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Togo An der Guineaküste Westafrikas gelegen, erstreckt sich als schmaler Korridor etwa 550 km ins Landesinnere und bietet auf kleinem Raum eine erstaunliche Vielfalt an Landschaften und Naturräumen. Die über 40 verschiedenen Völker leben friedlich, wenn auch nicht immer spannungsfrei zusammen und haben sich ihre traditionelle Kultur bewahrt.

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Im Länderinformationsportal (LIPortal) geben ausgewiesene Landesexpertinnen und Landesexperten eine Einführung in eines von ca. 80 verschiedenen Ländern. Das LIPortal wird kontinuierlich betreut und gibt Orientierung zu Das Länderinformationsportal Länderinformationen im WorldWideWeb. mehr Die Autorin

Maike Wilhelm lebt und arbeitet seit fünf Jahren regelmäßig in Togo und studiert Politikwissenschaft und Volkswirtschaft. Sie ist als Landestrainerin in der Ausreisevorbereitung von Fach- und Führungskräften bei der Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ) tätig. Landesübersicht & Naturraum

(Diese Länderseite wurde zum letzten Mal im Dezember 2018 aktualisiert. )

Togo ist das künstliche Segment eines landschaftlichen Großraumes und das vorherrschende Landschaftsbild ist die Feuchtsavanne. Mit seiner Fläche von 56 785 km² steht Togo auf Rang 41 der 54 unabhängigen Staaten Afrikas und mit rund 8 Mio. Einwohnern ist Togo eines der am dichtesten besiedelten Länder Westafrikas.

Blick vom Mont Agou in Kpalimé © Katharina Baumgartner

Offizieller Name Republik Togo

Fläche 56 785 km²

Einwohner 7,97 Mio. (2017, geschätzt)

Bevölkerungswachstum 2,64 % (2017, geschätzt)

Regierungssitz Lomé

Amtssprache Französisch

Regionalsprachen Ewé, Kabyé

Auf den ersten Blick

Die Republik Togo liegt an der Guineaküste Westafrikas (56 km Küste) zwischen Ghana (877 km gemeinsame Grenze) im Westen, Benin (644 km) im Osten und Burkina Faso (126 km) im Norden. Die Fläche beträgt 56.785 km² (Weltrang 124) und Togo steht somit an 41. Stelle der 54 unabhängigen Staaten Afrikas. Das entspricht einer Größe von Baden-Württemberg und Hessen zusammen. Damit ist Togo genau halb so groß wie der Nachbarstaat Benin. Togo hatte nach dem Zensus vom November 2010 und dem im Dezember 2011 bekannt gegebenen endgültigen Ergebnis 6 191 000 Einwohner, das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 109 Personen pro km². Schätzungen gehen für das Jahr 2017 von einer Bevölkerungszahl Lage in Westafrika / © von 7,97 Mio. aus. TUBS (CC BY-SA 3.0)

Kartenmaterial

Thematische Karten zu Bevölkerung, Klima und Landwirtschaft stellte die FAO zusammen, während Maps of World auch noch Karten zur Verkehrsinfrastruktur und den Bodenschätzen präsentiert. Im Juni 2013 kamen Vertreter vom Projekt OpenStreetMap für drei Monate nach Togo, um eine lokale Gruppe zu initiieren und eine kartografische Datenbank zu gründen. Ständig aktualisiertes Kartenmaterial zur humanitären Situation im Land bietet das UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA). Übersichtskarte von Togo / © CIA Wold Factbook (public domain)

Landesimpressionen

Blick auf die Togo-Gebirgskette © Notse RdView (CC BY-SA 2.0 BE) Dorf bei Bassar © Otto Frick

Der Fluss Kara in der gleichnamigen Stadt Kara © Landschaft bei Defalé, Nordtogo © Otto Frick Otto Frick

Blick auf die Togo-Gebirgskette © Notse RdView (CC BY-SA 2.0 BE) Dorf bei Bassar © Otto Frick Der Fluss Kara in der gleichnamigen Stadt Kara © Landschaft bei Defalé, Nordtogo © Otto Frick Otto Frick

Die französische Zeitschrift GEO hat eine schöne Bilderserie zu Togo ins Netz gestellt; die Fotos werden mit Aquarellen und Zeichnungen von Alain Miller ergänzt. Nach Völkern geordnet ist die beeindruckende Bilderserie von J. F. Ortega Viota: Moba, Batammariba, Kabyé, Ewé und Tchamba. Auch der Fotograf Michael Friedel hat die meisten seiner Togo-Bilder im Norden des Landes aufgenommen. Die Bildagentur Photographers direct bietet über 300 Fotos an. Motive mit Landschaften und Kinderporträts zeigt die Trekearth Gallery (siehe auch Kapitel 5). Der Fernsehsender ARTE produzierte zum 50-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit Togos und anderer Länder des frankophonen Afrika, die 1960 unabhängig wurden, eine Reihe von Filmen. Zu Togo sind über zwanzig eindrucksvolle Kurzfilme zu sehen, die zu allen Aspekten des Alltags informieren und die Zuschauer auf eine Entdeckungsreise nach Togo einladen. Die Journalistin Cécile Tran-Tien lädt zu einer interaktiven Reise mit dem Postbus von Lomé nach Cinkassé ein. Auf dem Weg entdeckt man in sieben Videoporträts sieben Togoer, sieben Orte und sieben Geschichten. Dazu gibt es Fotomaterial, einen Minisprachkurs und Musik von jungen togoischen Musikern.

Grunddaten und Kurzdarstellungen

Länderporträts und tabellarische Darstellungen Togos finden Sie beim Auswärtigen Amt, im CIA World Factbook, beim Länderprofil der BBC und dem französischen Außenministerium. Weitere Grunddaten bieten z.B. die Weltbank, die Statistische Abteilung der UN und die Seite des togoischen Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques et Démographiques (INSEED).

Der ARTE-Beitrag 'Mit offenen Karten' stellt Togo in einem Kurzfilm vor und die Bundeszentrale für politische Bildung hat mit 'Hanisauland - Politik für Dich' ein Kurzporträt Togos für Kinder und Jugendliche zusammengestellt. Das GIGA Informationszentrum in Hamburg hat in seinem Online- Katalog zu Internationalen Beziehungen und Länderkunde auch zahlreiche Titel zu Togo, teilweise auch mit Zugriff auf Online-Volltexte. Über angeblich Typisches, Rekordverdächtiges und Skurriles in Togo berichtete die Zeitung 'Die Welt'. Der französische 'Cour Nationale du Droit d'Asile' veröffentlichte eine ausführliche, nach Themen geordnete Linksammlung zu Togo.

Naturraum Mango-Allee in Zébé, Aného, dem ersten Vegetation bei Kpalimé © Otto Frick Regierungssitz der deutschen Kolonie Togo © Otto Frick

Kapok-Allee in Tandjoaré, Savannenregion © Otto Frick Stausee in Kemeni und die Berge von Alédjo Mango-Allee in Zébé, Aného, dem ersten Vegetation bei Kpalimé © Otto Frick Regierungssitz der deutschen Kolonie Togo © Otto Frick Kapok-Allee in Tandjoaré, Savannenregion © Otto Frick Stausee in Kemeni und die Berge von Alédjo Kadara © Otto Frick

Landschaftsräume und Vegetationszonen

Togo ist das künstliche Segment eines landschaftlichen Großraumes. Die sandige Küste verfügt über keine Naturhäfen; die starke Brandung verursacht Erosionsprobleme und es bildeten sich Nehrungen und Lagunen (Lac Togo und die Lagune in Lomé). Nach dem nur wenige Kilometer breiten Lagunengürtel folgt ein flachwelliges Hügelland (Terre de barre) und ein bis zu 500 m ansteigendes Sandsteinplateau, das in der Zentralregion diagonal von Südwest nach Nordost von der Togo-Atakora-Gebirgskette durchzogen wird. Die höchste Erhebung Togos ist der Mont Agou mit 986 m. Im Norden fällt das Gebirge zur Oti-Ebene und im Südosten zur Mono-Ebene ab. Auf dem Gebiet der heutigen Staaten Togo, Benin und Teilen Ghanas bestand schon vor über tausend Jahren eine Lücke im tropischen Regenwaldgürtel Westafrikas, das sogenannte Dahomey Gap. In ganz Togo ist das Landschaftsbild der Savanne (Feuchtsavanne) vorherrschend. Ein für diese Region charakteristischer Baum ist der Baobab (Affenbrotbaum). Lediglich im Bergland längs der Ghana-Grenze (etwa im Dreieck Kpalimé - Badou - Atakpamé und im sich nördlich anschließenden Adélé) sind noch Reste von Wäldern vorhanden und die Vegetation unterscheidet sich von den anderen Regionen Togos. Es gibt zwar geschützte Wälder und Parks, die jedoch einem sehr hohen Druck anthropogener Nutzung ausgesetzt sind. Der Wildreichtum reduzierte sich während der politischen Unruhen der 1990er Jahre drastisch, vor allem im Keran-Park, während die schweizerische Fondation Franz Weber mit ihrem Engagement im Park von Fazao den Wildreichtum größtenteils erhalten konnte. Nachdem Ende 2015 der 25-jährige Vertrag mit der Stiftung auslief, übernahm der togoische Staat wieder die Verwaltung des Parks. Der Park von Fazao steht, wie weitere geschützte Gebiete des Landes, auf der Vorschlagsliste der UNESCO zum Weltnaturerbe. Am Unterlauf sowie im Mündungsdelta des Mono entsteht ein grenzüberschreitendes Biosphärenreservat zwischen Togo und Benin, das auch von der GIZ unterstützt wird. Eine geographische Kurzbeschreibung Togos sowie weitere Informationen zur Landesnatur bietet die FAO. Die französische Forschungsorganisation IRD - Institut de recherche pour le Développement (Ex-ORSTOM) hält eine große Sammlung von Detailkarten zu bodenkundlichen und landwirtschaftlichen Themen aller Regionen Togos zur Ansicht und als PDF-Downloads bereit.

In Togo liegt eines der größten Phosphatlagerstätten der Welt. Weiter sind Vorkommen an Marmor, Kalkstein und Eisen bedeutend, in geringem Maß an Bauxit, Gold und Diamanten. Topografie Togos © Sadalmelik (public domain) Panoramablick bei Nano, Savannenregion © Otto Frick

Regenzeit in der Zentralregion © Otto Frick Klima

Bedingt durch die Äquatornähe hat Togo ein feuchtheiß-tropisches Klima. Im südlichen Landesteil gibt es zwei Regenzeiten (April bis Juni und Oktober bis November) und im Norden eine (April bis September). Während der Trockenzeit führen die Harmattan-Winde aus der Sahara viele feine Staubpartikel mit sich und sorgen für eine größere nächtliche Abkühlung. Wetterinformationen und detaillierte Angaben zu Wetter und Klima bieten Grafiken zu sechs Orten in Togo. Das westafrikanische Monsunsystem wird in dem Aufsatz von promet mit vielen Grafiken, Karten und Bildern ausführlich dargestellt.

Ökologische Probleme

Erosionsschutz an der Küste in Aného © Otto Frick Kahle Berghänge in Yikpa, Région des Plateaux © Otto Frick

Buschfeuer © Otto Frick Atakpamé im Harmattan © Otto Frick Erosionsschutz an der Küste in Aného © Otto Frick Kahle Berghänge in Yikpa, Région des Plateaux © Otto Frick

Buschfeuer © Otto Frick Atakpamé im Harmattan © Otto Frick

Menschliche Eingriffe wie der Bau des Akosombo-Staudamms (1961 in Ghana) und der Bau des Tiefseewasserhafens in Lomé 1967 veränderten die natürliche Balance zwischen Strömungsverhältnissen und Sedimentablagerungen an der Küste Togos. Das verursachte eine ernsthafte und bedrohliche Küstenerosion östlich des Hafens bis zur Benin-Grenze. Die Weltbank gewährte Mittel in Höhe von 125 Mio. Francs CFA zum Erosionsschutz der Küste.

Das Abladen von Phosphatabraum mit cadmiumhaltigen Spurenelementen im Meer führte zur Gewässerverschmutzung.

Umweltbelastungen im Großraum Lomé, unzureichende kommunale Müllentsorgung, private halblegale und illegale Entsorgung von Haushaltsabfällen, Abwässerreinigung sowie die flächendeckende Versorgung von sauberem Trinkwasser gehören zu den bislang ungelösten ökologischen Herausforderungen der Hauptstadt. Die Regierung bewilligte für das Jahr 2015 750 Mio. Francs CFA (über eine Million Euro) für die Agence nationale d'assainissement et de salubrité publique' (Agentur für die Öffentliche Gesundheit). Seit dem 1. November 2014 ist die Einfuhr, Produktion und Verbreitung von Plastiktüten, die nicht biologisch abbaubar sind, unter Strafe verboten. In Ermangelung von öffentlichen Parks und Grünanlagen wird der Strand von Lomé am Wochenende von Tausenden von Menschen aufgesucht, die ihre Spuren hinterlassen, was immer mehr zu einer schweren Verschmutzung der Strände führt.

Im ländlichen Raum sind Bodenerosion, häufig verursacht durch Brandrodung mit aus der Kontrolle geratenen Buschfeuern, wesentliche Faktoren der ökologischen Problematik. Der enorme Bedarf an Holz, bzw. Holzkohle als wichtigstem Energieträger führt auch zu illegalem Holzeinschlag. Der demografische Druck zwingt die Landbevölkerung oft zu einer Übernutzung der Böden, ohne Einhaltung der nötigen Brachezeiten, was zum Raubbau und Degradierung der land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen führt. Der Umweltminister wandte sich im Mai 2015 in einem Appell an die Bürger, die Biodiversität zu schützen und zu erhalten und am 1. Juni, dem Tag des Baumes in Togo, appellierte er erneut, sich für die Aufforstung zu engagieren. Ein neues Aufforstungsprojekt, das mit über vier Millionen Dollar für vier Jahre ausgestattet ist, wurde vom Müll am Markt in Kpalimé © 'Fonds de partenariat pour le carbone forestier (FCPF)' und der Otto Frick Regierung gestartet. Die Universität initiierte in Zusammenarbeit mit einer Nichtregierungsorganisation ein Kompostprojekt.

In den vergangenen Jahren traten häufiger Wetterextreme sowie Überschwemmungen als Folge des Klimawandels auf. 2008 und 2009 traten infolge von heftigen Regenfällen mehrere Flüsse über die Ufer und zerstörten einige Brücken, auch waren mehrere Stadtteile von Lomé überschwemmt. Auch die fortschreitende Küstenerosion wird mit der Klimaerwärmung in Zusammenhang gebracht und die Regierung erwägt, den kommerziellen Abtransport von Sand zum Schutz der Küste verbieten zu lassen. Vor allem die Stadt Aného und Umgebung ist stark von der Küstenerosion betroffen, wo jährlich zehn Meter Tafel bei Misahoé mit der Aufforderung, die Wälder Land vom Meer abgetragen werden. Laut nicht zu zerstören © Otto Frick Prognosen von lokalen und internationalen Experten könnte bereits 2038 die Stadt von der Landkarte verschwinden, sofern nichts gegen die fortschreitende Erosion unternommen wird. Vertreter der Afrikanischen Entwicklungsbank BAD hielten sich im März 2016 in Togo auf und sicherten dem Land u. a. bei Maßnahmen gegen die Küstenerosion Hilfe zu. 2017 stellte die Regierung in Zusammenarbeit mit der GIZ einen nationalen Aktionsplan vor, um den Herausforderungen des Klimawandels entgegen zu wirken. Widerstand regt sich gegen eine geplante industrielle Ausbeutung von Bauxitvorkommen am Mont Agou. Die Alliance Nationale des Consommateurs et de l'Environnement du Togo (ANCE-Togo) ist ein Netz von diversen NRO und Privatpersonen, die sich u.a. um Artenvielfalt in der Landwirtschaft und um Verbraucherschutz kümmert. Die Firma Heidelberg Zement stiftete einen Umweltpreis, der 2016 zum ersten Mal vergeben wurde und das deutsche 'natureOffice' ist mit seinem 'Project Togo' im Klimaschutz aktiv.

Sozialgeografische Gegebenheiten

Städte und Bevölkerung

Die Hauptstadt ist Lomé mit ca. 2 Millionen Einwohnern. Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten Jahren verdoppelt, die Vororte dehnen sich immer weiter in den Norden und Südosten aus. Lomé ist zugleich der bedeutendste Standort des sogenannten modernen Sektors. Andere größere Städte sind Kara (109 000 Ew.), Sokodé (105 000 Ew.), Kpalimé (85 000 Ew.), Atakpamé (77 000 Ew.), Dapaong (66 000 Ew.), Tsévié (56 000 Ew.), Mango (40 000 Ew.), Notsé (40 000 Ew.), Bassar (25 000 Ew.) und Aného (25 000 Ew,). Das Institut National de la Statistique et des Études Economique et Démographique gibt Prognosen über die demographische Entwicklung des Landes bis 2030.

Blick auf Sokodé-Komah © Otto Frick Terrassenförmig angelegtes Dorf am Mont Agou © Otto Frick

Blick auf Sokodé-Komah © Otto Frick Terrassenförmig angelegtes Dorf am Mont Agou © Otto Frick

Togo ist ein "junges" Land: 42 % der Bevölkerung sind unter 14 Jahre und lediglich 3 % sind älter als 65 Jahre. Seit den 1970er Jahren verzeichnet Togo eine der höchsten Urbanisierungsraten in Westafrika, was sich vor allem im Ballungsraum von Lomé niederschlug, in dem heute ca. 25 % der Gesamtbevölkerung lebt. Jedoch wird sich bis 2020 die urbane Bevölkerung mehr auf Orte mit einer Bevölkerung von 10 000 bis 50 000 Einwohnern konzentrieren, in denen ein Drittel der Gesamtbevölkerung leben wird. Im Jahr 2000 hatte Togo 38 Orte mit mehr als 10 000 Einwohnern, bis 2020 wird sich diese Zahl auf 70 Orte nahezu verdoppeln. Der Anteil der städtischen Bevölkerung insgesamt lag bei der Unabhängigkeit 1960 bei gerade mal 8,8 %, während er heute bei 43 % liegt. Für das Jahr 2020 wird mit 50 % gerechnet.

Bezahlbarer Wohnraum wird in der Hauptstadt Togos immer knapper, sodass viele Bewohner immer weiter in die Peripherie ziehen oder sich in einigen der städtischen Slums niederlassen, wie beispielsweise in 'Katanga', einer 'Bidonville' in Hafennähe. In den letzten 10 Jahren hat Prostitution als Gewerbe stark zugenommen.

Die Bevölkerung Togos hat sich seit 1960 vervierfacht. Die letzte Volkszählung in Togo fand 2010 statt und ergab 6 191 000 Einwohner. Schätzungen gehen für das Jahr 2017 von einer Bevölkerungszahl von 7,97 Mio. aus.

Die Einwohner von Togo werden nicht Togolesen, sondern Togoer und Togoerin/nen genannt. Das entsprechende Adjektiv ist togoisch.

Verkehr

Die drei Eisenbahnlinien, die noch aus der deutschen Kolonialzeit stammen, sind stillgelegt und werden andersweitig genutzt. Lediglich kleine, später erbaute Stichbahnen befördern Phosphat und Zement von den Lagerstätten zum Hafen. Die Regierung übertrug die Lizenz zur Nutzung dieser Bahnen zwei indischen Investoren. Eine innerstädtische Eisenbahnstrecke in Lomé steht kurz vor der Vollendung. Es gibt Pläne einer Eisenbahnverbindung zwischen Lomé und Cotonou, der Hauptstadt vom benachbarten Benin. Die Straßen bilden heute den wichtigsten Verkehrsträger und Togo verfügt über ein relativ gutes Straßennetz. In den Bergregionen Nordtogos wurden neue Umgehungsstraßen zwischen Aléheridé und Bafilo sowie zwischen Defalé und Kandé gebaut, die im Januar 2015 dem Verkehr übergeben wurden. Für die Instandsetzung und den Ausbau der Strecke von Sokodé nach Bassar stellt die BADEA (Banque arabe pour le développement économique en Afrique) 10 Mio. Dollar zur Verfügung und der kuwaitische Fond für die arabische Brücke über den Mono in der Entwicklung - FDK sicherte im März 2016 für diesen Abschnitt knapp Präfektur Est-Mono © Otto Frick 10 Milliarden Francs CFA (etwa 15 Mio. Euro) Kredit zu. Weitere Geldgeber konnten für diese Strecke gewonnen werden. Die Islamische Entwicklungsbank finanziert mit 192 Millionen Dollar weiteren Straßenbau in Nordtogo. Eine neue grenzüberschreitende Brücke über den Mono zwischen den Orten Athiémè und Agoméglozou befindet sich im Bau. Für den Ausbau der Straße von Lomé nach Cotonou wurde grünes Licht gegeben, nachdem eine internationale Expertengruppe dieses Vorhaben als Teilstück des Korridors Abidjan - Lagos befürwortet hatte. Neubau der Straße nach Dapaong © Otto Frick Alte Brücke über den Mono, südlich von Bassar © Otto Frick

Neubau der Straße nach Dapaong © Otto Frick Alte Brücke über den Mono, südlich von Bassar © Otto Frick

Um das Stadtgebiet von Lomé von den Lastwagen im Transitverkehr zu entlasten wurde eine Umgehungsstraße vom Hafen nach Agoényvé gebaut. Auch der Hafen und der Flughafen wurden ausgebaut und vergrößert. Der neue Flughafen in Lomé wurde im April 2016 eingeweiht und der Flughafen in Niamtougou soll von einer chinesischen Firma modernisiert werden. Diese aufwendigen Infrastrukturmaßnahmen werden in einem eindrucksvollen Filmclip vorgestellt. Der Minister für Infrastruktur und Transport stellte fest, dass Togo jährlich 40 Milliarden Francs CFA für den Unterhalt der Straßen benötigt. Lomé soll, laut Aussagen von Henok Teferra, dem Generaldirektor der nationalen Asky Fluglinie, ein wichtiger Hub im transatlantischen Flugverkehr werden, da es mittlerweile von Ethiopian Airlines drei Direktflüge pro Woche in die USA gibt.

Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich die Zahl der zugelassenen PKWs auf 14.500 verdoppelt, was sich zum Teil durch das große und günstige Angebot von Gebrauchtfahrzeugen aus Europa erklären lässt. Insgesamt sind über 83.000 Fahrzeuge (PKWs, Busse, LKWs) zugelassen. Die Regierung startete eine Offensive, um die Zahl der Verkehrsunfälle zu reduzieren. Sie führte im September 2015 ein neues System der Führerscheinprüfung ein, um den Kampf gegen gefälschte Führerscheine aufzunehmen. Die Vereinigung der Chauffeure fordert eine Geschäftsführung der Busbahnhöfe, da offensichtlich chaotische Verhältnisse herrschen. Das städtische Busunternehmen Sotral in Lomé gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. IrinNews berichtete über das Phänomen der Oléyia oder Zémidjans (auch Zem oder Z), wie die Moto- Taxis in Togo genannt werden. Leider passieren immer wieder Unfälle, da die Fahrer sich nicht immer an die Verkehrsregeln halten oder alkoholisiert fahren. Der frühere Premierminister Séléagodji Ahoomey-Zunu führte daher eine Versicherung für die Motorrad-Taxifahrer ein, zunächst in Atakpamé. Nach Angaben der Innung der Mototaxis COSTT sollen Ende Dezember 2011 213.807 offiziell registrierte Oléyias in Togo gefahren sein, wovon 57.215 auf Lomé entfallen. Den witzigsten Beitrag zu diesem populären urbanen Verkehrsmittel liefert die Musik-Gruppe Toofan. Inzwischen wurde eine TV-Serie (Sitcom) gedreht, in deren Mittelpunkt die Zémidjans stehen.

Landesname und nationale Symbole

Togo bedeutet auf Éwe: da drüben auf dem Hügel (jenseits der Lagune) oder am anderen Hochufer. So wurden die fünf Dörfer bezeichnet, die heute die Ortschaft Togoville bilden, als die Deutschen 1884 mit Vertretern dieser fünf Dörfer Schutzverträge abschlossen.

Die Flagge Togos wurde 1960 zur Unabhängigkeit von dem Künstler Paul Ahyi in Zusammenarbeit mit Jean Johnson entworfen. Sie besteht aus fünf horizontalen Streifen, drei grünen und zwei gelben und einem weißen Stern im roten Quadrat. Die Farbe Grün steht für die Landwirtschaft und Gelb für die Bodenschätze. Der weiße Stern für die Hoffnung und rot für den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit und das hierbei vergossene Blut. Die Farbgebung entspricht den panafrikanischen Farben. Diese sich für die Einheit Afrikas und aller Menschen afrikanischen Ursprungs einsetzende Denkmal von Paul Ahyi in Bewegung hatte die Farben der äthiopischen Fahne als Vorbild, da Togoville, das an den Äthiopien als einziges Land (neben dem "Sonderfall" Liberia) Afrikas Vertragsabschluss von 1884 keine europäische Kolonie war. erinnert © Otto Frick Das Wappen der Republik Togo gab es in mehreren Varianten. Laut Verfassung der IV. Republik vom 27. September 1992 ist es so dargestellt: Silbernes Wappenschild in ovaler Form mit grünem Rand, zuoberst die nationalen Insignien, zwei schräg gestellte Fahnen, im Zentrum die Initialen RT der Republik Togo auf goldenem ausgeschnittenem zackenförmigem Hintergrund und zwei Löwen mit leicht geöffneten Schnauzen. Auf der Banderole stehen die Worte: Arbeit, Freiheit, Vaterland. Die zwei jungen Löwen stehen für den Mut des togoischen Volkes. Sie halten Pfeil und Bogen, die Die Flagge Togos traditionellen Waffen, um zu zeigen, dass die wahre Freiheit des togoischen Volkes in seiner Hand liegt und dass seine Stärke vor allem in seinen eigenen Traditionen ruht. Die aufrecht schräg stehenden Löwen drücken die ständige Wachsamkeit des togoischen Volkes in der Wahrung seiner Unabhängigkeit aus.

Die Nationalhymne Salut à toi, terre de nos aïeux - Sei gegrüßt, Land unserer Ahnen wurde aus 40 Vorschlägen am 23. April 1960 angenommen. Der erste Satz, der den Hymnus bestimmt, ist von Sikeli, einem Tam-Tam-Lied abgeleitet. Die Melodie enthält Elemente afrikanischen und europäischen Charakters. Der Togoer Alex Casimir Dosseh (1923–2007), der an der Pariser Musikhochschule Cesar Franck studierte, schrieb Melodie und Text. Mittlerweile gibt es neben dem Text in Französisch und Ewé auch eine offizielle Version in Kabyè. Der emeritierte Bischof Kpodzro schlug eine zeitgemäße Textänderung der Nationalhymne vor, in der die Parole 'Vainquons ou mourrons mais dans la dignité' durch 'Vainquons et vivons dans la dignité' ersetzt werden sollte.

Das Wappen Togos Geschichte & Staat

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1884 als deutsches Schutzgebiet gegründet, stand Togo 30 Jahre unter deutscher Herrschaft und wurde nach dem ersten Weltkrieg von Frankreich und England als Mandatsgebiet verwaltet. Am 27. April erlangte Togo als eines der ersten von 17 afrikanischen Ländern 1960 die Unabhängigkeit. Die jüngere Geschichte Togos ist geprägt durch die 38-jährige Herrschaft (1967-2005) von Präsident Eyadéma.

