Mitteilungen

Verein der Freunde des Bergbaues in Graubünden 66 Stiftung Bergbaumuseum Schmelzboden-Davos 4/1993

REDAKTION: Dr. h.c. Hans Krähenbühl, Edelweissweg 2, November 1993 7270 Davos Platz, Tel. 081/43 63 66 Jahresbeitrag: Fr. 40.-- 17. Jahrgang Einzelnummer Fr. 10.-- erscheint PC: 70 - 1165 - 3 vierteljährlich Knnto: Graubündner Kantonalbank Davo~ Inhaltsverzeichnis Schweizerischer Bankverein Davos Schweizerische Kreditanstalt Davos - Bergbauspuren im Surettatal 2 PRAESIDENT Verein und Stiftung: - Das "Eisenwerk am Stein" auf Flecs/ Dr. h.c. Hans Krähenbühl, Edelweissweg 2, Salouf im Oberhalbstein (Forts.1) 7 7270 Davos Platz - Bleigewinnung in der Antike (Forts. 5) 14 - Salzbergbau in der Schweiz: Bex Stiftung: eröffnet am 26. Januar 1980 (Forts. 3) 19 - Vom Erz zum Metall, zur Kunst Regionalgruppenleiter: (Schluss) 24 - Zinnerz: Bedeutung, Vorkommen, Abbau - Davos-Silberberg:Dr. h.c. H. Krähenbühl, und Entstehung 27 Edelweissweg 2, 7270 Davos Platz - Verschiedenes 34 - Klosters-Prättigau: R. Renner, Rathausgasse 2, 7250 Klosters

- Filisur-Albulatal: Chr. Brazerol, WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITER: Cafe Belfort, 7499 Schmitten Prof. Dr. E. Nickel, Universität CH-1700 Fribourg - S-charl-Unterengadin: Peder Rauch, Vi Prof. RN Dr. J. Stelcl, Universität CSSR-61100 Brno 7550 Scuol Hans Stäbler, Rufana, CH-7477 Filisur Dipl.Ing. H.J. Kutzer, Hüttening., Rehbergstr. 4 - Ems, Calanda-Oberland: M. Schreiber, D-B911 Windach Werkstr. 25, 7000 Chur Prof. Dr. E. Niggli, Universität CH-3000 Bern - Savognin-Oberhalbstein: E. Brun, Dr.Ing. Herbert W.A. Sommerlatte, Bergbauing., Greifenseestr. 2, 8600 Dübendorf Im Rötel 21, CH-6300 Zug - : H. Stäbler, Lehrer, Prof.Dr. G. Weisgerber, Deutsches Bergbaumuseum, 7477 Filisur D-6430 Bochum Prof.Dipl.Ing.Dr.mont.Dr.phil. G. Sperl, Jahnstr. 12, Erich- - Oberengadin: G.D. Engel, Via Tegiatscha 22 Schmid-Inst.für Festkörperphysik, A-8700 Leoben 7500 St. Moritz 3 Dipl.Ing.Dr. H.J. Köstler, Grazerstrasse 27, - Arosa-Schanfigg: Renzo Semadeni, A-87S3 Fohnsdorf Dr. E.G. Haldemann, Int. Consulting Geologist, Aelpli, 7050 Arosa CH-1792 Cordast FR - Bündner Oberland: G. Alig, Miraniga, Ed. Brun, Greifenseestr. 2, CH-8600 Dübendorf, 7134 Obersaxen-Meierhof Präsident SGHB TITELSEITE: Dr. Franz Hofmann, Geologe, Rosenbergstr. 105 GRAFIK: Honegger-Lavater, Zürich 8212 Neuhausen am Rheinfall Mit freundlicher Genehmigung: INNENSEITE: SIA - Schmirgel- und Schleifindustrie Georg Agricola, De Re Metallica Libri XII AG, Frauenfeld D R U C K: BUCHDRUCKEREI DAVOS AG

1 Bergbauspuren im Surettatal Hans Stäbler, Filisur

Bergbauzeugen im Schams, Ferreratal und vorderen Rheinwald. 1 Starlera, 2 Fianel, 3 Danatzhöhe, 4 Martegn-Mutalla sura, 5 Alp Samada, 6 Sut Fuina, 7 Schmorrasgrat, 8 Val Strela, 9 Salegn, 10 Chli Hirli, 11 Rothörnli, 12 Taspegn, 13 Ursera, 14 Valle di Lei, 15 Cufercalalp, 16 Plan Tischatscha, 17 Haus Rosales, 18 Schmelze Sufers, 19 Schmelze Ausserferrera, 20 Schmelze Innerferrera, 21 Schmelze Sut Fuina

SITUATION

Die einzigen nie ganz in Vergessenheit Leichter fällt die Zuordnung der zwi- geratenen Bergbauspuren auf dem Gebiet schen Strasse und gelegenen der Gemeinde Sufers finden wir in der Gebäude, sind diese doch auf einem Stich beschriebenen Schmelzi, deren ehemalige abgebildet, der um die gleiche Zeit wie Ausdehnung heute einzig aus einem Plan der Plan entstanden ist. Beim grösseren hervorgeht, der im Jahre 1820 für den Bau handelte es sich um ein Neubau der Kommerzialstrasse über den viergeschossiges Knappenhaus (Unterkunft San Bernardino Pass gezeichnet worden für Bergwerksarbeiter), während das war. Grundrisse von elf Gebäuden und Gebäude, das unmittelbar auf der linken der Verlauf der verschiedenen Seite des Wassergrabens stand und dessen Wasserzuleitungen zu den einzelnen Durchlass unter der Strasse ebenfalls Verhüttungs- und Verarbeitungsgebäuden deutlich zu erkennen ist, entweder als vermitteln ein Bild der Grösse der Stallung oder als Magazin genutzt worden Anlage. Leider lässt der Plan keine war. Der Bau gegenüber, auf der rechten sichere Zuweisung der Aufgaben der Seite des Wassergrabens, der auf dem einzelnen Gebäude oberhalb der Strasse Stich nicht mehr sichtbar ist, diente zu. Bei den fünf längs als weitere Schmiedeanlage. Im teilweise des Wassergrabens angeordneten Bauten unter der Grasnarbe noch erkennbaren wird es sich wahrscheinlich um Verhüt- Gebäudegrundriss konnten kürzlich tungs- und Schmiedeanlagen gehandelt zwei gleiche Widerlagerböcke für einen haben, die für den Antrieb der Blase- Schmiedehammer entdeckt werden, wie bälge und Schmiedehämmer die Wasserkraft sie auch oberhalb der Strasse stehen. des abgeleiteten Surettabaches Da die Böcke tief im Sand stecken, der benötigten. Die bis heute erhalten ge- wahrscheinlich einmal bliebenen Widerlagerböcke eines vom hochgehenden Rhein abgelagert worden Schmiedehammers standen vermutlich im war, sind sie nur bei genauem Hin- untersten Gebäude. 2 sehen als speziell behauene Granitquader zu erkennen und darum bis heute übersehen worden. Der überlieferte Grundriss der Schmelzi gibt aber mit Sicherheit nicht die maximale Ausdehnung der Bergbausiedlung wieder. Zwischen 1835 und 1840 errichtete Graf Rosales noch zusätzlich eine Frischfeueranlage, die zur Entkohlung des in Andeer erschmolzenen Roheisens diente. Gemäss mündlicher Ueberlieferung dehnte sich diese Anlage mehr im oberen südlichen Teil der Ebene aus und vergrösserte mit ihren Nebengebäuden die Ausdehnung der Verhüttungsanlage noch mehr. Der Schluss liegt nahe, dass die Sufner Schmelzi im 19. Jahrhundert, was die Gebäudezahl anbelangt, wohl die ausgedehnteste Verhüttungsanlage des Kantons Graubünden war. Sie übertrifft darin sowohl das Mittelbündner Verhüttungszentrum in Bellaluna zwischen Filisur und Bergün, wie auch die Anlagen auf dem Schmelzboden bei Davos. Ganz in Vergessenheit geraten sind aber die eigentlichen Rohmateriallieferanten, die Bergwerke im Surettatal, so dass lange Zeit die Ansicht vorherrschte, die Blick gegen Süden ins Surettatal Sufner Schmelzi hätte lediglich als 1 Rotgrind Ausweichanlage für die Verarbeitung der 2 Piz Por Eisenerze des Ferreratales gedient. 3 Surettahorn Zufällige Entdeckungen während Bergtouren in diesem wildromantischen Tale liessen aber das Gefühl aufkommen, grindes wurde einer der längsten dass in diesem unwegsamen und darum Bergwerksstollen des Hinterrheinge- wenig begangenen und wenig bekannten bietes wiedergefunden. Das Stollen- Teil noch weitere Bergbauzeugen mundloch liegt auf 2160 m.ü.M. auf der verborgen liegen. Bei der Suche richtete linken Seite der erwähnten Runse. Der sich das Hauptaugenmerk vor allem auf Stollen fährt die Dolomitzone in die Kontaktzonen zwischen dem als Richtung WNW waagrecht an. Ursprünglich Andeerer Granit bekannten grünlichen war das Gestein auf eine Höhe von 1,5 m Roflaporphyr, den südlich angrenzenden ausgebrochen worden. Der Stollen wurde ebenfalls grünlichen aber vermutlich beim markanten Vorstoss Casannaschieferserien und den in beiden aller Rheinwaldner Gletscher in den Formationen eingefalteten Triasdolomit- 50er Jahren des vergangenen und Triasmarmorzonen, die mit ihren Jahrhunderts vom Eis des weisslichen bis rötlichen Gesteinen im Surettagletschers überflutet. Der Gebiet des Chli Hüreli auf der rechten Talseite, des Rothörnli an der linken Stollenboden ist mit einer dicken Talflanke und des Rotgrindes im Schicht Gletscherschlick (feiner Talhintergrund markante Gletschersand) überzogen, der das Landschaftsakzente setzen. 1,5 m hohe Stollenprofil stellenweise so weit ausfüllt, dass man sich krie- Der Vorsatz, die Suche auf diese Kon- chend vorwärtsbewegen muss. In etwa 50 taktzonen zu konzentrieren, erwies sich m Tiefe wird die Schlickansammlung so als richtig. In der besonders im mächtig, dass an einen weiteren mittleren Teil schwierig zu begehenden Vorstoss ohne Zuhilfenahme einer Runse östlich unterhalb des Rot- Schaufel nicht mehr zu denken ist. 3 Die Stollenbrust ist hier, aufgrund Zeit vorgetrieben worden sind, lässt des Echos zu schliessen, noch lange sich nur vermuten, nicht aber bewei- nicht erreicht. Die Stollenlänge be- sen. trägt vermutlich über 100 m. Der Interessanterweise konnte bei keiner Gletscherschlick hat sich leider Abbaustelle anstehendes Erz gefunden nicht nur am Stollenboden abgelagert, werden. Gesteinsbrocken in der Runse sondern er klebt auch an den Stollen- wänden und verdeckt so wichtige Infor- zeigen aber deutlich, auf was es die mationen bezüglich des Erzgehaltes Bergknappen abgesehen hatten: Neben des Gesteins und der Vortriebstechnik. ansehnlichen Mengen von rostrot ver- Natürlich hat der Gletscher auch sämt- wittertem Eisenerz lassen sich im liches Stollenausbruchmaterial beim frischen Bruch auch in Calcit- und Mundloch weggeräumt, das normalerweise Quarzgängen eingelagerte Nester von ebenfalls wichtige Rückschlüsse über das metallisch grau glänzendem Hämatit- abgebaute Erz erlaubt. eisenerz, sogenanntem Eisenglimmer, finden. Ein zweiter, 10 Höhenmeter tiefer vor- getriebener Stollen geizt noch mehr mit Die Lagerung der erzreichen Zone ver- Informationen. Die Anlage des leitet zur Vermutung, dass neben den Stollenmundloches lässt einen ähnlich heute noch sichtbaren Abbaustellen, die tiefen Stollen wie oben vermuten, der sich alle 5 bis 15 m über der aber leider ganz mit Gletschersand Runsensohle befinden, in der Runsensohle aufgefüllt ist. selber noch weitere Stollen vorgetrieben worden waren, die aber heute durch Steigt man die Runse hinunter, so Moränen- und Gehängeschutt verdeckt trifft man bei 2110 m.ü.M. auf einen werden. kurzen Versuchsbau, und bei Quote 2090 ist ein weiterer 5 m langer Stollen Die auffälligste Erzzone des ganzen ausgebrochen, der glücklicherweise nicht Tales finden wir rund 100 Höhenmeter unter das Gletschereis geraten ist. Das östlich über den neuentdeckten Stollen. Grubenholz beim Mundloch und an der Das Felsband, das von Punkt 2257 zuerst Stollenbrust sowie die Sprenglöcher Richtung Süden streicht und dann nach lassen auf einen Stollenausbruch in der Südosten umbiegt, weist bis auf 2600 ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts m.ü.M. zahlreiche intensiv rostrot schliessen. Dass die anderen gefärbte Zonen auf. Diese auffallende Abbaustellen in der gleichen Färbung ist auf Einlagerung verschiedenartiger Eisenerze zurückzu-

Mundlöcher der beiden oberen Stollen in den vom Surettagletscher rund geschliffenen Dolomitfelsen

