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XVII. Umordnungen der Bevölkerung im modernen Makedonien

Iakovos D. Michailidis Die Befreiung Makedoniens während der Zeit der Balkankriege (1912-1913) bildete den Höhepunkt und den Preis der griechischen Befreiungsaktivität in der Region. Über Jahrzehnte hinweg hatten sich im makedonischen Binnenland die Sehnsüchte sowohl der griechischsprachigen Bewohner, als auch ihrer helladischen Brüder nach einer Vereinigung mit dem freien griechischen Königreich verdichtet. Folglich war zu erwarten, dass die terri- torialen Besitzstände des Vertrags von Bukarest bei den Griechen auf große Zufriedenheit stoßen würden. Doch am Tage nach dem Sieg sah sich die griechische Verwaltung mit bedeu- tenden Problemen, welche sich durch die jahrelange Vernachlässigung und Inkompetenz der osmanischen Herrschaft in der Region angesammelt hatten, konfrontiert, Probleme, die durch das Fehlen einer interner nationalen Homogenität auf vielen Ebenen noch verschärft wurden. Gemäß den verfügbaren statistischen Daten näherte sich am Vorabend der Befreiung die Bevölkerung Makedoniens den 1.205.000 Bewohnern an, von denen die Griechischsprachi- gen lediglich 370.000 (ein Anteil von 31%), die Slawischsprachigen 260.000 (Patriarchisten und Exarchisten) (21,5%), die Moslems 475.000 Personen (39,5%) und die Juden und son- stige 98.000 Personen (8%) ausmachten. Die ethnologische Zersplitterung sowie die allgemein anerkannte zahlenmäßige Unter- legenheit der griechischsprachigen Bewohner von Makedonien bereitete zusammen mit dem ständigen Klima eines möglichen Krieges der griechischen Verwaltung ein gewaltiges Kop- fzerbrechen.

1. Das Jahrzehnt der Kriege (1912-1920) Die Tatsache, dass die Region Makedoniens während des Jahrzehnts 1910-1920 zum Schaup- latz kriegerischer Operationen wurde, trug, wie zu erwarten war, zu umfassenden Verschiebungen in der Bevölkerung bei. Alexandros Pallis, der für die Versorgung der Flüchtlinge in Makedonien zuständig war, verzeichnete in diesem konkreten Zeitraum ins- gesamt 12 Migrationswellen von Griechischsprachigen, Türkischsprachigen und Slawischsprachigen in und aus dem makedonischen Binnenland.1 Die Abwanderung aus Makedonien konzentriert sich in erster Linie auf die slawischsprachige und moslemische Minderheit. Was die slawischsprachigen Bewohner Makedoniens betrifft, so war zur Zeit des Vormarsches des griechischen Heeres während des zweiten Balkankrieges eine massive Abwanderung nach Bulgarien zu verzeichnen. Die Mi- grationswelle ging insbesondere von Ost- und Zentralmakedonien aus, wohingegen von Westmakedonien nur eine vergleichsweise geringe Zahl an slawischsprachigen Bewohnern abwanderte. In den folgenden Jahren erfolgte nur eine sporadische Abwanderung der Slawischsprachigen. Im Sommer des Jahres 1916 folgte den bulgarischen Truppen, die in Ostmakedonien einfielen, eine beträchtliche Zahl an Slawischsprachigen.2 Letztendlich blie- ben diese Slawischsprachigen jedoch nicht lange auf griechischem Boden, da sie mit dem Vormarsch der Truppen der Verbündeten im Herbst des Jahres 1918 erneut die Flucht er- griffen. Den statistischen Daten zufolge verließen während der Zeit der Balkankriege etwa 40.000 Slawischsprachige Griechenland. Außerdem ist zu betonen, dass sich zu dieser Zeit die Abwanderung der slawischsprachigen Bevölkerung vorwiegend auf Zentral- und Ost- makedonien beschränkte, wohingegen ab 1914 und später die Migranten vorwiegend aus Westmakedonien kamen.3 Diese Tatsache ist nicht schwierig zu erklären, da während der IAKOVOS D. MICHAILIDIS 391

