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EINE WERKSCHAU 1965 –1989

WHAT’S NEW PUSSYCAT • WHAT’S UP, TIGER LILY? • CASINO ROYALE • • BANANAS • PLAY IT AGAIN, SAM • EVERYTHING YOU ALWAYS WANTED TO KNOW ABOUT SEX* • SLEEPER • LOVE AND • THE FRONT • • MANHATTAN • • A MIDSUMMER NIGHT’S SEX COMEDY • • SEPTEMBER • ANOTHER WOMAN • • OEDIPUS WRECKS • WOODY ALLEN: A DOCUMENTARY

29. NOVEMBER BIS 18. DEZEMBER 201± IM GARTENBAUKINO GROSSES KINO GROSSE WEBSITE

BLUE JASMINE EIN FILM VON WOODY ALLEN USA 2013 gartenbaukino.at 98 min, Digital Omu AB 7. NOVEMBER 2013 Woody Allen, wohl einer der produktivsten jetzt neu* auf allen Devices Regisseure unserer Zeit, ist mit seinem neuen Film wieder in die USA zurück- *ab November 2013 *ab November 2013 gekehrt. BLUE JASMINE ist eine ... Detail čTickets Ď

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Mit „Blue Jasmine“ überraschte US-Regielegende Woody Allen, in seinem beinahe fünfzigsten Werk in ebenso vielen Jahren, beträcht - lich – wirkten die drei vorangegangen filmischen Postkarten aus Bar - celona, und Rom doch eher wie ein Alterswerk, welches sich milde-spielerisch zeitlos gibt. Und dann kam ein Drama daher, das so hochaktuell von Finanz- und Vertrauenskrisen erzählt.

Solche überraschenden Wendungen gab es allerdings einige in Allens Filmografie – und um diese zu illustrieren, stellt das Gartenbaukino „Blue Jasmine“ eine komplette Werkschau der Schaffensjahre 1965 –1989 zur Seite. Erstmals nach einigen Jahrzehnten kann damit Allens langjähriges Ringen mit der für die USA so typischen strikten Trennung von Comedy und Drama in Österreich im Kino nachvoll - zogen werden.

Ganz jung schon war der 1935 in der Bronx geborene Allen Stewart Konigsberg im Feld der Stand-up-Comedy erfolgreich gewesen, als Gagschreiber und bald mit der selbstironisierenden Kunstfigur des „Woody Allen“, die er im Kino in zahlreichen Spielarten variieren sollte; frühe Filmkomödien wie „Sleeper“, „Bananas“ oder „“ wurden bahnbrechend für den studentischen Humor. Als sich Allen – wie zahlreiche Profi-Comedians, die sich von dem gesellschaftlich zu wenig geschätzten Genre-Korsett befreien wollten – nachdrücklich dem Drama-Sektor zuwandte, variierte er Erzählmotive von Prominenten des europäischen Arthouse-Kinos, allen voran von Ingmar Bergmann etwa bei „Interiors“ oder „Another Woman“.

Seinen persönlichen Tonfall fand er schließlich in jener spezifischen, mit viel Gesellschaftssatire unterlegten emotionellen Mischung, die als „woodyallenesk“ markenzeichenhaft und für nachfolgende Regiegenerationen vorbildhaft werden sollte. Große Konstanten gibt es bei Allens bekanntesten Klassikern – von „Annie Hall“ über „Manhattan“ und „The Purple Rose of Cairo“ bis zu „Hannah and Her Sisters“ und „Crimes and Misdemeanors“ – bei Kameraleuten (, ) und Hauptdarstellerinnen (Diane Keaton, ), und fast alle sind sie letztlich Liebeserklärungen an das recht manierierte Bildungsmilieu der Stadt New York und an traditionelle Formen des Showbusiness, an das Radio, an die Bühnenwelt und natürlich an das Kino.

In der Retrospektive gezeigt werden – mit seinem Hollywood-Einstieg „What’s New, Pussycat“ und dem Broad - way-Erfolgsstoff „Play it Again, Sam“ – auch Filme, in denen Allen „nur“ als Drehbuchautor und Darsteller mit - wirkte. Dazu die bemerkenswerte Kalte-Kriegs-Erzählung „The Front“ mit Allen in der Rolle eines „Strohmanns“ für verfolgte Autoren – und begleitend eine dokumentarische Arbeit zu seinem Leben und Schaffen. Woody Allens Œuvre ist zum Glück gut erhalten, alle Spielfilme können in englischer Originalfassung und in 35mm- Kopien gezeigt werden, einige davon auch in restaurierten Fassungen.

“I don't want to achieve immortality through my work … I want to achieve it through not dying.” Woody Allen WHAT’S NEW PUSSYCAT (WAS GIBT’S NEUES, PUSSY?) USA/F 1965, 108 min, OV, ±5mm, 1,66:1 Regie: Clive Donner • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Jean Bada Darsteller: Peter Sellers, Peter O’Toole, Romy Schneider, Capucine, Paula Prentiss, Ursula Andress, Woody Allen

