rchideen urier Ausgabe Mai/Juni 3/13 OVereinsblatt der Österreichischenk Orchideengesellschaft

Coelogyne cristata Titelfoto: DI Erich Wildburger

Außerdem: Maxillaria platypetala Orchideenausstellung in Villach

1 ÖSTERR. ORCHIDEEN- ZU DIESER AUSGABE GESELLSCHAFT

Liebe Leser! PRÄSIDENT Ausstellungen und kein Ende DI Erich Wildburger, 0664/50 47 482, [email protected] Diese Ausgabe des OK enthält wieder viele Berichte von Aus- VIZEPRÄSIDENT/IN stellungen, welche die einzelnen Gruppen im heurigen Jahr ver- Petra Stegny, 0676/96 32 011, anstaltet haben. Ausstellungen sind die wichtigste Möglichkeit, [email protected] mit der sich die ÖOG und deren Zweigvereine in der Öffentlich- Herbert Lukasch, 0660/91 24 791, keit präsentieren können. Findet dabei auch eine Pflanzentaufe [email protected] Erich Orelt, 07221/730 68, statt, für die man eine(n) prominente(n) Patin/Paten gewinnen [email protected] konnte, so ist einem das Medienecho sicher, was sich zumeist positiv auf die Besucherzahlen auswirkt. SCHRIFTFÜHRER/KASSIER/ MITGLIEDERSERVICE Für viele Besucher und nicht nur für diese sind nicht allein die Erika Tabojer, 2601 Sollenau, tollen Pflanzen wichtig. Mit wachem Interesse und kritischem Birkengasse 3, Tel./Fax: 02628/472 09, [email protected] Blick werden auch die vergebenen Medaillen begutachtet. Diese Auszeichnungen sind nicht nur für das Publikum wichtig, dem es bestätigt, eine Anzahl von Spitzenpflanzen zu sehen. Auszeich- nungen bedeuten vor allem für die Züchter, dass sie gute Arbeit SONSTIGE KONTAKTE: geleistet, sowie für die Händler, dass sie auf hochwertige Quellen Zugriff haben. Für den Liebhaber ist eine Medaille die Bestäti- MITGLIEDERSERVICE WIEN gung für die erfolgreiche Kultur sowie für das gute Auge beim Bei Anfragen wenden Sie sich bitte an Petra Stegny Einkauf seiner Pflanzen. Auch wenn der EOC 2015 von der Wie- (Kontakt siehe oben) ner OG abgesagt wurde und somit kein sofortiger Handlungsbe- darf besteht, wird die ÖOG schon aus Gründen der Glaubwürdig- REDAKTION OK keit nicht umhin können, endlich einheitliche Richtlinien für die Werner Blahsl, 2544 Leobersdorf, Bewertung auszuarbeiten. Schön wäre es, wenn wir in Hirsch- Goethegasse 6, stetten 2014 schon einen ersten Probelauf fahren könnten. Daher [email protected] bitte ich alle Zweigvereine, sich ernsthaft darüber Gedanken zu Weitere Kontaktadressen machen und mir bei der heurigen GV schon erste Vorschläge zu finden Sie bei der Programmvorschau unterbreiten. am Ende des Heftes WWW.ORCHIDEEN.AT Erich Wildburger, Präsident Redaktionsschluss für Heft 4/13 22. Mai 2013

Pongauer Orchideenverein KLEINANZEIGEN Im März wurde mit einem Festakt die Vereinsgründung des private Orchideensammlung Pongauer Orchideenvereins gefeiert. Unser Präsident war zur zu verkaufen: Eröffnung geladen und wird in der nächsten Ausgabe darüber ca. 90 Stück Paphiopedilen, ausführlich berichten. Wir möchten diesem neu gegründeten Ver- ca. 40 Stück Cattleyen, Laelien ein herzlich gratulieren und wünschen viel Erfolg bei unserem gemeinsamen Hobby. Bei Interesse wenden Sie sich Nachstehend finden Sie einen Link zu einem kurzen Beitrag über bitte an Herrn Günther Hatschka unter: 0688/861 19 39 die Gründungsfeier. http://www.rts-salzburg.at/content/show/id/2535 2 Miltonia – eine Orchidee, die viele Pflege- fehler verzeiht Dr. Reinhilde Brunner

Vor einigen Jahren, als ich in der Orchideen- Fenster die Außentemperatur von bis zu 30 Grad. haltung noch gänzlich unerfahren war, habe ich Was ich meinen Miltonien aber bieten kann, ist mir – ohne viele Gedanken zu verschwenden, wie eine entsprechende Nachtabsenkung, und zwar im diese Pflanze zu pflegen ist – auf die Schnelle eine Winter mittels Raumthermostat und im Sommer Miltonia zugelegt. Ihre Blüten haben mich damals über die offenen Fenster von jeweils ca. 5 Grad. so „in den Bann gezogen“, dass ich sie einfach Weiters bekommen meine Miltonien eine zu ge- kaufen musste. Und ich bereue diesen Kauf bis ringe Luftfeuchtigkeit. Ich merke aber schon, dass heute nicht. die Miltonien in jenen Räumlichkeiten (Küche, Später erst, als aus meiner Miltonia bereits mehr Bad), wo es eine höhere Luftfeuchtigkeit gibt, als 20 Pflanzen geworden waren (sie wächst besser gedeihen und mehr Blüten und längere sprichwörtlich „wie der Teufel“), habe ich mich Blätter hervorbringen als in jenen Räumen, wo es übers Internet kundig gemacht, wie meine Miltonia trockener ist. eigentlich zu pflegen sei. Und ich staunte nicht Weil ich viel unterwegs bin, passiert es mir schlecht: Im Internet, wo man auf unzählige manchmal, dass meine Miltonien komplett aus- Pflegehinweise zurückgreifen kann, findet man trocknen. Das Austrocknenlassen nehmen sie mir unter anderem für die Miltonia folgenden Hinweis: aber übel und strafen mich dann mit „Zieh- • Standort: halbschattig, hell mit etwas harmonikablättern“ oder vereinzelt braun werden- Morgen- und Abendsonne den Blättern. • Gießen: durchdringend oder tauchen, So manchmal muss ich meinen Miltonien bei den darf nie austrocknen Blüten „Geburtshilfe“ leisten, damit die Blüten KLEINANZEIGEN • Temperatur: Winter 15 bis 18 Grad, nicht zwischen den Blättern stecken bleiben. Wenn private Orchideensammlung Sommer 17 bis 22 Grad sie dann blühen (und das tun sie bei mir angesichts zu verkaufen: • Luftfeuchtigkeit: zwischen 60 und 80%. der Stückzahl dann zu mehreren gleichzeitig), ist ca. 90 Stück Paphiopedilen, Weil ich meine Miltonien nur in den normalen das eine richtige Augenweide, und sie verströmen ca. 40 Stück Cattleyen, Laelien Wohnräumen am Fensterbrett kultiviere, begehe besonders in den Morgenstunden einen herrlich ich mehrere Pflegefehler, die mir meine Miltonien süßen Duft. Bei Interesse wenden Sie sich aber alle verzeihen. Aus Zeitgründen und mangelnder Erfahrung habe bitte an Herrn Günther Hatschka Ich kultiviere meine Miltonien bei zu hoher Tem- ich mich bisher nicht darüber getraut, meinen unter: 0688/861 19 39 peratur – in den Wohnräumen im Winter tagsüber Miltonien einen Sommeraufenthalt im Freien zu sicher über 22 Grad, im Sommer über die offenen bieten. 3 Meine Miltonien gedeihen trotz dieser Pflegefehler – abgesehen vom vereinzelt auftretenden „Ziehhar- monikawuchs“ und den vereinzelt braun werden- den Blättern – sehr gut, sodass ich diese Orchidee auch Anfängern empfehlen kann. Sie blühen regelmäßig alle Jahre im Mai/Juni. 2012 hatte ich ausnahmsweise von Mai bis in den Dezember hinein blühende Nachzügler. Woran das wohl liegt? Ich weiß es nicht, gehe aber davon aus, dass das wohl auf meine Pflegefehler zurückzufüh- ren sein wird.

