ANALYSEN

PARTEIEN UND DEMOKRATIE NATIONAL- KONSERVATIV UND MARKTRADIKAL

EINE POLITISCHE EINORDNUNG DER «ALTERNATIVE FÜR DEUTSCHLAND»

FELIX KORSCH INHALT

Homophober Testballon 2

Politiken der Exklusion 5

Marktradikal und national-konservativ 7

Geringer Gebrauchswert des Populismusbegriffs 10

Nationalismus ist nicht Anstrich, sondern Kern der AfD 15

Künftige Parteientwicklung im rechten Spannungsfeld 17

Literatur 21 2 HOMOPHOBER TESTBALLON

Die Alternative für Deutschland (AfD) re- weichender Lebensstile, etwa die «höhe- üssiert durch ihre «radikal euro(pa)skep- re Suizidgefährdung unter homosexuel- tische Botschaft» (Plehwe 2014: 63). Ein len Jugendlichen, die erhöhte Anfälligkeit Umstand, der rasch dazu verleiten kann, für Alkohol und Drogen, die auffällig ho- das Menetekel des Rechtspopulismus zu he HIV-Infektionsrate bei homosexuellen erkennen. Das könnte sich nun als Miss- Männern», schließlich auch «das ausge- verständnis herausstellen. Denn die Partei prägte Risiko psychischer Erkrankungen verzichtet zwar nach wie vor auf ein Pro- bei homosexuell lebenden Frauen und gramm und ist damit ein Kuriosum inner- Männern». Es würden «Rechte für Les- halb der deutschen Parteienlandschaft; ben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, das heißt aber nicht, dass seit Gründung Transsexuelle und Intersexuelle abgelei- im Frühjahr 2013 keine inhaltliche Ent- tet, die es nach dem Grundgesetz nicht wicklung stattgefunden hätte. Tatsächlich gibt», denn das beziehe sich – exklusiv – ist die AfD heute keine «Ein-Punkt-Partei» auf «Ehe und Familie als demokratische mehr – sie beschränkt sich nicht auf die Errungenschaft».1 Agitation gegen die Europäische Union. Mit dem Text des Bildungsplans haben Und bei genauerem Hinsehen zeigt sich, diese Anwürfe wenig zu tun. In einer ers- dass dies nicht einmal ihr zentrales Anlie- ten Fassung der Petition war noch deut- gen ist. Worum also geht es der AfD, und licher von einer «Umerziehung», von wie ist sie demnach zu verorten? «Indoktrinierungs- und Missionierungs- Erste Antworten findet man im Ländle. Im versuchen» die Rede (vgl. Müssigmann November vergangenen Jahres hatte das 2014). Der Tenor aber blieb auch in der Ministerium für Kultus, Jugend und Sport entschärften Variante eindeutig: Gleich- Baden-Württemberg (2013) ein Arbeits- berechtigung soll es nicht geben. Hin- papier zur «Bildungsplanreform 2015» ter der Petition steht ein Realschullehrer vorgelegt. Ein Aspekt ist dabei die Ver- aus dem Schwarzwald, ein evangelikaler mittlung der «Akzeptanz sexueller Viel- Christ. Zuspruch erhielt die Petition bei- falt» im Schulunterricht mit dem Ziel des spielsweise über die offizielle Homepage «vorurteilsfreien Umgang[s] mit der eige- der Piusbruderschaft und die extrem nen und anderen sexuellen Identitäten», rechte Website «Politically Incorrect», die mit abweichenden Beziehungsformen das Thema gleich ein Dutzend Mal hoch- und Lebensweisen (ebd.: 9, 11). Den Bil- zog und den Bildungsplan schlicht als dungsplan würde fast niemand kennen, «schwul» bezeichnete.2 Auch die Platt- wäre nicht kurz darauf eine Online-Peti-

tion gestartet worden, die binnen zweier 1 Vgl. Zukunft – Verantwortung – Lernen: Kein Bildungsplan Monate mehr als 190.000 Personen un- 2015 unter der Ideologie des Regenbogens, unter: https://www. openpetition.de/petition/online/zukunft-verantwortung-lernen- terzeichneten. Unter dem Titel «Kein Bil- kein-bildungsplan-2015-unter-der-ideologie-des-regenbo- gens. 2 Vgl. Diözesanrat für Bildungsplan unter der Ideologie dungsplan 2015 unter der Ideologie des des Regenbogens (20.1.2014), unter: http://pius.info/archiv- Regenbogens» wird eine «Überbetonung news/892-kirchenkrise/8588-dioezesanrat-fuer-bildungsplan- unter-der-ideologie-des-regenbogens; OpenPetition klaut über einzelner Gruppen» kritisiert: Es fehle im 8000 Unterschriften gegen den schwulen grünroten Bildungs- Bildungsplan eine «ethische Reflexion plan (18.1.2014), unter: http://www.pi-news.net/2014/01/open- petition-klaut-ueber-8000-unterschriften-gegen-den-schwulen- der negativen Begleiterscheinungen» ab- gruenroten-bildungsplan/. form «Freie Welt» hat Partei ergriffen: In kommt mehr als die Hälfte der PetentIn- 3 einem dort veröffentlichten Artikel wird nen überhaupt nicht aus der entschei- insinuiert, im Zuge des Bildungsplans denden Quorums-Region, sondern zu würden «homosexuelle […] Praktiken großen Teilen aus Bayern, Hessen und künftig verstärkt an Schulen gelehrt [!] Nordrhein-Westfalen. Im Hinblick auf werden».3 «Freie Welt» wird dem AfD- Ostdeutschland fällt auf, dass überpro- nahen Netzwerk «Zivile Koalition» zu- portional viele UnterzeichnerInnen aus gerechnet. Und tatsächlich gehörte die dem Bundesland Sachsen stammen. baden-württembergische AfD zu den Dort haben nicht nur evangelikale Grup- Unterstützern der Petition, ihre Mitglie- pen, besonders im Erzgebirge und dem der wurden ausdrücklich um Mitzeich- Vogtland, eine starke Basis. Sondern es nung gebeten. handelt sich bei Sachsen auch um eine In einer unter anderem durch die rech- Hochburg der AfD, die hier bei der Bun- te Wochenzeitung Junge Freiheit zitier- destagswahl mit 6,8 Prozent am aller- ten Verbandsmitteilung der AfD hieß es, besten abgeschnitten hat. Zu den säch- beim Bildungsplan handle es sich um «ei- sischen Petitions-UnterzeichnerInnen ne pädagogische, moralische und ideo- zählen mehrere Kreisvorsitzende der logische Umerziehungskampagne an AfD, mit Ulrich Oehme (Chemnitz) auch allgemeinbildenden Schulen»,4 denn im ein ehemaliger Vize-Landesschriftführer «höchst sensiblen Bereich der Sexuali- der Partei «Die Freiheit». tät» seien in «erster Linie» die Eltern ver- antwortlich. Noch deutlicher wurde das Online-Journal des Landesverbandes Ba- den-Württemberg der AfD, das eines sei- ner Vorstandsmitglieder mit der Drohung zitiert, Kinder «von sämtlichen staat- lichen Schulen fernhalten» zu wollen, in denen der Bildungsplan umgesetzt wird.5 Der Furor gegen den Bildungsplan sei schließlich eine Prinzipienfrage: «Die Alternative für Deutschland steht für den Schutz der Familie als Keimzelle der Ge- sellschaft.» Dass die AfD derart zur Pro- tagonistin einer homophoben Kampa- gne geworden ist, muss irritieren. Galt sie nicht bislang als prononcierte Anti- Euro-Partei, die – vielleicht nur vorüber- gehend – politisches Kapital aus der eu- ropäischen Wirtschafts- und Finanzkrise 3 Vgl. Bildungsplan 2015: kritischer Lehrer angezeigt ziehen konnte? (10.1.2014), unter: http://www.freiewelt.net/nachricht/ Die homophobe Petition weist auf ei- bildungsplan-2015-kritischer-lehrer-angezeigt-10020866/. 4 Vgl. AfD unterstützt Petition gegen Gender-Lehrplan, in: Jun- ne bislang für unwahrscheinlich gehal- ge Freiheit, 15.1.2014, unter: http://jungefreiheit.de/kultur/ge- tene Entwicklung hin, die nicht nur Ba- sellschaft/2014/afd-unterstuetzt-petition-gegen-gender-lehr- plan/. 5 Vgl. Bildungsplan 2015 ablehnen! (15.1.2014), unter: den-Württemberg betrifft. Tatsächlich http://blog.alternativefuer-bw.de/1499/1499/. 4 Der frühe Vorläufer: Bund freier Bürger (BfB) Von 1994 bis 2000 existierte mit dem gierte zwischen Marktradikalismus und Bund freier Bürger (BfB) eine rechte Nationalismus. Auch der Vorwurf des Partei, die personell wie inhaltlich als Rechtspopulismus – im deutschen Par- Vorläufer-Organisation der AfD gelten teienspektrum ein Novum2 – ist an den kann. Nach der Gründung in Wiesba- BfB herangetragen worden. Ursächlich den entstanden BfB-Landesverbände in dafür waren zum einen BfB-Funktionä- den alten Bundesländen, die stärksten re, die vorher oftmals in CDU und FDP Gliederungen bestanden in Bayern und aktiv waren, teils aber auch dem Spek- Hessen. Bundesweit hatte der BfB an- trum der Neuen Rechten nahestanden. fänglich etwa 1.000, später bis zu 2.800 Zum anderen war die Anlehnung an Mitglieder, kam aber über den Status die FPÖ unter Jörg Haider augenfällig,3 einer Kleinpartei nie hinaus und blieb ein Umstand, der zu heftigen innerpar- elektoral weitgehend bedeutungslos.1 teilichen Debatten führte mit dem Er- Im BfB engagierten sich anfangs unter gebnis, dass unter anderem Schacht- anderem der Ökonom Joachim Star- schneider und Starbattty den BfB, der batty, der Staatsrechtler Karl Albrecht später den Zusatznamen «Die Freiheitli- Schachtschneider sowie der Autor und chen» wählte, wieder verließen. Verleger Bruno Bandulet. Heute sind Fortan suchte der BfB den Anschluss Schachtschneider und Bandulet Unter- an andere Parteien des rechten Spek- stützer der AfD, Starbatty gehört dem trums, darunter die Deutsche Soziale Wissenschaftlichen Beirat der Partei an. Union (DSU) und die Deutsche Partei Die Gründung des BfB war eine Reak- (DP). Von sich reden machte der BfB tion auf den kurz zuvor in Kraft getrete- 1995 durch ein Betrauern der deut - nen Vertrag von Maastricht, der als we- schen Gebietsverluste infolge des Zwei- sentlicher Schritt hin zu einer stärkeren ten Weltkrieges sowie 1998 durch die europäischen Integration gilt. Starbatty in einem offenen Brief an Ignatz Bubis und Manfred Brunner – früher FDP-Vor- begründete Ablehnung des Holocaust- sitzender in Bayern, dann BFB-Mitgrün- Mahnmals. In seiner Endphase wur- der – waren als Vertragsgegner erfolg- de der BfB durch mehrere Landesäm- los mit einer Verfassungsbeschwerde ter für Verfassungsschutz beobachtet. vor das Bundesverfassungsgericht ge- Der letzte Vorsitzende, Heiner Kappel, zogen. Der BfB trat zunächst mit einer wechselte nach dem Ende der Partei an Anti-Maastricht-Kampagne an die Öf- die Spitze der DP. fentlichkeit und warnte vor einem Sta- bilitätsverlust der D-Mark im Vergleich 1 Bund freier Bürger – Die Freiheitlichen (BfB), in: Mecklen- burg, Jens (Hrsg.) (1996): Handbuch deutscher Rechtsext - zur europäischen Währungseinheit remismus. Berlin, S. 181f. 2 Vgl. die Charakterisierung des bundesdeutschen Parteienspektrums etwa bei Stöss, Richard ECU, dem Vorläufer des Euro. (Hrsg.) (1986): Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundes- Der BfB selbst hat sich als liberal-kon- republik Deutschland 1945–1980, Opladen. 3 Vgl. Dietzsch, Martin/Maegerle, Anton (1995): Der Bund freier Bürger – Die servative Partei verstanden, ist aber Freiheitlichen (BFB). Der Versuch, in der Bundesrepublik auch als Honoratioren- und D-Mark- Deutschland einen Ableger von Haiders FPÖ zu etablieren, unter: http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Arti- Partei apostrophiert worden und chan- kel/Bund_freier_Buerger.htm. POLITIKEN DER EXKLUSION 5

