Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg

Heft 2 Oktober 2007 Inhaltsverzeichnis

Vorwort 1

Im Fokus: Kinderchorleitung 2 Neuer Schwerpunkt Kinderchorleitung an der HfK 2 „Kinder wollen singen“ - Kinderchorleitungskurs mit Ingo Bredenbach 3 „Noah and his floating zoo“ - Bericht über die Jugendsingwoche der Badischen Landeskirche in Neckarzimmern 5

Essays 6 Silke Leopold: „Sancta Maria, ora pro nobis“ 6 oder: Wem gehört die Marienvesper Bernd Stegmann: „Über den Fluss“ 8 Matthias Roth: „Intensiv, routiniert, anregend“ 11 Der Komponist Wolfgang Fortner als Dozent am Heidelberger KI

Akzente 15 Inge-Bullinger-Pittler-Gesangswettbewerb 2007 15 Virtuose Orgelklänge in der evangelischen Kirche in Heddesheim 15 Chorwoche in Rippenweier 16 Arbeitswoche der Orgelklasse Heinrich Walther in Neuf-Brisach (Elsaß) 19

Berichte 20 Gerhard Luchterhandt: „Wo Wort und Ton sich berühren“ 20 20 Jahre gemeinsame Seminargottesdienste mit der Theologischen Fakultät Andreas Schneidewind: „Von der Heilung der Zeit“ 25 Thematische Konzertprogramme bei den Vespern der Hochschule für Kirchenmusik Gerhard Luchterhandt: 75 Jahre im Zeitraffer 30 Entdeckungen und Erfahrungen mit der Ausstellung zum Jubiläum der Hochschule

Interview 32 Ein Blick in die Werkstatt: Wege zur Transcription von großen Orchesterwerken auf die Orgel 32 Die französische Musikwissenschaftlerin Monique Vauban im Gespräch mit Heinrich Walther

Personen und Daten 38 Veranstaltungen 38 Abschied von Renate Steiger 40 Absolventen 41 Neue Studierende 42 Neue Lehrkräfte 42 Verabschiedung von Lehrkräften 44 Wer ist wo? 44 Kurzmeldungen 44 Außerhochschulische Aktivitäten der Lehrkräfte 45

Das Letzte 47

Vorwort 1

Liebe Leserin, lieber Leser,

lassen Sie sich mit dieser zweiten Ausgabe von „HfK aktuell – Nachrichten aus der Hochschule für Kirchenmusik“ auf ein Neues durch die virtuellen Räume unseres Hauses führen. Eine Mischung von Informationen aus dem Studienbetrieb und interessanten Essays über geschichtliche und aktuelle kirchenmusikalische Fragen bestimmt auch diesmal den Inhalt der Broschüre. Besonders hinweisen möchte ich auf den Beitrag von Matthias Roth über Wolfgang Fortner. Fortner, dessen Geburtstag sich 2007 zum 100. Mal jährt, lehrte von 1931-1954 an der HfK das Fach Komposition. Er ist eine der herausragenden Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

Zwei weitere Beiträge berichten über interessante Kooperationsprojekte mit der Tübinger Hochschule für Kir- chenmusik. Am 2./3. Februar war der Tübinger Rektor Ingo Bredenbach in Sachen Kinderchorleitung bei uns zu Gast, und am 30. Juni fand ein Improvisationswettbewerb mit Studierenden beider Hochschulen in Heddesheim statt.

Werde ich von Unbeteiligten nach der Arbeit in unserem Institut gefragt, so spielen dann natürlich auch Zahlen eine gewisse Rolle. Die Tatsache, dass die Hochschule ca. 35 Studierende der Kirchenmusik, ca. 15 weitere in den künstlerischen Aufbaustudiengängen sowie ca. 15 Gaststudierende beherbergt, ruft regelmäßig ungläubi- ges Staunen hervor. Zugegeben, gemessen an großen Universitäten und den Staatlichen Musikhochschulen unseres Landes ist dies gewiss keine große Zahl. Im Vergleich zu den anderen kirchenmusikalischen Ausbil- dungsstätten sowie den entsprechenden Fachbereichen der staatlichen Hochschulen gehört die HfK Heidel- berg jedoch, was die Zahl der Studienplätze betrifft, zur Spitzengruppe. So wird denn auch durch unsere Absol- venten das kirchenmusikalische Leben bundesweit entscheidend mitgeprägt. Diese Tatsache soll uns auch in Zukunft verpflichten, unseren Studierenden die bestmöglichen Rahmenbedingungen für ihre Ausbildung zu schaffen und sie fit zu machen für einen der interessantesten, vielseitigsten und erfüllendsten Berufe.

Die Nachwuchsförderung wird uns in Zukunft auch in erweiterter Form ein Anliegen sein. Unser Blick ist dabei auf die vorstudentische Situation gerichtet. Ein bundesweit ausgeschriebener „U 19 – Orgelwettbewerb“ sowie regelmäßig stattfindende, dem Studium vorgelagerte Chorleitungs-Workshops sollen junge Menschen fördern und auf ein eventuelles Studium neugierig machen.

Ich wünsche Ihnen nun viel Freude bei der Lektüre von „HfK aktuell“.

KMD Prof. Bernd Stegmann, Rektor 2 Im Fokus

Im Fokus: Kinderchorleitung

„ Neuer Schwerpunkt – Kinderchorleitung an der HfK

Die Kirchenmusik ist wie jede Zunft in stetem Wan- del. Stilistische Vorlieben kommen und gehen, zeugen dabei stets vom Leben der Kunst und der Kirche. Wichtige Voraussetzung für diese stetige Entwicklung ist, dass die Kirchenmusik nicht nur eine Generation anzusprechen versucht, sondern alle. Und hierbei liegt, wenn unsere „Zunft“ eine Zukunft haben will, in der Generation der Kinder die größte und wichtigste Aufgabe.

Der Senat der HFK trägt dieser Anforderung Rech- nung, wenn er dem Fach Kinderchorleitung einen neuen Stellenwert gibt. Ein für alle Studierende gleicher Zweig der Ausbildung wird ähnlich gestaltet sein wie bisher. Hierzu werden kleinere Praktika bei Kinderchören in Hei- delberg und Umgebung absolviert. Außerdem gibt es weiterhin in regelmäßigen Abständen Kurse erfahrener Kinderchorleiterinnen und Kinderchorleiter an der HfK.

Zusätzlich besteht nun fakultativ die Möglichkeit, in einem Schwerpunkt-Lehrgang die Kenntnisse auf dem Ge- biet der Kinderchorleitung zu vertiefen. Hierzu wird ein hochschulinternes Seminar angeboten, in dem folgende Arbeitsfelder abgedeckt werden: 1. Stimmbildung für Kinder 2. Kinderchorliteratur, Lieder und Singspiele 3. Probenaufbau, Instrumentarium 4. äußere Organisation einer Singschule, Freizeiten etc.

Die Studierenden sollen außerdem im Rahmen eines Praktikums einen Kinderchor in einer längeren Arbeitspha- se begleiten (zum Beispiel bis zur Aufführung eines Singspiels, eines Krippenspiels o.ä.). Innerhalb dieser Pha- se sollen sie auch eigenständige Erfahrung bei der Arbeit mit den Kindern sammeln.

In einer Prüfungs-Chorprobe werden diese Fähigkeiten dann bewertet, so dass auch im B- und A-Zeugnis in Zukunft die besondere Befähigung zur Kinderchorleitung bescheinigt werden kann. Dies trägt der derzeitigen Stellensituation Rechnung, da in den vergangenen Jahren der Wunsch der Kirchengemeinden nach intensiver Kinderchorarbeit enorm gewachsen ist. Die Singschularbeit ist durch die Einbindung ganzer Familien eine der besten Möglichkeiten, aktiv Gemeindebildung zu betreiben.

Michael Braatz, Dozent für Kinderchorleitung an der HfK Im Fokus 3

„ „Kinder wollen singen“ – Kinderchor- durch den Chor bestehen bleiben. leitungskurs mit Ingo Bredenbach Die Sitzordnung der Kinder in der Probe spielt eine enorme Rolle. Sie sollte nie eine feste sein und es

empfiehlt sich, dass sich die Eingangstür zum Pro- „Wir singen vor Freu- benraum nicht im Blickfeld der Kinder befindet, so de, das Fest beginnt, dass diese nicht durch Nachzügler vom Probenge- wir freuen uns, dass schehen abgelenkt werden. Jedes Kind sollte seine wir zusammen sind!“ eigenen Noten haben, vor allem in der dritten Grup- So lautete der Beginn pe, da hier schon Eintragungen vorgenommen wer- eines Liedes, das wir den. auf dem Kinderchorlei- Das Gespräch mit den Kindern vor der Probe ist tungskurs mit Prof. KMD Ingo Bredenbach am 02. sehr wichtig, da man als Chorleiter auf diese Weise und 03. Februar 2007 kennenlernten und welches mehr über die Kinder erfährt und einen Einblick in ihr uns die beiden Tage begleitete. Inhalt des Kurses Alltagsleben bekommt. war u.a. die Einteilung der Altersgruppen, der Auf- Die Probe an sich sollte laut Ingo Bredenbach in bau einer Kinderchorprobe, Vorbereitung und Aus- jeder Gruppe ein Einsingen enthalten, welches aus führung von Singfreizeiten und Singspielen sowie verschiedenen Elementen besteht: Anwärmen der die wichtige Frage, wann und vor allem wie man Stimme, Rufstimme, Sprachspiele, ab der zweiten Kinder zum Singen animieren kann. Gruppe auch Übungen auf Tonsilbe, die am besten „Wir singen vor Freude.“ Das ist für Ingo Breden- in nette Geschichten verpackt werden, damit sie den bach, Rektor und Dozent für Orgelliteraturspiel, Or- Kindern nicht als Übungen vorkommen. Je interes- gelimprovisation und Kinderchorleitung an der Kir- santer man das Einsingen gestaltet, umso besser chenmusikhochschule in Tübingen, das Wichtigste konzentrieren sich die Kinder währenddessen und an der Kinderchorarbeit, ebenso zentral ist die Ge- umso besser können sie sich in der Probe selbst an meinschaft und das miteinander Musizieren. „Wir die Übungen erinnern. freuen uns, dass wir zusammen sind.“ Diese beiden Rituallieder gehören zur Probe. Dies sind Lieder, die Aspekte, auf die im Folgenden noch näher einge- wöchentlich in der Chorprobe wiederkehren. Sie gangen wird, standen im Mittelpunkt des Kurses. können am Anfang und/oder am Ende stehen und können auch (kirchen-) jahreszeitlich wechseln. Ri- Von großer Bedeutung ist die Einteilung der Grup- tuallieder sind für Kinder von großer Bedeutung, da pen und die richtige Einschätzung, was man mit den sie Gemeinschaftsgefühle hervorrufen, auf die Kindern singen kann. Ingo Bredenach wählt die Chorprobe einstimmen und diese gut ausklingen Gruppen folgendermaßen: Die erste Gruppe besteht lassen. aus Vorschulkindern und Grundschülern der ersten In den Gruppen mit jüngeren Kindern sind Rhyth- Klasse, die überwiegend Rhythmus- und Bewe- musspiele sehr beliebt, z.B. Vormachen (Chorleiter) gungslieder (ohne Noten) singen. Die zweite und – Nachmachen (Kinder) oder weitergebende dritte Klasse bilden eine weitere Gruppe, die sich Rhythmen, da man eben auch auf dieser Ebene das schon mit Kanonsingen, Neuen Geistlichen Liedern musikalische Bewusstsein wecken kann. Um den und Psalmliedern beschäftigt (mit Noten). Ab der Text der verschiedenen Lieder den Kindern näher- vierten Klasse kommen die Kinder in die dritte zubringen verlangt es große Abwechslung und Gruppe, die geistliche Lieder und Arien, mehrstim- Ideenreichtum seitens des Chorleiters, sei es das mige Stücke und Singspiele aufführt (mit Noten und Lied als Puzzle vorzutragen, welches die Kinder Eintragungen) und die auf Chorfreizeiten fährt. Diese vervollständigen müssen, sei es durch Vorlesen des Einteilung sei insofern sinnvoll, als dass beim Über- Textes oder durch Fehler im Text, die die Kinder gang vom Kindergarten zur Grundschule und von berichtigen müssen. Wie auch immer man vorgehen dort zu weiterführenden Schulen Freundschaften mag, wichtig ist nur, dass man nicht zu lange an 4 Im Fokus

einem Lied arbeitet und dass keine Langeweile ent- der Liedeinführung und im Vorlesen oder Erfinden steht. Man muss ein Lied nicht in einer Probe voll- von Geschichten) und durch viel Geduld erlangen enden. die Kinder eine große Merkfähigkeit. Als Krönung jeder Kinderchorarbeit gilt das Hinar- Der Einsatz von Kinderchören kann in einer Ge- beiten auf ein größeres Singspiel und die Durchfüh- meinde sehr vielfältig sein: Singen im Gottesdienst, rung einer Singfreizeit. Beides muss von langer in Gemeindegruppen, in sozialen Einrichtungen, bei Hand geplant sein, vor allem über städtischen Veranstaltungen, in größeren Werken die Freizeit sollte man sich schon der Erwachsenenchöre oder bei offenen Singen. Die früh seine Gedanken machen: Wo- Literaturauswahl sollte eine gute Mischung aus hin geht die Fahrt? Wie sieht die geistlichen und weltlichen Liedern sein. Zur Einfüh- Zimmerverteilung aus? Welche rung der Mehrstimmigkeit eignen sich besonders Begleitpersonen fahren mit? Wie gut die „Kleinen geistlichen Konzerte“ von Heinrich werden die Kosten gedeckt? Hier Schütz, da sie durch Imitationen und lebendige ist ein Mitarbeitertreffen hilfreich, Textbehandlung gut zu merken sind. Man kann bei bei dem über all diese Dinge ge- jeglicher Art von Musik die Kinder auf bestimmte sprochen und über das außermusi- Dinge aufmerksam machen, z.B. auf Sprünge, Zu- kalische Programm, wie z. B. Sport oder Basteln, sammenklänge, Vokale, Wörter und Affekte, so dass nachgedacht wird. Bei Freizeiten und Singspielen sie die Musik bewusster wahr- merkt man immer wieder, welche Ideen in den Kin- nehmen. dern stecken und wie viel Engagement sie aufbrin- Der Kurs hat die Möglichkeit gen, wenn es um die Einstudierung der szenischen geboten, viele Fragen zu stel- Darstellung oder die Herstellung der Kulissen geht. len und über Dinge zu diskutie- Auf dem Kinderchorleitungskurs mit Ingo Breden- ren, die einen schon immer bach wurde natürlich auch die spannende Frage interessiert haben. Des Weite- gestellt: Wann und wie kann man mit Kindern an- ren konnte man Ingo Breden- fangen zu singen und wie führt man Kinder zur Mu- bach bei einer Chorprobe mit sik, die in ihren Familien weniger Berührung damit einem Heidelberger Kinderchor hatten? zusehen und auch als Student Schon kleine Kinder im Alter von 2 und 3 Jahren hatte man einmal die Möglich- verarbeiten ihre Erfahrungen singend, durch Rufter- keit, unter „Beobachtung“ etwas mit den Kindern zen oder plapperndes Singen. Sie brauchen auch einzustudieren. In beiden Fällen wurde die Probe gewisse Rituale, wie z.B. Schlaf – oder Morgenlie- nachbereitet und man konnte eigene Erfahrungen der. Doch leider ist es heutzutage so, dass in den beitragen und gleichzeitig neue sammeln. Familien immer weniger selbst gesungen wird (von Zum Schluss lässt sich sagen, dass dieser Kurs Frauen noch eher als von Männern) und die Kinder unglaublich viele Informationen und Anregungen durch Musik vom Band beschallt werden, die dann enthalten hat, auch für diejenigen, die bisher keine als „Hintergrundgedudel“ abgefertigt wird. Hinzu- oder kaum Erfahrung mit Kinderchor und Kinder- kommt, dass in den Kindergärten oft viel zu tief ge- chorleitung hatten. Aber Fazit der beiden Tage war, sungen wird, was zu einer Schädigung der meist dass man trotz aller musikalischen Ansprüche, die sehr natürlich hohen, hellen und klaren Kinderstim- man als Chorleiter an den Kinderchor stellt, die me führen kann. All diesen Punkten kann man ent- Freude am Musizieren und am Miteinander nicht gegenwirken, in dem man z.B. Seminare für Kinder- vergisst, denn „wir singen vor Freude, das Fest be- gärtnerinnen anbietet und als Kantor/in in die Kin- ginnt, wir freuen uns, dass wir zusammen sind.“ dergärten und Grundschulen geht. Denn spätestens mit der Einschulung sollte die Kinderchorarbeit be- Stefanie Dröscher, Studentin an der HfK ginnen. Durch Abwechslung, Fantasie (vor allem in Im Fokus 5

„ „Noah and his floating Interessant für mich als Kirchen- oder man erzählte sich Gruselge- zoo” – Bericht über die musikstudent und Schüler von schichten. Andrea Stegmann in Heidelberg Jugendsingwoche der war auch die Erarbeitung des Die rundum mit Gesang und In- Badischen Landeskirche kleinen Konzertes „Eins bitte ich strumentalmusik gestaltete Frei- in Neckarzimmern vom Herrn“ von Heinrich Schütz. zeit war für mich eine schöne Es war ein schönes Gefühl, im Gelegenheit, sowohl eine ganze Nachdem die alljährlich stattfin- Studium Gelerntes anzuwenden Menge zu lernen, als auch schon denen Kindersingwochen boom- und den Jugendlichen diese alte viel Gelerntes anzuwenden und ten, lud nun die Badische Lan- Musik zu vermitteln, die von den eine tiefe Einsicht in die Chorar- deskirche in den vergangenen jungen Sängern für mich überra- beit mit Jugendlichen zu be- Pfingstferien erstmalig zu einer schend gut angenommen wurde. kommen. Jugendsingwoche nach Neckar- In kleinen Häppchen wurde ihnen zimmern ein. Mit Erfolg! das zweistimmig polyphone Stück vorgelegt. So konnte diese „Captain Noah and his floating doch recht umfangreiche Musik zoo“ – Die Geschichte der Arche erstaunlich schnell auf die Beine Noah, vertont von Joseph Horo- gestellt und auch gleich in der witz, war das Thema der Jugend- Kirche in Neckarzimmern im Got- chorfreizeit vom 1.-6. Juni 2007 in tesdienst aufgeführt werden. Am Ende der Jugendsingwoche Neckarzimmern unter der Leitung stand fest: Im nächsten Jahr se- von Andrea Stegmann und einem hen wir uns wieder. Ein Termin jungen Team: Stefanie Bucher, wurde gleich im Evang. Jugend- Josephin Becker und Benjamin heim Neckarzimmern gebucht. Fritz. Die Teilnehmer im Alter von

13 bis 17 Jahren waren mit viel Benjamin Fritz, Konzentration und vor allem Student an der HfK Spaß dabei - egal, ob nun die Neben Tischtennis und Kickern Tiere in Form eines Sambas auf hatten die Jugendlichen auch bei die Arche gingen oder ob mit einem kleinen Tanzkurs ihren einer Art Mickey-Mousing der Spaß, bei dem ich eine Einfüh- kontinuierlich fallende Regen rung in Walzer, Cha-Cha und vertont wurde. Disco-Fox gegeben habe.