4 führen, unter denen der Pyrit (Eisen- sulfid) vorherrschend ist. Abbauspuren konnten keine festgestellt werden, obwohl diese Vererzung den Bergleuten unmöglich verborgen geblieben sein konnte. Wahrscheinlich verunmöglichten der komplizierte Aufbau des Erzinhaltes, der neben Eisenerzen auch Kupfer- und Arsenerze umfasst, und die unzureichende Verhüttungstechnik eine Nutzung dieser Vorkommen. Auf einfachere Verhältnisse treffen wir im Gebiet des Chli Hüreli. Im Schuttkegel unterhalb dieses gelbli- chen Dolomitkopfes verraten zahlrei- che, teilweise kopfgrosse Hämatitei- senstücke, dass in den Felsen Eisenerz abgebaut worden war. Am Felswandfuss, auf 1930 m.ü.M. ist ein Stollen gegen Osten ins Berginnere vorgetrieben worden. Dieser kann heute bis in eine Tiefe von 15 m begangen werden. Ursprünglich war er aber bedeutend länger. Im begehbaren Stollenabschnitt sind keine anstehenden Erze mehr sichtbar. Eine zweite Abbauzone finden wir in der Runse nördlich des Chli Hüreli auf 2070 m. ü.M. Das Eisenerzlager befindet sich Mit Gletscherschlick ausgefüllter Stollenbereich im Abbaugebiet wieder im Kontaktbereich zwischen des Rotgrinds Roflaporphyr und Triasdolomit. Die Steigen wir talabwärts, so trifft man Hämatitvererzung ist schnurartig im auf dem Nordostgrat des Rothörnlis bei Porphyr eingelagert und lässt sich 2330 m.ü.M. weitere Abbauspuren an. Der zwischen 2060 und 2100 m.ü.M. in einer vollständig eingestürzte Stollen 70 m langen Zone verfolgen. Die durchörtert mindestens im Mund- zahlreichen Erzschnüre besitzen höch- lochbereich Moränenschutt, und es sind stens eine Mächtigkeit von 10 cm. Sie weder Erzbruchstücke noch anstehendes wurden an verschiedenen Stellen stein- Erz auffindbar. bruchartig abgebaut. Auf Quote 2070 ist Die meisten Erzlager Graubündens ein mit etwa 20 % gegen NE abfallender zeichnen sich nicht gerade durch ein- Stollen 20 m tief vorgetrieben worden. fache Erreichbarkeit aus. Die Abbau- Die Erzausbeute in diesem Stollen war zonen des Surettatales bilden diesbe- gering, denn es sind mit ihm nur vier 10 züglich keine Ausnahme - im Gegenteil cm mächtige Erzschnüre angefahren Im Vergleich mit anderen Bergwerken des worden. Im Felsriegel unterhalb der Kantons fehlen hier sogar noch, von Abbaustelle bis hinauf zum Stollen sind einer Ausnahme beim Chli Hüreli teilweise noch Ueberreste des abgesehen, die Wegspuren zu den Abbau Grubenweges erkennbar. stellen. Es darf angenommen werden, Auch an der gegenüberliegenden Talseite dass der Hauptabbau im Tal in die gewann man Eisenerz. Im Kessel zwischen Periode 1825 bis 1840 gefallen ist, als Suretta-Seehorn und Rothörnli am der Bergbau in den teilweise leichter Nordostgrat des Seehorns finden wir auf zugänglichen Gruben des Ferreratales 2660 m.ü.M. ein linsenförmiges, 50 m wegen Holzmangel fast zum Erliegen langes Eisenerzlager, das stellenweise 4 gekommen war. Ueber einen Zeitraum von m mächtig ist. Es ist mittels eines 150 Jahren müssten eigentlich die vom kurzen Stollens abgebaut worden Erztransport herrührenden Schleifspuren wie im Ferreratal teilweise erhalten geblieben sein. Sie fehlen aber ausnahmslos. 5 Deshalb liegt die Vermutung auf der Hand, dass im Surettatal die Erztrans- porte noch in ausgeprägterem Masse als im Ferreratal im Winter und Früh- ling auf Schlitten und in Tierhäuten über den Schnee erfolgten und man sich so das mühsame Räumen von Zug- bahnen in den von Moränen- und Block- schutt übersäten Talflanken ersparte. Darum ist es in unserer Zeit auch so ausserordentlich schwierig, die ehe- maligen Abbaustellen wieder aufzufin- den. Es entspricht aber ganz dem Charakter des urtümlichen, eindrücklichen Su- Südfront des Hauses Rosales in Andeer. Unterhalb des rettatales, dass es seine "Boden- mittleren Fensters im zweiten Geschoss ist der schätze" und seine Geschichte nicht Widerlagerstein für die Gichtbühnenrampe sichtbar. offen darlegt, sondern sie nur in Zwischen 1835 u. 1840 errichtete Graf Rosales noch Bruchstücken preisgibt! zusätzlich eine Frischfeueranlage, die zur Entkohlung des in obigem Haus im Schmelzofen Quelle: erschmolzenen Roheisens diente. - Kurt Wanner, Sufers, das älteste Dorf im Rheinwald Kapitel "In der Schmelzi: vom Bergbau bis zur Glasfabrik", Verfasser: Hans Stäbler, Verlag Bündner Monatsblatt

Verfasser: Hans Stäbler, Reallehrer, Rufana, 7477 Filisur

Grundriss des Hauses Rosales in Andeer. I Hauptgebäude mit Ofen II Anbau 1 Ofenmauern 2 Ofenschacht 3 Windöffnung III Pächterhaus IV Zerfallener Stall 4 Lager für Blasebälge 5 Oeffnung für Wasserradachse 5 Abstichöffnung

Knappenhäuser und Stallungen in der Sufner Schmelze um 1820. Blick gegen W.

6 Das «Eisenwerk am Stein» auf Flecs/Salouf im Oberhalbstein Eduard Brun, Dübendorf Fortsetzung 1 Wenn auch diese anfänglich mit viel weiterverliehen wurde, umsomehr als Geld auftrumpfenden französischen Ge- er sich schon frühzeitig nach weiteren sellschaften den Bündner Bergbau in und qualitativ besseren Konzessionen ein recht schiefes Licht gebracht hat- umgesehen hatte oder an solchen ten, so gab es doch auch Unternehmen, beteiligt war. Dies kann mit ziemlicher die ehrlich bemüht waren, ein seriöses Sicherheit aus einigen alten Dokumenten Geschäft aufzubauen. Zu diesen gehört abgeleitet werden (11). So erwähnt ein zweifellos die bereits erwähnte, eher Urteil des Oberappellationsgerichts Co. von wenig bekannte Firma Bauer & Graubünden vom 28. November 1834 die Chur. Bereits 1818, also noch vor dem Bezahlung von Pachtzinsen für Erzabbau Vitriolwerk von J.C. Dautwiz, schloss am Schmorrasgrat und von diese mit der Gemeinde Tinizong einen Transportleistungen seit 1818 durch die Vertrag ab zur Ausbeutung von "Gebr. Bauer und Mitgewerken" an die Eisenerzen und zur Errichtung einer Gemeinden Riom und Cunter. Der Entwurf Schmelze "am Fanch". Zudem erhielt sie eines Pachtvertrages dieser zwei das Recht in den Wäldern beidseits des Gemeinden vom Oktober 1826 erwähnt: Val d'Err Holz zu schlagen, mit dem sie offenbar auch Handel trieb, denn die entsprechenden Zahlungen gingen "Wir denen Pächtern die Eisenerz-Ge- noch bis 1837 ein. Wo aber auf winnung zugeführt im Valfungia und am Tinzener Boden Bauer Eisenerze Berg Schmorris und Nachbarschaft, laut abzubauen gedachte, geht aus den Accord mit Mario Staffoni vom 5. Unterlagen nicht hervor. Möglicherwei- August 1818 für den jährlichen Pacht- se wollte auch er versuchen, die Man- zins von f 130.- schreibe Gulden Hun- ganerze des Val d'Err zur Eisenerzeu- dert und Dreissig wovon zwei Zinsen gung zu nutzen, denn zu dieser Zeit bei Unterzeichnung des Contracts für wusste man noch wenig über deren wahre 1827 & 1828 zum voraus bezahlt wer- Natur. Tatsächlich stellte man den" . 1913 bei der Untersuchung der Mangan- Staffoni besass von 1816 bis 1828 Ab- vorkommen von Parsettens alte Abbau- baurechte im Val "ausserhalb spuren fest, kannte aber deren Ur- des Guggernülls bis zur Schamser sprung nicht (10). Tarnuzzer erwähnt Grenze" (12), so dass eine Zusammen- 1916 auch schiefrige Hämatitvorkommen arbeit mit Bauer im Schmorrasgebiet in der Val Lunga, einem östlichen möglich erscheint. Ein separater Ver- Seitental, das bei der Alp Viglia vom trag zwischen Bauer und den Gemeinden Val d'Err abzweigt. Die Flurnamen Riom und Cunter für die Schmorisser Cotschens und Furnatsch deuten hier Erze wurde dann am 27. November 1826 ebenfalls an, dass diese Aufschlüsse geschlossen. Schwieriger zuzuordnen ist schon früher bekannt waren. Unwahr- die vorgeschlagene Eisenerzgewinnung im scheinlich scheint aber, dass Bauer Valfungia. Es könnte sich dabei um das "am Fanch", im hintersten Teil der 2 km nördlich von Cunter gelegene Val Talebene von Tinizong, am linken Burvagn handeln, von dem schon Ott (13) Juliaufer, jemals Eisen schmolz. Es ein Erzvorkommen "unter dem Brunnen von gibt dort zwar eine verfallene rundli- Uigls" mit hohen Eisen- und che Bodenstruktur, in der man einen Mangangehalten erwähnt. Tatsächlich ehemaligen kleinen Schmelzofen vermu- sind in diesem Gebiete alte Schürf- ten könnte, doch fehlen jegliche gräben erkennbar. Geiger erwähnt sogar Schlacken- und andere Verhüttungsspu- zwei kurze Stollenanfänge von 2 - 3 m ren. Eher scheint es, dass die damali- Tiefe, die ich allerdings nicht mehr ge Eisenproduktion von Bauer & Co. finden konnte, durch die zu unbekannter wenig erfolgreich war und so dürfte Zeit nach Mangan geschürft worden sein es ihm auch nicht allzu schwer gefal- soll (14). Wenn man hier auch kaum über len sein, auf diese Konzession zu ver- Schürfarbeiten hinaus kam, so zeigt es zichten, als sie 1826 an Levrat & Co. doch, dass Bauer weitherum im Tale nach baufähigen Erzvorkommen gesucht hat. 7 PARSETTENS

Dies wird noch zusätzlich verdeutlicht ge über zu hohe Pachtzinsen kriti- durch den Erwerb der Abbaurechte von siert er vor allem der Gemeinde Sur am 7. November 1827 "--die Bedingung, dass wir uns ver- für die Erze von Gruba (15). bindlich machen auf dem dortigen Gebiet zu bauen, kann nicht angenommen werden, In dem erwähnten Vertragsentwurf für denn ehe man solche wichtige die Erze vom Schmorras und Valfungia Gebäulichkeiten ausführt, muss unter- verpflichten sich die Gemeinden spätere sucht werden, ob Mülener, Konterser Erzfunde nur Bauer zu verpachten und oder Schmorisser Erze am vorteilhafte- offerieren freie Weg- und Wasserrechte sten sind, und erst diese Erweisung sowie gewisse Holzrechte. Anderseits kann dann den Bauplatz entscheiden." sollen für Transporte ihre Bürger Vorrechte haben und Eisen für Unter den Mülener Erzen sind jene von den Eigengebrauch zu festen Preisen Gruba zu verstehen, die Konterser be- kaufen können. Vor allem versuchten ziehen sich auf das Valfungia. sie aber die Erstellung eines Eisen- Aus dem schon erwähnten Gerichtsur- werkes auf ihrem Boden zu sichern, ei- teil des Oberappellationsgerichts nen Vorschlag, auf den U. Bauer im Graubünden von 1834 lassen sich auch Namen der M. Bauer & Co. mit einem interessante Details zum Bergrecht geharnischten Brief an den Bundes- jener Zeit entnehmen. So wird erwähnt, statthalter reagierte. Neben der Kla- dass im Kanton weder Gesetze noch all- 8 Uebersicht der Erzabbaustellen am Schmorrasgrat im Oberhalbstein. gemeine Uebungen bestehen, nach denen Oberhalbstein," lautend: die Nutzung von Mineralien als ein "-- wenn jemand ein Gut 12 Jahre suc- dem Territorialherrn zustehendes Regal cessive hindurch bona fide für sein anzusehen sei. Vielmehr galten "--die eigen genossen und possediert hat, ohne Erze als Eigenthum des Besitzers des einige Opposition und Widerrede des Grund und Bodens, in welchem sie hievon wissenden rechtmässigen Herrn vorkommen--". Die Unternehmung, die desselben Gutes, so soll er künftig diese abbauen wollte, hatte sich "-- im dasselbe Gut pleno jure possedieren und Fall Erz auf Grund und Boden einiger geniessen können". Partikularen liegen sollte, oder diese Güter auf irgend eine Art beschädigt Bei diesem Gerichtsurteil ging es al- würden, ---, sich mit diesen lerdings nicht um das Recht der Firma einzuverstehen." Von speziellem am Schmorrasgrat Eisenerze abzubauen. Interesse ist der Hinweis auf das "-- Vielmehr hatte am 26. März 1832 die 12te Civil Statut der Landschaft Gemeinde Schweiningen (Savognin) gegen die Gemeinden Reams 9 (Riom) und Conters (Cunter) geklagt ses Vorgängerwerk? Einen Hinweis auf wegen den von diesen einkassierten einen möglichen Standort gibt ein Pachtzinsen und den Vorteilen durch die Grundbuchplan im Massstab 1:5000. Wenig Erzfuhren. Da dies durch die beiden südlich des Steins, zwischen der Julia Gemeinden aber gemäss bestehendem Recht und der heutigen Talstrasse, wird in seit mehr als 12 Jahren "unter den der talartigen Senke eine Lokalität Augen von Sovegnino, --- unangefochten, namens "Schmelza" erwähnt. Da der Stein also bona fide" erfolgte, sei dies - das Haupthindernis auf rechtens und verjährt. Dementsprechend dem Weg von Tiefenkastel ins Oberhalb- stehe dies Riom und Cunter auch stein - früher auf verschiedenen Niveaus weiterhin zu für jene Gruben, die vor überwunden wurde, wird auch die Senke dem 26. März 1820 angelegt worden Vals von mehreren alten Weg- und seien. Hingegen müssen die Pachtzinsen Strassenstücken durchquert. Vom Südende und Transportrechte für später im Tale des Steins führte eine über 2 m breite Nandro eröffnete Gruben entsprechend Strasse zur Julia hinunter, den Anteilen der 5 nicht ausgemarchten die auf einer Holzbrücke, von der die Alpen unter den drei Gemeinden geteilt beidseitigen Auflager noch vorhanden werden. Ueber später eröffnete Gruben sind, überquert wurde. Am linken Ju- ist nichts bekannt. Die Vermutung, dass liaufer führte ein nach Norden ausho- es sich am Crap Farreras und der lender Strassenast im Bogen gegen Sa- gleichnamigen Alp auf Grund des Namens louf hinauf während ein zweiter, die um weitere Abbaugebiete handeln könnte, Veia della Schmelza, juliaaufwärts erbrachte nichts - trotz intensiver zum "Eisenwerk am Stein" führte. Die Nachsuche. Lokalität "Schmelza" über dem rechten Juliaufer lag also zweifellos an ei-

