Mitteilungen

Verein der Freunde des Bergbaues in Graubünden 52 Stiftung Bergbaumuseum Schmelzboden-Davos 2/1990

REDAKTION: Dr. h.c. Hans Krähenbühl, Ducanstr.2, Mai 1990 7270 Davos Platz, Tel. 083/3 57 12 Jahresbeitrag: Fr. 40.- 14. Jahrgang Einzelnummer ·Fr. 10.- erscheint - PC: 70 - 1165 - 3 vierteljährlich Knnto: Graubündner Kantonalbank Davos Schweizerischer Bankverein Davos Inhaltsverzeichnis Schweizerische Kreditanstalt Davos

PRAESIDENT Verein und Stiftung: Dr. h.c. Hans Krähenbühl, Edelweissweg 2, - Der Bergbau im und 7270 Davos Platz Ferreratal: Die Kupferlager- stätte der Alp Ursera-Andeer Stiftung: eröffnet am 26. Januar 1980 (Fortsetzung 2 ) 2 - Ueber die Forschungen von Regionalgruppenleiter: Joh. Strub (1884-1967) (Schluss) 9 - Davos-Silberberg:Dr. h.c. H. Krähenbühl, Edelweissweg 2, 7270 Davos Platz - Zweihundert Jahre Uran: Ein historischer Ueberblick 15 - Klosters-Prättigau: R. Renner, Rathausgasse 2, 7250 Klosters - Verschiedenes 25 - Filisur-Albulatal: Chr. Brazerol, Café Belfort, 7499 Schmitten

- S-charl-Unterengadin: G. Peer, WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITER: Clozza 217, 7550 Scuol Prof. Dr. E. Nickel, Universität CH-1700 Fribourg - Ems, Calanda-Oberland: M. Schreiber, Prof.RN Dr. J. Stelcl, Universität CSSR-61100 Brno Via Gaguils 5, 7013 Domat/Ems Dr. T.Geiger, Römerhofstr.30, CH~8542 Wiesendangen - Savognin-Oberhalbstein: E. Brun, Dipl.Ing. H.J.Kutzer, Hüttening., Rehbergstr. 4, Greifenseestr. 2, 8600 Dübendorf D-8911 Windach Prof. Dr. E. Niggli, Universität CH-3000 Bern - Schams: H. Stäbler, Lehrer, Dr. Ing. Herbert W.A. Sommerlatte, Bergbauing., Im 7477 Filisur Rötel 21, CH-6300 Zug - Oberengadin: W. Aegerter, Postfach 525, Dr. G. Weisgerber, Deutsches Bergbaumuseum, 7549 La Punt-Chamues-ch D-6430 Bochum Dip.lng.Dr.mont.,Dr.phil. G.Sperl, Jahnstr. 12, - Arosa-Schanfigg: Renzo Semadeni, Erich Schmid-Inst.für Festkörperphysik, A-8700 Leoben Aelpli, 7050 Arosa Dipl.Ing. Dr. H.J. Köstler, Grazerstrasse 27, - Bündner Oberland: G. Alig, Präsident A-B753 Fohnsdorf Verkehrsverein, 7134 Obersaxen-Meierhof Prof. Dr.W. Epprecht, Ottenbergstr. 45, CH-8049 Zürich TITELSEITE: Ed. Brun, Greifenseestr. 2, 8600 Dübendorf GRAFIK: Honegger-Lavater, Zürich Mit freundlicher Genehmigung: INNENSEITE: SIA - Schmirgel- und Schleifindustrie Georg Agricola, De Re Metallica Libri XII AG, Frauenfeld D R U C K: BUCHDRUCKEREI DAVOS AG 1 Der Bergbau im Schams und Ferreratal: Die Kupferlagerstätte der Alp Ursera-Andeer Hans Krähenbühl, Davos Fortsetzung 2

Andeer von Süden: Johann Jakob Meier, 1823

Die Lagerstätte ist an den nördlichsten 1. Situation und Geologie der in Rofnagneis einstechenden Triaskeil gebunden. Der Rofnagneis mit Die Lagerstätte liegt im Gebiet der Augengneis-Charakter, der dem hellgrünen Gemeinde Andeer im Schams. Zwischen Gneis in der weiteren Umgebung des Hinter- und Averser-Rhein schiebt Triaskeils eigen ist, ist in dessen Nähe sich von Süden her ein Ausläufer des zum grössten Teil verschwunden, um Hirli (2850 m ü.M.) zwischen Val starker Schieferung und feiner Fältelung und Surettatal - der dichtbewaldete Platz zu machen. Felskopf von Rofna - ein. Dieser trägt Als Hauptgemengteile erkennt man Se- die Lagerstätte, welche Gruoba (Grube) rizit, Quarz, Orthoklas; in unterge- genannt wird. Die Lagerstätte quert den ordneten Mengen treten Mikroklin, Felskopf in einer schmalen, neugebildeter Albit, Apatit, Zirkon und unzusammenhängenden, ENE-streichenden Pyrit auf. Die Vererzung ist an den Zone, die im Streichen auf 1,5 km Quarzit der Mischzone gebunden, welche verfolgbar ist. Die Aufschlüsse liegen eine aus geschiefertem Gneis, bzw. zwischen 1450 und 1730 m ü.M. Der Serizitschiefer und Quarzit bestehende Hauptteil des Vorkommens befindet Zone bildet und sich zwischen sich auf der N-Seite eines kleinen, flach Triasdolomit und Gneis schiebt. Sie gegen ENE verlaufenden Tälchens, welches wurde nur an den hangenden Grenzen des sich vom Weg nach der Alp Ursera bis an den Steilabsturz zum Val Ferrera Hauptkeils und an den drei vorhandenen erstreckt. Schuppen gefunden.

2 3. 2. Das äussere Bild der Lagerstätte Der Chalkopyrit ist in scharf begrenzten und die Ausbildung der Erze Körnern ein steter Begleiter des Fahlerzes und ist mit diesem schwach Die heute noch vorhandenen Aufschlüsse verwachsen. sind erzarm und verraten nichts von angeblichem früherem Reichtum der Der Bornit wurde in geringen Mengen Lagerstätte. Die Erze treten nur in- auf Traversa und im Tagbau südlich nerhalb der Mischzone auf; die Lager- P 1560 gefunden. Mit Fahlerz und Kup- stätte hat daher die Form von "Lager- ferkies ist er eng verwachsen. gängen", die zwischen Dolomit und Gneis eingeschoben sind. Die Vererzung ist Der Antimonit fand sich nur auf Tra- hauptsächlich auf die Schuppe 1 bis 3 versa in einzelnen, verbogenen, oft beschränkt, der Hauptkeil ist in der zerbrochenen Nadeln dem Quarzit ein- Erosionsrinne östlich von P 1522 und gelagert. auf Traversa schwach vererzt. Die Erze Der Bleiglanz ist selten, ausser als treten vor allem im Quarzit, aber auch Einschlüsse im Bornit tritt er in im Serizitschiefer und im Gneis auf. einzelnen, dem Nebengestein einge- Merkwürdigerweise fehlt vererzter sprengten Körnern auf. Dolomit fast vollständig. Die Vererzung umfasst eine Zone von 0,5 - 2 m, deren Der Pyrit ist auf der ganzen Lager- Erzgehalt grossen Schwankungen stätte in den Erzen sowie im Nebenge- unterworfen ist. An Erzen sind stein verbreitet. Die Oxidationserze vorhanden: Covellin, Malachit, Azurit und Tirolit sind häufig. Ersterer durchzieht Tetraedrit Chalkopyrit Bornit Antimonit Bleiglanz Pyrit Covellin, Malachit, Azurit und Tirolit.

Das Fahlerz ist Hauptmineral, alle übrigen Erze sind untergeordnet. Der Tetraedrit zeigt die typische schmutzig-graugrüne Reflexfarbe (Fahlerz). Das reine Mineral führt 1,46 0/00 Silber und ist schwach arsenhaltig. Einschlüsse die als Ag-Träger in Betracht kommen könnten, sind nicht wahrnehmbar; das Silber muss in fe- ster Lösung eingelagert sein .

Bergbauzeugen im Schams, Ferreratal und vorderen Rheinwald.

1 Starlera, 2 Fianel, 3 Da-

natzhöhe, 4 Martegn-Mutalla 2 0 sura, 5 Alp Samada, 6 Sut Fuina, 7 Schmorrasgrat, 8 Val Sterla, 9 Salegn, 10 Chli Hirli, 11 Rothörnli, 12 Taspegn, 13 Ursera, 14 Valle di Lei, 15 Cufercalalp, 16 Plan Tischat- scha, 17 Haus Rosales, 18 Schmelze Sufers, 19 Schmelze Ausserferrera, 20 Schmelze Innerferrera, 21 Schmelze Sut Fuina. (Zeichnung Stäbler) 3 in dünnen Schnüren das Fahlerz und den ähnlich wie die Suferser Schmelze in Bornit: Malachit, Azurit und Tirolit elnem Mündungswinkel, der vom Averser bilden als stete Begleiter des Rhein und der Aua Granda gebildet Fahlerzes flechtenartige Ueberzüge auf wird, nördlich der Gemeinde Ausser- Rissen im Quarzit und zeigen, im ferrera an der Strasse ins . Die Verein mit rostiger Anwitterung, Anlage gliedert sich in drei Ab- selbst den geringsten Erzgehalt des schnitte. Im oberen Teil befinden Gesteins an. Die Gangarten sind nicht sich die Knappenhäuser. Ihrem verwik- sehr häufig. Baryt tritt als einzige kelten Bau nach zu schliessen, waren sie Gangart in derben, körnigen Massen in jeder Bergbauepoche wieder her- auf. gerichtet und teilweise erweitert wor- den. Heute sind nur noch zwei Keller- 3. Die Entstehung der Lagerstätte gewölbe erhalten, der übrige Teil des Gebäudekomplexes ist zerfallen. Die Das Nebengestein hat die alpine Epi- zu den Knappenhäusern gehörenden Ver- metamorphose erlitten. Die granobla- hüttungsanlagen dehnen sich unterhalb stische Ausbildung des Baryts und die der Wohnstätte, dem Ufer der Aua am Pyrit erkennbare Kataklase zeigen, Granda entlang bis zum Averser Rhein dass auch die zur Vererzung gehörenden aus. (Siehe Skizze Seite 7) Mineralien von der Metamorphose ergriffen wurden. Die Cu-Erze besitzen Aus den Mauerresten in diesem Gebiet körnige Ausbildung und lassen keinerlei und mit Hilfe der Schlackenfunde, lässt Kataklase erkennen; die umgeformten sich ungefähr ein Bild der Schmelze Begleitmineralien zeigen aber, dass man rekonstruieren. Im Gebiet zwischen den in dieser Struktur der Cu-Erze ein Knappenhäusern und der heutigen Produkt der Metamorphose zu erblicken Kantonsstrasse stand die Eisenschmelze, hat; die Spuren der mechanischen in der das Eisenerz aus den zahlreich Beeinflussung derselben, wurden jedoch vorhandenen Eisenerzgruben des nachträglich durch die Ferreratales verarbeitet wurden. Von Rekristallisation verwischt. Der Um- der bewegten Geschichte dieser stand, dass eine umfangreichere, sicher Eisenschmelze zeugen viele Mauerreste. primäre Vererzung des Dolomites nicht Heute lassen sich jedoch nur bei festgestellt werden konnte, könnte zu wenigen von ihnen Rückschlüsse auf ihre den Deutungen Anlass geben, dass die frühere Funktion ziehen. Zuoberst in Vererzung entweder vor dem Absatz des der Eisenschmelze befand sich bis vor Dolomites vor sich ging und somit nur kurzem innerhalb von Mauerresten eine der Quarzit und der angrenzende Gneis rund 25 cm dicke grosse Granitplatte erfasst wurde. Nach dem oben Gesagten mit einem Durchmesser von 1,5 m, die in ist nachtriadische Bildung der der Mitte Lagerstätte wahrscheinlich. ein Loch besass. Möglicherweise diente Zusammenfassend kann gesagt werden, sie als Aufschlagplatte für die dass das Vorkommen die alpine Pochstempel. In einem tiefer liegenden Epimetamorphose erlitten hat, die Gebäuderest stehen zwei gleiche, 1,5 m sich aber nur noch am Baryt und am hohe Granitblöcke wie in der Suferser Pyrit nachweisen lässt; die Kupfererze Schmelze, die das Gebäude als ehemalige sind vollständig rekristallisiert. Die Schmiede ausweisen. Der 400 kg schwere Entstehung ist in die Zeit zwischen Schmiedehammer wurde mit Wasserkraft Trias und Tertiär zu verlegen. angetrieben. Der Wassergraben, der mit Wasser aus der Aua Granda gespiesen 4. Die Verarbeitung der Erze wurde,und dessen Reste man in der ganzen Schmelze finden kann, ist heute Das Erz von Ursera wurde an verschie- noch deutlich auf der Südseite des denen Orten verarbeitet und geschmol- Gebäudes sichtbar, genauso wie der zen. Wir haben früher gelesen, dass Durchgang der Wasserradachse im unter Thomas von Schauenstein Erze des Gemäuer. An die Westseite des Schams in die Schmelze von Filisur beschriebenen Gebäudes schliesst sich gebracht wurden. Die naheliegendste direkt ein weiteres Gemäuer an, bei dem Schmelzanlage befand sich unterhalb die leichte Einsackung in seiner Mitte des Bergwerkes von Ursera, in und die fein verteilten Eisen- Ausserferrera. Diese Schmelze liegt 4 SITUATION DER LAGERSTAETTE