Allen war einst nicht glücklich darüber, wie sehr Clive Donner sein Drehbuchdebüt mit einer Materialschlacht-Regie überzog. Rückbli - ckend erscheint der Grundton der knallbunten Übertreibung, wie er auch auf Tom Jones’ Titelsong zutrifft, adä - quat angesichts des eher pubertären Plots, gemäß dem ein Playboy (ironisch weitäugig: Peter O’Toole) gruppentherapeutische Heilung von seiner Sexsucht sucht, weil er sich verheiraten will (ebenso verschmitzt: Romy Schneider als Verlobte) – und damit nicht nur seinen Psychiater in heftigste Wallungen versetzt. Für die Rolle schlüpfte Peter Sellers übrigens in roten Samtanzug und Prinz-Eisenherz-Perücke und bekam eine wag - nerianische Filmgattin. Ein Film-Monument für die manischen Versuche des Hollywood-Studiosystems, mit einer Zeit mitzuhalten, die sie nicht mehr so recht verstanden. So 1. 12., 14.45 Uhr WHAT’S UP, TIGER LILY? USA/J 1966, 80 min, OV, ±5mm, Cinemascope Regie: Woody Allen, Senkichi Taniguchi • Drehbuch: Woody Allen, Julie Bennett, Louise Lasser, u.a. • Kamera: Kazuo Yamada • Darsteller: Woody Allen, Akiko Wakabayashi, Mie Hama, The Lovin’ Spoonful, Louise Lasser (voice-over), Frank Buxton (voice-over)

Vorgegebene Spielfilmausschnitte mit neuen Dialogzeilen zu unter - legen und damit überraschende Effekte zu erzielen gehört zu den erfreulichen Youtube-Phänomenen. Grundregel dabei: Je ernster sich das Original nimmt, umso leichter fällt die Parodie. Der Urahn dieses Trend entstand aus Zufall: Ein Superagenten-Actionfilm der japanischen Toho-Studios erwies sich in der US-Fassung als unvermarktbar. Man wandte sich an Woody Allen, der eine flotte Schnittfassung mit seinem New Yorker Freundeskreis zu einer Gagkaskade rund um Asien-Klischees sowie Weltherrschaft dank Eiersalat - rezept ummodelte. Allen selbst tritt als Conferencier auf, später wurden die Hippie-Chartstürmer The Lovin’ Spoonful dazugesellt – und fertig war ein Geheimtipp studentischer Mitternachts-Kinovorführungen. Fr 29. 11., 21.30 Uhr CASINO ROYALE USA/UK 1967, 1±1 min, OV, ±5mm, Cinemascope Regie: Val Guest, Ken Hughes, John Huston, Joseph McGrath, Robert Parrish • Drehbuch: Wolf Mankowitz, John Law, Michael Sayers, Woody Allen, u.a., uninspiriert vom Roman von Ian Fleming • Kamera: Jack Hildyard • Darsteller: Peter Sellers, David Niven, Ursula Andress, Orson Welles, Daliah Lavi, Deborah Kerr, Jean-Paul Belmondo, William Holden, John Huston, Jacqueline Bisset, Woody Allen

Hollywood besaß die Rechte an Ian Flemings erstem Bond-Roman; weil man sich allerdings eine direkte Konkurrenz zur kometenhaft aufgestiegenen britischen Filmserie nicht zutraute, versuchte man es mit einer bunten Parodie. Es wurde eine der berühmtesten Chaos-Produktionen der Kinogeschichte, mit fünf Regisseuren, zahllosen Top-Stars samt ge - waltigen Egos, mit Verschwendungslust bei der Ausstattung, und einem Skript, das nie koheränt wurde – von der Kritik mit Kopfschütteln quittiert, letztlich ein Erfolg beim Publikum und Top-Inspiration für Mike Myers’ „Austin Powers“-Serie. Allen schrieb ein wenig mit und spielte eine der Hauptrollen, ohne dabei Chancen zum Glänzen zu erhalten. Die alberne Spiellaune in einigen Szenen und vor allem Burt Bacharachs treibender Lounge- Soundtrack sind jedenfalls zeitlos. Sa 7. 12., 14.30 Uhr • So 15. 12., 12 Uhr TAKE THE MONEY AND RUN (NIMM DIE MONETEN UND HAU’ AB) USA 1968, 85 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen, Mickey Rose • Kamera: Lester Schorr Darsteller: Woody Allen, Janet Margolin, Louise Lasser

Unzufrieden mit Hollywoods Umgang mit seinem Drehbuch zu „What’s New, Pussycat“ wandte sich Allen dem Theater zu, hatte mit der Kalter-Kriegs-Farce „Don’t Drink The Water“ einen Broadway- Erfolg – und kehrte schließlich mit einer Innovation zum Film zurück: Die Doku-Parodie, ein Pionier des „Mock - umentary“, zeigt ihn als spektakulär erfolglosen Bankräuber mit Slum-Kindheit, entstand in San Francisco und dort auch im berüchtigten San-Quentin-Gefängnis. In der flotten komischen Revue – dies ein Verdienst von Cut - ter Ralph Rosenblum – treten Allen-Vorlieben sehr offen zutage: die für frühe Filmkomiker – die Filmeltern ver - bergen sich im Interview aus Scham hinter Groucho-Marx-Masken – und die für Psychoanalyse, welche viel Raum erhält und zugleich persifliert wird. Archivkopie des Österreichischen Filmmuseums. Fr 29. 11., 20 Uhr • So 8. 12., 12 Uhr BANANAS USA 1971, 82 min, OV, ±5mm, 1,±7:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Andrew M. Costikyan Darsteller: Woody Allen, Louise Lasser, Howard Cosell, Sylvester Stallone