Ein weiterer Höhepunkt war der Nachmittag, am dem Kossi Dik- por, ein Afrikaner aus Togo mit uns getrommelt hat. Auch hier waren die Teilnehmer mit Begeis- terung dabei und versuchten nun, So konnte das für zwei bzw. vier die komplexen Rhythmen nach- Stimmen angelegte „Pop-Orato- zutrommeln. Auch am Lagerfeuer rium“ am letzten Nachmittag mit waren die Teilnehmer nicht viel Überzeugung den Eltern und mundtot zu bekommen, hier wur- Angehörigen präsentiert werden. de entweder weiter gesungen 6 Essays

Prominente äußern sich zu Themen der Kirchenmusik

„ „Sancta Maria, ora pro nobis“ oder: Wem gehört die Marienvesper? von Prof. Dr. Silke Leopold (Musikwissenschaftliches Seminar der Universität Heidelberg)

Claudio Monteverdis Ma- als späte Exponenten der Jugendbewegung eher rienvesper hat mein Leben belächelt als künstlerisch ernst genommen. Dass verändert. Es war im Som- ich mit der Blockflöte bei „Jugend musiziert“ und mersemester 1969, ich hatte anderen Wettbewerben Preise gemachte hatte, zähl- gerade beschlossen, etwas te wenig; erst als ich auf Querflöte umstieg und im anderes als Musik zu studie- Orchester mitspielen durfte, konnte ich so ernst ren, obwohl (oder weil?) genommen werden wie meine klavier- oder geige- meine ganze Freizeit bis spielenden Mitschüler. dato mit Musikmachen an- gefüllt gewesen war. Der Zufall wollte es, dass Jürgen Jürgens, Leiter des Schauspieldramaturgin wollte ich werden, in Berlin Unichores und des semiprofessionellen Monteverdi- studieren, am Schillertheater (damals das Mekka Chores, nach einem Ersatz für eine erkrankte Altistin des westdeutschen Theaters, wo sonst…) arbeiten. suchte, als ich ihm gerade über den Weg lief. Eine Zunächst schrieb ich mich in meiner Heimatuniversi- Reise zum Flandern-Festival nach Brügge stand an, tät Hamburg in Germanistik und Theaterwissen- wo der Monteverdi-Chor in S.Walburga die Marien- schaft ein und machte gleich im Unichor mit – so vesper und im Stadttheater das VI. Madrigalbuch ganz ohne Musik ging es dann doch nicht. singen sollte. „Wenn Du in 14 Tagen die Noten lernst, kannst Du mitfahren“ – nie werde ich diesen Von Monteverdi hatte ich zwar in der Schule gehört, Satz vergessen, mit dem sich in meinem Leben alles aber seine Musik kannte ich nicht – niemand außer änderte und sich eine musikalische und eine geisti- einer Handvoll Spezialisten kannte sie zu dieser Zeit. ge Welt auftat, von deren Existenz ich vorher nicht In meiner protestantisch-bildungsbürgerlichen Welt einmal etwas geahnt hatte. Kann man sich heute, da hießen die Heroen Bach, Beethoven, Brahms. Von die Marienvesper zum gängigen Repertoire gehört Johann Adolf Hasse, dem wohl berühmtesten Sohn und in zahllosen Einspielungen vorhanden ist, noch meiner Heimatstadt Hamburg-Bergedorf, hieß es, vorstellen, was es bedeutet, diese Musik zum ersten dass man die Musik des zu seiner Zeit Weltberühm- Mal zu hören? Die musikalische Pracht der Psalmen ten heutzutage nicht mehr anhören könne, und die mit ihrem rhythmisch freien Sprechgesang einerseits pflichtschuldig nach ihm benannte Straße lag kei- und ihrer vokalen und instrumentalen Virtuosität neswegs in einem der besseren Viertel. Musik aus andererseits, die fast erotische Sinnlichkeit der Ho- der Zeit vor Bach war im Musikleben der sechziger helied-Concerti wie „Nigra sum“, die ebenso in- Jahre des vorigen Jahrhunderts nicht präsent und brünstige wie spielerische Theatralität eines „Audi katholische Kirchenmusik im protestantischen Nor- caelum“ mit seinen musikalischen Echos, die die den schon gar nicht. Die wenigen Musiker, die sich Antworten des Himmels auf die Fragen der Men- mit Fidel und Flöte der sogenannten „Alten Musik“ schen gaben, das in jeder Hinsicht überirdische (die damals noch nicht so hieß) annahmen, wurden „Duo Seraphim“, die hochkomplexe „Sonata sopra Essays 7

Sancta Maria ora pro nobis“, deren scheinbar lose „In welcher inneren Haltung soll ein bewußt evange- gereihte und mit den Ritornell- und Sonatensätzen lisches Chormitglied singen: ‚dass wir mit ihrer meiner Ausbildung nirgends vergleichbare Form (=der Maria) Gnade das ewige Leben erwerben’, sich doch als so logisch und stabil erwies, schließ- um nur eine der unbiblischen Stellen zu erwähnen? lich das differenzierte Zusammenspiel von strengem Wenn eine Textaussage gegen die Bibel (und das Cantus firmus mit virtuosen, allerhöchste technische lutherische Bekenntnis) steht, darf ich sie doch wohl Anforderungen stellenden Begleitstimmen im Magni- nicht weitergeben, zumal wenn sie die Konsequenz ficat – eine solche Musik hatte ich noch nie gehört, der Anrufung der Maria hat.“ sie faszinierte und beunruhigte mich zutiefst. Wirklich nicht? Anhand der Marienvesper wirft Hof- Von dieser Musik und der Welt, der sie entstammte, mann hier eine Frage auf, die jede Musik betrifft – wollte – musste – ich mehr wissen. Das Schillerthea- die Frage der Identifikation des Interpreten mit dem ter war passé. Ich wurde Mitglied des Monteverdi- künstlerischen Gegenstand. Man mag sie kaum Chores, blieb in Hamburg und begann Musikwis- weiterdenken: Ist ein Sänger des machismo ver- senschaft zu studieren. Bis heute ist Monteverdi dächtig, wenn er „La donna è mobile“ singt? Darf eines meiner wissenschaftlichen Standbeine, mein nur ein Katholik katholische und nur ein Lutheraner Monteverdi-Buch, vor 25 Jahren veröffentlicht, hat protestantische Kirchenmusik singen? Darf ein Diri- inzwischen vier Auflagen und eine Übersetzung ins gent jüdischen Glaubens die Matthäus-Passion Englische erlebt. Die Marienvesper habe ich unzäh- aufführen? Sind Kirchen immer noch ausschließlich lige Male mitgesungen und wohl noch häufiger ge- Orte konfessionell gebundenen Gottesdienstes? hört, ich habe zahlreiche Texte darüber geschrieben Und schließlich die ebenso alte wie unbeantwortba- und kenne jede Note der Partitur; aber noch immer re Frage: Dient Kirchenmusik der liturgischen Feier, läuft es mir heiß und kalt über den Rücken, noch der religiösen Erbauung oder dem ästhetischen immer kommen mir an bestimmten Stellen die Trä- Genuß? Seit zu Beginn des 19. Jahrhunderts die nen. Je besser ich dieses Werk kennenlerne, umso zunächst politisch verordnete Säkularisierung auch stärker fasziniert es mich. künstlerisch Früchte trug, seit Beethovens Missa solemnis nicht in der Kirche, sondern im Konzertsaal Mit Texten wie „Sancta Maria, ora pro nobis“ hatte uraufgeführt wurde, seit die Kirchenmusik in den ich, obwohl protestantischer Herkunft, kein Problem. Konzertsälen heimisch wurde und die Kirchen sich Ich hatte ja auch Mozarts Requiem mitgesungen. als Konzertsäle anboten, sollten freilich diese Fra- Bei der Wiederentdeckung der Alten Musik spielte gen zunehmend obsolet geworden sein. Auch heute die Konfession der Ausführenden ebenso wenig wird es darauf jeweils nur sehr persönliche und un- eine Rolle wie der Aufführungsort. Wir haben die terschiedlichste Antworten geben. Hier ist meine: Ich Marienvesper in evangelischen und katholischen habe durch das Singen katholischer Kirchenmusik Kirchen gesungen, in Konzertsälen und Turnhallen. keinen Schaden an meiner protestantischen Seele Es war die Musik, um derentwillen Monteverdi sei- genommen. Mich hat die Marienvesper nicht zur nen Weg ins Konzertleben des 20. Jahrhunderts Katholikin, sondern zur Musikwissenschaftlerin ge- fand. Und gerade die Marienvesper, deren liturgi- macht. sche Zuordnung bis heute nicht genau geklärt wer- den konnte, wäre wenig geeignet gewesen, gottes- dienstliche Grundsatzfragen zu beantworten. Umso verwunderlicher ist es, dass dieses Werk mit wach- sender Bekanntheit zum Gegenstand heftigster konfessioneller Auseinandersetzungen wurde. 1977 verstieg sich Friedrich Hofmann in einem Aufsatz in der Zeitschrift „Der Kirchenmusiker“ zu der Frage: 8 Essays

„ Über den Fluss von KMD Prof. Bernd Stegmann (Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg)

Wenn wir im Traum einen Fluss durch- oder über- holen. Hast du Angst?“ Der Hirte antwortete: „Ich queren, lassen wir etwas hinter uns zurück und erle- habe immer über den großen Fluss geschaut. Daher ben eine Wandlung. Solche Flussüberquerungen weiß ich, wie es am jenseitigen Ufer aussieht. Ich bin sind uns aus Mythen, Märchen, Legenden und Ro- bereit.“ manen bekannt. Stets stellt der Fluss, der überquert Als der Tod schon die Hand auf seine Schulter legte, werden muss, eine Grenze dar. Häufig ist er eine stand er auf und fuhr mit dem Tod über den Fluss, Scheide zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. als wäre es nichts. Das Ufer auf der anderen Seite Das Wort „Jenseits“ bezeichnet „das andere Ufer“. des Flusses war ihm nicht fremd, und die Töne sei- In der Redewendung „über den Jordan gehen“ lebt ner Flöte waren schon da. die Grenzflussmetapher fort. Auf diese einfache, wie ich aber finde wunderschö-

Wir alle müssen am Ende unseres Lebens eine ne Geschichte stieß ich vor einiger Zeit ganz unver- Grenze überschreiten, den großen Fluss, der am mittelt in einer Radiosendung. Es handelt sich dabei Rande der Welt fließt. um den Text einer Kantate für Kinderchor (!) und Werden wir dann bereit sein? Instrumente von Hans Georg Bertram.

Haben wir davor Angst? „ …die Töne seiner Flöte waren schon da.“ – Wie oft

versuchen wir in der Kirchenmusik tätigen und uns Es war einmal ein Hirte, der am Ufer dieses großen in Detailfragen verstrickenden Profis, das Besonde- Flusses lebte. Dort hütete er jeden Tag, im Sommer re, den Kern unserer musikalischen Bemühungen zu wie im Winter, seine Herde und spielte auf seiner beschreiben und wortreich für unsere Sache zu Flöte. werben. Hier in dieser kleinen Geschichte wird alles Dabei sah er über den Fluss, so dass die Töne sei- ganz einfach gesagt. Ein Hirte spielt Flöte. Seine ner Flöte zum anderen Ufer hinüberklangen. Auch im Melodien bleiben jedoch nicht bei ihm selbst, son- Winter entlockte er mit vor Kälte zitternden Lippen dern sind auf das andere Ufer gerichtet. Immer wie- und steifen Fingern seiner Flöte ihre Töne. der spielt er, tagaus, tagein, um seine Töne dort Weil es sehr kalt und stürmisch war, konnten die hinüber gelangen zu lassen. Auch kann er zuweilen Töne seiner Flöte nur schwer über den Fluss gelan- ein Echo von dort drüben erlauschen. Der Hirte hat gen. Da freute er sich, wenn im Frühjahr die Sonne sich so eine „Klang-Brücke“ ins Jenseits gebaut. Als wieder die Erde wärmte. Da wurden die Töne seiner er dem Tod begegnet, ist ihm dieses Jenseits nicht Flöte wieder leicht und klangen hinüber ans andere fremd, denn „die Töne seiner Flöte waren schon Ufer des großen Flusses, der am Rande der Welt da“. fließt. Im Sommer stand der Hirte schon sehr früh auf, sah Johann Sebastian Bachs Vokalmusik durchzieht wie das Licht der aufgehenden Sonne, das auf dem ein roter Faden die Beschäftigung mit dem Tod. Der Wasser des großen Flusses glänzte, und spielte den Musikwissenschaftler Hellmut Kühn schreibt in sei- ganzen Tag auf seiner Flöte zum anderen Ufer hin- nem lesenswerten Buch „ – über. Das Wasser floss so ruhig im Sonnenlicht, dass Musik an der Wende der Zeit“: er den Tönen seiner Flöte lauschen konnte, wie sie „ …Von Anfang an scheint in seinem Werk das vom jenseitigen Ufer des großen Flusses als Echo zu Lieblingsthema auf, das sich in die Worte brin- ihm zurückkehrten. gen lässt: „Schlage doch, gewünschte Stunde“. Eines Abends nun kam der Tod über den großen Seine Musik malt die Todespforte in den wun- Fluss und sagte zu dem Hirten: „Ich bin gekommen, derbarsten Farben aus. Dadurch lädt er uns ein, dich auf die andere Seite des großen Flusses zu sie ohne Angst zu betrachten, legt er einen bun- Essays 9

ten Schleier über das Dunkel, das hinter ihr lau- zendentalen Kunst. Und es gibt eine Angst vor der ert. Er will uns die Furcht vor dem gähnend offe- Farbe schwarz, vor dem Verstummen. nen Grab nehmen und schenkt uns in seiner ge- rade bei diesem Thema so milde aufklingenden Beides, der Verlust der Himmelsfarbe blau und die Kunst ein wenig Vorfreude auf das Jenseits. Er endgültige Zerstörung des Klanges, das Verstum- ist ein wahrer Seelsorger.“ men, sind Thema des 1943 erschienenen Gedichtes „Mein blaues Klavier“ von Else Lasker-Schüler. Vielleicht kann dies auch in Zukunft wieder verstärkt eine der wichtigen Aufgaben von Kirchenmusik sein, Ich habe zu Hause ein blaues Klavier bei allem Streit um mehr Pop oder mehr Klassik, um Und kenne doch keine Note. historische Aufführungspraxis und das Bemühen um adäquate Fingersätze, zwar nicht eine Todessehn- Es steht im Dunkel der Kellertür, sucht nach Art der barocken Dichtung in Klang zu Seitdem die Welt verrohte. setzen, sondern vielmehr zu zeigen, dass Tod und Es spielten Sternenhände vier Leben zusammengehören wie das diesseitige und – Die Mondfrau sang im Boote – das jenseitige Ufer eines Flusses. Die Kirchenmusik Nun tanzen die Ratten im Geklirr. kann viel dafür tun, dem Unbekannten den Schre- cken zu nehmen. Zerbrochen ist die Klaviatür … Ich beweine die blaue Tote. Beim Hören der oben wiedergegebenen kleinen Geschichte vom Hirten und seiner Flöte mag man- Ach liebe Engel öffnet mir cher das berühmte Bild „Die Toteninsel“ von Arnold – Ich aß vom bitteren Brote – Böcklin vor Augen haben. Betrachtet man das Origi- Mir lebend schon die Himmelstür – nal des Gemäldes in der Berliner Nationalgalerie, so Auch wider dem Verbote. wird man feststellen, dass die zunächst monolithisch schwarz anmutende Fläche inmitten der Insel ein Diese Verse spiegeln zwar in erster Linie den un- schwingender, vielfältig strukturierter Organismus glücklichen Seelenzustand der Dichterin infolge der ist, der, vertieft man sich in ihn nur lang genug, Kriegszeit wider, jedoch lassen sie sich auch losge- durchlässig und leicht wird, ja nach Zitronen und löst von diesem konkreten Hintergrund, der geprägt Zypressen duftet. Es gibt keinen Grund, sich davor ist von Exil, dem frühen Tod der Eltern, der „verro- zu fürchten. henden“ Wirkung des Krieges auf den Menschen als die Sehnsucht nach einer verloren gegangenen Sprache – einer jetzt verstummten Tonsprache – deuten. Die Farbe blau dominiert das Gedicht. Im Kontext mit den Begriffen „Mondfrau“ und „Him- melstür“ weitet sich diese Farbe in ein „Himmel- blau“. Sie steht für die Sehnsucht nach Unendlich- keit von Harmonie und Frieden. Die abschließende Anrede der Engel „Ach liebe Engel öffnet mir“ samt dem entsprechenden Reimwort „Himmelstür“ könn- ten ohne weiteres einer Bach-Kantate entstammen. „ …die Töne seiner Flöte waren schon da.“ – Die Wenn auch die umgebenden Zeilen „ … Mir lebend Kirchenmusik vermag zwischen den beiden Ufern schon …“ und „… auch wider dem Verbote …“ in Brücken zu bauen, das jenseitige mit ihrem Klang zu einer barocken Dichtung undenkbar wären, so erreichen und zuweilen auch ein Echo zu empfan- spricht aus diesen Versen doch eine ganz ähnliche gen. Es gibt eine Sehnsucht nach einer derart trans- Sehnsucht nach dem Tod. 10 Essays

„ …die Töne seiner Flöte waren schon da.“ – Was sen, den Blick heben, um das andere Ufer zu er- können wir nun dafür tun, dass unsere Musik ähnlich spähen, sensibel lauschen auf die uns umgebende weit trägt? Natur (inklusive der um uns lebenden Menschen), Es klingt ganz leicht und verlangt doch viel von uns: sensibel sein auch für das Echo unserer Töne, das Wir müssen uns verhalten wie der Flöte spielende vom anderen Ufer herüberklingt. Wir müssen uns Hirte, wir dürfen uns des Geschenkes der Musik wieder mehr bewusst machen, dass die Kirchenmu- freuen, wir sollen beharrlich sein, auch wenn die sik eine transzendentale Kraft hat, die immer wieder Lippen zittern und die Finger steif sind, unseren geweckt werden will. Horizont nicht beim nächsten Taktstrich enden las-

Essays 11

„ „Intensiv – routiniert – anregend“ – Der Komponist Wolfgang Fortner als Dozent am Heidelberger KI von Matthias Roth (Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg)

