YACHT-TEST

Erwachsenes Schiff Die belgische Werft mit den unsinkbaren ine neue Etap ist dem guten Ruf ihrer Werft im belgischen Malle Everpflichtet. Im Falle der 24i gilt Booten hat wieder einen Coup gelandet. das in doppelter Hinsicht. Immerhin sind alle Etap-Yachten optisch unver- Die ETAP 24i bringt Schwung in die kennbar, und zwar im positiven Sinne. Das aktuellste Produkt der Werft macht Kompaktklasse unterhalb 30 Fuß. Und zeigt da keine Ausnahme. Innovativ, aber nicht wie von einem anderen Stern zeigt sich dabei als kleine Yacht ganz groß. sich die neue kleine Yacht. Und immer-

60 YACHT 25-26/1999 DIE WERFT Fast drei Jahrzehnte erfolgreich Die Etap Werft feiert ein rundes Jubiläum zu einem mehr als runden Datum: Im Jahre 2000 wird der Betrieb 30 Jahre alt. Firmengründer Norbert Joris (73) fügte 1970 den Firmenzweig einem bereits lange bestehenden Elektrounter- nehmen hinzu. Zwischen 1972 und 1982 liefen annähernd 1800 Etap 22s vom Band, allesamt unsinkbar. Die 22 ist die bislang drittmeist verkaufte Yacht der Welt (nach der Corsaire von CN Loire und Jeanneau’s Sangria). Aber auch die 23, Vorgängerin der 24i, steht mit knapp 1000 Stück in den Hitlisten. Die Werft beschäftigt heute rund 110 Mitarbeiter und liefert etwa 240 Schiffe jährlich aus.

Die 24er ist mit dem tiefen Kiel in die Kategorie B (küstenferne Gewässer) und mit dem flacher gehenden Duo- Kiel in C (küstennahe Gewässer) einge- stuft. Weil aber alle Etaps traditionell unsinkbar sind, unterwerfen sich die Konstrukteure freiwillig der schärfsten Richtlinie in Europa, um diesen Nach- weis auch offiziell führen zu können: der französischen Marine Marchande. Die enthält für kleine Yachten eine Un- sinkbarkeitsforderung. Mehr noch: Die kleine Etap soll in geflutetem Zustand Die neue Etap: nicht nur schwimmen (die Norm ver- Kompaktboot mit langt lediglich „positiven Auftrieb“), gestreckten sondern noch segeln können. Das ge- Linien und auf- lingt nur aufgrund der ausgeklügelten fälliger Optik. Verteilung des Festauftriebs (PU- Schaum) im Rumpf. Diese Schaumeinlagen sind nicht zu verwechseln mit dem zusätzlich ange- hin tritt die 24i die Nachfolge der rund zur Segelei zurückkehren, aber von wendeten, innovativen und Etap-eige- tausendmal verkauften und somit sehr früher noch sportliche Boote gewohnt nen RTM-Injektionsverfahren (Resin erfolgreichen Etap 23 an. sind, zum Beispiel Jollen. Andere, typi- Transfer Moulding). Die Methode, nach sche Späteinsteiger überspringen die der die 24i gebaut ist: Ein harzloses Konzept Kleinkreuzergröße manchmal und ori- Glasfasergelege wird durch das Anein- Die Zielgruppe voll im Visier entieren sich gleich an größeren Model- anderpressen einer Außen- und einer Die Frage „Wen wollen Sie mit die- len. Das Prinzip bei der 24i ist, beide Innenform fixiert, anschließend inji- sem Schiff erreichen?“ beantworten Käufergruppen anzusprechen.“ Also ziert man mit Druck das Harz. Ergeb- Etap-Verkaufschef Jan Verhaege und versucht Etap, eine kleine, aber „er- nis: ein monolithisches Bauteil mit per- Exportleiter Jan van Speybroeck ausge- wachsene“ Yacht anzubieten. fekten Oberflächen (YACHT 10/98). Die sprochen gern, denn über die Funktion 24er ist die größte in diesem Verfahren der 24i im Markt haben sie lange disku- Konstruktion hergestellte Yacht. tiert. Die Philosophie: „Eigner kleiner Innovationen mit Druck Weitere technologische Tricks der Boote sind oft Segler, die nach längerer Auch für die Etaps gilt die Zertifi- kleinen Etap: die nicht sichtbare, einge- Zwangspause mit ihrer jungen Familie zierungspflicht nach der CE-Norm. baute Aluminium-Ring-Maststütze 3