Wer die Gemengelage verstehen will, Aschaffenburg hat die «Große Europa- muss Abstand nehmen sowohl von einer kommission» der AfD den Delegierten Außensicht auf die AfD, die sie auf das einen umfangreichen Katalog program- Thema «Europa» festlegt, wie auch von matischer Thesen vorgelegt (Lucke u. a. deren Selbstverklärung als «Partei neu- 2014). Was Europa betrifft, so tritt die en Typs». Parteisprecher Bernd Lucke, Partei nun für eine «schlanke» EU ein, der das einmal gesagt hatte, bezeichne- ohne die Türkei. Die Einführung des Eu- te die AfD in der Jungen Freiheit nüch- ro wird als ein Akt bezeichnet, der sich tern als «Grundgesetzpartei».6 Zuletzt «gegen die ökonomische Vernunft» rich- markierte auch der Bundesparteitag En- tet. Außerdem wird das Recht der Mit- de Januar 2014 in Aschaffenburg einen gliedsstaaten betont, die Währungs- Kurswechsel: Im Vorfeld der Europawahl union zu verlassen. Aber nicht das wird spricht die AfD überhaupt nicht mehr von ausdrücklich empfohlen, sondern strikte einem Austritt Deutschlands oder dem «Haushaltsdisziplin», sprich: Sparpolitik. Ausschluss Griechenlands aus der Euro- Die prinzipielle Ablehnung der Euro-Ret- zone, auch nicht von einer Rückkehr zur tungspolitik, die bisher zum Markenkern D-Mark.7 Zwar pointiert die AfD weiter- der Partei gehörte, ist deutlich abge- hin den Nationalstaat, indem sie den Satz schwächt worden. «Mut zu Deutschland» zur Wahlkampf- Dafür werden nun sukzessive andere Po- parole macht. Aber der in den Parteitags- litikfelder besetzt, die im Programm zur saal projizierte Slogan prangt auf blau- Bundestagswahl höchstens als Stich- em Grund, die Buchstabenfolge «EU» in worte angelegt waren. Ein Beispiel ist «Deutschland» ist herausgehoben und die «Integrationspolitik»: Im alten Wahl- von einem Sternenkranz umringt. Für ei- programm warb die AfD für eine «Neu- ne bisher als «eurokritisch» wahrgenom- ordnung des Einwanderungsrechts» – mene Partei scheint das inkonsequent, sowohl zugunsten einer «qualifizierte[n] wenn nicht gar eine erklärungsbedürfti- und integrationswillige[n] Zuwande- ge Volte zu sein. Unlängst präzisierte Lu- rung» wie auch zur Verhinderung einer cke, es gehe seiner Partei darum, «über «ungeordnete[n] Zuwanderung in un- spezifisch deutsche Interessen in der Eu- sere Sozialsysteme» – und unter Einräu- ropapolitik zu reden» (Lucke 2014). mung eines Arbeitsrechts für Asylsu- Originell oder gar «mutig» ist das eher chende (ebd.). Der letzte Punkt kommt nicht, die SPD hatte schon bei der Euro- nicht mehr vor, dafür werden nun dem pawahl vor zehn Jahren für Europa «im Thema «Arbeitsmarkt, Sozialpolitik, Zu- deutschen Interesse» plakatiert. Ent- wanderungs- und Asylpolitik» – es geht scheidend ist im Falle der AfD, dass sie unter diesem Rubrum ausschließlich um seit ihrer Gründung im Frühjahr 2013 ei- ne kaum bemerkte programmatische 6 «2014 wird für uns ein Erfolg», Interview mit Bernd Lucke, Entwicklung vollzogen hat. Bei der Bun- in: Junge Freiheit, 24.1.2014, S. 3. 7 AfD-Parteitag: Der Kampf gegen den Euro war gestern, in: Spiegel Online, 25.1.2014, destagswahl begnügte sie sich noch unter: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-partei- mit einem ausgesprochen reduzier- tag-kurswechsel-der-euro-skeptiker-a-945544.html. 8 Vgl. Wahlprogramm der AfD zur Bundestagswahl (14.4.2013), un- ten Programm,8 doch zum Parteitag in ter: https://www.alternativefuer.de/partei/wahlprogramm/. 6 die «Behandlung» von AusländerInnen – MigrantIn überhaupt Sozialleistungen zu neuerdings elf Thesen gewidmet. Die erhalten: Wer hierher kommt, wird in der beiden Kernaussagen lauten: Regel nicht schon zuvor «in Deutschland – «Hartz IV, Kindergeld oder Wohngeld in erheblichem Maße» Steuern bezahlt sollen nur Personen erhalten, die in haben. Der damit eingeführte prinzipi- Deutschland in erheblichem Maße di- elle Ausschluss von staatlicher Unter- rekte oder indirekte Steuern gezahlt stützung stellt sicher, dass in möglichst haben oder deren Eltern dies getan ha- vielen Fällen der Rückkehrgrund «man- ben.» gelndes Einkommen» als gegeben vo- – «EU-Burger aus anderen Mitglieds- rausgesetzt werden kann. Das wäre al- staaten, die sich mangels ausreichen- lerdings keine Liberalisierung, sondern den Einkommens in Deutschland eine zusätzliche Restriktion des Zuwan- keinen menschenwurdigen Lebens- derungsrechts. standard sichern können, mussen in Zu beachten ist auch, dass sich die AfD- ihre Heimat zuruckkehren.» Thesen auf Zuwanderung aus ande - Schon relativiert sich die paradoxe Be- ren EU-Staaten konzentrieren – es geht obachtung, die AfD vertrete eine Zuwan- um eine Rücknahme der Freizügigkeit derungspolitik, die «liberaler» als gelten- auf dem Terrain des EU-Binnenmark- des deutsches Recht ausfällt (Werner tes und auch hier keineswegs um eine 2013: 6). Zuwanderung wird zwar unter- Liberalisierung. Für MigrantInnen von stützt, aber nur unter dem klassischen außerhalb der EU gilt dagegen schlicht: Vorbehalt, dass eine staatliche Unter- «Ernsthaft politisch Verfolgten ist Asyl stützung nicht infrage kommt, wenn es zu gewähren.» Hier wird nur zusätz - sich um (gemessen am hiesigen «Le- lich abgesichert, was eh schon gilt: Die bensstandard») Arme handelt. Die be- meisten Asylanträge werden mit der Be- absichtigte Sozialhygiene «in unseren gründung, es ließe sich keine «ernsthaf- Sozialsystemen» wird noch zusätzlich ab- te» Verfolgung feststellen, sowie abge- gesichert durch die Unmöglichkeit, als wiesen. MARKTRADIKAL UND NATIONAL-KONSERVATIV 7