4. Bau und Betrieb des "Eisenwerks am Stein" Für den Bau des "Eisenwerks am Stein" kaufte Martin Versell am 22. Mai 1828 von der Gemeinde Salux (Salouf) auf Flecs ein Waldstück bei der Einmündung des Balandegnbaches in die Julia. Dieser eher späte Zeitpunkt für den Bau eines Schmelzofens - nachdem ja Bauer schon seit 1818 Erze vom Schmorrasgrat und ab 1826 auch jene von Gruba nach Ses hatte bringen lassen - wirft die Frage auf, ob es nicht schon früher eine Schmelzhütte in diesem Gebiet am Stein gab, nachdem die ihm von Tinizong "am Fanch" bewilligte nicht sicher nachweisbar ist. Es überrascht auch, dass Bauer seine Erze nicht selbst verhütten wollte, sondern dies dem jungen Versell (23 Jahre alt) anvertraute.

Für die Existenz einer frühern Schmelzhütte beim Stein (Ses) gibt es nun einige, allerdings recht vage Hin- weise. So schreibt Anton Versell, der einstige Churer Stadtrat, in seiner Familiengeschichte (16), dass sein Grossvater Michael Versell, nach seiner Flucht ins Oberhalbstein, sofort Arbeit in einem Bergwerksbetrieb fand und 1818 zusammen mit seinem ältesten Sohn Alois im benachbarten Eisenwerk Martin Versell - der Erbauer des "Eisenwerks am Stein'! , am Stein tätig war. Wo aber stand die- 10 ner wichtigen Strassenverbindung, und auch seine Familie nachholte. Seine Kohlholz gab es hier auch genug. Trotz Erfahrungen aus dem Tiroler Bergbau intensiver Nachsuche konnte ich aber mögen entscheidende Gründe für seine in diesem Gebiete keine Spuren eines Wohnsitznahme gewesen sein, auf jeden Schmelzwerkes finden. Reste von Trok- Fall fand er schnell wieder Arbeit kenmauern und eines zerfallenen und auf diesem Sektor. Wir treffen ihn in völlig überwachsenen Kalkofens liegen der Folge auf verschiedenen Bergbau- im Wald nördlich des Eisenwerks auf stellen des Kantons, ein Hinweis auf Flecs, doch dürften diese wesentlich die wohl wenig stabilen Einkünfte aus älter sein und zeigen auch keine Hin- dieser Tätigkeit. 1817 ist er als weise auf einen Schmelzbetrieb. So Gutachter und Mitunternehmer des bleibt die Frage nach einem möglichen Betriebes von Pater Placidus a Spescha Vorgängerwerk und dessen Lokalisierung in Truns, 1823 am Bleiberg Schmitten ungeklärt. und 1827 am Silberberg Davos tätig. Die zweite Frage, warum Bauer neben Sein ältester Sohn Alois, geboren 1803, dem Erzabbau nicht auch deren Verhüt- wurde ebenfalls Bergmann und arbeitete tung selbst betrieb - wie dies im als Häuer unter Landammann Hitz im Kanton sonst üblich war - könnte vor Silberberg, wo er 1821 durch Absturz in allem zwei Gründe gehabt haben. Wie einen Schacht verunglückte. Dies bewog wir gesehen haben, fühlte sich Bauer ihn, nach seiner Wiederherstellung, unter Druck gesetzt, das Eisenwerk in den Beruf zu wechseln und bei Schmie- einer jener Gemeinden zu erstellen, demeister Hess in Surava eine Lehre die ihm auch Abbaukonzessionen für als Hammerschmied zu absolvieren. Er das Erz verliehen hatten. Durch eine wanderte später nach Amerika aus, kam Zusammenarbeit mit einer andern Unter- aber wieder zurück um zu heiraten , nehmung, die nur das Schmelzwerk be- blieb in Chur und übernahm dort eine trieb, hätte er sich diesen Druckver- Hammerschmiede. Der zweite Sohn Martin, suchen entziehen können. Zum andern 1804 oder 1805 geboren, muss ein sehr muss aber wohl auch die fachliche aufgeweckter, intelligenter junger Mann Kompetenz in Betracht gezogen werden, gewesen sein. Trotz geringer eigener denn die Firma Bauer war zwar seit Schulbildung finden wir ihn 1824 als längerem aktiv im Bergbau tätig, ver- Lehrer in Schmitten und ein Jahr später fügte über entsprechende Erfahrungen, als Rechnungsführer im Eisenschmelzwerk die ihr jedoch in der Verhüttung si- Bellaluna. Hier mag er sich auch seine cher fehlte, während sie bei Versell Erfahrungen in der Hüttentechnik geholt vorhanden war. So scheint diese Tren- haben. 1827 weist eine Schicht- und nung in zwei unabhängige aber eng zu- Lohnliste vom Silberberg ihn als sammenarbeitende Unternehmungen eine Steiger, seinen Bruder Alois als gute Lösung gewesen zu sein, die dann Schmied und Vater Michael als Häuer aus während der nächsten mindestens 15 (17). Aus diesen weitläufigen Kontakten Jahre auch erfolgreich funktionierte. und Verbindungen darf sicher auch abgeleitet werden, dass die Versell mit Die Familie Versell stammt aus dem der Firma Bauer von Anbeginn an in Vorarlbergischen, wo der Vater Michael Beziehung standen, Vater Michael evt. in Braz bei Bludenz Ortsvorsteher war. bereits auch in deren Bergwerken Dieses Gebiet war nach den Napo- gearbeitet hat, die nun mit dem Bau des leonischen Kriegen Bayern zugeschlagen "Eisenwerks am Stein" weiter vertieft worden, das mit Frankreich verbündet werden sollten. war und mit Oesterreich im Kriege stand. In der Folge wurde dessen Be- Mit dem am 22. Mai 1828 von Martin völkerung, die weder für die eine Versell mit der Gemeinde Salouf abge- noch die andere Seite grosse Sympa- schlossenen Vertrag (18) verkaufte ihm thien empfand, von beiden bedrängt diese ein Stück Wald zur Nutzung und und verfolgt - Michael Versell gar Rodung auf sechs Jahre, das durch den mehrfach verhaftet und mit dem Tode Balandegnbach, das Landwasser (die bedroht. In dieser verzweifelten Lage Julia), oberhalb durch die Aekker und entschloss er sich 1809 zur Flucht taleinwärts durch Kreuze an drei und setzte sich nach Cunter im Ober- Tannen begrenzt wurde. Ungenutztes halbstein ab, wohin er wenig später 1 1 Die Ruinen des llEisenwerks am Steinll waren 1945 noch erhalten, wurden aber wenig später durch den Ausbruch des Kraftwerkstollens (Baustelle links oben im Bild) fast vollständig überdeckt. Rechts vom Balandegnbach ist der Flossofen deutlich erkennbar. Photo EWZ, 1945

SITUATION

12 Holz sollte nach sechs Jahren an die noch in unmittelbarer Umgebung über Gemeinde zurückfallen. Weiter wurde ihm genügend Bau- und Kohlholz verfügte, das Recht eingeräumt, auf dieser so erscheint dieser Standort doch Parzelle eine Hammerschmiede und ein recht sorgfältig ausgewählt worden zu Wohnhaus von 40 x 40 Fuss zu erbauen sein. Die Umschreibung der bewilligten und das Wasser des Balandegn Gebäude erscheint in diesem Vertrage unentgeltlich und ausschliesslich zu etwas vage. Wie aus dem noch nutzen. Das heisst anders ausgedrückt, vorhandenen Inventar eines späteren die Betriebsbewilligung für die Ham- Pachtvertrages oder auf den Fotos, merschmiede wurde ihm wie üblich mit die das Elektrizitätswerk der Stadt Holz und Wasser übergeben. Ausdrück- Zürich 1945 zu Beginn der Ausbruchar- lich wurde noch festgehalten, dass beiten für die Kraftwerkstollen der das Wasser stets Eigentum der Schmiede Juliakraftwerke aufnehmen liess, deut- bleiben und auf jeden rechtmässigen lich sichtbaren Mauerresten zu erkennen Eigentümer derselben übergehen soll, ist, umfasste das Eisenwerk am Stein ein Punkt, der später noch zu langen neben dem erwähnten Wohnhaus Streitereien Anlass geben sollte. Für und Kohlmagazin einen Floss- oder diese Rechte und das Holz bezahlte Hochofen, eine obere und eine untere Martin Versell 80 fl., die Hälfte Hammerschmiede samt Frischofen und ei- sofort, den Rest in zwei Monaten. Es nen Stall. Aus letzterem ist auch er- ging also der Gemeinde hier kennbar, dass der ganze Betrieb wohl offensichtlich nicht um. ein länger- weitgehend auf Selbstversorgung mit fristiges Einkommen, sondern eher um landwirtschaftlichen Produkten ausge- die Schaffung von Arbeitsplätzen, was richtet war. Ergänzt wurden diese Be- lm Vertrag noch dadurch hervorgehoben triebsgebäude durch die erforderlichen wird, dass für Arbeiten und Transporte Wasserkanäle und Verbindungswege. die Bürger von Salouf, bei gleichen Leider wurde der grösste Teil dieser Bedingungen, das Vorrecht haben Anlage durch den Ausbruch des Kraft- sollen. Bereits im September des glei- werkstollens hoch mit Schutt überdeckt, chen Jahres dehnte Versell sein Holz- sodass nur der Flossofen und eine Ecke schlagrecht auf den gesamten Wald von der untern Hammerschmiede erhalten Flecs aus, der sich oberhalb der blieben. Ohne das Inventar und diese Schmelze gegen die Motta Vallac hinauf Aufnahmen wäre eine Rekonstruktion der zog, und den er nun während 22 Jahren ehemaligen Werksanlagen unmöglich nutzen durfte, bei einem Preis von gewesen. (Fortsetzung folgt) umgerechnet -.25 Fr. pro Tanne, was damals als guter Preis galt. Als der Schmelzbetrieb später eingestellt wurde, war vom Wald nichts mehr vor- handen. Es heisst auch, Martin und Alois Versell hätten während dieser Zeit gemeinsam die Köhlerei betrieben und verschiedene andere Schmelzwerke mit Holzkohle beliefert, so noch 1843 auch Bellaluna. Zu diesem Zweck, aber vor allem für den eigenen Bedarf, er- stellte Martin Versell schon gleich zu Beginn ein Kohlemagazin, das im Vertrag vom 22. Mai 1828 nicht vorge- sehen war, ihm aber mit einer Rüge "in Gnade" nachträglich bewilligt wur- de. Für unsere heutigen Begriffe über- raschend erscheint die abseitige Lage des Betriebes in der tiefen wilden Juliaschlucht. Berücksichtigt man aber, dass dieser an einem alten, gut ausgebauten Talweg lag, mit dem Ba- landegnbach über eine ganzjährig si- chere Wasserkraft verfügte und erst Noch 1978 stand der Flossofen von Flecs in einer urwaldähnlichen Wildnis und war hochgradig versturzgefährdet. 13 Bleigewinnung in der Antike Stefan Meier, Zug Fortsetzung 5