In der Spätphase des Vietnam-Krieges gab es viel Anlass für eine antikolonialistische Revolutionsromantik, wie sie sich etwa im Tragen von Che-Guevara-T-Shirts äußert. Und in lateinamerikanischen Staatsstreichen primär deren operettenhaften Touch zu sehen, war noch legitim, entstand Allens Satire doch noch vor dem US-unter - stützten Pinochet-Putsch. Slapstick kennzeichnet die Odyssee eines kleinen Produkttesters, den es aus Ver - narrtheit in eine studentische Aktivistin in den fiktiven Staat San Marcos verschlägt, wo er nach einigen Turbulenzen zu einem Castro-artigen, zwischen Ost und West lavierenden Commandante aufsteigt. Doch die Polit-Satire kehrt auch heim – und mündet in einer Groteske eines antikommunistischen Schauprozesses mit all seinen Manien und Absurditäten. Sa 30. 11., 20.45 Uhr • Mi 11. 12., 19 Uhr PLAY IT AGAIN, SAM (MACH’S NOCH EINMAL, SAM) USA 1972, 85 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Herbert Ross • Drehbuch: Woody Allen, basierend auf seinem Bühnenstück Kamera: Owen Roizman • Darsteller: Woody Allen, Diane Keaton, Tony Roberts, Jerry Lacy

Die Vereinigten Staaten im gesellschaftlichen Umbruch der späten 1960er Jahre: Während ein Teil der verunsicherten Mittelklasse sich im Gefolge der Hippie-Bewegung dem Ausloten von Freiheiten widmete, wendete sich ein anderer Teil einer aufblühenden Nostalgie zu, suchte sich Rollenvorbilder bevorzugt in den 1930er und 1940er Jahren. Allen traf punktgenau den Zeitgeist mit seinem Bühnenstück über einen geschiedenen Filmkritiker, der sich für seine un - beholfenen Dating-Versuche Humphrey Bogart aus „Casablanca“ als Tipp-Geber herbeifantasiert. Allen und Diane Keaton – in der Rolle der besten Freundin, die eventuell mehr sein könnte / sollte – hatten über 450 er - folgreiche Broadway-Aufführungen absolviert, für die Filmversion wurde Branchenroutinier Herbert Ross als Regisseur engagiert. Fr 13. 12., 19 Uhr EVERYTHING YOU ALWAYS WANTED TO KNOW ABOUT SEX* (WAS SIE SCHON IMMER ÜBER SEX WISSEN WOLLTEN, ABER NICHT ZU FRAGEN WAGTEN) USA 1972, 88 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen, basierend auf dem Buch von David Reuben • Kamera: David M. Walsh • Darsteller: Woody Allen, John Carradine, Burt Reynolds, Gene Wilder, Lynn Redgrave, Tony Randall

Wie sehr lag es am Filmtitel, dass die Sieben-Episoden-Revue in den USA zu einem sofortigen Kassenschlager wurde, und in der Folge zu einem Dauerbrenner in europäischen Programmkinos? Vorgeplant war das Filmpro - jekt jedenfalls nicht: Die United Artists hatten die Rechte an einem Bestseller erworben, einem ernst gemeinten und etwa in seiner Homophobie reichlich konservativen Sexualratgeber. Allen wurde vom Studio angefragt, war wohl im Bilde, dass in Europa bereits Serien von „Ratgeber“-Filmen entstanden, und entschloss sich weise zur Parodie, etwa auch über italienische Kino-Erotik jener Jahre. Nicht alle Episoden alterten gut, zeitlos bleibt je - denfalls die darstellerische Brillanz von Gene Wilder in seinem kleinen Zoophilie-Melodram. So 1. 12., 20.45 Uhr • So 15. 12., 19 Uhr *BUT WERE AFRAID TO ASK SLEEPER (DER SCHLÄFER) USA 197±, 89 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen, Marshall Brickman • Kamera: David M. Walsh • Darsteller: Woody Allen, Diane Keaton, John Beck

Die Jahre um 1970 waren eine Blütezeit für pessimistisch-warnende Science-Fiction-Filme, in denen technologischer Fortschritt in Struk - turen eines autoritären Überwachungsstaats gekippt ist und sich unter den Gleichgeschalteten nur vereinzelt Rebellion regt. In Allens Parodie landet ein Jazz liebender Vegetarier aus New York, nach 200 Jahren Frost-Koma von Rebellen aufgetaut, in einer Welt aus Bio-Tech und denkfaulem Freizeit-Hedonismus. Allen konnte einige Zynismen über Gesellschaft und Politik 1973 einbauen, etwa wenn man ihn „2173“ als Zeitzeugen interviewt, er konnte aber auch erstmals über ein großes Produktionsbudget ver - fügen: Aufwändige Setbauten dienten ihm als Grundlage für zahlreiche filmische Hommagen, etwa an Keaton, Chaplin, Lloyd oder „Fahrenheit 451“. Mo 2. 12., 20.45 Uhr • Fr 13. 12., 17 Uhr LOVE AND DEATH (DIE LETZTE NACHT DES BORIS GRUSCHENKO) USA/F 1975, 85 min, OV, ±5mm, 1,±±:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Ghislain Cloquet Darsteller: Woody Allen, Diane Keaton, James Tolkan, Harold Gould, Jessica Harper