Unmittelbar nach dem Abschluss des Studiums bei Hermann Grabner und Theodor Kroyer in seiner Geburtsstadt Leipzig er- hielt Wolfgang Fortner 1931 eine Dozentenstelle am Evangeli- schen Kirchenmusikalischen Institut Heidelberg. Dieses war im selben Jahr von Hermann Meinhard Poppen gegründet worden. Dieser wiederum war Schüler des Leipziger Thomas- kantors und Gründers der ersten evangelischen Musik-Lehran- stalt, Karl Straube, und hatte zunächst den in Mannheim ge- borenen und ebenfalls in Leipzig ausgebildeten Organisten Her- bert Haag an das Heidelberger Institut bestellt. Der erinnerte sich an seinen sächsischen Studien- lenden Opern – darunter drei für berg und liegt auf dem Friedhof kollegen und schlug Fortner als große Ensembles und Orchester in Neuenheim begraben. Dozent für die Theoriefächer am - und zahlreichen Orchester- und Der Beginn seiner Unter- Heidelberger Institut vor. So kam Kammermusikwerken war Mitbe- richtstätigkeit in Heidelberg war Fortner, Jahrgang 1907, also gründer der „Darmstädter Ferien- nicht leicht, und die vorauseilen- gerade Mitte 20, nach Heidel- kurse für Neue Musik“, wo er bis den Schatten des NS-Regimes, berg, wo er am „KI“ Harmonieleh- 1959 Kompositionskurse anbot. in das er sich später selbst zum Teil verstrickte, erreichten ihn, re, Kontrapunkt und Formenlehre, Schließlich wurde er Professor für kaum dass er hier angekommen auch Partiturspiel, Generalbass Komposition zunächst in Det- und allgemeine Musikgeschichte war. Als Komponist durch einige mold, dann in Freiburg. Fortner, unterrichtete. Aufführungen einem Kennerpub- zeitweise Vorsitzender der IGNM Dass Fortner nach Kriegende likum durchaus bekannt, hatte er sowie der Dramatiker Union und schnell zu einem der führenden in Leipzig eine Diplomarbeit über in vielen anderen Gremien der Komponisten Deutschlands wur- das Kammermusikwerk Paul de und als gefragter Kompositi- Neuen Musik nach 1945 vertre- Hindemiths verfasst und Arnold onslehrer internationalen Ruf ten, war über mehr als drei Jahr- Schönberg in Berlin persönlich erlangte, hinderte ihn nicht daran, zehnte einer der einflussreichsten kennengelernt: Dessen indirektes dem „KI“ noch recht lange - bis Musikschaffenden in Deutsch- Angebot, sein Schüler zu werden, 1954 - verbunden und in der land. Nicht zuletzt hierfür wurden nahm Fortner damals (Berlin, Stadt am Neckar bis zu seinem ihm zahlreiche Preise, darunter 1930) nicht sogleich wahr, und Lebensende wohnen zu bleiben. das Bundesverdienstkreuz, ver- später gestand er sich ein: „Ich Der Komponist von vier abendfül- liehen. Er starb 1987 in Heidel- wäre für ihn noch nicht reif genug 12 Essays

gewesen.“1 Seine eigene musika- – vor genauso wie nach dem Zunft der Musikkritiker als langem lische Sprache war an Hindemith Krieg. Es kam – wie heute auch - Arm der NS-Kulturpolitik.) orientiert, was ihm selbst und auf die solide handwerkliche Fortner versuchte, sich mit dem ihn verpflichtenden Institut Ausbildung angehender Organis- den neuen Machthabern zu ar- von Seiten der NS-Presse früh ten und Chorleiter an, die meist in rangieren und seinen Job am öffentliche Kritik einbrachte: „Kul- gottesdienstlichen Zusammen- „KI“ zu behalten. Er gründete das turbolschewismus in Heidel- hängen musizieren können soll- „Heidelberger Kammerorchester“ berg?“ fragte der „Heidelberger ten. Die handwerkliche Basis für (1936) und führte damit als Diri- Beobachter“ noch vor Beginn von diese Tätigkeit vermittelte Fortner, gent Werke vom Barock bis zur Fortners Vorlesungen im August wie Zeitzeugen berichten, „inten- frühen Klassik auf sowie regel- 1931 und brachte damit auch siv, routiniert, anregend“3. Angrif- mäßig auch Kompositionen für den Institutsleiter Poppen in Be- fe der erstarkenden Nationalsozi- Streichorchester von sich selbst 2 drängnis. Dabei sollte Fortner alisten blieben dennoch nicht und einigen Zeitgenossen. alles andere als moderne Kom- aus, zumal Fortner als Komponist Daneben hatte Fortner das positionstechniken am „KI“ unter- schon in den 30er Jahren recht „Bannorchester der Hitlerjugend“ richteten. Sein Aufgabenbereich erfolgreich war. Beim Musikfest übernommen und bis 1939 gelei- war die Musiktheorie für ange- des Allgemeinen Deutschen Mu- tet, wie er selbst in einer seiner hende Organisten, Kantoren und sikvereins in Weimar 1936, das „Entnazifizierungsakte“ beilie- Chorleiter, und der Unterricht NS-Propagandaminister Goeb- genden Lebensbeschreibung basierte auf dem klassischen bels besuchen wollte, aber die schildert.4 Hier trafen sich Ju- Kontrapunkt eines Johann Jo- Stadt - durch beflissene Warnun- gendliche, die es vorzogen, Hän- seph Fux und auf der Harmonie- gen alarmiert - noch auf dem del oder Corelli zu spielen anstatt lehre Wilhelm Malers. Die Musik- Flugplatz wieder verließ – die quasi militärisch geschult durch geschichte begann mit den frü- Ausstellung „Entartete Musik“ den Wald zu robben. Der Beitritt hesten Ausprägungen der Poly- 1938 in Düsseldorf war eine Fol- zu einer Jugendorganisation der phonie und endete - meist aus ge dieses „Eklats“ -, stand Fort- NSDAP war für Jugendliche vom Zeitmangel - kurz nach Beetho- ner auf einer langen Liste uner- 10. bis zum 18. Lebensjahr ver- ven mit Ausblicken auf Bruckner, wünschter Neutöner des „Dritten pflichtend und konnte nur mit Brahms, Reger oder Cesar Reichs“. Im folgenden Jahr konn- Hinweis auf geistige Zurückge- Franck, nach 1945 auch auf De- te das Musikfest noch ein letztes bliebenheit oder Nichterfüllung bussy. Erst nach Kriegsende Mal in alter Form stattfinden, der „blutmäßigen Anforderungen“ wurden Hindemith, Bartók oder dann nahm die „Reichsmusik- umgangen werden.5 Einige der Schönberg überhaupt gestreift – kammer“ das Heft in die Hand jugendlichen Musiker im HJ- in speziellen Einzelvorträgen zur und überprüfte jeden Teilnehmer Orchester - Fortner dirigierte bei musikalischen Moderne. auf seine NS-Gesinnung. (Dass offiziellen Anlässen auch in Uni- Bei den angehenden Kir- hier der „Vierteljude“ Boris Bla- form - sind später als Musikwis- chenmusikern war das Interesse cher dennoch aufgeführt wurde, senschaftler oder Dirigenten her- an der musikalischen Moderne war wohl der Unachtsamkeit der vorgetreten: Ulrich Dibelius, Ru- für die praktische Arbeit im späte- „Reichsmusikprüfstelle“ zu ver- dolf Stephan oder Rolf Reinhardt ren Beruf auch kaum von Belang danken; künftige Teilnahmen etwa. verhinderte die gleichgeschaltete 1 Müller-Marein/Reinhardt, „Das musikali- sche Selbstportrait“, Nannen-Verlag 1963, 4 Akte Fortner im Generallandesarchiv S. 391. Karlsruhe, 465a/59/5/5591. 2 Abdruck in Steiger, Renate (Hg.), „Die 5 „Musik in Jugend und Volk“, Amtliche Hochschule für Kirchenmusik... Festschrift 3 Walter Salmen, „Der Lehrer und Kom- Musikzeitschrift der Reichsjugendführung, zum 75jährigen Bestehen“, Heidelberg ponist Wolfgang Fortner an der Wende der Werkscharen und N.S.-Gemeinschaft 2006, S. 33. Siehe auch Brigitta Weber, 1944/45“ in „Festschrift Prof. Jiri Fukac“, ‚Kraft durch Freude’ und der Deutschen, ebd., S. 173ff. 1998, S.124 ff. 1939, S. 51 und 141ff. Essays 13

Als Komponist blieb Fort- Hintergrund eines befürchteten und Webern wurde allerdings erst ner in dieser Zeit nicht untätig, Bekanntwerdens seiner homose- im Rahmen der samstäglichen wenngleich er manche Gelegen- xuellen Neigungen in Kreisen der Kohlhof-Treffs deutlich und z.T. heit offenbar ungenutzt ließ, im evangelischen Kirche oder einer von den jungen Komponisten in Kontext des „Dritten Reichs“ größeren Öffentlichkeit. Vermu- diese Diskussionen eingebracht: wirklich groß heraus zu kommen. tungen in diese Richtung9 konn- Hans Werner Henze, Hans Zeh- Nach anfänglichen Erfolgen hielt ten allerdings bisher nicht mit den, Thomas Baldner, Hans Ul- er sich im Vergleich zu anderen Dokumenten untermauert wer- rich Engelmann oder Wolfgang Altersgenossen bald merklich den. Ludewig trafen sich dort mit Fort- zurück6 und trat nur selten mit Nach Kriegsende kam ner, und auch die damaligen großen sinfonischen, oratori- Wolfgang Fortner vergleichswei- „KI“-Studenten Ernst-Ulrich von schen oder szenischen Bühnen- se problemlos durch die Verfah- Kameke oder Klaus Loeffelholz v. werken hervor, die größere Etats ren der „Entnazifizierung“. Er Colberg nahmen gelegentlich und mehr Öffentlichkeit gefordert wurde als „Mitläufer“ des NS- daran teil. Der „Kohlhof-Club“ gilt hätten. 1943 wurde immerhin Staates eingestuft und konnte heute als geradezu legendärer noch ein Klavierkonzert in C-Dur nach Zahlung einer Geldstrafe im Treffpunkt junger Komponisten in in Heidelberg uraufgeführt. Be- Januar 1947 bereits wieder als der direkten deutschen Nach- 10 reits 1940 hatte er das „Heidel- Lehrer, Dirigent und Komponist kriegszeit . berger Liederblatt“ ediert, ein arbeiten. Weder Berufs- noch Unterdessen lief Fortners dünnes Heft mit einem Dutzend Publikationsverbot waren mit Theorieunterricht am Kirchenmu- einstimmiger, meist mehrstrophi- dieser Sühne verbunden. So sikalischen Institut wieder in ruhi- gen Geleisen. Zahlreiche KI- ger Soldatenlieder7: „Als Geden- konnte der Unterrichtsbetrieb am Absolventen erinnern sich heute ken für die aus dem Lazarett „KI“, der bereits im Winter noch an ihren damaligen Lehrer, entlassenen Soldaten herausge- 1945/46 langsam wieder begon- der auch in späteren Jahren – geben im Auftrage des Reserve- nen hatte, ein Jahr später schon zuletzt 1981 – sein Haus in Hei- lazaretts Heidelberg und in Ver- ohne behördliche Einwände ge- delberg für „Ehemaligentreffen“ bindung mit der Kreisleitung der gen Fortner verlaufen. Dieser zur Verfügung stellte und die NSDAP“. 1941 – also relativ spät hatte in der Zwischenzeit auch Verbindung zu ihnen gerne hielt. - trat Wolfgang Fortner in die eine kleine Schar junger Musiken- thusiasten in seinem Domizil auf Aus seiner Klasse sind viele Staatspartei ein (in seiner „Entna- dem Kohlhof um sich geschart, nachher bedeutende Chorleiter, zifizierungsakte“ bezeugt er, dass die als gerade einmal 20-Jährige Wissenschaftler oder Publizisten sein Parteieintritt um ein Jahr – 11 starkes Interesse zeigten an dem, hervorgegangen : Neben den auf 1940 – vordatiert worden was sie nach zwölf Jahren NS- Genannten auch Lawrence Fei- sei)8, möglicherweise vor dem Diktatur nicht kannten. Der knapp ninger (Sohn des berühmten 40-jährige Fortner konnte darüber Malers), Bruno Penzin (Gründer 6 Vgl. Laux, Karl, „Musik und Musiker der der „Heidelberger Studentenkan- Gegenwart“, Essen 1949. Allgemeine aus der Zeit vor 1933 berichten Literatur hierzu: Prieberg, Fred K., „Musik und machte sie vertraut v.a. mit im NS-Staat“, Frankfurt 1982, auch ders., „Handbuch Deutsche Musiker 1933- der Musik Hindemiths und Stra- 10 Matthias Roth „Der Komponist Wolf- 1945“, CD-ROM, 2005, und Thomas winskys. Die Bedeutung Schön- gang Fortner und sein „Kohlhof-Club“ in Schipperges, „Musik unterm Hakenkreuz: bergs und seiner Schüler Berg „Die Insel im Wald“, Heidelberg 2006, S. Heidelberg 1933-1945“ in Jörn 132 ff. Bahns/Kurpfälzisches Museum (Hg.) 11 Wesentliche Informationen verdanke ich „Verführt und verraten – Jugend im Natio- mitgliedsnummer 7818245 im Spiegel den bisher nicht genannten ehemaligen nalsozialismus. Bruchstücke aus der seiner ‚Entnazifizierungskate’“ in Busch- „KI“-lern der Jahre 1945-54: Marianne Region“, Heidelberg 1995, S. 109ff. Salmen/Günther/Salmen (Hg.) „Musik in Gottschick, Hedwig Lehr, Enrico Raphae- 7 Universitätsbibliothek Heidelberg, G Baden-Württemberg. Jahrbuch 2005, S. lis, Heinrich Tröschel, Heide Stecher- 42 9217 /25 157ff. Cramer, Ernst Arfken, Hans Schmidt- 8 Matthias Roth, „War Wolfgang Fortner 9 Michael H. Kater, „Die missbrauchte Mannheim, Horst Stegmann und Waldram ein Nazi? Der Komponist mit der Partei- Muse“, Wien 1998, S. 328. Hollfelder. 14 Essays

torei“), Josef Michel (später Kan- „ OrganistInnen der HfK erfolgreich bei Wettbewerben tor in Mannheim), Walter Salmen (Musikforscher und Publizist), der ƒ Ekaterina Kofanova (KE Orgelklasse Sander) gewann den 1. Preis später in Kassel wirkende Diri- beim 29. Premio Valentino Bucchi „The Organ in the 20th and 21st gent und Organist Klaus Martin Century“ in Rom. Ziegler oder Rolf Schweizer. Von ƒ Jens Amend (KE-Absolvent, Orgelklasse Sander) gewann den 3. den zeitgleich privat unterrichte- Preis beim 21. Internationalen Orgelwettbewerb Nijmegen sowie ten Kompositionsschülern seien den 2. Preis beim Internationalen Orgelwettbewerb "Mikael Tariver- noch genannt: Ludwig Lenel, Karl diev" in Kaliningrad. Michael Komma, Hans Peter

Haller, Richard Rudolf Klein, Gün- Unterstützen Sie ther Becker oder Heinz Werner Zimmermann (der auch Fortners „Kirchenmusik Nachfolge als Theorielehrer am „KI“ übernahm). Durch seine made in Heidelberg“ Darmstädter Ferienkurs-Tätigkeit motivierte Fortner bis 1954 auch Bis heute hat die Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg die Kir- Wolfgang Köhler, Diether de la chenmusikszene in ganz Deutschland maßgeblich geprägt, bedeuten- Motte, Bernd Alois Zimmermann, de Kirchenmusiker und Kirchenmusikerinnen sind aus ihr hervorge- Bengt Hambraeus oder Robert gangen. Das im Jahr 2006 gefeierte 75jährige Jubiläum der HfK hat Suter12. den Impuls zur Gründung eines Förderkreises geben, der die Förde- rung der Arbeit an der Hochschule zum Ziel hat.

Insbesondere sollen die Studierenden unterstützt werden durch ƒ Stipendien ƒ Beihilfen zu Notenanschaffungen ƒ Teilnahme an auswärtigen Kursen und Seminaren

Als Fördermitglied erhalten Sie regelmäßige Informationen über alle Aktivitäten der Hochschule für Kirchenmusik sowie freien Eintritt zu sämtlichen Konzerten und weiteren Veranstaltungen.

Der jährliche Mindestbeitrag beträgt 30 Euro (für Studierende 15 Euro). Ein ausführliches Buch von Matthias Über die geleisteten Mitgliedsbeiträge erhalten Sie eine Spendenbe- Roth über Wolfgang Fortner wird in scheinigung. Kürze unter dem Titel „Ein Rangier- bahnhof der Moderne – Der Kompo- Bitte füllen Sie das in dieser Ausgabe beiliegende Antragsformular aus nist Wolfgang Fortner und sein Schü- und lassen uns dieses zukommen. Sie erhalten dann weitere Informa- lerkreis. Erinnerungen, Dokumente, Hintergründe, Porträts“ im Rombach- tionen. Für Ihre Bereitschaft sei Ihnen schon heute ganz herzlich ge- Verlag Freiburg erscheinen. dankt.

Förderkreis der Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg 12 In Vorbereitung: Matthias Roth, „Ein Hildastr. 8 | 69115 Heidelberg | Tel.: 06221/27062 | Fax: 06221/21876 Rangierbahnhof der Moderne – Der E-Mail: [email protected] | Internet: http://www.hfk-heidelberg.de Komponist Wolfgang Fortner und sein Schülerkreis. Erinnerungen, Dokumente, Ansprechpartner: Prof. Eugen Polus Hintergründe, Porträts.“ Freiburg 2007/08. Akzente 15

„ Inge-Bullinger-Pittler-Gesangswettbewerb 2007

Am 6. Juni 2007 fand zum 18. Mal der Inge-Bullinger-Pittler- Gesangswettbewerb statt. Die Stifterin, Frau Inge Bullinger-Pittler, war bis 1990 Dozentin für Gesang an der Hochschule. Bei ihrem Ausscheiden hat sie einen jährlichen Wettbewerb für Gesang und Klavierbegleitung mit ei- nem Preisgeld von insgesamt 2100.- Euro für die Studierenden der Hochschule gestiftet. Die Wahl des Wettbewerbsprogramms ist freigestellt; möglich sind Gesangsdarbietungen aus den Bereichen Alte Musik, Lied, Oratorium, Oper und Musical.

Im Studiengang Künstlerische Ausbildung Gesang erhielt Byung Yoon So den 1. Preis, im Studiengang Kirchenmusik wurden zwei 2. Preise an Julian Franke und Thomas Rapp vergeben.

Den Preis für die beste Klavierbegleitung erhielten Friederike Meuth und Markéta Schley-Reindlová. Byung Yoon So, 1. Preisträger des Wettbewerbs 2007

„ Virtuose Orgelklänge in der evangelischen Kirche in Heddesheim

Keine leichte Aufgabe erwartete die acht Teilnehmer des inzwischen schon fast traditionellen Improvisationswettbewerbes an der Burkard- Steinmeyer-Orgel in Heddesheim.

Nur zwei Tage Vorbereitungszeit standen für die Improvisationen über ein klassisches Choralthema und ein Motiv aus der Sparte Neue Lie- der – Gospel-Pop zur Verfügung. Für die dritte Aufgabe, Improvisation über einen Psalm, hatte jeder der Teilnehmer sogar nur eine halbe Stunde Probezeit, da diese Aufgabe erst am Wettbewerbstag ausge- lost wurde. Durch Auslosung wurde die Reihenfolge des Auftrittes der Teilnehmer - vier Teilnehmer der Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg und vier Teilnehmer der Hochschule für Kirchenmusik Tübingen - festgelegt.

