Februar 2019 NDV SOZIALGESCHICHTE

Sabine Schmitt 100 Jahre Frauenwahlrecht: Parlamentarierinnen, der Deutsche Verein und die Weimarer Sozialgesetzgebung­

Als Frauen im Januar 1919 Doch auch schon im Kai- erstmals in Deutschland serreich waren Frauen auf das aktive und passive vielfältige Weise politisch Wahlrecht wahrnehmen aktiv. Wie andere vom konnten, zogen erfahrene Wahlrecht ausgeschlosse- Fürsorgeexpertinnen in ne Gruppen nutzten sie den Reichstag und die Län- alternative Partizipations- derparlamente ein. Davon und Politikformen. Ein profitierte auch der Deut- entscheidendes Politikfeld sche Verein, denn er ver- war die Wohlfahrtspflege, fügte nun über einen „di- begründet mit dem Kon- rekten Draht“1 ins Parla- zept einer „geistigen Müt- ment und in die Ministeri- terlichkeit“, die Frauen en und konnte so auf die besonders zu sozialer Tä- soziale Ausgestaltung der tigkeit befähige.3 Bürgerli- Weimarer Republik einwir- che Frauenwohltätigkeits- ken. Gemäß einer ge- vereine genossen hohes schlechtsspezifischen Ar- Ansehen im Kaiserreich; beitsteilung in allen Frakti- sie hatten einen entschei- onen waren nämlich die denden Anteil am Ausbau Frauen für soziale Themen der städtischen Wohl- zuständig. Plakat der MSPD zu den Wahlen zur Nationalversamm- fahrtspflege und der Ent- lung 1919 © SPD/AdsD wicklung einer städtischen In diesem Beitrag wird zu- Sozialpolitik.4 Auch die in nächst die Bedeutung des Frauenwahlrechts für den Aus- der sozialdemokratischen Frauenbewegung engagierten bau des Wohlfahrtsstaates anhand neuerer Forschungsar- Frauen beschäftigten sich vor allem auf lokaler Ebene mit beiten dargestellt. Die Beteiligung von Frauen im Deut- Daseinsfürsorge und Armenpflege. Erst ab 1900 wandten schen Verein wird skizziert und fünf Akteurinnen werden sie sich der Wohlfahrtspflege auf Reichsebene zu.5 vorgestellt, die zu den ersten Parlamentarierinnen gehör- ten und im Deutschen Verein aktiv waren. Am Beispiel des 1) Willing, M.: Von der Armenpflege zum Sozialgesetzbuch. 125 Jahre Deutscher Verein Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes (RJWG) von 1922 wird für öffentliche und private Fürsorge, in: NDV 12/2005, S. 458–474, hier: 462. 2) Vgl. Wolff, K.: Noch einmal und von vorn erzählt. Die Geschichte des Kampfes um die Wirksamkeit dieser Verbindung gezeigt. das Frauenwahlrecht in Deutschland, in: Richter, H./Wolff, K. (Hrsg.): Frauenwahl- recht. Demokratisierung der Demokratie in Deutschland und Europa, Hamburg 2018, S. 35–56, hier: 38. 1. Frauenwahlrecht und Wohlfahrtspflege 3) Vgl. Sachße, C. Mütterlichkeit als Beruf. Sozialarbeit, Sozialreform und Frauenbewe- gung 1871–1929, 2. Aufl., Opladen 1994. 1.1 Der politische Einfluss von Frauen im Kaiserreich 4) Wolff, K.: „Stadtmütter“. Bürgerliche Frauen und ihr Einfluss auf die Kommunalpoli- Die Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts für tik im 19. Jahrhundert (1860–1900), Königstein/Ts. 2003, S. 199. 5) Lauterer, H.-M.: Parlamentarierinnen in Deutschland 1918/19–1949, Königstein/Ts. Frauen im Zuge der Novemberrevolution 1918 erfüllte eine 2002, S. 38. lang erhobene Forderung, die seit Mitte der 1890er-Jahre von allen Teilen der deutschen Frauenbewegung geteilt wurde.2 Unter den politischen Parteien forderte nur die Dr. Sabine Schmitt ist Historikerin und Redakteurin im SPD schon 1891 das Frauenwahlrecht. Verlag des Deutschen Vereins für öffentliche und priva-

te Fürsorge e.V., Berlin.