Den breiten Pathos der klassischen großen russischen Romane kann man zutiefst bewundern und Epen wie King Vidors „Krieg und Frie - den“ inszenieren. Oder aber entschieden parodieren wie Allen, der sich eine Generation später als schüchternen russischen Gelehrten inszenierte, der im napoleonischen Krieg un - gewollt Schlachtenheld wird, zweiter Ehemann seiner egozentrischen Cousine, schließlich scheiternder Attentäter auf den Kaiser. Ein Film voller surrealer Einsprengsel und kultureller Anspielungen, die sich von monty-pytho - nesken Anachronismen über Slapstick bis zu Dostojewski-Zitaten spannen, mit Musik von Prokofjew unterlegt und vom Bresson-Kameramann Ghislain Cloquet mit exquisiten Landschaftspanoramen bereichert. Di 3. 12., 21 Uhr • Di 10. 12., 19 Uhr THE FRONT (DER STROHMANN) US 1976, 95 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Martin Ritt • Drehbuch: Walter Bernstein • Kamera: Michael Chapman Darsteller: Woody Allen, Zero Mostel, Michael Murphy, Herschel Bernardi

Seit seinen Teenagerjahren war Allen Gagschreiber und Stand-up- Comedian gewesen; ein Anlauf, sich von diesem Rollenkorsett zu emanzipieren, bestand darin, die Hauptrolle in einem Film mit einem notwendigen Anliegen zu übernehmen, war doch die Geschichte der wegen „antiamerikanischer Umtriebe“ Ver - folgten damals kaum aufgearbeitet. In der danach Oscar-nominierten Tragikomödie spielt er einen Kellner, der als verdeckter Strohmann für Autoren mit Berufsverbot reich und berühmt wird – aber auch dann zu lange opportunistisch bleibt, als es gilt, Engagement gegen Gesinnungsschnüffelei zu zeigen. Co-Star Zero Mostel, Drehbuchautor Walter Bernstein und Regisseur Martin Ritt waren selbst Opfer der „Schwarzen Liste“ gewesen, und es war ihnen ein Anliegen, daraus keine trockene Geschichtsstunde zu machen. Do 12. 12., 19 Uhr • Mi 18. 12., 17 Uhr ANNIE HALL (DER STADTNEUROTIKER) USA/F 1977, 9± min, OV, ±5mm, 1,±7:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen, Marshall Brickman • Kamera: Gordon Willis • Darsteller: Woody Allen, Diane Keaton, Tony Roberts, Carol Kane, Paul Simon, Shelley Duvall, Janet Margolin, Christopher Walken, Marshall McLuhan

In einer berühmten Episode der Oscars-Geschichte setzte sich Allen im Februar 1977 mit Bester Film, Regie und Drehbuch gegen „Star Wars“ durch. Beide erwiesen sich jenseits der Box-Office-Triumphe als extrem einflussreich, in Allens Fall für die urbane romantische Komödie mit ironischen Rückblenden, dem philosophischem Ende bei gleichzeitiger Liebeserklärung an ihr (New Yorker Künstler-) Milieu – aber auch etwa der von Ralph Lauren designte Akade - miker-Chic der ebenfalls Oscar-prämierten Diane Keaton. Wie sehr Allens und Keatons Privatbeziehung hier ein- und aufgearbeitet wurde, wird wohl immer Diskussionsstoff bleiben; außer Frage steht jedenfalls die nuan - cierte Kamera von Gordon Willis – davor bei „Der Pate“ engagiert, danach bis 1985 bei Allen –, die viel Raum für improvisierte Details lässt. Sa 30. 11., 19 Uhr • Fr 6. 12., 21 Uhr • Sa 14. 12., 17 Uhr INTERIORS (INNENLEBEN) USA 1978, 9± min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Gordon Willis Darsteller: Diane Keaton, Kristin Griffith, Mary Beth Hurt, Richard Jordan, E.G. Marshall, Geraldine Page, Maureen Stapleton, Sam Waterston

Auf Basis des vorangegangenen Erfolgs erhielt Allen erstmals in sei - ner Karriere die Möglichkeit, ganz ohne kommerzielle Rücksichts - nahmen ein Herzensprojekt zu entwickeln, und er entschied sich für ein Schwergewicht im „Drama“-Feld, ein Charakterstück über drei erwachsene Schwestern, ihre Eltern und Familien und das oft schmerzhafte Ringen um das US-Ideal des „Pursuit of Happiness“. Dem damals von Intellektuellen hochverehrten Ingmar Bergmann – spezifisch etwa dessen „Schrei und Flüstern“ von 1972 – etwas Gleichwertiges entgegenzustellen, war erkenn - bare Absicht. Allen bleibt erstmals hinter der Kamera, Wind- und Wellengeräusche ersetzen Musik, Witze werden nicht gemacht, Geraldine Page, Diane Keaton, Mary Beth Hurt und Kristin Griffith erhielten Prachtrollen. Sa 7. 12., 21 Uhr • Mo 16. 12., 17 Uhr FREITAG, 29. 11. SAMSTAG, 30. 11. SONNTAG, 1. 12. MO 16.30 13.30 WOODY ALLEN: 14.45 BLUE JASMINE A DOCUMENTARY WHAT'S NEW PUSSYCAT 98 min, DCP, OmU 89 min, 35mm, OV 108 min, 35mm, OV 18.15 17 Uhr BLUE JASMINE BLUE JASMINE B MANHATTAN 98 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU 9 96 min, 35mm, OV 20 Uhr A MIDSUMMER NIGHT’S 19 Uhr ANNIE HALL TAKE THE MONEY AND RUN 93 min, 35mm, OV SEX COMEDY 79 85 min, 35mm, OV 88 min, 35mm, OV 21.30 20.45 BANANAS EVERYTHING YOU ALWAYS (…) WHAT’S UP, TIGER LILY 82 min, 35mm, OV 88 min, 35mm, OV 89 80 min, DVD, OmU

