Haute Route Von Zinal INMITTEN EINES MAJESTÄTI TEXT/FOTOS Mario Colonel, Servoz (F)
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TOURENTIPP Der Aufstieg zur Cabane d’Arpittettaz bietet eine wunderbare Sicht auf das Zinalrothorn. Die Haute Route von Zinal INMITTEN EINES MAJESTÄTI TEXT/FOTOS Mario Colonel, Servoz (F) as Zinaltal – oder Val d’Anniviers – im Wallis ist ein wahres Bijou im Herzen der Alpen.Manche D halten es für eine der schönsten Gegenden in den Alpen überhaupt.Ein Kranz von Gipfeln mit Höhen über 4000 m bildet ein Amphitheater von wahrhaft majestäti- schen Dimensionen:Dent Blanche,Grand Cornier,Col Durand als Südgrenze,Obergabelhorn,Zinalrothorn und Bishorn schliessen den Kreis im Norden ab.Dazu olonel C kommen pittoreske Dörfer wie Grimentz,in denen die io r Ma : s Chalets aus Tannenholz mit ihren Balkonen und steilen o t o F Dächern schon seit Jahrhunderten die Hänge des Tals zu imitieren scheinen.Und dies am Fuss von Bergen,deren Grate und Zacken atemberaubende Formen bilden.Ski- touren in diesem Gebiet stellen eine Herausforderung dar,der nur gut trainierte und ausgerüstete Skitourenfah- rer gewachsen sind. Eine alpine Skitour Frühling im Winter durch ein selten begangenes Gebiet. Aufstieg zum Glacier Es war Ende April. Der Winter war harmlos gewesen,und de Moming es hatte wenig geschneit.Wir hatten uns für eine schöne Route entschieden:von der Cabane de Tracuit via Bishorn in die Cabane d’Arpittettaz,weiter zur Zinalrothorn- schulter und hinunter zur Cabane du Mountet und even- tuell noch in den Col Durand. Der Aufstieg zur Cabane de Tracuit erwies sich als ziemlich abenteuerlich. Es war geradezu heiss und drückend,der Schnee schwer und anspruchsvoll. Glücklicherweise herrschte nur ge- ringe Lawinengefahr,weil nur wenig Schnee lag. Für die Mühsal des Tages entschädigte der gemütliche Abend in der Hütte,an dem mit erlebten und überlebten Skiaben- teuern kräftig geprahlt wurde. Die grosse Überraschung am Morgen:Hohe Wolken hatten verhindert,dass die Schneedecke gefror.Sie war noch genau so weich wie am Vortag. Als entsprechend mühsam erwies sich der Aufstieg zum Bishorn. Sobald wir den Gipfel erreicht hatten,rissen aber die Wolken auf, der Dom tauchte aus dem milchglasigen Dunst aufund präsentierte sich uns in seiner ganzen Pracht.So gestaltete sich die Ankunft aufdem Gipfel fast idyllisch. Dafür war die Abfahrt ein wahrer Alptraum. Grässlicher Bruch- harsch trieb uns zuerst einmal in die Hütte,von wo wir weiter abfahren und dann zum Col de Milon hätten auf- STÄTISCHEN GIPFELKRANZES DIE ALPEN 3/2003 19 TOURENTIPP steigen sollen. Aber der Schnee hatte sich in eine grauen- wir ein grosses Hochplateau,das bei diesem strahlenden hafte Suppe verwandelt,in welcher der Skistock bis zum Wetter und der grossen Kälte riesig wirkte. Auch das Boden versank. Die wenigen Schwünge,die wir machten, Weisshorn mit dem Schaligrat,den wir noch nie aus bis wir die Traverse erreicht hatten,erwiesen sich als ge- diesem Winkel gesehen hatten,machte uns Eindruck. fährlich. Wir alle warteten nur darauf,dass der ganze Hang abrutschte. Dabei war es erst 10 Uhr morgens.Des- Ein perfekt geformter Gipfel halb beschlossen wir einstimmig,zu Fuss abzusteigen,die Ski aufdem Rucksack,vertrieben von einem Winter,der Wir wandten uns aber L’Epaule (4017m),einem nord- ein Frühling sein wollte ... nordwestlich