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Zahlreiche Frauen waren ehrenamtlich in der kommunalen Am 12. November 1918 erließ der Rat der Volksbeauftrag- Wohlfahrtspflege und der Schulaufsicht tätig. 1913 gab es ten das aktive und passive Wahlrecht für alle deutschen reichsweit fast 17.000 Frauen in der öffentlichen Wohl- Männer und Frauen, die das 20. Lebensjahr vollendet fahrtspflege und zuweilen besaßen sie auch das Stimm- hatten. Bei der Wahl zur verfassungsgebenden National- recht zu den sozialpolitischen Gremien.6 Umstritten war versammlung am 19. Januar 1919 wurden von 310 Kandi- allerdings die professionelle Betätigung von Frauen im so- datinnen 37 gewählt (vier Frauen rückten noch im Jahr zialen Bereich; ihre Beschäftigung in der öffentlichen Ar- 1919 nach). 9,7 % Frauen im Parlament mag gering er- menpflege blieb ein kontroverses scheinen – es war aber damals Thema. Dennoch entstanden seit ein internationaler Spitzenwert 1908 zahlreiche Ausbildungsstät- und wurde in der Bundesrepublik ten für Soziale Frauenarbeit – Deutschland erst 1983 wieder meistens auf Initiative von Ange- erreicht. hörigen der verschiedenen Flügel der Frauenbewegung, die dem Die Nationalversammlung konsti- Beispiel der Gründerin der Berli- tuierte sich am 6. Februar 1919 in ner Sozialen Frauenschule, Alice Weimar. Die neuen Parlamentari- Salomon (1872–1948) folgten.7 erinnen sahen sich mit einer ho- hen Arbeitsbelastung konfron- Mit der Tätigkeit von Frauen in tiert – vor allem hinsichtlich der der Wohlfahrtspflege verband die neuen, in Deutschland erstmals Frauenbewegung explizite Vor- demokratischen Verfassung, die stellungen einer Sozialreform. es zu erarbeiten galt. Sie beklag- Anders als die bisherige Wohltä- ten ihren mangelnden Einfluss, tigkeit sollte die – erstmals so weil sie in den Fraktionen un- genannte – „soziale Arbeit“ nicht wichtige Positionen einnahmen nur in Not geratenen Menschen und zu informellen Zirkeln keinen helfen, sondern eine gerechtere Zugang hatten.13 Besonders Gesellschaftsordnung schaffen. prob­lematisch fanden sie die Ar- Diese Ideen fanden Ausdruck in beit im Plenum des Reichstags. zahlreichen Initiativen und kon- Daher engagierten sich die Parla- kret umgesetzten Projekten.8 mentarierinnen in den Reichs- Plakat der Zentrumspartei zur Nationalver- tagsausschüssen – vor allem im Einen entscheidenden Fortschritt sammlung 1919 „Ausschuß für soziale Angele- (Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung) für die politische Partizipation genheiten“. Während nur ein ge- von Frauen, dem eine größere ringer Anteil der männlichen Par- Bedeutung als dem Wahlrecht beigemessen werden lamentarier an sozialen Themen interessiert war, könnte,9 bedeutete die Verabschiedung des Vereinsrechts von 1908. Es erlaubte Frauen erstmals die Mitgliedschaft „setzten sich alle Parlamentarierinnen unabhängig von in politischen Vereinen, d.h. auch Parteien. Zahlreiche en- ihrer Parteizugehörigkeit mit sozialen Themen ausei­ gagierte Frauenrechtlerinnen traten sofort in Parteien ein; nander und sie arbeiteten als Abgeordnete vorrangig die bisherigen Frauenvereine gerieten als Organisations- an sozialpolitischen Themen weiter. (...) Sie fanden hier form in den Hintergrund. Im Unterschied zu den Sozialde- einen Bereich, in dem sie sich politisch und beruflich mokratinnen, die eng mit der SPD zusammenarbeiteten, qualifizieren konnten.“14 war die katholische Frauenbewegung bis 1918 relativ un- abhängig von der katholischen Zentrumspartei. Führende Die meisten der neu gewählten Frauen bezogen sich auf Mitglieder der bürgerlichen Frauenbewegung traten 1908 die Sozialpolitik als „ureigenstes Politikfeld der Frauen“, so liberalen Parteien bei.10 1918 setzten viele linksliberale Frauen auf die neu gegründete Deutsche Demokratische 6) Bader-Zaar, B.: Politische Rechte für Frauen vor der parlamentarischen Demokrati- 11 sierung. Das kommunale und regionale Wahlrecht in Deutschland und Österreich Partei (DDP) und trugen zu deren Wahlerfolg bei. Die im langen 19. Jahrhundert, in: Richter/Wolff (Fußn. 2), S. 77–98, hier: 83 f. Erfahrung relativer Einflusslosigkeit in den Parteien führte 7) Vgl. Reinicke, P.: Die Ausbildungsstätten der sozialen Arbeit in Deutschland allerdings dazu, dass die Forderung nach einem Stimm- 1899–1945, Berlin 2012. 8) Vgl. Schröder, I.: Arbeiten für eine bessere Welt. Frauenbewegung und Sozialre- 12 recht für Frauen dringlicher wurde. form 1890–1914, a.M. 2001, S. 328. 9) So Heinsohn, K.: Parteien und Politik in Deutschland. Ein Vorschlag zur histori- 1.2 Die Parlamentarierinnen schen Periodisierung aus geschlechterhistorischer Sicht, in: Metzler, G./Schumann, D. (Hrsg.): Geschlechter(un)ordnung und Politik in der Weimarer Republik, Als mit dem Ende des Ersten Weltkriegs auch das Ende des 2016, S. 279–298, hier: 286. deutschen Kaiserreichs absehbar war, richteten die großen 10) Lauterer (Fußn. 5), S. 46 f. 11) Ebenda, S. 47. Sogar Alice Salomon kandidierte für die DDP, allerdings erfolglos. Frauenorganisationen fast aller politischen Richtungen am 12) Wolff (Fußn. 4), S. 206. 25. Oktober 1918 einen Brief an den Reichskanzler, in dem 13) Schröder (Fußn. 8), 77 f.; Hindenburg, B. v.: Frauen in der Weimarer Nationalver- sie das überfällige Frauenstimmrecht forderten. sammlung: Ein neuer Typ Politikerin?, in: Linnemann, D. (Hrsg.): Damenwahl! 100 Jahre Frauenwahlrecht, Frankfurt a.M. 2018, S. 162–165. 14) Lauterer (Fußn. 5), S. 39; vgl. Hindenburg (Fußn. 13), 165.

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die Sozialdemokratin Marie Juchacz.15 Die weiblichen Ab- gesetz von 1923 und das Gesetz zur Bekämpfung der geordneten der katholischen Zentrumspartei leiteten aus Geschlechtskrankheiten von 1927 zählen zu den Erfolgen der Mutterschaft ein Recht auf die Gestaltung des öffent- der Parlamentarierinnen.22 lichen Lebens ab und stimmten in sozialpolitischen Fragen zum Teil mit den Sozialdemokratinnen überein.16 Auch die Darüber sollte nicht vergessen werden, dass weibliche Frauen der DDP, der dritten Weimarer Koalitionspartei, Mitglieder aller Fraktionen auch maßgeblich an der Formu- fanden, ihr Schwerpunkt solle auf sozialpolitischem Gebiet lierung der Grundrechte und der sozialpolitischen Grund- liegen.17 sätze in der Weimarer Reichsverfassung mitwirkten.23 Die- se erhob den Schutz der Jugend in den Rang eines Verfas- 1.3 Sozialreformen in der Weimarer Republik sungsauftrags und schuf so die Grundlage für ein Reichs- Auch außerhalb des Parlaments jugendwohlfahrtsgesetz.24 setzte die Frauenbewegung ihre Aktivitäten fort, nun allerdings Alle Weimarer Parteien hatten in institutionalisierter und pro- eine geschlechtsbezogene Orga- fessionalisierter Form: nisationsstruktur, z.B. Frauen- ausschüsse. Die Mehrheit der „Nach 1918 wurden einige der weiblichen SPD-Mitglieder etwa beschriebenen akteursorien- war in der Arbeiterwohlfahrt en- tierten Prozesse in institutiona- gagiert. Liberale und Konservati- lisierte und auch staatlich ge- ve (außer dem katholischen Zen- förderte Bahnen gelenkt. So trum) hatten keine eigenen wurden Rechtsauskunftsstellen Wohlfahrtsverbände, aber auch in kommunale Stellen umge- bei ihnen waren soziale Themen wandelt und die soziale Arbeit ein wichtiges Arbeitsfeld der profes­sio­na­li­siert.“18 weiblichen Abgeordneten. Diese Organisationsstruktur änderte Es gab nun bezahlte Stellen in sich erst in den 1980er-Jahren.25 der Wohlfahrtspflege und der entsprechenden Verwaltung, Insgesamt lässt sich feststellen, wovon auch einige Parlamenta- dass sich die Tätigkeitsfelder rierinnen profitierten, die z.B. und politischen Positionierungen Direktorinnen von Ausbildungs- der Frauenverbände nach 1918 stätten für Sozialarbeiterinnen ausdifferenzierten. Nachdem oder Ministerialbeamtinnen SPD und Zentrum zu staatstra- wurden.­ 19 genden Kräften geworden wa- ren, weitete sich das Spektrum Konkrete Reformansätze in der sozialdemokratischer und katho- Plakat der DDP zur Preußischen Landesver- Weimarer Republik waren an lischer Frauenverbände aus und sammlung 1919 der Kriegsopferfürsorge orien- (Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung) sie erlebten einen Mitgliederzu- tiert. Dabei ging es nicht nur um wachs. Zugleich fand eine the- die Unterstützung von im Krieg verletzten Männern und matische Einengung statt: ihren Familien bzw. Hinterbliebenen, sondern auch um die Neuordnung einer Geschlechterordnung im Angesicht „Damit verbunden war jedoch eine Schwerpunktverla- unzähliger erwerbsunfähiger, traumatisierter und pflege- gerung hin zum Feld der sozialen Arbeit und insgesamt bedürftiger „Familien­er­näh­rer“.20 Viele der ersten Parla- eine größere Heterogenität der verfolgten Ziele, was im mentarierinnen hatten sich während des Krieges in der „Kriegsfürsorge“ engagiert.21 Zu den ersten Grundsatz- 15) Zit. bei Lauterer (Fußn. 5), S. 102. entscheidungen, die im neuen Staat zu treffen waren, 16) Ebenda, S. 109. 17) Ebenda, S. 113. gehörte die Frage, ob es eine „gehobene“ Kriegsopferfür- 18) Hinderburg, B. v.: Politische Räume vor 1918 von späteren Parlamentarierinnen sorge geben solle, die über die Leistungen der allgemeinen des Preußischen Landtags, in: Richter/Wolff (Fußn. 2), S. 57–76, hier: 75. Armenpflege hinausging. 19) Ebenda, S. 75. 20) Vgl. Kienitz, S.: Fürs Vaterland? Körperpolitik, Invalidität und Geschlechterordnung nach dem Ersten Weltkrieg, in: Metzler/Schumann (Fußn. 9), S. 155–179. Zu den frauenpolitischen Erfolgen der Weimarer Sozialge- 21) Lauterer (Fußn. 5), S. 40 f. 22) Vgl. Notz, G./Wickert, C.: SPD-Frauen im Reichstag (1919–1933) und im Bundes- setzgebung gehörten die Etablierung einer Reichswochen- tag (1949–1972), in: Ferner, E. (Hrsg.): 90 Jahre Frauenwahlrecht!, Berlin 2008, hilfe im Jahre 1920 und die Ausdehnung des Mutterschut- S. 41–53, hier: 47 ff. zes auf Hausangestellte und Arbeiterinnen in der Land- 23) Lauterer (Fußn. 5), S. 124. 24) Sachße, C./Tennstedt, F.: Der Deutsche Verein von seiner Gründung bis 1945, in: wirtschaft im Jahre 1927. Abtreibung wurde liberalisiert Forum für Sozialreformen. 125 Jahre Deutscher Verein für öffentliche und private und Prostitution weitgehend entkriminalisiert. 1922 wur- Fürsorge, Berlin 2005, S. 17–115, hier: 73. den Frauen zu Ämtern und Berufen der Rechtspflege zu- 25) Heinsohn (Fußn. 9), S. 289 f. 26) Metzler, G./Schumann, D.: Unübersichtlichkeit und Machtverschiebungen. Perspek- gelassen und 1924 wurde die Heimarbeit in die Sozialver- tiven der Geschlechter- und Politikgeschichte der Weimarer Republik, in: Metzler/ sicherung einbezogen. Auch das Preußische Hebammen- Schumann (Fußn. 9), S. 7–30, hier: 11.

