Albert Einstein in Berlin in Den Jahren 1913-1932
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ALBERT EINSTEIN IN BERLIN IN DEN JAHREN 1913-1932 Einstein in Berlin 1913 bis 1932 Einige Bemerkungen zu einem bedeutenden Menschen in seiner Zeit von Schülern der gymnasialen Oberstufe des Engelbert-Kaempfer-Gymnasiums und des Marianne-Weber-Gymnasiums in Lemgo September 2005 Siona Bernau, Lars Gerstenberg, Golo Kahlert, Thomas Klemme, Marc Rottschäfer 1 EINSTEINS SELBSTEINSCHÄTZUNG: DER EINSPÄNNER Ilse, die Tochter von Elsa, als Sekretärin ein. Doch dauerte es nicht lange, dass er für die 20-jährige mehr als nur Freundschaft empfand. Im Mai 1918 Zur Ehe schien er nicht geschaffen zu sein; er hatte mehrere Affären und fragte Einstein sie ob sie seine Frau werden wolle, doch ging Ilse auf diesen hinterließ etliche „gebrochene Herzen“; das erste Kind gab er wahrschein- Antrag nicht weiter ein. lich zur Adoption frei. Es fiel ihm generell schwer, dauerhafte und tiefere Einstein wollte eine Ehe eingehen. Am 2. Juni 1919 heiratete er Elsa und menschliche Bindungen einzugehen. zog mit ihr in eine gemeinsame Wohnung. Einstein war das erste von zwei Kindern. Seine Schwester Maria, auch Maya genannt, wurde 1881 geboren und stand ihm unter alle Frauen die in (Eine amerikanische Frauenliga glaubte, gegen Einsteins Einreise in ihr Heimatland protes- seinem Leben eine Rolle gespielt haben am nächsten. tieren zu müssen. Sie erhielt folgende Antwort:) Seine erste Freu hieß Mileva die er 1902 am 6. Januar heiratet. Mit Mileva Antwort an amerikanische Frauen hatte Einstein ein voreheliches Kind (Lieserl). Diese soll er angeblich we- Noch nie habe ich von seiten des schönen Geschlechts so energische Ablehnung gen Unannehmlichkeiten mit seinem Arbeitgeber zu Adoption freigegeben gegen jede Annäherung gefunden; sollte es doch einmal der Fall gewesen sein, haben. Neben Lieserl hatten Mileva und Einstein noch zwei Söhne, Hans dann sicher nicht von so vielen auf einmal. Albert und Eduard. Das Verhältnis zwischen ihm und seinen Söhnen verlief Aber haben sie nicht Recht, die wachsamen Bürgerinnen? Was soll man einen sehr wechselhaft. Während der Prager Jahre Entfremdeten sich Einstein und Menschen zu sich kommen lassen, der mit demselben Appetit und Behagen hartge- Mileva. Er ging alleine aus und sprach nicht mehr mit ihr über seine wis- sottene Kapitalisten frisst, wie einst das Ungeheuer Minotaurus in Kreta leckere senschaftlichen Arbeiten, was zur Folge hatte, dass Mileva sich zu einer griechische Jungfrauen und der zudem so gemein ist, jeden Krieg abzulehnen, schweigsamen Person, die nicht viel auf ihr Äußeres gab, entwickelte. ausgenommen den unvermeidlichen Krieg mit der eigenen Gattin? Hört also auf euere klugen und patriotischen Weiblein und denkt daran, dass auch das Kapitol des mächtigen Rom einst durch das Geschnatter seiner treuen Gänse Als Einstein 1912 alleine nach Berlin fuhr um dort mit Kollegen zu disku- gerettet worden ist! tieren, traf Einstein seine Cousine Elsa, die Tochter seines Onkels Rudolf und dessen Frau Fanny, wieder. Elsa hatte mit ihrem Mann Max Löwenthal zwei Töchter, Ilse und Margot. Doch ließen sich die beiden 1908 scheiden und Elsa zog zu ihren Eltern. Bei dem Wiedersehen verliebten sich die bei- den. Zurück in Prag schrieb er ihr mehrer Liebesbriefe. 