Vorläufiges Verzeichnis Ausgewählter Hautflügler Kärntens (Hymenoptera Ohne Formicidae Und Apidae)
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Publikationen Naturschutz Kaernten Jahr/Year: 1999 Band/Volume: 1999_RL Autor(en)/Author(s): Neumayer Johann, Schwarz Martin, Bregant Eugen Artikel/Article: Vorläufiges Verzeichnis ausgewählter Hautflügler Kärntens (Hymenoptera ohne Formicidae und Apidae). 213-228 © Amt der Kärntner Landesregierung W. E. HOLZINGER, P. MILDNER, T. ROTTENBURG & C. WIESER (Hrsg.): Rote Listen gefährdeter Tiere Kärntens Naturschutz in Kärnten 15: 213 - 228 ? Klagenfurt 1999 Vorläufiges Verzeichnis ausgewählter Hautflügler Kärntens (Hymenoptera ohne Formicidae und Apidae1)) Johann NEUMAYER, Martin SCHWARZ & Eugen BREGANT Erforschungsstand sehr schlecht Nachgewiesene Arten 360 Erwartete Gesamtartenzahl ? 1) Apoidea auct.; vgl. den nachfolgenden Beitrag von EBMER (1999) © Amt der Kärntner Landesregierung Hautflügler p.p. 214 ERFORSCHUNGSSTAND UND GEFÄHRDUNG SYMPHYTA Symphyta oder Pflanzenwespen, deren Larven nicht bedroht. Doch sollten Verbreitung und mit Ausnahme der Orussidae phytophag bzw. Biologie bzw. Lebensraumansprüche des wenig xylophag sind, sind in Österreich mit 12 Familien, bekannten Sirex carinthiacus (Konow), der in die üblicherweise sechs Überfamilien zugeordnet Österreich nur aus Kärnten nachgewiesen ist und werden, vertreten. Davon wurden aus Kärnten zehn sich sehr wahrscheinlich in Nadelholz entwickelt, Familien bekannt. Die beiden nicht eingehender untersucht werden. nachgewiesenen Familien Xyelidae und Blasti- Die Xiphydriidae sind durch die Beseitigung cotomidae sind aber in Kärnten sicherlich mit von abgestorbenen Laubbäumen, vorwiegend von mehreren Arten (Xyelidae) bzw. mit einer Art Erlen, Birken und Weiden, durch die Trocken- (Blasticotomidae) vertreten. Generell ist die legung von Feuchtgebieten, die Ausdehnung der Symphytenfauna von Kärnten nur sehr mangelhaft Monokulturen und die Ausräumung der Land- bekannt, und in diversen Sammlungen ist nur schaft gefährdet. Durch diese Maßnahmen haben wenig Material aus dem Gebiet vorhanden. So sind die Xiphydriidae sicherlich schon dramatische Be- bei weitem noch nicht alle zu erwartenden Spezies standeseinbußen hinnehmen müssen. Verwertbare nachgewiesen; das betrifft auch einige in Daten dazu liegen leider aus Kärnten nicht vor. Österreich häufige und weit verbreitete Arten. Aufgrund des vorhandenen Materials läßt sich Orussoidea (Orussidae) keine begründbare Rote Liste für Kärnten erstellen. Die vermutlich einzige in Kärnten Lediglich aufgrund der Lebensraumansprüche vorkommende Art, Orussus abietinus (Scopoli), können Vermutungen über die Bestandessituation entwickelt sich parasitisch in Buprestidae-Larven von Arten gemacht werden. und möglicherweise auch in anderen totholzbe- Megalodontesoidea (Pamphiliidae, Megalodon- wohnenden Käferlarven. Eine Bedrohung stellt für tesidae) diese Art die Beseitigung von Totholz in warmen Lagen und die Ausdehnung der Fichten- Während von der artenarmen Familie monokulturen dar. Megalodontesidae vermutlich alle in Kärnten zu erwartenden Arten nachgewiesen sind, wurde von Tenthredinoidea (Argidae, Cimbicidae, Di- den