Skateboarding in der modularen Oberstufe – Legitimierung und Vermittlungsmöglichkeiten

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades eines Magister an der Naturwissenschaftlichen Fakultät

an der Karl-Franzens Universität Graz

vorgelegt von

Markus Künstner

am Institut für Sportwissenschaften

Begutachter: Mag. Dr.phil Gerald Payer

Graz, 2015

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich, Markus Künstner, geboren am 04.07.1985, erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, keine anderen, als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe und die aus den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche durch Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht habe. Ich versichere, dass ich diese Arbeit noch keiner anderen Prüfungsstelle weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als wissenschaftliche Arbeit vorgelegt habe. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

______Ort, Datum Unterschrift (Markus Künstner)

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Danksagung

Hiermit bedanke ich mich herzlichst bei meinem Betreuer Mag. Dr.phil. Gerald Payer für die Begutachtung meiner Arbeit. Er stand mir stets mit Rat und Tat zur Seite und jedes meiner Anliegen wurde auf schnellstem Wege geklärt. Ein flottes Vorankommen war somit möglich und durch seine Art der Betreuung, die mir wo es ging, freie Hand ließ, wurde diese Arbeit tatsächlich zu meiner Diplomarbeit.

Vielen Dank hierfür!

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7 I Theoretischer Teil 1 Einleitung 10 1.1 Thema und Aufbau der Arbeit 10 2 Geschichte des Skateboardings 12 2.1 Die Vorreiter des Skateboardings 12 2.2 Surfin` USA 13 2.3 Feindbild 15 2.4 Die Urethanrolle 15 2.5 Der zweite Aufschwung 16 2.5.1 Die Z-Boys 17 2.5.2 Der 17 2.6 Der neuerliche Einbruch 18 2.7 Der Weg in den Mainstream 18 2.7.1 Die 1990er Jahre 19 2.8 Skateboarding 2000 – heute 19 2.8.1 Skateboarding vs. 20 3 Schulgeeignetes Skateboarding? 21 3.1 Lifestylebewegung oder Sportart? 22 3.1.1 Der Stylefaktor 22 3.1.2 Weitere Unterscheidungsmerkmale zu herkömmlichem Sport 23 3.2 Einstieg, Motivation, Lehren und Lernen 26 4 Skateboardspezifische konditionelle und koordinative Fähigkeiten 31 4.1 Ausdauer 31 4.2 Kraft 31 4.3 Schnelligkeit 32 4.4 Beweglichkeit 33 4.5 Koordinative Fähigkeiten 34 4.5.1 Gleichgewichtsfähigkeit 34 4.5.2 Orientierungsfähigkeit 35 4.5.3 Differenzierungsfähigkeit 35 4.5.4 Reaktionsfähigkeit 36 4.5.5 Umstellungsfähigkeit 36 4.5.6 Kopplungsfähigkeit 37 5 Die modulare Oberstufe 38 5.1 Organisatorische Schwerpunkte 38 5.2 Kernpunkte und Ziele 40 5.3 Das Modulsystem der modularen Oberstufe der AHS 41 5.4 Die modulare Oberstufe im Unterrichtsfach Bewegung und Sport 41 5.5 Skateboarding in der modularen Oberstufe 45 5.5.1 Lehrplanbezug 45 5.5.2 Lehrplanbezug der Sportart Skateboarding 48

5.5.2.1 Bildungs- und Lehraufgabe 48 5.5.2.2 Beiträge zu den Bildungsbereichen 50 5.5.2.3 Didaktische Grundsätze 52 5.5.2.4 Lehrstoff 53 5.5.2.5 Zusammenfassung 56 6 Material und Schutzausrüstung 57 6.1 Das Brett 58 6.2 Das Griptape 59 6.3 Die Achsen 59 6.4 Die Rollen 60 6.5 Die Kugellager 60 6.6 Zusätzliches 60 6.7 Schuhe 60 6.8 Schutzausrüstung 61 6.9 Der Skate Key und Ersatzteile 62

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II Praktischer Teil 7 Module Skateboarding 64 7.1 Grundsätzliche Überlegungen 64 7.2 Rahmenbedingungen 65 7.3 Modul 1: Fit fürs Rollbrett – Ein -Vorbereitungskurs 67 7.3.1 Modul 1 – Kursbucheintrag 68

7.3.1.1 Beschreibung des Kursbucheintrag 69 7.3.2 Modul 1 – Stundenbilder 70

7.3.2.1 Modul 1 – 1. Unterrichtseinheit 71 7.3.2.2 Modul 1 – 4. Unterrichtseinheit 73 7.3.2.3 Modul 1 – 8. Unterrichtseinheit 76 7.4 Modul 2: Skateboarding – Anfänger und Fortgeschrittene 78 7.4.1 Modul 2 – Kursbucheintrag 79 7.4.1.1 Beschreibung des Kursbucheintrag 80 7.4.1.2 Die Locations 80 7.4.2 Modul 2 - 1. Unterrichtseinheit 83 7.4.3 Modul 2 – 3. Unterrichtseinheit 87 7.4.4 Modul 3 – 6. Unterrichtseinheit 88 8 Fazit 90 9 Glossar 91 10 Inhaltsverzeichnis 93 11 Abbildungsverzeichnis 98 12 Tabellenverzeichnis 100

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Vorwort

Es ist mir als Lehrer in spe natürlich ein großes Anliegen, Schülerinnen und Schüler für diverse Sachverhalte begeistern zu können und das Feuer für verschiedenste Themen (und auch Sportarten) zum Lodern zu bringen. Sprichwörtlich kann nur derjenige Feuer entfachen, der selbst für eine Sache brennt und somit soll in dieser Arbeit Skateboarding in der Schule das Thema sein und ich möchte kurz mit meiner persönlichen Erfahrung mit dem „Rollbrett“ beginnen.

Bereits seit meiner Kindheit war ich stets von Trendsportarten fasziniert. Wie die meisten sportlichen Kinder und Jugendlichen verbrachte ich zwar auch die ein oder andere Einheit in Vereinen, um Fußball, Kampfsportarten oder ähnliches anzutesten und sehr wohl auch Freude daran zu finden. Nichts desto weniger übten Sportarten, deren Freiheits- und Individualismusaspekt groß geschrieben wurden, immer eine besondere Anziehung auf mich aus. Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass ich bereits vor meinem ersten zweistelligen Geburtstag mit über selbstgebastelte Rampen sprang und auch immer wieder gerne mit von Freunden geborgten BMX Rädern oder neue Tricks übte. Die Vorstellung, mich so bewegen zu können, wie ich es möchte, ohne Vereine, ohne Trainer, ohne fixe Zeit- und Ortsvorgaben ist für mich heute noch einer der wichtigsten Aspekte des Sports und er war es auch damals schon. Es war also nur eine Frage der Zeit bis ich beim Testen der verschiedensten Trend- und Funsportarten (wieder) auf das Skateboard1 stieß. Es war vom finanziellen Aspekt her gesehen ein Kraftaufwand, sich ein brauchbares Setup zu kaufen bzw. die Einzelteile zusammen zu tauschen, doch ich schaffte es. Sehr schnell war klar, dass das Skateboard noch eine Stufe fesselnder war als die Inline Skates, dass das Beherrschen-Wollen neuer Tricks noch eine Spur

1 In dieser Arbeit werden die skateboard- und surffachspezifischen Ausdrücke bei ihrem ersten Vorkommen kursiv gesetzt. Begriffe, die nicht eigens in den darauf hingewiesenen Kapiteln erläutert werden, befinden sich im Glossar am Ende der Arbeit nach alphabetischer Reihenfolge. Die sprachliche Trennung zwischen Englisch und Deutsch ist nicht immer durchführbar, da die englischen Fachbegriffe innerhalb der Szene „eingedeutscht“ wurden.

7 erstrebenswerter war, als auf dem und das zu dieser Zeit meine erste und bis dato größte sportliche Liebe entstand, die dazu noch bis heute anhält – die Liebe zum Skateboarding!

Die negativen Aspekte lagen klar auf der Hand. Die Beschaffung neuen und für einen Teenager meist sehr teuren Equipments und ständige größere und kleinere körperliche Blessuren. Doch wenn ich heute zurückdenke, war Skateboarding über eine Dekade lang, das Zentrum meiner Welt, in der jeder Cent (oder zu Beginn noch Groschen) nur zu gerne für neue Boards, Rollen, Achsen, Magazine oder ähnliches ausgegeben wurde. Eine Welt in der Abschürfungen Trophäen waren und man stolz mit aufgeschlagenen Knien und wieder einmal überdehnten Bändern durch die Straßen humpelte. Es war für mich stets das Ausloten und Verschieben von Grenzen. Es war gleichzeitig Nervenkitzel und Entspannung, Erfolg und Scheitern. Es waren großartige entspannte laue Sommerabende an denen man stundenlang Spaß mit seinen Freunden im haben konnte und es waren auch verschneite Jännertage in Parkgaragen, bei Minus Zehn Grad. Es war unbändige Freude und tiefster Frust, herumblödeln und entschiedenste Verbissenheit. Es war Rebellion und Charakterbildung, sich selbst suchen und manchmal sogar finden. Es war ein simples Brett auf vier Rollen und doch das ganze Universum. Es war eine Allegorie auf das Leben.

Heute gehe ich um ein Vielfaches seltener skaten2. Zu eng der Terminplan, zu geschunden der Leib. Hin und wieder jedoch, nehme ich es nur allzu gerne in Kauf, dass mir danach drei Tage der Rücken schmerzt, wenn dafür, auch nur für ein paar kleine Momente, das Gefühl von früher wiederkehrt – das Gefühl, vielmehr das Wissen, dass Skateboarding weit mehr als nur ein Sport sein kann und dass diese eine Liebe für mich wohl niemals enden wird.

Die Möglichkeit, Skateboarding zu erleben und aktiv zu betreiben, sollte jedem Jugendlichen gegeben werden. Findet es in der Schule statt, ist es für viele garantiert eine neue, herausfordernde Bewegungserfahrung. Es werden

2 In dieser Arbeit wird, wie szeneüblich, Skateboarden stellenweise als Skaten bezeichnet; der Skateboarder und die Skateboarderin als Skater und Skaterin.

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Ansprüche an Körper und Geist gestellt, die bis dato vermutlich so noch nie da gewesen sind. Motorik und auch Angstüberwindung werden auf ganz neuen Ebenen geschult und gefordert. Auch das Verhalten untereinander erfolgt anders, als es z.B. bei klassischen Ballsportarten der Fall ist. Kurz gesagt bietet sich durch ein Angebot für Skateboarding in der Schule eine völlig neue Bewegungs- und Interaktionswelt für Jugendliche. Sicherlich würden die Jugendlichen es begrüßen, ein solches Angebot nutzen zu können. Sei es als Abwechslung zum bis dahin praktizierten Schulsport, oder vielleicht sogar um hier eine ganz besondere Liebe aufbauen zu können.

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1 Einleitung

„Skateboarding ist die wichtigste und größte Jugendkultur, die je aus dem Sportbereich entstanden ist. Es hat extrem viele identitäts- und sinnstiftende Elemente und eignet sich ideal als Ausdrucksmittel der Generation, die in einer Orientierungsphase steckt. Beim Skateboarden geht es um Style, Ausdruck, Emotion, Glaubwürdigkeit, Respekt und Zugehörigkeit. Skateboarding ist eines der wenigen jugendlichen Ausdrucksmittel, die nicht von der Erwachsenwelt adaptiert wurde. Denn Skateboarden, aktiv betrieben, ist relativ erwachsenenuntauglich. Damit gehört es der Jugend alleine. Daraus schöpft es die Kraft und bildet bei Jugendlichen ein für deren Entwicklung notwendiges Selbstwertgefühl und respektvollen Umgang miteinander. Skateboarding stellt hohe feinmotorische Anforderungen. Ein Skateboard zu beherrschen ist sehr schwer. Einen neuen Trick zu schaffen, bringt Glücksgefühle, Selbstbewusstsein und Befriedigung. Skateboarding ist eine ideale Synthese aus Leistungsbereitschaft, Kreativitätsanspruch, dem festen Willen der Eroberung urbaner Räume und der Adaption dieses Lifestyles. Eine ideale Vorbereitung junger Menschen auf die Herausforderungen unserer Gesellschaft. Denn Erfolg im späteren Leben und der individuelle Nutzen für die gesamte Gesellschaft, hängen stark von den Faktoren Leistungsbereitschaft, Kreativität und Wille ab“ (Dittmann/Ambach 2009, S. 6).

1.1 Thema und Aufbau der Arbeit

Skateboarding ist nach wie vor eine Randsportart, welche als rau, destruktiv und oftmals auch als infantil gilt. Skateboarding bedeutet für viele Erwachsene nicht mehr als anarchische Halbwüchsige auf urbanen Kreuzzügen.

Zu zeigen, dass dem nicht so ist, soll ein Hauptziel dieser Arbeit sein. Darüber hinaus soll aufgezeigt werden, dass es sich bei Skateboarding um einen komplexen Lifestyle handelt, welcher durch bestimmte Bewegungsformen auf dem Skateboard geprägt wird, sehr wohl aber auch durch Handlungsweisen abseits des Sportgeräts. Es ist eine mächtige Subkultur, aus mannigfaltigen Einflüssen zu dem geworden, was es heute ist. Zugleich ist Skateboarding ein Einflussgeber für viele Facetten der Jugend- wie mittlerweile auch der Erwachsenenkultur. Diesen Umstand zu belegen und zu untermalen soll Inhalt des 2. Kapitels sein.

Gerade der eingangs erwähnte raue und destruktive Charakter schafft nun kaum Beweggründe, Skateboarding mit ins Repertoire des Schulsports

10 aufzunehmen. Mit diesem Vorurteil zu brechen, soll Inhalt des 3. Kapitel sein. Hierbei wird ein ausführlicher Blick auf die Teilaspekte des Skateboardings geworfen und es wird versucht aufzuzeigen, dass und wieso es sich lohnt, Skateboarding in der Schule zu praktizieren.

Im Kapitel 4 finden sich die koordinativen und konditionellen Fähigkeiten, welche für Skateboarding relevant sind. Auch dies soll unterstreichen, dass Skateboarding in der Schule sehr wohl eine Daseinsberechtigung erhalten kann.

Im Kapitel 5 wird die modulare Oberstufe begutachtet, sowie der Lehrplan durchleuchtet und versucht, Skateboarding für selbigen legitimieren zu können.

Das 6. Kapitel beschäftigt sich mit dem Equipment, sowie der Schutzausrüstung. Beides von grundlegender Wichtigkeit für das Skateboarding in der Schule. Der bis hierhin verfasste theoretische Teil schließt mit dem 6. Kapitel.

Der praktische Teil, dieser Arbeit, beginnend mit Kapitel 7 enthält einige ausgearbeitete Stundenbilder mit Erläuterung, des Modul 1, welches als vorbereitendes skateboardspezifisches Modul im Unterrichtsfach Bewegung und Sport eingesetzt werden kann. Weiters ist ein Skateboarding-Modul (Modul 2) angeführt, welches im System der modularen Oberstufe anwendbar ist. Auch hierfür werden auszugsweise Stundenbilder mit Erläuterungen dargeboten. Der praktische Teil erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, er dient vielmehr der Veranschaulichung, welche Möglichkeiten sich mit dem Skateboarding in der Schule auftun könnten.

Im Kapitel 8 wird ein Fazit geschlossen.

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2 Geschichte des Skateboardings

2.1 Die Vorreiter des Skateboardings

Je nach Quelle, werden verschiedene Zeiträume für den „Beginn“ von Skateboarding genannt. Die differenzierten Auffassungen, ab wann man tatsächlich von einer Entwicklung des Skateboardings spricht sind verschwommen und so variieren die Angaben über die Entstehung zwischen den Zwanziger und Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts (Dittmann/Ambach 2009, S. 7).

Man kann allerdings noch viel weiter in die Vergangenheit gehen und so beginnt für C.R. Stecyk, dem Skateboardchronisten und Fotografen aus Kalifornien, die Vorgeschichte des Skateboardings bereits 3000 vor Christus. Es gibt Darstellungen in peruanischen Ruinen, welche Menschen zeigen, die sich stehend auf kleinen Booten im Meer fortbewegen und auf Wellen „reiten“. Dies ist deswegen von Bedeutung, weil die Entwicklung des mit der Entwicklung des einhergeht. Die Polynesier, für die das Wellenreiten einen wichtigen Teil ihrer Kultur darstellte, trugen das Surfen durch ihre Reisen an verschiedene Orte der Erde bis nach Hawaii. Es wurde über die Jahrhunderte hinweg praktiziert und erlebte in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts durch die Erfindung des Wetsuits einen enormen Aufschwung.

Alle Aufzeichnungen, die den Beginn des Skateboardings bereits früher als die 1950er datieren, beziehen sich auf vereinzelte Versuche, Bretter, welche meistens auf Rollschuhe genagelt wurden, auf dem Asphalt zu fahren. So gibt es Berichte, dass bereits um 1920 erste Seifenkistenrennfahrer aus Spaß die „Kiste“ an ihrem Rennutensil wegließen und im Stehen auf dem übrig gebliebenen Brett die Straße hinuntergefahren sind. Es gibt zahlreiche Aufzeichnungen von Einzelpersonen, die versucht haben, sich auf „Rollbrettern“ fortzubewegen. Zu dieser Zeit, waren Skateboards nicht im Laden erhältlich und mussten selbst gebaut werden. Mit der Erfindung des Wetsuits änderte sich dies (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 11-12).

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2.2 Surfin`USA

Skateboarding war bis dato kommerziell nicht vorhanden. Es gab keine nennenswerte Nachfrage, die eine industrielle Fertigung von Skateboards rechtfertigte. Als jedoch der Surfboom einsetzte und die kalten Temperaturen des Pazifiks mit Hilfe des Wetsuits ganzjährlich erträglich wurden, erlebte das Surfen an der Westküste der USA einen enormen Aufschwung. Der Slogan des Wetsuits versprach „It`s always summer on the inside“ und da er tatsächlich hielt, was er versprach, erreichte der Surfboom innerhalb kürzester Zeit von Kalifornien aus das restliche Amerika und von dort aus die ganze Welt. War die Surfszene auf Grund der kalten Wassertemperaturen im Pazifik Mitte der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts noch sehr überschaubar, 1934 begrüßte man den Achtzigsten Surfer, war das Surfen in den späten 1950ern ein Massenphänomen geworden. Selbst Hollywood nahm sich ihm 1958 an: „Gidget“ entstand, ein Film über ein kalifornisches Mädchen, welches am Strand von Malibu das Surfen lernen will (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 13-14).

Der Boom des Surfens war für das Skateboarding eine äußerst glückliche Entwicklung. Die Surfer wollten das Gefühl des Wellenreitens auf die Straße übertragen, primär für Phasen schwachen Wellenganges. So war es nur eine Frage der Zeit, bis 1958 die ersten industriell gefertigten Skateboards in einem Shop am Dana Point, einem „Wassersportmekka“ zwischen Los Angeles und San Diego, verkauft wurden (Dittmann/Ambach, 2009, S. 7). Im Jahre 1959 tauchte das „Roller Derby Skateboard“ in den Regalen der Kaufhäuser der USA auf. Die Qualität war nicht dem eines heute hergestellten Skateboards vergleichbar. So war das Board selbst ein „Holzbrett“ ohne Tail, Abbildung 1: Roller Derby Skateboard Nose oder Wölbung.

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Durch die starren Achsen war das Lenken so gut wie unmöglich und die Stahlrollen, welche jede noch so kleine Unebenheit im Asphalt an den Fahrer weitergaben, hatten sehr wenig Bodenhaftung. Nichts desto weniger, fand das Produkt reißenden Absatz.

Richard Lawrence „Larry“ Stevenson war in den 1950ern ein Weltklasseschwimmer mit einer Schwäche für das Wellenreiten. Er war es, der 1963 die erste Skateboardfirma, mit einem professionellem Team, ins Leben rief: Makaha Skateboards. Er organisierte auch den ersten jemals abgehaltenen Skateboardingcontest und er erfand Achsen, mit denen es möglich war zu lenken. Innerhalb von drei Jahren verkaufte Stevenson mit seiner Firma über 50 Millionen Skateboards. Surfen und Skateboarding waren in aller Munde. So trug auf drei aufeinander folgenden Alben der überaus erfolgreichen Beach Boys zwischen 1962 und 1963 Surfen eine namensgebende Rolle: Surfin`Safari, Surfin`USA und Surfer Girl (N.N. 2015, http://www.thebeachboys.com/#go_page_2604).

Midget Farrelly, einer der bekanntesten Surfer seiner Zeit, war wöchentlich in seiner eigenen Fernsehshow auf dem Sender ABC vertreten. Dort sah man ihn surfen und skateboarden. Der Hype um das Rollbrett wurde so groß, dass es bereits ein Skateboardmagazin namens Quaterly Skateboarder gab. Weiters wurde der Hollywoodfilm „Skater Dater“ produziert und veröffentlicht und die amerikanischen Skateboardmeisterschaften wurden auf ABC übertragen. In diesen Jahren erlebte Skateboarding seinen ersten großen Boom, der jedoch abrupt endete. Der Bevölkerung wurde Skateboarding zu gefährlich. Es gab auf Grund des schlechten Materials bereits erste Tote zu verzeichnen (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 15).

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2.3 Feindbild Skateboarding

Der extrem aufgeblasene erste Boom um Skateboarding erlebte sein jähes Ende. Das Life Magazine hatte im Jahre 1965 eine Skateboarderin auf dem Titel, zu lesen war: „The craze and menace of skateboards“. In dem Artikel kam Skateboarding alles andere als gut weg. So liest man, Skateboarding sei

“…the most exhilarating and dangerous joyriding device this side of the hot rod. A two-foot piece of wood or plastic mounted on wheels, it yields to the skillful user the excitements of of or . To the unskilled it gives the effect of having stepped on a banana peel while dashing down the back stairs. It is also a menace to limb and even to life” (N.N. 2013, http://life.time.com/culture/skateboarding-photos-from-the-early-days-of-the-sport-and-the- pastime/#1).

