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Seite 51 Hölzinger: Schneesperling – Brutvogel auf der Insel Kreta

Schneesperling Montifringilla nivalis – Brutvogel auf der Insel Kreta (Griechenland) Jochen Hölzinger

Einleitung Das Areal des transpaläarktisch verbreiteten Schneesperlings erstreckt sich über die Ge- birgsregionen Südeuropas und Südasiens. Die Brutvorkommen in Europa reichen von den Cordillera Cantabrica über die Pyrenäen, die Alpen und die Abruzzen bis in die montane Stu- fe der Gebirge auf der Balkanhalbinsel (Glutz von Blotzheim / Bauer 1997, Hagmeijer / Blair 1997, del Hoyo et al. 2009, Stresemann et al. 1974). Von den Mittelmeerinseln war bisher lediglich ein Brutvorkommen auf Korsika bekannt. Aus Griechenland waren bisher Bruten und Brutzeitvorkommen aus den Gebirgsstöcken vom Killini im nördlichen Peloponnes über den gesamten hinweg vom Parnass im Süden bis zum Grammos im Nordwesten sowie vom Kajmakčalan im Woras-Gebirge und vom Olymp im Norden Griechenlands bekannt geworden (Hölzinger 1993). Seit dieser ersten zusammenfassenden Darstellung über den Schneesperling als Brutvogel in Griechenland sind im Rahmen der systematischen Kartie- rung der Brutvögel Griechenlands inzwischen alle Gebirgslagen über 1900 m ü. M. lückenlos kartiert worden. Dabei sind weitere wichtige Vorkommensgebiete des Schneesperlings auf dem Festland Griechenlands und überraschenderweise auch auf Kreta bekannt geworden, die im Folgenden dargestellt werden.

Methode siven Levka Ori (2454 m ü. M.), Psiloritis Die nachfolgend zusammengefassten Fest- (2456 m ü. M.) und (2148 m ü. M.) der- stellungen zur Verbreitung des Schnee- artige Hochlagen aufweist. Darüber hinaus sperlings resultieren aus der seit 1981 all- wurden bei den Inseln auch die nächst höhe- jährlich durchgeführten systematischen ren Gebirgsstöcke auf mögliche Schneesper- Kartierungsarbeit zur Verbreitung der Brut- ling-Vorkommen hin untersucht: Anos mit vögel in Griechenland (horizontale und ver- 1628 m ü. M. auf Kefallonia und mit tikale Verbreitung) auf der Grundlage des 1611 m ü. M. auf Samothraki. Die Untersu- UTM-Gitternetzes 10 x 10 km bzw. 5 x 5 km chungen wurden im Mai, meist ab der zwei- (UTM = Universale Transversale Merkator- ten Mai-Hälfte, und im Juni durchgeführt. projektion; zur Methodik der vertikalen Kar- Da die Besiedlung des Brutgebietes spätes- tierung siehe Hölzinger 1986). Auf die gründ- tens Ende Mai abgeschlossen ist (Heiniger liche Erfassung aller Hochgebirgslagen über 1991), darf angenommen werden, dass Brut- 1900 m ü. M. als möglicher Lebensraum des reviere kartiert wurden. Schneesperlings wurde besonders geachtet. Diese Regionen sind inzwischen vollstän- Ergebnisse und Diskussion dig auf dem Festland Griechenlands und auf Die systematische Kartierung der Brutvö- den Inseln kartiert worden, wobei von den gel Kretas einschließlich der drei großen Ge- Inseln nur Kreta mit den drei Gebirgsmas- birgsmassive Levka Ori (Weiße Berge), Psi- monticola Nummer 104/2011 Seite 52

