Epo genom- Mittwoch zu Fuss men hat andere)

Autokenn- schneefrei elf als röm. Zahl zeichen v. Kreuzlingen

Inbegriff einstiges weibl. Teelöffel i. der Voll- Basler Vorname Rezepten kommenheit 6 Warenhaus (teils mit h) HIER KÖNNTE IHR INSERAT Vergrösse- sagen die Kirche Gewürz (f. Staat in Abk. f. rund rung eines Kinder teils i. Kleinbasel Eintöpfe) Westafrika STEHEN Gebäudes 10 auch für WC durch Mau- ern befes- tigtes Hafenufer war Basler Österrei- Ende, wie zur Zeit Tierkreis- asiat. freistehende Künstler chischer Franzosen sehr ge- zeichen Liter, span. Brettspiel Plastik (Otto, Rundfunk sagen fragter Baum Widder Gruppe 33) bäuerliche Gott, den graf. Zei- ______Auktion Langspiel- man in platte chen f. Ton Spanien Schaumwein 4 (Musik) kennt

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wir kennen ...sel = Strömung sie vom Doppelvokal teils mit (im Wasser) Samichlaus 5 Brennhaaren

Antwortenraster TaWo 49-16 Lösungswort: INNENSTADT P GPL AS Lösungswort: TEUFEL FEUERLAND NMW TARSTC A EDAMER L ITER H EL I IH OZ EAN H ELM V IER U R A 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 I T M IT NEB EL BARF I MITMACHEN UND GEWINNEN I O N N B A TIK N B S E N DL H O RAR Senden Sie eine SMS an die Nummer 343: TW Lösungswort, Name ZU GEWINNEN: C D U K OJ E S ONN E O RGAN N O M E N T A G und Adresse (1.­– SMS) oder unter www.tageswoche.ch/kreuzwort. Wir verlosen einen Pro ­Innerstadt T R IO Z U G A R E Z OO R L E A S I R E F EST Einsendeschluss: 13.12.2016. Lösungswort der letzten Woche: Gutschein (50 CHF). Gewinnerin: A FF E C T T N TLAT INNENSTADT Barbara Jenny Auflösung der Ausgabe Nr. 49 Impressum

TagesWoche Chefredaktion/ Mike Niederer (Produzent), Layout/Grafik Anzeigenverkauf 6. Jahrgang, Nr. 50; Geschäftsleitung Hannes Nüsseler (Produzent), Anthony Bertschi, COVER AD LINE AG verbreitete Auflage: Christian Degen Jonas Grieder Carol Engler Tel. 061 366 10 00, 10 800 Exemplare (prov. Wemf- Digitalstratege (Multimedia-Redaktor), Bildredaktion [email protected] beglaubigt, weitere Infos: Thom Nagy Renato Beck, Nils Fisch tageswoche.ch/+sbaj6), Creative Director Ronja Beck (Praktikantin), Korrektorat Unterstützen Sie unsere Arbeit Spitalstrasse 18, Hans-Jörg Walter Yen Duong, Andrea Fopp, Yves Binet, Chiara Paganetti, mit einem Jahresbeitrag 4001 Basel Redaktion Naomi Gregoris, Stefan Kempf, Irene Schubiger, Supporter: 120 Franken pro Jahr Herausgeber Karen N. Gerig Simone Janz (Praktikantin), Laura Schwab, Enthusiast: 220 Franken pro Jahr Neue Medien Basel AG (Stv. Chefredaktorin), Christoph Kieslich, Martin ­Stohler, Gönner: 500 Franken pro Jahr Redaktion Amir Mustedanagić Marc Krebs, Felix Michel, Dominique Thommen, Mehr dazu: tageswoche.ch/join Tel. 061 561 61 80, (Leiter Newsdesk), Matthias Oppliger, Jakob Weber [email protected] Reto Aschwanden Jeremias Schulthess, Verlag und Lesermarkt Druck (Leiter Produktion), Dominique Spirgi, Tobias Gees Mittelland Zeitungsdruck AG, Die TagesWoche erscheint Gabriel Brönnimann Samuel Waldis Abodienst Aarau täglich online und jeweils am (Leiter Region), Redaktionsassistenz Tel. 061 561 61 61, Designkonzept und Schrift Freitag als Wochenzeitung. Tino Bruni (Produzent), Béatrice Frefel [email protected] Ludovic Balland, Basel greenpeace.ch/wald

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