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Karl Härter

Gewalt, Landfriedensbruch, Sekten und Revolten: Das Reichskammergericht und die öffentliche Sicherheit

GESELLSCHAFT FÜR REICHSKAMMERGERICHTSFORSCHUNG

Heft 45

Umschlagabbildung: Der Landfriedensbrecher Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522–1557) Kupferstich, undatiert, Stadtarchiv Geislingen

Impressum: Herausgeber: Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung e.V. Redaktion: Anette Baumann, Karl Härter Layout: Andrea Müller Druck: Druckhaus Bechstein GmbH

ISBN 3-935279-52-3

1 Schriftenreihe der Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung

Heft 45 , 2017

2 3 Karl Härter

Gewalt, Landfriedensbruch, Sekten und Revolten: Das Reichskammergericht und die öffentliche Sicherheit

Ergänzte und erweiterte Fassung des Vortrages vom 14. April 2016 in der Aula, Obertorstr. 20, Wetzlar 4 5 Sicherheit ist ein zentraler, aber schillernder Leitbegriff, der bereits in der Frühen Neuzeit als „öffentliche Sicherheit“ (securitas publica) einen Zustand oder eine Zielvorstellung bezeichnete, in dem Unsicher- heiten beseitigt und Sicherheit durch die Abwesenheit oder Minimie- rung von Bedrohungen hergestellt ist.1 Dazu zählen auch Gewalt und Kriminalität, die allerdings erst allmählich seit dem 16. Jahrhundert im Kontext von „guter Ordnung und Policey“ dem heute als „innere Si- cherheit“ bezeichneten Bereich zugerechnet wurden. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts findet sich hierfür „Landessicherheit“ als spezifischer Begriff, die auch die obrigkeitliche Sicherheitspolitik ein- schloss.2 Sicherheit entwickelte sich damit auch im Rechts- und Ver- fassungssystem des frühneuzeitlichen Alten Reiches zu einem wesent- lichen Leitbegriff, der auf das Reich bzw. die Reichsverfassung, das Gemeinwesen und eine entsprechende obrigkeitliche Praxis bezogen wurde.3 Letztere manifestierte sich zunächst im Reichsrecht und der Normgebung des Reiches bzw. Reichstags, die bezogen auf den Leitbe- griff der öffentlichen Sicherheit spezifische Sicherheitsbedrohungen (Bedrohungsszenarien und Bedrohungsnarrative), gefährdete Objekte und Sicherheitsmaßnahmen festschrieb. Reichsrecht und Reichsgesetz- gebung bilden damit ein Element von Sicherheitsdiskursen wie von Sicherheitspolitik und konnten Normgebung und Praxis von Reichsin- stitutionen (Reichskreise und Reichsgerichte) und Reichsständen wie die allgemeinen Sicherheitserwartungen beeinflussen. Der frühneu- zeitliche Sicherheitsbegriff umfasste damit auch die konkrete Praxis von Institutionen und Akteuren, die Sicherheitsbedrohungen bearbei- teten und Sicherheit gewährleisten oder herstellen wollten. Spezifi- sche exekutive Sicherheitsorgane – wie vor allem moderne Polizeien – entstanden allerdings erst im 18. Jahrhundert. Im Reich insgesamt waren und blieben vor allem die Reichskreise und die Reichsgerichte für die öffentliche Sicherheit zuständig, wobei dem Reichskammer- gericht durch spezifische Zuständigkeiten, Verfahren (Landfriedens- bruch) und Sanktionen (Reichsacht) eine wichtige Funktion für die justizielle Sicherheitsproduktion und den Schutz der Reichsverfassung zukam, die im Folgenden exemplarisch beleuchtet werden soll.4 Im Reichsrecht wurde „Sicherheit“ erstmals ausdrücklich im Reichs- abschied von 1495 genannt, der auch das Reichskammergericht eta- blierte: Der Landfriede verfügte, dass Täter und Friedbrecher nicht beherbergt und ihnen keine „Trostung, Sicherhait, Freiheit oder Glait“ gewährt werden dürfe.5 Dagegen sollte laut Reichskammergerichts- ordnung allen „geschworn Botten, auch die Notarien, so Execucion 6 thun“ „Glait, Sicherheit und Schirm“ im ganzen Reich gewährt wer- den.6 1495 ging es zwar noch um Sicherheit im Sinne von Schutz und Geleit, der Reichsabschied von 1551 brachte dann aber Reichsgericht, Landfrieden und „öffentliche“ Sicherheit unter der Überschrift „so viel das Cammergericht berührt“ in einen engeren Zusammenhang. Durch die enthaltenen Beschlüsse zur Kammergerichtsordnung und zum Landfrieden will der Reichsabschied „Frieden, Ruhe und Sicher- heit im Reich pflanzen und erhalten“ und gegen „Rebellen und Fried- brecher“ vorgehen, um „Fried und Sicherheit zu handhaben“.7 Auch im Zusammenhang mit „schädlichen“ Aktivitäten der Kriegsleute wer- den gemeiner Friede, Ruhe und Sicherheit als Begründungen genannt und die Erhebung von Reichssteuern mit der Erhaltung von „Fried und Sicherheit“ im Reich begründet.8

Abb. 1: Reichskammergericht und Sicherheit im Reichsabschied von 1551 Petrus Ferrarius, Abschied/ Aller und jeder deß Hochlöblichen Keyser- lichen Cammergerichts zu / Ordinarien und Extraordinarien Vi- sitationen/ seithero die Erste Visitatio/ anno 1531. gehalten worden … am Main 1605, S. 116 7 Der Augsburger Religionsfrieden bzw. Reichsabschied von 1555 verwen- dete schließlich sowohl bezüglich des Landfriedens als auch hinsicht- lich des religiös-konfessionellen Konflikts Sicherheit als Leitbegriff, und zwar über die Paarformel Frieden, Ruhe und Sicherheit hinaus auch als Erhaltung der allgemeinen Sicherheit der Stände und Unter- tanen durch Vollzug, „Execution und Handhabung des Land-Friedens, zu Erhaltung gemeiner Sicherheit und Ruhe“, wofür insbesondere das Reichskammergericht erstinstanzlich zuständig war.9 Entsprechend billigte die Reichspublizistik dem Reichskammergericht eine wichtige Funktion im Hinblick auf die Erhaltung der Sicherheit im Alten Reich zu. So betonte noch Johann Jakob Moser, dass die Reichsgerichte zen- trale Institutionen und Garanten von Ruhe und Sicherheit im Reich seien, die insbesondere durch den Landfrieden und die Vollstreckung der kammergerichtlichen Urteile erhalten würden.10

Abb. 2: Titelblatt und § 84 des Reichsabschieds von 1555 Abschiedt Der Römischen Königlichen Maiestat, und gemeiner Stendt, auff dem Reichstag zu Augspurg, Anno Domini M.D.L.V. auffgericht, Mainz 1555 8 Damit war bereits im 16. Jahrhundert die öffentliche Sicherheit im Reichsrecht als Leitbegriff und Aufgabe der Reichsgerichtsbarkeit eta- bliert. Zwar bildete Sicherheit im 16. Jahrhundert noch eine Unterka- tegorie des Friedens, Landfrieden bzw. öffentlicher Frieden inkludier- te aber bereits die moderne Bedeutung von innerer bzw. öffentlicher Sicherheit. Seit dem 17. Jahrhundert können wir die Differenzierung von Frieden und Sicherheit und die Etablierung von Sicherheit als ei- nem eigenständigen Konzept beobachten. Dem folgten die Unterschei- dung von innerer und äußerer Sicherheit und die Bestimmung von in- nerer Sicherheit als „Landessicherheit“ oder auch „Sicherheitspolicey“ mit einer darauf bezogenen Gefahrenabwehr im 18. Jahrhundert und Landessicherheit ersetzte allmählich den Landfrieden als Leitbegriff.11 Grundsätzlich überschneiden sich beide jedoch bis zum Ende des Al- ten Reiches im Hinblick auf Handlungen und Felder, die als Bedrohung von Sicherheit benannt werden können und die ich als Sicherheitsre- gime konzeptualisiere.12

Abb. 3: Das Reichskammergericht im Sicherheitsregime/Sicherheits- system des Alten Reiches 9 Ich verwende das Modell des Sicherheitsregimes, um den Zusammen- hang von Sicherheit und Reichsjustiz zu beschreiben, da andere Kon- zepte der modernen Sicherheitsforschung auf den modernen Staat und dessen exekutive Sicherheitsorgane (Polizei) abstellen und kaum die Rolle der Justiz thematisieren. Im mehrschichtigen Verfassungssystem des Alten Reiches formierten sich seit dem 16. Jahrhundert auf ein- zelne Sicherheitsfelder bezogene Sicherheitsregime, die sich in spezi- fischen reichsrechtlichen Normen, Institutionen und Verfahrenswei- sen manifestierten und ein „kollektives Sicherheitssystem“ bildeten.13 Identifizieren lassen sich die folgenden, sich teilweise überschneiden- den Sicherheitsregime, in denen das Reichskammergericht mit ande- ren Reichsinstitutionen für charakteristische Bedrohungen von öffent- licher Sicherheit teils erstinstanzlich zuständig war:14

1) Das Sicherheitsregime/Sicherheitsfeld Landfrieden umfasste Ge- walttaten, Fehde, und Landfriedensbruch durch Adlige oder Militär/ Söldner (Gartknechte) sowie im öffentlichen Raum auch durch „land- schädliche Leute“, „Mordbrenner“, „Diebs- und Räuberbanden“ verüb- te Gewaltverbrechen wie Landzwang, Brandstiftung, Raub und Mord.15

2) Mit dem Landfrieden verknüpft waren religiös-konfessionell moti- vierte Gewalt bzw. Religionskonflikte und als Sekten kriminalisierte abweichende religiöse Gruppen, die ebenfalls als Bedrohung der öf- fentlichen/inneren Sicherheit konzeptualisiert wurden, weil sie Em- pörung und Aufruhr verursachen würden.16 3) Aufruhr, Empörung, Revolten oder seditio bildeten zentrale Tatbe- stände politisch-sozial motivierter kollektiver Gewalt von Untertanen gegen die Obrigkeit und ihre Amtsträger, die ebenfalls mit dem Land- frieden verknüpft waren und das Sicherheitsregime bzw. Sicherheits- feld politische Gewalt/Kriminalität formten.17 Inhaltlich miteinander verbunden sind diese Sicherheitsregime und Bedrohungsszenarien durch spezifische Akteure, Bedrohungsformen und bedrohte Räume/Objekte: – Gruppen und Kollektive, darunter Adel und Bewaffnete (Söldner), landschädliche Leute, Banden, Sekten, Rebellen und Verschwörungen; – kollektive Gewalt, meist als öffentliche Begehung und mit einer po- tentiell grenzübergreifenden Dimension, wobei Gewalttaten Einzelner oft einer Gruppe zugerechnet wurden; – gefährdet war die Sicherheit von bzw. bedroht waren das Land, die 10

Obrigkeit und die Untertanen, die religiöse oder politische Ordnung sowie öffentliche Räume und Einrichtungen (wie z.B. Landstraßen). Ein zentrales verbindendes Moment bildete folglich der öffentliche und politische Charakter einer ubiquitären Gefährdung von öffentli- chen Räumen oder Akteuren durch kollektive, politisch/religiös moti- vierte Gewalt.18 Diese Sicherheitsgefährdungen bzw. die entsprechen- den Tatbestände und Verbrechen finden sich auch in der Judikatur des Reichskammergerichts bzw. der Datenbank zur „Erfassung und inhalt- lichen Erschließung der Prozessakten des Reichskammergerichts“.19

Tabelle 1: Mit öffentlicher Sicherheit verknüpfte Verfahrensgegenstän- de des Reichskammergerichts

Verfahrensgegenstand 38.833 Verfahren Kriminalität 6.908 = 17,8 % Landfriedensschutz 2.922 = 7,5 % Davon Landfriedensbruch 1.795 = 4,6 % Gewalttaten: Überfall (789), Plünderung (70), 1.578 = 4,1 % Brandstiftung (36), Bedrohung/Nötigung (288), Geleitsbruch (62), Diebstahl (214), Raub (119) Aufruhr/Rebellion 118 = 0,3 % Religionsangelegenheiten/Reformation 172 (93 Policey) = 0,45 %