Pamphiliidae erst weniger als die Hälfte der prionidae, Tenthredinidae) Arten gefunden, mit deren Vorkommen zu rechnen Der überwiegende Teil der Kärntner ist. Symphytenfauna wird dieser Überfamilie und der Die an Nadelbäumen vorkommenden Arten Familie der Tenthredinidae zugeordnet, von der (Pamphiliidae: Cephalciinae) dürften derzeit noch keine Artenliste erstellt werden konnte. Von ungefährdet sein. Für die Pamphiliinae (Pamphi- den drei übrigen Familien sind ungefähr drei Viertel liidae) und Megalodontesidae besteht grund- der zu erwartenden Arten im Gebiet nachgewiesen. sätzlich eine Gefährdung aus zweierlei Gründen: Vertreter der oben genannten Familien Einerseits wird der Lebensraum eingeengt. entwickeln sich an einer Vielzahl verschiedener Fichtenforste dehnen sich auf Kosten von Pflanzenarten, wobei einzelne Arten häufig mono- Beständen ihrer Futterpflanzen aus (Bäume und oder oligophag, andere aber polyphag sind. Auf- Sträucher aus der Familie der Rosaceae, aber auch grund der unterschiedlichen Lebensweisen kom- Erlen, Weiden, Birken sowie Peucedanum und men auch unterschiedliche Gefährdungen in Frage. Laserpitium (Apiaceae)). Andererseits gehen Die Bestandessituation der sich nur auf einer oder Lebensräume verloren, wenn wärmebegünstigte wenigen Pflanzenarten entwickelnden Arten hängt offene Flächen nach Aufgabe der extensiven meist mit der Häufigkeit der spezifischen Nutzung verbuschen oder aufgeforstet werden. Futterpflanze zusammen. Dabei spielt nicht nur die Siricoidea (Siricidae, Xiphydriidae) quantitative Verfügbarkeit, sondern auch die Qualität der Nahrung (Standort, Alter, … der Von den Siricidae sind zwei Drittel und von Pflanzen) eine bedeutende Rolle. Von den den Xiphydriidae etwas weniger als die Hälfte der Tenthredinoidea generell am stärksten bedroht sind in Kärnten zu erwartenden Arten nachgewiesen. vermutlich die Bewohner von Magerrasen, Mooren Die Vertreter beider Familien entwickeln sich und Feuchtgebieten durch Einengung ihres im Holz abgestorbener oder absterbender Bäume. Lebensraumes, bedingt durch geänderte Arten, die sich im Nadelholz entwickeln (Siricidae: Bewirtschaftungsmaßnahmen, Trockenlegung und Siricinae, dazu gehören alle aus dem Gebiet durch Verbuschung. Die Ausräumung der bekannten Siricidae), sind sehr wahrscheinlich Landschaft, Erweiterung der Monokulturen stellen © Amt der Kärntner Landesregierung 215 Hautflügler p.p. ebenfalls bedeutende Gefährdungsfaktoren dar. Für orte, die entweder nicht oder erst im Herbst gemäht einige Cimbicidae, die in einem an Bäumen werden. Sie sind deshalb durch intensive befindlichen Kokon überwintern, dürfte in der Nähe Landwirtschaft (Ausnahme Cephus pygmeus, der menschlicher Siedlungen auch die Förderung der aus Kärnten noch nicht nachgewiesen wurde) und Meisen durch die Winterfütterung und das regelmäßiges Mähen von Straßenrändern, Anbringen zahlreicher Nistkästen eine Gefährdung Böschungen, Wald- und Gewässerrändern und darstellen. anderen „unproduktiven” Flächen bedroht. Diese Maßnahmen dienen oftmals nur einem aus der Cephoidea (Cephidae) Sicht des Naturschutzes falsch verstandenen Von ca. 15 zu erwartenden Arten sind bisher Landschaftsschutz und werden teilweise aus der