50 m Längsprofil durch Hauptabbau von Ursera Querprofil durch Hauptabbau von Ursera

Legende 5 splitterchen in der Erde der Gebäude- der englischen Gesellschaft "Val Sassam umgebung auf einen Eisenverhüttungs- Mines Company" errichtet wurde und in ofen, vermutlich ein Rennfeuer, dem neben der eigentlichen schliessen lassen. Schlacken- und Verhüttungsanlage auch noch Pochwerk Sandablagerungen sowie eine grosse und Waschanlage standen. Eine weitere Anzahl Mauerreste unterhalb dieses Schmelze war in Andeer, doch kann deren Gebäudekomplexes deuten auf weitere Standort nicht mehr rekonstruiert Waschanlagen, Pochwerke und Verhüt- werden. tungsöfen hin, die heute jedoch nicht mehr rekonstruiert werden können. Ein Ein weiterer Schmelzofen befindet sich aufschlussreiches Bild der Eisen- heute noch in dem als Ferienaufenthalt schmelze um 1780, die damals von der von den Nachkommen von Marchese Rosales Eisenbergwerksgesellschaft Ferrera benutzten Haus in Andeer. Dieser betrieben wurde, vermittelt Hackuet in Blashochofen ist der einzige noch seinem Bericht über seine Reise in den vollständig erhaltene, derartige Ofen Dinarischen - Julischen - Carnischen - in Graubünden. Bis um das Jahr 1960 Rhätischen und Norischen Alpen im Jahre konnte in der Schmelze Sufers die zum 1781 und 1783. Blasofen in Andeer gehörende Frischfeueranlage studiert werden. "Sesam (Schams) oder Schmölz (Schmelze) Leider ist dieses einzigartige Beispiel wie die Teutschen zu sagen pflegen, ist durch den Bau der N 13 restlos nichts als ein einschichtiges zerstört worden, ohne dass das Aussehen Eisenwerk, wo ich einen Hochofen, ein wenigstens mit Hilfe von Plänen und paar Zerr- und andere kleine Feuer Photos festgehalten worden wäre. antraf." Weiter schreibt er: "An einem gähherabstürzenden Bache sind die Wasserschmitten angebaut. Es sind zwei 5. Geschichtliches über Ursera Hämmer, einer zu grobem, der andere zu dünnerem Eisen. Vier Schmiede arbeiten Da in den meisten Urkunden die Vor- noch, sonst beschäftigte kommen von Taspin und Ursera als dies Eisenbergwerk den Sommer über "die Bergwerke der Landschaft Schams" gewöhnlich 100 Arbeiter. Die Erze wur- bezeichnet und nicht näher unter- den des Winters, wenn der Schnee die schieden werden, lässt sich deren Ge- Höhungen der Felsen ausgefüllt, zwo schichte nicht getrennt behandeln. Im Stunden weit vom Gipfel des Berges Schams reicht die geschichtliche heruntergeführt, in Säcken, die mit Kenntnis des Bergbaues weniger weit als Schweinshäuten belegt waren. Das Aus- in Mittelbünden oder S-charl. sprengen, Stampfen, Erlesen, Herbei- Noch beim Verkauf der Landschaft schaffen der Erze war so kostspielig, durch Graf Jörg von Werdenberg an dass dies wahrscheinlich die Ursache des Bischof Leonhard von Chur im Jahre 1456, Verfalls der ganzen Unternehmung ist." werden im Vertrag verschiedene Regalien und Hoheitsrechte aufgezählt, ohne dass die Bergwerke Erwähnung finden. Im L.A. Das heutige Bild der Schmelze Ausser- Schams in Zillis und in den G.A. Sufers ferrera wird jedoch nicht von der Ei- und Andeer liegen einige Akten aus der senschmelze, die oberhalb der Kantons- alten Zeit des Bergbaues. Am 5. August strasse im Wald versteckt liegt, ge- 1605 erteilt die Nachbarschaft Sufers prägt, sondern vom Kamin, das zur Kup- dem Jakob Holzhalb, Rat der Stadt Zürich fer- und Silbergewinnung dienenden und Altlandvogt im Sarganserland das Anlage unterhalb der Strasse gehört. Recht, alle in ihren Alpen und All- Hier wurden die Erze von Ursera ge- meinden sich vorfindenden "Erze, die schmolzen, was die vielen noch kupfer- Stahl, Eisen, Kupfer, Blei oder andere haltigen Schlacken in der Umgebung be- Metalle enthalten, Kristalle allein zeugen. Dieser Teil der Schmelze ist im ausgenommen", zu graben. Ursera ist in Jahre 1972 gesichert und unter diesen Verträgen nicht genannt. J.J. Denkmalschutz gestellt worden. Scheuchzer erwähnt jedoch in einer oft zitierten Stelle, die sich nur auf Das 10 m hohe Kamin ist Bestandteil Ursera beziehen kann, dass zu eines 13 x 11 m grossen, zweiteiligen Gebäudes, das um 1864 vermutlich von

6 Schmelzofen Ausserferrera 1972 restauriert

Aufbereitungs- und Schmelzanlage Ausserferrera (Zeichnung Stäbler)

SCHMELZANLAGE AUSSERFERRERA

Schmelzofen Ausserferrera um ca. 1910

Schmelzanlage Ausser- ferrera um 1890, Auf- bereitungs- und Ver- hüttungsanlage für Kupfer und Silber der "Val Sassam Mines Company" der englischen Gesellschaft.

7 Beginn des 17. Jahrhunderts im Schams, gestanden sein. Im Archiv Andeer liegt oberhalb Andeer, durch Holzhalb und der Konzessionsvertrag einer Nüscheler von Zürich Silber abgebaut "Bergbaugesellschaft zu Ursera, Despin worden sei. Alle 14 Tage sei ein Stück (Taspin) und Stalla" mit der Landschaft Silber gegossen worden, "so schwer, Schams vom 2. April 1819. Nach dem dass der stärkste Mann genug daran zu Wortlaut einer Aktie, nannte sich die tragen hatte"; die Unkosten wurden aus Unternehmung "Silber-, Kupfer-, Blei- dem nebenbei gewonnenen Blei und Kupfer Bergbau- und Schmelzgesellschaft zu bestritten. Die oft erwähnte Familie Tamins". Zur Bearbeitung waren die Vertemati-Franchi von Plurs, die in Gruben Ursera, Despin und Stalla in Mittelbünden zu Beginn des 17. Aussicht genommen. 1866 beginnt eine Jahrhunderts Bergbau betrieb, soll im englische Gesellschaft, die Val Sassam Schams sieben Gruben besessen haben. Mines Company Ltd. (VSM) mit 60'000 Pfund Kapital in Taspin und haupt- sächlich in Ursera zu arbeiten. 1872 Am 16. Juni 1611 übergibt die Landschaft wurde die Gesellschaft liquidiert. In Schams dem Vicario Thomas von der Folge werden noch mehrere Schauenstein, Ritter, beider Rechte Konzessionsverträge mit der Landschaft Doctor, Herr zu Haldenstein, das al- abgeschlossen. Die seit 1872 erteilten leinige Recht zur Ausbeutung der Erze Konzessionen liefen alle ab, ohne dass innerhalb ihres Gebietes für einen wieder ein Abbau auf Ursera eingesetzt jährlichen Zins von 100 fl; "Eisen-, hatte. Stahl- und Kristallerze" sind vom Ver- trag ausgenommen. 1612 schloss Thomas von Schauenstein einen Vertrag mit Vikar Literatur: von Salis und den Vertemati Franchi, wonach er seine gewaschenen Erze aus dem - Ed. Escher, Erzlagerstätten und Bergbau im Schams, in Schams nach Filisur in die Schmelze Mitte1bünden und im Engadin, 1935 liefern konnte. Einzelne Vorkommen - Hans Stäbler, Bergbau im Schams, im Ferrerata1 und lm Vorderen wurden in diesen Verträgen nicht Rheinwald, 1979 genannt. Nach F. von Sprecher waren es Silber-, Kupfer- und Bleiminen, die der (Wir verweisen auf die Schrift von Hans Stäb1er, "Bergbau im Herr zu Haldenstein im Schams bearbeiten Schams, im Ferreratal und im vorderen Rheinwald", erhältlich im liess. Nach Lehmann (Die Republik Bergbauverlag, Edelweissweg 2, 7270 Davos Platz) Graubünden) soll der genannte Unternehmer das Münzrecht besessen haben und zwischen 1611 und 1623, was mit den Daten der Verträge übereinstimmt, das im Schams gewonnene Silber zu Münzzwecken verwendet haben. Da im Schams für die Gewinnung dieses Metalles nur Ursera und Taspin in Frage kommen, muss Thomas von Schauenstein diese beiden Vorkommen bearbeitet haben. Am 17. Januar bürgerte sich Altbürgermeister und Münzherr Christoff Erb aus Hall in Tirol, der das "Schamser Silberbergwerk" übernommen hat, in der Landschaft ein. C.U. von Salis-Marschlins zitiert mehrmals eine Bergrelation (d.i. ein Bericht), welche auch eine " alte Silbergrube, genannt hoch am Gebirge", in einem harten grünen und mit weiss- bleichem Schiefer (Serizit) vermischten Kalkgebirge", mit welchem nur Ursera gemeint sein kann. In Andeer soll nach der Relation eine dem Joh. Außerferrera Fries von Chur gehörige Schmelzhütte Wappen der Gemeinde Ausserferrera 8 .. Uber die Forschungen von Joh. Strub (1884-1967) am Silberberg bei Davos Schluss