Die Bevölkerung war plötzlich derartig von Skateboarding abgetan und verängstigt, dass zu Boykotten aufgerufen wurde. Weiters bezeichnete die American Medical Association das Skateboard als die „neue medizinische Bedrohung Amerikas“. Der Einzelhandel wurde dazu angehalten den Verkauf von Skateboards einzustellen und so erlebten die bis dato erfolgreichen Skatefirmen horrende Einbrüche. Abbildung 2: Life Magazine (Mai 65`) Skateboarding war nahe vor dem Aussterben und nur ein harter Kern blieb ihm treu. Auch spätere, als bahnbrechend angesehene Erfindungen, wie das Kicktail, welches von Larry Stevenson 1969 erfunden wurde und das Manövrieren mit dem Board erheblich erleichterte, brachten nicht den erwünschten Aufschwung. Erst ein weiterer Materialfortschritt verhalf dazu (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 16-17).

2.4 Die Urethanrolle

Stacy Peralta, einer der ersten „Superstars“ des Skateboardings, übertrieb kaum, als er sich zur Urethanrolle wie folgt äußerte: „It was so revolutionary, it spawned an entire movement. Skateboarding wouldn't be where it is. It wouldn't exist“ (, Washington Post, August 17, 2004; Page B01). So waren

15 die bis dato seit einigen Jahren gefahrenen „Clay Wheels“ (clay=Ton) zwar eine deutliche Verbesserung zu den Stahlrollen, welche zu Beginn auf die Skateboards montiert wurden, sie wurden allerdings oftmals beschrieben, als würde man auf Bananenschalen fahren. Erst Surfer Frank Nasworthy fand Urethanrollen in einem Rollerskateshop und war sogleich von der Idee begeistert, solche Rollen auch für Skateboards herzustellen, da diese Wheels erstmals Haftung auf den Asphalt brachten. Er erkannte die Revolution, die dahinter stand und 1972 hatte Nasworthy seine Rollenfirma Cadillac Wheels ins Leben gerufen. Die Vermarktung gestaltete sich allerdings als sehr schwierig, kostete ein Set Rollen acht Dollar, ein Preis, für den bereits ein ganzes Setup erstanden werden konnte. Zudem war der Skateboardmarkt nahezu nicht vorhanden und noch dazu sehr konservativ. Ein Jahr später, nach einigen Anlaufschwierigkeiten, verzeichneten die neuen Rollen und damit auch das Skateboard selbst einen gewaltigen Aufschwung und ein neuerlicher Hype begann (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 18).

2.5 Der zweite Aufschwung

Die neuen Rollen legten den Grundstein und der ganze Markt zog nach. Es wurden ständig neue Achsen, speziell für das Skateboard entwickelt und auch andere Bestandteile wie Kugellager, oder die Form des Boards wurden ständig verändert und verbessert. Auch die Medien berichteten wieder im positiven Sinne über Skateboarding und Ende der 1970er Jahre eröffneten zahlreiche Outdoor , der erste 1976 in Florida. Auf Grund des sich ständig verbessernden Materials wurden auch die Rampen anspruchsvoller. Es wurden die ersten Grinds gemacht und Airs gesprungen und die Boards wurden ständig an die neuen Anforderungen angepasst. Zu dieser Zeit waren Slalom, Freestyle und Downhill die wichtigsten Disziplinen im Skateboarding (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 19-20).

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2.5.1 Die Z-Boys

Doch ein nicht zu vernachlässigender Faktor des zweiten Aufschwungs waren „neue Helden“, die dem Skateboarding ihren Stempel aufdrückten und Skateboarding erstmals weg von der Massenbewegung, hin zu einem Lifestyle, einer Einstellungssache und Subkultur machten. Es waren einige junge Surfer rund um , Stacy Peralta und , die für den Jeff Ho & Zephir Production Surfshop (Z-Boys, abgeleitet vom Zephir Surfshop) ein Skateteam bildeten. Für die Z-Boys wurde Skateboarding immer zentraler und sie brachten ihre reichhaltige Surferfahrung mit ein. Sie ahmten das Wellenreiten auf dem Asphalt mit dem Skateboard nach. Es war aggressiv, wild, geduckt und gab Skateboarding erstmals eine rebellische Ader. War alles Gesehene bis dato spielerisch, weich und beinahe ballettartig, schafften die Z-Boys durch ihre neu- und einzigartige Art das Skateboard zu beherrschen, eine Stilrevolution welche den zweiten Boom prägte und auch stark für viele Entwicklungen verantwortlich war. Darunter stark steigende Anzahl von Skatern und Skaterinnen, die von der „neuen“ Art Skateboard zu fahren angetan waren, sowie folglich die Errichtung neuer Skateparks (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 22-24).

2.5.2 Der Ollie

Ein weiterer Faktor, weswegen Skateboarding in den 1970er Jahren einen erneuten Aufschwung erlebte, war die Erfindung des „Ollie“ durch Alan Gelfand. Ein Sprung mit dem Skateboard, ohne Benützen der Hände oder andere Hilfsmittel. Lediglich durch eine geschickte Bewegungsabfolge durch Druck und Reibung war es möglich, zuerst in Pools, später auch im Flat, zu springen. Möglich wurde dies erst durch die Erfindung des Kicktails und des Griptapes. Der Ollie gilt bis heute als der wichtigste Trick im Skateboarding, nahezu alle weiteren Tricks bauen auf ihm auf (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 24).

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2.6 Der neuerliche Einbruch

Ende der 1970er und zu Beginn der 1980er Jahre wurde viel an Materialien, Formen und Größen der Boards experimentiert. Durch besseres Material und durch die Möglichkeit mit Hilfe des Ollies über Copinghöhe zu springen, wurde Skateboarding gewagter und auch gefährlicher. Die Folgen davon waren erneut die Schließung vieler Parks, da die Parkbetreiber das steigende Gefahrenpotential nicht ignorieren konnten. Ebenso schnell wie beim ersten Mal, erlebte das Skateboarding einen raschen Einbruch. Wiederrum gab es horrende Verluste am Markt und Skateboarding verschwand nahezu gänzlich. Nur ein harter Kern blieb bestehen und in den 1980er Jahren waren es zunehmend die Halfpipefahrer, die den Sport erfolgreich am Leben hielten und ihn wieder bestärkten (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 26-27).

2.7 Der Weg in den Mainstream

Parallel zum Fahren auf Rampen entwickelte sich Streetskaten als völlig neue und populäre Disziplin im Skateboarding. Durch den Ollie waren plötzlich hunderte neue Tricks möglich, welche nun in urbanen Räumen zelebriert wurden. Es genügten bereits wenige Obstacles, wie Gehsteigkanten, Auffahrtsrampen, Stufen und andere Straßenelemente um das Skateboarding „auf der Straße“ betreiben zu können. Das Streetskateboarding wurde technisch zunehmend ausgefeilter, populärer und lief dem Vertskating immer mehr den Rang ab. Dieses galt mehr und mehr als „uncool“ und die Eroberung der Städte als skatebares Terrain erlangten großen Zuspruch. Leitsprüche wie „skate and destroy“, „find it, it, and leave it behind“ waren Leitslogans, die dem Skateboarder als kreativen Rebellen des urbanen Raums kennzeichneten. Es ging darum sich die Stadt und ihre Elemente eigen zu machen, für das Skateboarding zu nutzen und Möglichkeiten zur Ausübung von Tricks zu finden. Dies bevorzugt auf Straßenelementen, deren Hauptanwendungszweck nicht das Skateboarding war. Je kreativer und wilder, desto besser (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 28-29).

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2.7.1 Die 1990er Jahre

Die Entwicklung in den 1990er Jahren war mannigfaltig. Ständig wurden neue Tricks kreiert und der Markt wurde mit neuen Produkten geflutet. Diese waren nicht mehr nur Skateboardequipement selbst, sondern auch Kleidung und Musik, welche eine immer größere Rolle spielten und auch ihren Platz am Skateboardmarkt fanden. Es gab zahlreiche Phasen und Facetten des Skateboardings und noch nie zuvor war es so differenzierbar. Die Subkultur Skateboarding wartete nach und nach mit vielen weiteren Unterteilungen auf. Beim Material und der Qualität des Skateboards selbst, aber auch bei Schuhen, wie auch in der Kleidung wurde speziell für den Skateboarder und die Skateboarderin produziert. Ständig wurden in Street- wie auch Vertskateboarding Grenzen verschoben. Skateparks nahmen wieder zu, die Rampen waren ausgefeilter und sicherer. Skateboarder übersprangen die Chinesische Mauer und sorgten für Einträge ins Guiness Buch der Rekorde. Es waren nicht wie zu Beginn einige wenige Personen, die im Skateboarding die Richtung vorgaben. Skateboarding war zum ernst zu nehmenden Sport gereift, auch wenn diese Formulierung sehr vielen Skatern nicht gefallen dürfte (siehe Kapitel 3.1).

Oftmals wird die große experimentelle Phase des Skateboardings mit dem Ende der 1990er Jahre als beendet angesehen. Nach wie vor erlebt Skateboarding ständig neue Innovationen, die größten und grundlegendsten schienen allerdings abgeschlossen (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 30-33).

2.8 Skateboarding 2000 – heute

Skateboarding ist in den letzten Jahren, zu einem kommerziell äußerst erfolgreichen Sport geworden. Große Sponsoren bieten ständig neue Produkte fürs und rund ums Skateboarding an und professionelle Skateboarder sind heute millionenschwere Berühmtheiten. Die Trickpalette wird ständig erweitert und es werden ständig Grenzen neu verschoben. Die kommerzielle Seite des Skateboarding hat einen noch nie dagewesenen Stellenwert eingenommen, so

19 beliefen sich die Erlöse von Skateboard bezogenen Produkten im Jahr 2008 laut einer Studie von Board Trac auf 4,78 Milliarden USD (Yochim, 2009, S. 10). Die drei größten Skateboardmagazine der USA, das Trasher Magazine, Skateboard und Transworld Skateboarding haben zusammen eine Auflage von über 500.000 Stück (Atencio, Beal, Wilson, 2009, S. 13). Ist Skateboarding heute auch so groß wie nie zuvor, kann man kaum Voraussagen darüber machen, wo es in Zukunft hinführen wird.

Heute jedoch ist eine steigende Tendenz zu beobachten, welche von Skateboardern nicht immer als positiv erachtet wird: Das .

2.8.1 Skateboarding vs. Longboarding

„Skateboarder mögen keine Longboarder“, schrieb die Süddeutsche Zeitung am 16. Juni 2013 und hat damit möglicherweise gar nicht so Unrecht.

Longboards sind dem Skateboard in ihrer Bauweise sehr ähnlich. Sie sind allerdings üblicherweise länger als ein gewöhnliches Skateboard und verfügen weder über ein Tail oder eine Nose, was Sprünge beinahe unmöglich macht. Titus Dittmann, Pionier des Skateboardings in Deutschland, meint hierzu, dass „...Skateboarder nichts mit Longboardern gemein haben, außer, dass sie beide auf Brettern mit vier Rollen fahren. Jedoch seien es zwei verschiedene Gesinnungsgenossenschaften – ästhetisch sowie kulturell“ (Dittmann zit. nach Becker, 2013, http://www.sueddeutsche.de/stil/trend-zum-longboard-jugend- auf-rollen-1.1696810).

Das Longboard erlebte in den vergangen Jahren, speziell in urbanen Räumen einen großen Aufschwung, auch unter „älteren“ (30+) Menschen, die zuvor nie Skateboard gefahren sind. Erklären lässt sich dies dadurch, dass die heutige Gesellschaft eine Jugendorientierte ist. Jung sein und sich so zu geben gilt als erstrebenswert. Da Skateboardfahren im gehobenen Alter äußerst schwierig zu erlernen ist, bietet sich hier das Longboard als Alternative an. Es ist relativ einfach zu handhaben und es zu fahren impliziert einen gewissen jugendlichen Charakter. Gerade diesem Umstand wegen wird es von vielen Hardcore-

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Skatern verachtet. Es wird sich Street Credibility und Jugendlichkeit „erschlichen“ und erkauft, so die Meinung vieler Skateboarder und Skateboarderinnen und da der Boardsportlaie nicht zwischen Skate- und Longboard unterscheidet, sieht sich der Skateboarder mit dem oftmals verhassten Longboarder in einen Topf geworfen. Die Münchner Skatelegende Simon Schöllhorn meint hierzu:

„Ich habe wahnsinnigen Respekt vor Longboardern, die mit 80 Sachen irgendwelche Hügel runter heizen, aber ich habe keinen Respekt vor diesen Design-Hipstern, die mit dem Longboard fünf Mal um den Gärtnerplatz pushen und glauben, sie seien dann noch mal jung" (Schöllhorn zit. Nach Becker, 2013, http://www.sueddeutsche.de/stil/trend-zum-longboard- jugend-auf-rollen-1.1696810-2).

Auch kann durchaus behauptet werden, dass das Longboard im urbanen Raum oftmals fehl am Platz ist. Durch das Fehlen eines Tails wird das Kurvenfahren schwierig, da man durch Hineinlehnen in die Kurve den vollen Wendekreis des Boards ausfahren muss. Weiters ist mit Longboards kein adäquater Ollie möglich, das Brett muss an jeder Gehsteigkante auf den Gehweg gehoben werden, was sich in Stadtgebieten als sehr unpraktisch erweist. Dass das Longboard unter vielen Besitzern eines solchen oftmals als stylisches Accessoire angesehen wird, missfällt nun vielen Skateboardern und erklärt die eingangs erwähnte Behauptung der Süddeutschen Zeitung (Becker, 2013).

Kann in der Schule zwar gegebenenfalls immer noch gemeinsam ein adäquater Anteil von Longboarding zu Skateboarding erarbeitet werden, wird sich in dieser Arbeit in weiterer Folge nur auf das Skateboard beschränkt.

3 Schulgeeignetes Skateboarding?

Um nun bewerten zu können ob und in wie fern Skateboarding eine brauchbare Ergänzung für den Schulsport darstellen könnte, gilt es einen genaueren Blick auf das Skateboarding zu werfen. Hierbei soll nicht die Frage gestellt werden, ob Schule für Skateboarding geeignet ist, sondern ob Skateboarding für die Schule geeignet ist. Hierfür muss die Frage geklärt werden, ob Skateboarding

21 eine Lifestylebewegung ist, welche zu unterrichten wenig ertragreich scheint oder Sport, der sehr wohl seine Daseinsberechtigung in der Schule haben kann? Zudem muss ebenso ein Blick darauf geworfen werden, wie die Motivation für das Skateboarding entsteht und wie es gelernt und gelehrt wird.

3.1 Lifestylebewegung oder Sportart?

Viele Skateboarder halten die Kommerzialisierung des Skateboardings, wie es stark seit Mitte der 1990 Jahre stattgefunden hat, für einen nicht tragbaren Zustand, gehe es beim Skateboarding doch um mehr. Das Anarchische, das Rebellische, den Spirit. Aus selbigem Grund wird es von Skatern oftmals verabscheut, Skateboarding als Sport zu bezeichnen. Zu sehr impliziert „Sport“ den Leistungsgedanken, festgelegte Trainingszeiten, Vereine und den „Umkleidekabinencharakter“. Niemals würde ein Skateboarder behaupten, dass er „zum Sport geht“ (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 51). Ein weiterer großer Faktor, den es für die Aversion des Sportbegriffs innerhalb der Skateszene anzuführen gilt, ist der Style.

3.1.1 Der Stylefaktor

Er spielt eine wesentliche Rolle im Skateboarding und ist gleichsam schwer zu fassen. In den meisten anderen Sportarten gilt „höher, schneller, weiter“ als die Maxime, in welcher der erfolgreiche Sportler gemessen wird. Im Skateboarding gab es zu jeder Zeit Fahrer, die durch neue Bewegungsformen oder Tricks, das Level auf eine neue Ebene anhoben, also zu den Besten ihrer Zeit gehörten, gleichsam jedoch ihres Styles wegen unbeliebt waren. Die Skateboardikone Tony Hawk beispielsweise bekam in den 1980ern auf Grund seiner enormen Körpergröße, seines schmalen Körperbaus und der daraus resultierenden „schlaksigen“ Fahrweise den Beinamen „Bony Cock“, welcher kaum rühmlich ist. Style kann umschrieben werden mit lässig, kraftlos, elegant und spielerisch, jedoch gleichzeitig mit kompromisslos, kraftvoll, energisch. Er kann nicht

22 eindeutig definiert werden, wird teilweise durch konträre Adjektive beschrieben und man kann ihn, so heißt es, nicht lernen. „Some have it, some don`t“ meinte dazu der Skateprofi Josh Kalis und obwohl Style als so schwer zu fassen gilt, ist „stylisch zu skaten“ nach wie vor eines der erstrebenswertesten Attribute im Skateboarding. Nach wie vor gibt es (professionelle) Skateboarder, die von der Qualität und Vielfalt ihrer Trickmöglichkeiten nicht mit anderen mithalten können, trotzdem auf Grund ihres Styles um ein Vielfaches beliebter und gern gesehener sind (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 57-61).

Durch den für die bewegungstechnische Inszenierung wichtigen Style und die Sport-atypischen Erkennungsmerkmale des Skateboardings gilt es als verpönt es als Sport zu bezeichnen. Es finden sich allerdings noch mehr Gründe.

3.1.2 Weitere Unterscheidungsmerkmale zu herkömmlichem Sport

Ebenso manifestiert sich die Haltung, Skateboarding sei kein gewöhnlicher Sport stets, wenn es darum geht, ob und wann Skateboarding olympisch werden soll. Bereits für 2012 war eine Teilnahme an den Olympischen Spielen geplant. Dies scheiterte allerdings daran, dass sich Skateboarding dem Radsportweltverband (UCI) unterordnen hätte müssen. Zudem gilt es stets als umstritten, Skateboarding mittels eines Punktesystems messen zu wollen. Hierfür seien die Tricks zu komplex und der erwähnte Stylefaktor zu ausschlaggebend. Der deutsche Skateboardprofi Yannick Schall meinte hierzu „Skateboarding wird durch Olympia definitiv nicht als das dargestellt, was es ist: Ein Lifestyle, und kein Sport im klassischen Sinn.“ Die oftmals befürchtete Kommerzialisierung des Sports würde durch eine Teilnahme an den olympischen Spielen weiter voranschreiten. Stiegen in den vergangenen Jahren bereits szenefremde Sponsoren wie Red Bull, Nike oder Adidas in den Skatemarkt ein, wird durch eine Teilnahme an den olympischen Spielen ein totaler „Ausverkauf“ des Skateboardings befürchtet. „Skateboarding gehöre auf die Straße und nicht ins Stadion“ meint hierzu Arne Krüger von Radio Skateboards (Hartmann, 2014).

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Welche Gesinnung man auch teilt, Skateboarding kann stets als zwei Seiten derselben Medaille gesehen werden:

„Auf der einen Seite der Sport: mit seinen komplizierten Tricks, Bewegungen und dem sich ständig ändernden Material. Aber Skateboarding ist zugleich mit einer bestimmten Einstellung verbunden. Ohne den richtigen „Spirit“ wäre Skaten nicht anders als die vielen Trendsportarten, die heute „hip“ sind und nach kurzer Zeit wieder in Vergessenheit geraten“ (Krosigk/Tscharn, 2000, S. 13).

Das Verschwimmen dieser Grenzen macht Skateboarding zu einem Sport, der keiner sein will. Gerade dies bietet auch einiges an Konfliktpotential in sich. Will man Skateboarding sportlich bewerten, braucht es Kriterien. Die Notwendigkeit es überhaupt bewerten und kategorisieren zu müssen wird von vielen Aktiven innerhalb der Szene allerdings angezweifelt. „Im Vordergrund sollte immer der Spaß an der Sache und das gemeinsame Skaten stehen“ (Krosigk/Tscharn, 2000, S. 14). Der Leistungsgedanke und alles weitere „sportliche“ können dem „Spaß an der Sache“ durchaus als konträr angesehen werden. Auch das Gefühl der Unbeschwertheit, einem weiteren wichtigen Aspekt des Skateboardings gilt es aufrecht zu erhalten und nicht durch streng strukturiertes Training zu limitieren.

„Die neuen Sport- und Spielgeräte sind Medien der Selbsterfahrung und der Erneuerung von Selbst- und Wertverhältnis. Mit ihrer Hilfe können Akteure, die sich vom konventionellen Sportverein abgrenzen wollen, ungewohnte Bewegungen explorieren, sich neu fühlen und aus den Lebensroutinen ausbrechen...Der Körper expandiert, mittels Technik wird er über seine Grenzen hinaus ausgedehnt. Umgekehrt wird die Umwelt in die Bewegung und das Körperselbstgefühl einbezogen. Die Grenzen zwischen Körper und Umwelt werden im Bewegungsvollzug durchlässig...“ (Gebauer, Alkemeyer, Boschert u.a. 2004, S. 75f).