Balkankriege sowohl Zentral- als auch Ostmakedonien Regionen des heftigen Zusammen- stoßes zwischen dem griechischen und dem bulgarischen Heer waren. Folglich war es zu erwarten, dass mit der Niederlage und dem Abzug der bulgarischen Truppen ein beträcht- licher Teil der einheimischen slawischsprachigen Bevölkerung die Region verlassen sollte. Im Gegensatz dazu wurde Westmakedonien in eben jenem Zeitraum nicht von den kriegerischen Auseinandersetzungen beeinflusst, da es ein Jahr zuvor, also 1912, relativ problemlos von den Osmanen an die Griechen gefallen war. Nach dem Ende der Balkankriege führte jedoch die Einsetzung einer griechischen Verwaltung zahlreiche der slawischsprachigen Bewohner, die diese nicht akzeptieren wollten, zu dem Beschluss, das griechische Makedonien zu verlassen. Hier kann plausibel die Hypothese aufgestellt werden, dass sie in der Mehrzahl aus West- makedonien kamen, einerseits, weil das übrige Makedonien bereits mehrheitlich von pro- bulgarischen Elementen frei war, und andererseits, weil in den Präfekturen , und ein Großteil der slawischsprachigen Bevölkerung lebte. Auf Veranlassung des russischen Konsuls in wurde die Mehrzahl der Migranten aus Westmakedonien nach Westthrakien gelenkt, das mit dem Vertrag von Bukarest Bulgarien zugesprochen wor- den war.4 Im Detail verteilt sich die Zahl der 40.000 slawischsprachigen Bewohner, die Makedo- nien während der Zeit von 1912-1919 verließen, wie folgt:

1.1. Westmakedonien Gemäß den Daten, welche die Generalverwaltung Kozani-Florina im Mai 1922 an das Außenministerium schickte, waren seit Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Region insgesamt 1.604 Personen abgewandert, die sich wie folgt aufteilten:5 Dorf Personen Unterverwaltung Kailaria Emporio 77 Palaiochori 19 Drossero 6 Olympiada 15 Anarrachi 4 Perdikkas 1 Asvestopetra Insgesamt 125

Unterverwaltung Florina Aetos 5 4 Papagiannis 2 Messochori 6 Neochoraki 1 3 Perikopi 20 Flampouro 1 Pedino 2 Akritas 7 Agios Panteleimonas 27

392 UMORDNUNGEN DER BEVÖLKERUNG IM MODERNEN MAKEDONIEN

Dorf Personen Xyno Nero 70 Vrontero 4 Pyxos 5 Florina 67 Alona 6 Skopia 5 Armenochori 1 37 Ammochori 65 Sfika 57 Oxya 7 Kranies 1 Mikrolimni 3 Karyes 1 11 1 Dasseri 1 Amyntaio 9 Kelli 13 Triantafyllia 16 Atrapos 4 Leptokaryes 2 Ydroussa 16 Trivouno 23 Polypotamos 15 Trigono 1 Kotas 2 Koryfi 7 Sklithro 9 Asprogeia 16 7 Kleidi 2 14 Insgesamt 576

Unterverwaltung Kastoria Prassion 6 Melas 9 Makrochori 32 Vatochori 9 Moschochori 50 82 Aposkepos 15 Mavrokampos 2 IAKOVOS D. MICHAILIDIS 393

Dorf Personen Kraniona 15 Chalara 14 Gavros 9 Poimeniko 13 Korissos 11 Agios Nikolaos 4 Lithia 11 Vassileiada 92 Melissotopos 1 Stavropotamos 1 Mavrochori 2 Kladorrachi 1 21 Variko 9 Oxyes – Oxya 35 Polykerassos 29 Sidirochori 14 Vyssinia 14 Ieropigi 58 Agios Dimitrios 28 Argos Orestiko 6 Spilaia 50 Lakkomata 47 Zefgostassi 6 Kastanofyto 43 Ano Perivoli 7 Ano Nestorio 28 Kato Nestorio 35 Dendrochori 35 Ano Lefki 41 Insgesamt 885

Summe Insgesamt 1.586 Aus den obigen Tabellen ergibt sich folgendes: a) Aus Kailaria wanderten die wenigsten Personen ab, gerade einmal 125. Überhaupt stammten alle Migranten aus lediglich sieben Dörfern und emigrierten gemäß diesen Angaben im Jahr 1913. Es ist jedoch zu erwähnen, dass diese Dörfer die einzigen slawischsprachigen der Präfektur Kozani waren. Darüber hinaus erscheint der Anteil der Migranten in Bezug auf die Gesamtzahl der Einwohner dieser Dörfer sehr niedrig, da bei 1.524 Familien insgesamt (etwa 7.500-8.000 Personen) der Anteil der Emigraten bei lediglich 8% lag. b) In der Unterverwaltung Florina (Verwaltungseinheit in der Zwischenkriegszeit, vergleichbar mit der heutigen Präfektur, ohne dass jedoch die geographischen Grenzen identisch wären) waren die slawischsprachigen Emigranten deutlich mehr als in der

