Kiff Aarau We Keep You in the Loop
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JUN.19 Laut. Stark. Still. EINSCHLAUFEN Betrifft: (Wir sind dann leider mal weg) Impressum Nº 05.19 DER MUSIKZEITUNG LOOP 22. JAHRGANG P.S./LOOP Verlag Hohlstrasse 216, 8004 Zürich Tel. 044 240 44 25 Weil: www.loopzeitung.ch 14. Juni Verlag, Layout: Thierry Frochaux Ihr erkennt uns an den Blumen. [email protected] An den Gitarren und den Stirnbändern. Administration, Inserate: Manfred Müller [email protected] Die wir dann eben zuhause tragen. Redaktion: Philippe Amrein (amp), Glanzlos, winzig und blöd. Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe So sind wir halt. Mitarbeit: Philipp Anz (anz), Reto Aschwanden (ash), Yves Baer, Thomas Bohnet (tb), Boys. Girls. Christian Gasser (cg), Michael Gasser (mig), Boys. Girls. Hanspeter Künzler (hpk), Tony Lauber (tl), Boys. Girls. Albert Preisig (alp), Fabienne Schmuki, Miriam Suter Titelbild: Camilla Sparksss Danke. Danke. Druck: Tagblatt Print, St. Gallen Danke. Das nächste LOOP erscheint am 5.7.2019 Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 33 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Hohlstrasse 216, 8004 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] SONGS ZUM STREIK M: Glaube schon, ja. Ich hab mich einfach weyes blood Am 14. Juni steht die Schweiz sofort in den Bandnamen verliebt, um ehrlich zu sein. Und der Song beschreibt halt sehr still – weil die Frauen dann gut, was das Problem an Mansplaining ist, beziehungsweise, warum es so nervt. die Arbeit niederlegen F: Aha. Und warum? M: Einmal singt sie: «This land is your land und einen Tag lang streiken. / In the palm of your hand / I’ll walk around so you can stand.» Wie soll das klingen? F: Haha, fantastisch! M: Aber der Song hört auf mit: «We get it Unsere Expertinnen wissen Rat. dude / We‘ve already heard enough from you / The turning point is overdue.» Hörs dir un- Miriam: Liebe Fabienne, anlässlich des Frau- bedingt an! Ist ein Lebensretter, dieser Song, enstreiktags stellen wir eine persönliche Play- so emotional gesehen. list zusammen mit unseren liebsten, aktuellen F: Bis jetzt meine Lieblingswahl unserer Lis- und nicht mehr ganz aktuellen Lieder von te. Danke für den Tipp! Dann fahr ich weiter Frauen. Your turn. mit meiner Nummer 3: «Andromeda» von Fabienne: Ich hab mir als erstes «Woma- Weyes Blood! nized» von Camilla Sparksss ausgesucht. M: Sie hat mal mit Ariel Pink gearbeitet, Kennst du das neue Album «Brutal»? oder? Was bedeutet dir der Song? M: Camilla Sparksss kenn ich nicht, muss ich F: Ich finde Natalie Mering eine faszinierende gestehen. Künstlerin. Ihre Alben sind sehr «unzeitge- F: Oh, dann unbedingt anhören! Sie ist auch mäss», also irgendwie aus der Zeit gefallen, Mitglied des Tessiner Duos Peter Kernel und aber sie schafft es immer, einen Sog zu ent- eine grossartige Musikerin! wickeln, aus dem ich – einmal reingezogen M: Warum hast du den Song gewählt? – kaum mehr rauskomme. Ihr neues Album F: Weil er eine Strahlkraft hat – also eigent- «Titanic Rising» hat ein Fünfzigerjahre-An- lich das ganze Album. Es ist stark, mutig, mo- strich. Aber bieder? Nicht die Bohne! dern, emanzipiert. Was ist deine erste Wahl? M: Oh, das liebe ich. Diese Songs, die man M: «Lola» von The Raincoats. Ich mag das auf Anhieb nicht gleich mag, aber nach Original von den Kinks schon sehr gerne, mehrmaligem Hören total verliebt ist. Werd aber vor ein paar Jahren habe ich dieses Co- ich mir anhören, klingt super! ver entdeckt und muss sagen: Ich finds besser F: Toll, nach dem Chat haben wir beide ein als das Original. paar neue Musiktipps! Deine Nummer 3? F: Hör ich mir sofort an, hab ja Kopfhörer M: Ein aktuelles Stück, «Bad Guy» von Billie auf... Eilish. M: Ich mag das Cover, weil der Text gleich F: Zack! Trendy. Warum? bleibt, aber von einer Frau gesungen wird. M: Bilie Eilish ist auch ein gutes Beispiel für Dadurch wirds eine lesbische Liebesgeschich- das, was ich vorhin meinte: Ich habe mir ihre te – jedenfalls in meinem Kopf. Und ich mag EP «Don’t Smile at Me» angehört und war das, weils halt so ein 60er-Klassiker ist und nicht sofort begeistert, aber irgendwie faszi- es damals vor allem um girl meets boy und niert. Und als dann «When We All Fall Asleep, umgekehrt ging, doch bei diesem Cover wird Where Do We Go?» rauskam, war ich begeis- das auf den Kopf gestellt. Was ist dein zwei- tert. Sie ist so jung und unfassbar talentiert. ter Song? Ich mag sehr gern, wie sie singt. Auf so eine F: Oh, eine neue Liebe: «UFOF» von Big abgelöschte Art und Weise, aber gleichzeitig Thief! nicht wie ein nörgeliger Teenager. Den lässt M: Die hab ich kürzlich auch für mich ent- sie eher in den Interviews raushängen. deckt! Warum ist der Song auf deiner Liste? F: Mir ging der Hype erst auf den Keks, aber F: Er macht mir Gänsehaut, instantly! Wenn als ich mir ihre Musik dann angehört habe, Adrianne Lenker singt, stellen sich mir die war ich echt positiv überrascht! Nackenhaare auf. Der Song hat etwas so Fei- M: Und «Bad Guy» ist einfach so catchy. Und nes, Zerbrechliches, aber da ist auch Hoff- der Schluss! Man muss das Lied unbedingt nung. Melancholie par excellence. bis zum Schluss hören. Zuerst denkt man: M: Geht mit genau gleich. «Ja, ziemlich easy guter Song», und dann F: Das ist toll. Ich mag es, wenn Songs auf meint man, er sei fertig, aber dann kommt mich so wirken, als wären sie nur für mich der richtige Schluss, und dann denkt man: geschrieben worden, gleichzeitig weiss ich «Damn, Sis!» aber, dass es den Leuten um mich herum ge- F: Aber wie du sagst: Ihre Attitüde in Inter- nauso geht. Weisst du, was ich meine? views nervt. M: Ich weiss ganz genau, was du meinst. Das M: Die Attitüde ist wohl auch zu einem Teil habe ich normalerweise fast immer bei Cat PR, denke ich. Power. Mein zweiter Song ist übrigens «Men F: Ja, und sie ist ja doch noch ein sehr junges Explain Things To Me» von Tacocat. Mädel. Cool, danke für die tollen Tipps! F: Oh, interessant. Warum den – abgesehen M: Danke dir! vom Titel? Tacocat sind ja schon eher ein Ge- heimtipp. Miriam Suter und Fabienne Schmuki DO 13 FR 14 SA 15 Sonnenberg Kriens/Luzern B—Sides Festival 13—15 Juni 2019 DIE NEUEN PLATTEN Sound Surprisen «Ever Fallen In Love With Someone You Shouldn’t’ve» zum Beispiel. Was Pete Shelley genau singt, entzieht sich bis heu- te meiner Kenntnis. Was der Song bedeutet, war mir indes immer klar – wenn auch mein Verständnis variieren konnte. Einmal war ich verliebt in ein Mädchen, das in einer festen Beziehung steckte. Ein