Dass Skateboarding mehr als nur ein Sport ist, wird weiters dadurch aufgezeigt, dass professionelle Skateboarder kein geregeltes Training absolvieren. Auch eine regelmäßige Wettkampfteilnahme ist nicht zwingend erforderlich. Skateboarding, selbst professionell betrieben, ist auch abseits von Contests und Skateparks möglich. Dies ist dadurch zu erklären, dass Skateboarder in einschlägigen Magazinen oder Skatevideos vertreten sein können und dies alleine bereits ein ausreichend verkaufsförderndes Image schaffen kann. Ein

24 sehr gutes Beispiel hierfür bietet Chad Muska, ein sehr erfolgreicher Skateprofi seit den 1990ern. Sein unnachahmlicher Style auf dem und abseits vom Skateboard, sowie reichlich hochwertige Footage in Videos und Magazinen machte ihm zum Multimillionär, ohne jemals als erfolgreicher Contestfahrer bekannt gewesen zu sein (Krosigk/Tscharn, 2000, S. 20). „It`s not what you`re doing, it`s how you`re doing it“, lautet eine bekannte Skateweisheit (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 58). Das Image eines Skateboarders, die Ausstrahlung, sein Style und andere kaum messbare Faktoren können einen Fahrer kommerziell viel erfolgreicher werden lassen, als Contestergebnisse. Dies ist ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu herkömmlichen Sportarten. Nichts desto weniger bieten Contests eine Bühne um sich einen Namen zu machen und Aufmerksamkeit von Sponsorenseite auf sich zu ziehen. Nicht selten wurden Contests bereits als Sprungbrett ins professionelle Skateboarding genutzt. Ein gutes Beispiel hierfür ist der französische Skateboardprofi Bastien Salabanzi, der durch seine Runs beim Münster Monster Mastership, einem der größten Skateboardcontests in Europa, in Dortmund, im Jahr 2000 großes Medieninteresse auf sich zog und eine erfolgreiche Profikarriere startete (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 37).

Ein weiterer Punkt, weswegen Skateboarder und Skateboarderinnen ihren Sport nicht als solchen ansehen wollen, liegt in der Tatsache begründet, dass er nicht räumlich normiert ist. Zwar gibt es unzählige Skateparks in Österreich, welche für jeden Local seine „Heimstätte“ darstellen, trotzdem sieht sich der Skateboarder und die Skateboarderin früher oder später dazu bestimmt, aus diesem auszubrechen. Sie sind stets auf der Suche nach neuen skatebaren Herausforderungen. Es scheint beinahe, als kreativer Akt, in der Natur des Skateboarders und der Skateboarderin zu liegen, sich ständig nach neuem, skatebaren Terrain umzusehen und die räumlichen Grenzen zu verschieben. Undenkbar, sich ausschließlich in derselben Halle, im selben Skatepark oder auf demselben Spot aufzuhalten. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Anfänger und die Anfängerin versuchen, neue Skateboard-relevante Eindrücke mit Hilfe neuer Umgebung zu schaffen. Ein Verweilen am immer selben Ort

25 scheint nicht vorgesehen, bietet dieser auch noch so viele Möglichkeiten. Dies ist zum einen ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu anderen Sportarten, zum anderen erklärt es den Umstand, dass Skateboarder oftmals in urbanen Räumen anzufinden sind, um sich nach Spots umzusehen und diese zu skaten (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 83-85). Es entsteht eine Rebellion. Allerdings nicht im sozialen, sondern in einem neuen Sinn. Eine Rebellion dagegen, die Räume als triste, zweckerfüllende Architektur zu sehen. Urbane Räume werden zweckentfremdet und es werden traditionelle Normen gebrochen. Die Stadt bietet dem Skateboarder und der Skateboarderin Raum zur persönlichen Entfaltung (Krosigk/Tscharn, 2000, S. 26).

„Indem die Akteure der neuen Spiel- und Bewegungsformen die klassischen Funktionsräume des Sports verlassen und sich den öffentlichen städtischen Räumen zuwenden, an deren materiellen Beschaffenheiten, Möglichkeiten, symbolischen und emotionalen Qualitäten sie spielerisch teilhaben wollen, heben sie die Isolierung, Normierung und Kontrolle der Bewegungen des Körpers in „verhäuslichten“ sportlichen Provinzen wieder auf. Sie wenden sich gegen ein bestimmtes Sportverständnis und bringen dies auch dadurch zum Ausdruck, dass sie sich an bestimmten Orten aufhalten“ (Gebauer, et al., 2004, S. 30).

Ob nun Sportart oder Lifestylebewegung, diese Frage kann nicht eindeutig geklärt werden. Mit Sicherheit spielen beim Skateboarding mehr Faktoren eine Rolle als anderorts. Es scheint das Sportfachliche zu fehlen, wie z.B. die fixen Regeln. Jedoch sind sehr wohl eine Vielzahl von Sportmerkmalen wie z.B. Fitness, Anstrengung, Mut, Risikobereitschaft, Ausdauer, Kraft und Balance vorzufinden (Gebauer, u.a., 2004, S. 12f).

Auf Grund der genannten Tatsachen, ist Skateboarding sehr wohl Sport und Lifestylebewegung, die sportlichen Attribute allerdings erfahren eine ausreichend große Ausprägung. Aus dieser Hinsicht spricht nichts dagegen, Skateboarding in die Schule mit einzubinden.

3.2 Einstieg, Motivation, Lehren und Lernen

Der Einstieg in das Skateboarding erweist sich oftmals als schwierig. Es ist eine laute Sportart, welcher ein gewisser destruktiver Charakter kaum

26 abgeschrieben werden kann. Wird Skateboarding im öffentlichen Raum ausgeübt, kann davon ausgegangen werden, dass es an gewissen Spots immer wieder zum Aufeinandertreffen mit verärgerten Anrainern und Anrainerinnen oder gar der Polizei kommen wird. Das Image, welches Skateboarding anhaftet, ist nach wie vor ein Schlechtes. „Wer diesen Sport ausübt schreibt sich ein Image auf die Stirn, ob er sich damit schmücken will oder nicht...Skateboarding auf der Straße ist kein gewöhnlicher Sport und wer ihn ausübt wird auch in Zukunft nicht wie ein normaler Sportler behandelt“ (Krosigk/Tscharn, 2000, S. 33). Zudem wird Skateboarding, gerade auf Grund seiner sehr losen Organisationsstrukturen und dem rebellischen Begleitcharakter nicht als wünschenswerte Sportart erachtet. Kann bei herkömmlichen Sportarten durchaus von einem gewissen familiären Druck gesprochen werden, diese aufrecht zu erhalten, fehlt dieser beim Skateboarding zumeist vollständig. Oftmals ist sogar das Gegenteil der Fall. Der Profiskateboarder beschrieb die Reaktion seines Vaters zum Skateboarding wie folgt:

„I didn`t realize that my father already formed an opinion about skateboarding. One night we were at the dinner table I casually asked my father if I could have a skateboard. `Hell no!` he boomed, as he finished chewing his food. `Not just `no`, Rod, but hell no`!“ (Mullen, 2004, S. 27).

Ist allerdings der Zugang zum Skateboarding gelegt, stellt sich die Frage nach der Leistungssteigerung. Ist wie erwähnt, auch der Spaß an der Sache von großer Bedeutung, stellt es für beinahe jeden Skateboarder und jede Skateboarderin ein Ziel dar, seine bzw. ihre Fertigkeiten auf dem Skateboard zu verbessern.

Wie bereits erwähnt findet Skateboarding abseits von Vereinsstrukturen und Sportler-Trainer Beziehungen statt. Es bietet auch weit mehr Entfaltungsmöglichkeiten als bei herkömmlichen Sportarten. Die Möglichkeit, Skateboarding für sich selbst zu definieren ist gegeben, es gibt keine Vorgaben, wie Bewegungsformen auszusehen haben (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 8). Jedoch entsteht die Hauptmotivation zumeist aus der Tatsache, dass das Skateboarding, wie auch andere Trend-, und Extremsportarten ein gewisses

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„Suchtpotential“ in sich bietet. Oftmals reicht eine Begegnung mit dem Skateboard aus, um sich intensiver mit ihm beschäftigen zu wollen (Krosigk/Tscharn, 2003, S. 9). Dies ist der Hauptgrund, dass es keinerlei Trainer benötigt – die Motivation ist eine zutiefst intrinsische.

Skateboarding findet üblicherweise zumeist in lose organisierten Kleingruppen statt. Ein homogenes Leistungsniveau ist nicht zwingend gegeben. Es findet ein ständiges gegenseitiges Helfen und Motivieren statt, das sogenannte Pushen (Es gibt zwei Bedeutungen von „Pushen“ im Skateboarding. Einerseits die hier beschriebene, andererseits das Beschleunigen auf dem Skateboard durch Abdrücken eines Fußes am Untergrund (siehe Kapitel 4.5.6). Jeder Skateboarder und jede Skateboarding übernimmt zeitweise die „Trainer- und Trainerinnenrolle“, wenn er oder sie konstruktive Kritik weitergibt. Weiters werden Technik und Tricks oftmals ausgiebig diskutiert, es findet ein ständiges analysieren und modifizieren statt.

Das Erlernen neuer Tricks kann in vielen Variationen erfolgen. Vielfaches Wiederholen des erwünschten Bewegungsablaufs stellt eine Variante dar, von Zeit zu Zeit veränderliche Trickabläufe mit nur zeitweiser Einbringung des gewünschten neuen Tricks eine andere. Neue Tricks werden immer nach dem „Versuch- und Irrtumprinzip“ gelernt. Die erwünschte Bewegungsabfolge wird so lange versucht, bis sie sich durch die nötige Routine einstellt und der Trick beherrscht wird. Hierbei kann es allerdings vorkommen, dass auch bei erfahrenen Skateboardern bereits gekonnt geglaubte Tricks wieder verlernt werden und es Rückschritte in gewissen Bereichen gibt. Nichts desto trotz geschieht Skateboarding im Kern auf eigene Faust und der Skateboarder und die Skateboarderin eignet sich sein/ihr gesamtes Bewegungsrepertoire selbst an.

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Dies fördert den Selbstwert und gibt Anlass zum Stolz. Hierzu schreiben Gebauer, et.al.:

„Selbstbestimmt werden in unzähligen Akten neue Bewegungen eingeübt, sie werden geformt und behalten, so dass sie in anderen Spielsituationen, Tage oder Wochen später, wieder aktiviert werden können. Die Einarbeitung neuer Bewegungsweisen geschieht mit dem ganzen Körper und ruft langfristige Wirkungen hervor. Ihre motorischen Schemata werden Teil des Körpergedächtnisses, sie lagern sich in den motorischen Fähigkeiten des Akteurs ab und werden so zu einer Bereicherung und Veränderung der habituellen Bewegungsweisen der Person. In den neuen Bewegungspraxen werden bei langer intensiver Übung die hier ausgebildeten Bewegungsschemata zu Bestandteilen des körperlichen Habitus (GEBAUER, u.a., 2004, S. 16).

Obwohl es für jeden Skateboarder und jede Skateboarderin wünschenswert ist, sich ein möglichst großes Trickrepertoire anzueignen, entfällt beim Skateboarding der Gedanke sich aneinander messen zu wollen größtenteils. Zwar gibt es im Skateboarding das bekannte Spiel “S-K-A-T-E“, welches sich an HORSE im Basketball anlehnt und bei welchem ein Mitspieler Tricks vorzeigen muss, welche der andere möglichst nicht bewältigen kann. Dabei geht auch darum, den Mitspieler mit Hilfe der eigenen Fähigkeiten auf dem Skateboard zu übertrumpfen, jedoch enthält auch dieser „Wettkampf“ im Skateboarding zumeist einen sehr großen vom Spaß geprägten Faktor. Man gönnt seinem Gegenüber üblicherweise das Beherrschen einer Vielzahl an Tricks und freut sich, selbst wenn dieser in der Lage ist, sie im Spiel gegen einen einzusetzen. „Das individuelle (Bewegungs-)Können bleibt allerdings […] zunächst eine persönliche Leistung, es beinhaltet nicht notwendig eine Überbietungsperspektive und führt zu keiner informellen lokalen Rangliste“ (Schwier, 1998, S. 54). Das Miteinander übersteigt zumeist den Leistungsgedanken.

Betrachtet man diesen Faktor in Hinblick auf die Schule, kann durchaus davon ausgegangen werden, dass es für die Entwicklung eines Jugendlichen dienlich sein kann, Sport in einer solchen Organisationsform auszuüben oder zumindest kennen zu lernen.

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Weiters muss jeder, der Skateboarding erfolgreich betreiben will, über ein großes Maß an Geduld und Hartnäckigkeit verfügen, oder es sich nach und nach aneignen. Selbst die einfachsten Tricks, wie z.B. der Ollie brauchen oftmals Wochen oder gar Monate, bis sie sicher beherrscht werden. Ein Extrembeispiel, wie weit der Gedulds- und Hartnäckigkeitsfaktor auf die Spitze getrieben werden kann, bietet ein Blick auf Tony Hawk`s legendären 900er:

„Nach dreizehn Jahren vergeblicher Mühe war alles, was ich denken konnte: `Na, endlich!` Ich konnte es nicht fassen, als die Meute meiner Freunde auf die Rampe sprang und mich unter sich begrub. Dann trugen sie mich auf Händen, und ich war kurz davor zu platzen, so glücklich war ich“ (Hawk, 2000, S. 9).

Auch wenn die Lehr- und Lernformen von denen herkömmlicher Sportarten abweichen, spricht auch hier nichts dagegen, den Sportunterricht dem Skateboarding anzupassen. Es gilt, große Zeitfenster für freie Übungszeiten zu schaffen, die Schüler und Schülerinnen dazu zu ermutigen sich selbst zu unterstützen und zu motivieren und sich als Lehrperson etwas in den Hintergrund zu begeben. Stets müssen natürlich der Sicherheitsaspekt und ein lerntaugliches Umfeld gewährleistet sein. Da allerdings Skateboarding üblicherweise nicht von der Sportler-Trainer Beziehung geprägt ist, darf sich der Lehrkörper hier mehr als anderswo dem Schüler/der Schülerin als Skateboarder/Skateboarderin gleichgestellt betrachten, wenngleich der Unterricht gegebenenfalls stets in die traditionelle Schüler-Lehrer Rolle zurück zu finden hat.

Man getrost davon sprechen, dass das Skateboard sich ausgezeichnet dazu eignet, im Sportunterricht einen Platz zu finden. Kann die Schule allerdings auch ihrerseits gewährleisten, Skateboarding adäquat vertreten zu können? Darauf soll im Kapitel 5 Bezug genommen werden. Zuvor sollen allerdings, um Skateboarding in der Schule besser legitimieren zu können, die skateboardspezifischen Fähigkeiten begutachtet werden.

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4 Skateboardspezifische konditionelle und koordinative Fähigkeiten

Im Skateboarding spielen sowohl die konditionellen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit, sowie koordinative Fähigkeiten tragende Rollen. Eine Symbiose aus all diesen Faktoren ist von Nöten um eine optimale Leistungsfähigkeit gewährleisten zu können. In diesem Kapitel sollen diese Fähigkeiten erläutert und im Hinblick auf den Skateboardsport begutachtet werden.

4.1 Ausdauer

„Ausdauer […] wird demnach definiert als Fähigkeit, einer sportlichen Belastung physisch und psychisch möglichst lange widerstehen zu können […] und/oder sich nach sportlichen (psychophysischen) Belastungen möglichst rasch zu erholen“ (Grosser/Starischka/Zimmermann, 2008, S. 110).

Eine gut geschulte Ausdauer kann (im Skateboarding) dazu verhelfen, die Intensität während einer langen Belastungsdauer hoch halten zu können. In bewegungstechnisch anspruchsvollen Sportarten, zu welchen Skateboarding ohne Frage zählt, dient sie dazu, stabile Bewegungsabläufe über eine möglichst lange Zeit, möglichst fehlerfrei garantieren zu können, technische Fehler werden vermindert (Grosser u.a., 2008, S. 110). Ebenso wird die psychische Belastbarkeit, somit auch die Stressresistenz erhöht, das Verletzungsrisiko wird vermindert (Weineck, 2010, S. 233). Beides positive Faktoren, welche es in jeder Sportart zu begrüßen gilt, Skateboarding stellt hier keine Ausnahme dar.

4.2 Kraft

„Kraft […] ist die Fähigkeit des Nerv- Muskelsystems, durch Innervations- und Stoffwechselprozesse mit Muskelkontraktionen Widerstände zu überwinden, ihnen entgegenzuwirken bzw. sie zu halten“ (Grosser u.a., 2008, S. 40). Im Sport (Skateboarding) ist Kraft notwendig, wenn es darum geht, der Schwerkraft und/oder dem eigenen Körpergewicht entgegenzuwirken oder den eigenen

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Körper und/oder Sportgeräte (das Skateboard) zu beschleunigen. Weiters können verschiedene Erscheinungsformen der Kraft unterschieden werden. Diese sind

 Maximalkraft,

 Schnellkraft,

 Reaktivkraft und

 Kraftausdauer.

Kraft stellt die Grundlage jeder sportlichen Handlung dar und ohne motorische Kraft kann weder Sport noch Bewegung stattfinden (Grosser u.a., 2008, S. 40- 41). Ein zu gering ausgebildetes Kraftniveau kann die Leistungsfähigkeit vermindern und das Verletzungsrisiko erhöhen, weswegen im Schulsport optimaler Weise, bereits vor Beginn des Wahlfachs Skateboarding ein Basistraining zur allgemeinen Kraftentwicklung absolviert worden ist. Ein weiteres allgemeines Aufbautraining sollte forciert werden. Durch das ständige Eigen- und Fremdkörperbeschleunigen, wie es im Skateboarding übrig ist, sowie durch auftretende Sprungbelastungen sollten auch Maximalkraft, Schnellkraft und Reaktivkraft trainiert werden. Dies vor allem im Bereich der Hüft-, Oberschenkel- und Unterschenkelmuskulatur, ohne jedoch die restlichen Muskelgruppen zu stark zu vernachlässigen.

4.3 Schnelligkeit

„Schnelligkeit ist eine vielfältige und komplexe Fähigkeit, welche in diversen Sportarten verschiedene Ausprägungsarten erfährt. Allgemein versteht man unter Schnelligkeit „…die Fähigkeit, auf Grund kognitiver Prozesse, maximaler Willenskraft und der Funktionalität des Nerv- Muskel-Systems höchstmögliche Reaktions- und Bewegungsgeschwindigkeiten zu erzielen[…]“ (Grosser u.a., 2008, S. 87).

Schnelligkeit steht in starkem Zusammenhang mit Kraft, speziell mit Maximalkraft und Schnellkraft, welche in diesem Fall auch durch dieselben Übungen geschult werden werden (siehe Kapitel 7.3).

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Im Skateboarding ist eine hohe Eigenkörperbeschleunigung für hohe Sprünge von Nöten. Weiters ist es mit steigender Bewegungserfahrung erforderlich, das Skateboard möglichst schnell und präzise flippen, also drehen zu können, um technisch anspruchsvolle Tricks durchführen zu können. Die Schnelligkeit spielt also auch im Skateboarding eine tragende Rolle.

4.4 Beweglichkeit

„Beweglichkeit ist eine motorische Fähigkeit. Sie ist gekennzeichnet durch die Amplitude, die durch innere oder mit Hilfe äußerer Kräfte in der Endstellung des Gelenks erreicht werden kann“ (Grosser u.a., 2008, S. 152). Synonym werden oftmals Begriffe wie Flexibilität, Gelenkigkeit oder Dehnbarkeit verwendet. Bei genauerer Betrachtung lässt sich festhalten, dass sich Dehnfähigkeit und Flexibilität stets auf die Dehnfähigkeit von Muskeln, Sehnen und Bändern beziehen, während Gelenkigkeit das maximale Bewegungsausmaß eines Gelenks widerspiegelt. Die Beweglichkeit ist somit die Gelenkigkeit plus Dehnfähigkeit.

Vereinfacht kann behauptet werden, dass eine gute Beweglichkeit stets positiven Einfluss auf die gesamte sportliche Leistungsfähigkeit ausübt und durch eine adäquate Beweglichkeit Bewegungen qualitativ und quantitativ einwandfrei ausgeführt werden können. Beweglichkeit ist notwendig, damit

 die beanspruchten Muskeln, Sehnen und Bänder eine geringere Verletzungsanfälligkeit aufweisen,

 neue Bewegungsformen schneller erlernt werden können,

 verkürzte Antagonisten die jeweiligen Agonisten in der Bewegung nicht behindern

 längere Beschleunigungswege genutzt werden können

 und damit durch Detonisierungsmaßnahmen eine schnellere Regeneration stattfinden kann (Grosser u.a., 2008, S. 152).

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Auch hier stellt Skateboarding wiederum keine Ausnahme dar. Beweglichkeit ist eine wichtige Kerngröße, welche es bestenfalls bereits von Anbeginn sportlicher Tätigkeiten an, also im Kindesalter mit zu schulen gilt. Ein Beleg dafür, dass das Schulen der Beweglichkeit im Skateboarding keinesfalls vernachlässigt wird, zeigen professionell abgehaltene Contests. Hierbei kann sehr gut beobachtet werden, dass ein Großteil aller aktiven Teilnehmer vor und/oder nach dem skaten Dehnübungen durchführt (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 164).

4.5 Koordinative Fähigkeiten

Die koordinativen Fähigkeiten erfahren im Skateboarding auf Grund der hohen Komplexität der Bewegungsabläufe einen besonders hohen Stellenwert. Zum einen sind diese von Nöten um seine Leistungen auf dem Skateboard ständig verbessern zu können, zum anderen wird dadurch eine gewisse Verletzungsprophylaxe geboten. Es kann zwischen allgemeinen und speziellen koordinativen Fähigkeiten unterschieden werden. Erstere werden durch möglichst vielfältige verschiedene Bewegungsabläufe in diversen Sportarten geschult. Sie können dadurch sowohl im Alltag, als auch im Sport zur Bewältigung von Bewegungsaufgaben auftreten. Spezielle koordinative Fähigkeiten werden sportartenspezifisch ausgebildet und „…sind durch das Variationsvermögen in der Technik der betreffenden Sportart gekennzeichnet“ (Weineck, 2010, S. 793). Je früher Kinder koordinativ ansprechend gefordert werden, desto eher können sie später auftretende Bewegungsaufgaben bewältigen. Besonders wichtig sind im Skateboarding jene koordinative Fähigkeiten, welche in folgenden Unterkapiteln erläutert werden.

