Errichtung einer Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke

Unterlage zur Naturschutzrechtlichen Genehmigung

- Naturschutzrechtliche Planunterlage - Verträglichkeitsuntersuchung für das Natura 2000-Gebiet (FFH- und SPA-Gebiet) DE 4734-320 „Hohe Schrecke-Finne - Erfassung der Fauna 2018 - Waldbiotop- und Lebensraumtypen und ihre Bewertung als Grundlage für die Planung

Errichtung einer Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke

Naturschutzrechtliche Planunterlage

Vorhabenträger: Verein Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft e.V. Heidelbergstraße 1 06577 Heldrungen/ OT Braunsroda Ansprechpartnerin: Frau Dittmer

Auftragnehmer: IPU GmbH Breite Gasse 4/5 99084 Erfurt Bearbeitung: Dipl.-Geogr. Michael Giel

Bearbeitungsstand: 13.05.2019 Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 1 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Inhaltsverzeichnis

1 Einführung...... 3 1.1 Beschreibung des Vorhabens ...... 3 1.2 Inhalt der Unterlage ...... 3

2 Beschreiben und Bewertung des Zustandes von Natur und Landschaft ...... 4 2.1 Datengrundlage ...... 4 2.2 Abiotik...... 4 2.3 Biotik...... 5 2.3.1 Biotope und Pflanzen...... 5 2.3.2 Tiere und Lebensräume...... 7 2.3.2.1 Vögel...... 7 2.3.2.2 Tierarten (ohne Vögel) ...... 10 2.4 Schutzgebiete und geschützte Bereiche ...... 12

3 Darstellung der projektbedingten Wirkungen...... 14 3.1 Technische Beschreibung des Vorhabens ...... 14 3.2 Projektwirkungen ...... 15

4 Maßnahmen zur Vermeidung und Schadensbegrenzung...... 17

5 Bearbeitung der Eingriffsregelung ...... 19 5.1 Konfliktermittlung ...... 19 5.2 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen...... 24 5.3 Bilanzierung...... 26

6 Artenschutzrechtliche Betrachtung...... 27 6.1 Darlegung der Betroffenheit der Arten...... 28 6.2 Zusammenfassung und Fazit...... 36

7 Ergebnis der Verträglichkeitsuntersuchung für das Natura 2000-Gebiet...... 37

8 Maßnahmenblätter...... 39

9 Quellenverzeichnis ...... 48 Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 2 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Biotoptypen ...... 5 Tabelle 2: wertgebende Vogelarten ...... 8 Tabelle 3: wertgebende Tierarten ...... 10 Tabelle 4: Eingriffsbewertung ...... 23 Tabelle 5: Bewertung der Kompensationsmaßnahmen...... 24 Tabelle 6: Bilanztabelle...... 26 Tabelle 7: Übersicht der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände...... 36 Tabelle 8: Ergebnis der Erheblichkeitseinschätzung...... 37

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Biotoptypenbestand...... 6 Abbildung 2: Nachgewiesene Vogelarten in der Nähe des Vorhabens ...... 9 Abbildung 3: Nachgewiesene Fledermäuse in der Nähe des Vorhabens...... 11 Abbildung 4: Lage des Vorhabens zum Natura 2000-Gebiet ...... 13 Abbildung 5: Konflikt K1 - Brückenbauwerk...... 20 Abbildung 6: Konflikt K2 - Neuanlage eines Pfades...... 21 Abbildung 7: Konflikt K3 - temporäre Bauzuwegung...... 22 Abbildung 8: Aufforstungsfläche (Vorzugslösung) mit integrierter Kompensationsmaßnahme E1 ...... 25

Abkürzungsverzeichnis

FFH(-RL) - Flora-Fauna-Habitat(-Richtlinie) LINFOS - Landschaftsinformationssystem LRT - Lebensraumtyp RLD - Rote Liste Deutschland RLT - Rote Liste Thüringen SPA - Special Protection Area (Vogelschutzgebiet) UNB - Untere Naturschutzbehörde VS-RL - Vogelschutzrichtlinie Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 3 Naturschutzrechtliche Planunterlage

1 Einführung

1.1 Beschreibung des Vorhabens

Der Verein Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft e.V. beabsichtigt, eine Hängeseilbrücke im Waldbereich der Hohen Schrecke zu errichten. Die geplante Anlage befindet sich z.T. innerhalb eines Natura 2000-Gebietes.

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie1 wurden verschiedene Standorte und Lösungsmög- lichkeiten insbesondere unter Berücksichtigung der Morphologie, Genehmigungsfähigkeit, Kosten und der möglichen touristischen Inwertsetzung in der Hohen Schrecke geprüft. Im Ergebnis der Prüfung wurde festgestellt, dass unter den vorhandenen Voraussetzungen eine Hängeseilbrücke im Rahmen eines Brückenpfades aus naturschutzrechtlicher Sicht nur am Rand der Hohen Schrecke im Bärental möglich ist. Im Ergebnis der Machbarkeitsstudie wird ein Pfad rund um das Bärental favorisiert, wobei 3 Standorte für Hängeseilbrücken möglich sind.

Aus den weiteren Überlegungen des Vereins Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft e.V. in Abstimmung mit der Region und unter Klärung möglicher Fördermittel zur Finanzierung wur- de entschieden, einen Vorzugsstandort für eine Hängeseilbrücke als Bestandteil eines Brü- ckenpfades zu realisieren. Hierbei handelt es sich um eine ca. 180 m lange Hängeseilbrü- cke, welche im nördlichen Bärental im Übergang vom Wald zum Offenland geplant ist.

Da sich ein Teil des Brückenbauwerks in einem Natura 2000-Gebiet (FFH- und Vogelschutz- gebiet) befindet, wurde in einem ersten Schritt geprüft, ob die Brücke und die damit verbun- denen Eingriffe zur erheblichen Beeinträchtigung der Schutz- und Erhaltungsziele des Natu- ra 2000-Gebietes führen können. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass unter Berücksichti- gung von Schutz- und Vermeidungsmaßnahmen erhebliche Beeinträchtigungen des Natura 2000-Gebietes nicht zu erwarten sind. (siehe auch Kapitel 7)

1.2 Inhalt der Unterlage

In dieser Unterlage werden folgende Fachinhalte abgearbeitet: - Eingriffs-Ausgleichsbilanzierung (Bearbeitung der Eingriffsregelung) - Artenschutzrechtliche Betrachtung (spezielle artenschutzrechtliche Prüfung der euro- parechtlich geschützten Arten)

Die Erfassung und Bewertung des Zustandes von Natur und Landschaft erfolgt gemeinsam als Grundlage der weiteren Arbeitsschritte.

1 IPU GmbH (2018) Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 4 Naturschutzrechtliche Planunterlage

2 Beschreiben und Bewertung des Zustandes von Natur und Landschaft

2.1 Datengrundlage

Folgende Daten liegen der Betrachtung zu Grunde:  LINFOS-Daten (Landratsamt vom 31.08.2017 und 13.09.2017)  Pflege- und Entwicklungsplan zum Naturschutzgroßprojekt „Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft“, Stand August 2012 (Auftraggeber Naturstiftung David)  Die Naturräume Thüringens, Naturschutzreport, Heft 21 (2004)

2.2 Abiotik

Das Vorhaben befindet sich im Naturraum Buntsandstein-Hügelländer im Teilraum 2.2 Hohe Schrecke-Schmücke-Finne.

Der Vorhabenbereich befindet sich im Bereich der sogenannten Finnestörung am nördlichen Rand des Thüringer Beckens. Hier blieben der Muschelkalk und der Buntsandstein als Hö- henrücken stehen, Finne und Hohe Schrecke ragen über 100 m über die umliegende Land- schaft hinaus.

Der Vorhabenbereich befindet sich im Bereich des Unteren (mittleren) Bundsandsteins. Als Leitbodenform ist Sandiger Lehm (s1) ausgeprägt als Bergsandlehm-Rosterde bzw. – Braunerde zu erwarten. Der Boden ist kalkfrei und neigt zur Versauerung, er weist einen un- ausgeglichenen Wasserhaushalt mit Austrocknungstendenz auf. Das Nährstoffpotenzial und die Ertragseignung ist als gering bis auf besseren Standorten mit mittel einzuschätzen.

Der Naturraum gehört im Wesentlichen zum warmen Klimabezirk „Thüringer Becken“, er geht aber in das „Thüringisch-Sächsisches Mittelgebirgsvorland“ des Klimagebietes „Berg- und Hügelland-Klima“ über. Kennzeichnend in die windexponierte Lage der Erhebung. Der mittlere Jahresniederschlag ist sehr gering und liegt bei ca. 540 mm und die Jahresdurch- schnittstemperatur liegt ca. bei 8,0 C.

Oberflächengewässer (Fließ- und Standgewässer) gibt es in der näheren Umgebung nicht. Die höheren Bereiche der Hohen Schrecke weisen eine Abflusshöhe von 150-200 mm auf. Das Gebiet entwässert in Richtung Unstrutaue, welche in ca. 2 km Entfernung im Norden, Nordosten beginnt.

Der vorkommende Sandstein zählt zu den Kluft-Poren-Grundwasser, die Durchlässigkeit wir als mäßig bis gering angegeben. Die Hauptgrundwasserleiter liegen tief.

Die Landschaftsbild- und Erlebnisqualität der Hohen Schrecke ergibt sich aus seiner Aus- prägung als langgestreckter Höhenkamm, der Sicht zusammen mit Finne und Schmücke relativ steil aus der Landschaft erhebt. Der Höhenzug wird von teils schluchtartigen Tälern Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 5 Naturschutzrechtliche Planunterlage durchzogen. Das zu querende Bärental gehört zu diesen relativ stark eingeschnittenen Tal- bereichen. Ein besonderes Merkmal stellt der große geschlossene Waldbestand dar, wovon große Teile aus naturnahen Buchen- und Eichen-Hainbuchenwälder bestehen. Weiterhin weisen die Waldbereiche eine große Vielfalt an unterschiedlichen Waldbeständen auf. In jüngerer Vergangenheit wurden die Wanderwege neu markiert und ausgeschildert, die Stär- kung der naturgebundenen Erholung hat sich die Region als wichtiges Ziel selbst gestellt.

2.3 Biotik

2.3.1 Biotope und Pflanzen

Potenzielle natürliche Vegetation Als potenzielle natürliche Vegetation wird für den Bereich um das Vorhaben Typischer Hainsimsen-Buchenwald (L20) angegeben.2

Biotope Im Umfeld des Baubereiches einschließlich Zuwegung kommen folgende Biotoptypen vor.

Tabelle 1: Biotoptypen

Biotop- Biotoptyp Bedeutung Bedeu- Status Code tungsstufe 4110 Ackerfläche gering 20 4220 mesophiles Grünland hoch 40 6120 Feldhecke hoch 45 6510 Streuobstwiese sehr hoch 50 geschütztes Biotop 9214 Wirtschaftsweg/Waldweg gering 20 G150 Kahlschlag mittel 30 K102 kulturbestimmter Fichtenwald mittel 25 K106 kulturbestimmter Fichtenmischwald mittel 30 K202 kulturbestimmter Kiefernwald mittel 30 K206 kulturbestimmter Kiefernmischwald mittel 35 K301 kulturbestimmter Lärchenwald mittel 35 K802 kulturbestimmter Robinienwald gering 20 N101 naturbestimmter Buchenmischwald sehr hoch 50 LRT 9110 N202 Eichen-Hainbuchenwald sehr hoch 50 LRT 9170 P102 Birken-Pionierwald mittel-hoch 36 P106 Kiefern-Birken-Pionierwald mittel 30

Die räumliche Verteilung der Biotoptypen ist in Abbildung 1 dargestellt.

2 BUSHART (2008) Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 6 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Abbildung 1: Biotoptypenbestand

Die geplante Brücke befindet sich in einem Teilbereich des Waldes mit unterschiedlichen Waldbiotoptypen. Im westlichen Bereich befindet sich ein kulturbestimmter Lärchenwald mit mittlerer Bedeutung, im Talgrund unterhalb der Brücke befindet sich ein mesophiles Grün- land und ein Feldgehölz (beide mit hoher Bedeutung. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 7 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Auf der östlichen Brückenseite wechseln sich kleinflächig ein Kahlschlag und ein Birkenpio- nierwald mit anschließendem kulturbestimmten Fichtenmischwald ab (alle mittlere Bedeu- tung), am angrenzenden Weg befindet sich geringwertiger kulturbestimmter Robinienwald.

Im Bereich der geplanten Zuwegung aus Süden vom Kammweg dominiert überwiegend na- turbestimmter Buchenwald in Kombination mit naturbestimmten Eichen-Hainbuchenwald. Hierbei handelt es sich um Biotope mit sehr hoher Bedeutung, überwiegend als FFH- Lebensraumtypen eingeordnet sind. Östlich des Weges befinden sich außerdem eine Kahlschlagfläche bzw. kulturbestimmter Kiefernwald mit mittlerer Bedeutung.

Pflanzen Vorkommen von Pflanzen mit besonderer Bedeutung sind im Vorhabengebiet nicht bekannt. Bekannte Vorkommen des Frauenschuhs befinden sich nordwestlich von Burgwenden auf der Beichlinger Schmücke und südöstlich von Burgwenden auf der Finne.

2.3.2 Tiere und Lebensräume

Zur Erfassung und Bewertung der vorkommenden Tierarten einschließlich ihrer Lebensräu- me wurde in einem ersten Schritt auf die vorhandenen Datenbestände zurückgegriffen. Hier standen die Daten der UNB3 und die Daten aus dem Naturschutzgroßprojekt4 zur Verfügung. Darüber hinaus fand eine Begehung des potenziellen Eingriffsbereichs im Jahr 2018 statt.5

2.3.2.1 Vögel

Für die Hohe Schrecke konnten 103 Brutvogelarten nachgewiesen werden. Zu den wertge- benden Arten der Laub- und Mischwälder gehören Baumfalke, Raufußkauz, Rotmilan, Schwarzmilan, Schwarzstorch (Nahrungsgast) und Wespenbussard. Vorkommende wertge- bende Arten offener bzw. halboffener Lebensräume sind Bekassine, Raubwürger und Wen- dehals. Zu den weiteren wertgebenden Arten gehören Rebhuhn, Schwarzkehlchen und Uhu (Brutplatz vermutlich bei Schafau). Wie an den relativ zahlreichen Vorkommen von wertge- benden und geschützten Vogelarten erkennbar, ist die Hohe Schrecke als wertvolles Walda- real zu bezeichnen. Besonders die Kombination von weitläufiger Waldlandschaft als Brut- raum und umgebender Offenlandschaft als Nahrungshabitat erlaubt vielen Großvögeln wie Rotmilan und potenziell auch dem Schwarzstorch hier langfristig stabile Populationen zu gründen.6

3 E-Mail vom 13.09.2017 4 Naturstiftung David (2012): Pflege- und Entwicklungsplanes zum Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke 5 GITTA REGNER & SÖLDNER GBR (2018) 6 Planungsgruppe für Natur und Landschaft GbR (2012): Einzelgutachten Avifauna; im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes zum Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 8 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Im Umfeld des Vorhabens konnte der Nachweis von 8 wertgebenden Vogelarten erbracht werden. Zwei Nachweise des Grauspechts (Art des Anhangs II VS-RL) konnten im Bärental (2016 und 2018) selbst und einer im Bereich Hessenköpfchen (2016) erbracht werden. Nördlich der geplanten Brücke im Bärental ist ein Horst des Mäusebussards nachgewiesen. Ein weiterer Brutplatz befindet sich im Bereich Hessenköpfchen auf einem Ahorn. Die zahlreichsten Nachweise konnten im Jahr 2016 vom Mittelspecht (Art des Anhangs II VS-RL) erbracht werden. Neben zahlreichen Rufen im Bärental wurden Tiere im Bereich Hessenköpfchen bzw. in den Waldbereichen westlich des Vorhabens erfasst. Auch 2018 wurde mindestens ein Brutplatz ermittelt. Im Bereich des Hessenköpfchens befindet sich ein Rotmilanhorst auf einer Buche. Jeweils ein Nachweis für den Schwarzspecht (Art des Anhangs II VS-RL) konnten im Bären- tal in den Jahren 2016 und 2018 erbracht werden. Im Jahr 2018 wurde ein Brutplatz vom Trauerschnäpper im Bereich des Bärentals ermittelt. Zwei mögliche Brutplätze vom Waldkauz befinden sich im Süden des geplanten Brückenvor- habens. Östlich des Vorhabens außerhalb der Waldbereiche existieren zwei Nachweise für den Wendehals.

Tabelle 2: wertgebende Vogelarten

ART VS-RL BNatSchG RLT RLD Bemerkung Grauspecht Anhang I §§ 2 LINFOS, Lieder 2018 Mäusebussard §§ LINFOS Mittelspecht Anhang I §§ V LINFOS, Lieder 2018 Rotmilan Anhang I §§ 3 V LINFOS Schwarzspecht Anhang I §§ LINFOS, Lieder 2018 Trauerschnäpper 3 3 Lieder 2018 Waldkauz §§ LINFOS Wendehals §§ 2 2 LINFOS VS-RL, Anhang I: Art nach Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie BNatSchG, §§: streng geschützte Art

Nachfolgend wird die räumliche Verteilung der Nachweise der Vogelarten in der Abbildung 2 dargestellt. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 9 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Abbildung 2: Nachgewiesene Vogelarten in der Nähe des Vorhabens Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 10 Naturschutzrechtliche Planunterlage

2.3.2.2 Tierarten (ohne Vögel)

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wertgebenden Tierarten.

Tabelle 3: wertgebende Tierarten

ART FFH-RL BNatSchG RLT RLD Bemerkung Wildkatze IV §§ 1 2 Naturstiftung David Bechsteinfledermaus IV §§ 1 2 Naturstiftung David, LINFOS Fransenfledermaus IV §§ 3 3 Naturstiftung David, LINFOS Große Bartfledermaus IV §§ 2 V Naturstiftung David, LINFOS Großer Abendsegler IV §§ 3 V Naturstiftung David, LINFOS Großes Mausohr IV §§ 3 V Naturstiftung David, LINFOS Kleiner Abendsegler IV §§ 2 D Naturstiftung David, LINFOS Mopsfledermaus IV §§ 2 2 Naturstiftung David, LINFOS Hirschkäfer §§ 2 2 Naturstiftung David FFH-RL, Anhang IV: Art nach Anhang IV der FFH-Richtlinie BNatSchG, §§: streng geschützte Art

Wildkatze Die Wildkatze zählt zu den besonders störungsempfindlichen Tierarten. Die Größe der Streifgebiete wird zwischen 100 ha bis 3.000 ha angegeben. Wildkatzen sind vor allem dämmerungs- und nachtaktiv. Sie ist in Thüringen selten (RLT1).7 Für die Hohe Schrecke ist ihr Vorkommen belegt. Der Erhaltungszustand in Thüringen wird als günstig eingeschätzt.8

Fledermäuse Der Bereich der Hohen Schrecke hat eine wichtige Bedeutung für viele Fledermausarten. Im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes zum Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke konnten 14 Fledermausarten nachgewiesen werden. Dabei besitzt die Hohe Schrecke wich- tige Funktionen als Quartiergebiet, Nahrungsraum, Winterquartier. Verschiedene Land- schaftselemente dienen als Leitlinie für den Wechsel zwischen Quartier- und Jagdgebiet.9

In den bisherigen Erfassungen konnten bis ca. 1.000 m Entfernung zum Vorhaben 7 Fleder- mausarten nachgewiesen werden. Ein Schwerpunkt der Nachweise befindet sich in den Waldbereichen am Hessenköpfchen südöstlich des Vorhabens. Besonders bemerkenswert sind 3 Wochenstuben (in einer Buche und zwei Eichen) der Bechsteinfledermaus. In den Waldflächen am östlichen Hang des Bärentals konnten 3 Sommerquartiere (in zwei Fichten und einer Robinie) der Großen Bartfledermaus erbracht werden. Im Bereich Hessenköpfchen wurden darüber hinaus Großer und Kleiner Abendsegler, Gro- ßes Mausohr, Fransenfledermaus und Mopsfledermaus gesichtet.

7 GÖRNER, M. (Hrsg., 2009): Atlas der Säugetiere Thüringens 8 ITN (2011): Einzelgutachten Wildkatze (Felis silvestris); im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes zum Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke 9 ITN (2011): Einzelgutachten Fledermäuse; im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes zum Natur- schutzgroßprojekt Hohe Schrecke Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 11 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Abbildung 3: Nachgewiesene Fledermäuse in der Nähe des Vorhabens Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 12 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Amphibien - Kammmolch Für die Hohe Schrecke sind mehrere Vorkommen des Kammmolches bekannt. Die Art ist in Thüringen als gefährdet eingestuft (RLT3). Die Vorkommen befinden sich nördlich von Burgwenden, im Bereich Leinatal, im Hirschgrund, an der Rosenmühle und nördlich vom Katzenberg.10 Als Laichgewässer sind dauerhaft wasserführende Kleingewässer mit ausreichender Beson- nung mit Freiwasserzone und strukturiertem Uferbereich notwendig. Weiterhin sind in der Nähe geeignete Landlebensräume mit Strukturen notwendig, welche als Schutz- und Ruhe- raum bzw. zur Überwinterung dienen. Vorkommen im direkten Eingriffsbereich sind somit nicht zu erwarten.

Käfer - Hirschkäfer Alle Nachweise des Hirschkäfers befinden sich an den südlichen Wald- und Waldrandlagen, in einem breiten Band von Braunsroda-Langenthal im Westen bis zum Finnberg im Osten. Es kann also davon ausgegangen werden, dass dieser gesamte südliche Waldbereich Lebensraum dreier isolierter Populationen des Hirschkäfers ist.11 Der Hirschkä- fer benötigt alte Eichen, morsche Stämme und geeignete Bodenbereiche zum Eingraben. Die Art ist in Thüringen als gefährdet eingestuft. (RLT3) Der Hirschkäfer konnte im Vorhabenbereich in der aktuellen Kartierung nicht nachge- wiesen werden, eine Betroffenheit ist deshalb nicht zu erwarten.

2.4 Schutzgebiete und geschützte Bereiche

FFH- und SPA-Gebiet „Hohe Schrecke-Finne“ (DE4734-320) Das FFH-Gebiet und deckungsgleiche EU-Vogelschutzgebiet „Hohe Schrecke-Finne“ ist 5.732 ha groß und befindet sich östlich von Heldrungen. Bei dem Gebiet handelt es sich um einen Buntsandstein-Höhenzug mit Übergängen zum Muschelkalk, mit großflächig unzer- schnittenen naturnahen, alt- und totholzreichen Laubmischwäldern, Pionierwaldstadien, noch unbewaldeten Freiflächen (ehem. Truppenübungsplatz) sowie randlichen Offenlandbiotopen. Es repräsentiert großräumig unzerschnittene Buchen- und Eichen-Hainbuchenwälder mit hohen Alt-, Totholzanteilen und bemerkenswertem Arteninventar sowie artenreiche Offen- landbiotope.

Folgende Arten und Lebensräume kommen im Natura 2000-Gebiet vor und sind Erhaltungs- ziel des Gebietes. Lebensraumtypen: Natürliche eutrophe Seen, Unterwasservegetation in Fließgewässern, Trockene Heidegebiete, Trespen-Schwingel-Kalk-Trockenrasen, Steppenrasen, Magere Flachland-Mähwiesen, Übergangs- und Schwingrasenmoore, Kalkreiche Niedermoore, Kie- selhaltige Schutthalden, Kalkschutthalden der kollinen bis montanen Stufe, Kalkfelsen und ihre Felsspaltenvegetation, Kieselhaltige Felsen und ihre Felsspaltenvegetation, Hainsimsen-

10 Naturstiftung David (2012): Pflege- und Entwicklungsplanes zum Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke 11 Naturstiftung David (2012): Pflege- und Entwicklungsplanes zum Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 13 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Buchenwald, Waldmeister-Buchenwald, Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald, Labkraut- Eichen-Hainbuchenwald, Schlucht- und Hangmischwälder, Erlen-Eschenwälder Tier- und Pflanzenarten: Mopsfledermaus, Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr, Kamm- molch, Hirschkäfer, Frauenschuh# Vogelarten: Grauspecht, Mittelspecht, Neuntöter, Rotmilan, Schwarzspecht, Wespenbus- sard, Zwergschnäpper

Abbildung 4: Lage des Vorhabens zum Natura 2000-Gebiet

Sonstiges Im näheren Umfeld (bis 500 m) gibt es keine weiteren Schutzgebiete. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 14 Naturschutzrechtliche Planunterlage

3 Darstellung der projektbedingten Wirkungen

3.1 Technische Beschreibung des Vorhabens

Brückenbauwerk Es ist eine Hängeseilbrücke von ca. 180 m Länge und einer Breite von ca. 1 m im Bereich des Laufstegs geplant. Die Brücke ist als ausschließliche Fußgängerbrücke ausgelegt, eine Befahrung mit Fahrzeugen jeglicher Art ist nicht zugelassen und wird baulich verhindert. Die Brücke befindet sich im Bärental und überspannt den trockenen Talgrund, wobei von einer maximalen Höhe von 25 m über Grund auszugehen ist.

Die Brücke erhält am westlichen und östlichen Ende jeweils ein Widerlager mit einem kleinen Betonfundament von ca. 5 m². Zur Gewährleistung der statischen Sicherheit auch bei Wind- last wird die Brücke beidseitig mit Drahtseilen verspannt und die Seilenden z.T. mit Erdan- kern (ca. 0,5 m²) befestigt. Es werden 4 Erdankerbefestigungen notwendig. Folgende Flächen werden für die Brücke benötigt: - Überspannte Fläche durch die Brücke von ca. 180 m² - Brückenfundamente (10 m²) - Erdankerfundamente (2 m²) Die Brücke zwischen den Widerlagern hat ein Gesamteigengewicht von etwa 23-24 t, beste- hend aus relativ leichten Einzelteilen aus Stahl, Seile und Holz.