DER "GROSSEN BAUETAPPE" AM SILBERBERG Der grosse Kohlenfresser von Hochofen VON DER GEWERKSCHAFT UNVORHERGESEHENER - erlebte seinen Umbau zum Schachtofen ZWEITER TEIL und dieser seine baldige Ausserdienststellung. Schon das zi- tierte Gutachten v. Tscharners von Mit seiner Hoffnung, "den Berg (der 1810 hebt hervor, dass "dieses so baulichen Vorarbeiten) erstiegen zu gleichförmige Erz einen sehr einfachen haben", hat Verwalter Hitz und mit Gang in der Schmelzmethode erwarten ihm die Gewerkschaft eine namhafte lasse". Es genügten denn auch zwei Enttäuschung erlebt, die indessen einfache Flammöfen für die Bleischmelze auch ihre guten Folgen hatte und und ein kleiner Zinkofen für die ihn nicht niederdrückte. Der auf- Versuche der Zinkausbringung durch merksame Leser des letzten Aufsatzes Abtropfungsverfahren (Destillierung). vermisst dort sicher das grosse Ver- Sie wurden drüben auf der andern waltungsgebäude (heute Gasthaus Strassenseite gebaut, und so war das Schmelzboden), damals "HOFFNUNGSAU". monumentale Gebäude der ursprünglichen Es stand zwar bereits in seiner "Schmelzhütte" für einen andern und ganzen Länge da, wurde aber von Hitz doppelten Zweck frei geworden: es konnte in seinem Zirkular an die Gewerken zum geräumigen und damals vorbildlichen allzubescheiden als die "Schmelzhüt- Verwaltungs- und Wohngebäude ausgebaut te" aufgeführt. Der spätere Gutach- werden. ter, Heinr. Schinz-Gessner (1882), fand die Hitzschen Bauten "viel zu Der Verwaltung dienten Lebensmittel- splendös". Sie waren aber auf die magazine, ein Laboratorium mit Pro- Dauer berechnet und dazu taugten bierofen, Gebläsen und Balgrädern; auch keine Baubaracken. Bergmeister Land- eine Schreibstube, ein Schulzimmer und thalers grosser Geländeplan von sogar ein Andachtssaal fanden Platz. 1811 schreibt ebenfalls "Schmelzhütte" Für Wohnzwecke blieben 12 heizbare und markiert bergseits als starke Zimmer und mehrere Fremdenzimmer für Ausbuchtungen die Schmelzöfen. die häufigen Besuche, dazu Küchenräume und Zubehör. Verwalter Hitz und öfters Man hatte hier in allzuweiter Vor- der Mitgewerke J.B. von Salis, Initiant aussicht drei Oefen eingebaut: einen der Zinkgewerkschaft, wohnten hier. Röstofen zum Garmachen der Bleierze und Austreiben der schwefligen Gase, einen grossen Hochofen und einen Ab- Dieser massive und stattliche Bau sollte treibherd. Es zeigte sich aber bald, als Vorgänger praktischer Werkbauten dass sie weit über den Bedarf hinaus- erhalten bleiben, ist aber durch gingen, und dass ein viel einfacheres verheerende Naturgewalten schon gestört Verfahren erheblich billiger worden. Zwar liegt Schmelzboden verhüttete: der Röstofen konnte dank lawinensicherer als die im Un- der guten Struktur und mässigem glückswinter 1950/51 schwer heimgesuchte Schwefelgehalt der Erze ganz entbehrt benachbarte Bahnstation, aber der werden. Noch überflüssiger war der Inneralpbach brachte am 11. August 1933 Abtreibherd, aber aus einem weniger nach einem Wolkenbruch eine in Davos nur angenehmen Grunde: er war zum den früheren Katastrophen im Alberti- Abtreiben des hoffnungsvoll erwarteten tobel vergleichbare Schlammrüfe mit Silbers vorgesehen, welches leider Geröllmassen vom allergröbsten Kaliber. ausgeblieben ist, denn der Herr Architekt Chr. Issler beschreibt Silbergehalt war am "Silberberg" die Verwüstung anschaulich: "An der durchschnittlich nur 1/5 g Silber Brücke der Rhätischen Bahn, welche zu in 1000 g Blei, gegenüber doch et- eng gebaut war für dieses Flussprofil lichen gr in S-charl und in Schams. und sein Einzugs- 9 Postkarte Schmelzboden-Hoffnungsau, 1906. vor der grossen Rüfc 1933 gebiet, staute sich die Rüfe, die einen vergisst allzuleicht die Schwere der mächtigen Stoss entwurzelter Fichten- damaligen Zeit. Die Politiker jener stämme vor sich herschob, so dass die Jahrhundertwende und mit ihnen das Geleise der Bahn und die Holzlager- ganze morsche Staatssystem der Drei plätze überflutet wurden. Der Bünden hatte versagt. Die wirtschaft- rückwärtige, nordöstliche Teil des lichen Nöte durch die harte Besetzung Schmelzbodenhauses wurde bis an die wirkten noch lange nach, nachdem 1803 Fenster des ersten Stockwerkes der Anschluss an die Eidgenossenschaft verschüttet und die Erdgeschoss- und endlich gelungen war und das Kellerräume mit Schlamm angefüllt." Der Staatsgefüge sich zu festigen begann. Besitzer Konrad Buol-Conrad hat diese hintern Räume nicht mehr repariert, Das Wiedererwachen des Bergbaus war sondern 1934 abgerissen, und seither einer der ersten Tast- und Gehversuche hat das Haus seine heutige Gestalt. Auf jener Zeit. Die Entdeckung der dem Platze der Schmelzöfen wurde nach "Dalvazzer Jäger" Joh. Georg Land- dem Bergbau eine Tonwarenfabrik und thaler und Franz Christoph Pfersich, Ziegelei und seither jahrzehntelang die führte zur "Schürfgesellschaft" von Handelssägerei Peter Issler, zuletzt 1805, und aus dieser ging 1806 die von dessen Sohn Sebastian Issler, Gewerkschaft mit 128 Kuxen oder Antei- betrieben; sie war nebst dem noch len hervor. bestehenden Gasthaus Schmelzboden bei Ueberblick über die Pioniere dieser Einheimischen und Durchreisenden zu Zeit gibt das von Dr. Ernst Zimmerli einem Dauerbegriff geworden. aus den Akten zusammengestellte "Verzeichnis der Gewerken": Die Hauptinitianten waren Bundesland- Die Bergbauzeit und ihre Pioniere ammann Jakob Ulrich von Sprecher, Je- haben hier einen so wohleingerichteten nins, und Carl Ulysses von Salis, und übersichtlichen Betrieb ge- Marschlins, die im Politischen das schaffen, wie er in Bünden höchstens Heu nicht auf der gleichen Bühne hatten. noch in Bellaluna einen Partner ge- Stark beteiligt war ferner Johann funden hat. Wir haben am Silberberg Baptista v. Salis-Soglio, Initiant der nicht eine Vereinigung erwerbsgieriger späteren Zinkgewerkschaft und der Unternehmer vor uns, sondern eine zweiten Zinkschmelze in Bellaluna. Sein Gewerkschaft, die aus der landes- Sohn, der spätere kantonale Ober- väterlichen Sorge ihrer führenden ingenieur, Friedrich v. Salis, ist im Männer entstanden ist. Die Gegenwart Schmelzboden geboren. Weitere Gewerken waren Bundespräsi- 10 dent Jac. Ulrich v. Albertini, später Silberberg wurde wieder erschlossen, mit Rageth Abys Nachfolger von Pächter die Zugänge begehbar gemacht und der Hitz am Silberberg: Bundeslandammann Dalvazzerstollen und der "Lange Joh. Andr. v. Sprecher, Davos; Gaudenz Michael" in der Folge als Schauberg- Planta, Hercules v. Salis, Grüsch; werk ausgebaut. Landammann Jac. v. Ott, Grüsch; Statthalter Johannes Hitz, Klosters, 1967 ist der Wiederentdecker und un- erst als Verwalter, ab 1818 als ermüdliche Forscher am Silberberg ge- Pächter die Seele des Unternehmens; storben, und wir möchten den folgenden Pfarrer Luzius Pool, auch als Nachruf, erschienen in der Davoser Gutachter beigezogen; Georg und Revue von Helga Ferdmann, als Gedenken Christian Brosi; Bundeslandammann Joh. und Würdigung der selbstlosen Arbeit Brosi; Hans Hitz-Schmid; Thomen dieses Pioniers im Interesse der Schamaun, Schiers; Oberst Walser; Nachwelt, veröffentlichen. Lieut. P. Walser; Podestat Simon Büsch, Malans; Podestat Nüttlüscher, DER BETREUER DES SILBERBERGS IST Jenins; Christian Hitz; NICHT MEHR Friedrich Truog, H. v. Moos, Malans; Zunftmeister C.W. Capeller, Chur, bei Einen Steinwurf weit von der Stadt der Auffindung der Zinkausscheidung im Hochgebirge - so ist man versucht zu aktiv beteiligt; Jak. Ulrich Raschär; sagen - führt von der Südgrenze der Val. Roffler, Fideris; später genannt Landschaft Davos, von Brombenz aus, ein wird Rageth Abys, Chur, Commissari Weg durch den Wald hinauf nach Anton Herkules v. Sprecher, Davos, Jenisberg. Am 19. Juli 1967 erstiegen wird als Gewerke nicht genannt, wir ihn, um in Jenisberg auf 1504 m hingegen finden wir ihn als Höhe Johannes Strub die letzte Ehre zu Unterzeichner des Lehensvertrages von erweisen. Wenige Tage zuvor war er auf 1807 namens der Landschaft Davos. ärztlichen Rat ins Krankenhaus nach Thusis verbracht worden, und am Sonntag, dem 16. Juli 1967, ist er hochbetagt gestorben. Um jenen bewegten Abschnitt aus har- ter, aber hoffnungsvoller Zeit mit- zuerleben, müssen wir nicht in um- ständlichen alten Akten stöbern: die Hitz'sche Epoche hat in Dr. Ernst Zimmerli ihren bestinformierten Be- arbeiter gefunden und wurde von ihm auf Grund des reichen und lebhaften Briefwechsels von Verwalter, dann Pächter Hitz und der Gewerken sehr erlebensnah dargestellt und seine Abhandlungen sollten zum eisernen heimatkundlichen Schriftenbestand eines jeden mit Graubünden Verwach- senen, vorab der Lehrer, werden.

Red. Hier schliessen wir die gekürz- ten Berichte von Joh. Strub, die in den Jahren 1951 bis 1961 in der Da- voser Revue erschienen sind.

