Sospro 2014 Programm Final.Pdf
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
p r o g r a m m ü b e r s i c h t 2 0 1 4 Schutzgebühr 1,50 EUR Das internationale Klassikfestival Künstlerische Leitung: Ingo Goritzki Grußwort des künstlerischen Leiters Liebe Musikfreunde, das 50-jährige Jubiläum der Sommersprossen rückt in Sichtweite, und noch immer habe ich die angenehme Aufgabe, jährlich eine Auswahl zu treffen unter einer Fülle von in der Luft lie - genden Ideen: welche jeweils machbar sind und künstlerisch zusammenpassen. In diesem Jahr war wieder die Kunst der Verdich- tung gefragt, da die geltende Struktur des Festivals mehr als vier Konzerte nicht zuließ. Dass das Programm dennoch wieder Originelles und Überraschendes bietet, ist der nie versiegenden Phantasie und dem ungebrochenen Idealismus der Künstler zu verdanken. Ein Monsterprogramm zu entwerfen z. B. ist eine typisch schnydersche Idee, die er am 1. Juli im Sonnensaal seinen Fans auf seine unnachahmliche Art erläutern wird, die ihn in Rottweil so beliebt gemacht hat; auf besonderes Interesse wird seine Erklärung stoßen, wie „DER ROTT - WEILER“ in seiner Phantasie unter die Monster geraten ist, und wie er ihm musikalisch gerecht werden möchte. Dem Brüderpaar Haydn, das unter den berühmten Komponisten der Klassik zu Unrecht in der 2. Reihe steht, ein ganzes Kammermusikprogramm anzuvertrauen, ist wiederum eine typisch azzolinische Idee, die sofort die zustimmende Begeisterung des Ensembles fand, und ich bin sicher, dass der Funke auch in der Predigerkirche überspringen wird. Als ich im Herbst 2012 den finnischen Komponisten Kalevi Aho bei einem Gespräch im Café Glockenspiel am Münchner Marienplatz mit der ehrgeizigen Idee anzustecken versuchte, das mozartsche Jahrhundertwerk KV 452 auf seine Art zu reflektieren, hörte dieser zwar aufmerk - sam zu, ließ aber durchblicken, dass er zunächst seine 16. Sinfonie und sein zweites Cellokonzert zu Ende bringen müsse. Und dann war das Quintett für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier binnen Jahresfrist plötzlich fertig, da Aho die genannten Großwerke doch früher abschließen konnte. In einem regelrechten Wettlauf mit anderen Interessenten gelang es uns, nicht nur die Uraufführung des Werkes, sondern auch den Komponisten selbst am 8. Juli in die Hauser-Werkstatt nach Rottweil zu holen. Eine andere „idée fixe“ wurde ich nach einem Konzertbesuch im vergangenen Jahr nicht mehr los: das Klaviertrio von Gaspar Cassadó. Mein Bruder Johannes, ehemaliger Schüler von Cassadó, wird sich dieses besonderen Werkes annehmen, zusammen mit Matthias Lingenfelder und Caroline Palmer. Als direkte „Querbeziehung“ dazu wird im Jugendstilsaal zu Rottenmünster das Klaviertrio von Maurice Ravel erklingen, der seinerseits Cassadós Kompositionslehrer war. Ich hoffe, dass ich Ihnen einen kleinen Einblick in die spannende Genese der diesjährigen Sommersprossen vermitteln konnte und würde mich freuen, Sie zahlreich an den bekannten Spielorten begrüßen zu können. Prof. Ingo Goritzki Künstlerischer Leiter des Festivals sommersprossen rottweil 2014 Grußwort des Oberbürgermeisters Klassische Musik und die Fußball-Weltmeisterschaft stellen keinen Widerspruch dar. Ganz im Gegenteil. Wer die 