Et maintenant, c´est à vous de jouer

In memoriam Stefano Scodanibbio

Eine Veranstaltung der Abteilung für Streich- und Zupfinstrumente in Zusammenarbeit mit dem Institut für Neue Musik

Mittwoch, 9. Jänner 2013 18.00 Uhr Solitär Universität Mozarteum Mirabellplatz 1 Programm Zur Konzeption dieses Gedenkkonzertes

Stefano Scodanibbio (1956-2012) war Kontrabassist und Komponist in Personalunion. Beide Stefano Scodanibbio „Humboldt“ für Viola und Kontrabass (1993-94) (1956-2012) Tätigkeiten, beide künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten waren ihm gleichermaßen wichtig. Weltweit wahrgenommen und anerkannt wurde er allerdings vor allem als Interpret, zumal sich eine ganze Reihe namhafter Komponisten von seiner revolutionären Spieltechnik zu „Roscobeck“ für Violoncello und Kontrabass (1996) (1922-2001) neuen, ihm zugedachten Werken anregen ließ – darunter auch und Iannis Xenakis.

Seine eigene kompositorische Arbeit nahm zunächst ebenfalls ihren Ausgang von der Stefano Scodanibbio „Wie der Wind es trägt“ für Streichtrio (2001-05) Spielpraxis des Kontrabassisten, wobei die anderen Mitglieder der Streichinstrumentenfamilie immer mitberücksichtigt wurden. So entstanden im Laufe der Jahre neben Solostücken -- Pause -- unter anderen sechs Duos in den möglichen Besetzungskombinationen von Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass. Aber auch zwei Streichtrios, vier Streichquartette oder ein Oktett Luigi Nono „Omaggio a Vedova“ für Tonband (1960) für acht Kontrabässe finden sich auf der Liste von über 50 Werken, die Stefano Scodanibbio (1924-1990) bis zu seinem frühen Tod geschaffen hat. In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren kamen auch Stücke für andere Instrumente dazu: für Klavier, Flöte, Gitarre, gemischte Ensembles Stefano Scodanibbio „Dos Abismos“ für Gitarre solo (1992) sowie auch für Gesangsstimmen.

Giacinto Scelsi „Et maintenant, c‘est à vous de jouer“ Eine entscheidende Rolle für die Ästhetik der Musik Stefano Scodanibbios spielt neben (1905-1988) für Violoncello und Kontrabass (1974) den reichhaltigen Klangmöglichkeiten des Kontrabasses und der Streichinstrumente im Allgemeinen – wobei hier in erster Linie an die Flageolets-Klänge mit ihrer eigentümlichen, Improvisation à 5 mysteriösen Charakteristik zu denken ist – sein kulturelles Selbstverständnis: Eine Art Spagat – oder besser gesagt: die angestrebte Synthese von seiner unverkennbaren Verankerung in der europäischen, speziell italienischen Tradition einerseits und seiner Weltoffenheit Ausführende andererseits – seiner wesentlich vom Reisen geprägten kulturellen Wahrnehmung („The Nicholas Chalk, Kontrabass Voyage that never ends“ lautet der Titel eines seiner Hauptwerke). Magnus Andersson, Gitarre Frank Stadler, Violine Isaac Chalk, Viola Das wichtigste, in dreißig Jahren immer wieder angesteuerte Reiseziel: Mexiko, wurde ihm David Eggert, Violoncello schließlich zur geistigen Heimat, wo er denn auch seine letzte Ruhestätte fand. Reinhold Schinwald, Tonband Dieses kulturelle Selbstverständnis spiegelt sich nicht zuletzt in den sehr unterschiedlichen Wolfgang Korb, Moderation künstlerischen Partnerschaften, die Stefano Scodanibbio dauerhaft einging und produktiv pflegte: Mit ebenso wie mit Edoardo Sanguineti, mit ebenso wie mit , auch mit Harry Sparnay, Michael Stockhausen und anderen. Die Fähigkeit Als Komponist hat Scodanibbio ein Œuvre von 50 Werken hervorgebracht – der Schwerpunkt zur Integration ohne Nivellierung der charakteristischen Unterschiede zeigte sich auch in liegt dabei auf Partituren für Streicher. Viermal wurden seine Werke für die World Music den Programmen des von ihm 1983 gegründeten und bis zum Tode künstlerisch geleiteten Days der ISCM, der International Society of Contemporary Music, ausgewählt: 1990 in Oslo, Festivals für Neue Musik in seiner Heimatstadt Macerata, der „Rassegna di Nuova Musica“. 1993 in Mexico City, 2002 in Hongkong und 2006 in Stuttgart. Wichtige Impulse für seine schöpferische Arbeit empfing er durch die Kooperation mit dem Komponisten Terry Riley Das Programm des heutigen Gedenkkonzertes vermag mithin trotz seiner Begrenzung und dem Dichter Edoardo Sanguineti. Sein Musiktheaterwerk „Il cielo sulla terra“ feierte im wesentliche Aspekte der Künstlerpersönlichkeit Stefano Scodanibbios zu vermitteln, nämlich Juni 2006 in Stuttgart Premiere. die verschiedenen stilistischen Einflüsse und Entwicklungen, prägende Persönlichkeiten oder kulturelle Erfahrungen, von denen bereits die Rede war. Er spielte Stücke ein für die Labels Montaigne Auvidis, col legno, New Albion, Dischi di Wolfgang Korb Angelica, Ricordi, Stradivarius und Wergo. 1983 gründete Stefano Scodanibbio das Festival Rassegna di Nuova Musica, das alljährlich in Macerata stattfindet. Stefano Scodanibbio

