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DPA Feuerwerk bei der „Pearl Harbor“-Weltpremiere auf Hawaii: Getöse, bis die Eiswürfel im Pepsi-Glas erzittern

HOLLYWOOD in Pearl Harbor Mit einer gigantischen Party am Originalschauplatz auf Hawaii feierte der Disney-Konzern die Weltpremiere des Kriegsspektakels „Pearl Harbor“. Der Film über Japans Angriff auf die US-Flotte passt zum amerikanischen Zeitgeist – und ist künstlerisch eine Bruchlandung. Von Thomas Hüetlin

al von afrikanischen Diktatoren zehnten den überaus erfolgreichen Glau- in den gleichnamigen Militärhafen nach und russischen Mafiosi abgesehen, ben, das Leben sei nur Dreck wert, wenn Hawaii geladen hatte, sollten nicht vor dem Mdie sich das nicht leisten können, es nicht auf XXXXL-Größe hochgepumpt Schiff zusammenbrechen. weil so ein Ding mehr als acht Milliarden würde. „Bigger is better“, mit diesem Man- Natürlich galt auch für die Gästeliste: Mark kostet und ihnen keine Großmacht tra erkor er sich zum Herrscher des mo- XXXXL. Nicht einer, sondern möglichst eins leihweise überlässt, gibt es wahr- dernen Popcorn- und Action-Kinos. alle lebenden US-Präsidenten sollten kom- scheinlich nicht viele Leute, die davon träu- Deshalb war es kein Wunder, dass al- men, aber als die Sonne im Pazifik ver- men, eine Party auf einem Flugzeugträger lein der rote Teppich vor dem Kriegsschiff sank, die amerikanische Schlagersängerin zu feiern, der von zwei Atomreaktoren an- fast einen halben Kilometer lang war. Für Faith Hill mit nachtschwarzen Düsenjägern getrieben wird. Aber der Hollywood-Pro- Veteranen und Damen mit hohen Absätzen um die Wette lärmte und noch nicht einmal duzent ist so jemand. – geladen war unter anderem die Popdiva der Navy-Rentner George Bush Sr. in die Klein, schmal und schüchtern, wie einer Courtney Love – ein Problem. Aber Bruck- Menge winkte, war klar, dass es nichts wer- von den Jungs, die an amerikanischen heimer hatte für dieses Malheur Golf- den würde mit Bruckheimers Gipfeltref- Schulen gern verdroschen werden, prakti- wägelchen aufgestellt. Die Gäste, die er fen von Pop und Politik. Außer den Ka- ziert Bruckheimer nun schon seit Jahr- zur Premiere seines Films „Pearl Harbor“ pitänen des mitveranstaltenden Disney-

234 der spiegel 22/2001 Kultur A. COOPER / GETTY IMAGES Produzent Bruckheimer, Regisseur Bay vor „Pearl Harbor“-Drehkulisse: Abkassieren im patriotischen Geschmetter AP C. WEAKS / GETTY IMAGES C. WEAKS US-Marinesoldaten bei der „Pearl Harbor“-Party: Der Krieg als Sinnsuchmaschine Premierengast Love: Besser in XXXXL