WIENER ORCHIDEENGESELLSCHAFT

In der Generalversammlung der Wiener Blumengärten Hirschstetten in Wien vom Orchideengesellschaft am 7. März 2013 wurden 15.–23.2.2014 in vergrößerter Form in zwei Glas- Frau Petra Stegny als Kassierin und Herr Erich häusern wurde einstimmig beschlossen. Havlicek als Schriftführer-Stellvertreter einstim- Interessierte Mitglieder, die aktiv mitarbeiten mig gewählt. Der Vorstand wurde für das Jahr möchten, sind aufgerufen, sich unter 2012 entlastet und die übrigen Vorstandsmitglieder [email protected] zu melden. in ihren Funktionen bestätigt. Wilhelm Mejstrik, Schriftführer Die Durchführung der 9. Orchideenschau in den

LANDESGRUPPE NIEDERÖSTERREICH/BURGENLAND

Die Kassierin Erika Tabojer und der Vorstand Frau Eva Savera wurde als 2. Rechnungsprüferin wurden am 29. März 2013 für das Jahr 2012 von einstimmig gewählt. den Mitgliedern einstimmig entlastet. Der Vorstand

Verkauf von Orchideensämlingen Vermehrung über Nodien und asymbiotische Aussaat. Auf Anfrage führen wir auch Auftragsaussaaten durch.

Orchideenvermehrung Ederer Versand innerhalb der gesamten EU! www.orchideenvermehrung.at Nach Terminvereinbarung können Sie uns auch direkt besuchen kommen. Orchideenvermehrung Ederer Gartensiedlung 16 Tel.: +43/2167/202 75 7100 Neusiedl am See [email protected]

4 R. hagsaterianum, Mexiko R. insleayi, Mexiko

Rossioglossum splendens und hagsaterianum eine Klärung von Franz Fuchs und Herbert Reisinger

1868 beschrieb H. G. Reichenbach eine neue Vari- Gruppe aus Österreich den Standort und brachte etät des insleayi als var. splendens Pflanzen und Samen nach Europa. Von dieser (lat. herausragend). Die Pflanze war einigermaßen Exkursion dürfte ein Gutteil der heute in Europa verbreitet in der Kultur, denn 1888 wurde sie in der verbreiteten Pflanzen stammen. Für die Vermeh- Reichenbachia (Band 1) auch abgebildet. Im Laufe rung und Verbreitung dieser ursprünglich nicht in der Zeit verschwand sie aber aus den Kulturen und den Sammlungen vertretenen Pflanze ist insbeson- auch der Naturstandort blieb verschollen. dere Herrn Herbert Heuberger zu danken. Zu Beginn der siebziger Jahre des letzten Jahrhun- In den Folgejahren kehrte Ruhe ein – die Pflanzen derts tauchte aus der Umgebung von Tepic (Bun- gediehen, erfreuten ihre Besitzer und wurden auch desstaat Nayarit in Mexiko) ein neues, auffallend zur Zucht eingesetzt. Heute ist diese Pflanze aus braunes Odontoglossum aus dieser Verwandtschaft den beiden mexikanischen Bundesstaaten Jalisco auf. Der amerikanische Geologe Dr. George Ken- und Nayarit bekannt. Rossioglossum insleayi nedy brachte diese Pflanzen als Erster in Kultur. kommt südlich davon in den Bundesstaaten Jalis- Der Orchidologe L. A. Garay studierte die neue co, Michoacan, Mexico, Guerrero und Oaxaca vor. Pflanze und brachte sie mit dem verschollenen In weiterer Folge, so zum Jahrtausendwechsel, Rossioglossum insleayi var. splendens in Ver- tauchten in Mexiko neue braune Rossioglossen bindung. Er erkannte, dass sie sich deutlich von auf. Sie glichen mit ihren dünnen Petalen eher dem Odontoglossum insleayi unterschied und wertete insleayi. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich auch sie gemeinsam mit Kennedy als neue Art auf. noch keiner die Mühe gemacht, den Original- Gleichzeitig trennten sie die Tigerorchideen als Herbarbeleg aus dem in Wien befindlichen neue Gattung Rossioglossum von Odontoglossum Reichenbach-Herbar mit den unter diesem Namen ab, sodass der korrekte Name für diese Pflanze in Kultur befindlichen Pflanzen zu vergleichen. nunmehr Rossioglossum splendens (Rchb.f.) Garay Dies holte der Mexikaner Soto Miguel Angel & Kennedy lautete. Arenas nach, und er kam zu erstaunlichen Ergeb- Ende der Siebzigerjahre besuchte auch eine nissen: 5 R. insleayi, Mexiko R. Maria Heuberger (hagsaterianum x grande)