Kontrabassist und Komponist (geboren 1956 in Macerata, Italien, gestorben 2012 in Cuernavaca, Mexiko). Seit den achtziger Jahren ist sein Name fest mit der Renaissance des Kontrabasses als Soloinstrument verbunden. Er spielte weltweit auf großen Festivals zahlreiche Werke, die eigens für ihn geschrieben wurden: von Komponisten wie Sylvano Bussotti, Franco Donatoni, , , Vinko Globokar, Salvatore Sciarrino und Iannis Xenakis.

Durch neu entwickelte Techniken hat Stefano Scodanibbio die Klangfarben und den Tonumfang seines Instruments erheblich erweitert. Lange Zeit arbeitete er mit Giacinto Scelsi und Luigi Nono zusammen; wie stilbildend seine Errungenschaften sind, belegt die Partitur von Nonos Prometeo, in der es heißt: “arco mobile à la Stefano Scodanibbio”. Im Juni 2004 brachte er Luciano Berios Sequenza XIVb in der Kontrabassversion zur Uraufführung.

Regelmäßig musizierte er in Duokonstellationen mit dem Cellisten Rohan de Saram und dem Trompeter Markus Stockhausen. Überdies unterrichtete er 1996 Kontrabass bei den Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt. Er arbeitete mit Choreographen und Tänzern wie Virgilio Sieni, Hervé Diasnas und Patricia Kuypers sowie dem Theaterregisseur Rodrigo Garcia zusammen. Nicholas Chalk Frank Stadler

In eine musikalische Familie geboren, erhielt Nicholas Chalk zuerst Frank Stadler studierte an der Universität Mozarteum Salzburg bei Unterricht auf der Geige und fing mit 13 Jahren an, Kontrabass zu Helmut Zehetmair und Ruggiero Ricci. Er ist Konzertmeister des spielen. Er schloss seine Studien an der Glenn Gould School und an Mozarteumorchester Salzburg und Primarius des stadler quartett. der McGill University ab und verbrachte einige Sommer in Aspen Internationale Anerkennung fand die Einspielung der Lachenmann- und Domaine Forget. Quartette und eine Live-CD mit Werken von Friedrich Cerha Zu den bedeutsamsten künsterlischen Einflüssen seiner Entwicklung (erschienen bei Neos). Beim Label ‚Two Pianists‘ erschien eine Duo-CD zählen Ali Yazdanfar, Paul Ellison, Joel Quarrington, und François mit Werken von Schubert, Schumann und Janacek. (The Strad: „Frank Rabbath. In Kanada erhielt er mehrere Preise und Stipendien, darüber hinaus war er lange Stadler‘s impressively intense performance of Schumann‘s Second Sonata“.) Zeit in Montreal als Kammermusiker tätig. Nicholas Chalk lebt zurzeit in Oslo, wo er Mitglied der Norwegischen Oper ist. Isaac Chalk

