Jahrbuch 2010
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www.doew.at Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.) Jahrbuch 2010 Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.) JAHRBUCH 2010 Schwerpunkt: Vermittlungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen Redaktion: Christine Schindler Der Druck dieser Publikation wurde finanziell unterstützt durch: Arbeiterkammer Wien Bundeskanzleramt Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7 – Wissenschaft) Layout: Christa Mehany-Mitterrutzner Die Beiträge der einzelnen AutorInnen repräsentieren grundsätzlich deren Meinung. Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.d-nb.de abrufbar ISBN 978-3-901142-56-7 © Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Wien 2010 Herstellung: Plöchl Druck GmbH, A-4240 Freistadt Auslieferung: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Wipplingerstraße 6-8 (Altes Rathaus) A-1010 Wien Tel. ++43-1-22 89 469-319 Fax ++43-1-22 89 469-391 e-Mail: [email protected] http://www.doew.at Inhalt – Jahrbuch 2010 www.doew.at Christine Schindler Redaktionelle Vorbemerkung 7 Hans Winkler Sich der Verantwortung stellen, nicht vergessen – Lehren für heute und morgen. Festvortrag anlässlich der Jahresversammlung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes am 12. März 2009 15 Schwerpunkt Vermittlungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen Werner Dreier _erinnern.at_ Historisch-politische Bildung über Nationalsozialismus und Holocaust 26 Andreas Peham / Elke Rajal Erziehung wozu? Holocaust und Rechtsextremismus in der Schule 38 Florian Wenninger / Peter Larndorfer Projektarbeit und externe Kooperationen in der historisch-politischen Bildungsarbeit mit Jugendlichen. Ein Werkstattbericht des Vereins Gedenkdienst 66 Stephan Axmann / Michael Hollogschwandtner Begleiten statt Führen. Über die Arbeit als Ausstellungsbegleiter 89 Inhalt Irene Leitner – Jahrbuch 2010 www.doew.at Schloss Hartheim – ein Lern- und Gedenkort. Pädagogische Angebote zur Verbindung von historischem Lernen mit der Auseinandersetzung um aktuelle Themen 118 Stephan Ganglbauer / Christian H. Stifter / Robert Streibel Kein Ort des Verdrängens. Die Auseinandersetzung mit Austrofaschismus und Nationalsozialismus an Wiener Volkshochschulen 143 Varia Pia Schölnberger Wöllersdorf – Die Anfänge 190 Christiane Rothländer Vermögensbeschlagnahme und Liquidation des Republikanischen Schutzbundes 1933–1937 212 Alfons Dür Einstein und das Bezirksgericht Bludenz 234 Robert Streibel Partisanen der Erinnerung oder diplomatische Pendelmissionen. Erfahrungen zwischen Krems in Niederösterreich und Auvillar in Südfrankreich 239 Christa Mehany-Mitterrutzner Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Tätigkeitsbericht 2009 247 Autorinnen und Autoren 272 Redaktionelle Vorbemerkung – Jahrbuch 2010 www.doew.at In einem umfassenden Sinn von Vergangenheitsaufarbeitung, Gegenwarts- bewältigung und Zukunftsgestaltung setzen sich die AutorInnen des vorlie- genden Jahrbuches in ihren Beiträgen mit der Aufarbeitung und Vermittlung der nationalsozialistischen Vergangenheit in Österreich auseinander und be- richten aus ihren vielfältigen Erfahrungen. Dabei können nur wenige Initia- tiven Platz finden, es sind vereinzelte Blickpunkte auf eine engagierte und breit gestreute Landschaft von Organisationen, Projekten, engagierten Leh- rerInnen, Jugendlichen, ErinnerungsarbeiterInnen in Österreich. Die Ausein- andersetzung kann sich nicht auf einen kurzen Abschnitt der Geschichte re- duzieren, sondern muss auch Kontinuitäten aufzeigen, sie muss der Jugend von geschulten BetreuerInnen vermittelt werden, die durch eine rationale Zu- gangsweise kritisches Denken fördern – in diesen Bedingungen einer sinn- vollen Vermittlungsarbeit sind sich die AutorInnen des vorliegenden Jahr- buches einig. Aufarbeitung ist aber auch in einem juristischen Sinne notwendig, wie Staatssekretär a. D. Hans Winkler in seinem Festvortrag bei der Jahres- versammlung des DÖW 2009 Sich der Verantwortung stellen. Nicht ver- gessen – Lehren für heute und morgen festhält. Winkler sieht optimis- tisch die Entwicklung in der Weltöffentlichkeit, die vermehrt die Bedeu- tung der Aufarbeitung von Vergangenheit, das Bekenntnis zu Schuld und Verantwortung und Bestrafung von Tätern erkennt. Eine der größten Errun- genschaften ist hierfür die Errichtung des Internationalen Strafgerichtshofes, der Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlich- keit ahndet. Um die Restitution entzogener Vermögen und die späte Ent- schädigung ehemaliger ZwangsarbeiterInnen, die in den letzten Jahre auch von Österreich verhandelt und abgewickelt wurden, hat Winkler selbst sich sehr verdient gemacht, wenngleich erlittenes Unrecht nicht vergolten