Konzerns und der Navy war nur einer an- Jahres, sondern zum Andenken an die Op- te. Das Land, die Familie, der Job. Genau getreten, vor dem wenigstens die Damp- fer und Überlebenden, die glücklich grin- in dieser Reihenfolge. Wenn diese Werte ferbesatzung strammstand. Ein Mann na- send, Blumenketten um den Hals, in Roll- bedroht waren, hieß es: Widerstand leisten mens William Cohen. Schlecht frisiert und stühlen übers Deck geschoben wurden: – und notfalls mit dem höchsten Preis be- früher, woran sich die wenigsten erinnern, Micky-Mäuse auf Rädern. zahlen, dem eigenen Leben. mal US-Verteidigungsminister. Schön, dass in Amerika außer Geld und „In wenigen Monaten“, schreibt Bro- Es half nicht wirklich, das Problem nach Playmates jetzt auch Kriegsveteranen als kaw, „verwandelten sich die USA von ei- Art des Hauses zu lösen. Es ist Tradition bei sexy Party-Accessoires gelten. Alt ist das nem friedlichen, fast pazifistischen Staat Inszenierungen der Firma Bruckheimer, neue Jung – vorausgesetzt, es hat in einem in eine Kriegsnation, deren Ziel es war, die bei mangelhaften Besetzungslisten und der großen Kriege im letzten Jahrhundert Deutschen und die Japaner zur bedin- holpriger Dramaturgie die Flucht nach nicht bloß in irgendeiner Schreibstube her- gungslosen Aufgabe zu zwingen. Heirats- vorn anzutreten und aufs Tempo zu umgesessen. pläne wurden beschleunigt; Brüder und drücken, bis die Zuschauer – vor Adrena- Das geht ja nun schon ein paar Jahre. Freunde beeilten sich beim Einschreiben, lin schwitzend – die weiße Fahne schwen- Mit nicht enden wollender Begeisterung um in eine gemeinsame Einheit zu kom- ken. hat sich Amerika auf der Suche nach den men; College-Kids versuchten, schneller Im Fall der „Pearl Harbor“-Party bedeu- Fundamenten seiner Seele der Kriegsgene- ihre Prüfung abzulegen.“ Aus Einzelnen tete dies: erst 182 Minuten lang dem Film- ration zugewandt – jenen Leuten, die nicht wurde ein Land, in dem jeder das tat, was getöse von Maschinengewehren, Bomben viel zu lachen, dafür eine Menge zu erlei- in der amerikanischen Mythologie ganz und Torpedos aus dem Zweiten Weltkrieg den hatten und deren Leistung die USA oben angesiedelt ist – „the right thing“. lauschen, dann einem Feuerwerk, welches erst zur Supermacht aufsteigen ließen. Natürlich gab es auch andere. Leute, die die Eiswürfel im Pepsi-Glas zittern ließ. Der Erste Weltkrieg, dann die Weltwirt- sich drückten oder bereicherten, es gab So viel Rauch hatte der Hafen, auf des- schaftskrise, dann die Große Depression, auch in der Armee noch immer die Dis- sen Grund, eingeschlossen in das Schlacht- dann der Zweite Weltkrieg: Immer wieder kriminierung Farbiger, trotzdem hat Bro- schiff „USS Arizona“, noch immer die galt es, die Welt und die Freiheit zu retten kaw wohl Recht: An Entschlossenheit, Mut Überreste von 1102 Menschen liegen, seit vor den Diktatoren in Japan und Europa. und Opferbereitschaft kann es keine der dem Überfall der Japaner am 7. Dezem- „The Greatest Generation“ hat der Fern- folgenden Generationen mit der „größten“ ber 1941 nicht mehr gesehen. Alles natür- sehjournalist Tom Brokaw diese Leute in aufnehmen. lich nicht als Werbung für den mit über seinem gleichnamigen Bestseller geadelt. Das ist der Vorteil von klaren Konflikten, 300 Millionen Mark teuersten Film des Eine Generation, die noch klare Werte hat- klaren Hierarchien und klaren Feindbil-

der spiegel 22/2001 235 Desaster“, wie er überall ge- nannt wird. Er, der die Mul- tiplexe weltweit beherrscht; er, der über 30 Filme pro- duziert hat, muss damit le- ben, dass genau zwei seiner Werke von diesen Ge- schmacksbonzen der Oscar- Akademie ausgezeichnet wurden: für den besten Song. „Wenn die Meinung der Kritiker wirklich etwas zählen würde“, sagt Bruck- heimer, „wäre ich schon längst bankrott.“ Er hat noch eine Rech- nung offen in Hollywood, und mit „Pearl Harbor“ ist er gekommen, sie zu beglei- chen. Vor dem Flugzeugträ- ger, wo die Disney-Ange-