YACHT 25-26/1999 61 YACHT-TEST

DATENBLATT

Konstrukteur Dipl. Ing. Marc-Oliver v. Ahlen Stauraum Vorschiff ca. 198 l Grundpreis ab Werft 62 411 Mark CE-Entwurfskategorie B oder C Stauraum Salon ca. 311 l Preis segelfertig nach YACHT-Def.: Groß-/ Lüa (Rumpflänge) 7,30 m Stauraum Pantry ca. 132 l Vorsegel, Schoten, Reling, Pos.-Beleucht., Gesamtlänge 8,02 m Stauraum Backskisten ca. 252 l Polster, Pantry/Kocher, Segelkleid inkl. LWL (Wasserlinienlänge) 6,71 m Höhe Vorschiff 0,89 m Motor (Yamaha 4-Takt) 6785 Mark Breite 2,50 m Höhe Salon 1,64 m Lenzpumpe 644 Mark Tiefgang/Tiefg. Testboot 1,50/0,85 m Höhe Achterkammer 1,81 m WC 931 Mark Theor. Rumpfgeschwindigkeit 6,29 kn Höhe WC-Raum 1,49 m Feuerlöscher 98 Mark Gewicht/Gew. Testboot 1780 kg/1800 kg Kompaß 580 Mark Ballastanteil/B.-Anteil Testb. 29 %/28 % Rumpf- und DecksbauweiseRumpf und Deck Fäkalientank 1812 Mark Masthöhe ü. Wasserlinie 11,14 m im Harz-Injektionsverfahren (RTM) herge- Anker, Leinen, Fender 480 Mark Großsegel 18,2 m2 stellt. Rumpf mit PVC-Hartschaumeinlagen, Kühlfach 1354 Mark Genua (100 % ) 12,2 m2 Isophthalsäureharz. Deck durchgängig Antifoulinganstrich 1280 Mark Segeltragezahl*/b. Testboot 4,55/4,53 Sandwich mit PVC-Hartschaumkern, Or- Zuwasserlassen/Transp. Ostsee 2500 Mark Maschine (Außenborder) 9,9 PS/7,28 kW thophthalsäureharz. Die Bauweise erzeugt Kraftstofftank Polyethylen/25 l homogene und auf beiden Seiten glatte Summe 78 875 Mark Frischwassertank Polyethylen/50 l Formteile. Unsinkbarkeit durch ausge- Fäkalientank Polyethylen/44 l schäumte Bereiche im Innenraum. Werft (Händlernetz) Etap Yachting N. V. Kojen 4 Steenovenstraat 2, 2390 Malle, Belgien; Vorschiffskoje 1,95 x 1,30 x 0,28 m Osmosegarantie 2 Jahre Tel. 0032/331244 61, Fax 0032/331244 66, Salonkoje 2,00 x 0,75 x 0,50 m e-mail: [email protected]

STABILITÄTHEBELARMKURVE SEGELLEISTUNG

7.0 Höchste Stabilität Wendewinkel 80° bis 90° bei knapp 50°

sehrsteif al steif 5.0 Krängung. Ab 119° norm Lage beginnt theore- rank 3.0 18 kn 50° tisch die negative

sehr rank 1.0 Stabilität. Aufrichtendes Moment (txm) AufrichtendesMoment 10 30 50 70 90 110 130 150 170 45° 5,4 kn Krängung (Grad) 119° Die Kurve ist nach ISO mit Deck und Aufbauten gerechnet. 60° 5,8 kn

90° 6,7 kn

180° 5,7 kn 130° 6,6 kn Testbedingungen Windgeschwindigkeit 17–22 kn, Windstärke 4-5 Bft., Wellenhöhe 0,0 m Reffpunkt: 16 kn Für den theoretischen Reff- Segelfläche punkt bei einer Krängung von Großsegel 16,5 m2, Vorsegel 7,5 m2 20 Grad gilt die wahre Wind- Motor im Heck–Versteck: Der kräfti- Die gemessenen Geschwindigkeiten basieren auf diesen Bedingungen. Das Boot geschwindigkeit. ge Außenborder fällt kaum auf. wurde mit einem Reff und kleiner Fock gesegelt.