394 UMORDNUNGEN DER BEVÖLKERUNG IM MODERNEN MAKEDONIEN

Präfektur Kozani. Außerdem kamen sie aus einer größeren Anzahl an Dörfern und flohen nicht nur während der Dauer der Balkankriege, sondern während des gesamten Jahrzehnts 1910-20. Konkret kamen die insgesamt 576 Personen aus 42 Dörfern der Präfektur sowie auch aus der Stadt Florina und Amyntaio. Doch der Anteil der Emigranten im Bezug auf die Gesamtbevölkerung der Bewohner der Region ist verschwindend gering und lag wohl nicht bei mehr als 2% (die Gesamtzahl der Familien der Dörfer belief sich, ohne die Stadt Florina, auf 7.286 = 36-37.000 Personen). Erwähnenswert ist des Weiteren auch die Tatsache, dass nur äußerst wenige Slawischsprachige während der Zeit der Balkankriege abwanderten, und diejenigen aus den Dörfern Messochori, Sitaria, Kleidi und Vevi stammten. Die Emigranten des Jahres 1914 kamen vorwiegend aus den Dörfern Achlada und Flamouro und in geringerer Zahl aus Meliti und Perikopi, Dörfer, die während des Makedonischen Kampfes traditionelle Zentren der IMRO (Innere Makedonische Revolutionäre Organisation) bildeten. Im Jahr 1915 verließen Bewohner die Dörfer Oxya, Trigono, Kotas und Koryfi, wohingegen im Jahr 1916 der Abwanderungsstrom zunahm und sich auf die Dörfer Aetos, Neochoraki, Pedino, Vrontero, Pyxos, Sfika, Mikrolimni, Karyes, Psarades, Dasseri und Atrapos konzentrierte. Im Jahr 1917 kamen die Emigranten schließlich ausschließlich aus Leptokaries und im Jahr 1929 aus Asprogeia. c) In der Unterverwaltung Kastoria verließen während des Zeitraums 1913-1929 885 Personen die Region. Die Emigranten kamen aus insgesamt 38 Dörfern und ihr Anteil in Bezug auf die Bevölkerung eben dieser Dörfer insgesamt (5.749 Familien = 28-29.000 Personen) lag bei ca. 3%.

1.2. Zentralmakedonien Die Region um war während des zweiten Balkankriegs eine Zone heftiger kriegerischer Auseinandersetzungen. Beim Vormarsch des griechischen Heeres wurden viele Dörfer kom- plett zerstört, andere erlitten beträchtliche Schäden. Die Informationen über die Flüchtlinge, die nach Bulgarien flohen, stammten aus einer statistischen Verarbeitung der Daten der elek- tronischen Datenbank des Forschungs- und Dokumentationszentrums für die Makedonische Geschichte in Thessaloniki. Aus den vorhandenen Daten ergibt sich, dass in der Region um Kilkis 24 Dörfer sowie die Stadt Kilkis zerstört wurden und ihre slawischsprachigen Bewohner den griechischen Boden verließen. Im Detail wurden während des zweiten Balkankriegs die folgenden Dörfer vom griechischen Heer komplett zerstört: Alter Neuer Kantsof Chilmi Name Name Bul Tür Bul Tür garen ken garen ken Avret-Chisar Neo Gynaiko 200 45 217 35 kastro Abar-Kioi Mandres 300 66 195 0 Giol ompassi Pikrolimni 100 0 138 0 Kazanovo Kotyli 200 0 162 0 Michalovo Michalitsi 150 0 98 0 Salamanli 150 0 0 0 Sekerli Zacharato 65 0 52 0 Chaidarli Vaptistis 80 0 80 0 IAKOVOS D. MICHAILIDIS 395

Alter Neuer Kantsof Chilmi Name Name Bul Tür Bul Tür garen ken garen ken Apostolar Apostoloi 240 0 240 0 Vladanga Akritas 150 0 270 0 Dourpali Synoro 166 0 124 0 Kirets Chorygi 500 0 0 0 Germpassel Kastanies 150 0 0 0 Giantzilar Xylokeratea 470 50 340 125 Geni kioi Eleftherochori 121 0 92 0 Dimoutsa Agios Charalampos 70 0 58 18 Tsomlektsi Dipotamos 160 0 200 0 Irakli Irakleia 290 100 0 0 Beilerli Xirolakkos 125 0 0 0 Dreveno Pyli 125 0 0 0 Chersovo 360 0 0 0 Seremetli Fanari 40 0 0 110 Kotza Omerli Chersotopi 260 0 0 240 Daoutli Ampelochori 90 0 65 0 4.562 261 2.331 528 Kaza Kilkis 7.000 750 4.500 1.120 Außerdem erlitten gemäß den zuvor angeführten archivierten Informationen in der Region Kilkis die folgenden Dörfer beträchtliche Schäden: Alter Neuer Kantsof Chilmi Name Name Bul Tür Bul Tür garen ken garen ken Altsak Chamilo 24 0 0 11 Seslovo Sevasto 200 0 176 0 Strezovo Argyroupoli 135 0 88 0 Alexia Alexia 0 0 315 0 Rossivolo Xanthogeia 250 0 0 0 Planitsa Fyska 500 250 490 330 Giannes Metalliko 320 0 290 0 Gavalantsi Valtoudi 164 0 0 0 Kalinovo Soultogiannaiika 320 45 425 0 Tsigounta Megali Sterna 0 0 0 0 Gola Koryfi 0 0 120 0 Akitzali Mouries 0 205 460 205 Sourlovo Amaranta 260 200 256 230 Popovo Myriofyto 360 40 256 80 Bres Akrolimni 60 40 0 0 Moutoulovo Metaxochori 850 0 616 0 Dragomiri Vafiochori 480 0 438 0