Größere Flächen für die Baustelleinrichtung bzw. Lagerung von Baumaterial im Bereich der Brücke sind nicht notwendig. Folgende Flächen werden während des Baus benötigt: - Unbefestigter Lagerplatz für Baumaterial und vorgefertigte Elemente (max. 300 m²) - Unbefestigte Ablagefläche für Baumaterial an der Brücke (100 m²) - Seilkranstellfläche (25 m²) - Beidseitige Rückverankerung für Seilbahn (insgesamt 2 m²), die Rückverankerung wird nicht einbetoniert und nach dem Bau rückgebaut

Die bestehende Nutzung im Bereich der Brücke wird soweit wie möglich beibehalten. Nur im direkten Bereich der Brücke bzw. der Abspannseile (bis ca. 3 m Abstand) ist das Belassen von Gehölzen insb. von Bäumen nicht möglich. Alle weiteren Bäume im direkten Umfeld der Brücke sollen erhalten bleiben, um das Erlebnis des Spaziergangs auf unterschiedlicher Baumhöhe mit der Nähe zu Baumkronen zu errei- chen. Lediglich Bäume, die aus Sicht der Unterhaltung eine Gefährdung (Bruch- oder Um- sturzgefahr) darstellen, sind aus dem direkten Gefahrenbereich zu beseitigen. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 15 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Bauzuwegung Für die Erreichbarkeit der Baustelle ist eine Baustraße vorgesehen. Diese Baustraße verläuft soweit möglich auf den vorhandenen befestigten Hauptforstwegen. Die Bauzufahrt kann vom Kammweg zur Baustelle geführt werden. Dabei ist die Umgebung zwingend vor Bauschäden zu schützen. Diese Baustraße nutzt einen vorhandenen Waldweg (auf ca. 250 m Länge) und einen Korri- dor aus ehemaligem Waldweg bzw. Rückegasse (auf ca. 600 m Länge). Die Baustraße hat eine max. Breite von 2,50 m - 3,00 m in Abhängigkeit der vorhandenen Platzverhältnisse. Eine Rodung von Bäumen entlang des Korridors ist nicht vorgesehen, sondern die Baustra- ße ist den Platzverhältnissen anzupassen. Der Aufbau der Baustraße orientiert sich an der notwendigen Tragkraft in Abhängigkeit des Gewichts der Bau- und Transportfahrzeuge. Die Gewichte sind gering, da nur leichte Fahrzeuge zugelassen und keine schweren Bauteile zu transportieren sind. Die Baustellenzufahrt wird als temporäre Baustraße angelegt, welche nach Beendigung der Bauarbeiten rückgebaut wird. Eine weitere Transportmöglichkeit besteht auf der Fläche unterhalb des zukünftigen Brü- ckenbauwerkes. Diese Fläche kann von Transportfahrzeugen genutzt werden. Für die Baustraße ist temporär mit folgendem Flächenbedarf zu rechnen: - Teilbefestigte Baustraße (2.550 m²) für geringe Lasten

Einbindung ins Wanderwegesystem Weiterhin ist die Einbindung der Brücke in das vorhandene Wanderwegenetzsystem vorge- sehen. Aus diesem Grund sind folgende Wegemaßnahmen notwendig. Das Ostende der Brücke endet unmittelbar unterhalb eines Waldweges. An dieser Stelle kann der Wanderweg direkt auf dem vorhandenen Waldweg fortgeführt werden. Eine Neuan- lage eines Weges ist damit nicht erforderlich. Das Widerlager West befindet sich in einem kulturbestimmten Lärchenwald. In der Nähe des westlichen Widerlagers treffen sich die Wanderwege aus Richtung Braunsroda und Reins- dorf. Auch ist am Treffpunkt der mögliche Einstieg für das Projekt Urwaldpfad Thüringen ge- plant. Vom Widerlager bis zum bestehenden Wanderweg ist die Anlage eines Wanderpfades auf ca. 100 m Länge mit einer Breite von ca. 1,50 m notwendig. Folgende Parameter sind für die Anlage des Wanderweges vorgesehen: - Auf ca. 50 m Länge (75 m²) verläuft der Wanderpfad im Eichen-Hainbuchenwald mit rela- tiv geringer Neigung, Aufbringung von hochwertigem Rindenmulch - Auf ca. 50 m Länge (75 m²) verläuft der Wanderpfad im Lärchenwald auf einem stärker geneigter Hang mit starkem Unterwuchs, Freischneiden des Wegeabschnittes einschließ- lich Wurzelentnahme, Aufbringung einer standortangepassten Schotterdecke zur dauer- haften Wegesicherung

3.2 Projektwirkungen

Die vom Bauvorhaben ausgehenden umweltrelevanten Wirkungen lassen sich zuordnen zu - baubedingten Wirkungen, die mit dem Bau verbunden sind; - anlagebedingten Wirkungen, die ursächlich durch den Baukörper herrühren; - betriebsbedingten Wirkungen, die durch Fußgängerverkehr verursacht werden. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 16 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Baubedingte Wirkungen Für die Dauer der Bauzeit (maximal 14 Wochen) bedingt durch den An- und Abtransport von Baumaterial und die Bautätigkeit ist mit Baulärm und Emissionen zu rechnen. Durch die „leichte Konstruktion“ (Gesamtgewicht der Brücke ca. 24 t) kann der Anlieferverkehr zeitlich stark begrenzt werden. Auch erhebliche Emissionen durch Luftschadstoffe sind nicht zu er- warten. Im Rahmen der Bauzeit werden als Zwischenlager und eine Bauzuwegung benötigt. Als La- gerungsfläche sind nur Flächen vorgesehen, die naturschutzfachlich durch diese Nutzung nicht beeinträchtigt werden. Die Bauzuwegung ist auf vorhandenen Wegen bzw. Rückegas- sen anzulegen, eine Flächeninanspruchnahme von zusätzlichen Flächen bzw. die Rodung von Bäumen ist nicht zulässig.

Durch die kurze Bauzeit, das geringe Brückengewicht, die minimale Flächenbeanspru- chung während und für den Bau können baubedingte Wirkungen vernachlässigt wer- den.

Anlagebedingte Wirkungen Als wichtigste anlagebedingte Wirkungen ist die dauerhafte Flächenbeanspruchung durch die Brücke und einen Abschnitt des Brückenpfades zu betrachten. Weiterhin kann das Brü- ckenbauwerk zu einer Barrierewirkung insbesondere für Tierarten führen. Durch die Brücke werden ca. 180 m² Fläche überspannt. Im Bereich der Fundamente (für Widerlager und Erdanker) werden insgesamt 12 m² Fläche versiegelt. Im direkten Brü- ckenumfeld sind zur Gewährung der Baufreiheit 32 Bäume zu fällen. Es wird für die Anlage eines Abschnitts des Brückenpfades auf ca. 75 m² die Flächennut- zung geändert. Im Bereich des Eichen-Hainbuchenwaldes findet für den Brückenpfad keine Nutzungsänderung statt. Bäume werden für den neu anzulegenden Brückenpfad ebenfalls nicht betroffen.

Zu anlagebedingten Auswirkungen kann es durch den Verlust von Gehölzen kommen. Weitere Auswirkungen sind durch die Flächennutzungsänderung unter dem Brücken- bauwerk und auf einem Teil des Brückenpfades möglich, auch kann der Baukörper der Brücke eine Barriere für Tiere darstellen.

Betriebsbedingte Wirkungen Betriebsbedingte Wirkungen gehen von der Nutzung des Vorhabens aus. Die Brücke ein- schließlich des neu anzulegenden Brückenpfadabschnitts sind so ausgelegt, dass aus- schließlich Wanderer diese nutzen können. Derzeit verläuft schon ein Wanderweg im Bären- tal, eine Vorbelastung durch Verlärmung bzw. Beunruhigung ist schon vorhanden. Mit dem Vorhaben ist eine Erhöhung der Zahl der Wanderer verbunden, jedoch ist das Wandern nicht als erhebliche Störnutzung zu betrachten. Weitere betriebsbedingte Wirkungen sind nicht zu erwarten.

Deshalb sind die betriebsbedingten Auswirkungen vernachlässigbar. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 17 Naturschutzrechtliche Planunterlage

4 Maßnahmen zur Vermeidung und Schadensbegrenzung

Durchgeführte Vermeidungsmaßnahmen im Planungsprozess Während der Brückenplanung wurden laufend Optimierungsmaßnahmen durchgeführt, um die sensiblen Bereiche zu schützen. Folgende Maßnahmen wurden bei Planung und Kon- struktion des Bauwerkes durchgeführt, um die Einwirkung auf die Umwelt zu minimieren: - Der Standort der Brücke wurde so gewählt, dass keine wertgebenden Waldbiotope (Le- bensraumtypen) betroffen werden. Die Brücke selbst wurde in vorhandene Rückegassen im Waldbereich geplant. Die Erreichbarkeit der Brücke für Bauzuwegung und Wanderwe- geführung gewährt eine kurze Wegeführung. - Die Konstruktion der Brücke mit einer Breite von knapp 1 m erlaubt ein Minimum an Flä- chenbedarf. Durch die schmale Konstruktion werden Menge und Gewicht des zu trans- portierenden Baumaterials minimiert. - Die Seilabspannungen wurden minimiert, es werden 14 Ankerpunkte weggelassen. Somit kann auf entsprechende Ankerbohrungen sowie auf mögliche Gehölzbeseitigungen an diesen Stellen verzichtet werden. - Durch die gewählte Konstruktion wird die gesamte Bauzeit auf ca. 14 Wochen begrenzt. - Die „leichte“ Konstruktion der Brücke ermöglicht eine Minimierung der anzulegenden Bauzuwegung. Es müssen keine schweren Bauteile transportiert und damit keine großen Baufahrzeuge eingesetzt werden.

Folgende Vermeidungs- und Schadensbegrenzungsmaßnahmen sind weiterhin vorgesehen: V1 - Schutz vor Flächeninanspruchnahme Die anzulegende Bauzuwegung sowie der Abschnitt des geplanten Wegepfades sind auf die vorhandenen Wege und Rückegassen zu beschränken und die Breite entsprechend der Ge- gebenheiten anzupassen. Baumfällungen sind nicht vorgesehen. Wird ausnahmsweise eine neue Wegetrasse notwendig, ist i.d.R. die Lage so zu wählen, dass keine Bäume entnom- men werden müssen.

V2 - Schutz des Bodens Der Einsatz von schweren Geräten ist für die gesamten Bau- und Bohrarbeiten nicht zuläs- sig. Dies ist in den Leistungsbeschreibungen zu berücksichtigen und von den Firmen bzw. Unternehmern nachzuweisen. Die temporären Bauzufahrten sind so auszuführen, dass diese nach Beendigung der Bauar- beiten rückstandslos rückgebaut werden können. Insbesondere abseits der bestehenden Wege ist die bestehende Bodenstruktur zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Zum Schutz des Oberbodens ist lediglich soweit erforderlich eine Planierung der Fläche zulässig. Der Ausbaugrad der Bauzuwegung ist so zu wählen, dass diese der notwendigen Tragkraft an- gepasst wird. Um die Bauzufahrt rückstandsfrei entnehmen zu können, ist die aufzutragende Schicht vom natürlichen Boden durch ein Fließ zu trennen. Mögliche Verdichtungen des Oberbodens sind anschließend zu beseitigen. Der neu anzulegende Wanderpfad ist auf eine maximale Breite von 1,50 m zu begrenzen. Die Befestigung hat funktionsangemessen zu erfolgen. Im Buchenwald ist diese ausschließ- lich mit Rindenmulch anzulegen, im stärker geneigten Lärchenwald kann eine standortange- passte Schotterdecke aufgebracht werden. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 18 Naturschutzrechtliche Planunterlage

V3 - Baumschutz Die Konstruktion und Befestigung der Brücke wurde im Zuge der Planung so optimiert, dass ein Minimum an Bäumen verloren gehen. Die vorhandenen Bäume insbesondere im Wald- meister-Buchenwald sind grundsätzlich zu erhalten. Bei Arbeiten im Wurzelbereich der Bäume ist dieser durch entsprechende Schutzmaßnah- men (Bauzaun, temporäre Schutzauflage) so zu schützen, dass das Wurzelwerk nicht beein- trächtigt wird. Bei Arbeiten in unmittelbarer Stammnähe sind die Bäume mit Stammummantelung vor Be- schädigungen zu schützen. Die zu fällenden Bäumen sind vor der Fällung auf mögliche Höhlen und Spalten für Fleder- mäuse bzw. Nistplätze für Vögel zu begutachten. Bei Nachweisen sind konkrete Maßnah- men in Absprache mit der UNB vor der Fällung zu treffen.

V4 - Begrenzung der Bauzeit Um die relevanten Spechtarten (Grau-, Schwarz-, Mittelspecht) in der sensibelsten Brutzeit (Reviermarkierung und hauptsächlichen Legezeit) vor Beeinträchtigungen zu schützen, ist mit den Baumaßnahmen nicht vor Mitte Mai zu beginnen. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 19 Naturschutzrechtliche Planunterlage

5 Bearbeitung der Eingriffsregelung

5.1 Konfliktermittlung

Auf der Grundlage der möglichen Wirkungen werden die auftretenden Beeinträchtigungen und Konflikte ermittelt.

Folgende mit dem Vorhaben verbundene Projektbestandteile führen zu Beeinträchtigungen: - Brückenbauwerk - Neuanlage eines Pfadabschnittes - Temporäre Bauzuwegung

Konflikt K1 – Brückenbauwerk (siehe Abbildung 1)  Boden, Wasser: Versiegelung von insgesamt 12 m² (Fundamente für Widerlager und Erdanker), Verlust der Boden-, Grundwasserfunktionen  Arten und Biotope: Verlust von 32 Bäumen im Baufeld der Brücke; Umwandlung von Wald, Feldhecke und mesophiles Grünland in Staudenflur (540 m²), Veränderung der Le- bensraumbedingungen für Arten  Landschaftsbild: Änderung des Landschaftsbildes

Mit dem Verlust folgender Bäume ist zu rechnen. Kürzel Baumart Anzahl Ah Ahorn 1 Bi Birke 2 Bu Buche 4 Ei Eiche 2 Es Esche 3 Fi Fichte 2 Kf Kiefer 1 Lä Lärche 10 Li Linde 1 Ro Robinie 5 Wi Wildkirsche 1 Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 20 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Abbildung 5: Konflikt K1 - Brückenbauwerk Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 21 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Konflikt K2 - Neuanlage eines Pfades  Boden: Teilbefestigung des Pfades auf 75 m² im Bereich des Lärchenwaldes (sandge- schlämmte Schotterdecke)  Arten und Biotope: Änderung der bodennahen Vegetation  Sonstiges: Kein Verlust von Bäumen; Markierung des Pfades auf 50 m Länge im Bereich des Eichen-Hainbuchenwaldes, ggf. Auftrag von Rindenmulch

Abbildung 6: Konflikt K2 - Neuanlage eines Pfades

Konflikt 3 – temporäre Bauzuwegung  Boden, Grundwasser: Anlage einer temporären Bauzuwegung auf einer Länge von ca. 250 m im Bereich des bestehenden Erdweges bzw. auf einer Länge von ca. 600 m im Be- reich eines ehemaligen Waldweges bzw. einer Rückegasse; Zeitweise Befestigung bzw. Verdichtung der Fläche (insg. ca. 2.550 m²)  Sonstiges: Rückbau der Befestigung nach Bauende, Wiederherstellung des Zustandes vordemEingriff Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 22 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Abbildung 7: Konflikt K3 - temporäre Bauzuwegung Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 23 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Eingriffsbilanzierung Die Eingriffe können nach dem Thüringer Bilanzierungsmodell12 wie folgt bewertet werden:

Tabelle 4: Eingriffsbewertung top verlust differenz Konfl.-Nr. Zielbiotop stufe vorher Wertpunkte- Fläche in m2 Bedeutungs- Bedeutungs- Bedeutungs- stufe danach Ausgangsbio-

Kulturbest. Lärchen- 6 35 Fundament 0 -35 -210 wald Kulturbest. Fichten- 6 35 Fundament 0 -35 -210 mischwald Kulturbest. Lärchen- 150 35 Staudenflur 30 -5 -750 K1 wald Kulturbest. Fichten- 180 35 Staudenflur 30 -5 -900 mischwald 30 Feldhecke 45 Staudenflur 30 -15 -450 120 Mesoph. Grünland 40 Staudenflur 30 -10 -1.200 270 Birken-Pionierwald 30 Staudenflur 30 0 0

Summe K1 80 -3.720

Kulturbest. Lärchen- Wassergebundene K2 75 35 5 -30 -2.250 wald Decke

Summe K2 75 -2.250

750 Erdweg 20 Erdweg 20 0 0 K3 1.800 Erdweg, Rückegasse 20 Erdweg 20 0 0 Summe K3 2.550 0 Verlust Bäu- me K1 1.520 19 Laubbäume 50 Staudenflur 30 20 -30.400 390 13 Nadelbäume 40 Staudenflur 30 10 -3.900 Summe -34.300 Gesamt- -40.270 summe

12 TLMNU (2005) Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 24 Naturschutzrechtliche Planunterlage

5.2 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen

Ziel der Planung ist es, nicht vermeidbare Beeinträchtigungen im Zuge der Maßnahmenpla- nung zu kompensieren. Dabei sind die notwendigen Kompensationsmaßnahmen vorzugs- weise im unmittelbaren Umfeld des Vorhabens durchzuführen bzw. sollen nach Möglichkeit naturnahe Waldgesellschaften stärken.

Folgende Maßnahme ist zur Kompensation vorgesehen:

E1 Entwicklung eines Waldrandes (im Zuge der Entwicklung von naturnahem Laubwald) Im Rahmen der Nutzungsartenänderung für die in Anspruch zu nehmende Waldfläche wird eine Aufforstung (naturnaher Laubwald) notwendig. Zum anschließenden Offenland hin wird auf dieser Fläche ein Waldrand über Sukzession entwickelt, welcher zur naturschutzrechtlichen Kompensation des Eingriffs vorgesehen ist.

Tabelle 5: Bewertung der Kompensationsmaßnahmen Differenz Aufwertung stufe vorher Wertpunkte- Fläche in m2 Bedeutungs- Bedeutungs- Bedeutungs- stufe nachher Maßn.-Nr. Biotoptyp Be- stand Biotoptyp Pla- nung

Waldrand (eines natur- E1 2.800 Intensivgrünland 25 40 15 42.000 nahen Laubwaldes) Summe 42.000 E1 Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 25 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Abbildung 8: Aufforstungsfläche (Vorzugslösung) mit integrierter Kompensations- maßnahme E1 Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 26 Naturschutzrechtliche Planunterlage

5.3 Bilanzierung

Die Gegenüberstellung der Eingriffssituation und der zur Kompensation dienenden Maß- nahmen gibt einen Überblick über die Flächenbilanz.

Nachfolgende Übersicht gibt einen zusammenfassenden Überblick hinsichtlich Größe und Bilanzwert von Eingriffen und Kompensation.

Tabelle 6: Bilanztabelle

Eingriff Kompensation Nr. Beeinträch- Bilanz- Nr. Maßnahme Kompen- Bilanz- tigungsumfang wert sationsumfang wert

K1 80 m² -3.720 E1 2.800 m² 42.000 Waldrand (eines 32 Bäume -34.300 naturnahen Laubwaldes) K2 75 m² -2.250

K3 2.550 m² -0

Summe -40.270 Summe 42.000

Mit den geplanten Vermeidungs- und Schutzmaßnahmen sowie der Realisierung der Kom- pensationsmaßnahme wird sichergestellt, dass nach Beendigung der Eingriffe keine erhebli- chen und nachhaltigen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes verbleiben. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 27 Naturschutzrechtliche Planunterlage

6 Artenschutzrechtliche Betrachtung

In der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung werden die artenschutzrechtlichen Verbots- tatbestände bezüglich der gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten (alle Arten des Anhangs IV der FFH-RL und alle europäischen Vogelarten nach Art.1 VS-RL), die von dem Vorhaben ausgehen können, geprüft.

In einem ersten Schritt ist zu ermitteln, ob folgende Verbotstatbestände gemäß § 44 BNatSchG erfüllt sind: (1) Es ist verboten, 1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entneh- men, zu beschädigen oder zu zerstören, 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wande- rungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsfor- men aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören

Ist ein Verbotstatbestand erfüllt, muss nach § 45 (7) BNatSchG geprüft werden, ob Abwei- chungsvorschriften zutreffen: 1. zur Abwendung erheblicher land-, forst-, fischerei-, wasser- oder sonstiger erheblicher wirtschaftlicher Schäden, 2. zum Schutz der natürlich vorkommenden Tier- und Pflanzenwelt, 3. für Zwecke der Forschung, Lehre, Bildung oder Wiederansiedlung oder diesen Zwe- cken dienende Maßnahmen der Aufzucht oder künstlichen Vermehrung, 4. im Interesse der Gesundheit des Menschen, der öffentlichen Sicherheit, einschließlich der Verteidigung und des Schutzes der Zivilbevölkerung, oder der maßgeblich güns- tigen Auswirkungen auf die Umwelt oder 5. aus anderen zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses ein- schließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art.

Eine Ausnahme darf nur zugelassen werden, wenn zumutbare Alternativen nicht gegeben sind und sich der Erhaltungszustand der Populationen einer Art nicht verschlechtert, soweit nicht Artikel 16 Absatz 1 der Richtlinie 92/43/EWG weiter gehende Anforderungen enthält. Artikel 16 Absatz 3 der Richtlinie 92/43/EWG und Artikel 9 Absatz 2 der Richtlinie 79/409/EWG sind zu beachten. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 28 Naturschutzrechtliche Planunterlage

6.1 Darlegung der Betroffenheit der Arten

Folgende Arten bzw. Artengruppen sind zu betrachten:  Wildkatze  Fledermäuse (mit Bechsteinfledermaus, Fransenfledermaus, Große Bartfledermaus, Großer Abendsegler, Großes Mausohr, Kleiner Abendsegler, Mopsfledermaus)  Spechte (Grauspecht, Mittelspecht, Schwarzspecht, Wendehals)  Greifvögel (Mäusebussard, Rotmilan)  Trauerschnäpper  Waldkauz

Wildkatze Vorkommen und Lebensweise Die Wildkatze zählt zu den besonders störungsempfindlichen Tierarten. Die Größe der Streifgebiete wird zwischen 100 ha bis 3.000 ha angegeben. Wildkatzen sind vor allem dämmerungs- und nachtak- tiv. Sie ist in Thüringen selten (RLT 1). Für die Hohe Schrecke ist ihr Vorkommen belegt. Die Wildkat- ze kann sich gelegentlich im Vorhabenbereich aufhalten.

Tötungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (Fangen, Töten, Verletzen) Die scheue Wildkatze wird den Baumaßnahmen der Brücke meiden, so dass ein Tötungsverbotstat- bestand nicht anzunehmen ist.

Schädigungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG (Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Wildkatze sind im Vorhabenbereich nicht bekannt und nicht anzunehmen, so dass ein Schädigungsverbot auszuschließen ist.

Störungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG (Störung während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten) Die überwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Tiere werden durch die Bautätigkeiten, welche zur hellen Tageszeit stattfinden, nicht gestört. Somit ist ein Störungstatbestand ebenfalls nicht anzuneh- men.

Zusammenfassung und notwendige Maßnahmen Es sind keine Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG zu erwarten. Es werden keine konfliktvermeidende bzw. CEF-Maßnahmen notwendig. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 29 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Fledermäuse Vorkommen und Lebensweise In den Waldbereichen am Hessenköpfchen südöstlich des Vorhabens sind 3 Wochenstuben der Bechsteinfledermaus bekannt. Weiterhin konnten am östlichen Hang des Bärentals 3 Sommerquar- tiere der Großen Bartfledermaus ermittelt werden. Im Bereich Hessenköpfchen wurden darüber hinaus Großer und Kleiner Abendsegler, Großes Mausohr, Fransenfledermaus und Mopsfledermaus gesichtet. Bei den genannten Arten handelt es sich fast ausschließlich um Waldfledermäuse.

Von der Bechsteinfledermaus werden alte, naturnahe und artenreiche Buchen- oder Eichenwälder mit einem hohen Altbaumbestand bevorzugt. Die Fransenfledermaus nutzt unterholzreiche Laubwälder mit lückigem Baumbestand. Als Wochen- stuben dienen Baumquartiere (v. a. Höhlen, abstehende Borke). Der Große Abendsegler nutzt vor allem Baumhöhlen (in 8-12 m Höhe) als Sommer- und Winterquar- tier. Sie sind auf ein großes Quartierangebot angewiesen. Der Kleine Abendsegler kommt in waldreichen und strukturreichen Parklandschaften vor. Als Wo- chenstuben- und Sommerquartiere können Baumhöhlen, Baumspalten ebenso dienen wie Baumhöh- len als Winterquartier. Die Mopsfledermaus ist eine Waldfledermaus, die gehölz- und strukturreiche Parklandschaften mit Fließgewässern sowie großflächige Wälder besiedelt. Als Wochenstubenquartiere bevorzugt sie Hangplätze hinter abstehender Rinde an abgestorbenen Bäumen oder Ästen. Bei Quartiermangel werden auch Baumhöhlen, Fledermauskästen sowie Spaltenverstecke an und in Gebäuden in Wald- bereichen angenommen. Da die Quartiere sehr häufig gewechselt werden, sind die Tiere auf ein großes Quartierangebot angewiesen. Zur Überwinterung werden Verstecke in Höhlen, Stollen, Kel- lern, Bunkern oder Baumquartiere aufgesucht. Große Mausohren und Bartfledermäuse sind dagegen Gebäudefledermäuse, die in strukturreichen Landschaften mit einem hohen Wald- und Gewässeranteil leben. Bartfledermäuse nutzen auch Baumhöhlen oder Nistkästen. Das Große Mausohr ist im Sommer einzeln oder in kleinen Gruppen in Dachböden, Gebäudespalten, Baumhöhlen oder Fledermauskästen anzutreffen.

Tötungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (Fangen, Töten, Verletzen) Fledermäuse sind gute Flieger, welche sich mittels Ultraschall orientieren. Eine Kollision mit dem Brückenbauwerk ist deshalb auszuschließen.

Schädigungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG (Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Fledermäuse sind im Vorhabenbereich nicht bekannt und wurden bei der Begutachtung der zu fällenden Bäume nicht festgestellt. Sollte die Fällung weiterer Bäume notwendig werden, ist die Vermeidungsmaßnahme (V3-Baumschutz) vorgesehen, dass die Bäume vor Fällung auf Fleder- mausquartiere begutachtet werden. Somit wird sichergestellt, dass kein Schädigungsverbotstatbe- stand einschlägig wird. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 30 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Fledermäuse Störungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG (Störung während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten) Die Bauarbeiten finden in der hellen Tageszeit und nur in einem zeitlich begrenzten Rahmen (ca. 14 Wochen) statt. Die bekannten nahesten Quartiere (Sommerquartiere der Bartfledermaus) befinden sich mindestens 250 m von dem Bauwerk entfernt. Eine erhebliche dauerhafte Störung von Fleder- mäusen ist somit nicht anzunehmen.

Zusammenfassung und notwendige Maßnahmen Es sind keine Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG zu erwarten. Als konfliktvermei- dende Maßnahme ist die Vermeidungsmaßnahme (V3-Baumschutz) vorgesehen. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 31 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Spechte Vorkommen und Lebensweise Zahlreichste Nachweise vom Mittelspecht wurden im Bärental und im Bereich Hessenköpfchen bzw. in den Waldbereichen westlich des Vorhabens erfasst. Zwei Nachweise des Grauspechts konnten im Bärental (2016 und 2018) selbst und einer im Bereich Hessenköpfchen (2016) erbracht werden. Ein Nachweis für den Schwarzspecht existiert im Bärental. Östlich des Vorhabens außerhalb der Waldbereiche existieren zwei Nachweise für den Wendehals.

Der Grauspecht benötigt grenzlinienreiche Laubwälder und bevorzugt die Rotbuche als Brutbaum. Wichtig sind Altholzbestände mit Brut- und Schlafbäumen sowie niederwüchsige Flächen zur Nah- rungssuche wie Ameisen, andere Insekten und Beeren. Der Mittelspecht gilt als eine Charakterart eichenreicher Laubwälder (v.a. Eichen-Hainbuchenwälder, Buchen-Eichenwälder). Aufgrund seiner speziellen Nahrungsökologie ist der Mittelspecht auf alte, grobborkige Baumbestände und Totholz angewiesen. Geeignete Waldbereiche sind mindestens 30 ha groß. Die Siedlungsdichte kann bis zu 0,5-2,5 Brutpaare auf 10 ha betragen. Die Nisthöhle wird in Stämmen oder starken Ästen von Laubhölzern angelegt. Die Nahrung besteht vor allem aus stamm- und rindenbewohnenden Insekten sowie anderen Wirbellosen, die an grobborkigen Rinden stochernd gesucht werden. Mittelspechte treten meist als Standvögel auf und sind ausgesprochen ortstreu. Der Schwarzspecht brütet vor allem in Höhlen von Buchen-, Tannen- und Kiefernaltbäumen mit frei- em Anflug. Er erbaut großräumige und sehr langlebige Bruthöhlen. Bevorzugte Nahrungsräume sind reich strukturierte, große und lichte Nadel- und Mischwälder mit hohem Alt- und Totholzanteil. Der Wendehals nutzt lockere Laub-, Misch- und Nadelwälder sowie lichte Auewälder in Nachbar- schaft zu offenen Flächen für die Nahrungssuche. Auch Streuobstwiesen, Feldgehölze, Parks und Gärten, vorzugsweise auf trockneren Standorten, werden vom Wendehals besiedelt. Der Wendehals nutzt zur Brut neben Spechthöhlen auch andere Baumhöhlen oder Nistkästen.

Tötungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (Fangen, Töten, Verletzen) Ein Kollisionsrisiko kann sich durch Kollisionen mit der Seilverspannung der Brücke ergeben. Zur allgemeinen Minimierung des Risikos trägt die Verringerung der notwendigen Abspannungen im Rahmen des Projektes bei. (siehe Kapitel 4) Bei der Betrachtung, ob die Spechtarten besonders gefährdet durch Kollisionen mit Seil- abspannungen sind, wurde zur Beurteilung hilfsweise auf Untersuchungen von Kollisionsrisiken mit Freileitungen rückgegriffen. Der Schwarzspecht wurde in die Klasse III.7, der Mittelspecht in die Klasse IV.8 und Grauspecht und Wendehals wurde in die Klasse II.5 des Mortali- tätsgefährdungsindexes eingestuft. Bei der Risikostufe wurden alle betrachteten Arten in die Stufe 5 (Stufe 1 sehr hohes Anflugrisiko bis Stufe 5 sehr geringes Anflugrisiko) eingeordnet. Deshalb ist für die vorkommenden Spechte im Bärental kein erhebliches Kollisionsrisiko anzuneh- men.

Schädigungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG (Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) Brutbäume der Spechtarten im Vorhabenbereich sind nicht bekannt und wurden bei der Begutachtung der zu fällenden Bäume nicht festgestellt. Sollte die Fällung weiterer Bäume notwendig werden, ist die Vermeidungs- maßnahme (V3-Baumschutz) vorgesehen, dass die Bäume vor Fällung auf Spechthöhlen kartiert wer- den. Somit wird sichergestellt, dass kein Schädigungsverbotstatbestand einschlägig wird. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 32 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Spechte

Störungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG (Störung während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten) Die vorkommenden Spechtarten werden mit einer mittleren Lärmempfindlichkeit eingeschätzt.13 Die vorgesehenen Bauarbeiten finden nur in einem zeitlich begrenzten Rahmen (ca. 14 Wochen) statt. Obwohl sich die bekannten Brutplätze nicht im direkten Umfeld befinden (Mittelspechtbrutbaum ca. 100 m entfernt, Grau-, Schwarzspechtbrutbaum mindestens 200 m entfernt), wird zum Schutz der Arten zur Fortpflanzungs- und Aufzuchtzeit die Vermeidungsmaßnahme (V4-Begrenzung der Bau- zeit) vorgesehen. Damit wird sichergestellt, dass die Bauzeit außerhalb der sensibelsten Brutzeit mit Reviermarkierung und hauptsächliche Legezeit stattfindet. Somit ist nicht mit erheblichen Störungstatbeständen für die vorkommenden Spechtarten zu rechnen.

Zusammenfassung und notwendige Maßnahmen Es sind keine Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG zu erwarten. Als konfliktvermei- dende Maßnahme ist die Vermeidungsmaßnahme (V3-Baumschutz, V4-Begrenzung der Bau- zeit) vorgesehen.

13 GARNIEL (2010) Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 33 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Greifvögel Vorkommen und Lebensweise Nördlich der geplanten Brücke im Bärental ist ein Horst des Mäusebussards nachgewiesen. Ein weiterer Brutplatz befindet sich im Bereich Hessenköpfchen auf einem Ahornbaum. Im Bereich des Hessenköpfchens befindet sich ein Rotmilanhorst auf einer Buche.

Der Mäusebussard benötigt offene, abwechslungsreiche Landschaften. Er baut sein Nest vorzugs- weise im Wald oder größeren Feldgehölzen, neuerdings auch auf Einzelbäumen. Zur Jagd benötigt er offenes Gelände mit recht kurzer Vegetation, da bodenbewohnende Kleintiere wie z.B. Mäuse seine Nahrung darstellen. Er verbleibt im Winter in Deutschland bzw. zieht nur kurze Strecken (stark abhängig von der Witterung). Der Rotmilan besiedelt offene, reich gegliederte Landschaften mit Feldgehölzen und Wäldern. Zur Nahrungssuche werden Agrarflächen mit einem Nutzungsmosaik aus Wiesen und Äckern bevorzugt. Der Brutplatz liegt meist in lichten Altholzbeständen, an Waldrändern aber auch in kleineren Feldge- hölzen. Rotmilane gelten als ausgesprochen reviertreu und nutzen alte Horste oftmals über viele Jahre. Der Rotmilan hat ein breites Nahrungsspektrum (Kleinsäuger, Vögel, Fische). Der Rotmilan ist ein Kurzstreckenzieher, der den Winter über hauptsächlich in Spanien verbringt.

Tötungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (Fangen, Töten, Verletzen) Bei Rotmilan und Mäusebussard ist auf ihren Nahrungsflügen ein Kollisionsrisiko mit einem stehen- den Brückenbauwerken nicht wahrscheinlich, ein Tatbestand der Tötung ist somit nicht anzunehmen.

Schädigungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG (Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) Die Horstbäume von Rotmilan und Mäusebussard sind mehrere Hundert Meter vom Vorhabenbereich entfernt. Eine Schädigung der Fortpflanzungsstätten durch die Baumaßnahme ist somit auszuschlie- ßen.

Störungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG (Störung während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten) Die Bauarbeiten finden nur in einem zeitlich begrenzten Rahmen (ca. 14 Wochen) statt. Die Hor- stäume befinden sich mehrere Hundert Meter vom Bauwerk entfernt. Eine dauerhafte erhebliche Stö- rung der Fortpflanzungs- und Aufzuchtstätten ist somit nicht anzunehmen.

Zusammenfassung und notwendige Maßnahmen Es sind keine Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG zu erwarten. Es werden keine konfliktvermeidende bzw. CEF-Maßnahmen notwendig. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 34 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Trauerschnäpper Vorkommen und Lebensweise Im Jahr 2018 wurde ein Brutplatz vom Trauerschnäpper im Bereich des Bärentals ermittelt. Der Trauerschnäpper kommt überwiegend in naturnahen, altholzreichen Wälder (offene Laub- und Laubmischwälder mit wenig ausgeprägter Strauchschicht) vor. Er ist Höhlenbrüter und Langstrecken- zieher mit Hauptwinterquartier in Westafrika.

Tötungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (Fangen, Töten, Verletzen) Der Trauerschnäpper zählt zu den Arten mit mäßiger Mortalitätsgefährdung-Index.14 Ein deutlich erhöhtes Kollisionsrisiko ist auf ihren Nahrungsflügen durch das Brückenbauwerk nicht zu prognosti- zieren, ein Tatbestand der Tötung ist somit nicht anzunehmen.

Schädigungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG (Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) Ein Brutplatz vom Trauerschnäpper ist von dem Brückenbauwerk ca. 200 m entfernt. Eine Schädi- gung ist somit nicht zu erwarten. Sollte die Fällung weiterer Bäume notwendig werden, ist die Ver- meidungsmaßnahme (V3-Baumschutz) vorgesehen, dass die Bäume vor Fällung auf Brutplätze begutachtet werden. Somit wird sichergestellt, dass der Schädigungsverbotstatbestand nicht ein- schlägig wird.

Störungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG (Störung während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten) Die Bauarbeiten finden in einem zeitlich begrenzten Rahmen (ca. 14 Wochen) statt. Der bekannte Brutplatz befindet sich mehrere hundert Meter von dem Bauwerk entfernt. Eine Störung des Trauer- schnäppers ist weder dauerhaft noch erheblich zu prognostizieren.

Zusammenfassung und notwendige Maßnahmen Es sind keine Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG zu erwarten. Als konfliktvermei- dende Maßnahme ist die Vermeidungsmaßnahme (V3-Baumschutz) vorgesehen.

14 In: BRUNS (2015), VERWEIS AUF DIERSCHKE & BERNOTAT (2012) Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 35 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Waldkauz Vorkommen und Lebensweise Zwei mögliche Brutplätze vom Waldkauz befinden sich im Süden des geplanten Brückenvorhabens. Der Waldkauz ist in reich strukturierten Landschaften mit alten Baumbeständen, aber auch in Städten verbreitet. Bruten sind meist in Baumhöhlen (Buchen) zu finden, aber auch in Fels- und Gebäudeni- schen, selten in alten Greifvogel- und Krähennestern. Der dämmerungs- und nachtaktive Vogel be- setzt bei gutem Nahrungsangebot (hohe Anzahl an Kleinsäugern) relativ kleine Territorien. Der Wald- kauz ist in Mitteleuropa Standvogel.

Tötungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (Fangen, Töten, Verletzen) Der dämmerungs- und nachtaktive Vogel wird durch die Brücke auf seinen Nahrungsflügen nicht betroffen, da er sich in der Dunkelheit gut orientieren kann. Der Tatbestand der Tötung ist somit nicht anzunehmen

Schädigungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG (Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) Bekannte Fortpflanzungs- und Ruhestätten des Waldkauzes liegen mehrere hundert Meter vom Vor- habenbereich entfernt und werden nicht betroffen. Sollte die Fällung weiterer Bäume notwendig wer- den, ist die Vermeidungsmaßnahme (V3-Baumschutz) vorgesehen, dass die Bäume vor Fällung auf Brutplätze begutachte werden. Somit wird sichergestellt, dass kein Schädigungsverbotstatbestand einschlägig wird.

Störungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG (Störung während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten) Die Bauarbeiten finden in einem zeitlich begrenzten Rahmen (ca. 14 Wochen) statt. Die bekannten Brutplätze befinden sich mehrere hundert Meter von dem Bauwerk entfernt. Eine Störung des Wald- kauzes ist weder dauerhaft noch erheblich anzunehmen.

Zusammenfassung und notwendige Maßnahmen Es sind keine Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG zu erwarten. Als konfliktvermei- dende Maßnahme ist die Vermeidungsmaßnahme (V3-Baumschutz) vorgesehen. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 36 Naturschutzrechtliche Planunterlage

6.2 Zusammenfassung und Fazit

In nachfolgender Tabelle werden die Ergebnisse der artenschutzrechtlichen Betrachtung hinsichtlich der Verbotstatbestände gemäß § 44 BNatSchG und die Auswirkungen auf den Erhaltungszustand der Arten zusammenfassend dargestellt:

Tabelle 7: Übersicht der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände

Art/Gruppe Vorgesehene Verbotstatbestand des Maßnahmen §44Abs.1BNatSchG

Wildkatze keine nicht erfüllt Fledermäuse (mit Bechsteinfledermaus, Fransenfledermaus, Große Bartfledermaus, Großer Abendsegler, Großes Mausohr, Klei- V3 nicht erfüllt ner Abendsegler, Mopsfledermaus) Spechte (Grauspecht, Mittelspecht, Schwarzspecht, Wendehals) V3, V4 nicht erfüllt

Greifvögel (Mäusebussard, Rotmilan) keine nicht erfüllt

Trauerschnäpper V3 nicht erfüllt

Waldkauz V3 nicht erfüllt

Für alle Tierarten können, unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen V3 und V4, Verbotstatbestände gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 und 3 (Tötung von Tieren bzw. Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) und gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 und 2 (Störung des Erhal- tungszustandes der lokalen Population) ausgeschlossen werden.

Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie sind ebenfalls nicht betroffen, da keine Nachweise bekannt und zu erwarten sind. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 37 Naturschutzrechtliche Planunterlage

7 Ergebnis der Verträglichkeitsuntersuchung für das Natu- ra 2000-Gebiet

§ 34 Abs. 1 BNatSchG bestimmt, dass Projekte vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Natura 2000-Gebiets überprüft werden müssen, wenn sie einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen das Gebiet (auch von außen) erheblich beeinträchtigen können.

Im Rahmen der vorliegenden FFH-Verträglichkeitsuntersuchung15 für das Natura 2000- Gebiet „Hohe Schrecke-Finne“ (DE4734-320) wurde geprüft, ob durch das Vorhaben Le- bensräume nach Anhang I FFH-RL, Habitate der Arten nach Anhang II FFH-RL oder Habita- te der Vogelarten nach Anhang I EU-Vogelschutzrichtlinie erheblich beeinträchtigt werden.

Als mögliche Projektwirkungen wurden näher betrachtet: - Anlagebedingtes Risiko der dauerhaften Flächeninanspruchnahme von LRT - Anlagebedingtes Risiko des Verlustes von Bäumen als Habitatstrukturen der Tierarten nach Anhang II FFH-RL - Baubedingtes Risiko der zeitweisen Inanspruchnahme von LRT und von Habitatstrukturen - Anlagebedingtes Risiko des Verlustes von Bäumen als Habitatstrukturen für Vögel - Anlagebedingtes Risiko von Kollision für Vögel - Baubedingtes Risiko der Beseitigung von Habitatstrukturen für Vögel - Baubedingtes Risiko der Scheuchwirkungen durch Störung und daraus resultierender zeitlich begrenzter Verlust von Lebensräumen für Vögel - Betriebsbedingtes Risiko der Scheuchwirkungen durch Störung für Vögel

Die Auswirkungen auf die Erhaltungsziele der FFH- und SPA-Gebiet „Hohe Schrecke-Finne““ sind wie folgt zu bewerten.

Tabelle 8: Ergebnis der Erheblichkeitseinschätzung

Erhaltungsziel Schadensbegren- Einschätzung der Beeinträchtigung zungsmaßnahmen

FFH-Gebiet

LRT 9130 V1 – Schutz vor Flächen- - Es gehen keine Flächen durch die Brücke inanspruchnahme oder Zuwegungen verloren. V2 – Schutz des Bodens keine erhebliche Beeinträchtigung

LRT 9110, 9170 nicht erforderlich - LRT liegen nicht im Wirkbereich. keine erhebliche Beeinträchtigung

Mopsfledermaus V1 – Schutz vor Flächen- - Quartiere sind nicht betroffen Großes Mausohr inanspruchnahme - Keine Auswirkungen auf sonstige Habi- Bechsteinfledermaus tatstrukturen.

15 IPU GmbH (2019) Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 38 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Erhaltungsziel Schadensbegren- Einschätzung der Beeinträchtigung zungsmaßnahmen

keine erhebliche Beeinträchtigung

SPA-Gebiet

Grauspecht, Mit- V4 - Begrenzung der - Keine Brutbäume betroffen telspecht, Schwarz- Bauzeit - Kollisionen mit Brücke sind nicht zu erwar- specht ten. - Keine Scheuchwirkungen zu prognostizie- ren. keine erhebliche Beeinträchtigung

Die Prognose und Bewertung der vorhabenbedingten Beeinträchtigungen der Erhaltungszie- le des Schutzgebietes ergibt, dass keine erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensraumty- pen nach Anhang I einschließlich der charakteristischen Arten, der Arten nach Anhang II FFH-RL sowie der Arten nach Anhang I EU-Vogelschutzrichtlinie auch unter kumulativer Be- trachtung mit anderen Vorhaben zu erwarten sind.

Das Vorhaben des Baus einer Hängeseilbrücke ist mit den Erhaltungszielen des Natu- ra 2000-Gebietes DE 4734-320 „Hohe Schrecke-Finne“ verträglich. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 39 Naturschutzrechtliche Planunterlage

8 Maßnahmenblätter

Maßnahmen:

V1 – Schutz vor Flächeninanspruchnahme V2 – Schutz des Bodens V3 – Baumschutz V4 - Begrenzung der Bauzeit E1 – Entwicklung eines Waldrandes im Zuge von naturnahem Laubwald Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 40 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Maßnahmenblatt

Projektbezeichung Vorhabenträger Maßnahmenkomplex-Nr. Hängeseilbrücke in der Hohen Verein Hohe Schrecke – Alter V1, FFH Schrecke Wald mit Zukunft e.V.

Bezeichnung der Maßnahme Maßnahmentyp Schutz vor Flächeninanspruchnahme V Vermeidungsmaßnahme Zusatzindex Lage der Maßnahme FFH Maßnahme zur Schadensbe- im Bereich der Bauzuwegung und des neu anzulegenden Wegepfa- grenzung, Maßnahme zur Ko- des härenzsicherung

Begründung der Maßnahme

Auslösende Konflikte / notwendige Maßnahmen und Anforderungen an deren Lage / Standort Von der Rodung von Bäumen können LRT des FFH-Gebietes betroffen sein. Die Maßnahme wird deshalb zur Schadensbegrenzung erforderlich. Konflikt 2: Neuanlage eines Pfades Konflikt 3 – temporäre Bauzuwegung

Ausgangszustand der Maßnahmenflächen Naturnaher Waldbereich

Zielkonzeption der Maßnahme Keine Rodung von Bäumen

Vermeidung für Konflikt K2, K3 Ausgleich für Konflikt Ersatz für Konflikt

Maßnahme zur Schadensbegrenzung für LRT 9130 Maßnahme zur Kohärenzsicherung für CEF-Maßnahme für FCS-Maßnahme zur Sicherung eines günstigen Erhaltungszustandes für

Ausführung der Maßnahme

Beschreibung der Maßnahme Die Bauzuwegung bzw. der Wanderpfad sind so anzulegen, dass keine Bäume gerodet werden müssen.

Gesamtumfang der Maßnahme

Zielbiotop: - Ausgangsbiotop: LRT 9130

Hinweise zur landschaftspflegerischen Bauausführung Zeitliche Zuordnung Maßnahme vor Beginn der Bauarbeiten (Bauzuweg) Maßnahme im Zuge der Bauarbeiten (Pfadanlage) Maßnahme nach Abschluss der Bauarbeiten

Hinweise zur Kontrolle der landschaftspflegerischen Maßnahmen - Die Einhaltung der Maßnahme ist durch eine ökologische Baubegleitung zu kontrollieren. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 41 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Maßnahmenblatt

Projektbezeichung Vorhabenträger Maßnahmenkomplex-Nr. Hängeseilbrücke in der Hohen Verein Hohe Schrecke – Alter V2, FFH Schrecke Wald mit Zukunft e.V.

Bezeichnung der Maßnahme Maßnahmentyp Schutz des Bodens V Vermeidungsmaßnahme Zusatzindex Lage der Maßnahme FFH Maßnahme zur Schadensbe- im Bereich der Bauzuwegung und des neu anzulegenden Wegepfa- grenzung, Maßnahme zur Ko- des härenzsicherung

Begründung der Maßnahme

Auslösende Konflikte / notwendige Maßnahmen und Anforderungen an deren Lage / Standort Von der Veränderung des Bodens können Flächen der geschützten LRT des FFH-Gebietes betroffen sein. Die Maßnahme wird deshalb zur Schadensbegrenzung erforderlich. Konflikt 2: Neuanlage eines Pfades Konflikt 3 – temporäre Bauzuwegung

Ausgangszustand der Maßnahmenflächen Naturnaher Waldbereich

Zielkonzeption der Maßnahme Bodenschonende Bauarbeiten

Vermeidung für Konflikt K2, K3 Ausgleich für Konflikt Ersatz für Konflikt

Maßnahme zur Schadensbegrenzung für LRT 9130 Maßnahme zur Kohärenzsicherung für CEF-Maßnahme für FCS-Maßnahme zur Sicherung eines günstigen Erhaltungszustandes für

Ausführung der Maßnahme

Beschreibung der Maßnahme Der Einsatz von schweren Geräten ist für die gesamten Bau- und Bohrarbeiten nicht zulässig. Dies ist in den Leistungsbeschreibungen zu berücksichtigen und von den Firmen bzw. Unternehmern nachzuweisen. Die temporären Bauzufahrten sind so auszuführen, dass diese nach Beendigung der Bauarbeiten rückstandslos rückgebaut werden können. Insbesondere abseits der bestehenden Wege ist die bestehende Bodenstruktur zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Zum Schutz des Oberbodens ist lediglich soweit erforderlich eine Planierung der Fläche zulässig. Der Ausbaugrad der Bauzuwegung ist so zu wählen, dass diese der notwendigen Tragkraft an-gepasst wird. Um die Bauzufahrt rückstandsfrei entnehmen zu können, ist die aufzutragende Schicht vom natürlichen Boden durch ein Fließ zu trennen. Mögliche Verdichtungen des Oberbodens sind anschließend zu beseitigen. Der neu anzulegende Wanderpfad ist auf eine maximale Breite von 1,50 m zu begrenzen. Die Befestigung hat funktionsangemessen zu erfolgen. Im Buchenwald ist diese ausschließlich mit Rindenmulch anzulegen, im stär- ker geneigten Lärchenwald kann eine standortangepasste Schotterdecke aufgebracht werden.

Gesamtumfang der Maßnahme

Zielbiotop: - Ausgangsbiotop: LRT 9130 Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 42 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Maßnahmenblatt

Projektbezeichung Vorhabenträger Maßnahmenkomplex-Nr. Hängeseilbrücke in der Hohen Verein Hohe Schrecke – Alter V2, FFH Schrecke Wald mit Zukunft e.V.

Hinweise zur landschaftspflegerischen Bauausführung Zeitliche Zuordnung Maßnahme vor Beginn der Bauarbeiten Maßnahme im Zuge der Bauarbeiten Maßnahme nach Abschluss der Bauarbeiten

Hinweise zur Kontrolle der landschaftspflegerischen Maßnahmen - Die Einhaltung der Maßnahme ist durch eine ökologische Baubegleitung zu kontrollieren. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 43 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Maßnahmenblatt

Projektbezeichung Vorhabenträger Maßnahmenkomplex-Nr. Hängeseilbrücke in der Hohen Verein Hohe Schrecke – Alter V3, CEF Schrecke Wald mit Zukunft e.V.

Bezeichnung der Maßnahme Maßnahmentyp Baumschutz V Vermeidungsmaßnahme Zusatzindex Lage der Maßnahme CEF funktionserhaltende Maßnahme im Bereich der Hängeseilbrücke und Bauzuwegung

Begründung der Maßnahme

Auslösende Konflikte / notwendige Maßnahmen und Anforderungen an deren Lage / Standort Durch die Fällung der Bäume können mögliche Höhlen und Spalten für Fledermäuse bzw. Nistplätze für Vögel betroffen sein. Die Maßnahme wird deshalb zur Schadensbegrenzung erforderlich. Konflikt 1 – Brückenbauwerk Konflikt 3 – temporäre Bauzuwegung

Ausgangszustand der Maßnahmenflächen Unterschiedliche Bäume im Bereich der Brückentrasse und der temporären Bauzuwegung

Zielkonzeption der Maßnahme Schutz der Bäume und der Vögel und Fledermäuse

Vermeidung für Konflikt K1, K3 Ausgleich für Konflikt Ersatz für Konflikt

Maßnahme zur Schadensbegrenzung für Maßnahme zur Kohärenzsicherung für CEF-Maßnahme für Vögel und Fledermäuse FCS-Maßnahme zur Sicherung eines günstigen Erhaltungszustandes für

Ausführung der Maßnahme

Beschreibung der Maßnahme Bei Arbeiten im Wurzelbereich der Bäume ist dieser durch entsprechende Schutzmaßnahmen (Bauzaun, tempo- räre Schutzauflage) so zu schützen, dass das Wurzelwerk nicht beeinträchtigt wird. Bei Arbeiten in unmittelbarer Stammnähe sind die Bäume mit Stammummantelung vor Beschädigungen zu schützen. Die zu fällenden Bäumen sind vor der Fällung auf mögliche Höhlen und Spalten für Fledermäuse bzw. Nistplätze für Vögel zu begutachten. Bei Nachweisen sind konkrete Maßnahmen in Absprache mit der UNB vor der Fällung zu treffen.