4.5.1 Gleichgewichtsfähigkeit

Gleichgewichtsfähigkeit ist von Nöten um einen Körper im Gleichgewicht zu halten oder ihn wieder in das Gleichgewicht zurückzuführen. Diese ist im Skateboarding von großer Bedeutung, da diese Sportart vielfältige Bewegungshandlungen auf einem auf Rollen gelagerten Holzbrett fordert. Sich

34 auch nur auf ein ruhendes Skateboard zu stellen, ist für viele Ungeübte eine dermaßen schwierige Aufgabe, welche nur unter äußerster Konzentration oder auch gar nicht bewältigt werden kann. Um zu beschleunigen ist es nötig, ein Bein vom Skateboard zu lösen und sich am Untergrund abzustoßen um das Board in eine Bewegung zu versetzen. Dieser weitere Schritt kann bereits einige Wochen oder Monate in Anspruch nehmen um sicher beherrscht zu werden. Komplexe Trickkombinationen in und auf verschiedensten Untergründen (Rampen, Rails, Curbs, uvm.) durchzuführen, erfordert nebst anderen Fähigkeiten, eine große Versiertheit in Punkto Gleichgewichtsfähigkeit und es bedarf jahrelanger Übung, um solche zu erlernen.

4.5.2 Orientierungsfähigkeit

„Unter Orientierungsfähigkeit versteht man die Fähigkeit zur Bestimmung und Veränderung der Lage und Bewegungen des Körpers im Raum und Zeit [...]“ (Weineck, 2010, S. 796). Von großer Wichtigkeit ist die Orientierungsfähigkeit im Skateboarding, da es zu einer ständigen Positionsveränderung kommt und man sich ständig im Raum neu zurechtfinden muss. Je größer und komplexer die Rampentypen ausfallen, auf oder in welchen geskatet wird, desto größer werden die Ansprüche an die Orientierungsfähigkeit. Sich nicht oder unzureichend auf dem Skateboard orientieren zu können, stellt eine Gefahr für sich selbst und auch für andere dar.

4.5.3 Differenzierungsfähigkeit

Differenzierungsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit, fein abgestimmte und dosierte Bewegungen durchführen zu können. Diese spielt bei den meisten Trickvariationen eine Rolle. Muss schon die Anfahrtsgeschwindigkeit für den jeweiligen Trick genau abgestimmt sein, so ist es bei nahezu allen Tricks erforderlich, dass sich das Skateboard genau wie gewünscht flippt, denn das Board wenige Grad zu viel oder zu wenig gedreht, entscheiden zumeist schon über einen ge- oder misslungenen Trick. Ebenso ist die Feinabstimmung der

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Bewegung von essentieller Wichtigkeit, wenn es darum geht ein Obstacle für einen Trick zu nutzen, denn ein solches auch nur um wenige Zentimeter zu verfehlen, kann fatal enden, wie eine Vielzahl von schmerzhaften Slam- Sections auf diversen Skatevideos bestätigen.

4.5.4 Reaktionsfähigkeit

Reaktionsfähigkeit beschreibt „die Fähigkeit zur schnellen Einleitung und Ausführung zweckmäßiger kurzzeitiger Aktionen auf ein Signal“ (Weineck, 2010, S. 798). Solche Signale können im Skateboarding vom Brett ausgehen, weil man falsch bzw. unpassend positioniert auf dem Brett steht und möglichst zügig in eine adäquate Position finden muss. Es können auch Signale sein, wie der Untergrund, der über die Rollen an den Skateboarder oder die Skateboarderin weitergegeben wird und auf welche reagiert werden muss. Durchaus vorstellbar ist es, auf andere Skater und/oder Skaterinnen mit welchen man sich einen Spot teilt, reagieren zu müssen. Das Landen eines Tricks erfordert oftmals eine schnelle Reaktionsgabe, um unsauber ausgeführte Tricks korrigieren zu können, auch ist es von äußerster Wichtigkeit unsaubere Tricks in der Luft reaktionsschnell abbrechen zu können und selbst möglichst sicher abseits vom Skateboard zu landen.

4.5.5 Umstellungsfähigkeit

Als Umstellungsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, während eines Handlungsprozesses auf eine Änderung der Situation den Handlungsprozess auf die neue Situation anzupassen. Diese Fähigkeit lässt sich im Skateboarding sehr eng mit der Reaktionsfähigkeit verknüpfen. Bei allen im Kapitel 4.5.4 angeführten Punkten spielen sowohl die Reaktionsfähigkeit als auch die Umstellungsfähigkeit eine tragende Rolle. Stets ist es von Belang, das möglich schnell reagiert und sich ebenso schnell auf eine neue Situation eingestellt werden kann.

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4.5.6 Kopplungsfähigkeit

Unter Kopplungsfähigkeit wird die Koordination von Teilkörperbewegungen hinsichtlich eines Bewegungszieles verstanden. Durch sie sind harmonische Bewegungsabläufe und ein „Fließen der Bewegung“ möglich. Im Skateboarding ist die Kopplungsfähigkeit in verschiedenen Bereichen als wichtige Eigenschaft anzuführen. Bereits beim Pushen ist es unabdingbar sich möglichst ohne große Stoßbelastung vom Untergrund in die gewünschte Richtung zu beschleunigen, um eine maximal flüssige Fortbewegung zu erzielen. Hierbei müssen die Beine unabhängig voneinander arbeiten und die verschiedenen Gelenke Teilbewegungen ausführen um im Zusammenspiel mit dem darauf abgestimmten Oberkörper effektiv arbeiten zu können. Jede Bewegungsabfolge im Skateboarding erfordert eine mehr oder minder große Fähigkeit zur Kopplungsfähigkeit. Je komplexer die Bewegungsabläufe auf dem Skateboard, desto größere Anforderungen an die Kopplungsfähigkeit bestehen. Betrachtet man komplexe Sprünge (Flip-Grab-Rotation Variationen) auf großen Rampen, kann von Beginn der Tempoaufnahme über den Trick selbst bis hin zum Abbremsen von einer enormen Anforderung an die Kopplungsfähigkeit gesprochen werden.

Alle genannten Koordinationsfähigkeiten sind von großer Bedeutung und sollten im besten Fall bereits im Vorfeld, von Kindesalter an, geschult worden sein. Nichts desto weniger werden für die Schüler und Schülerinnen im späteren Kapitel 7 diverse Übungen zu Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten vorgestellt.

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5 Die modulare Oberstufe

In den folgenden Kapiteln wird die sogenannte Oberstufe Neu, oder auch modulare Oberstufe, beschrieben. Dies soll auf deren inhaltlicher Zielsetzung, sowie auf organisationsstruktureller Basis geschehen.

Die Oberstufe Neu wurde bereits 2004, an einigen österreichischen Schulen versuchsweise eingeführt. Um im Schulversuch der Oberstufe Neu teilnehmen zu dürfen, mussten dies die jeweiligen Schulen beim Bundesministerium für Frauen und Bildung selbst beantragen. Das BMUKK prüfte die Erfüllung nach qualitativen Kriterien und erteilte die Genehmigung. Seit dem Schuljahr 2013/14 werden Schulen sukzessive auf das neue Modell umgestellt. Jährlich treten ca. 160 Schulen ins neue System ein, wobei ab September 2017 die Oberstufe Neu für alle allgemein bildenden höheren Schulen, sowie an allen berufsbildenden mittleren und höheren Schulen gilt. In der Modularen Oberstufe wird stark auf individuelles Lernen und dessen Begleitung, sowie adäquate Fördermaßnahmen Wert gelegt. Die Lehrstoffvermittlung geschieht in semesterweisen Kompetenzmodulen, wodurch für den Schüler und die Schülerin kleinere Lernstoffpakete anfallen, die leichter zu bewältigen sind. Dies soll eine stetige und schrittweise Leistungserbringung der Schüler und Schülerinnen gewährleisten. Ebenso wird dadurch eine gezieltere Vorbereitung für einen Hochschulbesuch erwirkt (Homepage des Bundesministeriums für Bildung und Frauen).

5.1 Organisatorische Schwerpunkte 3

Die folgenden Punkte geben einen Einblick in die organisatorische Organisationsstruktur.

3 Die genannten Punkte beziehen sich auf die Homepage des Bundesministeriums für Bildung und Frauen und deren gelisteten Schwerpunkte.

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 Die modulare Oberstufe ist für alle mittleren und höheren Schulen ab der 10. Schulstufe gültig.

 Der Klassenvorstand wird beibehalten, ebenso der gesamte Klassenverband.

 Die Beurteilung erfolgt semesterweise, wobei jedes Semester positiv abgeschlossen werden muss (wird ein Semester negativ abgeschlossen, wird zusätzlich der im betreffenden Semester nachzuholende Lehrstoff dokumentiert.

 Negativ Abgeschlossenes muss ausgebessert werden, positiv erbrachte Leistungen bleiben erhalten.

 Semesterprüfungen werden eingeführt, dadurch entstehen kleinere Lernstoffpakete.

 Werden Semesterprüfungen negativ abgeschlossen, können diese bis zu zweimal wiederholt werden. Danach stellt „Befriedigend“ die bestmögliche Beurteilung dar.

 Begabtenförderung, für Schüler und Schülerinnen, die schneller vorankommen möchten.

 Das Aufsteigen in die nächsthöhere Klasse ist mit zwei „Nicht Genügend“ möglich, während der Oberstufenlaufbahn kann einmal mit drei „Nicht Genügend“ aufgestiegen werden. Dies allerdings nur mit Beschluss der Klassenkonferenz.

 Das Frühwarnsystem wird erweitert und mit gezieltem Förderunterricht gekoppelt.

 Verpflichtende Basismodule, sowie zu wählende Wahlmodule.

 Antritt zur Reifeprüfung bei positivem Abschluss aller Unterrichtsgegenstände.

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5.2 Kernpunkte und Ziele

Die Presseaussendung des Ministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur vom 6. Dezember 2011 listet folgende Ziele und Kernpunkte der modularen Oberstufe auf:

 Die „kontinuierliche Leistungserbringung“ der Schülerinnen und Schüler soll durch die semesterweise Aufteilung in Kompetenzmodule

sichergestellt werden.

 Die Lehr- und Lernatmosphäre soll durch die Kompetenzmodule

verbessert werden.

 Die Schülerinnen und Schüler werden durch die Kompetenzmodule

verbessert auf einen Hochschlussbesuch vorbereitet.

 Durch die Kompetenzmodule und deren kompakter gegliederten Lernstoffpakete soll die Motivation gefördert und eine „Steigerung der

Leistungsbereitschaft“ der Schülerinnen und Schüler erfolgen.

 Ein weiteres Ziel der modularen Oberstufe ist die „Individualisierung des

Unterrichts“.

 Eine neue „Lehr- und Lernkultur“ wird angestrebt.

 Die Förderung von „Selbstständigkeit“ und “Eigenverantwortung“ steht im

Mittelpunkt.

 Verstärktes Miteinbeziehen von Begabungen und Interessen, sowie

Förderung selbiger.

 Eine individuelle und freiwillige Lernförderung soll entstehen. Diese besteht aus methodisch-didaktischen Beratungen, Planungshilfe von Lernsequenzen und individueller Lernorganisation (BMUKK Pressekonferenz, Die neue Oberstufe, 2011).

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5.3 Das Modulsystem der modularen Oberstufe der AHS

Wie bereits erwähnt sieht das Modulsystem der modularen Oberstufe verpflichtende Basismodule und frei wählbare Wahlmodule vor. Zum besseren Verständnis werden folgend einige wichtige Punkte erläutert:

 Die angebotenen Module einer Schule, welche die modulare Oberstufe anbietet, müssen in einem Kursbuch oder einem Verzeichnis angeführt sein. Darin sind sowohl die Art der Leistungsfeststellung, als auch die Kursinhalte/Lehrplanbezug sowie die Anrechenbarkeit anzufinden.

 Die Basismodule sind verpflichtend und durch die Festlegung des Kernstoffinhaltes gekennzeichnet. Neben den gewöhnlichen Basismodulen, gibt es typenbildende Wahlmodule, welche je nach Schulform Gymnasium, Realgymnasium, wirtschaftskundliches Realgymnasium schulautonom geregelt sind.

 Die Module sind für gewöhnlich nicht aufeinander aufbauend. Es besteht zwar die Möglichkeit für ein aufbauendes Modulsystem, allerdings muss ein solches diese in der jeweiligen Modellbeschreibung und im Kursplan genau ausgewiesen werden und dies stellt eine Ausnahme dar.  Lernziele ziehen sich nicht über Semestergrenzen hinweg. Jedes Modul schließt die jeweiligen Lernziele in sich ab.

 Die Wahlmodule unterteilen sich in freie Wahlmodule (Festlegung nach Interessen der Schülerinnen und Schüler), alternative Wahlmodule (fächerübergreifender Schwerpunkt, Projekte, Themenmodule) und schulautonome Wahlmodule (Festlegung der Schwerpunkte und Regeln durch die Schule).

5.4 Die modulare Oberstufe im Unterrichtsfach Bewegung und Sport

In diesem Kapitel soll die modulare Oberstufe mit Hilfe eines Beispiels des Kurssystems im Unterrichtsfach Bewegung und Sport näher erläutert werden.

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Hierfür wurde ein Kurs „Sport und Fitness B“, angeboten vom WIKU Graz, gewählt. Anbei sind in „Abbildung 3“ die Informationen ersichtlich, welche auch die Schülerinnen und Schüler im Kursbuch auf deren Schulhomepage einsehen können. Weiters ist online auch eine FAQ Sektion aufrufbar (FAQ = Frequently Asked Questions), in der die Schüler und Schülerinnen Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen finden.

Es ist in der Abbildung der Kursdetails ersichtlich, dass es sich hierbei um einen Wahlkurs handelt, der für die 6., 7. und 8. Klasse zugänglich ist. Weiters werden mit Hilfe der „Zeitschiene“ die Abhaltungstermine ersichtlich. Die hier angeführte „2“ steht für das zweite Semester im Schuljahr, in diesem Fall also Sommersemester 2015, das „A“ steht für den genauen Abhaltungstermin wobei die diversen Zeitschienenkürzel in den FAQ`s der Schulhomepage eingesehen werden können. In diesem Fall steht das „A“ für Montag, 7. & 8. Stunde (oder 14-tägig, 7.-10. Stunde). In der „Kursbeschreibung“ finden die Schülerinnen und Schüler Informationen, worum es in diesem Kurs genau geht. In den „Vermittelten Kompetenzen“ und „Methoden“ finden die Schülerinnen und Schüler weitere für sie relevante Details und können so besser abschätzen, ob ihnen der Kurs behagen würde. In der Beurteilungsspalte sind die Kriterien ersichtlich, nach denen sich die Note zusammensetzen wird bzw. welche Leistungen es zu erbringen gilt. Ebenso können in den unteren Spalten die notwendigen Voraussetzungen eingesehen werden, ob und wie viele Kosten anfallen und wer die Lehrpersonen in diesem Kurs sind. Abschließend ist ersichtlich, ob der Kurs maturabel ist oder nicht.

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0195 Sport und Fitness B

Klassen Zeitschiene

Wahlkurs

 Zusätzliche Sportstunde für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe  Spezielles Fitnessprogramm, das auf die Individualität abgestimmt ist. Kursbeschreibung  Besuch von Fitnessstudios  Theoretischer sportspezifischer Zugang  Wissen über Leistungsverbesserungsmöglichkeiten und Trainingsgestaltung

 Erwerb und Vertiefung von Fertigkeiten (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Koordinative Fähigkeiten)  Verbesserung der körperlichen Fitness Vermittelte  Erstellung von Arbeitsaufträgen (programmierter Kompetenzen Unterricht, Arbeitsblätter usw. )  Kenntnisse von Methoden, Taktik, Regelwerken  bei Rückschlagspielen

 verschiedene Sozialformen  Einzelarbeit  Partnerarbeit  Gruppenarbeit  Workshop Methoden  externe Lernorte  Sportveranstaltung  praktische Übung  Arbeitsauftrag

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 Mitarbeit  aktive Teilnahme am Unterrichtsgeschehen  Ideen einbringen  Teamfähigkeit  Aufgaben selbständig und effektiv bearbeiten  mündliche Leistungsfeststellung Beurteilung  Beurteilungsgespräch in Kleingruppen  aktive Beiträge  Stundegestaltung  selbständiges Arbeiten  praktische Umsetzung

 Spaß an Bewegung und Sport Voraussetzungen

Voraussichtliche  Fitness Studio 10.- bis 15.- Kosten

Mögliche Bewegung und Sport Lehrende Lehrende

Matura Dieser Kurs ist nicht maturabel.

Abbildung 3: Wahlmodul im Unterrichtsfach Bewegung und Sport (WIKU Graz, Kursbuch 2014/15)

An Hand dieser vielfältigen Informationen können sich die Schülerinnen und Schüler bereits im Vorfeld ein genaues Bild zu diesem Kurs machen. Dieses ist in weiterer Folge dienlich für die Wahl der individuell angebrachten Kurse bzw. ob dieser Kurs absolviert werden möchte oder nicht. Im hier angeführten Beispiel, dem WIKU Graz, gibt es für jeden angebotenen Kurs eine solche Detailansicht, in welcher sich Informationen zum jeweiligen Kurs finden lassen. So, oder in ähnlicher Form, handhaben es auch sämtliche andere Schulen, die die modulare Oberstufe anbieten, da dies wie bereits angeführt, verpflichtend stattzufinden hat.

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5.5 Skateboarding in der modularen Oberstufe

Im folgenden Kapitel wird die Thematik des Skateboardens in der Schule behandelt. Die Grundlage zum Unterrichten von Skateboarding stellt zum einen der allgemeine Lehrplan, sowie der Fach-Lehrplan für das Unterrichtsfach Bewegung und Sport der allgemein bildenden höheren Schulen dar. Zum anderen bilden die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Sportlehrerinnen und Sportlehrer die Grundlage für das Unterrichten dieser Sportart. Folgend wird nun auf die im Lehrplan enthaltenen allgemeinen Bildungsziele eingegangen. Weiters auf die Bildungs- und Lehraufgaben, den Lehrstoff im Unterrichtsfach Bewegung und Sport und abschließend auf die Einbettung des Themas Skateboarding in den Lehrplan.

5.5.1 Lehrplanbezug4

Im praktischen Teil werden Module, sowie dazugehörige Stundenentwürfe dargestellt, welche in AHS Schulen im Unterrichtsfach Bewegung und Sport vermittelt werden sollen. Somit ist hier der Lehrplan gültig, welcher für Bewegung und Sport ab der 9. Schulstufe Anwendung findet. Selbiger gilt ebenso für BMHS, in Kindergarten- und Sozialpädagogik, wie auch in deren Sonderformen.

Dem Bundesgesetz vom 25. Juli 1962 über die Schulorganisation (Schulorganisationsgesetz) § 6 Abs 1 nach, haben alle Schulen, somit auch Schulen mit Oberstufe Neu die Möglichkeit, schulautonome Lehrplanbestimmungen zu erlassen „soweit dies unter Bedachtnahme auf die Bildungsaufgabe der einzelnen Schularten (Schulformen, Fachrichtungen), auf deren Berechtigungen sowie auf die Erhaltung der Übertrittsmöglichkeiten im Rahmen derselben Schulart (Schulform, Fachrichtung) und der Übertrittsmöglichkeiten im Sinne des § 3 Abs. 1 vertretbar ist“. 2012 wurde der § 6 Abs 2 des Schulorganisationsgesetzes wie folgt ergänzt:

4 Folgende Kapitel beziehen sich auf die VO des BMBWK BGBI 1989/37 idF BGBl. II Nr. 277/2004.

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„An zumindest dreijährigen mittleren und höheren Schulen haben die Lehrpläne der 10. bis einschließlich der vorletzten Schulstufe die Bildungs- und Lehraufgaben sowie den Lehrstoff der einzelnen Unterrichtsgegenstände, erforderlichenfalls auch die didaktischen Grundsätze, als Kompetenzmodule festzulegen und deren Aufteilung auf die jeweiligen Semester der betreffenden Schulstufe zu enthalten. Die letzte Schulstufe der genannten Schularten bildet ein Kompetenzmodul.“

Der Lehrplan findet somit auch in der Oberstufe Neu Anwendung. Folgend wird der Fach-Lehrplan allgemein beschrieben, anschließend wird auf den speziellen Fall des Skateboarding in der Schule Bezug genommen. Die Formulierungen aus dem Lehrplan der VO des BMBWK BGBI 1989/37 idF BGBl. II Nr. 277/2004 sind kursiv geschrieben und durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Der Fach-Lehrplan für das Unterrichtsfach Bewegung und Sport lässt sich allgemein wie folgt beschreiben:

Zu Beginn werden im ersten Kapitel die Hauptziele im Bereich „Bildungs- und Lehraufgabe“ definiert und mitunter darauf hingewiesen, dass im Unterrichtsfach Bewegung und Sport die „Sach- Selbst- und Sozialkompetenz“ gefördert und entwickelt werden soll. Weiters wird erläutert, was von den Schülern und Schülerinnen gefordert wird. Es sollen

 motorische Grundlagen entwickelt,  die Gesundheitsbedeutung von Bewegung und Sport erkannt,  Freude an Bewegung vermittelt,  eine Entwicklung zur einer eigenständigen Persönlichkeit hin gefördert,  Spiel und Sport als Einzelne und in der Gruppe erlebt,  Die Gesellschaftsfunktion von Bewegung und Sport erkannt sowie  Sinngebungen von Bewegung und Sport verstanden werden.