Zwar hat die Forschung zu den Reichsgerichten in den letzten 30 Jah- ren einen enormen Aufschwung genommen, das Thema Sicherheit ist jedoch noch wenig erforscht. Vorliegen haben wir neuere Arbeiten von Tobias Branz zum Verhältnis von Religionsfriedens- und Landfriedens- bruchtatbeständen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sowie von Filippo Ranieri und Anette Baumann zur quantitativen Analyse der Streitgegenstände „Landfriedensbruch“ und „Kriminalität“.20 Weitere Fallstudien zur Reichsacht21, zum Reichsfiskal22, verschiedenen Auf- ständen und religiös-konfessionellen Konflikten23 behandeln einzelne Fälle oder stellen nur punktuell den Zusammenhang zwischen Reichs- gerichten bzw. Reichskammergericht und öffentlicher Sicherheit her. Im Folgenden kann ich die Funktion des Reichskammergerichts für die drei genannten Sicherheitsregime bzw. Sicherheitsfelder daher 11 nur im Überblick beleuchten und exemplarisch einige Fälle heran- ziehen. Ausgewertet wurden hierfür die Datenbank zur „Erfassung und inhaltlichen Erschließung der Prozessakten des Reichskammerge- richts“ (1495–1806) mit nahezu 40.000 Prozessen, die Repertorien der Reichskammergerichtsakten von München und Stuttgart und ältere Fallsammlungen.24

Landfriedensbruch und Gewalttaten Die Zuständigkeit des Reichskammergerichts für den Landfrieden war der zentrale Sicherheitsbereich, um den sich mit dem Fehdeverbot des Ewigen Landfriedens und den Reichstagsbeschlüssen seit 1495 ein Sicherheitsregime ausformte, das sich normativ in den Landfrieden (1495, 1521, 1548), der Handhabung Friedens und Rechtens von 1495, der Reichsexekutionsordnung (1522, 1555, 1673) der Reichskammer- gerichtsordnung (1495, 1555, 1654) und einzelnen Reichsabschieden (1498, 1500, 1512, 1526, 1529, 1530, 1532, 1555, 1557, 1559, 1566, 1570, 1594, 1673) niederschlug.25 Wesentliche Tatbestände des Landfriedens- bruchs waren Fehde, Bekriegen, Raub, Überziehen/Überfall, Belagern, Brandstiftung, Bedrohung sowie Beihilfe hierzu, die durch Begehungs- formen (Waffengewalt), Tätergruppen und Zielobjekte – öffentlich- obrigkeitliche Orte wie Schlösser, Städte und Märkte – auf öffentliche Sicherheit bezogen waren.26 Hinzu kamen weitere reichsrechtliche Normen in der peinlichen Halsgerichtsordnung von 1532 (Carolina) und den Reichspoliceyord- nungen, welche die Sicherheitsbedrohungen ausweiteten. Im Kontext von Frieden wurde Sicherheit allmählich mit Bedrohungsszenarien wie kollektiver, teils militärischer und/oder „politischer“ Gewalt und konfessionell/religiös abweichenden Gruppen verbunden. Die Caroli- na kriminalisierte in den Artikeln 125–129 Mordbrenner, Raub/Räu- ber, Aufruhr, Austreten, Fehde und Landzwang und stellte herrenlose Söldner als „Räuber“ unter Generalverdacht. Den Landfriedensbruch dehnte sie auf gewaltsame Widersetzlichkeit gegen die Obrigkeit – Austreten, Empörung und Aufruhr – aus.27 Auch der Reichsabschied von 1548 benannte als Gegenstand des verbesserten Landfriedens (§§ 1–16) die „Sicherheit auf den Straßen“, die durch umherziehende Friedensbrecher gefährdet würde. Die ebenfalls im Abschied von 1548 enthaltene Reichspoliceyordnung kriminalisierte das Umherziehen, Rottieren und „Garten“ herrenloser Kriegsknechte und gewaltsame Übergriffe gegen die Bevölkerung sowie die sogenannten „Zigeuner“ 12 als „erfahrer, usspeher und verkuntschafter der cristen lande“, die für vogelfrei erklärt und ausgewiesen werden sollten. Der Reichsabschied von 1555 (§ 13) weitete den Landfrieden schließlich explizit auf Reli- gionskonflikte bzw. „Religionsfriedenstatbestände“ aus.28

Abb. 4: Der Landfrieden von 1548, Titelkupfer Römisch kayserlicher Majestät und deß Heyl. R. Reychs Landtfriden, auff dem Reychstag zu Augspurg declarirt a. 1548, Mainz 1549 13 Die Reichsgesetzgebung erweiterte folglich das Sicherheitsregime Landfrieden räumlich (Landstraßen), sozial (mobile soziale Randgrup- pen) und politisch. Damit wurden über die Bekämpfung der gewalt- tätigen Selbsthilfe des Adels (Fehde) hinaus gewaltsame Religionskon- flikte, kollektive Gewalthandlungen der Untertanen, Taten herrenloser Söldner und Raub/Diebstahl durch „landschädliche“ umherziehende Leute oder Banden als weitere Sicherheitsbedrohungen normiert, die über die Wahrung des Landfriedens ebenfalls dem Reichskammerge- richt zugeordnet waren bzw. werden konnten.29 Zudem hatte der Kai- ser das Gericht bereits 1534 ausdrücklich mit der Sicherheitswahrung bei Aufruhr und Revolten beauftragt.30 Das Reichskammergericht konnte bezüglich der unterschiedlichen Sicherheitsbedrohungen zwar keine genuine Kriminalgerichtsbarkeit ausüben, aber über seine Zuständigkeit für den Landfrieden zahlrei- che Verfahren durchführen, und zwar nicht nur auf Klage von Betrof- fenen, sondern auch auf Antrag des Reichsfiskals oder ex officio in eigener Initiative.31 Damit war eine wesentliche Voraussetzung dafür gegeben, dass das Reichskammergericht bei entsprechenden Sicher- heitsbedrohungen auch unmittelbar tätig werden konnte, die in dieser Hinsicht dem sich allmählich durchsetzenden inquisitorischen Straf- verfahren entsprach.32 Dies war eine wesentlich Bedingung für die Si- cherheitsfunktion des Kammergerichts: Die Erhaltung von Sicherheit musste nicht erst auf die Klage eines Beschädigten oder Gefährdeten warten, sondern war eine öffentliche Aufgabe der Reichsgerichtsbar- keit in Interaktion mit anderen Akteuren des Sicherheitsregimes. Ne- ben der Publikation der Mandate musste das Reichskammergericht die Reichskreise, den Kaiser oder Reichsstände mit der Vollstreckung von Urteilen und Sanktionen (Reichsacht oder Geldstrafen) beauftragen, was auch Schwierigkeiten bereiten konnte.33 Insgesamt ist die Tätigkeit des Reichskammergerichts im Bereich des Sicherheitsfeldes Landfrieden beachtlich: Tobias Branz hat für 7.900 Verfahren zwischen 1495 und 1555 871 Fälle von Landfriedensbruch festgestellt, also rund 11 %. In diesen spielte die Fehde zwar eine gro- ße, aber letztlich abnehmende Rolle; der Anteil der Verfahren sank von 1495–1520 25,7 % auf 2,8 % in den Jahren 1548–1555. Die anderen Fälle betrafen Raub, Überfall/Einfall, Gefangennahme, Brandstiftung, Sachbeschädigung, Tötungsdelikte, Nötigung, Misshandlung und an- dere unterschiedliche öffentliche Gewalthandlungen bzw. Sicherheits- gefährdungen. Deren Anteil stieg bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, so insbesondere Überfall/Einfall (58,8 %) Sachbeschädigung (13,1 %) 14 und Misshandlung (12 %).34 Die Forschung hat zwar bestätigt, dass die Friedbruchfälle vor dem Reichskammergericht über 5 % ausmach- ten, aber gefolgert, dass es „fast ausschließlich um Fehdehandlungen ging“.35 Letzteres erscheint aber fraglich bzw. ist eine zu starke Verall- gemeinerung der Ausweitung der die öffentliche Sicherheit bedrohen- den unterschiedlichen Gewalthandlungen.

Abb. 5: Achterklärung des Reichskammergerichts gegen Albrecht Alkibiades Der Röm. Kais. Maiestat Declaration auff hievor wider Marggrafen Alb- rechten von Brandenburg den Jüngern am Kais. Cammergericht ergang- ner Achterclerung ... im 1554 Jar außgangen, Nürnberg 1554 15 Die Sichtweise, dass die Fehde bei den Landfriedensbruchfällen im 16. Jahrhundert dominierte, mag auch durch prominente Einzelbei- spiele gefördert worden sein. Dazu zählen insbesondere die Verfahren gegen Franz von Sickingen und Markgraf Albrecht Alcibiades (Mark- grafenkrieg 1552–1555).36 Allerdings finden sich auch hier bereits Be- gründungen, die auf den breiteren Kontext der Sicherheit verweisen: Gegen Markgraf Albrecht erließ das Gericht 1553/54 die Reichsacht, die der Kaiser exekutierte, und begründete dies in der Deklaration von 1554 damit, dass dieser den gemeinen Friede im Reich und „alle gutte Pollicey und Ordnung“ gänzlich umgestoßen, aufgehoben und zerstört habe – modern gesprochen: die innere Sicherheit gefährdet habe.37 Zwar hat das Reichskammergericht in vielen Einzelfällen die „muthwil- lige“ „offene Fehde“ durchaus als Begründung angeführt, aber auch auf weitere Sicherheitsgefährdungen bzw. Tatbestände verwiesen. To- bias Branz hat festgestellt, dass in den Landfriedensbruchverfahren oft Straßen die Tatorte waren und es auch um den Schutz von Straßen und Reisenden ging. In einem Fall von 1562 verhängte das Gericht die Reichsacht, weil der Landfriedensbrecher mit gewehrter Hand und ei- nem versammelten Haufen mit „Morden, Rauben, Brennen, Händt und Füß abhauen in ein Dorf eingefallen“ sei, die „armen Leuth geplün- dert“ und zwei erschossen habe.38 Übergriffe auf arme Leute, Bauern und Dörfer und auch Gewalttaten auf der offenen kaiserlichen Land- straße werden in den Entscheidungen zu Landfriedensbruch ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zunehmend angeführt. So klagte 1562/63 Graf Georg zu Castell gegen Heinrich von Fronhofen zu Bi- bergau, der in einem Konflikt um Herrschaftsrechte 1561 mit dreißig Bewaffneten das Dorf Gerbrunn überfallen, mehrere Untertanen ver- letzt, einige gefangen und eine schwangere Frau misshandelt habe. Das Reichskammergericht erließ ein Mandat und eine kaiserliche Kommission führte vor Ort ein Verfahren durch.39

Zweifellos bildete die gewaltsame Selbsthilfe insbesondere des niede- ren Adels im 16. Jahrhundert eine wesentliche Gefährdung der öffent- lichen Sicherheit, die das Reichskammergericht als Landfriedensbruch bearbeitete. Insofern kann der Rückgang von Landfriedensbruchver- fahren um 1600 als die allmähliche erfolgreiche Versicherheitlichung der Fehde gedeutet werden, die auch dadurch bedingt ist, dass sich der Adel stärker der Reichsgerichte bediente, um Konflikte zu regulieren.40 Die vom Adel ausgehende Gefährdung beinhaltete allerdings sehr un- terschiedliche sicherheitsgefährdende Gewalttatbestände wie Plünde- 16 17

Abb. 6: Verfahren des Reichskammergerichts und Reichsacht in einem Fall von Landfriedensbruch 1562 Raphael Seiler/Christian Barth, Urtheil Und Beschaydt am Hochlöbli- chen Kayserlichen Cammergericht [...] vom Jahr 1562. biß auff das Jahr 1573. inclusive, ergangen, Speyer 1604/05, Tl. IV, S. 12 18 rung, Überfälle, Raub oder den Kampf um Herrschaftsrechte. Diese Formen der Gewalt bedrohten auch die Bevölkerung und das Land und entfalteten teils grenzübergreifende Wirkungen. Bei der Fehdebe- kämpfung durch das ging es folglich nicht nur um die Eindämmung der adligen Selbsthilfe, sondern auch und zunehmend um die allgemeine Landessicherheit. In seiner umfangreichen Judikatur entwickelte das Reichskammerge- richt den Landfriedensbruch weiter und erweiterte den Anwendungs- bereich, wie das Protokollbuch von Mathias Alber, der Traktat De pace publica von Andreas Gail (1586) oder die Urteilssammlung von Seiler/