Eine analoge Programmentwicklung klärt die Dringlichkeit dieses Themas da- der AfD hin zu einer Politik der Exklusion mit, dass in Schweden bereits den Män- lässt sich bei der Familien- und Bildungs- nern «das Pinkeln im Stehen» verboten politik erkennen, zwei Bereichen, die im worden sei und dass in Deutschland über Falle dieser Partei gar nicht auseinander- Frauenquoten diskutiert werde, obwohl zuhalten sind. In ihrem Wahlprogramm «Studien» gezeigt hätten, dass Frauen 2013 bekräftigte sie den «Schutz der «Karriere generell nicht so wichtig ist».11 Familie als Keimzelle der Gesellschaft» In den Europathesen heißt es schlicht: und erklärte Bildung zu deren «Kernauf- «Die AfD lehnt gesellschaftspolitische gabe». Familie und Bildung, «Keim» und Umerziehungsmaßnahmen wie ‹Gender «Kern» – diese nicht ganz glatte, aber Mainstreaming› ab und wendet sich ge- traditionsreiche metaphorische Verbin- gen alle Versuche der EU, diese den Na- dung ist in der homophoben Agitation tionalstaaten aufzuzwingen.» Überhaupt gegen den baden-württembergischen seien Geschlechterrollen «nicht Gegen- Bildungsplan voll aufgegangen. Die AfD stand der Politik». Diese Auffassung ist adressiert auf diese Weise wertkonser- zum einen in sich widersprüchlich, weil vative Haltungen (wie sie teils wörtlich die AfD selbst durchaus bestimmte Ge- bei den Unionsparteien wiederzufinden schlechterrollen explizit politisch privile- sind9). Für die AfD ist das – entgegen ih- giert sehen will. Zum anderen ist hier ein rer verbreiteten Wahrnehmung als An- Bemühen zu erkennen, unabhängig von ti-Euro-Partei – nicht einmal neu. Hatte der Anti-Euro-Rhetorik einen «positiven» die NPD nur Tage vor der AfD-Gründung Bestand an ideologischen Grundsätzen noch mitgeteilt, die neue Partei werde ei- anzusammeln. In dem Falle wird davon ne «Eisbrecher- und Türöffner-Funktion» ausgegangen, dass ein systematisches für ihre Themen haben, konnte die AfD- «Umerziehungsprogramm» ins Werk Facebookseite schon einen Tag darauf gesetzt worden sei, wo es in Wirklich- den Eindruck erwecken, dass man um- keit um die weithin akzeptierte Selbst- gehend die Probe aufs Exempel antreten verständlichkeit geht, vielfältigen ge- wollte: Hier prangte ein Bild mit der Auf- schlechtlichen und sexuellen Identitäten schrift «Klassische Bildung statt Multikul- Akzeptanz zu verschaffen. ti-Umerziehung». Dies ist ein Slogan der Bernd Lucke erinnert dagegen an «Ver- extremen Rechten (vgl. Kemper 2013). fallserscheinungen» von Ehe und Fami- Dieser wurde zwar bald darauf wie- lie, die – so wörtlich – «immer mehr zer- der von der Seite entfernt, und die setzt werden». Die Gleichstellung der «Multikulti»-Vokabel gehört zu den Be- Geschlechter und die Vielfalt von Le- griffen, auf die man in der Partei (bis- bensweisen wird zum Anlass genom- lang) verzichtet. Aber die Annahme einer men, «Keim» und «Kern» der Gesell- «Umerziehung», die «Keim» und «Kern» der Deutschen schädigen würde, ist er- 9 Vgl. z. B. Olav Gutting, Bundestagsabgeordneter der CDU (27.2.2013), unter: http://www.cducsu.de/themen/familie/wir- halten geblieben. Eine neue Werbegra- schuetzen-und-wir-foerdern-die-familie-als-keimzelle-unserer- fik ist nun aber beschriftet mit dem Satz gesellschaft. 10 Vgl. AfD Viersen: Erläuterungen zu unseren Slogans, unter: http://afdviersen.wordpress.com/ihre-alterna- «Gender-Wahn stoppen».10 Die AfD er- tive-in-viersen/erlauterungen-zu-unseren-slogans/. 11 Ebd. 8 schaft für akut bedroht zu erklären. Erst die inhaltliche Uneindeutigkeit bis hin vor diesem Hintergrund wird die Unter- zur offenen Widersprüchlichkeit zu den stützung der homophoben Petition in Erfolgsfaktoren der AfD gehören, die Baden-Württemberg verständlich. Und sich strategisch ausnutzen lassen, das vor demselben Hintergrund ist es völlig heißt, deren Bestandteile sich je nach glaubhaft, wenn Lucke «Familienpolitik, Bedarf anders pointieren und rekombi- Zuwanderungspolitik und Europapolitik» nieren lassen. So hatte die AfD bei der als «große und wichtige Themenfelder Bundestagswahl in den verschiedenen für die Zukunft unseres Landes» bezeich- Regionen Plakate mit unterschiedlichen net (vgl. Lucke 2014). Bei dieser Trias ist Motiven aufgehängt und beispielswei- die Programmentwicklung der AfD nun se in Sachsen, wo sie schließlich am angelangt. Das spiegelt sich in den The- erfolgreichsten war, nicht nur auf Anti- sen der «Europakommission» ebenso wi- Euro-Agitation gesetzt, sondern immer der wie in den polarisierten Parteiflügeln: wieder vor der «Zuwanderung ins Sozi- Die AfD vereinigt Wertkonservative und alsystem» gewarnt (vgl. Frerks/Kovahl (Neo-)Liberale bis Libertäre. Wohlfahrts­ 2013). Bezeichnenderweise hat die AfD chauvinismus und Marktradikalität be- in Sachsen insbesondere dort hohe Zu- stehen nebeneinander, die Grenzzie- stimmung erfahren, wo zugleich die hung ist schwer nachvollziehbar (Plehwe NPD einen hohen Zweitstimmenanteil 2014: 69). errungen hat (Loos 2013: 12). Dass die Was zunächst als Widerspruch er - AfD umgekehrt nicht von den Verlusten scheint – und wohl tatsächlich zu nach- der NPD in bestimmten Regionen profi- haltigen Auseinandersetzungen in der tieren konnte, zeigt wiederum, dass sie Partei geführt hat –, entspricht bei ge- nicht von diesen WählerInnen abhän- nauerer Betrachtung exakt dem, was in gig ist. Wahrscheinlich ist, dass die AfD der neueren Literatur als die «Winning stattdessen von denjenigen Themen pro- Formula» radikal rechter, xenophober fitiert, die sie mit der extremen Rechten Parteien in Europa beschrieben wird (Art teilt. Die Partei verortet sich damit rechts 2011: 17 f.), mithilfe derer ökonomisch von der Union und ist mit diesem Ver- und politisch widerstreitende Interes- such bundesweit relativ erfolgreich. Das sen in einem ansonsten unwahrschein- ist das Neue und zugleich Erklärungsbe- lichen Bündnis zusammenfinden. Das dürftige: Woraus bezieht die Chimäre ei- kommt auch in der Wählerschaft der AfD ner «neoliberalen Rechten» ihre Durch- zum Ausdruck, die sich bei der Bundes- schlagskraft? Und basiert sie letztlich auf tagswahl 2013 vorrangig aus ehemali- der «populistischen» Täuschung, eine gen WählerInnen der FDP, der LINKEN «radikal neoliberale Kraft mit national- und der CDU/CSU zusammensetzte. konservativem Anstrich» zu versehen Es spricht einiges dafür, dass gerade (Plehwe 2014: 72)? 9 Das rechtskonservative Netzwerk: Zivile Koalition & Co. Der parteiunabhängige Verein Bür- «Schuldenunion» lehnt sich der Verein gerKonvent e. V. wurde 2003 gegrün- inhaltlich an den BürgerKonvent und det und trat zunächst mit der professi- an den Gründungszusammenhang der onellen PR-Kampagne «Deutschland AfD an. ist mehr als jetzt» an die Öffentlichkeit, Mitunter wird das Netzwerk der Zivi- verstanden als der Versuch, das Kon- len Koalition, obgleich sehr personen- zept der Protestinitiativen – das damals zentriert um die von Storchs, auch als bekannteste Beispiel war das Attac- «deutsche Tea Party» bezeichnet.6 Pu- Netzwerk – von «rechts» oder «oben» blizistische Vorhut ist das Online-Ma- zu besetzen.1 Der Soziologe Andreas gazin Freie Welt, in dem unter anderem Kemper weist darauf hin, dass der Bür- der AfD-Parteisprecher Konrad Adam gerKonvent zu Beginn eine Großspen- publiziert. Ein weiteres Angebot ist die de des Milliardärs August von Finck jr. dem bekannten Portal «Abgeordneten- erhielt, der bereits den BfB finanziell er- Watch» nachempfundene Website Ab- heblich gestützt hatte.2 Zu den neueren geordneten-Check. Verantwortlicher Schwerpunkten der Vereinsaktivitäten ist Sven von Storch, seine Frau Beatrix zählt die Agitation gegen den Europäi- sitzt auch hier in einem «Beirat». Als Trä- schen Stabilitätsmechanismus (ESM) ger des Projekts werden die Zivile Ko- und die Euro-Rettungspolitik.3 alition, der BürgerKonvent sowie der Dem Vorstand des BürgerKonvents ge- Storch’sche Verein Institut für strategi- hört die Rechtsanwältin Beatrix von sche Studien Berlin e. V. (ISSB) angege- Storch an. Sie kandidierte jüngst zur ben. Auf der ISSB-Website wiederum Bundestagswahl auf Listenplatz 2 der ist unter anderem ein Interview mit Par- AfD in Berlin, für die kommende Euro- teisprecher Bernd Lucke nachzulesen.7 pawahl ist sie auf Listenplatz 4 gesetzt. Von Storch gilt als einflussreiche Politi- 1 Speth, Rudolf (o.J.): Der BürgerKonvent – Kampagnenpro- test von oben ohne Transparenz und Bürgerbeteiligung, unter: kerin in der Partei und – im Verbund mit http://www.boeckler.de/pdf/fo_buergerkonvent.pdf. 2 Kem- ihrem Ehemann Sven von Storch – als per, Andreas: Alternative für Deutschland – Die Geld-Essen- tialisten (4.3.2013), unter: http://andreaskemper.wordpress. erfolgreiche Netzwerkerin im rechts- com/2013/03/04/alternative-fur-deutschland-die-geld-essenti- 4 alisten/. 3 Website BürgerKonvent e. V., unter: http://www.bu- konservativen Spektrum. Zentral ist da- ergerkonvent.de/aktivitaeten/. 4 Vgl. Kemper, Andreas (2013): bei der Verein Zivile Koalition e. V., auf Rechte Euro-Rebellion. Alternative für Deutschland und Zivile Koalition e. V., Münster. 5 Website Zivile Koalition e. V., unter: dessen Website «für mehr zivilgesell- http://www.zivilekoalition.de/wer-wir-sind. 6 Vgl. Kemper, An- schaftliches Engagement» geworben dreas (2013): Rechte Euro-Rebellion. Alternative für Deutsch- land und Zivile Koalition e. V., Münster. 7 Website des ISSB wird.5 Mit der Agitation gegen ESM und e. V., unter: http://www.issberlin.info/?p=991. 10 GERINGER GEBRAUCHSWERT DES POPULISMUSBEGRIFFS