Gesamtumfang der Maßnahme

Zielbiotop: - Ausgangsbiotop: -

Hinweise zur landschaftspflegerischen Bauausführung Zeitliche Zuordnung Maßnahme vor Beginn der Bauarbeiten Maßnahme im Zuge der Bauarbeiten Maßnahme nach Abschluss der Bauarbeiten Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 44 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Maßnahmenblatt

Projektbezeichung Vorhabenträger Maßnahmenkomplex-Nr. Hängeseilbrücke in der Hohen Verein Hohe Schrecke – Alter V3, CEF Schrecke Wald mit Zukunft e.V.

Hinweise zur Kontrolle der landschaftspflegerischen Maßnahmen - Die Einhaltung der Maßnahme ist durch eine ökologische Baubegleitung zu kontrollieren. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 45 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Maßnahmenblatt

Projektbezeichung Vorhabenträger Maßnahmenkomplex-Nr. Hängeseilbrücke in der Hohen Verein Hohe Schrecke – V4, FFH, CEF Schrecke Alter Wald mit Zukunft e.V.

Bezeichnung der Maßnahme Maßnahmentyp Begrenzung der Bauzeit V Vermeidungsmaßnahme Zusatzindex Lage der Maßnahme FFH Maßnahme zur Schadensbegrenzung, im Bereich der Hängeseilbrücke und Bauzuwegung Maßnahme zur Kohärenzsicherung CEF funktionserhaltende Maßnahme

Begründung der Maßnahme

Auslösende Konflikte / notwendige Maßnahmen und Anforderungen an deren Lage / Standort Durch die Bauarbeiten und den damit verbundenen Lärm können insbesondere Spechtarten (Grau-, Schwarz-, Mittelspecht) betroffen sein. Die Maßnahme wird deshalb zur Schadensbegrenzung erforderlich. Konflikt 1 – Brückenbauwerk Konflikt 3 – temporäre Bauzuwegung

Ausgangszustand der Maßnahmenflächen -

Zielkonzeption der Maßnahme Schutz der Vögel vor Verlärmung

Vermeidung für Konflikt K1, K3 Ausgleich für Konflikt Ersatz für Konflikt

Maßnahme zur Schadensbegrenzung für Grau-, Schwarz-, Mittelspecht Maßnahme zur Kohärenzsicherung für CEF-Maßnahme für Grau-, Schwarz-, Mittelspecht FCS-Maßnahme zur Sicherung eines günstigen Erhaltungszustandes für

Ausführung der Maßnahme

Beschreibung der Maßnahme Um die relevanten Spechtarten (Grau-, Schwarz-, Mittelspecht) in der sensibelsten Brutzeit (Reviermarkierung und hauptsächlichen Legezeit) vor Beeinträchtigungen zu schützen, ist mit den Baumaßnahmen nicht vor Mitte Mai zu beginnen.

Gesamtumfang der Maßnahme

Zielbiotop: - Ausgangsbiotop: -

Hinweise zur landschaftspflegerischen Bauausführung Zeitliche Zuordnung Maßnahme vor Beginn der Bauarbeiten Maßnahme im Zuge der Bauarbeiten Maßnahme nach Abschluss der Bauarbeiten

Hinweise zur Kontrolle der landschaftspflegerischen Maßnahmen - Die Einhaltung der Maßnahme ist durch eine ökologische Baubegleitung zu kontrollieren. Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 46 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Maßnahmenblatt

Projektbezeichung Vorhabenträger Maßnahmenkomplex-Nr. Hängeseilbrücke in der Hohen Verein Hohe Schrecke – Alter E1 Schrecke Wald mit Zukunft e.V.

Bezeichnung der Maßnahme Maßnahmentyp Entwicklung eines Waldrandes im Zuge von naturnahem Laubwald E Ersatzmaßnahme

Lage der Maßnahme Gemarkung Gehofen, Flur 13, Flurstücke 17/1 und 17/2 (Vorzugslösung), siehe Abbildung 8 Folgende weitere mögliche Planungsalternativen wurden zusammen mit dem Antrag auf Änderung der Nut- zungsart im Waldbereich (§10 ThürWaldG) vom 08. 05. 2019 beim Forstamt Sondershausen eingereicht: Gemarkung Gehofen, Flur 12, Flurstück 70 (Aufforstung auf Grünland) Gemarkung Langenroda, Flur 2, Flurstücke 240/103, 241/103; Flur 3, Flurstücke 36/1 und 246 (Aufforstung auf Grünland) Gemarkung Langenroda, Flur 2, Flurstück 1/2 (Aufforstung auf Ackerland, Rückfalllösung)

Begründung der Maßnahme

Auslösende Konflikte / notwendige Maßnahmen und Anforderungen an deren Lage / Standort Konflikt 1 – Brückenbauwerk, Versiegelung, Verlust von Bäumen, Änderung des Landschaftsbildes Konflikt 2: Neuanlage eines Pfades, Teilbefestigung, Änderung der bodennahen Vegetation

Ausgangszustand der Maßnahmenflächen Ackerfläche am Waldrand

Zielkonzeption der Maßnahme Entwicklung eines Waldrandes an einer neu anzulegenden Waldfläche

Vermeidung für Konflikt Ausgleich für Konflikt Ersatz für Konflikt K1, K2

Maßnahme zur Schadensbegrenzung für Maßnahme zur Kohärenzsicherung für CEF-Maßnahme für FCS-Maßnahme zur Sicherung eines günstigen Erhaltungszustandes für

Ausführung der Maßnahme

Beschreibung der Maßnahme Es wird die Fläche mit einem standorttypischen Laubmischwald aufgeforstet. Als Übergang zum anschließenden Offenland ist ein ca. 10 m breiter Waldrand vorgesehen. Der Waldrand ist der Sukzession zu überlassen. Dieser Waldrand ist mit Holzpflöcken, Natursteinen etc. zur Ackerfläche abzu- grenzen.

Gesamtumfang der Maßnahme 17.7279550 m² (Vorzugslösung), zu reduzieren auf 1,5 ha (davon 2.800 m² Waldrand)

Zielbiotop: naturbestimmter Laubwald Ausgangsbiotop: Intensivgrünland Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 47 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Maßnahmenblatt

Projektbezeichung Vorhabenträger Maßnahmenkomplex-Nr. Hängeseilbrücke in der Hohen Verein Hohe Schrecke – Alter E1 Schrecke Wald mit Zukunft e.V.

Hinweise zur landschaftspflegerischen Bauausführung Zeitliche Zuordnung Maßnahme vor Beginn der Bauarbeiten Maßnahme im Zuge der Bauarbeiten Maßnahme nach Abschluss der Bauarbeiten

Hinweise zur Verwaltung erworbener Liegenschaften für landschaftspflegerische Maßnahmen -

Hinweise zur Pflege und Unterhaltung der landschaftspflegerischen Maßnahmen Eine Pflege ist nicht erforderlich.

Hinweise zur Kontrolle der landschaftspflegerischen Maßnahmen -

Weitere Hinweise für die Ausführungsplanung - Überblick Lage Vorschläge der Ersatzflächen ¿ { Êo."Úèttt i f'

.i

ol

Vorcchlag 2: Grtinlandaufforstung

Vorschlag I : Grünlandaullorstung

Vorschlag 3 : Grünlandaultorstr ng

Vorechlagr Ackeraullorstung

N A 1:15.000 ft¡¡ 0 0,15 0,3 0,6 0,9 1,2 1,5 Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 48 Naturschutzrechtliche Planunterlage

9 Quellenverzeichnis

BAUER, H.-G., P. BERTHOLD (1997) Die Brutvögel Mitteleuropas, 2. Auflage, Wiesbaden.

BRUNS, E. (2015) Auswirkungen zukünftiger Netzinfrastrukturen und Energiespeicher in Deutschland und Eu- ropa. Teilbericht 4: Vogelkollisionen an Freileitungen. F+E-Vorhaben FKZ 512 83 0100 im Auftrag des BfN (Bundesamt für Naturschutz)

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (BFN; 1998) Das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000 – BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie; Schriftenreihe für Land- schaftspflege und Naturschutz Heft 53

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (BFN; 2004) Das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000 – Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland; Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Heft 69 / Band 2: Wirbeltiere

BUSHART, M., R. SUCK u.a. (BUSHART; 2008) Potenzielle Natürliche Vegetation Thüringens, Schriftenreihe der TLUG, Jena 2008

FIEGLE, M (2018) Waldbiotop- und Lebensraumtypen und ihre Bewertung als Grundlage für die Planung; April 2018

GARNIEL, A. UND U. MIERWALD (GARNIEL; 2010) Arbeitshilfe Vögel und Straßenverkehr, Ausgabe 2010

GITTA REGNER & SÖLDNER GBR (LIEDER; 2018) Erfassung der Fauna 2018, Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Ho- hen Schrecke bei Braunsroda (Thüringen)

IPU GmbH (2019) Errichtung einer Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke, Verträglichkeitsuntersuchung für das Natura 2000-Gebiet (FFH- und SPA-Gebiet) DE 4734-320 „Hohe Schrecke-Finne“

Standard-Datenbogen für das Gebiet DE 4734320 aus http://www.thueringen.de/th8/tlug/umweltthemen/naturschutz/natura2000/download_bereich/

SÜDBECK, P., H. ANDRETZKE, S. FISCHER, K. GEDEON, T. SCHIKORE, K. SCHRÖDER & C. SUDFELDT (HRSG.) (SÜDBECK ET. AL.; 2005) Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 49 Naturschutzrechtliche Planunterlage

Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands

THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (TLUG; 2004) Die Naturräume Thüringens, Naturschutzreport Heft 21

THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (TLUG; 2009) Artensteckbriefe Thüringen 2009

THÜRINGER MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, NATURSCHUTZ UND UMWELT (TMLNU; 2005) Die Eingriffsregelung in Thüringen - Bilanzierungsmodell

THÜRINGER MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, NATURSCHUTZ UND UMWELT (TMLNU; 2008) Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung –ThürNEzVO- § 3 Nr. 27 vom 29. Mai 2008. veröffentlicht im Gesetz- und Verordnungsblatt für den Freistaat Thüringen 2008 Nr. 7

THÜRINGER MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, NATURSCHUTZ UND UMWELT TMLNU (2014) Hinweise zur Umsetzung des Europäischen Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ in Thürin- gen. veröffentlicht im Thüringer Staatsanzeiger Nr. 01/2015 S. 47 bis 59

TRESS, J., M. BIEDERMANN, H. GEIGER, J. PRÜGER, W. SCHORCHT, C. TRESS & K.-P. WELSCH (TRESS ET. AL.; 2012) Fledermäuse in Thüringen, 2. Auflage. Naturschutzreport Heft 27, 656 S.

Errichtung einer Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke

Verträglichkeitsuntersuchung für das

Natura 2000-Gebiet (FFH- und SPA-Gebiet)

DE 4734-320 „Hohe Schrecke-Finne“

Vorhabenträger: Verein Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft e.V. Heidelbergstraße 1 06577 Heldrungen/ OT Braunsroda Ansprechpartnerin: Frau Dittmer

Auftragnehmer: IPU GmbH Breite Gasse 4/5 99084 Erfurt Bearbeitung: Dipl.-Geogr. Michael Giel

Bearbeitungsstand: 04/2019

Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Inhaltsverzeichnis

1 Veranlassung und Untersuchungsziele ...... 1

2 Beschreibung des Natura 2000-Gebietes und der für seine Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteile ...... 2 2.1 Datengrundlagen ...... 2 2.2 Beschreibung des Schutzgebietes ...... 2 2.3 Lage des Vorhabens ...... 3 2.4 Maßgebliche Bestandteile ...... 4 2.4.1 Lebensraumtypen nach Anhang II FFH-RL ...... 4 2.4.2 Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der FFH-RL ...... 5 2.4.3 Arten nach Anhang I der Vogelschutzrichtlinie ...... 5 2.5 Erhaltungsziele ...... 7

3 Beschreibung des Vorhabens und der relevanten Wirkfaktoren ...... 9 3.1 Beschreibung des Vorhabens ...... 9 3.2 Projektwirkungen ...... 13 3.3 Wirkbereich des Vorhabens und zu prüfende Erhaltungsziele ...... 15 3.4 Zu prüfende Erhaltungsziele ...... 16

4 Vorhabensbezogene Vermeidungs- und Schadensbegrenzungsmaßnahmen...... 18

5 Prognose und Bewertung der Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele des Schutzgebietes ...... 20 5.1 Beeinträchtigung von LRT nach Anhang I der FFH-RL ...... 20 5.2 Beeinträchtigung von Arten nach Anhang II FFH-RL ...... 21 5.3 Beeinträchtigung übergreifender Erhaltungsziele des FFH-Gebietes ...... 25 5.4 Beeinträchtigung von Vogelarten nach Anhang I der VS-RL ...... 26 5.5 Beeinträchtigung übergreifender Erhaltungsziele des Vogelschutzgebietes ...... 31 5.6 Berücksichtigung von charakteristischen Arten ...... 32 5.7 Einschätzung der Relevanz anderer Pläne und Projekte ...... 34

6 Zusammenfassung ...... 35

7 Literatur- und Quellenverzeichnis ...... 37

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Lage des Vorhabens zum Natura 2000-Gebiet ...... 3 Abbildung 2: Vorhaben, Erhaltungsziele und Wirkraum ...... 12 Abbildung 3: Auswirkungen auf die Erhaltungsziele des FFH-Gebietes ...... 24 Abbildung 4: Auswirkungen auf die Erhaltungsziele des SPA-Gebietes ...... 30

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Lebensraumtypen ...... 4 Tabelle 2: Tier- und Pflanzenarten im FFH-Gebiet ...... 5 Tabelle 3: Vogelarten nach Anhang I ...... 5

Abkürzungsverzeichnis

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz FFH Fauna-Flora-Habitat LINFOS Landschaftsinformationssystem Thüringen LRT Lebensraumtyp RL Richtlinie SPA Spatial Protection Area (Vogelschutzgebiet) UNB Untere Naturschutzbehörde VS-RL Vogelschutz-Richtlinie

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 1 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

1 Veranlassung und Untersuchungsziele

Der Verein Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft e.V. beabsichtigt, eine Hängeseilbrücke im Waldbereich der Hohen Schrecke zu errichten. Die geplante Anlage befindet sich z.T. innerhalb eines Natura 2000-Gebietes.

§ 34 Abs. 1 BNatSchG bestimmt, dass Projekte vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Natura 2000-Gebiets überprüft werden müssen, wenn sie einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen das Gebiet erheblich beeinträchtigen können.

Im Rahmen der vorliegenden Verträglichkeitsuntersuchung wird für das FFH-Gebiet und SPA-Gebiet „Hohe Schrecke-Finne“ geprüft, ob durch das Vorhaben die Lebensräume nach Anhang I der FFH-RL oder die Habitate der Arten nach Anhang II der FFH-RL erheblich be- einträchtigt werden oder ob durch das Vorhaben die Habitate der Vogelarten nach Anhang I der VS-RL oder der regelmäßig vorkommende Zugvogelarten so verändert werden, dass dies zu einer erheblichen Beeinträchtigung führen kann.

Im Rahmen der vorgeschalteten Machbarkeitsstudie wurde vorabgeschätzt, ob und wie das Projekt das FFH-Gebiet und EU-Vogelschutzgebiet „Hohe Schrecke-Finne“ bzw. seine Erhal- tungsziele erheblich beeinträchtigen kann. Die Ergebnisse dieser Erheblichkeitsabschätzung wurden in diese Verträglichkeitsstudie berücksichtigt.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 2 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

2 Beschreibung des Natura 2000-Gebietes und der für seine Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteile

2.1 Datengrundlagen

Der Verträglichkeitsuntersuchung liegen folgende Daten zugrunde: - Standard-Datenbogen für das Gebiet DE 4734-320 (Stand 05/2018) - Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung – ThürNEzVO - (GVBl. 2018 Nr. 11) - LINFOS-Daten (Landratsamt vom 31.08.2017 und 13.09.2017) - Pflege- und Entwicklungsplan zum Naturschutzgroßprojekt „Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft“, Stand August 2012 (Auftraggeber Naturstiftung David)

2.2 Beschreibung des Schutzgebietes

Das FFH-Gebiet und deckungsgleiche EU-Vogelschutzgebiet „Hohe Schrecke-Finne“ ist 5.732 ha groß und befindet sich östlich von Heldrungen. Bei dem Gebiet handelt es sich um einen Buntsandstein-Höhenzug mit Übergängen zum Muschelkalk, mit großflächig unzer- schnittenen naturnahen, alt- und totholzreichen Laubmischwäldern, Pionierwaldstadien, noch unbewaldeten Freiflächen (ehem. Truppenübungsplatz) sowie randlichen Offenlandbiotopen. Es repräsentiert großräumig unzerschnittene Buchen- und Eichen-Hainbuchenwälder mit hohen Alt-, Totholzanteilen und bemerkenswertem Arteninventar sowie artenreiche Offen- landbiotope.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 3 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

2.3 Lage des Vorhabens

Nachfolgende Abbildung 1 zeigt die Lage des Vorhabens zum Natura 2000-Gebiet. Das Vor- haben befindet sich am nördlichen Randbereich des Natura 2000-Gebietes.

Abbildung 1: Lage des Vorhabens zum Natura 2000-Gebiet

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 4 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

2.4 Maßgebliche Bestandteile

Nachfolgend sind die maßgeblichen Bestandteile des Natura 2000-Gebietes dargestellt.1

2.4.1 Lebensraumtypen nach Anhang II FFH-RL

Folgende Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-RL sind Bestandteil des FFH-Gebietes. Prioritäre Lebensraumtypen sind mit einem * gekennzeichnet.

Tabelle 1: Lebensraumtypen

FFH-Code Bezeichnung Fläche im FFH- Erhaltungs- *prioritärer Gebiet (in ha) zustand Lebensraumtyp 3150 Natürliche eutrophe Seen 2,934 A 3260 Unterwasservegetation in Fließgewässern 5,9878 A 4030 Trockene Heidegebiete 0,042 B *6210 Trespen-Schwingel-Kalk-Trockenrasen 16,7382 B 6240 Steppenrasen 1,976 B 6510 Magere Flachland-Mähwiesen 36,3778 B 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 0,0258 C 7230 Kalkreiche Niedermoore 0,648 B 8150 Kieselhaltige Schutthalden 0,079 B 8160 Kalkschutthalden der kollinen bis montanen Stufe 0,0405 B 8210 Kalkfelsen und ihre Felsspaltenvegetation 1,5715 B 8220 Kieselhaltige Felsen und ihre Felsspaltenvegetation 0,947 C 9110 Hainsimsen-Buchenwald 848,19 B 9130 Waldmeister-Buchenwald 1.577,41 B 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald 21,38 B 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald 146,45 B 9180 Schlucht- und Hangmischwälder 24,21 B 91E0 Erlen-Eschenwälder 33,2442 B Erhaltungszustand: A – sehr gut, B – gut, C – mittel bis schlecht

1 Standard-Datenbogen (Stand 05/2018)

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 5 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

2.4.2 Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der FFH-RL

Folgende Tier- und Pflanzenarten des Anhangs II kommen im FFH-Gebiet vor.

Tabelle 2: Tier- und Pflanzenarten im FFH-Gebiet

FFH- Deutsche Artbezeich- Wissenschaftliche Erhaltungs- Bemerkungen Code nung Artbezeichnung zustand 1308 Mopsfledermaus Barbastella barbastellus B Populationsgröße 15 Exemplare 1323 Bechsteinfledermaus Myotis bechsteinii B Populationsgröße 30 Exemplare Populationsgröße 1.450 Exemp- 1324 Großes Mausohr Myotis myotis B lare 1666 Kammmolch Triturus cristatus B keine Größenangabe 1083 Hirschkäfer Lucanus cervus B keine Größenangabe 1902 Frauenschuh Cypripedium calceolus B 20 Exemplare 1014 Schmale Windelschnecke Vertigo angustior B 800 Exemplare Erhaltungszustand: A – sehr gut, B – gut, C – mittel bis schlecht

2.4.3 Arten nach Anhang I der Vogelschutzrichtlinie

Folgende Arten nach Anhang I kommen im EU-Vogelschutzgebiet vor.

Tabelle 3: Vogelarten nach Anhang I

Kennziffer Deutsche Artbe- Wissenschaftliche Erhaltungs- Population zeichnung Artbezeichnung zustand A 229 Eisvogel Alcedo atthis 1-5 Exemplare - A 215 Uhu Bubo bubo 1-5 Exemplare B A 030 Schwarzstorch Ciconia nigra 1-5 Exemplare - A 234 Grauspecht Picus canus 11-50 Exemplare B A 238 Mittelspecht Dendrocopos medius 101-250 Paare B A 338 Neuntöter Lanius collurio 11-50 Paare C A 074 Rotmilan Milvus milvus 6-10 Paare B A 236 Schwarzspecht Dryocopus martius 11-50 Exemplare B A 072 Wespenbussard Pernis apivorus 1-5 Paare B A 320 Zwergschnäpper Ficedula parva 1-5 Paare B A 081 Rohrweihe Circus aeruginosus 1-5 Exemplare C A 099 Baumfalke Falco subbuteo keine Angabe B A 322 Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca 51-100 Paare B A 299 Gelbspötter Hippolais icterina 1-5 Paare B A 233 Wendehals Jynx torquilla 1-5 Paare B A 653 Raubwürger Lanius excubitor 1-5 Paare B

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 6 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Kennziffer Deutsche Artbe- Wissenschaftliche Erhaltungs- Population zeichnung Artbezeichnung zustand A 383 Grauammer Miliaria calandra keine Angabe B A 275 Braunkehlchen Saxicola rubetra keine Angabe B A 155 Waldschnepfe Scolopax rusticola keine Angabe B A 232 Wiedehopf Upupa epops keine Angabe C

Erhaltungszustand: A = sehr gut, B = gut, C = mittel bis schlecht

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 7 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

2.5 Erhaltungsziele

Folgende Erhaltungsziele sind in der Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung aufgeführt:

1. Schutzobjekte (FFH-Gebiet) 1.1 Lebensraumtypen Prioritäre: 6210* Kalk-(Halb-)Trockenrasen und ihre Verbuschungsstadien (orchideenreiche Bestände) 8160* Kalkschutthalden der kollinen bis montanen Stufe 9180* Schlucht- und Hangmischwälder 91E0* Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder Weitere: 3150 Natürliche und naturnahe nährstoffreiche Stillgewässer mit Laichkraut- oder Frosch- biss-Gesellschaften 3260 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation 4030 Trockene Heiden 6210 Kalk-(Halb-)Trockenrasen und ihre Verbuschungsstadien 6510 Magere Flachland-Mähwiesen 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 7230 Kalkreiche Niedermoore 8150 Silikatschutthalden der kollinen bis montanen Stufe 8210 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation 8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation 9110 Hainsimsen-Buchenwälder 9130 Waldmeister-Buchenwälder 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder

1.2 Arten Prioritäre: keine Weitere: 1323 Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) 1902 Frauenschuh (Cypripedium calceolus) 1324 Großes Mausohr (Myotis myotis) 1083 Hirschkäfer (Lucanus cervus) 1308 Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) 1166 Nördlicher Kammmolch (Triturus cristatus) 1014 Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior)

2. Übergreifende Erhaltungsziele (FFH-Gebiet) Erhaltung oder gegebenenfalls Wiederherstellung a) der großflächig unzerschnittenen, naturnahen, alt- und totholzreichen Waldmeister- und Hainsimsen-Buchenwälder und Eichen-Hainbuchenwälder, ferner der naturnahen Auwäl- der sowie Schatthang und Schluchtwälder mit Lebensräumen des Hirschkäfers und von Fledermausarten, darunter der Mops- und Bechsteinfledermaus, b) des funktionalen Zusammenhanges mit dem Fledermausquartier „Kloster Donndorf“, c) der Habitate der Schmalen Windelschnecke und des Nördlichen Kammmolchs sowie d) der randlich angrenzenden Halbtrockenrasen, kleinflächig in orchideenreicher Ausprä- gung, und artenreichen Frischwiesen auf einem Buntsandsteinhöhenzug mit Übergängen zum Muschelkalk am nördlichen Rand des Thüringer Beckens.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 8 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

1. Schutzobjekte (Europäisches Vogelschutzgebiet) 1.1 Vogelarten nach Anhang I A229 Eisvogel (Alcedo atthis) A234 Grauspecht (Picus canus) A238 Mittelspecht (Dendrocopos medius) A338 Neuntöter (Lanius collurio) A074 Rotmilan (Milvus milvus) A236 Schwarzspecht (Dryocopus martius) A030 Schwarzstorch (Ciconia nigra) A072 Wespenbussard (Pernis apivorus) A320 Zwergschnäpper (Ficedula parva)

1.2 Regelmäßig auftretende Zugvogelarten nach Artikel 4 Abs. 2 A099 Baumfalke (Falco subbuteo) A275 Braunkehlchen (Saxicola rubetra) A383 Grauammer (Emberiza calandra) A340 Raubwürger (Lanius excubitor) A155 Waldschnepfe (Scolopax rusticola) A233 Wendehals (Jynx torquilla) A232 Wiedehopf (Upupa epops)

2. Übergreifende Erhaltungsziele (Europäisches Vogelschutzgebiet) Erhaltung oder gegebenenfalls Wiederherstellung a) der großflächig unzerschnittenen, störungsarmen, alt- und totholzreichen Laub- und Laubmischwälder als Lebensraum des Grauspechts, des Mittelspechts und des Schwarz- spechts, des Wespenbussards, des Schwarzstorchs, des Rotmilans und des Zwerg- schnäppers sowie b) der angrenzenden Sukzessions- und Offenlandflächen als Nahrungshabitat und als Le- bensraum der Waldschnepfe in störungsarmer Waldlandschaft auf einem Buntsandsteinhöhenzug mit Übergängen zum Muschelkalk am nördlichen Rand des Thüringer Beckens.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 9 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

3 Beschreibung des Vorhabens und der relevanten Wirkfakto- ren

3.1 Beschreibung des Vorhabens

Brückenbauwerk Es ist eine Hängeseilbrücke von ca. 180 m Länge und einer Breite von ca. 1 m im Bereich des Laufstegs geplant. Die Brücke ist als ausschließliche Fußgängerbrücke ausgelegt, eine Befahrung mit Fahrzeugen jeglicher Art ist nicht zugelassen und wird baulich verhindert. Die Brücke befindet sich im Bärental und überspannt den trockenen Talgrund, wobei von einer maximalen Höhe von 25 m über Grund auszugehen ist.