Die Pflanze, die seit 30 Jahren als Rossioglossum (Bundesstaaten Nayarit, Jalisco). splendens in Kultur ist, stimmt nicht mit den Pflan- Die Blütezeit dieser Pflanze liegt meist im Spät- zen, die Reichenbach bei seiner Beschreibung vor herbst (Oktober/November). Die Pflanze mit den sich hatte, überein. Vielmehr gibt es eine Über- schmäleren Petalen und auch einem etwas höheren einstimmung mit der neu aufgefundenen Pflanze. Gelbanteil ist Rossioglossum x splendens, welche Er zog daraus den einzig möglichen Schluss und im Bereich des gemeinsamen Vorkommens der gab 2002 dem splendens der Kulturen einen neuen Eltern aus Jalisco bekannt ist. Sie blüht tendenziell Namen: Rossioglossum hagsaterianum S. Arenas. etwas später, bis in den Dezember hinein. Rossio- In Jalisco wachsen an einigen Fundorten Rossio- glossum insleayi ist eher variabel mit der Blütezeit glossum hagsaterianum und insleayi zusammen und blüht zwischen August und Februar. und bilden Naturhybriden aus. Dadurch entstehen Die bekannteste Hybride mit Rossioglossum hag- vielgestaltige Hybridschwärme, und es liegt die saterianum ist die Hybride Maria Heuberger, die Vermutung nahe, dass die verschiedenen Varietäten Kreuzung mit dem . des Rossioglossum insleayi aus diesem Hybrid- schwarm beschrieben wurden. Einige der beschrie- Kultur benen Varietäten sind: Rossioglossum insleayi var. Alle oben behandelten Arten genießen einen splendens, var. pantherinum und var. leopardinum. sommerlichen Freilandaufenthalt im Halbschatten. Die Blüten dieser Varietäten sind alle etwas größer Nicht zu trocken halten und öfter düngen. Die als die des R. insleayi und dunkler ausgefärbt, kühle Jahreszeit sollten sie im kühlen Haus bei erreichen aber nicht die Größe von Rossioglossum Tagestemperaturen über 15° C und einer guten hagsaterianum. nächtlichen Absenkung verbringen. Dabei eher Als Schlussfolgerung sollte die richtige Rossio- trocken halten, aber nicht für längere Zeit austrock- glossum splendens als Naturhybride Rossioglos- nen lassen. sum x splendens (Rossioglossum hagsaterianum x Rossioglossum insleayi) angesehen werden. Kritisch ist das zumindest alle 3 Jahre notwendige Mittlerweile ist auch diese Naturhybride in der Umsetzen: Die Pflanzen reagieren sehr empfindlich Kultur gut verankert (erneut durch die erfolgreiche auf Störungen im Wurzelbereich. Umpflanzen am Vermehrung von Herrn Herbert Heuberger), sodass besten im Frühling bzw. Frühsommer. dem Liebhaber beide Typen zur Verfügung stehen. Die angeblich gute Zimmerorchidee ist nach dem Zusammenfassend lässt sich sagen: Einzug der Dreifachverglasung und der Zentralhei- Die braune Pflanze mit den relativ breiten Petalen zungen kein einfacher Pflegling auf der Fenster- und der dadurch recht geschlossenen Blüte ist bank mehr. Allenfalls kommt ein kaum geheiztes Rossioglossum hagsaterianum, eine eigenständige, Schlafzimmer oder eine gut durchlüftete Küche, gut abgegrenzte Art aus dem nördlichen Mexiko allenfalls ein kühles Stiegenhaus in Frage. 6 Maxillaria platypetala, Ruiz & Pavon 1798 Dr. Norbert Baumbach

Bei meinem Vortrag in Bad Fischau (Niederöster- nicht vertragen und benötigen eine starke Nacht- reich) im November des vergangenen Jahres fragte absenkung der Temperatur. mich Herr Blahsl nach einer Maxillaria mit charak- Ende August waren die beiden neuen Triebe voll teristisch hängenden Blüten. Nach seiner Beschrei- entwickelt, und drei weitere Neutriebe hatten sich bung konnte es sich eigentlich nur um Maxillaria gebildet. Parallel dazu entdeckte ich zwei weitere platypetala handeln, und einige Fotos der Pflanze, Triebe, je Bulbe einer, die ich für Blütentriebe die er mir später übermittelte, bestätigten diese hielt. Zuerst wuchsen sie eine ganze Weile parallel Vermutung. zum Substrat, bis sie eine Länge von 1,5–2 cm erreicht hatten. Erst dann begannen sich die beiden Ich besitze auch eine Pflanze dieser Art und Infloreszenztriebe langsam aufzurichten. möchte hier kurz deren Geschichte erzählen. Bis Mitte September waren sie ansehnlich ge- Gekauft habe ich die Pflanze im Frühjahr 2012 in wachsen. Die Infloreszenzen der Maxillaria nutans Dresden von einer Händlerin aus Lloja (Ecuador) erreichen Längen von mehr als 20 cm, und auch als Maxillaria nutans in einem recht bemitleidens- die Blütenknospen waren bereits gut ausgebildet. werten Zustand, aber für einen angemessenen Nun stand meine Reise nach Ecuador bevor, und Preis. Die Pflanze war recht kräftig, und so hoffte ich befürchtete, dass ich meine „Maxillaria nutans“ ich, sie trotz ihres Zustandes am Leben erhalten nicht im blühenden Zustand sehen würde. zu können. Zu Hause angekommen, topfte ich Nach meiner Rückkehr aus Ecuador, Mitte sie in Pinienrinde mit etwas Sphagnum und Torf. Oktober, erfuhr ich, dass meine Maxillaria am Tag Maxillarien dieser Größe wachsen auf dem Boden zuvor aufgeblüht war. Sie hatte tatsächlich auf in meist humusreichem Substrat. mich gewartet. Und, was soll ich sagen, meine Sie wuchs sofort weiter, und selbst die beiden Maxillaria nutans war eine Maxillaria platypetala. Neutriebe entwickelten sich gut. Über den Sommer Die zweite Blüte öffnete sich etwa zwei Wochen stehen meine Pflanzen im Freien. Besonders die später, und die Haltbarkeit beträgt etwa drei großblütigen Maxillarien können große Wärme Wochen. 7 Ruiz und Pavon sowie einer Zeichnung aus Reichenbachs Herbarium. 2001 wurde durch McIllmurray und Oakeley im Archiv des Königlichen Botanischen Gartens von Madrid eine Zeichnung von Isidoro Galvez gefunden, die nach der Originalpflanze vonR uiz und Pavon angefertigt worden und für die Publikation im Systema vegetabilium florae peruvianae et chilensis Toma 7 vorgesehen war. Dieser Band wurde leider aus Geldmangel der spanischen Regierung Die Gattung Maxillaria wurde 1794 durch die nicht publiziert. Die Finanzen wurden für die beiden spanischen Botaniker H. Ruiz und Verteidigung Spaniens gegen Napoleon verbraucht. J. Pavon in Florae Peruvianae et Chilensis Somit wurde die Auffassung Garays bestätigt, Prodromus: 116, t.25 eingeführt. Neben und Maxillaria platypetala gilt heute als einer kurzen lateinischen Analyse enthält die anerkannter Typus der Gattung Maxillaria. Beschreibung einen Kupferstich von Felix Maxillaria platypetala ist eine große, terrestrisch Prieto. Die Zeichnung besteht aus der oder seltener epiphytisch wachsende, büschelige Blütenansicht von vorn und seitlich, Säule Pflanze. Die dicht stehenden Pseudobulben sind und Lippe seitlich, den Pollinien und einer elliptisch, etwa 3–4 cm hoch, 1 cm breit, etwas Samenkapsel. Leider wurde der Artname der hier abgeflacht und von ein oder zwei blattbildenden abgebildeten Pflanzenteile nicht erwähnt. Niederblättern dicht umschlossen und tragen In der ersten Ausgabe ihrer späteren Systema ein einzelnes langes, lanzettliches Blatt. Die vegetabilium florae peruvianae et chilensis 1 : 219 Blattspreite ist bis zu 45 cm lang und bis zu 6 cm (1798) wiederholen Ruiz und Pavon ausführlich breit. Der Blattstiel (Petiole) ist gefaltet und bis zu die lateinische Diagnose ihrer Gattung Maxillaria, 15 cm lang. aber wiederum, ohne einen Typus der Gattung zu Der Blütenstand besteht aus einzelnen Blüten, die benennen. an 15–25 cm langen Infloreszenzstielen am Fuß Außerdem beschreiben sie auf den folgenden der Bulbe aus den Niederblättern erscheinen. Diese Seiten einige neue Arten in der Gattung Maxillaria, sind von fünf bis acht Brakteen umschlossen. u. a. auch Maxillaria platypetala, aber ohne Der Fruchtknoten ist gebogen, etwa 2 cm lang, Illustration. rinnig und von einer Braktee bis etwa zur Mitte Die Suche nach dem Typus der Gattung Maxillaria eingehüllt. begann mit Acuña 1939. Er schlug vor, Die Blüten sind im Durchmesser etwa 40 x 35 mm Maxillaria longipetala Ruiz et Pavon als Typus zu groß, weiß, mit einer weißen bis elfenbeinfarbenen erklären. Diese Art war zusammen mit Maxillaria Lippe, die an der Basis gelegentlich purpurn platypetala 1798 beschrieben worden. Allerdings gefärbt ist. Charakteristisch ist ihre überhängende war Lesly Garay der Ansicht, dass es sich bei Position, die sie von den meisten anderen dieser Art um eine Species aus der Gattung Lycaste großblütigen Maxillarien unterscheidet. handelte, und überführte sie (fälschlicherweise) in Die Sepalen sind 4 cm lang, elliptisch zugespitzt, Lycaste longipetala. meistens an den Spitzen etwas zusammengedreht 1997 schlug L. Garay Maxillaria platypetala als und bilden am Säulenfuß eine kinnartige Wölbung. Typus der Gattung Maxillaria vor und begründete Die Petalen sind 3–3,5 cm lang, von ähnlicher seinen Standpunkt mit der Typuszeichnung Form wie die Sepalen, nicht oder kaum nach von Felix Prieto und der Beschreibung von außen gebogen, sondern lang gestreckt und nahe 8 an der Säule anliegend. Die Lippe ist 2 cm lang, Der Kallus ist zungenförmig. Die Oberfläche dreilappig mit aufrecht stehenden Seitenlappen, die der Lippe ist samtig. Die Säule ist etwa 19 mm sich zur Spitze hin aufspreizen und in einem nach lang, weiß, bogenförmig mit einem ausgeprägten vorn abgewinkelten Mittellappen auslaufen. Der Säulenfuß. Vier gelbe Pollinien sind paarweise Rand der Lippe ist gelb, wulstig und etwas gewellt. angeordnet.