Der kanadische Bratschist Isaac Chalk bekam eine reiche musikalische Magnus Andersson Schulung. Zusätzlich zu seiner Instrumentalausbildung arbeitete Magnus Andersson ist lange im Bereich der zeitgenössischen er eingehend als Chorsänger und war in seiner Jugend Schüler an Musik tätig und spielte eine bedeutende Rolle bei der Schaffung La Maîtrise des Petits Chanteurs du Mont-Royal. Isaac Chalk ist des modernen Gitarrenrepertoires. Er studierte am Trinity College Absolvent der McGill University, an der er mehrere Auszeichnungen of Music, London und an der Viotti Music Academy in Vercelli, erhielt, u.a. das Lloyd Carr-Harris String Scholarship und den Golden Italien. 1984 gründete Magnus Andersson die Gitarrenklasse an den Violin Award, das größte private Musikstipendium in Kanada. Im Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt, wo er bis Februar 2011 hatte er seinen Koerner Hall-Erstauftritt, in dem er das Bratschenkonzert 1996 lehrte. Er unterrichtet am Royal College of Music in Stockholm, von Béla Bartók mit dem Royal Conservatory Orchestra unter der Leitung von Julian Kuerti ist Gründungsmitglied der innovativen Kammermusik-Gruppe Ensemble SON und war aufführte. Isaac Chalk wurde großzügig von der Sylva Gelber Music Foundation und dem künstlerischer Leiter des Stockholm New Music Festivals 2006 und 2008. Canada Council for the Arts gefördert. Magnus Andersson erhielt 1985 und 1986 den schwedischen Gramophonpreis und wurde für den schwedischen Grammy 1992 nominiert. Er bekam den Komponisten Union David Eggert Interpretenpreis 1983 und den Kranischsteiner Interpretenpreis in Darmstadt 1984. David Eggert kommt aus Kanada und ist derzeit Assistent von Clemens Er hat zahlreiche wichtige zeitgenössische Kompositionen, darunter Werke von Ferneyhough, Hagen an der Universität Mozarteum Salzburg. Er gewann mehrere Sandström und Dillon, uraufgeführt. Preise bei internationalen Wettbewerben, darunter den ersten Preis beim Janigro Internationalen Cellowettbewerb in Zagreb 2008. Im letzten Jahr trat er als Solist in Kanada, Österreich, St. Petersburg, Istanbul und Berlin auf. David Eggert ist ein begeisterter Kammermusiker und Interpret zahlreicher zeitgenössischer Kompositionen. Reinhold Schinwald

Geboren in Salzburg, lebt und arbeitet in Graz. Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz bei Beat Furrer und Pierluigi Billone. Musiktheoriestudium bei Clemens Gadenstätter und Christian Utz. Toningenieurstudium an der Technischen Universität Graz. Aufführungen von Kompositionen beim Hörfest Graz, Steirischer Herbst, elektronischer Frühling, Komponistenforum Mittersill, Minoriten Graz, Taschenopernfestival 2011 u.a. Realisierung von live-elektronischen und elektroakustischen Werken für Klangaktionen im Gasteig München, Musik im Schömer Haus, Salzburger Festspiele, Alte Schmiede Wien sowie für das IEM-Graz, Mumuth Graz u.a. Mitarbeiter im Medienkunstlabor im Kunsthaus Graz von 2008 bis 2009.

Wolfgang Korb

Geboren am 3. November 1948 in Saarbrücken. 1972–78: Studium der Musikwissenschaft sowie der Literatur- und Sprachwissenschaft an der Universität des Saarlandes. 1978-85: wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fachrichtung Musikwissenschaft der Universität des Saarlandes (u.a. Lehrauftrag für den Kurs „Musikwissenschaft und Rundfunk“, der bis heute kontinuierlich fortgesetzt wird). 1976-85: Freier Mitarbeiter (Autorentätigkeit) bei verschiedenen Rundfunkanstalten. Seit 1985 Musikredakteur beim Saarländischen Rundfunk, zunächst zuständig für Wort- Musik-Sendungen (Magazin, Rezensionen, Gespräche, Feature u.a.), seit 1993 verantwortlich für den Bereich Kammermusik (Programm und Produktion) inklusive der Neuen Musik. Über viele Jahre tätig als künstlerischer Leiter von Konzertreihen („Meisterkonzerte“, „Ensemblekonzerte“, Festival „Mouvement“). Hauptsendung heute: „Mouvement“, donnerstags, 20:04-22:30 Uhr, auf SR 2 KulturRadio. Mitwirkung als Sprecher (Moderator und Rezitator) bei zahlreichen Produktionen und Programmen von SR 2 KulturRadio - u.a. mit der „Ursonate“ von Kurt Schwitters, „Sports et divertissements“ von Erik Satie, „Die Weise von Liebe und Tod des Cornet Christoph Rilke“ von Viktor Ullmann (Text: Rainer Maria Rilke) sowie John Cages „Lecture on nothing“ (als „Vortrag über Nichts“ in Ernst Jandls kongenialer Übersetzung).