Die Brücke erhält am westlichen und östlichen Ende jeweils ein Widerlager mit einem kleinen Betonfundament von ca. 5 m². Zur Gewährleistung der statischen Sicherheit auch bei Wind- last wird die Brücke beidseitig mit Drahtseilen verspannt und die Seilenden z.T. mit Erdan- kern (ca. 0,5 m²) befestigt. Es werden 4 Erdankerbefestigungen notwendig. Folgende Flächen werden für die Brücke benötigt: - Überspannte Fläche durch die Brücke von ca. 180 m² - Brückenfundamente (10 m²) - Erdankerfundamente (2 m²) Die Brücke zwischen den Widerlagern hat ein Gesamteigengewicht von etwa 23-24 t, beste- hend aus relativ leichten Einzelteilen aus Stahl, Seile und Holz.

Größere Flächen für die Baustelleinrichtung bzw. Lagerung von Baumaterial im Bereich der Brücke sind nicht notwendig. Folgende Flächen werden während des Baus benötigt: - Unbefestigter Lagerplatz für Baumaterial und vorgefertigte Elemente (max. 300 m²) - Unbefestigte Ablagefläche für Baumaterial an der Brücke (100 m²) - Seilkranstellfläche (25 m²) - Beidseitige Rückverankerung für Seilbahn (insgesamt 2 m²), die Rückverankerung wird nicht einbetoniert und nach dem Bau rückgebaut

Die bestehende Nutzung im Bereich der Brücke wird soweit wie möglich beibehalten. Nur im direkten Bereich der Brücke bzw. der Abspannseile (bis ca. 3 m Abstand) ist das Belassen von Gehölzen insb. von Bäumen nicht möglich. Alle weiteren Bäume im direkten Umfeld der Brücke sollen erhalten bleiben, um das Erlebnis des Spaziergangs auf unterschiedlicher Baumhöhe mit der Nähe zu Baumkronen zu errei- chen. Lediglich Bäume, die aus Sicht der Unterhaltung eine Gefährdung (Bruch- oder Um- sturzgefahr) darstellen, sind aus dem direkten Gefahrenbereich zu beseitigen.

Im direkten Brückenumfeld sind 32 Bäume zu fällen. Mit dem Verlust von folgenden Bäumen ist zu rechnen.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 10 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Anzahl Baumart Stammdurchmesser in m 2 Lärche 0,1 2 Buche 0,2 1 Ahorn 0,2 2 Eiche 0,2 4 Robinie 0,2 1 Fichte 0,2 1 Linde 0,2 1 Wildkirsche 0,3 2 Esche 0,3 2 Birke 0,3 1 Robinie 0,3 1 Fichte 0,3 1 Buche 0,3 8 Lärche 0,3 1 Buche 0,4 1 Esche 0,4 1 Kiefer 0,5

Bauzuwegung Für die Erreichbarkeit der Baustelle ist eine Baustraße vorgesehen. Diese Baustraße verläuft soweit möglich auf den vorhandenen befestigten Hauptforstwegen. Die Bauzufahrt kann vom Kammweg zur Baustelle geführt werden. Dabei ist die Umgebung zwingend vor Bauschäden zu schützen. Diese Baustraße nutzt einen vorhandenen Waldweg (auf ca. 250 m Länge) und einen Korri- dor aus ehemaligem Waldweg bzw. Rückegasse (auf ca. 600 m Länge). Die Baustraße hat eine max. Breite von 2,50 m - 3,00 m in Abhängigkeit der vorhandenen Platzverhältnisse. Eine Rodung von Bäumen entlang des Korridors ist nicht vorgesehen, sondern die Baustra- ße ist den Platzverhältnissen anzupassen. Der Aufbau der Baustraße orientiert sich an der notwendigen Tragkraft in Abhängigkeit des Gewichts der Bau- und Transportfahrzeuge. Die Gewichte sind gering, da nur leichte Fahrzeuge zugelassen und keine schweren Bauteile zu transportieren sind. Die Baustellenzufahrt wird als temporäre Baustraße angelegt, welche nach Beendigung der Bauarbeiten rückgebaut wird. Eine weitere Transportmöglichkeit besteht auf der Fläche unterhalb des zukünftigen Brü- ckenbauwerkes. Diese Fläche kann von Transportfahrzeugen genutzt werden. Für die Baustraße ist temporär mit folgendem Flächenbedarf zu rechnen: - Teilbefestigte Baustraße (2.550 m²) für geringe Lasten

Einbindung ins Wanderwegesystem Weiterhin ist die Einbindung der Brücke in das vorhandene Wanderwegenetzsystem vorge- sehen. Aus diesem Grund sind folgende Wegemaßnahmen notwendig. Das Ostende der Brücke endet unmittelbar unterhalb eines Waldweges. An dieser Stelle kann der Wanderweg direkt auf dem vorhandenen Waldweg fortgeführt werden. Eine Neuan- lage eines Weges ist damit nicht erforderlich.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 11 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Das Widerlager West befindet sich in einem kulturbestimmten Lärchenwald. In der Nähe des westlichen Widerlagers treffen sich die Wanderwege aus Richtung Braunsroda und Reins- dorf. Auch ist am Treffpunkt der mögliche Einstieg für das Projekt Urwaldpfad Thüringen ge- plant. Vom Widerlager bis zum bestehenden Wanderweg ist die Anlage eines Wanderpfades auf ca. 100 m Länge mit einer Breite von ca. 1,50 m notwendig. Folgende Parameter sind für die Anlage des Wanderweges vorgesehen: - Auf ca. 50 m Länge (75 m²) verläuft der Wanderpfad im Eichen-Hainbuchenwald mit rela- tiv geringer Neigung, Aufbringung von hochwertigem Rindenmulch - Auf ca. 50 m Länge (75 m²) verläuft der Wanderpfad im Lärchenwald auf einem stärker geneigter Hang mit starkem Unterwuchs, Freischneiden des Wegeabschnittes einschließ- lich Wurzelentnahme, Aufbringung einer standortangepassten Schotterdecke zur dauer- haften Wegesicherung

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 12 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Abbildung 2: Vorhaben, Erhaltungsziele und Wirkraum

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 13 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

3.2 Projektwirkungen

Die Projektwirkungen werden in anlagebedingt, baubedingt und betriebsbedingt unterschie- den.

Anlagenbedingte Auswirkungen entstehen durch Bodenversiegelung bzw. Teilversiege- lung für Fundamente bzw. durch die Spannseile der Brücke. Baubedingte Auswirkungen ergeben sich durch Baustellenbetrieb und Baumaßnahmen. So kann es während der Bauphase zu Baulärm und visueller Unruhe kommen. Betriebsbedingte Auswirkungen entstehen durch Nutzung der Brücke und des Wander- weges.

Folgende Wirkfaktoren und von ihnen ausgehende potenzielle Wirkungen sind zu prüfen bzw. wurden im Rahmen der Erheblichkeitseinschätzung betrachtet:

FFH-Gebiet

Wirkfaktoren Reichweite der Projekt- potenzielle Wirkungen auf Arten und de- wirkungen ren Lebensräume sowie auf Lebensraum- typen (LRT) des FFH-Gebietes

Anlagebedingte Wirkfaktoren

Dauerhafte Flächeninan- im Bereich von Brücke und Risiko der dauerhaften Inanspruchnahme spruchnahme Pfad von LRT (Wanderpfad)

Entfernung von Gehölzen, im Bereich von Brücke und Risiko des Verlustes von Bäumen als Ha- Habitatstrukturen Pfad bitatstrukturen von Tierarten Hindernisse durch Seilver- im Bereich des Brücken- nicht gegeben - fliegende Fledermäuse sind spannungen und Pylonen bauwerkes dadurch nicht gefährdet

Baubedingte Wirkfaktoren

Zeitweilige Flächeninan- im Bereich der Brücke nicht gegeben – LRT und Lebensräume der spruchnahme Arten werden vor Inanspruchnahme bewahrt Bauzuwegung Risiko der zeitweisen Inanspruchnah- me von LRT und von Habitatstrukturen Entfernung von Vegetation im Bereich der Brücke nicht gegeben – LRT und Lebensräume für Bau der Arten werden vor Inanspruchnahme bewahrt Bauzuwegung Risiko der Beseitigung von Habi- tatstrukturen Emissionen insbesondere im Umfeld des Brücken- nicht gegeben – die geschützten LRT und Schall bauwerkes, Bauzufahrt Arten sind nicht lärmsensibel

Betriebsbedingte Wirkfaktoren

Verlärmung durch Wanderer entlang des Pfades nicht gegeben – die geschützten LRT und Arten sind nicht lärmsensibel

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 14 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

EU-Vogelschutzgebiet

Wirkfaktoren Reichweite der Projekt- potenzielle Wirkungen auf Vögel und de- wirkungen ren Lebensräume

Anlagebedingte Wirkfaktoren

Entfernung von Gehölzen, im Bereich der Brücke und Risiko des Verlustes von Bäumen als Ha- Habitatstrukturen Pfad bitatstrukturen für Vögel Hindernisse durch Seilver- im Bereich des Brücken- Risiko von Kollision spannungen und Pylonen bauwerkes

Baubedingte Wirkfaktoren

Entfernung von Vegetation im Bereich der Brücke nicht gegeben – Lebensräume werden vor für den Bau Bauinanspruchnahme bewahrt Bauzuwegung Risiko der Beseitigung von Habi- tatstrukturen Emissionen in Form insbe- im Nahbereich des Brü- Risiko der Scheuchwirkungen durch Stö- sondere Schall ckenbauwerkes, Bauzufahrt rung und daraus resultierender zeitlich begrenzter Verlust von Lebensräumen

Betriebsbedingte Wirkfaktoren

Verlärmung durch Wanderer entlang des Pfades Risiko der Scheuchwirkungen durch Stö- rung

In der Verträglichkeitsstudie werden die in der Spalte potenziellen Wirkungen hervorgehobe- nen Wirkungen weiter betrachtet.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 15 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

3.3 Wirkbereich des Vorhabens und zu prüfende Erhaltungsziele

Folgende Wirkbereiche für das Vorhaben sind zu betrachten:

Direkter Baubereich - Brücke einschließlich Verspannung incl. 3 m Abstand - Neu anzulegender Wanderweg

Temporärer Baubereich - Bauzufahrt - ggf. Lagerfläche

Möglicher Verlärmungsbereich - bis 100 m Abstand zur Brücke - bis 100 m Abstand zur Bauzufahrt - bis 50 m Abstand zum neu anzulegenden Wanderweg

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 16 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

3.4 Zu prüfende Erhaltungsziele

Nachfolgend sind all die Erhaltungsziele dargestellt, welche ausgehend von allen Erhal- tungszielen des Schutzgebietes vom Vorhaben betroffen sein können.

Schutzobjekte (FFH-Gebiet)

Lebensraumtypen Es sind nur solche Lebensraumtypen zu prüfen, deren Vorkommen sich im Wirkraum des Vorhabens befindet. Zu prüfende Erhaltungsziele: - LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald - LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald

Alle anderen LRT kommen im Vorhabengebiet nicht vor und werden von der Planung nicht berührt.

Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II Ein Vorkommen folgender Arten im Umfeld des Vorhabens ist nachgewiesen. Zu prüfende Erhaltungsziele: - Mopsfledermaus - Großes Mausohr - Bechsteinfledermaus

Kammmolch und Schmale Windelschnecke bevorzugen feuchte Lebensräume. Ein Vor- kommen im Vorhabenbereich wurde nicht festgestellt und ist auch nicht zu erwarten. Der Hirschkäfer benötigt alte Eichen, morsche Stämme und geeignete Bodenbereiche zum Eingraben. Der Hirschkäfer konnte im Vorhabenbereich in der aktuellen Kartierung nicht nachgewiesen werden, eine Betroffenheit ist nicht zu erwarten. Für den kalk- und lichtbenötigenden Frauenschuh befinden sich keine entsprechenden Standortbedingungen, so dass ein Vorkommen auszuschließen ist.

Übergreifende Erhaltungsziele (FFH-Gebiet)

Weiterhin sind folgende übergreifende Erhaltungsziele zu betrachten.

Zu prüfende Erhaltungsziele: Erhaltung oder gegebenenfalls Wiederherstellung a) der großflächig unzerschnittenen, naturnahen, alt- und totholzreichen Waldmeister- und Hainsimsen-Buchenwälder und Eichen-Hainbuchenwälder, ferner der naturna- hen Auwälder sowie Schatthang und Schluchtwälder mit Lebensräumen des Hirschkäfers und von Fledermausarten, darunter der Mops- und Bechsteinfleder- maus.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 17 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Die definierten übergreifenden Erhaltungsziele: Erhaltung oder gegebenenfalls Wiederherstellung b) des funktionalen Zusammenhanges mit dem Fledermausquartier „Kloster Donndorf“, c) der Habitate der Schmalen Windelschnecke und des Nördlichen Kammmolchs sowie d) der randlich angrenzenden Halbtrockenrasen, kleinflächig in orchideenreicher Ausprä- gung, und artenreichen Frischwiesen kommen im Projektgebiet nicht vor bzw. werden vom Vorhaben nicht berührt.

Schutzobjekte (Europäisches Vogelschutzgebiet)

Vogelarten nach Anhang I Ein Vorkommen folgender Vogelarten im Umfeld des Vorhabens ist nachgewiesen. Zu prüfende Erhaltungsziele: - Grauspecht - Mittelspecht - Schwarzspecht

Alle anderen Vogelarten wurden in den Erfassungen (Begehung 2018 bzw. im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes) nicht im Vorhabenbereich nachgewiesen bzw. entsprechende Habitate dieser Arten kommen im Vorhabenbereich nicht vor.

Übergreifende Erhaltungsziele (Europäisches Vogelschutzgebiet)

Weiterhin sind folgende übergreifende Erhaltungsziele zu betrachten:

Zu prüfende Erhaltungsziele: Erhaltung oder gegebenenfalls Wiederherstellung a) der großflächig unzerschnittenen, störungsarmen, alt- und totholzreichen Laub- und Laubmischwälder als Lebensraum des Grauspechts, des Mittelspechts und des Schwarzspechts, des Wespenbussards, des Schwarzstorchs, des Rotmilans und des Zwergschnäppers

Die definierten übergreifenden Erhaltungsziele: Erhaltung oder gegebenenfalls Wiederherstellung b) der angrenzenden Sukzessions- und Offenlandflächen als Nahrungshabitat und als Le- bensraum der Waldschnepfe werden dagegen vom Vorhaben nicht berührt.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 18 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

4 Vorhabensbezogene Vermeidungs- und Schadensbegren- zungsmaßnahmen

Durchgeführte Vermeidungsmaßnahmen im Planungsprozess Während der Brückenplanung wurden laufend Optimierungsmaßnahmen durchgeführt, um die sensiblen Bereiche zu schützen. Folgende Maßnahmen wurden bei Planung und Kon- struktion des Bauwerkes durchgeführt, um die Einwirkung auf die Umwelt zu minimieren: - Der Standort der Brücke wurde so gewählt, dass keine wertgebenden Waldbiotope (Le- bensraumtypen) betroffen werden. Die Brücke selbst wurde in vorhandene Rückegassen im Waldbereich geplant. Die Erreichbarkeit der Brücke für Bauzuwegung und Wander- wegeführung gewährt eine kurze Wegeführung. - Die Konstruktion der Brücke mit einer Breite von knapp 1 m erlaubt ein Minimum an Flä- chenbedarf. Durch die schmale Konstruktion werden Menge und Gewicht des zu trans- portierenden Baumaterials minimiert. - Die Seilabspannungen wurden minimiert, es werden 14 Ankerpunkte weggelassen. So- mit kann auf entsprechende Ankerbohrungen sowie auf mögliche Gehölzbeseitigungen an diesen Stellen verzichtet werden. - Durch die gewählte Konstruktion wird die gesamte Bauzeit auf ca. 12 Wochen begrenzt. - Die „leichte“ Konstruktion der Brücke ermöglicht eine Minimierung der anzulegenden Bauzuwegung. Es müssen keine schweren Bauteile transportiert und damit keine großen Baufahrzeuge eingesetzt werden.

Folgende Vermeidungs- und Schadensbegrenzungsmaßnahmen sind weiterhin vorgesehen: V1 - Schutz vor Flächeninanspruchnahme Die anzulegenden Baustraßen sowie der Abschnitt des geplanten Wegepfades sind auf die vorhandenen Wege und Rückegassen zu beschränken und die Breite entsprechend der Ge- gebenheiten anzupassen. Baumfällungen sind nicht vorgesehen. Wird ausnahmsweise eine neue Wegetrasse notwendig, ist i.d.R. die Lage so zu wählen, dass keine Bäume entnom- men werden müssen.

V2 - Schutz des Bodens Der Einsatz von schweren Geräten ist für die gesamten Bau- und Bohrarbeiten nicht zuläs- sig. Dies ist in den Leistungsbeschreibungen zu berücksichtigen und von den Firmen bzw. Unternehmern nachzuweisen. Die temporären Bauzufahrten sind so auszuführen, dass diese nach Beendigung der Bauar- beiten rückstandslos rückgebaut werden können. Insbesondere abseits der bestehenden Wege ist die bestehende Bodenstruktur zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Zum Schutz des Oberbodens ist lediglich soweit erforderlich eine Planierung der Fläche zulässig. Der Ausbaugrad der Bauzuwegung ist so zu wählen, dass diese der notwendigen Tragkraft an- gepasst wird. Um die Bauzufahrt rückstandsfrei entnehmen zu können, ist die aufzutragende Schicht vom natürlichen Boden durch ein Fließ zu trennen. Mögliche Verdichtungen des Oberbodens sind anschließend zu beseitigen.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 19 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Der neu anzulegende Wanderpfad ist auf eine maximale Breite von 1,50 m zu begrenzen. Die Befestigung hat funktionsangemessen zu erfolgen. Im Buchenwald ist diese ausschließ- lich mit Rindenmulch anzulegen, im stärker geneigten Lärchenwald kann eine standortange- passte Schotterdecke aufgebracht werden.

V3 - Baumschutz Die Konstruktion und Befestigung der Brücke wurde im Zuge der Planung so optimiert, dass ein Minimum an Bäumen verloren gehen. Die vorhandenen Bäume insbesondere im Wald- meister-Buchenwald sind grundsätzlich zu erhalten. Bei Arbeiten im Wurzelbereich der Bäume ist dieser durch entsprechende Schutzmaßnah- men (Bauzaun, temporäre Schutzauflage) so zu schützen, dass das Wurzelwerk nicht beein- trächtigt wird. Bei Arbeiten in unmittelbarer Stammnähe sind die Bäume mit Stammummantelung vor Be- schädigungen zu schützen. Die zu fällenden Bäumen sind vor der Fällung auf mögliche Höhlen und Spalten für Fleder- mäuse bzw. Nistplätze für Vögel zu begutachten. Bei Nachweisen sind konkrete Maßnah- men in Absprache mit der UNB vor der Fällung zu treffen.

V4 - Begrenzung der Bauzeit Um die relevanten Spechtarten (Grau-, Schwarz-, Mittelspecht) in der sensibelsten Brutzeit (Reviermarkierung und hauptsächlichen Legezeit) vor Beeinträchtigungen zu schützen, ist mit den Baumaßnahmen nicht vor Mitte Mai zu beginnen.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 20 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

5 Prognose und Bewertung der Beeinträchtigungen der Erhal- tungsziele des Schutzgebietes

Nachfolgend werden die potenziellen Wirkungen auf die Erhaltungsziele des Schutzgebietes näher betrachtet. Die Beeinträchtigungen werden unter Berücksichtigung der vorhabensbe- zogenen Vermeidungs- und Schadensbegrenzungsmaßnahmen (siehe Kapitel 4) prognosti- ziert und bewertet.

5.1 Beeinträchtigung von LRT nach Anhang I der FFH-RL

Folgende LRT kommen im Wirkraum vor und werden deshalb auf mögliche Beeinträchtigun- gen untersucht.

LRT 9130 - Waldmeister Buchenwald Der LRT 9130 kommt im Bereich des Wanderpfades und im Bereich der zeitweiligen Bauzu- wegung vor. Das Brückenbauwerk befindet sich außerhalb der LRT, eine Betroffenheit eines LRT durch das Brückenbauwerk ist damit auszuschließen.

Prognose: Dauerhafte Flächeninanspruchnahme Die Anbindung vom bestehenden Wanderweg zur Brücke über einen Pfad erfordert die An- lage eines Pfades auf ca. 50 m Länge in dem LRT 9130. Bei einer Breite von 1,50 m ist von einem Flächenbeanspruchung im Umfang von 75 m² auszugehen. Dieser Wegeabschnitt wird zwischen den vorhandenen Bäumen geführt, die Fällung von Bäumen ist vorgesehen. (siehe auch V1 – Schutz vor Flächeninanspruchnahme) Der Pfad wird nur mit einer Rindenmulchschicht angedeckt, es kommt zu keinen baulichen Maßnahmen und damit zu keiner Veränderung des LRT. (siehe auch V2 – Schutz des Bo- dens) Eine erhebliche Betroffenheit des LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald kann somit vermieden werden.

Prognose: Zeitweise Flächeninanspruchnahme a) Abschnitt vom Kammweg auf vorhandenem Weg (ca. 150 m Länge) Dieser Abschnitt verläuft im Bereich des LRT 9130 auf einem vorhandenen über 5 m breiten Waldweg. Dieser Waldwegeabschnitt wird ggf. planiert und vorübergehend befestigt. Nach Beendigung der Baumaßnahme wird die Wegebefestigung rückstandslos entfernt. (vgl. V2 – Schutz des Bodens) b) Abschnitt auf ehemaligen Forstweg/Rückegasse (ca. 220 m Länge) Dieser Abschnitt befindet sich im Bereich des LRT 9130 auf einem ehemaligen Waldweg bzw. einer Rückegasse (2,5-3 m Breite).

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 21 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Die Bauzuwegung hat ausschließlich in dieser Freihaltegasse zu erfolgen, angrenzende Bäume sind zu erhalten (vgl. V1 – Schutz vor Flächeninanspruchnahme) und vor baube- dingten Schäden zu schützen. (vgl. V3 – Baumschutz). Dieser Abschnitt wird planiert und vorübergehend befestigt. Nach Beendigung der Baumaß- nahme wird die Wegebefestigung rückstandslos entfernt. (vgl. V2 – Schutz des Bodens)

Zu a und b) Die Befestigung des Weges findet nur für eine kurze Zeit (während der Baupha- se von ca. 12 Wochen) statt. Die Befestigung wird rückgebaut und der ursprünglich unver- baute Zustand wieder hergestellt. Aus diesem Grund ist eine dauerhafte erhebliche Beeinträchtigung des LRT 9130 nicht zu erwarten.

LRT 9170 Der LRT 9170 befindet sich außerhalb des direkten Baubereiches. Eine Beeinträchtigung lässt sich damit ausschließen.

5.2 Beeinträchtigung von Arten nach Anhang II FFH-RL

Für folgende Arten nach Anhang II FFH-RL wurden mögliche Beeinträchtigungen durch das Vorhaben geprüft.

Mopsfledermaus Ein Nachweis der Mopsfledermaus gelang durch Netzfang im Bereich Hessenköpfchen. Der Nachweis liegt über 700 m von der Brücke, Baustraße bzw. dem anzulegenden Wanderpfad entfernt. Quartiere der Mopsfledermaus im direkten Eingriffsbereich wurden bei der Bege- hung 2018 nicht ermittelt.

Die Art nutzt im Sommer neben Gebäuden auch Baumquartiere. Den Männchen der Mops- fledermaus genügen schon Spalten hinter abgeplatzter Rinde oder an Stammanrissen (ins- besondere der Eiche), die Weibchen unterhalten sogar kleine Wochenstuben in Baumquar- tieren. Als Winterquartiere werden häufig unterirdische Hohlräume genutzt, Winterbeobach- tungen in oberirdischen Quartieren sind die Ausnahme. 2

Prognose: Verlust von Bäumen als Quartiere Ein Verlust an Quartieren durch die Anlage des Wegepfades und der Bauzuwegung ist aus- zuschließen, da in diesem Bereich keine Bäume unter Berücksichtigung der Vermeidungs- maßnahmen verloren gehen. (vgl. V1 – Schutz vor Flächeninanspruchnahme)

Für das Brückenbauwerk kommt es zur Fällung von 2 relativ jungen Eichen im Frühjahr. Win- terquartiere sind davon nicht betroffen, da Bäume nicht zu den Winterquartieren bei der Mopsfledermaus gehören. Sommerquartiere sind im Eingriffsbereich ebenfalls nicht bekannt und wurden bei der Begehung 2018 nicht festgestellt. Auch wenn die Quartiere nicht leicht

2 Artensteckbriefe Thüringen (TLUG; 2009); Fledermäuse in Thüringen (TRESS ET. AL.; 2012)

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 22 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet zu entdecken sind3, sind Sommerquartiere nicht zu erwarten, da nur 2 relativ junge, von der Mopsfledermaus bevorzugte Eichen verloren gehen.