Abb. 1: Horizontale und vertikale Verbreitung des Schneesperlings (Montifringilla nivalis) auf Kreta (zur Me- thodik siehe Hölzinger 1986). Seite 53 Hölzinger: Schneesperling – Brutvogel auf der Insel Kreta loritis und Dikti in den vier Jahren 1984 und Brutnachweis. Weitere Brutnachweise folg- 1997 bis 1999 brachten überraschenderwei- ten 1980 im Cinto-Massiv und 1981 auf dem se am 7.5.1997 im Gingilosmassiv in den Monto Renoso, wo bereits am 10.6.1977 Levka Ori die Feststellung eines Altvogels ein Individuum beobachtet werden konnte auf 2080 m ü. M. sowie am 28.5.1999 im (Blondel / Frochot 1978, Thibault 1983, Thi- etwa 12 km östlich davon entfernten Troha- bault / Bonaccorsi 1999, Yeatmann-Berthe- tismassiv, ebenfalls in den Levka Ori gele- lot 1994). gen, den Nachweis eines Brutpaares mit Nest Von den übrigen Inseln des Mittelmeeres auf 2260 m ü. M. (Abb. 1). Die Bruthabita- mit entsprechenden montanen Zonen kom- te des Schneesperlings in beiden Bergmas- men theoretisch nur noch zwei Inseln als siven lagen in der Fels- und Felsschuttregi- Vorkommensgebiete für den Schneesper- on der hochalpinen Gipfelregion (vgl. Abb. 2 ling in Betracht, nämlich Sizilien und Samo- für das Brutrevier am Gingolos). thraki in der Nordägäis, die jeweils derartige Kreta ist damit die zweite Insel im Mittel- subalpine und alpine Zonen aufweisen. Auf meer mit Brutvorkommen des Schneesper- Sizilien ist die Art zwar zur Brutzeit nicht lings. Auf Korsika konnten Brutvorkommen nachgewiesen worden, sondern nur einmal in der subalpinen und alpinen Zone zwischen ausnahmsweise im Oktober: Am 16.10.1976 2000 und 2650 m ü. M. festgestellt werden, wurden zwei Vögel aus einem Trupp von wo die Art möglicherweise regelmäßig in 15 Schneesperlingen bei Isola di Ustica er- weniger als 10 Paaren brütet (Thibault / Bo- legt (Massa 1978, Iapichino / Massa 1989). naccorsi 1999). Erstmals gelang 1956 ein Es stellt sich jedoch die Frage, woher diese

Abb. 2: Brutrevier des Schneesperlings (Montifringilla nivalis) am Gingolos in den Levka Ori (Weiße Berge). Bild: J. Hölzinger (7.5.1997). monticola Nummer 104/2011 Seite 54

Abb. 3: Verbreitung des Schneesperlings (Montifringilla nivalis) in Griechenland im UTM-Netz 10 x 10 km. offenbar durchziehenden Vögel stammen. le Prunella collaris. In der Türkei liegen die Schneesperlinge sind Teilzieher, die im Win- niedrigsten Brutplätze des Schneesperlings ter in der alpinen Zone ausharren, aber auch auf 950 m ü. M. (Kasparek 1992, Kirwan et in tiefere Lagen ausweichen oder sogar wei- al. 2008), so dass durchaus auch mit tiefe- tere Strecken zurücklegen können, so dass ren Vorkommensgebieten gerechnet werden die Herkunft unbekannt bleiben muss (vgl. muss. z.B. Cheylan 1973, Glutz von Blotzheim / Auf dem Festland Griechenlands konnten ins- Bauer 1997 und Heiniger 1988, 1991). Auf gesamt 17 Brutgebiete des Schneesperlings in Samothraki besteht eine eindrucksvolle, den Hochgebirgsregionen gefunden werden, weitgehend abgeschirmte und äußerst selten die in der nachfolgenden Dokumentation zu- begangene Gebirgsregion im Fengari-Mas- sammengestellt sind. Die Nummern beziehen siv, das bis 1611 m ü. M. ansteigt. Dort brütet sich auf die Eintragungen aller griechischen z.B. als montane Vogelart die Alpenbraunel- Brutgebiete in der Verbreitungskarte (Abb. 3). Seite 55 Schneesperling Montifringilla nivalis – Brutvogel auf der Insel Kreta