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Jeder angeführte Punkt, wird durch weitere Unterpunkte ausführlich beschrieben und genau erläutert. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wird an dieser Stelle darauf verzichtet, diese Unterkategorien genauer zu beleuchten. Im zweiten Kapitel werden die „Beiträge zu den Bildungsbereichen“

 Sprache und Kommunikation,  Mensch und Gesellschaft,  Natur und Technik,  Gesundheit und Bewegung sowie  Kreativität und Gestaltung formuliert. Es wird im Fach-Lehrplan erläutert wie Bewegung und Sport Beiträge zu genannten Bildungsbereichen leisten kann und soll. Im folgenden Kapitel der „Didaktischen Grundsätze“ werden eben selbige angeführt. Unter anderem werden Schwerpunktsetzung, Sicherheitsanforderungen, Mitbestimmung der Unterrichtsplanung von Schüler- und Schülerinnenseite, Jahresplanung und vieles mehr erläutert. Das abschließende Kapitel „Lehrstoff (9.-12. (13.) Schulstufe)“ umfasst sechs Punkte, welche die Lernziele und Inhalte formuliert. Diese lauten wie folgt:

 Grundlagen zum Bewegungshandeln  Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen  Spielerische Bewegungshandlungen  Gestaltende und darstellende Bewegungshandlungen  Gesundheitsorientiere und ausgleichende Bewegungshandlungen  Erlebnisorientierte Bewegungshandlungen.

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5.5.2 Lehrplanbezug der Sportart Skateboarding

Es wird nun versucht die Sportart Skateboarding in den Fach-Lehrplan adäquat einzubetten. Hierfür werden die im Kapitel 4.5.1 allgemein beschrieben Aspekte des Fach-Lehrplans erneut unter dem Augenmerk des Skateboardings angeführt und miteinander verknüpft. Es wird sich, auf Grund von Platzgründen nicht auf jeden einzelnen, sondern nur auf die wichtigsten Punkte bezogen, auch wenn Skateboarding in der Schule durch noch mehr Punkte als angeführt legitimiert werden könnte. Auch wird sich des Öfteren auf vorangegangene Kapitel bezogen, da viele der Argumentationen für das Skateboarding in der Schule bereits angedeutet wurden.

5.5.2.1 Bildungs- und Lehraufgabe

Im ersten Kapitel, der Bildungs- und Lehraufgabe steht eingangs, dass „Schülerinnen und Schüler die motorischen Grundlagen und Fertigkeiten entwickeln sollen“, mitunter durch „vielseitiges und exemplarisch vertieftes Bewegungskönnen“. In wie fern, Skateboarding die verschiedenen motorischen Grundlagen fordert und fördert, wurde bereits im Kapitel 4 erläutert. Sportunterricht soll grundsätzlich mannigfach gestaltet werden, gerade hier bietet sich Skateboarding sehr gut an, um die für üblich im Sportunterricht Eingang findenden Bewegungsformen und Sportarten zu bereichern. Weiters sollen „möglichst sichere Bedingungen beim Sporttreiben durch das Erkennen von Gefahrensituationen selbst geschaffen, […] die Fähigkeit, das Risiko bei der Sportausübung zu beurteilen entwickelt und Gefahren beim Sporttreiben richtig eingeschätzt werden“. Alles mitsamt Punkte, welche im Skateboardsport einen großen Stellenwert erfahren. Da wie im Kapitel 3.2 erwähnt, gibt es die klassische Trainer-Sportler Situation im Skateboarding kaum bis gar nicht, weswegen letzten Endes auch jede Person im Skateboarding immer selbst entscheiden muss, wie viel Risiko beim Durchführen von Tricks genommen werden soll. Ein Unterordnen im Team oder Anweisungen von Trainern zu befolgen ist nicht vorgesehen. Umso wichtiger ist es, selbst in der Einschätzung

48 der Gefahr, sowie des eigenen Könnens geschult zu sein. Sehr wohl soll jedoch angemerkt werden, dass beim Skateboarding im Schulrahmen aus Sicherheitsgründen der Lehrer/die Lehrerin stets das letzte Wort im Risiko- und Wagnisbezug behalten muss.

Es wird „gemeinsames Handeln in Bewegung, Spiel und Sport“, sowie „der Erwerb von Kreativität in Bewegung, Spiel und Sport“ gefordert. Skateboarding als Individualsport ist durch eine meist sehr lose, oft während einer Session im Wandel befindlichen, sowie allerdings beinahe immer vorhandenen sozialen Struktur gekennzeichnet. Gerade diese spezielle Art des sozialen Miteinanders im Skateboarding, zeigt den Schülern neue Aspekte gemeinsamer Bewegungshandlungen auf. Ebenso ist es im Skateboarding möglich, wie es auch beim Vermitteln von empfohlen wird, das Buddy-System einzusetzen, bei dem zwei Schülerinnen und Schüler „mit gegenseitiger Hilfe eine neue, unbekannte Bewegungsform [erarbeiten] und [...] sich mit Hilfe- und Sicherungsgriffen [unterstützen]“ (Egger, 2011, S. 23). Hierdurch wird das gewünschte „gemeinsame Handeln“ gefördert. Die erwähnte Kreativität, ist zudem seit jeher ein Kernaspekt des Skateboarding (siehe Kapitel 1). Die „Schülerinnen und Schüler sollen durch Bewegung und Sport in ihrer Entwicklung zu einer eigenständigen Persönlichkeit gefördert werden“, ein Umstand, der im Skateboarding zu Tage kommt, bezieht man sich auf die Tatsache, dass die Eigenschaften Geduld, Einsatz, Mut, Selbstvertrauen und Hartnäckigkeit im Skateboarding stark geschult werden (siehe Kapitel 3.2). Allesamt Eigenschaften, die eine starke, eigenständige Persönlichkeit aufweisen muss, um als solche zu gelten. Ebenso „die Akzeptanz des Fair Play Gedanken“ kann durchaus durch Skateboarding geschult werden, obwohl grundsätzlich nicht gegeneinander geskatet wird. Jedoch wird durch die zumeist gönnerhafte Art, Skateboarding gemeinsam zu betreiben (siehe Kapitel 3.2.), die Einstellung gefestigt, dass nicht um jeden Preis gewonnen, ebenso nicht betrogen werden muss, um in einer Sportart erfolgreich zu sein.

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5.5.2.2 Beiträge zu den Bildungsbereichen

Sprache und Kommunikation

Im Fach-Lehrplan für Bewegung und Sport werden die verbale und die nonverbale Kommunikation als die zu schulenden angeführt. Beide erhalten im Skateboarding einen großen Stellenwert. Sind im Skateboarding auch keine Taktikvermittlungen oder Traineranweisungen von Nöten, herrscht an Spots, an denen geskatet wird, zumeist reger Informationsaustausch.

Die Skateboarder und Skateboardinnen befinden sich während einer Session stets in mehr oder minder starkem Kontakt miteinander. Dies kann zum einen durch verbale Sprache geschehen, wenn gerade vollführte, kurz- oder langfristig geplante Tricks oder anderes Skateboardrelevantes besprochen wird. Zum anderen dient das Vorzeigen von Bewegungsabläufen, wie auch in anderen Sportarten dazu, das eigene Skateboarding oder das einer anderen Person zu analysieren, zu kritisieren oder unterstützend darzustellen. Hierbei findet zumeist verbale gemeinsam mit nonverbaler Sprache statt.

Weiters kann eine Vielzahl an nonverbaler Kommunikation ausgemacht werden, so der Spot zu groß ist, um unmittelbar miteinander zu sprechen oder so es durch andere Skateboarder und Skateboarderinnen zu laut ist. Häufig zu beobachten sind vor allem in Skateparks, kurze aber klare Gestiken, wer als nächstes auf welches Obstacle zufahren wird. Dies ist besonders wichtig um Zusammenstöße zu vermeiden. Zumeist kann davon gesprochen werden, dass die Kommunikation während einer Session, ob verbal oder nonverbal, sehr klar und unmissverständlich auszusehen hat, da es sonst leichter zu Unstimmigkeiten und Unfällen kommen kann.

Ebenso klar und deutlich soll auch die Verständigung zwischen Lehrperson und Schüler und Schülerin aussehen, da es einerseits dem Erlernen des Bewegungsverhaltens dienlich erscheint und es gerade auf großen Arealen unabdingbar ist, der Sicherheit willens einfache skateboardtypische Gestiken zu verstehen und kommunizieren zu können.

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Ein abschließender Punkt stellt der Fachjargon dar, welcher sehr umfassende Ausprägungen erfahren kann und auch einen wichtigen Teil des Skateboardings darstellt, wie der Skateboardexperte Steve Cave erklärt:

„Whether you are a new skater or just trying to understand what your skater kid is talking about, understanding skateboard slang is important! Skateboard slang might be hard to grasp at first, but it's not that tough to understand once you understand skateboarding culture a little better“ (Cave, http://skateboard.about.com/od/skateboardingdictionary/a/Skateboard_Slang.htm).

Auch diesen gilt es nach und nach zu verinnerlichen, dass die „Sportsprache“, in diesem speziellen Fall der „Skatejargon“, einen unumgänglichen Teil jeder Sportart darstellt.

Mensch und Gesellschaft

Da Skateboarding zumeist in lose strukturierten Gruppierungen stattfindet, erweist es sich als äußerst dienlich „sozial bzw. motorisch Schwache zu integrieren und […] das Selbstwertgefühl Einzelner zu heben“. Es gibt im Skateboarding keine Notwendigkeit des Erfüllens eines gewissen Leistungsstandart. Jeder Skateboarder und jede Skateboarderin kann sich an sich selbst messen und fördert so sein bzw. ihr Selbstwertgefühl. Die Integration findet nicht über eine Team-Zugehörigkeit statt.

Natur und Technik

„Bewegung und Sport in der Natur können Zusammenhänge zwischen Ökologie und Sport aufzeigen“. Auch wenn Skateboarding für üblich keine Sportart ist, die „in der Natur“ stattfindet, befindet sich der Skateboarder und die Skateboarderin oftmals im Suchen und Finden von neuem skatebaren Terrain, wobei hier nicht gezwungenermaßen die größten und kostspieligsten Skateparks bzw. Spots gesucht werden. Oftmals reichen einfache Utensilien, wie ein massiver abgefallener Ast, der als Rail zweckentfremdet wird, ein

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Felsen, von dem gedropped wird oder ein Baum inmitten der Stadt, der für Footplants verwendet wird. Sehr stark werden die Zusammenhänge zwischen Raum und Sport geschult. Durch die teilweisen „natürlichen“ Elemente in verschiedenen Spots, auch zu einem geringen Maß der Ökologiebezug, wenn auch nicht im klassischen Sinn des Natur-Erlebens.

Gesundheit und Bewegung

Die Schule soll mitunter durch den Sportunterricht zum „…gesundheits- und bewegungsfördernden Lebensraum“ werden. Dies ist vermutlich durch die meisten Sportarten gegeben, welche im Sportunterricht Einzug finden, so auch durch das Skateboarding. Hierzu wird an dieser Stelle an die im Kapitel 4 geschulten Fähigkeiten verwiesen.

Kreativität und Gestaltung

„Traditionelle und aktuelle Formen der Bewegung und deren phantasievolle Gestaltung können die gesamthafte Entwicklung von Kreativität und Ausdrucksfähigkeit der Schülerinnen und Schüler fördern“, heißt es im Fach- Lehrplan. Skateboarding, wohl eine aktuelle Form der Bewegung, kann hier als Paradebeispiel herhalten. Durch seine losen Normierungen in jedweder Hinsicht, spielt die Kreativität und die Gestaltung eine maßgebliche Rolle. Jeder und jede kann Skateboarding mit eigen gewählten sinngebenden Elementen füllen, um der Sportart und sich selbst Ausdruck zu verleihen.

5.5.2.3 Didaktische Grundsätze

Das nächste Kapitel im Fach-Lehrplan umfasst die Didaktischen Grundsätze. Auf einige wenige wesentliche Punkte soll hier Bezug genommen werden. So heißt es, dass „…zur Verfügung stehende Sportstätten zu berücksichtigen sind, wobei die Inhalte des Unterrichtes jedoch nicht ausschließlich von den örtlichen Rahmenbedingungen am jeweiligen Schulstandort abhängen sollen“. Dies stellt

52 einen wichtigen Punkt dar, da kaum eine Schule über ausreichend adäquates Terrain verfügt um Skateboarding adäquat vermitteln zu können. So können und müssen auch schulfremde „Sportstätten“ aufgesucht werden, mehr hierzu im Kapitel 7.4.1.2.

Weites ist im Fach-Lehrplan zu lesen, dass „…eine allfällige Blockung sehr sorgfältig abzuwägen [sei], damit nicht über einen zu langen Zeitraum die regelmäßige Unterrichtserteilung entfällt und eine grundsätzlich gleichmäßige Verteilung der Unterrichtsstunden über das ganze Schuljahr hinweg erreicht wird.“ Auch dies ein Sachverhalt, auf welches sich im Kapitel 7.2 noch genauer bezogen wird. Wichtig deshalb, da es wenig ertragreich scheint, Skateboarding, welches zumeist außerhalb des Schulgeländes stattfinden wird, nicht in Blockform abzuwickeln.

Ein weiterer Punkt, welcher äußerst wichtig zu erwähnen ist, ist die Sicherheit. So heißt es, dass “…im Unterricht zu jeder Zeit ein höchstmögliches Maß an Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten ist.“ Auch auf diesen, für Skateboarding maßgeblichen Punkt wird sich im Kapitel 6.8 noch genauer bezogen.

Die „didaktischen Grundsätze“ umfassen zwar noch einige weitere Punkte. Da viele der angeführten Punkte anderorts in anderen Zusammenhängen erläutert werden, wurde sich hier nur auf die drei wichtigsten bezogen.

5.5.2.4 Lehrstoff

Das Kapitel Lehrstoff, welches im Fach-Lehrplan als nächstes angeführt ist, umfasst die oben genannten sechs Bewegungshandlungen und bezieht sich „sowohl auf den unverzichtbaren Kernbereich als auch für schulautonome Modelle aus den autonomen Freiraum für eine flexible Schwerpunktsetzung“. In diesem Kapitel werden ausschließlich die für das Skateboarding relevanten Bewegungshandlungen näher beschrieben.

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Grundlagen zum Bewegungshandeln

Hierin wird die „Weiterentwicklung und Sicherung der konditionellen Fähigkeiten“, „die Verbesserung der Beweglichkeit“ sowie die „Verbesserung und Stabilisierung der koordinativen Fähigkeiten“ gefordert. Bezug nehmend auf Kapitel 4 „Skateboardspezifische konditionelle und koordinative Fähigkeiten“ darf hier behauptet werden, dass dies durch Skateboarding an sich und/oder auch durch spezielle Vorübungen geschieht, wie sie ab Kapitel 7 erläutert werden.

Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen

Die leistungsorientierten Bewegungshandlungen im Sinne der Wettkampfteilnahme, Wettkampfgestaltung etc. stehen hier zu erwartender Weise nicht im Mittelpunkt, da wie bereits an mehreren Stellen erwähnt wurde, dass der Wettkampf im Skateboarding zwar sehr wohl existiert, viel stärker allerdings der Gemeinschaftsfaktor innerhalb dieser Individualsportart zelebriert wird. Skateboarding zeigt sich allerdings prädestiniert dafür, könnensorientierte Bewegungshandlungen wie „die eigenen Leistungsgrenzen erfahren“ sowie „das Lösen vielfältiger Bewegungsaufgaben“ oder auch „Kunststücke und Bewegungsverbindungen erarbeiten und präsentieren“, zu vermitteln. Auch das geforderte „eigenständige Üben“ erfährt einen großen Stellenwert.

Spielerische Bewegungshandlungen

Gefordert wird eingangs das Schulen und „…weiterentwickeln nicht regelgebundener Spielfähigkeit und Spielkönnen“. Auch wenn Skateboarding kaum als Spiel bezeichnet werden kann, wird dadurch sehr wohl eine nicht- regelgebundene Sportform kennengelernt und ersetzt man „Spiel“ in der im Fach-Lehrplan angeführten Ausführung beim „Erhalten und Weiterentwickeln […] spontanen und kreativen Spiel in verschiedenen Situationen“ durch

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Bewegung, dann stellt auch Skateboarding wieder eine Bereicherung in diesem Abschnitt dar.

Gestaltende und darstellende Bewegungshandlungen

Die zu Beginn geforderte „leibliche Erfahrung als Basis allen sinnlichen Wahrnehmens und Verstehens erkennen (Körperhaltung als Verhalten erfahren; Bewegungsbeobachtung am eigenen und fremden Körper)“ kann ebenso durch Skateboarding adäquat geschult werden. Die Körperhaltung spielt zwangsläufig bei der komplexen Bewegungsabfolge ständig eine leittragende Rolle, auch wird ständig beobachtet, wie andere Skateboarder und Skateboarderinnen auf ihrem Rollbrett agieren. Weiters stellt es heutzutage kein Problem dar, sich selbst beim Skateboarding zu filmen, direkt am Kameradisplay zu beobachten und zu analysieren. Beobachtet man Skater und Skaterinnen an diversen Spots, ist dies auch durchaus häufig zu beobachten.

Gesundheitsorientierte und ausgleichende Bewegungshandlungen

Skateboarding ist ein durchaus harter Sport, welcher zwar der Gesundheit dienlich sein, jedoch auch einen hohen körperlichen Verschleiß nach sich ziehen kann. Deshalb gilt es, sich mit der Gesundheit und auch mit ausgleichenden Bewegungsinhalten zu beschäftigen. Diese werden zwar nicht durch das Skateboarding per se vermittelt, werden allerdings durchaus Einzug finden (siehe Kapitel 7). Wie bereits beim Dehnen erwähnt (siehe Kapitel 4.4), finden ausgleichende Bewegungshandlungen in der Szene sehr wohl Anwendung und sollten bereits von Beginn an als unumgänglich vermittelt werden.

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Erlebnisorientierte Bewegungshandlungen

Hierbei wird das „Erfahren und Erleben von Bewegungs- und Sportaktivitäten, die sich vom alltäglichen Bewegen abheben und mit besonderen Gefühlen verbunden sind sowie etwas Neues und Unerwartetes bieten“ erwähnt, wobei auch „verschiedene Geräte“ benutzt und erfahren werden sollen. Das Skateboard stellt sehr wohl eine Abwechslung zum gewöhnlichen Schulsport dar, dies alleine bereits eine positive Bereicherung. Weiters ist Skateboarding parademäßig geeignet um Bewegungen fern vom Alltag zu praktizieren. Erneut kann behauptet werden, dass das „Aufsuchen und selbsttätige Bewältigen von herausfordernden Bewegungssituationen und dabei die persönlichen Grenzen und Verhaltensweisen erfahren, ausloten und reflektieren; Gefahren einschätzen und situationsgerecht handeln“ ein Grundpfeiler des Skateboardings darstellt – egal ob schulisch organisiert oder privat.

5.5.2.5 Zusammenfassung

Zusammenfassend kann nun behauptet werden, dass sich Skateboarding ausgezeichnet dafür eignet, im Schulsport Anwendung zu finden. Viele, der vom Fach-Lehrplan geforderten Ansprüche werden weitestgehend von Skateboarding erfüllt (Anm.: Es gibt vermutlich keine Sportart, welche alle Ansprüche erfüllt; sie vollständig abzudecken muss die Aufgabe eines abwechslungsreichen Sport- und Bewegungsprogramms sein), weswegen es keine Bedenken geben kann, diese für die Schule neuartige Bewegungsform, im Schulsport einzubinden.

Da nun ausreichend dokumentiert ist, dass sowohl Skateboarding für die Schule, als auch die Schule für Skateboarding geeignet ist, muss ein Blick auf die Ausrüstung geworfen werden, über welche jeder Schüler und jede Schülerin verfügen muss. Diese stellt zum einen sicher, dass das Skateboarding keine Limitierung durch falsches oder schlechtes Equipment erhält, zum anderen dient es dem Schutz vor Verletzungen.

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6 Material und Schutzausrüstung

Skateboards können heutzutage in beinahe jedem Großkaufmarkt, jedem größeren Spielwarenladen und in jedem Sportgeschäft gekauft werden. Natürlich können sie auch in Skateshops vom Fachpersonal oder über szeneetablierte Internetvertriebe erstanden werden. Betrachtet man die breite Produktpalette, kann man enorme Preis- und Qualitätsunterschiede feststellen. Skateboards unter einem gewissen Qualitäts- und meist auch Preisstandart, können nicht als erstzunehmende Sportgeräte betrachtet werden und sind somit für den Schulgebrauch ungeeignet. Können Billigprodukte schon um etwa 20 Euro erstanden werden, muss man für ein brauchbares Produkt mit mindestens 50 Euro rechnen, eher mehr. Ist für einen Novizen zu Beginn oftmals noch die Optik des Skateboards von entscheidender Wichtigkeit, nehmen mit steigendem Können die Fahreigenschaften, sowie die Maße des Equipments einen immer größeren Stellenwert ein.

Für einen Anfänger oder eine Anfängerin, der oder die noch herausfinden muss, ob das Skateboarding gefällt oder nicht, lohnt es sich zu Beginn in einem Skateshop beraten zu lassen. An dieser Stelle wird empfohlen sich ein Komplettboard (= ein vollständiges Skateboard) von einer namhaften Skatefirma zu erstehen. Diese liegen unter den qualitativ adäquaten Produkten für Einsteiger und Einsteigerinnen im günstigeren Segment und es muss mit einer Investition von etwa 50 bis 150 Euro gerechnet werden. Im Optimalfall werden von der jeweiligen Schule einige Komplettboards erstanden und den Schülern und Schülerinnen zur Verfügung gestellt.