Bleibergbau auf den ägäischen Inseln und in Attika 1} Osogovska Plan 6*} Kirki 12} Milos 2} Chalkidike 7} Thasos 13} Siphnos 2A*} Dysoron-Gebirge 8} Lesbos 14} Seriphos 3*} Pangaion 9} Keos (Kea) 15} Syros 4*} Trln 10*} Samos 16*} Krythnos 5} Pautalia 11*} Kreta 17} Laureion (Laurium)

A} Athenai (Athenae) R} Rhodos (cf S.74) T} Thessalonike P} Perinthos S} Serdica (Sofija) Tr} Traianopolis

14 2.8 Macedonia, Thracia reiche kleinere und auf das ganze Ge- 2.8.1 Macedonia (Nr. 20 - 22) biet zerstreute antike Bleigruben. Die wichtigsten davon befanden sich bei Die geographische Ausdehnung Macedo- den heutigen Ortschaften Kratovo nias hatte im Lauf der Geschichte (42°05'n/22°11'o), Dobrevo (42°02'n/ stark variiert. Im 2. Jh. n. Chr. war 22°10'o) und Osogov (42°11'n/22°24'o), Macedonia annäherungsweise wieder auf die jetzt alle auf jugoslawischem die vorphilippischen Grenzen zusammen- Staatsgebiet (Republik Makedonija) geschrumpft, d.h. im Osten grenzte liegen. Die Spuren des antiken Bergbaus die Provinz am Unterlauf des Nestos sind spärlich, und der Nachweis ist nur an Thracia, während sie im Norden an aufgrund der Form und der Art Moesia superior und Dalmatia stiess. montanhistorischer Relikte sowie mit Wahrscheinlich wurde schon in der Hilfe eines Münzfundes bei Kratovo aus Bronzezeit an vereinzelten Stellen der Zeit des Kaisers Domitian (81-96 n. Blei abgebaut und daraus Silber gewon- Chr.) zu erbringen. nen, denn ein Merkmal der bronzezeit- 21) Chalkidike (Halbinsel) lichen Gräber und Tumuli ist der Ueberfluss an Silber, der sicher aus Das antike Bergbaurevier von etwa der lokaler Produktion stammte. Der Blei- Grösse Laureions liegt im Nordosten der bergbau muss in dieser Provinz haupt- Halbinsel. Die wichtigsten Blei- sächlich unter dem Gesichtspunkt der Silbergruben und Verhüttungszentren Silber- (und Gold-) Gewinnung betrach- befinden sich an der Nord- bzw. Süd- tet werden. Diese dürfte einen be- flanke des Stratonikon-Gebirges, bzw. trächtlichen Umfang angenommen haben, in einem Dreieck, das ungefähr durch da sich sonst Alexander der Grosse die Orte Olimpias, Stagira und Stratoni (356-323 v. Chr) nicht veranlasst ge- gebildet wird. Polymetallische Sulfide, sehen hätte, gefangene griechische wie z.B. Bleiglanz, Zinkblende, Pyrit, Söldner zur Bergwerksarbeit dorthin Kupfer- und Arsenkies und das im abzukommandieren. Der Bleibergbau Eisernen Hut anzutreffende Se- wird in den schriftlichen Quellen lei- kundärbleierz Cerussit (PbCO3) prägen der nirgends direkt erwähnt, hingegen das meist in Kontakt mit Marmor an- belegen einige Stellen die Edelmetall- stehende Blei-Zink-Vorkommen. Der Ga- gewinnung. lenit zeichnet sich durch hohe Silber- Nach der Reichsteilung 395 n. Chr. kam gehalte aus (0,209 % = 2090 ppm} , und Macedonia an das Oströmische Reich. die Pyrite führen Gold bis zu 28 ppm. Ende des 6. Jh. n , Chr. begannen slawi- Silber kommt auch gediegen oder als sche Stämme in die Provinz zu infil- Argentit (Ag2S) vor. Durch den osmani- trieren, sodass in den nördlichen Ge- schen und rezenten Bergbau wurden lei- bieten der Bergbau wahrscheinlich ein der alle Spuren der antiken Bleiver- vorläufiges Ende nahm. hüttung verwischt und ein Grossteil der 20) Osogovska Plan alten Ausrichtungsbaue zerstört bzw. überprägt. Dieses am Dreiländereck (Macedonia, Im Bergbaurevier von Olimpias (ca. Moesia superior und Thracia) gelegene 0 Bergbaurevier ist nur einige Kilometer 40 35'n/23°44'o), d.h. westlich und weit von der makedonisch-thrakischen südwestlich der heutigen Hafenstadt, Grenze (heute jug./bulg.) entfernt. zeugen viele montanhistorische Relikte Die gangartigen Vorkommen mit vom antiken Blei-Silberbergbau: In Mächtigkeiten bis zu 1,5 m enthalten einer Feldkampagne des Jahres 1982 zur Hauptsache Bleiglanz und Zinkblen- konnten mehr als 100 enge Schachtmund- de, daneben Pyrit (FeS ) und Kupferkies löcher gesichtet werden. Darunter waren 2 einige Rundschächte mit Teufen (CuFeS2). In den Bleierzen sind teilweise erhebliche Gold- und Silber- bis 40 m. Man entdeckte auch Strecken anteile eingeschlossen, die zu gewin- mit Querschnitten von 0,8 x 1,0 m , Man- nen das Hauptinteresse der alten Berg- che dieser Strecken sind nach einigen leute war. Die Bergbauzone erstreckt Metern verstürzt. Ein weiteres wichti- sich etwa 30 km entlang eines Gebirgs- ges Bergbauzentrum befindet sich in der zuges, dessen höchster Punkt im Osten Umgebung der Stadt Stratoniki 2085 m NN erreicht. Es gab dort zahl- (40032'n/23°46'o), nur l km östlich von Stageiros (Stágira), der Geburts- 15 a b

c Inschriften aus dem Bergwerksgebiet von Tres Minas. a Grabstele (Neufund 1986) und b-d militärische Weihealtäre aus Granit. a Vila Pouca de Aguiar, Camara Municipal; b,c Guimaraes, Museu de Martins Sarmento; Seminario.

stadt von Aristoteles. Hier wurden Immense Schlackenhalden, die sich teil- durch den neuzeitlichen Bergbau auf weise bis nördlich des Vólvi-Sees er- einer Höhe von ca. 530 m NN diverse strecken, stammen zu einem guten Teil antike Strecken angeschnitten. Beim aus osmanischer Zeit (16. - 18. Jh.) Neubau der Küstenstrasse Olimpias- oder von rezenter Blei-Zink-Verhüttung. Stratoni stiess man bei Zepko (ca. Die Wurzeln des Blei-Silberbergbaues auf 40034'n/23°49'o) auf antike Strecken Chalkidike reichen wahrscheinlich in die mit rechteckigen Querschnitten von Bronzezeit zurück. Ein erster indirekter 0,60 x 0,85 m und Längen bis 25 m. Auf Hinweis auf den frühen Bergbau- und einer Sohle fand sich Haufwerk aus os- Hüttenbetrieb geben manischer Zeit (17. Jh.). 16 die nachgewiesenen Münzpräganstalten reichte das Gebiet über die heutige von Stageiros (Stágira) und Akanthos bulgarisch-griechisch-türkische Grenze (heute Ierissos), die ab ca. 530 v. hinaus bis an die Nordküste des Mare Chr. Silberstatere aus wahrscheinlich Aegaeum und des Propontis, während die einheimischen Vorkommen herausgaben. Provinz im Norden eine etwa 500km Erste direkte Datierungsmöglichkeiten lange gemeinsame Grenze mit Moesia in- liefern einerseits Keramikscherben ferior hatte. Der grösste Teil Thra- sowie Münzen aus der Zeit Philipps II. cias lag auf dem Gebiet der heutigen und Alexanders d. Gr. Im Jahre 167 v. Volksrepublik Bulgarija. In Thracia Chr. wurden die königlich-macedonischen liegen einige Blei-Zink-Lagerstätten, Blei-Silberminen von den Römern vor allem im Süden und dann im Westen, geschlossen, da sie befürchteten, das entlang der Grenze zu Moesia superior, Edelmetall könnte zur Finanzierung die in einem Bereich von 42° n und einer Rebellion verwendet werden. 43° n etwa dem heutigen Grenzverlauf Ungefähr 9 Jahre später gestattete der von Bulgarien und Jugoslawien folgte. Senat aber die Wiedereröffnung, doch Der thrakische Bergbau konnte auf eine die Produktion ging danach allmählich bis ins 4. Jt. v. Chr. zurückreichende zurück, weil die Vorkommen im Bereich Tradition blicken, die jedoch des Eisernen Hutes wahrscheinlich ausschliesslich den Kupferbergbau be- erschöpft waren. Schon zur Zeit des traf. Endes der römischen Republik mussten die Gruben aufgelassen worden sein, Thrakischer Bleibergbau ist erst für denn der Geograph Strabon (64 v. Chr. - die römische Zeit sicher nachweisbar. Dabei kam ihm nur örtliche Bedeutung 25 n . Chr.) berichtet, dass das Bergwerksdorf bei Stageiros bereits zu. Bleibarrenfunde sind dem Autor verlassen gewesen sei. Ziemlich sicher nicht bekannt. Vom 5. Jh. an zum Ost- haben die Byzantiner die alten Gruben römischen Reich gehörend, drangen an wieder aufgewältigt und den der Wende des 7./8. Jahrhunderts Awa- Hüttenbetrieb reaktiviert. ren und Bulgaren von Norden her in die Provinz ein, was für den Bergbau sicher ein vorläufiges Ende bedeutete. 2.8.2 Thracia (Nr. 22) 22) Pautalia (Kjustendil) Das ca. 46 n. Chr. zur kaiserlichen Ganz im Westen der oben erwähnten Provinz erhobene Gebiet erstreckte Bergbauzone lag die antike Stadt (Ul- sich vom Unterlauf des Nestos im Süd- pia) Pautalia, die mit dem heutigen westen bis an die Gestade des Pontus Kjustendil (42°17'n/22°42'o) iden- Euxinus (Schwarzes Meer). Im Süden tisch ist. Der Ort befand sich eben-

Fuhrmann mit Treibstecken beim Einspannen des Zugochsen vor einen 4rädrigen carrus mit angekettetem Fass. Römisches Relief aus Trier, 3. Jh

17 falls in unmittelbarer Nähe der thra- Letzteres bildete die Grundlage für die kisch-makedonischen Grenze und nur dortigen Münzprägewerkstätten im 2./3. 25 km östlich des unter Nr. 20 erwähnten Jh. n. Chr. Da dieses Gebiet in der Dorfes Osogov. In der dortigen Umgebung Spätantike ebenfalls Bestandteil des stehen reiche Blei-Zinkerze an, die von Byzantinischen Reiches war, ging der den Thrakern mit grosser Wahr- Bergbau sicher bis zum Ende des 6. scheinlichkeit schon in vorchristlicher Jahrhunderts relativ ungestört um. Zeit genutzt wurden. Die bergbaulichen (Fortsetzung folgt) Aktivitäten galten dem Eisen, Kupfer sowie dem Edelmetall Silber.

a

Tres Minas. Galeria do Texugo. a Stollen von Ostnordosten. Im Vordergrund Ambossstein eines Pochwerks; b Kontaktstelle des von der Talsohle (in Blickrichtung) aufgefahrenen Stollens mit der auf diesen von einem Schacht zugetriebenen Strecke. Links: Ortsbrust des talseitigen Streckenvortriebs, Gegenvortrieb rechts: durch entstandene Weitung. 18 Salzbergbau in der Schweiz Hans Krähenbühl, Davos Fortsetzung 3 D. DIE SALINEN VON BEX, WAADTLAND Die Salzgewinnung erfolgte auf einer Fläche von 200 km2, von Roche bis Bex. Das "weisse Gold" wurde in den Salzmi- In dieser Gegend befinden sich noch nen im Raume Bex schon seit dem 16. zahlreiche und einzigartige Zeugen Jahrhundert gewonnen. Auf der Suche dieses ersten Salzbergbaues in der nach Salzquellen stiess man schon Schweiz. früh ins Berginnere vor. Am Anfang 1475 hatten die Berner unter Schult- lohnte der Ertrag die Mühe kaum. Nur heiss Hans Franz Nägeli die savoyische 50 bis 60 Gramm Salz pro Liter wurde Herrschaft annektiert, nicht zuletzt gewonnen. Später wusch man das Salz wegen des wertvollen Salzvorkommens. aus dem salzhaltigen Gestein. Die Aus- beute enthielt nun einen sechsmal hö- heren Salzgehalt. Als man 1836 auf Als die schweizerischen Kantone dem grosse Salzvorkommen in Schweizerhalle Herzog von Burgund 1474 den Krieg er- stiess, deren Gewinnung einfacher und klärten, besass Karl der Kühne als billiger war, wollte man die Minen von Verbündeter den Herzog von Mailand und Bex schliessen. Verbesserte technische den König von Neapel. Auch Savoyen, Einrichtungen führten aber zu einem mit der Waadt war auf seiner Seite. Es lohnenden Abbau. Derzeit werden etwa bewilligte den Durchzug von Soldaten 50'000 Tonnen Salz pro Jahr gefördert, aus der Lombardei als Verstärkung für genug für den Salzbedarf im Kanton Karl den Kühnen. Bern war sich der Waadt. Gefahr bewusst und be-

GEOLOGISCHE KARTE DES SALZBERGES

Minen: 1 Panex, 2 Vaux, 3 Rovereaz, 4 Arveyes (eingestürzt), 5 BouilletCoulat, 6 Entre-deux-Gryonne, 7 Barmaz.