Togos Wappentiere: zwei junge Löwen, die für den Mut des togoischen Volkes stehen © Hannah Kölle

Tag der Unabhängigkeit 27. April 1960

Staatsoberhaupt Präsident Faure Essozimna Gnassingbé

Regierungschef Premierminister Sélom Klassou Politisches System Präsidiales Mehrparteiensystem

Demokratie Status- Index (BTI) Rang 73 von 129 (2018)

Korruptionsindex (CPI) Rang 129 von 180 (2018)

Ibrahim Index of African Governance Rang 30 von 54 (2018)

Geschichte

Togo, das künstliche Segment eines geografischen Großraumes, verdankt seine Form und seine Grenzen kolonialer Willkür: an der Küste gut 50 km breit, erstreckt es sich als schmaler Streifen etwa 550 km nach Norden, mit einer Breite, die zwischen 45 und 140 km variiert. Von 1884 - 1914 war Togo deutsche Kolonie und wurde in seiner kurzen Geschichte nacheinander von drei Kolonialmächten regiert.

Vorkoloniale Zeit

Archäologische Funde belegen, dass Teile von Togo schon vor über 3000 Jahren besiedelt waren. Erst relativ spät, gegen Ende des 17. Jhs. entstanden auf dem Gebiet des heutigen Staates ein paar kleine regionale Reiche, wie das Königreich der Guin (Glidji/Aného), das Tschaoudjo-Reich der Tem (Kparatao/Sokodé) und das Reich der Anoufo von Sansanné-Mango. Sie lagen in einer Pufferzone zwischen den mächtigen Königreichen der Ashanti, der Mossi und dem Königreich von Dahomé. Getreidespeicher in den Grotten von Nano (Nok), die im 17. - 19. Jhdt. errichtet wurden © Otto Frick

Viele der heute in Togo ansässigen Völker und Volksgruppen sind in den vergangenen Jahrhunderten aus verschiedenen Nachbarregionen in das heutige Territorium eingewandert. Die Ewé kamen aus der Region von Oyo im heutigen Nigeria über die historischen Stationen Ketou (Benin), Tado, Notsé, um sich dann zwischen den Flüssen Volta und Mono anzusiedeln. Die Fante und Ga (Mina/Guin) kamen aus dem heutigen Ghana, die Tem/Kotokoli aus Burkina Faso u.a. Sahelländern, die Anoufo aus der Elfenbeinküste.

Der atlantische Handel

Ab 1471 landeten portugiesische Seefahrer, später auch andere Europäer an der Küste Oberguineas und der Handel zwischen Westafrika und Europa nahm seinen Anfang, der im transatlantischen Sklavenhandel seinen traurigen Höhepunkt finden sollte. Das Küstengebiet Togos ist Teil eines von den Europäern Sklavenküste genannten Gebietes, das sich von der Voltamündung bis zum Nigerdelta erstreckte. Der einzige Handelsplatz zu jener Zeit war Popovi (Kleinpopo, 1905 in Anecho umbenannt). Die aus Elmina und Accra zugewanderten afrikanischen Händler zeichneten sich nicht nur durch den Besitz von Feuerwaffen aus (deshalb Poupou = Bumbum), sie waren auch Gedenktafel in Glidji, die an die Einwanderung der im Umgang mit Europäern erfahrene Händler. Die Guin erinnert © Otto Frick europäischen Sklavenkäufer zogen deshalb von Popovi nach Ouidah weiter, wo sie die dortigen noch unerfahrenen Afrikaner im Handel leichter übervorteilen konnten. Von Ouidah, dem Hafen des Reiches Dahomey, exportierten sie Menschen nach Amerika en gros; in Popovi kauften Europäer nach ihren individuellen Wünschen Menschen bestimmten Alters und Geschlechts, die ihnen die afrikanischen Zwischenhändler in Popovi im "stillen Sklavenhandel" aus dem Landesinnern beschafften. 1807 verbot die britische Regierung den transatlantischen Sklavenhandel . Aber da die Sklaverei in Amerika noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fortbestand, wurden weiterhin Menschen - nunmehr illegal - dorthin verschifft. Wooldhomé, ehemaliges Sklavenhaus in Agbodrafo 1835 wurde an der Togoküste der zweite Platz des © Otto Frick atlantischen Handels gegründet: Porto Seguro (heute Agbodrafo) mit den fünf Ursprungsdörfern auf dem Plateau über der Lagune, das so den Sammelnamen Togo (siehe Seite 1) erhielt.

Briefmarke zum 100-jährigem Jubiläum der Unterzeichnung des Schutzvertrages © Sammlung Otto Frick Kolonialzeit

Ab 1847 begannen die ersten Missionsaktivitäten der Bremer Mission im Ewé-Gebiet. Später ließen sich Kaufleute mehrerer europäischer Nationen in den Küstenorten nieder, darunter der Hamburger Reeder Woermann und das Bremer Handelshaus Vietor. Am 2. Juli 1884 landete Gustav Nachtigal mit dem Kanonenboot Möwe an der Küste und ging auf das Angebot der Vertreter von mehreren Dörfern an der Lagune ein, mit dem Deutschen Reich Verträge abzuschließen, um sich dadurch Handelsvorteile vor der einheimischen Konkurrenz in Popovi zu sichern. Nachtigal unterzeichnete am 5. Juli in Baguida eigenmächtig und entgegen den Instruktionen von Reichskanzler Bismarck mit mehreren Dorfvorstehern einen Schutzvertrag. Da das Polizeitruppe © Sammlung Otto Frick spirituelle Oberhaupt der Togo-Dörfer, Mlapa, bereits verstorben war, unterzeichneten Stabträger Plakko sowie die beiden Enkel Mlapas, Coodayce und Okloo, den Protektoratsvertrag mit Nachtigal, in dem posthum Mlapa zum "König", nicht nur von Togo[ville], sondern eines fiktiven regionalen Reiches an der Küste erhoben wurde, um die Bedeutung der Verträge international zu unterstreichen. Da der Küstenstreifen, der noch nicht von anderen Kolonialmächten besetzt war, sehr schmal war, versuchten die Deutschen dies durch das Vordringen tief ins Landesinnere zu kompensieren. Strafgefangene beim Straßenbau in Atakpamé © In den beiden Nordbezirken Togos wohnte die Sammlung Otto Frick Mehrheit der auf fast eine Million Menschen geschätzten Einwohner. Die Kolonialverwaltung nutzte die Nordbezirke als Reservoir zur Rekrutierung von Arbeitskräften für den Süden und Soldaten und suchte den Norden von europäischen Einflüssen wie Missionaren abzuschotten.

Baumwolltransport © Sammlung Otto Frick Die schottische Version einer Karte von Hugo Zöller, der bereits 1884 Togo bereiste und darüber ein Buch veröffentlichte. © Wikimedia Commons - PD-old-100.

Historische Persönlichkeiten

Zu den historischen Persönlichkeiten Togos gehört Foli Bébé, der etwa 1680 aus Accra kommend, die Stadt Glidji und das Königreich der Guin gründete. Bekannt für seine Tyrannei war König Agokoli, der im frühen 18. Jahrhundert die Stadt Notsé regierte und seine Untertanen zu grausamer Zwangsarbeit verpflichtete um eine Stadtmauer zu errichten. Ouro Djobo Boukari (gestorben 1898), das Oberhaupt der Tem aus Kparatao/Sokodé, verstand geschickt mit den Deutschen zu paktieren und war durch seine Reiterarmee, den Sémassi, bekannt geworden. Octaviano Olympio, Spross einer afro- brasilianischen Familie, war erfolgreicher Kaufmann und Unternehmer, aktiv am wirtschaftlichen Aufschwung Lomés beteiligt und einer der einflussreichsten Bürger der Stadt während der deutschen Kolonialzeit. Pastor Andreas Aku war der erste Afrikaner, der in der presbyterianischen Ewé- Kirche ein führendes Amt bekleidete. Agbanon II, König von Glidji (1929-1972) schrieb 1934 eine Geschichte von Pétit-Popo und des Volkes der Guin, die eine der ersten Monographien eines Togoers über Togo war. Persönlichkeiten, die im Kampf um die Freiheit und Unabhängigkeit hervortraten, wurden von der Parti des Travailleurs zum 50- jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit Togos in dem Buch 'Togo: 27 avril 1958/1960 - 30 biographies des artisans de l'indépendance nationale «Ablodé!»' gewürdigt. 2007 wurden in Lomé einige Straßen umbenannt, um Politiker, wie beispielsweise zu würdigen. Eine Initiative des Zentrums für Studien und Forschung der mündlichen Überlieferung - CERTO - möchte die Geschichte Togos von den Ursprüngen bis 1960 anhand der Frauen und Männer, die die Geschichte mitgestalteten, neu bewerten.

Sémassi - unbesiegbarer Soldat, Bild von Idrissou Morou © Sammlung Otto Frick

Entstehung und Entwicklung des heutigen Staates

Die Mandatszeit

Der Erste Weltkrieg wurde auch in den Kolonien Afrikas ausgetragen, so auch in Togo. Schon nach wenigen Tagen mussten die Deutschen kapitulieren und Togo wurde von der britischen und französischen Administration in zwei „Okkupationszonen“ der Länge nach zu etwa gleichen Teilen geteilt. Die deutschen Kolonien wurden 1919 als Mandatsgebiete dem Völkerbund übertragen, der seinerseits Kolonialmächte als Verwalter einsetzte. 1920 wurde erneut geteilt: etwa ein Drittel für England und zwei Drittel entfielen an Frankreich. Diese zwei Drittel bilden den heutigen Staat Togo. Nach 1946 wurden die beiden Teile Togos als Treuhandgebiete der VN von beiden Mächten verwaltet mit dem Ziel, das Gebiet der jeweiligen Nachbarkolonie anzugliedern. Unter Aufsicht der VN entschied sich die Bevölkerung des britischen Treuhandgebietes am 9. Mai 1956 für eine Union mit dem 1957 unabhängig werdenden Ghana. Das französische Treuhandgebiet wurde am 24. August 1956 eine autonome Republik innerhalb der 'Französischen Union' und ihr Ministerpräsident. Frankreich behielt jedoch weiterhin die 'Verantwortung' für die Außenpolitik, Verteidigung, Währung sowie für die öffentliche Ordnung und die Justiz. Die entscheidenden, von den VN überwachten Wahlen am 27. April 1958 gewann zur Überraschung Frankreichs Sylvanus Olympio, der neuer Ministerpräsident des sich selbstverwaltenden Togo wurde. Sein Verdienst war zweifelsohne die Gründung eines selbständigen Staates, indem er sich weitgehend auf die Bundesrepublik und die USA stützte. Am 27. April 1960 konnte er als Präsident die Parole Ablode - Freiheit verkünden und Togo war unabhängig. Das französische Institut National de l'Audiovisuel (INA) hat Filmclips von den Feiern am Tag der Unabhängigkeit Togos zusammengestellt. Die Unabhängigkeit

Präsident Sylvanus Olympio, ein Vertreter der Handelsbourgeoisie des Südens, erließ 1962 ein Verbot der Oppositionsparteien. Unzufriedenheit im Volk, hervorgerufen durch unpopuläre Wirtschaftsmaßnahmen, die Vernachlässigung des Nordens und die Weigerung, die von der französischen Kolonialarmee entlassenen Soldaten in das togoische Heer zu integrieren, trugen zu seinem gewaltsamen Sturz am 13. Januar 1963 bei. Es war der erste blutige Staatsstreich in den gerade unabhängig gewordenen Staaten Afrikas. Die putschenden Militärs setzten eine Zivilregierung unter Nicolas Grunitzky ein. Die verbotenen Parteien wurden wieder zugelassen. Ende November 1966 kam es zu einem erneuten Putsch und am 13. Januar 1967 übernahm die Armee Briefmarkenblock zum 50 jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit mit den Porträts der Präsidenten definitiv die Macht. Unter dem neuen Präsidenten © Foto Otto Frick Eyadéma wurden die bestehenden Parteien wieder verboten und 1969 wurde die Einheitspartei RPT – Rassemblement du Peuple Togolais gegründet.

Die jüngere Geschichte Togos

Die jüngere Geschichte Togos ist geprägt durch die 38-jährige Herrschaft (1967-2005) von Präsident Eyadéma. Wie in anderen afrikanischen Ländern auch, geriet das autoritäre Regime Togos unter dem Eindruck von Mitterrands Discours de la Baule und dem Zusammenbruch der Diktaturen des Ostblocks zu Beginn der 1990er Jahre ins Wanken. Massenproteste, die auf eine Demokratisierung zielten, führten zur Bildung einer Nationalkonferenz, der Aufgabe des Einparteiensystems, dem Referendum über eine neue Verfassung und Parlaments- wie Präsidentschaftswahlen. Diese Schritte in Richtung Demokratisierung wurden mit Unterstützung des Eyadéma untergebenen Militärs systematisch hintertrieben. Begründet mit der desolaten Menschenrechtslage kam es 1993 zu einem Bruch zwischen dem togoischen Staat und den internationalen Gebern, die - bis auf wenige Ausnahmen - ihre Unterstützung bis zum Ende der Amtszeit Eyadémas (und teilweise darüber hinaus) aussetzten. Die ökonomischen Folgen dieser Entwicklung waren für das Land außerordentlich schwer und sind bis heute nicht überwunden. Togo hat mit seinem Nachbarn Benin sehr viele Gemeinsamkeiten, was jedoch die politische Entwicklung seit Anfang der 1990er Jahre und die Demokratisierung betrifft, haben die beiden 'Halbbrüder' doch recht widersprüchliche und unterschiedliche Richtungen eingeschlagen. Im Oktober 2015 erinnerten einige Journalisten an den vor 25 Jahren erfolgten Volksaufstand gegen die Diktatur von Gnassingbé Eyadéma. Auch der eremitierte Erzbischof Kpodzro, der bei der Nationalkonferenz den Vorsitz hatte, spricht in einem Interview über diese turbulenten Zeiten.

Der Übernahme der Macht durch Eyadémas Sohn Faure Gnassingbé im Zuge der umstrittenen Wahl von 2005 war mit schweren Unruhen verbunden. Inzwischen hat sich die Lage durch die Öffnung Faures zur traditionellen Opposition entspannt. Die letzten Parlamentswahlen 2007 waren die ersten, deren Ergebnisse international ohne größere Einschränkungen akzeptiert wurden. Die Entwicklungszusammenarbeit seitens der westlichen Länder ist durchweg wieder aufgenommen.

Der ivorische Schriftsteller Ahmadou Kourouma schilderte in seinem preisgekrönten Roman 'Die Nächte des großen Jägers' eine Bronzestatue von Gnassingbé Eyadéma in Innenansicht der teilweise sehr okkulten Sarakawa © Otto Frick Machtverhältnisse des Regimes von Eyadéma. Der Essay 'Togo: Ein Lehrstück fehlgeleiteteter Demokratisierung' analysiert die Herrschaft Eyadémas und beschreibt die Übergangsphase nach seinem Tod. Auch die Geberländer, die dieses Regime unterstützten, werden kritisch in ihre Verantwortung genommen. Speziell Bayern betonte stets die besonderen Beziehungen zu Togo, die im April 2016, als eine Delegation von Bundestagsabgeordneten und Vertretern der Wirtschaft zu Besuch in Togo waren, erneut hervorgehoben wurden. In Kara wurde dem verstorbenen Präsidenten Eyadéma ein Denkmal errichtet. Die 2010 in Lomé gegründete 'Nationale Bewegung für die Vereinigung vom britischen Togo und dem französischen Togo' will den heute zu Ghana gehörenden Teil der ehemaligen deutschen Kolonie wieder dem Staat Togo angliedern. Eine ausführliche Geschichte der Gewalt in der Politik von der Kolonialzeit bis in die heutigen Tage publizierte das Online-Magazin 'Letogolais'. Das Attentat von Soudou, bei dem Gilchrist Olympio schwer verletzt und zwölf Togoer erschossen wurden, ist auch nach 24 Jahren noch nicht aufgearbeitet worden, wie die Fédération Internationale des Droits de l'Homme berichtete. Die Zeitschrift 'Jeune Afrique' stellte eine Chronologie der wichtigsten politischen Ereignisse von 1960 bis heute zusammen.

Staat

Togo hat ein präsidiales Mehrparteiensystem mit Staatspräsident Faure Essozimna Gnassingbé (UNIR) an der Spitze des Staates. Er wurde am 25. April 2015 für weitere fünf Jahre wiedergewählt.

Verfassung und Gewaltenteilung

Mit der Verfassung vom 14. Oktober 1992, am 30. Dezember 2002 revidiert, wurde der rechtliche Rahmen für eine Demokratie mit Gewaltenteilung, Mehrparteiensystem (bereits 1991) und allgemeinen Bürger- und Menschenrechten installiert. Der Staatspräsident hat die exekutive Gewalt inne und ist zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er wird für fünf Jahre gewählt und kann sich unbegrenzt wiederwählen lassen, nachdem im Dezember 2002 eine Verfassungsnovelle für den Präsidenten maßgeschneidert wurde, bei der u.a. das Mindestalter für einen Präsidentschaftskandidaten auf 35 Jahre herabgesetzt wurde. Seit kurzem gibt es die togoische Verfassung auch als Android-App.

Premierminister und Regierung werden vom Präsidenten eingesetzt, der Premierminister wird von der Mehrheitsfraktion der Assemblée Nationale gestellt, deren 91 Abgeordnete ebenfalls für fünf Jahre gewählt werden. China hat ein neues Parlamentsgebäude errichtet, das im Juni 2018 eröffnet wurde. Neuer Premierminister ist Sélom Klassou, nachdem sein Vorgänger im Amt, Arthème Ahoomey Zunu, am 22. Mai 2015 überraschend zurückgetreten war. Gemäß der Verfassung von 1992 müssen Regierungsmitglieder ihr Vermögen vor Amtsantritt deklarieren, was jedoch in der Vergangenheit nie geschah, bis im Juli 2015 togoische Bürger aus dem In- und Ausland in einem offenen Brief den Präsidenten des Verfassungsgerichts baten, dies zu respektieren. Ein Ranking der Weltbank setzt Togo auf Platz 29 von 38 Staaten Subsahara-Afrikas, was die Qualität der Politik und der Institutionen betrifft.

Verwaltungsstruktur und Dezentralisierung

Nach französischem Vorbild ist die Verwaltungsstruktur Togos zentralistisch auf die Regierung ausgerichtet. Die Präfekten werden von der Regierung eingesetzt. Im Februar 2016 wurden zehn neue Präfekten nominiert.

Togo ist in fünf Regionen, 35 Präfekturen und in eine Kommune (Lomé) gegliedert: Es sind die Küstenregion – Région Maritime, die Region der Hochebenen - Région des Plateaux, die Zentralregion – Région Centrale, die Region der Kara - Région de la Kara und die Savannenregion – Région des Savannes.

Im Mai 2016 wurde ein Gesetz zur Gründung von vier neue Präfekturen verabschiedet: Mô, Agoé- Nyivé, Oti-Sud und Naki-Est. Die Oppositionsparteien sehen das eher kritisch, da sie befürchten, dass diese neuen Präfekturen eher aus wahltaktischen Gründen kreiert wurden und fordern weiterhin, endlich Kommunalwahlen durchzuführen.

Ein Dezentralisierungsprozess ist seitens der Regierung vorgesehen und wird von den VN, internationalen Organisationen und deutschen politischen Stiftungen und der GIZ unterstützt. Bei diesen Reformen soll mit internationaler Beteiligung den Kommunen geholfen werden, zu mehr Autonomie und einer nachhaltigen Entwicklung zu gelangen. Die Dezentralisierung war bei den Regierungsver- handlungen, die Deutschland mit der togoischen Re- gierung im Juni 2012 führte, einer der drei Schwer- punkte der Zusammenarbeit, die beim jüngsten Besuch des togoischen Premierministers in Berlin erneut bekräftigt wurden. Jedoch gestaltete sich die Umsetzung bislang eher zögerlich und die ursprünglich für das Jahr 2013 geplanten Politische Togo-Karte © Domenico-de-ga (CC BY- Kommunalwahlen sind auf unbestimmte Zeit SA 3.0) verschoben worden. Anlässlich des 'Journée nationale des communes du Togo' im Oktober 2015 mahnten einige europäische Diplomaten die Dezentralisierung und die Lokalwahlen an.

Am Beispiel der Stadt Sokodé berichtet der Kommunikationsbeauftragte der Kommune wie heute Bürgerbeteiligung interaktiv mit Radio und Mobiltelefon erreicht werden kann. Togo möchte eine moderne, effiziente, reaktionsschnelle und bevölkerungsnahe Verwaltung aufbauen, wie Elliott Ohin, der Minister für Staatsreformen und der Modernisierung der Verwaltung, ambitioniert verkündete. Die Ministerin für Post und Telekommunikation engagiert sich für eine internetbasierte Verwaltung. Eine Studie, von der Regierung in Auftrag gegeben und im August 2015 veröffentlicht, zeigt auf, dass die Togoerinnen und Togoer mit den Einrichtungen des Öffentlichen Dienstes höchst unzufrieden sind.

Recht und Justiz

Durch die Verfassung ist die Unabhängigkeit der Justiz garantiert, faktisch war die Rechtssprechung jedoch auch politischem Einfluss unterworfen. Das Rechtssystem wurde durch französisches (Code Civile/Napoléon) und afrikanisches Recht geprägt. Höchste Instanz ist der Cour Constitutionelle (Verfassungsgericht). Die Todesstrafe wurde am 28. 5. 2009 abgeschafft. Wichtige Gerichtsinstanzen für Zivil- und Strafverfahren sind der Cour Suprême (Oberster Gerichtshof), zwei Berufungsgerichte, Gerichte erster Instanz und der 'Cour de Sûreté de l'Etat' (Gericht für Staatssicherheit). Seit 2009 gibt es einen Rechnungshof, der zwar schon in der Verfassung von 1992 vorgesehen war, aber erst 2009 installiert wurde. Gesetzestexte finden Sie auf den Seiten der amerikanischen Law Library of Congress. Mit Hilfe vom 'Programme des Nations Unies por le développement (PNUD)' konnte im November 2009 ein juristisches Multimedia-Dokumentationszentrum der Öffentlichkeit übergeben werden. Togo wird ein neues Strafgesetzbuch erhalten, wie die Teilnehmer einer Kommission zur Reform des Strafgesetzes im Juni 2015 verkündeten. Der Justizminister will sich einsetzen, für die total überfüllten Gefängnisse eine bessere Lösung zu finden. 2016 wurde ein Gesetz zum Schutz von Geflüchteten verabschiedet. Schätzungsweise zwanzigtausend Geflüchtete leben zur Zeit in Togo. Seit Jahren fordern Politiker und Organisationen die Regierung auf, das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) zu ratifizieren, dem Togo bislang noch nicht beigetreten ist. Am 31. Oktober 2017 reichte die togoische Diaspora aus Europa eine Klage beim Internationalen Strafgerichtshof gegen den amtierenden Präsidenten Faure Gnassingbé ein. Grund dafür sind die zunehmenden Menschenrechtsverletzungen seit Beginn der politischen Unruhen im August 2017. Im ländlichen Milieu existiert weiterhin die traditionelle Rechtsprechung, bei der der Dorfchef oder Ältestenrat befugt ist, über kleinere strafrechtliche oder zivilrechtliche Fälle zu urteilen. Die Stellung der traditionellen Oberhäupter wurde 2007 in einem Gesetz festgelegt, jedoch scheint ihre Macht und ihr Einfluss zu schwinden. Der Historiker Tété wandte sich dazu in einem offenen Brief an die traditionellen Oberhäupter. Auch Fälle von Selbstjustiz können gelegentlich vorkommen, wenn z.B. Marktdiebe auf frischer Tat ertappt werden. Nach französischem Vorbild gibt es zwei Exekutivorgane, die dem Innenministerium zugeordnete Polizei und die Gendarmerie unter Hoheit des Verteidigungsministeriums. Präsident Faure Gnassingbé möchte die Polizei neu strukturieren und traf sich mit den Verantwortlichen, um diese Pläne vorzustellen. Inzwischen erhielt die Polizei ein neues Statut. In Davié soll in Kürze eine Polizeischule entstehen. Eine Umfrage von Afrobarometer ergab, dass ein Großteil der Bevölkerung der Polizei misstraut. Bayern will Togo bei der Ausbildung der Polizei unterstützen. Die traditionellen Oberhäupter der Präfektur Tchaoudjo mit ihrem Chef Supérieur © Otto Frick

Militär

Das Militär, die Forces Armées Togolaises - FAT, hatte in der Vergangenheit – wie schon während der deutschen Kolonialära – keine Gefahren von außen abzuwehren, wurde aber wiederholt zur "Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit" vom Regime Eyadémas eingesetzt. Der etwa 8 500 Mann umfassende Militärapparat wird von Kabyé dominiert und die ranghöheren Offiziere und Entscheidungsträger stammen zum großen Teil aus Pya, dem Heimatort von Gnassingbé Eyadéma. Das Heer besteht aus ca. 8 100 Mann (andere Quellen sprechen von rund 13 000 Soldaten), die Marine aus 200 Personen und die Luftwaffe zählt etwa 250 Mann. Dazu kommen paramilitärische Verbände, wie die etwa 750 Mann starke Gendarmerie und Milizen, die sich aus Soldaten und Zivilpersonen zusammensetzen. Togo ist mit der CEDEAO in Gewaltverzichts- und Kooperationsvereinbarungen eingebunden. Togoische Soldaten nahmen auch an verschiedenen Auslandseinsätzen und UN-Missionen teil. Bei der von der CEDEAO geführten Militärmission 'Mission internationale de soutien au Mali - MISMA' stellte Togo ein Kontigent von knapp 500 Soldaten, das bis September 2015 auf rund 1000 Soldaten vergrößert wurde. Im Mai 2016 fanden fünf togoische Soldaten bei ihrem Einsatz in Mali den Tod. Im Januar 2008 verabschiedete der Conseil des ministres mehrere Dekrete zu einer Reform der Armee und der Gendarmerie. Nach dem versuchten Putsch auf den Präsidenten wurden innerhalb der Führungsspitze der Armee mehrere Personen ausgetauscht oder degradiert. Zum Jahresende 2015 verabschiedete die Regierung ein Dekret, das die Gründung einer operationellen Reserveeinheit vorsieht. Beim Besuch des Generalstabs der FAT in den USA wurde der Ausbau der militärischen Zusammenarbeit vereinbart. Im Frühjahr 2016 wurden 57 togoische Offiziere von amerikanischen Soldaten ausgebildet. Die Deutsche Welle berichtete über einen 'Tag der offenen Tür' der togoischen Streitkräfte. Wie die Polizei, so ist auch die Gendarmerie und das Militär von Umstrukturierungen und Wechsel der Führungspositionen betroffen. Stimmen aus der Opposition behaupteten, dass das togoische Militär in Burkina Faso während der Proteste gegen Präsident Blaise Compaoré anwesend war, während die Regierung behauptete, es handelte sich um Soldaten, die sich im Transit vom Einsatz in Mali zurück nach Togo befanden. Togo und Burkina Faso wollen ihre militärischen Kräfte im Kampf gegen Instabilität und Unsicherheiten vereinen. Im April 2014 traf das erste von zwei Schnellbooten aus Frankreich ein, die Präsident Faure Gnassingbé 2013 in Frankreich bestellt hatte, um im Kampf gegen die Piraterie, die im Golf von Guinea in den letzten Jahren zugenommen hat, den Terrorismus und den Drogenhandel besser gerüstet zu sein. Seit den Unruhen im Sommer 2017 ist die Militärpräsenz in der Öffentlichkeit in Togo stark gestiegen. Die Streitkräfte gehen gewaltsam gegen die Massenproteste der Bevölkerung vor und unterstützen die Regierung. Die Loyalität des Militärs war schon immer die wichtigste Stütze für den Machterhalt der Familie Gnassingbé und spielt auch in der aktuellen politischen Krise des Landes eine entscheidende Rolle.