Mit steigendem Können des Skaters oder der Skaterin wird bei der Wahl des Skateboards ein Komplettboard zunehmend unangebrachter. Bei einem solchen wird, wie erwähnt, ein gesamtes Setup erstanden. Es kann kein Einfluss auf Details wie Boardbreite, Rollenhärte, Achsenhöhe, etc. genommen werden. Allesamt Faktoren, die mit größerer Erfahrung eine immer bedeutendere Rolle spielen. Bei Komplettboards ist es kaum möglich ein solches zu finden, welches den versierten Skateboarder oder die versierte Skateboarderin in allen

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Belangen zufrieden stellen kann. Der fortgeschrittene Rollbrettfahrer und die Rollbrettfahrerin werden deshalb zunehmend ihr Skateboard in Einzelkomponentenkäufen erstehen. Dies stellt preislich nochmals einen Schritt nach oben dar, bietet allerdings die Möglichkeit das Skateboard nach seinen persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen abzustimmen. Auf die einzelnen Komponenten wird folgend ein kurzer Einblick gegeben.

6.1 Das Brett

Das Brett (auch Board oder Deck) stellt das Herzstück des Skateboards dar. Es ist vorne und hinten durch Nose und Tail aufgebogen, wodurch die für das Springen wichtige Hebelwirkung zu Stande kommen und manövriert werden kann. Obwohl in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Experimente mit verschiedensten Materialien durchgeführt wurden, wird es nach wie vor aus Holz, meist sieben Schichten Ahorn, gefertigt. Tim Piumarta, Gründer der weltweit erfolgreichen Skatecompany „Santa Cruz Skateboards“ erklärt wieso: „With all the alternative materials we`ve tried, from expoxy and fibreglass to carbon loaded thermoplastic nylon, nothing has had the combination of toughness, estasticity, feel and response of laminated sugar maple board“ (Piumarta, http://www.exploratorium.edu/skateboarding/skatedesign.html).

Die Breite und die Länge des Decks können variieren. Auch die Wölbung des Boards, der sogenannte Concave, als auch die Gesamtform des Boards, der Shape sind für den fortgeschrittenen Skateboarder und die Skateboarderin von großer Bedeutung. Ebenso können Nose und Tail schwächer oder stärker aufgebogen sein. Ohne auf Details eingehen zu wollen, soll erwähnt sein, dass verschiedene Boardformen und –größen einen maßgeblichen Einfluss auf Hebelwirkung und somit auf das gesamte Abbildung 4: Board Fahrverhalten haben, ebenso auf Drehfreudigkeit und Wendigkeit des Skateboards. Grundsätzlich sei noch erwähnt, dass Boards unter großer Belastung brechen können. Dies stellt zu Beginn zumeist kein großes Problem

58 dar, jedoch brechen Boards mit zunehmender fahrerischer Qualität auf Grund der höheren Belastung bei anspruchsvollen Tricks meist häufiger.

6.2 Das Griptape

Das Griptape stellt den schleifpapierähnlichen, rutschfesten Belag dar, welcher auf das Deck aufgeklebt wird. Es erhöht die Haftung auf dem Brett und erleichtert somit das Manövrieren, sowie die Fähigkeit Tricks auszuführen. Am gängigsten sind schwarze Griptapes, es gibt sie allerdings auch in Abbildung 5: Griptape, schwarz verschiedenen Farben und Designs. Bei Griptapes von namhaften Herstellern gibt es kaum große Preis- oder Qualitätsunterschiede.

6.3 Die Achsen

Die Achsen bestehen aus einigen Einzelteilen, worauf in dieser Arbeit kein besonderes Augenmerk genommen wird. Erwähnt sei allerdings, dass die Achsenbreite in etwa der Breite des Boards entsprechen sollte und die

Achsenhärte mit Hilfe einer verstellbaren Schraube Abbildung 6: Skateboardachse auf die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann. Weiters kann die Achsenhöhe variieren, wobei diese wiederum Einfluss auf das Fahrverhalten mit sich bringt und dem eigenen Vorlieben angepasst werden muss.

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6.4 Die Rollen

Die Rollen oder Wheels sind in verschiedenen Größen, Härten und Designs erhältlich. Spielt das Design auch eine untergeordnete Rolle, kann man durchaus Unterschiede im Fahrverhalten, je nach Rollengröße und –härte feststellen. Je

Abbildung 7 : nach Anwendungsgebiet (Street, Halfpipe, etc.) muss auch die Skateboardwheel Rolle an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.

6.5 Die Kugellager

Die Kugellager stellen das Verbindungsstück zwischen Achse und Rolle dar. Große preisliche und qualitative Unterschiede können beobachtet werden, wobei das Rollverhalten maßgeblich beeinflusst werden kann.

6.6 Zusätzliches

Es gibt noch weitere Komponenten, wie Schrauben, Abstandhalter, etc. wobei in dieser Arbeit hierauf nicht Bezug genommen werden soll.

6.7 Schuhe

Mindestens ebenso wichtig wie die Wahl des richtigen Setups ist die Wahl des richtigen Schuhwerks. Ein geeigneter Skateschuh sollte mindestens über eine flache und rutschfeste Sohle verfügen, sowie über eine verstärkte Verarbeitung im Abbildung 8 : Skateschuh Zehen- und Vorderfußbereich, um die Abnützungen durch das Griptape gering zu halten. Es gibt auch hier zahlreiche Modelle, unter welchem jeder Skater und jede Skaterin sein oder ihr für sich geeignetes Modell finden muss. Es sei jedoch erwähnt, dass durch die Abnützung des Griptapes ein tricktechnisch stark genutzter Schuh lediglich eine

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Lebensdauer von einigen wenigen Monaten hat. Hier gilt es deshalb abzuwägen, in welchem preislichen Segment es sich aufzuhalten lohnt.

6.8 Schutzausrüstung

Eine Schutzausrüstung besteht üblicherweise aus Knie-, Ellbogen- und Handgelenksschonern sowie einem Schutzhelm. Es kann allerdings dennoch nicht von einer vollständigen Schutzausrüstung gesprochen werden, da sehr häufig von Verletzungen in Mitleidenschaft gezogene Körperregionen mit einer Schutzausrüstung nicht geschützt werden können. So wurden im Jahr 2008 Verletzungen von Skateboardprofis untersucht, wobei man auf folgendes Ergebnis kam:

Von 86 untersuchten Skateboardverletzungen bezogen sich nur 3,5% auf den Kopf, 36,1% auf die oberen Extremitäten und 60,5% auf die unteren Extremitäten. 23,3% bezogen sich alleine auf Verletzungen des Handgelenks, wodurch hier durch Handgelenksschoner sicherlich die Verletzungsrate nach unten reguliert werden könnte. Jedoch entfällt beinahe die Hälfte der Verletzungen, nämlich 47,7% auf das obere Sprunggelenk. Sieht man sich in nachfolgender Tabelle die Verletzungshäufigkeiten an, kann man auch hier das obere Sprunggelenk als die am häufigsten verletzte Region betrachten. Die gesamte prozentuale Summe von über 100% ergibt sich daraus, dass ein Skateboarder (Probanden waren allesamt männlich) sich mehrfach verletzen kann (Özelli, 2008, S. 50).

Tabelle 1: Verletzungshäufigkeit der Probanden

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Ein Umstand, der sehr häufig quer durch alle Leistungsstufen beobachtet werden kann, stellt das klassische Umknicken des Fußes im Sprunggelenk dar, eine der häufigsten Gefahren im Skateboarding. Leider gibt es auch keine geeigneten Schoner, die dies verhindern könnten, weshalb eine käuflich erwerbliche Schutzausrüstung wie erwähnt kaum als vollständig beschrieben werden kann. Auch wenn also den am häufigsten auftretenden Verletzungen kaum etwas entgegen gebracht werden kann, außer prophylaktische Vorbereitung mittels adäquatem Training, ist es im Schulbetrieb unumgänglich Schoner zu tragen. Optional können auch noch Schienbeinschoner, wie sie z.B. im Fußball getragen werden, Anwendung finden, da gerade beim Einüben neuer Tricks das Skateboard oftmals die Schienbeine hart treffen kann. Dies ist zwar kurzzeitig sehr schmerzhaft, zieht zumeist jedoch lediglich ungefährliche Hämatome nach sich, auch verletzungsbedingte Skatepausen müssen dadurch kaum eingelegt werden. Jedoch kann die Angst, dass das Skateboard erneut auf bereits lädierte Schienbeine auftrifft, eine hemmende Komponente darstellen.

6.9 Der Skate Key und Ersatzteile

Da Skateboarding eine für das Equipment verschleißstarke Bewegungsform darstellt, muss damit gerechnet werden, dass des Öfteren Nachjustierungen an Selbigen vorgenommen oder diverse Teile ausgetauscht werden

Abbildung 9: Skate Key müssen. Es empfiehlt sich deshalb Kleinteile wie Kugellager oder diverse Schrauben als Ersatz mitzuführen. Unabdinglich ist folglich Werkzeug, welches zur Montage benötigt wird. Hierbei kann ein sogenannter Skate Key empfohlen werden. Dies ist ein Universaltool, welches in handlicher Form alle wichtigsten Werkzeuge vereint, welche man für ein handelsübliches Skateboard braucht. Im Schulbetrieb wäre es dienlich, wenn die Lehrperson einen solchen mitführt.

Abschließend gilt es zu diesem Kapitel zu sagen, dass bei jeglichem Skateboardequipment die persönlichen Vorlieben einen maßgeblichen

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Ausschlag geben. Mit steigendem Können kann und will zumeist nicht auf ein eigenes, angepasstes Setup verzichtet werden, weswegen jeder fortgeschrittene Skater und jede Skaterin über sein oder ihr eigenes Skateboard und brauchbares Zubehör verfügen sollte. Gerade Anfänger und Anfängerinnen sollten sich gut beraten lassen, da es sehr große preisliche Unterschiede gibt und oftmals ein bekannter Markenname teuer bezahlt werden muss. Sind nun die grundsätzlichen Fragen rund ums Skateboarden in der Schule geklärt, kann sich folgend mit der konkreten Unterrichtsplanung beschäftigt werden.

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II Praktischer Teil

Der praktische Teil dieser Arbeit enthält zum einen eine Sammlung von Übungen, welche als vorbereitender, skateboardspezifischer Unterricht im Unterrichtsfach Bewegung und Sport angesehen werden kann (Modul 1) und zum anderen ein Skateboard-Modul (Modul 2), welches im System der modularen Oberstufe anwendbar ist.

7 Module Skateboarding

7.1 Grundsätzliche Überlegungen

Skateboarding ist eine Spot-abhängige Bewegungsform. Dies bedeutet, dass stets nur auf und an Rampen und Obstacles geskatet werden kann, die gerade zur Verfügung stehen. Da sich die im Modul 2 vorgestellten Spots in Graz befinden, kann dieses Modul in dieser Form auch nur in Graz stattfinden. Jedoch bietet beinahe jede Stadt adäquate Skatespots, Skateparks oder auch Skatehallen auf welche die hier dargebrachten Modulbeschreibungen abgeändert werden können. Alle hier im Kapitel 7.4.1.2 vorgestellten Grazer Spots sind sehr einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und erfordern ausgehend von Graz-Jakomini max. 30 Minuten Anfahrtszeit.

Weiters gilt es zu erwähnen, dass Skateboarding für üblich eine Freiluftsportart darstellt. Es gibt in Graz zwar eine Skatehalle (Xciting Funhall, Graz - Puntigam), wenn möglich soll allerdings an verschiedenen Freiluftspots geskatet werden, was dementsprechend gute Witterungsverhältnisse erfordert. Selbige sind nur im Sommersemester zu erwarten, weswegen das Modul 2 im Sommersemester abgehalten wird, das vorbereitende Modul 1, davor im Wintersemester. Das Modul 1 ist selbstverständlich ohne größere Modifikation in jeder Schule durchführbar.

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7.2 Rahmenbedingungen

Das Modul 1 wird in acht Einheiten zu je einer Doppelstunde abgehalten. Die Einheiten finden alle zwei Wochen statt und erstrecken sich somit beinahe über das ganze Wintersemester. Es sollte zeitlich so angelegt werden, dass die letzte Einheit möglichst nahe an den Semesterferien liegt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das im Modul 1 Erlernte im Modul 2 bestmöglich umgesetzt werden kann. Das Modul 2 erstreckt sich über sechs Einheiten, diese werden geblockt an 6 Nachmittagen abgehalten.

Die Module werden koedukativ abgehalten. Die Regelungen für koedukativen Unterricht sind im SchOG zu finden. In Bewegung und Sport gilt laut SchOG § 8b Abs 1 zwar, dass „[d]er Unterricht in Bewegung und Sport ab der 5. Schulstufe getrennt nach Geschlechtern zu erteilen ist“, allerdings wird in §8b.Abs 2 des SchOG hinzugefügt, dass

[i]m Freigegenstand und in der unverbindlichen Übung Bewegung und Sport sowie in den sportlichen Schwerpunkten in Sonderformen [...] der Unterricht auch ohne Trennung nach Geschlechtern erteilt werden [darf], sofern diese Unterrichtsveranstaltungen auf Sportarten beschränkt sind, bei denen vom Standpunkt der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit und der koedukativen Führung kein Einwand besteht; unter den gleichen Voraussetzungen darf mit Genehmigung der zuständigen Schulbehörde der Unterricht im Pflichtgegenstand Bewegung und Sport ohne Trennung nach Geschlechtern erteilt werden, wenn bei Trennung nach Geschlechtern wegen zu geringer Schülerzahl nicht für alle Schüler der lehrplanmäßige Unterricht im Pflichtgegenstand Bewegung und Sport erteilt werden könnte. Ferner kann der Unterricht in Bewegung und Sport ohne Trennung nach Geschlechtern erteilt werden, wenn der Unterricht gleichzeitig durch mehrere Lehrer (im Falle des Unterrichts für mehrere Klassen oder Schülergruppen) erfolgt und wenn dies aus inhaltlichen Gründen (z.B. Tanz, Schwimmen, Freizeitsportarten) zweckmäßig ist.

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Skateboarding gilt nach wie vor als eine stark männlich dominierte Sportart, Mädchen sind seltener als Aktive zu finden. Den Grund hierfür sieht Anna Groß, Berliner Skateboarderin und Initiatorin von „Ladysessions“, einem Skateboardworkshop für Frauen, in der Erziehung. Skateboarding ist eine harte Sportart welche Schürfwunden, blaue Flecken, dreckige Klamotten und kaputte Schuhe mit sich bringt. Da Mädchen laut Groß eher dazu erzogen werden immer sauber und ordentlich zu sein, wirkt Skateboarding für viele abschreckend.

Es liegen zwar keine verwertbaren Statistiken vor, jedoch können in den letzten Jahren und Jahrzehnten zunehmend weibliche Skateboarderinnen beobachtet werden. Maik Giersch, Marketing-Manager beim Skateboard-Hersteller Titus sieht dies genauso und merkt an, dass es bereits viele weibliche Skaterinnen gibt, deren Niveau das der männlichen Kollegen weit übersteigt. Heutzutage zeichnet sich durchwegs ein harmonisches Bild zwischen den Geschlechtern. Ein Bild, welches auch Niklas Isenberg vom Monster Skateboard Magazine, dem größten deutschen Skateboardmagazin unterschreibt, wenn er sagt, dass mittlerweile die Einstellung gegenüber weiblichen Skatern bei den allermeisten komplett entspannt ist (N.N. 2014, http://www.focus.de/panorama/welt/freizeit- ist-skateboardfahren-nur-was-fuer-jungs_id_3749114.html). Dieser Umstand soll durch das Skateboarding in der Schule durch den gemeinsamen Unterricht von Schülerinnen und Schülern unterstrichen werden.

Darüber hinaus kann abgesehen von einer rein organisatorischen Vereinfachung, die „bewusste Koedukation und Geschlechtssensible Pädagogik“, welche auch im allgemeinen Teil des Lehrplans für AHS im Punkt 8 der allgemeinen didaktischen Grundsätze festgelegt ist, gefördert werden. Weiters soll Koedukation nicht nur auf ein gleichzeitiges Unterrichten beider Geschlechter abzielen, sondern es wird betont, „die Lehrinhalte und Unterrichtsmethoden so auszuwählen, dass sie beide Geschlechter gleichermaßen ansprechen und den Unterricht so zu gestalten, dass er sozialisationsbedingt unterschiedlichen Vorerfahrungen entgegenzusteuern in der Lage ist“ (VO des BMBWK BGBI 1989/37 idF BGBl. II Nr. 277/2004).

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In den folgenden Kapiteln werden nun mögliche Kursbucheinträge für die beiden Module vorgestellt, wie sie für die Schülerinnen und Schüler in einem Kursbuch verpflichtend anzufinden sind. Weiters werden zu den Modulen 1 und 2 Stundenbilder angeführt, sowie Interpretationen der didaktisch-methodischen Überlegungen und Vermittlungsmöglichkeiten. Um hier den Rahmen nicht zu sprengen, wird auf eine Auflistung aller Stundenbilder verzichtet. Es werden für Modul 1, sowie Modul 2 jeweils drei der acht (Modul 1) bzw. sechs (Modul 2) stattfindenden Einheiten in Form eines Stundenbildes erörtert. Diese werden im Modul 1 die 1., 4., sowie 8. Einheit sein. Im Modul 2 die 1., 3. und 6. Einheit. Es wird in den Stundenbildern aus Gründen der Flexibilität auf genaue Zeitangaben verzichtet.

7.3 Modul 1: Fit fürs Rollbrett – Ein Skateboard-Vorbereitungskurs

Folgend wird der Kursbucheintrag des Modul 1, sowie eine kurze Erläuterung des selbigen dargestellt. Anschließend findet sich eine kurze Erläuterung des Kursbucheintrags wider. Daran folgend sind die drei erwähnten Stundenbilder, ebenfalls mit kurzer Erläuterung zu finden.

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7.3.1 Modul 1: Kursbucheintrag

Kurstitel: "Fit fürs Rollbrett – Ein Skateboarding-Vorbereitungskurs" Kursart: Wahlmodul im UF Bewegung und Sport Semester: Wintersemester (WS) Abhaltung alle zwei Wochen Acht Einheiten zu je einer Doppelstunde Rahmenbedingungen: Max. 24 TeilnehmerInnen Min. 8 TeilnehmerInnen Abhaltung koedukativ Übungen zu den Grundlagen zum Bewegungshandeln

Schulung und Verbesserung der konditionellen Fähigkeiten Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer sowie der Beweglichkeit und der koordinativen Fähigkeiten Inhalte: Gesundheitsgerechte Ausübung von Bewegung und Sport

Skateboardspezifische Inhalte und thematische Einbindung

des Skateboarding

Teamarbeit, Einzelarbeit, direktive und nicht-direktive

Methoden: Unterrichtskonzepte Verbesserung der allgemeinen konditionellen Fähigkeiten (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit) mit spezieller Berücksichtigung auf das Skateboarding

Verbesserung der allgemeinen koordinativen Fähigkeiten (Gleichgewicht, Orientierung, Differenzierung, Rhythmisierung, Ziele: Reaktion, Umstell- und Kopplungsfähigkeit) mit spezieller Berücksichtigung auf das Skateboarding

Schulung skateboardspezifischer Lernvoraussetzungen konditioneller, koordinativer und sozialer Art

Gruppendynamik und Klassengemeinschaft fördern Abhaltungsort: Turnhalle sowie Freiflächen des Schulgeländes Spaß an Bewegung und am Bewältigen neuer,

skateboardspezifischer Bewegungsaufgaben Voraussetzungen: Für Anfänger und Fortgeschrittene

Kosten: Keine Immanenter Prüfungscharakter, Anwesenheit, aktive Mitarbeit,

Benotung: Protokoll Tabelle 2: Kursbucheintrag Modul 1 „Fit fürs Rollbrett – Ein Skateboard-Vorbereitungskurs“

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7.3.1.1 Beschreibung des Kursbucheintrages Da die im Kursbucheintrag festgehaltenen Punkte im Praxisfall für Schüler und Schülerinnen stets klar und einfach verständlich sein sollten, kann auch hier davon ausgegangen werden, dass der Kursbucheintrag weitestgehend selbsterklärend ist, weswegen auf eine detaillierte Erörterung an dieser Stelle verzichtet wird.

Erwähnt sei jedoch, dass sich das Modul 1, wie auch das Modul 2 für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen eignet. Bereits im Kapitel 3.2 wurde festgehalten, dass sich der Skateboarder und die Skateboarderin nicht zwingend mit qualitativ auf Augenhöhe befindlichen Akteuren zu betätigen haben. Ein Niveauunterschied untereinander stellt hier keinen Nachteil dar, oftmals ist sogar das Gegenteil der Fall, weswegen es zu begrüßen ist, dass Anfänger gemeinsam mit Fortgeschrittenen agieren. Würde dieser Umstand bei anderen Sportarten ein Problem darstellen, als Beispiel sei das artverwandte Snowboarden genannt, bei welchem ungeübtere Fahrer und Fahrerinnen die geübteren auf der Piste stets aufhalten würden, kann im Skateboarding stets davon ausgegangen werden, dass ungeübtere und geübtere Skater und Skaterinnen am selben Spot trotz Niveauunterschieds problemlos koagieren können. Eine Ausnahme würden Spots darstellen, die auf Grund ihrer Größe oder ihres Schwierigkeitsgrades nur von Geübten geskatet werden können, wie z.B. Spots mit ausschließlich hohen Rampen wie Half-Pipes, große Gaps, oder Treppensets. Im schulischen Rahmen spielt dies allerdings keine Rolle, da die Auswahl der Abhaltungsorte dem Leistungsniveau der Gruppe angepasst wird.

Das Modul 1 nennt sich "Fit fürs Rollbrett – Ein Skateboarding- Vorbereitungskurs" und zielt bereits namentlich auf das Skateboarding ab. Da in diesem Modul sehr stark auf die Schulung koordinativer und konditioneller Fähigkeiten Wert gelegt wird, könnte dieser Kurs, mit minimalen Abwandlungen, durchaus auch als Vorbereitung für andere Sportarten dienen, wie Snowboarding, Skifahren (Wintersportwoche), Windsurfen, Wasserski, Wakeboarden (Sommersportwoche) und vielen mehr. Wäre dies erwünscht, wäre es problemlos durchführbar den Kursinhalt etwas abzuändern, ihn als

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Vorbereitungskurs für mehrere Sportarten anzubieten um daraufhin im Folgesemester verschiedene Sportarten anzubieten, welche auf diesem Vorbereitungskurs fußen. In diesem Fall wird darauf verzichtet und es wird sich, namentlich wie auch inhaltlich, lediglich auf das Skateboarding konzentriert.

