Deutschland

als moderner ,Think Tank ‘ PARTEIEN für die progressiven Kräfte der sozialen Demokratie in Deutschland und Europa Eklat unter verstehen“, was „heute keinesfalls der Fall“ sei. Ihr Erscheinungsbild ähnele Genossen dem eines „großen Kauf - Die Spitze der Friedrich-Ebert- hauses“ – „mit einem um - fassenden Angebotskatalog, Stiftung drückt Peter Struck allerdings ohne klare Ver - als künftigen Chef gegen den bindungslinien und Kon - Widerstand von SPD-Chef Sigmar tur“. Und weiter: „Die Po - Gabriel durch. Ein teurer Sieg. sition der/des Vorsitzenden der FES ist am wichtigsten er Auftritt von Sigmar Gabriel für das öffentliche Erschei - glich in Dauer und Intensität nungsbild der Stiftung im Ddem Start eines Düsenflugzeugs. Inland und im Ausland. Von Höchstens 40 Sekunden brauchte der dieser Person wird entschei - SPD-Vorsitzende am vorvergangenen dend abhängen, wie die Montag in einem Sitzungssaal der Fried - FES in den nächsten Jahren rich-Ebert-Stiftung, um dem versammel - wahrgenommen wird.“ Da - ten Grüppchen klarzumachen, was er von her, so schließt das Papier, dieser Veranstaltung hielt. „Ich sehe, dass solle der Prozess einer ihr diese Stiftung als euer Privateigentum „externen“ Evaluation „in - betrachtet“, schnaubte er und setzte nerhalb von 12 Monaten hinzu: „Das wird ein Nachspiel haben.“ erfolgen“. Und dann fett Dann sah das halbe Dutzend älterer gedruckt der Schlusssatz: K C

Herrschaften nur noch das breite Kreuz E „Danach sollten strukturelle B M A

des „Harzer Rollers“ von hinten, und die L und personelle Entscheidun - P

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Tür fiel vernehmlich ins Schloss. A gen für den Vorstand er - I T S I

Es war zu dem gekommen, was über R folgen!“ H C -

die vergangenen Wochen und Monate S Schon länger witterte die N A alle vermeiden wollten und doch irgend - H resolute bis halsstarrige wie kommen sahen: zum Eklat zwischen Fuchs Ungemach. Via SPIE - der Spitze der SPD und der ihr nahe - GEL (36/2010) reagierte stehenden Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Fuchs auf Gabriels Gebaren Seit einiger Zeit schon versuchte der SPD- und drohte unverhohlen Chef zu verhindern, dass der Vorstand mit sich selbst. „Wenn ich der politischen Stiftung in erbmonar - mich entscheide, noch ein - chischer Weise den Vorsitz der betagten mal anzutreten, werde ich , 73, an den früheren SPD- auch gewählt.“ Im Übrigen Fraktionschef Peter Struck, 67, übergibt. habe „die Partei uns gegen -

Die Wahl steht im Dezember an. O über keine Druckmöglich - R T N I

In der SPD wird seit Jahr und Tag ohn - keiten“. /

N mächtig beobachtet, wie die FES zu ei - N Nach dieser Ansage ging A M nem „Dinosaurierfriedhof“ und Pfrün - U der Gigantenkampf unter E N denclub von verdienten SPD-Honoratio - . den Genossen in eine erste M