Innenpolitische Themen

Parteien

Insgesamt gibt es über 100 registrierte Parteien in Togo. Regierungspartei ist die Union pour la République (Unir), die Nachfolgepartei der am 14. April 2012 von Präsident Faure Gnassingbé aufgelösten Rassemblement du Peuple Togolais (RPT). Die ehemals stärkste Oppositionspartei, die Union des Forces de Changement (UFC), wurde über Jahrzehnte von Gilchrist Olympio angeführt, dem Sohn des ersten togoischen Präsidenten Sylvanus Olympio. Seit Mai 2010 war die UFC erstmalig mit fünf Ministern an der Regierung beteiligt und in der Regierung Ahoomey-Zunu vom 17. September 2013 stellte sie drei Minister. Der kompromissbereite Schritt Olympios zu Regierungsverhandlungen mit Präsident Faure Gnassingbé führte im Oktober 2010 zu einer Abspaltung der radikaloppositionellen Kräfte um den Präsidentschaftskandidaten Jean-Pierre Fabre und zur Neugründung der Partei Alliance Nationale pour le Changement (ANC). Im November 2017 gab der heute 81-jährige Gilchrist Olympio seinen Rückzug aus der Politik bekannt. Ende November 2014 präsentierte Tikpi Achadam die Parti National Panafricain (PNP). Im August 2017 schaffte es die bis dahin relativ unbekannte Partei große Teile der Bevölkerung zu mobilisieren um erneut für die Rückkehr zur Verfassung von 1992 zu demonstrieren. Die Regierung setzte Militär und Sicherheitskräfte ein, um die Proteste niederzuschlagen und warf Achadam unter anderem islamistische Hintergründe vor. Über seine politischen Ziele und die Rolle seines Glaubens spricht der Jurist in einem Interview. Im Zuge der anhaltenden Massendemonstrationen schlossen sich 13 weitere Oppositionsparteien und die PNP zur Coalition des 14 zusammen. Unter anderem die ANC mit Jean-Pierre Fabre und die Parti des Togolais von Alberto Olympio, einem Neffen von Gilchrist Olympio. Auch das Comité d’Action pour le Renouveau (CAR), lange Zeit die zweitstärkste Oppositionspartei, hat sich nach internen Machtkämpfen dem oppositionellen Bündnis angeschlossen. Damit ist die sonst eher zerstrittene Opposition geeint wie nie in der größten politischen Krise des Landes seit dem Machtwechsel 2005.

Wahlen

Nach dem Tod von Eyadema Gnassingbé wurden die Präsidentschaftswahlen 2005 genutzt um seinen Sohn Faure Gnassingbé als Nachfolger zu etablieren. Die Wahlen verliefen sehr gewalttätig und kosteten über 500 Personen das Leben, forderten Tausende von Verletzten und lösten einen Massenexodus aus, bei dem circa 30 - 40 000 Bürger in die Nachbarländer Ghana und Benin flohen, die inzwischen wieder zurückgekehrt sind. Im Oktober 2006 wurde eine unabhängige Wahlkommission, Commission Electorale Nationale Indépendante - CENI-Togo aus Regierungspartei und verschiedenen Oppositionsparteien und Vertretern der Zivilgesellschaft eingesetzt, die zunächst die Parlamentswahlen 2007 vorbereiten sollte. Die Parlamentswahlen vom 14. Oktober 2007 verliefen nach Berichten von internationalen Wahlbeobachtern trotz einiger Probleme insgesamt relativ gut.

Im März 2009 modifizierte das Verfassungsgericht das Wahlgesetz, womit bereits eine relative Mehrheit im ersten Wahlgang für einen Sieg ausreichte. Die Opposition fordert seitdem eine Wahl mit zwei Durchgängen und einer einfachen Mehrheit sowie einer Rückkehr zur Verfassung von 1992, was u.a. eine Beschränkung der bisher unbegrenzten Anzahl der Amtsperioden des Präsidenten beinhaltet. So konnte die Regierungspartei schon im Vorfeld der Wahlen ihre Vorteile nutzen und ausbauen, während der Opposition diverse Hürden in den Weg gelegt wurden.

Präsidentschaftswahlen 2010 Die Präsidentschaftswahlen am 4. März 2010 verliefen ohne gewaltsame Übergriffe, allerdings fiel die Wahlbeteiligung mit 65 % eher gering aus. Im November 2010 fand eine Volkszählung statt, die u.a. auch als Grundlage für ein neues Wählerverzeichnis diente. Das neue Wahlgesetz sieht eine Veränderung der Wahlbezirksgrenzen vor, zum Vorteil der Regierungspartei UNIR, was zu Protesten der verschiedenen Oppositionsgruppen führte.

Werbegeschenk bei den Präsidentschaftswahlen © Parlamentswahlen 2013 Sammlung Otto Frick Bei den Parlamentswahlen am 25. Juli 2013 traten 26 Parteien an. Klarer Wahlsieger wurde die Regierungspartei UNIR - Union pour la République, die laut dem vorläufigen amtlichen Ergebnis 62 von 91 Mandaten erhielt. Das oppositionelle Collectif Sauvons le Togo - CST konnte 19 Sitze erringen, 6 Sitze gingen an die Koalition Arc-en-ciel, 3 an die UFC - Union des Forces de Changement und einer an die Sursaut National.

Präsidentschaftswahlen 2015 Die Präsidentschaftswahl am 25. April 2015 verlief ohne größere Zwischenfälle. Wahlsieger wurde, Jean-Pierre Fabre, der Kandidat der UFC bei den erwartungsgemäß, der Amtsinhaber Präsident Präsidentschaftswahlen auf einem Wahlplakat © Faure Gnassingbé mit 58,75 % der abgegebenen Otto Frick Stimmen, während Oppositionskandidat Jean-Pierre Fabre 34,95 % der Stimmen erhielt. Ursprünglich hatten neben Jean Pierre Fabre, gemeinsamer Kandidat von sechs Oppositionsparteien, der Unternehmer Alberto Olympio, Neffe von Gilchrist Olympio, der Musiker Eric Mc und der Priester Georges David Ada ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2015 angekündigt. Möglicherweise war einigen von ihnen die Kaution von über 30.000 Euro eine zu große Hürde. Letztlich meldeten fünf Bewerber verbindlich ihre Kandidatur zur Wahl an: Jean Pierre Fabre, Amtsinhaber Faure Gnassingbé, Professor Aimé Gogué, RA Tchassona-Traoré und der frühere Offizier Gerry Komandéga Taama. Die Wahlbeteiligung war mit 60 % noch geringer als bei den Wahlen zuvor. Die CEDEAO und auch die VN bestätigten, dass die Wahl normal verlaufen ist, was die Opposition um Jean-Pierre Fabre anders sah. Le Monde veröffentlichte eine interessante, jedoch mehr oder weniger unveränderte Geografie der Wahl.

Parlamentswahlen 2018 Am 20. Dezember 2018 wurde unter großer Anspannung im ganzen Land das Parlament neu gewählt. Es war die erste Wahl seit Beginn der Massenproteste gegen die Regierung, ursprünglich geplant war die Durchführung im Juni. Aus Angst vor einer Niederlage gegen die erstmals verbündete Opposition wurde die Wahl von der Regierung zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben und nach Drängen der CEDEAO für Ende des Jahres angesetzt.

Während die Regierungspartei UNIR seit Beginn des Jahres ihren Wahlkampf ausweitete, wurde der Opposition verboten in einigen Regionen des Landes ebenfalls Wahlkampf zu betreiben. Vor allem im Landesinneren hatte die Regierung in der Vergangenheit leichtes Spiel, da die Opposition dort kaum präsent war. Im vergangenen Jahr haben sich die politischen Proteste jedoch auf das ganze Land ausgeweitet. In den Monaten vor der Wahl versuchte die Regierung mit Demonstrationsverboten und hoher Militärpräsenz die Bevölkerung einzuschüchtern und die Opposition zu schwächen. Daraufhin entschloss sich die Coalition des 14, wichtigstes Oppositionsbündnis unter Jean-Pierre Fabre und Tikpi Achadam, nicht an den Parlamentswahlen teilzunehmen und rief zum Boykott der Wahl auf.

In den Tagen vor der Wahl kursierten zahlreiche Warnmeldungen, die dazu aufriefen am Wahltag zu Hhause zu bleiben und sich auf gewaltsame Ausschreitungen vorzubereiten. Vor allem über das Medium WhatsApp werden in Togo häufig Nachrichten und Aufrufe verbreitet, wie ebenfalls unmittelbar vor der Wahl Videos, die Gewalttaten der Sicherheitskräfte zeigen. Auch Tikpi Achadam wendet sich häufig über Sprachnachrichten an die Bevölkerung, da er sich aus Angst vor weiteren Mordversuchen meistens versteckt hält. Wer die Warnungen vor den Wahlen in Umlauf brachte ist unklar.

Die Wahl selbst verliefen ohne große Ausschreitungen, was vor allem an der hoher Präsenz von Militär und Sicherheitskräften lag. Insgesamt waren rund 8000 Polizisten im Einsatz um Unruhen zu verhindern. In den Wochen vor der Wahl verloren vier Menschen bei Demonstrationen ihr Leben, darunter auch ein 11-jähriger Junge. Alle Streitkräfte von Militär, Gendarmerie und Polizei haben bereits drei Tage vor der offiziellen Wahl ihre Stimmen abgegeben.

Die CEDEAO erkärte, dass die Wahl zu ihrer Zufriedenheit umgesetzt wurde und sie den Boykott der Opposition bedauert. Deren Nichtteilnahme hat der Regierung quasi zu freiem Einzug ins Parlament verholfen, auch wenn sie ihr Ziel einer Vier-Fünftel-Mehrheit im Parlament verfehlt hat. Diese ist notwendig, um Änderungen der Verfassung zu beschließen. Präsident Faure Gnassingbé will der Forderung nach einer Begrenzung der Amtszeit auf zwei Mandate nur nachgeben, wenn diese nicht rückwirkend gilt und er noch zwei Mal kandidieren kann. Seine Partei UNIR kommt nach ersten Hochrechnungen nun auf 59 von 91 Sitzen (vorher 62), danach folgt die UFC von Gilchrist Olympio, die nicht der Coalition des 14 angehört, mit 6 Sitzen. Außerdem schafften vier weitgehend unbedeutende Parteien erstmalig den Einzug ins Parlament: le Mouvement patriotique pour la démocratie et le développement des ehemaligen Premierministers Gabriel Agbéyomé Kodjo und le Nouvel engagement togolais mit jeweils drei Sitzen, Le Parti démocratique panafricain und le Mouvement des républicains centristes mit jeweils einem Sitz. Die restlichen Sitze gehen an unabhängige Kandidaten, die sich zusätzlich zu den insgesamt 12 angetretenen Parteien aufgestellt haben.

Landesweit lag die Wahlbeteiligung knapp unter 60%, wobei sie in Lomé nur bei 21% lag. Für die Coalition des 14 wurde ihr Aufruf zum Boykott der Wahl damit umgesetzt. Tatsache ist aber, dass das Oppositionsbündnis nicht mehr im Parlament vertreten ist (zuvor hatten sie insgesamt 25 Sitze) und sich damit auch nicht mehr an der Gesetzgebung beteiligen kann. Für viele war das ein strategischer Fehler der Opposition, der auch internen Machtkämpfen geschuldet sein kann. Für Tikpi Achadam und seine Parti National Panafricaine wäre es nämlich die erste Teilnahme an einer Wahl gewesen und ein sicherer Einzug ins Parlament. Achadam, der sich aus Sicherheitsgründen meistens im Ausland aufhalten muss, hätte als Abgeordneter seinen Kampf gegen die Regierung in der Öffentlichkeit und im Parlament führen können. Fabre dagegen wäre als offizieller Oppositionsführer von Achadam abgelöst worden weil die Bevölkerung mehrheitlich hinter ihm und der PNP steht.

Politische Auseinandersetzungen und Machtkämpfe

Bei den politischen Auseinandersetzungen und Machtkämpfen in Togo schienen sich seit Entstehung des jungen Staates zwei unversöhnliche Machtblöcke gegenüber zu stehen: Norden versus Süden, die RPT und die UFC, das Militär und die Kaufleute, die Familien Gnassingbé und Olympio im Dauerclinch.

Während unter Eyadema ein Klima der Angst herrschte, das politischen Diskurs unmöglich machte, änderte sein Sohn die Strategie zur Machterhaltung: Schritt für Schritt baute er die eiserne Diktatur seines Vaters zu einer Fassadendemokratie um. Die bürgerrechtliche Situation verbesserte sich und Oppositionsparteien wurden zumindest nach außen hin in politische Prozesse mit eingebunden, 2010 sogar erstmals in die Regierung. Folglich wurde auch die internationale Zusammenarbeit mit Togo wieder aufgenommen, was ein wichtiges Ziel der neuen Regierung war. Profitierend von der wachsenden internationalen Hilfe unternimmt die togoische Regierung gezielt Anstrengungen und Reformen, die jedoch häufig nicht umgesetzt werden.

Nach knapp 15 Jahren unter Faure Gnassingbé ist offensichtlich, dass auch seine Regierung eine Demokratisierung des Landes nur soweit zulässt, bis die eigene Macht gefährdet wird. Das gilt auch für Machtkämpfe innerhalb des Gnassingbé-Clans. Ostern 2009 wurden ein Halbbruder des Präsidenten Kpatcha Gnassingbé und weitere 30 Personen wegen eines Putschversuchs festgenommen und im September 2011 wegen versuchten Staatsstreichs vom Obersten Gerichtshof zu 20 Jahren Haft verurteilt. Im Februar 2015 setzte sich eine Arbeitsgruppe der VN für die Freilassung von Kpatcha Gnassingbé ein. Im August 2015 wurde er ins Krankenhaus CHU eingeliefert, da sich sein Gesundheitszustand während der Haftzeit verschlechtert hatte. Auch Barry Moussa Barqué, der jahrzehntelang wohl einflussreichste Minister und Berater der Regierung, ist in Ungnade gefallen. Anfang August 2016 wurde der einst mächtige Minister Ayassor überraschenderweise entlassen.

Am 10. und 12. Januar 2013 gingen die großen Märkte in Lomé und Kara in Flammen auf. Es wird Brandstiftung vermutet, möglicherweise politisch motiviert. Mehrere Oppostionspolitiker wurden der Mittäterschaft bei der Zerstörung öffentlichen Eigentums und der Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Nach über zwei Jahren liegt ein Gerichtsbeschluss vor, der aber vom Oppositionspolitiker Fabre, der immer noch angeklagt ist, zurückgewiesen wurde. Das oppositionelle Collectif Sauvons le Togo veröffentlichte Ende 2013 einen eigenen Untersuchungsbericht.

In den Wochen vor der Präsidentenwahl 2015 kam es zu mehreren Großkundgebungen und Demonstrationen sowohl von der Opposition als auch von der Regierungspartei UNIR, wobei das oppositionelle Lager eine Rückkehr zur Verfassung von 1992 forderte, um ein drittes Mandat des amtierenden Präsidenten zu verhindern, währenddessen die UNIR sich für die 'Unantastbarkeit' der Verfassung einsetzte. Im Mai und Juni 2016 kam es zu mehreren Demonstrationen von Anhängern der Oppositionsparteien, die politische Reformen und die Abhaltung der Kommunalwahlen forderten, die ursprünglich auch eine Bedingung für die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit der EU war und seitdem systematisch verschoben werden.

Im August 2017 rief die 2014 gegründete Oppositionspartei Parti National Panafricain (PNP) erneut zu Demonstrationen auf für die Wiedereinführung der Verfassung von 1992, umfassenden Wahlreformen und einer Begrenzung von zwei Mandaten für das Amt des Präsidenten. Daraufhin gingen alleine in Lomé über hunderttausend Menschen auf die Straße. Vor allem in Togos zweitgrößter Stadt Sokodé, aus der auch der Gründer und Vorsitzende der PNP Tikpi Achadam kommt, kam es schnell zu Ausschreitungen zwischen den Sicherheitskräften und Demonstranten. In den darauffolgenden Monaten kam es teilweise mehrmals wöchentlich zu Massendemonstrationen im ganzen Land. Polizei und Militär reagierten zunehmend mit Gewalt, die regelmäßig Todesopfer, zahlreiche Verletzte und Festnahmen zur Folge hatte. Unter dem Slogan "Togo Debout" (übersetzt "Togo, steh auf") und dem # FAURE MUST GO entwickelte sich eine landesweite Gegenbewegung zur Regierung, die Faure Gnassingbe zum Rücktritt auffordert. Insgesamt 13 Oppositionsparteien, darunter auch die bisher größte Oppositionspartei ANC, schlossen sich mit der PNP zur Coalition des 14 zusammen und koordinieren seitdem gemeinsam die Aufstände der Bevölkerung. Um die Organisation der Demonstrationen zu erschweren, stellte die Regierung mehrmals über Tage das mobile Internet im Land ab. Gebäude der Oppositionsparteien wurden abgebrannt, im April 2018 wurde Jean-Pierre Fabre Opfer eines Mordanschlages. Auch Tikpi Achadam musste aus Sicherheitsgründen mehrmals das Land verlassen. Trotz der zunehmenden Polizeigewalt, der auch Kinder zum Opfer fielen, lassen die Ausmaße der Demonstrationen nicht nach.

Im Februar 2018 kam es zu einer ersten Verhandlungsrunde zwischen Opposition und Regierung, bei der die Regierung des benachbarten Ghanas als Vermittler eintrat. Alle weiteren Schlichtungsversuche, auch von Regierungsvertretern aus Nigeria und Guinea- Bissau, scheiterten jedoch. Ende Juli fand in Lomé ein Treffer aller Regierungschefs der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft CEDEAO statt, dessen Vorsitzender bis Mitte 2018 noch Faure Gnassingbe selbst war. Die CEDEAO forderte die Opposition auf, nicht zu neuen Demonstrationen aufzurufen und die staatlichen Sicherheitskräfte zur Unterlassung von Gewalt gegen die Bevölkerung. Die CEDEAO sprach sich für eine Begrenzung der Präsidentschaft auf zwei Mandate aus, für einen zweiten Wahlgang bei der Präsidentschaftswahl und für eine Neuordnung des Obersten Gerichtshofs. Außerdem fordern sie die Regierung auf, im Dezember die für 2018 anstehenden Parlamentswahlen durchzuführen. Ebenfalls im Juli hatte der französische Präsident Emmanuel Macron beide Seiten aufgefordert, nach politischen Lösungen zu suchen, da die aktuelle Lage im Land so nicht bleiben könne. Die togoische Regierung hat der Aussage zugestimmt und fühlt sich weiterhin gestützt vom langjährigen Partner Frankreich. Die Opposition dagegen kritisiert die bisherige Zurückhaltung Macrons und beklagt, dass die togoische Bevölkerung von der internationalen Gemeinde alleine gelassen wird. Laut Afrobaromètre sprechen sich 87% der togoischen Bevölkerung für eine Rückkehr zur Verfassung von 1992 aus, 70% fordern den Rückritt des Präsidenten.

Zivilgesellschaft

Erst im Zuge der Demokratisierungswelle zu Beginn der 1990er Jahre wurde es möglich, zivilgesellschaftliche Organisationen in größerem Umfang aufzubauen. Zuvor gab es allein die nationalen Vertretungen internationaler Verbände (wie Pfadfinder, CVJM, INADES etc.) und kirchlicher Strukturen. Danach kam es zu einer Vielzahl von Vereins- und Verbandsgründungen. In den Jahren der offiziell suspendierten Zusammenarbeit mit dem togoischen Staat waren es fast ausschließlich zivilgesellschaftliche Organisationen, mit denen der vor Ort gebliebene DED kooperierte. Nach den Regierungsverhandlungen im Juni 2012 sieht das neue Engagement der Bundesrepublik in Togo auch die Stärkung der Zivilgesellschaft vor. Alle großen internationalen Institutionen und Organisationen haben die Unterstützung der Zivilgesellschaft auf ihrer Agenda, wie z.B. die Weltbank. Heute existiert in Togo überall eine beinahe unüberschaubare Anzahl von Organisationen der Zivilgesellschaft. Einige von ihnen haben sich in Dachverbänden zusammengeschlossen, wie z.B. der Concertation Nationale de la Société Civile au Togo. Im Oktober 2014 rief der Premierminister Ahoomey-Zunu einen Monat des Bürgersinns aus, um an den Gemeinsinn der Bürger zu appellieren und am 19. und 20. Januar 2016 fand zum ersten Mal der 'Tag der Zivilgesellschaft' statt. Da sehr viele Togoerinnen und Togoer über keine Personalausweise und andere Identitätsnachweise verfügen, fordert die 'Bewegung Martin Luther King' die Regierung auf, die Kosten für diese Papiere zu senken und die Verfahren zu vereinfachen.

Menschenrechte und Korruption

Menschenrechte

In der Vergangenheit wurde Togo wiederholt schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen bezichtigt. Am 21. Oktober 1987 wurde vom Staat die Commission Nationale des Droits de l'Homme eingesetzt, deren erster Präsident der Rechtsanwalt und Politiker Yaovi Agboyibo war. Die unabhängige Ligue Togolaise des Droits de l'Homme (LTDH) wurde von Rechtsanwalt Joseph Koffigoh als erste Menschenrechts-NRO Togos im Juli 1990 gegründet. Vermutlich 1994 wurde der Service de Recherches et d’Investigations (SRI) gegründet, dem Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden.

Die Menschenrechtslage hat sich während Präsident Faure Gnassingbés Reformkurs seit 2006 deutlich verbessert, was sich vor allem bei der Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie der Pressefreiheit auswirkte. Jedoch bestehen weiterhin gravierende Defizite. Im Jahresbericht von 2016/2017 von Amnesty International wird die exzessive Gewaltanwendung der Sicherheitskräfte beim Auflösen von politischen Kundgebungen und Demonstrationen der Opposition sowie bei Demonstrationen der Zivilbevölkerung kritisiert. Auch der Bericht des Hochkommissariats für Menschenrechte der VN vom Oktober 2013 kritisierte Unzulänglichkeiten im Justizapparat. Die Regierung warf Amnesty International oberflächliche Recherche für den Bericht 2014 vor. Das von den VN unterstützte Integrated Regional Information Networks, IRIN berichtete über unerträgliche Zustände in den Gefängnissen des Landes, wobei Frauen oft ihre Rechte vorenthalten werden. Weiterhin kritische Bereiche sind die Justiz, Straflosigkeit bei Polizeigewalt, Vorwürfe der Folter bei Inhaftierten und die hohe Korruption. Homosexualität ist illegal und kann mit Gefängnis und Geldbußen geahndet werden. Dazu kommt noch die gesellschaftliche Ächtung und Stigmatisierung, die die Personen zwingt, ihre sexuelle Orientierung geheim zu halten.

Im Oktober 2014 hielten verschiedene Menschenrechtsorganisationen eine Pressekonferenz ab, bei der sie sich mit großer Sorge zu dem Führungswechsel bei der Gendarmerie und einiger anderer Entwicklungen äußerten. Der Gerichtshof der CEDEAO forderte die togoische Justiz auf, den gefangengehaltenen EX-Minister Bodjona freizulassen oder ihn in einem Gerichtsverfahren zu verurteilen, schließlich wurde er am 5. Februar 2016 nach über 500 Tagen Haft wieder freigelassen, wobei seine Freilassung genauso mysteriös wie seine Verhaftung war.

Das Gefängnis in Lomé, das während der deutschen Kolonialzeit errichtet wurde, dient auch heute noch als Gefängnis © Sammlung Otto Frick

Verschiedene internationale Organisationen beobachten die Menschenrechtslage kontinuierlich und erstatten Berichte, wie das Haut Commissariat des Nations Unies aux Droits de l'Homme (HCDH). Das U.S. Department of State veröffentlicht jährlich einen Bericht zur Menschenrechtslage auch für Togo. Die NRO European Country of Origin Information Network (ecoi.net) sammelt asylrelevante Informationen der entsprechenden Herkunftsländer. Auf dem interaktiven Global Slavery Index von 2018 nimmt Togo Rang 46 von 167 ein, da über 50 000 Personen in sklavereiähnlichen Abhängigkeitsverhältnissen leben.

Die universellen Menschenrechtserklärungen wurden inzwischen auch in die Landessprachen Ewé und Kabyé übersetzt. Im Mai 2009 nahm die neu gegründete staatliche Kommission für Wahrheit, Gerechtigkeit und Versöhnung unter Vorsitz des Bischofs von Atakpamé ihre Arbeit auf, mit der Zielsetzung, die politisch motivierten Gewalttaten in Togo während der Herrschaft des 2005 verstorbenen Präsidenten Eyadema aufzuklären. Inzwischen liegt der Abschlussbericht vor. Der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Markus Löning, war im November 2012 in Togo und eröffnete ein Regionalseminar für Menschenrechte in Lomé. Auch die deutsche Botschaft in Lomé unterstützt die Alliance internationale pour les droits fondamentaux de l’homme (AIDFH) bei einer Sensibilisierungskampagne.

Korruption

Auf dem von Transparency International veröffentlichten Korruptionswahrnehmungsindex 2018 steht Togo an 129. Stelle von 180 untersuchten Ländern und ist im Vergleich zum Vorjahr um 12 Plätze gefallen, auch wenn die Regierung seit Jahren angibt Korruption erfolgreich zu bekämpfen. Bereits 2001 wurde die staatliche Commission Anticorruption C.A.C. eingesetzt. Am 1. September 2012 wurde der frühere Minister Pascal Bodjona festgenommen. Ihm wurde die Mittäterschaft an einer Betrügerei vorgeworfen, in deren Verlauf ein Geschäftsmann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten um 48 Millionen Dollar gebracht wurde. Im Februar 2016 kam er u. a. auf Druck des Gerichtshofs der CEDEAO wieder frei. Der Parteivorsitzende und Beinahe- Präsidentschaftskandidat Albert Olympio muss sich wegen Korruptionsverdacht vor Gericht verantworten und Anfang August 2016 wurde der Präsident des Berufungsgerichts wegen Korruption entlassen. Auch in Togo ansässige indische Unternehmer und ihre togoischen Teilhaber sind in den Panama Papers aufgetaucht. 2015 wurde Transparency International - Togo gegründet.