Philipp Popp eröffnete den Wettbewerb. Mit klangvollem Spiel überraschte Sung Nam Cho die wenigen, aber sehr interessierten Zuhörer und die Jury. Es folgten Antal Varadi und Björn Griesheimer. Auch Martin Lehmann konnte mit seinen Improvisationen überzeugen. Nicht ganz so gelungen fanden die Zuhörer den Vortrag der einzigen Teilnehmerin Heesung Park. Jan Smejkal dagegen gelang es, sich mit seinen Vorträgen in den Kreis der Preisträger zu spielen. Als letzter Wettbewerbsteilnehmer glänzte Johannes Pflüger. Seine Vorträge über den Choral „O König aller Ehren“, das Lied „Gib uns Frieden jeden Tag“ und den „Psalm 126“ wurden so ab- wechslungsreich, klangvoll und überzeugend dargeboten, dass er zu den Favoriten des Wettbewerbs zählte.

16 Akzente

Die fachkundige Jury (Stefan Göttelmann - Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg, Johannes Mayr - Hochschule für Kirchenmusik Tübingen, Dieter Kreuz - Bezirkskantor i.R., Dr. Henning Scharf - Organist Heddesheim und Dr. Herbert Anzinger - Pfarrer Heddesheim) kam dann nach längerer Beratung zu folgendem Ergebnis: 3. Preisträger: Jan Smejkal 2. Preisträger: Sung Nam Cho 1. Preisträger: Johannes Pflüger

Bei der Preisübergabe bedankte sich der Moderator bei den Teilnehmern, den Juroren und bei allen Sponsoren, ohne deren Unterstützung eine kostenneutrale Ausrichtung des Orgelwettbewerbs nicht möglich gewesen wäre. Hier galt es ganz besonders, den Rotary Club Schriesheim-Lobdengau zu erwähnen, der zum wiederholten Male den Hauptpreis von 500,- EURO zur Verfügung gestellt hat. Mit der Zusage der Preisträger, im nächsten Jahr - wenn möglich - gemeinsam ein Konzert in der evangelischen Kirche in Heddesheim zu gestalten, endete ein ereignisreicher Nachmittag. Henning Scharf, Organist in Heddesheim

„ Chorwoche in Rippenweier

schied, dass die „Beute“ nicht materieller, sondern musikalisch-geistlicher Natur war. Zumindest war dies im Blick auf das am 23. 5. in der Stadtkirche Pforzheim geplante Konzert, bei dem jene „Beute“, namentlich Musik von Bach, Schein und Brahms präsentiert werden sollte, eine der offiziellen Be- gründungen, diese Chorwoche zu veranstalten. Sie sollte diesmal im Ferienheim Rippenweier im Oden- wald stattfinden. Andere Argumente dafür, wie z. B. die mehr oder weniger unumgänglich konsequente Als am 30.4. ab ca. 13 Uhr in den Kellerräumen der und disziplinierte Teilnahme an Arbeitsphasen oder HfK rege Bewegung zu spüren war und sich kleine der gemeinschafts- und geselligkeitstiftende Aspekt, Grüppchen fleißiger Kl-Studenten zum Aufbruch die solch ein Wohnen und Arbeiten unter ein und zusammenfanden, war es wieder so weit: demselben gemeinsamen Dach mit sich bringen, Es nahm jenes allsemestrige Unternehmen seinen liegen auf der Hand, jedenfalls objektiv betrachtet. Lauf, das in der deutschen Musikhochschulland- So nahm also die Chorwoche ihren Lauf und gegen schaft wohl eine Rarität darstellt, die besagte Chor- 15 Uhr fand sich der Badische Kammerchor der HfK woche begann. Die Situation lässt sich vielleicht am zusammen mit seiner künstlerischen Leitung Herrn besten mit der eines kleinen Ameisenvolkes verglei- Stegmann und erstklassigem Küchenpersonal im chen, aus dem sich eine Kolonie auf den Weg Ferienheim zum Nachmittagskaffee ein. Die nun macht, um fette, großdimensionierte Beute außer- folgenden Tage bis Freitag Nachmittag waren in halb ihres Baus zu erlegen bzw. sie für das übrige einen regelmäßigen Tagesablauf mit im Schnitt ca. 5 Volk erreichbar und genießbar zur machen. Bei jener Stunden Probenzeit eingeteilt, so dass noch genug Kolonie aus Heidelberg allerdings mit dem Unter- Zeit für Essen inklusive Küchendienst, Schlafen, Akzente 17

Geselligkeit, „Wellness“ und, wie es sich gehört, mes entspanntes Wandern, Fahrradfahren oder die geistliche Einkehr blieb. Zu diesen Punkten im ein- Ballsportarten Tischtennis und Volleyball. Ein Ange- zelnen einige meiner Meinung nach erwähnenswerte bot der besonderen Art war das Joggen mit unserm Details: Coach. Von Gruppentraining bis Einzeltrainingsein- Unvergesslich wird wohl unser Chorleiter Herr heiten wurde alles angeboten und wahrgenommen. Stegmann bleiben, wie er uns in chorleitungsmetho- Dabei trat auch der sportliche Ehrgeiz eines Chorlei- disch vorbildlicher Arbeitshaltung nachahmende ters zu Tage, auf den an anderer Stelle noch verwie- Vergleiche aus der Tierwelt zum Zwecke der Be- sen werden wird. Beim Joggen jedenfalls forderte er wußtwerdung gesangstechnisch vorteilhafter Mund- erste Opfer, oder sagen wir lieber im sportlichen stellungen für eine einheitliche und ausgewogene Sinne: es fand eine, wenn auch versehentliche, Leis- Tongebung hinsichtlich Intonation und Vokalfärbung tungsklasseneinteilung statt. Jedenfalls endete das vorführte. So diente z. B. der kurzrüsslige Tapir als erste Gruppenjogging mit einer Suchaktion einer Anschauungshilfe, um vor allem den Bässen ein vermissten Joggerin, die zur Erleichterung aller dann geschnutetes „Herr, Herr höre meine Stimme“ zu doch noch erfolgreich verlief. entlocken, was nach engagierten Nachahmungs- Ereignisse dieser Art ließen in der probenfreien Zeit bemühungen dann auch gelang. Sozusagen um- also keine Langeweile aufkommen, so dass auch rahmt wurden die Probenzeiten durch Essen. Und die Abende alles andere als trockene Angelegenhei- dabei wäre jeder, der Sorgen um das leibliche Wohl ten waren. Davon zeugten die zahlreichen Strichlein von angehenden Kirchenmusikerlnnen hegt, eines auf der Getränkeliste für Wein und Bier. Natürlich Besseren belehrt worden, denn was jenes o.g. Kü- wurde nicht nur getrunken. In erster Linie wurde ge- chenpersonal aus einfachen Mitteln zauberte, waren redet, gelesen, sogar vorgelesen und gespielt, wie kulinarische Highlights, die sich auf die Stimmung z. B. Karten oder „Mafia“, eine gruppenpsycholo- bei den gemeinsamen Mahlzeiten und darüberhi- gisch reizvolle Variante von „Räuber und Gendarm“. naus wirklich bereichernd auswirkten. Franz sei Als dann am Freitag Nachmittag die Chorwoche zu Dank! Dieses Genießen soll aber nicht den Eindruck Ende ging, waren wir mit den gemachten Erfahrun- von einem zur Bequemlichkeit tendierenden Aufent- gen und Ergebnissen im Blick auf die musikalisch halt erwecken. Denn das vorhandene „Wellnessan- künstlerischen Anforderungen des Konzertpro- gebot“ nutzten wir phantasievoll, wenn auch teilwei- gramms, unsere physische Belastbarkeit und vor se unfreiwillig. allem den Teamgeist bestens auf das Konzert im Rahmen der Bachstunden an der Stadtkirche Pforz- heim vorbereitet. An diesem nicht unbedeutenden Ort deutscher Nachkriegs- und Nachkriegskirchen- musikgeschichte fand schließlich am 23.5. um 19 Uhr jenes Konzert unter dem Motto „Höre meine Stimme“ statt, zu dem wir fast alle per Zug anreis- ten. Zusammen mit der Kammerphilharmonie Mannheim und den Solisten Gerlinde Sämann (Sop- ran), Viola Kremzow (Alt), Sebastian Hübner (Tenor), Matthias Horn (Bass) führten wir die Bachkantaten „Aus der Tiefe“ BWV 131 und „Ich hatte viel Be- kümmernis“ BWV 21 auf sowie Psalm 13 für Frauen- Da waren z. B. die rudimentären Schlaf- und chor und Orgel von und Scheins Waschgelegenheiten gegen ungesundes zu langes a cappella-Vertonung von Psalm 116. Schlafen und Verweichlichung, die einige körperlich Zunächst stand uns allerdings noch eine ausge- indisponierte Teilnehmerinnen zu Pendlern machten. dehnte Generalprobe bevor, die uns einiges an Einen „Trainingsausgleich“ dafür boten gemeinsa- Kondition abverlangte, aber schließlich waren und 18 Akzente

wurden wir ja auch in physischer Hinsicht gut trai- nuss, und seine Aufbereitung wird uns gerne in Er- niert und wenn man Musikmachen im ganzheitlichen innerung bleiben. Sinne begreift, so kann darin natürlich auch die Immanuel Zeh, Student an der HfK manchmal notwendige sportliche Herausforderung ihren Platz und ihre Berechtigung haben. Als wir dann vor dem Altar aufgestellt mit Scheins Psalm 116 das Konzert eröffneten, standen wir zu unserer Freude einem außerordentlich zahlreichen Publikum gegenüber, das uns am Ende nach Bachs Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ sehr angetan mit viel Beifall bestätigte und belohnte. So fand die Chorwo- che letztendlich damit ihren musikalisch-künstlerisch ertragreichen und erfolgreichen Abschluss, und wir haben darüber hinaus gelernt: dass ein Konzert ein lohnenswertes Ziel ist, hängt nicht nur von seinem Erfolgspotential ab, sondern eben gerade auch von der Möglichkeit, Erfahrungen im ungebremsten Live- Geschehen zu sammeln, wie z. B., dass eine Prim im Zweifel als äußerst raffiniert kompliziert gesunge- nes Intervall in Erscheinung treten kann oder dass der bestbezahlte Einsatz innerhalb des Orchester- parts ohne Zweifel nicht immer der zuverlässigste ist.

Das Fazit der Mission, im Sinne des anfänglichen Vergleichs: Der große Happen war mehr als ein Ge-

Akzente 19

„ Arbeitswoche der Orgelklasse Heinrich Walther in Neuf-Brisach (Elsaß)

Artikel aus „Dernières Nouvelles d’Alsace“ Nr. 165 vom 17. Juli 2007 (Übersetzung: Heinrich Walther): Am Sonntag fand in der freundlich hellen Kirche St. Louis in Neuf Brisach ein Orgelkonzert statt, gegeben von Studenten der Klasse von Heinrich Walther, Lehrer an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg. In dem schönen Konzert mit Werken von Buxtehude, Nicolas de Grigny, Clérambault und dem be- rühmten der Thomaskirche Leipzig Johann Sebastian Bach haben die Schüler aus Korea, Italien und Deutschland in ihrem Vortrag das Vertrauen ihres Lehrers unter Beweis gestellt. Nach der vierjährigen Ausbildung an der Heidelberger Hochschule für Kirchenmusik werden die Absolventen in der Regel Musikerstellen an deutschen Pfarrgemeinden innehaben. Während ihres dreitägigen Workshops im Elsaß haben sie auch verschiedene Orgeln der Umgebung besucht, z.B. St. Matthieu in Colmar. Der Erlös dieses Benefizkonzerts kommt der kürzlich durchgeführten umfangreichen Restauration der Orgel von Neuf Brisach zugute, die wertvolle Pfeifenbestände des 18.und den 19. Jahrhunderts beherbergt.

Artikel aus „L’Alsace“ vom 21. Juli 2007:

20 Berichte

„Wo Wort und Ton sich berühren“ 20 Jahre gemeinsame Seminargottesdienste mit der theologischen Fakultät

te finden seit 1995 fast durchgehend in der Peters- kirche statt. Von theologischer Seite wurden sie zunächst durch Pfr. Ulrich Wüstenberg und Prof. Dr. Walther Eisinger, später u.a. durch Prof. Dr. Lothar Steiger sowie in den letzten Jahren durch PD Dr. Georg Lämmlin betreut, während die Kirchenmusik zunächst durch die Rektoren Prof. Dr. Wolfgang Herbst und Prof. Hermann Schäffer und seit dem WS 2000/01 durch Prof. Gerhard Luchterhandt und Stefan Göttelmann vertreten war bzw. ist. Ab dem WS 2007/08 wird OKR Dr. Michael Nüchtern in sei- ner Eigenschaft als Privatdozent der Universität Heidelberg die theologische Betreuung der Semi- Seit nunmehr zwei Jahrzehnten lernen Heidelberger nargottesdienste übernehmen. Theologie- und Kirchenmusikstudenten voneinander in gemeinsam gestalteten Seminargottesdiensten – Grund genug, einmal über diese Zusammenarbeit zu berichten. Als Weiterentwicklung der am früheren K.I. seit lan- ger Zeit existierenden Tradition hausintern durchge- führten „Gottesdienstübungen“ wurde ab WS 87/88 auf Initiative unseres damaligen Rektors, Prof. Dr. Wolfgang Herbst, der „Gottesdienst mit Nachge- spräch“ als gemeinsame Veranstaltung des Homile- tischen Seminars an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg und der späteren Hochschule für Kirchenmusik ins Leben gerufen. Der Grundge- Auf Seiten der Theologen begleitet und vertieft ein danke dieser jeweils im Wintersemester stattfinden- homiletisches Hauptseminar die Gottesdienstreihe. den neuen Heidelberger Gottesdienstreihe war: Diese Rolle übernimmt bei den Kirchenmusikern der Junge Theologen und angehende Kirchenmusiker Einzelunterricht im Liturgischen Orgelspiel. Die ein- sollen bereits in der ersten Ausbildungsphase ihre zelnen Gottesdienste werden von Dreiergruppen Arbeit aufeinander zu beziehen lernen, nicht erst im aus Liturg, Prediger und Kantor vorbereitet und ge- Predigerseminar oder in einer Fortbildung. Das staltet. Die Voraussetzungen sind dabei durchaus Grundkonzept ist bis heute unverändert: Studieren- unterschiedlich: Während Kirchenmusiker meist de der Theologie und der Kirchenmusik bereiten schon vor dem Studium begonnen haben, prakti- gemeinsam Gottesdienste vor und beurteilen die sche Gottesdienst-Erfahrungen zu sammeln, halten Ergebnisse miteinander im Nachgespräch. Die zu- angehende Theologen innerhalb dieses Seminars in nächst in der Friedenskirche gefeierten Gottesdiens- der Regel ihre erste öffentliche Predigt und verfügen Berichte 21

auch sonst meist nur über wenig liturgische Praxis. frustrierenden und doch wertvollen Ergebnissen Daraus erwächst ein unterschiedliches Maß an litur- dieser gemeinsamen Auswertung. Letztlich resultiert gischer Souveränität: Die einen scheuen den Auftritt aus den Nachbesprechungen – und das geht sogar im Talar, während die anderen ihn ganz offensicht- den kirchenmusikalischen und theologischen Leitern lich suchen. Beide aber merken schnell, wie sehr des Seminars so – die Grunderkenntnis, dass sich sich diese scheinbaren Äußerlichkeiten unmittelbar ein gelungener Gottesdienst weder als „Konzert mit auf Sprache und Habitus auswirken. Der sich im Gemeindebegleitung“ noch als „musikalisch gestal- Hintergrund an seiner Orgel verschanzende Kir- tetes Gebet mit wissenschaftlicher Erläuterung“ oder chenmusiker hat es da einfacher, solange er nicht gar als „Seminarvortrag mit liturgischer Umrah- als Kantor fungiert... Gelegentlich gerät diese erste mung“ fassen lässt, sondern vielmehr etwas ganz gleichberechtigte Zusammenarbeit der Beteiligten Eigenes darstellt, das nur in diesem intensiven Mit- zu einer (ganz praktischen) Auseinandersetzung einander von Liturg, Prediger und Kantor entstehen über die spätere Rolle, beispielsweise dann, wenn kann. der Prediger sich das Predigtlied lange offen hält, Von diesem Miteinander profitieren sogar die Semi- weil er bis zum letzten Augenblick an Predigtinhalt nargottesdienste, welche die Hochschule für Kir- und -form feilt, der angehende Kantor sich aber chenmusik jeweils im Sommersemester in Eigenre- gerade darauf – als zentraler theologischer Aussage gie veranstaltet. KirchenmusikstudentInnen über- des Gottesdienstes – besonders intensiv vorbereiten nehmen hier liturgische Funktionen, darin betreut will. von Pfarrer Dr. Mautner. Nicht selten aber tragen die im vorherigen Wintersemester geschlossenen Be- ziehungen weiter, und es predigen Theologiestuden- ten, nun ganz auf freiwilliger, freundschaftlicher Ba- sis!

Prof. Dr. Gerhard Luchterhandt, seitens der HfK seit 2000 für die Seminargottesdienste verantwortlich.