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Ganzen die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Der Deutsche Verein bot immer wieder inhaltliche An- Gesellschaft befestigte und somit tendenziell auch die knüpfungspunkte für Akteurinnen aus Frauenbewegung, traditionelle Geschlechterordnung.“26 bürgerlicher Sozialreform und Sozialdemokratie. Seit Be- ginn des 20. Jahrhunderts gelangten prominente Frauen 2. Frauen im Deutschen Verein aus der Kinder- und Jugendpflege in den Zentralausschuss des Deutschen Vereins. 1910 wurde Alice Salomon in den Bereits auf dem Berliner Armenpflegerkongress 1880, bei Zentralausschuss aufgenommen, was für die Relevanz des dem der Deutsche Verein für Armenpflege und Wohlthä- Themas „Soziale Berufsarbeit“ im Deutschen Verein spricht. tigkeit gegründet wurde, stand die Zulassung von Frauen Die erste hauptamtliche Geschäftsführung des Deutschen zur öffentlichen Armenpflege auf dem Programm. Die Vereins hatte von 1912 bis 1919 Dorothea Hirschfeld Einbeziehung von Frauen, die bislang auf den Bereich der (1877–1966) inne. Die Sozialdemokratin wurde 1919 Refe- Privatwohltätigkeit beschränkt gewesen waren, in die be- rentin und später Ministerialrätin im Reichsarbeitsministe­ ­ hördliche Sozialarbeit wurde grundsätzlich bejaht. Diese rium.34 Forderung stand im Kontext einer Neuordnung des politi- schen Raums, zusammen mit dem Wahlrecht und der Zu- Im Folgenden sollen fünf prominente Akteurinnen vorge- lassung zum Studium für Frauen.27 stellt werden, die sich im Deutschen Verein, in Frauenver- einen und in Parteien engagierten. 1919 gehörten sie zu Die Zulassung von Frauen zur öffentlichen Wohlfahrtspfle- den ersten Frauen in der Nationalversammlung und dem ge wurde nicht von allen Mitgliedern des Deutschen Ver- Reichstag. eins befürwortet.28 Allerdings gab es vor Ort zahlreiche erfolgreiche Kooperationsmodelle, insbesondere mit dem 3. Akteurinnen35 Vaterländischen Frauenverein.29 In den 1890er-Jahren stand die Beteiligung von Frauen wiederholt auf der Tages- 3.1 Marie Baum (* Danzig 23.3.1874, † Heidelberg ordnung der Jahresversammlungen des Deutschen Ver- 8.8.1964) eins. Nun war sie verbunden mit der Forderung nach einer Da deutsche Universitäten Frauen nicht zum Studium zu- professionellen Ausbildung für die Armenpflege. 1896 ließen, studierte Marie Baum ab 1893 in Zürich Biologie, forderte der Deutsche Verein explizit die Zulassung von Mathematik und Chemie und wurde zum Dr. rer. nat. pro- Frauen,30 was aber keinerlei rechtliche Konsequenzen hat- moviert. Von 1899 bis 1902 arbeitete sie als Chemikerin in Berlin. 1902 wurde sie Gewerbeinspektorin in Baden – als eine der ersten Frauen in Deutschland in dieser Position. 1907 wechselte sie nach Düsseldorf und wirkte dort bis 1916 als Geschäftsführerin des „Vereins für Säuglingsfür- sorge im Regierungsbezirk Düsseldorf“. Daneben führte Baum sozialwissenschaftliche Studien durch und entwi- ckelte ein Konzept der „Bezirksfamilienfürsorge“. 1916 wechselte sie nach Hamburg, um gemeinsam mit Gertrud Bäumer die dort neu gegründete Soziale Frauenschule zu leiten.