Medien

Mit der 1991 stattgefundenen Nationalkonferenz änderte sich die Medienlandschaft schlagartig und eine Vielzahl an Medien trat an Stelle der ausschließlich staatlich kontrollierten Medien. 2004 wurde zwar ein neues Pressegesetz eingeführt, die unabhängige Berichterstattung hat sich unter dem neuen Präsidenten Faure Gnassingbé deutlich verbessert, doch bleibt sie weiterhin durch staatliche Restriktionen bedroht. Auf der von Reporter ohne Grenzen veröffentlichten Weltrangliste für Pressefreiheit konnte sich Togo nach dem Tod von Eyadéma deutlich verbessern und steht im Jahr 2017 nochmals leicht verbessert auf Platz 86 von 180 untersuchten Ländern. Das amerikanische Freedom House sieht das jedoch anders und im 2016 Freedom of the Press Report erhält Togo 60 Punkte von 100 und erhält damit den Status 'partly free'. Die togoische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Fabbi Kouassi gewann mit ihrem Blog den "Reporter ohne Grenzen-Award" 2013.

Reporter ohne Grenzen zeigte sich besorgt über die Verstärkung der Macht der Haute Autorité de l'Audiovisuel et de la Communication (HAAC). Berichte von Zensur und Verboten der privaten togoischen Presse seitens der HAAC erscheinen immer wieder. Am 19. Februar 2013 verabschiedete die Assemblé Nationale ein neues Organisationsgesetz, das der HAAC – in verfassungswidriger Weise - weitreichende Vollmachten einräumt (Zeitungen verbieten, Suspendierung von Radio- und Fernsehprogrammen, Entzug der Bewilligung für audiovisuelle Medien), was, gestützt auf die togoische Verfassung, allein Sache der Gerichte ist. Le Patronat de la presse togolaise (Ppt), eine der beiden Arbeitgeberorganisationen im Medienbereich in Togo, distanzierte sich von der Observatoire togolais des médias (Otm), da sie mehr und mehr die Rolle eines Tribunals bei der Selbstregulierung der privaten Presse einnimmt. Die Teilnahme von Präsident Faure Gnassingbé an der Demonstration für die ermordeten Journalisten von Charlie Hebdo stieß bei der Opposition auf heftige Kritik, da er sich besser für die Pressefreiheit im eigenen Land einsetzen sollte. Der zur Präsidentenwahl eingeführte 'Code de bonne Zeitungsverkaufsstand © Eckehard Mewes conduite du journaliste' wird von der Ppt heftig kritisiert. Ein neues Strafgesetz für die Presse, das bei 'Falschmeldungen' Geld- und Gefängnisstrafen vorsieht, verunsichert die Journalisten.

Presse

Die Presselandschaft bietet ein vielfältiges Angebot an Printmedien, die alle in Französisch erscheinen. Im Mai 2016 gab es 413 registrierte Zeitungen und Illustrierten, wie das 'Observatoire togolais des médias' (OTM) berichtete. Sie zeichnen sich jedoch durch geringe Auflagen aus und finden außerhalb von Lomé und einigen anderen Städten, vorwiegend im Süden, kaum Verbreitung. Die staatliche Togo-Presse, die einzige Tageszeitung, hat auch je eine halbe Seite mit Nachrichten in Ewé und Kabyé. Presseagentur ist die private Savoir News. Die Regierung gibt ein neues PR-'Hochglanz'-Magazin heraus, Les deux palais, benannt nach den zwei Präsidentenpalästen. Eine erfolgreiche Person ist der Medienunternehmer Claude Grunitzky, Großneffe von Nicolas Grunitzky, der neben anderen Projekten einen erfolgreichen Musik-Fernsehsender betreibt. Vor einigen Jahren wurden die kostenlosen Stadtmagazine Togo Couleurs und Lomé City Mag gegründet, die sich durch Anzeigen finanzieren. Im März 2014 erschien erstmals eine neue Illustrierte 'Tendances Togo', die die neuen Entwicklungen Togos als modernes und dynamisches Land reflektieren soll. Der Regierung ist offensichtlich an einer modernen und professionellen Berichterstattung gelegen, denn die Ministerin für Kommunikation, Kultur und Kunst lud im Sommer 2014 Journalisten zu einem Seminar über die Professionalisierung der Presse ein.

TV und Radio

Neben dem staatlichen Fernsehsender TVT, mit Stationen in Lomé und Kara, gibt es elf private Sender und das südafrikanische Pay-TV 'DStv' mit Multichoice Togo. Für die privaten Fernsehsender sind die staatlichen und vor allem die ausländischen Sender eine große Herausforderung. Der staatliche Sender Radio Lomé ist auch im Internet mit Nachrichten präsent und Radio Kara versorgt den Norden mit Nachrichten und Unterhaltung. Zu den fünf staatlichen Radiosendern kommen 75 private und drei internationale Radiostationen. Dennoch ist die Versorgung mit Nachrichten und Unterhaltung im Landesinneren partiell mangelhaft. Der private Diaspora-Sender FM Liberté unterhält Büros in Lomé und in Kara. Das Webradio Miade macht Fortschritte und soll auch auf den Mobiltelefonen zu empfangen sein. Einen Überblick über die Radiosender Togos gibt es von der staatliche Medienbehörde HAAC. Die französische Gruppe 'Canal+' stellte im Oktober 2014 das neue Programm 100% africaine, A+ vor. Zu den beliebtesten ausländischen Radiosendern gehören Africa N° 1 aus Gabun und das französische RFI.

Online Nachrichten-Magazine und Internet

Das kanadische Medienportal ABYZ bietet Links zu Magazinen an, die regelmäßig über Togo berichten. Die staatliche Republicoftogo.com hat sich zu einem professionell gemachten und durchaus interessanten Magazin entwickelt und bietet Nachrichten auch als Video-Filme an. Die französische Zeitschrift Jeune Afrique verglich im August 2014 die staatlichen Websites von 40 afrikanischen Staaten und platzierte die 'republicoftogo' an erster Stelle, ausschlaggebend waren die Ästhetik, die Ergonomie und die leicht handhabbare Navigation. Die Regierung nutzt die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter. Im April 2016 installierte die Regierung eine neue Website 'Le Togo', um die diversen Ministerien und Regierungsinstitutionen besser zu präsentieren sowie die weiteren Schwerpunkte Tourismus und Wirtschaft zu lancieren.

Neben den der Oppositionsparteien UFC und ANC, gibt es mehrere Online-Magazine, die sich selber als oppositionell und/oder unabhängig bezeichnen. Einige davon sind letogolais, icilome und Etiame. Das Online Magazin Togozine hat seine Berichterstattung eher auf gesellschaftliche Themen fokussiert während BN&N auch die togoische Diaspora erreichen möchte. Im Oktober ließ die Medienbehörde HAAC den Sitz des Online- Nachrichtenmagazins 'afrikaexpress.info' schließen. Anfang Dezember 2009 erhielt Togo eine eigene Domain von Google: Google.tg, mit der Option der Sprachauswahl von Französisch oder Ewé. Eine ausführliche Studie über die Unterstützung von Interessengruppen bei einem öffentlich geführten, internetunterstützten Politikdialog mit Erfahrungen aus Togo, veröffentlichte das International Institute for Sustainable Development. Im Juni 2011 gab es rund 325 000 Internetbenutzer, das entspricht ca. 5,4 % der Bevölkerung, 2017 waren es rund 7,3 %.

Die Ministerin für Telekommunikation und Post, Cina Lawson, verfolgt das ehrgeizige Ziel, flächendeckendes Internet und Mobiltelefonie für alle zu günstigen Konditionen zu etablieren und organisierte im September 2015 einen Workshop für Schüler, um sie an einer Kodierungssoftware auszubilden. Sie möchte auch Togo Telecom und Togo Cellulaire neu organisieren, um die Telekommunikation noch effizienter auszubauen und strebt dabei höchste Qualität an. 2016 wurde die Lizenz für 4 G verteilet, während der Mobilfunkanbieter Moov sein 3 G Netz einführte. Die Weltbank genehmigte zudem eine Finanzierung in Höhe von 30 Mio. Dollar für Ausbau und Modernisierung des Internets. Die Weltbank ermunterte Togo, Internet und Telekommunikation weiter auszubauen und sicherte dafür Unterstützung zu. Maroc Telecom will 3,5 Milliarden Francs CFA in Glasfaserkabel investieren und Moov Togo kündigte die bevorstehende Kommerzialisierung von GF3 und der Verbreitung des Glasfaserkabels an.

Doch trotz aller Anstrengungen, Versicherungen und Beteuerungen ist der Internetzugang immer noch nicht optimal. Die staatliche Télécom will in Lomé öffentlich zugängliches Internet installieren, so zunächst in einer Pilotphase im Stadtteil Dékon. Der Architekt Sénamé Koffi Agbodjinou gründete im Stadtteil Djidjolé von Lomé das Projekt Woelab, ein Internet-Laboratorium.

Außenpolitische Themen

Die außenpolitischen Beziehungen Togos richteten sich in der Vergangenheit auf die EU, die VN und die verschiedenen afrikanischen Organisationen und Bündnisse. Zu allen drei Nachbarstaaten hat Togo ein gutes und spannungsfreies Verhältnis. Nachdem die westlichen Geberländer 1993 ihre Zusammenarbeit aufgekündigt hatten, suchte Togo nach neuen Partnern und intensivierte die Beziehungen zur arabisch-islamischen Welt und auch zur VR China. Togo ist Mitglied der Vereinten Nationen und ihren Sonderorganisationen, der UA - Union Africaine, der CEDEAO/ECOWAS und der UEMOA (siehe Wirtschaftsteil), OHADA - Organisation pour Präsident Faure Gnassingbé und Bundespräsident l’Harmonisation en Afrique du Droit des Horst Köhler am 16. Juni 2009 in Berlin © Otto Affaires, OIC - Organization of Islamic Coooperation, Frick ist durch die Lomé- und Cotonou-Abkommen mit der EU assoziiert und Mitglied der Frankophonie.

Neben Frankreich ist Deutschland wichtigster Partner Togos in Europa. Bei seinem Besuch am 11./12. Februar 2008 in Togo verkündete der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier das Ende der Sanktionen. Im Dezember 2011 war Bundesminister Dirk Niebel in Togo und stellte eine erste Zusage in Höhe von 27 Millionen Euro in Aussicht. Vom 15. - 19. Juni 2009 war Präsident Faure Gnassingbé auf Staatsbesuch, der togische Premierminister Gilbert Houngbo im Mai 2011 und sein Nachfolger Arthème Ahoomey-Zunu vom 31. Januar - 1. Februar 2013 in Deutschland. Im Februar 2014 war der togoische Außenminister Robert Dussey zum Antrittsbesuch in Berlin und war am 5. Dezember 2014 sowie am 16./17. März 2016 erneut zu einem Arbeitsbesuch in Berlin. Bei einem Treffen zwischen dem deutschen Botschafter in Lomé und dem Minister für Entwicklungsplanung wurden die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern hervorgehoben. Im April 2016 war eine deutsche Delegation von Bundestagsabgeordneten und Vertretern der Wirtschaft zu Besuch in Lomé. Die Politiker sprachen von einem Frühling in den deutsch-togoischen Beziehungen. Am 8. Juni 2016 traf Präsident Faure Gnassingbé zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Berlin ein und verbrachte den dritten Tag in München.

Togo trat immer wieder bei innerafrikanischen Konflikten als Schlichter und Vermittler auf und auch der jetzige Präsident Faure Gnassingbé führt diese Rolle fort, wie beim Regierungswechsel 2014 in Burkina Faso. Zusammen mit anderen Staaten der CEDEAO beteiligt sich Togo im Kampf gegen die Piraterie mit der 'ECOWAS Integrated Maritime Strategy' (EIMS) in der sogenannten Pilotzone E, der gefährlichsten Küstenregion Westafrikas, zu der auch Togo gehört.

Im Global Peace Index von 2018 belegt Togo Platz 98 von 163. Auf der Webseite der Regierung werden Togos außenpolitische Beziehungen skizziert: zur EU, zu Frankreich und Deutschland, aber auch zur arabischen Welt, zu Israel und dem Iran, zu Asien und den USA sowie zu diversen internationalen Organisationen, wie den Vereinten Nationen. Bei seinem zweitägigen Besuch in Havanna im Oktober 2014 sprach sich der togoische Außenminister für ein Ende der Sanktionen gegen Kuba aus und im Juli wurden offizielle diplomatische Beziehungen mit dem Kosovo aufgenommen. 2011 wurde Togo als nicht ständiges Mitglied für zwei Jahre in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gewählt. Togos diplomatische Missionen sind auf der Regierungswebsite in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet und ebenso die ausländischen diplomatischen Missionen in Togo.

2014 startete die Regierung das Online Magazin 'togodiplomatie.info'. Togo intensivierte oder nahm neue diplomatische Beziehungen auf zu Staaten wie den baltischen Republiken, Kasachstan, Thailand, Indonesien, Australien und Brasilien. Togo will noch mehr außenpolitische Aktivitäten entfalten, um auf der internationalen Bühne besser aufgestellt zu sein. Im September 2015 beschloss die Regierung die Seegrenzen neu abzustecken, eine exklusive Wirtschaftszone einzurichten und mit den Anrainerstaaten Verhandlungen aufzunehmen. Wirtschaft & Entwicklung

(Diese Länderseite wurde zum letzten Mal im Dezember 2018 aktualisiert. )

Von den Phosphatvorkommen abgesehen, ist Togo ein rohstoffarmes, tropisches regenabhängiges Agrarland. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. Handel und nicht zuletzt auch der informelle Sektor bilden wichtige Wirtschaftssektoren. Die legendären Nana Benz, die Stoffgroßhändlerinnen in Lomé sind eines der 'Wahrzeichen' der Stadt.

Marktstand in Lomé © Hannah Kölle

Geschätztes BIP 5,59 Mrd. US-$ (2018)

Pro Kopf Einkommen (Kaufkraftparität) 1600 US-$ (2017)

Rang der menschlichen Entwicklung (HDI) Rang 165 von 188 (2017)

Anteil Armut (nat. Armutsgrenze) 55,1 % (2015)

Einkommensverteilung (Gini-Koeffizient) 43,0

Wirtschaftl. Transformationsindex (BTI) Rang 88 von 129 (2018)

Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftslage

Die Wirtschaftsstruktur Togos ist immer noch durch die aus der Kolonialzeit resultierende Disparität zwischen dem entwickelteren Süden und dem weitgehend auf der Basis traditioneller Subsistenzwirtschaft lebenden Norden gekennzeichnet. Togo ist, abgesehen von den Phosphatvorkommen (in geringeren Mengen auch Kalkstein, Marmor u. a. Bodenschätze), ein rohstoffarmes, regenabhängiges Agrarland.

Marmorbrüche in Pagala © Otto Die Bevölkerung findet ihr Auskommen größtenteils in der Frick Landwirtschaft, in der etwa zwei Drittel der Bevölkerung arbeiten. Die Selbstversorgung mit den Grundnahrungsmitteln ist gewährleistet, allerdings sehr fragil. Dürre oder Überschwemmungen können schnell zu ernsten Versorgungsengpässen führen. Im Süden werden Mais, Maniok und Ölpalmen gepflanzt, im Dreieck Kpalimé, Atakpamé und Badou werden Kaffee und Kakao kultiviert, während in der Zentralregion Baumwolle und Jams die wichtigsten Kulturen sind und weiter im Norden der Anbau von Hirse/Sorghum und die Rinderhaltung eine größere Rolle spielen.

Die relativ bescheidene industrielle Produktion beruht hauptsächlich auf dem Abbau und der Verarbeitung von Phosphat, der Zementproduktion, die inzwischen die Exporterlöse des Phosphats überrundet hat und dem vor einigen Jahren wieder aufgenommenen Abbau von Eisenerz. Daneben sind es Betriebe der lebensmittelverarbeitenden Industrie und der Produktion einfacher Industriewaren (Plastikartikel, Baustoffe), die größtenteils im Lande verbleiben und zu etwa einem Drittel in die CEDEAO-Staaten exportiert werden. Phosphate Mining at SNPT (Societe Nouvelle des Phosphates de Togo), 2007-12-02. Licensed under CC BY- SA 3.0 by permission of the author, Alexandra Pugachevsky

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist der informelle Sektor, in dem ca. 20 - 25 % der Bevölkerung beschäftigt ist und in dem etwa 20 % des BIP erwirtschaftet wird. Um diesen Bereich besser zu organisieren, wurde 2008 per Dekret die DOSI - Délégation à l'Organisation du Secteur Informel gegründet, die dem Premierminister untersteht.

Ein wichtiger Sektor im Wirtschaftsleben Togos ist der Handel, wobei der Transithandel vom Hafen Lomé in die Sahelländer von großer Bedeutung ist. In der in Hafennähe eingerichteten Freihandelszone SAZOF haben sich bislang über 60 Unternehmen, meist mit ausländischer Kaptitalbeteiligung, niedergelassen. Lomé ist ein wichtiger Bankenstandort in Westafrika, was auch zu der früheren Bezeichnung 'Schweiz Afrikas' beitrug.

Das CIA World Factbook veröffentlicht regelmäßig aktuelle Tabellen Verkäuferin von Beignets mit den wichtigsten Wirtschafts- und Finanzindikatoren und Index d'haricot © Otto Frick Mundi zeigt die wichtigsten Daten und Zahlen zum Wirtschaftsprofil Togos. Die Weltbank veröffentlichte im September 2016 eine detaillierte Länder-Diagnose der Wirtschaft Togos. Die Afrika- relevanten Wirtschaftsmagazine sind Les Afriques, CommodAfrica, Financial Afrik, Ecofin Finance und African Manager, auch IZF.net - 'Investir en zone franc' enthält Wirtschaftsnachrichten zu Togo. Wirtschaftssektoren

Landwirtschaft und Tierhaltung

Die Landwirtschaft Togos wird durch kleinbäuerliche Betriebe dominiert. Der Anbau geschieht im Familienverband mit fast ausschließlich traditionellen Anbaumethoden, ohne Mineraldünger oder Maschinen, und gewährleistet in der Regel die Eigenversorgung mit Grundnahrungsmitteln. Die demografische Entwicklung erhöht Baumwollfeld mit Baobab- den Bevölkerungsdruck auf die knappen Landressourcen, dem Bäumen © Thoralf Spiess letztlich nur durch eine Erhöhung der Erträge zu begegnen ist.

Als Cash crops werden Baumwolle, Kaffee, Kakao und Ölfrüchte angebaut. Für den Eigenbedarf werden Jams, Maniok, Mais, Hirse/Sorghum, Reis, Bohnen, Erdnüsse, Zuckerrohr und eine Reihe von weiteren Feldfrüchten, bzw. Obstpflanzen kultiviert. Laut Statistik der FAO sind Jams, Kakao-Bohnen, Mais und Maniok die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte. Togo ist Mitglied in der COPAL – Cocoa Producers' Alliance sowie dem Africa Rice Center.

Die Regierung hat sich den Ausbau und die Förderung der Landwirtschaft zu einem wichtigen Ziel gemacht und in den letzten Jahren verschiedene landwirtschaftliche Großprojekte initiiert, die jedoch fast ausschließlich von ausländischen Geldgebern finanziert werden. Im Februar 2018 begann 25 km nördlich von Lomé ein Projekt zur Förderung von Reisanbau auf insgesamt 340 ha Landfläche. Das Projekt wurde unter anderem von der islamischen Entwicklungsbank finanziert und verspricht, dass rund 17 000 Menschen davon profitieren. Ebenfalls seit dem Jahr 2018 gibt es Kaffeepackung © Otto Frick das nationale Förderprogramm MIFA, mit dem vermehrt Kredite zum Ausbau der Landwirtschaft vergeben werden sollen. Die Produktion von Lebensmitteln in Bio-Qualität wird zunehmend ausgebaut. Die Regierung will sich unter anderem die weltweit steigende Nachfrage nach Bio-Soja zu Nutze machen. Auf den europäischen Märkten sind auch Früchte aus Togo, teilweise in Bio-Qualität oder als Trockenfrüchte zu finden. Jeden ersten Samstag im Monat wird in Lomé ein 'Bauernmarkt' abgehalten, auf dem auch eine ganze Reihe von Bio-Produkten zu finden sind. Bei der vom Landwirtschaftsministerium 2016 zum ersten mal abgehaltenen 'la fête du chocolat et du cacao' Choco Togo wurde auch stolz die erste, in Togo produzierte Schokolade in Bio-Qualität präsentiert sowie unlängst auf der Schokoladen-Messe in Brüssel.

Die Tierhaltung ist weniger als Zucht- oder Mastbetrieb ausgerichtet, sondern wird extensiv betrieben. Es handelt sich hierbei um Hühner, Ölpalmkerne © Otto Frick Ziegen, Schweine, Schafe und im Norden auch Rinder. Auch in Togo kommt es gelegentlich zu Spannungen zwischen den Tierhaltern und Ackerbauern. Das wohl beliebteste, aber auch teuerste Fleisch stammt vom Grasnager oder Agouti (Aulacode), dessen Domestizierung erst vor wenigen Jahrzehnten begonnen hat. Der Fischfang erfolgt eher mit traditionellen Methoden, wie das Filmbeispiel zeigt. Insgesamt macht die Fischerei 4,5% vom BIP aus und es muss zusätzlich Fisch und Fleisch importiert werden, um den eigenen Bedarf zu decken. Togo beklagt auch den illegalen industriellen Fischfang vor der Küste und versucht gemeinsam mit den Nachbarländern Strategien zum Schutz vor Wilderei zu entwickeln.

Verbotsschild an einem Nationalpark © Otto Frick Forstwirtschaft

Die togoische Forstwirtschaft ist, gesamtwirtschaftlich gesehen, von geringerer Bedeutung. Die wichtigsten Bäume der Aufforstungsprogramme und der Pflanzungen sind Teak- und Eukalyptus-Bäume. Aus den Früchten des Karité-Baumes wird die Karité- oder Shea-Butter gewonnen, die als Speisefett, aber auch in der Bio-Kosmetik Verwendung findet. Auch der Neem-Baum kann vielseitig genutzt werden, so finden die wirkstoffreichen Pflanzenteile Verwendung in der traditionellen Medizin, in der Landwirtschaft als Insektizide und Pestizide und das aus den Samen gewonnenen Öl dient u. a. als Basis für die Seifenherstellung. In Togo gilt vor allem im ländlichen Bereich das traditionelle Bodennutzungsrecht neben dem von der Kolonialverwaltung eingeführten Katasterwesen, das sich hauptsächlich im städtischen Milieu durchgesetzt hat. Manchen Landnutzern (Pächtern) ist es nicht erlaubt, Bäume zu pflanzen, da sich daraus Besitzansprüche ableiten können. Entsprechend den Traditionen sind Frauen in Nordtogo durch das patrilineare Erbrecht benachteiligt. Eine Studie beschäftigt sich mit Landtransaktionen im Südwesten Togos und schildert die Probleme, die beim zunehmenden Wettbewerb um Böden und Ressourcen entstehen.

Energie

Togo kann nur einen Teil des benötigten Strombedarfs selber produzieren und ist von Stromimporten aus Ghana und der Elfenbeinküste abhängig. Strom ist immer noch für einen großen Teil der Bevölkerung, vor allem auf dem Land, ein ferner Luxus. Etwa 60 % der Togoer haben keinen Zugang zur Stromversorgung, dafür ist der Anteil an Festbrennstoffen entsprechend hoch: über 80 % des Energiebedarfs werden über Holz, bzw. Holzkohle abgedeckt.

Bis 2030 will die Regierung eine flächendeckende Stromversorgung Aus Lehm geformter in ganz Togo erreichen. Dafür soll vor allem in erneuerbare Energien Holzkohleherd (Foyer amelioré) investiert werden. Die Kosten für die geplanten Maßnahmen werden einer Garküche in Tsévié © Otto insgesamt auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt, wobei die Hälfte von Frick privaten Investoren übernommen werden soll. Seit Anfang 2018 hat sich die Regierung bereits mehrmals mit potenziellen Unterstützern getroffen. Darunter waren Vertreter der Weltbank, der afrikanischen Entwicklungsbank und auch der GIZ. Mehrere internationale Unternehmen der Solarenergie haben sich in Folge dessen bereits in Togo niedergelassen. Ursprünglich waren es Nichtregierungsorganisationen und private Initiativen, darunter einige von Togoern, die in Deutschland leben, die in Togo Solarenergie einführten. In den letzten Jahren etablierten sich auch togoische Betriebe und Unternehmen, die Solarpanele sowie die entsprechenden solarbetriebenen Geräte und Serviceleistungen anbieten. Togocel, der größte Mobilfunkanbieter, konnte mit einem Hybridstromsystem (bestehend aus Solaranlage, einem Dieselaggregat und einer Notstrombatterie) seine betrieblichen Gesamtaufwendungen bereits um 60 % senken. Ein Pilotprojekt sieht vor, Schulen in ländlichen Regionen mit Solarenergie auszustatten und ein Togoer präsentiert seine Idee eines 'Smartbags', in dem ein Laptop mit Solarenergie wieder aufgeladen werden kann und ein Ingenieur entwickelte einen neuen Treibstoff aus den Rückständen von Maniok, Cashewfrüchten und Zuckerrohr. Verkaufsstand von Gasöfen in Lomé © Otto Frick

Geschäft für Solarpanele in Lomé © Eckehard Mewes

Industrie und verarbeitendes Gewerbe

Im internationalen Vergleich war dieser Sektor bislang eher von geringerer Bedeutung. Auf dem ersten Platz bei den Exporterlösen steht die Zementproduktion, die von den Firmen Wacem und HeidelbergCement betrieben wird. Letztere hat im Juli 2017 ein zweites Werk im Norden Togos eröffnet. Zuvor hat der Baustoffkonzern für rund 250 Millionen US-Dollar ein Klinkerwerk in Tabligbo und eine Zementmahlanlage in Dapaong errichtet. Die Bauarbeiten hat die chinesische Firma CDI übernommen. HeidelbergCement ist der größte deutsche private Investor in Togo. Kalkstein auf dem Förderband bei Heidelberg Zement in Tabligbo © Eckehard Mewes

Die Rohstoffvorkommen in Togo locken zunehmend internationale Konzerne an, wobei die Regierung in der Kritik steht, die Rohstoffe unter Wert zu verkaufen und das Land nicht genug an den Gewinnen zu beteiligen. Das soll auch für die Phosphatproduktion gelten, die noch in den 1990er Jahren mehr als die Hälfte der Exporterlöse erzielte. 2002 wurde sie teilprivatisiert, Missmanagment und Verfall der Weltmarktpreise führten das Unternehmen jedoch in die Krise. Im Mai 2007 wurde die Société Nouvelle des Phosphates du Togo (SNPT) gegründet. Dennoch gelang es nicht, dem Unternehmen zu neuem Aufschwung zu verhelfen. 2015 erhielt die israelische Firma ELENITO den Zuschlag für die Entwicklung eines Projekts für Phosphatabbau und Düngemittelproduktion. Der Regierung wird vorgeworfen, das Phosphat in den letzten Jahren unter dem Normalpreis verkauft zu haben und sich mit zwei ausländischen Familienclans vor allem selbst daran bereichert zu haben. Im Jahr 2006 bekam MM Mining, eine indische Firma mit Sitz auf den Bahamas, die Genehmigung, Eisenerz in Banjeli in Nordtogo abzubauen. So wird nach über 80-jähriger Pause das Eisenerz industriell gefördert. Im etwa 30 km südöstlich von Dapaong gelegenen Nayega ließ sich die australische Keras Resources (früher Ferrex) die Lizenz zu 85% für den Abbau von Manganerzen sichern. Die Firma Pomar, die bei Pagala Marmor abbaut, will in den nächsten zehn Jahren 100 Mio. Euro investieren. Im April 2016 eröffnete der Präsident in Notsé eine chinesische Fabrik, in der Motorräder montiert werden.