Nachfolgend ein paar Meinungen und Reflexionen von Beteiligten:

Aufschlussreich und interessant sind immer die „ Erfahrungen mit dem homiletisch- gemeinsamen Nachgespräche: Hier treffen theolo- gische (Seminar-) Fachsprache und gleichsam „an- liturgischen Seminar aus praktisch- gewandte Musiktheorie“, dazu unterschiedlichste theologischer Sicht regionale Gewohnheiten und landeskirchliche Tradi- tionen aufeinander. Nicht selten zeigen sich dazu „Die denken ja tatsäch- erstaunliche Diskrepanzen zwischen Selbstwahr- lich ganz anders als wir nehmung und der Beurteilung durch die Fachge- TheologInnen!“ und „Die meinde der Theologen und Musiker: Dass eine raffi- sind ja total professio- niert aufgebaute Predigt unter Umständen aus ba- nell!“ – so etwa zwei nalen Gründen ihre Wirkung verfehlen bzw. die Wort- wahllos herausgegriffene Ton-Komplexität einer wochenlang vorbereiteten Äußerungen von der Orgelmeditation oder eines kunstvollen Begleitsat- Seite der Theologie- zes ins Leere laufen können – etwa dann, wenn man Studierenden zur Zu- nicht gut mitsingen kann –, gehört zu den manchmal sammenarbeit mit den KirchenmusikerInnen. Für 22 Berichte

mich als dreimaligen Leiter des Seminars für die PD Dr. Georg Lämmlin, Praktisch-theologisches theologisch-homiletische Seite ist dieses Arrange- Seminar der theologischen Fakultät, Universität ment äußerst spannend und profitabel. Die Theolo- Heidelberg (Theologischer Leiter des Gottesdienst- gie-Studierenden profitieren sowohl bei der Vorbe- Seminars 2003-2007) reitung wie in der Feedback-Runde von der „Außen- sicht“ der KirchenmusikerInnen und das trägt zu einer sehr intensiven Erfahrung mit dem ersten Pre- „ Theologie und Gemeinde digen bei: Die Predigt im Seminargottesdienst erhält durch die professionelle musikalische Gestaltung Das Theologiestudium sowohl einen äußerst tragfähigen und verstärkenden ist lang, der Praxisbe- Rahmen, wie sie in ihrem theologischen Anspruch zug kurz. Gerade jetzt, darin auch gespiegelt wird und sich zu behaupten da ich Vikar geworden hat. Das ist aus der Sicht des Homiletikers ein äu- bin, wird mir wieder ßerst fruchtbarer Gewinn für die Reflexion des eige- bewusst, wie wenig das nen Predigtstils. Darüber hinaus bedeutet die Be- Studium auf den Alltag gegnung mit den KirchenmusikerInnen eine Berei- in der Gemeinde vorbereitet hat. Eine der (in dieser cherung in verschiedener Hinsicht. Sie macht in Hinsicht) sinnvollsten Veranstaltungen waren die einer frühen Phase deren Bedeutung für die ge- Seminargottesdienste in Zusammenarbeit von Theo- meinsame (!) Gottesdienstgestaltung deutlich, sie logischer Fakultät und Hochschule für Kirchenmu- trägt entscheidend dazu bei, sich in der Gottes- sik. Bei mehreren Gelegenheiten konnte ich hier dienstgestaltung zu den Menschen hin zu öffnen mitwirken und -gestalten. In mehrfacher Hinsicht war (und keinen innertheologischen Diskurs zu führen) dies für mich gewinnbringend: und führt in der lebendigen und manchmal auch 1. Anwendung der Theologie. Es ging nicht mehr kontroversen Auseinandersetzung vor Augen, dass um exegetische Korrektheit und reine Lehre – es tatsächlich verschiedene Wahrnehmungen der das auch – doch es ging um den Transfer: die eigenen Predigt gibt, die es zu verstehen gilt. Unter Verkündigung des Evangeliums in Verzahnung dem Gesichtspunkt der Gottesdienstgestaltung als von Liturgie und Predigt. Verkündigung ist mehr zentraler Aufgabe im Pfarramt würde ich eine weit als die Predigt. intensivere Aufnahme dieser Zusammenarbeit in das 2. Einübung als Liturg. Hier konnte ich die Rolle, praktisch-theologische Curriculum begrüßen, min- die ich später vor der versammelten Gemeinde destens in Form eines zweisemestrigen Projekts zur ausführen sollte, schon einmal „vorfühlen“ und Gottesdienstgestaltung, das die beobachtende einüben. Teilnahme mit propädeutischen Übungen im ersten 3. Kirchenmusik und Liturgie. Beides kommt im Teil und die aktive Gottesdienstgestaltung mit ent- Theologiestudium deutlich zu kurz. Besonders sprechendem Feedback im zweiten Teil kombiniert, die Zusammenarbeit mit den „liturgischen Fach- ergänzt durch eine Auseinandersetzung mit liturgi- leuten“ hat mich für viele Feinheiten sensibili- scher und homiletischer Theorie. Erstrebenswert siert, die ich ansonsten immer noch nicht ge- wäre aber auch eine Art Master-Zertifikat in diesem lernt hätte. Bereich als eine Spezialqualifikation mit einem Cur- 4. Feedback im geschützten Rahmen. Zum einen riculum über 4 Semester. Eine Basis-Qualifikation in war das Fehlermachen weitaus verzeihlicher als Gottesdienstgestaltung, in der praktische Einübung in der realen Praxis, zum anderen brachte das und Reflexion kombiniert werden, sollte nach mei- Feedback gerade von Kirchenmusikern eine nen Erfahrungen mit dem homiletisch-liturgischen ganz andere Sichtweise. Seminar in jedem Fall zur Pflicht im Theologie- Durch diese Übungen habe ich zwar noch keine Studium werden. Routine erlangt, jedoch eine große Gelassenheit für Berichte 23

die Praxis gewonnen. Bei meinem ersten Gottes- Gewinn, den der Seminargottesdienst für Kirchen- dienst konnte ich aus diesen Erfahrungen schöpfen. musik- und Theologiestudenten abwirft, scheint mir Schade, dass so etwas im Studium viel zu wenig daher für die Theologen evtl. die Verschiebung ins vorkommt. Vikariat günstig zu sein. Dann sind viele Anfangsfra- Ein Wehrmutstropfen bleibt jedoch: so hochqualifi- gen zu Gottesdienst, Liturgie und Predigt schon zierte Kirchenmusiker findet man vor allem in kleine- beantwortet und das Augenmerk könnte auf der ren Gemeinden selten bis gar nicht. Da wird man in Zusammenarbeit mit dem hauptamtlichen Kirchen- Heidelberg schon etwas verwöhnt. musiker liegen, einer Fähigkeit, die, wie mir die Pra- xis zeigt, unter den Pfarrern sehr unterschiedlich Stephan Achtermann, Vikar in Garbsen bei Hanno- ausgeprägt ist. Natürlich ist die Gottesdienstgestal- ver, Hannoversche Landeskirche. tung auf hohem Niveau Thema des Seminars, ein (2004 und 2005 Teilnehmer des Seminars) bisschen aber auch das Aufeinandertreffen der Be- rufsbilder Kirchenmusiker und Pfarrer. Und da gibt

es auch jede Menge zu lernen. „ Unterschiedliches Maß an

Erfahrung Gudrun Fliegner, Kirchenmusikerin, Assistentin an der Stadtkirche Pforzheim Meinen ersten Seminar- (Teilnehmerin des Seminars 2001-2004) gottesdienst spielte ich im Sommersemester 2001 - neugierig, aufgeregt und „ Stärkere Vernetzung mit der stolz. Ich war in eine Lü- liturgischen Ausbildung cke gesprungen und ver-

suchte, bereits im 2. Se- Die donnerstäglichen Se- mester maximale Qualität minargottesdienste in unse- in ungewohnter Quantität rer Hochschule bzw. in der vor Kommilitonen, Profes- Peterskirche erlebe ich soren und Theologen zu zeigen und zur Diskussion zu stellen. Mit großer Bereicherung habe ich auch immer wieder als Bereiche- die Gottesdienste meiner Kommilitonen besucht, rung. Sehr unterschiedliche denn sie waren eine seltene Gelegenheit, ihre Ideen, Persönlichkeiten zeigen die Improvisationen und ausgearbeiteten Stücke zu vielfältigen Möglichkeiten hören. auf, Gottesdienste zu ges- Für mich ist die Gestaltung von Gottesdiensten auch talten; ich versuche mir dabei vorzustellen, für wen immer eine Beschäftigung mit einem liturgischen wohl welche Kirchenarchitektur bzw. welche Ge- und stilistischen Idealbild. Ich hatte schon hunderte meindesituation adäquat wäre – und bin glücklich zu von Gottesdiensten gespielt und empfand mich in sehen, dass die Bandbreite musikalischer Aus- der Zusammenarbeit mit den Theologiestudenten drucksformen durchaus mit derjenigen der mögli- viel erfahrener. Als ich selbst einmal Liturgin war, chen Einsatzorte korrespondiert. wurde mir bewusst, dass eine gelungene Gestaltung Positiv erlebe ich auch, dass Musik (zumeist) nicht des Wortteils des Gottesdienstes trotz der vielen Selbstzweck ist, sondern theologisch reflektiert und Erfahrung gar nicht so einfach ist. Natürlich ist der verantwortet erklingt. Mein Dank gilt hier besonders Weg von „eine Form erfüllen“ zu „sie bewusst, strin- denen, die sich als Liturgen in den Dienst nehmen gent, niveauvoll und individuell zu gestalten“ nur in lassen. absoluten Ausnahmefällen für die Theologen in ei- Ich habe einen Traum... – nämlich den, dass die nem ihrer ersten Gottesdienste gangbar. Bei allem Seminargottesdienste mit der liturgischen Ausbil- 24 Berichte

dung der TheologInnen stärker vernetzt werden schen Wolfgang Herbst und dem ihm nichts schul- könnten; schließlich gestalten v. a. die Angehörigen dig bleibenden Lothar Steiger –, oder wenn wir Kir- dieser beiden Berufsgruppen (Theologen und Kir- chenmusiker in übereifriger Text- und Strophenaus- chenmusiker) die Gottesdienste miteinander, so deutung musikalische Höhepunkte zu setzen ver- dass die Wahrnehmung der jeweiligen Kompetenz suchten, dann konnte man auch lernen, ohne selber schon in der Ausbildung durch gemeinsames Wir- dran zu sein. Zum Beispiel wie man es nicht machen ken und das Gespräch darüber gefördert werden sollte, was übertrieben war, welche musikalische sollte – zumal unsere Landeskirche Ausbildungsstät- Idee bei „normalen Leuten“ gut ankam, was nicht, ten für beide Berufsgruppen in einer Stadt, in Hei- wie Theologen denken, wie sie arbeiten, an was sie delberg, unterhält. Hier sehe ich eine Chance. alles denken und wie sie planen müssen, um erfolg- In Vorfreude auf die Gottesdienste künftiger Semes- reich einen Gottesdienst zu gestalten und zu halten. ter allen, die hier mittun, Gottes Segen! In dieser Zeit haben wir als Studenten alles probiert, was uns gut und brauchbar erschien und zwei Jahr- Dr. Martin Mautner, Pfarrer, Dozent für die theologi- zehnte später denke ich, passiert das Gleiche immer schen Fächer an der HfK noch. Mit jedem Jahrgang kommen neue Studie- rende, damit auch immer wieder neue Ideen, die auch für uns neue Impulse setzen. Seit ich ab dem „ Kreativität in Theorie und Praxis Jahr 1992 selbst als Coach und Wegbegleiter den Studierenden der Kirchenmusik im Fach Orgelim- provisation zur Seite stehe, habe ich es im Gottes- Seit Beginn meiner Hei- dienst-Seminar immer wieder als Kontinuum erlebt, delberger Zeit als junger dass hier im Spannungsfeld zwischen Theologie Student am Kirchenmu- und Musik, zwischen Theorie und Praxis beider Be- sikalischen Institut im rufsgruppen äußerst interessante Versuche und Jahre 1984 blicke ich auf Experimente stattfinden, die im „normalen“ Gottes- die anfänglichen „Got- dienst übertrieben, skurril oder vom Ergebnis her tesdienstübungen“ zu- schlicht unbrauchbar erscheinen würden, uns aber rück, in denen man sich gemeinsam auf den rechten Weg bringen, der sich schon vor dem Zusam- an der Kreativität zwischen theologischem und mu- mentreffen mit den Stu- sikalischem Input nährt, bisweilen eskaliert und doch dentinnen und Studenten immer wieder reichen Erfahrungsschatz für beide der Theologie eifrig auf die Praxis des sonntäglichen Seiten bereithält. Insofern wünsche ich diesem lang- Orgelspiels in den umliegenden Gemeinden und an lebigen Modell des gemeinsamen gottesdienstli- den Hauptkirchen der Stadt vorbereitete. Ganz und chen Trainings noch viele weitere Jahre erfolgrei- gar entzückt waren wir von den Möglichkeiten, die chen Zusammenwirkens auf höchstem künstleri- sich da in Heidelberg boten – trainiert und unter- schem und kreativem Niveau. stützt von den Orgel- und Improvisations-Dozenten und durch Fächer wie Tonsatz oder Generalbass – Stefan Göttelmann, Konzertorganist und Kirchen- sonntags oder auch manchmal werktags in der musiker, Dozent für liturgisches und künstlerisches Gottesdienstpraxis stehend, dann später auf die Orgelspiel an der HfK seit 1992 Auseinandersetzung mit „richtigen“, wenn auch nur angehenden Theologinnen und Theologen treffend – das war schon etwas Besonderes. Und wenn sie dann rhetorisch von dem Kaliber ihres Professors waren – insbesondere erinnere ich mich da auch an die Highlights gebildeter Auseinandersetzung zwi- Berichte 25

„Von der Heilung der Zeit“ Thematische Konzertprogramme bei den Vespern der Hochschule für Kirchenmusik

Im Lauf ihres in der Regel acht- bis zwölfsemestrigen Kir- chenmusikstudiums haben die Studierenden der Hochschule für Kirchenmusik vielfältig die Gelegenheit, ihre künstlerische Entwicklung im Rahmen von Konzerten und Vorspielabenden vorzustellen. Neben Orgelkonzerten mit Literatur- und Impro- visationsbeiträgen, Klaviervorspielen oder dem Inge- Bullinger-Pittler-Gesangswettbewerb spielen hierbei die Kon- zerte mit Chor oder/und Orchester eine wichtige Rolle.

Zweimal jährlich erhalten fortgeschrittene Studierende im Rahmen der Orchesterstudientage die Möglichkeit, in einer zwei- bis dreitägigen Probenphase mit einem pro- fessionellen Orchester (seit einigen Jahren mit der Kammerphilharmonie Mannheim) zu arbeiten. Hierbei wer- den entweder nur Werke der Orchesterliteratur oder oratorische Werke zusammen mit dem Chor einstudiert und in Heidelberg und Umgebung aufgeführt.

Alle Kirchenmusikstudierenden zusammen bilden den Hochschulchor (Badischer Kammerchor), der sich wäh- rend der Vorlesungszeit wöchentlich zu einer anderthalbstündigen Probe trifft und von Studierenden der höhe- ren Semester geleitet wird. Jeder Studierende hat im Verlauf seines Studiums neben der Leitung der Studiochö- re etwa ein- bis dreimal die Möglichkeit, mit diesem Ensemble ca. sechs Wochen zu arbeiten. Die so einstudier- ten Chorwerke werden dann im Rahmen von abendlichen Vespern in der Heidelberger Peterskirche aufgeführt, (jeweils zwei Konzerte im Sommersemester, drei im Wintersemester). Diese Vespern stellen in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit und Herausforderung für die jeweils verantwort- lichen Studierenden dar: • Einerseits hängt die Auswahl der Chorwerke jedes Semester aufs Neue von der Besetzung und den Mög- lichkeiten des Chores ab, andererseits müssen die aufzuführenden Werke dem Niveau von B- und A- Abschlussprüfungen im Fach Chorleitung genügen. • Neben der Auswahl und Einstudierung der Chorwerke sind die Studierenden auch für die übrige Organisa- tion (Werbung, Gestaltung des Programmheftes, Verhandlungen mit Solisten usw.) verantwortlich und sammeln so für das spätere Berufsleben wertvolle praktische Erfahrungen. • In der Regel lässt die zur Verfügung stehende Probenzeit höchstens die Einstudierung von drei bis vier Chorwerken zu, so dass für die Vervollständigung des Konzertprogrammes weitere Orgel-, Improvisations- oder Gesangsbeiträge gefunden werden müssen.

Unter diesen Voraussetzungen ist es umso bemerkenswerter, dass es den Studierenden zusammen mit Chor- leitungsprofessor Bernd Stegmann immer wieder gelingt, die Programme dieser Vespern nicht zu einem zu- sammenhanglosen Sammelsurium gerade geeigneter Stücke werden zu lassen, sondern sie nach themati- schen Gesichtspunkten zusammenzustellen. Eine Auswahl von Konzertprogrammen der vergangenen 20 Jahre soll aufzeigen, welch unterschiedliche Lösungen hierbei gefunden wurden. 26 Berichte

„ Programme mit Musik bestimmter Komponisten, Länder oder Epochen

Titel des Konzertes Werke (Auswahl) Datum Johann Hermann Schein • Choralkonzerte aus „Opella nova“ 12.11.1986 zur 400jährigen Wiederkehr • Motetten aus dem „Israelsbrünnlein“ seines Geburtsjahres • Choralsätze aus dem „Cantional“ • Instrumentalsätze aus „Banchetto musicale“ Musik des • Werke von Max Baumann, Zoltán Kodaly, Bengt 08.07.1987 20. Jahrhunderts Hambraeus, Olivier Messiaen, Theo Brandmüller und Petr Eben Heinrich Schütz • Motetten aus der „Geistlichen Chormusik“ und den 01.02.1989 „Cantiones sacrae“ • Kleine geistliche Konzerte Geistliche Musik • Zsolt Gárdonyi: Grand Choeur 06.11.1991 aus Ungarn • Zoltán Kodály: „Jesus und die Krämer“, „Die Alten“ • Zoltán Gárdonyi: Psalm 23 Osteuropäische • Jan Dismas Zelenka: „In monte Oliveti“ 14.07.1993 Kirchenmusik • Petr Eben: „Salve Regina“ • Leoš Janáček: „Otče naš“ (Vater unser) • Zoltán Kodály: „Laudes organi“ Leipziger • Werke von Moritz Hauptmann, Johann Hermann Schein, 26.06.1996 Thomaskantoren Johann Kuhnau und Johann Sebastian Bach O be joyful in the Lord • A Hymn to the Virgin 10.07.2002 Chorwerke von • Sätze aus A.M.D.G Benjamin Britten • Te Deum • Chorwerke aus op. 101 14.07.2006 Klavier- und Chorwerke zum • Spanisches Liederspiel op. 74 150. Todesjahr • Zigeunerleben op. 29 Nr. 3 • Kreisleriana op. 16 • Liederkreis op. 39 in einer Bearbeitung von Helmut Barbe für gemischten Chor a cappella • Der traurige Jäger op. 75 Nr. 3 • Beim Abschied zu singen op. 84 Musik der Mendelssohn- • Fanny Hensel-Mendelssohn: Drei weltliche a-cappella- 15.11.2006 Familie Chöre, Präludien für Orgel, • Bartholdy: Aus tiefer Not schrei ich zu dir, Orgelsonaten III & VI • Arnold Mendelssohn: Motette zum Buß- und Bettag op. 90 (Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir)

„ Programme mit Musik zu Kirchenjahreszeiten

Naturgemäß ist dies der Bereich mit den meisten Konzertprogrammen. So gibt es beinahe jedes Jahr eine Advents- oder Weihnachtsvesper. Daher sollen hier nur zwei Beispielprogramme aufgeführt werden:

Titel des Konzertes Werke (Auswahl) Datum … und Friede auf Erden! • Benjamin Britten: A ceremony of carols 15.12.1999 Weihnachtliches Chorkonzert • Claudio Monteverdi: „Lauda Jerusalem“ • Peter Cornelius: „Die Hirten“, „Die Könige“ • Heinrich Schütz: Also hat Gott die Welt geliebt • Rudolf Kelterborn: Domine Deus • . Virga Jesse Berichte 27

Der Geist hilft • Olivier Messiaen: „Messe de la Pentecôte“ für Orgel 18.07.2007 • Heinrich Schütz: „Ich bin ein rechter Weinstock“ • J.S.Bach: „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“ • Johannes Brahms: „Schaffe in mir, Gott, ein rein Herz“ • Ernst Pepping: Jesus und Nikodemus • Arnold Mendelssohn: „Schmücket das Fest mit Maien“ • Krzysztof Penderecki: Cherubinischer Lobgesang

„ Programme unter einem bestimmten außermusikalischen Thema oder Motto

Diese Programme bieten eine spannende Freiheit, können hier doch nicht nur Werke unterschiedlichster Epochen und Besetzungen miteinander kombiniert werden, sondern auch Texte und Lesungen die jeweilige Thema- tik erweitern. Außerdem ist es in diesen Fällen besonders interessant, die Zusammenstellung der Werke im Programmheft oder durch Moderation zu erläutern und so das Publikum am Gedankenprozess der Entstehung teil- haben zu lassen.

