BAG Antifaschismus Der Partei DIE LINKE. 1|22013
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Rundbrief 1|2 BAG Antifaschismus der Partei DIE LINKE. 2013 Vertragsarbeit in der DDR InHalt EDItORIal . 3 Yves Müller VERtRaGSaRBEIt In DER DDR Auf dem Weg zum Einwanderungsland . 4 Jörg Roesler »Unsere Regierung hat das im Abkommen gewollt.« . 10 Ulrich van der Heyden Abkommen . 28 Die DDR, ein anderer deutscher Weg? . 39 Patrice G . Poutrus aKtUEllES »Der polnische Mythos« – Neuheidentum und Nationalismus in Polen am Beispiel der Zadruga-Ideologie . 44 Philipp Schaab Neonazis im Notbetrieb Die neue Partei »DIE RECHTE« . 50 Roland Bach BERICHtE UnD InFORMATIOnEn Beiträge zur Diskussion um die Umbenennung der Bundesarbeitsgemeinschaft . 53 Horst Helas, Fritz Burschel, Sabine läffert, Mathias Günther HIStORISCHES »Wahlkampfspenden« für die Nazis im Februar 1933 . 57 Reiner Zilkenat In Memoriam Hanno Günther . 62 Günter Wehner Das BKA erinnert sich . 64 axel Holz Vielfalt zerstören: ein Versuch am 4. April 1933 in der Berliner Grenadierstraße . 65 Horst Helas REZEnSIOnEn Deutsche Rechtsextreme und ihr Umfeld aus nordamerikanischer Sicht . 67 Mario Keßler Das offene Geheimnis des Geheimgefängnisses . 69 Günter Wehner Tragische Irrwege: Antirassismus, Antisemitismus und Geschichtsrelativierung . 70 Mathias Wörsching »but catoff – secetacedoff«. Jugendcliquen in Weimarer Republik und Drittem Reich . 74 Yves Müller Altes und (wenig) Neues zur DDR-Vertragsarbeit . 76 Ulrich van der Heyden Auf dem Weg in einen »kalten Faschismus«? . 79 Heinz Engelstädter »Der Nazismus erklärte unserem Haus den Krieg«. Der Briefwechsel zwischen Heinrich und Klaus Mann . 82 Peter Fisch Ludwig Spiegel und Kleo Pleyer: Völkische im Doppelpack . 84 Renate Hennecke Deutscher Faustkampf . 88 Bente Gießelmann Die Weltgeschichte des Faschismus aus anarchistischer Sicht . 90 Mathias Wörsching »Ich sage das, was die Leute denken.« . 92 Yves Müller EDItorial Die sogenannte Demokratieerklärung, die das Bundesminis- nam und Mocambique angeworben wurden, leisteten einen terium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend den Initia- enormen Beitrag für die DDR-Wirtschaft . Ihre anwesenheit tiven, die Zuwendungen für ihre arbeit gegen Rechts abver- im »besseren« Deutschland war ebenso teil der »internatio- langt, ist in teilen rechtswidrig . Das zumindest stellte das nalen Solidarität« der sozialistischen Bruderstaaten . Dieser Dresdener Verwaltungsgericht im april 2012 fest und gab Erkenntnis zum trotz war der Einsatz ausländischer arbeits- dem Kläger, der Pirnaer Verein akubiz e .V ., Recht . kräfte für die DDR eine absolute notwendigkeit . So stellte Die Debatte über Sinn und Unsinn der »Extremismisklausel« sich der alltag in den Betrieben und Wohnheimen der »re- hat damit ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht . Vorausge- al existierenden« DDR oft anders dar . Unterschiedliche Pers- gangen war eine breit getragene Kampagne nicht nur gegen pektiven und Wahrnehmungen führen daher bis heute zu Ver- die Klausel selbst, sondern gegen das zugrunde liegende Ex- stimmungen und heftigen Kontroversen, wenn es um Fragen tremismusbild . Im Zuge dieser Diskussion musste sich auch nach staatlicher (Ungleich-)Behandlung