Von 1919 bis 1921 war Marie Baum Abgeordnete für die DDP in der Weimarer Nationalversammlung und im Reichs- tag. Danach konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit im Refe- rat Wohlfahrtspflege im Badischen Arbeitsministerium, das sie 1919 übernommen hatte. Ab 1928 widmete sie sich Marie Baum (ca. 1920) ihrer Vortragstätigkeit im In- und Ausland. Zudem erhielt (Reichstagshandbuch 1920) sie einen Lehrauftrag an der Abteilung Sozial- und Staats- wissenschaften der Universität Heidelberg, der ihr 1933 te, da die Armenpflege im Kaiserreich in kommunaler entzogen wurde, weil sie eine jüdische Großmutter hatte. Verantwortung stand. Nicht selten scheiterte die Beteili- Von 1946 bis 1952 nahm sie erneut die Lehrtätigkeit an gung von Frauen am Widerstand männlicher Armenpfle- der Universität Heidelberg wahr. ger.31 27) Schröder (Fußn. 8), S. 115; 138. 28) Ebenda, S. 127 f. Ein Positivbeispiel war die Armenpflege in Frankfurt a.M.32 29) Ebenda, S. 129; 141. Die Stadt galt als Hochburg sozialpolitischen Fortschritts in 30) Ebenda, S. 138. 31) Ebenda, S. 144. dieser Zeit, und nicht zufällig entschied sich der Deutsche 32) Ebenda, S. 151 ff. Verein im Jahre 1919, mit finanzieller Unterstützung des 33) Zu diesem folgenreichen Entschluss und seinem entscheidenden Akteur Wilhelm Polligkeit wird es im Jahr 2019 weitere Beiträge im NDV geben. dort ansässigen Instituts für Gemeinwohl und der Stadt 34) Vgl. Schmitt, S.: Dorothea Hirschfeld (1877–1966): Die erste Geschäftsführerin des Frankfurt dorthin überzusiedeln. Damit einher ging eine Deutschen Vereins, in: NDV 1/2012, S. 39–45. grundlegende Reform und Professionalisierung der Ver- 35) Sofern nicht anders angegeben, folgen die Darstellungen im Wesentlichen den 33 Einträgen in Maier, H. (Hrsg.): Who is who der Sozialen Arbeit, Freiburg i.Br. 1998, einsstruktur. und im Biographischen Lexikon zur Geschichte der Deutschen Sozialpolitik, Bd. 1 und 2, Kassel 2010 und 2018.

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Mit dem Deutschen Verein war Marie Baum seit 1905 1919 initiierte Marie Juchacz die Gründung der Arbeiter- verbunden, als sie eingeladen wurde, bei dessen Jahresver- wohlfahrt (AWO) und wurde deren Vorsitzende. Ziel war sammlung in Mannheim über Säuglingssterblichkeit und es, den Einfluss der bürgerlichen Wohlfahrtsverbände auf Säuglingsfürsorge zu referieren.36 1909 wurde sie in den die Arbeiterschaft zurückzudrängen. Zugleich hoffte sie, Hauptausschuss und 1921 in den Vorstand des Deutschen ein Politikfeld für sozialdemokratische Frauen zu erschlie- Vereins berufen. 1916 erschien ihre Schrift „Die Wohl- ßen. Ging es zunächst um den Einfluss auf die soziale fahrtspflege, ihre einheitliche Organisation und ihr Ver- Gesetzgebung, so wurde die AWO auf kommunaler Ebene hältnis zur Armenpflege“, die als Koreferat zur Jahresver- zur Anbieterin vielfältiger sozialer Dienste. Juchacz wurde sammlung 1914 gedacht war, welche aber aufgrund des als SPD-Abgeordnete in die verfassungsgebende National- Kriegsbeginns ausfiel.37 versammlung gewählt, wo sie als erste Frau eine Rede in einem deutschen Parlament hielt. Von 1920 bis 1933 ge- „Nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte sich Marie Baum in hörte sie dem Reichstag an. 1933 wurde die AWO verbo- den Fachgremien des Deutschen Vereins maßgeblich an ten und Marie Juchacz musste in die USA emigrieren. der Neuordnung des deutschen Fürsorgewesens“, so der 1949 kehrte sie in die Bundesrepublik zurück. spätere Vorsitzende Hans Muthesius in seiner Würdigung zu ihrem 90. Geburtstag.38 Neben der Modernisierung der Juchacz gehörte seit 1921 dem Vorstand des Deutschen Jugendfürsorge engagierte sie sich vor allem für die Betei- Vereins an, als die AWO in den DV aufgenommen wurde. ligung der privaten Fürsorge und die Ausgestaltung der 1931 schied sie auf eigenen Wunsch aus, wie der spätere Familienfürsorge. Dazu beauftragte der Deutsche Verein DV-Vorsitzende Hans Muthesius in seinem Nachruf 1956 sie mit einer grundlegenden Studie, für die er auch eine betonte.40 ministerielle Förderung erlangte. 1927 wurde das Werk mit einem Vorwort von Wilhelm Polligkeit veröffentlicht.39 3.3 Marie Elisabeth Lüders (* Berlin 25.6.1878, Baum gehörte dem DV-Vorstand bis 1931 an; im Haupt- † Berlin 23.3.1966) ausschuss war sie bis 1933 und dann wieder von 1947 bis Marie Elisabeth Lüders arbeitete von 1901 bis 1906 in der 1962. 1962 wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt. Zentrale für private Fürsorge in Berlin. 1910 immatrikulier- te sie sich als eine der ersten Frauen an der Berliner Uni- 3.2 Marie Juchacz (* Landsberg/Warthe 15.3.1879, versität und promovierte 1912 in Nationalökonomie zum † Düsseldorf 28.1.1956) Dr. rer. pol. In ihrer Dissertation setzte sie sich für die Ver- besserung der Ausbildung von Frauen in Handwerk und Gewerbe und für deren Gleichberechtigung ein. 1913 wurde sie die erste deutsche Wohnungspflegerin beim Magistrat Charlottenburg. Von 1914/15 bis 1918 war sie Mitglied im Vorstand der Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit und leitete die Charlottenburger Kriegsfürsorge. 1916 wurde Lüders Nachfolgerin von Ma- rie Baum als Geschäftsführerin des „Vereins für Säuglings- fürsorge“ in Düsseldorf. Bis Mai 1918 leitete sie die Frau- enarbeitszentrale im Kriegsministerium und war von 1918 bis 1922 Studiendirektorin der Niederrheinischen Frauen- akademie in Düsseldorf.