Zeichnung aus Ruiz & Pavon 1794

Literatur: ATWOOD, G. CARNEVALI & DODSON (2004): Maxillaria platypetala RUIZ & PAVON the Type Phylogenetics of Maxillariinae (), in for the ; Orchid Review 109: 49-51 WWW.flmnh.ufl.edu/herbarium PRIDGEON, A.M., PH. CRIBB, M.W. CHASE & BAUMBACH, N. (2013): Maxillaria platypetala F.N. RASMUSSEN (Hrsg.) (2009): Genera Orchi- Ruiz et Pavon, Die Orchidee 64(2), in Druck dacearum Volume 5, (Part two), BLANCO, M.A., G. CARNEVALI, W.M. WHIT- Maxillaria, 166-174 TEN, R.B. SINGER, S. KOEHLER, N.H. WIL- RUIZ, H., J. PAVON (1794): Florae Peruvianae et LIAMS, I. OJEDA, K.M. NEUBIG & L. ENDA- Chilensis Prodromus: 116, t.25 RA (2007): Generic realignments in Maxillariinae RUIZ, H., J. PAVON (1798): Systema vegetabili- (Orchidaceae), Lankesteriana 7: 515-537 um florae peruvianae et chilensis 1: 221 CHRISTENSON, E.A. (2002): Maxillaria an SAUVETRE, P. (2009): Les Maxillarias, Editions overview, Proceedings of the 16th World Orchid BELIN, 206-207 Conference, 279-290 WHITTEN, W.M., M.A. BLANCO, N.H. WIL- DODSON, C.H. & P.M. (1989): Icones Plantarum LIAMS, S. KOEHLER, G. CARNEVALI, R.B. Tropicarum, Serie II, Platte 536 SINGER, ENDARA, L. & K.M. NEUBIG (2007): GARAY, L.A. (1997): The identity of the type Molecular phylogenetics of Maxillaria and related drawings of Maxillaria Ruiz & Pavon; genera (Orchidaceae, ), based on Maxillarieae 1:3-5 combined molecular data sets, American Journal of MCILLMURRAY, M. & H. OAKELEY (2001): Botany 94: 1860-1889 9 Fotos: DI Erich Wildburger

Erich Wildburger berichtet über die Orchideenausstellung in Villach

Im gewohnten 3-Jahre-Rhythmus veranstaltete der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtgartens, Kärntner Orchideenverein vom 14. bis 17. Februar deren tatkräftige Hilfe vieles ermöglicht hat. erneut eine internationale Orchideenausstellung im Eine Hälfte der Schau war nur mit den Pflan- neuen Glashaus des Stadtgartens Villach. Wie in zen unserer Mitglieder bestückt, während in der den vergangenen Jahren waren unsere Mitglieder zweiten Hälfte die ausstellenden Gärtner ihre mit Feuereifer bei der Sache und gestalteten eine Schaustände hatten. Vom Schaubereich räumlich überaus sehenswerte Schau. Aufgrund der Erfah- getrennt, aber mit diesem verbunden, waren die rungen aus den vergangenen Jahren haben wir Verkaufsstände der Firmen Currlin, Glanz und heuer unseren Rindendekor (30 m³ Lärchenrinde) Kopf aus Deutschland sowie Handlbauer aus schon eineinhalb Wochen vor Beginn der Ausstel- Österreich. lung ins Glashaus gekarrt, sodass genug Zeit war, Besonders erfreulich war die hohe Qualität der um eventuell vorhandene Schnee- und Eisreste ausgestellten Pflanzen, was sich auch in den Ergeb- vollständig abzutauen. nissen der Bewertung zeigte. Goldmedaillen gin- Wie in den Jahren zuvor übernahm der Bürger- gen an Hilde Brandner für eine Coelogyne cristata meister der Stadt Villach den Ehrenschutz der Ver- sowie eine Dendrobium-kingianum-Hybride, die anstaltung, zugleich unterstützten uns Leitung und zugleich Champion der Schau bei den Liebhabern 10 wurde, und an Elisabeth Hihn für ihre liebevoll gestaltete Minivitrine. Ebenfalls Gold in Form eines Sonderpreises ging an Gerhard Raschun, der einen Stand mit den unterschiedlichsten Farb- und Formvarianten von Leberblümchen ausstellte.