von Vertragsarbeite- die Partei DIE lInKE und mit ihr unsere Bundesarbeitsge- rinnen und -arbeitern, nach rassistischen Ressentiments ge- meinschaft kritisch fragen, ob der Begriff des Rechtsextre- gen selbige in der DDR-Bevölkerung usw . geht . Die fragen mismus noch zeitgemäß ist und teil des aG-namens bleiben liegen auf der Hand: Wie funktionierte Migration in einer Ge- soll . Eine abstimmung, zu der alle Mitglieder der arbeitsge- sellschaft, die keine Einwanderungsgesellschaft war? Inwie- meinschaft aufgerufen wurden, sorgt nun für Klarheit: Unter fern waren die Verträge der DDR mit den Entsendestaaten recht hoher Beteiligung stimmte die Mehrheit für die Strei- durch Paternalismus und Bevormundung geprägt? Oder wa- chung des Rechtsextremismus-Begriffs und die Umbenen- ren es nicht auch die Entsendestaaten, die die Kontrolle über nung in »BaG antifaschismus« . Keinesfalls fiel das Ergebnis ihre Staatsbürger nicht abgeben wollten? Wie sah der alltag eindeutig aus und mit dieser Entscheidung soll die Kontrover- der Vetragsarbeiterinnen und -arbeiter in der DDR aus und se um Für und Wider von Begrifflichkeiten nicht ad acta ge- welche Kontakte gab es mit der »einheimischen« Bevölke- legt werden, doch zeigt die namensänderung, dass sich die rung? Wie rassistisch war diese tatsächlich? arbeitsgemeinschaft diesen Fragen stellt und die Zeichen der Weder auf diese noch andere Fragen gibt es eindeutige ant- Zeit erkennt . Um die Diskussion weiter voranzubringen, do- worten . Manche Fragen müssen vielleicht anders oder kön- kumentieren wir die als Für- und Gegen-Rede zur Streichung nen so gar nicht gestellt werden . Doch ist die auseinander- des Begriffs »Rechtsextremismus« gedachten Beiträge von setzung mit diesem »verordneten« Erbe als Facette des »real Fritz Burschel (für Umbenennung) und Horst Helas (gegen existierenden Sozialismus« für die heutige linke – als Par- Umbenennung) sowie die Stellungnahme von Sabine läffert tei wie als Bewegung – unumgänglich, will man sich die Ge- und Mathias Günther . schichte nicht von anderen diktieren lassen . Die Redaktion wünscht daher eine interessante lektüre und hofft auf eine Mit neuem namen widmet sich der vorliegende »Rundbrief« spannende Diskussion zum Schwerpunkt . einem nicht weniger kontroversen thema: als sich im Herbst vergangenen Jahres das Zentrum für Demokratie treptow-Kö- nicht zuletzt möchten wir dem Karl Dietz Verlag Berlin für die penick, eine bezirkliche netzwerkstelle im Berliner Osten, in neuerliche Unterstützung bei der Gestaltung des vorliegen- Zusammenarbeit mit der Rosa-luxemburg-Stiftung und Hel- den Heftes danken: So stellte uns der Verlag einige Fotogra- le Panke e .V . der Geschichte von Migration und Vertragsar- fien aus den Publikationen Kubaner im realen Paradies (Berlin beit in der DDR widmete, entbrannte eine heiß geführte Kon- 2007) sowie Abenteuer DDR. Kubanerinnen und Kubaner im troverse . Während die tageszeitung junge Welt diese Form deutschen Sozialismus (Berlin 2011) zur Verfügung . der Erinnerungspolitik einseitig und »fragwürdig« fand, mach- ten sich die tageszeitung (taz) und neues Deutschland daran, anmerkung: Im Editorial des Heftes 3–4/2012 heißt es auf selbst nachzufragen und über die Situation von