(1) Kreta: Bergmassiv Gingilos (Levka (5) Giona Ori/Weiße Berge) Am 10.6.1993 traf ich in der Fels- und Fels- Am 7.5.1997 beobachtete ich in der Fels- schuttflur der Gipfelregion auf 2240 m ü. M. und Felsschuttregion des Gipfelbereichs auf drei Altvögel an (Hölzinger 2000). Revier- 2080 m ü. M. einen Altvogel. Reviernach- nachbarn: Pyrrhocorax pyrrhocorax, Eremo- barn waren: Oenanthe oenanthe und Prunel- phila alpestris und Carduelis cannabina. la collaris. (6) Vardoussia (2) Kreta: Bergmassiv Troharis (Levka Am 11.6.1993 beobachtete ich in der Fels- Ori/Weiße Berge) und Felsschuttregion des weitläufigen Gip- Am 28.5.1999 stellte ich in der Fels- und felbereichs auf 2280 m ü. M. zwei Altvögel, Felsschuttregion des Gipfelbereichs auf auf 2350 m ü. M. ebenfalls zwei Altvögel mit 2260 m ü. M. ein Brutpaar mit beflogenem einem beflogenen Nest in einer Felsspalte Nest in einer Felsspalte fest. Reviernachbarn und auf 2440 m ü. M. schließlich einen wei- waren: Lullula arborea, Monticola saxatilis, teren Altvogel (Hölzinger 2000). Revier- Oenanthe oenanthe, Prunella collaris, An- nachbarn waren auf 2280 m ü. M.: Eremophi- thus campestris und Carduelis cannabina. la alpestris, Phoenicurus ochruros, Prunella collaris und Anthus campestris; auf 2350 m (3) Killini ü. M.: Eremophila alpestris, Phoenicurus Am 27.5.1992 beobachtete ich in der Fels- ochruros, Oenanthe oenanthe, Prunella col- flur-Matten-Region auf 2160 m ü. M. insge- laris und Carduelis cannabina; auf 2440 m samt drei Altvögel. Reviernachbarn: Lullula ü. M.: Phyrrhocorax pyrrhocorax, Eremo- arborea, Eremophila alpestris, Phoenicurus phila alpestris und Phoenicurus ochruros. ochruros, Oenanthe oenanthe und Anthus Für das Vardoussia-Gebirge konnte Reiser campestris. (1905) den ersten Brutnachweis des Schnee- finken für Griechenland erbringen. Er stellte (4) Parnass „auf ungefähr 2000 m“ am 18.7.1874 mehre- Am 29.5.1989 stellte ich in der Matten-Fels- re Altvögel und diesjährige Jungvögel fest. flur-Region auf 2240 m ü. M. zwei Altvögel und in der Felsflur/Fels-Region auf 2420 m (7) Kaliakouda ü. M. einen Altvogel fest. Reviernachbarn auf Am 30.5.1992 beobachtete ich in der Fels- 2240 m ü. M. waren Alectoris graeca, Ere- flur-Matten-Region im Gipfelbereich des mophila alpestris, Phoenicurus ochruros und Kaliakouda auf 1980 m ü. M. zwei Altvögel Oenanthe oenanthe und auf 2420 m ü. M. und auf 2060 m ü. M. einen Altvogel. Revier- Phoenicurus ochruros und Oenanthe oenan- nachbarn auf 1980 m ü. M. waren Eremophi- the. Im Parnass-Massiv wurde der Schnee- la alpestris, Saxicola torquata, Phoenicurus sperling während der Brutzeit 1958 und in ochruros und Oenanthe oenanthe und auf den 1960er Jahren nachgewiesen (Flach 1960, 2060 m ü. M. Monticola saxatilis, Phoeni- Palsson / Flach 1962). B. und L. Kroymann curus ochruros und Oenanthe oenanthe und konnten dort am 17.7.1992 auf 2250 m ü. M. Prunella collaris. eine Gesellschaft von mindestens 47 Altvö- geln und diesjährigen Schneesperlingen be- (8) Timfristos obachten. Brutvögel in der Umgebung waren Am 31.5.1992 traf ich in den Felsflur-Mat- Eremophila alpestris und Anthus