In einer ersten Einordnung der AfD hat- Front National (FN) und dem belgisch- ten Rechtsextremismusexperten wie separatistischen Vlaams Belang (VB) – Gerd Wiegel die AfD «mit dem schillern- aus derart unterschiedlichen Formatio- den, aber inzwischen gebräuchlichen nen, dass fraglich bleibt, ob der Begriff Begriff des Rechtspopulismus» zu fas- Rechtspopulismus zur ihrer Kennzeich- sen versucht (Wiegel 2013: 1). Diese Zu- nung wirklich tauglich ist.13 Außerhalb ordnung und deren Aussagekraft stehen Deutschlands wird stattdessen vermehrt und fallen mit dem zugrunde liegenden der Sammelbegriff «Radical Right Par- Populismusverständnis. Nach Ansicht ties» bemüht, der eine präzisere Binnen- Wiegels empfiehlt sich der Begriff im differenzierung erlaubt: Diese Parteien vorliegenden Falle hauptsächlich ex ne- verfolgen hauptsächlich rassistische gativo, da die AfD zwar der politischen Exklusionspolitiken, die sowohl mit au- Rechten, nicht aber der extremen Rech- toritär-nationalistischen wie auch mit ten zuzuordnen sei. Zudem wird der Par- neoliberalen und gegen den Sozialstaat tei eine Ähnlichkeit zu anderen Parteien in gerichteten Programmen verbunden Westeuropa attestiert, die gleichfalls als sein können (vgl. Art 2011). Der Preis rechtspopulistisch bezeichnet werden. für die Verwendung des Rechtspopulis- Die assoziierte «Verwandtschaft» der AfD musbegriffs wäre ein Verzicht auf Diffe- zu dieser «Parteienfamilie» ergibt sich renzierung, sodass man etwa zwischen aber zunächst nicht aus vergleichbaren der British National Party (BNP) und der Inhalten und Strategien, sondern bezieht United Kingdom Independence Party sich auf das methodische Vorgehen: die (UKIP), die beide eine Anti-Europa-Po- Anrufung des «Volkes» als zu mobilisie- sition vertreten, nicht mehr hinreichend rende und legitimierende politische Res- unterscheiden könnte. Doch ein wesent- source. Zwar bedient sich die AfD dieses licher Unterschied zwischen den beiden Mittels und in dem instrumentellen Sin- besteht nicht zuletzt darin, dass die eine ne attestiert ihr auch Alexander Häusler Partei bei Wahlen nicht punkten kann, (2013: 10), sie bediene die «Grundmuster während die andere diesbezüglich rela- rechtspopulistischer Rhetorik». Es bleibt tiv erfolgreich ist – etwas, was der Popu- aber fraglich, inwiefern die AfD damit hin- 12 Im Hinblick auf den hier nur angeschnittenen Bedeutungs- reichend oder auch nur wesentlich cha- kern des Begriffs Populismus ist der Einwand von Werner, der AfD fehle es für einen «vollwertigen» Populismus an Charisma, rakterisiert ist. Alban Werner (2013: 1) nicht zu folgen: Eine plebiszitäre Demokratie im Sinne Webers wiederum stellt Überschneidungen zum setzt zwar Massenloyalität voraus, die aber nicht zwingend cha- rismatisch zu sichern ist (vgl. Weber 1980: 155 ff.). Tatsächlich Rechtspopulismus fest, geht aber da- haben als rechtspopulistisch eingestufte Bewegungen und von aus, dass die AfD «keine klassische Parteien nur in wenigen Fällen regelrechte Führerfiguren her- vorgebracht, wobei sich etwa im Falle Wilders’ dessen charis- rechtspopulistische Strategie» verfolge.12 matische Ausstrahlung noch immer in Grenzen halten dürfte. Charisma ist eben nicht mit demoskopischer Bekanntheit oder Bei näherer Betrachtung besteht selbst elektoraler Beliebtheit zu verwechseln. 13 Ein weiteres Argu- die rechtspopulistische Parteienfamilie – ment gegen die behauptete Verwandtschaft ist die instabile Bündnispolitik untereinander (vgl. Plehwe 2014). Plewe ver- von der Freiheitlichen Partei Österreichs ortet die AfD bündnispolitisch eher in der neoliberal-konser- (FPÖ) über die Schweizer Volkspartei vativen «Alliance of European Conservatives and Reformists» (AECR) und damit nicht in einer antieuropäischen «Fundamen- (SVP) bis hin zum «neuen» französischen talopposition», sondern an der Seite der britischen Tories. lismusbegriff nicht einfangen kann. Am Sinne von «the people») und den durch 11 augenfälligsten wird seine doch eher ge- ihn verkörperten Allgemeinwillen zurück- ringe Aussagekraft, wenn man etwa das führt, um einen Populismus sans phrase? NPD-Parteiprogramm heranzieht und zu Man kann einwenden, dass die populis- dem Schluss käme, es handle sich hier tische Anrufung des «Volkes» – und sei um eine populistische Schrift par excel- es die Berufung auf eine «schweigende lence. Nur würde aus guten Gründen fast Mehrheit» oder den «kleinen Mann» – in niemand dieses Urteil für die NPD gelten der Regel gerade trotz des «Volksbezugs» lassen.14 Die den Populismus kennzeich- keine universalen, sondern partikulare In- nende Rhetorik sagt nämlich nicht viel teressen adressiert. Aber gilt dies (sehen über die Praxis aus. wir einmal von idealistischen Vorstellun- Das der analytische Wert des Populis - gen von der bürgerlichen Demokratie musbegriffs begrenzt ist, ist keine neue als die beste aller Staatsformen ab) nicht Erkenntnis, ist er doch seit Langem aller auch für durchaus anerkannte formalde- «historischen, geographischen und sach- mokratische Verfahren? lichen Bezüge» entkleidet und bleibt not- Die Bezeichnung Populismus – immer wendigerweise «offen […], was der Be- pejorativ gemeint – trifft immer opposi- griff überhaupt bezeichnet» (Dubiel 1986: tionelle Bewegungen und Parteien, die 34). Längst und bis heute sprechen «un- nichtherrschende Interessen repräsen- terschiedliche Gruppierungen von Sozial- tieren.15 Der an sie gerichtete Vorwurf wissenschaftlern mit unterschiedlichem des Populismus dient immer der Dele- theoretischen Hintergrund zu unter- gitimierung und wird ausdrücklich nicht schiedlichen Anlässen von unterschied- bezogen auf die jeweiligen politischen lichen sozialen Phänomenen» (ebd.: 43). Inhalte. Er kommt in Gestalt einer Erin- Das pragmatische und noch heute gülti- nerung an deren Partikularität und die ge Argument gegen den Populismusbe- Tatsache, dass sie im Stande der Oppo- griff lautet mit anderen Worten, dass es sition schon gar keine Verbindlichkeit re- sich um eine Totalabstraktion handelt. klamieren können. In der Bezeichnung Nun spricht nichts gegen begründete Populismus geht insofern ein bestimm- Abstraktionen, ohne die Begriffsbildun- tes Macht- oder Konkurrenzverhältnis gen für den politischen und politikwis- auf zwischen denen, die zu der Bezeich- senschaftlichen Gebrauch nicht denk- nung greifen, und denen, die damit be- bar wären. Aber auch abstrakte Begriffe legt werden,16 also zwischen Inhabern müssen sich am Gegenstand messen las- 14 Eine kuriose Ausnahme ist die Materialsammlung für das sen, also operationalisierbar sein. Beim neue NPD-Verbotsverfahren, in dem der NPD an einer Stelle Begriff Populismus besteht diese Opera- Populismus vorgehalten wird. 15 Ausnahmen wie die teils in Deutschland als linkspopulistisch titulierte Chavez-Regierung tionalisierung zumeist in der Frage nach bestätigen die Regel: Dort, wo die Vokabel gebraucht wird, will Stil, Rhetorik und anderen Ausdrucksmit- man sozialistische Politik freilich nur in der Opposition haben – wenn überhaupt. «Populismus an der Macht» ist in Europa un- teln – also nach der Form, nicht nach dem bekannt (vgl. Priester 2012: 108). 16 Die Untauglichkeit des Populismusbegriffs zeigt sich hier an der absurden Folge, dass Inhalt, und das Formale bleibt hier weit der Gebrauch dieses Vorwurfs selbst «populistisch» sein kann, gefasst und vage. Handelt es sich dann wenn er nämlich aus einer anderen oppositionellen Fraktion he- raus «im Namen einer Mehrheit» formuliert wird, die man nicht nicht sogar beim hegemonialen Demo- tatsächlich hinter sich hat – also letztlich stellvertretend für eine kratieidealismus, der politische Legitimi- Regierung gesprochen wird. Es ist insofern keine Besonderheit des Populismus, «die Mehrheit» als politischen Legitimations­ tät auf den Souverän, also «das Volk» (im titel zu gebrauchen. 12 der politischen Macht und deren Konkur- lung, warum Menschen sich gegen eige- renten. Damit tritt zum pejorativen Tenor ne Interessen mobilisieren lassen, bleibt. des Populismusbegriffs in umgekehr- Diese Populismusfrage ist wichtig, hängt ter Richtung eine affirmative, struktur- aber offensichtlich nur ganz unwesent- konservative Bedeutung: Die Forderung lich mit der AfD zusammen, empfiehlt beispielsweise, Volksabstimmungen sich also vorbehaltlich weiterer Elabora­ einzuführen, ist genau in dem Sinne tion nicht für deren Analyse. Versucht «populistisch», dass eine oppositionelle man dagegen zu einer Operationalisie- Fraktion auf ein Entscheidungsverfahren rung zu gelangen, indem man den Popu- setzt, das zu anderen Mehrheiten führen lismus in Anlehnung an Max Weber als soll als das Entscheidungsverfahren, das Idealtyp modelliert, liegt man von Anbe- eine konkurrierende Fraktion zur Regie- ginn nahe an dessen plebiszitärer (Füh- rung gemacht hat. Das im engeren Sinne rer-)Demokratie. Demnach bedarf es des Populistische daran ist lediglich, durch Populismus nicht, Stil und Rhetorik be- eine formaldemokratische Volksabstim- treffende Fragen könnten mit gleicher mung eine bestimmte politische Ent- Evidenz als Demagogie bezeichnet wer- scheidung herbeiführen zu wollen, mit den (Breuer 2006: 145; vgl. hierzu auch der eine weitere Entscheidung hinter- Weber 1980 und kritisch dazu Priester trieben werden soll, die bereits auf ande- 2012: 65 f.). re formaldemokratische Weise zustande All das ändert sich nicht, wenn speziel- gekommen ist. ler vom Links- und Rechtspopulismus Politisch von Bedeutung ist doch aber die Rede ist. Vielmehr besteht ein tat- gar nicht die Verfahrensfrage, mit der die sächlich neues Problem des Populis - einen Legitimität behaupten und die an- musbegriffs darin, dass er zusehends deren sie für sich behalten wollen –, son- überformt wird durch den Versuch, ihn dern die Frage, um welche Entscheidun- analog zum Begriffspaar des Links- und gen es eigentlich geht, welche Inhalte Rechtsextremismus zu modellieren. Die hier zur Disposition stehen. All das fängt semantische Nähe wird noch durch die der Populismusbegriff gerade nicht ein, Konstruktion eines «weichen Extremis- und deshalb bleibt er, wie sehr wir ihn mus» verstärkt, dem «die meisten ex­ auch strapazieren, zu allem (außer Stil tremistisch-populistischen Kräfte» an- und Rhetorik) stumm. Versuchen wir, geblich angehören (Jesse 2010: 16). Das wie eben gezeigt, den Begriff hinsicht- idealtypische Beispiel dafür ist nicht die lich seiner demokratietheoretischen Be- AfD, sondern die Partei DIE LINKE, die deutung hin weiter zu entschlüsseln, so sich in den Analysen der hegemonialen kommen wir entweder zu dem Punkt, Extremismusforschung zwar nicht ins- mit ­Gramsci zu fragen, warum «eine dezi- gesamt dem («harten») Extremismus diert antiwohlfahrtsstaatliche Politik auch zurechnen lässt, aber gerade über den von jenen Wahlbürgern massenhaft ak- Populismus wieder in den Bereich des zeptiert wurde, die von den sozialstaatli- («weichen») Extremismus eingeführt chen Kürzungen mittelbar oder unmittel- wird. Der Weg ist bequem, weil es ein bar betroffen waren»(Dubiel 1986: 40). unzureichend bestimmter und prinzipiell Nun ist Margaret Thatcher, um die es in kaum abgrenzbarer Populismusbegriff diesem Zitat ging, tot, aber die Fragestel- zulässt, eine Analyse zum gewünschten Ende zu treiben, wenn man gedanklich se 2010: 14), «beispielsweise bürgerliche 13 genügend Haken schlägt. So kommen- Freiheits- und Gleichheitsrechte»(ebd.: tierte Eckhard Jesse anlässlich der Bun- 17). Der ursprüngliche Beispielsatz gibt destagswahl 2009, DIE LINKE sei «für das mitnichten her. Aber der Zwischen- ihren Populismus belohnt» worden, und schritt über den Populismusbegriff ist der wählt als Beispiel die Forderung «Hartz beherzte Sprung auf eine sehr bewegli- IV muss weg» (Jesse 2011: 105). In ei- che rhetorische Fähre hin zum Extremis- nem neueren Werk aus dem Genre der musvorwurf. Extremismusforschung wird das State- Die Möglichkeit, damit nun zu einem ge- ment «Hartz IV – Armut per Gesetz» der wünschten Ergebnis zu kommen – etwa LINKEN mit einer ähnlich lautenden zu Verortung der AfD in der extremen Forderung der NPD («Hartz IV – nicht Rechten –, rechtfertigt es eher nicht, sich mit mir») verglichen. Das Beispiel ist dieses Kniffs zu bedienen. Er steht einer nun schon Beleg für eine «Konvergenz- stimmigen Analyse eher im Wege. Diese tendenz» des Extremismus (vgl. Blank «Leistung» des Populismusbegriffs sollte 2014: 385). uns vielmehr Grund geben, von ihm ab- Zwei theoretisch unterschiedliche Sach- zulassen. Er sagt am ehesten etwas über verhalte – Populismus und Extremis- den aus, der ihn gebraucht, und sei es mus – werden auf einem Beispiel abge- über dessen Verlegenheit, keinen besse- bildet und damit empirisch gleich – und ren Begriff gefunden zu haben. Warum schon ist eine dieser «extremistisch-po- nicht einfach sagen, was etwas länger, pulistischen Kräfte» in der Welt, die er- aber dafür klar ist: Die AfD ist eine Par- klärtermaßen meist dem «weichen Extre- tei der Rechten mit bestimmten extrem mismus» angehören. Definitionsgemäß rechten Tendenzen im Hinblick auf ihre ist der Extremismus weich, wenn er «nur Inhalte und ihr Personal. Dagegen ist die einzelne Elemente des demokratischen Frage nach ihrem «Populismus» weit we- Verfassungsstaates in Frage» stellt (Jes- niger wichtig. 14 Die Parteigründer: Wahlalternative 2013 Dem Gründungsparteitag der AfD im schließlich Volkswirtschaftsprofesso- April 2012 ging im Jahr zuvor der Aufruf ren angehören3 – waren Mitglieder des zu einer Wahlalternative 2013 (WA) um Plenums bzw. Mitzeichner des Grün- Bernd Lucke und den Publizisten Alex- dungsaufrufs. ander Gauland – zwei langjährige CDU- Nicht zum Plenum gehört einzig das Mitglieder – sowie Konrad Adam vor- AfD-Beiratsmitglied Roland Vaubel. Er aus.1 Lucke und Adam gehören heute verfasste 2007 einen Artikel, in dem er zu den Vorsitzenden der AfD, Gauland klassische Überlegungen zum Schutz ist stellvertretender Vorsitzender. Unter der «Leistungseliten vor der Tyrannei den Hauptzeichnern des WA-Aufrufs der Mehrheit» anstellte.4 Vaubel und befanden sich die ehemaligen BfB-Mit- die anderen AfD-Beiratsmitglieder ge- glieder Karl Albrecht Schachtschneider, hörten dann zu den Hauptzeichnern des und Bruno Bandulet, WA-Aufrufs. Im Gegensatz zu den Stel- aber auch und der lungnahmen des neoliberalen Plenums ehemalige Präsident des Bundesver- erzielte der WA-Aufruf, wohl auch in bandes der Deutschen Industrie, Hans- Wechselwirkung mit der Griechenland- Olaf Henkel. Dieser ist der AfD erst we- Krise, erhebliche Aufmerksamkeit und sentlich später beigetreten, besetzt nun führte – nach Versuchen des Brücken- aber (nach Lucke) den Listenplatz 2 zur schlags zu den Freien Wählern5 etwa Europawahl. durch Hans-Olaf Henkel, für die Lucke Die Inhalte des WA-Aufrufs entspra- noch 2013 als dritter Listenkandidat bei chen im Wesentlichen den anfäng- den niedersächsischen Landtagswah- lichen Schwerpunkten der AfD, das len angetreten ist – schließlich zur Grün- heißt, man stellte die europäische Wäh- dung der AfD. Der Parteigründungspro- rungsunion infrage und verteidigte die zess bedeutete indes eine Verschiebung Souveränitätsrechte der Bundesrepu- vom neoliberalen Reformprogramm des blik gegenüber der EU. Im Gegensatz Plenums hin zu einem Bündnis etwa zur Europakritik etwa des BfB berief mit dem rechtskonservativen Storch- sich die WA aber ausdrücklich auf den Netzwerk. Die damit erzielte Gleich - Vertrag von Maastricht, ferner auf die zeitigkeit von marktradikalen und nati- wirtschaftspolitischen Positionen des onalistischen Positionen verstärkt die 2010 gegründeten Plenum der Ökono- Ähnlichkeit zum früheren BfB über die men. Bernd Lucke hatte den Plenums- personellen Verbindungen hinaus. gründungsaufruf anlässlich der sich auswachsenden Finanzkrise verfasst 1 Website der Wahlalternative 2013, unter: http://www. und insbesondere an VWL-Ökonomen wa2013.de. 2 Website des Plenums der Ökonomen, unter: ht- tp://www.wiso.uni-hamburg.de/lucke/?page_id=375. 3 Web- gerichtet. Unter anderem sprach sich site der AfD, unter: https://www.alternativefuer.de/partei/wis- das Plenum 2011 gegen eine Verlänge- senschaftlicher-beirat/. 4 Vaubel, Roland: Der Schutz der Leistungseliten in der Demokratie (1.2.2007), unter: http:// 2 rung des Euro-Rettungsschirms aus. wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/?p=17. 5 Berger, Jens: Vier von fünf Mitgliedern des Wissen- Wahlalternative 2013 – aus den Freien Wählern sollen freie (Markt-)Radikale werden (9.10.2012), unter: http://www.nach- schaftlichen Beirats der AfD – dem aus- denkseiten.de/?p=14670. NATIONALISMUS IST NICHT ANSTRICH, 15 SONDERN KERN DER AFD