Vertragsar- S .3, dass einige der abgedruckten Dokumente aus dem ehe- beiterinnen und Vertragsarbeitern zu berichten . Die Rosa- maligen Staatsarchiv Potsdam nach dessen auflösung in für luxemburg-Stiftung selbst stellte in einer auswertung selbst- uns unbekannte archive verbracht worden seien . Unser le- kritisch fest, »dass sie in manchen Formen der Präsentation ser Kurt Metschies (Potsdam) weist uns darauf hin, dass die und Zusammenstellung der Reihe ›ungeerdet‹ zu Werke ge- Bestände des Staatsarchivs Potsdam mittlerweile im landes- gangen waren und dass der Eindruck einer ›Generalabrech- hauptarchiv Brandenburg bzw .– soweit es sich um akten des nung‹ mit der DDR entstanden war« . Polizeipräsidiums Berlins handelt – im landesarchiv Berlin verwahrt werden . Dort könnten auch die aktuellen Signatu- Um eine Generalabrechnung soll es auch beim Schwerpunkt- ren ermittelt werden . Wir danken für diesen Hinweis! thema dieses »Rundbriefes« nicht gehen . Die tausenden aus- ländischen Vertragsarbeiter, die mehrheitlich aus Kuba, Viet- Yves Müller 3 VERtRaGSaRBEIt In DER DDR Auf dem Weg zum Einwanderungsland1 Nur billige Arbeitskräfte und kaum geduldete Fremde? Zur Situation der Vertragsarbeiter in der DDR während der 1970 er und 1980 er Jahre Mit »Bruderland ist abgebrannt!« hat die Rosa-luxemburg- derthalb Millionen sollten es im Zeitraum 1966 bis1970 wer- Stiftung in diesem Jahr eine Veranstaltungsreihe des Zent- den – beschäftigen könnte . rums für Demokratie treptow-Köpenick gefördert . In dieser angesichts dessen war es nicht verwunderlich, dass der von Reihe wurde der staatsoffizielle »antifaschismus« einer kri- den DDR-Vertretern im deutsch-polnischen Wirtschaftsaus- tischen ausleuchtung unterzogen, ebenso wurden Formen schuss gegenüber den polnischen Kollegen geäußerte Vor- des Rassismus in der DDR-Gesellschaft sowie antisemitis- schlag, auf der Basis individueller Verträge »polnische ar- mus und das auftreten von neonazis thematisiert . Von teilen beitskräfte in der DDR längerfristig zu beschäftigen bzw . in der linken Öffentlichkeit ist insbesondere die auftaktveran- die DDR umzusiedeln«, dort zunächst auf positive Resonanz staltung mit Irritation und Verärgerung aufgenommen wor- traf 3. Doch in der Führung der polnischen Kommunisten über- den . Von einer »Delegitimierung« der DDR war die Rede . Die wogen die Bedenken . Die nachricht über einen »Verkauf« pol- positiven aspekte der DDR-Gesellschaft, die viele im neoli- nischer arbeitskräfte an einen deutschen Staat würde die beralen Wiedervereinigungsstaat schmerzlich vermissen, will Frage, warum denn in Polen nicht genügend arbeitsplätze niemand infrage stellen – vielmehr ist eine differenzierte, wis- vorhanden wären, zu einem Problem für die Parteiführung senschaftlich gestützte aufarbeitung etwa zur Situation von machen . Die Verhandlungen wurden abgebrochen . Der Ver- Vertragsarbeiterinnen und -arbeitern unser anliegen . Diesem such der DDR, ihr arbeitskräfteproblem über Einwanderung Ziel dient auch die Veröffentlichung des vorliegenden Stand- zu beheben, war damit gescheitert . punkte-Papiers . In naher Zukunft wird ein weiterer Stand- Im Rahmen des RGW war anfang der 1960 er Jahre ange- punkt erscheinen, der sich mit der Geschichte