campestris. ten-Fels-Regionen auf 2040 m ü. M. und monticola Nummer 104/2011 Seite 56 auf 2220 m ü. M. jeweils zwei Altvögel an. (13) Timfi Reviernachbarn auf 2040 m ü. M. waren Auf der mit Matten durchsetzten Fels- und Phoenicurus ochruros und Oenanthe oenan- Felsschutthaldenflur auf 2260 m ü. M. sah the und auf 2220 m ü. M. Eremophila alpest- ich am 5.6.1992 zwei Altvögel. Reviernach- ris und Oenanthe oenanthe. barn: Alectoris graeca, Eremophila alpestris, Phoenicurus ochruros und Oenanthe oenan- (9) Pteri the. A. D. Brewer (in Bauer et al. 1969) be- Am 29.5.1992 sah ich in der Felsflur-Mat- richtete von Juli-Beobachtungen 1961 aus ten-Fels-Region auf 2040 m ü. M. zwei, den Bergstöcken Astraka und Gamlia im möglicherweise aber drei verschiedene Alt- Timfi-Massiv. vögel. Reviernachbarn: Eremophila alpest- ris, Phoenicurus ochruros und Oenanthe (14) oenanthe. Am 3.6.1992 bebachtete ich in der Fels- und Felsschutthalden-Region des Smolikas-Ge- (10) Athamano birges auf 2360 m ü. M. und auf 2610 m ü. M. Am 9.6.1992 beobachtete ich jeweils zwei unterhalb des Gipfels je einen Altvogel. Re- Altvögel in der Felsflur-Matten-Region auf viernachbarn auf 2360 m ü. M. waren Fal- 2240 m ü. M. und auf 2350 m ü. M. Revier- co tinnunculus, Monticola saxatilis, Phoeni- nachbarn waren auf 2240 m ü. M. Alecto- curus ochruros und Prunella collaris und ris graeca, Eremophila alpestris, Montico- auf 2610 m ü. M. Eremophila alpestris und la saxatilis, Phoenicurus ochruros, Oenanthe Phoenicurus ochruros. oenanthe, Prunella collaris und Cardulelis cannabina und auf 2350 m ü. M. Alauda ar- (15) Grammos vensis, Eremophila alpestris, Monticola sa- In der aus Felsflur mit eingesprengten Mat- xatilis, Phoenicurus ochruros und Prunella ten und Fels bestehenden Gipfelregion des collaris. Grammos stellte ich am 4.6.1992 zwei Alt- vögel auf 2340 m ü. M. fest. Reviernach- (11) Tringia barn: Alauda arvensis, Monticola saxatilis, Am 6.6.1992 beobachtete ich einen Altvogel Phoenicurus ochruros, Oenanthe oenanthe, in der Felsflur-Matten-Region auf 2140 m Prunella collaris und Carduelis cannabina. ü. M. Reviernachbarn: Alauda arvensis, Ere- mophila alpestris, Ptyonoprogne rupestris, (16) Kajmakčalan Monticola saxatilis, Oenanthe oenanthe und Am 3.6.1986 beobachtete ich auf 2340 m ü. M. Carduelis cannabina. zwei Altvögel in der Felsflur-Matten-Regi- on. Reviernachbarn: Lullula arborea, Alau- (12) Peristeri da arvensis, Eremophila alpestris, Oenanthe Je einen Altvogel traf ich am 1.6.1992 in der oenanthe, Anthus campestris, Anthus trivia- Felsflur-Matten-Region auf 2030 m ü. M. lis, Anthus spinoletta, Carduelis canabinna und in der Felsflur-Region auf 2130 m ü. M. und Emberiza hortulana. Zuvor gelang der an. Reviernachbarn auf 2030 m ü. M. waren Nachweis eines Individuums am 6.6.1971 auf Ptyonoprogne rupestris, Monticola saxatilis, 2000 m ü. M. (Bauer et al. 1973). Phoenicurus ochruros und Prunella collaris und auf 2140 m ü. M. Phoenicurus ochruros, (17) Olymp Oenanthe oenanthe und Prunella collaris. Am 30.5.1988 traf ich zwei Altvögel auf dem Seite 57 Hölzinger: Schneesperling – Brutvogel auf der Insel Kreta