FREITAG, 6. 12. SAMSTAG, 7. 12. SONNTAG, 8. 12. MO WOODY ALLEN: 12 Uhr TAKE THE MONEY AND RUN A DOCUMENTARY 85 min, 35mm, OV 113 min, BluRay, OmU RADIO DAYS 88 min, 35mm, OV 14.30 CASINO ROYALE 131 min, 35mm, OV OEDIPUS WRECKS 35mm, 40 min, OV

17 Uhr BLUE JASMINE BLUE JASMINE BLUE JASMINE B 98 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU 9

19 Uhr BROADWAY DANNY ROSE HANNAH AND HER SISTERS THE PURPLE ROSE OF CAIRO ANO 84 min, 35mm, OV 103 min, 35mm, OV 82 min, 35mm, OV 81

21 Uhr 20.45 ANNIE HALL MANHATTAN STAR 93 min, 35mm, OV INTERIORS 96 min, 35mm, OV 89 93 min, 35mm, OV

FREITAG, 13. 12. SAMSTAG, 14. 12. SONNTAG, 15. 12. MO

12 Uhr CASINO ROYALE 131 min, 35mm, OV

15 Uhr BLUE JASMINE BLUE JASMINE MANHATTAN B 98 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU 96 min, 35mm, OV 9

17 Uhr SLEEPER ANNIE HALL 89 min, 35mm, OV 93 min, 35mm, OV 93

19 Uhr PLAY IT AGAIN, SAM EVERYTHING YOU ALWAYS (…) 85 min, 35mm, OV 88 min, 35mm, OV

20.45 THE PURPLE ROSE OF CAIRO HANNAH AND HER SISTERS 82 min, 35mm, OV 103 min, 35mm, OV ONTAG, 2. 12. DIENSTAG, 3. 12. MITTWOCH, 4. 12. DONNERSTAG, 5. 12.

LUE JASMINE BLUE JASMINE BLUE JASMINE BLUE JASMINE 8 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU

ZELIG CRIMES AND MISDEMEANORS 9 min, 35mm, OV 104 min, 35mm, OV

SLEEPER 21 Uhr 9 min, 35mm, OV LOVE AND DEATH 89 min, 35mm, OV

ONTAG, 9. 12. DIENSTAG, 10. 12. MITTWOCH, 11. 12. DONNERSTAG, 12. 12.

LUE JASMINE BLUE JASMINE BLUE JASMINE BLUE JASMINE 8 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU

OTHER WOMAN LOVE AND DEATH BANANAS THE FRONT 1 min, 35mm, OV 85 min, 35mm, OV 82 min, 35mm, OV 85 min, 35mm, OV

RDUST MEMORIES A MIDSUMMER NIGHT’S ZELIG BROADWAY DANNY ROSE 9 min, 35mm, OV SEX COMEDY 79 min, 35mm, OV 84 min, 35mm, OV 88 min, 35mm, OV

ONTAG, 16. 12. DIENSTAG, 17. 12. MITTWOCH, 18. 12.

LUE JASMINE BLUE JASMINE BLUE JASMINE 8 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU 98 min, DCP, OmU

INTERIORS SEPTEMBER THE FRONT 3 min, 35mm, OV 82 min, 35mm, OV 85 min, 35mm, OV

STARDUST MEMORIES ANOTHER WOMAN 89 min, 35mm, OV 81 min, 35mm, OV

RADIO DAYS 88 min, 35mm, OV CRIMES AND MISDEMEANORS OEDIPUS WRECKS 104 min, 35mm, OV 35mm, 40 min, OV MANHATTAN USA 1979, 96 min, OV, ±5mm, s/w, Cinemascope Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen, Marshall Brickman • Kamera: Gordon Willis • Darsteller: Woody Allen, Diane Keaton, Michael Murphy, Mariel Hemingway, Meryl Streep

Berichten zufolge mochte Allen den fertigen Film nicht leiden, wollte ihn sogar zurückhalten. Hatte es damit zu tun, dass es wie eine Etüde öffentlichen Selbsthasses wirkte, wenn der von ihm gespielte al - ternde Gag-Schreiber sich in seine Zuneigungen nicht zwischen sei - ner Teenage-Freundin (Mariel Hemingway, brillant) und einer etwa Gleichaltrigen (Diane Keaton, nuancenreich) entscheiden kann? Das United-Artists-Studio ließ sich jedenfalls nicht beirren – mit enormem Erfolg. Gershwins Konzert-Jazz im Soundtrack und das ausgetüftelte Cinemascope-Schwarzweiß von Gordon Willis’ Kamera trugen zum Status eines Instant-Klassikers bei: New York wie seine Künstler- und Intellektuellenszene wirkten in ihrer Melancholie einnehmend menschlich, adäquat zum damals realen Krisenzustand der stolzen Metropole. Fr 29. 11., 18.15 Uhr • So 8. 12., 20.45 Uhr • So 15. 12., 15 Uhr STARDUST MEMORIES USA 1980, 89 min, OV, ±5mm, s/w, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Gordon Willis • Darsteller: Woody Allen, Charlotte Rampling, Jessica Harper, Marie-Christine Barrault, Tony Roberts, Daniel Stern