Über die Neustrukturierung von maroden Betrieben und Gesellschaften, wie z. B. der Baumwollgesellschaft SOTOCO, die im Januar 2009 in die Nouvelle Société Cotonnière du Togo (NSCT) überging berichtete, u.a. Jeune Afrique.

Die Lebensmittel verarbeitende und Getränke produzierende Industrie besteht u. a. aus einer Getreidemühle, Speiseölfabrik, Brauerei, einer Fabrik, die Palmwein in Flaschen abfüllt, Zuckerraffinerie, Betrieben zur Verarbeitung von Milchprodukten, Tiefkühlprodukten wie Hühnern, Schalentieren und Fischen, Fleischproduktion und Bio-Trockenfrüchten. Togoische Kakaobauern, die sich in einer Kooperative organisierten, entwickelten eine hitzebeständige Schokolade, die ideal für die tropischen Temperaturen ist, da sie ohne Kühlschrank gelagert werden kann. Viele dieser Betriebe ließen sich in der 1989 gegründeten Freihandelszone Société d’Administration des Zones Franches (SAZOF) nieder. Mit rund 4000 Beschäftigten ist die koreanische Fabrik für Kunsthaar, Amina, der größte Arbeitgeber der Freihandelszone. Im Mai 2012 wurde der neue Informationsservice eRegulations Togo für die Freihandelszone gegründet. Beim Ausbau des Flughafens durch die chinesische Firma Wuitec kam es zu Arbeitsniederlegung und massiven Protesten der togoischen Arbeiter, wie auch schon zuvor bei der indischen Bergbaufirma MM Mining in Bandjeli. Deutsche Unternehmen sind, von einigen Ausnahmen wie Heidelberg Zement oder dem Baustoffhersteller Knauf, bei Investitionen eher zurückhaltend.

Angebote eines Immobilienmaklers in Lomé-Doumassessé © Otto Frick

Auf dem Immobilienmarkt gibt es einige ehrgeizige Bauprojekte für zukünftige Luxuswohnungen in exklusiven Stadtvierteln - Wellbeing City, Ville Nouvelle - Lomé/Togo im Norden von Lomé - für die noch um Investoren geworben wird, wie dem Filmclip und den Prospekten zu entnehmen ist. Aber auch der Staat ist auf dem Immobiliensektor aktiv und will tausend Sozialwohnungen für Staatsangestellte bauen lassen.

Kleinhandel und informeller Sektor

Laut einer Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) macht der informelle Sektor noch ca. 20-30% des BIP in Togo aus. 2014 waren es schätzungsweise noch knapp 40%. Der Staat versucht seit Jahren den Arbeitsmarkt zu formalisieren, der große Mangel an Arbeitsplätzen gestaltet das jedoch schwierig. In einer Umfrage 2015 haben mehr als 90% der befragten Togoer angegeben, im informellen Sektor tätig zu sein. Vor allem kleine und mittlere Betriebe bekommen kaum Bankkredite, um sich beispielsweise neben internationalen Firmen auf dem togoischen Markt etablieren zu können. Warenangebot eines Schuhverkäufers © Otto Frick Der Kleinhandel ist in Togo einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren und wird überwiegend von Frauen dominiert. Der Regierung sind die vielen Kioske und Verkaufsstände des informellen Sektors jedoch ein Dorn im Auge und werden immer wieder zerstört. Auch die zahlreichen Moto-Taxifahrer gehören zu den vom Wirtschaftswachstum übersehenen Personen. Auf allen Märkten in Lomé arbeiten junge Mädchen und Kinder als Lastenträgerinnen, häufig unter sklavereiähnlichen Verhältnissen.

Der französische Reiseführer Le Routard hat sich auf den Märkten Lomés umgesehen und präsentiert neben den Texten auch einige schöne Fotos. In einem Film berichten selbstständige Unternehmer, die als Zeltverleiher bei Beerdigungen und anderen Veranstaltungen ihre Dienste anbieten. Viele der kleineren Handwerksbetriebe, wie Schreiner, Schmiede, Schlosser oder Maurer sind Einmannbetriebe, die allerdings mit einer relativ großen Zahl an Lehrlingen arbeiten, die wiederum Lehrgeld bezahlen müssen. Der Filmclip Une entreprise togolaise präsentiert einen kleinen Polstereibetrieb und seine Mitarbeiter.

Tourismus

Der Tourismus kam in den 15 Jahren der suspendierten Kooperation fast gänzlich zum Erliegen. Togo hat jedoch touristische Potenziale (siehe Kapitel 5), die einem gehobeneren Individualtourismus gerecht werden könnten und die Regierung sucht nach Partnern, auch im Luftverkehr, um den Tourismus wieder anzukurbeln. Eine Studie zeigt auch einige Schwächen des togoischen Tourismus auf. Der Conseil mondial du voyage et du tourisme berichtete, dass in Togo knapp 80.000 Personen im Tourismusbereich beschäftigt sind. Togo setzt sich das ehrgeizige Ziel, noch vor 2020 über Lehmburg ('Takienta', auch fünfhunderttausend Touristen zu empfangen, was bereits 2017 fast 'Tata') in der Koutammakou- Region (Pays Tamberma) in erreicht wurde. Nord-Togo © Otto Frick Im November 2014 wurde das größte Hotel der Hauptstadt, das Hôtel 2 Février, das 2006 der libyschen Holding 'Libyan African Investment Company' übertragen wurde, verstaatlicht. Nach aufwändigen Renovierungsarbeiten wurde das Hotel im November 2015 unter dem neuen Segel Radisson Blu als Fünf-Sterne-Hotel eröffnet, jedoch Eintrittskarte zum Wasserfall erwies sich der Neustart als schwierig. An den Stränden der von Woamé bei Kpalimé © Otto Haupstadt Lomé entstehen mehr und mehr Freizeitoasen, Clubs und Frick Restaurants, die zum Entspannen der wohlhabenderen Bevölkerungsschichten dienen.

Außenhandel und regionale Integration

Außenhandel

Seit der Gründung von Popovi/Aného im 17. Jh. und von Lomé 1877 ist die Küste Togos Teil des atlantischen Handels, was die Mentalität des Exporte während der französischen Mandatszeit © Südens bis heute prägt. Ohne den Handel hätte es Sammlung Otto Frick wohl auch keine Togo-Kolonie gegeben. Egal ob im informellen Bereich Zigaretten en detail verkauft werden oder ob im großen Stil Waren aus Übersee importiert und in die Nachbarländer exportiert werden: der Handel generell ist einer der wichtigen Sektoren der Wirtschaft. Togo ist seit 1995 Mitglied der WTO. Die Welthandels- und Entwicklungskonferenz UNCTAD- Conference on Trade and Development veröffentlichte eine Reihe von Berichten und Dokumenten, darunter auch den World Investment Report 2018 mit einem Datenblatt zu Togo. Das International Trade Center veröffentlichte sehr detaillierte interaktive Tabellen der togoischen Exporte sowie der Importe von 2016.

Der Hafen in Lomé, der in den 1960er Jahren mit deutscher finanzieller Hilfe als moderner Tiefseehafen ausgebaut wurde, ist von großer Bedeutung für Togo als Transitland im Warenverkehr mit Mali, Burkina Faso und Niger. Seit dem 1. August 2015 wird der Außenhandel Togos, der über den Containerhafen abläuft, von einem Computersystem erfasst. Für die deutsche Wirtschaft spielt Togo als Handelspartner eine eher kleine Rolle denn es steht lediglich an 149. Stelle von insgesamt 239 Handelspartnern. Auch im Handel zwischen den wirtschaftlich bedeutenden Produzenten wie Nigeria, Ghana und der Elfenbeinküste spielt Togo eine wichtige Rolle als Transitland. Aber auch der informelle Handel mit den Nachbarländern spielt eine nicht unwesentliche Rolle, wie den beiden Artikeln über den Schmuggel an der Grenze Ghana-Togo und an der Grenze Togo-Benin zu entnehmen ist. Besonders der Schmuggel mit Benzin bringt Togo jährliche Verlust in Höhe von 33 Milliarden Francs CFA ein. Togo scheint auch Drehscheibe im internationalen Drogenschmuggel zu sein. Die Regierung beabsichtigt die Seegrenze besser abzusichern, um sich vor Piraterie und Drogenschmuggel zu schützen. Der Hafen ist einer der größten Umschlagplätze der Region für Gebrauchtfahrzeuge aus Europa. Durch die immense Erhöhung der Einfuhrsteuer überlegen jedoch einige der Importeure auf die Häfen der Nachbarstaaten auszuweichen. Unter togoischer Flagge fahren weltweit 566 Schiffe, wie die Direction des Affaires maritime meldete.

Eines der "Wahrzeichen" von Lomé sind die legendären Nana Benz, die Stoffhändlerinnen mit dem Auto als Statussymbol, die als Grossistinnen die Pagnes genannten Stoffe vorzugsweise in den Niederlanden bestellen und von ihren Lagern in Lomé aus an ein gut funktionierendes Netz von Zwischenhändlerinnen in Togo und in den Nachbarländern weiterhandeln. Die holländische Firma Vlisco, Produzent der teuren und hochwertigen und hochgeschätzten Wax- Stoffe (als Statussymbol in etwa mit unserer früheren "Aussteuer" vergleichbar) bedient heute eine wohlhabende Klientel. Stoffhändlerinnen in Lomé © Um die Stoffe besser verkaufen zu können, geben ihnen die Jürgen Richter Händlerinnen Namen, die wie Lebensweisheiten oder Sprichwörter klingen und bestimmte Botschaften enthalten können. Zum Schutz vor preisgünstigeren asiatischen Nachahmungen und Fälschungen, die zunehmend den Markt überschwemmen, unterzeichnete die Firma Vlisco Anfang Juni 2013 eine Vereinbarung mit der togoischen Zollbehörde. Zwei der erfolgreichen und bekannten Händlerinnen, Dédé Rose Creppy und Maggy Lawson berichten über das unternehmerische Vermächtnis der Nana Benz und wie die neue Generation der Stoffhändlerinnen Geschäfte mit China betreibt, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Regionale Integration

Togo ist Gründungsmitglied der CEDEAO - Communauté Économique des États de l'Afrique de l'Ouest, der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (in Englisch ECOWAS), die gerade das 40- jährige Bestehen gefeiert hat, und Mitglied der westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion UEOMA mit der Zentralbank BCEAO. Die gemeinsame Währung, der Franc-CFA - Communauté Financière Africaine, der noch aus der Kolonialzeit (Franc des colonies françaises d'Afrique) stammt, ist im festen Verhältnis (1 € = 655,957 Francs CFA) an den Euro gebunden. Er hat 2015 seine 70-jährige Existenz gefeiert. Diese Abhängigkeit von Frankreich wird auch kritisch gesehen, selbst 'Le Monde' sieht den Francs CFA als Bremse für Afrikas Entwicklung. Das Für und Wider sowie die Zukunft des Franc CFA wird immer wieder diskutiert, so auch von dem Togoer Mawuna Koutonin.

Togo gehört der Bourse Régionale des Valeurs Mobilières (BRVM) an, der Regionalbörse der UEOMA, ist Mitglied der African Development Bank Group und der BOAD, der westafrikanischen Entwicklungsbank mit Sitz in Lomé. Die Ecobank wurde 1985 von den Handelskammern mehrer Länder auf Anregung der CEDEAO/COWAS in Lomé gegründet, wo sie auch ihren Sitz hat. Die Ora-Bank hat sich von Lomé aus im Stillen zu einer wichtigen regionalen Bank entwickelt. Im April 2016 wurde Togo das 40. Mitglied in der 'Banque africaine d'import d'export' Afreximbank und will sich für die afrikanische Integration engagieren, wie Präsident Gnassingbé beim Besuch in Karte der ECOWAS-Staaten © Kairo, dem Sitz der Afreximbank, versicherte und organisierte zum (ECOWAS Mitgliedsstaaten GNU- ersten Mal die Woche der afrikanischen Integration. Die togoischen FDL) Banken schnitten im Jahr 2015 gut ab und konnten Gewinne in Höhe von 11 Milliarden Francs CFA erzielen.

Der Fonds de GARI - Garantie des Investissements Privés en Afrique de l'Ouest mit Sitz in Lomé hat das Ziel, die Privatwirtschaft in den Ländern der CEDEAO finanziell zu unterstützen und zu fördern. Im Internetportal IZF- investir en zone franc, das von der UEOMA betrieben wird, finden interessierte Investoren wichtige Informationen und Adressen zum Geschäftsleben in Togo. Der Fagace - Fonds africain de garantie et de coopération économique ist ein, in der Öffentlichkeit wenig bekanntes, Instrument zur Garantie von Krediten, das von mehreren Ländern initiiert wurde und dem heute 14 west- und zentralafrikanische Länder angehören.

Das Réseau des Systèmes d'Information des Marchés en Afrique de l'Ouest - RESIMAO ist ein Informationsnetzwerk der landwirtschaftlichen Märkte der CEDEAO-Länder mit dem Ziel, zur Lebensmittelsicherheit und zur Armutsminderung beizutragen. Togo ist Mitglied im Conseil de l'Entente, dem auch Benin, Burkina Faso, die Elfenbeinküste und Niger angehören. Doch scheinen diese Integrationsanstrengungen noch nicht an der Basis angekommen zu sein: Journalisten berichteten ernüchternd von Tracasseries (Schikanen) durch die Polizei, die sie bei einer Transit-Reise durch die drei CEDEAO-Staaten Benin, Togo und Ghana erlebten.

Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Ghana, Benin und Nigeria sollen durch die 2009 gegründete Zone d'alliance de la co-prospérité - COPAZ intensiviert werden. Mit Benin existiert bereits im Energie- Sektor die gemeinsam betriebene Communauté Electrique du Bénin (CEB). Die Pipeline des West African Gas Pipeline (WAGP) Project wurde 2007 fertiggestellt und versorgt Benin, Togo und Ghana mit nigerianischem Erdgas, jedoch fällt die Bilanz nicht sonderlich positiv Die Geldscheine der aus. Zusammen mit Ghana und Burkina Faso möchte Togo die Westafrikanischen Francs-Zone Grenzformalitäten vereinfachen. © Fotos Otto Frick Wirtschaftspolitik und Entwicklungspotenzial

Ein wichtigstes Ziel von Präsident Faure Gnassingbé nach seiner Machtübernahme war, die suspendierte Kooperation mit der EU wieder aufzunehmen, was Ende 2007 auch gelang. Im Rahmen des 10. Europäischen Entwicklungsfonds (10. EEF) wurde Togo finanzielle Hilfe zugesagt (siehe w. u. Internationales Engagement). Neben den Beziehungen zur EU, dem IWF und der Weltbank versuchte Togo auch die wirtschaftlichen Beziehungen zur VR China, Japan und einigen arabischen Staaten sowie jüngst zu Israel zu intensivieren. Auf der Website des Ministeriums für Wirtschaft und Finanzen finden Sie Nachrichten und weiterführende Links zu den wirtschaftsrelevanten Institutionen des Landes. In den letzten vier Jahren investierte die togoische Regierung 1.000 Milliarden Francs CFA in den Ausbau der Infrastruktur, Vergrößerung des Hafens und Umbau des Flughafens, Straßenbauprojekte sowohl in Lomé als auch im Landesinneren. Togo ist Mitglied in der Extractive Industries Transparency Initiative - EITI – ITIE (Initiative für Transparenz in der Rohstoffwirtschaft) und gehört zu den Ländern, die sich zur Transparenz verpflichten und ihre Zahlungsströme offenlegten. Angesichts der jährlichen Lebensmitteleinfuhren in Höhe von 33 Milliarden Dollar plant Togo ein Wirtschaftsforschungsinstitut und appelliert an die Bevölkerung, mehr einheimische Produkte zu konsumieren. Togo erhielt das Zertifikat 'PEFA Check' für die Verbesserung der öffentlichen Finanzen.

Die Regierung beabsichtigt, die beiden Banken l'Union togolaise de banque (UTB) und die Banque togolaise pour le Commerce et l'Industrie (BTCI) zu fusionieren, um eine Bank mit mehr Gewicht zu etablieren. Im Juli/August 2016 fand zum ersten Mal die Messe 'Made in Togo' statt, um den togoischen Produkten eine bessere Plattform zu bieten. Die Regierung versucht durch eine Besteuerung der eingehenden Telefongespräche sowie einer Erhöhung der Mehrwertsteuer und dem Kampf gegen Geldwäsche und andere Finanzbetrügereien, die Staatskassen zu füllen. Eine erfolgreiche Unternehmerpersönlichkeit ist Koffi Djondo, der Gründer der Ecobank und Asky-Airlines.

Der Bertelsmann Transformations-Index informiert über die politische und wirtschaftliche Entwicklung und Transformation der letzten Jahre. Auf der Togo-Seite des Index der wirtschaftlichen Freiheit 2018, einem Jahrbuch des Heritage Foundation, nimmt Togo Rang 168 von 178 Ländern ein, in der Kategorie "mostly unfree". 2016 war das Land noch auf Platz 135. Auch im Ranking der Weltbank Doing Business 2018 nimmt Togo Platz 156 von 190 Ländern ein und gehört somit zu den schwierigsten Ländern der Welt. Auch hier ist Togo abgestiegen. Droit-Afrique bietet Informationen zur rechtlichen Situation im Wirtschaftsbereich und zu den internationalen Organisationen mit denen Togo verbunden ist. Die Weltbank und die afrikanische Entwicklungsbank geben mit Zahlen und Prognosen einen Überblick über Togos wirtschaftliche Situation. Für 2018 rechnet Togo mit einem Wirtschaftswachstum von 5%. Die politische Krise seit den Aufständen der Bevölkerung im Sommer 2017 wirkt sich auch negativ auf die Wirtschaft des Landes aus.

Entwicklung und Entwicklungspolitik

Armut und Armutsbekämpfung

Togo gehört zu den ärmsten Länder der Welt. Im HDI Ranking der VN von 2018 nimmt Togo Platz 165 von 188 ein. Die Weltbank beziffert für Togo ein Wachstum seines BIP seit 2010 mit jährlich 4-6 %. Ein Wirtschaftswachstum in dieser Größenordnung wird nicht ausreichen, um in einem Land wie Togo zu einer signifikanten Armutsreduzierung beizutragen. Von der wachsenden Wirtschaft profitieren vor allem ausländische Investoren, der Staatsapparat und eine kleine Oberschicht im In- und Ausland. Inländische Unternehmen können dem internationalen Wettbewerb häufig nicht standhalten und werden beispielsweise beim Aufbau der Infrastruktur kaum einbezogen. Dennoch will die Regierung weiterhin in erster Linie ausländische Investoren für den privaten Sektor gewinnen und dafür weiter in Hafen und Flughafen investieren, wie Premierminister Selom Klassou Anfang 2017 bei einem UN Treffen zu Nachhaltiger Entwicklung in New York sagte, wo er die Strategie der togoischen Regierung zur Armutsbekämpfung vorstellte. Innenpolitische Einheit, um die man sich bemühen werde und eine starke Regelung des Eigentumrechts sollen Investitionen sicher machen und Lomé zum Logistik- und Handelszentrum der Region werden lassen.

Zusätzlich will die Regierung weiter in die Landwirtschaft investieren, von der nach wie vor 70% der Bevölkerung kaum leben können. Die eigentliche Herausforderung im Land ist die Grundversorgung der Bürger insbesondere mit Zugang zu Infrastruktur, Gesundheits- und Bildungswesen. Die Prioritäten der Regierung liegen bei der Verbesserung der Energie- und Trinkwasserversorgung und dem Aufbau eines Abwassersystems. Um die Versorgung von sauberem Trinkwasser zu gewährleisten, wird mit Unterstützung der 'Facilité africaine de l’eau (FAE)' eine Wasserleitung von Ghana nach Lomé gebaut sowie eine Reihe von Brunnenbohrungen und anderen Maßnahmen zur Wasserversorgung im Landesinneren vorgenommen.

Die togoische Regierung erarbeitete zusammen mit den VN Rahmenbedingungen zur Beschleunigung der Milleniumsziele, um die landwirtschaftliche Produktion der Kleinbauern zu steigern. Die tabellarische Übersicht zeigt, welche Millenniumsziele Togo verfolgt oder erreicht hat. Ein Jahr vor Ablauf der Frist, die sich die Vereinten Nationen gesetzt hatten, zeigte die Bilanz, dass nicht alle Ziele erreicht wurden und 2015 wurden neue, nachhaltige Entwicklungsziele formuliert, die die alten Millenniumsziele der Vereinten Nationen ersetzen. Die Rahmenbedingungen der VN für die Entwicklungshilfe in Togo finden Sie im vollen Wortlaut im "Plan Cadre des Nations Unies pour l'Aide au Développement (UNDAF) 2014 – 2018".

Im April 2009 verabschiedete die Regierung die endgültige Fassung der Armutsbekämpfungsstrategie (DSRP) und beschloss ein Prioritäres Aktionsprogramm (PAP) (Joint Staff Advisory Note, 2014). 2011 startete Togo mit dem dem Programm eines Freiwilligendienstes für Jugendliche PROVONAT, das später zur Agence National du Volontariat du Togo (ANVT) wird. Das Programm soll Arbeitssuchenden zu einer festen Anstellung verhelfen. Der 'Fonds national pour la finance inclusive' (FNFI) konnte bereits nach einem Jahr 700.000 Bedürftige, vor allem Frauen, unterstützen und in den nächsten fünf Jahren sollen bis zu zwei Millionen Menschen davon profitieren.

Entwicklungsanstrengungen im Bereich der Landwirtschaft zeigten Erfolge und Togo konnte einen Überschuss in der Getreideproduktion vermelden. Mit Hilfe der Afrikanischen Entwicklungsbank BAD will Togo in der Kara-Region ein Projekt zur Weiterverarbeitung von Agrarprodukten zu Lebensmitteln aufbauen. Der in den USA lebende togoische Designer Mansour Ourasana entwarf einen Behälter für die Küche, um Heuschrecken als Alternative zur herkömmlichen Fleischproduktion zu züchten und erhielt dafür den Prix Vilcek 2014. Der togoische Unternehmer und Erfinder Kodjo Afate Gnikou entwickelte aus alten Computerteilen einen 3D-Drucker. Eduard Akpalo-Lado, der bereits als 17-jähriger eine Maschine zum Extrahieren von Palmöl erfand, engagiert sich für die Gründung eines afrikanischen Forschungs- und Technologiezentrums, damit der Kontinent seine Probleme technischer Art bewältigen kann. In einem Vorort von Lomé werden in dem Projekt 'Zam-Ké', was in Mina etwa 'Benutz mich noch einmal' bedeutet, Plastikabfälle recycelt und zu Taschen und Beuteln weiterverarbeitet.

Nationale Entwicklungsanstrengungen

Nach den Anstrengungen der Regierung unter Faure Gnassingbé nahm die EU im November 2007 die volle Zusammenarbeit mit Togo wieder auf. Die langfristigen nationalen Entwicklungsstrategien Togos, die auf Grundlage der Millenniumsziele geplant wurden, sind in dem Bericht Le Togo se mobilise autour des OMD dargelegt und im Januar 2014 wurde der vierte Bericht bestätigt. Präsident Faure Gnassingbé nahm am Gipfeltreffen der Vereinten Nationen teil, bei dem die neue Agenda 2030 mit den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung präsentiert wurde, und die seit dem 1. Januar 2016 in Togo implementiert werden.

'In Togo investieren', so lautet die Aufforderung der 'SAZOF', der Freihandelszone, die 1989 gegründet wurde, um ausländische Investoren ins Land zu holen. Mittlerweile haben etwa 60 Unternehmen ihre Produktion aufgenommen und weitere 30 sind dabei, sich niederzulassen. 'In Togo investieren' ist auch die Parole, mit der die togoische Regierung versucht, der Wirtschaft wieder zum Aufschwung zu verhelfen, wie diverse Aktivitäten und Veranstaltungen zeigen, auch in Deutschland. 2011 fand in der IHK München unter Teilnahme vom damaligen Premierminister Houngbo ein Wirtschaftstag zur Republik Togo statt.

Der Dachverband Fucec Togo ist ein Zusammenschluss von genossenschaftlichen Sparkooperativen und vergibt seit über drei Jahrzehnten Kredite an seine 285.000 Mitglieder. Im Januar 2014 wurde mit internationaler Unterstützung der staatliche 'Fond national de la finance inclusive' (FNFI) eingeführt, ein Instrument zur Finanzierung von Kleinkrediten. Die Regierung veröffentlichte im Januar 2016 eine Liste der 186 Mikrofinanzinstitutionen. Nach einer Information der Banque centrale des Etats de l’Afrique de l’Ouest (BCEAO) erhielten im vergangenen Jahr 20 % mehr Empfänger Kleinkredite und insgesamt profitierten davon beinahe zwei Millionen Kreditnehmer. In Lomé wurde ein Büro für Kreditberatung eröffnet.

Togo ist Mitglied in der OHADA, einem Zusammenschluss 17 west- und zentralafrikanischer Staaten mit dem Ziel der Etablierung einer einheitlichen Rechtsordnung innerhalb der Region, um ein freundliches Investitionsklima zu schaffen und das afrikanische Rechtssystems zu stärken.

Der Eintritt ins Rentenalter bei den Angestellten im öffentlichen Dienst wurde im Hinblick auf Finanzeinsparungen von 55 Jahre auf 60 Jahre heraufgesetzt, was gleichzeitig auch die durchschnittliche Lebenserwartung ist. Um der hohen Arbeitslosigkeit begegnen zu können, wurde 2009 die nationale Stellenvermittlung, die Agence nationale pour l'emploi gegründet. Auch eine private Initiative bietet über das Internet Stellen und diverse Dienstleistungen an. Das französische Magazin 'Le Point - Afrique' veröffentlichte die Porträts von einigen Akteuren die zur Entwicklung Togos mit beitragen.

Internationales Engagement

Das Portal der Vereinten Nationen und der Unterorganisationen, die in Togo vertreten sind, informiert über die Projekte und bietet Berichte als Downloads an. Die Organisation der Vereinten Nationen für die industrielle Entwicklung - ONUDI verabschiedete ein neues Rahmenabkommen mit Togo. Im 11. Europäischen Entwicklungsfonds gehört auch Togo zu den Empfängerländern. Die 'Délégation de la Commission Européenne auprès de la République Togolaise' bietet auf ihrer Homepage Nachrichten und Berichte, auch als PDF-Dateien. Togoisch-chinesisches Das Welternährungsprogramm der VN (WFP) leistete in den Landwirtschaftszentrum in Lomé © Eckehard Mewes vergangenen Jahren Nahrungshilfe bei den Opfern der Flutkatastrophen und in den Flüchtlingslagern. Die Weltbank re- engagierte sich 2008 in Togo, nachdem Forderungen an die International Development Association (IDA) geklärt wurden. Im Juni 2009 gewährte sie eine Hilfe von 26,82 Mio. Dollar für die Sanierung der Infrastruktur und der Stromversorgung und will für den Zeitraum 2016-2020 den Bergbausektor mit 15 Mio. US-Dollar Kredit fördern. Togo durchlief seit 1979 mehrere Strukturanpassungsprogramme, deren soziale Folgen sich durch Einsparungen in den Bereichen Gesundheit und Bildung bemerkbar machten.