REUTERS stellten in bunten Hawaii- Japanischer Angriff auf den US-Militärhafen Pearl Harbor (1941): Moment der einträchtigen Unschuld hemden über den roten Tep- pich wanken, schreitet er im dern, und schon deshalb strahlt schwarzen Anzug, als besu- die Kriegsgeneration besonders che er einen Gottesdienst. stark, je komplexer und unüber- „Es ist ein großes Epos“, sichtlicher die Zeiten werden. Als sagt er, „ein Film wie ‚Dok- „the last good war“ wird der tor Schiwago‘, ‚Lawrence Zweite Weltkrieg verklärt, „the von Arabien‘ oder ‚Die big one“ – der letzte Krieg, wo Brücke am Kwai‘.“ man noch das Recht hundertpro- Weitere Superlative fol- zentig auf seiner Seite wusste. gen: Mit dem ehemaligen Kein Dschungelkrieg wie in Viet- Werbefilmregisseur Michael nam, wo GIs im Drogenrausch ge- Bay habe er „den Steven gen unsichtbare Vietcong kämpf- Spielberg seiner Genera- ten; kein Computerbildschirm- tion“ angeheuert, mit den krieg gegen Saddam, dem man nahezu unbekannten Schau- vorher noch Waffen geliefert hat- spielern Josh Hartnett und te; kein Ehekrieg; kein Arbeits- Kate Beckinsale „zwei zu-

krieg; keine Familientherapie. PICTURES TOUCHSTONE künftige Superstars“. „The big one“ – der Krieg als Szene aus „Pearl Harbor“: Eine Rechnung offen mit Hollywood Natürlich ist Bruckhei- Sinnsuchmaschine. mer nicht dumm genug, den Bei so viel Begeisterung und Sehnsucht Nummer eins auf dem Filmset ist, der Kon- von Marketing-Leuten in die Welt po- gibt es natürlich auch einen gigantischen trolleur. Schreiber und Regisseur müssen saunten Irrsinnshype zu wiederholen, dass Markt. Bis vor drei Jahren Steven Spielberg ihn bedienen wie Hotelangestellte. Allein „Pearl Harbor“ eine gelungene Mischung mit „Der Soldat James Ryan“ einen seiner für einen Film wie „Beverly Hills Cop“ aus „Der Soldat James Ryan“ und „Tita- künstlerisch und kommerziell erfolgreichsten ließ er 37 Drehbuchversionen anfertigen. nic“ sei. Trotzdem hält er sich an diesem Filme herausbrachte, galt das Kriegsfilm- „Eine große Idee“, pflegte , Glücksversprechen fest wie an einer teu- genre als unpopulär und ökonomisch tot. der vor fünf Jahren an Drogen- und Alko- ren Zigarre. Nun ist alles anders. Hollywood produziert holmissbrauch gestorbene Partner von Er wird es brauchen, denn obwohl teure Martialwerke mit Nicolas Cage und Bruckheimer, zu sagen, „hat auf der Rück- „Pearl Harbor“ zweifellos finanziell durch- Bruce Willis, in den Buchhandlungen bie- seite einer Streichholzschachtel Platz.“ starten wird, ist er künstlerisch eine Bruch- gen sich die Tische unter Kriegsmemoiren. Es müssen einige Streichholzschachteln landung – selbst, wenn Bruckheimer dies- Jeder, der noch kann, macht sich auf die zusammengekommen sein in der Karriere mal für die Idee wahrscheinlich sogar zwei Suche nach der verlorenen Zeit. Auch Jerry von Jerry Bruckheimer, aber wenn er – Streichholzschachteln hat springen lassen: Bruckheimer und „Pearl Harbor“. der auf die 60 zugeht, doch sein Alter Zwei befreundete Navy-Piloten aus dem Es ist der Versuch, mit abzukassieren im ängstlich verschweigt – zurückblickt, dann Mittleren Westen verlieben sich in diesel- patriotischen Geschmetter und selbst em- sind da zwar ein Haufen Geld, eine Gara- be wundervolle Krankenschwester, und als porgehoben zu werden in den goldenen ge voller Rennautos, ein persönlicher Fit- die Japaner über Pearl Harbor herfallen, Glanz dieser Zeit. Mehr als zwölf Milliar- ness-Trainer und ein Arbeitstag, der mor- sind die beiden Jungs die einzigen, die ihre den Dollar hat Bruckheimer bislang mit gens früh beginnt und selten vor zehn Uhr Maschinen in die Luft bekommen und ein Filmen wie „“, „Top Gun“, abends endet. Nur: In jener Nacht Ende paar Feinde abschießen. „Beverly Hills Cop“ und „Enemy of the März, in der die Oscars vergeben werden, Das klingt gar nicht so übel. Auf jeden State“ umgesetzt; er hat Stars wie Eddie erlebt Bruckheimer regelmäßig den Tief- Fall klingt es nach großem, glamourösem Murphy, Tom Cruise, Will Smith und Ben punkt des Jahres. Hollywood-Melodram. Was war „Casa- Affleck in den Kinohimmel katapultiert; In solchen Momenten dämmert ihm, blanca“ anderes als die Story eines von der und sein wichtigstes Verdienst: Er hat dass er vielen in der Branche nur als bes- Liebe enttäuschten Barbesitzers, der vor- durchgesetzt, dass er als Produzent die serer Sprengmeister gilt, der „Master of sichtig in den Tag hineinlebt, bis ihn aus-