Auf Anregung von Frau Helga Ferdmann, ehemalige Herausgeberin und Redaktorin dieser Zeitschrift, wurde 1976 der "Verein der Freunde des Bergbaues in Jenisberg, wo Knappenfamilien Unterkunft fanden und Graubünden" gegründet, mit dem Joh. Strub wohnte. (Photo Furter) vornehmlichen Ziel, das Werk von Joh. Strub fortzuführen. Der 11 Im kleinen Gasthaus hielten wir Rast Wettfliegen. In der Zeit, da er in bei einem kühlen Trunk. Langsam füllte Davos arbeitete, kehrte er jeden sich die Stube mit Menschen aus der Abend heim nach Jenisberg und kam näheren und weiteren Umgebung. Es am andern Morgen den weiten Weg wie- kamen Verwandte, Freunde, der Land- der zu Fuss zurück an seine Arbeits- ammann von Filisur, Mitglieder der stelle. Behörde. Der Heimgegangene war Statt- halter für die Gemeinde Filisur ln Als bei Ausbruch des Ersten Weltkrie- deren Fraktion Jenisberg. Jeder wusste ges sein Bruder in den Militärdienst irgendetwas von Johs. Strub, wie er einrückte, bewirtschaftete Johs. seinen Namen schrieb, zu erzählen. Strub mit seiner Mutter das Heimwe- Beim Trauerhaus fand sich am frühen sen in Jenisberg. Nach der Heirat Nachmittag eine stattliche Schar des Bruders Christian wurde der schwarzgekleideter Menschen ein. Bald Haushalt getrennt, doch Johannes erklang vom Bergkirchlein auf freiem blieb als Mitarbeiter im Betrieb. Wiesenplan das Geläute seines einzigen Ein bequemer Mitarbeiter ist er nie Glöckleins. Ein eilfertiges Glöcklein gewesen, er war ein Mensch, der war's, das zu rufen schien: seine eigenen Wege ging, seine eige- "Kommet her zu mir alle ... ", ein nen, gelegentlich eigenwilligen gesprächiges, von dem der alte, weiss- Ideen verfolgte. Ohne diese für den bärtige Neni unten in der Stube gesagt Nächsten nicht immer bequeme Eigen- hatte: "Wenn ein Armer stirbt, läuten schaft hätte er aber auch manches nicht wir nur mit einer Glocke. erreicht, was ihm im Verlauf seines Wenn ein Reicher stirbt - mit allen". Lebens glückte. Bezeichnend für ihn war (Das einzige Glöcklein im Turm trägt z.B., dass er während des Krieges die Inschrift "Gos mich Gaudenz Hempel selber Waldpartien rodete und an den 1687".) steilsten Hängen Kartoffeläcker anlegte. 1949 wurde das elterliche Nach dem Segen des Pfarrherrn am Gut verkauft; damit hörte Johs.Strubs offenen Grabe begab sich die Trauer- landwirtschaftliche Tätigkeit auf. gemeinde in das winzige Kirchlein, das bald bis auf den letzten Platz Zu Anfang der vierziger Jahre hatte besetzt war; einige mussten draussen Georg Häsler, der Direktor des Davoser vor der offenen Türe stehen. Kurvereins, ihn bewogen, mit ihm in einen der seit langem schon still "Wir haben heute einen Jenisberger zu liegenden Stollen des Silberberges Grabe getragen, der mit Leib und bei Jenisberg zu steigen. Strub be- Seele an diesem schönen Fleck Erde richtet dazu: "Es ist ganz der Initia- hing, und der in der kleinen Gemein- tive von Kurdirektor Häsler zu ver- schaft hier oben eine empfindliche danken, wenn zur touristischen Er- Lücke zurücklassen wird", begann der schliessung des vergessenen Silberbergs Pfarrer Jakob Gehrig von Monstein an der Davoser Südgrenze ein Anfang seine Ansprache. 83 Jahre und zwei gemacht werden konnte. Die Tradition Monate war Johs. Strub alt geworden. unserer Urgrossväter, von welchen Am 12. Mai 1884 war er in Jenisberg als manche noch dort gearbeitet haben, war ältestes von drei Kindern geboren abgerissen und wegen dem allgemeinen worden. Nach der Primarschule, die Zerfall neugierigen Jungen der Zugang damals noch im kleinen Weiler geführt verwehrt." So war es dahin gekommen, wurde, besuchte der Knabe während dass selbst die wichtigsten Stollen nur vier Jahren die Handelsabteilung der Kantonsschule Chur. Es folgte die ganz Wenigen mehr nach Namen und Arbeit in verschiedenen Büros in Standort sicher bekannt waren. Für Zürich, Davos und Interlaken, wo er Johannes Strub begann, so darf man es Kassier der damals gross aufgezogenen wohl sagen, Tell-Spiele wurde. Eine Zeitlang ein Leben für den Silberberg. amtete er auch als Kassier für die Gordon Bennett-Freiballon- und Unablässig hat er durch Forschungen Flugzeug- und als Wegmacher dafür gearbeitet. 12 Keine Mühe und kein Opfer waren ihm zu gross, Quellenmaterial aus den bei den verschiedensten Arbeiten und Bibliotheken zutage zu fördern und Forschungen, auch Veröffentlichungen, zu studieren, Wege und Stege zu bauen, zu raten und zu helfen. Der Ausbau Geländer zu befestigen, um die verschütteter Wege und die Anlage von verlassenen, zerfallenen Erzgruben für Höhenwegen lagen ihm stets besonders am Besucher zugänglich zu machen. Etwa Herzen. nötige Sprengarbeiten führte der Kurverein Davos aus. Die Davoser Revue Wer dem alten, schmächtigen Mann mit hat im Verlauf der Jahre eine grosse braunem Lederschurz begegnete, mochte Anzahl von Artikeln aus der Feder glauben, einen Berggeist vor sich zu Strubs veröffentlicht. Sie sind fast sehen. Oft blieb er, Zeit und Gefahr alle vergriffen. Das Interesse am vergessend, so lange in den Stollen, Silberberg wuchs von Jahr zu Jahr. Es dass es die Jenisberger mit der Angst kamen Besucher aus allen Teilen der zu tun bekamen, es könnte ihm etwas Schweiz, Lehrer mit Schulklassen, zugestossen sein. Professoren mit Studenten, um das alte Der Betreuer des Silberbergs lebte ein Davoser Bergwerk, das wie keines als mehr als bescheidenes Leben, mit heimatkundliches Anschauungs- und irdischen Gütern nicht gesegnet. Lehrobjekt geeignet ist, in "Meine ganze Silberbergarbeit ge- Augenschein zu nehmen. Strub hat schieht nicht in Erwerbsabsicht", ungezählte Wissbegierige geführt. schreibt er einmal, "sondern um der Solche Führungen wurden den Menschen Heimatkunde einen wichtigen Dienst zu zum unvergesslichen Erlebnis. Sein leisten, der sonst leider unterbleiben grosser Wunsch, es möchte sich ein müsste." In der umfangreichen, über Nachfolger finden, der Arbeit und Jahre sich erstreckenden Korrespondenz Führungen nach ihm übernähme, ist bis mit Jules Ferdmann ist öfter zu lesen, heute nicht in Erfüllung gegangen. er bedanke sich für das "fürstliche" Honorar, das ihm die Artikel in der Strub ist nicht nur in die Tiefe des Davoser Revue eingebracht, eine Anzahl Berges gestiegen, er forschte auch Hefte mit seinen Aufsätzen hätte es nach den geistigen Hintergründen, auch getan. nach Sagen und Schutzpatronen des Bergwerks. Sie tragen vorwiegend Na- men christlicher Märtyrer der römi- schen Zeit, als Rätien christiani- siert wurde. Sankt Michael, der Erz- engel, war, wie Strub schreibt, als "Lichtbringer" häufigster Gruben- Schutzpatron. Sein Kalendertag bald nach Herbstbeginn (29. September) hält auch den Rekord an träfen deut- schen Bauernregeln, z. B. "Michel zünd't und Beni (21. März) löscht" die Kerzen. Am Abend vor Michaeli im Jahre 1950 war es auch, als Strub den "Langen Michael" oder "Hülfsstol- len" aufspürte und in Tiefen gelangte, die seit hundert Jahren keines Menschen Fuss mehr betreten. "Ein Bergwerk kann seine Wunder nicht offen auslegen", sagte er einmal, "aber als unerschöpfliches Studienobjekt für kleine Gruppen und Einzelgänger wird der Silberberg immer mehr erkannt werden." Strub erlebte die Freude, dass sich ihm aus Davoser Bergsteiger- , Architekten- und vielen weiteren Kreisen interessierte Helfer zur Verfügung stellten, um Johannes Strub an der Arbeit am Silberberg 13 Der einsame Junggeselle, der bei kalische Umarbeitung wurde ergänzt Petroleumslicht arbeitete, früher um walserdeutsche Ausdrücke, die seine vielen Briefe mit schöner Bühler nicht kannte. Strub erliess Schrift von Hand schrieb, fragte nicht in den Zeitungen einen Aufruf, an viel nach Geld und Gut, und wäre die Sprachgut zu retten, was noch zu ret- Nachbarin Dorothee nicht gewesen, wer ten sei, und mundartliche Schätze weiss, ob der alte Mann nicht durch aufzustöbern, ehe sie versänken. Kälte odermangelnde Pflege ernsthaften Im April, drei Monate vor seinem gesundheitlichen Schaden genommen Tode, schrieb er mir persönlich von hätte. Aber dafür brauchte Johs. Strub seiner Arbeit: "Die Revue-Aufsätze niemand, der sich um Erfüllung seiner kann ich Ihnen noch nicht senden, Freizeit und seines Alters bemüht das Walserlexikon bzw. die Rein- hätte. Er blieb rastlos tätig, erfüllt schrift nimmt mich noch kolossal in von Plänen aller Art, auch dann noch, als die Beine ihm schier den Dienst 4. Anspruch". versagten. Wir erinnern uns eines Ge- Die Kette der Besucher und Briefstel- spräches mit ihm im Jägerstübli oben ler, die nach den Arbeiten Strubs über in Jenisberg. Da erzählte er von einer den Silberberg fragen, reisst nicht Filmidee: er wollte die Geschichte des ab. Es wäre verdienstlich, seinen letzten Greifensteiners dargestellt Nachlass systematisch zu ordnen und sehen, aber - so fügte er hinzu - es ein Buch über den Silberberg zu dürften keine weiblichen Mimen dabei verfassen. mitwirken. So kauzige Ideen konnte er haben. Sein Betreuer ist nicht mehr. Mit seinen opferwilligen Forschungen hat er sich selbst ein unvergängliches In den letzten Jahren hatte sich Strub Denkmal gesetzt. H.F. noch einer andern besonderen Aufgabe verschrieben: er bearbeitete das Werk Red. Inzwischen ist eine zusammen- Valentin Bühlers (1868-1879) "Davos in fassende Schrift "Silberberg Davos" seinem Walserdialekt" neu. Die von Hans Krähenbühl, 1979, erschienen. Anregung dazu hatte ihm Jules Ferdmann (Diese ist beim Verfasser,Edelweissweg gegeben und Strub machte sich daran, 2 ,7270 Davos Platz, erhältlich. auch diesen schweren Stein zu heben. Kosten Fr. 15.-- plus Porto.) Die zeitgemässe lexi- (Schluss)- -

14 Blick von der Schmittner Alp auf den Silberberg und auf Jenisberg (Foto aus Te~ra Grischuna) Zweihundert Jahre Uran Filippo Bianconi, Bonn EIN HISTORISCHER UEBERBLICK

1. Einleitung

Uran ist ein Metall oder, genauer ge- sagt, ein Halbmetall. Im Gegensatz zu anderen Metallen, wie z.B. Kupfer, Gold, Silber, Eisen und Blei, die zwi- schen 10'000 (Kupfer) und 1'000 (Eisen) Jahre v. Chr. entdeckt wurden, hat das Uran eine sehr kurze Geschich- te; es hat im vergangenen Jahr erst seinen 200. Geburtstag gefeiert. Es war eine bescheidene Feier, den wenigen Sympathisanten (Abbildung 1) vor- behalten, ist dieses Metall - im Ge- gensatz zu den nobleren - wohl das am wenigsten akzeptierte und von einer negativen Aura umgeben: die Atombombe, Tschernobyl, die nuklearen Abfälle .. Zweck des vorliegenden Artikels ist nicht, Wasser auf das Feuer der nu- klearen Polemik zu giessen, sondern eine kurze Geschichte des Metalles zu skizzieren, die weitgehend unbekannt ist. Der Artikel stützt sich im we- sentlichen auf die von Franz Kirch- heimer (1963) verfasste Monographie Abb. 1 Eine seltene Liebeserklärung, wahrscheinlich von einem arbeitslosen Grubenarbeiter gesprüht; gesehen in Uranium Abb. 2 Die Entwicklung der jährlichen Produktion von natürlichem City, im nördlichen Saskatchewan (Kanada), fast eine Uran im Verlaufe der Geschichte des Metalls. Oben links Geisterstadt seit der Schliessung der Urangruben in das chemische Zeichen für Uran. 1982 (Foto des Autors).

15 zum Thema: eine wahre Fundgrube, die allerdings mit dem Jahre 1898 (Ent- deckung des Radiums) abschliesst. Nä- here Informationen über die Geschich- te der Radioaktivität sind z.B. in Minder (1981), und über die Entdeckung der Kernspaltung z.B. in Lemmerich (1988) zu finden.

Wie auf der Abbildung 2 dargestellt, kann die Geschichte des Urans in vier Perioden - entsprechend den Anwendungen des Metalles bzw. seiner Tochter- produkte, wie im folgenden dargelegt - unterteilt werden.

Abb. 3 Eine Stufe nierenförmiger Pechblenden aus Joachimsthal im böhmischen Erzgebirge (untere Kantenlänge 6 cm; Sammlung Uranerzbergbau Bonn; Foto H. Fahnenstich).

Abb. 4 Mikroaufnahme von nierig-schaliger Pechblende (grau) aus Joachimsthal, in den eckigen Rissen Zinkblende; in den radialen Rissen heller Kupferkies. Bildbreite 0,5 mm (Sammlung Uranerzbergbau Bonn; Foto E. von Pechmann).