Aus diesem Grund ist bei der Baumaßnahme ein Verlust von Quartierbäumen nicht zu er- warten.

Prognose: Beeinträchtigung von sonstigen Habitatstrukturen Eine Beeinträchtigung der Jagdgebiete wird ausgeschlossen, da die mit dem Bau verbunde- nen Veränderungen (Hängeseilbrücke) keine erheblichen Auswirkungen auf den gesamten Lebensraum Wald und den Waldrand haben.

Das Vorhaben der Hängeseilbrücke führt unter Einbeziehung von Schadensbegrenzungs- maßnahmen nicht zu erheblichen Beeinträchtigungen der Mopsfledermauspopulation.

Großes Mausohr Mehrere Nachweise vom Großen Mausohr gelangen durch Netzfänge im Bereich Hessen- köpfchen. Die Nachweise liegen über 700 m von der Brücke, Baustraße bzw. dem anzule- genden Wanderpfad entfernt. Quartiere vom Großen Mausohr im direkten Eingriffsbereich wurden bei der Begehung 2018 nicht ermittelt.

Wochenstuben des Großen Mausohrs befinden sich meist in großen Räumen wie Dachbö- den von Kirchen. Im Sommer werden von den großen Wochenstubengesellschaften aus- schließlich Dachräume von Gebäuden genutzt. Weitere Sommerquartiere können Spalten und Höhlungen an Gebäuden oder Baumhöhlen bzw. im Einzelfall ein Stammriss sein. Win- terquartiere befinden sich meist in unterirdischen Höhlen, Stollen und Kellern. Darüber hin- aus werden auch Hohlräume z.B. in Brücken als Zwischen- und Männchenquartier genutzt.4

Prognose: Verlust von Bäumen als Quartiere Ein Verlust an Quartieren durch die Anlage des Wegepfades und der Bauzuwegung ist aus- zuschließen, da in diesem Bereich keine Bäume unter Berücksichtigung der Vermeidungs- maßnahmen verloren gehen. (vgl. V1 – Schutz vor Flächeninanspruchnahme)

Für das Brückenbauwerk kommt es zur Fällung von bis zu 32 Bäumen im Frühjahr. Winter- quartiere sind davon nicht betroffen, da Bäume nicht zu den Winterquartieren vom Großen Mausohr gehören. Sommerquartiere sind für diese Bäume nicht bekannt und wurden bei der Begehung 2018 nicht festgestellt.

Aus diesem Grund ist bei der Baumaßnahme ein Verlust von Quartierbäumen nicht zu er- warten.

3 TRESS ET. AL. (2012) 4 BfN (2004), TRESS ET. AL. (2012)

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 23 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Prognose: Beeinträchtigung von sonstigen Habitatstrukturen Eine Beeinträchtigung der Jagdgebiete wird ausgeschlossen, da die mit dem Bau verbunde- nen Veränderungen (Hängeseilbrücke) keine erheblichen Auswirkungen auf den gesamten Lebensraum Wald und Waldrand haben.

Das Vorhaben der Hängeseilbrücke führt unter Einbeziehung von Schadensbegrenzungs- maßnahmen nicht zu erheblichen Beeinträchtigungen der Population des Großen Maus- ohres.

Bechsteinfledermaus Im Bereich Hessenköpfchen sind für die Bechsteinfledermaus Wochenstuben in 2 alten Ei- chen und einer Buche belegt. Auch konnte die Art über mehrere Netzfänge nachgewiesen werden. Die Nachweise liegen über 700 m vom Vorhaben entfernt.

Die Bechsteinfledermaus ist eine „Waldfledermaus“. Sie besiedelt naturnahe, strukturreiche Laubmischwälder, aber auch Nadelwälder (Kiefer, Fichte). Als Wochenstubenquartiere wer- den Spechthöhlen verschiedener Baumarten (vor allem Fichte, Eiche, Buche) bezogen, wo- bei mehrere Baumhöhlen ein Quartierkomplex darstellt. Typisch befinden sich diese in ge- schlossenen Waldbeständen. Als Winterquartiere werden fast ausschließlich unterirdische Hohlräume genutzt.5

Prognose: Verlust von Bäumen als Quartiere Ein Verlust an Quartieren durch die Anlage des Wegepfades und der Bauzuwegung ist aus- zuschließen, da in diesem Bereich keine Bäume verloren gehen.

Für das Brückenbauwerk kommt es zur Fällung von bis zu 32 Bäumen im Frühjahr. Winter- quartiere sind davon nicht betroffen, da Bäume nicht zu den Winterquartieren der Bechstein- fledermaus gehören. Sommerquartiere sind für diese Bäume ebenfalls nicht bekannt und wurden bei der Begehung 2018 nicht festgestellt.

Aus diesem Grund ist bei der Baumaßnahme ein Verlust von Quartierbäumen nicht zu er- warten.

Prognose: Beeinträchtigung von sonstigen Habitatstrukturen Eine Beeinträchtigung der Jagdgebiete wird ausgeschlossen, da die mit dem Bau verbunde- nen Veränderungen (Hängeseilbrücke) keine erheblichen Auswirkungen auf den gesamten Lebensraum Wald und Waldrand hat.

Das Vorhaben der Hängeseilbrücke führt unter Einbeziehung von Schadensbegrenzungs- maßnahmen nicht zu erheblichen Beeinträchtigungen der Population der Bechsteinfle- dermaus.

5 TRESS ET. AL. (2012)

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 24 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Abbildung 3: Auswirkungen auf die Erhaltungsziele des FFH-Gebietes

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 25 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

5.3 Beeinträchtigung übergreifender Erhaltungsziele des FFH-Gebietes

Erhaltung oder gegebenenfalls Wiederherstellung a) der großflächig unzerschnittenen, naturnahen, alt- und totholzreichen Waldmeister- und Hainsimsen-Buchenwälder und Eichen-Hainbuchenwälder, ferner der naturna- hen Auwälder sowie Schatthang und Schluchtwälder mit Lebensräumen des Hirschkäfers und von Fledermausarten, darunter der Mops- und Bechsteinfleder- maus. Das Vorhaben liegt am Randbereich des FFH-Gebietes. Das Brückenbauwerk befindet sich in einer Rückeschneise im Bereich von Lärchenwald und Pionierwald. Entlang der geplanten Bauzuwegung stehen schon teilweise Waldmeister-Buchenwald und Eichen-Hainbuchenwald. Auwald, Schatthang- und Schluchtwald kommen nicht vor und sind durch die standörtlichen Gegebenheiten nicht zu erwarten. Im Bereich der geplanten Brücke befinden sich keine großflächig unzerschnittenen, naturnahen, alt- und totholzreichen Wäl- der.

Prognose: Verlust von großflächig unzerschnittenen, naturnahen Waldbereichen Die geplante Bauzuwegung führt durch Waldmeister-Buchenwald und Eichen- Hainbuchenwald. Diese ist so geplant, dass nur vorhandene Wege bzw. Rückegassen ge- nutzt werden, keine Bäume verloren gehen (siehe Vermeidungsmaßnahme V1 – Schutz vor Flächeninanspruchnahme) und die Bauzufahrt vollständig rückgebaut wird (siehe Vermei- dungsmaßnahme V2 – Schutz des Bodens).

Nach Beendigung der Baumaßnahme wird der Zustand wie vor der Baumaßnahme herge- stellt, ein Verlust bzw. die Zerschneidung dieser Waldbereiche ist damit auszuschließen.

Prognose: Verhinderung der Wiederherstellung von großflächig unzerschnittenen, naturna- hen Waldbereichen Die Brücke auf ihrer Länge von ca. 180 m mit Seilabspannung (bis 9 m von dem Laufsteg entfernt) beansprucht einen Bereich von insgesamt 180 m x 10 m x 2 (3.600 m²), wovon der- zeit 2.580 m² als Waldfläche genutzt werden. Diese Fläche kann auch in Zukunft überwie- gend als Wald genutzt werden, wobei aber in diesem Bereich eine erhöhte Verkehrssiche- rungspflicht zu beachten ist.

Eine Verhinderung der Wiederherstellung von großflächig unzerschnittenen Waldbereichen für das ca. 5.700 ha große FFH-Gebiet mit überwiegend Waldanteil kann durch eine einge- schränkte Nutzung auf ca. 0,26 ha am Rand des FFH-Gebietes gelegenen Fläche nicht prognostiziert werden.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 26 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

5.4 Beeinträchtigung von Vogelarten nach Anhang I der VS-RL

Grauspecht Der Grauspecht ist ein Brutvogel in diesem Raum. Ein Nachweis liegt für den Waldbereich im Bärental vor (ca. 180 m südlich der Brücke und 110 m östlich der Bauzufahrt). Einen wei- teren Nachweis gibt es am Hessenköpfchen mehr als 1.100 m von Bauzufahrt und Brücke entfernt.

Der Grauspecht benötigt grenzlinienreiche Laubwälder und bevorzugt die Rotbuche als Brut- baum. Wichtig sind Altholzbestände mit Brut- und Schlafbäumen sowie niederwüchsige Flä- chen zur Nahrungssuche wie Ameisen, andere Insekten und Beeren.6

Prognose: Verlust von Bäumen als Brutbaum Ein Verlust an Brutbäumen durch die Anlage des Wegepfades und der Bauzuwegung ist auszuschließen, da in diesem Bereich keine Bäume verloren gehen. Der Grauspecht bevorzugt Rotbuchen als Brutbäume. Insgesamt gehen 4 Rotbuchen mittle- ren Alters verloren, Nachweise von Bruthöhlen des Grauspechts konnten hier nicht erbracht werden. Ein Verlust von Brutbäumen des Grauspechts durch das Vorhaben kann somit ausgeschlos- sen werden.

Prognose: Kollisionsrisiko mit der Brücke Das Kollisionsrisiko besteht nicht an der Brücke an sich, sondern kann sich durch Kollisionen mit der Seilverspannung ergeben. Zur allgemeinen Minimierung des Risikos trägt die Verrin- gerung der notwendigen Abspannungen im Rahmen des Projektes bei. (siehe Kapitel 4) Es ist zu betrachten, ob der Grauspecht besonders gefährdet durch Kollisionen mit Seilab- spannungen ist. Zur Beurteilung wurde hilfsweise auf Untersuchungen von Kollisionsrisiken mit Freileitungen rückgegriffen.7 Der Grauspecht wurde in die Klasse II.5 des Mortalitätsge- fährdungsindexes eingestuft.8 Bei der Risikostufe9 ist der Grauspecht in die Stufe 5 (Stufe 1 sehr hohes Anflugrisiko bis Stufe 5 sehr geringes Anflugrisiko) eingeschätzt. Insgesamt ist für den Grauspecht im Bärental kein erhebliches Kollisionsrisiko anzunehmen.

Prognose: Scheuchwirkung Scheuchwirkungen durch Verlärmung können sowohl durch die Bauarbeiten sowie durch Wanderer auftreten. In einer Untersuchung zur Lärmempfindlichkeit von Vögel und Straßen- lärm (Garniel; 2010) wurden der Grauspecht in die Kategorie mit mittlerer Lärmempfindlich- keit eingeordnet.

6 BAUER, BERTHOLD (1997) 7 DR. BRUNS UMWELTPLANUNG (2015) 8 S. 51 Es sind 13 Klassen definiert, wobei die Vogelarten bis in Klasse 10 eingestuft wurden. Die Vögel in Klasse 1 besitzen die größte Gefährdung. 9 DR. BRUNS UMWELTPLANUNG (2015, S. 52)

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 27 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Erhebliche Beeinträchtigungen des Grauspechts durch Verlärmung durch den Bau können ausgeschlossen werden, da die Bauzeit auf ca. 12 Wochen beschränkt ist und mit dem Bau erst Mitte Mai nach der Reviermarkierung und hauptsächlichen Legezeit beginnt. (vgl. V4 - Begrenzung der Bauzeit) Das Revierzentrum vom bekannten Grauspecht im Bärental befindet sich derzeit vom beste- henden Wanderweg ca. 150 m entfernt, das Revier besteht trotz der Wanderwegenutzung. Auch wenn für die Zukunft von einer höheren Frequentierung des Wanderweges auszuge- hen ist, ist von den Wanderern keine besonders hohe und wenn keine dauerhafte Lärmbe- lastung zu erwarten. Aus diesem Grund ist nicht von einer erheblichen Beeinträchtigung des Grauspechts auszu- gehen.

Das Vorhaben der Hängeseilbrücke führt unter Einbeziehung von Schadensbegrenzungs- maßnahmen nicht zu erheblichen Beeinträchtigungen der Population vom Grauspecht.

Mittelspecht Bei dem Mittelspecht handelt es sich um die am häufigsten nachgewiesene Spechtart im Bereich des Bärentals. Nachweise konnten sowohl im Bärental (250 m südlich der Brücke und 100 m zur Bauzuwegung), westlich des Bärentals (z.B. am bestehenden Wanderweg unweit der Abzweigung des geplanten Pfades) sowie mehrere Nachweise im Bereich Hes- senköpfchen erbracht werden.

Der Mittelspecht nutzt bevorzugt Hartholzauen und artenreiche und alte Laubmischwälder mit Bindung an rauborkigen Altstämmen insbesondere der Eiche. Als Nahrung dienen über- wiegend versteckte Arthropoden.10

Prognose: Verlust von Bäumen als Brutbaum Ein Verlust an Brutbäumen durch die Anlage des Wegepfades und der Bauzuwegung ist auszuschließen, da in diesem Bereich keine Bäume verloren gehen. Der Mittelspecht bevorzugt Eichen als Brutbäume, nutzt aber auch andere Arten. Die Brut- bäume benötigen ein gewisses Alter, damit Höhlen angelegt werden können. Weiterhin be- nötigt der Mittelspecht dabei morsches Holz. Die bekannten Brutplätze befinden sich in den älteren naturnahen Waldgesellschaften. Nachweise von Bruthöhlen des Mittelspechts in den Bäumen im Bereich der Brücke konnten nicht erbracht werden. Ein Verlust von Brutbäumen des Mittelspechts durch das Vorhaben kann somit ausgeschlos- sen werden.

Prognose: Kollisionsrisiko mit der Brücke Das Kollisionsrisiko besteht nicht an der Brücke an sich, sondern kann sich durch Kollisionen mit der Seilverspannung ergeben. Zur allgemeinen Minimierung des Risikos trägt die Verrin- gerung der notwendigen Abspannungen im Rahmen des Projektes bei. (siehe Kapitel 4)

10 BAUER, BERTHOLD (1997)

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 28 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Es ist zu betrachten, ob der Mittelspecht durch Kollisionen mit Seilabspannungen besonders gefährdet ist. Zur Beurteilung wurde hilfsweise auf Untersuchungen von Kollisionsrisiken mit Freileitungen rückgegriffen.11 Der Mittelspecht wurde in die Klasse IV.8 des Mortalitätsge- fährdungsindexes eingestuft.12 Bei der Risikostufe13 ist der Mittelspecht in die Stufe 5 (Stufe 1 sehr hohes Anflugrisiko bis Stufe 5 sehr geringes Anflugrisiko) eingeschätzt. Insgesamt sind mehrere Nachweise des Mittelspechts im Bärental und der Umgebung vor- handen. Da der Mittelspecht aber ein sehr geringes Anflugrisiko und einen geringen Mortali- tätsgefährdungsindex aufweist, kann das Kollisionsrisiko vernachlässigt werden.

Prognose: Scheuchwirkung Scheuchwirkungen durch Verlärmung können sowohl durch die Bauarbeiten sowie durch Wanderer auftreten. In einer Untersuchung zur Lärmempfindlichkeit von Vögel und Straßen- lärm (Garniel; 2010) wurden der Mittelspecht in die Kategorie mit mittlerer Lärmempfindlich- keit eingeordnet. Erhebliche Beeinträchtigungen des Mittelspechts durch Verlärmung durch den Bau können ausgeschlossen werden, da die Bauzeit auf ca. 12 Wochen beschränkt ist und mit dem Bau erst Mitte Mai nach der Reviermarkierung und hauptsächlichen Legezeit beginnt. (vgl. V4 - Begrenzung der Bauzeit) Nachweise von Brutplätzen vom Mittelspecht gibt es sowohl im Bärental (4 Stück), am Hes- senköpfchen (6 Stück) bzw. westlich der Bauzuwegung und des bestehenden Wanderweges (4 Stück). Zwei dieser Brutplätze befinden sich nur wenige Meter vom bestehenden Wan- derweg entfernt. Auch wenn für die Zukunft von einer höheren Frequentierung des Wander- weges auszugehen ist, ist von den Wanderern keine besonders hohe und wenn keine dau- erhafte Lärmbelastung zu erwarten, zumal die Hauptwandersaison erst zum Ende der Brut- zeit beginnt. Aus diesem Grund ist nicht von einer erheblichen Beeinträchtigung des Mittelspechts auszu- gehen.

Das Vorhaben der Hängeseilbrücke führt unter Einbeziehung von Schadensbegrenzungs- maßnahmen nicht zu erheblichen Beeinträchtigungen der Population vom Mittelspecht.

Schwarzspecht Für den Schwarzspecht gibt es einen Nachweis im Bärental (im Jahr 2016), wobei der Nachweis als Revierzentrum angenommen wird.

Als Brut- und Schlafbäume werden glattrindige astfreie Stämme mit freiem Anflug genutzt, in Mitteleuropa werden über 100jährige Buchen, Tannen, Kiefern benötigt. Die als Nahrung

11 DR. BRUNS UMWELTPLANUNG (2015) 12 S. 51 Es sind 13 Klassen definiert, wobei die Vogelarten bis in Klasse 10 eingestuft wurden. Die Vögel in Klasse 1 besitzen die größte Gefährdung. 13 DR. BRUNS UMWELTPLANUNG (2015, S. 52)

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 29 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet bevorzugten Ameisen und holzbewohnenden Arthropoden werden in naturnahen Wäldern mit größeren Alt- und Totholzanteilen gesucht.14

Prognose: Verlust von Bäumen als Brutbaum Ein Verlust an Brutbäumen durch die Anlage des Wegepfades und der Bauzuwegung ist auszuschließen, da in diesem Bereich keine Bäume verloren gehen. Der Schwarzspecht bevorzugt alte Buchen oder Kiefern als Brutbäume. Für die verloren ge- henden 4 Buchen und einer Kiefer im Bereich der Brücke konnten keine Nachweise von Bruthöhlen des Schwarzspechts erbracht werden. Ein Verlust von Brutbäumen des Schwarzspechts durch das Vorhaben kann somit ausge- schlossen werden.

Prognose: Kollisionsrisiko mit der Brücke Das Kollisionsrisiko besteht nicht an der Brücke an sich, sondern kann sich durch Kollisionen mit der Seilverspannung ergeben. Zur allgemeinen Minimierung des Risikos trägt die Verrin- gerung der notwendigen Abspannungen im Rahmen des Projektes bei. (siehe Kapitel 4) Es ist zu betrachten, ob der Schwarzspecht besonders gefährdet durch Kollisionen mit Seil- abspannungen ist. Zur Beurteilung wurde hilfsweise auf Untersuchungen von Kollisionsrisi- ken mit Freileitungen rückgegriffen.15 Der Schwarzspecht wurde in die Klasse III.7 des Morta- litätsgefährdungsindexes eingestuft.16 Bei der Risikostufe17 ist der Schwarzspecht in die Stu- fe 5 (Stufe 1 sehr hohes Anflugrisiko bis Stufe 5 sehr geringes Anflugrisiko) eingeschätzt. Insgesamt ist für den einen Nachweis des Schwarzspechts im Bärental kein erhebliches Kol- lisionsrisiko anzunehmen.

Prognose: Scheuchwirkung Scheuchwirkungen durch Verlärmung können sowohl durch die Bauarbeiten sowie durch Wanderer auftreten. In einer Untersuchung zur Lärmempfindlichkeit von Vögel und Straßen- lärm (Garniel; 2010) wurden der Schwarzspecht in die Kategorie mit mittlerer Lärmempfind- lichkeit eingeordnet. Erhebliche Beeinträchtigungen des Schwarzspechts durch Verlärmung durch den Bau kön- nen ausgeschlossen werden, da die Bauzeit auf ca. 12 Wochen beschränkt ist und mit dem Bau erst Mitte Mai nach der Reviermarkierung und hauptsächlichen Legezeit beginnt. (vgl. V4 - Begrenzung der Bauzeit) Das Revierzentrum vom Schwarzspecht im Bärental befindet sich derzeit vom bestehenden Wanderweg ca. 120 m entfernt, das Revier besteht trotz der Wanderwegenutzung. Auch wenn für die Zukunft von einer höheren Frequentierung des Wanderweges auszugehen ist, ist von den Wanderern keine besonders hohe und wenn keine dauerhafte Lärmbelastung zu erwarten.

14 BAUER, BERTHOLD (1997) 15 DR. BRUNS UMWELTPLANUNG ( 16 S. 51 Es sind 13 Klassen definiert, wobei die Vogelarten bis in Klasse 10 eingestuft wurden. Die Vögel in Klasse 1 besitzen die größte Gefährdung. 17 DR. BRUNS UMWELTPLANUNG (2015, S. 52)

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 30 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Aus diesem Grund ist nicht von einer erheblichen Beeinträchtigung des Schwarzspechts auszugehen.

Das Vorhaben der Hängeseilbrücke führt unter Einbeziehung von Schadensbegrenzungs- maßnahmen nicht zu erheblichen Beeinträchtigungen der Population vom Schwarz- specht.

Abbildung 4: Auswirkungen auf die Erhaltungsziele des Vogelschutzgebietes

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 31 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

5.5 Beeinträchtigung übergreifender Erhaltungsziele des Vogelschutzgebietes

Erhaltung oder gegebenenfalls Wiederherstellung a) der großflächig unzerschnittenen, störungsarmen, alt- und totholzreichen Laub- und Laubmischwälder als Lebensraum des Grauspechts, des Mittelspechts und des Schwarzspechts, des Wespenbussards, des Schwarzstorchs, des Rotmilans und des Zwergschnäppers Das Vorhaben liegt am Randbereich des Vogelschutzgebietes. Das Brückenbauwerk befin- det sich in einer Rückeschneise im Bereich von Lärchenwald und Pionierwald. Entlang der geplanten Bauzuwegung befindet sich schon größerer Laubmischwald. Im Be- reich der geplanten Brücke befinden sich keine großflächig unzerschnittenen, naturnahen, alt- und totholzreichen Laubmischwälder.

Prognose: Verlust von großflächig unzerschnittenen, störungsarmen, alt- und totholzreichen Laub- und Laubmischwälder Die geplante Bauzuwegung führt durch Waldmeister-Buchenwald und Eichen- Hainbuchenwald. Diese ist so geplant, dass nur vorhandene Wege bzw. Rückegassen ge- nutzt werden, keine Bäume verloren gehen (siehe Vermeidungsmaßnahme V1 – Schutz vor Flächeninanspruchnahme) und die Bauzufahrt vollständig rückgebaut wird (siehe Vermei- dungsmaßnahme V2 – Schutz des Bodens).

Nach Beendigung der Baumaßnahme wird der Zustand wie vor der Baumaßnahme herge- stellt, ein Verlust bzw. die Zerschneidung dieser Waldbereiche ist damit auszuschließen.

Prognose: Verhinderung der Wiederherstellung von großflächig unzerschnittenen, störungs- armen, alt- und totholzreichen Laub- und Laubmischwälder Die Brücke auf ihrer Länge von ca. 180 m mit Seilabspannung (bis 9 m von dem Laufsteg entfernt) beansprucht einen Bereich von insgesamt 180 m x 10 m x 2 (3.600 m²), wovon der- zeit 2.580 m² als Waldfläche genutzt werden. Diese Fläche kann auch in Zukunft überwie- gend als Wald genutzt werden, wobei aber in diesem Bereich eine erhöhte Verkehrssiche- rungspflicht zu beachten ist.

Eine Verhinderung der Wiederherstellung von großflächig unzerschnittenen Waldbereichen für das ca. 5.700 ha große FFH-Gebiet mit überwiegend Waldanteil kann durch eine einge- schränkte Nutzung auf ca. 0,26 ha am Rand des FFH-Gebietes gelegenen Fläche nicht prognostiziert werden.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 32 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

5.6 Berücksichtigung von charakteristischen Arten

In dem Gutachten „Berücksichtigung charakteristischer Arten der FFH-Lebensraumtypen in der FFH-Verträglichkeitsprüfung“ von Bosch & Partner, FÖA (2016) wurde untersucht, wel- che charakteristische Arten in der FFH-Verträglichkeitsprüfung zu berücksichtigen sind. Die nachfolgenden methodischen Anforderungen entstammen alle diesem Gutachten.

Methodik Nach der Rechtsprechung des BVerwG sind charakteristische Arten solche Pflanzen- und Tierarten, anhand derer die konkrete Ausprägung eines Lebensraums und dessen günstiger Erhaltungszustand in einem konkreten Gebiet und nicht nur ein Lebensraumtyp im Allgemei- nen gekennzeichnet wird. Jedoch können im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung nicht alle charakteristischen Arten der Lebensgemeinschaft eines Lebensraums untersucht werden. Es sind diejenigen charakteristischen Arten auszuwählen, die einen deutlichen Vorkommensschwerpunkt im jeweiligen Lebensraumtyp aufweisen beziehungsweise die Erhaltung ihrer Populationen muss unmittelbar an den Erhalt des jeweiligen Lebensraumtyps gebunden sein. Die Arten müssen für das Erkennen und Bewerten von Beeinträchtigungen relevant sein, das heißt es sind Arten auszuwählen, die eine Indikatorfunktion für potenzielle Auswirkungen des Vorhabens auf den Lebensraumtyp besitzen. Weiterhin sollten die charakteristischen Arten gegenüber den auftretenden Wirkfaktoren empfindlich sein.