Abb. 7: Titelkupfer und Porträt Andreas Gail Andreas von Gail, Practicarum Observationum, Tam Ad Processum Iu- diciarium, Praesertim Imperialis Camerae, Quam Causarum Decisiones Pertinentium Libri Duo. De Pace publica & Proscriptis, siue Bannitis Imperij … Köln 1586 19 Barth zeigen.41 Dies betraf gewaltsamen Diebstahl, Raub, Gefangen- nahme, Pfändungen, verschiedene Formen der Geleitsverletzung oder auch die Androhung von Gewalthandlungen, die nicht mehr unter Fehde (Fehdebriefe) fielen, sowie die Ausweitung der Sanktionsmög- lichkeiten über die Reichsacht hinaus. Als wesentliche Merkmale, die solche Kriminaltatbestände zu Landfriedensbruch machten, wurden diskutiert: extensive Gewalttätigkeit, Waffengewalt (vis armata) und die Gruppenstärke (10–15 Täter), der Vorsatz (dolus malus) und die vis publica, die öffentliche Gewalt. Letztere konnte die Täter (Adlige, Amtsträger) aber auch die Zielobjekte – Herrschafts- und Amtsträger, öffentliche Räume oder Infrastruktur – meinen.42 Das Reichskammer- gericht und die begleitenden juristischen Diskurse entwickelten den Landfriedensbruch folglich auf der normativen Ebene zu einem „Si- cherheitstatbestand“ weiter, der eine weitgehende Zuständigkeit des Gerichts begründen konnte und dessen präventive wie auch repressive Möglichkeiten ausweitete, z.B. durch den vorbeugenden Erlass von Pa- ritionsmandaten, die Sanktionen androhten. 43

Dies wurde von einer weiteren Verrechtlichung durch die Reichsge- setzgebung begleitet: Der Reichsabschied von 1594 stellte die Bewer- tung der kollektiven Gewalt in das Ermessen des Kammergerichts, das dann auch Fälle von Landfriedensbruch mit einer eher geringen Anzahl von Tätern verhandeln konnte.44 Die Reichsexekutionsordnung von 1673, Ergebnis der Reichstagsberatungen des „Puncti Securitas Publicae“, erweiterte den Landfriedensbruch auf die Sicherheit der Straßen, Straßenraub, Räuber, Landzwang (Gewaltverbrechen Banden) und herrenloses „Gesindel“. Neben den Reichskreisen konnte auch das Reichskammergericht auf Klage, Antrag des Reichsfiskal oder ex of- ficio Verfahren einleiten und die Reichsacht verhängen.45 Zwar wur- de die Reichsexekutionsordnung vom Kaiser nicht ratifiziert, aber sie verfestigte im Reichsrecht den Sicherheitsbegriff mit Bezug auf den Landfriedensbruch und die Reichsgerichte und sie gewann in der poli- tischen und rechtlichen Praxis langfristig an Bedeutung.

Der Landfriedensbruch behielt daher auch im 17. und 18. Jahrhundert noch einen Anteil von rund 30 % an dem Tätigkeitsfeld „Kriminali- tät“ des Reichskammergerichts, das freilich insgesamt abnahm, wie Anette Baumann gezeigt hat.46 Auch die Repertorien von München und 20

Abb. 8: Kollage der Reichsexekutionsordnung von 1673 mit der Aus- dehnung des Landfriedensbruchs und der Zuständigkeit des Reichs- kammergerichts Reichs-Gutachten/ Uber die, aus Veranlassung des Puncti Securitatis pu- blicae, in: Johann Joseph Pachner von Eggenstorff, Vollständige Samm- lung aller von Anfang des noch fürwährenden Teutschen Reichs-Tags de Anno 1663 biß anhero abgefassten Reichs-Schlüsse [...], 1740, Tl. I, S. 634–670

Stuttgart enthalten zahlreiche Fälle (rund 300) zu Gewalttaten wie Raub/Diebstahl im öffentlichen Raum.47 So finden wir 1774 eine wei- tere Klage des Grafen zu Castell gegen Amtsträger des Bischofs von Bamberg, die mit 30–40 bewaffneten Bauern jagende Amtsträger und Untertanen des Grafen überfallen hatten, weil diese angeblich gewil- dert hätten. Im Verfahren kamen weitere Gewalttaten zur Sprache, wie die Beraubung eines Postwagens (1770) und Körperverletzung mit 21 Todesfolge (1771). In dem Mandatsprozess erließ das Reichskammer- gericht 1774 ein Paritorialurteil bzw. Paritionsmandat auf Einstellung der Gewalttätigkeiten und Gehorsam oder andernfalls Vollzug der an- gedrohten Strafen. Weiterhin fallen insbesondere Klagen von Juden auf, die auf Landstraßen überfallen und ausgeplündert worden waren oder denen trotz Zahlung entsprechender Abgaben kein Geleitsschutz gewährt worden war.48 Die meisten Fälle zu Gewalttaten betreffen allerdings Konflikte um Herrschaftsrechte und das Vorgehen im Rahmen von obrigkeitlichen Sicherheitsmaßnahmen und damit Streitigkeiten um die Kriminalge- richtsbarkeit, um Sicherheitsdienste von Untertanen, Nacheile und Festnahme und dabei vorgenommene Grenzverletzung oder das Ge- leitswesen. Ein gutes Beispiel ist die Klage des Samuel Friedrich von Gültlingen gegen die Ritterschaft Schwaben: 1773 hatten Husaren, Musketiere und ein Aufgebot von Bauern dessen Rittersitz überfallen, mehrere Untertanen verletzt und drei getötet, das Haus geplündert und den Kläger sowie einige Amtsträger misshandelt und verhaftet. Die Ritterschaft rechtfertigte das Vorgehen als Maßnahme zur Auf- rechterhaltung der durch den Kläger gestörten öffentlichen Ruhe und zur Verhütung einer Rebellion und damit als Sicherheitsmaßnahme. Das Verfahren endete mit Schmerzensgeld- und Schadenersatzzahlun- gen.49 Nach den von Matthias Weber ermittelten (nicht vollständigen) Fall- zahlen hat das Reichskammergericht zwischen 1495 und 1709 in 64 Landfriedensbruch-Verfahren eine Reichsacht gegen 190 Personen verhängt (ohne die Städte); insgesamt hat es 229 Achterklärungen er- lassen; Kaiser und Reichshofrat dagegen nur 32.50 Seit 1698 griff das Reichskammergericht nicht mehr zur Reichsacht als Strafe bei Land- friedensbruch, drohte aber in Einzelfällen schwere Strafen an. In den rund 3.000 sonstigen Verfahren, die den Landfriedensschutz betrafen, bediente sich das Reichskammergericht anderer Mittel um Sicherheit zu erhalten und Landfriedensbruch oder Gewalttaten zu sanktionieren. Da es keine peinlichen Leib- und Lebensstrafen ver- hängen durfte,51 beschränkte es sich meist auf Geldstrafen. Oft ergin- gen Mandate, in denen Strafen und Exekutionen angedroht, darauf aber bei „Parition“, also Befolgung und Einstellung der Gewalttätig- keit, verzichtet wurde. Auch bei Exekutionen durch Kaiser, Reichskrei- se oder Reichsstände waren eine Vermittlung und schiedlich-friedliche Konfliktregulierung möglich. Insgesamt setzte das Gericht folglich we- niger auf Sicherheit durch harte, repressive Strafen als vielmehr auf 22 eine flexible rechtliche Konfliktregulierung, die einen zugrunde lie- genden Konflikt oder weitere sicherheitsbedrohende Gewalt eindäm- men oder verhindern sollte.52 Allerdings darf man nicht übersehen, dass sich das Sicherheitsregime hin zur Bekämpfung von Diebs- und Räuberbanden im Rahmen der Landessicherheit wandelte und die exekutive Sicherheitsproduktion durch Sicherheitsorgane und Maßnahmen der Reichskreise sowie der territorialstaatlichen Sicherheitspolicey ab dem 17. Jahrhundert stark zunahm. Letztere etablierte moderne exekutive Polizeiorgane und be- diente sich der territorialen Strafjustiz gegen Räuber- und Diebsban- den bzw. öffentliche kollektive Gewaltkriminalität.53 Gerade diesbe- züglich war aber die Zuständigkeit des Reichskammergerichts bereits Ende des 16. Jahrhunderts begrenzt worden, um es zu entlasten. Der Reichsabschied von 1594 hatte verfügt, dass Gewaltverbrechen „auf freyer Landstrassen“ oder dergleichen Misshandlungen von der unmit- telbaren Obrigkeit des betreffenden Orts zu strafen seien.54 Letztlich veränderte sich daher langfristig die Rolle des Reichskam- mergerichts im Sicherheitsregime: Es regulierte primär Konflikte zwi- schen den Institutionen/Akteuren, die Sicherheit produzieren sollten, und betroffenen „Gefährdern“. Diese Form der justiziellen Kontrol- le und Regulierung innerhalb des Sicherheitsregimes „Landfrieden“ sollte allerdings in ihrer Bedeutung für die Gewährleistung und Her- stellung von Sicherheit und die Vermittlung eines Sicherheitsgefühls nicht unterschätzt werden.

1. Gewaltsame Religionskonflikte und Sekten Wie ausgeführt, dehnte das Reichsrecht den Landfrieden auf Religi- onskonflikte und den besonderen Schutz der Religion bzw. der reich- rechtlich anerkannten Konfessionen aus. Der Reichsabschied von 1555 begründete den Zusammenhang von Landfrieden und Religion damit, dass „beederseits Religions-Verwandte so viel mehr in beständigem Frieden und guter Sicherheit gegen und bey einander sitzen und blei- ben mögen“ (§ 20). In dieser Verbindung wurden Religionskonflikte zu einem Bereich der öffentlichen Sicherheit und eine Zuständigkeit des Reichskammergerichts begründet, soweit sich diese als Landfriedens- bruch interpretieren ließen.55 Die Verbindung von Sicherheit, Religion und Landfrieden wurde auch auf religiös abweichende Gruppen – sogenannte „Sekten“ – ausge- dehnt, gegen die ebenfalls mit den Mitteln des Landfriedens und da- mit auch über die Reichsgerichtsbarkeit vorgegangen werden konn- 23 te.56 Das kaiserliche Mandat von 1529 kriminalisierte die Täufer als Friedbrecher, Landläufer und aufrührerische Aufwiegler und drohte Todesstrafen an.57 Die Reichsabschiede des 16. Jahrhunderts etablier- ten eine Sektengesetzgebung, die gegen alle die „öffentliche Sicher- heit“ und die konfessionelle Homogenität gefährdenden religiösen Gruppen angewandt werden konnte. Denn Sekten kamen von außen, wirkten heimlich, verbreiteten subversive Lehren in Versammlungen und durch Druckmedien, verführten die Untertanen, zerstörten christ- liche Einigkeit, stifteten Empörung und Aufruhr gegen die Obrigkeit und bedrohten damit die innere Ordnung und Sicherheit. Dieses Si- cherheitsnarrativ findet sich in der Sektengesetzgebung des Reiches und zahlreicher Reichsstände und begründete die Kriminalisierung und Verfolgung religiös abweichender Gruppen, wie insbesondere die der sogenannten Täufer.58 Das bekannteste Beispiel ist das Vorgehen gegen die Täufer in Münster, aber katholische Reichsstände gingen auch gegen Lutheraner und Reformierte vor, die meist ausgewiesen wurden. So ließ bekanntlich noch 1731 der Erzbischof von Salzburg Protestanten als „Rebellen“, und „boßhaffte Aufwigler und Zerstörer der innerlichen Landes-Ruhe“ ausweisen.59 Durch die Verbindung von Religionskonflikten und Sekten mit Empörung, Aufruhr und dem Landfrieden wurde eine reichsrechtliche Zuständigkeit des Reichskammergerichts begründet, das damit ein Element des Sicher- heitsregimes „Religionskonflikte und Sekten“ wurde. Die Reichskammer- gerichtsordnung von 1555 schrieb dies ausdrücklich fest: Täufer durften im Reich nicht geduldet, sondern mussten den Reichsgesetzen gemäß ver- folgt werden und wer „diese Ordnung und Satzung wissentlich ubertretten und nicht halten würde, gegen demselben soll und mag an dem keyserli- chen cammergericht auf die acht gehandelt und volnfaren werden“.60 In der Judikatur des Gerichts finden sich zahlreiche „Religionsfriedenstat- bestände“ sowie auch die Sektenthematik. Für erstere haben Ruthmann und Branz bis 1648 reichende Untersuchungen vorgelegt und belegt, dass sich das Reichskammergericht in zahlreichen „Religionsprozessen“ mit gewaltsamen Übergriffen/Vorgehen gegen religiöse/kirchliche Einrich- tungen (Klöster), Amtsträger oder auch Gruppen beschäftigte, die letzt- lich auch als Störung der öffentlichen Sicherheit wahrgenommen und als Landfriedensbruch verfolgt wurden.61 Nach Branz weisen 21 % der 82 Religionsprozesse zwischen 1529 und 1547 einen direkten Bezug zum Landfriedensbruch auf, dessen Anteil bis 1555 sogar auf 48 % stieg (al- lerdings vor allem wegen des Schmalkaldischen Konflikts). Kläger waren meist Klöster und Stifte, die sich gegen teils massive Gewalt wehrten.62 24 Für das Reichskammergericht waren die Intensität der Gewalt – kol- lektiv und Anwendung von Waffen – und eine besondere Gefähr- lichkeit der Handlung und damit auch der sicherheitsgefährdende Charakter ein wichtiges Kriterium, die Prozesse zuzulassen bzw. als Landfriedensbruch zu führen. Die diesbezüglichen Mandate weisen einen starken Bezug zum Landfrieden auf und nennen Schutz und Schirm oder wie 1537 Wohlfahrt, Frieden und Einigkeit der deutschen Nation als Begründung für die Androhung einer Reichsacht.63 Es ging dem Gericht folglich nicht nur um den konkreten Schutz z.B. kirch- lichen Eigentums, sondern auch um allgemeine Ziele, die mit der öffentlichen Sicherheit in enger Verbindung stehen. Die „Erhaltung gemeiner Ruhe und Sicherheit“ führt es dann auch explizit in einem Urteil vom 17. Mai 1782 an, das einen gewaltsamen Religionskonflikt in Wertheim betraf.64 Die Sanktionen beschränkten sich allerdings überwiegend auf Geld- strafen und Restitution; kein Verfahren, das nur die Verletzung des Religionsfriedens zum Gegenstand hatte, endete mit einer Achterklä- rung.65 Ziel des Reichskammergerichts war folglich die Befriedung der Parteien bzw. des Konflikts. Sicherheit wollte das Gericht nicht durch Strafe und Gewalt, sondern durch Konfliktschlichtung herstellen und damit auch präventiv weitere religiös motivierte Gewalt verhindern. Aus den Repertorien der Archive in München und Stuttgart lassen sich für die Jahre 1530 bis 1648 17 Verfahren ermitteln, in denen Täufer/ Sekten auftauchen. In einigen Fällen erklärte das Reichskammerge- richt Maßnahmen wie die Besetzung eines Klosters beim Auftreten von Täufern für unrechtmäßig, sprach den Erben ausgewanderter Täufer eine konfiszierte Erbschaft zu (1573–1589) oder erklärte Konfiskati- onen und Entzug der Rechts- und Klagefähigkeit bei einer beglau- bigten Abkehr von Täufertum für unzulässig. Handelte es sich aber um strafrechtliche Maßnahmen gegen erwiesene Täufer, akzeptierte das Reichskammergericht in 13 Fällen die Verfolgung über Territo- rialgrenzen, Ausweisungen und Vermögenskonfiskationen soweit sich diese im Rahmen des Reichsrechts bewegten.66