47. Konzert- saison des Internationale Klassikfestivals Sommersprossen Rottweil besuchen will, wird bei den vier Konzerten im Jahr 2014 noch rechtzeitig zur Übertragung der Fußballspiele vor dem Fernseher oder am Radio sein. Mit den Werken des finnischen Komponisten Kalevi Aho wird in Rottweil, wie seit vielen Jahrzehnten, erneut Musikgeschichte geschrieben. Sein „Solo für Trompete“ und das „Quintett“ für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier feiern ihre Welturaufführung in der Kunststiftung Erich Hauser in der direkten Gegenüberstellung mit Werken Wolfgang Amadeus Mozarts. Wir freuen uns, dass der Komponist in Rottweil anwesend sein wird. Der aus Zürich stammende und in den USA lebende Musiker und Komponist Daniel Schnyder ist uns aus früheren Konzertjahren und seinem Auftragswerk zum vergangenen Schweizjahr bekannt. Seine Musik ist stets voller Überraschungen und eigentümlicher Wendungen. Eine musikalische Monster-Party bringt er in diesem Jahr mit „draKOOL“ nach Rottweil. Das Ensemble L´Estro Armonico spielt Werke der Brüder Joseph und Michael Haydn in der üppigen und Putti-umschwebten Rokoko-Umgebung der Predigerkirche. Im Jugendstilsaal des Rottenmünsters treten kammermusikalische Werke von Maurice Ravel und Gaspar Cassadó in einen spannenden Dialog ein. Das Internationale Klassikfestival Sommersprossen Rottweil ist seit seiner Gründung ein Podium für neue Akzente und einen spannenden Austausch zeitgenössischer mit historischer Musik in unterschiedlichsten Räumen. Ich gratuliere dem Intendanten, Herrn Prof. Ingo Goritzki, zu diesem erneut außergewöhnlichen Programm des diesjährigen Festivals. Mein Dank gilt dem Freundeskreis der Sommersprossen, der das Festival seit vielen Jahren ehren - amtlich begleitet und zudem finanziell unterstützt. Herzlich bedanke ich mich bei dem lang - jährigen Hauptsponsor unseres Musikfestivals, der Volksbank Rottweil. Zahlreiche weitere Sponsoren und Förderer engagieren sich für die Sommersprossen und ermöglichen so ein hochkarätiges Konzertprogramm. Wir wollen die Sommersprossen für ein junges Publikum öffnen. Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt zu allen Konzerten und sind ganz besonders eingeladen, die Welt der klassischen Musik neugierig zu erforschen. Ich wünsche allen Besuchern des Internationalen Klassikfestivals Sommersprossen Rottweil erlebnisreiche Konzertabende und manch ungewöhnliche Höreindrücke. Ralf Broß Oberbürgermeister der Stadt Rottweil _1 .draKOOL eine Monster-Party von und mit Daniel Schnyder Dienstag, 01.07.2014 | 19.00 Uhr | Kapuziner Sonnensaal _ W. A. Mozart (1756-1791)/ D. Schnyder (*1961): TIGER ARIA (aus Zaide ) _ M. de Falla (1876-1946)/ D. Schnyder : DANZA DEL FUEGO Dragon Fire _ Daniel Schnyder : „draKOOL“ : Monsterparty Vlad plays the Organ Trapped inside the Spider Net Pastorale with Vampyre Mehmed ante portas DER ROTTWEILER Uraufführung Das canine Ungeheuer PAUSE _ G. Fr. Händel (1685-1759)/ D. Schnyder: „HAENDEL IN HARLEM“ Crossover Ensemble Rottweil Wassermusik Daniel Schnyder - Saxophon und Leitung Das Meerungeheuer Elisa Goritzki - Flöte March and Gavotte, Ingo Goritzki - Oboe aus der Triosonate in D-Dur, op. 5 Yeon Hee Kwak - Englischhorn _ Daniel Schnyder: Julia Guhl - Klarinette