Ein Konzert vom 9. Juli 1997 unter dem Titel „Von der Heilung der Zeit“ zeigt in seinem Wechsel von Chorwerken, Texten sowie Orgel- und Sologe- sangsbeiträgen den besonderen Charakter solcher Programmfolgen in ein- drucksvoller Weise:

Ernst Pepping (1901-1981): Ein jegliches hat seine Zeit Motette für vierstimmigen gemischten Chor a cappella (1938)

Andreas Gryphius (1616-1644): Es ist alles eitel

Orgelmeditation über „Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius

Paul Schütz: Die „Zerfallende Zeit“ und die Fülle der Zeit - Das Katechon aus: Das Mysterium der Geschichte

Heinrich Schütz (1585-1672): Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes SWV 372 Motette für fünfstimmigen Chor a cappella aus der Geistlichen Chormusik

André Campra: Exaltabo te, Deus meus, rex für Bass und Orgel

Paul Schütz: Der Mythos wird Geschichte - Einübung im biblischen Sehen

Max Baumann (*1917): III. Psalm 133 „Ecce benedicite Domino, omnes servi Domini.“ aus: psalmi für orgel op. 67,2

Jochen Klepper (1903-1942): Das Kirchenjahr aus: Kyrie. Geistliche Lieder (1938)

Petr Eben: De tempore Motette für gemischten Chor a cappella (1991)

28 Berichte

Im zugehörigen Programmheft ist unter anderem Folgendes zu lesen:

… „Mit der Zeit ist ein Unglück geschehen. Die Zeit, die ursprünglich Gotteszeit, die ewige Zeit ist und im Evangelium „Fülle der Zeiten“ heißt, sie ist der Sitz der Entzweiung, der Vergängnis, des Todes geworden. Die „Fülle der Zeiten“ ist als Geschichte zerfallende Zeit geworden.“ (Paul Schütz: Das Mysterium der Ge- schichte. Von der Anwesenheit des Heilenden in der Zeit.) Zeit als vergehende Zeit, als sterbende Zeit. Geschichte als Verfallsprozess der ewigen Zeit, als „Ablauf“, in dem die Ewigkeit verzehrt wird. Dabei kann die vergehende Zeit durchaus unterschiedlich wahrgenommen werden: das biblische Buch „Prediger“ sieht die Zeit als erlebte und gefüllte Zeit, als Zeit, die einen bestimmten Inhalt hat und die durch den Erlebnisgehalt erfasst und bestimmt wird. Diese Zeit ist zwar endlich und vergänglich, im Gegensatz zu Gottes Zeit, und doch ist diese Zeit von Gott gegeben und umgriffen von der Ewigkeit. … Das Ticken einer Uhr zeigt seit dem 14. Jahrhundert eine ganz andere Möglichkeit der Zeiterfassung an: Zeit als eine messbare, abstrakte Größe. Zeit, die planbar und kalkulierbar ist, Zeit, über die der Mensch selbst verfügt und damit Macht gewinnt. Auch wenn der Mensch Macht gewinnt, so doch nur Verfügungs- macht über seine Zeit, die ihm wie bei Salvator Dalí: „Die weichen Uhren oder: Die zerrinnende Zeit“ weg- fließt oder von Ameisen aufgefressen wird. … Ausdruck für eine „heilende Zeit“ ist ihre Lebendigkeit, Sinnfülle und Farbigkeit.

Die nun folgende Auswahl ist auch in der Hinsicht interessant, dass es Konzerte mit (nahezu) identischen Themenstellungen gibt, dabei aber durchaus unterschiedliche Programmzusammenstellungen entstanden sind (z.B. „Maria in concert“ bzw. „Magnificat anima mea“).

Titel des Konzertes Werke (Auswahl) Datum Maria in concert • Willy Burkhard: Die Verkündigung Mariae 05.07.1989 Marienmusik aus • Dietrich Manicke: Magnificat vier Jahrhunderten • Johann N. David: Gottesminnelieder • : Ave Maria • Henry Purcell: The Blessed Virgin’s Expostulation • Domenico Scarlatti: Stabat mater Ein jegliches hat seine Zeit • & Heinrich Kaminski: Der Mensch lebt und 22.12.1993 bestehet nur eine kleine Zeit • Petr Eben: De tempore • Kurt Hessenberg: O Herr, mache mich zu einem Werk- zeug deines Friedens • Dietrich Buxtehude: Ciacona e-Moll • Texte von Rainer Maria Rilke (Die Blätter fallen) und Jochen Klepper (Der du die Zeit in Händen hast) … und ich sah einen • Hugo Distler: „In der Welt habt ihr Angst“, 10.11.1994 neuen Himmel … „Ich wollt, dass ich daheime wär“ • Peter Cornelius: Requiem • Johann Nepomuk David: „Und ich sah einen neuen Himmel“ Das Hohelied Salomonis • Melchior Franck: Drei Hoheliedmotetten 24.05.1995 • Claudio Monteverdi: Nigra sum • Manfred Kluge: Palinodien • Lesungen aus dem Hohelied sowie Texte von Friedrich Hölderlin (Elegie) • Flötenimprovisationen Berichte 29

Herbst • Helmut Barbe: Herbst 15.11.1995 • Johannes Brahms: „Letztes Glück“, „Verlorene Ju- gend“, „Im Herbst“, „Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen“ • Orgelwerke von Fritz Lubrich (Die Toteninsel), Felix Mendelssohn Bartholdy & Max Reger Stimmen der Nacht • Leonhard Lechner: „Christ, der du bist der helle Tag“ 14.07.1999 • Max Reger: Nachtlied • Hugo Wolf: Resignation • Josef Gabriel Rheinberger: Abendlied • Helmut Barbe: „An die Sterne“, Volkslieder • Siegfried Karg-Elert: Stimmen der Nacht Magnificat anima mea • Johannes Brahms: Ave Maria 22.05.2002 • Giuseppe Verdi: Laudi alla Vergine Maria • Petr Eben: Salve Regina • Steffano Bernardi: Magnificat • Arvo Pärt: Magnificat • Orgelwerke von J.S.Bach, Dietrich Buxtehude und Josef Rheinberger Wie liegt die Stadt so wüst • Francis Poulenc: Un soir de neige 09.05.2005 • Helmut Barbe: Todesfuge (Uraufführung) • Rudolf Mauersberger: Wie liegt die Stadt so wüst • Melchior Franck: Da pacem, Domine • Texte von Paul Eluard (Liberté), Krystina Zywulska & Gerhart Hauptmann (Über die Bombardierung Dresdens) Schatten der Nacht – • Max Reger: Morgengesang, Nachtlied 14.02.2007 Licht des Tages • Johannes Brahms: Nachtwache I & II • György Ligeti: Éjszaka, Reggel (Nacht, Morgen) • Heinrich Schütz: „Ich liege und schlafe“ • Peter Cornelius: „Der Tod, das ist die kühle Nacht“ • Improvisation „Vom Dunkel zum Licht“ • Improvisation über „O lux beata trinitas“ Mit Saiten und Pfeifen • Felix Mendelssohn Bartholdy: „Warum toben die 30.05.2007 Psalmvertonungen aus vier Heiden“ (2. Psalm) Jahrhunderten • Johann Hermann Schein: „Dennoch bleibe ich stets an dir“ (aus Psalm 73), „Das ist mir lieb“ (116. Psalm) • Johann Nikolaus Hanff: „Ich will den Herrn loben alle- zeit“ (34. Psalm) • Rolf Schweizer: Psalm 150 • Jacob van Eyck: aus „Der Fluyten Lusthof“ • Gregorianische Psalmgesänge

Andreas Schneidewind, Dozent an der HfK Heidelberg 30 Berichte

75 Jahre im Zeitraffer Entdeckungen und Erfahrungen mit der Ausstellung zum Jubiläum der Hochschule

Es ist schön, wenn wichtige Institutionen über ihr Der Werdegang des K.I. ist untrennbar verknüpft eigenes Gedächtnis in Form eines Archivs verfü- mit der Person seines Gründers Hermann Meinhard gen. Auch unsere Hochschule besitzt dieses Ge- Poppen (1881-1956). Die vielfältigen Aktivitäten dächtnis. Anlässlich der Jubiläumsfeiern mit der dieses Mannes als Landeskirchenmusikdirektor, reizvollen Aufgabe einer Ausstellung zum Werde- Universitätsmusikdirektor, Leiter des Bachvereins gang unserer Hochschule betraut, hatte ich im und Gründungsdirektor des K.I. sind mit den Akten letzten Jahr Gelegenheit, es ein wenig „zum Leben der HfK nur ungenügend erfasst. Als Segen erwies zu erwecken“. Es entstand eine Akten- und Foto- sich da ein großer Karton mit Foto- und Bildmateri- schau, die auf über 60 Wand- al, den Poppens Schwieger- rahmen – dazu kamen einige tochter Eva vor einigen eigens für die Festwoche Jahren der Hochschule zur geliehene Vitrinen – die Ge- Verfügung gestellt hatte: schichte des K.I. von den Allein hunderte von Kon- Anfängen bis in die Gegen- zertprogrammen zeichnen wart zu zeigen versucht. Sie ein lebendiges Bild dieses lädt bis heute zum Verweilen Mannes, der sich von der 9. ein. Sinfonie mit dem Bachver- Am Anfang stand die Archiv- ein über Orgelkonzerte zu arbeit. So verbrachte ich die verschiedensten Anlässen Osterfeiertage 2006 weitge- bis zu den Abendmusiken hend im Keller der Hochschu- des K.I. – an die 500 in le, Bestände sichtend und seiner Amtszeit! – für alles nicht selten mich regelrecht und jedes verantwortlich festlesend. Für mich, der ich fühlte und darum wohl 1956 erst 8 Jahre hier lehre und so früh verstarb. Hier galt vorher mit diesem Institut nie es, eine repräsentative etwas zu tun hatte, war diese Auswahl zu finden – wahr- Archivarbeit ungeheuer inte- lich keine leichte Aufgabe! ressant. Erstaunlich, was da für Werte zum Vor- Das Wirken eines anderen prominenten HfK- schein kamen: So gehören zur Vorgeschichte des Dozenten, nämlich Wolfgang Fortner, der in diesem K.I. beispielsweise auch die Aktivitäten des Heidel- Jahr am 12. Oktober 100 Jahre alt geworden wäre, berger Rechtsgelehrten Thibaut, der sich Anfang ließ sich mit dem vorhandenen Material dagegen des 19. Jahrhunderts mit seinem Singkreis um ein nur lückenhaft dokumentieren. Leider haben weder Wiederaufleben klassischer Chorkultur bemühte. Fortners bislang nicht vollständige geklärte Rolle in Mit Originalausgaben von Händel und Spohr aus der NS-Zeit noch seine „kopernikanische Wende“ Thibauts Nachlass besitzt die Hochschule einzigar- hin zur neuen avantgardistischen Musik etwa um tige Dokumente aus dieser Zeit, als eine erste 1947, als er in Heidelberg die Musica-Viva-Konzerte Chorbewegung entstand. ins Leben rief, in unserem Archiv nennenswerte Berichte 31

Spuren hinterlassen – vielleicht auch Folge der bäudes mit einem Chorsaaltrakt vor nunmehr gut Tatsache, dass Fortner – sehr zu Poppens Ärger – 10 Jahren. Die Pläne zeigen, dass dieser ohnehin seine Schüler fast ausschließlich zu Hause (oben schon großzügige Aufbau ursprünglich doppelt so auf dem Kohlhof) unterrichtete. (Unter diesen war groß – nämlich noch mit einem kleinen Studenten- wahrscheinlich Hans-Werner Henze der bekanntes- wohnheim auf der Hinterseite – geplant war. te: Das Archiv verzeichnet ihn 1946/47 als ordentli- Eine besondere Herausforderung war die Aktuali- chen Studenten am K.I.) Manchmal muss man sierung der K.I.- bzw. HfK-Wandchronik, die ich auf Glück haben. Bernd Stegmann besitzt das bislang dem Stand von 1991 (!) vorfand. Bei dem Bemü- unveröffentlichte Autograph hen, die Veränderungen im Do- einer Filmmusik Fortners, die, zententeam von der Gründung nach Auskunft der GEMA wohl bis zum heutigen Tage möglichst 1962 komponiert, unter Leitung genau nachzuvollziehen, ist auch von Helmut Barbe eingespielt Kurioses passiert. So notierte ich worden war. Diese Partitur bilde- – getreu einer mir zur Verfügung te zusammen mit den genannten stehenden Liste – dass die Ge- Stücken aus Thibauts Nachlass sangslehrbeauftragte Carola das Glanzstück in den drei Vitri- Schmidt 1993 durch die Dozentin nen, welche die sicherlich sehr Carola Keil abgelöst wurde, nicht informative, aber letztlich eben ahnend, dass hier lediglich eine doch nur zweidimensionale Fo- Hochzeit stattgefunden hatte... to- und Schriftenwand ergänzte. Die jüngere Geschichte der Besonders interessant waren die Hochschule und auch das derzei- Akten aus der Gründungsphase tige Dozententeam sind vor allem des K.I. in den 1930er Jahren, durch viele Fotos dokumentiert. die zahlreiche Pläne und Denkschriften Poppens Viele private Leihgaben – dazu eine spontane, die enthalten. Es wird deutlich, welche Mühe es mach- gesamte Dozentenschaft erfassende Fotografierak- te, ein geeignetes Gebäude für das künftige kir- tion – haben hier das in dieser Hinsicht nur spärlich chenmusikalische Institut zu finden. Das erste Ge- bestückte Archiv ergänzt. Kollege Stefan Göttel- bäude lag „verkehrsgünstig“ unweit der Peterskir- mann, der im Unterschied zu mir das K.I. bereits che hinter der damaligen Bahnlinie nach Neckar- seit seiner Studienzeit kennt, leistete hier wertvolle gemünd. Es muss unbeschreiblich eng gewesen Hilfe bei der Erstellung und Identifikation dieses sein: Zunächst teilte man es sich sogar noch mit Fotomaterials. Dir, Stefan, an dieser Stelle ein Dan- dem Organisten der Heiliggeistkirche als Untermie- keschön! ter. Dieser scheint eines Tages nach einer zu lauten Und noch etwas: Es musste kein einziger Wechsel- K.I.-Weihnachtsfeier gar die Polizei geholt zu ha- rahmen neu angeschafft werden: Dank der doku- ben....Trotz dieser Beengtheit konnte erst Poppens mentarischen Orgelleidenschaft des früheren HfK- Nachfolger Herbert Haag ein größeres Gebäude Dozenten und Orgelsachverständigen Gerhard am neuen Standort durchsetzen, das 1971 bezo- Wagner fanden sich über 60 Wechselrahmen, fast gen wurde. Die Vorgeschichte dieses heutigen ausnahmslos mit Orgeln aus aller Herren Länder Hochschulgebäudes ist gut dokumentiert: U.a. bestückt. fanden sich Pläne für einen K.I.-Neubau in Neuen- Viele Studenten und Dozenten halfen mit, diese heim sowie alternative Planungen für den jetzigen Rahmen mit neuem Leben zu erfüllen. Dafür sei Standort, die neben der Hochschule beispielsweise ihnen auch an dieser Stelle noch einmal herzlich noch ein Mädchenwohnheim vorsahen. (Welche gedankt! Mädchen waren da wohl gemeint?) Das letzte gro- ße Bauvorhaben war die Aufstockung unseres Ge- Gerhard Luchterhandt, Professor an der HfK 32 Interview

Ein Blick in die Werkstatt: Wege zur Transcription von großen Orchesterwerken auf die Orgel Die französische Musikwissenschaftlerin Monique Vauban im Gespräch mit Heinrich Walther

Herr Walther, man kennt Sie als Orga- Hören ist hier verstanden als ein „interaktiver Pro- nist, aber Sie sind in Konzerten auch an zess“, um es modern auszudrücken. anderen Tasteninstrumenten, z.B. am Clavichord zu hören, und Sie bewegen Wann und wie kam es dann zu Ihren Or- sich bisweilen außerhalb der reinen Tas- geltranscriptionen? tenwelt, indem Sie sich dem Studium von Orchesterpartituren und deren möglicher Die Anfänge verlieren sich ein wenig in der Vergan- Übertragung auf die Orgel widmen. Wo- genheit, aber ein paar klarere Konturen gibt es her kommen diese scheinbar divergenten doch: In den Siebziger Jahren kam ich in etwa zeit- Interessen? gleich in Berührung sowohl mit der Orgel als auch mit Aufnahmen einiger Wagner-Ouvertüren, und ich Das hat viele Gründe. Meine erste Klavierlehrerin erinnere mich, wie ich an der Orgel probierte, den Christa Studinger, die in Karlsruhe bei verschiede- Anfang der Rienzi-Ouvertüre nach Gehör und aus nen russischen Pianisten studierte und bei der ich dem Gedächtnis zu spielen. bis zum Abitur zehn Jahre Unterricht hatte, machte Damals hatte gerade eine Begeisterung für die Or- ihre Schüler sehr früh mit der Idee vertraut, dass gelmusik von J. Pachelbel und von J. S. Bach ange- Klavier und Orchester musikalisch oft eng beieinan- fangen, so ging es zunächst für lange Zeit, eigent- der liegen. Gemeint ist damit, dass man beispiels- lich bis heute, in dieser Richtung weiter, ich spiele weise in einem langsamen Satz einer Beethoven- fast täglich Musik von Bach. schen Sonate mit dem Klavierklang einfach besser Der Pianist Alfred Brendel hat einmal gesagt, ihn umgehen kann, wenn man schon mal gehört hat, interessiere beim Studium eines Klavierwerks vor wie sich in einem Sinfoniesatz – sagen wir ein Klari- allem, was ein Komponist (außer für Klavier) noch nettensolo – klanglich von einer Streicherbegleitung geschrieben hätte. Sicherlich beeinflusst durch die- abhebt, oder wenn man erfahren hat, wie es wirkt, se Idee kam es 1982 u.a. zur Begegnung mit César wenn die Hauptmelodie an einer Stelle von den Celli Francks Orchestersinfonie in d-moll. Bei diesem anstatt von den ersten Violinen gespielt wird. Werk spürt man sofort, wie stark Franck auch als Schon in den Klaviersonaten bei Komponist mit der Orgel verbunden war, sowohl in findet man Stellen, die eindeutig aus dem Klang und der Gestaltung der Themen an sich, als auch auf den Ausdrucksmöglichkeiten eines bestimmten klanglicher Ebene, in der Instrumentation. Die The- Orchesterinstruments kommen, z.B. die „Hornstelle“ men der Sinfonie (1886-88) gehen ja bereits teilwei- im Kopfsatz der A-Dur Sonate Hob. XVI 30, Takt 13. se auf die bereits viel früher entstandene Kompositi- Gerade durch die „Neutralität“ des Klavierklangs on „Grande Pièce Symphonique“ (1863) zurück. Die kommt es dazu, dass man als Hörer aufgrund der Neugier für diese Zusammenhänge war also ganz musikalischen Textur die Hörner „hinein-“ und somit klar geweckt worden, aber den Bleistift in die Hand eben „heraushören“ und erfassen kann, also das zu nehmen bedarf es schon konkreter Vorstellun- gen, eines umfangreichen Könnens und vielleicht Interview 33

eines gewissen Mutes, den ich damals nicht hatte. sehr mögen und so eine Art vage Ahnung haben, Eines Abends 1985 war es dann soweit: Takt 1 der dass es beim Übertragen auch nicht zerstört wird Orgelfassung stand auf dem Papier. und dass in der neuen Fassung etwas sehr Schönes entstehen könnte. Wie geht das dann, versucht man den Man kann natürlich zu einem Lehrer zu gehen, der Orchesterklang möglichst „eins zu eins“ für solche Themen offen ist, oder man sucht den also etwa die Orchesterinstrumente in Erfahrungsaustausch mit Kollegen. Mit der fünften den Orgelregistern zu suchen, soweit das Sinfonie von Mendelssohn saß ich mal einen Mittag geht, oder analysiert man zuerst das mit C. Bossert zusammen, und als ich irgendwann Ganze und sieht dann weiter ? nicht klar abschätzen konnte, ob das Ganze zu ver- werfen sei oder nicht, besuchte ich meinen Kollegen Es gibt viele Wege. Am Anfang ist immer das Hören, Louis Robillard in Lyon und wir gingen an seiner „you must have a love affair with a work“ hat ein schönen Cavaillé-Coll-Orgel alles zusammen durch. amerikanischer Freund in dem Zusammenhang Das war absolut konstruktiv. Das Teilen von Erfah- einmal treffend gesagt. Man muss ein Werk wirklich rungen ist doch sehr wesentlich.