7.3.2 Modul 1 - Stundenbilder

Die im Modul 1 vorgestellten Übungen sollten stets auf das jeweilige Niveau der einzelnen Schülerinnen und Schüler angepasst werden. Da von keinem homogenen Leistungsniveau ausgegangen werden kann, gilt hierauf ein besonderes Augenmerk zu legen. Die folgenden Stundenbilder bzw. die darin enthaltenen Bewegungsmuster sollen in erster Linie die konditionellen sowie die koordinativen Fähigkeiten schulen. Dies wird in vielfältigen Übungen, Spielen, sowie Bewegungsaufgaben zu erreichen versucht. Es werden in jeder Einheit konditionelle sowie koordinative Aspekte angesprochen, jede Einheit besteht aus einem kurzen Aufwärmen, einem Koordinationszirkel, sowie einem Hauptteil mit einem abschließenden Teil bzw. einem Spiel. Es findet sich nach jeder beschriebenen Unterrichtseinheit eine Erläuterung zur selbigen.

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7.3.2.1 Modul 1 - 1. Unterrichtseinheit

Hauptziele: Koordination, Kennenlernen / Teamfähigkeit, Kraft Phasen Übungen Ziel Materialien Einleitung Einstimmung, Die S+S werden über die Inhalte und die Motivation,

Ziele des Kurses informiert Information

p

U

-

Warm-up

Die S+S laufen im Turnsaal umher. Jede/r hat eine Nummer von 1 bis X (X= Anzahl Verbesserung von der S+S) und nun müssen Gegenstände in Geschicklichkeit, Einleitung / Warm / Einleitung und gegen die Reihenfolge zugepasst Raumorientierung, werden. Gegenstände, deren Anzahl und Reaktion mit welchen Körperteilen gepasst wird, gilt Passen zum Gegenstände Bälle, es je nach sportlicher Leistungsfähigkeit zu entscheiden.

Es werden aus verschiedensten Übungen 5-8 ausgewählt und in Zirkelform durchgearbeitet. Arbeitszeit je 40-90 sek.; Pausenzeit je 30-60 sek.

Es kann aus folgenden (und noch vielen

mehr Übungen) gewählt werden:

Einbeinstand auf weicher Unterlage , Schulung der Standwaage, verschiedensten Sitzen/Knien/Bauchlage/Rückenlage/Stehen koordinativen auf Gymnastikball (ohne Abstellen der Fähigkeiten Füße), Ball prellen im Einbeinstand, Bälle/Gegenstände zupassen auf

Koordinationszirkel weichem/unsicheren Untergrund, Zehen- Fersenwippe, Balancieren am Balance Board, uvm.

Gymnastik Bälle, Musik, Stoppuhr Musik, Bälle, Gymnastik Weiters können viele der angeführten Übungen weiter erschwert werden, so sie

mit geschlossenen Augen und/oder im Takt Board, Balance Bälle, Matten, Je nach Übungen zur Musik ausgeführt werden.

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Zahlen Staffel

Jede Staffel steht an der Längsseite des Turnsaals; an der anderen Seite liegt für jedes Team ein Stapel vermischter und umgedrehter Zahl- Karten bereit. Ziel ist es, die umgedrehten Karten in der richtigen Schulung von Reihenfolge aufzudecken (1 bis 9), jeder Gleichgewicht, S+S darf jeweils nur eine Karte aufdecken Balance, und sie ablegen. Ist es nicht die Schnelligkeit, Hauptteil gewünschte Ziffer, muss die Karte wieder Teamfähigkeit umgedreht werden. Das Fortbewegen zu den Karten und wieder zurück zum Team

geschieht auf den Rollbrettern, wobei Rollbretter Zahlkärtchen, immer ein S+S den/die andere/n S+S anschieben muss. Fällt jemand vom Rollbrett, muss von vorne gestartet werden.

Spinnennetz

Es wird zwischen zwei Stangen Absperrband so aufgezogen, dass kleine Schulung von "Durchgänge" bleiben, durch die sich die Teamfähigkeit, S+S in gemeinsamer Zusammenarbeit Kraft/Körperspannung hindurchbewegen müssen, ohne das Absperrband zu berühren. Jeder

Spiel / Abschluss / Spiel "Durchgang" darf nur einmal verwendet Befestigung dessen

werden. für Stangen Absperrband,

Tabelle 3: Modul 1 - 1. Unterrichtseinheit

Erläuterung Den Schülerinnen und Schülern wird eingangs die Sinnhaftigkeit dieses Kurses nahe gebracht. Nach dem koordinativ anspruchsvollen Warm-Up wird gemeinsam ein Koordinationszirkel erstellt, welcher in jeder Einheit, jedes Mal leicht abgewandelt, Anwendung findet. Dieser soll grundsätzlich aus koordinativ anspruchsvollen Übungen bestehen, darf aber auch gerne Kraft-, Spiel-, und/oder Wettkampfelemente enthalten.

Die Zahlen Staffel enthält wiederum koordinative Elemente, zusätzlich werden Teamfähigkeit und Angstüberwindung (Rollbretter) geschult, wobei durch die

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Rollbretter skateboardähnliche Bewegungsmuster eingebracht werden. „Ausgehend von Roll- und Gleithilfen und der Fortbewegungsenergie einerseits sowie von deren Situationen zu Bewegungsraum und Medium andererseits werden kinästhetische Sensationen und raum-zeitliche strukturierte Leiberlebnisse ermöglicht“ (Kröger & Riedl, 2011, S. 21). Durch das angeschoben werden eines Kurskameraden oder einer Kurskameradin wird ein völlig neues Rollgefühl erlebt. Das abschließende Spinnennetz fördert wiederum das gemeinsame Arbeiten, enthält durch die aufzubringende Körperspannung einen Kraftaspekt und dient als Abschluss der Einheit.

7.3.2.2 Modul 1 - 4. Unterrichtseinheit

Hauptziele: Koordination, Sturzverhalten optimieren, Angstüberwindung Phasen Übungen Ziel Materialien

Einleitung

Up Es wird eine kurze Einleitung zum Thema

- Sturzverhalten durchgeführt, richtiges Stürzen erläutert und veranschaulicht. Aufwärmen, Sturzverhalten optimieren, Angst Warm-Up überwinden

Matten , Kästen Matten

Einleitung / Warm / Einleitung Nach kurzem gemeinsamen Mobilisieren und Dehnen werden Sturzsimulationen durchgeführt. Fallen lassen, stoßen lassen, abrollen, etc.

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Schulung der Koordinationszirkel, wie bereits aus 1. verschiedensten Einheit bekannt. koordinativen

Fähigkeiten Stoppuhr

Koordinationszirkel

Bälle, Balance Board, Board, Balance Bälle,

Gymnastik Bälle, Musik, Musik, Bälle, Gymnastik

Je nach Übungen Matten, Matten, Je nach Übungen

Balanceparkour

Es werden zwei Teams eingeteilt, und ein Parkour aufgestellt. Dieser sollte hauptsächlich aus Balanceaspekten

bestehen. Es gilt, den Parkour so gut und Schulung von schnell als möglich zu durchqueren. In der Gleichgewicht, Mitte steht das jeweils andere Team und Balance,

Hauptteil versucht das Team auf dem Parkour mit Teamfähigkeit weichen Bällen hinunterzuwerfen. Fällt ein Spieler/eine Spielerin muss er/sie zum Start zurück. Für jede Parkourdurchquerung gibt es einen Punkt.

Kästen, Balken, Trampoline, etc. Trampoline, Balken, Kästen,

Blindfußball

Zwei "blinde" Teams spielen Schulung von gegeneinander Fußball. Die Hälfte eines Teamfähigkeit, Teams hat jeweils die Augen verbunden,

Kraft/Körperspannung Fußball die andere Hälfte dient als Ansager.

Spiel / Abschluss / Spiel Tore, Augenbinden, Tabelle 5: Modul 1 - 4. Unterrichtseinheit

Erläuterung Das Hauptaugenmerk dieser Einheit bilden Dehnen und Mobilisieren, sowie Gleichgewicht, Balance und Sturzverhalten.

Nach einer kurzen theoretischen Einleitung wird sich gemeinsam gedehnt und mobilisiert. Die Dehnung erfolgt aktiv-dynamisch und dies bewirkt eine „Verbesserung der intermuskulären Koordination, Verbesserung der

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Beweglichkeit und [einen] Aufwärmeffekt zur Vorbereitung von Kraftbelastung, Motivationseffekt“ (Kempf, 2013, S. 26). Es wird erneut darauf hingewiesen, dass das Dehnen, wie auch das Mobilisieren einen wichtigen Nebenaspekt des Skateboardings darstellt. Weiters sind die ausgeführten Dehn- und Mobilisationsübungen „leicht durchzuführen, [sie] wirken motivierend und bauen anfängliche Bewegungsbarrieren ab“ (Rühl & Laubach, 2011, S. 59). Danach werden in verschiedenen Übungen unter Einhaltung des Sicherheitsgedankens Fall- und Sturzübungen auf Matten und Weichböden durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler sollen hierdurch ein Gefühl für Fallen und Stürzen erhalten und es soll einer eventuell vorhandenen Sturzangst entgegen gewirkt werden.

Den nächsten Teil der Einheit bildet der obligatorische Koordinationszirkel.

Der folgende Balanceparkour schult das Gleichgewicht und hierbei kann und soll das zuvor bei der Sturzschulung Erlernte bestmöglich umgesetzt werden. Ebenso stellt die Angstüberwindung einen großen Aspekt dieser Übung dar. Ängste vor Balanceakten, wie auch vor dem Fallen sollen nach und nach abgebaut werden.

Das abschließende Spiel Blindfußball ist ebenso koordinativ fordernd, ein Teamgeist fördernder Aspekt liegt ebenfalls vor, wobei auf Grund der vorangegangenen hohen koordinativen Anforderungen auf zu große Anstrengung verzichtet wird. Blindfußball ist im Vergleich zum „normalen“ Fußballspiel relativ langsam, weiters jedoch sehr spaßbetont, weswegen es sich hier als abschließendes Spiel hervorragend eignet.

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7.3.2.3 Modul 1 - 8. Einheit

Hauptziele: Koordination, (Sprung)kraft Phasen Übungen Ziel Materialien

Einleitung

Kurze Einleitung zum Thema Sprungkraft Verständnis für

in Verbindung mit Koordination Wichtigkeit von Sprungkraft in

Verbindung mit Koordination

Up

-

Warm-Up

Leichtes Einlaufen und Springen Einleitung / Warm / Einleitung (Hopserlauf, 3er-, 5er Hops), Selbiges auf Warm-Up / Sprungseile Weichböden, tten, Matten, dann auf Weichböden, kurzes

Verletzungsprophylaxe Ma Seilspringen, oder Strecksprünge auf Weichböden

Schulung der Koordinationszirkel, wie bereits aus 1. verschiedensten Einheit bekannt. koordinativen Fähigkeiten

Musik, Stoppuhr Musik,

Je nach Übungen Je nach Übungen

Koordinationszirkel

Matten, Bälle, Balance Balance Bälle, Matten,

Board, Gymnastik Bälle, Bälle, Gymnastik Board,

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Sprungpark

Es werden verschiedene Sprungstationen Schulung von aufgebaut mit Reutherbrett und Mini Tramp. Sprungkraft, Es sollen verschiedene Sprünge Flugverhalten, durchgeführt werden. Drehungen, Grabs,

Hauptteil Landung, Abrollen Springen über Hindernisse, Dunks am Basketballkorb, etc.

sten, Reutherbretter, Trampoline, Trampoline, Reutherbretter, sten,

Basketbälle, Weichböden, Matten Weichböden, Basketbälle,

Skateboardgym

Schulung von Die S+S sollen versuchen mit bereits im beinahe allen Turnsaal befindlichen und weiteren relevanten Utensilien ein "Fitnessstudio" für Skater und Fähigkeiten fürs Skaterinnen zu kreieren. Es sollen hierbei Skateboarding für das Skateboarding relevante Übungen

Spiel / Abschluss / Spiel zum Einsatz kommen.

Utensilien Verschiedenste Tabelle 5: Modul 1 - 8. Unterrichtseinheit

Erläuterung Die achte Einheit steht unter dem Motto (Sprung)kraft und Koordination. Bereits das Warm-Up wird an Hand von Sprungübungen gestaltet. Nach dem obligatorischen Koordinationszirkel erfolgt die Errichtung eines Sprungparks. Dieser soll spaßbetont, angstmindernd, Sprungkraft steigernd, sowie koordinativ und krafttechnisch anspruchsvoll gestaltet werden. Der Sicherheitsaspekt ist stets zu beachten.

Das abschließende Skateboardgym soll die Kreativität der Schülerinnen und Schüler fordern und hierbei sollen adäquate Übungen ausgewählt werden, welche es in Zirkelform abzuhandeln gilt. Der Lehrkörper sollte hier anmerken, dass sich weniger auf den Unterkörper konzentriert werden sollte, da selbiger in dieser Einheit bereits maßgeblich gefordert wurde. Eventuell sollte die

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Übungsauswahl mehr auf Oberkörperübungen abzielen, eventuell verstärkt auf Rumpf- und/oder Tiefenmuskulatur.

Alle Übungen und Spiele können stets durch Musik untermalt bzw. unterstützt werden, wo immer möglich sollten die Schülerinnen und Schüler die genauen Inhalte der jeweiligen Übungsaufgaben mitbestimmen.

7.4 Modul 2: Skateboarding – Anfänger und Fortgeschrittene

Da Skateboarding, wie bereits an mehreren Stellen erwähnt, zumeist eine von Organisationsseiten her lose strukturierte Bewegungsform darstellt, sind die ab Kapitel 7.4.2 angeführten Stundenbilder in einer ebensolchen Form zu verstehen. Stets gilt es gewisse Ziele zu verfolgen, es wird jedoch ein Hauptaugenmerk auf freie Bewegungsentfaltung gelegt, weswegen die angeführten Inhalte der Stundenbilder oftmals fließend sein können. Zu eng geschnürte Strukturen sind im Skateboarding, ob privat oder auch in der Schule unerwünscht.

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7.4.1 Modul 2 Kursbucheintrag

Kurstitel: "Skateboarding - Anfänger und Fortgeschrittene" Kursart: Wahlmodul im UF Bewegung und Sport Semester: Sommersemester (SS) Sechs Nachmittage im Semester Jede Einheit ca. 2 1/2 Schulstunden, exklusive An- und Abreise Rahmenbedingungen: Max. 24 TeilnehmerInnen Min. 8 TeilnehmerInnen Abhaltung koedukativ Schulung für Anfänger und Fortgeschrittene Skateboarder und

Skateboarderinnen

Warm- Up, Materialcheck, Grundlagen der Fortbewegung, Grundlagen

der Trickkunde, Fahr- und Trickübungen in Flat und an Obstacles Inhalte:

Verhalten am Spot/im Skatepark

Gesundheitsgerechte Ausübung des Skateboarding

Teamarbeit, Einzelarbeit, direktive und nicht-direktive

Methoden: Unterrichtskonzepte Sichere Nutzung des Skateboards als Fortbewegungsmittel, Tricktechnische Nutzung des Skateboards an unterschiedlichem Terrain

Richtige Handhabung sowie Montage des Equipments

Ziele: Erkennen der optimalen Körperpositionen, richtiges Fallen und Stürzen,

ausgleichende Bewegungshandlungen erlernen

Gemeinsames Erarbeiten von Bewegungsmustern am Skateboard

Abhaltungsort: Skatepark Grünanger (Graz - Gries), Skatepark Kirschenallee (Graz - Andritz), bei Schlechtwetter: Xciting Funhall (Graz - Puntigam)

Spaß und Interesse am Skateboarding, Schutzausrüstung und Helm

Voraussetzungen: verpflichtend

Kosten: Anreisekosten / ev. eigenes Skateboard und Schutzausrüstung Immanenter Prüfungscharakter, Anwesenheit, aktive Mitarbeit,

Benotung: Protokoll Tabelle 6: Kursbucheintrag Modul 2 „Skateboarding – Anfänger und Fortgeschrittene“

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7.4.1.1 Beschreibung des Kursbucheintrag

Ebenso wird hier, wie bereits im ersten Kursbucheintrag, auf eine genaue Beschreibung verzichtet, da der Eintrag selbsterklärend sein sollte. Einige wenige Punkte seien jedoch erwähnt.

Die genaue Dauer der Einheiten muss abgeklärt werden. Diese lässt sich allerdings nur eruieren, wenn die An- und Abreisedauer zu den Abhaltungsorten bekannt ist. Dies variiert von Schule zu Schule. Da dies im Rahmen dieser Arbeit nicht erfolgen kann, muss dieser Punkt in der Schule gesondert betrachtet werden.

Ein Skateboard, wie auch die Schutzausrüstung, müssen bzw. dürfen selbst mitgebracht werden. Wie bereits im Kapitel 6. angemerkt wurde, würde es gerade für Anfänger eine Erleichterung darstellen, wenn Material von der Schule gestellt werden könnte. Auch hierfür gilt es die jeweiligen Möglichkeiten der Schule abzuklären, was in dieser Arbeit nicht erfolgen kann.

Die Abhalteorte, oder Locations sollen im folgenden Unterkapitel beschrieben werden.

7.4.1.2 Die Locations

In der Beschreibung des Kursbucheintrags ist ersichtlich, dass drei verschiedene Abhaltungsorte, im Skatejargon Locations genannt, angeführt sind, wobei die ersten beiden (Skatepark Grünanger und Skatepark Kirschenallee) als die Hauptlocations zu sehen sind, die angeführte Skatehalle (Xciting Funhall) als Ausweichdestination für eventuelle Schlechtwettertage angeführt wird. Es sollte bei der Terminplanung möglichst so gearbeitet werden, dass stets in einem der Freiluftskateparks geskatet werden kann und die Skatehalle nicht besucht werden muss. Optimaler Weise finden die ersten drei Einheiten am Skatepark Grünanger, die letzten drei Einheiten am Skatepark Kirschenallee statt. Eine kurze Vorstellung der Locations gibt Aufschluss über

80 die Sinnhaftigkeit dieser Planung, ein genauerer Einblick in die Einheiten ist den angeführten Stundenbildern zu entnehmen.

Skatepark Grünanger (Graz – Gries)

Der Skatepark Grünanger wurde 2011 eröffnet und liegt im Süden des Grazer Bezirkes Gries. Es handelt sich um einen großzügig angelegten Betonpark (siehe Abbildung 10) mit einer großen Anzahl an Rampen und Obstacles verschiedenster Größen und Formen, sowie einer Freifläche ohne Rampen, dem sogenannten Flat.

Abbildung 10: Skatepark Grünanger In den ersten Einheiten können die Schülerinnen und Schüler hier ihre fahrerischen Fähigkeiten schulen, im Flat, wie auch auf den verschiedenen Rampen. Auch tricktechnisch sollte hier versucht werden, sich mindestens den wichtigsten Grundtrick, den Ollie, anzueignen (siehe Kapitel 2.5.2). Die Vielzahl an Möglichkeiten in diesem Skatepark scheint ideal um Anfänger, wie auch Fortgeschrittene zu fördern. Gerade Anfänger, die noch zu keiner Vielzahl an Tricks fähig sind, können hier durch das simple Befahren von den verschiedenen Rampentypen ein Gefühl für das Skateboard entwickeln. Dabei wird mit hohem Spaßfaktor eine Grundlage des Skateboardings, nämlich das sichere Manövrieren, geschult. In diesem Skatepark ist sowohl die Verbesserung des fahrerischen Könnens durch die Nutzung vielfältiger Rampen möglich, sowie die Konzentration auf das Erlernen der Basistricks im Flat. Hierdurch wird eine abwechslungsreiche und spaßbetonte Lernatmosphäre geschaffen.

Es sollte, wie erwähnt, immer ein Hauptaugenmerk auf dem Erlernen des Ollies liegen. Dieser spielt für die zweite Location eine tragende Rolle.

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Skatepark Kirschenallee (Graz – Andritz)

Der Skatepark Kirschenallee bietet wie ersichtlich (siehe Abbildung 11), weniger Möglichkeiten, Rampen zu skaten. Dieser Skatepark besteht weitestgehend aus einem großen Flatareal, bestückt mit verschiedenen Curbs und Rails, verschiedener Größe.

Abbildung 11: Skatepark Kirschenallee

Um diese skaten zu können, muss der Skater oder die Skaterin auf diese „hinaufspringen“ können, den Ollie also möglichst sicher beherrschen. Kann davon ausgegangen werden, dass dieser in den ersten drei Einheiten (bestenfalls auch darüber hinaus, im privat abgehaltenen Skateboarding) relativ sicher erlernt wurde, stehen mit diesem Grundbewegungsmuster eine Vielzahl weiterer Trickmöglichkeiten offen. Die Kirschenallee bietet hierbei beste Voraussetzungen, um an niedrigen Rails, Tables und Curbs, Tricks für den fortgeschrittenen Anfänger sowie die fortgeschrittene Anfängerin erlernen zu können. Hierzu würden einfache Grindes und Slides zählen, sowie das Hinauf- und Hinunter-Ollien auf und von verschiedenen Tables oder Curbs. Ohne den Ollie zu beherrschen, erweist sich Skateboarding im Skatepark Kirschenallee als relativ eingeschränkt, weswegen die ersten Einheiten im Skatepark Grünanger angedacht sind.