Dass die Händler hervorragende Pflanzen zur Schau stellten, muss nicht extra erwähnt wer- den. Die meisten Medaillen eroberte wie immer Franz Glanz, der gleich vier Goldene errang, von denen je eine an ein tetraploides Phragmi- pedium besseae sowie an die Kovachii-Hybride Phragmipedium Peruflora ging. Am Freitag gab es im Lindenhof unseren traditionellen Händlerabend, an welchem sich Mitglieder und Händler zum gemeinsamen Abendessen trafen. An diesem Abend wurden den Händlern auch die Urkunden der Pflan- zenbewertung übergeben, die Übergabe der Urkunden an die Mitglieder erfolgte im Rahmen des Vereinsabends am 22. Februar.

Abschließend sei bemerkt, dass Besucher, Händler und unsere Mitglieder höchst zufrieden mit dem Verlauf der Ausstellung waren, sodass wir der nächsten Ausstellung in drei Jahren mit Zuversicht entgegensehen. Foto: Elisabeth Kerschbaum 11 Am 14.2. besuchte ich kurz die Villacher Orchideenausstellung. Es gab ein reiches Angebot an Pflanzen, Hybriden und Natur- formen. Die Ausstellungsfläche war sehr schön dekoriert und es gab auch zahlreiche Medaillen- pflanzen. Die Orchideen waren in tadellosem Kulturzustand. Bezaubernd war ein Naturbeet von Raschun und eine kleine Pflanzenvitrine mit Miniaturen. Danke an die Veranstalter für die überaus gelungene Arbeit, die herzliche Begrüßung, die Einla- dung und die tolle Verpflegung meiner Wenigkeit.

Elisabeth Kerschbaum besuchte die Orchideenausstellung in Villach

Fotos: Elisabeth Kerschbaum

Gärtnerei Giselher Cramer Orchideenzucht - Gartenbau Zum Steiner 11 83483 Bischofswiesen / Bayern Tel.: +49 (0)8652 94 49 03

Web: www.cramer-orchideen.de E-Mail: [email protected]

Um telefonische Anmeldung wird gebeten.

12 Unser Gründungsmitglied, Herr OGMT Walter Vöth (*31.1.1919), hat unzählige wissenschaftliche Arbeiten verfasst und diese auch zahlreich im In- und Ausland publiziert. Wir möchten Ihnen diese Beiträge nicht vorenthalten.