IM VERGLEICH ) 2 ) mer** ) ) wSt.) pflänge (mL (m icht (t) kl. M M in gebaut seit Schiffstyp Rum LW Breite (m Gew Segelfläche Segeltragezahl*(m Preis(D segelfertig Stückzahl YACHT-TestFaxabruf-ServiceTelefonnum Etap 24i 7,30 6,71 2,50 1,8 30,4 4,5 73 211 1999 4 25/99 Unna 24 Sunshine 6,90 6,15 2,48 1,20 25,0 4,7 75 070 1994 182 24/96 0190/25 21 25-173 Jeanneau Sun Odyssey 24,2 7,20 6,60 2,49 1,75 27,0 4,3 62 651 1996 ü. 200 19/97 0190/25 21 25-147 (USA) 7,35 6,72 2,50 1,04 23,0 4,7 45 300 k. A. k. A. - - Biga 23 7,20 6,05 2,40 1,20 22,0 4,5 65 200 1984 ca. 100 6/88 0190/25 21 25-235

62 YACHT 25-26/1999 Mit der kleinen Arbeitsfock noch locker unterwegs (l.). Die Fockschotschienen sind auf den Handläufen festgebolzt (o.). im Salon (der Mast steht an Deck) und aus Gurt statt aus Draht. Speed (5,6 das moderne 7/8-Rigg mit breiter Wan- Knoten) und Wendewinkel (80 Grad) tenbasis ohne überlappendes Vorsegel. gefallen. Der direkte Vergleich: Die mit Außerdem greift das Vorstag unterhalb uns das schmale Fahrwasser aufkreu- der Wanten an. Wenn eine Bö einfällt, zende, eineinhalb Meter längere Fahr- drücken die Wanten über die gepfeilten tenyacht sackt schnell achteraus. Salings das Rigg nach vorne, wodurch Gennaker hoch, Vorsegel an Deck. Die das Großsegel flacher und offener wird. kleine Etap benimmt sich raumschots bemerkenswert leichtfüßig für ein Segeleigenschaften Boot, das eigentlich kein Racer sein An der Balance wird noch gefeilt soll. Statt eines Einbaudiesels (oder E- Die Etap 24i besitzt eine Doppelru- Motors) mit Saildrive war auf dem Test- deranlage. Absolut klapperfrei und sehr schiff ein (nicht drehbarer) 9-PS-Au- direkt läßt sich damit lenken, was bei ßenborder montiert. Wegen fehlender Doppelrudern nicht selbstverständlich Anströmung der Blätter erwies sich das ist. Aber: Am Wind (in Böen 5 Bft.) Drehverhalten beim Anlegen als etwas schoß das Boot öfter aus dem Kurs nach schwerfällig, aber allemal ausreichend. Luv als uns lieb war. Ist die Balance grenzwertig? Ist die Rudergeometrie Wohnen & Ausbauqualität falsch? Diese Entdeckungen konnten Gut sitzen, gut leben wir aufgrund der ungewöhnlichen Tat- Beweis erbracht: Vier Erwachsene sache machen, daß wir vor den Etap- haben während des Tests unter Werft-Testern das Boot segeln durften. Deck ganz entspannt eine Mahlzeit Einige Details sind noch nicht perfekt. eingenommen, ohne die niedrige Am Ruderproblem will die Werft Messe dabei in ein Schlachtfeld zu noch feilen (Ruderwinkel/Ballan- verwandeln. Die Werft hat auf ce-Anteil), damit die Arbeit an dem kleinen Schiff gar nicht erst der Großschot reduziert wird. den Versuch unternommen, Der Fußblock Stehhöhe zu rutscht wahl- realisieren. Mit weise auf einem 1,64 Meter maxi- abnehmbaren maler Innenraum- Traveller oder höhe läßt es sich in An- sitzt auf dem betracht der Schiffsgröße Cockpitboden. gut leben. Auf der Süll- In der Kajüte Außenseite hockt klappt so ziemlich es sich ohne Auf- alles: Die helle Holz- lage recht unbe- verkleidung vor der quem. Sehr gut Spüle klappt in die dagegen: Die Waagerechte Reling im und schafft so Cockpit-Be- mehr Arbeitsflä- reich besteht che. Der Salon- 3