dem Zinalrothorn vorgelagerten Nebengip- fel zu.Und da hinaufmussten wir,bevor wir zur Cabane Der Ruf der Berge du Mountet abfahren konnten.Zum Glück blies der Wind kaum. Mit den Steigeisen an den Füssen mussten Wir hätten es damit bewenden und aufdie Tour verzich- ten können,aber die Idee war schon zu tiefin uns veran- kert.Wir hatten bereits einen Blick in die Schatztruhe geworfen und wollten unbedingt ihre Kostbarkeiten kennen lernen. Im März des folgenden Jahres waren die Bedingungen besser.Wir nahmen die Tour noch einmal in Angriff. Diesmal stiegen wir in die Cabane d’Arpittettaz auf. Unter der Westwand des Weisshorns erstreckt sich ein weiter Gletscher mit mächtigen Seracs,prachtvollen Hängen und ausgedehnten Spaltenzonen.Darin den Weg zu suchen,war nicht ganz einfach. Mehr als einmal zogen wir die Ski aus und stiegen zu Fuss einen hart ge- olonel C io frorenen Hang empor,umgingen eine grosse Spalte oder r Ma : s o t einen vom Wind geformten Serac.Schliesslich erreichten o F Am Ende der zweiten Etappe lädt die Cabane d’Arpittettaz zum Ausruhen ein. Ankunft in der Cabane de Tracuit, Ziel der ersten Etappe 20 DIE ALPEN 3/2003 wir über den schmalen Grat.Bei der Abfahrt in die Caba- ne du Mountet hatten wir wieder Bruchharsch,aber wir trösteten uns mit einem Blick aufso ausserordentliche Gipfel wie Zinalrothorn,Obergabelhorn und Dent Blan- che. Selbst als das schlechte Wetter uns noch den letzten Tag mit dem Col Durand verdarb, hielt die gute Laune an, denn wir hatten die Kostbarkeiten in der Schatztruhe ent- deckt:Berge so strahlend und verführerisch wie Diaman- ten. Über die Nordwest- Route hänge erreicht man den Gipfel des Bis- horns. Die Viertausen- 1 Die im Folgenden beschriebene Haute Route von Zinal der von Saas-Fee – Nadelhorn und Täsch- ist ein Vorschlag unter vielen. Es gibt zahlreiche Varian- horn – ragen aus den ten,wie man die Tour verlängern kann. So wie sie präsen- Wolken. tiert ist,bietet sie die Möglichkeit,eine Rundtour zu unternehmen und dabei wenig begangenes Gebiet ken- 1Von der Länge her entspricht dies nicht unbedingt einer «Haute Route». In der Gegend selber wird sie so bezeichnet. Blick vom Bishorn auf den Nordgrat des Weisshorns Vom Bishorn gleitet man einen leichten Abhang hinunter, um dann die Felle aufzuziehen für den Aufstieg zum Col de Milon. DIE ALPEN 3/2003 21 TOURENTIPP Unter dem Besso während des Aufstiegs zum Glacier de Moming Dritte Etappe: auf der L’Epaule des Zinalrothorns mit Dent Blanche im Hintergrund Brücke bei P.1907 und den Bach überqueren.Jetzt nach Le Chiesso,2082 m,aufsteigen. Etwas oberhalb der Hütte den Weg zur Ar Pitetta rechts liegen lassen und weiter nordwärts bis an den Fuss des Roc de la Vache,2581 m. Leicht abwärts und genau nach Osten ins Tal von Tracuit. Man folgt dem rechten Ufer und nimmt Kurs aufden Fuss des Felssporns Diablon des Dames.Diesem entlang zum Col de Tracuit.Durch einen ziemlich steilen Hang in den Pass und hinüber zur Hütte. Variante: Bei wenig Schnee oder Ende Saison erreicht man mit aufgeschnallten Ski direkt aufdem Sommerweg nen zu lernen. Eine schöne Verlängerung bildet der Ein- das Vallon de Tracuit. stieg über Saint-Luc in die Turtmannhütte. 