19 A. Geologisches Profil von Westen nach Osten, vom Tal der Grande- Eau {links} nach Gryon {rechts}, gezeichnet von J. de Charpentier.

B. Geologisches Profil durch den Barmaz-Stollen, gezeich- net von M. Lugeon.

C. Geologisches Profil durch die Galerie de la Barme, gezeichnet von H. Badoux.

C setzte mit seinen Verbündeten 1475 Bern war sehr beunruhigt, als die ehemals die strategischen Punkte der Waadt, unter spanische Franche-Comte von Louis XIV ihnen die Gegend von Bex, Les Ormonts, überfallen wurde. Dieser lieferte bis Ollon und das Schloss Aigle. anhin den Eidgenossen nicht mehr das vertraglich zugestandene billige Salz. Ein Bereits 1534 wurde eine erste Konzession neues Abkommen wurde mit Bern getroffen, zur Ausbeutung einer Salzquelle in Panex wonach es das Salz mit barem Silber sur Ollon, den bernischen Patriziern Hans- bezahlen oder mit Soldaten eintauschen Rudolph und Nikolaus von Graffenried konnte. Ausserdem sollte - falls Bern eine erteilt. Die Führung des Unternehmens grössere Anzahl von Söldnern stellen würde übernahm der Bergbauspezialist aus als vorgesehen - der König für die Würzburg, Gaspard Seeler. 1576 war Martin überzähligen Soldaten nicht mit Silber Zobel einziger Aktionär und seine Erben sondern mit 'Louis d'or' bezahlen. Also Blut für Salz und Blut für Gold. betrieben die Saline bis 1648. Von 1678 an vermieteten sie diese an den Genfer Fran- conis, der das Salzbergwerk von Bevieux Nach vermehrter Prospektion, als weitere einrichtete. Da aber die Ausbeute der Quellen und Lager gefunden und Salzvorkommen noch gering war, bezogen Gradierwerke erstellt wurden, stieg die Bern und die Eidgenossen auch weiterhin Ausbeute zusehends und Bern kaufte nach 6 das Salz aus Frankreich. Um 1668 herrschte Jahren die Salzwerke. in Europa Krieg und 20 Bern war nun der einzige Kanton, der nicht von Frankreich abhängig war. Bern baute nun neue Salzwerke in Aigle, Massongex und Devens (Bex). Seit 1803 sind die Salinen im Besitze des Kantons Waadt. Ausgebeutet wurde vor allem bei Devens und Bevieux (Bex). Die defizitär arbeitenden Salzbergwerke werden 1866 einer Aktiengesellschaft übergeben. Bereits 1917 aber übernimmt der Kanton Waadt 50 % der Aktien.

Im Zeitraum von 1554 bis 1823 werden mehr als 50 km Stollen von Hand vor- getrieben um Quellen und Salzlager mit grösserem Salzgehalt zu finden. Das Wasser wird von den Salinen in grosse Auffangbecken geleitet, die mit Stroh gefüllt sind - sogenannte Gradierwerk Le Bevieux 1777 Gradierwerke. Anschliessend wird das Salz in grossen Pfannen. vom restli- chen Wasser zu Sole verdampft. Von 1823 bis 1924 wird salzhaltiges Ge- stein untertage abgebaut. Nun werden durch Bohrungen neue Salzquellen mit bedeutenderem Salzgehalt entdeckt. Durch Schrägbohrungen wird unter Druck Wasser in das Gestein einge- spritzt und herausgepumpt, hernach die Sole in grossen Pfannen verdampft. Bis 1836 waren die "Mines et Salines de Bex" unter dem 'Ancien Regimes' die einzigen Salzbergwerke in der Schweiz und ein Unternehmen von grösster Jahrzahl zur Zeit des Genfers Francanis Bedeutung.

Porträt von Albrecht von Haller. Oelgemälde von Freudenberg. 1773 21 Aber auch Albrecht von Haller war in Die Salinen von Bex und Aigle waren den Salzminen von Aigle und Bex tä- das wichtigste Arbeitsfeld von Clais tig. in den Jahren 1779 - 1781. In Aigle leitete er den Umbau des Sudhauses, Albrecht von Haller wurde 1753 als anschliessend verbesserte er die Sud- Rathausammann in Bern gewählt und der pfanne in Bex, eine Erfindung, die geniale Forscher und Wissenschafter auch im Ausland Verwendung fand. Das später als Vicegouverneur von Aigle Ziel, Holz zu sparen, wurde durch die eingesetzt. In seiner Eigenschaft als neue Konstruktion der Sudhäuser er- Direktor der Salzbergwerke leitete reicht. Die Tätigkeit in den berni- Haller deren Ausbeutung und bewirt- schen Salinen Aigle und Bex eröffnete schaftete die Schlossgüter. Er nimmt Clais neue Perspektiven. Er wurde Sa- die Aufsicht wahr über Angestellte, linenexperte. Er war häufig auf Reisen Gebäude und die umliegenden Wälder, und erstellte Gutachten. Lieferanten des Brennholzes für den Betrieb der Salzpfannen. Als Wissen- Die Neuordnung der Salinen von Aigle schafter macht er sich daran Gesteins- und Bex brachte ihm den Ruf nach proben zu untersuchen, die Wassermenge Bayern als Oberkommissar von Reichen- und den Salzgehalt der Quellen zu hall und Traunstein ein. Auch dort analysieren. Er lässt neue Schächte führte er verschiedene Verbesserungen vortreiben, die Sole in flache Teiche ein. Gleichzeitig übernahm er die leiten und misst die Verdunstung. Kontrolle des Salzhandels zwischen Bayern und der Schweiz. Der Handel Im Jahre 1762 wird er zum Vicegouver- mit Sal brachte ihm grossen Reichtum. neur von Aigle ernannt. Nach verschiedenen weiteren Projekten Ein weiterer Forscher und Pionier be- im Ausland vor der Französischen Revo- fasste sich mit der Ausbeute der Salz- lution kehrte Clais nach Winterthur lager im Raume Bex, Johann Sebastian zurück, erwarb das Bürgerrecht und Clais. heiratete Maria Ursula Sulzer, die Tochter seines Geschäftspartners. Dort Johann Sebastian Clais kam 1742 als liess er sich einen Herrensitz bauen, Sohn eines badischen Leibeigenen zur das Claigut, das heutige Lindengut, Welt und starb 1809 als reicher Unter- in dem heute das Heimatmuseum einge- nehmer in Winterthur. Nach einer Uhr- richtet ist. In diesem ist auch eine macherlehre in Zürich und Wanderjahren Ausstellung über den vielseitigen Un- in Frankreich zog Clais zur Fort- ternehmer und Pionier der Frühzeit so- bildung nach England. Dort erlebte er wie Salinenfachmann Johann Sebastian die Anfänge der Industriellen Revolu- Clais eingerichtet, ergänzt durch eine tion aus nächster Nähe und erfasste Schau des Salzmuseums Aigle. rasch die Bedeutung der Wandlungen in der Produktionsweise, die von maschi- neller Fabrikation und technischen Neuerungen geprägt war. Anschliessend zog er nach Winterthur, seiner zweiten Heimat. Von Winterthur aus startete Clais seine Karriere als Unternehmer. Zunächst half er beim Aufbau eines chemischen Laboratoriums und re- organisierte mit seinen Kenntnissen aus England und der Praxis aus den südbadischen Berg- und Eisenwerken als Oberdirektor, die Eisenbergwerke in Aarau und das Kohlenbergwerk in Käpfnach Zürich. Das Eisenbergwerk Aarau blieb offen- bar defizitär. Dennoch schätzte die Berner Regierung die Arbeit Clais. Sie nahm seine Dienste auch bei der Modernisierung der Salinen im Waadt- land in Anspruch. Johann Sebastian Clais auf der Höhe seines Wirkens. (Foto 22 Stadtbibliothek Winterthur)

DIE SALZGEWINNUNG MITTELS THERMO- KOMPRESSION

Die Thermokompression funktioniert nach dem Prinzip der Wärmepumpe. Das Salzwasser wird mit Dampf aus den Dampfkesseln in den Verdampfungsgefässen zum Sieden gebracht. Die Brüden werden komprimiert, wodurch sich die Temperatur erhöht. Dann wird der Dampf wieder in den Verdampfer geleitet, um dort das Wasser aufzuheizen. Ist der Prozess einmal angelaufen, heizt sich der Verdampfer mittels des eigenen Dampfes von allein auf. Der thermische Kreislauf wird nur mit kleinen Quantitäten fri- schen Dampfes ergänzt, welche die Verluste kompensieren.

1 Verdampfer 4 Dampfkompressor 7 Solevorwärmer 2 Hilfsdampf 5 Antriebsmotor 8 Reinsole 3 Brüdendampf 6 Brüdendampf 9 Salzbrei (0,5 at; 110oC) (2,5 at; 140oC) 10 Brüdenkondensat

Durch die "Societe Vaudoise des Mines et Salines de Bex" werden Führungen in das Besucherbergwerk organisiert. Das eindrückliche Salzbergwerk mit Siegel und Unter- labyrinthartigen Stollen von 50 km schrift von Clais Länge mit Treppen und Schächten, er- streckt sich bis unter die Dörfer Literatur: Villars-Bretaye, Chesiere und Gryon. R. Piece, L. Fournier, A. Gavillet, M. Weidmann, Dem Besucher stehen zur Zeit nur weni- Die Minen und Salinen von Bex, ein grossartiges Werk unserer ge Kilometer zur Begehung offen. Eine Vorfahren, 1986 audiovisuelle Vorführung in einem al- H. Badoux, Die Salzminen von Bex, geologische und ten Sole-Reservoir aus dem Jahre 1826 bergbauliche Aspekte, 1987 und eine Ausstellung, führen die Be- Hans-Heinz Emons und Hans-Henning Walter, Mit dem Salz sucher zu Beginn in die Geschichte durch die Jahrtausende, Deutscher Verlag für des Salzes in dem drei Jahrhunderte Grundstoffindustrie, Leipzig, VEB Mineralienfreund, alten Bergwerk ein. 1/1975 Das Besucherbergwerk ist täglich vom (Fortsetzung folgt) 1. April bis 15. November von 9.00 - 14.00 Uhr geöffnet. Voranmeldungen für Schulen und Gesellschaften sind obligatorisch (Tel. 025/63 24 62). Dauer der Begehung im Bergwerk zu Fuss ca. 2 1/4 Stunden

23 Vom Erz zum Metall, zur Kunst Hans Krähenbühl, Davos Schluss 6. Der Eisenkunstguss im 19. Jahr- hundert Der Eisenkunstguss ist ein Zweig des Eisengiessereiwesens, in dem die Guss- teile zunächst kleiner und feiner sind und an deren Herstellung sich Künstler und geschickte Handwerker wie Modelleure, Former, Giesser und Ziseleure beteiligten. Die Grenze zwi- schen Kunst und Kunsthandwerk ist mei- stens fliessend. Der Kunst, die das Ideale in schöner Erscheinungsform ausdrückt, ist das Handwerk entgegen- gesetzt, wenn dieses einen materiellen Stoff verarbeitet, um aus demselben Gegenstände zum praktischen Alltagszweck herzustellen. Sobald das Handwerk diese Gegenstände in einer durch die Kunst veredelten Form darstellt oder an denselben eine Verzierung oder ein Ornament anbringt, erhebt es sich zum Kunsthandwerk. Im 19. Jahrhundert entstand die sogenannte Kunstindustrie mit der technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks. Die Möglichkeit der Massenfertigung durch das Gussverfahren und der Wunsch des entstehenden Bürgertums, die Wohnung mit Kunst und speziellen Kleinskulpturen zu versehen, kommen sich Henry Moor, König und Königin, 1952/53 in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entgegen. Die Ausbreitung des Eisenkunstgusses entwickelte sich zur höchsten Blüte. Die Neuerungen im immer höhere Oefen, sogenannte Schacht- Eisenhüttenwesen und die Entdeckung des oder Stücköfen, deren Blasebälge durch Gusseisens als Werkstoff für Kunstwerke, Wasserräder angetrieben wurden. Die kamen der Ausbreitung entgegen. Errichtung hoher Oefen, sogenannte Massen- oder Flossöfen , Beim Rennverfahren, das noch weit führte ab dem 14. Jahrhundert unter über das Mittelalter hinaus gebräuchlich Verwendung starker Gebläse und guter war, bildete sich auf dem Boden des Holzkohle bei Temperaturen oberhalb Herdes ein Eisenklumpen, die Luppe, die 1500° C zu flüssigem Roheisen. nach Abbrechen des Herdes herausgenommen wurde. Die Bezeichnung "Rennverfahren" Mit der Verflüssigung des Eisens bezieht sich auf das Rinnen der Schlacke. stieg die Ausbeute des Erzes und das Die Verunreinigungen der Luppe trieb Eisen konnte bequem in zeitlichen Ab- anschliessend der Schmied durch Hämmern ständen abgestochen werden, ohne dass aus. Das Rennfeuereisen konnte das Feuer gelöscht wurde. Das so ge- geschmiedet werden, da der wonnene Eisen, Gusseisen, war aber wegen Kohlenstoffgehalt sehr niedrig war im des hohen Kohlenstoffgehaltes von etwa 4 Gegensatz zu dem später im Hochofen % nicht schmiedbar und sehr spröde; doch gewonnenen Roheisen. Um die hatte es den Vorteil, dass es sich in Eisenproduktion zu steigern, baute man Formen giessen liess. So goss man gegen Ende des Mittelalters Ofenplatten, Kochgefässe, Kanonenrohre und -kugeln. 24 An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert waren die Voraussetzungen seitens des Materials für den Eisenkunstguss geschaffen. Was die eigentliche Giesstechnik anbelangte, konnte der Eisenguss am älteren Bronzeguss an- knüpfen. Viel einfacher gestaltete sich der offene Herdguss, wie er für Ofen- und Kaminplatten seit dem 15. Jahrhundert üblich war. Das Modell wird waagrecht in den Sand gedrückt und das Eisen fliesst in die Vertiefung, in die Form. Der eigentliche Giessvorgang ging in Sekundenschnelle vor sich, im Gegensatz zum zeitraubenden Formen in Lehm. Die Blütezeit des Eisengusses, die um Kaminplatten mit Darstellung "Springendes Pferd" die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert begonnen hatte, neigte sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts So werden heute künstlerische Aussa- dem Ende zu. Im industriellen Bereich gen, wie Plastiken und Reliefe vor- bestimmte das Eisen die Gestaltung der wiegend in Bronze gegossen. Arbeitswelt, während im Kunstguss die besser giessbare und dauerhaftere Bronze vorherrschte.