Weitere wichtige Partner Togos im Bereich der EZ sind Frankreich, China, Japan, einige arabische Staaten, wie z.B Kuwait und Ägypten, aber auch Israel, wo der Präsident sich bereits mehrmals zu einen Staatsbesuch aufhielt. Für die Periode 2014-2020 koordinierte die Europäische Union zusammen mit Frankreich und Deutschland die EZ mit Togo.

Die VR China gewährte beim Besuch von Präsident Togos 10 wichtigste Geldgeber der Öffentlichen Faure Gnassingbé Kredite für den Ausbau des Entwicklungszusammenarbeit Flughafens und für den Bau des Staudamms von Adjaralla sowie einen teilweisen Schuldenerlass und betonte somit die Süd-Süd Kooperation zwischen China und Togo. Auch im Luftverkehr wurde zwischen China und Togo eine Kooperation vereinbart. Japan will 15 Milliarden Francs CFA für einen neuen Fischereihafen ausgeben.

Auf der interaktiven Website des Pariser Clubs sind mehrere Dokumente verzeichnet, die die Verschuldungen Togos aufzeigen. Am 12. Juni 2008 wurde Togo ein Schuldenerlass in Höhe von 347 Mio. Dollar und am 22. Januar 2009 von weiteren 22 Mio. Dollar gewährt. Einen guten allgemeinen Überblick zur Logik der Schuldenerleichterung für die ärmsten Länder bietet der IWF in deutscher Sprache. Im Dezember 2009 erließ Deutschland Togo einen Teil der Schulden, 2011 erfolgte dann ein weiterer Schuldenerlass, so dass Togo nun Deutschland gegenüber völlig schuldenfrei ist. Die Europäische Investitionsbank sagte Togo ebenfalls einen Schuldenerlass zu. Der Geldtransfer von Togoern aus dem Ausland lag 2017 bei mehr als 423 Millionen US-Dollar und machte rund 9% des BIP aus. Einer Regierungsmeldung zufolge leben zwei Millionen Togerinnen und Togoer außerhalb Togos, die im Jahr 2015 etwa 350 Millionen US-Dollar nach Togo überwiesen.

Deutsche Entwicklungs- und Hilfsorganisationen

Die Suspendierung der Kooperation der EU mit Togo von 1993 bis Ende 2007 reduzierte auch die Projekte vor Ort drastisch. Von den Personalentsendeorganisationen war der DED, der 2011 mit der GTZ und Inwent zur GIZ fusionierte, die einzige deutsche Organisation, die in Togo blieb und mit einem verkleinertem Team in den Programmbereichen der Aids-Prävention und der Demokratieförderung zur Stärkung der Zivilgesellschaft weiterarbeitete. Nachdem Bundesminister Niebel bei seinem Besuch in Togo im Dezember 2011 der Regierung die Wiederaufnahme der deutschen EZ erneut bestätigte, und nach den Das GIZ-Büro in Kpalimé © Otto Regierungsverhandlungen 2012 mit Togo, wurde die GIZ mit neuen Frick Projekten beauftragt und so entstanden seit 2013 mehrere neue Projekte der deutschen EZ in Togo. Deutschland sicherte Togo im Juni 2015 weitere 33 Mio. Euro Entwicklungshilfe zu. Im Bundestag wurde 2014 eine parlamentarische Togo-Freundschaftsgruppe gegründet, die bereits 16 Mitglieder hat.

Im Januar 2016 war Bundesminister Dr. Gerd Müller zu Besuch in Togo und Deutschland wird ein Landwirtschaftszentrum mit 15,5 Mio. Euro unterstützen. Im April 2016 fand in Lomé ein deutsch-togoischer 'Frühling der Zusammenarbeit' statt, zu dem deutsche Geschäftsleute, Wirtschaftswissenschaftler, Hochschulprofessoren, Vertreter der Zivilgesellschaft sowie eine Delegation des Bundestags eingeladen wurden. Togo hat großes Interesse die Zusammenarbeit mit Deutschland zu intensivieren. Bei den Regierungsverhandlungen anlässlich des Besuchs des togoischen Präsidenten im Juni 2016 in Berlin wurden Togo 54 Mio. Euro Entwicklungshilfe für die folgenden zwei Jahre zugesagt, wovon jeweils die Hälfte für die finanzielle EZ und für Projekte und Programme der technischen Zusammenarbeit vorgesehen sind. Die Schwerpunkte der deutschen EZ liegen im Gesundheitsbereich, der Berufsausbildung und Beschäftigungsförderung, der Dezentralisierung und der ländlichen Entwicklung und Landwirtschaft.

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau - KfW eröffnete im Juni 2015 ein Büro in Togo, nachdem sie Togo bereits seit 57 Jahren unterstützt. Die Hanns-Seidel-Stiftung arbeitet in den Bereichen Sensibilisierung und Fortbildung der Zivilgesellschaft sowie der Förderung der Dezentralisierung. Der Freiwilligendienst Weltwärts entsendet über verschiedene Organisationen junge Freiwillige auch zu Projekten in Togo. Im Internet finden sich eine ganze Reihe von Blogs mit subjektiven Berichten zum Einsatz in Togo.

Das Goethe-Institut, das im April 2005 durch einen Brandanschlag stark beschädigt wurde, konnte nach Schadensersatzleistung durch die togoische Regierung seit September 2006 seine Arbeit wieder uneingeschränkt aufnehmen. Neben dem Deutschunterricht und dem Kulturprogramm betreut es die togoischen Deutschlehrer und drei deutsche PASCH- Partnerschulen. Der DAAD fördert finanziell eine Germanistik- Lektorin aus Deutschland, die in der Deutschabteilung der Université de Lomé lehrt und die Studien- und Stipendienberatung für togoische Studenten und Wissenschaftler aller Fakultäten durchführt, die in Deutschland studieren oder forschen möchten. 'Hilfe zur Selbsthilfe' - Hinweistafel einer deutsch- Werbetafel einer deutsch-togoischen NRO am togoischen NRO © Otto Frick Friedhof von Togoville © Otto Frick

'Hilfe zur Selbsthilfe' - Hinweistafel einer deutsch- Werbetafel einer deutsch-togoischen NRO am togoischen NRO © Otto Frick Friedhof von Togoville © Otto Frick

Andere Organisationen, die im Gesundheitsbereich, in sozialen und karitativen Einrichtungen tätig sind und mit einheimischen NRO zusammenarbeiten, waren in Togo oft nur mit einer Person vertreten oder entsendeten temporäre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die SOS- Kinderdörfer unterhalten in Lomé, Kara und in Dapaong Kinderdörfer und andere Einrichtungen, während Plan-International in allen Regionen vertreten ist. Die Norddeutsche Mission, "Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst", die katholische AGEH - Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe und das Deutsche Rote Kreuz unterstützen Projekte im Bereich der Zivilgesellschaft. Die mit der Evangelischen Kirche verbundene Seemannsmission unterhält in Lomé das Foyer des Marins (Seemannsheim). Gesellschaft & Kultur

(Diese Länderseite wurde zum letzten Mal im Dezember 2018 aktualisiert. )

Togo ist ein 'junges Land': über 60 % der Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt. Das kleine multiethnische Land verfügt über einen außerordentlichen kulturellen Reichtum. Einige der modernen Künstler, Maler, Bildhauer, Designer, Musiker und Schriftsteller brachten es zu internationaler Anerkennung.

Schulklasse in Assahoun © Otto Frick

Alphabetisierte Erwachsene 63,7 % (2015, geschätzt)

Bedeutende Religionen Trad. Rel. 50 %, Christentum 30 %, Islam 20 %

Städtische Bevölkerung 42 % (2018)

Lebenserwartung (w/m) 63 / 68 Jahre (2017, geschätzt)

Gender Inequality Index Rang 140 von 160 (2017)

Anzahl der Geburten 4,38 / Frau (2017, geschätzt)

Kindersterblichkeit 42 / 1000 Lebendgeburten (2017, geschätzt)

Ethnische Struktur

Die Bevölkerung setzt sich aus mehr als 40 verschiedenen Ethnien zusammen, mit z. T. sehr unterschiedlichen Lebensgewohnheiten, Glaubensbekenntnissen und Sprachen. Infolge der von europäischen Regierungen um 1900 endgültig festgelegten Kolonialgrenzen in Togo sind heute viele dieser Ethnien auf zwei Staaten verteilt. Durch die unterschiedlichen Entwicklungen in Südtogo und in Nordtogo resultiert ein Konfliktpotenzial, das sowohl die Kolonialregierungen wie auch die des unabhängigen Togo für ihre Politik nutzten. Von Bürgerkriegen und größeren interethnischen Konflikten, wie in manchen Staaten Westafrikas, ist Togo verschont geblieben. Die Menschen in Südtogo unterhalten seit über 500 Jahren Kontakte und Handelsbeziehungen mit Europa und Amerika. Missionare, Kaufleute und Kolonialverwaltung ließen sich im Süden nieder, gründeten Schulen, förderten Handwerk, Handel und Infrastruktur, während der Norden bis in die 1960er Jahre mehr oder weniger sich selbst überlassen blieb. Erst in der Ära Eyadéma wurde der Norden, speziell dessen Heimatregion, gezielt gefördert. Wichtige Schlüsselpositionen in Politik, Militär, Wirtschaft und Verwaltung wurden mit Kabyé aus der Ethnie Eyadémas besetzt, was in anderen Landesteilen kritisch aufgenommen wurde. Der Autor Toulabor beschreibt im Artikel "Der Dinosaurier von Lomé" die "Ethnopolitik" Eyadémas und die inszenierte "Togolité", den Schöpfungsmythos der Kabyé. Ein Artikel von icilomé widmet sich dem Tribalismus während der Autor G. Tété in Letogolais die richtige falsche Nord-Süd Frage dialektisch betrachtet. Zwischen einigen Ethnien werden spezielle Umgangsformen gepflegt, die Scherzbeziehungen, eine Art ritualisierter Sticheleien oder verbaler Provokationen mit ethnischen Stereotypen, die helfen können, latente Spannungen abzubauen. Auch innerhalb der Familie, zwischen Schwägerin und Schwager, gibt es diese Form der Kommunikation. Im traditionellen ländlichen Milieu gibt es noch weitere institutionalisierte Methoden der Konfliktprävention, wie ein Beispiel aus Nordtogo zeigt. Eine Sonderstellung nehmen die Afro-Brasilianer ein, ehemalige Sklaven aus Brasilien, die im 19. Jh. nach Westafrika zurückkehrten und die wirtschaftlich eine privilegierte Position einnahmen. Ein Aufsatz beschreibt die Afro-Brasilianer in Togo am Beispiel der Familie Olympio 1882–1945, deren bekanntester Vertreter Sylvanus Olympio, der erste Präsident Togos war. Eine weitere Gruppe, zahlenmäßig zwar gering, jedoch wirtschaftlich von Bedeutung, sind die in den letzten 125 Jahren eingewanderten Libanesen. Auch Inder und Chinesen spielen im Wirtschaftsleben eine wichtige Rolle.

Sprachenvielfalt

Eine Karte gibt einen Überblick über die Verteilung der verschiedenen Sprachen in Togo und den Nachbarländern. Die Sprachen der Adja-Ewé-Gruppe werden von etwa 45 % der Gesamtbevölkerung als Muttersprache gesprochen, die Sprachen der Tem-Kabyé-Gruppe von etwa 30 % und die Para-Gourma- Sprachen von 15 %. Hier sei noch erwähnt, dass viele Togoerinnen und Togoer zweisprachig, bzw. mehrsprachig sind. Amtssprache ist Französisch, das nach Angaben der Frankophonie (2010) lediglich von ca. 2 250 000 Personen gesprochen wird, was etwa einem Drittel der Gesamtbevölkerung entspricht. Nationalsprachen sind Ewé und Kabyé. Einen sehr guten Überblick über die afrikanischen Sprachfamilien und afrikanischen Sprachen bieten die Seiten von Wikipedia. Knappe Informationen zu den Sprachen Togos geben die Seiten der amerikanischen Missionen SIL Ethnologue-org und des Joshua Projects, das auch Informationen zu den Eigenheiten der Sprecher bereithält. Einige der Missionare (Westermann, Spieth, Mischlich), die vor über Konkomba Tänzer © Otto Frick hundert Jahren ins Land kamen, erwiesen sich als ausgezeichnete Sprachwissenschaftler und so ist Ewé eine der am besten erforschten Sprachen Westafrikas. Informationen zu Ewé finden sich im Worldatlas of Language Structures, der auch Informationen zu einigen anderen Sprachen Togos bereithält. Mina (auch: Guin/Gen) ist der Ewé-Dialekt der Region von Aného, der sich sehr schnell auf den Märkten Südtogos verbreitete und dort zur Lingua Franca wurde. Eine komplette Mina-Grammatik (118 Seiten) ist Ergebnis der Zusammenarbeit von L. Ako und Ph. de Barros. Ein Profil des Tem veröffentlichte der Linguist Zakari Tchagbale. Diverse Informationen zum Kabyé finden sich auf dem Blog sur la langue et culture Kabyè.

Teilnehmer bei Adossa, dem 'Messerfest' der Tem in Didaouré/Sokodé © Otto Frick

Tänzerinnen und Tänzer auf einem Volksfest in Niamtougou © Otto Frick Soziale Lage

Nach dem Human Development Index - HDI von 2016 liegt Togo an 166. Stelle von 188 Staaten und ist im Vergleich zur letzten Bemessung von 2014 um vier Plätze abgestiegen. Faktoren wie Armut, unzureichende Gesundheitsversorgung und geringe Bildung sind immer noch für etwa zwei Drittel der Bevölkerung kennzeichnend, vor allem im ländlichen Milieu. Im Weltrisikobericht von 2017 nimmt Togo mit einer Gefährdung von 10,48 % Rang 34 von 171 Ländern weltweit ein und gehört somit zu den Ländern mit einem sehr hohen Katastrophenrisiko. Weitere Zahlen und Statistiken zur sozialen Situation finden Sie auf der Website der Weltbank und der UN-Data Website. Im "Quatrième Rapport de suivi des Objectifs du Millénaire pour le Développement au Togo" von 2014 veröffentlichte PNUD Togo ausführliche Informationen zu den Bereichen Wachstum, Landwirtschaft und Kampf gegen den Hunger, Erziehung und Gesundheit. Das Afrobaromètre für Togo stellt eine große Abweichung zwischen den Togoern und ihren Prioritäten und denen der Politiker fest. Die Politikwissenschaftlerin Renate Helm hat ein Buch geschrieben über die politische Herrschaft in Togo und den Problemen der Demokratisierung.

Migrationsbewegungen

Schon seit der Kolonialzeit gibt es Migrationsbewegungen innerhalb Togos. Ab 1955 erfolgte die gezielte Ansiedlung von Bauern aus dem Norden (Kabyé, Nawdem) in die dünn besiedelten Est- Mono-Gebiete nordöstlich von Atakpamé. Unfreiwillig waren Umsiedlungsaktionen beim Bau des Nangbeto-Staudamms sowie bei der Anlage des Keran-Nationalparks 1971.

Es gibt eine beträchtliche temporäre Migration nach Ghana, wo u. a. Saisonarbeiter in den Kakao- Plantagen Arbeit finden. Ferner emigrieren Togoerinnen und Togoer auf Suche nach Arbeit auch in die Elfenbeinküste, nach Nigeria, Gabun, Republik Kongo, Libyen, in den Libanon, in die Golfstaaten und gar nach Israel, wo sie allerdings alles andere als willkommen sind, wie der Filmclip von Roni Geffen eindrücklich zeigt. Auch waren 23 Togoer von den gewalttätigen Ausschreitungen gegen Christen im Niger betroffen und mussten repatriiert werden. Größter Magnet für die Landflucht ist die Hauptstadt Lomé, daneben auch die anderen größeren Städte Togos. Vor allem die junge Landbevölkerung, die in der Landwirtschaft keine Perspektive mehr sieht, lässt sich im Ballungsraum von Lomé nieder, in der Hoffnung Arbeit zu finden.

Während einer Tagung der Organisation internationale pour les migrations - OIM in Lomé, äußerte sich der Außenminister Elliot Ohin zu den dringenden Fragen der Migrationsbewegungen und in dem für das Jahr 2015 vorliegenden Bericht wurde festgestellt, dass rund 25 % der Gesamtbevölkerung ihre ursprüngliche Herkunftsregion verließen. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlingsfragen in Lomé veröffentlichte im Februar 2016 die Zahl der Flüchtlinge, die in Togo Asyl suchten: rund 25 000 Personen. Die meisten von ihnen stammen aus Ghana, der Elfenbeinküste oder aus Burkina Faso.

Die togoische Regierung ist sich der Potenziale der auf zwei Millionen geschätzten Togoerinnen und Togoer, die im Ausland leben, durchaus bewusst und versucht die Diaspora-Gemeinde stärker in ihre ambitionierten wirtschaftlichen Ziele mit einzubeziehen und stellte eine eigene Diaspora-Website online.

Die städtische Bevölkerung in Togo liegt 2018 bei 42 %. Allein im Großraum Lomé leben mehr als 20 % der Gesamtbevölkerung. Auf der Website der OCDE - Organisation de Coopération et de Développement Économique finden Sie im Atlas régional de l'Afrique de l'Ouest neben dem informativen Dokument zur Migration in Westafrika mehrere themenspezifische Artikel mit Kartenmaterial und Illustrationen. Geschlechterverhältnis und Rolle der Frau

Nach der Verfassung der IV. Republik von 1992 gibt es Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern, jedoch sieht die Praxis - wie in vielen Bereichen - oft anders aus.

Abgesehen von der theoretischen Gleichberechtigung wurde im Rechtssystem wenig getan um die Schlechterstellung von Frauen abzubauen. Hinzu kommt die nach wie vor hohe Gewichtung von traditionellem Recht, nach dem Frauen nicht einmal im Erbfall Grund und Boden erhalten können. Frauen haben deutlich schlechteren Zugang zu Bildung, gesundheitlicher Versorgung und Krediten. Diese systematische Benachteiligung in der Rechtssprechung und bei der Verteilung von wirtschaftlichen Ressourcen hindert Frauen nach wie vor daran sich aus Abhängigkeitsverhältnissen von Männern befreien zu können.

Insgesamt orientiert sich das Rollenverständnis der Geschlechter nach wie vor an traditionellen und religiösen Vorstellungen und ist Töpferin in Defalé © Otto Frick mit klarer Aufgabenteilung verbunden. In einer Studie bei den Tamberma-Frauen werden Initiationsriten und traditionelle Bräuche im Leben der Frau beschrieben.

Die Arbeitskraft von Frauen ist im togoischen Familienleben wesentlicher Bestandteil. Neben dem Haushalt und der Kindererziehung arbeiten die meisten Frauen auf dem Land oder im Kleinhandel. Dennoch wird der Mann als alleiniges Familienoberhaupt gesehen, dem alle familiären Vorteile und die letzte Entscheidungsgewalt zusteht. Die Arbeit von Frauen wird häufig als selbstverständliche Unterstützung des Mannes angesehen und bringt ihr selten wirtschftliche Unabhängigkeit.

Frauen sind vor allem im Handel, in der Landwirtschaft und im Handwerk, also den dominierenden Wirtschaftssektoren Togos, stark vertreten, was jedoch keine neue Entwicklung ist oder als Indikator für Emanzipation gesehen werden kann. Togos Handelsbranche wurde schon 1981 mit einem zwei Drittel Anteil von Frauen dominiert, als Frauenrechte noch nicht einmal politischer Diskurs waren. Die Entwicklung der Frauenrechte in Togo untersucht die Studie Femmes Togolaises - Aujourd'hui et Demain, herausgegeben vom ehemaligen DED und der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Die wichtige Rolle von Frauen im öffentlichen Leben und der Kleinwirtschaft steht im Kontrast zu der systematischen Schlechterstellung in der Rechtssprechung und dem Zugang zu wirtschaftlichen Ressourcen. Das führt auch dazu, dass besonders Frauen auf den informellen Sektor angewiesen sind, der keine langfristige Absicherung bietet. Um dem entgegenzuwirken werden Frauen vor allem in armen ländlichen Gebieten mit Mikro-Krediten unterstützt, wie ein Filmbeitrag von Unicef zeigt.

In politischen Gremien sind Frauen stark unterrepräsentiert, allerdings wurde bei den Parlamentswahlen Ende 2018 erstmals eine Frau als Präsidentin der Nationalversammlung gewählt. Auch wenn die Gleichberechtigung der Frau besonders in Lomé und bei der jüngeren Generation zunehmend Thema werden, ist die Diskriminierung von Mädchen und Frauen im Alltag nach wie vor tief verankert und gesellschaftlich akzeptiert, auch von Frauen selbst. Dennoch hat die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen und der Einfluss moderner Medien und dem Internet dazu geführt, dass Frauenrechte zumindest politisch diskutiert werden und Frauen selbstbewusster für ihre Rechte kämpfen. Bei einer Umfrage von Afrobarometer im Jahr 2014 sprachen sich 86% der befragten Togoer für die Gleichstellung beider Geschlechter aus, jedoch nur 62% auch für die juristische Gleichstellung der Frau im Bodenrecht. Eine Studie von 2016 beschäftigt sich mit der Rolle von NGOs beim Kampf gegen Beschneidung von Mädchen, die 1998 verboten wurde. Heute sind noch etwa 5% der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 Jahren von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Problematisch ist auch die frühe Verheiratung von minderjährigen Mädchen. So werden mehr als ein Fünftel der Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag und 6% vor ihrem 15. Geburtstag verheiratet. Zwangsheirat und Zwangsbeschneidung sind die bestimmenden Themen in dem Buch "Niemand sieht dich, wenn du weinst". Es beschreibt den authentischen Fall einer jungen Togoerin, der es als erster Frau gelang, die Anerkennung der drohenden genitalen Verstümmelung als Asylgrund in den USA zu erwirken.

Die Polygamie ist in Togo, je nach Region, ethnischer Herkunft, Konfession und den finanziellen Möglichkeiten eines Mannes mehr oder weniger verbreitet. Männliche Untreue, auch in monogamen Beziehungen, wird jedoch von vielen Frauen als normal angesehen und stillschweigend akzeptiert. Auch standesamtliche Trauung ist bei vielen Togoerinnen noch ziemlich unbekannt, was ihnen in juristischer Hinsicht viele Nachteile bringt, wenn sie nur traditionell heiraten.

Die NGO Wildaf veröffentlichte im März 2013 eine Studie über Vergewaltigungen von togoischen Frauen. Eine Untersuchung des Prostituiertenmilieus in Lomé war das Thema einer Magisterarbeit und die Regierung zeigt sich besorgt über die Zunahme der Prostitution bei Jugendlichen unter 18 Jahren. Der Fonds der Vereinten Nationen für die Bevölkerung Togos - UNFPA- Togo - unterstützt die Regierung beim Kampf gegen Teenagerschwangerschaften und Heirat von Minderjährigen. Seit 2009 wird in Lomé die 'Miss Jungfrau' oder die 'Reine vierge' gekürt. Der Veranstalter, ein Jugend-Förderverein (AV-Jeunes) will damit Teenagerschwangerschaften und Aids-Infektionen reduzieren sowie Aufklärungsarbeit leisten und für die sexuelle Enthaltsamkeit junger Mädchen werben.

Homosexualität und Rechte von LGBTQI*

Homosexuelle Handlungen sind gesetzlich verboten und werden mit Bußgeld und Gefängnis bestraft. Zusätzlich gibt es keine Gesetze, die LGBTQI* vor Diskriminierung schützen. Zuletzt wurde die togoische Regierung im April 2017 nach der allgemeinen Überprüfung des UN-Menschenrechts- Ausschusses zu Togo aufgefordert, die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität zu beenden und unter anderem durch die Überarbeitung des Strafgesetzbuchs den Schutz von LGBTI-Personen vor Gewalt zu gewährleisten. Die Regierung hat alle Empfehlungen abgelehnt und mit dem Rückhalt der Bevölkerung im Land zu diesem Thema begründet.

Homosexualität unterliegt einem strengen Tabu, das bislang eine sachliche Diskussion verhindert. Dementsprechend groß ist auch die gesellschaftliche Ächtung von LGBTQI* in Togo. Nach einer Untersuchung von Afrobarometer zufolge, wollen 9 von 10 Togoern nichts mit Homosexuellen zu tun haben.

In der Hauptstadt gibt es dennoch eine relativ gut organisierte Gay-Community, die im Untergrund Partys und Veranstaltungen organisieren. Bestimmte Codewörter und soziale Medien werden genutzt um sich auszutauschen und zu vernetzen. Seit einigen Jahren gibt es in Lomé jährlich eine Miss Gay Togo Wahl, die als größtes Event gefeiert wird und auch LGBTQI* aus den Nachbarländern anzieht. Veranstalter ist die erste LGBTI Organisation in Togo Club of Seven Days. Auch im spirituellen Bereich scheint es Nischen zu geben, wie der Film 'L'Esprit de Madjid' zeigt.

Deutlich weniger Möglichkeiten haben dagegen nach wie vor lesbische Frauen in Togo, die auf offene Ablehung bis zu Morddrohungen stoßen. Geschlechtervielfalt und -identität sind ebenfalls Themen, die noch nicht im gesellschaftlichen Diskurs vorkommen.

Kinder und Jugendliche

Nach wie vor ist es in Togo üblich, dass Kinder und Jugendliche im Haushalt, auf den Feldern, auf den Märkten oder in den Werkstätten mitarbeiten. Vor allem Mädchen sind davon betroffen, da sie oft gar nicht erst eingeschult werden. Kinder aus großen und armen Familien werden häufig zur Verwandtschaft zur Arbeit auf den Feldern oder im Haushalt geschickt. Das entspricht der traditionellen Solidargemeinschaft und beinhaltet durchaus positive Aspekte. Doch leider werden immer wieder Fälle bekannt, in denen Kinder Badende Kinder in Kedjikandjo ausgebeutet und misshandelt wurden. Vor diesem Hintergrund ist © Otto Frick auch der Kinderhandel zu sehen, der Togo in den letzten Jahren immer wieder in die Schlagzeilen brachte. In Lomé arbeiten junge Mädchen und Frauen zum Teil unter schlimmsten Bedingungen als Lastenträgerinnen. Auch körperbehinderte Kinder haben oft ein schweres Los zu tragen, da sie häufig weggesperrt und vernachlässigt werden.

Immer noch ist der Aberglauben weit verbreitet und so werden manchmal Kinder der Hexerei bezichtigt und werden brutalen Exorzismusritualen unterzogen oder gar getötet.

Bei der Namensgebung der Kinder werden häufig die Namen der Wochentage, an denen die Kinder geboren sind, gewählt. Diese Sitte ist bei den Ewé, Kabyé und den Tem (hier nur bei den Mädchen) sehr beliebt. Auch wird die Geburt eines Kindes von bestimmten Zeremonien begleitet. Doch auch der moderne Staat möchte, dass ein neugeborenes Kind innerhalb von 45 Tagen beim Standesamt registriert wird. Glück und Erfolg

Der Happy Planet Index listete Togo 2015 noch als das "unglücklichste" Land der Welt auf, denn es erreichte im Ranking von 2015 den allerletzten Platz von 158 Ländern. Lediglich der positive biologische Fußabdruck sichert dem Land ein paar Pluspunkte. Im Index von 2016 liegt Togo auf dem drittletzten Rang. Seit der Fußball WM 2006 ist auch die togoische Mannschaft bei uns bekannt, vor allem ihr Torjäger Emmanuel Adebayor, der zu Afrikas Fußballer des Jahres 2008 gewählt wurde. Die Nationalmannschaft, Les Eperviers (Die Sperber), konnte 2014 im Laufe eines einzigen Monats vom 125. Platz auf Platz 52 der FIFA-Weltrangliste aufsteigen.