1913 schrieb Ein- stein ihr, dass er nun nicht mehr mit Mileva in einem Zimmer schlafe, er es vermeide, mit ihr allein zu sein und sie überwiegend wie eine Angestellte behandle, der er nicht kündigen kann. Er nannte seine Frau auch eine „un- freundliche humorlose Kreatur “. 1914 ließen sich Mileva und Einstein scheiden, doch erging erst 1919 von einem Gericht in Zürich das Urteil, mit dem Mileva das Sorgerecht für die beiden Söhne zugesprochen wurde, für die Einstein Jährlich 8000 Franken Unterhalt zahlen musste. 1917 zog Einstein in die Haberlandstraße, wo er sich eine Wohnung mietete die unmittelbar neben der von Elsa lag. Am 1. Oktober 1917 wurde er Di- rektor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik. Ende des Jahres stellte er 2 EINSTEIN IN BERLIN fortan dafür, dass sich Einsteins Vorträge größter Beliebtheit erfreuten. Jeder wollte den berühmten Wissenschaftler in persona erleben. Anfang 1914 gelang es Max Planck , Einstein für die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin zu gewinnen, wo er 1917 Direktor des Kaiser- In den Jahren von 1920 bis 1924 entstand auf Initiative von Erwin Freund- Wilhelm-Instituts wurde. Seine Frau begleitete ihn mit den Kindern, kehrte lich, einem langjährigen Mitstreiter, der Einstein-Turm in Potsdam. Er die n- jedoch alsbald wegen privater Differenzen nach Zürich zurück. te seither astronomischen Beobachtungen, nicht zuletzt zu dem Zwecke, Von allen Lehrtätigkeiten befreit, fand Einstein in Berlin Zeit und Ruhe, Einsteins Theorie einer weiteren Überprüfung zu unterziehen. sein großes Werk, die Allgemeine Relativitätstheorie, zu Ende zu bringen. Im Jahr 1921 wurde Albert Einstein für seine Arbeiten zur Erklärung des Er veröffentlichte Sie 1916. Fotoeffekts der Nobelpreis für Physik verliehen. Das Preisgeld ließ er seiner geschiedenen Frau und seinen Söhnen zukommen. Zwischen 1917 und 1920 pflegte seine Cousine Elsa Löwenthal (geb. Ein- stein; 1876–1936) den kränkelnden Einstein; es entwic kelte sich eine ro- Anlässlich Einsteins 50. Geburtstag 1929 sah sich die Stadt Berlin gefor- mantische Beziehung. Angesichts dessen ließ sich Einstein Anfang 1919 dert, ihrem berühmten Bürger ein angemessenes Geschenk zu überreichen. von Mileva scheiden, wenig später heiratete er Elsa. Sie brachte zwei Töch- Oberbürgermeister Gustav Böß regte an, ihm ein Haus zu vermachen. Die ter mit in die Ehe. Presse griff die Geschichte auf. Mit der Zeit weitete sich die Diskussion jedoch zu einer offenen Kontroverse aus. Einstein und Elsa, mittlerweile Jene Zeit war mit weiteren Einschnitten verbunden: Die politische Situation auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück in der Waldstraße 7 im nach Ende des Ersten Weltkrieges verhinderte den Kontakt zu seinen Söh- Dorf Caputh bei Potsdam fündig geworden, verzichteten kurzerhand auf das nen. Zugleich erkrankte seine Mutter Anfang 1919 schwer und verstarb im Geschenk und finanzierten das Haus aus eigener Tasche. Der Architekt Folgejahr. Jene Zeit war es auch, in der es Kurt Blumenfeld , Chef der Pro- Konrad Wachsmann wurde beauftragt, das bescheidene Holzhaus am See pagandaabteilung der Zionistischen Vereinigung für