Für einen analytischen Perspektiven- und stelle damit Deutschland als Nati- wechsel spricht auch, dass es sich bei onalstaat infrage, entbehrt einer ratio- dem eigentümlichen Abwehrnationalis- nalen Grundlage. Denn zum einen sind mus der AfD nicht um einen «national- die in der EU assoziierten Nationalstaa- konservativen Anstrich», sondern um ten gerade als Nationalstaaten die kon- ihre vielleicht wichtigste ideologische kreten Träger dieses Integrationsprozes- Konstante handelt. Zwar insinuieren die ses. Zum anderen setzt die Beteiligung Europathesen der Partei nun nicht (mehr) an diesem Integrationsprozess eine zu- den Austritt aus dem Euroraum oder gar mindest partielle Identität souverän ver- der Europäischen Union. Fluchtpunkt folgter, nationalstaatlicher Interessen bleibt aber eine «Europäische Union sou- voraus – eben nicht zu dem Ende hin, veräner Staaten» anstelle der «Idee der diese Interessen zu überwinden, son- Vereinigten Staaten von Europa». Die dern sie insbesondere durch den Zugriff Entgegensetzung ergibt nur Sinn, wenn auf einen gemeinsamen Binnenmarkt zugleich unterstellt wird, der europäi- in einem supranationalen Maßstab bes- sche Integrationsprozess ziele objektiv ser verfolgen zu können. In dieser öko- auf die Überwindung der in den Inte­ nomischen Perspektive sind die EU und grationsprozess eingebundenen Natio- insbesondere der Euroraum eine Ver- nalstaaten, und die supranationale Insti- laufsform der kapitalistischen Konkur- tutionalisierung würde zu dem Ende hin renz der Nationalstaaten und damit alles betrieben, nationalstaatliche Apparate andere als die Aufhebung der National- abzuschaffen. Tatsächlich wirbt derzeit staaten oder die Stilllegung ihrer grund- keine relevante politische Kraft für eine sätzlichen Konkurrenzverhältnisse. Ge- derartige Zentralisierung, und selbst die radezu hellsichtig ist es daher, wenn die Forderung nach einer bundesstaatlichen AfD-Europathesen den Binnenmarkt Entwicklung der EU (die missverständ- als «gemeinsame Klammer der Europä- lich als «Vereinigte Staaten von Europa» ischen Union» würdigen. Und es ist ein bezeichnet oder kritisiert wird) setzt be- Ausdruck eben der fortgesetzten Staa- grifflich immer noch eine Mehrzahl politi- tenkonkurrenz, für Deutschland ein scher Ordnungen staatlicher Qualität vo- «größeres Gewicht in den europäischen raus. Die AfD unterstellt, es handle sich Institutionen» zu fordern. Das paradoxe dann nicht mehr um souveräne Staaten, Resultat ist aber, dass die AfD aus dem vergisst aber, dass die EU bereits jetzt gleichen Grund, dessentwegen sie einen über eigene Souveränitätsrechte verfügt. Ausbau supranationaler Institutionen Sie können mit den Souveränitätsrech- kritisiert, eine volle und möglichst starke ten einzelner Mitgliedsstaaten wohl in Beteiligung Deutschlands an diesen Ins- Konflikt treten, schließen einander aber titutionen fordert: Mit demselben Argu- nicht prinzipiell aus. ment wird für und gegen Europa agitiert, Die Angst, ein fortgesetzter Integrati- solange damit nur «spezifisch deutsche onsprozess der Europäischen Union Interessen in der Europapolitik» abgesi- kassiere die Souveränität Deutschlands chert sind (vgl. Lucke 2014). 16 Das ist kein «Rechtspopulismus», son- homophobe Mobilisierung einlassen, de- dern ein Standardnationalismus, der ren Bezug zu Europa sich zunächst nicht sich zur EU auch nicht prinzipiell «euro- erschließt, und warum «Familien- und skeptisch», sondern taktisch verhalten Bildungspolitik» mittlerweile als zweites muss. Insofern ist eine nun eingetrete- programmatisches Standbein der Par- ne «Aufweichung» der anfangs als strikt tei figuriert: Aus diesem Bereich stammt antieuropäisch eingeschätzten AfD-Po- das groteske Illustrationsmaterial für ein sitionen nicht verwunderlich, sondern Europa, das die AfD definitiv nicht will: folgerichtig: Die Positionen bemessen ein Europa, in dem der Hegemon nicht sich primär gar nicht am Zustand der Deutschland heißt und sich zur Bedro- EU, sondern am gelingenden – vor allem hung für deutsche Interessen – was auch ökonomischen – Fortkommen Deutsch- immer eine wertkonservative Klientel da- lands in Europa. Der ideologisch konst- runter versteht – auswächst. ruierte Gegenpol ist die Angstprogno- Eine Einordnung in den Bereich des se einer EU-Entwicklung, in der dieses Rechtspopulismus wäre auch an die- Fortkommen nicht mehr gegeben ist: ser Stelle nicht nur eine unnötige Verrät- die «Vereinigten Staaten von Europa», selung, sondern sachlich falsch, wenn in denen es Deutschland als souveränen man bedenkt, dass populistische Politi- Staat nicht mehr gäbe. Mitunter nimmt ken abzugrenzen sind «gegen die etatis- diese Konstruktion paranoide Züge an, tische Rechte mit ihrer Sehnsucht nach etwa im Falle des baden-württembergi- dem starken (National-)Staat […]. Im Ge- schen AfD-Funktionärs Jan Czada, der gensatz zu dieser Rechten sind Populis- sich als «Mitbegründer der Partei» be- ten heute weniger denn je Nationalisten, zeichnet: sondern propagieren Regionalisierung» «Die Vereinigten Staaten von Europa […] (Priester 2007: 219) und damit ein Kon- haben die Abschaffung der Staatlichkeit zept, dass sich die AfD genauso wenig Deutschlands und des Grundgesetzes zu eigen gemacht hat, wie sie sich auf zum Ziel. […] Die Europa-Idee hat sich zu paneuropäische Ideen bezieht. Die eta- einer Ideologie entwickelt, welche offen- tistischen Ziele der AfD gehen dagegen bar nicht weniger als einen Putsch gegen nicht nur vom Nationalstaat aus, son- die Bevölkerung zur Neuordnung Euro- dern tragen «restaurative Züge», wie mit pas anstrebt. Sie ist […] einer neomar- Marc Jongen (2014) der stellvertretende xistischen Internationale zuzuordnen, Sprecher der AfD in Baden-Württemberg welche die europäischen Nationen durch (und Assistent des umstrittenen Philo- politische Gleichschaltung und die euro- sophieprofessors Peter Sloterdijk) fest- päischen Völker durch Massenmigration stellt: Es gehe der Partei um die «Wieder- aufheben will.» (Czada 2013). herstellung der sozialen Marktwirtschaft Als Beispiel für diese «Gleichschaltung» und der Souveränität des Volkes», ein benennt Czada übrigens eine «Umerzie- Ziel, für das man bisweilen «reaktionär» hung über die Gender-Theorie» und gibt sein müsse und für dessen Umsetzung damit einen plausiblen Hinweis darauf, eine «konservative Avantgarde» zu sor- warum sich AfD-AnhängerInnen auf eine gen habe: die AfD. KÜNFTIGE PARTEIENTWICKLUNG 17 IM RECHTEN SPANNUNGSFELD