Lösungen aus der Vergan- genheit zu studieren, kann auch ein Weg sein: Wie arbeitete E. Lemare bei seinen Wagner Übertragun- gen, z.B. im Meistersinger- vorspiel? Mit welchen Mitteln ging Liszt solche Probleme an? „Weinen, Klagen“ und auch „B.A.C.H.“ gibt es ja sowohl in Klavier- und Or- gelfassungen. Schauen Sie die Oktaven in den Hörnern der Lisztschen Sinfonischen Dichtung „Or- pheus“ an: Besser als mit dem Prinzipal 8’ kann man die Stelle auf der Orgel nicht registrieren. Eine der beiden auf den „Hornruf“ folgenden Harfen spielt Arpeggien in Sechzehnteln, in der von Liszt autorisierten Orgel- übertragung seines Schülers Schab geht die erste Harfe in Achteltriolen. Wenn man beide rhythmisch verschie- denen Varianten auspro- biert, merkt man schnell, 34 Interview

dass die „originalen“ Sechzehntel auf der Orgel auf jeden Fall zu kantig klingen, egal wie man sie registriert und spielt, die Stelle wäre ihrer Eleganz gänzlich beraubt. Also hier führt die Textveränderung ganz klar zu mehr „Texttreue“, musikalisch gesehen.

Schauen wir ein anderes konkretes Beispiel an (siehe S. 33/34): Am Beginn des ersten Satzes der Franck-Sinfonie sind die Verhältnisse noch recht übersichtlich: Die Bratschen, Celli und die Kontrabässe landen mit ihrem Unisono im Pedal, die Registrierung ist eine Mischung diverser 16’ und 8’ Register. Die Holzbläser in Takt 3 kommen aufs zunächst geschlossene Schwellwerk, am besten in der typi- schen Franckschen Recit-Farbe: nämlich 8’ Labiale mit der von ihm als Register geliebten Oboe. Wenn man will, kann man die unteren drei Stimmen (2 Klarinetten und Basskla- rinette) eine „Etage tiefer“, also auf dem Positiv, mit Flöten und Strei- chern spielen, dann wird die Partie um eine farbliche Schicht reicher. Die oberen drei Instrumente (2 Oboen und das Englisch Horn) bleiben in der rechten Hand.

Dem cantablen absteigenden Thema in den ersten Violinen in Takt 6 wird ein wärmerer Klang auf dem Haupt- werk zugeordnet. Die Überlappung mit dem zu Ende gehenden Bläserpart ist kein Problem, wenn man eine gute Choreographie für die Hände findet. Das große dramatische Crescendo eine Minute später am Ende der Lento-Einleitung lässt sich durch Wechsel der Manuale und sukzessives Hin- zuziehen der Zungenregister erreichen, entsprechend dem dynamischen Aufbau im Orchester, also gekrönt durch das „Schwere Blech“, durch Trompeten und Posaunen.

Aber so glatt geht die Rechnung sicher nicht immer auf.

Nein, ganz und gar nicht. Gerade darin liegt ein besonderer Reiz. Es gibt Stellen, die muss man oft intensiv anhören, bevor man eine Idee bekommt, wie man hier die Orgel handhaben könnte, ohne musikalisch etwas kaputt zu machen. Eine Veränderung, eine klangliche Umformung geschieht bei einer Übertragung auf ein an- deres Instrumentarium ja ohnehin. Eine Stelle, die zunächst stark verändert wirken mag, ist die:

Interview 35

Durch Ausprobieren fand ich an der Orgel eine Lösung von mehr pianistischem Charakter: 36 Interview

Franz Liszt hat im ersten Teil der „Ad nos“-Fantasie druck, den die Buchholtz-Orgel in Barth in mir hinter- (Seitensatz in g-moll, ab Takt 74) gezeigt, wie man ließ, schrieb ich diese Bearbeitung, aber sie wäre so etwas machen kann. Die Arpeggien geben dem auf einer anderen Orgel ziemlich sinnlos. Spieler eine recht plastische (Klang-)Masse in die Bei der Reformationssinfonie von Mendelssohn Hand, die durch intensives Legato/Überlegato bis beispielsweise war der Umformungsprozess auf zum „tutti tenuti“ richtig formbar wird. Dadurch erhält weite Strecken viel langwieriger als bei den Werken man sowohl die akkordische Fülle der Stelle als von Franck. Eines der Hauptprobleme war hier das auch eine Bewegungskomponente, ähnlich einer im Übertragen des frühromantischen und noch stark Wind gekräuselten Wasseroberfläche. Das Ergebnis von den Wiener Klassikern beeinflussten Streicher- hat etwas sehr Natürliches und lässt dem Hörer idioms auf die Orgel. Ich wollte auch keine Motive auch den wichtigen Platz für eigene Imaginationen. einfach „wegkürzen“ oder gar in einer allgemeinen Das Finden einer guten Registrierung kommt dann Begleitung „einschmelzen“, d.h. als Motiv ver- als weitere Ebene hinzu. Der praktische Umgang mit schwinden lassen. Mendelssohn geht gerade in diesen Parametern macht ungeheuer viel Spaß, und dieser frühen Sinfonie (1830/31), vor allem im das kommt dann auch beim Spielen rüber, wenn Schlußsatz, melodisch und kontrapunktisch ganz man Glück hat. meisterhaft mit Polyphonie um. Geduld zu haben ist auch nicht ganz unwichtig, und Genau hierin, in der Beschaffenheit der Stimmen mit ein Papierkorb sollte in Reichweite sein: manche ihren oft großen Sprüngen und der daraus resultie- Lösungen werden nach kurzer Zeit wieder verwor- renden weiten Lagen liegt das Problem der Spiel- fen, sei es, weil der Satz zu umständlich oder un- barkeit. Dieser Text fühlt sich unter den Händen praktikabel wurde oder nur an einer ganz bestimm- ziemlich sperrig an, aber andererseits kann man ten Orgel klingen würde. Bei Schuberts h-moll- (fast) alles üben. Sinfonie kam das öfter vor. Unter dem starken Ein- Interview 37

Spielen Sie an der Orgel aus der Partitur gut gemacht ist, und schließlich, ob das Werk gut oder machen Sie anderweitig Skizzen? musiziert wird oder nicht. Es gibt allerdings eine kleine Gruppe von Leuten, meistens Musiker, die Ich schreibe Gefundenes meistens genau als Or- finden, dass Transcriptionen grundsätzlich etwas gelpartitur auf, zumindest mache ich konkrete Noti- zumindest Anrüchiges anhafte. Ich sehe darin kein zen in der Partitur. Das spart Zeit, wenn man Problem. manchmal erst nach Wochen an einer Transcription Diese Repertoireerweiterung wird allgemein sehr weiterarbeitet. Aber es gibt Sätze, die gehen besser begrüßt, man sieht das auch in den überaus positi- direkt aus der Partitur, der g-moll-Satz aus dem ven Rezensionen von Konzerten und CDs. Sicher ist,

ersten Streichquartett in Es-Dur von Mendelssohn dass man auf diesem Wege neue Ausdrucksberei- zum Beispiel. Dieses Stück ist unerwartet schwierig che des eigenen Instruments kennen lernen kann, zu spielen, und man würde meinen, eine konkret dass neue Spieltechniken gefragt sind und es zu ausgeschriebene Orgelfassung mache es einem einem Hinausschieben von bisherigen Grenzen einfacher. Aber aus der Quartettvorlage spielt es kommen kann, kurzum: zum Spielen mit dem In- sich doch besser, weil immer zu sehen ist, woher strument. die Töne kommen. So ein Notentext lässt sich übri- gens ganz gut mental erarbeiten, z. B. im Speise- Herr Walther, ich danke Ihnen für diesen wagen zwischen Freiburg und Heidelberg! Blick „hinter die Kulissen“ und für dieses Gespräch! Wie ist das Echo des Publikums auf Ihre Übertragungen? Heinrich Walther ist Dozent für Orgel an der HfK.

Das Konzertpublikum reagiert in der Regel außeror- Informationen über Konzerte, Veröffentlichungen von dentlich begeistert. Ich bin sicher, die Hörer spüren Noten und CDs finden Sie hier: sofort, wenn die Orgeltranscription aus Affinität zu http://www.heinrich-walther.de einer bestimmten Komposition entstanden ist, ob sie 38 Personen und Daten

Personen und Daten Veranstaltungen – Absolventen – Neue Studierende und Lehrkräfte – Wer ist wo?

„ Veranstaltungen im Wintersemester 2006/07 und Sommersemester 2007

Mi., 8. Nov. 2006 Orgel-Trio-Marathon Studierende der Orgelklassen der HfK 19.30 Uhr Trios von Joh. Seb. Bach, Gottfried August Peterskirche Heidelberg Homilius, Max Reger & Hugo Distler

Mi., 15. Nov. 2006 Musik der Mendelssohn-Familie In-Kyung Cha, Genya Kai & Yi-Ryung Kim – Orgel | 19.30 Uhr Chor- und Orgelwerke von Felix Mendelssohn Badischer Kammerchor | Leitung: Martin Groß, Peterskirche Heidelberg Bartholdy, Fanny Hensel und Arnold Mendelssohn Alexander Letters, Immanuel Zeh

Sa., 9. Dez. 2006 Orgelkonzert Studierende der Orgelklassen der HfK 19.30 Uhr Orgelwerke aus vier Jahrhunderten Johanneskirche Weinheim

So., 28. Jan. 2007 Joseph Haydn: Su-Hyun Choi – Sopran | Laura Škarnulyté – Alt | 18.00 Uhr Nelsonmesse Myeong-Ki Kim – Tenor | Kwan-Hyun Choi – Bass | Peterskirche Heidelberg Elisabeth Fanenbruck – Flöte | Kammerphilharmo- Johann Sebastian Bach: Kreuzstabkantate, Suite nie Mannheim | Badischer Kammerchor | Leitung: h-Moll | Nikolaus Bruhns: Jauchzet dem Herren Friederike Meuth, Gunilla Pfeiffer, Markéta Schley- Reindlová

Mi., 31. Jan. 2007 Orgelkonzert Studierende der Orgelklassen der HfK 19.30 Uhr Werke von Joh. Seb. Bach, Felix Mendelssohn Peterskirche Heidelberg Bartholdy, Max Reger & Louis Vierne

Sa., 10. Feb. 2007 Orgelkonzert Studierende der Orgelklassen der HfK 19.00 Uhr zum 300. Todesjahr von Dietrich Buxtehude Johanneskirche HD

Mo., 12. Feb. 2007 Orgelkonzert Studierende der Orgelklassen der HfK 19.30 Uhr Werke von Joh. Seb. Bach, Petr Eben & Louis Peterskirche Heidelberg Vierne

Mi., 14. Feb. 2007 Schatten der Nacht – Licht des Tages Martin Groß – Bass | Martin Lehmann, Philipp 19.30 Uhr Max Reger: Morgengesang - Nachtlied | Johan- Popp, Friederike Meuth & Markéta Reindlova - Peterskirche Heidelberg nes Brahms: Nachtwache I & II | György Ligeti: Orgel | Leitung: Stefanie Dröscher, Thomas Rapp, Éjszaka, Reggel | Peter Cornelius: Der Tod, das Judith Schulze ist die kühle Nacht | Improvisationen

Mi., 23. Mai 2007 Höre meine Stimme Gerlinde Sämann – Sopran | Viola Kremzow – Alt | 19.00 Uhr Johann Sebastian Bach: Kantaten „Ich hatte viel Sebastian Hübner - Tenor | Matthias Horn - Bass | Stadtkirche Pforzheim Bekümmernis“ BWV 21, „Aus der Tiefe“ BWV 131 Badischer Kammerchor | Kammerphilharmonie Chorwerke von Johann Hermann Schein & Mannheim | Leitung: Prof. Bernd Stegmann Johannes Brahms

Personen und Daten 39

Mi., 30. Mai 2007 Mit Saiten und Pfeifen Johannes Nohl - Tenor | Gunilla Pfeiffer - Blockflöte 19.30 Uhr Psalmvertonungen aus vier Jahrhunderten Markéta Schley-Reindlová, Thomas Rapp – Orgel | Peterskirche Heidelberg Chorwerke von Johann Hermann Schein, Felix Choralschola der HfK | Badischer Kammerchor | Mendelssohn Bartholdy & Rolf Schweizer | Orgel- Leitung: Julian Franke, Eva Hage, Friederike Meuth improvisationen über Psalmthemen | Gregoriani- sche Psalmgesänge | Jacob van Eyck: aus „Der Fluyten-Lusthof“

Mi., 13. Juni 2007 Orgelkonzert Studierende der Orgelklassen der HfK 19.30 Uhr Orgelwerke aus vier Jahrhunderten Peterskirche Heidelberg

Sa., 16. Juni 2007 Orgelkonzert Studierende der Orgelklassen der HfK 10.30 Uhr Orgelwerke aus vier Jahrhunderten Stiftskirche Mosbach

So., 1. Juli 2007 Preisträgerkonzert Magdalena Stockmann - Trompete | Esther 11.00 Uhr des Bruno-Herrmann-Preises Döringer - Tuba | Kammerphilharmonie Mannheim Wilhelm-Hack-Museum Johann Baptist Georg Neruda: Trompetenkonzert Leitung: Alexander Letters, Immanuel Zeh, Markéta Ludwigshafen Es-Dur | Friedrich H. Kern: Almost Romance für Schley-Reindlova Tuba und Kammerorchester | Wolfgang Amadeus 19.00 Uhr Mozart: Sinfonie G-Dur KV 129 | Edward Grieg: Ludwigskirche Dürkheim Holberg Suite op. 40

Mi., 4. Juli 2007 Orgelkonzert Studierende der Orgelklassen der HfK 19.30 Uhr Werke von Gustav Merkel, Dietrich Buxtehude, Peterskirche Heidelberg Girolamo Frescobaldi, Max Reger, Joh. Seb. Bach, Johann Pachelbel & Louis Vierne

Mi., 18. Juli 2007 Der Geist hilft Thomas Wilhelm – Orgel | Badischer Kammerchor 19.30 Uhr Johann Sebastian Bach: Der Geist hilft unser Leitung: Anastasia Bayer, Björn Griesheimer, Peterskirche Heidelberg Schwachheit auf | Johannes Brahms: Schaffe in Alexander Letters, Ekaterina Kofanova mir, Gott, ein rein Herz | Arnold Mendelssohn: Schmücket das Fest mit Maien | Ernst Pepping: Jesus und Nikodemus | Krzysztof Penderecki: Cherubinischer Lobgesang | Olivier Messiaen: Messe de la Pentecôte für Orgel

Mittagskonzerte in der Peterskirche Heidelberg jeden Samstag von Mai bis Juli um 12 Uhr

Weinheimer Orgelsommer | Mittwochs um 20.00 Uhr Peterskirche Weinheim 13. Juni Maria Mokhova 20. Juni Markéta Schley-Reindlová 27. Juni Tatiana Ryabova & Thomas Rapp 4. Juli Ekaterina Kofanova 11. Juli In-Kyung Cha & Tereza Kohoutová 18. Juli Ka-Young Lee 25. Juli Genya Kai

Genya Kai an der Orgel der Peterskirche Weinheim 40 Personen und Daten

„ Abschied von Renate Steiger

Am 19. November 2006 verstarb in Heidelberg Frau Dr. theol. Renate Steiger, geb. Ackermann. Die Hoch- schule für Kirchenmusik, die Heidelberger Musiksze- ne und die Bachforschung verdanken ihr wichtige Impulse und haben ihr persönliches Engagement auf vielerlei Weise erleben können. Ihr plötzlicher Tod ist ein empfindlicher Verlust für Wissenschaft und Praxis. Renate Steiger war 1934 in Hamburg geboren, stu- dierte Theologie, Philosophie, Mathematik, Schulmu- sik und Musikwissenschaft in Hamburg, Tübingen, Bonn und Köln. Ihre umfassende Bildung und ihre Vielseitigkeit waren Geschenke für alle, die mit ihr zu tun hatten. 1973 kam sie mit ihrem Mann, dem Pro- fessor für Systematische Theologie Dr. Lothar Steiger, nach Heidelberg und wurde bald danach Mitglied des Heidelberger Bachvereins, zu dessen hundertjährigem Bestehen sie 1985 zusammen mit dem Kurpfälzischen Museum die Ausstel- lung “Musik in Heidelberg” organisierte. Mit dem dazugehörigen Katalog schuf sie eine her- vorragende Dokumentation der Musikgeschichte Heidelbergs seit 1885. Ihr Lebenswerk war ohne Zweifel die theologische Bachforschung. 1976 gründete sie ge- meinsam mit Walter Blankenburg und anderen die “Internationale Arbeitsgemeinschaft für theologische Bachforschung”, die sich zum Ziel gesetzt hat, von der Musikwissenschaft meist nicht wahrgenommene Bezüge des Bachschen Werkes zu Theologie und Frömmigkeit seiner Zeit zu untersuchen. Quellen hierfür sind vor allem die in Bachs Besitz befindliche Predigt- und Erbauungsliteratur und die zahlreichen Sinnbilder in Bibel- und Predigtillustrationen. Dies alles hat Spuren in seinem Werk hinterlassen und macht manches Detail in Text und Musik erst verständlich. Jahrelang war Renate Steiger Vorsitzende dieser Arbeitsgemeinschaft. Als Schriftleiterin von “Musik und Kirche” brachte sie viele ihrer Forschungsergebnisse in die Öf- fentlichkeit. Für die theologische Beschäftigung mit der Person und dem Werk Bachs hat Re- nate Steiger durch eine umfassende Dokumentation und Bibliographie (“Theologische Bach- forschung heute”, 1998) wissenschaftliche Fundamente gelegt und der weiteren Forschung den Weg gewiesen. Als sie die Redaktion für die Festschrift zum 75 jährigen Bestehen der Hochschule für Kir- chenmusik übernahm, ahnte noch niemand von uns, dass dies ihre letzte große Arbeit wer- den würde. Mit Weitblick und Souveränität gewichtete sie die unterschiedlichen Themenkreise und ließ daraus ein Ganzes entstehen. Sie konnte diese Arbeit zwar noch vollenden, aber nicht mehr persönlich in der Öffentlichkeit vorstellen. Die Hochschule für Kirchenmusik be- wahrt das Andenken an Renate Steiger mit großer Dankbarkeit. Wolfgang Herbst