Donne Variations Maxim Bernet - Trompete ...Durchführung und Verführung.. Kilian Konrad - Posaune für Klavier solo und Sax ad lib.. Fritz Pahlmann - Horn SPHINX Rie Koyama - Fagott für Tenorsax und Orchester Oyun Quartett - Streichquartett MONDNACHT Lukas Mimura - Violine 1 Der Werwolf Sophia Scheuer - Violine 2 BAROQUELOCHNESS Tobias Reifland - Viola Das Ungeheuer Nessie in Loch Ness Duygu Kaynar - Violoncello für Englischhorn und Klavier Joel Locher - Kontrabass aus SONGBOOK: „MOON CALF“ Oana Zamfir - Klavier Das Monster in Shakespeares „Tempest“ Eckhard Stromer - Percussion FANTASY IN D for Chamber Orchestra and jazz soloist VVK: 18,00 € - AK: 20,00 € 2 sommersprossen rottweil 2014 Das Totenglöcklein wurde der Klassik schon öfter geläutet, mit Vorliebe von deren Verächtern. Wenn aber ein Musiker die „postklassische Zeit“ ausruft, der selbst in Alter Musik und Klassik fußt, diesem Fundus huldigt und aus ihm schöpft, mit Jazz und Idiomen anderer Kulturkreise kreuzt und dabei ein Ouevre von Rang zuwege bringt, dann ist das schon eher ein Wachmacher. Daniel Schnyder, der Schweizer mit amerikanischem Pass, ist so ein Wachmacher. Ein virtuoser Hochspannungsmusiker, der das Alte mit eminenter Reibungsenergie zum Tanzen bringt und mit dem blitzenden stilistischen Amalgam seiner interkulturellen „Neuen Musik“ die musikalische Neugierde und Erlebnisfähigkeit stimuliert – und so stets neu auf eine Abenteuerreise des Hörens lockt. Auch dann, wenn der Stoff, den er mit seiner Musik knetet, ein wenig zum Gruseln ist. Denn Schnyder, der seine musikalische Fantasie auch gerne an großen außermusikalischen „Klassikern“ Funken schlagen lässt, etwa an der Odyssee, an Faust, Moby Dick oder Shakespeare, hat sich den Grusel-Schocker Dracula vorgenommen. Für ein Programm, das insgesamt „unsere Ängste und Fantasien beleuchtet“. Wobei Schnyder, dessen Musik voller Witz ist, nicht Schnyder wäre, wenn er nicht hinzufügte: „auf lustige Weise“. So taucht das Programm ein in „die biblische Angst vor den Meer-Ungeheuern, in die Angst vor dem uner- lösten, ewig lebenden Menschen-Ungeheuer, in die Angst vor dem Tiger im Menschen oder die Angst vor dem Vollmond und dem Verrücktwerden“, weiß aber auch um „die Angst vor der Schönheit und der Verführungskunst“. Im Zentrum steht das Stück „draKOOL“, das vergangenes Jahr am Original-Schauplatz, auf der „Drakula-Burg“ in Sigishoara uraufgeführt wurde und bei den „Sommersprossen“ seine Deutschland-Premiere erfährt. Und das, nebenbei, kommende Saison sein US-Erstaufführung in Schnyders Wahlheimat New York hat: in der Carnegie Hall, einem Tempel der High Culture. „draKOOL“ ist opernhaft-erzählerisch angelegt, „wie fabelhafte Bilder einer Ausstellung zum Thema Dracula“ (Schnyder). Expressive Ensemblemusik, die direkt zur „Monsterparty“ lädt, diverses Personal auftreten, den Vampir dann aber nicht tanzen lässt, sondern durch eine barock angehauchte Pastorale zu bannen sucht. An das Finale mit türkischer Musik fügt Schnyder für das Festival eine spezielle Uraufführung an: „Der Rottweiler – Das canine Ungeheuer“. Vielleicht gar der geheimnisvolle schwarze Hund, der vom gestrandeten Dracula-Schiff schleicht? „Aha, des Pudels Kern! Nein, mein Rottweiler ist lustig und unteuflisch“,