Abb. 4: Vertikale Verbreitung des Schneesperlings (Montifringilla nivalis) in Griechenland (Festland ohne Kreta). Rastergrundlage: UTM 10 x 10 km (Abszisse), 100 Höhenmeter (Ordinate), Schnittebene Nord – Süd; zur Methodik siehe Hölzinger (1986). plateauartig angelegten Felsflur-Matten-Be- ü. M. beobachteten K.-H. und M. Heyne reich auf 2430 m ü. M. im südwestlichen am 24.5.1993 einen Schneefinken (Heyne Olympmassiv an. Reviernachbarn: Eremo- 2000). In der näheren Umgebung des Beob- phila alpestris, Prunella collaris und Anthus achtungsortes kamen folgende Vogelarten spinoletta. Der Schneesperling wurde bereits vor: Alauda arvensis, Eremophila alpestris, im August 1967 auf dem Olymp (Mitikas Monticola saxatilis, Phoenicurus ochruros, Skála) festgestellt (Bauer et al. 1969). Eine Oenanthe oenanthe und Anthus spinoletta. mögliche Beobachtung für den 6.7.1942 nennt Makatsch (1950). Die aktuelle Brutverbreitung des Schnee- sperlings lässt sich nach Abschluss der sys- (18) Athos tematischen Kartierung aller Hochgebirgsla- Am 28.4.1999 konnte ich im Gipfelbe- gen über 1900 m ü. M. auf dem Festland und reich des Athos auf 1980 m ü. M. zwei Alt- aller Gebirgslagen über 1000 m ü. M. auf den vögel mit Revierverhalten beobachten. Re- ionischen und ägäischen Inseln über den Un- viernachbarn waren: Phoenicurus ochruros, tersuchungszeitraum von 31 Jahren hinweg Monticola solitarius, Oenanthe oenanthe sehr genau abgrenzen. Die südlichsten Brut- und Prunella collaris. vorkommen liegen in den Levka Ori (Wei- ße Berge) auf Kreta. Es sind gleichzeitig die (19) Falakron südlichsten Brutvorkommen der Art in Eu- In der Gipfelregion des Falakron nahe der ropa. Vor der Entdeckung dieses Brutgebiets großen Eisdoline auf einer Höhe von 2150 m galt auf dem Festland Griechenlands das Kil- monticola Nummer 104/2011 Seite 58