Der gegenteilige Fall zu „Manhattan“: Allen hielt ihn für sehr gelun - gen, Kritik wie Publikum nicht so, viele fühlten sich sogar beleidigt. Kernfrage ist wohl, inwieweit der Plot um einen von ihm gespielten Regisseur, der anlässlich einer Retrospektive Bilanz über seine Film - komödien, sein Leben und seine Lieben zieht – und dies desparater, aber weniger elegant selbstmitleidig als Mastroiannis Rolle in Fellinis thematisch ähnlichem „8 ½“ – viel mit ihm selbst zu tun hat. Das hat er nicht, be - hauptet Allen. Im Rückblick: ein mit vielerlei tiefgründigen Betrachtungen unterfüttertes Plädoyer für das Recht auf eine leichtere Erzählart, auf die Überwindung des künstlichen Comedy-Drama-Gegensatzpaares. Der Tradi - tional Jazz des Soundtracks in all seiner quirligen Vielfalt scheint dies schon anzukündigen. Mo 9. 12., 20.45 Uhr • Di 17. 12., 19 Uhr A MIDSUMMER NIGHT’S SEX COMEDY (EINE SOMMERNACHTS-SEXKOMÖDIE) USA 1982, 88 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Gordon Willis • Darsteller: Woody Allen, Mia Farrow, José Ferrer, Julie Hagerty, Tony Roberts, Mary Steenburgen

Eine Art zweiter Frühling für den Regisseur, eine weitere Verstörung seiner in ihren Ansprüchen bekanntlich nicht immer einfachen Fan - gemeinde, angesiedelt irgendwo zwischen Bergmans „Lächeln einer Sommernacht“ und Shakespeares „Sommernachtstraum“, gewürzt mit romantischen Klängen von Mendels - sohn-Bartholdy und Schumann. Allen entführt in ein Landhaus der Jahrhundertwende, wo sich drei Paare ei - gentlich für ein entspanntes Wochenende treffen. Doch dann entblättern sich Eifersüchteleien, Dramen und erotische Begehren, es wird für alle emotional turbulent, der Film selbst bleibt gelassen. Allens Vorspannlettern (Windsor Light Condensed übrigens) sind das einzig Markenzeichenhafte, er selbst fügt sich ins Ensemble (u.a. Mary Steenburgen, José Ferrer und, erstmals, Mia Farrow). So 1. 12., 19 Uhr • Di 10. 12., 20.45 Uhr ZELIG USA 198±, 79 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Gordon Willis Darsteller: Woody Allen, Mia Farrow, Patrick Horgan (voice-over)

1971 hatte Allen für das TV die Fake-Doku „The Harvey Wallinger Story“ gedreht, in der er als vorgeblicher und alberner Freund von Präsident Nixon auftrat, jeweils hineinkopiert in echtes News-Mate - rial. Das Weiße Haus reagierte zornig, das Filmmaterial wurde ins Archiv verbannt. Zwölf Jahre später griff er mit großem Aufwand bei Materialbearbeitung und Gastauftritten das Thema auf, mit einem Mockumentary über ein menschliches Chamäleon, das in den 20er und 30er Jahren in jedes Milieu erfolgreich eintauchen konnte, von Harlem über Wissenschaftseliten bis hin zum NS-Parteitag. Mia Farrow als Therapeutin soll bei der Identitätssuche helfen. Zweifellos ein persönliches Werk, hatte Allen doch die längste Zeit davon gelebt, unter anglifiziertem Künstler - namen Witze zu schreiben, die primär anderen gefielen. Mo 2. 12., 19 Uhr • Mi 11. 12., 20.45 Uhr BROADWAY DANNY ROSE USA 1984, 84 min, OV, ±5mm, s/w, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Gordon Willis Darsteller: Woody Allen, Mia Farrow, Nick Apollo Forte

In gewisser Weise eine angewandte Fortsetzung von „Zelig“, jeden - falls die wiederum in Schwarzweiß gehaltene erste einer Folge von Hommagen an die traditionelle Welt des Showbiz, in die Allen schon in jungen Jahren eingetaucht war. Er spielt darin einen Künstleragen - ten einer kuriosen Handvoll wenig Erfolg versprechender Performer, ewig quirlig-nervös in seinem Bemühen, es allen recht zu machen, alle anzupreisen, alle zu umsorgen. Ein Drama entwickelt sich – mit gewisser Anspielung an Karrieren wie der von Sinatra –, als der Schlagersänger Lou Canova durch eine Nostalgiewelle wieder nach oben gespült wird und dessen von Mia Farrow gespielte Mätresse auch die Ehemalige eines eifersüchtigen Gangsters ist. Doch zu Thanksgiving obsiegt natürlich das Ritual der Aus - söhnung. Fr 6. 12., 19 Uhr • Do 12. 12., 20.45 Uhr THE PURPLE ROSE OF CAIRO USA 1985, 82 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Gordon Willis Darsteller: Mia Farrow, Jeff Daniels, Danny Aiello, Van Johnson, Dianne Wiest