Die Olympischen Spiele in Peking 2008 bescherten Togo die erste olympische Medaille und einen Star, den Kajakfahrer Benjamin Boukpeti. Togo hat ein neues Sportmuseum, in dem die Trophäen und Trikots der Spitzenstars gezeigt werden. Die momentan wohl bekannteste Togoerin in Deutschland ist die Boxerin Bintou Schmill. Bei den olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro nahmen fünf togoische Sportler teil.

Der Elektrotechniker Jules Minsob Logou erregte viel Aufsehen mit seiner Erfindung, einer Küchenmaschine, dem 'Foufoumix' und bekam auch ein paar Preise für diese Innovation. Im Dezember 2015 präsentierte er eine neue Küchenmaschine, den 'Patemix'. Mit dem Preis der 'Personnalité L-Frii de l'année' wird eine togoische Unternehmerpersönlichkeit ausgezeichnet und im Dezember 2015 wurden junge Unternehmer und Erfinder mit Geldpreisen geehrt. Ein togoischer IT- Unternehmer entwickelte zusammen mit seinem beninischen Partner eine IT-Lösung für die öffentliche Verwaltung und die Universitäten, die den Nutzern den Zugang erleichtern und den Kampf gegen Korruption unterstützen soll.

Das Institut Choiseul ermittelte die hundert führenden Wirtschaftspersönlichkeiten Afrikas, darunter auch zwei Togoer. Bei der Wahl der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten Afrikas befinden sich sechs Ausgezeichnete aus Togo. 12 junge Togoerinnen und Togoer erhalten in den USA eine Ausbildung zu Leadership. Die türkische Presseagentur Anadolu würdigte in einem Artikel die erfolgreichen togoischen Unternehmer der Diaspora. Die Zeitschrift 'Jeune Afrique' veröffentlichte einen interessanten Artikel, was ein Togoer verdient, und wie sich seine Ausgaben verteilen.

Bildung

Schulklasse in Assahoun © Otto Frick Gustav-Nachtigal-Schule in Kpalimé © Otto Frick Schulklasse in Assahoun © Otto Frick Gustav-Nachtigal-Schule in Kpalimé © Otto Frick

Das togoische Schulsystem orientiert sich am französischen Vorbild. Es besteht aus der sechsjährigen Grundschule (mit Schulpflicht), der zweistufigen Sekundarschule und den Hochschulen. Leider ist die derzeitige Schulsituation äußerst unzureichend und reformbedürftig. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Streiks der Lehrer und Schüler, die bessere Gehälter und Bedingungen fordern, teilweise wurden dann auch die Schulen geschlossen. Die Weltbank und Togo vereinbarten eine Subvention in Höhe von 27,8 Mio. Dollar für die Umsetzung des 'Plan Sectoriel de l'Education'. Die Regierung will in den nächsten fünf Jahren 150 Milliarden Francs CFA in die höhere Bildung investieren und auch die Anzahl der Analphabeten unter den Erwachsenen reduzieren. Die Schulen der katholischen und evangelischen Kirche, aber auch des Islam, ergänzen das staatliche Angebot. In Lomé entstanden in den letzten Jahren vermehrt private Schulen, da viele Eltern für ihre Kinder keine Zukunftschancen in den schlecht ausgestatteten staatlichen Schulen sehen. Mangelnde Bildungschancen beim Schulbesuch in Togo schildert die Deutsche Welle in einem Beitrag. Trotz gegenteiliger Gesetzeslage werden auch an den privaten Schulen Kinder körperlich misshandelt. Am Beispiel des Lycée Moderne in Sokodé wird das Projekt einer Pasch-Schule vorgestellt und der Deutschunterricht an einer Schule in Togo kurz beschrieben.

Die Universität von Lomé (früher Université du Bénin) wurde 1970 gegründet und hat heute mehr als 44 000 Studenten. Der Minister für Hochschulwesen und Forschung legte ein ehrgeiziges Programm zu Reformen der Universität vor. Sie hat auch einen Lehrstuhl für Germanistik und unterhält eine Partnerschaft mit der Universität Bayreuth. Im Januar 2012 wurde ein Kooperationsabkommen der Universität Lomé mit der Universität Tübingen vereinbart, das die Bereiche Bildungswesen und Wissenschaftsforschung betrifft. Die Universität Lomé kooperiert mit weiteren Universitäten in Deutschland und unterhält einige inoffizielle Kooperationskontakte mit diversen Hochschulen. Im April 2014 fand in Lomé das Humboldt-Kolleg statt, eine Kooperationsveranstaltung zwischen der Université de Lomé und den Universitäten Wien und Bremen. Ende des Jahres 2014 entschied der Ministerrat eine Erweiterung des Studienangebots der Universität um zwei neue Fakultäten. Mit Unterstützung der UNESCO wurde an der Universität Lomé ein virtueller Campus eingerichtet.

2004 wurde eine zweite Universität in Kara errichtet, an der heute rund 14 000 Studenten immatrikuliert sind. Seit 2017 gibt es ein neues Studienangebot, das in einem dreijährigen Kurs Spezialisten für die Dezentralisierung ausbildet. Der Conseil africain et Malgache de l’Enseignement Supérieur (CAMES) hat 2017 an der Universität Kara einen Wettbewerb abgehalten, um das Niveau des Unterrichts zu verbessern. 23 togoische Professoren und Wissenschaftler der beiden Universitäten Lomé und Kara haben daran teilgenommen.

Die togoischen Deutschlehrer schlossen sich zu einem Verband zusammen, auch außerhalb der Schulen ist Deutsch beliebt, wie der Club der Germanophilen zeigt. 2009 wurde an der Universität Lomé das Konfuzius-Institut für chinesische Sprache und Kultur eröffnet. Nachrichten aus dem Bildungsbereich veröffentlicht die Regierung online unter der Rubrik "Education".

Die 1975 von den OCAM-Staaten gegründete Hochschule für Architektur - EAMAU - Ecole Africaine des Métiers de l'Architecture et de l'Urbanisme in Lomé wird heute von acht westafrikanischen und sechs zentralafrikanischen Staaten betrieben. In einem Gespräch äußerte sich der Direktor zu den Herausforderungen der Zukunft. In Lomé befindet sich auch die private Technikhochschule Formatec.

2008 wurde die Katholische Universität Togo als Teil der Catholic University of West Africa (CUWA) in Tsevié und Lomé gegründet. Im September 2012 wurde die private Université des Sciences et Technologies in Lomé (Adidogomé) der Presse vorgestellt und andere private Initiativen erweitern das Angebot.

Die private Schule 'Sorbonne' in Agoényivé © Otto Frick

Gesundheitswesen Werbetafel eines traditionellen Heilers © Otto Frick

Verkaufsstand von traditioneller Medizin in Kpalimé © Otto Frick LKWs mit Aufklebern für Kondomwerbung © Otto Aids-Aufklärung an einer Hauswand in Agou- Frick Nyogbo © Otto Frick

Das Gesundheitswesen in Togo ist unzureichend, vor allem in den ländlichen und nördlichen Regionen. Aber auch in Lomé gibt es einiges zu verbessern, wie der neue Gesundheitsminister nach seinem Besuch im CHU, dem größten Krankenhaus der Hauptstadt, feststellte. Der Direktor eines Krankenhauses schildert die Probleme seiner Patienten, die oft Zahlungsschwierigkeiten beim Krankenhausbesuch haben. Generell gilt, wer kein Geld hat, hat auch keinen Zugang zur medizinischen Versorgung. So wundert es kaum, dass traditionelle Medizin und Heiler nach wie vor eine wichtige Rolle einnehmen. Der 1986 verstorbene Schriftsteller Hubert Fichte beschäftigte sich mit der traditionellen Medizin und Psychiatrie in Togo und veröffentlichte mehrere Essays und Hörspiele darüber. In einem eindrucksvollen Filmbeitrag wird gezeigt, wie geisteskranken Personen eine Behandlung durch Gebete zuteil wird und der französische Fotograf Jean-Luc Gelin veröffentlichte eine eindrucksvolle Fotoserie.

Einen kritischen Artikel über die traditionelle Medizin und neue Verkaufspraktiken publizierte AEDEV. Die vielen gefälschten oder abgelaufenen Medikamente, die ohne Verpackung und Waschzettel auf den Märkten verkauft werden, stellen ein weiteres Problem dar. Die Weltgesundheitsbehörde stellte fest, dass etwa 30 % der Medikamente, die in Togo angeboten werden, Fälschungen sind. Auch die diversen Produkte zum Aufhellen der Haut haben schwere Nebenwirkungen und sind gesundheitsschädlich. Der Togoer Koffivi Mawuyram Madze entwickelte das Projekt 'Dokita Eyes' (Augen des Arztes), eine App, die den Zugang zur medizinischen Versorgung erleichtern soll. Ein deutscher Arzt schildert seine persönlichen Erfahrungen mit dem Voudou-Glauben, während seine togoischen Kollegen lieber im Ausland arbeiten, wie der Politiker Nathaniel Olympio unlängst feststellte. Die NRO 'Solidarité et Action pour le Développement Durable' (SADD) setzt sich für die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz ein, nachdem im Bergbausektor sowie in den Betrieben der Freihandelszone vermehrt Arbeitsunfälle auftraten.

Zu den großen Problemen im Gesundheitsbereich zählen immer noch Krankheiten wie Tuberkulose und Malaria. Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ist in vielen ländlichen Regionen immer noch nicht gewährleistet und ist zugleich die Ursache für einige Krankheiten. Die Zeitung Le Figaro äußerte sich besorgt zur Verbreitung von Gelbfieber. Im Norden Togos sind zwei Fälle von Lassa-Fieber aufgetreten. Auch im Bereich der Medizin ist China in Togo präsent, wie viele Hinweisschilder für traditionelle chinesische Medizin oder die Neueröffnung eines Gesundheitszentrums mit Schwerpunkt der Malaria-Behandlung zeigen.

Heute ist vor allem HIV/Aids eine große gesellschaftliche Herausforderung. UNAIDS veröffentlichte umfangreiche Berichte und Statistiken zu Togo. Auch die Regierung ist sich dieser Problematik bewusst und wirbt u. a. für den Gebrauch von Kondomen. Ein an Aids erkrankter Mann bricht mit einem gesellschaftlichen Tabu und geht mit seiner Erkrankung an die Öffentlichkeit. Zum Welt-Aids- Tag am 1. Dezember veröffentlichte die nationale CNLS und ONUSIDA in einer Pressemitteilung, dass die Zahl der Neuinfektionen in den letzten 15 Jahren um mehr als 50 Prozent zurückgegangen ist.

Das Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen unterstützt seit über 35 Jahren ein Forschungsprojekt in der Zentralregion zur Onchozerkose (Flussblindheit) während die Christoffel- Blindenmission sich in mehreren Projekten vor allem im Süden Togos engagiert. Erst vor einigen Jahren legalisierte Togo die Abtreibung, allerdings nur wenn die Schwangerschaft durch Vergewaltigung oder Inzest verursacht wurde. 'Plan international Togo' engagiert sich für den Schutz von Kindern und Jugendlichen gegen jegliche Form von Gewalt und bestärkt sie in ihren Rechten.

In Togo leben rund 600 000 Menschen mit körperlichen Behinderungen, wie Alves d’Almada Gorge von der Kommission für soziale Angelegenheiten der Cédéao feststellte.

Geschäft in Tsévié, das chinesische Medizin und Verkaufsstand mit Medikamenten auf dem Markt diverse Gesundheitsdienste anbietet © Otto Frick von Nadoba © Otto Frick

Geschäft in Tsévié, das chinesische Medizin und Verkaufsstand mit Medikamenten auf dem Markt diverse Gesundheitsdienste anbietet © Otto Frick von Nadoba © Otto Frick

Kunst und Kultur Kultur

Togo gehört wirtschaftlich gesehen zu den ärmeren Ländern Afrikas, verfügt jedoch über einen außerordentlichen Reichtum an kultureller Vielfalt. Es seien hier an erster Stelle die Schriftsteller und Theatermacher genannt, die Musiker und Tänzer und die Vertreter der Bildenden Kunst, die weit über die Grenzen Togos hinaus internationale Reputation erlangten. Die Togo-Encyclopédie oder Mivapedia ist ein interaktives Online-Lexikon, das über Personen der Geschichte, Politik, Kunst, Literatur, Musik etc. informiert.

Die Region Koutammakou, das Land der Batammariba (auch Tamberma genannt) im Norden Togos (und Bénins) mit den festungsartigen Lehmburgen wurde in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen und weitere Kulturdenkmäler und Naturschutzzonen sind für eine Aufnahme vorgeschlagen. Der in der deutschen Kolonialzeit erbaute Gouverneurspalast, wird zur Zeit aufwändig restauriert und soll als Kunst- und Kulturzentrum dienen. In Aného ist ein Museum für das afro-brasilianische Kulturerbe geplant.

In den letzten Jahrzehnten erfuhren die Skulpturen der Moba und anderer Völker Nordtogos eine begeisterte Rezeption bei europäischen Sammlern. Die private Galerie Ousmane in Lomé, die traditionelle Schnitzkunst aus Westafrika anbietet, feierte ihr 40-jähriges Jubiläum.

Literatur

In einem Zeitraum von etwa 50 Jahren traten an die hundert togoische Autorinnen und Autoren mit literarischen Publikationen an die Öffentlichkeit. Bei den über 200 Veröffentlichungen handelt es sich um Romane, Erzählungen, Gedichte, Theaterstücke, Autobiographien, sowie einige Werke der Literaturkritik und Dissertationen zu literarischen Themen. Togoische Märchen und Sagen wurden von Leo Frobenius (Bassar und Tem), Komla Agbetiafa und Yao Nambou, Fusseini Mamah (Tem) und Gerhard Prilop (Kabyé und Ewé) gesammelt und herausgegeben. Die Märchen der Tem-Kotokoli von Kolowaré wurden 2008 und 2009 gesammelt und aufgezeichnet.

Der 1900 in Ouidah/Benin geborene Félix Couchoro gilt als einer der Pioniere der westafrikanischen Literatur. In Togo, wo er seit 1939 bis zu seinem Tod 1968 lebte, wird er als Vater der togoischen Literatur EL Loko, Letter To Myself © verehrt und in Lomé wurde vor einigen Jahren eine Bibliothek nach Courtesy ARTCO Galerie GmbH ihm benannt. Sein erster Roman 'L'esclave', den er 1926 schrieb, erschien 1929 in Frankreich.

Einige der heutigen togoischen Autoren sind weit über die Landesgrenzen hinaus, vor allem in Frankreich, bekannt geworden. Das Blog traversée de la littérature togolaise informiert mit ausführlichen Besprechungen über Neuerscheinungen. Der Schriftsteller und Theaterautor Kangni Alem veröffentlichte in Frankreich diverse Romane, Theaterstücke und Essays und unterhält ein Blog. Er begründete ein neues Genre, den Vodoun-Krimi. Sein Roman Cola Cola Jazz wurde auch in Deutsch herausgegeben. Kossi Efou erhielt 2009 für seinen Roman Solo d'un Revenant den Prix Ahmadou Kourouma der Genfer Buchmesse und den Prix des Cinq continents de la Francophonie im Oktober 2009.

Vom Romancier und Essayist Sami Tchak liegt eine deutsche Übersetzung unter dem Titel Scheiß Leben vor. In einem ausführlichen Gespräch mit Etty Macaire äußert sich Sami Tchak zur afrikanischen und togoischen Literatur. Edem, ein 1975 geborener Togoer, der inzwischen in Kanada lebt, hatte mit seinem Roman 'Port-Melo' (= Verlan) internationalen Erfolg. Der in Bremen lebende Théo Ananissoh veröffentlichte in Frankreich die Romane 'Lisahoé', 'Territoires du Nord', 'Un reptile par habitand' und 'Ténèbres à midi'. Alabassa Worou, ein ebenfalls in Deutschland lebender Autor, veröffentlichte seinen ersten Roman unter dem Titel 'L'Arbre fétiche de Makassi'.

Kunst

Die Künstler Sokey Edorh, Ibrahim Ayeva, Médjéva Gustave Akpéhou Djonda © Otto Frick Ayeva und Olivier Anifrani (v.l.n.r.) © Otto Frick

Die Künstler Sokey Edorh, Ibrahim Ayeva, Médjéva Gustave Akpéhou Djonda © Otto Frick Ayeva und Olivier Anifrani (v.l.n.r.) © Otto Frick

Es gibt in Togo weder eine Kunstakademie noch irgendeine staatliche Förderung von Künstlern. Abgesehen von einigen privaten Initiativen waren es vor allem das Institut Français und auch das Goethe-Institut, die den Künstlern Unterstützung und ein Forum boten. Die Hotelgruppe ONOMO gründete das Label 'ONOMO Visual Art' und möchte damit junge afrikanische Künstler fördern, die in den Bereichen Fotografie, Video und Bild, im weitesten Sinn, arbeiten.

Einer der heute wichtigsten und international erfolgreichsten Künstler ist der in Lomé lebende Sokey Edorh, den wir im Film von B. Fitzgerald bei der Arbeit in seinem Atelier in der Nähe vom Mont Agou sehen. EL Loko studierte bei Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie und lebt in Köln. Amouzou Glikpa studierte Bildhauerei an der Kunstakademie in Peking und lebt heute in Wuppertal. Glikpa ist auch Maler und Performancekünstler.

Kossi Assou, Künstler, Designer und Event-Manager, veranstaltete inzwischen zum achten Mal das internationale Kunstfestival Ewolé. Die Künstlerin Prisca Hollemaert-Awadé pendelt zwischen Frankreich und Afrika und gehört zu den wenigen Künstlerinnen, die internationale Beachtung fanden. Gustave Akpéhou Djonda ist Maler, Bildhauer und Performancekünstler und profilierte sich in jüngster Zeit auch als Fotograf. Dem Designer Kossi Aguessy gelang innerhalb weniger Jahre der internationale Durchbruch. Einer der bekanntesteten Zeichner und Karrikaturisten Togos ist Kokouvi Dodjivi Anthony, alias Dod-Zi, der auch tabuisierte Themen wie Sex, Religion, Staatschefs mit seinem spitzen Bleistift angeht. Sokey Edorh LE MONDE EN Während der Ära Gnassingbé Eyadéma erhielt der im Januar 2010 ÉCRITURE © Courtesy ARTCO achtzigjährig verstorbene Künstler Paul Ahyi viele öffentliche Galerie GmbH Aufträge (Denkmäler, "Kunst am Bau") und war in den 1960er und 70er Jahren der bekannteste togoische Künstler. Der Kunsthistoriker Essoyodou Tchala schrieb seine Magisterarbeit über den international etwas in Vergessenheit geratenen Modernisten Paul Ahyi. In Cacavelli, am nördlichen Stadtrand von Lomé, initiierte Paul Ahyi ein Kulturzentrum, das zur Zeit zu einem Museum hergerichtet wird. Der traditionelle Bildhauer Agbagli Kossi (1935 - 1991), der sich von den Vodun-Gottheiten inspirieren ließ, hinterlässt ein außergewöhnlich beeindruckendes Werk, das auch bei internationalen Sammlern begehrt ist. Im Oktober präsentierte der Künstler Lenuel (Dodji Kokou Offissa) in einer größeren Ausstellung seine Werke. Der aus Vogan stammende Maler Joseph Amedokpo gestaltete auch Laptops der amerikanischen Firma Dell. Der Automechaniker Didier Ahadsi in Lomé fertigt in seiner Freizeit witzige Plastiken aus Blech, die auch in Deutschland ausgestellt wurden. Amouzo Glikpa, 6 Figuren © Anne Tismer, gefeierte Berliner Schauspielerin, lebt seit einigen Courtesy ARTCO Galerie GmbH Jahren in Lomé und macht hier Aktionskunst und Performances. Auf der FESPACO 2015 wurden auch vier togoische Filme im Wettbewerb gezeigt, was bemerkenswert ist, da bislang kaum Filme von togoischen Regisseuren produziert wurden. Einer dieser wenigen ist Folligan Amouzou, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Steven Af, der gerade seinen neuen Film 'Solim' fertigstellte. Mit 'Sénam' wurde der erste Spielfilm in Mina produziert. Theater und Tanztheater

In erster Linie in Lomé, hat sich eine lebendige und interessante Theater- und Tanztheaterszene entwickelt. Die Gruppe Ayigafrik präsentiert sich hier mit Videoclips und Fotostrecken. Im Oktober 2015 fand in Lomé zum zweiten Mal das Festival des Togoischen Balletts statt.

Einer der herausragenden Theaterregisseure ist Koriko Amoussa, der inzwischen in den USA lebt, wo auch sein Stück 'When the Bird takes Flight' (Quand l’oiseau s’envole) aufgeführt wurde. Der Schauspieler und Regisseur Banissa Méwé wird hier als die Seele des togoischen Theaters betitelt, während Schauspieler und Dramaturg Gustave Akakpo auch in die Haut von Nicolas Sarkozy schlüpft. Eine beliebte Form des volkstümlichen Theaters sind die von Ghana und Nigeria aus inspirierten Concert Parties. Der ehemalige Leiter des togoischen Nationaltheaters Sénouvo Agbota Zinsou lebt heute in Bayreuth.

In den letzten Jahren etablierten sich mehrere Theaterfestivals, wie das Festival Filbleu und das Festival international de théâtre et d'arts plastiques (FITAP) in Lomé u.a. Städten wie Festhef in Assahoun oder Festékpé in Sokodé.

Musik

Am Anfang einer vielversprechenden Weltkarriere verstarb die erst 28-jährige Bella Bellow 1973 bei einem Verkehrsunfall und wurde so zu einer Ikone der togoischen Musik. Zu ihrem 40. Todestag produzierte Junior Fadairo eine Hommage 'Bella Bellow - L'Eternel' und GhanaWeb erinnerte an 'La Blueswoman d'Afrique'. Im Filmclip 'Reines et Héroïnes d'Afrique raconte Bella Bellow' werden auch historische Filmaufnahmen gezeigt. Ihr Bild zierte den 10 000 Francs CFA Geldschein und eine Briefmarke und etliche der heutigen Sängerinnen, wie z.B. Angèlique Kidjo, covern ihre Songs. Auch andere Musiker aus Togo und Benin spielten miteinander und beinflussten sich gegenseitig.

Gérard Akueson war der erste Afrikaner, der 1962 in Frankreich eine Plattenfirma gründete und mit seinem Label 'Disques Akoe' Stars wie Bella Bellow oder den beninischen Künstler GG Vikey produzierte. Er wollte im Oktober den 60. Geburtstag seiner Karriere feiern, jedoch musste die Feier abgebrochen werden, da er ins Krankenhaus Bella Bellow © Otto Frick musste. Das Goethe-Institut in Lomé feierte 2012 die wohl älteste Bigband oder Tanzorchester Togos, das bereits 1954 gegründete Orchester Melo Togo.

Der zur Zeit wohl populärste und auch international erfolgreiche togoische Musiker ist King Mensah, der in diesem Videoclip ausführlich von seiner Musik, seinen Ideen und Projekten erzählt. Mit seiner gleichnamigen Stiftung engagiert er sich für Waisenkinder und unterstützte auf einem Konzert den Kampf gegen Ebola. Im Dezember 2014 veröffentlichte er sein achtes Album 'Soké'. Ein sehr charismatischer und schon seit langem erfolgreicher Bluessänger und Rockmusiker ist Jimi Hope, der 2008 als bester afrikanischer Rockmusiker ausgezeichnet wurde und auf ein über 40- jähriges Bühnenjubiläum zurückblicken kann.

Roger Damawuzan, einer der großen Musiker der 1970er Jahre spielte in verschiedenen Bands und veröffentlichte 1971 Wait for me. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt der Song 'Celibataire' von Siagbo Dieudonne Eddie. Die Liebhaber der raren Platten der togoischen Musik der 1970er Jahre fangen an, eine Playlist dieser seltenen Grooves zusammenzustellen und online zu veröffentlichen.

Der aus Aného-Glidji stammende Sänger und Gitarrist Peter Solo spielt, mittlerweile in Frankreich beheimatet, mit seiner Band Kakarako 'Voodoo Funk'. Die beliebte Sängerin Julie Akoussa verstarb 2007. In der senegalesischen Band Orchestra Baobab spielt der togoische Traditionelle Musikinstrumente Musiker Barthélemy Attiso, der mit seinen Gitarrenklängen von Flindjo Lamousdja © Otto wesentlich zum Sound dieser erfolgreichen Band beitrug. Die Frick Sängerin Afia Mala wird auch als die togoische Diva bezeichnet und veröffentlichte ihr letztes Album Afia Mala à Cuba in Havanna.

Der Komponist, Sänger und Gitarrist Thierry Nkéli Faha spielt tanzbaren Afro-Jazz und ließ sich vor einigen Jahren in Hongkong nieder. Der aus Sokodé stammende Bibish Mola (eigentlich Kpegouni Agoro) ist erfolgreicher Reggae-Musiker. Die beiden Musiker der Gruppe Jey-Liba stammen aus Dapaong und träumen von Lomé als Musikhauptstadt Westafrikas. Auf der Site von Togozik finden Sie eine Sammlung von Musiktiteln und Videoclips verschiedener aktueller Interpreten. Verkäufer von Musikvideos und CDs in Lomé © Otto Frick Eric MC ist ein Pionier und wohl der bekannteste Vertreter des togoischen Rap. Im September 2015 stellte er sein neues Album 'Sauvons le Togo mon amour' vor. Yob ist ein Rapper, der seine Texte mit traditionellen Instrumenten begleitet. Elom 20ce, Rap- Musiker, bezeichnet sich als zeitgenössischen Griot und Arctivist (Artiste und Activiste) und mit seinem Label Asrafo Records wirbt er für den Panafrikanismus. Doto/Silence! ist ein audiovisuelles Projekt, das 2007 in Lomé gedreht wurde und einen Einblick in die junge und sehr vitale Rapper-Szene von Lomé gibt. Der Rapper Yao Bobby aus Kodjoviakopé ist politisch engagiert und in seinem Soloalbum 'Histoires d'un continent' geht es auch um Themen wie Korruption, soziale Ungerechtigkeiten oder schlechte Regierungsführung. Zusammen mit Edgar Sekloka produzierte er eine Platte und einen Dokumentarfilm. Das Online-Magazin 'Ici-Lomé' stellte die Frage, ob die togoischen Musikerinnen und Musiker politisch und sozial engagiert sind.

Grab von Bella Bellow auf dem Das Duo Toofan hatte mit dem Song 'Obragada', der zur Fußball-WM Cimétière de la plage in Lomé- 2006 entstand, den großen Durchbruch und mit dem Lied über die Beniglato © Otto Frick Mototaxis 'Zemidjan' gelang ihnen ein weiterer Hit. Bekannt und beliebt sind sie auch durch die Einführung von neuen Tanzschritten, wie unlängst dem 'Gweta' und sie sind mittlerweile auch Vorbilder für ganze Generationen. Im Mai 2016 wurden sie in Abidjan zur 'Persönlichkeit des Monats' als beste Gruppe des frankophonen Afrikas gekürt.