Bezüglich der Sekten kommt Hoscher 1789 in seiner Darstellung der kammergerichtlichen Grundsätze über die Duldung der Mennoniten zu dem Ergebnis, dass das Reichskammergericht in älteren Zeiten die Reichsgesetze gegen die Täufer angewandt habe und sogar ex officio vorgegangen sei. Allerdings stellt Hoscher für die 2. Hälfte des 18. Jahr- hundert eine veränderte Position fest. Die Mennoniten würden von 25

Abb 9: Duldung von „Sekten“ durch das Reichskammergericht Melchior Hoscher, Sammlung merkwürdiger am Kaiserlichen Reichs- Kammergerichte entschiedener Rechtsfälle mit ausführlicher Erörterung wichtiger Rechtsfragen, Bd. 1, Lemgo 1789

einigen Reichsständen geduldet und aufgrund einiger zweifelhafter Fälle habe die Visitation von 1763 eine stillschweigende Tolerierung durch das Kammergericht verfügt. Für die Mennoniten sei dies damit zu rechtfertigen, dass diese nicht mehr (wie zuvor andere Sekten) als Bedrohung der allgemeinen Sicherheit – „dem Staat schädlichen Auf- ruhr“ – eingestuft werden könnten.67 26 2. Aufruhr und Revolte Sekten wurden als Sicherheitsbedrohung eingestuft, wenn sie mit Auf- ruhr und Revolte in Verbindung gebracht werden konnten, die aus der Sicht der Obrigkeiten im Reich eine Bedrohung der öffentlichen Sicher- heit bildeten. Sie wurden sowohl im Landfrieden und den Reichsexe- kutionsordnungen als auch im Strafrecht und zahlreichen juristischen Schriften behandelt und als politische Verbrechen kriminalisiert.68 Im 16. Jahrhundert formte sich im Rahmen des Landfriedens ein darauf bezogenes Sicherheitsfeld aus, in welches das Reichskammergericht auch über die Exekutionsordnungen und durch direkte kaiserliche Anweisung eingebunden war: Bereits 1534 hatte Karl V. das Gericht in einem Reskript zur Handhabung des Landfriedens bei Aufruhr und Revolten angewiesen, es solle für „gute Warnung und Sicherheit“ sor- gen.69 Zwar ist der quantitative Anteil der kammergerichtlichen Verfahren zu Aufruhr, Aufständen und Revolten relativ gering: Die Datenbank zur „Erfassung und inhaltlichen Erschließung der Prozessakten des Reichskammergerichts“ weist 118 Fälle (= 0,3 %) nach, und Anette Baumann kommt zu einem ähnlich geringen Anteil für das Delikt „Re- bellion“.70 Die Verfahren reichen allerdings von der Mitte des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts – mit dem Schwerpunkt im 17. und 18. Jahrhundert – und umfassen sehr unterschiedliche Manifestatio- nen von Unruhen, Aufständen und Revolten, die teils auch lokal be- grenzt blieben und deren sicherheitsgefährdende Dimension im Hin- blick auf das Reich eher gering ausfiel. Insgesamt kam es im frühneuzeitlichen Reich nur selten zu grenzüber- greifenden, größeren sicherheitsbedrohenden Unruhen und das Vorge- hen gegen lokal begrenzte Aufstände fiel primär in die Kompetenz der betroffenen Reichsstände.71 Nur in Reichsstädten, bei grenzübergrei- fenden Sicherheitsgefährdungen oder falls ein Reichsstand nicht in der Lage war, dagegen vorzugehen, griff das Reich auf der Grundlage der Exekutionsordnungen ein. Dies erfolgte oft in einem mehrstufigen Verfahren, in dem der Kaiser, z.B. mit Kommissionen in Reichsstädten, die Reichskreise und auch die Reichsgerichte tätig wurden; darunter das Reichskammergericht eher selten erstinstanzlich.72 Die qualitative Bedeutung des Reichsgerichts für die justizielle Sicherheitsproduktion bei sozial-politisch motivierten kollektiven Gewalthandlungen sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Zunächst wirkte es präventiv im Sinne der Verrechtlichung von sozialen Konflikten und erzeugte auf diesem Weg Sicherheit.73 Darüber hinaus behielt das Reichskammer- 27

Abb. 10: Aufruhr und Revolte auf dem Titelkupfer des Traktats von Neumair von Ramsla Johann Wilhelm Neumair von Ramsla, Von Auffstand der Untern wider ihre Regenten und Obern sonderbarer Tractat / verfertiget Durch Johann Wilhelm Neumair von Ramsla daselbst Erbgesessen, Jena: Reiffenberger 1633 28 gericht jedoch seine Funktion bei, auf grenzübergreifende sicherheits- bedrohende Aufstände ex officio erstinstanzlich zu reagieren. Dies zeigen die Unruhen, die in der Folge der Französischen Revo- lution in den Jahren 1789 bis 1792 im Reich ausbrachen. Auch wenn diese das Herrschaftssystem nicht grundlegend bedrohten, so waren die Wetzlarer Assessoren dennoch der Auffassung, dass es sich um eine grenzübergreifende Bedrohung der Sicherheit im Reich handle. Das Reichskammergericht reagierte in Zusammenarbeit mit dem Reichs- fiskal ex officio, bewertete die Vorgänge auf der Basis des Reichsrechts (Landfrieden und Reichskammergerichtsordnung) als Landfriedens- bruch, erließ entsprechende Mandate und beauftragte die Reichskrei- se mit der Exekution.74

Abb. 11: Urteil des Reichskammer- gerichts zum Aufruhr in Lüttich vom 23. Juni 1790 29 Das Sicherheitsregime funktionierte folglich auch in der Endphase des Alten Reiches noch immer und kam der Aufgabe nach, die „Si- cherheit der deutschen Staatsverfassung“ zu erhalten, wie es Hoscher formulierte. Die Entscheidungen und Maßnahmen des Reichskammer- gerichts zielten dabei nicht nur auf Exekution und Repression, son- dern es räumte den Aufständischen bei „Parition” den Verzicht auf die angedrohten Strafen und die Rückkehr auf den „Weg Rechtens” ein und ermahnte auch die Obrigkeiten zu einer rechtlich-schiedlichen Konfliktregulierung. Dem Gericht ging es folglich auch diesbezüglich nicht nur um Sicherheit durch Strafe, sondern um Sicherheit durch rechtliche Konfliktregulierung und Rechtssicherheit.75

III. Schluss Fassen wir zusammen: Dem Reichskammergericht kam im Rahmen der geschilderten Sicherheitsregime bzw. Sicherheitsfelder Landfrie- densbruch/Gewalttaten, gewaltsame Religionskonflikte/Sekten und Aufstand/Revolte im Zusammenspiel mit dem Kaiser, dem Fiskal, den Reichskreisen und einzelnen Reichständen eine wichtige, aber auch besondere Rolle im Hinblick auf die Erhaltung und Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit im Reich zu: es sorgte für die justizielle Sicherheitsproduktion. Besonders im 16. Jahrhundert trug es im Sicherheitsregime Land- frieden durch zahlreiche Verfahren bei Landfriedensbruch zur Versi- cherheitlichung von kollektiver öffentlicher Gewalt insbesondere der Herrschafts- und Funktionselite bei. Dies war deshalb wichtig, weil Adel und Militär auch für die exekutive Sicherheitsproduktion zustän- dig waren, aber nicht nur Sicherheit herstellten, sondern gleichzeitig auch die größte Bedrohung der öffentlichen Sicherheit darstellten. Da- mit wurden folglich nicht nur adlige Selbsthilfe und Fehde langfristig eingedämmt, sondern das Reichskammergericht hat zur Zivilisierung und Disziplinierung von Sicherheitsakteuren beigetragen und die betreffenden Sicherheitsregime bzw. die Sicherheitsproduktion ver- rechtlicht.76 Obwohl sich das Sicherheitsregime Landfrieden erheblich wandelte, behielt das Reichsgericht auch nach 1648 jurisdiktionelle Kompetenzen im Hinblick auf öffentliche, sicherheitsbedrohende Ge- walt bei. Allerdings konnte es diese kaum für die erstinstanzliche strafrechtli- che Verfolgung nutzen, weil Bedrohungen wie Diebs- und Räuberban- den oder allgemein Eigentums- und Gewaltkriminalität zunehmend von den Reichskreisen und vor allem den Territorialstaaten bearbeitet 30 wurden, die exekutive wie strafrechtliche Institutionen und Maßnah- men wesentlich weiterentwickelten.77 Dennoch bedeutete dies keine Entsicherheitlichung des Reichskammergerichts, das weiterhin eine gewisse rechtliche Kontrolle der exekutiven Sicherheitsproduktion ausübte. Auch im Hinblick auf Sekten/Täufer wandelte sich die Funktion des Reichskammergerichts, das kaum eine repressive strafrechtliche Ver- folgung durchführte, da die primäre Zuständigkeit hierfür ebenfalls bei den Landesherren lag. Das Gericht unterstützte und akzeptierte aber deren strafrechtliches Vorgehen, soweit dieses der Erhaltung der Sicherheit diente und reichsrechtlich gedeckt war. Wurden strafrecht- liche Maßnahmen damit begründet, dass Sektenangehörige durch „Rebellion“ und „Seditio“ die allgemeine Sicherheit gefährdet hätten, griff das Reichskammergericht nicht ein. Dagegen gewährte es einen begrenzten Rechtsschutz für Täufer, soweit „Sektenzugehörigkeit“ le- diglich als Bedrohungsnarrativ und Rechtfertigung für eine rechtliche Schlechterstellung oder ein Vorgehen gegen einzelne Personen funkti- onalisiert wurde.78 In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts akzep- tierte es schließlich eine begrenzte Tolerierung der Mennoniten durch verschiedene Reichsstände, soweit von solchen Sekten keine Gefähr- dung der öffentlichen Sicherheit mehr ausging. Das Reichsgericht ver- hinderte folglich auch in diesem Sicherheitsregime eine außerrechtli- che „Sicherheitsproduktion“, bestätigte aber ein Vorgehen im Rahmen der politischen Sicherheit. Gerade dadurch mag es auch zur Versicher- heitlichung beigetragen haben. Im Sicherheitsregime Empörung, Aufruhr und Revolte war und blieb das Reichskammergericht ein aktiver Sicherheitsakteur und gewann sogar gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine stärkere Rolle im Hinblick auf die Versicherheitlichung kollektiver politischer Gewalt der Unter- tanen zurück. Um Sicherheit herzustellen oder zu erhalten, nutzte das Gericht ein flexibles Instrumentarium, das neben Strafverfolgung und Strafe – wie insbesondere die Erklärung einer Reichsacht gegen Land- friedensbrecher – weitere Sanktionsmöglichkeiten beinhaltete und auch auf Friedensstiftung, Schlichtung, Abschreckung und präventive Konfliktregulierung zielte.79 Seine Zuständigkeiten für sicherheitsbe- drohende Gewalttaten als auch seine präventiven und sonstigen Reak- tions- und Sanktionsmöglichkeiten hat das Kammergericht seit dem 16. Jahrhundert deutlich ausgeweitet. Dazu gehörten auch der vorbeu- gende Erlass von Mandaten bzw. Paritionsmandaten, die Strafen nur androhten und auf die rechtliche Konfliktregulierung verwiesen. Die 31 abschreckende Drohung mit Kriminalstrafen, Reichsacht und militäri- scher Exekution blieb allerdings eine Option, die z.B. bei den Unruhen nach 1789 oder gegen die sogenannten deutschen Jakobiner eingesetzt wurden. Insgesamt aber produzierte das Reichskammergericht Sicher- heit weniger mittels Repression und Gegengewalt, sondern durch De- eskalation, schiedliche Konfliktregulierung und Prävention. Die Funktion des Reichskammergerichts für die justizielle Sicherheits- produktion kann folglich nicht nur an der „erfolgreichen“ Umsetzung von exekutive Maßnahmen und Strafen gemessen werden. Wesentlich war, dass es innerhalb der betreffenden Sicherheitsregime bzw. des „Sicherheitssystems Altes Reich“ auf der Basis reichsrechtlicher Nor- men agierte und durch seine Tätigkeit für die Sicherheitsproduktion relevantes Recht generierte. Zwar vollzog sich in der Frühen Neuzeit eindeutig eine Verlagerung vom Reichssystem zu territorialstaali- chen Sicherheitsregimen, die moderne exekutive Sicherheitsorgane und Maßnahmen etablierten und sich der Strafjustiz bedienten. Das Reichsgericht behielt jedoch seine Funktion der justiziellen Kontrolle von Sicherheitsakteuren bei und baute sie sogar teilweise aus. Dies kann man auch als Verrechtlichung und Versicherheitlichung von Si- cherheitsakteuren und Sicherheitsregimen deuten. Das Reichskammergericht zeigt folglich exemplarisch die Bedeutung von Recht und Justiz für die Entwicklung von öffentlicher/innerer Si- cherheit. Die qualitative Bedeutung dieser justiziellen Verrechtlichung von Sicherheit sollte nicht unterschätzt werden. Sie stärkte die Rechts- sicherheit im Hinblick auf zunehmende Sicherheitsbedrohungen und bezüglich der wachsenden exekutiven staatlichen Sicherheitsakteure und sie vermittelte die Bedeutung von Recht für Sicherheit als ein allgemeines diskursiv-kommunikatives Produkt: Recht und Justiz pro- duzieren Sicherheit, weil sie verlässliche, erwartbare, vorhersehba- re Normen und Entscheidungen bereit halten und Sicherheit durch Konfliktbearbeitung und rechtliche Kontrolle von Sicherheitsappara- ten gewährleisten sollen.80 Dazu hat das Reichskammergericht einen wichtigen historischen Beitrag geleistet. 32 Abbildungsverzeichnis Bei den im Beitrag enthaltenen Abbildungen sowie beim Titelbild han- delt es sich ausschließlich um Bildzitate zu wissenschaftlichen Zwe- cken. Bei im Internet verfügbaren, gemeinfreien Abbildungen, deren Urheberrechte erloschen sind, wurden die entsprechenden Biblio- theken und Datenbanken angegeben. Soweit Abbildungen gedruck- ten Werken entnommen sind, wurden die jeweiligen Fundstellen an- gegeben, sind keine angegeben, befinden sich die Abbildungen und Werke, denen sie entnommen wurden, im Besitz der Bibliothek des Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt a. M., oder des Autors.