Prachtvoll verzierter Gusseisenofen im Schloss Amstadt, in Amstadt

Gusseisernes Tor vor Sheremetjevs Haus In Leningrad

25 6.

Literatur: - Illustrierte Welt der Kunstgeschichte, Band I-V, 1959 - H.G. Wunderlich, Wohin der Stier Europa trug, 1974 - Raymund Bloch, Die Kunst der Etrusker - Werner Lieber, Menschen - Minen - Mineralien, 1978 - Albert Spycher, Der Bronzeguss - ein antikes Kunst- handwerk - H. Moesta, Erze und Metalle - ihre Kulturgeschichte im Experiment, 1983 - Hans-Ekkehard Eckert, Der Gelbguss nach dem Wachsaus- schmelzverfahren bei den Sen ufo in Westafrika, Der Anschnitt 2/1990 - Jost B. Kammerer, Untersuchung antiker Bronzen, STZ 25/26, 1991 - Helmut Lindner, Eisenkunstguss im 19. Jahrhundert, STZ 25/26, 1991 - Karl Stälzel, Giesserei über Jahrtausende, VEB Deutscher Verlag, Leipzig, 1978 (Schluss) 1 Nag Arnoldi, Bronzestatue 1985 2 Silvio Mattioli, Christuskopf, Eisen 3 Guiliano Pedretti, Bronzekopf

2

26 Zinnerz: Bedeutung, Vorkommen, Abbau und Entstehung Ruedi Krähenbühl, Davos

1. Einleitung Aufgrund der Beständigkeit gegen schwache Säuren und Basen wird Zinn zur Beschichtung sowie als Üblicherweise tritt das Element Zinn (Sn) in Korrosionsschutz von Metallen verwendet. Sn- Bronzen Gesteinen nur in sehr geringen Mengen auf und wird finden ihre Anwendung als Werkstoffe im Ma s c hi ne n-, daher in der Geochemie als Spurenelement Turbinen- und Schiffsbau. Zinnverbindungen werden in bezeichnet. Sein durchschnittlicher Gehalt in sauren der Emailindustrie für weisse Glasuren und in der Gesteinen der Erdkruste (Granite) beträgt lediglich Fensterglasfabrikation zur Herstellung von glatten 0.0035 Gewichtsprozent. Das chemische Symbol Sn Glasoberflächen gebraucht, in der Textilindustrie als Be- schwermittel, und in der Kosmetik- und wurde aus dem lateinischen Wort stannum für Zinn Kunststoffindustrie als Stabilisatoren oder Katalysatoren abgeleitet. Aus dem täglichen Leben ist uns das verwendet. Zinn-Vanadium Verbindungen kommen bei Zinnmetall als silberweiss glänzendes Zinnblech der Abgaskatalysatoren zum Einsatz. Spezielle Zinn-Niob- Konservendosen oder als Lötzinn bekannt. Die Dichte Legierungen verfügen bei sehr niedrigen Temperaturen 3 von reinem Zinn ist mit 7.29 g/cm etwas geringer, über eine enorm hohe elektrische Leitfähigkeit, eine der Schmelzpunkt mit 232°C hingegen um Faktor 6.6 Eigenschaft, die In Magneten für die Erzeugung von tiefer als jener von elementarem Eisen (1535°C, δ = extrem hohen Magnetfeldern bei nur geringem Stromfluss 7.87 g/cm3). genutzt wird.

Im Handel wird Reinzinn üblicherweise in einer Reinheit Die erste Verwendung von Zinn geht bis 2600 v .Chr von 99.75 % (standard grade) und mindestens 98.85 % . zurück, wo Kupfer-Zinn-Bronzen in Ägypten und rein (high grade) in Form von Stangen, Barren und Mesopotamien zu Waffen und Werkzeugen Blöcken angeboten. Die vorwiegend aus Zinnstein, geschmiedet wurden (vgl. H. Krähenbühl , BK Nr. Cassiterit, bestehenden Erzkonzentrate werden durch 35/ 1986). Bei Plinius findet man erste Hinweise auf Schlämmen auf Zinngehalte von > 70 % SnO2 die Herstellung von Zinn-Blei-Legierungen. Da angereichert, geröstet, anschliessend mit Koks erhitzt und grössere Zinnerzvorkommen im Mittelmeeraum im Flammofen gemäss nachfolgender chemischer Reaktion fehlen, erscheint es naheliegend, dass das verarbeitete zu Metall reduziert: Zinn der Antike von Nordspanien, Portugal oder gar Cornwall angeschifft wurde (vgl. G. Engel, BK Nr. 27/ 1984). Auch die Römer betrieben einen regen

Bergbau auf Zinn und gebrauchten das Metall u.a. zur SnO2 + 2 C => Sn + 2 CO inneren Beschichtung von Kupfergefässen, dies (Cassiterit + Kohlenstoff => Zinn + Kohlenmonoxid) offensichtlich bereits in Kenntnis der Ungiftigkeit von anorganischen Zinnverbindungen. Im Mittelalter erfreuten sich beim Bürgertum Geräte und Durch leichtes Überhitzen des Rohzinns über dessen Behältnisse aus Zinn einer grossen Beliebtheit, so Schmelzpunkt fliesst das Zinn in der gewünschten Reinheit dass das Gewerbe der Zinngiesser eine wahre Blühte ab und die im Zinnstein enthaltenen Verunreinigungen erlebte. bleiben in der Schlacke zurück (Seigern) . Je nach Bedarf kann der Reinheitsgrad mittels Elektrolyse weiter erhöht werden. Mit dem Industriezeitalter ist eine starke Diversifikation in der Verwendung von Zinn erfolgt, die insbesondere mit Die wirtschaftlich bedeutendsten Zinnvorkommen liegen in dem jüngsten Elektronikboom in quantitativer Hinsicht Südostasien, Russland, China, Lateinamerika und Afrika. Auf einen Höhepunkt fand. Der industrielle Zinnbedarf dem europäischen Kontinent ist Zinnerz von Südwestengland, gestaltet sich heute wie folgt: 35 % für Weissblech Cornwall, vom Massive Central (Frankreich), Spanien, (Behälter, Verpackungen ) , 25 % für Lötzinn (Legierung Portugal und vom Böhmisch-Sächsischen Erzgebirge bekannt aus 64 % Sn und 36 % Pb, was eine Reduktion des Schme . Die USA und Canada verfügen über nur wenige lzpunktes auf 181°C bewirkt) und zu je 20 % für Bronzen, abbauwürdige Zinnvorkommen. Lagermetalle und Legierungen, sowie für weitere Anwen 27 dungen Gesteine mit erhöhten Zinngehalten sind jedoch von Alaska Malaysia lieferte ca. 1/3 und war mit 80'000 t l a der weltweit (Lost River Tin Mine), Kalifornien, Nova Scotia (Canada), grösste Sn- Produzent, gefolgt von Bolivien (30'000 t l a aus aber auch von Sardinien bekannt. dem Chojlla Gebiet, nördlich von La Paz), der ehemaligen UdSSR, von Thailand, China, Indonesien, Australien (North Queensland, Tasmanien), Nigeria, Zair und Brasilien. Die Die weltweite Jahresproduktion an Zinn betrug in den heutige Zinnreserve auf dem Globus wird auf ca. 9 Mio. achziger Jahren 250'000 t/a. Verglichen mit anderen Metallen Tonnen geschätzt. Insbesondere für die auf den Export von ist diese Jahresproduktion 30 Mal grösser als jene von Silber, Rohstoffen angewiesenen Entwicklungs - und 30 Mal kleiner als jene von Kupfer und 1 '000 Mal geringer Schwellenländer hatte die Zinnförderung eine zentrale als jene von Eisen. wirtschaftliche Bedeutung.

Mitte der achziger Jahre notierte das Zinn einen allgemeinen Preiszerfall, da die Zinnproduktion und der Lagerbestand den jährlichen Zinnbedarf erheblich überstieg. Diese generelle Preisentwicklung vermochten auch die periodischen Abmachungen der wichtigsten Zinnproduzentenländer über Förderbeschränkungen (IT A: International Tin Agreements) nicht aufzuhalten. Der Jahresbedarf an nicht regenerierbarer Zinngewinnung ist heute stark gesunken, eine aus ökologischen Gesichtspunkten durchaus positive Entwicklung. Hierbei deckt beispielsweise die Rückgewinnung von Zinn aus Blechabfällen bereits 1/4 des Sn-Be d a rfs für Weissblech. Die Abfälle werden mit Natron- lauge (NaOH) angelöst, es entsteht Natriumstannat (NaSnO2) aus dem man das Zinn durch Elektrolyse extrahiert. Im Zuge des allgemeinen Preisdrucks wird Zinn ausserdem immer häufiger durch billigere Elemente substituiert. In der Verpackungsindustrie werden beispielsweise für Beschichtungen zunehmend Aluminium und Kunststoffe ver- wendet.

Die obere Karte zeigt die Bergwerksförderung, die untere die geschätzten Vorräte von Zinn 1982/ 81, beide mit Prozentangaben (Saager, 1984)

Luftaufnahme einer Zinnmine in der Nähe von Kuala Lumpur.

28 Obwohl die Zinnproduktion in Malaysia heute ne natürliche Korn- und Mineralsortierung. Die leichten und volkswirtschaftlich nicht mehr von grosser Bedeutung ist und kleinen Körner werden dabei sehr weit und die grossen und Zinn an der Börse auch nicht mehr gehandelt wird, muss schweren Mineralkörner nur über relativ kurze Distanzen trotzdem davon ausgegangen werden, dass insbesondere transportiert. Innerhalb der sich in ihrer chemischen aufgrund der stetig wachsenden Elektronikindustrie die Zusammensetzung nur wenig unterscheidenden Granitstöcke künftige Nachfrage nach diesem Metall anhalten wird. treten einzelne Granite mit deutlich erhöhtem Zinngehalt (40 100 p p m , Teile pro Million, entspricht 0.004 - 0.01 7. Gewichtsp r o z e n t ) oder mit eigentlichen Zinnanrei- cherungen (Vererzungen) auf. Infolge Gebirgserosion und Transportfraktionierung sind somit hoch angereicherte 2. Cassiteritgewinnung in Malaysia Zinnerzseeifen bzw. leicht abbaubare Sekundärlagerstätten entstanden. Die ergiebigen Zinnseifen des einst grössten Zinnproduzenten der Welt liegen vorwiegend entlang der Westküste und untergeordnet an der Ostküste der malaiischen Halbinsel, Peninsula Malaysia. Von der Ausdehnung her befinden sich die beiden bedeutendsten Abbaugebiete im Kinta Tal sowie in der Schwemmebene von Kuala Lumpur, der malaiischen In den Alluvionen des Kinta Tals wurden vereinzelt Hauptstadt. Das sich nach Süden öffnende Kinta Tal, wurde Konzentrationen bis 10 % SnO2 angetroffen. Sogar von Auge im Laufe der letzten Jahrzehnte auf einer Länge von 100 km erkennbar heben sich im Schichtprofil dunkle Lagen aus und einer Breite von 5 - 60 km durch die Minentätigkeit fast Schwermineralien und Erzen von dem weissen Sand deutlich lückenlos umgegraben und lieferte dabei 1/3 des gesamten ab. Derart ungewöhnlich hohe Erzkonzentrationen sind in malaiischen Zinnexports. Die Talflanken sind massgeblich unmittelbarer Nähe von primären Lagerstätten zu erwarten durch langgestreckte Granitstöcke begrenzt. Das unter dem (eluviale Seifen) wie sie Lockermaterial anstehend.e Gestein der Talsohle besteht vorwiegend aus Kalksteinen und kontaktmetamorphen Marmoren des Devons und Karbons bzw. aus paläozoischen Tiefsee ablagerungen.