Reviernachbarn: Anzahl der Nachweise Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) 20 Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) 19 Ohrenlerche (Eremophila alpestris) 17 Alpenbraunelle (Prunella collaris) 14 Steinrötel (Monticola saxatilis) 8 Bluthänfling (Carduelis cannabina) 7 Feldlerche (Alauda arvensis) 5 Brachpieper (Anthus campestris) 5 Steinhuhn (Alectoris graeca) 3 Heidelerche (Lullula arborea) 3 Bergpieper (Anthus spinoletta) 3 Alpenkrähe (Pyrrhocorax pyrrhocorax) 2 Felsenschwalbe (Ptyonoprogne rupestris) 2 Turmfalke (Falco tinnunculus) 1 Blaumerle (Monticola solitarius) 1 Schwarzkehlchen (Saxicola torquata) 1 Baumpieper (Anthus trivialis) 1 Ortolan (Emberiza hortulana) 1

Tab. 1: Reviernachbarn des Schneesperlings (Montifringilla nivalis) bei insgesamt 27 Brutrevieren in den montanen Regionen Griechenlands. Die 18 verschiedenen Reviernachbarn sind nach der Häufigkeit des Vorkommens geordnet.

Abb. 6: Schneesperling Montfringilla nivalis. Federzeichnung F. Weick. Seite 59 Hölzinger: Schneesperling – Brutvogel auf der Insel Kreta linimassiv auf dem Peloponnes als das süd- schema (vgl. Glutz von Blotzheim / Bau- lichste Brutvorkommen. Im Norden des er1997, G. Mauersberger in Stresemann et Peloponnes schließt sich ein weitgehend ge- al. 1974). In den Bruthabitaten des Schnee- schlossenes Brutgebiet vom Parnass im Sü- sperlings zählen zu der charakteristischen den Mittelgriechenlands über die Hochge- Begleitvogelwelt vor allem die fünf Brutvo- birgskette des Pindus bis in den und gelarten Hausrotschwanz Phoenicurus ochr- zum Grammos in Westmakedonien mit ins- uros, Steinschmätzer Oenanthe oenanthe, gesamt elf vom Schneesperling besiedelten Ohrenlerche Eremophila alpestris, Alpen- Gebirgsstöcken an. Weitere mehr isolierte braunelle Prunella collaris und Steinrötel Brutvorkommen liegen im Woras-Gebirge in Monticola saxatilis. Diese fünf Reviernach- den Hochlagen des Kajmakčalans, im weit- barn machen zwei Drittel der Begleitvogel- läufigen Olympmassiv, auf dem Gipfelbe- welt aus, die insgesamt 18 Brutvogelarten reich des Athos und im Falakrongebirge. umfassten (Tab. 1). Auf dem Festland liegt die Höhenverbreitung Die Vorkommen des Schneesperlings in der Art zwischen 1980 und 2530 m ü. M. (Abb. Griechenland setzen sich im Rila- und Pi- 4). In diesen Bereich fallen auch die Brutvor- rin-Gebirge SW-Bulgariens, im Šar-Plama- kommen auf Kreta (Abb. 1). Fasst man die Gebirgszug in Makedonien und in den Hoch- Höhenlagen von allen Brutrevieren zusam- gebirgszonen von Bosnien-Herzegowina und men, ergibt sich das in Abb. 5 dargestellte Bild Montenegro fort (Delic 1948, Hirtz 1936, mit einem geschlossenen Vorkommen in der Hölzinger 1993, Matvejev 1950, 1976 mit Höhenstufe von 1900 bis 2700 m ü. M., wobei Verbreitungskarte, Matvejev / Vasič 1973, die meisten Brutreviere zwischen 2000 und Paspaleva-Antonova 1965, L. A. Portenko 2400 m ü. M. liegen. Die mittlere Höhenlage / E. v. Vietinghoff-Scheel in Stresemann et von 37 Brutrevieren beträgt 2220 m ü. M. al. 1974, Reiser 1896, 1939, Reiser / v. Füh- Die Bruthabitate des Schneesperlings in rer 1896, Rucner 1948). In der Türkei liegen Griechenland sind Fels, Felsfluren, Geröll- die Brutgebiete außerhalb der Marmara- und halden mit kurzrasigen Matten vor allem in Ägäisregion in den Hochgebirgen der mittle- der hochalpinen Gipfelregion (vgl. Abb. 2). ren und östlichen Mittelmeerregion ostwärts Sie entsprechen damit weitgehend dem für bis nach Südost- und Ostanatolien und dem das ganze Brutareal gültigen Lebensraum- äußersten östlichen Teil der Schwarzmeerre- gion (Kirwan et al. 2008).