2. Etappe: Cabane de Tracuit, 3256 m–Bishorn, 4153 m– 1. Etappe: Aufstieg in die Cabane de Tracuit, 3256 m Col de Milon, 2990 m–Cabane d’Arpittettaz, 2786 m Allgemeines: 1600 m Höhenunterschied,Exposition Allgemeines: 1200 m Höhenunterschied,Exposition West, Nordwest bis West,6 bis 7 Std. Marschzeit.WS. dann Nord,7 bis 9 Std. Marschzeit bis zur Hütte. WS. Route: Von Zinal,1675 m,den Plat de la Lé überqueren Route: Von der Hütte fast waagrecht den Turtmann- bis ganz hinten ins Tal. Aufdem Sommerweg bis zur gletscher traversieren bis zu einem Rücken,dem man folgt.Einige Spaltenzonen umgehen.Bei 3400 m erlaubt 22 DIE ALPEN 3/2003 das relativ flache Gelände,nach links abzubiegen und den Pass anzupeilen,der Bishorn und Stierberg,3507 m, trennt.Nicht bis in diesen Pass,sondern praktisch ge- radeaus,ein paar Spaltenzonen umgehend,in den Nord- westhängen des Bishorns aufsteigen. Man erreicht eine Einsattelung zwischen den beiden Gipfeln des Bishorns. Der höchste Punkt liegt rechts.Aufeinem kurzen,schma- len und steilen Grat erreicht man den Hauptgipfel. Je nach den Verhältnissen müssen die Ski für die letzten 25 Meter getragen werden. Abfahrt: Aufder Aufstiegsroute zurück in die Cabane de Tracuit.Von dort bis ca.2700 m abfahren.Nicht versu- chen,von der Hütte schräg hinüber zu traversieren.Ge- fährlich! Bei 2700 m Felle aufziehen und in einer Mulde in den Col de Milon,2990 m,aufsteigen – Vorsicht bei Triebschneeansammlungen! Über einen Südhang hinab aufeinen ersten Talboden und eine Moräne über- querend zur Hütte,2786 m. 3. Etappe: Cabane d’Arpittettaz, 2786 m–Arête du Blanc– Richtung L’Epaule am Zinalrothorn, 3732 m–Cabane du Mountet, 2886 m Allgemeines: 1000 m Höhenunterschied,Exposition Nord,dann Südwest,4 bis 5 Std.Marschzeit bis zur Schul- ter,vom Zustand des Gletschers abhängig.ZS wegen der Komplexität der Aufstiegsroute. Route: Diese äusserst alpine Route wird nur sehr selten begangen. L’Epaule am Zinalrothorn ist vor allem Ziel von der Cabane du Mountet aus.Bei guten Bedingungen olonel C io r Ma : s o t o F Vor dem Aufstieg zum langen Grat, der zur L’Epaule des Zinal- rothorns führt. Blick auf das Obergabelhorn DIE ALPEN 3/2003 23 TOURENTIPP ist dieser Weg aber ein reiner Genuss.Allerdings muss den Gletscher verlassen und Richtung Südwest problem- man den Glacier de Moming angeseilt überqueren,denn los zur Hütte abfahren. er ist mitunter sehr zerrissen.Beherrschung von alpinen Techniken ist absolute Pflicht! 4. Etappe: Cabane du Mountet, 2886 m– Von der Hütte leicht nach Süden abfahren und dabei Col Durand, 3443 m–Zinal, 1675 m zwei Bachbetten überqueren,um P.2707 zu erreichen. Allgemeines: 600 m Höhenunterschied,Exposition Nord, Jetzt genau südwärts in einer aufsteigenden Traverse auf Nordost,3 Std. bis in den Pass.ZS, wenn man die Pointe den Gletscher.Ziemlich steile Hänge aufsteigen bis zu de Zinal besteigt; WS bis zum Pass. einer Spaltenzone. Richtung Besso unter einer Seraczone Route:Von der Hütte Richtung Ost die Moräne über- durch aufeine Terrasse. Man geht fast bis an den Fuss des schreiten und südwärts zum rechten Ufer des Glacier Besso und quert schräg einen Hang,der aufein zweites, Durand. Aufdem Gletscher schräg aufsteigen und,einen grosses Plateau am Fuss eines Amphitheaters aus Blanc de kleinen Schneegrat in der südlichen Verlängerung des Moming,Arête du Blanc und Südspitze de Moming – Roc Noir überschreitend,zu einer Terrasse gelangen.Ach- grossartige Sicht aufdas Weisshorn! – führt.Richtung tung aufeine Zone mit Spalten in der Marschrichtung.