Der Sänger Oneil Biatti war der togoische Kandidat für den Buzz Awards 2015 und die Gruppe Elinam vertrat Togo beim Finale um den 'Prix Découvertes RFI 2015'. Die Sängerin Adjo’a Sika veröffentlichte gerade ihr erstes Album 'Akofa' und die Sängerin Almok wurde für den 'African Muzik Awards' nominiert.

Die Musiker Oro Below und Inouss Landozz leben in Deutschland. Auch Agboti Yawo ging nach Deutschland, nachdem er mit seinem Stück Ablode Gbadza (absolute Freiheit) Schwierigkeiten in Togo bekam, später ging er in die USA, wurde Evangelist und kehrte 2009 zurück nach Togo und predigt Frieden und Versöhnung.

Im Handel ist auch traditionelle Musik aus Togo zu finden; wobei eine Besonderheit Klangsteine (pichanchalassi) sind, mit denen im Milieu Kabyé musiziert wird. Der traditionelle Musiker Stanlux Bada wurde für die Kora Awards 2016 nominiert.

Der Sänger Ammy Coco startete im Januar 2013 mit dem ersten Musikfestival 'Festival Calebasse' in Lomé mit dem Ziel, junge Talente zu fördern und sie auch im Ausland bekannt zu machen. Das Festival Adiavou («Erwachen» im Milieu Akposso) im Dezember 2014 war der Emanzipation der jungen Mädchen und Frauen gewidmet. Im Institut Français fand im Mai 2016 zum 9. Mal das 'Festival international des musiques d'Afrique (Africa rythms)' statt.

Modedesign

Lomé ist nicht nur einer der größten Märkte Westafrikas für Stoffe, sondern bietet auch den Käuferinnen und Käufern in zahlreichen Schneiderateliers die Dienstleistungen der Couture an. Einige wenige haben den Aufstieg in die Haute Couture geschafft. Abass Tchakondo, männliches Fotomodel, gründete die Mode- und Modelagentur Allure und startete das Modefestival Carrousel à la Mode. Die Modedesignerin Nini Nicoué alias Ayanick gründete ihre eigene Schule für Mode und organisiert Modeschauen. Laëtitia Ewagnignon Akibode entwirft und produziert Schmuck und Modeaccessoires und hat mittlerweile in Paris ihr Label ÊKÂBÔ Création etabliert. Die Modedesignerin Félicité Donyo konnte sich mit ihrem Label für Kindermode in Kanada erfolgreich behaupten. Der in Belgien lebende Modedesigner mit togoischen Wurzeln, Fall Touré, war zu Gast auf der 'Look', Schwerins größtem Fashionevent.

In Lomé finden Modemessen wie Salon Internationale de la Mode et de l'Esthétique- SIME und bis zuletzt BIMOD 228 statt und im April 2014 initiierte 'Chambre de commerce et d'industrie du Togo' erstmals das 'Le Pagne en fête'. Die Initiatorin der Modemesse BIMOD, die Designerin Blandine Sambiani-Bagnah, alias Bamondi, verstarb im Dezember 2014. Als Teil der diversen Aktivitäten, die den 'Internationalen Tag der Pressefreiheit' begleiteten, fand ein Modeabend der togoischen Presse statt.

Volkskunst, Traditionen und Bräuche

Das Nationalmuseum in Lomé zeigt Musikinstrumente und Objekte der Volkskunst aus Togo. Regionalmuseen mit ethnographischen Objekten, bzw. Sammlungen befinden sich in Aného, Kpalimé, Atakpamé, Sokodé, Kara und Dapaong. Ein sehr beliebtes Spiel in Togo ist Adidada oder Awélé, bei dem zwei Spieler Spielsteine in Holzmulden legen (Online Version des Awalé-Spiels). In Lomé, in den Quartiers Populaires, und in vielen anderen Orten werden häufig am Sonntagnachmittag Tanzveranstaltungen abgehalten, die sehr volkstümlich und nachbarschaftlich sind. In jeder Region, in allen größeren Ortschaften Togos finden jährlich beeindruckende traditionelle Volksfeste statt, von denen viele auch Erntedankfeste sind. Als Teil der Initiationsriten bei den jungen Kabyé-Männern der Kara-Region finden jährlich die Evala-Ringer- Grabdenkmäler von Notabeln in Wettkämpfe statt. In einem Radiobeitrag erfahren Sie Wissenswertes Elavagnon © Otto Frick über die Beerdigungszeremonien und Tänze der Kabyé im Norden Togos, wo auch in Kanté das Fest Tislim gefeiert wird. 2007 verstarb in Kpagouda Yassih Weyenema, einer der bekanntesten Griots. Vor allem im Süden Togos spielen Beerdigungen mit höchst aufwändigen mehrtägigen Begleitzeremonien eine außerordentlich wichtige Rolle, bei denen sich die Familien häufig verschulden müssen. Im Radio und in der Presse haben daher Todesanzeigen einen wichtigen Platz, neuerdings auch online und bei Facebook. Nicht nur in Teshie/Ghana werden fantastische Särge produziert, die an das Essenzielle im Leben der Verstorbenen erinnern, sondern auch in Lomé und einigen anderen Ortschaften der Préfecture du Golfe.

Religion

Es ist schwierig konkrete Zahlen über Religionszugehörigkeiten anzugeben. Das liegt u.a. auch daran, dass viele Togoerinnen und Togoer diese Frage nicht so sehr mit der für uns so selbstverständlichen eindeutigen Ausschließlichkeit sehen. Für manche der Gläubigen ist es kein Widerspruch, sich in bestimmten kritischen Situationen noch zusätzlich der traditionellen Mächte zu vergewissern. Eine Faustregel besagt, dass etwa 50 % der Bevölkerung den traditionellen afrikanischen Religionen und Kulten angehören, etwa 20 % Muslime und etwa 30 % Christen sind. Von denen sind etwa 20 % der katholischen Kirche zuzurechnen und die 10 % der Evangelisch-Presbyterianischen Kirche in Togo, den Methodisten und auch verschiedenen Pfingstkirchen (z.B. Assemblées de Dieu, Eglise Pentacoste). Seit 1954 gibt es eine kleine Gemeinde der Bahai. Der Islam tritt in Westafrika in einer anderen Erscheinungsform auf In der Kirche von Togoville sind als in den arabischen Ländern. Die togoischen Muslime (Sunniten) die Heiligengestalten Afrikaner treffen wir bei den Anoufo, Tem und Akaselem (Tchamba) an, ferner © Otto Frick bei den Fulbe, Hausa und Libanesen. Togo ist auch Mitgliedsland der Organisation der islamischen Kooperation. Bei einer Konferenz der Imame in Lomé sprach sich der Vorsitzende der 'Union Musulmane du Togo' für einen friedfertigen Islam aus und erteilte den radikalen und gewaltbereiten Strömungen eine eindeutige Absage. Während der wirtschaftlichen Rezession der letzten 20 Jahre haben sich offensichtlich viele Togoerinnen und Togoer verstärkt im religiösen Leben engagiert und es wurden auffallend viele neue Kirchen und Moscheen (oft von arabischen Staaten finanziert) gebaut. Neue Pfingst- und Charismatische Kirchen und Sekten verzeichnen entsprechende Erfolge. Der Fotograf Gaëtan Noussouglo veröffentlichte eine Fotoserie von diversen Kirchen und Sekten mit außergewöhnlichen Namen. Vor zwei Jahren wurde die l’Observatoire togolais des églises gegründet, eine Behörde zur Beobachtung der mittlerweile rund zwölftausend Kirchen, um die 'wild wuchernden' Kirchen und die falschen Pfarrer zu beobachten und ggf. zu maßregeln. 'King Ayi' aus Togo besuchte Israel, wo er sich mit einigen jüdischen Religionsvertretern traf und bat, dass sein Volk von Israel als einer der verlorenen Stämme Israels anerkannt wird.

Im Mai 2015 empfing Papst Franziskus die Bischöfe der togoischen Bischofskonferenz und richtete eine Botschaft an die Kirche in Aného, die noch aus Verantwortlichen der katholischen Kirche in Togo, sich bei den der deutschen Kolonialzeit politischen Reformen zu engagieren. Ein deutscher Pfarrer, der seit stammt © Otto Frick zehn Jahren in Nordtogo lebt, berichtet von seiner Pfarrei.

Fetische © Goethe-Institut Lomé

Neben Bénin ist auch der Süden Togos eines der Zentren des Voudou, einer Religion, die bei uns eher durch Trivialmythen (Hollywoodfilme) bekannt wurde. Der Essay Voodoo versucht den Begriff zu entschleiern und eine Religion darzustellen. Eine sehr gute Kurzinformation über Voodoo und die afroamerikanischen Religionen bietet REMID.

2006 wurde in Aného das 'Festival des divinités noires' gegründet, das im Dezember 2013 zum 8. Mal stattfand. Die amerikanische National Geographic zeigt einen Videoclip über das Neujahrsfest in Glidji, das von vielen Voudou-Zeremonien begleitet wird und bei dem ein Orakel befragt wird, was die Zukunft im kommenden Jahr bereithält. In Lomé wird der berühmte Fetischmarkt im Stadtteil Akodésséwa sowohl von den einheimischen Bewohnern als auch von den Touristen aufgesucht.

Über Religionsfreiheit berichtet der International Religious Freedom Report über das Jahr 2017 vom Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor des U.S. Department of State. Alltag & Praktische Informationen

(Diese Länderseite wurde zum letzten Mal im Dezember 2018 aktualisiert. )

Die beeindruckende Freundlichkeit und Herzlichkeit der Bevölkerung machen Togo wirklich zu einem "Le Togo, le sourire de l'Afrique!", wie die staatliche Tourismusbehörde das Land in einem Werbeslogan präsentiert. Wo̍ézɔn! Soyez les bienvenus!

Straßenszene in Kpalimé © Otto Frick

Währung Franc CFA

Wechselkurs 655,957 pro € (fester Wechselkurs)

Zeitzone GMT 0

Landesvorwahl (Telefon) +228 (00228) Klima (für Hauptstadt) tropisch feuchtheiß

Einreise

Für die Einreise nach Togo ist ein gültiges Visum erforderlich. Visumanträge können Sie bei der togoischen Botschaft in Berlin oder bei den Konsulaten erhalten. Darüber hinaus benötigen Sie das gelbe internationale Impfbuch mit dem Nachweis der Gelbfieberimpfung. Das Auswärtige Amt veröffentlicht die Einreisebestimmungen für deutsche Staatsangehörige zu Togo. Für einen längeren Aufenthalt benötigen Sie eine Aufenthaltsgenehmigung.

Auf der Website des Flughafens in Lomé finden Sie die Abflug- und Ankunftsdaten sämtlicher Flüge von und nach Lomé, sowie diverse touristische Dienstleistungen. In Togo wurde 2009 die Fluglinie Asky Airlines, gegründet, die in Zusammenarbeit mit Ethiopian Airlines zunächst den innerafrikanischen Flugverkehr mit Anbindungen an Europa und Asien bedienen wird.

Wohnen und Versorgung

Marktstand mit Tomaten und Ein ideales Getränk: frisches Piment in Tsévié © Otto Frick Kokoswasser © Keith Lindsey

Espressoverkäufer in Lomé- Adoboukomé © Otto Frick Marktstand mit Tomaten und Ein ideales Getränk: frisches Piment in Tsévié © Otto Frick Kokoswasser © Keith Lindsey

Espressoverkäufer in Lomé- Adoboukomé © Otto Frick

In der Regel wird Ihnen der Arbeitgeber, bzw. die Entsendeorganisation bei der Wohnungssuche behilflich sein. Es dürfte auch nicht schwer sein, die passende Wohnung zu finden, da genügend freie Wohnungen angeboten werden. Das Warenangebot (z.B. Lebensmittel) ist vor allem in Lomé sehr vielfältig. Sie finden sehr viele europäische Importprodukte, so dass Sie auf kaum etwas verzichten müssen. Das sollte Sie aber nicht hindern, auch die Köstlichkeiten der togoischen Küche zu probieren. In den Städten im Landesinneren ist das Warenangebot eher am Bedarf der togoischen Bevölkerung ausgerichtet. Auf den Märkten finden Sie ein reichhaltiges Angebot an frischem Obst und Gemüse. Prêt-à-porter-Kleidung gibt es kaum zu kaufen. Normalerweise besorgt man sich den Stoff auf dem Markt und geht damit zur Schneiderin oder zum Schneider. Interessant ist es auch, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und das Alltagsleben und seine Unzulänglichkeiten aus Sicht der togoischen Bevölkerung zu betrachten.

Kulinarisches

Zu den Besonderheiten der togoischen Küche gehört Fufu, ein festes Püree aus gekochten und gestampften Jamsstücken und Pâte oder Akoumé, ein fester Brei aus Maismehl. Gari, das aus Maniok gewonnen wird, spielt auf dem togoischen Speiseplan eine wichtige Rolle. Zu diesen Plats de résistance werden verschiedene leckere Soßen serviert. Cuisimonde gibt einen kurzen Einblick in die Küche Togos. An Getränken gibt es im Süden Palmwein, aus dem auch der Schnaps Sodabi destilliert wird, während im Norden eher Hirsebier (angeblich werden 60 % des Ernteertrags zu Bier Wagasi-Käse, der mit Hirse rot verarbeitet) angeboten wird. Das Online-Magazin Togozine gibt einen eingefärbt wird © Otto Frick kurzen Einblick in die Küche Togos und in der neu erschienen Publikation '50 recettes du Togo', dem ersten Kochbuch, das sich der togoischen Küche widmet, werden Gerichte aus allen Regionen des Landes präsentiert. 2016 setzte Togo am 21. Mai, dem Tag der kulturellen Vielfalt, vor allem auf seine kulinarische Vielfalt und präsentierte Gerichte aus allen Landesteilen unter dem Motto 'Konsumiert die togoischen Produkte'. Ein kleiner Film zeigt eine Familie am Stadtrand von Lomé bei diversen morgendlichen Aktivitäten und beim Frühstücken.

Mit Kindern in Togo

Togo ist ein sehr kinderfreundliches Land. Sollten Sie mit Kindern ausreisen wollen, so werden Sie von der togoischen Bevölkerung sicherlich gern gesehen und haben einen guten sozialen Status. In Lomé und einigen anderen größeren Städten finden Sie auch private Kindergärten. Wenn sich ihre Kinder im schulpflichtigen Alter befinden, so sollten Sie sich rechtzeitig nach den Möglichkeiten des Schulbesuchs erkundigen. In Lomé bieten die britische Schule, die amerikanische internationale Schule und das französische Gymnasium, das 2015 die Grundsteinlegung eines Neubaus feierte, schulpflichtigen Kindern eine gute schulische Ausbildung.

Geld und Geldtransfer

Togo gehört zur westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion Union Economique et Monétaire Ouest-Africaine (UEMOA) und hat als Währung den CFA-Franc (Franc de la Communauté Financière d'Afrique), der mit einem festen Wechselkurs von 655,957 CFA- Francs an den Euro gekoppelt ist. Achten Sie darauf, dass Sie genügend Kleingeld bei sich haben, denn beispielsweise Marktfrauen haben oft kein Wechselgeld, um auf (große) Scheine herauszugeben. Für den Geldtransfer nach Togo bieten die Firmen Western Union, Money Gram und Ria ihren Service an, der zwar schnell und zuverlässig, jedoch auch teuer ist. Für den inner-togoischen und - afrikanischen Geldtransfer bietet die Eco-Bank den Service Rapidtransfer an. Ohne eine Deklaration dürfen Geldscheine nur im Wert bis zu 500.000 F-CFA (ca. 750 €) ausgeführt werden.

Geldautomat in Lomé-Dékon © Otto Frick

Reisen in Togo

Bei einem längeren Aufenthalt empfiehlt sich die Anschaffung eines PKWs oder Sie sollten zumindest die Möglichkeit haben, ein Dienstfahrzeug auch privat nutzen zu können. Sollten Sie über kein Fahrzeug verfügen, so empfiehlt es sich einen Wagen oder ein Taxi mit Chauffeur zu mieten, da die öffentlichen Verkehrsmittel (Linienbusse und Taxi brousse) für längere Strecken nur bedingt zu empfehlen sind. An den großen Verkehrsachsen finden Sie im Abstand von 30 – 50 Kilometern überall im Lande Tankstellen, gekühlte Getränke, Restaurants (häufig auch mit europäischer Küche) und auch Hotels. In den größeren Ortschaften gibt es recht akzeptable Hotels. Lediglich in kleineren Ortschaften und abseits der großen Routen sollte man keine allzugroßen Ansprüche stellen. Camping ist in Togo nicht üblich. In einigen Klöstern, bzw. Missionsstationen kann auf Verkaufsstand von Motorenöl Anfrage übernachtet werden. Alle Orte in Togo können Sie von Lomé und Benzin 'en détail' © Otto aus an einem Tag erreichen. Frick Togo bietet in touristischer Hinsicht auf knappem Raum ein abwechslungsreiches Landschaftsbild mit unterschiedlicher Vegetation. Berge, Felsschluchten, Wasserfälle, Kunsthandwerkszentren, farbenfrohe Märkte und einige bauliche Relikte aus der deutschen Kolonialvergangenheit gibt es zu entdecken. Mehr dazu finden Sie auf der Homepage der offiziellen togoischen Tourismusbehörde. Am meisten beeindruckt jedoch die Freundlichkeit und Herzlichkeit der den Europäern gegenüber offenen Bevölkerung. In allen Das 'Künstler-Dorf' Kouma- Regionen finden beeindruckende jährliche Volksfeste mit Musik, Koundé bei Kpalimé © Otto Tänzen und religiösen Zeremonien statt. Fragen Sie Ihre Freunde und Frick Arbeitskollegen danach, denn meistens sind diese Feste auf keinen bestimmten Kalendertag festgelegt.

Touristisch reizvolle Orte, bzw. Regionen sind Kpalimé und Umgebung: Mont Agou, Misahoé und das Plateau von Danyi. Gut als Tagesausflug von Lomé aus zu erreichen sind z.B. Togoville und der Lac Togo, Vogan (großer Markt am Freitag), Glidji mit dem außergewöhnlichen Neujahrsfest der Guin, Aného und Agbodrafo mit den am Lac Togo gelegenen Hotels/Restaurants. In Baguida, einem Vorort von Lomé, gibt es mehrere privat bewirtschaftete Strandabschnitte, wo man teilweise auch schwimmen kann, und zahlreiche Hotels und Restaurants.

Weiter im Landesinneren sind z.B. Badou und der Wasserfall von Aklowa erwähnenswert, die Faille d’Alédjo und das Dorf Alédjo Kadara, die Berglandschaft der Kara-Region. Die Weiler der Betamaribe (= Lehmmaurer) im Nordosten Togos (auch Pays Der Wasserfall von Aklowa bei Tamberma, Koutammakou oder Somba genannt) mit ihren Badou © Otto Frick bemerkenswerten Lehmburgen wurden zum Weltkulturerbe erhoben. Einen deutschsprachigen Reiseführer für Togo gibt es z. Zt. nicht, daher empfiehlt sich der petit futé Togo.

Sicherheit

Leider hat die Kriminalität in den Jahren der wirtschaftlichen Rezession in Togo zugenommen. Es handelt sich in erster Linie um Eigentumsdelikte, vor allem im Ballungsraum von Lomé. Einen Nachtwächter zu engagieren, ist daher dringend angeraten. In Lomé ist von Strandspaziergängen – auch tagsüber – abzuraten. Die Sicherheitslage im Straßenverkehr ist prekär. Straßen und Fahrzeuge sind oft in einem schlechten Zustand. Von nächtlichen Überlandfahrten sei abgeraten, da leider immer wieder Fahrzeuge mit defekten Scheinwerfern unterwegs sind. Es wird bereits kurz nach 18 Uhr – ohne Dämmerung – sehr schnell dunkel. Die Vortäuschung von Pannen oder Unfällen, die zu Straftaten genutzt werden, ist in Togo keine Seltenheit. In schwere Unfälle sind oft die allgegenwärtigen Motorrad-Taxis verwickelt. Eine Helmnutzung ist dringend empfohlen, auch wenn diese in Togo nicht vorgeschrieben ist. Bei Straßenkontrollen durch Polizei, Gendarmerie und Militär ist es wichtig, dass Sie dabei ruhig und gelassen bleiben und sich nicht zu unüberlegten emotionalen Äußerungen provozieren lassen.

Gesund bleiben

Aktuelle reisemedizinische Informationen zu Togo bieten der Reisemedizinische Infoservice und das Reisemedizinische Zentrum des Tropeninstituts Hamburg. Weiter sollten auch die medizinischen Hinweise des Auswärtigen Amts berücksichtigt werden.

Für Togo wird eine Malariaprophylaxe, eine vorbeugende Behandlung mit Malariamitteln, dringend empfohlen. Zusätzlich empfiehlt sich, Fenster und Türen der Wohnung mit Drahtgewebe (Fliegendraht) zu Warnschild © Otto Frick versehen und an den Betten Moskitonetze anzubringen. Ihre Entsendeorganisation oder auch die deutsche Botschaft werden Ihnen aktuelle Adressen von Ärzten und Krankenhäusern übergeben. Die Allianz-Krankenversicherung hat eine Auswahl von Krankenhäusern in Lomé ins Netz gestellt. Leider ist auch Togo von HIV/AIDS nicht verschont geblieben und so heißt auch hier die Devise "Safer Sex"!

Togo verfügt zwar über eine 50 km lange Küste, diese ist jedoch aufgrund der gefährlichen Brandung und Strömungsverhältnisse zum Baden ungeeignet. Lediglich hinter dem Hafen von Lomé finden Sie geschützte Strände, da ein mehrere Kilometer langes Felsenriff die Brandung abhält und eine Art langgezogenes Becken bildet.

Kommunikation Hauptpostamt in Lomé © Otto Frick Geschäft für Mobiltelefone in Lomé-Dékon © Otto Frick

Preisgünstige Telefonkontakte nach Togo können Sie auf der interaktiven Tabelle von 'billiger telefonieren' abfragen. Bei den relativ teuren Festnetztelefongesprächen von Deutschland nach Togo empfiehlt es sich eine Telefonkarte zu kaufen, da einige Anbieter der Billigvorwahlnummern Togo nicht auf ihrer Liste haben. Oder Sie versuchen es via Skype oder WhatsApp. 2011 wurden in Togo die Telefonnummern von Festnetz und Mobiltelefonen von siebenstelligen auf achtstellige Nummern abgeändert. Inzwischen ist in Togo auch ADSL eingeführt worden und Togo verfügt mit dem West Africa Cable System über einen schnellen Breitband-Internetzugang. In allen Städten boomen die Internetcafés, die Cybercafés, wie sie hier heißen. Allerdings sind die Internetzugänge oft noch sehr langsam und erfordern viel Geduld. Mobilfunkanbieter sind die staatliche Togo Cellulaire und Moov, eine Tochtergesellschaft von Etisalat - Emirates Telecommunications Corporation. Bereits 2014 entschied die Regierung, einen dritten Mobilfunkanbieter zuzulassen. Dieses Vorhaben ist jedoch im Sommer 2016 gestoppt worden.

Auch die Post erweitert ihren Service um Internetzugang und Internettelefonie. Wichtige Adressen mit Telefonnummern erhalten Sie im Branchenbuch Togo. Das Hauptpostamt in Lomé unterhält auch einen Service für Philatelisten. Togo in Deutschland

Laut Statistischem Bundesamt lebten am 31.12.2015 10.145 Togoerinnen und Togoer in Deutschland, wobei die Zahl natürlich viel höher liegt, da die Personen, die inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben, nicht in dieser Statistik enthalten sind. Zum selben Zeitpunkt studierten 328 Togoerinnen und Toger in Deutschland. Doch leider sind nicht alle Menschen aus Togo in Deutschland willkommen, zumindest nicht bei den deutschen Behörden. Abschiebungen wie im Fall von Gerson Liebl, der sich auf deutsche Vorfahren berufen kann, oder die von Beamten Schrebergartenkolonie in Berlin- angeordnete Abschiebung einer togoischen Familie, die in dem Film Wedding © Otto Frick "Die Weggeworfenen" beeindruckend dokumentiert wird, lösten öffentliche Kritik aus. Im Theaterstück 'Navigator Luna-Nord' begibt sich die Schauspielerin und Autorin Linda Elsner auf Spurensuche in der eigenen Familienvergangenheit zwischen Deutschland, Togo und der DDR. Der aus Togo stammende Diplom-Betriebswirt Clément Klutse wurde als Kandidat der CDU für die Bürgerschaftswahl 2015 in Hamburg- Barmbek nominiert. Der Fußballer Ihlas Bebou spielt seit 2017 für Hannover 96 und ist togoischer Nationalspieler. In Köln wurde der Boxer Prinz Lorenzo zu einer lokalen Berühmtheit. Im 'afrikanischen Viertel' in Die Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Berlin-Wedding © Otto Frick Lateinamerika präsentiert Literatur von afrikanischen Autorinnen und Autoren und das Portal Afroport informiert bundesweit über Afrika- relevante Veranstaltungen, wie Ausstellungen, Festivals, TV-Tipps, Workshops usw. In Essen ist ein sehr beeindruckendes privates Vodun-Museum zu besichtigen. Der in Freising lebende Maler Pepitu Anumu erhielt den Kulturförderpreis des Landkreises.

Die Adressen von den togoischen Konsulaten in Bonn, Bremen, Deidesheim, Hannover und München finden sie auf der Webseite des Auswärtigen Amtes. In vielen deutschen Großstädten gibt es neben Geschäften auch eine Reihe von Vereinen, Netzwerken und Clubs mit sozialen und künstlerischen Aktivitäten von Togoern und anderen Afrikanern, so im afrikanischen Viertel in Berlin, wo einige Initiativen sich für die Umbenennung von kolonialen Straßennahmen engagieren. Ein interaktiver Stadtplan der taz vom Wedding zeigt die Geschichte des ''Afrikanischen Viertels' und dessen koloniale Vergangenheit. Das Kampagnenbündnis "No Humboldt 21!" fordert die Rückgabe der Gebeine von n. a. 17 Menschen aus Togo, die in die sogenannte "S(chädel)-Sammlung" des Königlichen Museums für Völkerkunde (heute Ethnologisches Museum Berlin) aufgenommen wurden.

Linktipp

Anlässlich der Feiern zur Unabhängigkeit einiger afrikanischer Länder vor 50 Jahren stellen Togoer/innen in verschiedenen Filmbeiträgen von ARTE das Leben in der Hauptstadt Lomé vor. Die GIZ in Togo

Informationen über die Struktur und die Arbeit der GIZ in Togo

Trainingsangebote der Akademie

Die Akademie der GIZ gestaltet Lernangebote für die internationale Zusammenarbeit. Wir führen mehr als 2000 Fort- und Weiterbildungen durch und entwickeln innovative, wirksame und nachhaltige Lernkonzepte. Und das weltweit.

> Angebote aus dem Weiterbildungskatalog

Bei allen Fragen rund um das Fort- und Weiterbildungsprogramm der Akademie helfen wir Ihnen gerne weiter.

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Thorsten Hölzer (Akademie für Internationale Zusammenarbeit)

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