Walter Vöth, Ehrenmitglied

Die Abhängigkeit des Roten Waldvögeleins von der Pfirsichblatt-Glockenblume

Sachkundige besuchen zur Blütezeit des Roten Chelostoma fuliginosa, Megachilidae. Diese Insek- Waldvögeleins, Cephalanthera rubra, jährlich oder ten werden nicht nur auf dem Roten Waldvögelein, in mehrjährigen Abständen deren Populationen. sondern auch in den Blüten der Pfirsichblatt- Einerseits, um sich an den purpurrosa Blüten Glockenblume Campanula persicifolia und seltener der Orchidee zu erfreuen, andererseits, um die in denen der Nessel- bzw. Knäuel-Glockenblume Vermehrung oder den Rückgang des Bestandes zu C. trachelium bzw. C. glomerata, Campanulaceae, verfolgen. angetroffen. Die Standorte sind in sehr unterschiedlichen Diese Bienen sind für die Glockenblumen keine Biotoptypen zu finden. Der Lebensraum kann ein Bestäuber. Dazu sind sie infolge ihrer Körpergrö- vergraster Waldweg, eine abseitige Lichtung, eine ße von 7 bis 9 mm und der fehlenden Behaarung, locker verbuschte Böschung oder ein Waldrand am ausgenommen an der Bauchseite, nicht befähigt. Berghang sein. Die Böden dieser Standorte sind Als effektive Bestäuber wurden die örtlich anzu- durchwegs nährstoffarm, basenreich und während treffenden Erd-, Stein- und Feldhummeln Bombus der Sommermonate übertrocknet. Gelegentlich ist terrestris, B. lapidarius und B. pascuorum, Apidae, ein einzeln stehendes Individuum an einer bisher ermittelt. orchideenfreien Stelle anzutreffen. Solche Einzel- Diese Hummeln können aufgrund ihrer an die pflanzen wecken mitunter das Interesse für ihre Größe der Blüte angepassten Körper und ihrer Weiterentwicklung zu einem größeren Bestand. dichten Behaarung den Pollen für die Bestäubung Häufig erlischt nach einigen Jahren des Blühens übertragen. das Individuum. Eine solche Feststellung wird dann Beobachten wir vorerst einmal das Aufblühen der mit der Bemerkung quittiert, das sei eben kein für Pfirsichblatt-Glockenblume, auch als Beispiel für das Rote Waldvögelein geeigneter Standort. Diese die beiden anderen erwähnten Arten. Die anfangs Bemerkung entspricht nicht immer der Wahrheit. aufrecht stehende Knospe senkt sich während ihrer Träfe sie zu, hätte sich die Einzelpflanze an diesem Anthese abwärts. Am Griffelboden, an der Basis Standort gar nicht entwickeln können. Die Gründe der Blüte im männlichen Blütenzustand, sind sechs des Erlöschens liegen im Fehlen der Glockenblume Nektar absondernde Drüsen eingebettet. Zu Anfang und der Bestäuber. der Blühperiode stehen die außenseitig behaarten Zu Anfang der 90er-Jahre wurden an einem der drei Narbenäste des noch nicht gestreckten Griffels Standorte des Roten Waldvögeleins in Niederöster- dicht beisammen. An diese „Griffelbürste“ sind die reich die Bestäuber eruiert: die Glanzbiene Dufurea Antheren der Staubblätter angelehnt. Mit dem dentiventris, Halictidae, und die Scherenbiene Öffnen der Antherenfächer und bei nachfolgendem 13 lichen – mit Ausnahme der Bauchseite – haarlos. Bei den weiblichen Tieren sind die Haare zu einer „Bauchbürste“ vereint, womit sie den erreich- baren Pollen sammeln. In die Zellen ihrer Nester eingetragen, wird er mit Nektar untermischt zum Pollenbrei, der als Nahrung für die aus dem dazu- gelegten Ei geschlüpfte Larve dient. Die Blüte der Glockenblume gibt den beiden Bienenarten nicht nur Nahrung, sie wird von ihnen auch als Schlaf- platz genutzt. Die Tiere beißen sich an einer Ader des Blütenbodens fest, um bei Erschütterungen der Blüten durch nachts aufkommende Winde nicht he- rauszufallen. Die Weibchen der Glanzbienen bauen ihre Nester im Erdboden, die Scherenbienen in abgestorbenen Bäumen, wobei sie verlassene Fraß- gänge von Käfern oder Ritzen im Holz verwenden. Wie schon erwähnt, haben die Blüten des Roten Waldvögeleins ihren Bestäubern keinen Nek- tar oder Pollen anzubieten. Die Blüte lockt den Bestäuber mimetisch, mit optischen und olfaktori- schen Signalen der Glockenblume, an. Die Opfer dieser Mimikry sind die in der Glockenblume nach Foto: Armin Pleschberger Nahrung suchenden Glanz- und Scherenbienen. Die Orchideenblüte erreicht diese Täuschung durch Schrumpfen der Staubblätter fällt der lose Pollen Reflexion der UV-Strahlen des Sonnenlichtes in an die Griffelbürste. einem Spektralbereich, der dem der Glocken- In diesem Blühzustand nehmen die zum Aus- blume ähnlich ist, sowie durch ihren Duft, der mit beuten des Nektars in die Blüte eingedrungenen dem der Glockenblume nahezu übereinstimmt, im Hummeln mit ihrem Haarkleid den losen Pollen schwach hydrocarbonen Bereich. Zusätzlich ahmt der Griffelbürste mit. Der für die Befruchtung das Rote Waldvögelein für den auf dem Labellum nicht entnommene Pollen wird von verschiede- aufsitzenden Bestäuber die taktile Wahrnehmung nen Insekten, zu denen auch die für diesen Pollen durch gewellt-gekrauste Schwielen am Epichil spezialisierten Glanz- und Scherenbienen gehören, der Griffelbürste nach. Seine weißlich-gelbliche als Nahrung genutzt. Färbung täuscht zudem dem Tier mitnehmbaren Nach Verbrauch des Pollens streckt sich mit Pollen vor, der allerdings von der Orchidee am Öffnen der Narbenäste der Griffel zu voller Länge. Labellum nicht angeboten wird. Der Pollen ist Hummeln, die zum Nektarsaugen in die – sich nun oberhalb des Labellums in den beiden Antheren- im weiblichen Blühzustand befindliche – Blüte taschen des Gynostemiums zu kipfelartigen eindringen, streifen beim Vorbeikriechen an den Pollinien verkittet. Sie sind mit ihrem mittleren wegstehenden Narbenästen den mitgebrachten Abschnitt aus den Antherentaschen herausge- Pollen ab. Die Glockenblume erreicht durch die wölbt, wobei ihre verjüngten Enden in der Anthere zeitverzögerte Reifung ihrer männlichen und weib- verbleiben. Ein Insekt, das der Täuschung erliegt, lichen Organe die Befruchtung ihrer Blüten durch streift beim Hineinkriechen in das Blüteninnere an nicht individueneigene Pollen. der Narbe die am Thorax mitgebrachten Pollinien Die Glanz- und Scherenbienen sind im Wesent- ab und entnimmt beim Herauskriechen mit dem 14 Pollen auf individuenfremde Blüten der gleichen Art aus. Um mit Verlässlichkeit dies zu erreichen, bietet die Glockenblume ihren Bestäubern Nektar und Pollen an, während das Rote Waldvögelein seinen Bienen Nektar und Pollen nur vortäuscht. Die Glockenblume produziert mehr Pollen, als sie für die Bestäubung benötigt. Der Überschuss ist die Nahrungsgrundlage für die Bestäuber des Roten Waldvögeleins. Die Glanz- und Scherenbienen sind Schmarotzer am Pollen der Glockenblume, da sie deren Pollen nicht zur Bestäubung übertragen kön- nen. Das Rote Waldvögelein, nicht befähigt, seinen Fotos:Dr. Günter Gerlach Bestäubern Nektar oder Pollen anzubieten, imitiert die optischen und olfaktorischen Signale der Glo- Thorax die blüteneigenen Pollinien zum Vertragen ckenblume. Durch diese Mimikry ist die Orchidee mit. Auch vorbeifliegende Hummeln verfallen der äußerst abhängig von der Glockenblume. Mimikry der Blüte des Roten Waldvögeleins. Die Stirbt die Glockenblume an einem Standort aus, Hummel sucht an der Außenseite der Blüte nach sind die Glanz- und Scherenbienen durch ihre dem angekündigten, nicht vorhandenen Nektar. Beweglichkeit befähigt, sich andernorts Nahrungs- Eine Hummel kann infolge ihrer Größe nicht ins pflanzen zu suchen. Innere der Blüte eindringen und so auch keine Für das Rote Waldvögelein hingegen bleibt die Bestäubung vornehmen. generative Arterhaltung durch Fehlen der Bestäuber Vergegenwärtigen wir uns nochmals das bisher aus. Deshalb obliegt es uns, nicht nur die Orchidee, getrennt dargestellte Verhalten der Bienen und das sondern auch die begleitenden Glockenblumen zu Bestreben der Blüte, bestäubt zu werden: schützen und zu erhalten. Die Glockenblume und das Rote Waldvögelein benötigen für die Arterhaltung die Produktion einer Literatur: möglichst großen Anzahl von Samen. Die Voraus- [1] NILSSON, LA; 1983: Mimesis of bellflower setzung dafür ist die Bestäubung ihrer Blüten, das (Campanula) by the red helleborine orchid Cepha- Zusammenbringen der männlichen und weiblichen lanthera rubra; Natus, Vol 305, No. 5937. Gameten (Keimzellen). Um dieses Ziel durch Pol- [2] VÖTH, W.; 1992: Über die Abhängigkeit der lenübertragung zu erreichen, locken die Cephalanthera rubra, (L.) Rich: Orchidaceae, von Blüten mit optischen und olfaktorischen Signalen Campanula persicifolia L., Campanulaceae; Mitt. ihre evolutionär adaptierten Bestäuber. Die Blüte BI. Arbeitskr. Heim. Orch. Baden-Württ., 23(4): nützt deren Beweglichkeit für die Übertragung des 635-668. 15 Dresdner Ostern 21.–24.3.2013 DI Werner Blahsl, Fotos Erika Tabojer

Bei der jährlich stattfindenden Messe „Dresdner der Händler reserviert. Der Rest der Halle ist für Ostern“ ist es schon traditionell, dass die DOG die Gastronomie, Veranstaltungsbühne und die immer größte Halle mit der Verkaufsausstellung „Interna- wieder faszinierenden Wasserspiele vorgesehen. tionale Orchideen-Welt“ gestaltet. Dem „gewöhn- Trotz weiter verschärfter CITES-Regeln für die lichen“ Messebesucher wird hier eine großartige Einfuhr von Orchideen war eine Reihe interna- Show mit reichlich Kaufmöglichkeiten geboten. tionaler Händler anwesend, die für Spezialisten Dem „Insider“ wird spätestens beim Betreten der ein sehr attraktives Pflanzenangebot zum Verkauf Halle klar, dass hier ein enormer Organisationsauf- boten. Die europäischen Händler standen dem wand notwendig ist, dass es intensiver Vorberei- nicht nach, Nachzuchten und Seltenheiten in groß- tungen und einer perfekten Zusammenarbeit vieler artiger Qualität konnten zu fairen Preisen erstanden Personen und Gruppen in der DOG bedarf, um werden. eine solche Veranstaltung so reibungslos zustande Bei den Schauständen fällt jedes Jahr die Fülle an zu bringen. Ungefähr ein Drittel der Halle wird Vereinen auf, die im Rahmen der DOG mit großer von den Händlern mit ihren Verkaufsständen Leidenschaft reichlich Pflanzen für die Schau zur gefüllt, ein weiteres Drittel ist für die aufwändigen Verfügung stellen und sicherlich in tagelanger Schaustände der verschiedenen DOG-Gruppen und Vorarbeit beeindruckende Schaustände dekorieren. 16 Cymbidiella flabellata Dracula robledorum