Die 1930er, die Jahre der großen Wirtschaftsdepression, waren zu - gleich die größten Boomjahre der Kinobranche, schöne Menschen in glamourösen Schauplätzen schufen Traumwelten für die still Lei - denden. In einer Ära, als diesen Job längst TV-Serien übernommen hatten, meldete sich Allen mit einem versöhnlichen Gedankenspiel über Fantasie und Leben. Direkt von der Kinoleinwand steigt zu einer unglücklich verheirateten Kellnerin der romantische Globetrotter ihres Lieblingsfilms herab, umgarnt sie in der realen Welt und entführt sie auch in die seine. Alarmiert schaltet sich der reale Schauspieler ein, es entwickelt sich ein eigenwilliges Beziehungsdreieck, an dessen Ende doch wieder der eskapistisch schöne Schein steht – nur eben mit mehr Vorwissen. Ein dekla - rierter Lieblingsfilm des Regisseurs. So 8. 12., 19 Uhr • Fr 13. 12., 20.45 Uhr HANNAH AND HER SISTERS (HANNAH UND IHRE SCHWESTERN) USA 1986, 10± min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen, Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Carlo Di Palma Darsteller: Mia Farrow, Barbara Hershey, Dianne Wiest, Michael Caine, Carrie Fisher, Woody Allen, Maureen O’Sullivan, Max Von Sydow

Vielfachen Äußerungen zufolge dürfte dies der Lieblings-Allen der Zunft der Drehbuchautoren sein: Eingerahmt durch Thanksgiving- Zusammenkünfte und in 16 Erzählkapitel gegliedert, wird eine komplexe Struktur von familiären Beziehungsge - flechten im Verlauf von zwei Jahren entrollt, ein Netz aus Bedürfnissen, Verunsicherungen und Wandlungen im Milieu der New Yorker Kultur-Bourgeoisie. Der Film gilt als ungemein lebensnah, er wurde zu einem außeror - dentlichen Kassenschlager und mit drei Oscars ausgezeichnet. Jener für Michael Caine sei hervorgehoben, denn mit der Verkörperung eines empfindsamen Bücherfreunds erweiterte der Parade-Cockney sein angestammtes Rollenfach beträchtlich – etwas, was nach ihm noch viele Allen-Darsteller und -Darstellerinnen als beglückende Schauspielerfahrung erleben werden. Sa 7. 12, 19 Uhr • So 15. 12., 20.45 Uhr RADIO DAYS USA 1987, 88 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Carlo Di Palma Darsteller: Mia Farrow, Michael Tucker, Julie Kavner, Dianne Wiest, Danny Aiello, Tony Roberts, Jeff Daniels

Was Giuseppe Tornatore mit „Cinema Paradiso“ für das Kino voll - brachte – eine Erinnerung an die Medienwelt seiner Kindheit, die in einem geheimnisvoll verführerischen Licht erschien –, wurde bei Allen zu einer Hommage an die Tagträumereien erzeugende Welt des Radios der 1940er Jahre mit all den Tratschsendungen, Gameshows und Musikeinlagen, die natürlich einen reichen Soundtrack ergeben. Erzählt wird aus der Perspektive von Allens Alter Ego Joe (dem heutigen Star Seth Green; Allen selbst ist der Off-Erzähler), seiner im ärmlichen Teil von New York lebenden Familie, die nicht so spitz porträtiert wird wie bislang – sowie vor allem von Anekdoten und Legenden der Radiobranche, mit einer Fülle an Charakteren und Szenen rund um Mia Farrow als aufsteigenden Star. Eine der aufwändigsten Produk - tionen in Allens Laufbahn. So 8. 12., 14.30 Uhr • Di 17. 12., 20.45 Uhr SEPTEMBER USA 1987, 82 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Carlo Di Palma • Darsteller: Mia Farrow, Dianne Wiest, Elaine Stritch. Sam Waterston, Jack Warden, Rosemary Murphy

Das Werk mit der kuriosesten Produktionsgeschichte: Weil Allen mit dem fertigen Film nicht zufrieden war, drehte er ihn einfach mit einer neuen Besetzung noch einmal. Was insofern nicht so tragisch war, da er als bewusst schlanke Produktion angelegt war, wie ein gelas - sen abgefilmtes kleines Bühnenstück über sechs Personen der obe - ren bürgerlichen Mittelschicht in einer Hütte im ländlichen Vermont, die im Verlauf eines Wochenendes realisieren, dass jeder eigentlich jemanden anderen liebt, ohne dass dies reale Chancen auf Erfüllung erhielte. Ein schöner Beleg, wie sehr Allens kulturelle Erzählwurzeln auf die ostmitteleuropäische Bühnentraditionen zu - rückreichen – hier wird spezifisch Tschechows „Onkel Wanja“ variiert –, der ganze Cast erhält die Chance, indi - viduelle Gefühlsambivalenzen auszuloten. Di 17. 12., 17 Uhr ANOTHER WOMAN (EINE ANDERE FRAU) USA 1988, 81 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Sven Nykvist • Darsteller: Gena Rowlands, Mia Farrow, Ian Holm, Blythe Danner, Gene Hackman, Martha Plimpton