236 der spiegel 22/2001 Kultur gerechnet die Frau, die ihm das grafiert. Aber es langweilt mich.“ Herz gebrochen hat, dazu bringt, Willkommen im Club der ADADs, gegen die Nazis zu kämpfen? Auch der Anonymen Depressiven Art- Bruckheimer setzt auf diese wun- Direktoren: Nicht die Japaner, derbare Freundschaft zwischen nicht die Amerikaner, nicht die Kitsch und Geschichte, auf der Produzenten, nicht die Schauspie- großes Kino gern herumbalanciert. ler, sondern die Werbewelten von Nur: Er stürzt ab. Gillette, Ray Ban, Ballantines und Es geht nicht mal darum, dass er Levi’s sind die eigentlichen Sieger seinen Drehbuchautor Randall Wal- von Pearl Harbor. lace die Geschichtsfakten bis an den Allein ein Produkt kommt zu Rand der Lächerlichkeit hat ver- kurz: der viel beschworene Pa- biegen lassen – nur um jenen Mo- triotismus. So wenig man Haupt- ment der einträchtigen Unschuld darsteller Ben Affleck die Liebe zu herauszudestillieren, in dem die seinem Mädchen glaubt, so wenig Amerikaner von ganz oben bis ganz glaubt man ihm die zu seinem unten, von Präsident Roosevelt bis Land. Zwar ist sein Grinsen so breit

zum Schiffsmaschinisten, nichts ah- A. COOPER / GETTY IMAGES wie eine Munitionskiste, nur wird nend erwischt wurden, als die Ja- „Pearl Harbor“-Darsteller Cuba Gooding Jr.: Kein Mumm man nie den Verdacht los, dass er paner und die Bomben kamen. nicht seinem Amerika einen Dienst Wollte Roosevelt nicht den Kriegsein- auch die Zuschauer. Doch wer will Bruck- erweisen möchte, sondern seinem Vorge- tritt der USA? Hatte er nicht wenige Tage heimer den Vorwurf machen, dass er ver- setzten. Was sonst noch an Vaterlandslie- zuvor Vertraute gefragt: „Wie können wir sucht, auch bei den Zwölfjährigen abzu- be im Drehbuch gestanden haben mag, ist Japan in die Position manövrieren, dass kassieren und deshalb keine abgerissenen ebenfalls verschwunden. Man wollte die es den ersten Schuss abgibt – ohne dass Arme und Beine zeigt? Wahrscheinlich die- Japaner nicht brüskieren. Schließlich soll wir selbst in zu große Gefahr geraten?“ selben Leute, die sonst gegen zu viel Ge- der Film auch dort eine Menge Geld ein- Wurden nicht vor dem Angriff die wert- walt im Fernsehen protestieren. spielen. Make Money, not War. vollen Flugzeugträger aus Pearl Harbor Das wirklich tödliche Problem an „Pearl Aber Hollywood steht ohnehin auf ver- abgezogen und nur veraltete Schlacht- Harbor“ ist, dass der Film wirkt wie ein 182 lorenem Posten, wenn es der amerikani- schiffe zurückgelassen? „Die Japaner ha- Minuten langer Werbespot der Konsum- schen Wirklichkeit Konkurrenz machen ben nur einen Haufen alter Hardware zer- güterindustrie. Man könnte alles mit ihm will und deren Anspruch auf den Pazifik stört“, zitiert der Autor John Gregory verkaufen: Hawaii, Sonnenbrillen, Cock- als ihr Mare nostrum. Dunne einen unbekannten Admi- Es war in diesem Februar, als ral im „New Yorker“. „Sie haben das nukleargetriebene U-Boot uns gewissermaßen einen Gefal- „Greeneville“ eine Vergnügungs- len getan.“ fahrt für reiche amerikanische Aber, wie gesagt, darum geht es Polit-Sponsoren vor der Küste von nicht. Kinokassen füllen sich nicht Hawaii unternahm. Die prominen- mit dem Geld eifriger Geschichts- ten Nichtmatrosen waren aufge- studenten, ein Oscar für historische regt, und sie durften spielen. Durf- Genauigkeit ist noch nicht er- ten durch das Periskop gucken, funden, und Hollywood hat sich, durften an den Kontrollknöpfen wenn es die Wahl hatte zwischen drehen, durften mit dem Kapitän faktischer Wahrheit und Legende, zu Mittag essen. Alles sehr schön. stets für Letzteres entschieden. His- Aber der absolute Höhepunkt war, torische Genauigkeit ist in der Stadt als sie den Notfall probten und in der Träume und der Zahlen genau- raketengleicher Geschwindigkeit so viel wert wie Pünktlichkeit am auftauchten. Set. Und über die hat Billy Wilder Dummerweise stand über ih-