Abb. 1: Petrus Ferrarius, Abschied/ Aller und jeder deß 6 Hochlöblichen Keyserlichen Cammergerichts zu Speyer/ Ordinarien und Extraordinarien Visitationen/ seithero die Erste Visitatio/ anno 1531. gehalten worden Frankfurt am Main 1605, S. 116 Abb. 2: Abschiedt Der Römischen Königlichen Maiestat, und 7 gemeiner Stendt, auff dem Reichstag zu Augspurg, Anno Domini M.D.L.V. auffgericht, Mainz 1555, Digitalisat HAB Wolfenbüttel, urn:nbn:de:gbv:23-drucke/87-quod-2f-3s1 Abb. 3: Das Reichskammergericht im Sicherheitsregime/ 8 Sicherheitssystem des Alten Reiches Grafik des Verfassers

Abb. 4: Römisch kayserlicher Majestät und deß Heyl. R. Reychs 12 Landtfriden, auff dem Reychstag zu Augspurg declarirt a. 1548, Mainz 1549, Digitalisat Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, urn:nbn:de:gbv:3:1-238225 Abb. 5: Achterklärung des Reichskammergerichts gegen 14 Albrecht Alkibiades: Der Röm. Kais. Maiestat Declaration auff hievor wider Marggrafen Albrechten von Brandenburg den Jüngern am Kais. Cammergericht ergangner Achterclerung ... im 1554 Jar außgangen, [Nürnberg] [1554], Digitalisat BSB München 33 Abb. 6: Raphael Seiler/Christian Barth, Urtheil Und Beschaydt 16/17 am Hochlöblichen Kayserlichen Cammergericht [...] vom Jahr 1562. biß auff das Jahr 1573. inclusive, ergangen, Tl. I-V, Speyer 1604/05, Tl. IV, S. 12, Digitalisat Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen- Anhalt, urn:nbn:de:gbv:3:1-358237 Abb. 7: Andreas von Gail, Practicarum Observationum, Tam Ad 18 Processum Iudiciarium, Praesertim Imperialis Camerae, Quam Causarum Decisiones Pertinentium Libri Duo. De Pace publica & Proscriptis, siue Bannitis Imperij … Köln 1586, Digitalisat Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen- Anhalt, urn:nbn:de:gbv:3:1-473329 Abb. 8: Kollage der Reichsexekutionsordnung von 1673 mit 20 der Ausdehung des Landfriedensbruchs und der Zuständigkeit des RKG Reichs-Gutachten/ Uber die, aus Veranlassung des Puncti Securitatis publicae, in: Johann Joseph Pachner von Eggenstorff, Vollständige Sammlung aller von Anfang des noch fürwährenden Teutschen Reichs-Tags de Anno 1663 biß anhero abgefassten Reichs-Schlüsse [...], Regensburg 1740, Tl. I, S. 634–670 Abb. 9: Melchior Hoscher, Sammlung merkwürdiger am 25 Kaiserlichen Reichs-Kammergerichte entschiedener Rechtsfälle mit ausführlicher Erörterung wichtiger Rechtsfragen, Bd. 1, Lemgo 1789, Digitalisat BSB München Abb. 10: Titelkupfer von: Johann Wilhelm Neumair von Ramsla, 27 Von Auffstand der Untern wider ihre Regenten und Obern sonderbarer Tractat / verfertiget Durch Johann Wilhelm Neumair von Ramsla daselbst Erbgesessen, Jena: Reiffenberger 1633, Digitalisat Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, http://diglib.hab.de/drucke/37-1-pol-1s/start.htm

Abb. 11: Urteil des Reichskammergerichts zum Aufruhr in 28 Lüttich vom 23. Juni 1790, Digitalisat BSB München 34 Anmerkungen