Ablehnung schlug Allen bei der Veröffentlichung entgegen, Kritiker zogen (wohl auch wegen Kameramann Sven Nykvist) flott den Ver - gleich mit Bergmans „Wilde Erdbeeren“ und griffen zum Etikett des Abklatsches, mittlerweile gilt das Filmdrama als sträflich unterschätzt: eine Charakterstudie über eine Philios - phieprofessorin, die sich eine ruhige Stadtwohnung anmietet, um in Ruhe an einem Buch zu arbeiten, dann aber per Zufall dazu genötigt wird, ihr Leben und ihre Beziehungen neu zu ordnen. Auslöser sind Gespräche einer benachbarten Psychotherapie-Praxis, die sie unfreiwillig mithört: die Verzweiflungen einer jüngeren Frau. Die mit John Cassavetes’ Oeuvre bekannt gewordene Gena Rowlands verkörpert kraftvoll das Eintauchen in eine Lebenskrise – wie auch die schließlich folgende Neuorientierung. Mo 9. 12., 19 Uhr • Mi 18. 12., 19 Uhr CRIMES AND MISDEMEANORS (VERBRECHEN UND ANDERE KLEINIGKEITEN) USA 1989, 104 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Sven Nykvist Darsteller: Woody Allen, Martin Landau, Mia Farrow, Anjelica Huston, Jerry Orbach, Alan Alda, Sam Waterston, Joanna Gleason

Eine Europa-Aufenthalt soll Allen dazu inspiriert haben, die Themen des Schuldigwerdens und dessen Folgen in eine nicht zu knapp bit - tere, episodenhaft aufgebaute Doppelgeschichte zu gießen, Dostojewskij grüßt im Titel. Im dramatischen Teil beschließt ein angesehener Augenarzt (Martin Landau mit Mut zur unsympathischen Erscheinung), seine unan - genehm werdende Mätresse nach einigem Zögern einfach umbringen zu lassen; im komischen Teil entdeckt ein Dokumentarfilmer (Allen) angesichts seines aufdringlichen Schwagers in sich eine ungeahnte Neigung zur Bos - haftigkeit. Wer sich vom Ende eines Films ein wiederhergestelltes Weltbild erwartet oder aber einen klaren mo - ralischen Impuls und nicht bloß Relativierungen, wird in diesem Fall keine Befriedigung erlangen. Ein ultimativ erwachsenes Werk. Di 3. 12., 19 Uhr • Mi 18. 12., 20.45 Uhr OEDIPUS WRECKS EPISODE VON „“ USA 1989, 40 min, OV, ±5mm, 1,85:1 Regie: Woody Allen • Drehbuch: Woody Allen • Kamera: Sven Nykvist Darsteller: Woody Allen, Mia Farrow, Mae Questel, George Schindler, Larry David

„New York Stories“ war ein Episodenfilm-Projekt dreier prominenter New Yorker Regisseure über Aspekte ihrer Stadt: Im ersten Teil, Mar - tin Scorseses „Life Lessons“, gibt Nick Nolte einen Künstlerstar mit Beziehungs- und Schaffenskrise vor einer Vernissage; im zweiten, „ Life Without Zoë“, verarbeitete Francis Ford Coppola ein Skript seiner Tochter Sofia über ein reiches Schulmädchen. Allens Episode, die bei weitem beste, ist eine satirische Groteske über das Stereotyp der überdominanten und darin auch sehr mitteilungsbedürftigen jüdischen Mutter. Für Allen als Sohn und Rechtsanwalt benötigt es einige Unterstützung – von seinem Thera - peuten, einem Zauberkünstler, schließlich einer Hellseherin –, bis sein Beziehungsleben ins Lot geraten kann. So 8. 12., 14.30 Uhr • Di 17. 12., 20.45 Uhr (zusammen mit RADIO DAYS ) WOODY ALLEN: A DOCUMENTARY USA 2011, 113 min, OmU, Blu-Ray Regie: Robert B. Weide • Drehbuch: Robert B. Weide • Darsteller: Woody Allen, , Marshall Brickman, Josh Brolin, Penélope Cruz, John Cusack, Sean Penn, Scarlett Johansson

Fast zwei Jahre begleitete Robert Weide den als notorisch scheu geltenden Allen und porträtiert in seinem Biopic einen Woody Allen, der mit großer Offenheit und Humor den Zuschauer an seinem Leben und seiner künstlerischen Arbeit als Autor, Filmemacher, Mu - siker und Schauspieler teilhaben lässt. Die Dokumentation spannt sich von der frühesten Kindheit Allens bis zu seiner Cannes-Premiere von „“. Wichtige Weggefährten Allens kommen zu Wort, und Weide greift auf viel Archivmaterial und zahlreiche Ausschnitte aus Allens Filmen zurück. Damit bietet er auf unter - haltsame Weise neue Einblicke in Woody Allens Leben und Schaffen, und dokumentiert gleichzeitig – fast bei - läufig – 50 Jahre Filmgeschichte. Sa 30. 11., 13.30 Uhr • Sa 7. 12., 12 Uhr

MIT DANK AN Regina Schlagnitweit, Mark Truesdale, Jen Davies, Nicole Leithner, Stefanie Stejskal, Olaf Möller, Katja Wiederspahn, Marjolein den Bakker, Fleur Buckley, Tom Vincent

FÜR DEN INHALT VERANTWORTLICH Norman Shetler TEXTE Hans Christian Leitich LEKTORAT Claudia Siefen, Wiktoria Pelzer GRAFIK Rainer Dempf, Fiona Fleck KOPIENBESCHAFFUNG Wiktoria Pelzer ABBILDUNGS - NACHWEIS Park Circus, Verleiher

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