Deutschland, gelang, zu errichten. Es war der Ausgangspunkt für viele Touren mit dem Segel- Einstein für den Zionismus zu interessieren. schiff (ein Geburtstagsgeschenk von Freunden) während der Sommermona- Die Berliner Jahre waren auch durch einen regen Kontakt zu Max Werthei- te bis 1932. mer, dem Begründer der Gestalttheorie, gekennzeichnet. Es kam zu einem fruchtbaren Austausch zwischen den beiden Wissenschaftlern. So verfasste Ein wenig in Vergessenheit geraten ist Einsteins Talent als Erfinder. So Einstein beispielsweise eine Einleitung zu Wertheimers Aufsätzen über wurde ihm im Jahr 1930 das Patent für eine Kältemaschine, ein Kühl- Wahrheit, Freiheit, Demokratie und Ethik . Zunehmend begann er, sich auch schrank neuen Prinzips, zugesprochen. politischen Fragestellungen zu öffnen. Seine zunehmende Bekanntheit nutzte Einstein für etliche Reisen: Er hielt Während einer Sonnenfinsternis am 29. Mai 1919 bestätigten Beobachtun- Vorlesungen auf der ganzen Welt. Zahlreiche Ehrendoktorwürden wurden gen Arthur Eddingtons, dass das Schwerefeld der Sonne Licht genau so ihm zuteil, darunter die der Princeton University, wo er später lehren sollte. ablenkt, wie es die allgemeine Relativitätstheorie vorhersagt. Sir Joseph Alsbald plante er, fortan die Hälfte des Jahres in Princeton, New Jersey, die John Thomson, Präsident der Royal Society, kommentierte den Befund wie andere in Berlin zu verbringen. Im Dezember 1932 begab er sich erneut in folgt: „Dieses Resultat ist eine der größten Errungenschaften des menschli- die Vereinigten Staaten, kehrte aber wegen Hitlers Machtübernahme im chen Denkens.“ Januar 1933 nicht mehr zurück. Er brach sämtliche Kontakte nach Deutsch- land ab und sollte sein Geburtsland nie wieder betreten. An die Preußische Die experimentelle Bestätigung der damals kurios anmutenden Vorhersage Akademie der Wissenschaften richtete er sich am 28. März 1933 schriftlich, Einsteins machte weltweit Schlagzeilen. Die plötzliche Popularität sorgte teilte sein Bedauern über sein Ausscheiden mit und würdigte die Anregun- gen und menschlichen Beziehungen dort. Bereits am 20. März hatte man 3 sein Haus in Caputh durchsucht, im April auch seine Stadtwohnung in der Berliner Haberlandstraße 5. Am 4. April stellte Einstein einen Antrag auf Der Erste Weltkrieg war die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Er war Entlassung aus dem preußischen Staatsverbund (Ausbürgerung). Dieser vor allem ein Ereignis, das sich fatal auf die weitere Geschichte Europas wurde jedoch abgelehnt, um ihm stattdessen die Staatsangehörigkeit per auswirkte: Oktoberrevolution, Stalinismus, Faschismus, Nationalsozialis- Strafausbürgerung, die am 24. März 1934 vollzogen wurde, abzuerkennen. mus und schließlich der Zweite Weltkrieg sind ohne die Erschütterungen Am 10. Mai 1933 ließ Propagandaminister Joseph Goebbels im Rahmen des 1. Weltkriegs nicht denkbar. der „öffentlichen Verbrennung undeutschen Schrifttums“ auch Einsteins Schriften dem Feuer übergeben. Mit dem Ersten Weltkrieg endete eine Epoche unbedingten und optimisti- schen Fortschrittsglaubens, eine große Desillusionierung durch die mörderi- sche Realität der Materialschlachten und Grabenkämpfe setzte ein. Die DAS POLITISCHE UMFELD Ordnung des 19. Jahrhunderts geriet