E ren geworden ist. Der Altersdurchschnitt N Runde. Mit dem Briefkopf O M I des Vorstands beträgt 67,5 Jahre. Im Ku - S der Namen eines amtieren - ratorium sitzen 17 über 80-Jährige. Oben FES-Zentrale in Berlin, Kontrahenten Struck, Gabriel den und zweier ehemaliger hocken Polit-Rentner, und darunter wer - Ein Dinosaurierfriedhof? Vorsitzender schrieben am kelt ein uneffektiv verschachtelter Mo - 15. Oktober Sigmar Gabriel, loch aus 614 Mitarbeitern hierzulande Gabriel hatte alles versucht. Er hatte und Franz Müntefering den und in aller Herren Länder. Mit ordentli - mit seinen Stellvertretern und der Gene - Vorstandsmitgliedern der Stiftung einen chen Ressourcen: Als partei nahe Stiftung ralsekretärin Andrea Nahles die Wunsch - gemeinsamen Brief – schon allein des - der SPD erhält die FES abhängig vom personalie Steinbrück abgestimmt. Er hat - halb ein Dokument der Zeitgeschichte, Wahlergebnis der Sozial demokraten der - te sondieren lassen, dass es auch in der wenn man berücksichtigt, was sich Beck zeit etwa 120 Millionen Euro Steuergeld FES Reformkräfte gibt, die auf eine Er - und Müntefering im Kampf um die Par - im Jahr. Davon kann man bei schwinden - weckung warten, um endlich mit den teispitze in den vergangenen Jahren an - den Mitgliederzahlen und -beiträgen im schlagkräftigeren Konkurrenten von getan hatten. Sehr freundlich, konziliant Willy-Brandt-Haus nur träumen. Gabriel CDU und Grünen, der Konrad-Adenauer- und gegen Ende unmissverständlich hatte fest vor, die Gerontokratie zu be - und der Heinrich-Böll-Stiftung, konkur - bitten darin die drei Granden „mit enden, Struck zu verhindern, den frühe - rieren zu können. herzlichen und freundschaftlichen Grü - ren SPD-Finanzminister Peer Steinbrück Gabriel hatte ein sechsseitiges Thesen - ßen“ die FES, sich einer Reform an zu promovieren, um unter dessen Ägide papier erstellen lassen, das an Deutlich - Haupt und Gliedern zu unterziehen – die FES innerhalb von ein bis zwei Jahren keit nichts zu wünschen übrig lässt. Unter beginnend mit einer Bestandsaufnah - in eine neue Zukunft zu führen und dann Beibehaltung der strikten Trennung von me –, und dann wieder in Richtung Spit - an einen Jüngeren zu übergeben. Partei und Stiftung „sollte sich die FES ze: „damit ein neu zu wählender Vor -

36 ( )'! # 44/2010 Deutschland stand der Stiftung auf einer aktualisierten Arbeitsgrundlage seine Arbeit beginnen kann“. Daraufhin kam das besagte Treffen zwischen Gabriel und der FES-Spitze in der Hiroshimastraße, dem Berliner FES- Hauptsitz, zustande, bei dem Gabriel sei - nen 40-Sekunden-Ausbruch hatte. Denn A P D

Gabriel, für elf Uhr morgens geladen, sah /

E sich einer Runde gegenüber, die sich C N A I L schon um zehn getroffen hatte, um sich L A - E auf den anwesenden Struck zu verständi - R U T C gen und den Gast Gabriel vor vollendete I P

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Tatsachen zu stellen. E B U H

Als Gabriel daraufhin die Tür hinter R U sich zugedonnert hatte, eilte Fuchs ihm T N E G hinterher und versuchte ihn zu beruhi - A D L I B gen – mit dem für Gabriel wenig beruhi - /

