Die Volksgruppen Und Der Kulturaustausch Im Raum Alpen-Adria
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BAND 2 3 KÄRNTEN DOKUMENTATION Die Volksgruppen und der Kulturaustausch im Raum Alpen-Adria HERAUSGEBER: PETER KARPF UDO PUSCHNIG HELLWIG VALENTIN REDAKTION: THOMAS KASSL MARTINA JANJA OGRIS WERNER PLATZER © Land Kärnten Amt der Kärntner Landesregierung Abteilung 1 – Landesamtsdirektion Volksgruppenbüro Arnulfplatz 1, 9021 Klagenfurt Gesamtproduktion: ilab crossmedia, www.ilab.at Die inhaltliche Verantwortung liegt ausschließlich bei den Autoren ISBN 3-901258-11-6 Klagenfurt 2007 Inhaltsverzeichnis Irena Destovnik Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Slowenen beiderseits der Grenze: Können mit ihrer Hilfe die Folgen der historischen Trennung überwunden werden? 5 Čezmejno sodelovanje Slovencev z obeh strani meje: ali z njegovo pomočjo lahko presežemo posledice zgodovinskih delitev? 17 Michael Dippelreiter Die Rolle der Österreich-Kooperation im Raum Alpen-Adria 27 Avstrijska kooperacija in njena vloga v prostoru Alpe-Jadran 36 Natascha Grilj Die Rolle der österreichischen Botschaft in Slowenien bei der Unterstützung der kulturellen Aktivitäten der Volksgruppen 44 Vloga avstrijskega veleposlaništva v Sloveniji pri podpiranju kulturnih aktivnosti narodnih skupnosti 52 Martin Ivancsics Der Kulturaustausch der Volksgruppen als bewusstes Wahrnehmen einer multiplen Brückenfunktion 59 Kulturna izmenjava narodnih skupnosti kot zavestno zaznavanje mnogokratne funkcije mostu 65 Ulrike Quercia Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Kulturbereich als moderner Ansatz des Minderheitenschutzes 70 Čezmejno sodelovanje na kulturnem področju kot sodobni nastavek varstva manjšin 89 Judit Szilágyi Minderheitenselbstverwaltungen in Ungarn – Recht und Praxis 105 Manjšinsko samoupravljanje na Madžarskem – pravo in praksa 112 Hellwig Valentin Die Kultur als Wegbereiter der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und die Rolle der Volksgruppen 118 Kultura kot utiralec poti čezmejnemu sodelovanju in vloga narodnih skupnosti 131 Diego Vecchiato Veneto region‘s policies for the protection and promotion of ethnic and linguistic minorities 142 Szolt Vitári Die Kulturbeziehungen der Minderheiten von Baranya/Branau 151 Kulturni stiki med manjšinami v Baranji 165 Janko Zerzer Mit Kultur zu guter Nachbarschaft 177 S kulturo do dobrega sosedstva 185 Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Slowenen beiderseits der Grenze: Können mit ihrer Hilfe die Folgen der historischen Trennung überwun- den werden?* Irena Destovnik** Der Slowenische Kulturverband, eine der beiden Kulturdachorganisationen der Kärntner Slowenen, gibt schon seit 1948 das Jahrbuch Koroški koledar heraus. Im Themenhandbuch des Koroški koledar 2005 wurde in Form von Interviews mit Personen von beiden Seiten der Grenze ein „Überblick“ über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit veröffentlicht. Bis zum Jahr 1918 bzw. 1945 war das Leben der Slowenen, die heute in Ös- terreich und Slowenien leben, auf wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und verwandtschaftlicher Ebene verflochten. Erst nach der langsamen Öffnung der seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges geschlossenen Staatsgrenze in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Zusammenarbeit zu- nächst im kulturellen Bereich als neutralste Form der gegenseitigen Vernet- zung aufgenommen. Trotzdem kennen wir uns Slowenen auf beiden Sei- ten der Grenze nach einem halben Jahrhundert getrennten Lebens schlecht. Die Antwort auf die im Titel gestellte Frage könnte folgendermaßen lau- ten: eine gemeinsame Region kann man nicht auf einstigen Gegebenheiten aufbauen, sie kann langsam auf neuen Grundlagen mit Hilfe von gegensei- tiger Vernetzung der Menschen in verschiedenen gemeinsamen Projekten geformt werden. Die Mehrheit der Gesprächspartner betonte, dass auf die gegenseitige Verflechtung der lokalen Bevölkerung kleine Projekte am bes- ten einwirken, die auf der Ebene von lokalen Gemeinschaften, Vereinen und anderen kleineren Organisationen entstehen. Diese Projekte sind nur dann erfolgreich, wenn sie auf den Wünschen und Bedürfnissen der Einheimi- schen basieren. Weil das Europa der Regionen die Zusammenarbeit auf al- len Ebenen fördert, werde ich neben der Zusammenarbeit im kulturellen Bereich auch einige andere Formen der Zusammenarbeit, die das Abbild der Bedürfnisse der heutigen Zeit sind, präsentieren. * Vortrag gehalten am 29. 11. 