(Endnotes) 1. Allgemein zur Geschichte von Sicherheit in der Frühen Neuzeit: CHRISTOPH KAMPMANN, Sicherheit, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 11, Stuttgart 2010, Sp. 1143–1150; CORNEL ZWIERLEIN, Sicherheitsgeschichte. Ein neues Feld der Geschichtswissenschaften, in: Geschichte und Gesellschaft 38 (2012), S. 365–386; CHRISTOPH KAMPMANN/ULRICH NIGGEMANN (Hgg.), Sicherheit in der Frühen Neuzeit. Norm, Praxis, Repräsentation, Köln u.a. 2013; MAXIMILIAN LANZINNER (Hg.), Sicherheit in der Vormoderne und Gegenwart. Symposium der Nordrhein- Westfälischen Akademie der Wissenschaft und Künste, Paderborn 2013. 2. KARL HÄRTER, Security and “gute Policey” in Early Modern Europe: Concepts, Laws and Instruments, in: CORNEL ZWIERLEIN/RÜDIGER GRAF/MAGNUS RES- SEL (Hgg.), Historical Social Research 35 (2010), Special Issue: The Production of Human Security in Premodern and Contemporary History, S. 41–65; KARL HÄRTER, Sicherheit und gute Policey im frühneuzeitlichen Alten Reich: Kon- zepte, Gesetze und Instrumente, in: BERND DOLLINGER/HENNING SCHMIDT- SEMISCH (Hgg.), Sicherer Alltag? Politiken und Mechanismen der Sicherheits- konstruktion im Alltag, Wiesbaden 2015, S. 29–55. 3. KARL HÄRTER, Sicherheit und Frieden im frühneuzeitlichen Alten Reich: Zur Funktion der Reichsverfassung als Sicherheits- und Friedensordnung 1648–1806, in: Zeitschrift für historische Forschung 30 (2003), S. 413–431. 4. Erste Annäherung und Überblick: SIEGRID WESTPHAL, Reichskammerge- richt, Reichshofrat und Landfrieden als Schutzinstitute der Reichsverfassung in: THOMAS SIMON/JOHANNES KALWODA (Hgg.), Schutz der Verfassung und Höchstgerichtsbarkeit im frühneuzeitlichen Europa. Normen, Institutionen, Höchst- und Verfassungsgerichte Tagung der Vereinigung für Verfassungsge- schichte in Hofgeismar vom 12. bis 14. März 2012, Berlin 2014, S. 13–37. 5. Reichsabschied [künftig: RA] 1495 § 5, in: JOHANN JAKOB SCHMAUSS/HEIN- RICH CHRISTIAN FREIHERR VON SENCKENBERG, Neue und vollständigere Sammlung der Reichs-Abschiede [...], Tl. I–IV, Frankfurt am Main 1747 [künftig: NSRA], hier Tl. II, S. 24–27. 6. RKGO 1495 § 12, NSRA II, S. 8; auch „die Partheyen, ire Anwalt und Geschickten, die am Camergericht […] handeln [sollten] Sicherhait und Glait haben“; ebd. 7. RA 1551 § 14 und § 20, NSRA II, S. 609–632, hier S. 612 f. 8. RA 1551 § 94, NSRA II, S. 624. 9. RA 1555 § 84 („zu Erhaltung gemeiner Sicherheit“), Abschied der Röm[isch] königl[ichen] Majestät und gemeiner Stände auff dem Reichs-Tag zu auffgericht, im Jahr 1555, hier und im Folgenden zitiert nach ARNO BUSCH- MANN (Hg.), Kaiser und Reich. Klassische Texte und Dokumente zur Verfas- sungsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation vom Beginn des 12. Jahrhunderts bis zum Jahre 1806, München 1984, S. 215–283. Vgl. KARL HÄRTER, Religion, Frieden und Sicherheit als Gegenstand guter Ordnung und Policey: Zu den Aus- und Nachwirkungen des Augsburger Religionsfriedens und des Reichsabschieds von 1555 in der reichsständischen Policeygesetzgebung, in: 35 WOLFGANG WÜST/GEORG KREUZER/NICOLA SCHÜMANN (Hgg.), Der Augs- burger Religionsfriede 1555. Ein Epochenereignis und seine regionale Veran- kerung (Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben 98), Augsburg 2005, S. 143–164; sowie allgemein AXEL GOTTHARD, Der Augsburger Religionsfrieden, Münster 2004. 10. JOHANN JACOB MOSER, Abhandlung von den Rechten ihro Kaiserl. Majestät, des Reichs-Convents, derer Reichs-Gerichte, und derer Interessenten selbst, in würcklichen Land-Frieden-Bruchs-Sachen, Tl. 1, Nürnberg und Leipzig 1757; JO- HANN JACOB MOSER, Neues teutsches Staatsrecht, Bd. 6: Von denen Teutschen Reichs-Tags-Geschäfften, Stuttgart 1768, S. 593; das grundlegende Werk hierzu ist: ANDREAS GAIL, De Pace Publica, Et Eius Violatoribus, Atque Proscriptis Sive Bannitis Imperii […], Köln 1586, der allerdings noch den Begriff des öffentlichen Friedens verwendet. 11. HÄRTER, Sicherheit und Frieden (wie Anm. 3); HÄRTER, Sicherheit und gute Policey (wie Anm. 2). 12. Vgl. zum Modell des Sicherheitsregimes: Karl Härter, Security and Cross-border Political Crime: The Formation of Transnational Security Regimes in 18th and 19th Century Europe, in: CORNEL ZWIERLEIN/RÜDIGER GRAF/MAGNUS RES- SEL (Hgg.), Historical Social Research 38 (2013), Special Issue: Security and Con- spiracy in History, 16th to 21st Century, S. 96–106. 13. WESTPHAL, Reichskammergericht, Reichshofrat und Landfrieden (wie Anm. 4), S. 18. 14. Zu Einbettung und Zuständigkeiten des RKGs vgl. JÜRGEN WEITZEL, Die Rolle des Reichskammergerichts bei der Ausformung der Rechtsordnung zur allgemei- nen Friedensordnung, in: INGRID SCHEURMANN (Hg.), Frieden durch Recht. Das Reichskammergericht von 1495 bis 1806, Mainz 1994, S. 40–48; BERND SCHILDT, Die Entwicklung der Zuständigkeit des Reichskammergerichts. Von der Kayserli- chen Cammer-Gerichts-Ordnung anno 1495 zum Concept der Cammer-Gerichts- Ordnung vom Jahr 1613. Erweiterte, ergänzte und veränderte Fassung des Vor- trags vom 6. Oktober 2004 im Stadthaus am Dom zu Wetzlar, Wetzlar 2006. 15. HORST CARL, Landfrieden als Konzept und Realität kollektiver Sicherheit im Heiligen Römischen Reich, in: GISELA NAEGLE (Hg.), Frieden schaffen und sich verteidigen im Spätmittelalter, München 2012, S. 121–138; HORST CARL, Land- frieden, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Bd. III, Berlin 2016, Sp. 483–505; ANDREAS ROTH, Landfriedensbruch, in: ebd., Sp. 505–509; ANDRE- AS ROTH, Landzwang, in: ebd., Sp. 618–619; HORST CARL, Landfriedensbrecher und „Sicherheitskräfte“: Adlige Fehdeführer und Söldner im 16. Jahrhundert, in: KAMPMANN/NIGGEMANN, Sicherheit in der Frühen Neuzeit (wie Anm. 1), S. 273–287. Zum Landfriedensbruch noch immer nützlich: OSCAR FROMMEYER, Die geschichtliche Entwicklung des Verbrechens des Landfriedensbruchs, Müns- ter 1929. 16. TOBIAS BRANZ, Von Religionsfriedenstatbeständen, Landfriedensbruch und Re- formationsprozessen am Reichskammergericht, in: ANJA AMEND-TRAUT/ANET- TE BAUMANN/STEPHAN WENDEHORST/STEFFEN WUNDERLICH (Hgg.), Die höchsten Reichsgerichte als mediales Ereignis (bibliothek altes Reich 11), Mün- chen 2012, S. 151–177; TOBIAS BRANZ, Reformationsprozesse am Reichskam- mergericht. Zum Verhältnis von Religionsfriedens- und Landfriedensbruchtat- 36 beständen und zur Anwendung der Tatbestände in reichskammergerichtlichen Reformationsprozessen, Aachen 2014. Allgemein zu Religionskonflikten und Si- cherheit im Alten Reich: JOHANNES BURKHARDT, Konfessionsbildung als euro- päisches Sicherheitsrisiko und die Lösung nach Art des Reiches, in: KAMPMANN/ NIGGEMANN, Sicherheit in der Frühen Neuzeit (wie Anm. 1), S. 181–190. 17. ANDREAS ROTH, Kollektive Gewalt und Strafrecht. Die Geschichte der Masse- delikte in Deutschland, Berlin 1989, S. 94 ff.; KARL HÄRTER, Das Reichskam- mergericht als „Reichspoliceygericht”, in: FRIEDRICH BATTENBERG/FILIPPO RANIERI (Hgg.), Geschichte der Zentraljustiz in Mitteleuropa. Festschrift für Bernhard Diestelkamp zum 65. Geburtstag, Weimar/Köln/Wien 1994, S. 237–252; KARL HÄRTER, Soziale Unruhen und Revolutionsabwehr: Auswirkungen der Französischen Revolution auf die Rechtsprechung des Reichskammergerichts, in: BERNHARD DIESTELKAMP (Hg.), Das Reichskammergericht am Ende des Alten Reiches und sein Fortwirken im 19. Jahrhundert (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich = künftig: QFHG 41), Köln u.a. 2002, S. 43–104. 18. Vgl. grundsätzlich ROTH, Gewalt und Strafrecht (wie Anm. 17). 19. Datenbank zur „Erfassung und inhaltlichen Erschließung der Prozessakten des Reichskammergerichts“, online: http://www.jura.uni-wuerzburg.de/lehrstueh- le/amend_traut/forschungsprojekt_datenbank_hoechstgerichtsbarkeit/ (zuletzt aufgerufen am 20. März 2017); vgl. hierzu: BERND SCHILDT, Virtuelle Zusam- menführung und inhaltlich-statistische Analyse der überlieferten Reichskam- mergerichtsprozesse, in: RAINER HERING/JÜRGEN SARNOWSKY/CHRISTOPH SCHÄFER/UDO SCHÄFER (Hgg.), Forschung in der digitalen Welt. Sicherung, Er- schließung und Aufbereitung von Wissensbeständen, Hamburg 2006, S. 125–141. 20. BRANZ, Reformationsprozesse am Reichskammergericht (wie Anm. 16); FILIPPO RANIERI, Recht und Gesellschaft im Zeitalter der Rezeption. Eine rechts- und so- zialgeschichtliche Analyse der Tätigkeit des Reichskammergerichts im 16. Jahr- hundert (QFHG 17), Köln/Wien 1985; ANETTE BAUMANN, Die Gesellschaft der frühen Neuzeit im Spiegel der Reichskammergerichtsprozesse. Eine sozialge- schichtliche Untersuchung zum 17. und 18. Jahrhundert (QFHG 36), Köln 2001. 21. MATTHIAS WEBER, Zur Bedeutung der Reichsacht in der Frühen Neuzeit, in: JO- HANNES KUNISCH (Hg.), Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte, Berlin 1997, S. 55–90; CHRISTOPH KAMPMANN, Reichsrebellion und kaiserliche Acht. Politische Strafjustiz im Dreißigjährigen Krieg und das Verfahren gegen Wallenstein 1634, Münster 1992, besonders S. 32–47; CHRISTOPH KAMPMANN, „Der Leib des Römischen Reichs ist der Stände Eigentum und nicht des Kai- sers“. Zur Entstehung der Konkurrenz zwischen Kaiserhof und Reichstag beim Achtverfahren, in: WOLFGANG SELLERT (Hg.), Reichshofrat und Reichskam- mergericht. Ein Konkurrenzverhältnis (QFHG 34), Köln/Weimar/Weimar 1999, S. 169–198; DOROTHEE MUSSGNUG, Acht und Bann im 15. und 16. Jahrhundert, Berlin 2016. 22. BJÖRN ALEXANDER RAUTENBERG, Der Fiskal am Reichskammergericht. Über- blick und exemplarische Untersuchungen vorwiegend zum 16. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2008, S. 51–65. 23. DIETRICH KRATSCH, Justiz – Religion – Politik. Das Reichskammergericht und die Klosterprozesse im ausgehenden sechzehnten Jahrhundert (Jus Ecclesias- 37 ticum 39), Tübingen 1990; BERNHARD RUTHMANN, Die Religionsprozesse am Reichskammergericht (1555–1648). Eine Analyse anhand ausgewählter Prozesse (QFHG 28), Köln 1996. 24. Datenbank (wie Anm. 19) sowie Akten des Reichskammergerichts im Haupt- staatsarchiv Stuttgart, Bd. 1–8, Stuttgart 1993–2008 [künftig: StuRKG]; Bayeri- sches Hauptstaatsarchiv, Reichskammergericht, Bd. 1–19, München 1994–2015 [künftig: BayRKG]; RAPHAEL SEILER/CHRISTIAN BARTH, Urtheil Und Beschaydt am Hochlöblichen Kayserlichen Cammergericht [...] vom Jahr 1562. biß auff das Jahr 1573. inclusive, ergangen, Tl. I–V, Speyer 1604/05; MELCHIOR HOSCHER, Sammlung merkwürdiger am Kaiserlichen Reichs-Kammergerichte entschiede- ner Rechtsfälle mit ausführlicher Erörterung wichtiger Rechtsfragen, Bd. 1–6, Lemgo 1789–1794. 25. Siehe die detaillierten Nachweise unter den Stichworten „Landfrieden“ und „Landfriedensbruch“ in: KARL HÄRTER, Deutsches Reich, in: KARL HÄRTER/ MICHAEL STOLLEIS (Hgg.), Repertorium der Policeyordnungen der Frühen Neu- zeit, Bd. 1: Deutsches Reich und geistliche Kurfürsten (Kurmainz, Kurtrier, Kur- köln), hg. von KARL HÄRTER (Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte 84), Frankfurt am Main 1996, S. 37–106. 26. Vgl. insgesamt zur Ausformung des Landfriedens im Reichsrecht: WESTPHAL, Reichskammergericht, Reichshofrat und Landfrieden (wie Anm. 4), S. 20–30; MATTIAS G. FISCHER, Reichsreform und „Ewiger Landfrieden“ –Über die Ent- wicklung des Fehderechts im 15. Jahrhundert bis zum absoluten Fehdeverbot von 1495, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanisti- sche Abteilung 126 (2009), S. 562–564; ELMAR WADLE, Der Ewige Landfriede von 1495 und das Ende der mittelalterlichen Friedensbewegung, in: CLAUDIA HELM/JOST HAUSMANN (Hgg.), 1495 – Kaiser, Reich, Reformen. Der Reichs- tag zu Worms (Ausstellung des Landeshauptarchivs Koblenz in Verbindung mit der Stadt Worms zum 500jährigen Jubiläum des Wormser Reichstags von 1495), Koblenz 1995, S. 71–80; EBERHARD ISENMANN, Weshalb wurde die Fehde im römisch-deutschen Reich seit 1467 reichsgesetzlich verboten? Der Diskurs über Fehde, Friede und Gewaltmonopol im 15. Jahrhundert, in: JULIA EULENSTEIN/ CHRISTINE REINLE/MICHAEL ROTHMANN (Hgg.), Fehdeführung im spätmit- telalterlichen Reich Zwischen adeliger Handlungslogik und territorialer Ver- dichtung, Affalterbach 2013, S. 335–474; HORST CARL, Der Schwäbische Bund 1488–1534. Landfrieden und Genossenschaft im Übergang vom Spätmittelalter zur Reformation, Leinfelden-Echterdingen 2000. 27. Die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. von 1532 (Carolina), sechste Aufl., hg. von ARTHUR KAUMANN, Stuttgart 1975, S. 84–86; vgl. ROTH, Kollektive Ge- walt und Strafrecht (wie Anm. 17), S. 94 ff. und 130 ff. 28. RA 1548 §§ 1–16, NSRA II, S. 527–550, hier S. 527 (Summarien); Der Römisch- Kayserlichen Majestät Ordnung und Reformation guter Policey, zu Beförderung des gemeinen Nutzens auff dem Reichs-Tag zu Augspurg, Anno Domini 1548. auf- fgericht, Tit. XXVII, NSRA II, S. 587–606, hier S. 602; RA 1555 § 13 (wie Anm. 9). Vgl. BRANZ, Reformationsprozesse am Reichskammergericht (wie Anm. 16), S. 73–118. 29. JAN WILLEM HUNTEBRINKER, „Fromme Knechte“ und „Garteteufel“, Söldner als soziale Gruppe im 16. und 17. Jahrhundert, Konstanz 2010; CARL, Landfrie- 38 densbrecher und „Sicherheitskräfte“ (wie Anm. 15); KARL HÄRTER, Von der Friedenswahrung zur „öffentlichen Sicherheit“: Konzepte und Maßnahmen früh- neuzeitlicher Sicherheitspolicey in rheinländischen Territorien, in: Rheinische Vierteljahresblätter 67 (2003), S. 162–190. 30. Kays. Rescript an das Cammergericht auf Handhabung des Friedens und vor- gehende Unruhen im Reich ein wachsames Aug zu tragen. 3. Martii 1534, in: Geschichte des Kaiserlichen und Reichs-Cammer-Gerichts unter der Glorwür- digsten Regierung Kaisers Carl des Fünften als eine Fortsetzung des Cammer- gerichtlichen Staats-Archivs oder Sammlung von gedruckten und mehrent- heils ungedruckten Actis Publicis […]. Zusammengetragen von einem Mitglied vorgedachten Kaiserlichen Cammer-Gerichts [JOHANN HEINRICH VON HAR- PPRECHT], Tl. 5, Frankfurt am Main 1767, S. 345–346. Vgl. zum Problem des Exekution: ALFRED KOHLER, Die Sicherung des Landfriedens im Reich. Das Ringen um eine Exekutionsordnung des Landfriedens 1554/5, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24 (1971), S. 140–168. 31. Landfrieden 1548, Art. XIII, NSRA II, S. 579. Vgl. RAUTENBERG, Fiskal am Reichs- kammergericht (wie Anm. 22), S. 51–55; WESTPHAL, Reichskammergericht, Reichshofrat und Landfrieden (wie Anm. 4), S. 26–27. 32. Vgl. hierzu allgemein KARL HÄRTER, Strafverfahren im frühneuzeitlichen Ter- ritorialstaat: Inquisition, Entscheidungsfindung, Supplikation, in: ANDREAS BLAUERT/GERD SCHWERHOFF (Hgg.), Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne, Konstanz 2000, S. 459–480. 33. Vgl. zum Problem der Urteilsvollstreckung nur: ANETTE BAUMANN/PETER OESTMANN/STEPHAN WENDEHORST/SIEGRID WESTPHAL (Hgg.), Prozesspra- xis im Alten Reich. Annäherungen – Fallstudien – Statistiken (QFHG 50), Köln 2005; ANJA AMEND–TRAUT, Wie Prozesse enden können – alternative Formen der Beendigung reichskammergerichtlicher Verfahren, in: ALBRECHT CORDES (Hg.), Mit Freundschaft oder mit Recht? Inner- und außergerichtliche Alterna- tiven zur kontroversen Streitentscheidung im 15.–19. Jahrhundert (QFHG 65), Köln/Wien 2015, S. 233–260. 34. BRANZ, Reformationsprozesse am Reichskammergericht (wie Anm. 16), S. 16–53, hier die Zahlen nach den Tabellen I und IV, S. 17 und 22. 35. ROTH, Landfriedensbruch (wie Anm. 15), mit den höchsten Anteilen in den Jah- ren um 1550 und zwischen 1575 bis 1620. 36. Vgl. die zusammenfassende Darstellung von sechs Verfahren bei MUSSGNUG, Acht und Bann (wie Anm. 21), S. 286–301. 37. Der Röm. Kais. Maiestat Declaration auff hievor wider Marggrafen Albrechten von Brandenburg den Jüngern am Kais. Cammergericht ergangner Achterclerung [...] im 1554 Jar außgangen, Nürnberg 1554. Vgl. MUSSGNUG, Acht und Bann (wie Anm. 21), S. 291–297; ANDREEA BADEA, „Es trieb ihn längst zum Krieg in der Unruhe seines Geistes“. Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach und der Fürstenaufstand, in: MARTINA FUCHS/ROBERT REBITSCH (Hgg.), Kaiser und Kurfürst. Aspekte des Fürstenaufstandes 1552, Münster 2010, S. 99–118. 38. SEILER/BARTH, Urtheil Und Beschaydt (wie Anm. 24), Tl. IV, S. 12. 39. BayRKG, Bd. 6, Nr. 1896. 39 40. Vgl. CHRISTIAN WIELAND, Nach der Fehde. Studien zur Interaktion von Adel und Rechtssystem am Beginn der Neuzeit: Bayern 1500 bis 1600, Epfendorf 2014, besonders S. 434–458. 41. STEFFEN WUNDERLICH, Das Protokollbuch von Mathias Alber. Zur Praxis des Reichskammergerichts im frühen 16. Jahrhundert (QFHG 58), Köln/Wien 2011, S. 91–112; GAIL, De Pace Publica; Seiler/Barth, Urtheil Und Beschaydt, (wie Anm. 24). 42. WUNDERLICH, Protokollbuch (wie Anm. 41), S. 91–112 und Reg. 57, 86, 101, 122, 130; vgl. ROTH, Landfriedensbruch (wie Anm. 15); WEBER, Bedeutung der Reichsacht (wie Anm. 21), S. 73–75. 43. WUNDERLICH, Protokollbuch (wie Anm. 41), S. 103–105. 44. RA 1594 § 69, NSRA III, S. 418–451, hier S. 432. 45. Reichs-Gutachten/ Uber die, aus Veranlassung des Puncti Securitatis publicae, nach gegenwärtigem Reichs-Zustands verbessert- und eingerichtete Executions- Ordnung, welche, samt dem ebenfalls in allen dreyen Reichs-Collegiis vergli- chenen Articuls-Brief, Kayserlicher Majestät zu allergnädigster Approbation eingesendet wird., 16.08.1673, enth. Aufsatz „Der [...] verbesserten Executions- Ordnung“ (Beil. A) und Articuls-Brief (Beil. B), in: JOHANN JOSEPH PACHNER VON EGGENSTORFF, Vollständige Sammlung aller von Anfang des noch für- währenden Teutschen Reichs-Tags de Anno 1663 biß anhero abgefassten Reichs- Schlüsse [...], Tl. 1–4. Regensburg 1740, hier Tl. I, S. 634–670; Kayserliches Com- missions-Decret. Resolution auf die Reichs-Gutachten/ die Executions-Ordnung/ Articuls-Brief, und Sumptus Executionis Sententiarum belangend; welche letz- tere beyde allergnädigst approbirt/ über die Executions-Ordnung aber verschie- dene Kayserliche Erinnerungen eröffnet werden, 22.12.1673, in: ebd., S. 686–688 und NSRA IV, S. 94–95. 46. BAUMANN, Gesellschaft der frühen Neuzeit (wie Anm. 20), S. 99–101 und Tabel- le 9: Streitgegenstand „Kriminalität und Unrecht“, S. 176–177. 47. StuRKG 1–8; BayRKG 1–19. 48. BayRKG 6, Nr. 1877. Vgl. zu Geleitsbruch/Landfriedensbruch die Fälle in: BayRKG, Nr. 168, 467, 537, 1194, 1203, 1655, 1656, 1686, 2610, 3274, 3270, 3274, 3278, 3281, 4229, 4472, 5284, 5473. 49. StuRKG 2, Nr. 1476. 50. WEBER, Bedeutung der Reichsacht (wie Anm. 21), S. 75 und 80–81; vgl. auch WESTPHAL, Reichskammergericht, Reichshofrat und Landfrieden (wie Anm. 4), S. 35. 51. Gemäß RKGO 1555, Tl. II, Tit. L § 6, hier benutzt die Edition von ADOLF LAUFS (Hg.), Die Reichskammergerichtsordnung von 1555 (QFHG 3), unter Mitarb. von CHRISTA BELOUSCHEK UND BETTINA DICK, Köln 1976. 52. Diese Auswertung basiert auf StuRKG 1–8; BayRKG 1–19; SEILER/BARTH, Urtheil Und Beschaydt (wie Anm. 24); Hoscher, Sammlung, Bd. 1–6 (wie Anm. 24), und kann daher nur einen oberflächlichen quantitativen Eindruck geben. Vgl. dazu weiterhin BAUMANN, Gesellschaft der frühen Neuzeit (wie Anm. 20), S. 91–101; WUNDERLICH, Protokollbuch (wie Anm. 41), S. 110 f. 40 53. Vgl. GERHARD FRITZ, Eine Rotte von allerhandt rauberischem Gesindt. Öffent- liche Sicherheit in Südwestdeutschland vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum Ende des Alten Reiches, Ostfildern 2004; HÄRTER, Friedenswahrung zur „öffentlichen Sicherheit“ (wie Anm. 29); KARL HÄRTER, Policey und Straf- justiz in Kurmainz. Gesetzgebung, Normdurchsetzung und Sozialkontrolle im frühneuzeitlichen Territorialstaat (Studien zur Europäischen Rechtsgeschich- te 190), Frankfurt am Main 2005, S. 329–416; KARL HÄRTER, Die Reichskreise als transterritoriale Ordnungs- und Rechtsräume: Ordnungsnormen, Sicherheits- politik und Strafverfolgung, in: WOLFGANG WÜST/MICHAEL MÜLLER (Hgg.), Reichskreise und Regionen im frühmodernen Europa – Horizonte und Grenzen im spatial turn. Tagung bei der Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, 3.–5. September 2010 (Mainzer Studien zur Neueren Geschichte 29), Frankfurt am Main u.a. 2011, S. 211–249. 54. RA 1594 § 69, NSRA III, S. 418–451, hier S. 432. 55. RA 1555 § 20; grundsätzlich hierzu BRANZ, Religionsfriedenstatbeständen, Land- friedensbruch und Reformationsprozessen (wie Anm. 16); BRANZ, Reformations- prozesse am Reichskammergericht (wie Anm. 16); CARL, Landfrieden als Kon- zept und Realität (wie Anm. 15), S. 135–138. 56. Vgl. HÄRTER, Religion, Frieden und Sicherheit (wie Anm. 9); ERIC PILTZ/GERD SCHWERHOFF, Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter – Dimensionen ei- nes Forschungsfeldes, in: ERIC PILTZ/GERD SCHWERHOFF (Hgg.), Gottlosigkeit und Eigensinn. Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter, Berlin 2015, S. 11– 50, hier S. 28, 33–34 und 38–39; KARL HÄRTER, Cultural Diversity, Deviance, Public Law and Criminal Justice in the of the German Na- tion, in: THOMAS ERTL/GIJS KRUIJTZER (Hgg.), Law Addressing Diversity. Pre- Modern Europe and India in Comparison (12th to 18th Centuries) [im Druck]. 57. Constitution oder Mandat wider die Widertäuffer, 22.04.1529, NSRA II, S. 302– 306. 58. HORST W. SCHRAEPLER, Die rechtliche Behandlung der Täufer in der deut- schen Schweiz, Südwestdeutschland und Hessen 1525 – 1618, Tübingen 1957; E. WILLIAM MONTER, Heresy Executions in Reformation Europe, 1520–1565, in: OLE GRELL/BOB SCRIBNER (Hgg.), Tolerance and Intolerance in the European Reformation, Cambridge 1996, S. 48–64; PÄIVI RÄISÄNEN, Ketzer im Dorf. Visita- tionsverfahren, Täuferbekämpfung und lokale Handlungsmuster im frühneuzeit- lichen, Konstanz 2011; ASTRID VON SCHLACHTA, Erzählungen von Devianz. Die wiedertauffer zwischen interner Absonderung und äußerer Exklusion, in: PILTZ/ SCHWERHOFF, Gottlosigkeit (wie Anm. 56), S. 311–332. 59. Das Emigrationspatent zitiert nach: GABRIELE EMRICH, Die Emigration der Salzburger Protestanten 1731–1732. Reichsrechtliche und konfessionspolitische Aspekte, Münster 2002, S. 32–33. 60. RKGO 1555 Art. XX § 6, zitiert nach: LAUFS, Reichskammergerichtsordnung (wie Anm. 51), S. 197. 61. RUTHMANN, Religionsprozesse am Reichskammergericht (wie Anm. 23); BRANZ, Reformationsprozesse am Reichskammergericht (wie Anm. 16). 62. BRANZ, Reformationsprozesse am Reichskammergericht (wie Anm. 16), S. 56–57 mit den Tabellen XXV und XXVI. 41 63. Nach BRANZ, Reformationsprozesse am Reichskammergericht (wie Anm. 16), S. 187. 64. Abdruck der bey dem Höchstpreislichen Kaiserlichen Reichs-Cammer-Gericht am 17ten May 1782 in denen Wertheimischen Unruhen publicirten Sentenz, 1782 [S. 2]. 65. BRANZ, Reformationsprozesse am Reichskammergericht (wie Anm. 16), S. 273; vgl. WEBER, Bedeutung der Reichsacht (wie Anm. 21). 66. Die Fälle StuRKG, Nr. 847, 1010, 1013, 1666, 1704, 3099, 3110, 3312, 3654, 4323, 4749, 4770, 5553; BayRKG, Nr. 680, 889, 3698, 3793. 67. HOSCHER, Sammlung, Bd. 1 (wie Anm. 24), S. 129–162, hier S. 135, 139 und 150. 68. Vgl. hierzu allgemein: PETER BLICKLE, The Criminalization of Peasant Resis- tance in the Holy Roman Empire: Toward a History of the Emergence of High Treason in Germany, in: Journal of Modern History 58 (1986), S. 88–97; ANDREAS WÜRGLER, Diffamierung und Kriminalisierung von „Devianz“ in frühneuzeitli- chen Konflikten. Für einen Dialog zwischen Protestforschung und Kriminalitäts- geschichte, in: MARK HÄBERLEIN (Hg.), Devianz, Widerstand und Herrschaft- spraxis in der Vormoderne. Studien zu Konflikten im südwestdeutschen Raum (15.–18. Jahrhundert), Konstanz 1999, S. 317–347; KARL HÄRTER/ANGELA DE BENEDICTIS (Hgg.), unter redaktioneller Mitarbeit von TINA HANNAPPEL und THOMAS WALTER, Revolten und politische Verbrechen zwischen dem 12. und 19. Jahrhundert. Rechtliche Reaktionen und juristisch-politische Diskurse / Re- volts and Political Crime from the 12th to the 19th Century. Legal Responses and Juridical-Political Discourses (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 285), Frankfurt am Main 2013. 69. Wie Anm. 30. 70. Datenbank (wie Anm. 19); BAUMANN, Gesellschaft der frühen Neuzeit (wie Anm. 20), S. 99–101 und Tabelle 9: Streitgegenstand „Kriminalität und Unrecht“, S. 176–177. 71. Vgl. den umfassenden Überblick über die rund 750 städtischen und bäuerlichen Unruhen im frühneuzeitlichen Reich, bei denen es sich ganz überwiegend um räumlich und jurisdiktionell begrenzte Konflikte handelte: PETER BLICKLE, Un- ruhen in der ständischen Gesellschaft 1300 bis 1800, München 2010. 72. Vgl. hierzu die Fallstudien: JULIA MAURER, Der „Lahrer Prozeß“ 1773–1806. Ein Untertanenprozeß vor dem Reichskammergericht (QFHG 30), Köln/Wien 1996; KLAUS RIES, Obrigkeit und Untertanen. Stadt- und Landproteste in Nas- sau-Saarbrücken im Zeitalter des Reformabsolutismus (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 32), Saar- brücken 1997; RITA SAILER, Untertanenprozesse vor dem Reichskammergericht. Rechtsschutz gegen die Obrigkeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (QFHG 33), Köln/Wien 1999. 73. So die zentrale, hier auf Sicherheit erweiterte These zur Verrechtlichungsfunkti- on der Reichsgerichtsbarkeit von: WINFRIED SCHULZE, Bäuerlicher Widerstand und feudale Herrschaft in der frühen Neuzeit, Stuttgart-Bad Cannstadt 1980; WINFRIED SCHULZE, „Geben Aufruhr und Aufstand Anlaß zu neuen heilsamen Gesetzen. Beobachtungen über die Wirkungen bäuerlichen Widerstands in der Frühen Neuzeit”, in: WINFRIED SCHULZE (Hg.), Aufstände, Revolten und Pro- 42 zesse. Beiträge zu bäuerlichen Widerstandsbewegungen im frühneuzeitlichen Europa, Stuttgart 1983, S. 261–285. 74. Das Folgende nach: HÄRTER, Unruhen und Revolutionsabwehr (wie Anm. 17). 75. JOHANN MELCHIOR HOSCHER, Beyträge zur neuesten Geschichte der Empö- rung deutscher Unterthanen wider ihre Landesherrschaft. Aus gerichtlichen Ac- ten, Gießen 1790, Zitat S. 20; so das Ergebnis meiner Studie Härter, Unruhen und Revolutionsabwehr (wie Anm. 17). 76. Vgl. hierzu auch HORST CARL, Einleitung in die Sektion: Sicherheit vor Gewalt – Sicherheit durch Gewalt, in: KAMPMANN/NIGGEMANN, Sicherheit in der Frü- hen Neuzeit (wie Anm. 1), S. 265–272; sowie CARL, Landfriedensbrecher und „Sicherheitskräfte“ (wie Anm. 15). 77. HÄRTER, Reichskreise als transterritoriale Ordnungs- und Rechtsräume (wie Anm. 53). 78. Vgl. hierzu grundsätzlich: JÜRGEN WEITZEL, Das Reichskammergericht und der Schutz von Freiheitsrechten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, in: BERN- HARD DIESTELKAMP (Hg.), Die politische Funktion des Reichskammergerichts (QFHG 24), Köln/Wien 1993, S. 157–180; BERNHARD DIESTELKAMP, Reichskam- mergericht und Rechtsstaatsgedanke. Die Kameraljudikatur gegen die Kabinetts- justiz, in: BERNHARD DIESTELKAMP, Recht und Gericht im Heiligen Römischen Reich, Frankfurt am Main 1999, S. 325–348. 79. So auch die Einschätzung von WESTPHAL, Reichskammergericht, Reichshofrat und Landfrieden (wie Anm. 4), S. 26 f. 80. KARL HÄRTER/SIEGRID WESTPHAL, Rechtssicherheit: Sicherheit durch Recht oder Sicherheit des Rechts?, in: KAMPMANN/NIGGEMANN, Sicherheit in der Frühen Neuzeit (wie Anm. 1), S. 615–621. 43 Schriftenreihe der Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung e.V.:

Heft 1 Bernhard Diestelkamp Das Reichskammergericht im Rechtsleben des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, 1985 (ISBN 3-935279-03-5) Heft 2 Sigrid Jahns Die Assessoren des Reichskammergerichts in Wetzlar, 1986 (ISBN 3-935279-04-3) Heft 3 Volker Press Das Reichskammergericht in der deutschen Geschichte, 1987 (ISBN 3-935279-05-1) Heft 4 Filippo Ranieri Die Arbeit des Reichskammergerichts in Wetzlar. Kontinuität und Diskontinuität im Vergleich zur Speyerer Zeit, 1988 (ISBN 3-0935279-06-X) Heft 5 Roman Herzog Reichskammergericht und Bundesverfassungsgericht, 1988/89 (Vergriffen) (ISBN 3-935279-07-8) (Vergriffen) Heft 6 Winfried Schulze Reichskammergericht und Reichsfinanzverfassung im 16. und 17. Jahrhundert, 1989 (ISBN 3-935279-08-6) Heft 7 Heinz Duchhardt Nicht-Karrieren. Über das Scheitern von Reichskammergerichtskandidaturen und -Präsentationen, 1989 (ISBN 3-935279-09-4) Heft 8 Paul L. Nève Die Lütticher Revolution 1789 vor dem Reichskammergericht, 1990 (ISBN 3-935279-10-8) Heft 9 Georg Schmidt-von Rhein Das Reichskammergericht in Wetzlar, 3. veränd. u. erw. Aufl., 2000 (ISBN 3-935279-28-0) Heft 10 Peter Moraw Rechtspflege und Reichsverfassung im 15. und 16. Jahrhundert, 1990 (ISBN 3-935279-12-4) Heft 11 Karl Otmar Frhr. von Aretin Kaiser Joseph II. und die Reichskammergerichtsvisitation 1767–1776, 1991 (ISBN 3-935279-13-2) (Vergriffen) 44 Heft 12 Hans Werner Hahn Reichskammergericht und Stadtentwicklung: Wetzlar 1689–1806, 1991 (ISBN 3-935279-14-0) Heft 13 Friedrich Battenberg Das Reichskammergericht und die Juden des Heiligen Römischen Reiches. Geistliche Herrschaft und korporative Verfassung der Judenschaft in Fürth im Widerspruch, 1992 (ISBN 3-935279-15-9) Heft 14 Monika Neugebauer-Wölk Reichsjustiz und Aufklärung. Das Reichskammergericht im Netzwerk der Illuminaten, 1993 (ISBN 3-935279-16-7) Heft 15 Hartmut Schmidt Der Rechtspraktikant Goethe, 1993 (ISBN 3-935279-17-5) Heft 16 Ralf-Peter Fuchs Hexerei und Zauberei vor dem Reichskammergericht. Nichtigkeitsbeschwerden und Injurienklagen, 1994 (ISBN 3-935279-18-3) Heft 17 Maximilian Lanzinner Reichsversammlungen und Reichskammergericht 1556–1586, 1995 (ISBN 3-935279-19-1) Heft 18 Jürgen Weitzel Damian Ferdinand Haas (1723–1805) – ein Wetzlarer Prokuratorenleben, 1996 (ISBN 3-935279-20-5) Heft 19 Hartmut Harthausen Geistiges Leben im Umkreis des Reichskammergerichts in Speyer, 1997 (ISBN 3-935279-21-3) Heft 20 Johannes Arndt Der Fall „Meier Cordt contra Graf zur Lippe“. Ein Untertanenprozeß vor den Territorialgerichten, 1997 (ISBN 3-935279-22-1) Heft 21 Irene Jung „Ihrem Herzen und Charakter Ehre machen“. Frauen wenden sich an das Reichskammergericht, 1998 (ISBN 3-935279-23-X) (Vergriffen) Heft 22 Wolfgang Prange Schleswig-Holstein und das Reichskammergericht in dessen ersten fünfzig Jahren, 1999 (ISBN 3-935279-24-8)