Erweitert wird die Schau durch die Schaustände der Händler, auch die Ungarische Orchideen- gesellschaft hat den weiten Weg nicht gescheut und einen beeindruckenden Stand gestaltet. Und so ist schon ein ganzer Tag vorbei und eine Speicher- karte im Fotoapparat voll, wenn man es endlich geschafft hat, sich die ganze Halle anzusehen. In weiteren Hallen der Messe findet man unter anderem den Schau- und Verkaufsstand des Orchideen Clubs Senne, Zwiebel- und Stauden- gärtner mit unvergleichlich günstigen Preisen sowie Osterartikel, Spielwaren, einen Streichelzoo für Kinder und den tschechischen Oblatenstand, der sich heuer über ein starkes Umsatzplus aus Österreich freuen durfte. Während unserer dreitägigen Anwesenheit konnten wir auch einen Vortrag von Dr. Norbert Baumbach über die neue Gliederung der Gattung Maxilla- ria besuchen. Wir freuen uns, dass wir einen so umgänglichen und kompetenten Orchideenfreund für Vorträge bei uns und für Artikel im Orchideen- kurier gewinnen konnten. Es ist sehr schön zu sehen, wie gut die Zusammen- arbeit der unterschiedlichen Gruppen der DOG funktioniert, um so eine Großveranstaltung zu Dendrobium wardianum var. giganteum organisieren. Wir wünschen der DOG weiterhin so viel Erfolg, möge das Wetter in den kommenden Jahren zur auch verstärkt einkaufen können, ohne Eisblumen Veranstaltung wärmer werden, damit die Besucher nach Hause zu bringen. 17 18 RGE-Photo RGE-Photo Orchideenausstellung in Klosterneuburg Walter Bauer Im zweijährigen Rhythmus, inzwischen zur Tra- zu Zeiten seines Dienstes im Botanischen Garten dition geworden, fand heuer die 9. internationale der Stadt Linz sowie auch danach in der Pension Orchideenausstellung des Stiftes Klosterneuburg bereiste und bereist er weiterhin die Tropen der in und um die Orangerie des Stiftes statt. Der dafür Alten und der Neuen Welt, um seine Kenntnisse zuständige Herr Josef Bauer sen. hatte keinen besonders über diese drei Pflanzenfamilien zu Aufwand gescheut, um die große Fläche unter vermehren und um sie dann alljährlich in unzähli- einem riesigen Festzelt sehr abwechslungsreich zu gen Vorträgen im In- und Ausland an Interessierte gestalten. Das Thema „Orchideen und Österreich“ weiterzugeben. wurde nach mehrmonatiger Planung mit verschie- Natürlich waren auch wieder verschiedenste denen SpezialistInnen sehr facettenreich umge- AusstellerInnen eingeladen. So präsentierten neben setzt. Vor allem wurde auf mehreren Plakaten über den kommerziellen Gärtnereien verschiedene Forschungsreisen unter österreichischer Leitung heimische Institutionen wie der Botanische Garten oder Mitwirkung sowie über etliche daran betei- der Universität Wien, die Bundesgärten Schön- ligte Persönlichkeiten informiert. Eröffnet wurde brunn, die Blumengärten Hirschstetten und der die Ausstellung, wie üblich, mit einem Galadinner, Botanische Garten Linz ihre blühenden Pflanzen. bei dem mehrere Redner aus den Bereichen Politik Die Jani-Renz-Stiftung aus der Schweiz stellte und Medien im Wechsel mit einer stimmgewalti- erstmalig sich und ihre Aufgaben vor. Auch der gen Gesangsgruppe zu Wort kamen. Botanische Garten Leiden (Holland) und die Insel Eines der besonderen Highlights des Eröffnungs- Mainau scheuten nicht die weite Anreise, um sich abends war neben der traditionell stattfindenden zu präsentieren. Taufe einer Phalaenopsis-Hybride von der Firma Die Wiener Orchideengesellschaft hatte einen Handlbauer auf den Namen des Ehrengastes, Frau Schaustand errichtet, der sich nicht zuletzt dank Elisabeth Engstler, die Ehrung von Herrn Franz der Vitrine und ihres Inhalts – verschiedenste Fuchs als besonders herausragender Orchideen- Miniaturorchideen – durchaus sehen lassen konnte. forscher und -kultivateur der Gegenwart. Seine An professionellen Gärtnereien waren die Firmen Kenntnisse im Bereich der Orchideen, Bromelien Ederer mit selbst vermehrten Orchideen und und Kakteen sind in Österreich unerreicht. Schon Helmut Lang mit einer großen Vielfalt an aus- 19 gefallenen Pflanzen vertreten. Die Gärtnerei Kopf aus Deggendorf war an den drei Wochenenden unter anderem mit vielen interessanten Miniaturen vor Ort, und Frau Car- men Apolo hatte eine bunte Vielfalt an südamerikanischen Orchideen zu ihrem Stand mitgebracht. András Marczika aus Ungarn verkaufte Bonsais, während am zentralen Stand des Stiftes eine große Zahl von Orchideen aus dem Hause Handlbauer vertrieben wurde. Das bunte Allerlei wurde durch den Verkauf von seltenen Tillandsien der Hobbyisten Frau Hromadnik und Herr Walter Truchlik, Kakteen, Blumenzwiebeln sowie biologischen Pflanzen- schutzmitteln, Büchern, Mineralien, Fossilien, Schmuck und Erzeugnissen aus stiftseigenen Produktionsstätten erweitert. Als Andenken gab es neben persönlichen Foto- grafien und Postkarten vor allem die Möglichkeit, streng limitierte Sonderbriefmarken mit Orchideenmotiven aus den Sammlungen der oben erwähnten Institutionen zu erwerben. Alles in allem eine nicht gerade günstige, aber gelungene

Mischung aus Blütenschau, Information und Warenange- Chysis tricostata Foto: Manfred Speckmaier bot für jedermann.