2006 anlässlich des XVII. Europäischen Volksgruppenkon- gresses in Klagenfurt ** Irena DESTOVNIK, Univ. Dipl. Ethnologin und Kultursoziologin, Mitarbeiterin des Slo- wenischen Kulturverbandes in Klagenfurt 5 Slowenien ist – sogleich nach Luxemburg – der europäische Staat mit der höchsten Stufe der Grenznähe und der einzige Staat, in dem Slawen, Roma- nen, Finnugrier und Germanen leben.1 Weil sich die durch politische Gren- zen geteilten Grenzregionen überall in Europa am langsamsten entwickelten, teilt die Europäische Union für deren ausgewogene und dauerhafte Entwick- lung besondere Mittel zu. Auf die schlechtere Entwicklung der Grenzge- biete wirken noch die Entfernung von den Zentren und die schlechte Ver- kehrsanbindung ein. In den Grenzregionen Südkärntens und der Region Koroška in Slowenien beschäftigte sich die Mehrheit der Menschen bis zu den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit der Landwirtschaft; noch im- mer bleiben sie hinter den entwickelten Regionen des eigenen Staates zu- rück. In Österreich gibt es nur zwei Regionen mit einem niedrigeren Brut- tosozialprodukt als es Südkärnten hat, sodass dieses im Vergleich mit den entwickeltsten Regionen nur eine 60-prozentige Entwicklung erreicht.2 Von Grenzgemeinden auf slowenischer Seite wurde beim Übergang zur Markt- wirtschaft aufgrund der veralterten Industrietechnologie die wirtschaftliche Umstrukturierung gefordert. Die Vorteile einer schlechteren wirtschaft- lichen Entwicklung liegen im erhaltenen natürlichen Umfeld, das den Or- ten auf beiden Seiten der Grenze gute Möglichkeiten für die Entwicklung zu modernen ländlichen Räumen mit der Möglichkeit des Erhaltes der re- gionalen Identität bietet. Die Gesamtlänge der Staatsgrenze zwischen Slowenien und Österreich beträgt 330 km, Kärnten grenzt an die drei slowenischen statistischen Re- gionen Gorenjska, Savinjsko-šaleška und Koroška. Die Karawanken, wo 50 Kilometer Staatsgrenze verlaufen, waren für unsere Vorfahren schon seit jeher eine relativ leicht passierbare natürliche Barriere, denn die alte Lan- desgrenze zwischen Kärnten und Krain ließ eine völlig spontane Zusam- menarbeit auf allen Ebenen zu. Der Verkehr verlief schon in der Römer- zeit über den Loibl und den Seeberg, nach dem 12. Jahrhundert auch über den Wurzenpass. 1 Milan Bufon, Slovenija: Srednjeevropska obmejna država (Slowenien: Ein mitteleuropä- ischer Grenzstaat). In: Meje kot ovire in mostovi (Grenzen als Barrieren und Brücken). Ko- per 2001: ZRS, 37–38. 2 Igor Roblek, Situacija koroških Slovencev in vpliv narodnih skupnosti na podeželje (Die Situation der Kärntner Slowenen und der Einfluss der Volksgruppen auf das Land). In: Sezonstvo in izseljenstvo v panonskem prostoru. (Saisonarbeit und Aussiedlung im pan- nonischen Raum) Migracije 4. Ljubljana 2003: Inštitut za slovensko izseljenstvo ZRC SAZU, 175–192. 6 Österreich leitete schon in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine dezentralisierte Entwicklung der ländlichen Grenzregionen ein, Slowenien begann die Dezentralisierung und Regionalisierung während den Vorbe- reitungen auf den Beitritt zur Europäischen Union. Nach dem Beitritt Ös- terreichs zur Europäischen Union erhielt Slowenien als sein Grenznach- barland das Recht auf die Nutzung der Mittel, die der Entwicklung der Grenzregionen zugeteilt sind. Aufgrund der Vielfalt der slowenischen Re- gionen beschloss die Regierung der Republik Slowenien im Jahre 1999 das „Gesetz über die Förderung der ausgewogenen Regionalentwicklung“, die Schlüsselinstitution für die Ausführung der neuen Regionalentwicklungs- politik wurde der Sektor für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Agentur der Republik Slowenien für die Regionalentwicklung, der ein Bindeglied zwischen nationalen, regionalen und lokalen Organisationen und Institutionen der Europäischen Union ist. Im Europa der Regionen wird die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vor allem im Bereich der Transport- und Grenzinfrastruktur, der Sorge um den Umweltschutz, der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, der Forst- und Landwirtschaft, des Fremdenverkehrs, des Handels, des kulturellen Aus- tauschs und der Bildung realisiert. Mehrere Gesprächspartner betonten, dass die schlechte Begleitung der vielseitigen Entwicklung in Slowenien sei- tens der österreichischen Partner die gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten behindert, was vor allem deshalb von großer Bedeutung ist, weil die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu besseren Lösungen von Problemen der einen und anderen Seite auf Grundlage des Know-How- und Erfahrungsaustausches beitragen sollte. So manch neueres grenzüber- schreitendes Projekt wurde auch aufgrund von Unterschieden in der Ent- wicklung nur teilweise realisiert; die slowenische Seite benötigte den Ausbau der grundlegenden Infrastruktur, auf österreichischer Seite zeigte sich der Bedarf nach moderner Entwicklung des Fremdenverkehrs und des länd- lichen Raumes. Einige Formen der Zusammenarbeit zwischen den grenznahen Gemeinden haben schon eine dreißigjährige Geschichte und man könnte sie als traditio- nell bezeichnen. Dazu gehört zum Beispiel die Zusammenarbeit zwischen Ferlach und Tržič. Zu den neueren Formen der Zusammenarbeit zwischen den beiden Orten gehört die Zusammenarbeit im Bereich der Landwirt- schaft und des Fremdenverkehrs. Ebenso