Abb. 6 "Yellow cake": das erste Zwischenprodukt aus der Aufbereitung von natürlichen Uranerzen. Es besteht aus Natriumdiuranat, das früher als Pigment verwendet wurde (Sammlung Uranerzbergbau Bonn; Foto H. Fahnenstich). 16 2. Die Vorgeschichte von dem jüngsten entdeckten, dem Uranus entnehme." Uranus war acht Jahre zuvor, Aufgrund seiner chemischen Reaktions- am 13. März 1781, von Friedrich Wilhelm freudigkeit kommt das Uran in der Natur Herschel, ebenfalls Berliner, entdeckt nicht in metallischer Form (im Gegensatz worden. In der griechischen Mythologie z.B. Gold), sondern nur in Form von war Uranus der Himmel, der erste uranführenden Mineralen vor. Es sind Herrscher des Universums und Sohn der heute etwa 200 bekannt, wovon das Gea, die Erde. wirtschaftlich wichtigste die Pechblende Im Jahre 1790 taufte Klaproth selbst ist (Abb. 3 und 4). Es handelt sich um das Metall in Uranium um. Im gleichen eine Varietät des Uraninits, einem Jahre übertrug der Chemiker Gmelin Uranoxid mit der idealen chemischen das Zeichen für den Planeten Uranus auf Formel UO2. Vor der Entdeckung des das neu entdeckte Metall (Abb. 2). Metalles waren zwei seiner Minerale bekannt, die Pechblende und der 4. Die Pigment-Periode, 1789-1904 Torbernit. Die Pechblende ist erstmals Klaproth war der Ansicht, er habe 1789 1565 in Conrad Gessners "De omni rerum das Metall hergestellt: in der Tat fossilium genere" erwähnt: der erste gelang ihm nur die Herstellung eines Teil wurde von Johannes Kentmann, dem schwarzen Oxides. Daneben hatte er damaligen Dresdner Stadtarzt, verfasst. mehrere Salze hergestellt: Nitrat, Dieser erwähnt ein Mineral namens Sulfat, Phosphat, Acetat sowie das "Plumbago sterilis pici similis - Potassium- und das Natrium-Diuranat; Bechblende", also eine pechartige die zwei letzteren Verbindungen stellen sterile Blende, d.h. unsere gemeine im wesentlichen das Endprodukt der Pechblende. Der Name stammt aus der Aufbereitung bei den heutigen dialektalen Redeweise der sächsischen Uranerzgruben dar, das unter dem Namen Kumpel, die das Mineral in den Silber- "yellow cake" (wörtlich, gelber Kuchen, Kobaltgängen des Erzgebirges - der Wiege vgl. Abb. 6) vermarktet wird. der modernen Bergbaukunde - erkannt hatten. Im Jahre 1778 wird aus der Grube Bereits Klaproth hatte bemerkt und George Wagsfort zu Johanngeorgenstadt, dargelegt, dass kleine Beimengungen der ebenfalls im sächsischen Erzgebirge, gelben oder orangefarbenen Uransalze "mica viridis crystallina", d.h. ein Glas und Porzellan zu färben vermögen: grüner, wohl kristallisierter Glimmer, damit war die erste und bis etwa Ende beschrieben: das Mineral wird 1792 zu des 19. Jahrhunderts wichtigste Ehren des schwedischen Chemikers Tobern Anwendung des Urans als Pigment Olof Bergman Torbernit genannt; es eingeleitet worden. Der Zusatz von etwa handelt sich um ein weitverbreitetes 1 % Uransalz verleiht dem Glas eine Kupfer-Uranylphosphat. besondere Eigenschaft, den Dichroismus (Zweifarbigkeit), der auf der Fluoreszenz der Uranverbindungen unter 3. Die Entdeckung des Urans, 1789 UV-Strahlung beruht: in der Durchsicht ist das Glas gelblich, Aus der oben erwähnten Grube George im einfallenden Sonnenlicht erscheint Wagsfort zu Johanngeorgenstadt stammt ein wogendes Grün. Das Uranglas war vor die Pechblende, in welcher Martin allem in der Zeit des Biedermeier Heinrich Klaproth (1743 - 1817) im Jahre beliebt, zum Beispiel in Form der 1789 das Uran entdeckte. Klaproth (Abb. einfachen "Brunnenbecher" und der reich 5) war zuerst Apotheker, dann Analytiker geschliffenen "Freundschaftsgläser" der und Chemieprofessor. Am 24. September nordböhmischen Heilbäder. Die Urangläser 1789 trug er seine Entdeckung vor 24 waren ihrer Farbe wegen als Mitgliedern aus den vier Klassen der "Canarienglas" bekannt (in England Kgl. Preussischen Akademie der "canary glass", in Frankreich "verre Wissenschaften zu Berlin unter dem Titel canari", heute auch "ouraline" genannt). "Ueber den Uranit, ein neues Halbmetall" Die Farben wurden als "Annagelb" , vor. Den Namen Uranit begründete er "Annagrün" , "Eleonorengrün" gehandelt, selbst, den " ich, nach dem Beispiel der wobei eine kräftigere grüne Farbe durch alten Philosophen, von einem Planeten, Zugabe von Chrom-oder Kupferverbindungen nehmlich 17 5. erzielt wurde. Das Uranglas kam etwa dass die sogenannte "Photographen- 1890 aus der Mode und erlebte während krankheit" - mit Nierenentzündungen und des Jugendstils ein erneutes Aufblühen Gastritis - durch die toxischen (Abb. 7), vor allem in Frankreich und Eigenschaften des Urans verursacht Belgien. wurde. Ebenso endete gegen Ende des 19. Dieselbe Verwendung fanden die Uran- Jahrhunderts die Verwendung des Urannitrats in der Medizin: es wurde verbindungen in der Porzellanmalerei, als wässrige Lösung in der Therapie der wobei sie die Farben gelb, braun und Zuckerkrankheit angewandt. Und im schwarz ergaben. Man konnte sie als letzten Jahrzehnt des letzten Jahr- Glasurfarbe, als Masse färbender Sub- hunderts soll ein Pariser Apotheker, stanzen (Uranporzellan) sowie als Lü- sterfarben verwenden. Die Meissner Manufaktur hatte bereits 1820 grössere Mengen Uranfarben hergestellt und verwendet. Bis etwa 1850 wurden die Uranfarben von den Glashütten selbst hergestellt, die Farbrezepte wurden jedoch zunächst von den Arkanisten, den Hauschemikern, geheim gehalten. Im Jahre 1853 gelang Adolf Patera, Hüttenchemiker in Joachimsthal, die Herstellung des Urangelbs im Grossversuch. Das Erz wurde von ihm mit einer Getreide- mühle fein gemahlen, Arsen und Schwefel wurden durch Rösten abgeraucht, das Röstgut wurde durch saure Laugung in Lösung gebracht und das Uran als Natriumdiuranat (Urangelb, "yellow cake") gefällt. Zwei Jahre später, 1855, wurde eine " k . u. k. Uran- farbenfabrik" zu Joachimsthal errichtet (sie wurde erst 1941 abgerissen), die ihre Produktion in Päckchen von 1 Pfund Wiener Gewicht (0,56 kg) verkaufte (Abb. 8). Zwischen 1853 und 1898 produzierte die Fabrik 158 Tonnen Farben, das sind durchschnittlich 4 Tonnen im Jahr. Abb. 5 Martin Heinrich K1aproth, der Entdecker des Urans (aus Kirchheimer, 1963). Eine weitere Verwendung des Urans, mengenmässig unbedeutend, war die An- Pesqui, einen "Uranwein" verkauft ha- wendung des Urannitrats (Abb. 9) in der ben: er wurde ebenfalls mit Urannitrat Photographie ab etwa 1858. Dieses Salz hergestellt und soll besonders ist lichtempfindlich und konnte für durststillend gewesen sein! Schliess- Papierabzüge gebraucht werden. Im Jahre lich wurde Urangelb zur Herstellung von 1864 entwickelte Jakob Wothly (1823 - künstlichen Zähnen mit einer natürlich 1873) ein neues Verfahren. Wothly, aus wirkenden Gelbfärbung verwendet. dem Kanton Aargau, war als Gehilfe eines Bärenführers nach Aachen gelangt, Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wo er sich als selbständiger Photograph wurden einige Anwendungen erfolglos niederliess. Im neuen Verfahren, versucht, die auf den metallurgischen "Wothlytypie" genannt (Abb. 10 zeigt Eigenschaften des Halbmetalls basieren. ein Beispiel), diente Kollodium als Die Reduktion des Oxides zu Metall Träger des lichtempfindlichen gelang erst 1841 dem französiichen Urannitrats. Die Verwendung in der Metallurgen Eugene Melchior Péligot Photographje nahm ein rasches Ende, (1811 - 1890), der bereits die nachdem erkannt wurde, wichtigsten Eigenschaften des metalli- 18 Abb. 10 Beispiel einer "Wothlytypie", eines mit Urannitrat hergestellten Papierabzuges aus dem Jahre 1864 (aus Kirchheimer, 1963).

schen Urans erkannte, nämlich die Nei- als Hauptprodukt - in Form von aus rei- gung zur raschen Oxidation sowie das chen Gängen handgeklaubter Pechblende - Erglühen bei erhöhter Temperatur. Ba- gewonnen. Joachimsthal war bereits im sierend auf der letztgenannten Eigen- 16. Jahrhundert ein wichtiges Berg- schaft wurden gegen Ende des 19. Jahr- bauzentrum, wie in der Etymologie des hunderts Zündsteine aus Uran, Ferrouran Wortes "Dollar" fixiert ist: dort wurden und Urancarbid für die Gasbeleuchtung ab 1518 Silbermünzen zu 28,5 g Silber und für Grubensicherheitslampen sowie geprägt, die zuerst "Joachimsthaler Spielzeug mit Funkeneffekten herge- genannt wurden; daraus entstand "Taler" stellt. Diese Verwendung dauerte nur und schliesslich "Dollar". Eine kleinere kurze Zeit und wurde 1903 durch die Uranproduktion stammte aus den Zinn- Einführung des Cereisens verdrängt. Etwa gruben Cornwalls sowie aus den gelben zur selben Zeit wurden Versuche mit Carnotiterzen des Paradox Valley in Uranstahl durchgeführt. Da ein geringer Colorado-Utah. Die Weltproduktion bis Urangehalt eine wesentliche Erhöhung der Ende des 19. Jahrhunderts wird auf etwa Elastizität und der Härte des Stahls 225 t Uran geschätzt: soviel wird heute bewirkt, versuchte man, Geschützrohre in etwa 14 Tagen aus der Grube Key Lake und Panzerplatten aus Uranstahl im nördlichen Saskatchewan, Kanada, der herzustellen. Das Verfahren gewann nie grössten der Welt, produziert! an Bedeutung, da es zu komplex und zu teuer war. Von den genannten Anwendungen in dieser Die Radium-Periode, 1904-1941 ersten Periode war nur die Herstellung der Uranfarben von kommerzieller Bedeu- tung. Dies führte zu einem bescheidenen Die letzten Jahre des 19. Jahrhunderts Uranerzbergbau, vor allem im böhmischen sahen wichtige Entdeckungen in der und sächsischen Erzgebirge. In Sachsen Physik und Chemie. So fand Wilhelm fand eine Urangewinnung als beibrech- Konrad Röntgen 1895, die zu seinen endes Erz in den Silber-Kobaltgängen, Ehren genannten Röntgenstrahlen (X- vor allem in Johanngeorgenstadt und Strahlen), die die Grundlage des Schneeberg, statt. In Böhmen wurde Uran äusserst wichtigen Diagnostikgerätes seit 1833 ebenfalls als beibrechender bilden. Bereits 1896 wurden Uranver- Rohstoff, ab 1853 in Joachimsthal (dem bindungen, die stark fluoreszent sind, heutigen tschechischen Jachimov) sogar für die Herstellung von Leuchtschirmen für Röntgengeräte verwendet. 19 Abb. 7 Ein vorzügliches Jugendstil Uranglas (Höhe 13 cm, Sammlung U. Dollinger; Foto H. Fahnenstich ).

Abb. 9 Urannitrat-Lösung für photographische und medizinische Anwendungen, um 1880 (Sammlung Uranerz bergbau Bonn; Foto H. Fahnenstich).

Abb.13 Eine Stufe des Shinkolobwe Erzes mit Uraninit und Umwandlungsprodukten (untere Kantenlänge 4 cm; Sammlung Uranerzbergbau Bonn; Foto H. Fahnenstich).

Abb. 12 Wegweiser zu einem Radonstollen, der für die Therapie arthritischer Krankheiten heute noch benutzt wird. In Basin bei Butte, im Staate Montana (U.S.A.), also in der tiefsten Provinz und vermutlich deshalb von der gegenwärtigen Radonhysterie noch nicht erfasst (Foto des Autors).