1919 wurde Marie Elisabeth Lüders für die DDP in die verfassungsgebende Nationalversammlung gewählt und gehörte dem Reichstag bis 1932 an. 1923 gründete sie den Deutschen Akademikerinnenbund. 1933 erhielt Lü- Marie Juchacz (1920) ders Berufs-, Rede- und Publikationsverbot und wurde (Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung) 1937 für vier Monate von der Gestapo inhaftiert. Nach dem Krieg leitete sie die amerikanische Militärschule in Marie Juchacz arbeitete seit 1893 als Dienstmädchen, Fab­ Oberammergau, war Dozentin am Sozialwissenschaftli- rikarbeiterin und Krankenwärterin. Von 1906 bis 1913 chen Institut der Universität Berlin und von 1949 bis 1951 lebte sie als Näherin in Berlin. Seit 1905 engagierte sie sich als Stadträtin für Sozialwesen in Berlin am Wiederaufbau in der SPD, der sie 1908 beitrat. Von 1913 bis 1917 war des gesamten Wohlfahrtssystems und der medizinischen sie Parteisekretärin für den Bezirk Obere Rheinprovinz in Versorgung beteiligt. Von 1953 bis 1961 gehörte Lüders Köln, danach Mitglied des SPD-Hauptvorstands in Berlin. der FDP-Fraktion im Bundestag an. Nach der Abspaltung der USPD übernahm Juchacz das Amt der zentralen Frauensekretärin und die Schriftleitung 36) Baum legte einen Mitbericht zur vorbereitenden Publikation „Die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit“, Leipzig 1905, S. 88–125, vor und referierte am 21. Sep- der Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“. Sie gehörte damit tember 1905. zu den reformistischen Kräften, die sich in der SPD durch- 37) Baum, M: Die Wohlfahrtspflege, ihre einheitliche Organisation und ihr Verhältnis setzten und die bereit waren, mit bürgerlichen Kräften zur Armenpflege, München/Leipzig 1916. 38) NDV 3/1964, S. 131–133. zusammenzuarbeiten – was sich auch auf die parlamenta- 39) Baum, M.: Familienfürsorge. Eine Studie, Karlsruhe 1927. rische Arbeit auswirken sollte. 40) NDV 3/1956, S. 94.

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1949 wurde Marie Elisabeth Lüders Mitglied des DV- Agnes Neuhaus begann 1897, sich in der öffentlichen Ar- Hauptausschusses. Zuvor hatte sie keinem offiziellen Gre- menpflege in Dortmund zu engagieren. 1900 gründete sie mium des Deutschen Vereins angehört. Als sie 1962 – zu- den „Verein vom Guten Hirten“, der 1902 in „Katholi- sammen mit Marie Baum – zum Ehrenmitglied des Deut- scher Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder“ schen Vereins ernannt wurde, betonte sie die langjährige und 1968 in „Sozialdienst katholischer Frauen“ (SKF) um- Zusammenarbeit: benannt wurde. Sein Zweck war die offene Gefährdeten- fürsorge insbesondere für Prostituierte, später kam die Jugendfürsorge hinzu. Ihm folgten zahlreiche Vereinsgrün- dungen auf kommunaler Ebene: 1919 hatte der Katholi- sche Fürsorgeverein bereits 130 Ortsgruppen. Seit 1902 leitete Neuhaus Ausbildungskurse für den Verein, und 1917 gründete sie in Dortmund eine vereinseigene Fürsor- gerinnenschule. Agnes Neuhaus war ab 1907 Mitglied im Verbandsausschuss des Deutschen Caritas-Verbandes und ab 1910 Mitglied im Leitungsgremium des Archivs für Deutsche Berufsvormünder. 1918 war sie Mitbegründerin des Deutschen Verbands für Einzelvormundschaft.

1919 wurde Agnes Neuhaus für die Zentrumspartei in die verfassungsgebende Nationalversammlung und den Reichstag gewählt, dem sie von 1920 bis 1930 angehörte.

Ab 1910 war Neuhaus Mitglied im Zentralausschuss und von 1918 bis 1928 im Vorstand des Deutschen Vereins; 1928 erhielt sie die Ehrenmitgliedschaft. Sie engagierte sich über viele Jahre hinweg für ein „Bewahrungsgesetz“, Marie Elisabeth Lüders (ca. 1921) das auch dem Deutschen Verein ein wichtiges Anliegen (Archiv Peter Reinicke, Berlin) war. Es sollte die rechtliche Handhabe dafür bieten, be- stimmte Personengruppen gegen ihren Willen in geschlos- senen Fürsorgeanstalten unterzubringen. Aus DV-Kreisen „Wenn ich selber, wie der Hauptausschuß meint, einige wurde ein solches repressives Gesetz bis in die 1960er- Verdienste um die Entwicklung des Vereins habe, so Jahre gefordert, allerdings ohne Erfolg.42 doch in erster Linie durch die Mitarbeit und ständige Bereitschaft des Vereins, mir in meinen sozialpolitischen 3.5 Helene Weber (* Elberfeld 17.3.1881, Bestrebungen behilflich zu sein.“41 † Bonn 25.7.1962) Helene Weber legte 1900 in das Lehrerinnenexa- men ab und war bis 1904 als Volksschullehrerin tätig. 3.4 Agnes Neuhaus (* Dortmund 24.3.1854, † Soest Nach einem Studium arbeitete sie 1909 als Studienrätin in 20.11.1944) Bochum und 1911 in Köln. Dort gründete sie mit anderen die Kommission für soziale Fragen und Bestrebungen. Ab 1916 leitete Weber die von ihr mitgegründete Soziale Frauenschule des Katholischen Frauenbundes Deutsch- lands (KDF) in Köln. Zudem wurde sie Vorsitzende des „Vereins der Katholischen Sozialbeamtinnen Deutsch- lands“ und von 1918 bis 1962 war sie Vorstandsmitglied des KDF.

1919 wurde Helene Weber für die Zentrumspartei in die verfassungsgebende Nationalversammlung gewählt. 1921 bis 1924 war sie Mitglied des Preußischen Landtags und von 1925 bis 1933 des Reichstags. 1919 wurde sie Refe- rentin im Preußischen Ministerium für Volkswohlfahrt. Von 1920 bis 1932 leitete sie als Ministerialrätin das Referat „Soziale Ausbildung und Jugendfragen“ und von 1932 bis 1933 das Referat „Jugendpflege“ im Preußischen Kultus- ministerium. In seinem Nachruf würdigte der DV-Vorsit- zende Muthesius ihre Verdienste:

Agnes Neuhaus 41) Schreiben Lüders an Muthesius vom 12. Januar 1962, DV-Sozialarchiv. © Sozialdienst katholischer Frauen, Dortmund 42) Vgl. Sachße/Tennstedt (Fußn. 24), S. 87 ff.; Willing, M.: Das Bewahrungsgesetz (1918–1967). Eine rechtshistorische Studie zur Geschichte der deutschen Fürsor- ge, Tübingen 2003.

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„Hier hat sie entscheidenden Einfluß auf Gesetzge- derte er erstmals ein „Recht des Kindes auf Erziehung“, bungswerke ausgeübt, die der Sozialarbeit und insbe- aus dem er die Notwendigkeit eines Reichserziehungsge- sondere der sozialen Ausbildung Richtung und Anre- setzes ableitete.46 1910 wurde auf der Jahresversammlung gungen gaben. Ihr sind die Preußischen Vorschriften des Deutschen Vereins erstmals die Einrichtung von Ju- über die Staatliche Prüfung von Wohlfahrtspflegerinnen gendämtern unter der Bezeichnung „Städtische Zentralen vom 20.10.1920 und die Richtlinien für die Lehrpläne für Jugendfürsorge“ gefordert. der Wohlfahrtsschulen von 1930 zu verdanken.“43 Im September 1918 fand in Berlin der „Deutsche Jugend- fürsorgetag“ statt, eine Fachtagung mit 1.400 Teilneh- menden, organisiert vom Deutschen Verein, dem Archiv Deutscher Berufsvormünder und der Deutschen Zentrale für Jugendfürsorge. Dort wurde ein Reichsgesetz gefor- dert, das die Organisation der öffentlichen Jugendpflege regelt und Kommunen und Länder zur Errichtung von Ju- gendämtern verpflichtet.