Auch wenn die Kennzeichnung als «kon- Das künftige Reüssieren der AfD bei der servative Avantgarde» ein Euphemis- Wahlbevölkerung könnte zum einen vom mus bleibt, konterkariert sie die ver - Erfolg einer Taktik abhängen, die darauf breitete Annahme, bei der AfD handle abzielt, gerade diese Festlegung auf ei- es sich um eine kurzlebige «Protestpar- nen distinkten politischen Standpunkt tei», die ihren Achtungserfolg zur Bun- zugunsten einer Vieldeutigkeit der The- destagswahl 2013 lediglich der «popu- men zu unterlaufen: Das Hantieren mit listischen» Ausbeutung der Euro- und der Homophobie macht ein Element der Finanzkrise zu verdanken hatte. Doch gruppenbezogenen Menschenfeindlich- abgesehen von der ohnehin problema- keit zur politischen Ressource, die weder tischen Reduktion auf den Rechtspopu- «links» noch «rechts» ist; und tatsächlich lismus repräsentiert die AfD seit Anbe- wird die Kategorie «Geschlecht» fur vor- ginn ein weiter gefasstes Themenfeld, politisch und die heterosexuelle Ehe zur auch wenn es programmatisch bisher unhintergehbaren Institution erklärt. Ob nur schwach expliziert worden ist. Die- die AfD mit alledem auch außerhalb einer ses Themenfeld – Euroskepsis, Erhalt Online-Petition punkten kann, wird sich der traditionellen Familie, Einschrän- zum anderen anhand der Frage entschei- kung von Migration – dürfte ob seiner den, in welche Verlaufsformen sie die Breite auch nicht auf den schlichten Ver- Widerspruche bringt, die sich innerhalb such zu reduzieren sein, die Lücke auf- der AfD auftun: zufüllen, die von der FDP im parlamen- – In organisatorischer Hinsicht fällt auf, tarische Betrieb hinterlassen worden dass die AfD «von oben» strukturiert ist. Vielmehr orientiert sich die AfD mit ist und sich strikt um ihren Sprecher- ihrem restaurativ-nationalistischen Pro- kreis herum gruppiert. Das hat zur gramm auf das Spektrum rechts von den Folge, dass bisher die meisten Ver- Unionsparteien und könnte davon profi- bände «stumm» geblieben sind, ein tieren, dass sich sukzessive enttäusch- Umstand, der im Falle von Kommu- te AnhängerInnen mit konservativerer nalwahlkämpfen hinderlich sein wird. Prägung abwenden – gerade solche, die Hinzu kommt das Stadt-Land-Gefälle: mit Aktionen wie «Linkstrend stoppen» Am Beispiel Sachsens zeigt sich, dass eher vergeblich für eine spiegelbildliche die einzelnen Verbände in den drei Rechtsentwicklung eingetreten waren. großen Städten Dresden, Leipzig und Vor dem Hintergrund ihrer Personal- und Chemnitz besonders stark sind. Erfol- Programmentwicklung oszilliert die AfD ge hatte die AfD aber bislang dort zu nun um einen überschaubaren Bestand verzeichnen, wo der organisierte Mit- an tatsächlich fixierten, jedoch explizit gliederbestand weit schwächer aus- rechten Positionen, die ihrerseits Ent- geprägt ist. Die Herausforderung wird wicklungen in unterschiedliche Richtun- auf längere Sicht darin bestehen, die- gen zulassen. Diese Positionen bezeich- sen Mitgliederbestand zu konsolidie- nen keinen festgelegten Standpunkt, ren, was durch ein Kultivieren inner- sondern ein Spannungsfeld. parteilicher Demokratie begünstigt 18 werden würde. Doch schon ange- gen den Wohlstandschauvinismus, sichts des sonst nur von extrem rech- auf den sich etwa die migrationspoli- ten Parteien bekannten Brauchs, die tischen Aussagen der AfD wesentlich Presse von Parteitagen auszuschlie- beziehen, durchsetzen wird. ßen, bestehen bei der AfD Zweifel an – Programmatisch wird sich zusätzlich einer umfassenden innerparteilichen zeigen müssen, ob es die AfD vermag, Demokratie. ihre bislang hauptsächlich bundes- – Personell fällt neben einer Polarisie- und europapolitisch relevanten Posi- rung der Parteiflügel ein flottierender tionen anlässlich von Landtags- und Mitgliederbestand auf. Was ein Effekt Kommunalwahlkämpfen auf diese inhaltlicher Widersprüche sein kann, Ebenen «herunterzubrechen», zu ver- folgt trivialer Weise auch daraus, dass längern oder unspezifische Surrogate die Partei noch nicht gefestigt ist: Sie (etwa Law-and-Order-Forderungen) zieht zugleich den Typus der «modera- einzuführen. ten» Technokraten wie auch «Quertrei- – Daraus ergeben sich schließlich stra- ber» und Fundamentalisten an, darun- tegische Möglichkeiten, etwa die ei- ter frühere Mitglieder und Funktionäre ner regionalspezifischen Entwicklung extrem rechter Parteien. Solange nicht der AfD-Landesverbände, die sich an feststeht, wohin die Partei insgesamt der dominanten Wählerklientel und je- treibt, wird sie für verschiedene Spek- weils akzeptierten Themensetzungen tren gleichermaßen attraktiv wirken – orientieren. In dem Zusammenhang dies aber auf Kosten der Stabilität bleibt die AfD aber bis auf Weiteres ab- der Parteiorganisation, insbesondere hängig von der bereits bestehenden dann, wenn sie in Flügelkämpfen auf- politischen Agenda. Schon die Pro- gerieben wird. filierung der AfD anlässlich der Euro- – Die AfD rechnet sich selbst hohen öko- Rettungspolitik knüpfte an eine bereits nomischen Sachverstand zu, aber sie voll entfaltete mediale Thematisierung ist inhaltlich keineswegs festgelegt auf an. Die Unterstützung der homopho- ein bestimmtes ökonomisches Pro- ben Petition in Baden-Wurttemberg gramm: Die «Euro-Rebellen» loben kann derart als Versuch verstanden den europäischen Binnenmarkt, for- werden, erstmals eine eigene themen- dern Haushaltsdisziplin, Sparpolitik bezogene Mobilisierung (mit) zu initiie- und entbürokratisierte Institutionen. ren, auch wenn bis auf Weiteres frag- Das liegt ganz im neoliberalen Trend. lich bleibt, ob und wie sich diese Linie Andererseits formulieren sie gegen die in elektorale Erfolge überführen lässt. EU einen Abwehrnationalismus, der Schließlich darf nicht vergessen werden, insbesondere einer Abschottung na- dass sowohl die hohe Medienaufmerk- tionalstaatlicher Wohlfahrtssysteme samkeit gegenüber der AfD wie auch der dienen soll – sie hochzuhalten ist in- Zuspruch bei Wahlen auf ihr Underdog- nerhalb der beiden Alternativen – Eu- Image zurückzuführen ist, das schon im ropäisierung oder Stärkung der Nati- Parteinamen mitschwingt («Alternati- onalstaaten – zwar folgerichtig, passt ve») und mit ihrer Anti-Establishment- aber nicht zum neoliberalen Profil. Es Rhetorik kultiviert wird. Dieses Selbst- ist völlig offen, ob sich dieses Profil ge- bild wird mit zunehmender Etablierung der Partei und der Professionalisierung ten Falle in eine «kleine CDU» – oder im 19 ihrer Arbeit unweigerlich an Glaubwür- für alle schlechtesten Falle in eine kleine- digkeit einbüßen. Eine «Alternative» wird re «NPD light». Mit der Bildung einer «Pa- die AfD nicht mehr sein, wenn sie etwa triotischen Plattform» innerhalb der AfD infolge der anstehenden Landtagswah- ging ihr jüngster Ausschlag wieder nach len im offiziellen Politikbetrieb ankommt rechts. An der Plattform beteiligt sind und den «etablierten Parteien» dabei not- AfD-Funktionäre aus Baden-Württem- wendigerweise immer ähnlicher wird. berg und Sachsen. Dieses Dilemma droht der AfD zuerst und unwillkürlich dort, wo sie am er - Für wichtige Anregungen zu diesem Text folgreichsten ist. Abhängig von den Ent- danke ich Volkmar Wölk. wicklungsrichtungen, die angesichts der derzeitigen Widersprüche innerhalb der Felix Korsch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter AfD möglich sind, wird es an der Partei und freier Journalist in Leipzig. Er forscht und selbst liegen, in was sie sich in absehba- publiziert schwerpunktmäßig zur außerparla- rer Zeit verwandeln wird: im für sie bes- mentarischen und extremen Rechten.