20 Abb. 11 Die am 1. März 1896 von Henri-Antoine Becquerel entwickelte Autoradiographie mit eigenhändigen Anmerkungen über die Bedingungen des Experiments (aus Kirchheimer, 1963). Im gleichen Jahre führte Henri-Antoine Die Arbeiten von Becquerel wurden in Becquerel (1852-1908) Experimente über Paris von dem Ehepaar Pierre und Marie die Fluoreszenz von Uransalzen durch. Er Curie fortgesetzt (Marie, geborene verwendete photographische (Bromsilber- Sklodowska, stammte aus Warschau; ein Gelatine-) Platten, die er mit schwarzem sekundäres Uranmineral wurde zu ihren Papier umhüllte; darüber streute er Ehren Sklodowskit genannt; auch Pierre Kalium-Uranylsulfat und stellte das Curie und Henri-Antoine Becquerel Ganze an die Sonne, um die Fluoreszenz standen Pate für sekundäre Uranylmine- der Uransalze zu erregen. Er wollte rale - Curit und Becquerelit). Die damit prüfen, ob die Fluoreszenz auch Curies beobachteten, dass natürliche durchdringende ("harte") Röntgenstrahlen Uranminerale wesentlich stärker als die beinhaltet, die die photographischen Uransalze und das metallische Platten hätten schwärzen müssen. Am Uran strahlen: daraus zogen sie den 26.2.1896 wartete er vergeblich auf die richtigen Schluss, dass die Uranerze Sonne und stellte das präparierte weitere, besonders radioaktive Elemente Material in eine Schublade. Am 1. März enthalten müssen. Sie erhielten etwa entwickelte Becquerel die Platte, die 100 kg der vorwiegend uranfreien vier Tage in der Schublade gelegen Rückstände aus der k. u. k. Uranfar- hatte: sie war geschwärzt mit Ausnahme benfabrik zu Joachimsthal. An diesem eines Kreuzes aus Kupferblech (Abb. 11), Material gelang den Curies der Nachweis das er auf die Photoplatte gelegt hatte. von zwei Elementen: dem Polonium am 18. Dies war die erste Autoradiographie, Juli und dem Radium am 26. Dezember eine noch heute gängige Methode zum 1898. Das erste Element wurde zu Ehren Nachweis von Uranerzen. Aus seinem des Stammlandes der Marie Sklodowska zufälligen Experiment folgerte Becquerel benannt, während der zweite Name aus richtig, dass nicht die Fluoreszenz, dem Lateinischen "radius" - der Strahl sondern andere, härtere, spontane - abgeleitet ist. Die Trennung des Strahlen die Schwärzung der Platte Radiums aus natürlichen Uranerzen ist bewirkt hatten. Er ist somit der sehr aufwendig, da 3 t Uran nur etwa 1 Entdecker der Radioaktivität g Radium enthalten: man muss z.B. etwa (oder radioaktiven Strahlung), jener 300 t eines Reicherzes mit 1 % U wichtigen Eigenschaft des Urans und vor aufbereiten, um 1 g Radium zu gewinnen. allem seiner Tochterprodukte. Die drei Strahlungsarten - Alpha, Beta und Gamma - wurden allerdings erst Inzwischen ist bekannt, dass das Po- später entdeckt. lonium und das Radium zwei von insge- samt 14 Zerfallsprodukten des Urans sind: Uran ist nicht stabil, sondern 21 zerfällt in eine Reihe von Tochter- Von 1904 bis 1941 wurden Uranerze elementen, die alle radioaktiv sind, fast ausschliesslich zur Radiumextrak- mit Ausnahme des stabilen Endgliedes, tion gewonnen. Die erste Radiumfabrik des Bleis. (Hier muss das Radon, ein wurde 1904 im französischen Nogent sur- kurzlebiges, gasförmiges Zerfallspro- Marne in Betrieb genommen; 1906 wurde dukt, erwähnt werden. Vor der gegen- eine Radiumfabrik in Joachimsthl auf dem wärtigen Hysterie wurden dem Radon Gelände der Uranfarbenfabrik errichtet; therapeutische Eigenschaften zuge- 1912 wurden eine Anlage bei Naturita in schrieben: Verlassene Stollen mit er- Paradox Valley (Colorado) und 1933 eine höhter Radonkonzentration wurden als weitere Anlage bei Port Hope in Ontario sogenannte "Radonbäder" zur Heilung von aufgestellt. Die letzte Anlage wurde bis arthritischen Krankheiten benutzt; eine 1942 betrieben; heute steht auf dem Praxis, die in den U.S.A. - wie lange gleichen Gelände eine Anlage für die noch? - weiterlebt, wie auf Abb. 12 Konversion von Uranoxid (fest) zu sichtbar.) Uranhexafluorid (gasförmig) als Vorstufe zur Anreicherung von spaltbarem Uran- Die wichtigste Eigenschaft des Radiums 235. Während dieser Periode stammte das ist seine äusserst intensive Ra- Uranerz aus den Gruben in Joachimsthal, dioaktivität (vor allem in Gamma- in Colorado-Utah, aus Shinkolobwe (Abb. Strahlen), etwa 3 Millionen Mal stärker 13) im damaligen Belgisch Kongo (heute als die des reinen Urans. Auf dieser Zaire; die Grube produzierte Eigenschaft basieren die zwei An- zwischen.1921 und 1933 rund 25'000 t wendungen des Radiums: zur Herstellung Uran aus einem Reicherz, mit einer von Leuchtfarben (z.B. die Leuchtziffern Monopolstellung) und schliesslich aus älterer Armbanduhren, heute freilich der Eldorado-Grube am Grossen Bärensee nicht mehr erlaubt) und als radioaktive in den N.W.T. .Kanadas (die Grube wurde Quelle zur Krebstherapie. Die erst 1982 stillgelegt). Der Radiumpreis, Gammastrahlung hemmt die Zellteilung, in heutigen Dollar, betrug anfänglich um wobei die abnormalen Krebszellen die 2 Millionen $ pro Gramm und sank empfindlicher als die gesunden sind. später bis auf etwa 100'000 $ pro Gramm Seit etwa 40 Jahren gebraucht man nicht (Knupsch, 1978): ohne Zweifel der mehr Radium, sondern das im Kernreaktor teuerste Rohstoff in der Geschichte der hergestellte, künstliche und viel Metalle. Die benötigten Mengen waren billigere Isotop Kobalt-60. allerdings sehr klein: man schätzt die Gesamtproduktion in den

Abb. 8 Ein Päckchen "Urangelb" von der k. u. k. Uranfarbenfabrik zu Joachimsthal in Böhmen, um 1870 produziert (aus Kirchheimer, 1963). 22 37 Jahren auf etwa 900 Gramm. 23. September 1949. Die nukleare Rüstung führte zu einem 6. Die Bomben-Periode, 1941-1964 ersten modernen "Boom" in der Uranex- Die zwei nächsten Verwendungen des ploration und -gewinnung: diese er- Urans, nämlich als nuklearer Spreng- reichte ein erstes Maximum von etwa stoff und als nuklearer Brennstoff, 33'000 t Uran im Jahre 1959 (Abb. 2). beruhen auf derselben Eigenschaft, der Kernspaltung. Um die Jahreswende 7. Die Energie-Periode, 1964 - ? 1938/39, gelang den deutschen Physikern Die Entwicklung der Kernenergie war Otto Hahn und Fritz Strassmann im langsamer als diejenige der Atombombe, Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin die da die entsprechende Technologie erste Kernspaltung des Urans durch ungleich komplexer ist. Die kontrol- Beschuss mit Neutronen. Das Experiment lierte Spaltung des Urans-235 gelang Hahns wurde durch seine Mitarbeiterin erstmals 1942 dem italienischen Physiker Lise Meitner richtig interpretiert: sie Enrico Fermi (1901 -1954) an der prägte den Begriff Kernspaltung. Universität von Chicago. Er baute einen Beschiesst man den Kern des Urans-235 primitiven Reaktor, indem er einen mit einem Neutron, kommt es unter "Haufen" Graphit (als Moderator) mit einem Kern aus Uran aufstellte. Die bestimmten Umständen zu einer Spaltung Entdeckung Fermis bedeutete den Beginn (englisch: "fission"). Dabei entstehen des Baues von Kernreaktoren: die ersten z.B. ein Krypton-89 und ein Barium-144 dienten allerdings wiederum militäri-- Atom, 3 Neutronen, Gamma-Strahlung schen Zwecken für die Herstellung von sowie eine enorme Menge Energie (etwa spaltbarem Plutonium aus dem unspalt- 100 MeV). baren Uran-238, das etwa 99,3 % des natürlichen Urans ausmacht (nur etwa 0,7 Die drei freiwerdenden Neutrone können % bestehen aus dem spaltbaren Isotop wiederum weitere Urankerne spalten und Uran-235). Das Plutonium wurde wie das so weiter, es entsteht eine Uran-235 für die Herstellung von Kettenreaktion. Die freigesetzte Energie Atombomben verwendet. ist etwa 10 Millionen Mal grösser als diejenige der gleichen Menge Tri- Das erste kommerzielle Kernkraftwerk nitrotoluol, eines konventionellen wurde am 17. Oktober 1956 in Calder Sprengstoffes. Ein weiterer Vergleich: 1 Hall in England in Betrieb genommen. t Uran-235 erzeugt dieselbe Energie wie Seitdem hat die Anwendung des Urans für 3 Millionen t Kohle. Diese enorme Menge friedliche Zwecke in einigen in- Energie kann in der Atombombe im dustrialisierten Ländern rasant zuge- Bruchteil einer Sekunde freigesetzt nommen. Gegenwärtig sind in der west- werden oder aber langsam in der kon- lichen Welt etwa 450 Kernkraftwerke trollierten Reaktion im Kernkraftwerk. in Betrieb: es handelt sich vorwiegend Die zwei Anwendungen waren bereits um konventionelle Reaktoren, bei denen von Albert Einstein in einem berühmten lediglich Uran- 235 - zu 2 - 3 % warnenden, Brief vom 2. August angereichert - als Brennstoff verwendet 1939 an Präsident Roosevelt richtig wird. Einige wenige Reaktoren erahnt worden. Das war einige Tage vor sind sogenannte schnelle Brüter, bei Beginn des Zweiten Weltkrieges, und man welchen das unspaltbare Uran-238 zu widmete sich zuerst der ersten spaltbarem Plutonium-239 umgewandelt, Anwendung, der Herstellung der Atom- "erbrütet" wird, das ebenfalls bei bombe. Die Amerikaner starteten ein seiner Spaltung Energie in Form von umfangreiches geheimes Forschungsvor- Wärme erzeugt. In beiden Reaktortypen haben ,das "Manhattan"-Projekt, und wird die Wärme, wie bei jedem konven- zündeten die erste Atombombe am 16. Juli tionellen thermischen Kraftwerk, 1945 in Alamogordo im Staate New Mexico; mittels Dampfturbine und Generator in wenige Wochen später brachten zwei elektrische Energie umgewandelt. amerikanische Bomben den Atomtod und die Die Verwendung des Urans als Brennstoff totale Zerstörung nach Japan, am 6. August in Hiroshima (Uranbombe), drei führte ab etwa 1964 zum zweiten Tage später in Nagasaki (Plutonium- wichtigen "Boom" in der Urangewinnung bombe). Die erste russische Atombombe explodierte wahrscheinlich am 23 mit einem Maximum von etwa 44'000 t Lemmerich, J. (1988): Die Geschichte der Entdeckung der U im Jahre 1980. Wie lange diese vierte Kernspaltung. Technische Universität Berlin, 202 S. Periode halten wird, vermag heute niemand vorauszusagen. 6. - Minden, W. (1981): Geschichte der Radioaktivität. Literatur: Springer Verlag, 228 S.

Kirchheimer, F. (1963): Das Uran und seine Geschichte: E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. 372 S. Anschrift:

Dr. Filippo Bianconi, - Knupsch, S. O. (1978): From Erzgebirge to Cluff Lake Uranerzbergbau-GmbH, Kölnstr. 367 D-5300 Bonn - A Scientific Journey through Time. The Musk-Ox, 23, 87 S.

Übersicht über die geologischen Zonen der Schweiz (nach DE QUERVAIN, 1969) mit der Lage 1 Flache Molasse, 2 Subalpine Molasse, 3 Fal- der wichtigeren Uranvorkommen. tenjure. 4 Tafeljura, 5 Nördliche Kalkalpen, hel- (A)-(G) im Text beschriebene Vorkommen vetische Region, 6 Nördliche Kalkalpen, roma-  weitere wichtige Vererzungen nische Region, 7 Aarmassiv, 8 Gotthardmassiv, 9a Aiguilles Rouges-Massiv, 9b Mont BIanc-Massiv, 10 Penninische Region, 11 Ostalpine Region 12 (A) Salvan-Finhaut (Wallis) Südalpen, 13 Bergeller Massiv (B) Col des Mines-Nendaz (Wallis) St. (C) Niklaus-Zeneggen (Wallis) Naters (D) (Wallis) (E) Trun (Graubünden) (F) Ilanzer Verrucano (Graubünden) Glarner (G) und St. Galler Verrucano