Im Reichsministerium des Innern begannen bald nach der Gründung der Republik die Vorarbeiten für ein Reichsju- gendwohlfahrtsgesetz. Im Februar 1920 legte die Regie- rung dem Reichsrat einen Referentenentwurf vor. Wegen grundsätzlicher Konflikte zwischen Reich und Ländern – der Entwurf sah keinerlei finanzielle Beteiligung des Reichs vor – wurde das Verfahren im Sommer 1920 vertagt und drohte ganz zu scheitern. Um das zu verhindern, initiierte Agnes Neuhaus im November 1920 eine Interpellation von Helene Weber (1919) 33 Frauen – d.h. fast allen weiblichen Abgeordneten – aus (Handbuch der verfassungsgebenden deutschen Nationalversammlung, Weimar 1919) allen Reichstagsfraktionen. Sie forderten die Reichsregie- rung auf, noch in dieser Sitzungsperiode ein RJWG vorzu- legen. Weber war Mitglied zahlreicher Frauen- und Berufsorgani- sationen, auch auf internationaler Ebene. 1933 wurde sie Am 15. März 1921 stand ein neuer Entwurf zur Debatte, wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ fristlos entlassen. der auch die abweichenden Voten des Reichsrates enthielt. Während der NS-Zeit arbeitete sie im „Katholischen Für- Der Deutsche Städtetag und der Deutsche Verein wurden sorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder“ in Berlin um gutachtliche Stellungnahmen gebeten. Der Fachaus- und leitete den „Hedwigsbund“. Nach dem Kriegsende schuss für öffentliche Jugendfürsorge des DV nahm aus- engagierte sich Weber in der CDU und war von 1949 bis führlich Stellung und sein Mitglied Christian Jasper Klum- 1962 Mitglied des Deutschen Bundestages. 1948 wurde ker legte sogar einen eigenen Gesetzentwurf vor. Auch sie in den Parlamentarischen Rat gewählt und gilt als eine der Deutsche Caritasverband (DCV) und der Deutsche der vier „Mütter des Grundgesetzes“. Städtetag gemeinsam mit dem Landkreisverband nahmen Stellung. Seit den 1920er-Jahren war Helene Weber dem Deutschen Verein eng verbunden. Auf dem DFT 1925 in Breslau hielt Am 15. April 1921 konstituierte sich ein Reichstagsaus- sie das Referat „Die Berufslage der Fürsorgerinnen in der schuss zur Beratung des RJWG. Von seinen 28 Mitgliedern öffentlichen Fürsorge Preußens“. Seit 1947 war sie Mit- waren die Hälfte Frauen, unter ihnen Baum, Neuhaus, Ju- glied des Hauptausschusses und des Vorstands des Deut- chacz und Lüders. Auch im Deutschen Verein wurde der schen Vereins.44 Gesetzentwurf „durchberaten“, wobei der Standpunkt der Städte, also der künftigen Leistungsträger, „weitge- 47 4. Das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz hendste Berücksichtigung“ fand. Im März begannen Vorarbeiten für die Bildung einer Sachverständigenkom- Die Verabschiedung des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes (RJWG) im Jahre 1922 soll zum Anlass genommen werden, 43) Muthesius, H.: Helene Weber †, in: NDV 9/1962, S. 305. die Verbindungen des Deutschen Vereins zu seinen Akteu- 44) Laut Biographisches Lexikon (Fußn. 35), Bd. 2, S. 214 war sie schon in der Weima- rinnen, die nun Parlamentarierinnen waren, zu verfolgen.45 rer Republik Mitglied des Hauptausschusses; dagegen spricht aber Muthesius´ Nachruf (Fußn. 43). 45) Die Darstellung folgt im Wesentlichen Wollasch, A.: Das Reichsjugendwohlfahrts- Die Forderung nach einer reichseinheitlichen Regelung der gesetz von 1922/24 – Entwicklung und Bedeutung, in: Bayerisches Landesjugend- Jugendfürsorge bestand schon seit den 1890er-Jahren. amt (Hrsg.): 75 Jahre Reichsjugendwohlfahrtsgesetz. Jugendhilfe zwischen Ord- nungsrecht und Sozialpädagogik, München 1999; Sachße/Tennstedt (Fußn. 24), Einer ihrer vehementesten Befürworter war Wilhelm Pol- S. 72 ff. ligkeit (1876–1960), Geschäftsführer des Instituts für Ge- 46) Peukert, D. J. K.: Grenzen der Sozialdisziplinierung. Aufstieg und Krise der deut- meinwohl und der Centrale für private Fürsorge in Frank- schen Jugendfürsorge von 1878 bis 1932, Köln 1986, S. 132. 1908 legte Polligkeit seine Dissertation zu diesem Thema vor. furt a.M., ab 1920 langjähriger Geschäftsführer und ab 47) „Reichsjugendwohlfahrtsgesetz und städtische Jugendämter“, in: NDV Nr. 12, 1922 auch Vorsitzender des Deutschen Vereins. 1905 for- März 1921, S. 15 f., hier: 15.

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mission, die sich als „Beirat“ für den Reichstagsausschuss digenkommission zu einer Denkschrift zusammen und verstand: legten sie der Reichstagskommission vor. Diese sei in ihren Beschlüssen in zahlreichen Punkten darauf eingegangen, „Ihr gehörten 50 Sachverständige vorwiegend aus Krei- berichtete der Nachrichtendienst (NDV).51 Die Denkschrift sen der freien Wohlfahrtspflege, aber auch kommunale wurde als 62-seitige Broschüre für 5 Mark verkauft. Experten, Regierungsbeamte und sechs Mitglieder des erwähnten Reichstagsausschusses an. Diese Kommis­ Die Vorschläge des Deutschen Vereins fanden Berücksich- sion organisierte in dieser zweiten Phase der Gesetzge- tigung im Reichstagsausschuss, insbesondere im Hinblick bung eine außerparlamentarisch-fachliche Parallelbera- auf die freie Jugendhilfe. Die DV-Sachverständigenkom- tung, um die verbandlichen, kommunalen und Regie- mission fungierte somit als „[a]ußerparlamentarischer rungsinteressen zu koordinieren und zu kanalisieren Transmissionsriemen verbandlicher Interessen der freien und auf diese Weise organisierten Einfluss auf den Träger von Einrichtungen der Jugendhilfe“.52 Reichstagsausschuss zu nehmen.“48 Der Reichstagsausschuss legte schließlich Änderungsvor- Die sechs Mitglieder des Reichstagsausschusses waren schläge vor, die ein Kompromiss aller Parteien waren. Ins- Marie Baum, Marie Juchacz, Marie Elisabeth Lüders, Klara besondere gab es einen Ausgleich zwischen Katholizismus Mende, Paula Müller-Otfried und Agnes Neuhaus. Auch und Sozialismus, den beiden wichtigsten Kontrahenten. der Deutsche Caritasverband setzte einen Ausschuss unter Dies war vor allem Agnes Neuhaus zu verdanken, die ihre Vorsitz von Agnes Neuhaus ein – diese gehörte somit allen persönliche Beziehung zu Marie Juchacz nutzte, um auch drei Gremien an! die SPD in den Kompromiss einzubeziehen, was rechne- risch nicht notwendig gewesen wäre.53 Auch der NDV schrieb:

„Von besonderer Bedeutung für die praktische Durch- führung des Gesetzes waren Aeußerungen der Abgg. Frau Neuhaus und Frau Juchacz.“54

In der zweiten Lesung des Gesetzes betonte Marie Elisa- beth Lüders als Berichterstatterin des Ausschusses den entscheidenden Anteil der Frauen am Kompromisstext. Auch Agnes Neuhaus und Marie Juchacz warben im Reichstag für die Annahme des RJWG. Das Gesetz wurde am 14. Juni 1922 mit den Stimmen aller Parteien außer der KPD und Teilen der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP) verbschiedet und am 9. Juli 1922 im Reichsgesetz- blatt veröffentlicht. Ein Einführungsgesetz bestimmte aller- dings, dass es erst am 1. April 1924 in Kraft treten werde.

Kurz vor dem Inkrafttreten wurde aufgrund der Inflation am 14. Februar 1924 eine Notverordnung erlassen, die wesentliche Teile des Gesetzes suspendierte und die Aus- führung im Wesentlichen den Ländern überließ. Vorausge- gangen war eine Resolution des Deutschen Städtetags im November 1923, die forderte, aus finanziellen Gründen die Inkraftsetzung des RJGW auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Der Deutsche Verein hingegen hatte sich im Oktober 1923 für ein pünktliches Inkrafttreten ausgespro- chen: „lieber nur teilweise als garnicht“.55 Am 8. Dezem- ber 1923 berief der Deutsche Verein eine Konferenz in Berlin ein, an der Vertreter des Reichs, der Länder, der Gemeinden und freien Wohlfahrtsverbände teilnahmen. Denkschrift des Deutschen Vereins 1921 Sie sollten Möglichkeiten für eine fristgerechte Inkraftset- zung des RJWG prüfen. Da sie zu keinem Ergebnis kamen,

Die Sachverständigenkommission des Deutschen Vereins 48) Sachße/Tennstedt (Fußn. 24), S. 75. holte Gutachten von rund 150 Organisationen, Körper- 49) Denkschrift zu dem Entwurf eines Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes, Frankfurt a.M. 49 1921, Anhang. schaften und Einzelpersonen ein. Im April 1921 wurde 50) „Reichsjugendwohlfahrtsgesetz“, in: NDV Nr. 13, April 1921, S. 13 f. ihr Vorsitzender Wilhelm Polligkeit von der Reichstagskom- 51) NDV Nr. 19, Oktober/November 1921, S. 87 f. mission eingeladen, mündlich erste Ergebnisse vorzutra- 52) Sachße/Tennstedt (Fußn. 24), S. 77. 50 53) So Wollasch (Fußn. 45), S. 17. gen. Im September 1921 fassten Polligkeit und die DV- 54) „Reichsjugendwohlfahrtsgesetz verabschiedet“, in: NDV Juli 1922, S. 206 f. Referentin Hilde Eiserhardt die Ergebnisse der Sachverstän- 55) NDV Nr. 42, Oktober 1923, S. 425 f.

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Fortbildung zum RJWG 1922 legte der Deutsche Verein anschließend selbst einen Ver- gendhilfe. Allerdings weisen Historiker/innen darauf hin, mittlungsvorschlag vor. Er hielt am 1. April 1924 fest, da dass seine Inhalte nicht aus heutiger Perspektive zu verste- Teile des Gesetzes in manchen Ländern schon in Kraft hen seien. „Das Recht des Kindes auf Erziehung“ – die seien und somit wiederum Zersplitterung drohe. Daher Polligkeitsche Formulierung in der Präambel – etwa kons- wurde eine Übergangszeit von drei Jahren mit Ausnahme- tituiere kein Individualrecht für Kinder, sondern ein „Recht regelungen vorgeschlagen.56 Der DV-Vorschlag ging in die des Staates auf die Beaufsichtigung und eventuelle Kor- genannte Notverordnung ein, allerdings wurde dort die rektur des Erziehungsprozesses“.59 Auch waren zahlreiche Übergangszeit nicht auf drei Jahre beschränkt. Entschei- repressive und sozialdisziplinierende Elemente enthalten: dend für die Rettung des RJWG war aber nach Einschät- Schutzaufsicht und Fürsorgeerziehung wurden zu zentra- zung Polligkeits wiederum Agnes Neuhaus, die sich so- len Praktiken des Fürsorgewesens und der Begriff „Ver- wohl öffentlich als auch in ihrer Partei für das Gesetz ein- wahrlosung“ wurde als Rechtskategorie festgeschrieben.60 setzte.57 Einen wesentlichen Einfluss hatte das RJWG auf die Profes- Die wirtschaftliche Konsolidierung der Weimarer Republik sionalisierung der Sozialen Arbeit. Die Frauen, die es als führte dazu, dass viele Kommunen auch Leistungen ein- Fürsorgeexpertinnen und Parlamentarierinnen mit erschu- führten, zu denen sie aufgrund der Notverordnung nicht fen, hatten dieses Ziel klar im Blick. So äußerte Marie verpflichtet gewesen wären. Auch wurden viele Jugend- Baum im Reichstag: ämter eingerichtet, obwohl dies nur noch eine Kann-Be- stimmung war. Vollständig in der 1922 verabschiedeten „Und wir wollen speziell die Aufgaben der sozialen Form trat das RJWG erst mit einem Bundesgesetz vom 28. Fürsorge, die der Natur der Sache nach Frauenkräfte August 1953 in Kraft. Es wurde am 11. August 1961 verlangte, nicht von anderen Kräften wahrgenommen durch das Gesetz für Jugendwohlfahrt (JWG) ersetzt, das wissen. Das fordern wir in erster Linie im Interesse der bis zum Erlass des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) Im Jahre 1991 Bestand hatte. 56) „Abänderungsvorschläge für den Vollzug des Reichsgesetzes für Jugendwohl- fahrt“, in: NDV 12/1923, S. 447 f. 57) Vgl. Wollasch (Fußn. 45), S. 21. Das RJWG von 1922 beinhaltete ein Organisationsstatut 58) Vgl. Peukert, D. J. K./Münchmeier, R.: Historische Entwicklungsstrukturen und zur Errichtung von Jugendämtern, einen Katalog von de- Grundprobleme der Deutschen Jugendhilfe, in: Sachverständigenkommission 8. Jugendbericht (Hrsg.): Jugendhilfe – Historischer Rückblick und neuere Entwick- ren Aufgaben und Leistungen, einen Verfahrensrahmen lungen, Weinheim/München 1990, S. 1–49, hier: 9 f. für die Jugendpflege, ein Programm zur Sozialhilfe für 59) Peukert/Münchmeier (Fußn. 58), S. 8 f.; vgl. Peukert (Fußn. 46), S. 195 ff.; Lücke, Minderjährige und eine reichsgesetzliche Regelung der M.: „Die Bekämpfung des Lasters von der Quelle“ – Zur Regulierung von devian- 58 ter männlicher Sexualität im Fürsorgewesen der Weimarer Republik, in: Metzler/ Fürsorgeerziehung. Wesentliche Elemente des RJWG Schumann (Fußn. 9), S. 135–154, hier: 137. finden sich bis heute in der Struktur der Kinder- und Ju- 60) Lücke (Fußn. 59), S. 138.