Zusammenfassung Die systematische Kartierung der Brutvö- gel in den montanen Zonen in Griechenland brachte neue Ergebnisse zur Brutverbreitung des Schneesperlings. Auf Kreta konnten im Gingilos- und Trohatismassiv in den Lev- ka Ori (Weiße Berge) auf 2080 und 2260 m ü. M. Schneesperlinge erstmals nachgewie- sen und ein Brutnachweis erbracht werden (Abb. 1). Kreta ist damit nach Korsika die Abb. 5: Vertikale Verbreitung des Schneesperlings (Montifringilla nivalis) in Griechenland (Festland und zweite Insel im Mittelmeer mit Brutvorkom- Kreta). men des Schneesperlings. Auf dem Fest- monticola Nummer 104/2011 Seite 60 land Griechenlands konnten insgesamt 17 Bauer W., Helversen O. v., Hodge M., Mar- Brutgebiete des Schneesperlings in den Ge- tens J. (1969): Catalogus Faunae Grae- birgsregionen der Höhenstufen von 1980 bis ciae. Pars II Aves. Thessaloniki. 2530 m ü. M. gefunden werden. Ein weit- Blondel J., Frochot B. (1978): Notes gehend geschlossenes Brutgebiet zieht sich d’ornithologie corse. Oiseaux Revue über die Gebirgskette des Pindus vom Par- Française. Ornithologie 48: 181-183. nass im Süden bis zum Grammos in Norden Cheylan G. (1973) : Les déplacements de la (Abb. 3). Weitere mehr isolierte Brutvor- Niverolle Montifringilla nivalis et son hi- kommen liegen auf dem Killini im Pelopo- vernage en France méridionale. Alauda nes, im Woras-Gebirge in den Hochlagen 41: 213-226. des Kajmakčalans, im weitläufigen Olym- Delic S. (1948): Ornithological excursion to pmassiv, auf dem Gipfelbereich des Athos Šar-Plania . Larus 2: 102-105. und im Falakrongebirge. Flach B. (1960): Från två ornitologiska ex- kursioner till Grekland. Fauna och Flora Abstract 55: 229-263. The systematic mapping of breeding birds in Glutz v. Blotzheim U. N., Bauer K. M. the mountainous regions of brought (1997): Handbuch der Vögel Mitteleu- new results in respect of the breeding distri- ropas. Bd. 14/I: Passeriformes (5. Teil). bution of the White-winged Snowfinch. The Wiesbaden. species was recorded on Crete for the first Hagemeijer W. J. M., Blair M. J. (1997): time, with evidence of breeding, on the Gin- The EBCC Atlas of European Breeding glios and Trohatis Massifs in the Levka Ori Birds. Their Distribution and Abundance. (White ) at 2,080 and 2,260 m ASL, London. (Fig. 1). After Corsica, Crete is therefore the Heiniger P. H. (1988): Anpassungsstrategi- second Mediterranean island with a White- en des Schneefinken (Montifringilla ni- winged Snowfinch breeding population. A to- valis) an die extremen Umweltbedingun- tal of 17 breeding areas of the White-winged gen des Hochgebirges. Diss. Universität Snowfinch were recorded in the mountain Bern. regions of the Greek mainland, at elevations Heiniger P. H. (1991): Anpassungsstrategi- between 1,980 to 2,530 ASL. A largely co- en des Schneefinken Montifringilla niva- hesive breeding area in the Pindus mountain lis an die extremen Umweltbedingungen range extends from Mount Parnassos in the des Hochgebirges. Ornithol. Beob. 88: south to Mount Grammos in the north (Fig. 193-207. 3). Other more isolated breeding occurren- Heyne K.-H. (2000): Schneefink (Montifrin- ces are at Kyllini on the penin- gilla nivalis) im Falakron-Gebirge nach- sula, in the higher levels of Kajmakčalan in gewiesen. Kartierung mediterr. Brutvögel the Voras Mountains, in the extensive Olym- 5: 23-24. pus Massif, in the peak area of Athos and in Hirtz M. (1936): Kritische Beiträge zur the Falakron Mountains. Kenntnis der Vogelwelt Jugoslawiens. Glas. Hrvatskog priodoslov. Drustva (Za- Literatur greb) 41/48: 165-167. Bauer W., Böhr H.-J., Mattern U., Müller G. Hölzinger J. (1986): Rasterkarten für die (1973): 2. Nachtrag zum „Catalogus Faunae Darstellung der vertikalen Verbreitung. Graeciae; Pars Aves“. Vogelwelt 94: 1-21. Ökol. Vögel 8: 121-132. Seite 61 Hölzinger: Schneesperling – Brutvogel auf der Insel Kreta

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