Personen und Daten 41

„ Absolventen im Wintersemester 2006/07 und Sommersemester 2007

Studiengang Kirchenmusik: ƒ Anastasia Bayer (B) ƒ Julian Franke (B) ƒ Martin Groß (B) ƒ Eva Hage (B) ƒ Friederike Meuth (B) ƒ Carola Mäcke (A) Carola Mäcke, Anastasia Bayer, Julian Franke, Eva Hage, Gunilla Pfeiffer, Friederike Meuth ƒ Gunilla Pfeiffer (A)

Studiengang Künstlerische Ausbildung:

KA Gesang: ƒ Kwan-Hyun Choi ƒ Su-Hyun Choi ƒ Myeong-Ki Kim ƒ Byung Yoon So KA Chorleitung: ƒ Alexander Letters

Su-Hyun Choi, Kwan-Hyun Choi, Prof. Bernd Stegmann, Byung Yoon So KA Klavier: ƒ Eun-Jung Kim ƒ Yang-Eon Kim ƒ Jung Nan Park KA Orgel: ƒ Yi-Ryung Kim ƒ Maria Cristina Spagnoli Solistenklasse Orgel: ƒ Genya Kai ƒ Ekaterina Kofanova

ƒ Thomas Andreas Wilhelm Absolventen des Wintersemesters 2006/07 bei ihrer Verabschiedung

Impressionen der Verabschiedungsfeier des Wintersemesters 2006/07 (mittleres Bild: Martin Groß)

42 Personen und Daten

„ Neue Studierende zum Wintersemester 2006/07 und Sommersemester 2007

Studiengang Kirchenmusik: ƒ Tereza Kohoutová (B) ƒ Soon-Ji Kwon (B) ƒ Veronika Lochmann (B) ƒ Katja Mechelke (B) ƒ Johannes Nohl (B) ƒ Markus Rau (B) ƒ Katharina Sémon (B) ƒ Jan Wilke (B) ƒ Il Hwan Yoo (B) ƒ Markéta Schley-Reindlová (A)

Studiengang Künstlerische Ausbildung ƒ Sunsik Ham (Gesang) ƒ Koansup Kim (Gesang) ƒ Judith Schulze (Gesang) ƒ Yoo-Sung Byun (Klavier) ƒ Jee Young Im (Klavier) ƒ Heung-Joo Song (Klavier) Die Studienanfänger des Sommersemesters 2007 ƒ Jee-Eun Kim (Orgel) bei der Semestereröffnungsfeier am 10. April 2007 ƒ Ka-Young Lee (Solistenklasse Orgel)

„ Neue Lehrkräfte

Seit Sommersemester 2007 sind als neue Lehrkräfte an der Hochschule für Kirchenmusik tätig:

ƒ Patrick Fritz-Benzing (Orgel-Literaturspiel) Patrick Fritz-Benzing wurde 1977 in Offenburg geboren und studierte Kirchenmusik (A- Examen) an der Musikhochschule Freiburg. Zu seinen Lehrern zählten Zsigmond Szathmáry (Orgelliteraturspiel), Klemens Schnorr (Orgelimprovisation) und Klaus Hövelmann (Dirigieren). Ein dreijähriges Orgelstudium (Konzertreife) führte ihn zu Jacques van Oortmerssen ans Con- servatorium van Amsterdam, wo er sich intensiv mit dem Orgelwerk J. S. Bachs und der deut- schen Musik des 19. Jh. beschäftigte. Der Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes war Preisträger mehrerer Wettbewer- be. So gewann er 1997 den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Leipzig, erlangte 2000 den 3. Preis bei der internationalen Orgelwoche in Nürnberg, 2003 erhielt er den 2. Preis sowie den Sonderpreis beim internationalen August-Gottfried-Ritter-Wettbewerb in Magdeburg, und beim internationalen Walcker-Wettbewerb in Schramberg 2004 wurde ihm der 1. Preis zuge- sprochen. Eine rege Konzerttätigkeit als Solist wie auch als gefragter Begleiter und Continuo-Spieler führ- ten ihn in zahlreiche Städte des In- und Auslandes. Kurse bei Pieter van Dijk, Jean Boyer und Ludger Lohmann (Orgel) sowie Wolfgang Schäfer (Dirigieren) ergänzen seine Ausbildung. Seit August 2005 ist er Kantor an der kath. Hauptkirche St. Stephan in Karlsruhe, seit dem Sommersemester 2007 Lehrbeauftragter für Orgelliteraturspiel an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg.

Personen und Daten 43

ƒ Markus Uhl (Liturgisches Orgelspiel) Markus Uhl wurde 1978 in Offenburg geboren. Von 1993-1996 absolvierte er die C-Ausbildung bei BK Matthias Degott in Gengenbach. Im Oktober 1998 begann er das Studium der Kirchen- musik an der Staatl. Hochschule für Musik in Freiburg (Orgel bei Prof. Zsigmond Szathmáry, Dirigieren bei Prof. Dr. Hans-Michael Beuerle), welches er 2002 mit dem Diplom und 2004 mit der A-Prüfung abschloss. Von 2004 bis 2006 studierte er Konzertfach Orgel und Orgelimprovisa- tion bei Prof. Michael Kapsner in Weimar. Während seines Studiums war er als Kirchenmusiker in St. Ulrich und im Freiburger Raum tätig. Von 1999-2002 war er im Amt für Kirchenmusik als studentischer Mitarbeiter mit den Tätigkeits- bereichen Bibliothek, Kirchenmusikalische Mitteilungen und Kursorganisation beschäftigt. Im Rahmen der C-Ausbildung unterrichtete er Orgel und Orgelimprovisation. Bis zum September 2007 leitet er noch den KammerChor Kinzigtal. Seit Januar 2007 ist er Bezirkskantor der Erzdiözese Freiburg für die Dekanate Heidelberg und Wiesloch und für die Kir- chenmusik an der Jesuitenkirche Heidelberg verantwortlich. (Cappella Palatina, Kinder- und Jugendchor, Orgelspiel, C- Ausbildung, Fortbildung nebenamtlicher KirchenmusikerInnen etc.). Als Lehrbeauftragter unterrichtet er an der Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg Liturgisches Singen und Orgelimprovi- sation, an der Musikhochschule Weimar Gregorianik, Deutschen Liturgiegesang, Hymnologie und Liturgische Praxis sowie Orgelimprovisation an der Musikhochschule Freiburg. Beim Internationalen Wettbewerb für junge Chorleiter in Budapest hat er im Juni 2001 den Sonderpreis der Franz Liszt- Akademie für die beste Interpretation eines Werkes von Franz Liszt erhalten. Für seine Diplomarbeit erhielt er den Helene- Rosenberg-Preis für die beste musikwissenschaftliche Arbeit des Jahres 2002. Im Jahr 2005 war er Finalist beim Wettbe- werb des Internationalen Orgelfestivals in Bochum sowie Preisträger beim IX. Internationalen Orgelimprovisationswettbewerb in Schwäbisch Gmünd, beim 2. Internationalen Johann-Joseph-Fux-Wettbewerb und beim Wettbewerb „Orgelimprovisation im Gottesdienst“.

ƒ Thomas Andreas Wilhelm (Orgelbau) Liebe Leserinnen und Leser! Seit dem diesjährigen Sommersemester unterrichte ich in der Nach- folge von Thomas Berning das Fach Orgelkunde an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidel- berg. Die Anfrage, ob ich diesen Unterricht übernehmen könnte, hat mir, wie auch die schon ab- solvierten Vorlesungen, große Freude bereitet. Daß letzteres auch auf die Zuhörer zutrifft, hoffe ich. Meine musikalische Ausbildung neigt sich dieser Zeit gerade dem Ende zu mit der Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen des Orgelstudiums hier in Heidelberg. Davor studierte ich an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main Kirchenmusik, Orgel und Cembalo, unter anderem bei Sabine Bauer (Cembalo), Tomasz Adam Nowak und ebenfalls Prof. Dr. Martin Sander (Orgel). Dafür erhielt ich Stipendien des Kuratoriums Bad Homburger Schloß- kirche und der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft Freiberg. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ermöglichte mir parallel zu meinen Studien die Ausbildung zum Orgelsach- verständigen. Dieses Amt übe ich seit Juni 2006 in der Nachfolge von Dr. Martin Balz aus. Als Kirchenmusiker bin ich seit 1997 an der St. Nikolaus-Kirche in Bad Vilbel tätig.

ƒ Matthew Gardner (Musikgeschichte mit Instrumenten- und Formenkunde) Matthew Gardner wurde 1981 in Lancaster, England, geboren. Nach seiner schulischen Ausbildung mit Klavier und Orgelunterricht studierte er in Newcastle upon Tyne Musik mit den Schwerpunkten Musikwissenschaft, Orgel und Cembalo. Nach seinem Bache- lor-Abschluss kam er zu einem einjährigen Aufbaustudium nach Deutschland. Hier be- gann er im Herbst 2004 seine Dissertation über „Handel and Maurice Greene’s Circle at the Apollo Academy: the Music and Intellectual Contexts of Oratorios, Odes and Masques“. Im Sommersemesters 2007 hat er seine Promotion abgeschlossen und arbeitet zurzeit an mehreren Veröffentlichungen über Händel und seine Zeitgenossen. 44 Personen und Daten

„ Verabschiedung von Lehrkräften

Mit dem Beginn des Wintersemesters 2007/08 verlassen folgende Lehrkräfte die Hochschule für Kirchenmusik: ƒ Thomas Berning, bisher Dozent für Künstlerisches Orgelspiel und Orgelkunde, wurde zum Domkapellmeister in Pa- derborn berufen. ƒ Dr. Joachim Vette: Wegen einer vom Evangelischen Oberkirchenrat beschlossenen Neustrukturierung der theologi- schen Fächer an der Hochschule ging die Lehrtätigkeit von Dr. Joachim Vette auf Pfarrer Dr. Martin Mautner über. ƒ Dr. Thomas Schlage beendet seine Vorlesungstätigkeit im Fach Musikgeschichte mit Instrumenten- und Formenkun- de aus privaten Gründen.

„ Wer ist wo? Stellenbesetzungen mit Absolventen der Hochschule für Kirchenmusik

ƒ Daniela Brinkmann (B-Prüfung 2003) Kantorin in Nidda ƒ Michael Goos (B-Prüfung 2005) Assistenz des Landeskantors KMD Johannes Michel (Mannheim) ƒ Ingomar Kury (A-Prüfung 1986) Stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes Evangelischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker ƒ Carola Maute (B-Prüfung 2004, A-Prüfung 2006, Künstlerische Ausbildung Gesang 2006) Bezirkskantorin in Kehl ƒ Gunilla Pfeiffer (B-Prüfung 2004, A-Prüfung 2007) Kantorin in Oberursel ƒ Gunhild Streit (B-Prüfung 2002) Kantorin in Birkenau, Lehrbeauftragte für Musiktheorie und Gehörbildung an den Musikhochschulen Mannheim und Frankfurt ƒ Konja Voll (B-Prüfung 1995, A-Prüfung 1999) Dekanatskantor in Bensheim

„ Kurzmeldungen

ƒ OKR PD Dr. Michael Nüchtern leitet Seminar „Wort und Musik im Gottesdienst“ Ab Wintersemester 2007/08 wird der für die Hochschule für Kirchenmusik zuständige Oberkir- chenrat PD Dr. Michael Nüchtern die theologische Betreuung des homiletisch-liturgischen Se- minars „Wort und Musik im Gottesdienst“ übernehmen. Es handelt sich hierbei um Seminargot- tesdienste in der Peterskirche Heidelberg, die von Studierenden der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg (Liturgie und Predigt) und der Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg gemeinsam vorbereitet und durchgeführt werden.

ƒ Promotion Gerhardt Luchterhandt, Professor für Musiktheorie/Tonsatz und Liturgisches Orgelspiel an der HfK, promovierte im Frühjahr 2007 über „Arnold Schönbergs Tonalitätsbegriff und seine neotonalen Werke“ bei Rudolf Frisius, Karlsruhe.

ƒ Herbst neuer Herausgeber Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat den früheren Rektor der HfK KMD Prof. Dr. Wolfgang Herbst zum neuen Herausgeber der Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch berufen. Er wird diese Aufgabe gemeinsam mit der Brandenburgischen Pfarrerin Dr. Ilsabe Seibt wahrnehmen. Personen und Daten 45

ƒ Dozentenwechsel Pfarrer Dr. Martin Mautner wird ab Wintersemester 2007/08 neben der bisher von ihm gehaltenen Vorlesung im Fach Hymnologie auch diejenigen in Liturgik und Theologie übernehmen. Der bisher für den Bereich Liturgik zuständige Do- zent Michael Braatz wird ab WS 2007/08 die Betreuung des neuen Schwerpunktfaches Kinderchorleitung übernehmen.

„ Außerhochschulische Aktivitäten der Lehrkräfte

ƒ Intensive Ensembletätigkeit Zerstörung der Kirche verloren. Patrick Fritz-Benzing Als Mitglied der Schola Heidelberg konzertierte spielte am 12.11.2006 als Hommage à Silbermann Carola Keil u.a. beim Rossini-Festival in Bad Wildbad Werke von Couperin, Bach, Krebs, Mozart, Mendels- (15.07.2007), im Rahmen des Lucerne Festival in der sohn und Liszt. Lukaskirche Luzern (25.08.2007) und auf der ƒ Live-Mitschnitt Biennale in Venedig (13.10.2007). Am 10.12.2006 spielte Patrick Fritz-Benzing im Rah- ƒ Gefragter Barockinterpret men des „x-mas-Day“ der Union europäischer Rund- Sebastian Hübner unternahm Konzertreisen mit re- funkanstalten Werke von Bach und Reger. Das Kon- nommierten Barockorchestern in die Schweiz, nach zert wurde von SWR 2 aufgezeichnet Österreich und Italien, wo er u.a. die Titelpartie in der ƒ Neue CD Oper „Orlando Paladino“ von Joseph Haydn über- Im Januar 2007 wurde die von Heinrich Walther neu nahm. eingespielte CD „Robert de la Riba, Orgelwerke“ ƒ Göttelmann spielt Buxtehudes Gesamtwerk (Sociedad Espanola de Musicologia, Madrid) veröf- Zum 300. Todesjahr des Komponisten Dietrich Bux- fentlicht. tehude führte Stefan Göttelmann das gesamte Or- ƒ Kurse und Konzertreisen gelwerk des Komponisten im Rahmen der Gottes- Konzerte und Kurse führten Heinrich Walther in die- dienste in der evangelischen Kirchengemeinde Wil- sem Semester u.a. nach Alaska (Oktober 2006), ins helmsfeld auf. Auditorio de Tenerife und nach Sibirien (April 2007). ƒ Jugendsingwoche der Badischen Landeskirche ƒ Chorleitungskurs Andrea Stegmann leitete die vom 1. bis 6. Juni 2007 Bernd Stegmann leitete im Februar 2007 ein Chorlei- stattfindende Jugendsingwoche der Badischen Lan- tungsseminar für hauptamtliche Kirchenmusiker/in- deskirche in Neckarzimmern. nen der Westfälischen Landeskirche. ƒ Auf dem Weg zur europäischen Verfassung ƒ Seminar über die Chormusik Hugo Distlers Anfang November 2006 spielte Gerhard Luch- Im Rahmen der Jahrestagung des Verbandes Evan- terhandt zwei Konzerte mit Orgelliteratur und Impro- gelischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker visationen zu reformatorischen Chorälen in Brüssel Badens leitete Bernd Stegmann ein Seminar über die im Rahmen einer Ausstellung "Von der reformatori- Chormusik Hugo Distlers im Haus der Kirchenmusik schen Kirchenordnung zur europäischen Verfas- in Schloß Beuggen. sung", welche in der Baden-Württembergischen Lan- ƒ Marienvesper desvertretung bei der Europäischen Union stattfand. Im Januar 2007 führte die Heidelberger Kantorei mit ƒ Eberhards verwegene Abenteuer L’arpa festante die Marienvesper von Claudio Monte- Das 2006 uraufgeführte Orgelkonzert für Kinder verdi unter Leitung von Bernd Stegmann in der Hei- „Eberhards verwegene Abenteuer“ von Christiane delberger Peterskirche auf. Michel-Ostertun ist jetzt in Noten und auf CD erhält- ƒ Sander Juror bei internationalen Orgelwettbe- lich (Strube). werben ƒ Hommage à Silbermann Im Oktober 2006 wirkte Martin Sander in der Jury des Mit diesem Orgelkonzert zum Abschluss der Silber- 15. Internationalen Wettbewerbes für Junge Organis- mann-Ausstellung in Karlsruhe sollte die berühmte ten mit, der in Opava in der Tschechischen Republik Orgelbauerfamilie gewürdigt werden – beherbergte ausgetragen wurde. Außerdem kam ihm die Aufgabe die Karlsruher St. Stephanskirche mit Johann Andre- zu, in der dortigen Kathedrale Mariä Himmelfahrt, de- as Silbermanns größter Orgel doch einst ein vorzüg- ren Orgel in ihrer Grundsubstanz auf das 19. Jahr- liches Instrument. Leider ging die Orgel 1944 mit der hundert zurückgeht, das Juroren-Konzert zu bestrei- 46 Personen und Daten

ten. Im November 2006 war M. Sander Juror beim Anteil nimmt. Den Abschluss bildete ein Konzert von Helmut-Bornefeld-Wettbewerb in Heidenheim/Brenz. Martin Sander an der Flentrop-Orgel im Großen Kon- Dieser an der Wirkungsstätte von Helmut Bornefeld – zertsaal der Stadt Kazan. einer der führenden Persönlichkeiten der Orgelbe- Im April 2007 veranstaltete die Musik-Akademie War- wegung – stattfindende Wettbewerb fokussierte sich schau ein „All-Polnisches Bach-Treffen“, zu dem u.a. ganz auf das Schaffen des 20. Jahrhunderts. Martin Sander als Gastdozent eingeladen wurde und ƒ Orgel-Meisterkurse mit Martin Sander auf dem er neben einem Konzert in der evangeli- Im Dezember 2006 leitete Martin Sander einen Orgel- schen Dreifaltigkeitskirche einen dreitägigen Meister- Meisterkurs an der Staatlichen Musik-Akademie in kurs über die Orgelwerke von Johann Sebastian Kazan, der Hauptstadt der Autonomen Republik Ta- Bach leitete. tarstan. Teilnehmer waren Studenten der Musik- ƒ Rektor läuft für Orgel Akademien Kazan und Nizhni Novgorod. Dieses auf- Im Herbst 2006 beteiligte sich Bernd Stegmann an strebende Gebiet innerhalb der Russischen Konföde- einem Benefiz-Lauf zur Restaurierung der Heidelber- ration verfügt über eine reiche Orgel-Szene, an der ger Christuskirchenorgel. Er absolvierte über 20 km. auch die moslemische Bevölkerungsmehrheit regen

Rezension des Konzertes „Der Geist hilft“ (Rhein-Neckar-Zeitung)

Das Letzte 47

„ Eine scha(r)fe Disposition (von Gunilla Pfeiffer) Um welche Orgelregister handelt es sich?

48 Das Letzte

Nächste Ausgabe: Oktober 2008

Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg der Evangelischen Landeskirche in Baden Hildastr. 8 | D-69115 Heidelberg | T EL .: (06221) 27062 | FAX: (06221) 21876 INTERNET: www.hfk-heidelberg.de | E-MAIL : [email protected]