Skatehalle Xciting Funhall (Graz –Puntigam)

Die Skatehalle ist lediglich als Ausweichdestination für Termine mit schlechtem Wetter angedacht, an welchen weder ein Skaten im Skatepark Grünanger, noch im Skatepark Kirschenallee denkbar ist. Die Skatehalle Xciting Funhall bietet zwar eine Vielzahl an Rampen und Obstacles, was Anfängern, wie auch Fortgeschrittenen durchaus zu Gute kommt, jedoch muss davon ausgegangen

82 werden, dass bei schlechtem Wetter, eine Vielzahl von Akteuren, auch aus anderen Sportarten wie zum Beispiel Aggressive-Inline in die überdachte Räumlichkeit drängen werden. Hierbei ist von keinem Umfeld auszugehen, in welchem man sich frei entfalten könnte, gerade Anfänger und Anfängerinnen werden oftmals durch das gestresst wirkende Treiben der vielen, tricktechnisch oftmals stark überlegenen Skateboarder und Skateboarderinnen eingeschüchtert, weswegen die Xciting Funhall als Notlösung vorbehalten bleibt.

Der fortgeschrittene Skateboarder und die fortgeschrittene Skateboarderin finden sich ohnehin auf jedem Terrain einfacher zurecht. Auch eine stark befahrene Skatehalle wirkt hierbei weniger demotivierend, als auf Anfänger und Anfängerinnen. In dieser Erläuterung bzw. Planung wird allerdings stets darauf geachtet, den Anfängern und Anfängerinnen einen einfachen Einstieg bieten zu können, weswegen die Wahl der Locations wie beschrieben ausgelegt wurde.

7.4.2 Modul 2 - 1. Unterrichtseinheit

Hauptziele: Materialkunde / Gewöhnen ans Gerät / Eigenständiges Üben Phasen Übungen Ziel Materialien

Einleitung

Die S+S werden über die Inhalte und die

Up - Ziele des Kurses informiert. Grundlagen: Einstimmung, Materialkunde. Richtiges Einstellen und Anlegen der Schutzausrüstung Motivation, Information

Skatekey Warm-Up Warm-Up,

Einleitung / Warm Warm / Einleitung Dehnen / Mobilisieren / Mellow Riding Verletzungsprophylaxe (siehe Glossar) Schutzausrüstung, Skateboards,

83

Grundlagen

Gewöhnen ans Gerät,

Kontrolle auf dem Grundlegende Übungen zu Fußstellung, Board gewinnen und Pushen, Lenken, Kennenlernen des Ollie, verbessern,

Skatekey

Hauptteil

freie Übungszeit Trickkönnen kateboards,

S verbessern hutzausrüstung,

Sc

Dehnen / Mobilisieren Ausklang der Einheit

Körper

Eigener Eigener

Abschluss Tabelle 7: Modul 2 - 1. Unterrichtseinheit

Erläuterung

Sämtliches Üben und Justieren am Material sollte stets in Einzel,- Partner- sowie Gruppenarbeit erfolgen. Für üblich entstehen beim Skaten, wie bereits im Kapitel 3.2. erörtert, ständig neue soziale Interaktionsoptionen unter den Skatern und Skaterinnen. Es ist stets zu beobachten, dass sich oftmals jene zusammenschließen, die gerade denselben Trick üben und dies gemeinsam mit gegenseitiger Hilfestellung versuchen. Auch verschiedene Tricks an denselben Rampen werden oftmals gemeinsam geübt. Diesen Umstand, dieses Miteinander gilt es auch im schulisch abgehaltenen Skateboarding stets beizubehalten. Deplatziert wäre ein rigoroses Üben, vorgegeben vom Lehrkörper. Jeder und jede soll und darf in diesen Einheiten nach eigenem Ermessen üben. Der Lehrkörper stellt jedoch, wenn nötig, ständig Übungen parat und gibt Hilfestellungen. Entscheidend darüber was, wie, wann geübt werden sollte, sind die eigenen Zielsetzungen des Schülers und der Schülerin, sowie das Leistungsniveau der selbigen. Mindestens jedoch wird nach Abschluss des Moduls ein sicheres Hantieren mit dem Equipment verlangt, ebenso eine Verbesserung des Fahr,- wie auch des Trickkönnens im Vergleich zum Beginn der Einheiten (speziell bei Anfängern und Anfängerinnen). Können die Schüler und Schülerinnen nun selbst festlegen, welche Fähigkeiten und

84 welche Tricks sie verstärkt und zu welchem Zeitpunkt üben möchten, erfordert dies eine große Flexibilität von Seiten des Lehrkörpers. Allerdings kann nur auf diese Weise ein für alle lernförderliches Umfeld geschaffen werden – nur so kann Skateboarding adäquat vermittelt werden, ohne es seines „Freiheitsgedankens“ zu berauben. Eine detaillierte Auflistung der durchzuführenden Aktivitäten in den jeweiligen Einheiten kann aus diesem Grund nicht geboten werden, die Stundenbilder geben jedoch Möglichkeiten und Optionen vor. Es muss jedoch zu einer autoritäreren Unterrichtsform zurückgekehrt werden, sollten sich disziplinäre Probleme oder starke Demotivation ergeben. Dass dies dem Skateboarding allerdings den viel zitierten Spirit nehmen würde, sei an dieser Stelle dahingestellt.

Die Einleitung der ersten Einheit befasst sich mit Materialkunde, sowie dem Justieren des Equipments. Es erfolgt ein gemeinsames Dehnen und Mobilisieren, der im Skateboarding beanspruchten Muskulatur. Bereits geübtere Fahrer und Fahrerinnen können zusätzlich lockeres Einfahren betreiben, sogenanntes Mellow Riding.

Für komplette Beginner und Beginnerinnen, gilt es eingangs die richtige Fußstellung zu eruieren. Regular, mit dem linken Fuß nach vorne in Fahrtrichtung, oder Goofy, mit dem rechten Fuß nach vorne in Fahrtrichtung. Hierbei gibt es einige Übungen, auf die man zurückgreifen kann, so die geeignete Fußstellung noch nicht aus anderen Sportarten bekannt ist. Eine aus dem übliche Übung lässt sich wie folgt durchführen:

Man legt sich flach auf den Bauch und stellt sich vor, man liegt auf einem Surfbrett im Meer und die Welle beginnt sich hinter einem aufzutürmen. Nun stützt man die Arme seitlich am Boden ab und springt auf das imaginäre Brett, als würde man die Welle surfen wollen. Der Fuß, der sich intuitiv vorne positioniert hat, ist auch derjenige, der am Skateboard vorne stehen sollte (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 134-135).

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Kennt jede und jeder seine Fußstellung, sollte intensiv an der Fortbewegung gearbeitet werden. Ob im Flat, auf und an Rampen oder mit Hindernisparkours steht dem Lehrkörper frei und ist je nach Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler zu variieren. Hierbei gilt es, das in der Szene verhasste Mongo-Pushen bereits von Beginn an zu vermeiden. Mongo-Pushen bedeutet, dass sich zum Fortbewegen mit dem vorderen Fuß vom Asphalt abgestoßen wird. Dies ist zum einen umständlicher als die erwünschte Methode, sich mit dem hinteren Fuß abzustoßen. Viel schwerer wiegt jedoch der Umstand, dass Mongo-Pushen als ein stylisches No-Go angesehen wird. Einmal eingeübt, erfordert späteres Umlernen viel Mühe und ist mit dem Umlernen der Schreibhand vergleichbar, weshalb ein frühes Intervenieren, so notwendig, unumgänglich erscheint. Obligat erscheint das Bremsen zu üben, dies geschieht im Rahmen des Fortbewegungsübens. Für üblich stellt das Beschleunigen (auf ebener Fläche) die weitaus größere Herausforderung dar. Mit steigender Sicherheit beim Pushen, steigt zumeist auch automatisch die Sicherheit beim Abbremsen, da hierfür nur der hintere Fuß (Schuhsohle oder Schuhspitze) am Boden entlang geschliffen werden muss. (Die weit anspruchsvollere Bremsmethode mittels Powerslide kann hier außer Acht gelassen werden, da diese schwierig zu erlernen ist und nur bei sehr hohen Geschwindigkeiten zum Einsatz kommt, weswegen sie für Anfänger und Anfängerinnen unbrauchbar ist).

Ebenso gilt es, die Lenkgummis mittels verstellbarer Mutter an der Achse, auf die eigens gewünschte Härte einzustellen. Hierbei agieren Anfänger und Anfängerinnen oftmals überaus vorsichtig und justieren die Lenkgummis maximal hart. Dies schafft zwar zu Beginn ein höheres Sicherheitsgefühl, auf Grund der weniger losen Befindlichkeit des Skateboards, jedoch ist ein adäquates Kurvenfahren so nicht mehr möglich. Es gilt hierbei einen angemessenen Mittelweg zu finden (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 133-134).

Es kann ebenso bereits von Beginn an versucht werden, den Ollie zu vermitteln. Auf diesen Grundtrick bauen, wie mehrfach erwähnt, beinahe alle sämtlichen weiteren Tricks auf, ein sicheres Beherrschen erscheint Mittel- und Langfristig

86 als unumgänglich. Der Ollie stellt wie bereits erwähnt das Springen mit dem Board da und erfordert Kraft und Koordination. Auf eine genaue Übungsanleitung wird an dieser Stelle verzichtet, das erwünschte Abheben mit dem Board vom Untergrund erfolgt durch eine geschickte Nutzung von Kraftverlagerung und Reibung (Krosigk/Tscharn, 2006, S. 140-141).

7.4.3 Modul 2 – 3. Unterrichtseinheit

Hauptziele: Verbessern des Fahr- und Trickkönnens Phasen Übungen Ziel Materialien

Warm-Up

Up Warm-Up, - Verletzungsprophylaxe Dehnen / Mobilisieren / Mellow Riding

(siehe Glossar) Skatekey

Warm Warm

Skateboards, Schutzausrüstung,

Eigenständiges Üben

Kontrolle auf dem Board gewinnen und Weiterführende Übungen des Fahr- und verbessern, Trickkönnens Trickkönnen

Skatekey Hauptteil verbessern

Skateboards, Skateboards,

Schutzausrüstung, Schutzausrüstung,

Dehnen / Mobilisieren Ausklang der Einheit rper

Eigener Eigener

Abschluss Tabelle 8: Modul 2 - 3. Unterrichtseinheit

Erläuterung

Nach dem obligatorischen, gemeinsamen Aufwärmen bestehend aus Dehnen, Mobilisieren und Mellow Riding können die Schüler und Schülerinnen durch eigenständiges Üben versuchen ihr Fahr- und Trickkönnen zu verbessern. Der

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Lehrkörper gibt, wie in jeder Einheit stets geeignete Hilfestellung. Der Lehrer oder die Lehrerin sollte über ein möglichst reichhaltiges Eigenkönnen am Skateboard verfügen. Auf Grund der hohen Flexibilität während den Einheiten, und der ständig zu gebenden Hilfestellung bei den verschiedensten Bewegungsmustern am Skateboard scheint dies unabdingbar.

7.4.4 Modul 2 – 6. Unterrichtseinheit

Hauptziele: Verbessern des Fahr- und Trickkönnens Phasen Übungen Ziel Materialien

Warm-Up

Up Warm-Up, - Verletzungsprophylaxe Dehnen / Mobilisieren / Mellow Riding

(siehe Glossar) Skatekey

Warm Warm

Skateboards, Schutzausrüstung,

Eigenständiges Üben

Kontrolle auf dem Weiterführende Übungen des Fahr- und Board gewinnen und Trickkönnens verbessern, Trickkönnen

Skatekey Hauptteil verbessern Contest Skateboards,

Schutzausrüstung,

Dehnen / Mobilisieren Ausklang der Einheit

Körper

Eigener Eigener

Abschluss Tabelle 9: Modul 2 - 6. Unterrichtseinheit

Erläuterung Auf dem Papier erscheint das Stundenbild der 3. und der 6. Einheit beinahe ident. Da jedoch die 6. Einheit, wie auch die beiden davor, am Skatepark Kirschenallee stattfindet, ergibt sich daraus ein gesonderter Ablauf.

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Nach dem gemeinsamen Aufwärmen, mittels Dehnen, Mobilisieren und Mellow Riding steht den Schülern und Schülerinnen wieder möglichst viel freie Übungszeit zur Verfügung. Diese kann und soll in den Einheiten in Skatepark Kirschenallee allerdings vermehrt dazu genutzt werden, um Tricks für fortgeschrittene Anfänger zu erlernen. Wie bereits erwähnt wären dies einfache Grinds und Slides auf Rails und Curbs geringer Höhe, sowie das Hinauf- und Hinunterollien auf und von Tables. Ein besonderes Hauptaugenmerk muss hierbei auf der Sicherheit liegen. Sind die genannten Trickmöglichkeiten einem fortgeschrittenen Anfänger und einer fortgeschrittenen Anfängerin durchaus zuzumuten, ergibt sich durch die neuen Bewegungsmuster eine erhöhte Sturzgefahr. Gerade bei Curbs und Rails gilt es darauf zu achten, dass diese eine verstärkte oder verminderte Reibung auf das Board oder die Achsen ausüben können, weswegen hierbei zu Beginn mit geringer Geschwindigkeit, sowie mit Hilfestellung gearbeitet werden muss.

Zum Abschluss der letzten Einheit kann ein Contest veranstaltet werden, bei dem die Schüler und Schülerinnen ihr bisher erworbenes Können darbieten können und der Lehrkörper Dargebrachtes bewerten kann. Hierbei kann sich, je nach Anzahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, sowie des Könnens der selbigen auf im Skateboarding gängige Contestmodi berufen werden. Dies wären entweder mehrere Runs zu etwa 1-2 Minuten, wobei einzeln gefahren wird, oder ein gemeinsames Skaten im Park über eine längere Zeitspanne, was für den Lehrkörper allerdings schwieriger zu überblicken und somit auch zu bewerten ist. Gegebenenfalls kann auch einen Siegerehrung veranstaltet werden.

Wenn auch nicht dezidiert in den Stundenbildern angeführt, darf an dieser Stelle mit Nachdruck erwähnt werden, dass eine der Hauptzielsetzungen stets der Spaß am Skateboarding, der Spaß an der Bewegung und das gemeinsame Miteinander darstellen, welche es zu jedem Zeitpunkt zu unterstützen gilt.

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8 Fazit

Es wurde mit dieser Arbeit aufzuzeigen versucht, dass Skateboarding eine Bewegungsform darstellt, welche es im Unterricht anzubieten lohnt. Skateboarding ist als raue Sportart bekannt, auch die nicht zu leugnende zerstörerische Komponente für Körper, Equipment und auch Architektur verschafft ihm einen nicht immer einwandfreien Ruf.

Nichts desto weniger überwiegen die positiven Eigenschaften bei weitem. Sei es die leistungsgetriebene Komponente beim Erlernen neuer Tricks, wie auch die Befriedigung beim Realisieren selbiger. Das kreative Ausleben selbstbestimmter Bewegungsmuster am Board oder auch das zumeist äußerst freundliche und gönnerhafte soziale Miteinander. Skateboarding ist eine überaus facettenreiche Sportart, welche durchaus eine Bereicherung für den Schulsport darstellen kann. Dass hierbei neue Herausforderungen an den Lehrkörper, wie auch an die Schüler und Schülerinnen herangetragen werden, sollte nicht abschrecken, sondern als Herausforderung angesehen werden.

Mit diesen Schlussworten, möchte ich mich als Verfasser dieser Arbeit für mehr Trend- und Funsportarten im Schulsport einsetzen. Ich möchte mich für Skateboarding in der Schule einsetzen. Kann und soll in der Schule zwar der Spirit und die Lebenseinstellung eines Skateboarders und einer Skateboarderin nicht gelehrt und überprüft werden, so kann zumindest die sportliche Komponente dieses Lifestyles Einzug in den Unterricht finden. Gelingt es somit, dass Schülerinnen und Schüler Freude und Spaß an Bewegung, an Skateboarding haben und einige der positiven Effekte dieser Sportart für sich entdecken können, kann bereits von einem äußerst erfolgreichen Wahlmodul gesprochen werden. Findet jemand hierdurch gar den Zugang zu einem Lifestyle, wie ich ihn selbst über eine Dekade zelebrieren durfte, ist dies mehr, als ein Lehrplan je verlangen kann.

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9 Glossar

900°: Legendärer Sprung mit 2 ½-facher Drehung um die Körperachse. Gesprungen in der Halfpipe. Erstmals 1999 von Tony Hawk.

Air: Sprung aus einer Rampe.

Concave: Konkave Wölbung des Bretts.

Contest: Wettbewerb.

Coping: Oberkante eines Obstacles.

Curb: Objekte beim Streetskaten.

Downhill: Schnelles Hinunterfahren eines Berges oder Hügels.

Droppen: Hineinfahren in eine Rampe.

Flat: Ebene Fläche.

Flip: Trick mit einer Drehung des Boards um die eigene Achse.

Footage: Film- oder Bildmaterial.

Footplant: Trick an Rampen.

Freestyle: Eine frühe Disziplin des Skateboardings. Heute weniger bedeutend.

Gap: Ein zu überwindendes Hindernis mit Höhenunterschied.

Grab: Trick, bei dem das Board in der Luft gegriffen wird.

Grind: Dahinrutschen mit der Achse auf Kanten von Rampen, Curbs, o.ä.

Griptape: Schleifpapierartiges Papier am Board. Verschafft besseren Halt.

Halfpipe: (Halbes Rohr) Große Rampe, benannt nach ihrer Form.

Hardcore-Skater: Eingefleischte Skater und Skaterinnen.

Kickflip: Trick - Eine Flipvariation.

Kicktail: Aufgebogenes Ende des Skateboards.

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Local: Einheimischer.

Mellow Riding: Lockeres Einfahren.

Mongo – Pushen: Ungeliebte Art des Fortbewegens. Schwung wird hierbei mit dem vorderen Fuß geholt.

Nose: Vorderes Ende des Boards.

Obstacle: Allgemeine Bezeichnung für skatebare Objekte.

Pool: Leerer, skatebarer Swimmingpool.

Powerslide: Fortgeschrittene Art zu Bremsen. Stark Rollenverschleißend.

Rail: Rohr zum Sliden.

Run: Ein Durchgang eines Wettbewerbes.

Session: Eine Skateeinheit. Wenige Minuten bis ganze Tage.

Setup: Komplettes Skateboard.

Shape: Gesamte Form des Brettes.

Skatevideo: Video mit einschlägiger Skateperformance.

Slam-Section: Teile in Skatevideos, in denen nur Stürzte zu sehen sind.

Slide: Dahinrutschen mit dem Board auf Rails, Curbs, o.ä.

Spirit: Geisteshaltung, die das Skateboarding ausmacht.

Spot: Skatebarer Platz.

Street Credibility: Anerkennung von Hardcore - Skatern und Skaterinnen.

Tail: Hinteres Ende des Boards.

Vertskateboarding: Skaten in der Halfpipe.

Wetsuit: Neoprenanzug.

Wheel: Skateboardrolle.

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10 Inhaltsverzeichnis

Literatur

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11 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Roller Derby Skateboard, Zugriff am 20.01.2015 um 19:48 unter http://soul4street.net/blogs/wp-content/uploads/2011/09/skate_board.jpg

Abbildung 2: Life Magazine (Mai 65`), Zugriff am 20.01.2015 um 19:48 unter http://life.time.com/culture/skateboarding-photos-from-the-early-days-of-the- sport-and-the-pastime/#1

Abbildung 3: Wahlmodul im UF Bewegung und Sport (WIKU Graz, Kursbuch 2014/15)

Abbildung 4: Board, Zugriff am 19.02.20015 um 10:27 unter http://skatingtricks.org/blank-skateboard-decks/

Abbildung 5: Griptape, schwarz, Zugriff am 19.02.20015 um 10:29 unter http://socalskateshop.com/index.php?l=product_list&c=726

Abbildung 6: Skateboardachse, Zugriff am 19.02.20015 um 10:30 unter http://www.skatedeluxe.de/blog/alles-uber-boards/skateboarding/skateboard- wissen/

Abbildung 7: Skateboardwheel, Zugriff am 19.02.20015 um 10:33 unter http://www.evo.com/outlet/wheels/bones-haslam-oh-gee-stf-skateboard.aspx

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Abbildung 8: Skateschuh, Zugriff am 19.02.2015 um 10.42 unter http://skately.com/library/shoes/lakai-code

Abbildung 9: Skate Key, Zugriff am 19.02.2015 um 11:43 unter http://www.nativeskatestore.co.uk/images/spitfire-wheels-spitfire-t3- skateboard-tool-p5947-11795_image.jpg

Abbildung 10: Skatepark Grünanger, eigenes Foto

Abbildung 11: Skatepark Kirschenallee, eigenes Foto

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12 Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: „Verletzungshäufigkeit der Probanden“, Zugriff am 19.02.2015 um 11:53 unter http://www-brs.ub.ruhr-uni- bochum.de/netahtml/HSS/Diss/OezelliRoald/diss.pdf

Tabelle 2: Kursbucheintrag Modul 1 „Fit fürs Rollbrett – Ein Skateboard- Vorbereitungskurs“, eigene Tabelle

Tabelle 3: Modul 1 – 1. Unterrichtseinheit, eigene Tabelle

Tabelle 4: Modul 1 – 4. Unterrichtseinheit, eigene Tabelle

Tabelle 5: Modul 1 – 8. Unterrichtseinheit, eigene Tabelle

Tabelle 6: Kursbucheintrag Modul 2 „Skateboarding- Anfänger und Fortgeschrittene“, eigne Tabelle

Tabelle 7: Modul 2 - 1. Unterrichtseinheit, eigene Tabelle

Tabelle 8: Modul 2 - 3. Unterrichtseinheit, eigene Tabelle

Tabelle 9: Modul 2 - 6. Unterrichtseinheit, eigene Tabelle

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