Cramer - Orchideen Bischofswiesener Orchideentage 5. bis 7. Juli 2013 Gärtnerei Cramer 83483 Bischofswiesen/Strub, Zum Steiner 9+11, Tel.: +49 8652 94 49 03, www.cramer-orchideen.de Mehr Infos unter: Paph. Gert Cramer, Traudl Djan, Giselher Cramer [email protected]

Freitag: 15 Uhr Eröffnung Samstag: 10 Uhr Vortrag 13 Uhr DOG-Tischbewertung (Pflanzenanmeldung ab 12 Uhr) 19 Uhr Gemütliches Beisammensein Sonntag: 16 Uhr Ende der Veranstaltung

Folgende Gärtner sind eingeladen: Jörg Frehsonke (Orchideen Lucke), Marei Karge, Peter Kopf, Fanz Glanz, Holger Perner (Hengduanbiotech)

20 21 PROGRAMMVORSCHAU 2013 ZWEIGVEREINE & ANDERE GRUPPEN

WIEN - NORDOST 28.6. Vortrag von Dr. Günter Gerlach: Treffen jeden ersten Donnerstag im Monat, Thema wird noch bekannt gegeben 19 Uhr; Treffpunkt: Restaurant Fischer, 1220 Wien, Wagramer Straße 111. Kontakt: DI Manfred Speckmaier, NÖ - BURGENLAND Tel.: 01/913 48 11, [email protected] Treffen jeden letzten Freitag im Monat, www.orchideen-wien.at 19 Uhr; Treffpunkt: Restaurant Hubertushof, Familie Fromwald, Bad Fischau, 2.5. Vortrag Ing. Hugo Englacher: Wiener Neustädter Straße 20. Paphiopedilum in China Kontakt: Kurt Opitz, Tel.: 02622/713 69, 6.6. Vortrag von András Marczika mit [email protected] oder Pflanzenverkauf Erika Tabojer, Tel. & Fax: 02628/472 09, Juli, August Sommerpause [email protected] www.noeorchidee.at

WIEN - SÜDWEST 31.5. Vortrag von Dr. Günter Gerlach, Treffen jeden dritten Freitag im Monat, 19 Uhr; München: Treffpunkt: Café Raimann, 1120 Wien, Weißer Sand und schwarzes Wasser Schönbrunnerstr. 285 28.6. Vortrag von Ing. Jan Zima

OBERÖSTERREICH VORARLBERGER Treffen jeden dritten Freitag im Monat, 19 Uhr; Treffpunkt: Schwechater Hof, ORCHIDEEN CLUB 4400 Steyr, Leopold-Werndl-Str. 1. Treffen jeden 2. Dienstag im Monat Kontakt: Herbert Reisinger, 4020 Linz, um 20 Uhr Leharstr. 14, Tel.: 0732/60 48 97, Achtung, neuer Treffpunkt: Gasthof Krone, [email protected] 6841 Mäder, Neue Landstraße 34, orchidsooe.npage.at Kontakt: Hardy Fussenegger, Reuteweg 13, 6850 Dornbirn, Tel.:05572/216 23, 17.5. Markus Angler: Cymbidien 0664/400 35 29, [email protected] www.vorarlberger-orchideen-club.at 21.6. Vortrag von Anton Sieder: Neues aus Madagaskar 14.5. Vortrag von Monika und Wolfgang Juli, August Sommerpause König: Philippinen 21.6. Vortrag von Dr. Wolfgang Ermert: KÄRNTEN Schädlingsbekäpfung Treffen jeden letzten Freitag im Monat, 9.7. Vortrag von Dr. Günter Gerlach: Peru 19 Uhr; Treffpunkt: Gasthof Bacher, 9500 Villach, Vassacherstr. 58. Bitte Orchideen zur Bewertung mitbringen! ARGE HEIMISCHE & Kontakt: Adolf Koffler, Tel.: 0664/73 75 75 73, MEDITERRANE ORCH. [email protected] Treffen jeden dritten Mittwoch im Monat, www.orchideenvereinkaernten.at 19 Uhr; Treffpunkt: Dept. Evolutionsbiologie, Seminarraum 3, 1090 Wien, Althanstr. 14. 31.5. Vereinsabend mit 2 Kurzvorträgen: Kontakt: Dr. Peter Stütz, Bei mir zu Hause und Freilandaufenthalt Tel.: 01/888 13 83, [email protected] 22 VERANSTALTUNGSTIPPS

18.-20.5. 2013 DOG-Gruppe München Südbayern – Verkaufsausstellung Botanischer Garten München- Nymphenburg, Sa/So: 9-18 Uhr, Mo: 9-16 Uhr

5.-7.7. 2013 D.O.G. Sommertreff in der Gärtnerei Cramer in Strub, 83483 Bischofswiesen/Strub, Zum Steiner 9+11

9.-11.8. 2013 Sommerfest bei Gerhard Krönlein in der Gärtnerei „Eisenheimer Orchideen“ in Obereisenheim 30.8.-1.9. 2013 D.O.G.-Länderwettbewerb: Deutschland – Ungarn – Österreich in der Gärtnerei Kopf-Orchideen, Hindenburgstraße 15, 94469 Deggendorf

STEIR. ORCHIDEEN- ARGE HEIMISCHE GESELLSCHAFT ORCHIDEEN WIEN/NÖ Treffen jeden zweiten Freitag im Monat, Treffen jeden dritten Dienstag im Monat, 19 Uhr; Treffpunkt: Gasthaus Bokan, 18 Uhr; Treffpunkt: Vortragssaal der ÖGG, 8051 Graz-Gösting, Mainersbergstraße 1. 1220 Wien, Siebeckstraße 14. Kontakt: Kontakt: Mag. Bernhard Schubert, Gerhard Werba, Tel.: 0664/146 46 32, Tel.: 02741/71 75 [email protected] Erika Horvath, [email protected] Zur Information: www.stog.at Neuer Standort GBC Gartenbaucentrum: ÖGG-FACHGRUPPE 2320 Schwechat, Ludwig-Poihs-Straße 6, Tel. 01 / 70 65 202 BROMELIEN Österreichische Gartenbau-Gesellschaft, Mit Ihrer ÖOG-Mitgliedskarte/Kundennummer 18 Uhr, 1220 Wien, Siebeckstraße 14. 5623 sind Sie berechtigt, einzukaufen.

23 Herausgeber: Österr. Empfänger Orchideengesellschaft. ZVR.: 451126568 Redaktion: Walter Bauer, Werner Blahsl Gerhard Pratter, Peter Schmid Erika Tabojer [email protected] Nicht namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der Redaktion, namentlich Gekennzeichnetes nicht notwendigerweise die der Österr. Orchideengesellschaft oder der Redaktion dar.

Fragen zur Mitgliedschaft bitte an Erika Tabojer, Birkengasse 3, 2601 Sollenau, Tel.: 02628/472 09, E-Mail: [email protected]

Bei Unzustellbarkeit an: Erika Tabojer, Birkengasse 3, 2601 WWW.ORCHIDEEN.AT Sollenau, Erscheinungsort und Verlagspostamt 2601, PBB