24 innere und äussere Typologie Verschiedenes - Metallographie des Eisens (Rohme- tall, Produkte, Korrosion, Konser- vierung) KULTURGESCHICHTE DES EISENS - Mineralogische und archäologische Exkursionen auf Elba und in der Toscana (Maremma) In den Montanhistorischen Mitteilun- - Durchführung von Schmelzversuchen gen (Heft 1, 1989) schreibt unser mit lokalem Erz in rekonstruierten Wissenschaftlicher Mitarbeiter DDr. Brennöfen Gerhard Sperl, Leoben, wie folgt: Kursleiter war DDr. Gerhard Sperl, a) Archäologie und Geschichte der Leoben / Ravello Metallurgie des Eisens b) Parco del Ferro Toscano Unter diesem Titel wurde im "Centre Universitaire Européen pour les biens In der Geschichte des Eisens Europas culturels" in Ravello bei Salerno spielt die Insel Elba mit ihren rei- (Italien) vom 15. bis 28. Mai 1989 ein chen Eisenlagerstätten, die auch dem Fachkurs für Archäologen, Historiker, urzeitlichen Seefahrer auffielen, Museumsfachleute und Sozial- und die bis in die jüngste Zeit noch wissenschafter organisiert, der das ihren Beitrag zur Eisenproduktion gesamte Spektrum dieses Fachgebietes Italiens leisteten, eine besondere Rolle. Mit dem Beginn der europä- ischen Eisenzeit ist auch die Eisen- erzeugung auf dem Festland gegenüber der Insel, im Golf von Baratti - unter 7 der Etruskerfestung Populonia gelegen und heute zur Eisenhüttenstadt Piombino gehörig - von besonderer Bedeutung. Nicht nur die Zeugnisse der römischen Schriftsteller, sondern auch die aber- tausenden Tonnen Schlacke, die frühe Gräber bei Populonia bedeckten, sind Eisenhistorische Zentren des Parco del Ferro Toscano 1 Populonia, Zeugnis für die einstige Bedeutung 2 Erzabbau Rio Marina, 3 Portoferraio, 4 Loe, Norsi, 5 Fallonica, dieser Region, wo sich auch Kupfer-, 6 Lago dell Accesa, 7 Suvereto, 8 Campiglia, 9 Piombino Silber- und Zinnerze finden (colline anbot. Die Vortragenden und Teilnehmer metallifere). Dadurch wurde das Eisen aus ganz Europa absolvierten einen der Etrusker auch für die Kultur des theoretischen Kurs im Stammsitz in Abendlandes von besonderer Bedeutung. Ravello, Villa Rufolo und einen Den Etruskern, und wohl auch den praktischen Kurs auf der die Ge- Griechen folgten die Römer der Kaiser- schichte des Eisens so bedeutsamen zeit. Diesen folgten nach den Wirren der Insel Elba mit dem Hinterland des Völkerwanderung und den Streifzügen der etruskischen Eisenhüttenzentrums von Sarazenen die Unternehmer der Republik Populonia. Pisa, schliesslich die Medici, die Habsburger der toscanischen Linie und Im einzelnen wurde angeboten: zuletzt verschiedene staatliche und - Allgemeine Geschichte und Technik private Eisenerzeuger. Heute ist die des Eisens jüngst als Firmennamen wiederbelebte - Länderberichte zur Archäologie des "Ilva" der Besitzer der Gruben, die Eisens in Europa allerdings heute nicht mehr ausgebeutet - Seminar über die Archäologie der werden. Eisenhüttenanlagen und Ofenkon- Bereits 1983 wurde unter der Aegide struktionen der Unesco an einer Fachtagung des - Historische Ergometrie im Eisen- "Comité pour la Siderurgie Ancienne" hüttenwesen (Blasebalg,_ Brennstoff) - Beurteilung von Schlacken: Struktur 25 der UISPP der Plan diskutiert, diese Am besten ist das historische Eisen- Kulturlandschaft der ersten Jahre des wesen der Neuzeit in Grossbritannien europäischen Eisens als Park des Tos- (Ironbridge K), Frankreich (Nancy: canischen Eisens (Parco del Ferro Musee du Fer H), Deutschland (z.B. Toscano) der Oeffentlichkeit zugänglich Luisenhütte Wocklum G), Oesterreich zu machen. Ausgrabungen und Museen (Erzberggebiet D, Hüttenberg C) und sollten ebenso eingeschlossen werden, Italien (Capalbio, Valpiana, Follonica / wie heute verfallende Anlagen Toscana A) dokumentiert. Für die konserviert und untersucht werden Kulturgeschichte besonders bedeutungs- sollten. Auf Elba bemüht man sich z.B voll ist die "Bayerische Eisenstrasse" um einen "Parco mineralogico" im ehe- zwischen Regensburg über Amberg nach maligen Bergbaubereich Rio Marina sowie Peguitz (F), die vor allem die Kultur um die Rekonstruktion der historischen der Hammerherren dokumentiert. Aber auch Prozesse. die "Eisenwurzen" Oesterreichs (E), die Teile der Bundesländer Oberösterreichs, c) Die europäische Eisenstrasse Niederösterreichs und Steiermark umfasst, beherbergt wichtige Denkmäler Die Geschichte des Eisens in Technik des Eisenwesens nördlich des Steirischen und Kultur hat an den einzelnen Zentren Erzberges und auch der Mur-Mürzfurche ein Auf und Ab erfahren, das sich in mit dem Zentrum Leoben hat eine den erhaltenen Spuren wiederspiegelt. besondere Bedeutung in der Geschichte Die Eisenzentren der Urzeit sind zwar, des Eisens in Europa. wie im Falle Populonia (A) durch ihre Schlackenhalden an der Oberfläche In Norditalien ist schliesslich die erkennbar, meist aber wie im Burgenland Region nördlich der Eisenzentren Ber- (6') erst durch Ausgrabungen zu gamo-Brescia, das Cammonica-Tal (Valle erschliessen. Das Eisenhüttenwesen des dei magli, Tal der Hämmer B) für die Mittelalters ist manchmal an erhaltenen Geschichte des Eisens Europas von Ofenresten erkennbar (Valpiana A), grosser Bedeutung. meist aber auch durch Ausgrabungen zu erschliessen (Burgenland 6'), Schaffhausen (5'), Gittelde (g), Forest Die Präsentation der Geschichte des of Dean (K). Die Oefen des 16. Eisens vor dem Hintergrund der Kultur- Jahrhunderts sind in den Bildern geschichte Europas im Rahmen einer flämischer Maler vor dem Hintergrund "Europäischen Eisenstrasse" ist im Zuge der Landschaft an der Maas (Dinant 1) der Verstärkung des Zusammenrückens der überliefert, wo auch wertvolle Staaten Europas daher nur ein Darstellungen zur Eisentechnologie konsequenter Schritt, schreibt Abgebidet sind Gerhard Sperl. Gekürzte Fassung

Die Europäische Eisenstrasse: Zentren sind im Text mit Buchstaben (N) und Zahlen (1') gekennzeichnet. 26 VOM INDUSTRIELLEN KULTURGUT UEBER Im weiteren wird sich der interessierte Wanderer nicht nehmen lassen, dem HISTORISCHE VERKEHRSWEGE ZUM TOURISMUS Gesteinslehrpfad durch die Zügenschlucht zu folgen.

Ueber "Wandern mit Inhalt" schreibt ZUWENDUNGEN UND SPENDEN 1989 Roland Baumgartner in "Industriear- chäologie" Nr. 4/1989, illustriert Auch 1989 durfte der Verein und die Stiftung wieder ansehnliche mit Vorschlägen wie folgt: Zuwendungen und Spenden entgegennehmen, wofür wir einmal mehr unseren Mit dem Bundesgesetz über Fuss- und herzlichen Dank aussprechen. Diese willkommenen Beiträge ermöglichen Wanderwege vom 4. Oktober 1985 sind es uns, weitere geplante Arbeiten und Projekte gemäss unseren Zielset- Grundlagen geschaffen worden, das Wan- zungen an die Hand zu nehmen. dern als Bedürfnis des gesamten Volkes zu betrachten und entsprechend zu handeln. Das Gesetz nennt in Artikel Jährliche Beiträge: 3 "historische Wegstrecken" und er- möglicht die Erschliessung kultureller - Kanton Graubünden Fr. 4'000.-- - Kulturfond Davos; jährlicher Beitrag Fr. Sehenswürdigkeiten ebenso wie schöne 5'000.-- Landschaften oder für Erholung Zusätzlicher Beitrag für geeignete Gebiete. "Langer Michael" 1990 Fr. – 5'000.-- Beitrag Kurverein für Museumsprospekt Fr. 1'000.-- Uns interessieren vor allem die Wan- dervorschläge in unserer Gegend. Weitere Zuwendungen:

Die Schmelzanlage von Bellaluna - Jochen Luther Fr. 100.-- - Walter Schwager Fr. 200.-- An der Albulastrasse, drei Kilometer - Frau Dora Ortlieb Fr. 100.-- hinter Filisur und von dort auch auf - Frau Clara Fleig Fr. 100.-- einem Wanderweg erreichbar, liegt die - Paul Hostettler Fr. 100.-- Schmelzanlage von Bellaluna. Wer hier - Frau Leitz Fr. 100.-- etwas über die Vergangenheit der bi- - Ing. Künzli, Weber, Buol Fr. 250.-- zarren Ruinen und das majestätische - Kurt Neugel Fr. 100.-- Direktionsgebäude erfährt (eine Infor- - Frau Oberrauch Fr. 100.-- mationstafel gibt Auskunft), versteht - E. u. H. Krähenbühl Fr. 1'275.-- viele Zusammenhänge im einstigen Berg- - Klassenzusammenkunft 1924 Fr. 8OO.-- baugebiet. - 75 Jahre Sodawerk, Dr. Vital Fr. 500.-- Die Eisenschmelze von Bellaluna war von 1565 bis 1847 im Betrieb. Sie ver- Des weiteren verdanken wir die vielen Aufrundungen des hüttete neben Kupfer- und Zink- vor Jahresbeitrages unserer Mitglieder. allem Eisenerze aus der weiteren Um- gebung von Davos und Bergün. Das Ein- stellen des Betriebes bedeutete für Dankbar konnten wir folgende Gegenstände entgegennehmen:

Filisur und Bergün den Verlust von - Frl. M. Spiess, verschiedene Erze und Mineralien aus Graubünden zahlreichen Arbeitsplätzen. - A. Trösch, Festtags-Bergmannstracht aus dem Tuxertal, Tirol Bergbaumuseum Graubünden und Gesteins- lehrpfad Zügenschlucht Für unsere Bibliothek: Nicht weit entfernt, bei der Station Monstein der Bahnlinie Filisur-Davos, - E .A. Huber, "Das Goldene Bergbuch" von Zlata Kniha ist seit 1979 im Verwaltungsgebäude der Banicka ehemaligen Bergbaugesellschaft - Bruno Gerber, ein Buch über "A s p e n " , Colorado, mit Schmelzboden- Hoffnungsau, das Berg- Bergbautexten baumuseum Graubünden untergebracht. - Frau E. Studer, "Der Bergbau und seine Kultur" von Heilfurth Neben Bergbau-Ausstellungsgegenständen - Dr. H. Sommerlatte, "Schwazer Berqbuch", 1556, und Erzen kann von Mitte Juni bis Mitte Faksimileausgabe Oktober jeweils am Mittwoch das Schaubergwerk am Silberberg unter kun- diger Führung besucht werden. 27 ADRESSAENDERUNG riet die fachmännische Angehung der 7. Aufgabe. Die Maurerarbeiten werden In verdankenswerter Weise haben meine 1990 beendet sein, so dass für die Söhne mir in ihrem Architekturbüro spätere Einrichtung eines Museums nur einen Raum als Geschäftsstelle des noch die Holzarbeiten, vor allem das Vereins der Freunde des Bergbaues in Dach, erstellt werden müssen. Graubünden und der Stiftung Bergbaumuseum Schmelzboden-Davos zur Wir danken den fleissigen und ange- Verfügung gestellt, den sie infolge henden Maurern für die tadellose Expansion des Betriebes nun selber in Ausführung und hoffen, dass in einer Anspruch nehmen müssen. späteren Etappe das gesteckte Ziel Auf den 1. April 1990 werde ich mich erreicht werden kann. deshalb zu Hause, Edelweissweg 2, installieren und ich bitte Sie, die Adressänderung zur Kenntnis nehmen zu wollen:

Neue Adresse: Dr.h.c. Hans Krähenbühl Edelweissweg 2 7270 Davos Platz Telefon: 081 43 63 66 ZUERCHER BEITRAEGE AN BUENDNER STIFTUNGEN

Soeben lesen wir in der Bündner Zei- tung, dass der Regierungsrat des Kantons Zürich nebst der Stiftung Rosengarten Grüsch, auch der Fundaziun Schmelzra S-charl einen Beitrag aus dem Fonds für gemeinnützige Zwecke an die Restauration der ehemaligen Bergbausiedlung, zugesprochen hat. Wir freuen uns mit der Stiftung S-charl für die freundeidgenössische Unterstützung dieser kulturellen Zeugnisse einer ersten Industrie im Kanton.