Die aktuelle Fraktionierung der Partei Deutlicher als einst der BfB grenzt sich tik», die bis dahin aus dem Sprachge- die AfD gegen die extreme Rechte ab. brauch der Partei herausgehalten wur- Tatsächlich spricht auch nichts dafür, de. Ende Oktober 2013 veröffentlichte Lucke und andere prominente Partei- Bernd Lucke ein Rundschreiben mit funktionäre in dieser Richtung zu veror- ambivalenten Thesen zum Islam.4 An- ten. Das trifft womöglich aber nicht auf fang 2014 zeigte aber eine Mitglieder- sämtliche der aktuell mehr als 17.000 umfrage in Bayern, dass ein erheblicher Mitglieder zu.1 Kurz vor der Bundes- Teil der Basis bereit ist, weit eindeuti- tagswahl 2013 zitierte Der Spiegel den geren, bis hin zu offen islamfeindlichen Gründer und damaligen Vorsitzenden Thesen zuzustimmen.5 der islamfeindlichen Partei Die Freiheit, Einige ehemalige Freiheit-Mitglieder René Stadtkewitz, mit der Schätzung, stehen im Übrigen der Patriotischen es seien bereits 350 seiner Mitglieder Plattform nahe, die sich aktuell als zur AfD gewechselt. Dort «besetzen sie AfD-nahes Netzwerk formiert und ei- Posten in mehreren Landesvorständen ne Duldung als parteiinterner Zusam- und kandidieren auf Landeslisten».2 Die menschluss anstrebt.6 Die Plattform- AfD reagierte mit einem Aufnahme- Gründer kommen schwerpunktmäßig stopp, dessen Erfolg nicht nachprüfbar aus den als eher konservativ geltenden ist und der prompt innerparteilicher Kri- Landesverbänden Baden-Württemberg tik ausgesetzt war.3 Dies ist auch Aus- und Sachsen. In einem Diskussions- druck des innerparteilich keineswegs beitrag auf der Plattform-Website wird geklärten Stellenwerts der «Islamkri- der Islam bejaht – allerdings unter den 20 Bedingungen einer «deutschen Leitkul- ty gehört – vorgeworfen, auf eine «FDP tur».7 Auf der zugehörigen Facebook- 2.0» hinzuarbeiten. Der Flügelkampf seite wird behauptet, Karl Albrecht referiert mit aktuellen strategischen Schachtschneider sei Unterstützer der Streitpunkten: Kolibri-Mitgründerin und Plattform.8 Das Gruppenprofil lässt die AfD-Pressesprecherin Dagmar Metzger plausible Vermutung zu, dass sich in Zu- wirbt für die Zeit nach der Europawahl kunft der «rechte» AfD-Parteiflügel im für ein Bündnis mit den britischen To- Umfeld der Plattform sammeln könnte. ries,14 während andere AfD-Funktionäre Zu deren Gründungsmitgliedern gehö- auf eine Zusammenarbeit mit der anti- ren auch Personen, die im Nachwuchs- europäischen UKIP (United Kingdom In- verband Junge Alternative (JA) aktiv dependence Party) setzen.15 sind. JA-Bundessprecher Philipp Ritz stand kürzlich dem neurechten Online- 1 Offiziöse Mitgliederzahlen veröffentlicht die AfD-nahe Web- site «Das Berliner Forum unter: http://www.das-berliner-forum. Magazin Blaue Narzisse für ein Inter- de/zahlen-daten/109-mitgliederzahlen-zum-31-01-2014.ht- 9 ml. 2 Anti-Euro-Partei: AfD-Landesverbände fürchten rechte view zur Verfügung, auf der Website Unterwanderung (o.N., 1.9.2013), unter: http://www.spiegel. des JA-Landesverbands Baden-Würt- de/politik/deutschland/afd-landesverbaende-fuerchten-rech- te-unterwanderung-a-919706.html. 3 AfD verteidigt Aufnah- temberg wird über einen Besuch im mestopp für «Die Freiheit»-Mitglieder (o.N., 8.2.2013), unter: «freiheitlich-konservative[n] Studien- http://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2013/afd-vertei- digt-aufnahmestopp-fuer-die-freiheit-mitglieder/. 4 Veröf- zentrum Weikersheim» berichtet,10 das fentlicht unter anderem auf der Website von Freie Welt: http://www.freiewelt.net/alles-was-sie-schon-immer-uber- gleichfalls dem Netzwerk der Neuen afd-und-islam-wissen-wollten-von-bernd-luckealles-was- Rechten zugerechnet wird. sie-schon-immer-uber-afd-und-islam-wissen-wollten-von- bernd-lucke-10014937/. 5 AfD steuert in islamfeindliches Als Gegengewicht hat sich neben dem Fahrwasser (o.N., 23.1.2014), unter: http://www.endstation- geräuschlosen Arbeitskreis Christen rechts-bayern.de/2014/01/afd-steuert-in-islamfeindliches- fahrwasser/. 6 Website der Patriotischen Plattform, unter: ht- mittlerweile der parteiinterne Zusam- tp://www.patriotische-plattform.de/. 7 Hickethier, Ralf: Neu denken (4.2.2014), unter: http://www.patriotische-plattform. menschluss Kolibri («Konservative und de/neu-denken/. 8 Eintrag auf der Facebook-Website der Pa- Liberale») konstituiert, der in einem triotischen Plattform vom 16.2.2014, unter: https://www.fa- cebook.com/PatriotischePlattform. 9 Clemens, Carlo: Ver- Selbstdarstellungstext zu «Toleranz ge- stand statt Ideologie (Interview mit Philipp Ritz vom 6.2.2014), genüber anderen Ethnien, Glaubens- unter: http://www.blauenarzisse.de/index.php/gesichtet/ item/4412-verstand-statt-ideologie. 10 JA Baden-Württem- richtungen oder Lebensentwürfen» berg: Zu Gast beim Studienzentrum in Weikersheim (o.N., 11 14.9.2013), unter: http://jabw.wordpress.com/2013/09/14/ja- aufruft. Im Kontext der homopho - baden-wurttemberg-zu-gast-beim-studienzentrum-weikers- ben Mobilisierung in Baden-Württem- heim/. 11 Website des Zusammenschlusses Kolibri, unter: http://www.kolibri-afd.de/ueber-uns/. 12 Amann, Melanie berg Anfang des Jahres wurde berich- : Erzkonservative in der AfD: Auf Stimmenfang bei den Ho- tet, Kolibri wolle künftig «bibeltreuen mophoben (18.1.2014), verunter: http://www.spiegel.de/po- litik/deutschland/homophobie-in-der-afd-auf-stimmenfang- Freunden die Stirn bieten».12 Das sorgt bei-den-erzkonservativen-a-944205.html. 13 Website Kolibri Watch, unter: http://kolibriwatch.wordpress.com/. 14 Gey- teils für grobes Missfallen, das auf der er, Steven: Überraschung für Bernd Lucke (11.11.2013), un- anonym betriebenen Website «Kolib- ter: http://www.fr-online.de/bundestagswahl-hintergrund/ bernd-lucke-afd-europawahl--ueberraschungen-fuer-bernd- 13 ri-Watch» Ausdruck findet. Dort wird lucke,23998104,25004678.html. 15 AfD-Mitglieder verhan- dem Netzwerk liberaler Funktionäre – zu deln mit britischer Anti-Europa-Partei (o.N., 31.1.2014), unter: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ukip-afd-mitglieder- dessen Mitinitiatoren Joachim Starbat- verhandeln-mit-britischer-anti-europa-partei-a-950488.html. LITERATUR 21