G I genden Vorschlag, dass auch sie an Niedermoorgebiet Peenetal L H E

Strucks Stelle ein Jahr länger machen M könne, solange die Bestandsaufnahme der FES laufe. Mit dieser Aktion hat die FES die Seile UMWELT zur SPD faktisch gekappt. Der Briefwech - sel danach hat einen deutlich kühleren Ton. Jedenfalls von Seiten Gabriels. Erst Mais und Moor schrieben mit Datum 19. Oktober Anke Fuchs und ihre beiden Stellvertreter Pe - Die Deutschen verlangen von armen Ländern, die Regenwälder ter Struck und Dieter Schulte, 70, dass auch sie eine Bestandsaufnahme für zu erhalten. Doch heimische Moore werden für Billigmilch „sinnvoll“ hielten. Die Vorarbeiten soll - und Biogas geopfert. Was ist dieser vielfältige Lebensraum wert? ten der Geschäftsführende Vorstand Roland Schmidt und die SPD-General - ass sich hier gerade ein Öko-Dra - wenn das „tief in unsere Lebens- und sekretärin Andrea Nahles übernehmen. ma abspielt, ist dem Rhinluch Wirtschaftsweise“ eingreift. Ähnliche Ap - Gabriel solle seine Vorstellungen dazu Dnordwestlich von Berlin nicht an - pelle wird es Ende November im mexi - übermitteln. zusehen. Sattes Grün erstreckt sich bis kanischen Cancún beim Weltklimagipfel Beiliegend zu einem Brief vom 21. Ok - zum Horizont, Kraniche ziehen über den geben. Doch wie glaubwürdig ist Deutsch - tober schickte Gabriel seinen drei Kon - Himmel. Die Landschaft um das Flüss - land auf der globalen Bühne, wenn gleich - trahenten („Liebe Anke Fuchs, lieber chen Rhin liegt da wie eine Landidylle. zeitig die deutschen Moore veröden? Peter Struck, lieber Dieter Schulte“) das Aber Andreas Piela, Naturschutzfach - Um den Raubbau im Rhinluch zu de - besagte Papier, ließ aber zugleich nicht mann des brandenburgischen Umwelt - monstrieren, stapft Andreas Piela zu unerwähnt, dass „in einer Reihe von Te - ministeriums, sieht gar nicht glücklich einem Entwässerungstor. Gebaut wurde lefonaten und Gesprächen (u. a. am 8. aus. „Wir fahren dieses Öko-System auf es einst, damit Wasser von den Wiesen Dezember 2009, am 3. Juni 2010 und am Verschleiß“, sagt er, als blickte er in das in den Fluss abfließt. Inzwischen aber 30. September 2010)“ Anke Fuchs und große Loch eines Braunkohletagebaus. hat sich eine dicke Schicht Boden zer - er verabredet hätten, dass vor der Nach - „Ähnliches erleben wir im ganzen Land.“ setzt, das Moor ist abgesackt. Der Fluss folgefrage „ein Gespräch zwischen ihr Pielas Expertenauge erkennt, was Lai - liegt deshalb höher als die umliegende und mir stattfinden sollte, um sich über en nicht sehen. Er weiß, dass eine Schicht Landschaft, zurückgehalten von einem einen gemeinsamen Vorschlag zu ver - schmatzenden Moorbodens fehlt. Über Damm. „Wenn man das Tor jetzt auf - ständigen“. Und dann, vier Zeilen weiter: Jahrzehnte haben Landwirte das Nieder - macht, fließt der Fluss in die Aue zu - „Wie ihr selbst am besten wisst, hat sich moor entwässert und so aus Feuchtwie - rück“, sagt Piela. der Vorstand der FES für ein anderes sen Grasland gemacht. Dadurch gelangt Niedermoore, wie sie vor allem in vie - Verfahren entschieden.“ Weder habe es Sauerstoff an den meterdicken Moor- len Flusstälern vorkommen, zählen zu vor der Vorbereitung und Festlegung auf boden. Was sich über Jahrtausende aus den artenreichen Lebensräumen Deutsch - personelle Neubesetzungen die „ver- Schilf, Seggen und Moosen aufgebaut lands. Hier sind bedrohte Orchideen und abredeten Gespräche“ gegeben, „noch hat, zersetzt sich nun, hauptsächlich in seltene Vögel wie Bekassine, Brachvogel hielt es der Vorstand der FES für an- das Treibhausgas Kohlen dioxid. Der Le - und Wachtelkönig zu Hause. Die Nieder - gemessen, das für den 18. Oktober ver - bensraum vieler Tier- und Pflanzenarten moore wirken wie Schwämme und schüt - abredete gemeinsame Gespräch abzuwar - schwindet. zen vor Hochwässern. Zudem gehören ten, bevor über personelle Vorschläge Unterdessen belehrt die Bundesregie - die bis zu zehn Meter dicken Böden zu für die neue Leitung der Stiftung ent - rung die Welt: Beim Uno-Naturschutz - den wichtigsten Kohlenstoffspeichern. schieden wird“. gipfel im japanischen Nagoya forderte Früher haben moorige Feuchtwiesen Die FES-Spitze um Schulte, Struck und Bundesumweltminister Norbert Röttgen auch hierzulande riesige Flächen ein - Fuchs hat einen Sieg errungen, aber es (CDU) am vergangenen Dienstag die genommen. Nun schwinden sie großräu - ist politisch ein teurer Sieg. Aus der „SPD- Tropenländer auf, ihre Regenwälder zu mig. „Niedermoorstandorte sind leider nahen Friedrich-Ebert-Stiftung“ ist bis erhalten, weil deren Rodung gewaltige vielfach ungeschützt und unterliegen häu - auf weiteres eine SPD-ferne Stiftung ge - Mengen Treibhausgase freisetze und Ar - fig einer intensiven Nutzung“, kritisiert worden. K&%)*%*!% +&% H$$()*!%, ten auslösche. Kanzlerin Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts C (!)*&' S ,%%!" appelliert an die Welt zu handeln, auch für Naturschutz. Vor allem aus Nieder -

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