Durch die in tropischen Verhältnissen sehr rasch voranschreitende Verwitterung wurden die heute noch über 2'000 m hohen Berge im Stil unserer Alpen abgetragen und als riesige Flusschwemmebenen (Aluvionen) in Schichtstärken von 50 -100 m abgelagert. Die Schwemmsande drangen im Laufe geologischer Zeiten bis ins nahe gelegene Meer vor, der Strasse von Malakka.

Die tropische Verwitterung ist dermassen aggressiv , dass ein kompakter Granit eines frischen Strassenanschnitts binnen 2 Jahren oberflächlich zum Schaufelfels verkommt. Das heisst, das vorwiegend aus Quarz, Feldspäten und Glimmern bestehende Gefüge des Granits wird vollständig aufgelöst und die einzelnen Mineralkomponenten mit samt der akzessorischen Schwermineralien durch die heftigen Gewitterregen weggeschwemmt. Dieser mechanische Transport bewirkt mit fortschreitendem Transportweg entsprechend der unterschiedlichen Korngrössen, Kornformen und spezifischen Mineralgewichte ei- Ein Irischer Granit verwittert in den Tropen innerhalb weniger Jahre zu einem Schaufelfels. 29 8. am Rande des Kinta Tals lokal im Bereich von Quarz- Topas- Cassiterit-Greisen (pneumatolytisch- hydrthermal umgewandel- te Granite), von Ader- und Gangvererzungen oder als Verdrängungsmineralisationen im Kontakt Granit/Kalkstein auftreten (metasomatische Skarne und Breccien).

Durch stetig änderndes Schü ttgut sowie variierende Schü ttrichtungen bilden sich in den Aluvionen Horizonte mit angereicherten Schwermineralien, die im Bild als dunkle lagen erkennbar sind.

Geologische Ü bersichtskarte von Peninsula Malaysia (Khoo & Tan, 1983). Das Minenstädtchen I poh liegt in den weltweit zinnreichsten Seifen des Kinta Tals.

legende

Granitische Intrusivas Metasedimente

Kambrium . Trias

Sedimente Tris - Kreide

Metasedimente Devon - Perm

30 Abbau von Zinneerz in aluvialen und eluvialen Minen mittels Wasserstrahl anonen.

2.1 Der Zinnabbau

Das Zinn wurde anfänglich mit dem Einsatz sehr bescheidener Mittel im Tagbau gefördert, wobei die locker gelagerten Seifen dies auch zuliessen. Stollenabbau von Skarnlagerstätten sind dagegen nur wenige bekannt (Ostküste) und erbrachten lediglich ca. 10 % der gesamten Zinnförderung. Da in den südostasiatischen Ländern die Mannkraft sehr billig, technische Einrichtungen jedoch teuer und aufwendig im Unterhalt sind, kann diese einfache, teilweise heute noch praktizierte Abbauweise in bezug auf den Einsatz der Mittel nahezu mit unserem einheimischen Bergbau der letzten Jahrhunderte verglichen werden.

Vorerst wird auf dem erworbenen oder gepachteten Land ein Loch gegraben, welches sich in der Folge des nächsten tropischen Gewitters mit Wasser verfüllt. Die erste Erzprospektion erfolgt mit der Waschpfanne, erweist sich diese als positiv, so wird das Loch in die Tiefe vergrössert. Danach wird am tiefsten Punkt eine Pumpe installiert, die Grube entleert und mit Wasserkanonen der Schwemmsand vom Grubenrand hin zur Pumpe geschwemmt. Der Sand inkl. mehrere dm grosse Gerölle werden zusammen mit dem Wasser durch Metallrohre über den Grubenrand hinaus auf eine ausserhalb der Mine er- stellte, schiefe Bahn hochgepumpt (Palong). Ein dem hölzernen Palong vorgeschaltetes

Das im oberen rechten Bildrand hochgepumpte Wassert Sand-Gemisch wird zur ersten Anreicherung von S~hwermineralien und Erzen ü ber den Palong geschwemmt.

31 Drehsieb entfernt die Steine > 6 cm, die übrige gesehen von einigen grossen staatlichen Gesellschaften auch Schwebefracht wird über die treppenförmig abgestufte Bahn den Zinnhandel kontrollieren. Daher findet man den 0 von ca. 40 m Länge und 10 - 20 Neigung hinabgeschwemmt. Zinnabbau in jeglicher Grössenordnung vor. Vom kleinen, Hier erfolgt die erste Grobseparation der Mineralien nach manuellen Familienbetrieb, der auch heute noch vom dem selben Prinzip des mechanischen Transports, wie er Zinnabbau leben kann, über mittelgrosse Betriebe mit eigenen vorgängig im natürlichen Anreicherungsprozess beschrieben Schlämmvorrichtungen bis hin zu den leistungsfähigen, wurde. Die Schwermineralien inkl. der Erze setzen sich vorwiegend staatlichen Abbauschiffen (dredging ship ) , direkt unter den Stufen des Palongs fest. Von Zeit zu Zeit findet man sämtliche Zwischenvarianten. Heute sind jedoch wird diese erste Anreicherung mit Besen von Hand gegen den fast alle Grossbetriebe stillgelegt und zum allgemeinen Wasserstrom hochgewischt, um die leichten Mineralien und Zerfall verurteilt. Aggregate aus Quarz und Feldspat vollständig auszuwaschen. Dieser Vorgang wird auch in der geneigten, 3 - 5 m langen Waschrinne ausgeführt (Chut). Der leichte Abraum gelangt in Geländesenken und in alte Minenlöcher, wo sich die Schwebfracht am Boden absetzt (Tailings). Als technologische Besonderheit im Abbau der Zinnseifen gelten zweifelsohne die dredging ships , die nicht nur vor der Küste Malaysias sondern auch im Landesinneren eingesetzt werden. Bei diesen vor Ort gebauten, ca. 15 Mio sFr. Das ab dem Palong gewonnene Vorkonzentrat enthält 20 - kostenden Anlagen handelt es sich um regelrechte Schiffe, 30 % Zinnstein und wird entweder vor Ort durch welche am Bug über einen in die Tiefe schwenkbaren, 30 m Schlämmein- richtungen, wie beispielsweise langen Baggerarm das Material fördern und davon, nach gegeneinander wippende Schlämmtrichter (Jig), weiter kompletter Mineralseparation im Innenleben des Schiffs, den angereichert oder zur weiteren Verarbeitung an Leichtanteil über eine lange Rinne wie ein Wurm hinten inländische Fabriken verkauft. Letztere führen nahezu eine wieder ausspülen. Auf diese Weise arbeiten sich diese Schiffe komplette Mineralseparation durch. auf kleinen Tümpeln und Binnenseen durch die Zinnseifen hindurch und wälzen je Monat eine Fläche von ca. 2.5 In der Regel sind die Zinnminen Malaysias fest im Besitz Hektaren um. Dabei werden 20'000 m3 Sand durch das Schiff malaiischer Chinesen, die ab- geschleust, wovon 1 '500 kg reiner Cassiterit anfällt, was 1982 einem ungefäh-

Ein modernes Abbauschiff (dredging ship) schwimmt in einem Minensee des Kinta Tals. Links wird der Sand mit dem Schaufelarm gefördert, die Mineralseparation erfolgt im Schiff und der leichte Abraum wird ü ber den Arm rechts im Bild ausgespü lt. 32 ren Marktwert von sFr. 28'000 entsprach. Zu Zeiten des zu unterschätzendes Unterfangen in Böden, denen die grössten Zinnabbaus wurde immerhin 35 % des Cassiterits wesentlichsten Mineralstoffe systematisch entzogen wurden. mit solchen dredging ships gefördert. 9.

Weitere Auswirkungen der Mi ne n a k t iv itäten machen sich Damit diese Schiffe mit ihrer 15 Mann Besatzung einen insbesondere im Gebiet von Kuala Lumpur bemerkbar. Die Gewinn erwirtschaften können, müssen im wesentlichen heute städtebaulich zu einer der modernsten Metropolen Asiens zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Der Zinnsteingehalt der sich entwickelnde Stadt kämpft bei ihren eleganten Seifen soll > 2 % betragen und die Maschine darf nur Wolkenkratzern gegen ernsthafte Fundationsprobleme an. minimale Wartezeiten aufweisen. Somit wird rund um die Ältere, vorwiegend von koreanischen und japanischen Uhr in Schichten gearbeitet und damit durch die Architekten gestylte Hochhäuser bedürfen einer aufwendigen erforderlichen Reparaturen keine längeren Ausfälle Sanierung, da unkontrollierte Setzungen in den aufgewühlten entstehen, gehören die Mechaniker zur Crew des Schiffs. Sanden (Tailings) zu bedrohlichen Verkippungen der Gebäude Weitere Verfahren zum Abbau von Zinnseifen in > 30 m führten. Tiefe und unter der Meeresoberfläche (offshore mining) wurden in Indonesien weiterentwickelt, wobei das Material dabei von Schiffen aus mit viel Aufwand erbohrt werden musste. (Fortsetzung folgt)

In der Regel werden auf geologische Untersuchungen zur Lokalisierung lohnenswerter Erzvorkommen sowie für die Zinngehaltsbestimmung der Seifen (Prospektion) verzich- tet und die hiefür erforderlichen Kosten von den Literatur: Minenbetreibern eingespart. Vielmehr erfolgt eine stete Kontrolle des Abbauergebnisses, was die Saager R, 1984; Mineralische Rohstoffe von Antimon bis Zirkonium, Bank Vontabei, Entscheidungsgrundlagen für den kurz- und mittelfristigen Zü rich. Abbau liefert. Einzig der staatliche Geologische Landesdienst (Geological Survey of Malaysia) betrieb im Khoo T.T., Tan B.K., 1983; Geological evolution of Peninsular Malaysia. Workshop on ganzen Land eine systematische Erzprospektion , die sich stratigraphie corre-Iation of Thailand and Malaysia, Haad Yai, 8.-10.Sept. jedoch aufgrund der dichten tropischen Vegetation und den noch weit verbreiteten Dschungelvorkommen massgeblich auf die flachen Schwemmebenen und Küstenregionen beschränkte. Die verlassenen Minenwü sten erstrecken sich im Kinta Tal ü ber duzende von km. Eine Rekultivierung dieser mineralarmen Quarz/Feldspat-Bö den ist nur mit grossem Aufwand mö glich. Da die bis heute angewendeten, einfachen Abbauverfahren meist eine beachtliche Menge an Erz wieder auf die Tailings zurück- führten, wurden mit zunehmender Technisierung die gleichen Gebiete mit effizienteren Mitteln mehrfach umgewühlt. Was zurückble bt sind kontrastreiche, weisse Wüsten- und blaue Seenlandschaften zwischen denen die verbleibenden technischen Einrichtungen langsam verrotten. Solche Geisterlandschaften versucht der Staat heute wieder schrittweise für die Landwirt- schaft zu rekultivieren, ein nicht

33 Verschiedenes

DIE VERMISSTE ORIENTIERUNGSTAFEL DES Anfangs Juli dieses Jahres nun verlieh die Ostschweizerische Radio- und KURVEREINS DAVOS AM SILBERBERG IST Fernsehgesellschaft (ORG) in der Wiler GEFUNDEN WORDEN Tonhalle den diesjährigen Radio- und Fernsehpreis der Märstetter Hörspiel- Die unter dem früheren Kurvereins-Di- autorin Charlotte Heer und dem Fern- rektor in Zusammenarbeit mit Johannes sehjournalisten Daniel Blickensdorfer, Strub an der Abzweigung Jenisbergerweg- für einfühlende und professionelle Ar- Stollengelände aufgestellte Orien- beiten in ihrem Bereich. Massgeblich an tierungstafel, ist nach langem Ver- der Produktion mitbeteiligt war misstsein wieder gefunden worden. der Neffe von Paula Roth, der in Schaffhausen wohnende Ernst Keller, ein Der Finder, Direktor Max Steiner aus rühriges Mitglied unseres Vereins. Frauenfeld, Mitglied unseres Vereins und Kenner der Gruben am Silberberg, Diese Sendungen fanden anlässlich des hat die Krokitafel unserem Stiftungs- vierten Todestages der tragisch ums ratsmitglied Dr. Albert Schoop, Frau- Leben gekommenen Wirtin in Bellaluna enfeld/Spina übergeben, welcher uns statt - eines weitherum bekannten Ori- diese zuhanden des Museums überbrachte. ginals. Das Orientierungskroki, auf eine Inhalt oder Autor der Radio- und Fern- Holztafel gezeichnet, stellt die An- sehbeiträge müssen in Verbindung zur sicht der Grubenanlagen und Zeugen Ostschweiz stehen, was sowohl bei der des früheren Bergbaus von der gegen- gebürtigen Thurgauerin und Autorin überliegenden Seite des Wiesner Schaf- Charlotte Heer und der Wirtin Paula Roth tälis dar, mit der Tagbauspalte - der zutrifft. Ruine des Knappenhauses mit dem Mundloch des Dalvazzerstollens und Pochplatz- Erzaufzugsbahn zum Tribihus mit dem KONTAKTE MIT EUROPAEISCHEN BERGBAU- Mundloch des Hilfsstollens St. Michael - sowie den in der Runse oberhalb ZENTREN sichtbaren Geissstollen, Fuxloch und Fundgrube. Seit einigen Jahren verbinden uns freundschaftliche Kontakte mit dem Ei- Beschriftet ist die von Wind und Wetter serfelder Heimatverein und dessen gebräunte Holztafel mit "Silberberg: Präsidenten Rudolf Vetter. Literatur und Erzlager - Blei - Zink, Bergbau bis Erzaustausch, gegenseitige Besuche (ein 1848". Besuch im Bergbauzentrum Siegen- Eiserfeld ist geplant) verbinden unseren Wir danken dem Finder und dem Ueber- Verein mit dem Heimatverein, welcher bringer ganz herzlich für ihre Mühe bei sich u.a. an der Sanierung und der Bergung und Ueberbringung ins Wiederöffnung des Reinhold-Forster- Museum. Erbstollens Verdienste erworben hat. Anlässlich des Festes 1700 Jahre BELLALUNA IM FERNSEHEN Eiserfeld 1992 wurde dem verdienten und unermüdlichen Präsidenten des Vereins, Im "Bergknappe" Nr. 4/1991 haben wir Rudolf Vetter, die Verdienstmedaille des unter dem Titel "Das Wirtshaus „im Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland - Auszeichnung des Spessart“ 1 im Albulatal! , über die Ge- schehnisse im Zusammenhange mit der Bundespräsidenten - überreicht. Diese Ermordung der Wirtin im früheren Knap- Auszeichnung für seinen ehrenamtlichen penhaus berichtet. Nun erschien im Einsatz für die kulturelle Förderung Schweizer Fernsehen "10 vor 10" anfangs seiner Heimatgemeinde ist eine grosse 1992 eine Sendung mit Dokumentationen Ehrung, und wir beglückwünschen unseren über das Leben und Sterben der bekannten Bergbaufreund ganz herzlich. Wirtin Paula Roth.