Art, David (2011): Inside the Radical Jongen, Marc (2014): Das Märchen Right: The Development of Anti-Immi- vom Gespenst der AfD (22.1.2014), grant Parties in Western Europe, Cam- unter: http://www.cicero.de/berliner- bridge. republik/afd-ein-manifest-fuer-eine- Blank, Bettina (2014): «Deutschland, alternative-fuer-europa/56894. einig Antifa?» «Antifaschismus» als Kemper, Andreas (2013): AfD gegen Agitationsfeld von Linksextremisten, «Multikulti-Umerziehung», in: Der Frei- Baden-Baden. tag, 10.4.2013, unter: http://www.frei- Breuer, Stefan (2006): Max Webers tra- tag.de/autoren/andreas-kemper/afd- gische Soziologie. Aspekte und Perspek- gegen-multikulti-umerziehung. tiven, Tübingen. Loos, Tilman (2014): Einblick. Zahlen Czada, Jan (2013): Die AfD: Eine und vorsichtige Analysen zum Ausgang Partei rechts der Mitte (22.10.2013), der Bundestagswahlen 2013 in Sachsen unter: http://europablog.net/ und Leipzig, Leipzig. post/64788175211/die-afd-eine-partei- Lucke, Bernd (2014): Richtigstel- rechts-der-mitte. lung der Berichterstattung über meine Dubiel, Helmut (1986): Das Gespenst Äußerungen zum Fall Hitzlsperger des Populismus, in: ders. (Hrsg.): (13.1.2014), unter: https://www.alterna- Populismus und Aufklärung, Frankfurt tivefuer.de/2014/01/13/richtigstellung- am Main, S. 33–50. der-berichterstattung-ueber-meine- Frerks, Sören/Kovahl, Ernst (2013): aeusserungen-zum-fall-hitzlsperger/. Sprung in die Parlamente, in: Der Rechte Lucke, Bernd/Gauland, Alexander/ Rand, 145/2013, S. 8–9. Starbatty, Joachim (2014): Europa- Häusler, Alexander (2013): Die «Alter- wahlthesen der zweiten Sitzung der native für Deutschland» – eine neue Großen Europakommission in der AfD rechtspopulistische Partei? Materialien (15.1.2014), o. O. und Deutungen zur vertiefenden Ausei- Ministerium für Kultus, Jugend und nandersetzung, Heinrich-Böll-Stiftung Sport Baden-Württemberg (2013): Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Arbeitspapier für die Hand der Bil- Jesse, Eckhard (2010): Die NPD und dungsplankommissionen als Grund- die Linke: Ein Vergleich zwischen einer lage und Orientierung zur Verankerung harten und einer weichen Form des der Leitprinzipien – Bildungsplanreform Extremismus, in: Backes, Uwe/Gallus, 2015/2016, Stuttgart, unter: http://www. Alexander/Jesse, Eckhard (Hrsg.): Jahr- kultusportal-bw.de/site/pbs-bw/get/ buch Extremismus & Demokratie 2009, documents/KULTUS.Dachmandant/ Bd. 21, Baden-Baden, S. 13–31. KULTUS/kultusportal-bw/Bildungsplan- Jesse, Eckhard (2011): Wahlen 2009, reform/Arbeitspapier_Leitprinzipien.pdf. in: Backes, Uwe/Gallus, Alexander/ Müssigmann, Lena (2014): Sexu- Jesse, Eckhard (Hrsg.): Jahrbuch Extre­ elle ­Vielfalt im Unterricht: Herr Stängle mismus & Demokratie 2010, Bd. 22, wittert Unfreiheit; in: die tageszei- Baden-Baden, S. 103–125. tung, 2.1.2014, unter http://www.taz. de/!130274/. 22 Plehwe, Dieter (2014): Durchmarsch Werner, Alban (2013): Keine der nationalen Neoliberalen? Die AfD Alternative(n) für Deutschland und und die europäische Rechte, in: Blätter Europa. Eine oppositionstheoretische für deutsche und internationale Politik Analyse deutscher Eurokritik in der 2/2014, S. 63–72. Krise, herausgegeben von der Rosa- Priester, Karin (2007): Populismus. His- Luxemburg-Stiftung, Online-Publikation, torische und aktuelle Erscheinungsfor- unter: http://www.rosalux.de/fileadmin/ men, Frankfurt am Main. rls_uploads/pdfs/sonst_publikationen/ Priester, Karin (2012): Rechter und lin- Keine_Alternative-n.pdf. ker Populismus. Annäherung an ein Cha- Wiegel, Gerd (2013): Aufstieg des mäleon, Frankfurt am Main. Rechtspopulismus auch in Deutsch- Weber, Max (1980): Wirtschaft und land?, herausgegeben von der Rosa- Gesellschaft. Grundriss der verstehen- Luxemburg-Stiftung, Online-Publikation, den Soziologie, 5. rev. Auflage, Studien- unter: http://www.rosalux.de/fileadmin/ ausgabe, Tübingen. rls_uploads/pdfs/sonst_publikationen/ Aufstieg_des_Rechtspopulismus_auch_ in_Deutschland.pdf. AKTUELLE PUBLIKATION

NEONAZISTISCHE MOBILMACHUNG IM ZUGE DER KRISE DER AUFSTIEG DER NAZIPARTEI GOLDENE MORGENRÖTE IN GRIECHENLAND Von Dimitris Psarras Reihe Analysen, September 2013 ISSN 2194-2951 Download unter: www.rosalux.de/publication/39832

Der Aufstieg der Goldenen Morgenröte zeigt das rechte Potenzial, das in einer Gesellschaft schlummert und unter bestimmten Umständen von der extremen Rechten genutzt werden kann. Die Wirtschafts- und Finanzkrise und die damit seit 2010 in Griechenland einhergehenden extremen sozialen Verwerfungen bereiteten den Boden für den Aufstieg der griechischen Neonazis.

Publikationen der Reihe Analysen können bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung bestellt werden: [email protected]. IMPRESSUM

ANALYSEN wird herausge­geben von der Rosa-Luxemburg-Stiftung V. i. S. d. P.: Martin Beck Franz-Mehring-Platz 1 · 10243 Berlin www.rosalux.de ISSN 2194-2951 · Redaktionsschluss: Februar 2014 Layout/Herstellung: MediaService GmbH Druck und Kommunikation Lektorat: TEXT-ARBEIT, Berlin Gedruckt auf Circleoffset Premium White, 100 % Recycling «Die AfD ist eine Partei der Rechten mit bestimmten extrem rechten Tendenzen im Hinblick auf ihre Inhalte und ihr Personal. Dagegen ist die Frage nach ihrem ‹Populismus› weit weniger wichtig.»

FELIX KORSCH

WWW.ROSALUX.DE