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Ein Platz zum Wohlfühlen: Der Innenraum ist gemütlich und funktional, der WC-Raum serien- mäßig.

tisch ist gleichzeitig die Schranktür und klappt in dieser Funktion während des Segelns das Ölzeugschapp im Vorschiff zu. Und wer gerne die (optionale) Bord- toilette benutzen oder sich den Blick ins unaufgeräumte Vorschiff ersparen möchte, klappt einfach die Tür zu. Diese wohldurchdachten Kleinigkeiten machen deutlich, wie gut der altge- diente Produktionsleiter von Etap Frans Geukens und der studierte Schiffbauer Marc-Oliver von Ahlen zu- sammengearbeitet haben. 26 One–Offs hat der Wahl-Bremer von Ahlen (31) bereits gezeichnet, die Etap ist sein erstes Serienprojekt. Der Ideenreichtum des Gespanns zeigt sich an ausgefeilten Details des Interieurs.

Wie auf einer Großen: Ein Schott aus Bu- chenlaminat teilt das Vorschiff ab. Praktisch: Die Spülenverklei- dung vergrößert hochgeklappt die Arbeitsfläche.

64 YACHT 25-26/1999 Das Gerücht, Stau- räume bei Schiffen mit Festauftrieb würden „weggeschäumt“, bestätigt sich nicht. So gut ist der Schaum versteckt. Ausrüstung & Technik Viel fehlt nicht zum großen Schiff Den Einbau verschiedener Aggre- gate hat die Werft bereits vorbereitet: Motorfundament, Landanschluß, Hei- zung, Kompressorkühlbox, Fäkalien- tank. Auch wenn die Grundversion der Yacht weder Elektronik noch Karten- tisch umfaßt – die Schalttafel befindet sich wie in einem Jet an der Salondecke – sind doch sämtliche, selbst die vorbe- reitenden Installationen vorbildlich (Batteriekapazität serienmäßig 70 Ah). An Deck fällt als erstes die Genuaschie- ne (Anstellwinkel 10 Grad) auf, die auf den Alu-Handlauf aufgebolzt ist. Be- sonders außerdem: Die Grundausstat- tung beinhaltet keine Vorsegel-Rollreff- anlage. Statt dessen bietet die Werft neben der serienmäßigen Genua noch zwei weitere Segel an: Arbeitsfock (kürzeres Vorliek) und Sturmfock. Die zwei Reffreihen im teilweise durchge- latteten Groß werden über Einleinen- Reffsysteme kontrolliert. Vom Cockpit aus und ohne Aufpreis. Matthias Beilken

FAZIT

Für die Zukunft gut gerüstet Kleine Yachten zu konzipieren ist knifflig, aber mit der Etap 24i gelungen. Das Schiff wurde, was es werden sollte: eine erwachsene Yacht. Der etwas höhere Preis ist gerechtfertigt durch die für die Schiffsgröße üppige Serienausstattung (u. a. Kicker, Einleinen-Reffsystem) und die Vorbereitungen für zusätzliche Einbauten (z. B. Innenborder).

Positiv & negativ fi Gesamtkonzept (Trailerbarkeit, Design, Preis) fi Unsinkbarkeit, Schall-und Temperatur-Isolation fi Riggkonzept fi Funktionalität des Innenraums fi Segeleigenschaften fi Vorbereitung für Einbaugeräte fi Mastlegevorrichtung vorhanden · Ruderwirkung am Wind (wird noch verbessert) · Sitzposition auf dem Cockpitsüll · Drehkreis unter Motor

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