wer- den kann und noch lange nicht aller entzogene Besitz zurückgegeben wurde und – wie es jetzt aussieht – wohl auch nicht mehr zurückgegeben werden wird. Das Jahrbuch geht in seinem diesjährigen Schwerpunkt Vermittlungsar- beit mit Jugendlichen und Erwachsenen insbesondere auf die Vermittlung an und durch Gedenkstätten und Schulen ein. Als weitere wichtige und breiten- 7 Redaktionelle Vorbemerkung Redaktionelle Vorbemerkung wirksamere Vermittlungsformen müssen die Publizistik, die Literatur sowie – Jahrbuch 2010 www.doew.at – Jahrbuch 2010 www.doew.at Film und Fernsehen genannt werden, die nicht explizit Thema im vorlie- genden Band sind. Seit 1991 ehrt das DÖW jährlich Menschen – Wissen- schafterInnen, JournalistInnen und LiteratInnen – mit dem Helga-und-Willy- Verkauf-Preis für antifaschistische Publizistik, die sich in diesem Bereich besonders verdient gemacht haben. Viele Menschen werden mit den jährlichen Filmretrospektiven erreicht, die Univ.-Prof. Dr. Frank Stern gemeinsam mit der KZ-Gedenkstätte Maut- hausen in Wien und Mauthausen veranstaltet. Die Vorführungen im Wiener Metro-Kino sind mittlerweile ausreserviert. Gratiseintritt und Gratis-Bus- shuttles von Wien und Linz zu den Vorführungen nach Mauthausen, die das Innenministerium zur Verfügung stellt, locken zahlreiche Menschen jeden Alters an. Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen widmet sich neben ihren viel- fältigen Aufgaben in diesen Jahren ganz besonders auch der Vermittlung. 2007 wurde der Experte Yariv Lapid aus Yad Vashem nach Österreich geholt, um mit österreichischen ExpertInnen der Gedenkstätte ein pädagogisches Konzept zu erarbeiten. Das 2. Dialogforum Mauthausen im Juni 2010 wird sich explizit der „Vermittlung am historischen Ort“ widmen und stellt ein of- fenes Diskussionsforum für alle Interessierten dar. Auch das Mauthausen Komitee Österreich, das maßgeblich vom Öster- reichischen Gewerkschaftsbund getragen wird, widmet sich verstärkt Ver- mittlungsfragen und bietet seit 2009 eine fundierte Ausbildung für Beglei- terInnen in die Gedenkstätte Mauthausen, aber auch zu den ehemaligen Ne- benlagern an. Einige der in diesem Band versammelten AutorInnen haben diese Ausbildung zum „Mauthausen Guide“ absolviert. Es war von Anfang an das Anliegen der Überlebenden, die Geschichte weiterzugeben, zu erzählen, was geschehen ist, an die Umgekommenen zu erinnern und damit eine Wiederholung in welcher Form auch immer zu ver- hindern. Die Überlebenden der Lager haben die Gedenkstätten aufgebaut und betreut, Lagergemeinschaften gebildet, Institutionen wie das DÖW zur Be- wahrung ihrer Dokumente und Zeugnisse errichtet, sie sind viele Jahre in die Schulen gegangen, um auch die Jugend zu erreichen. Für Österreich kann stellvertretend für die vielen engagierten Überlebenden das Wirken von Hans Maršálek genannt werden, der für die KZ-Gedenkstätte Mauthausen uner- lässliche Arbeit geleistet hat und dafür 2009 von der Universität Linz mit dem Ehrendoktorat der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ausgezeich- net wurde. Das persönliche Zusammentreffen mit ehemals Verfolgten und WiderstandskämpferInnen hat jede Generation von neuem auf das tiefste 8 9 Redaktionelle Vorbemerkung Redaktionelle Vorbemerkung www.doew.at – Jahrbuch 2010 www.doew.at bewegt, die Form der Vermittlung stand im Hintergrund. Nun müssen die – Jahrbuch 2010 www.doew.at Fragen der Vermittlung durch Nachgeborene neu gestellt und beantwortet werden, eine Vermittlung bald ohne die ZeitzeugInnen steht vor vielfältigen Herausforderungen. Viele in der Vermittlung Tätige und politische Verant- wortungsträger wurden durch die Wahlergebnisse der letzten Jahre beunru- higt, die in einem erschreckenden Ausmaß zeigen, wie sehr auch jugendliche WählerInnen rechten Demagogen ihre Stimme anvertrauen. Als das Wahlal- ter auf 16 Jahre herabgesetzt wurde, erreichte die FPÖ bei der Nationalrats- wahl 2008 Platz 1 bei den unter 30-Jährigen. Menschen, die sich seit vielen Jahren mit der Geschichte von Diktatur und Massenmord auseinanderset- zen, stellen sich – auch anlässlich verschiedener neonazistischer Vorfälle der jüngsten Zeit – vermehrt Fragen nach der Methode ihrer Arbeit. Weder Gedenkstätten noch Museen sind verantwortlich für Wahlergebnisse. Sie tun ihr Möglichstes oft unter schwierigen materiellen Bedingungen, manchmal auch gegen politische Hemmnisse, wie Robert Streibel in seinem Essay Par- tisanen der Erinnerung oder diplomatische Pendelmissionen. Erfahrungen zwischen Krems in Niederösterreich und Auvillar in Südfrankreich anhand einer Ehrung von Deserteuren in Krems aufzeigt. Kriegerdenkmale würdi- gen im ganzen Land die toten Soldaten zweier Weltkriege, SS-Angehörige inbegriffen; ein Denkmal für diejenigen, die sich dem mörderischen Raubzug