nur drei aus Kärnten nachgewiesen. Die Larven öffentlichen Hand finanziert. Die sich in Holz- leben überwiegend in Stengeln von Poaceae sowie gewächsen entwickelnden Arten sind vorwiegend in krautigen und verholzten Rosaceae und anderen durch Ausdehnung von Fichtenmonokulturen und Holzgewächsen. Die in Gräsern lebenden Arten die Beseitigung von Hecken und Gebüsch in benötigen, je nach Art, trockene bis nasse Stand- Wäldern und an Waldrändern gefährdet. APOCRITA anschließend fast stets absterben. Dadurch können Terebrantes sie einen großen Einfluß auf die Wirtspopulationen Die Terebrantes oder Legestachelwespen ausüben. Nur ein geringer Teil der bilden innerhalb der Hautflügler die umfangreichste Legestachelwespen lebt phytophag (einige Gall- und auch am wenigsten erforschte Gruppe. Sie sind (Cynipidae) und einige Erzwespen (einige Arten meist klein bis winzig, können aber auch sehr groß von Eurytomidae und Torymidae)). sein und sind sicherlich mit mehreren tausend Als Gefährdungsursachen für Terebrantes Arten im Gebiet vertreten. Davon ist erst ein kommt aufgrund der unterschiedlichsten Lebens- Bruchteil nachgewiesen. Den Verfassern liegen weisen und Habitatansprüche eine Reihe ver- andererseits auch einige unbeschriebene Arten aus schiedener Faktoren in Frage. Verwertbare Daten Kärnten vor. Über die Biologie und die dazu liegen aus Kärnten leider nicht vor. Wirts- Lebensraumansprüche gibt es nur von wenigen spezifische Arten sind auf eine Arten detaillierte Angaben. Hier ist noch ein weites Mindestpopulationsdichte ihrer Wirte angewiesen Betätigungsfeld für Entomologen. Aus Kärnten und unterliegen dadurch direkt bzw. indirekt den sind die folgenden Überfamilien und Familien gleichen Gefährdungsursachen wie ihre Wirte nachgewiesen bzw. zu erwarten: Trigonaloidea (siehe deshalb Gefährdungsursachen bei anderen (Trigonalidae), Evanioidea (Evaniidae, Aulacidae, Insektengruppen und Spinnen). Es ist sehr Gasteruptiidae), Stephanoidea (Stephanidae), wahrscheinlich, daß eine kleine Population einer Ichneumonoidea (Braconidae, Ichneumonidae), bedrohten Wirtsart längere Zeit überleben kann, Cynipoidea (Ibaliidae, Figitidae, Eucoilidae, der spezifische Parasit aber aufgrund einer zu Cynipidae, Charipidae), Chalcidoidea (Leucospidae, geringen Wirtsanzahl verschwindet. Deshalb wird Chalcididae, Eurytomidae, Torymidae, Ormyridae, es oft nicht genügen, Schutzmaßnahmen für die Eucharitidae, Perilampidae, Pteromalidae, Wirtsarten nur soweit zu treffen, daß diese gerade Eupelmidae, Encyrtidae, Signiphoridae, überleben können. Aphelinidae, Elasmidae, Tetracampidae, Eulophidae, Trichogrammatidae, Mymaridae), Die meisten Terebrantes sind jedoch nicht Mymarommatoidea (Mymarommatidae), mono- sondern oligo- oder polyphag. Ihr Über- Proctotrupoidea (Heloridae, Proctotrupidae, leben hängt deshalb nicht von einer Wirtsart, Diapriidae), Platygastroidea (Scelionidae, sondern vorwiegend von der Gewährleistung der Platygastridae) und Ceraphronoidea Standortsansprüche der einzelnen Arten ab. Der (Ceraphronidae, Megaspilidae). Für die meisten Rückgang von Magerrasen, Hochmooren, dieser Familien gibt es in Österreich keine Feuchtgebieten, von Totholz, die zunehmende Spezialisten.