DIE RUINEN DES WOHN- UND VERWAL- TUNGSGEBAEUDES IN S-CHARL SIND GESICHERT

Im BK Nr. 49 haben wir über die ge- Soeben erhalten wir von der Regierung planten Bauvorhaben zur Sicherung des Kantons Graubünden die folgende der Ruinen des früheren Wohn- und Mitteilung: Die Regierung beschliesst: Verwaltungsgebäudes der "Schmelzra" in Die Anlagen der ehemaligen Blei- und S-charl berichtet. Ein Besuch der Silberschmelze von S-charl, Gemeinde Anlage im Sommer 1989 während der Scuol, samt Umgebung gemäss beiliegendem Bauarbeiten hat uns beeindruckt. Mit Schutzplan, werden im Sinne von Art. 11 grosser Hingabe haben die Maurerlehr- u. 15 der Verordnung über Natur- und linge unter der Leitung des Bündner Heimatschutz vom 27.11.1946 unter kant. Baumeisterverbandes und der Denkmal- Heimatschutz gestellt. (12.3.1990) pflege Graubündens, ganze Arbeit ge- leistet. Schon die gekonnte Bauplatz- installation und Organisation ver- 28 Vereinsreise nach gegenüber der Konkurrenz und vermutlich auch Hochofengeneration, die auch in Graubünden ihre gegenüber den eigenen gemeinen Bergmännern, Vertreter besitzt. Als ich in den Abstichraum Bochum, 9. bis 13. Okt. deren Arbeitsbedingungen unter Tag und eintrat, glaubte ich vor der Abstichöffnung des 1989 Wohnverhältnisse in den Bergbausiedlungen, die Hochofens im Hause Rosales in Andeer zu ste- man teilweise ebenfalls zu erhalten versucht, viel hen, und auch die Offenmasse entsprechen genau weniger feudal waren. Auch die Schachtanlage der Grösse seines etwa gleichalten Zwillings- Die Idee von unserem initiativen Hannover I/II/V, die wir anschliessend bruders in Andeer. Die noch funktionierende Regionalgruppenleiter Edi Brun, eine Vereinsreise besichtigten durften, stellt mit dem Fördergerüst, Anlagen zur Winderzeugung scheinen aber in in das klassische Bergbaugebiet von Europa zu das vollständig im sogenannten Malakoffturm Wocklum auf einem höheren Stand der Technik zu organisieren, war ein richtiger Volltreffer. In den eingebaut ist, ein architektonisches Prunkwerk stehen. Das zweizylindrige Kolbengebläse konnte drei Tagen, die für Besichtigungen zur Verfügung dar, das von einem nicht eingeweihten Besucher wahlweise mit Wasserkraft oder mit einer standen, konnten wir auf engstem Raum sowohl von aussen wohl kaum als Fördereinrichtung Dampfmaschine angetrieben werden. Der Zeugen historischen Bergbaus und Verhüttungs- erkannt wird. teilweise mit Hochofengas beheizte Dampfkessel technik wie auch aktuelle Beispiele solcher steht auf der Gichtbühne des Hochofens neben Betriebe besichtigen. dem Röhrenwinderhitzer, der zur Vorwärmung der Umstrukturierungen erfuhr nicht nur der in den Ofen eingeblasenen Luft diente und eben- Kohlebergbau im Ruhrgebiet, sondern auch die falls durch Gichtgase beheizt wurde. Der Stahlerzeugung der Region erlebte, wie uns Herr Gebläseteil des Wocklumer Hochofens scheint Den umfassendsten Einblick gewährte uns sicher Klaus Jürgen Grossek bei einer Besichtigung bei dem leider restlos verschwundenen, etwa 15 der Besuch im Bergbaumuseum in Bochum, dem Hoesch-Stahl erklärte, einen Wandel, indem die Jahre jüngeren Hochofen in Bellaluna zu grossen Bruder unseres Museums im Produktion von billigen Massenerzeugnissen aus entsprechen, natürlich mit Ausnahme der Schmelzboden. Mit anschaulichen Modellen und Konkurrenzgründen aufgegeben werden musste Dampfmaschine. Der Stulserbach lieferte auch in mit erhalten gebliebenen Gerätschaften wird und man sich auf Spezialprodukte zu den Wintermonaten genügend Wasserkraft. Die dem Besucher ein lückenloses Bild vom prähis- konzentrieren begann. Die Zeit vor dem der Hochofenanlage angegliederte Giesserei mit torischen Bergbau bis in die neueste Zeit vermit- feuerspeihenden Hochofenabstich und die den beiden Kupolöfen, die zum Aufschmelzen von telt. Den nachhaltigsten Eindruck hinterliess die nachfolgende Besichtigung der Frischanlage, Eisenmassein und Schrott dienten, der mächtige Einfahrt in das 16 Meter unter dem liessen uns das einmal hautnah erleben, was sich hölzerne Hebekran und der Giessstand mit den Bergbaumuseum erstellte Schaubergwerk, in dem mancher von uns beim Betrachten einer natürlich verschiedenen Gussformen und die fundierten die Situation in den Zechen wirklichkeitsgetreu viel kleineren Hochofenruine in unserem Erläuterungen von Frau Bernhardine Betten nachgebildet worden ist. Ohne von Staub, Hitze Tätigkeitsgebiet in seiner Fantasie ausgemalt hat. und Lärm beläsigt zu werden, konnten unter vermittelten aufschlussreiche Erkenntnisse, die kundiger Führung historische wie auch uns bei der Deutung unserer Bündner Ofenruinen zeitgenössische Abbaumethoden im Kohle- und ein entscheidendes Stück weiter bringen werden. Erzabbau studiert werden. Am letzten Besichtigungstag schauten wir etwas Der anschliessende Lichtbildervortrag brachte über die Grenzen des Ruhrgebietes hinaus, uns dank den fundierten Erläuterungen vor allem indem wir uns von zwei Chauffeusen ins Neben den vielen interessanten technischen den sozialen Bereich des Kohlebergbaus näher. Sauerland, einem Hügelgebiet östlich des Details konnte während unserer ganzen Reise Er zeigte uns eindrücklich die Entwicklung des Ruhrgebietes, transportieren liessen. Die beiden auch persönliche Kontakte gepflegt und interes- Bergbaus bis zu seiner "Gesundschrumpfung" im charmanten Fahrerinnen waren scheinbar nur sante Gespräche geführt werden. Besonders vergangenen Jahrzehnt. Die Erläuterungen das Carfahren im flachen Ruhrgebiet gewohnt, angenehm war diesbezüglich das Mittagessen begründeten uns das, was uns beim Eintreffen in ihre Kurventechnik in den "Bergen" lässt dies je- mit einer Delegation des Eisenfelder Bochum bereits aufgefallen war. Das Ruhrgebiet denfalls vermuten, indem sie beim Abwärtsfahren Heimatvereins, die zufälligerweise gleichzeitig hat sich vom grauen Kohlenpott, wie er in um enge Kurven anstatt zurückzuschalten einfach mit uns das Bergbaumuseum in Bochum be- Schulbüchern beschrieben wird, zu einer grünen auskuppelten und damit bei verschiedenen suchte. Der Eisenfelder Heimatverein erfüllt in Insel gemausert. Bestätigt wurde dies auch mit berggewohnten Insassen ein sehr ungutes Gefühl Siegen/Deutschland ähnliche Aufgaben wie dem prächtigen Rundblick vom Förderturm, der aufkommen liessen. Wir gelangten jedoch unser Verein in Graubünden. im Hof des Museums steht. glücklich in Ramsbeck an, wo wir von dipl.-Ing. W. Miederer, dem ehemaligen Bergwerksdirektor und jetzigen Direktor des Erzbergbau-Museums Herzlichen Dank unserem kompetenten Die wirtschaftliche Wandlung, die sich im und Besucherberwerks freundlich empfangen Reiseleiter Edi Brun, der von seiner Gattin aus- Ruhrgebiet mit dem Abbau von Arbeitsplätzen vor wurden. Beim Ramsbecker Erzvorkommen gezeichnet assistiert worden ist, und Herrn Dr. allem im Kohlebergbau aber auch in der handelt es sich um ein relativ erzarmes aber Slotta, Direktor des Bergbaumuseums in Stahlerzeugung vollzogen hat und sich in der ausgedehntes Blei/Zinkerzlager, das bis ins Jahr Bochum, der das Reiseprogramm "vor Ort" vor- Suche nach neuen Werten, nach Alternativen 1974 ausgebeutet worden war und in dem bereitet hat, für diese unvergessliche Reise ins immer noch vollzieht, wurde uns am zweiten Tag während seiner Blütezeit im 19. Jarhundert bis Ruhrgebiet! Hans noch eindrücklicher veranschaulicht. Auf dem 1600 Mann arbeiteten. Im Schaubergwerk hat der Stäbler, Filisur Gelände der Zeche Zollern II/IV in Dormund- Besucher die Möglichkeit, mit der Grubenbahn Bövinhausen empfing uns Herr Dr. Bönnighausen, 1.5 km tief ins Abbaugebiet einzufahren. Die der Direktor des Westfälischen anschliessende Führung führte vorbei an Industriemuseums. Dieses hat die Aufgabe, aus- Wagenfüllstation, gewählte Zeugen der Industriegeschichte des ransformatorenkaverne, Ruhrgebietes zu restaurieren und der Trommelfördermaschine bis hin zum Oeffentlichkeit zugänglich zu machen, im Prinzip Blindschacht, der das Gestein aus tieferliegenden die gleichen Anliegen, die unser Verein verfolgt; Sohlen förderte. Auch das 624 m lange aber nur im Prinzip, die personellen und fi- Förderband, welches das gewonnene Gut nach nanziellen Mittel, die für dieses Unterfangen zur übertag transportierte, ist noch zu sehen. Im Verfügung stehen und natürlich auch der Umfang Bergbaumuseum, das in den Räumen der ehe- der Anlagen, die gesichert werden, erreichen maligen Waschkaue eingerichtet ist, kann die ganz andere Dimensionen als bei uns in Geschichte des Bergwerks vom Feuersetzen bis Graubünden. Ein gutes Beispiel dieser zum Einsatz von modernen Schrappern und Restaurierungsbemühungen im Ruhrgebiet sind Lademaschinen verfolgt werden. die seit längerer Zeit nicht mehr in Betrieb ste- henden Anlagen der Zeche Zollern II/IV, die zwis- chen 1898 und 1904 erbaut worden sind - einem Als letzte Besichtigungsstation stand am Gebäude-Förderturmkomplex, dessen Gestaltung Nachmittag der Besuch der Luisenhütte in weit über das hinausging, was zu seiner Funktion Wocklum auf dem Programm, für verschiedene eigentlich nötig gewesen wäre, einer Teilnehmer vielleicht der Höhepunkt der ganzen Musterzeche, die die Potenz ihrer Betreiber auch Reise, handelt es sich bei diesem im Jahre 1834 gegen aussen zeigen sollte, erbauten und noch vollständig intakten Hochofen doch um einen Vertreter einer Luisenhütte Wocklum, Abstich des Hochofens Foto Brun 29 Verein der Freunde des Bergbaues in Graubünden Stiftung Bergbaumuseum Schmelzboden-Davos

- VORSTAND VEREINSREISE IN DEN HARZ Wie an der Generalversammlung vom 27.Jan. 1990 in Davos bekannt gegeben wurde, planen wir dieses Jahr eine Reise ins klassische Bergbaugebiet des Harzes. In der Person unseres Mitgliedes Jochen Luther steht uns dazu ein versierter Führer in dieses Gebiet zur Verfügung. Das vorläufig noch provisorische Programm sieht wie folgt aus :

Montag, 15. Okt. 1990: Anreise per Bahn 1. Klasse ab Zürich nach Goslar, reservierte Plätze.

Dienstag,16.0kt. 1990: Fahrt per Car nach Clausthal-Zellerfeld. Wir besuchen das Bergwerkmuseum mit Darstellungen der frühen Fahr-, Pumpen-, Abbau- und Zimmerungstechnik in einem Blei-/Zink-Bergwerk, die grosse Mineralien- Sammlung der Bergakademie sowie die Marktkirche, ein Holzbau von 1640 mit Europas grösste Tonnen- gewölbe. Beim Empfang im Oberbergamt erfahren wir in einem Vortrag viel Interessantes zur Berg- und Wasserwirtschaft des Harzes.

Mittwoch, 17.0kt. 1990: Wanderung im Gebiete des Harzes auf den Spuren seiner einmaligen Bergbau- und Wasserwirtschaft. Besuch des neuen Bergbaumuseums Rammelsberg und des Räder-Stollens mit seinen grossen Wasserrädern (Kehr- und Kunsträder).

Donnerstag,18.0kt.1990: Besuch des Salzbergwerkes Asse mit EinfÜhrungs- Vortrag, Film und Grubenfahrt. Nachmittags Führung durch die 1000-jährige Berg- stadt Goslar ( 968 werden hier die ersten Erzgru- ben erwähnt).

Freitag,19. Okt.1990: Rückreise per Bahn.

Kosten für Bahnreise, Car, Eintritte und 4 Uebernachtungen inkl. Frühstück im Doppelzimmer ca Fr. 750.- im Einzelzimmer ca 850.-. Je nach Teilnehmerzahl können diese Kosten noch etwas varieren. Die Übrigen Mahlzeiten sind individuell zu bezahlen. Für nachträgliche Abmeldungen (nach dem Anmeldeschluss) muss eine AnnullationsgebÜhr verrechnet werden. Anmeldungen schriftlich bis 31. Juli 1990 mit untenstehendem Talon an Eduard Brun, Greifenseestr. 2, 8600 DÜbendorf.

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