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Jugend; wir fordern es aber auch im Interesse der Frau- zweite Welle. Zahlreiche Frauen engagierten sich wie en, die sich diesem Beruf mit voller Hingabe widmen schon im Kaiserreich und in der Weimarer Republik für die wollen und nicht zurückgestoßen werden dürfen.“61 Gleichstellung der Geschlechter in Familie, Arbeitsleben und Staat; Forderungen waren etwa gleicher Lohn für Das Fachkräftegebot des RJWG führte aber nicht nur zur gleiche Arbeit, das Recht auf Abtreibung und eine öffent- Ausweitung der Berufschancen für Frauen, sondern erst- liche Kinderbetreuung. Vieles davon harrt bis heute einer mals wurden nun auch Männer zu Wohlfahrtspflegern zufriedenstellenden Umsetzung.  ausgebildet.62

Der Deutsche Verein begleitete die Umsetzung des RJWG 61) Zit. bei Reinfelder, H.: 75 Jahre Reichsjugendwohlfahrtsgesetz – ein Rückblick mit zum einen publizistisch. Im NDV finden sich ab 1924 zahl- Ausblick, in: Bayerisches Landesjugendamt (Fußn. 45), S. 5–12, hier: 8 f. reiche Artikel zum Inkrafttreten einzelner Bestimmungen. 62) Vgl. Sachße (Fußn. 3), S. 270 ff. 63) NDV Nr. 31, November 1922, S. 279 f. Zum anderen führte er Ausbildungskurse durch. Bereits im 64) NDV Nr. 50, Juni 1924, S. 85 f.; August 1924, 109 f. September 1922 bot der Fachausschuss für ländliche 65) Sachße (Fußn. 3), S. 240 f. 66) So H. Richter im SWR 2 am 12. November 2018. Wohlfahrtspflege zusammen mit der Centrale für private 67) Vgl. dazu: Feustel, A./Hansen-Schaberg, I./Knapp, G. (Hrsg.): Die Vertreibung des Fürsorge einen Kurs an, um die Durchführung auf dem Sozialen, München 2009. Land, wo es bisher keine entsprechenden Institutionen 68) Peukert/Münchmeier (Fußn. 58), S. 35. gab, vorzubereiten. Diese nach dem Veranstaltungsort „Wegscheidekurse“ genannten Fortbildungen stießen auf großes Interesse und wurden auch in Veröffentlichungen dokumentiert.63 Im Juni 1924 veranstaltete der Deutsche Verein einen Kurs zusammen mit dem Frauenseminar für Soziale Berufsarbeit.64 Landkreis 1925 wurde in Berlin die Akademie für soziale und päda- gogische Frauenarbeit gegründet. In ihrem Vorstand wa- emmendingen ren auch die Vorkämpfer/innen für das RJWG vertreten: Marie Baum, Helene Weber und Wilhelm Polligkeit.65 Beim Landratsamt Emmendingen ist im Sozialdezernat Ebenfalls 1925 war die berufliche Lage der Fürsorgerin die Stelle der Thema des Deutschen Fürsorgetags in Breslau. Leitung des Jugendamtes 5. Ausblick zum 1. Januar 2020 unbefristet zu besetzen. Die wesentlichen Aufgaben: Die deutsche Entwicklung ist auch international nachge- y Leitung des Jugendamts mit 78 Mitarbeitenden in wiesen: Die Einführung des Frauenwahlrechts führte je- 6 Fach bereichen und einem Budget von ca. 16,3 Mio €. weils zum Ausbau des Wohlfahrtsstaates.66 y Weiterentwicklung von strategischen Zielen im Aufgaben bereich der öffentlichen Jugendhilfe y Zusammenarbeit mit den Trägern der freien Jugend- 1933 wurde in Deutschland das passive Frauenwahlrecht hilfe und weiteren externen Kooperationspartnern abgeschafft. Das nationalsozialistische Regime ersetzte die Ihre Qualifikationen: Fürsorgebestrebungen der Weimarer Republik durch eine y Studium im Bereich Sozialwesen (Diplom oder Master) „Volkspflege“ nach sogenannten rassenhygienischen y Mehrjährige Berufserfahrung in der öffentlichen Grundsätzen. Viele der Reformer und Reformerinnen wur- Verwaltung und Leitungserfahrung den verfolgt, vertrieben und ermordet.67 Auch aus den y Fundierte Rechtskenntnisse insbesondere im SGB VIII y Entscheidungskraft, Durchsetzungsfähigkeit und Gremien des Deutschen Vereins wurden jüdische und sozi- Bereitschaft zur ergebnisorientierten Zusammenarbeit aldemokratische Akteur/innen ausgeschlossen. y Einfühlungsvermögen und Belastbarkeit Wir bieten: Die sozialen Reformansätze gingen damit erst einmal ver- y Eine verantwortungsvolle und interessante Führungs- loren. Nach der Konsolidierung der Bundesrepublik wur- aufgabe, in der Sie von kompetenten und engagierten den Gesetzesvorhaben wieder aufgegriffen und im Bun- Mitarbeitenden unterstützt werden y Eine Einstellung im Beamtenverhältnis bis Besoldungs- dessozialhilfegesetz (BSHG) und JWG umgesetzt. Schon im gruppe A 14 oder im Beschäftigtenverhältnis in Oktober 1946 legte der Deutsche Verein, nun wieder un- Entgeltgruppe 14 TVöD ter dem Vorsitz von Wilhelm Polligkeit, den „Modellent- y Eine Vielfalt attraktiver Leistungen, zusammengestellt wurf einer Novelle zum RJWG“ vor.68 Praktische Ansätze unter wie die Soziale Diagnose und Gemeinwesenarbeit wurden www.landkreis-emmendingen.de/ Aktuelles/Stellenausschreibungen von geflüchteten Akteur/innen mit in die Emigration ge- Nähere Auskünfte gibt Ihnen gerne die Sozialdezernentin nommen und v.a. in Israel und den USA etabliert. Von dort Frau Dr. Kleinknecht-Strähle, Telefon 07641 451-3000. gelangten sie dann zurück und prägten den Ausbau der Ihre schriftliche Bewerbung richten Sie bitte bis zum Sozialen Arbeit in der Bundesrepublik der 1970er-Jahre. 15. März 2019 an das Landratsamt Emmendingen, Hauptamt, Bahnhofstr. 2 – 4, 79312 Emmendingen. Auch die Frauenbewegung, die 1919 das Wahlrecht er- Es genügen Kopien in einfachen Sichtheftern. kämpft hatte, erlebte seit Anfang der 1970er-Jahre eine

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