schon alles Nötige gesagt. Wilder PICTURES TOUCHSTONE nen genau zu diesem Zeitpunkt rüffelte Leute, die sich über das „Pearl Harbor“-Star Beckinsale: Wundervolle Krankenschwester ein japanisches Fischereischulschiff chronische Zuspätkommen von mit Auszubildenden an Bord. Die Marilyn Monroe aufregten, stets mit dem tails, Hängematten, Krankenhäuser, Flug- „Greeneville“ schlitzte das Schiff auf, ver- Satz: „Ich habe eine alte Tante in Wien, zeuge, Rasierklingen, Schuhe und Bom- senkte es und tötete neun Menschen, die kommt immer pünktlich – aber wer will ben. Alles hat den Atem für 30 bunte Se- darunter vier Schüler. Bis zum heutigen sie auf einer Leinwand sehen?“ kunden, aber nicht den Mumm für das Tag hat sich das offizielle Amerika nur Ebenso wenig geht es darum, ob ein Erzählen einer Story. zu lahmen Pflichtentschuldigungen durch- Kriegsfilm gewalttätig und blutig sein muss, Je mehr Bruckheimer und sein Regis- ringen können. der Abschreckung wegen. Zu wem es sich seur Bay die Muskeln ihrer teuren Technik Störrisches Schweigen – bis das kol- im 21. Jahrhundert noch nicht herumge- spielen lassen, desto armseliger wirkt ihr lektive Unbewusste doch nach außen sprochen hat, dass in Kriegen Leben sys- Werk. Die Explosionen und der Rauch drang. „Dieses japanische Boot war doch tematisch ausgelöscht wird, der sollte nicht können nicht verhüllen, was an cleverer nur eine Art von Ford Pinto. Das U-Boot einmal mehr zur Musterung zugelassen Dramaturgie und Charakteren fehlt. hat ein Loch hineingemacht, aber gesun- werden. Es ist ja absolut verdienstvoll, Allmählich dämmert dieses Missge- ken ist das Ding von selbst. Ein ganz nor- wenn Spielberg in „Der Soldat James schick sogar dem Regisseur Bay. Was wie maler Unfall.“ Ryan“ die Landung in der Normandie so XXXXL aussehen soll, ist Kleinkunst. In Der Mann, der das sagte, hört auf den beklemmend authentisch inszeniert, dass Honolulu sagte Bay: „Ich mochte nicht Namen John Peters. Er ist ein pensionierter nicht nur die Soldaten auf der Leinwand einmal als Kind Knaller besonders. Ich U-Boot-Kapitän. Wahrscheinlich auch ei- sich vor Angst übergeben wollen, sondern weiß nur zufällig, wie man sie gut foto- ner von der „Greatest Generation“. ™

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