Auswahl der charakteristischen Arten Bei den hier zu betrachtenden Lebensraumtypen handelt es sich vollständig um Waldlebens- raumtypen (LRT 9110, 9130, 9170). Wesentliche Wirkfaktoren können die Verlärmung (durch Bau oder Wanderer) bzw. die Be- einträchtigung von Habitatstrukturen (z.B. durch Barrierewirkung) sein, ein direkter Flächen- verlust findet dagegen nicht statt.

Unter Berücksichtigung dieser Wirkfaktoren sind insbesondere charakteristische Arten aus den Artengruppen Vögel und Fledermäuse zu betrachten. Weiterhin sind ausschließlich Ar- ten als charakteristische Arten zu betrachten, für die Vorkommen im FFH-Gebiet bzw. im Wirkraum bestehen.

Nach Bosch & Partner, FÖA (2016) könnten folgende Arten für die vorkommenden LRT zu betrachten sein:

Fledermäuse Großes Mausohr (9110, 9130), Bechsteinfledermaus (9130, 9170)

Auf eine gesonderte Bewertung der Auswirkungen auf die Arten Großes Mausohr und Bech- steinfledermaus wird an dieser Stelle verzichtet, da diese schon unter dem Punkt 5.2 be- trachtet wurden.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 33 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Vögel Grauspecht (9110, 9130, 9170), Raufußkauz (9110, 9130), Schwarzspecht (9110, 9130), Mittelspecht (9170)

Auf eine gesonderte Bewertung der Auswirkungen auf die Arten Grauspecht, Schwarzspecht und Mittelspecht wird an dieser Stelle verzichtet, da diese schon unter dem Punkt 5.3 be- trachtet wurden. Für den Raufußkauz ist kein Vorkommen im FFH-Gebiet bekannt bzw. dieser ist nicht im Standarddatenbogen enthalten. Somit kann auf eine Bewertung der Auswirkungen auf den Raufußkauz verzichtet werden.

Für das Vorhaben Hängeseilbrücke sind keine erheblichen Auswirkungen auf charakteris- tische Arten zu erwarten.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 34 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

5.7 Einschätzung der Relevanz anderer Pläne und Projekte

Im Gebiet der Hohen Schrecke finden eine Konzentration der Wanderwege und eine Besu- cherlenkung statt. Somit werden die Besucher gezielt auf diesen Wegen geführt und die na- turschutzfachlich sensiblen Bereiche beruhigt. Aus diesem Grund wurde das gesamte Wanderwegenetz im Natura 2000-Gebiet überplant und ausgedünnt, eine neue Ausschilderung ist vorhanden. Zusätzlich sind weitere Wege wie der Rabenswald-Familienweg bei Wiehe oder ein Pfad im Wiegental bei Kleinroda vorgese- hen.

LRT 9130 Die Wege werden auf bestehenden Wegen geführt oder ausschließlich gekennzeichnet. Eine bauliche Neuanlage von Wegen findet nicht statt, neue Flächen im LRT werden nicht in Anspruch genommen. Aus diesem Grund treten keine Beeinträchtigungen im Zusammenwirken mit anderen Projekten auf.

Mopsfledermaus, Großes Mausohr, Bechsteinfledermaus Die Wege werden auf bestehenden Wege geführt oder wenn nicht nur gekennzeichnet. Eine bauliche Neuanlage der Wege findet nicht statt. Es gehen keine Quartierbäume verloren und die vorhandenen Fledermaushabitate werden nicht verändert. Aus diesem Grund treten keine Beeinträchtigungen im Zusammenwirken mit anderen Projekten auf.

Grauspecht, Mittelspecht, Schwarzspecht Die Wege werden auf bestehenden Wegen geführt oder ausschließlich gekennzeichnet. Eine bauliche Neuanlage von Wegen findet nicht statt. Somit gehen keine Brutbäume durch die neuen Wege verloren. Durch eine höhere Frequentierung der Wanderwege ist nicht von einer besonders hohen und dauerhaften Lärmbelastung auszugehen, welche die Spechtarten erheblich beeinträchtigen könnten. Aus diesem Grund treten keine Beeinträchtigungen im Zusammenwirken mit anderen Projekten auf.

Erhebliche Beeinträchtigungen von Lebensraumtypen, Fledermäusen und Vögeln als Schutz- und Erhaltungsziel des Natura 2000-Gebietes können auch unter Betrachtung des Zusammenwirkens mit anderen Projekten ausgeschlossen werden.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 35 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

6 Zusammenfassung

Die Auswirkungen auf die Erhaltungsziele der FFH- und SPA-Gebiet „Hohe Schrecke-Finne““ werden in nachfolgender Übersicht zusammengefasst dargestellt.

Erhaltungsziel des FFH- Schadensbe- Einschätzung der Beeinträchtigung Gebietes grenzungs- maßnahmen

LRT 9130 V1 – Schutz vor - Es gehen keine Flächen durch die Brücke Flächeninan- oder Zuwegungen verloren. spruchnahme keine erhebliche Beeinträchtigung V2 – Schutz des Bodens

LRT 9170 nicht erforderlich - LRT liegen nicht im Vorhabenbereich. keine erhebliche Beeinträchtigung

Mopsfledermaus Großes Mau- V1 – Schutz vor - Quartiere sind nicht betroffen sohr Flächeninan- - Keine Auswirkungen auf sonstige Habi- Bechsteinfledermaus spruchnahme tatstrukturen. keine erhebliche Beeinträchtigung

Erhaltung oder gegebenenfalls V1 – Schutz vor - Kein Waldverlust Wiederherstellung der großflä- Flächeninan- - Keine Verhinderung der Wiederherstellung chig unzerschnittenen, natur- spruchnahme großflächig unzerschnittener Waldbereiche nahen, alt- und totholzreichen V2 – Schutz des keine erhebliche Beeinträchtigung Waldmeister- und Hainsimsen- Bodens Buchenwälder und Eichen- Hainbuchenwälder, ferner der naturnahen Auwälder sowie Schatthang und Schluchtwäl- der mit Lebensräumen des Hirschkäfers und von Fleder- mausarten, darunter der Mops- und Bechsteinfledermaus

Erhaltungsziel des SPA- Schadensbe- Einschätzung der Beeinträchtigung Gebietes grenzungs- maßnahmen

Grauspecht, Mittelspecht, V4 - Begren- - Keine Brutbäume betroffen Schwarzspecht zung der Bau- - Kollisionen mit Brücke sind nicht zu erwar- zeit ten. - Keine Scheuchwirkungen zu prognostizie- ren. keine erhebliche Beeinträchtigung

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 36 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

Erhaltungsziel des SPA- Schadensbe- Einschätzung der Beeinträchtigung Gebietes grenzungs- maßnahmen

Erhaltung oder gegebenenfalls V1 – Schutz vor - Kein Waldverlust Wiederherstellung der großflä- Flächeninan- - Keine Verhinderung der Wiederherstellung chig unzerschnittenen, stö- spruchnahme großflächig unzerschnittener Waldbereiche rungsarmen, alt- und totholz- V2 – Schutz des keine erhebliche Beeinträchtigung reichen Laub- und Laub- Bodens mischwälder als Lebensraum des Grauspechts, des Mit- telspechts und des Schwarz- spechts, des Wespenbus- sards, des Schwarzstorchs, des Rotmilans und des Zwerg- schnäppers

Die Prognose und Bewertung der vorhabenbedingten Beeinträchtigungen der Erhaltungszie- le des Schutzgebietes ergibt, dass keine erheblichen Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele einschließlich der charakteristischen Arten der FFH-Richtlinie sowie EU-Vogelschutzrichtlinie auch bei Betrachtung des Zusammenwirkens mit anderen Vorhaben zu erwarten sind.

Das Vorhaben des Baus einer Hängeseilbrücke ist mit den Erhaltungszielen des Natu - ra 2000-Gebietes DE 4734-320 „Hohe Schrecke-Finne“ ve rträglich.

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 37 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

7 Literatur- und Quellenverzeichnis

BAUER, H.-G., P. BERTHOLD (1997) Die Brutvögel Mitteleuropas, 2. Auflage, Wiesbaden.

BOSCH & PARTNER GMBH, FÖA LANDSCHAFTSPLANUNG GMBH (2016) Berücksichtigung charakteristischer Arten der FFH-Lebensraumtypen in der FFH- Verträglichkeitsprüfung, Schlussbericht 19.12.2016.

BRUNS, E. (2015) Auswirkungen zukünftiger Netzinfrastrukturen und Energiespeicher in Deutschland und Eu- ropa. Teilbericht 4: Vogelkollisionen an Freileitungen. F+E-Vorhaben FKZ 512 83 0100 im Auftrag des BfN (Bundesamt für Naturschutz)

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (BFN; 1998) Das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000 – BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie; Schriftenreihe für Land- schaftspflege und Naturschutz Heft 53

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (BFN; 2004) Das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000 – Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland; Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Heft 69 / Band 2: Wirbeltiere

FIEGLE, M (2018) Waldbiotop- und Lebensraumtypen und ihre Bewertung als Grundlage für die Planung; April 2018

GARNIEL, A. UND U. MIERWALD (2010) Arbeitshilfe Vögel und Straßenverkehr, Ausgabe 2010

GITTA REGNER & SÖLDNER GBR (2018) Erfassung der Fauna 2018, Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Ho- hen Schrecke bei Braunsroda (Thüringen)

LAMBRECHT, H. & TRAUTNER, J. (2007) Fachinformationssystem und Fachkonventionen zur Bestimmung der Erheblichkeit im Rah- men der FFH-VP – Endbericht zum Teil Fachkonventionen, Schlussstand Juni 2007. – FuE- Vorhaben im Rahmen des Umweltforschungsplanes des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz

Standard-Datenbogen für das Gebiet DE 4734320 aus http://www.thueringen.de/th8/tlug/umweltthemen/naturschutz/natura2000/download_bereich/

IPU GMBH, Erfurt Hängeseilbrücke in der Hohen Schrecke 38 Verträglichkeitsstudie für Natura 2000-Gebiet

SÜDBECK, P., H. ANDRETZKE, S. FISCHER, K. GEDEON, T. SCHIKORE, K. SCHRÖDER & C. SUDFELDT (HRSG.) (SÜDBECK ET. AL.; 2005) Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands

THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (TLUG; 2009) Artensteckbriefe Thüringen 2009

THÜRINGER MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, NATURSCHUTZ UND UMWELT (TMLNU; 2008) Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung –ThürNEzVO- § 3 Nr. 27 vom 29. Mai 2008. veröffentlicht im Gesetz- und Verordnungsblatt für den Freistaat Thüringen 2008 Nr. 7, geändert durch: Erste Verordnung zur Änderung der Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele- Verordnung Vom 28. November 2018

THÜRINGER MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, NATURSCHUTZ UND UMWELT TMLNU (2014) Hinweise zur Umsetzung des Europäischen Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ in Thürin- gen. veröffentlicht im Thüringer Staatsanzeiger Nr. 01/2015 S. 47 bis 59

TRESS, J., M. BIEDERMANN, H. GEIGER, J. PRÜGER, W. SCHORCHT, C. TRESS & K.-P. WELSCH (TRESS ET. AL.; 2012) Fledermäuse in Thüringen, 2. Auflage. Naturschutzreport Heft 27, 656 S.

IPU GMBH, Erfurt

IPU GmbH

Erfassung der Fauna 2018 Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke bei Braunsroda (Thüringen)

Abb.1 : Untersuchungsgebiet am 09.05.2018

Stand: 30.09.2018 Untersuchungszeitraum 25.03.-28.05.2018

Gitta Regner & Söldner GbR Gessentalweg 3 07580 Ronneburg

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung 2018

Impressum

Auftraggeber: IPU GmbH Breite Gasse 4/5 99084 Erfurt

Auftragnehmer: Regner & Söldner GbR Gessentalweg 3 07580 Ronneburg

Bearbeitung: Dipl.-Ing (FH) Klaus Lieder

Ronneburg, 30.09.2018

------Dipl. Ing. (FH) Klaus Lieder

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 2

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Inhaltsverzeichnis:

1. Untersuchungsanlass und Aufgabenstellung

2. Methode

3. Ergebnisse

4. Literatur

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 3

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

1. Untersuchungsanlass und Aufgabenstellung

Im Gebiet der „Hohen Schrecke“ bei Braunsroda sind der Ausbau und die Neuanlage eines Wanderweges geplant.

Abb. 2: Untersuchungsgebiet – helle Fläche

Um mögliche Gefährdung von brütenden und rastenden Vogelarten, die durch den Bau und Betrieb der Anlage entstehen könnten, auszuschließen, war eine Untersuchung der Vogel- fauna des Gebietes notwendig. Die Prüfung, ob das Tötungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr.1 BNatSchG, das Störungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr.2 BNatSchG und das Schädigungsverbot nach §§ 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatschG eingehalten wird, erfolgt nicht im Rahmen dieses Berichtes.

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 4

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Abb. 3: Abgrenzung Untersuchungsgebiet - rote Linie

Verwendete Abkürzungen:

Gesetzlicher Schutz:

FFH – Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) des Rates der Europäischen Gemeinschaft zur Er- haltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen II Anhang II-Art/Art von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzge- biete ausgewiesen werden müssen IV Anhang IV-Art / streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse

VSR - Richtlinie 79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie) VSR I - Richtlinie 79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie), Arten des Anhang I

BNatSchG - Bundesnaturschutzgesetz § - besonders geschützte Art §§ - streng geschützte Art

Gefährdungseinstufung:

RLD - Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands (nach MEINIG et al. (1998) Kategorien: 1 Bestand vom Erlöschen bedroht, vom Aussterben bedroht 2 Stark gefährdet 3 Gefährdet G Gefährdung anzunehmen V Arten der Vorwarnliste I gefährdete wandernde Tierart D Daten unzureichend - ungefährdet

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 5

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

RLDV - Rote Liste der Brutvögel Deutschlands (GRÜNBERG, BAUER, HAUPT, HÜPPOP, RYSLAVY, & SÜDBECK 2015) Kategorien: 1 - Bestand vom Erlöschen bedroht, vom Aussterben bedroht 2 - Stark gefährdet 3 - Gefährdet R - Arten mit geographischen Restriktionen in Deutschland V - Arten der Vorwarnliste

RLST – Rote Liste der Säugetiere (Mammalia pt.) Thüringens (ohne Fledermäuse) (nach KNORRE & KLAUS 2011) RLFT - Rote Liste der Fledermäuse (Mammalia: Chiroptera) Thüringens (nach TRESS, BIEDERMANN, GEIGER, KARST, PRÜGER, SCHORCHT, TRESS & WELSCH 2011) RLBVT - Rote Liste der Brutvögel Thüringens (nach FRICK, GRIMM, JAEHNE, LAUßMANN, MEY & WIESNER 2011) RLLT - Rote Liste der Lurche (Amphibia) Thüringens (nach NÖLLERT, SERFLING, SCHEIDT & UTLEB 2011) Kategorien: 1 Vom Aussterben bedroht 2 Stark gefährdet 3 Gefährdet R Extrem selten D Daten unzureichend - keine Einstufung

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 6

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Erläuterung der Brutzeitcodes : Mögliches Brüten A1 Art zur Brutzeit im möglichen Bruthabitat festgestellt A2 Singendes, trommelndes oder balzendes Männchen zur Brutzeit im möglichen Bruthabitat festgestellt Wahrscheinliches Brüten B3 Paar zur Brutzeit in geeignetem Bruthabitat festgestellt B4 Revierverhalten (Gesang, Kämpfe mit Reviernachbarn etc.) an mind. 2 Tagen im Abstand von mind. 7 Tagen am selben Ort lässt ein dauerhaft besetztes Revier vermuten B5 Balzverhalten (Männchen und Weibchen) festgestellt B6 Altvogel sucht einen wahrscheinlichen Nestplatz auf B7 Warn- oder Angstrufe von Altvögeln oder anderes aufgeregtes Verhalten, das auf ein Nest oder Junge in der näheren Umgebung hindeutet B8 Brutfleck bei gefangenem Altvogel festgestellt B9 Nest- oder Höhlenbau, Anlage einer Nistmulde u.ä. beobachtet Sicheres Brüten C10 Ablenkungsverhalten oder Verleiten (Flügellahmstellen) beobachtet C11a Benutztes Nest aus der aktuellen Brutperiode gefunden C11b Eischalen geschlüpfter Jungvögel aus der aktuellen Brutperiode gefunden C12 Eben flügge Jungvögel (Nesthocker) oder Dunenjunge (Nestflüchter) festgestellt C13a Altvögel verlassen oder suchen einen Nestplatz auf. Das Verhalten der Altvögel deutet auf ein besetztes Nest hin, das jedoch nicht eingesehen werden kann (hoch oder in Höhlen gelegene Nester) C13b Nest mit brütendem Altvogel entdeckt C14a Altvogel trägt Kotsack von Nestling weg C14b Altvogel mit Futter für die nicht-flüggen Jungen beobachtet C15 Nest mit Eiern entdeckt C16 Junge im Nest gesehen oder gehört Wenn kein detaillierter Brutzeitcode angegeben werden kann: A Mögliches Brüten B Wahrscheinliches Brüten C Sicheres Brüten

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 7

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

2. Methode

Vögel: Während den Kontrollen wurde das Gebiet systematisch nach wertgebenden Vogelarten ab- gesucht. Alle erfassten Vögel wurden in Tageskarten eingetragen. Daraus wurden die Brutre- viere gebildet. Die Erfassungsmethode ist ausführlich in BIBBY, BURGESS & HILL (1995) be- schrieben. Bei der Erfassung und der Bewertung der Beobachtungen wurden die „Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“ nach ANDRETZKE, SCHIKORE & SCHRÖDER (2005) beachtet.

Technische Ausrüstung:

GPSmap 60 der Firma GARMIN Ferngläser SLC 10 x 42 WB der Firma SWAROVSKI OPTIK Spektiv Leica ABO – TELEVID 77 B 20x – 60x

Weitere Tierarten: Während der Kontrollen wurde insbesondere nach Amphibien und Kriechtieren gesucht

Tabelle 1: Begehungen 2018

Datum Uhrzeit Wetter 09.05.2018 05.00 – 10.00 10 – 21°C, sonnig, wenig Wolken 20.05.2018 05.00 – 10.00 09 – 18°C, sonnig 03.06.2018 04.00 – 07.30 12 - 21°C, sonnig - bedeckt 04.06.2018 04.00 – 07.30 14 – 23°C, sonnig

Die Erfassungen wurden von Klaus Lieder und Gitta Lieder – Söldner durchgeführt.

Karte:

Topographische Karte 1: 50.000 Bundesland Thüringen Bei Lageplänen war eine Vergrößerung des Maßstabes bis auf 1: 25.000 möglich.

Methodenkritik: Auftragsmäßig bedingt begann die Untersuchung erst Anfang Mai 2018, was zu Defiziten bei der Erfassung einiger Vogelarten, insbesondere Spechte, Eulen und Mei- sen führte.

LINFOS-Daten wurden am 30.09.2018 abgefragt.

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 8

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

3. Ergebnisse

Zu erwartendes Arteninventar

Das Untersuchungsgebiet ist fast vollständig von Wald bedeckt. Es wechseln alte Laubholz- bestände (hauptsächlich Rotbuchen, Ahornarten und Eichen) mit eingestreuten Nadelholz- beständen (Fichte und Lärche) ab. Potenziell sind u.a. folgende wertgebende Tierarten zu erwarten:

Vorprüfung (Abschichtung / Betroffenheitsanalyse)

Erläuterung der Abschichtung (Betroffenheitsanalyse)

Das entscheidungsrelevante Artenspektrum wurde nach folgenden Kriterien eingeschränkt („abgeschichtet“). Es genügte die Erfüllung eines Abschichtungskriteriums (Die Prüfreihen- folge richtet sich nach der unten stehenden Nummerierung, d.h. wenn das Verbreitungsge- biet nicht betroffen ist, braucht nicht mehr die Lebensraumeignung geprüft werden):

1. Arten, die in Thüringen in der Roten Liste mit 0 (ausgestorben oder verschollen) verzeich- net sind. 2. Arten, deren Verbreitungsgebiet nach aktuellem Kenntnisstand eindeutig außerhalb des erweiterten Untersuchungsgebietes (EUG) des Vorhabens liegt. 3. Arten, deren Lebensraumansprüche eindeutig nicht im erweiterten Untersuchungsgebie- tes (EUG) des Vorhabens (höchstmöglicher Wirkfaktor) abgedeckt werden können (z. B. bei Spezialisierung auf Sonderbiotope). Arten kommen höchstens als Zufallsfund oder Ausnah- meerscheinung vor. 4. Arten, deren Wirkungsempfindlichkeit vorhabenspezifisch so gering ist, dass mit hinrei- chender Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass keine Verbotstatbestände ausge- löst werden können. Die ökologische Funktion der von dem Eingriff betroffenen Fortpflan- zungs- und Ruhestätten wird im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt, d.h. es kommt zu keiner signifikanten Beeinträchtigung des lokalen Bestands; durch evtl. Störungen wird der Erhaltungszustand der lokalen Population nicht verschlechtert.

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 9

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Arten der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie:

(schwarz Schrift – Arten des Anhangs IV, rote Schrift – Arten des Anhangs II und IV) Die Prüfung der der Abschichtung nach Punkten 1 - 4 (siehe oben).

Tabelle 2: Arten des Anhangs II und IV der FFH - Richtlinie

Säugetiere

Art Deutscher Name Prüfung Abschichtung Barbastella barbastellus Mopsfledermaus

Bison bonasus Wisent 2 Canis lupus Wolf 1 Castor fiber 2 Cricetus cricetus Feldhamster 2 Delphinus delphis Gewöhnlicher 2 Dryomys nitedula Baumschläfer 2 Eptesicus nilssonii Nordfledermaus 2 Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus

Felis silvestris Wildkatze Hypsugo savii Alpenfledermaus 2 Lagenorhynchus acutus Weißseitendelphin 2 Lagenorhynchus albirostris Weißschnauzendelphin 2 Lutra lutra Fischotter 3

Lynx lynx Luchs 2 Miniopterus schreibersii Langflügelfledermaus 2 Muscardinus avellanarius Haselmaus Mustela lutreola Europäischer Nerz 1 Myothis alcathoe Nymphenfledermaus Myotis bechsteinii Bechsteinfledermaus Myotis brandtii Große Bartfledermaus Myotis dasycneme Teichfledermaus 2 Myotis daubentonii Wasserfledermaus Myotis emarginatus Wimperfledermaus 2 Myotis myotis Großes Mausohr Myotis mystacinus Kleine Bartfledermaus Myotis nattereri Fransenfledermaus

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 10

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018 Nyctalus leisleri Kleiner Abendsegler Nyctalus noctula Großer Abendsegler Orcinus orca 2 Phocoena phocoena Schweinswal 2 Pipistrellus kuhlii Weißrandfledermaus 2 Pipistrellus nathusii Rauhhautfledermaus Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus Pipistrellus pygmaeus Mückenfledermaus Plecotus auritus Braunes Langohr Plecotus austriacus Graues Langohr Rhinolophus ferrumequi- Große Hufeisennase 2 num Rhinolophus hipposideros Kleine Hufeisennase Sicista betulina Birkenmaus 2 Spermophilus citellus Ziesel 2 Tursiops truncatus Großer Tümmler 2 Ursus arctos Braunbär 1 Vespertilio murinus Zweifarbfledermaus

Folgende Säugetierarten sind nur im Anhang II der FFH – Richtlinie aufgeführt:

Art Deutscher Name Prüfung Abschichtung Halichoerus grypus Kegelrobbe 2 Phoca vitulina Gemeiner 2 Tursiops truncatus Großer Tümmler 2

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 11

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Wertgebende Vogelarten im Thüringen (Stand 12/2016, Vogelschutzwarte Seebach)

Art Prüfung Abschichtung Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Singschwan Cygnus cygnus (L.) 2 Weißwangengans Branta leucopsis (Bechstein) 2 Blässgans Anser albifrons (Scopoli) 2 Graugans Anser anser (L.) 2 Brandgans Tadorna tadorna (L.) 2 Schnatterente Anas strepera L. 2 Krickente Anas crecca L. 2 Knäkente Anas querquedula L. 2 Löffelente Anas clypeata L. 2 Kolbenente Netta rufina (Pallas) 2 Moorente Aythya nyroca (Güldenstädt) 2 Schellente Bucephala clangula (L.) 2 Zwergsäger Mergellus albellus (L.) 2 Gänsesäger Mergus merganser L. 2 Wachtel Coturnix coturnix (L.) 3 Rebhuhn Perdix perdix (L.) 3 Haselhuhn Tetrastes bonasia (L.) 1 Birkhuhn Tetrao tetrix L. 2 Auerhuhn Tetrao urogallus L. 2 Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis (Pallas) 2 Rothalstaucher Podiceps grisegena (Boddaert) 2 Ohrentaucher Podiceps auritus (L.) 2 Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis (C.L.Brehm) 2 Prachttaucher Gavia artica (L.) 2 Kormoran Phalacrocorax carbo (L.) 2 Rohrdommel Botaurus stellaris (L.) 2 Zwergdommel Ixobrychus minutus (L .) 2 Silberreiher Casmerodius albus (L.) 2 Schwarzstorch Ciconia nigra (L.) Weißstorch Ciconia ciconia (L.) 2 Fischadler Pandion haliaetus (L.) 2 Wespenbussard Pernis apivorus (L.) Kornweihe Circus cyaneus (L.) 2 Wiesenweihe Circus pygargus (L.) 2 Rohrweihe Circus aeruginosus (L.) 2 Rotmilan Milvus milvus (L.) Schwarzmilan Milvus migrans (Bodd.) Seeadler Haliaeetus albicilla (L.) 2 Merlin Falco columbarius L. 2