Heft 23 Bernhard Ruthmann Krisenjahre am Reichskammergericht 1612–1614, 1999 (ISBN 3-935279-25-6) 45 Heft 24 Josef Leeb Der Magdeburger Sessionsstreit von 1582: Voraussetzungen, Problematik und Konsequenzen für Reichstag und Reichskammergericht, 2000 (ISBN 3-935279-26-4) Heft 25 Raimund J. Weber Reichspolitik und reichsgerichtliche Exekution. Vom Markgrafenkrieg (1552– 1554) bis zum Lütticher Fall (1789/90), 2000 (ISBN 3-935279-27-2) Heft 26 Peter Oestmann Germanisch-deutsche Rechtsaltertümer im Barockzeitalter – eine Fallstudie, 2000 (ISBN 3-935279-29-9) Heft 27 Sönke Lorenz Erich Mauritius († 1691 in Wetzlar) – ein Jurist im Zeitalter der Hexenverfolgung, 2001 (ISBN 3-935279-30-2) Heft 28 Anette Baumann Anwälte am Reichskammergericht. Die Prokuratorendynastie Hofmann in Wetzlar (1693–1806), 2001 (ISBN 3-935279-31-0) Heft 29 Bernhard Diestelkamp Gesellschaftliches Leben am Hof des Kammerrichters, 2002 (ISBN 3-935279-32-9) Heft 30 Gabriele Recker Gemalt, gezeichnet und kopiert. Karten in den Akten des Reichskammergerichts, 2004 (Mit zahlreichen farbigen Abbildungen) (ISBN 3-935279-35-3) Heft 31 Eric-Oliver Mader Das Reichskammergericht, der Reichsdeputationshauptschluss und die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, 2005 (ISBN 3-935279-36-1) Heft 32 Bernd Schildt Die Entwicklung der Zuständigkeit des Reichskammergerichts, 2006 (ISBN 3-935279-37-X) Heft 33 Winfried Hassemer Notizen über Gerichtsbarkeit, 2007 (ISBN 3-935279-39-6) Heft 34 Michael Stolleis Heiliges Römisches Reich deutscher Nation, Deutsches Reich, „Drittes Reich“ – Transformation und Destruktion einer politischen Idee, 2007 (ISBN 3-935279-40-X) Heft 35 Siegrid Westphal Ehen vor Gericht – Scheidungen und ihre Folgen am Reichskammergericht, 2008 (ISBN 3-935279-41-8) 46 Heft 36 Anja Amend-Traut Die Spruchpraxis der höchsten Reichsgerichte im römisch-deutschen Reich und Ihre Bedeutung für die Privatrechtsgeschichte, 2008 (ISBN 3-935279-42-6) Heft 37 Anja Amend-Traut Brentano, Fugger und Konsorten – Handelsgesellschaften vor dem Reichskammergericht, 2009 (ISBN 3-935279-43-4) Heft 38 Steffen Wunderlich Über die Begründung von Urteilen am Reichskammergericht im frühen 16. Jahrhundert, 2010 (ISBN 3-935279-44-2) Heft 39 Andreas Voßkuhle Religionsfreiheit und Religionskritik – Zur Verrechtlichung religiöser Konflikte, 2011 (ISBN 3-935279-45-0) Heft 40 Horst Carl Kaiser, Reichstag, Reichsgerichte – das Reich als Medienereignis, 2011 (ISBN 3-935279-46-9) Heft 41 Anette Baumann Korruption und Visitation am Reichskammergericht im 18. Jahrhundert: eine vorläufige Bilanz, 2012 (ISBN 3-935279-47-7) Heft 42 Alexander Denzler Sie haben sich totgearbeitet: Die Visitation des Reichskammergerichts von 1767 bis 1776, 2014 (ISBN 3-935279-48-5) Heft 43 Anette Baumann Die Gutachten der Richter – Ungedruckte Quellen zum Entscheidungsprozess am Reichskammergericht (1524–1627), 2015 (ISBN 3-935279-50-7) Heft 44 Stefan Andreas Stodolkowitz Vom Handel mit Ellen, Stahl- und Eisenwaren. Eine Zunftstreitigkeit vor dem Oberappellationsgericht Celle, 2015 (ISBN 3-935279-51-5) Heft 45 Karl Härter Gewalt, Landfriedensbruch, Sekten und Revolten: Das Reichskammergericht und die öffentliche Sicherheit, 2017 (ISBN 3-935279-52-3) 47 48