anderes Mal steckte ich in einer festen Dionne Gina Été Cate Le Bon Beziehung und verliebte mich trotzdem. Und wie oft verlieb- Warwick Oak Tree Reward te ich mich in eine Frau, die mich nie lieben würde? Dieser She’s Back (Lauter) (Mexican Summer) Song passte immer perfekt. (eOne/MV) Virtuos beherrschten die Buzzcocks die hohe Kunst von Für fleissige Konzertgän- Sie ist eine Meisterin der Songtiteln, in denen man sich als Teenager in den späten Der Albumtitel vermit- ger ist Gina Été keine Un- herzlichen Verschrobenhei- 70er-/frühen 80er-Jahren (und vermutlich auch später) wie- telt, dass seit dem letzten bekannte. Auf der Bühne ten, zumal dann, wenn sie dererkannte, auch ohne den Text zu verstehen. Release von Dionne War- hinterlässt sie Eindruck mit mit Tim Presley alias White «What Do I Get?» ist ein weiteres gutes Beispiel. Was Steve wick mindestens eine halbe Spielfreude und Präsenz. Sie Fence in der gemeinsamen Shelley erhält oder nicht, war mir ehrlich gesagt egal. Aber Ewigkeit vergangen sein spielt Keyboards und Viola Band Drinks zusammen- was ich kriegte (und was nicht), das wusste ich nur zu gut, muss. In Tat und Wahrheit und singt dazu Englisch, arbeitet. Nach ihrer Pro- und genau das erzählte mir dieser Song. sind seit «Feels So Good» Französisch und (Schwei- duktion für Deerhunters «You Say You Don’t Love Me», «You Know You Can’t fünf Jahre ins Land gezo- zer-)Deutsch. Dazu gesellen «Why Hasn’t Everything Help It», «You Tear Me Up», «Love Is Lies», «Just Lust», gen, was zugebenermassen sich Drums, Kontrabass Already Disappeared?» «Orgasm Addict», «I Don’t Mind», «Boredom» … – Das ist nicht wenig ist. Die Sänge- und E-Gitarre. Die Songs zeigt Cate Le Bon, dass nichts weniger als der Gefühlshaushalt eines Teenagers in je- rin, die zwischen 1962 und klingen mal angejazzt, mal sie auch elegant klingende weils zwei bis drei Minuten. Und immer wieder «Something’s 1998 gleich 56 Singles in nach Songwriter-Pop mit Songs beherrscht. Diese hat Gone Wrong Again». den US-Charts zu platzie- Kate-Bush-Einschlag und die Waliserin nach ihrem Die Sex Pistols, The Clash und The Damned. Grossartige ren vermochte, ist unterdes- gelegentlich nach Radio- Abstecher nach Los An- Bands, keine Frage. Aber ungeachtet ihrer Bedeutung wa- sen 78-jährig. Und obschon head-Rock. Im Zentrum geles zwischen dem Bauen ren mir, Teenager in Bern, Switzerland, die Buzzcocks aus sich ihre warme Stimme steht Gina Étés Stimme, die von Stühlen in ihrer neuen dem provinziellen Manchester emotional näher. Die anderen gut gehalten hat, vermag wandelbar und ausdrucks- Heimat im Lake District Bands wirkten erwachsener, und ihre Songs umkreisten er- diese nicht ganz zu verheh- stark klingt. Das packt geschrieben, also fast losge- wachsene Themen (oder, im Fall von The Damned, volljäh- len, dass ihr Volumen ge- einen bei «Appart Vide», löst von der Zivilisation. So rigen Nonsense). An die Buzzcocks jedoch konnte ich mich schrumpft ist. Was erklären einem Lied, das Sehnsucht klingt «Reward» auch ein mit meinen Teenie-Sorgen jederzeit wenden; sie schienen al- dürfte, weshalb Warwick über raffinierte Rhythmus- Stück weit abgekapselter les über die Liebe zu wissen und sprachen mir aus dem Her- vermehrt auf balladeskes wechsel transportiert.