34 Foto des Festzuges mit Bergmannsgruppe mit dem Geehrten links des Fahnenträgers.

EINE RESTAURIERTE HAMMERSCHMIEDE IN gefertigter Dreharm, mit dem seiner- zeit die schweren Eisenstücke aus der MUEHLEHORN GL Esse zum Amboss, zum Schraubstock oder zum Hammerwerk befördert werden konnten. Im Anbau ist der mächtige Mit Hilfe des Glarner Heimatschutzes Schleifstein untergebracht. ist in Mühlehorn eine alte Hammer- schmiede instandgestellt worden und Am Rauchfang und an den Wänden hängen bildet eine lebendige Sehenswürdigkeit heute wie einst Feuerzangen in allen eines alten Handwerks. Die Schmiede Grössen und Ausführungen. Neben den wurde vor 25 Jahren angekauft und eine schweren Hämmern ziert ein alter Bla- Stiftung unter a. Regierungsrat sebalg den Raum. Mathias Elmer als Präsidenten Dank der Mitwirkung des Schweizeri- gegründet. Anschliessend ist dieses schen Heimatschutzes) des Kantons Gla- Zeugnis früherer handwerklicher rus und eines Sammelergebnisses der Tätigkeit durch Freunde und Handwerker eisenbearbeitenden Industrie und des mit viel Liebe und Sachkenntnis Glarner Gewerbes, konnte dieses er- restauriert worden. freuliche Werk realisiert werden. Ein Die renovierte Anlage umfasst ein heute noch tätiger Schmied erklärt stattliches Gebäude, halb versteckt im den Besuchern fachkundig die Handhabung Tobel des Meerenbaches. Das Wasserre- der vielen Hilfsmittel, die man einst servoir oberhalb der Schmiede wurde zur Eisenbearbeitung brauchte und entfernt, damit das grosse Wasserrad teilweise noch heute verwendet. voll in Erscheinung treten kann. Es Interessierte können hier zuschauen, treibt die mit Nocken versehene An- wenn ein Eisenstück zu Rot- und Weiss- triebswelle, die die fast 100 kg glut gebracht wird, es unter einem schweren Hämmer hob und auf das zu be- schweren Hammer gedreht, gewunden und arbeitende Eisen niedersausen liess. ihm mit wuchtigen Schlägen eine Form In einer Nische liegt die gemauerte gegeben wird. Dieses lebendige An- Esse mit zwei Feuerstellen, Kühlwas- schauungsobjekt ist ein Zeugnis für das sertrog und einem grossen Rauchfang. Wirken und Streben früherer Gene- Der Esse angegliedert ist ein in Holz rationen und eine Sehenswürdigkeit, 35 WO WURDE DER TON FUER DIE ZIEGELEIEN BEI Das Tonvorkommen in "Aschera" bedeckt eine alte Flussterrasse des Inn. Es ARDEZ GEWONNEN? stellt einen braungelben, fetten und teilweise verunreinigten Lehm dar. Aber Eduard Brun hat uns, wie im Bergknappe auch bei der Ziegelei am Inn wurde ein Nr. 56, 2/1991 dargestellt, auf einen blauer Glazialton gewonnen. Ziegelbrennofen bei Ardez im Un- Ueber die Ziegelei bei Duons am Inn terengadin aufmerksam gemacht, welchen fehlen uns weitere Angaben über Be- er nach seiner Restauration durch den triebszeit und Zeitstellung. Archäologischen Dienst Graubünden, besucht hat. Auf den Aufruf an unsere DER LEGENDAERE LEDERSCHURZ MIT WERKZEUGEN Mitglieder betreffs dieses Ziegel- VON JOH. STRUB WURDEN DEM BERGBAUMUSEUM brennofens, haben wir einige Zuschriften erhalten. GESCHENKT Der Ziegelbrennofen von "Brudez", Alle, die Joh. Strub persönlich gekannt oberhalb von Ardez wurde später als hatten und am Silberberg angetroffen, Kalkbrennofen genutzt. Die quadratische haben noch die berggeist-ähnliche Form erklärt eindeutig, dass der Ofen Gestalt mit dem legendären Lederschurz, für die Herstellung von Ziegeln gebaut mit Bergstock und Rechen, in Erinnerung. wurde. Die drei gewölbten Kanäle an der Erfreulicherweise wurden uns diese Ge- Frontseite dienten vermutlich der genstände - die im Besitze von Frau Nina Luftzufuhr, während die darüberliegende Sommerau in Filisur aufbewahrt wurden - Oeffnung wohl als Feueröffnung dem Bergbaumuseum Graubünden geschenkt. angesprochen werden kann. Die Diese sind als Bereicherung und Andenken Erbauungszeit dürfte nach den Angaben an den Wiederentdecker und Forscher des des Archäologischen Dienstes in die Zeit Silberberges, beim Museumeingang unter zwischen 1912 und 1916, also während des den Fotos von Joh. Strub, ausgestellt. Ersten Weltkrieges, zu setzen sein. Dank Wir danken Frau Sommerau herzlich für der Initiative und des Einsatzes des diese wertvolle Schenkung. Eigentümers, konnte diese interessante Ofenanlage mit Unterstützung des Bundes, des Kantons und der Gemeinde Ardez gesichert und erhalten werden. Wo wurde der Ton für die Ziegelherstellung gewonnen, auch für die grössere Anlage unten am Inn, die heute noch als Ruine erkennbar ist? Unser Mitglied E. Wälchli aus Frick hat uns einen Ausschnitt aus der Veröffentlichung "Tonlager der Schweiz, die Tonlager im Kanton Grau- bünden" von Dr. E. Letsch (1907) zuge- stellt.

Die Ziegelei (Fabr. da quadrels) süd- westlich von Ardez, unten am Inn, bezog das Tonmaterial hauptsächlich,von "Sainas" südwestlich von Fetan, bis- weilen auch von "Aschera", auf der rechten Seite des Inn, südöstlich von Ardez. Das Tonlager von "Sainas"-Fetan bildet die Basis einer Seitenmoräne, die aus einer Grund-Schlamm-Moräne entstanden ist. Das Tonmaterial von Fetan war für Dachziegel nicht besonders geeignet - weniger wetterbeständig - während dasjenige von "Aschera", mit einer roten Brandfarbe, besser geeignet war. 36 Joh. Strub 1961 mit Lederschurz und Rechen (1884-1967) EINE BEMERKENSWERTE SCHENKUNG SELBSTBEDIENUNG AM GESTEINSLEHRPFAD IN

Unser Stiftungsratsmitglied und Direktor DER ZUEGENSCHLUCHT der Salzbergwerke Zurzach hat uns wie HK. Vor zwei Jahren wurden die Be- bereits erwähnt, aus dem Salzbergbau zeichnungstafeln an den am Wegrand stammende Schlägeleisen gestiftet, die aufgestellten Findlingen am Gesteins- wir im Bergbaumuseum zum Kauf anbieten. lehrpfad teilweise als "Souvenir" ab- montiert. Da die Stiele zum Gebrauch dieser Heute müssen wir feststellen, dass sogar Schlägelhämmer nicht mehr dienten, hat grössere Blöcke des roten Radio- uns die Eisenwarenhandlung Kaufmann in laritgesteins entwendet wurden. Davos neue Stiele geliefert und mit grossem Aufwand eingepasst. Diese Wenn man den Aufwand und die Mühe be- mühsame Arbeit - mehr als 50 Holzstiele denkt, die Radiolarite, die am Gotsch- - hat unser Mitglied dem Museum nicht nagrat auf Parsenn anstehend sind, verrechnet und uns damit hunderte von wieder zu beschaffen, kann man den Franken zugunsten des Museums Schaden des schändlichen Tuns ermessen. gestiftet. Herzlichen Dank. Wir hoffen, dass die Diebe der dekora- ERHOEHUNG DES MITGLIEDERBEITRAGES AB tiven Radiolarite in ihrem Garten Freude 1994 an diesen haben, und dass sie sie gleichzeitig an den Gesteinslehrpfad in An der Generalversammlung vom 23.1. 1993 der romantischen Zügenschlucht erinnern wurde beschlossen, den Mitgliederbeitrag werden. von Fr. 40.-- auf Fr. 50.-zu erhöhen (Lehrlinge und Studenten auf Fr. 40.--). GENERALVERSAMMLUNG DES VEREINS DER FREUNDE DES BERGBAUES IN GRAUBUENDEN Infolge steigender Druck- und Versand- CVFBG) UND STIFTUNGSRATSSITZUNG 1994 kosten unserer Zeitschrift "Bergknappe", die den Mitgliedern viermal jährlich vom Januar gratis zugestellt wird, sowie auch 22. 1994 infolge der allgemeinen Teuerung, sind wir leider zu dieser Massnahme Die 18. GV des Vereins findet wie bisher gezwungen. Gleichzeitig bitten wir Sie, im Hotel Flüela,Davos Dorf am uns bei der Werbung von Neumitgliedern Januar Uhr statt. Vor- behilflich zu sein, da unsere 22. 1994, 14.00 gängig derselben tritt der Stiftungsrat Zeitschrift ausschliesslich von diesen zur Sitzung um Uhr zusammen. Beiträgen getragen wird. 15. 10.30 Wir hoffen auf Ihr Verständnis und sind Ihnen dankbar, wenn Sie uns wie- Traktanden ter hin die Treue halten werden, damit wir der Erreichung der gesteckten Zie- 1 Begrüssung durch den Präsidenten le unseres Vereins - die Zeugen frühe- 2 Protokoll der 17. GV vom 23.1.1993 ren Bergbaues in Graubünden der Nach- 3 Jahresbericht 1993 welt zu erhalten - näher kommen. 4. Jahresrechnung und Revisorenbe- Im Namen des Vereins und der Stiftung richt 1993 wünschen wir Ihnen viel Glück und 5. Budget und Jahresprogramm 1994 Erfolg im neuen Jahr. Wir werden uns 6. Wahlen bemühen, Ihnen weiterhin in unserem 7. Varia "Bergknappe" über den vielseitigen Bergbau in Graubünden zu berichten Wie bisher wird den anwesenden Mit- und hoffen gerne auf Ihre geschätzte gliedern anschliessend an den Dia-Vortrag Mitarbeit. Mit herzlichem Dank für "Bergbau in Graubünden" ein Z'Vieri Ihr Verständnis und mit freundlichen offeriert. Wir hoffen auf einen Grüssen und Glückauf 1994 zahlreichen Aufmarsch.

Der Präsident VFBG Der Präsident VFBG 37 Verein der Freunde des Bergbaus in Graubünden

Bergbaubücher aus Graubünden

Ich/Wir bestelle(n): Ex. Silberberg Davos, von H. Krähenbühl Fr. 15.- __ Ex. Bergbau im Schams, im Ferreratal und im vorderen Rheinwald, von H. Stäbler Fr. 17.- __ Ex. Der Bergbau in Nord- und Mittelbünden und seine Beziehung zur Kulturlandschaft, von H. Wider Fr. 18.- __ Ex. Der historische Bergbau in Graubünden, Bergbaumuseumsführer und Geologie der Landschaft Davos, von H. Krähenbühl Fr. 24.- Ex. Geschichte des Bergbaus im Oberhalbstein, von E. Brun Fr. 19.- __ Ex. Der Bergbau im Val Minor, Bernina, von U. Bodmer und W. Aegerter (2. Auflage) Fr. 13.-

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Bitte einsenden an: BERGBAU-VERLAG, Edelweissweg 2, 7270 Davos Platz

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