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 12

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018 Baumfalke Falco subbuteo L. Wanderfalke Falco peregrinus Tunstall Kranich Grus grus (L.) 2 Wasserralle Rallus aquaticus L. 2 Wachtelkönig Crex crex (L.) 2 Kleines Sumpfhuhn Porzana parva (Scopoli) 2 Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana (L.) 2 Teichhuhn Gallinula chloropus (L.) 2 Säbelschnäbler Recurvirostra avosetta (L.) 2 Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria (L.) 2 Kiebitz Vanellus vanellus (L.) 2 Flussregenpfeifer Charadrius dubius (Scopoli) 2 Mornellregenpfeifer Charadrius morinellus L. 2 Großer Brachvogel Numenius arquata (L.) 2 Uferschnepfe Limosa limosa (L.) 2 Pfuhlschnepfe Limosa lapponica (L.) 2 Bekassine Gallinago gallinago (L.) 2 Flussuferläufer Actitis hypoleucos (L.) 2 Bruchwasserläufer Tringa glareola L. 2 Kampfläufer Philomachus pugnax (L.) 2 Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus Temminck 2 Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus Pallas 2 Raubseeschwalbe Hydroprogne caspia Pallas 2 Flussseeschwalbe Sterna hirundo L. 2 Trauerseeschwalbe Chlidonias niger (L.) 2 Turteltaube Streptopelia turtur (L.) Schleiereule Tyto alba (Scopoli) 2 Raufußkauz Aegolius funereus (L.) 2 Steinkauz Athene noctua (Scopoli) 2 Sperlingskauz Glaucidium passerinum (L.) 3 Sumpfohreule Asio flammeus (Pontoppidan) 2 Uhu Bubo bubo (L.) Ziegenmelker Caprimulgus europaeus L. 3 Eisvogel Alcedo atthis (L.) 2 Bienenfresser Merops apiaster L. 2 Wiedehopf Upupa epops L. 2 Wendehals Jynx torquilla L. 3 Grauspecht Picus canus Gmelin Schwarzspecht Dryocopus martius (L.) Mittelspecht Dendrocopos medius (L.) Neuntöter Lanius collurio L. 3 Raubwürger Lanius excubitor L. 3 Dohle Coloeus monedula L. Saatkrähe Corvus frugilegus L. 2 Beutelmeise Remiz pendulinus (L.) 2 Haubenlerche Galerida cristata (L.) 2 Gitta Regner & Söldner GbR Seite 13

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018 Heidelerche Lullula arborea (L.) 3 Feldlerche Alauda arvensis L. 3 Uferschwalbe Riparia riparia (L.) 2 Rauchschwalbe Hirundo rustica L. 3 Bartmeise Panurus biarmicus (L.) 2 Schlagschwirl Locustella fluviatilis (Wolf) 3 Rohrschwirl Locustella luscinioides (Savi) 2 Seggenrohrsänger Acrocephalus paludicola (Vieillot) 2 Schilfrohrsänger Acrocephalus schoenobeanus (L.) 2 Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus (L.) 2 Gelbspötter Hippolais icterina (Vieillot) 3 Sperbergrasmücke Sylvia nisoria (Bechstein) 3 Wasseramsel Cinclus cinclus (L.) 2 Zwergschnäpper Ficedula parva (Bechstein) Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca (Pallas) Halsbandschnäpper Ficedula albicollis (Temminck) Braunkehlchen Saxicola rubetra (L.) 3 Schwarzkehlchen Saxicola rubicola (L.) 3 Blaukehlchen Luscinia svecica (L.) 2 Steinschmätzer Oenanthe oenanthe (L.) 2 Brachpieper Anthus campestris (L.) 2 Wiesenpieper Anthus pratensis (L.) 3 Karmingimpel Carpodacus erythrinus (Pallas) 2 Grauammer Emberiza calandra L. 3 Zippammer Emberiza cia L. 2 Ortolan Emberiza hortulana L. 3

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 14

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Amphibien und Reptilien

Art Deutscher Name Prüfung Abschichtung

Alytes obstetricans Geburtshelferkröte 3 Bombina bombina Rotbauchunke 2

Bombina variegata Gelbbauchunke, Bergunke 3

Bufo calamita Kreuzkröte 3 Bufo viridis Wechselkröte 3

Coronella austriaca Schlingnatter 3 Emys orbicularis Europäische Sumpfschildkröte 2

Hyla arborea Laubfrosch 3 Iberolacerta horvarthi Kroatische Gebirgseidechse 2

Lacerta agilis Zauneidechse 3

Lacerta bilineata Westliche Smaragdeidechse 2 Lacerta viridis Östliche Smaragdeidechse 2 Natrix tessellata Würfelnatter 2

Pelobates fuscus Knoblauchkröte 3

Podarcis muralis Mauereidechse 2

Rana arvalis Moorfrosch 3

Rana dalmatina Springfrosch 3

Rana lessonae Kleiner Wasserfrosch 3

Salamandra atra Alpensalamander 2 Triturus carnifex Alpen-Kammmolch 2

Triturus cristatus Kammmolch 3

Zamenis longissimus Äskulapnatter 2

Käfer

Art Deutscher Name Prüfung Abschichtung Bolbelasmus unicornis Vierzähniger Mistkäfer 2 Buprestis splendens Goldstreifiger Prachtkäfer 2 Cerambyx cerdo Großer Eichenbock 2 Cucujus cinnaberinus Scharlachkäfer 2 Dytiscus latissimus Breitrand 2 Schmalbindiger Breitflügel- Graphoderus bilineatus 2 Tauchkäfer

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 15

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018 Osmoderma eremita Eremit, Juchtenkäfer Phryganophilus ruficollis Rothalsiger Düsterkäfer 2

Rosalia alpina Alpenbock 2

Folgende Käfertierarten sind nur im Anhang II der FFH – Richtlinie aufgeführt:

Prüfung Abschich- Art Deutscher Name tung Carabus menetriesi ssp. pa- Hochmoor-Laufkäfer 2 cholei Graphoderus bilineatus Schmalbindiger Breitflügel-Tauchkäfer 2 Limoniscus violaceus Veilchenblauer Wurzelhals-Schnellkäfer 2 Lucanus cervus Hirschkäfer Stephanopachys substriatus Gestreifelter Bergwald-Bohrkäfer 2

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 16

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Ergebnisse der Datenrecherche in der LINFOS – Datenbank der TLUG (letzter Zugriff am 30.09.2018)

Nach Auswertung der LINFO-Datenbank der TLUG treten im Gebiet der nördlichen Hohen Schrecke folgende wertgebende Tierarten (außer Vögel) auf:

Tabelle 3: weitere wertgebende Tierarten im Vorhabensgebiet

Art Rote Liste Schutz deutscher Name wissenschaftlicher Name FFH B RLD RLT Wildkatze Felis silvestris IV §§ 3 2 Haselmaus Muscardinus avellanarius IV §§ G 3 Wasserfledermaus Myotis daubentonii IV §§ - - Große Bartfledermaus Myotis brandtii IV §§ V 2 Bechsteinfledermaus Myotis bechsteinii II, IV §§ 2 1 Großes Mausohr Myotis myotis II, IV §§ V 3 Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus IV §§ - 3 Mopsfledermaus Barbastella barbastellus II, IV §§ 2 2 Hirschkäfer Lucanus cervus II § 2 2

Es handelt sich um Arten mit einer gewissen Mobilität, so dass ein Vorkommen im näheren Unter- suchungsgebiet zu erwarten ist.

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 17

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Vögel

Tabelle 4: alle Brutvogelarten im Vorhabensgebiet

Art Rote Liste Schutz deutscher Name wissenschaftlicher Name RLD RLT B VSR Hohltaube Columba oenas L. - - § - Ringeltaube Columba palumbus L. - - § - Grünspecht Picus viridis L. - - §§ - Schwarzspecht Dryocopus martius (L.) - - §§ x Buntspecht Dendrocopos major (L.) - - § - Mittelspecht Dendrocopos medius (L.) - - §§ x Pirol Oriolus oriolus (L.) V - § - Eichelhäher Garrulus glandarius (L.) - - § - Kolkrabe Corvus corone L. - - § - Blaumeise Parus caeruleus L. - - § - Kohlmeise Parus major L. - - § - Sumpfmeise Parus palustris L. - - § - Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix (Bechstein) - - § - Zilpzalp Phylloscopus collybita (Vieillot) - - § - Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla (L.) - - § - Gartengrasmücke Sylvia borin (Boddaert) - - § - Wintergoldhähnchen Regulus regulus (L.) - - § - Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla (Temminck) - - § - Kleiber Sitta europaea L. - - § - Gartenbaumläufer Certhia familiaris L. - - § - Star Sturnus vulgaris L. 3 - § - Amsel Turdus merula L. - - § - Singdrossel Turdus philomelos C.L.Brehm - - § - Grauschnäpper Muscicapa striata (Pallas) V - § - Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca (Pallas) 3 3 § - Rotkehlchen Erithacus rubecula L. - - § - Buchfink Fringilla coelebs L. - - § - Kernbeißer Coccothraustes coccothraustes (L.) - - § - Goldammer Emberiza citrinella L. V - § -

Arten der Roten Listen (außer Kategorie V), streng geschützten Arten nach BNatSchG und des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie werden punktgenau (Gauß – Krüger-Koordinaten) dargestellt.

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 18

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Tabelle 5: Anzahl der Brutpaare 2018

Art Brutpaare deutscher Name wissenschaftlicher Name bzw. Reviere Hohltaube Columba oenas L. 2 Ringeltaube Columba palumbus L. 1 Grünspecht Picus viridis L. 1 Schwarzspecht Dryocopus martius (L.) 1 Buntspecht Dendrocopos major (L.) 3 Mittelspecht Dendrocopos medius (L.) 1 Pirol Oriolus oriolus (L.) 1 Eichelhäher Garrulus glandarius (L.) 1 Kolkrabe Corvus corone L. 1 Blaumeise Parus caeruleus L. 1 Kohlmeise Parus major L. 2 Sumpfmeise Parus palustris L. 1 Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix (Bechstein) 1 Zilpzalp Phylloscopus collybita (Vieillot) 2 Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla (L.) 3 Gartengrasmücke Sylvia borin (Boddaert) 1 Wintergoldhähnchen Regulus regulus (L.) 2 Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla (Temminck) 2 Kleiber Sitta europaea L. 1 Gartenbaumläufer Certhia familiaris L. 2 Star Sturnus vulgaris L. 1 Amsel Turdus merula L. 5 Singdrossel Turdus philomelos C.L.Brehm 1 Grauschnäpper Muscicapa striata (Pallas) 1 Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca (Pallas) 1 Rotkehlchen Erithacus rubecula L. 2 Buchfink Fringilla coelebs L. 3 Kernbeißer Coccothraustes coccothraustes (L.) 2 Goldammer Emberiza citrinella L. 1

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 19

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Grünspecht Picus viridis L. Nr. Koordinaten (Gauß – Krüger) Status 1 R 4450300 H 5686494 B4

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 20

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Schwarzspecht Dryocopus martius (L.) Nr. Koordinaten (Gauß – Krüger) Status 1 R 4450369 H 5685783 B3

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 21

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Mittelspecht Dendrocopos medius (L. Nr. Koordinaten (Gauß – Krüger) Status 1 R 4450148 H 5653990 B4

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 22

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Star Sturnus vulgaris L. Nr. Koordinaten (Gauß – Krüger) Status 1 R 4450025 H 5686589 C14b

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 23

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca Nr. Koordinaten (Gauß – Krüger) Status (Pallas) 1 R 4450154 H 5686453 B4

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 24

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

Bemerkungen zur Bautrasse und den nur über LINFOS ermittelten Arten, die bei der aktuellen Untersuchung nicht nachgewiesen wurden

Wildkatze

Die Art wurde mehrfach im Gebiet der Hohen Schrecke nachgewiesen. Ein Vorkommen ent- lang der Bautrasse (nur Reproduktion) ist auf Grund fehlender Höhlen nicht möglich.

Haselmaus

Die Haselmaus ist auf Grund fehlender Höhlenbäume entlang der Bautrasse nicht möglich.

Fledermäuse

Das gesamte Gebiet ist für alle Fledermausarten (außer der Wasserfledermaus) als Nah- rungshabitat geeignet, der auch durch die geplante Baumaßnahme nicht beeinträchtigt wird. Baumhöhlen als Quartiere fehlen entlang der Trasse.

Schwarzstorch, Wespenbussard, Baumfalke, Wanderfalke, Turteltaube, Uhu, Dohle, Zwergschnäpper und Halsbandschnäpper

Das Untersuchungsgebiet ist für die Arten potenziell geeignet. Die Arten wurden während der Untersuchung nicht nachgewiesen.

Eremit und Hirschkäfer

Beide Arten können im Untersuchungsgebiet vorkommen. Ältere Nachweise sind vom Hirschkäfer bekannt. Entlang der Bautrasse ist ein Vorkommen durch das Fehlen entspre- chender Höhlenbäume nicht möglich.

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 25

Ausbau und Neuanlage eines Wanderweges im Gebiet der Hohen Schrecke Erfassung der Fauna 2018

4. Literatur

ANDRETZKE, H., SCHIKORE, T. & K. SCHRÖDER (2005): Artensteckbriefe. In: SÜDBECK, P. et al. (Hrsg.): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. S.135 – 695. Radolfzell. BARTHEL, P. H. & A. J. HELBING (2005): Artenliste der Vögel Deutschlands.- Limicola 19, 89 -111 BAUER, H.- G, BEZZEL, E. & W. FIEDLER (2005) : Das Kompendium der Vögel Mittel- europas. 2. Auflage. - Wiebelsheim. BIBBY, C. J., N.D. BURGESS & D. A. HILL (1995): Methoden der Feldornithologie. Radebeul. FRICK, S., GRIMM, H., JAEHNE ,S., LAUßMANN, H., MEY, E. & J. WIESNER (2011): Rote Liste der Brutvögel Thüringens. 3.Fassung, Stand 12/2010 – Naturschutzreport 26, 47 - 54 GEDEON, K., GRÜNEBERG, C., MITSCHKE, A., SUDFELDT, C.; EIKHORST, W., FISCHER, S., FLADE, M., FRICK, S., GEIERSBERG, I., KOOP, B., KRAMER, M., KRÜGER, T., ROTH, N., RYSLAVY, T., STÜBING, S., SUDMANN, S.R., STEFFENS, R. & K WITT (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Atlas of German Breeding Birds. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten. Münster. GRÜNBERG, C., BAUER, H.-G., HAUPT, H., HÜPPOP, O., RYSLAVY, T. & P. SÜDBECK (2015): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 5. Fassung, 30.November 2015 – Berichte zum Vogelschutz 52, 19 - 67 MASLATON, M. (2016): Windenergienutzung – Anforderungen an die artenschutzrechtlichen Prüfung im Rahmen der Bauleitplanung. – In: SPANNOWSKY, W. & A. HOFMEISTER (Hrsg.): Naturschutzrechtliche Anforderungen in der Bauleitplanung unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen. Berlin, 79 - 104

Gitta Regner & Söldner GbR Seite 26

Brückenpfad Hohe Schrecke

Waldbiotop- und Lebensraumtypen und ihre Bewertung als Grundlage für die Planung im April 2018

Auftraggeber: IPU GmbH Breite Gasse 4-5 99084 Erfurt

Auftragnehmer: Diplom-Geograph Michael Fiegle Wanfrieder Straße 64 99974 Mühlhausen

Inhaltsverzeichnis 0. Einleitung ...... 1 1. Lage ...... 1 2. Ökologische Grundlagen ...... 1 2.1. Geologie ...... 1 2.2. Böden ...... 1 2.3. Klima ...... 1 2.4. Potenzielle natürliche Vegetation ...... 2 3. Waldbiotop- und Lebensraumtypen, aktueller Bestand, Bewertung ...... 2 4. Literatur ...... 3 5. Foto-Dokumentation ...... 4

Seite 1

0. Einleitung Für die Planung eines Erlebnispfades im Bereich der „Hohe Schrecke“ wurde vom Auftragnehmer im April 2018 die Bestandsaufnahme der Biotoptypen und der Le- bensraumtypen durchgeführt. Als Grundlage dienten die aktuelle Kartieranleitung zur flächendeckenden Waldbiotopkartierung im Freistaat Thüringen von 1996, die dazu- gehörige Liste der Stamm-Standortgruppen und Baumarten potentiell natürlicher Wälder und Das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000 herausgegeben vom BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (1998).

1. Lage Das Planungsgebiet liegt im äußersten Norden der Hohen Schrecke, etwa 3 km süd- lich von Reinsdorf im Bereich des Bärentals und seiner linksseitigen Nebentälchen. Von Norden nach Südwesten erfolgt der Übergang vom Offenland in den geschlos- senen Wald und von 185 m HN auf etwa 290 m HN. Die Hohe Schrecke ist aus forstlicher Sicht ein Teil des Nordthüringischen Trias- Hügellandes. Innerhalb der Naturräume Thüringens zählt sie unter Punkt 2.2 als Teil des Höhenzugs Hohe Schrecke-Schmücke Finne zu den Buntsandstein- Hügelländern.

2. Ökologische Grundlagen

2.1. Geologie Der oberflächennahe geologische Untergrund wird von Sandsteinen des Buntsand- steins (Mesozoikum) gebildet. Nach Aussage von Ortskennern ist oberflächennah auch kalkhaltiger Löß vorhanden. Aus den steilen Hanglagen eingeschwemmtes Ab- tragungsmaterial (Kolluvium) füllt die schmalen Talgründe aus.

2.2. Böden Saure bis neutrale, meist gering mächtige sandige Böden bilden die Hauptbodenform des Planungsgebietes. In den Tallagen sind mittelgründige, mit Humus angereicherte und daher dunklere Sand- bis sandige Lehmböden vorhanden. Es herrschen mäßig nährstoffreiche bis kräftige, mäßig trockene Böden vor. Die Böden der Talgründe sind nährstoffreich.

2.3. Klima Eine klimatische Referenzstation ist für das Planungsgebiet nicht vorhanden. Im Windschatten von Harz und Kyffhäuser ist ein relativ trockenes und bereits dem subkontinentalen Bereich zuzurechnendes Klima anzunehmen. Die mittleren Jahres- Niederschläge sind an der Nordabdachung der Hohen Schrecke mit 550 bis 600 mm anzusetzen. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8 bis 9°C. Es ist von einem mäßig trockenen Hügelland-Klima auszugehen. Seite 2

2.4. Potenzielle natürliche Vegetation Auf den meisten Bodenstandorten ist ein Linden-Hainbuchen-Buchen-Eichen-Wald als potentielle natürliche Vegetation anzunehmen, der in den verarmten Kuppenla- gen in einen Buchen-Traubeneichen-Wald übergeht und in den Tallagen in einen Buchen- und Eichen-reichen Eschen-Bergahorn-Edellaubbaumwald. Aus pflanzen- soziologischer Sicht bildet nach BUSHART & SUCK (2008) ein Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) die potenzielle natürliche Vegetation der Hohen Schrecke. Diese Aussage erfolgt jedoch auf der großmaßstäbigen Karte 1 : 250.000 und ist daher nicht ausdifferenziert.

3. Waldbiotop- und Lebensraumtypen, aktueller Bestand, Bewertung In Tabelle 1 sind alle im Planungsgebiet aktuell vorkommenden Wald-Biotope und Wald-Lebensraumtypen aufgeführt. Die Bewertung erfolgt nach der neunstufigen Skala von KAULE (1986) für die Bewertung von Wäldern und Forsten. Zuschläge von je einem Punkt wurden für die Qualitätsmerkmale „Lebensraumtyp“ und „Lage im sensitiven Bereich“ vergeben.

Tabelle 1: Waldbiotop- und Lebensraumtypen, aktueller Bestand, Bewertung

Biotoptyp Lebensraumtyp Bewertung Zu- Ge- nach Kaule schlä- samt (1990) ge G150 Kahlfläche 5 (+1) 5 - 6 K102 Kulturbestimmter 5 - 5 Fichtenwald K104 Kulturbestimmter 6 - 6 Buchen-Fichtenwald K106 Kulturbestimmter 6 - 6 Fichtenmischwald K202 Kulturbestimmter 6 - 6 reiner Kiefernwald K206 Kulturbestimmter 6 (+1) 6 – 7 Kiefernmischwald K301 Kulturbestimmter 6 (+1) 6 – 7 Lärchenwald K603 Kulturbestimmter 6 - 6 Ahornwald K802 Kulturbestimmter 2 - 2 Robinienwald N100 Buchen(misch)- 7 (+1) 7 – 8 wälder N101 Buchen(misch)wald 9110 Hainsimsen-Buchenwald 7 – 8 (+1, 7 – 10 (Luzulo-Fagetum) +2) N202 Eichen- 9170 Labkraut-Eichen-Hain- 7 – 8 (+1) 7 - 9 Hainbuchenwald buchen-wald (Galio-Carpinetum) P102 Birken-Pionierwald 6 (+1) 6 - 7 P106 Kiefern- und Kiefern- 6 - 6 Birken-Pionierwald

Erläuterung: Die Nadelgehölze Fichte, Kiefer und Europäische Lärche sind in der Hohen Schrecke nicht heimisch. Ihre Bestände entsprechen daher nicht der potenziellen natürlichen Vegetation und erfahren aus ökologischer Sicht somit deutlich geringere Bewertun- Seite 3 gen. Dies gilt auch für die Robinie. Diese Art ist zudem als „Fremdländer“ einzustufen (Herkunft Nord-Amerika) und erhält auf Grund der Eutrophierung und Artenverar- mung ihrer Standorte den geringsten Wert. Die Pionierwälder im Planungsgebiet sind durchweg geringen Alters und in Entwicklung. Sie sind ebenfalls deutlich niedriger zu bewerten. Dies gilt auch für die jüngeren Kahlschläge, die zur Eindämmung von Bor- kenkäfer-Kalamitäten in 2017 in artenarmen Fichtenwäldern durchgeführt wurden. Ein Kahlschlag bzw. die durch Windwurf entstandene Fläche am Osthang des Bären- tals weist schon eine deutliche Buchen-Naturverjüngung auf und wurde daher höher bewertet. Rotbuche und Traubeneiche prägen die Laubholz-Altbestände des Pla- nungsgebietes. Sie entsprechen den Hauptbaumarten der potenziellen natürlichen Vegetation. Ihre Bestände sind hoch zu bewerten. Die Buchenwälder des Planungs- gebietes sind Hainsimsen-Buchenwälder und daher insgesamt dem FFH- Lebensraumtyp 9110 zuzuordnen. Eine Zuordnung der Eichen-Hainbuchenwälder zum FFH-Lebensraumtyp 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald ist nur bei Vorhan- densein der Mischbaumarten Hainbuche, Sommerlinde, Winterlinde, Bergahorn, Esche und Bergulme zulässig. Nicht alle Eichen-Hainbuchenwälder des Planungs- gebietes sind daher Lebensraumtypen.

Auswirkungen auf die Planung: Die aus ökologischer Sicht hochwertigsten Bereiche des Planungsgebietes liegen auf Grund ihrer Lage in einem „Sensitiven Bereich“ des Naturschutzgroßprojektes „Hohe Schrecke“ zum einen im Südosten, zum anderen auf Grund ihres besonderen Alters und Artenreichtums im Zentrum, Norden und Nordwesten. Diese Bereiche sind be- sonders sensibel für Eingriffe in den Naturhaushalt, wie sie im Zuge von Bauvorha- ben zu erwarten sind. In den im ökologischen Wert geringer anzusetzenden Bereichen im Nordosten und Zentrum des Planungsgebietes sind planerische Eingriffe als weniger schwerwiegend einzustufen.

4. Literatur

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg., 1998): Das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000. = Schriftenr. f. Landschaftspfl. u. Natursch. H. 53, 560 S., Bonn-Bad Godesberg. BUSHART, M. & SUCK, R. (2008): Potenzielle Natürliche Vegetation Thüringens. 139 S., Jena. KAULE, G. (1990): Arten- und Biotopschutz. 461 S., Stuttgart. LANDESANSTALT FÜR WALD UND FORSTWIRTSCHAFT/THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT (Hrsg., 1996): Kartieranleitung zur flächendeckenden Waldbiotopkartierung im Freistaat Thüringen. 116 S., Gotha und Jena.

Seite 4

5. Foto-Dokumentation Altholz-Insel, Labkraut-Eichen- Hainbuchenwald im Zentrum des Planungsgebietes, Bio- toptyp N202, FFH-LRT 9170, Bewertung: 9

Junger, bewuchsloser Kahl- schlag im Westen des Pla- nungsgebietes, Biotoptyp G150, Bewertung: 5

Kahlschlag mit Buchen- Naturverjüngung am Osthang des Bärentals, daher als N101 Buchen(misch)wald eingestuft, aber auf Grund des jungen Alters kein FFH-LRT, Bewertung: 7

Robinienwald, kulturbestimmt, K802, der Baumbestand die- ses Fremdländers ist artenarm und hat seinen Bodenstandort verändert, Bewertung: 2

Seite 5

6. Bewertungstabelle

Legende P106 P102 K106 K202 Untersuchungsraum

Waldbiotope K802 Waldbiotop mit Nummer (siehe Text) K301 K206 N101 Bewertung nach Kaule

2 K802 5 N101 9110 6

9170 N202 7

P102 8

9

N100

N101 ¹¹¹¹ 10 ¹ ¹ ¹ ¹

G150

¹ ¹ FFH-LRT ¹ ¹ K206

9170 ¹ ¹ ¹ Lebensraumtyp mit Nummer (siehe Text)

9110 N202 ¹ ¹ ¹ ¹ N101

¹ PEPL ¹ ¹

¹ ¹

9170 N202 ¹¹¹¹¹

¹ ¹ ¹ ¹¹¹¹ Grenze "sensitiver Bereich"

¹¹¹¹ ¹ ¹ ¹ G150 ¹ ¹ ¹ ¹ N202

K603 ¹¹¹¹ K206 K603 K102

K102

¹¹ N202 K301 9110 N101 ¹

¹ K102

9110 N101 K301 ¹ ¹ ¹ ¹

N101 9110 N101

P102 ¹ 9110

9110 ¹¹¹¹ N101 Biotopkartierung G150 K603

¹ ¹ ¹ K104 Maßstab: 1 : 4.000 Bearbeitung:

¹ ¹ Dipl.-Geogr. M. Fiegle

0 50 100 200 300 400 500 ¹¹¹¹ Bearbeitung: 04/2018 ± Meter

¹¹¹¹¹

¹¹¹¹¹