396 UMORDNUNGEN DER BEVÖLKERUNG IM MODERNEN MAKEDONIEN

Alter Neuer Kantsof Chilmi Name Name Bul Tür Bul Tür garen ken garen ken Ragian Vathi 180 380 0 800 Ali Chotzalar Mikropotamos 320 0 270 0 Karatza-kadi Kampani 200 0 0 0 Potaros Drossato 0 200 0 195 Moraftsa Antigoneia 660 0 500 0 Sneftsa Kentriko 0 0 240 440 5.283 1.360 4.940 2.291 Aus den obigen Tabellen der zerstörten Dörfer ergibt sich folgendes: a) In Zentralmakedonien beschränkte sich die Abwanderung der slawischsprachigen Bevölkerung vor allem auf die Region von Kilkis. b) Insgesamt 24 Dörfer sowie die Stadt Kilkis wurden völlig zerstört, weitere 23 Dörfer erlitten schwere Schäden. c) Die Zahl der slawischsprachigen Flüchtlinge aus den völlig zerstörten Dörfern belief sich auf 8-9.000 Personen, für die Flüchtlinge aus den teilweise zerstörten Dörfern wurde auf der Grundlage der Daten von Kantsof die Zahl von 5.283 bzw. an Hand der Daten von Chilmi Pascha die Zahl von 4.940 errechnet. Insgesamt lässt sich jedoch behaupten, dass die Zahl der slawischsprachigen Personen, die während des zweiten Balkankriegs aus der Region von Kilkis abwanderten, bei 13-14.000 lag.

1.3. Ostmakedonien Für die Region von Ostmakedonien stammen die einschlägigen Informationen aus dem Stabsdienst des Griechischen Heeres.6 Präfektur Personen Unterverwaltung Serres Ano Vrontou 3.700 Provatas 25 Pontismeno 160 Karperi 100 Chionochori 20 Palaiokastro 100 Kala Dendra 74 Lakkos 225 Monoklissia 82 Elaionoas 450 Marmaras 395 Irakleia 135 Anagennissi 102 Christos 50 Moukliani 200 Symvoli 500 Insgesamt 6.318 IAKOVOS D. MICHAILIDIS 397

Präfektur Serres Personen

Unterverwaltung Zichna Agriani 95 Kryopigi 14 Kallithea 45 Skopia 1.465 Mikropoli 240 Panorama 1.167 Ingesamt 3.026

Unterverwaltung Nigrita Ravna 456

Unterverwaltung Sidirokastro Sidirokastro 80 Vamvakofyto 80 Gefyroudi 30 Ammoudia 30 Valtero 20 Koimissi 100 Strymonochori 10 Charopo 3 Thermopigi 60 Schistolithos 350 Faia Petra 30 Tsirovista 10 Karydochori 300 Topolnitsa 160 Neos 140 Vyroneia 450 Akritochori 60 Tzaferli 40 Theodoritsi 45 Filira 150 1.500 Kato Poroia 450 Makrynitsa 120 Platanakia 100 Agia Paraskevi 50 Sidirochori 100 Monastiraki 30 Stravrodromi 30 15 Livadia 105

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Präfektur Serres Personen Kalamies 30 Megalochori 50 Agriolefki 100 Gonimo 15 Manitari 10 Limnochori 120 Krassochori 350 Sikeli 35 Ano Karydia 30 Kato Karydia 25 Damaskino 30 Kapnotopos 309 150 Kleidi 50 Insgesamt 5.952

Unterverwaltung Drama Drama 220 Exochi 85 Xiropotamos 10 Volakas 100 Pyrgoi 50 Gavrovo 1.450 Geni kioi 1.431 Granitis 25 Kato Nevrokopi 200 Katafyto 100 Dassoto 75 Kokkinogeia 30 Livadaki 50 Ochyro 200 Lefkogeia 40 Kritharas 50 Petroussa 25 Prossotsani 95 Perithori 50 Vathytopos 150 Pagoneri 150 Insgesamt 4.586

Unterverwaltung Kavala Chryssoupoli 120

Summe Insgesamt 20.458 IAKOVOS D. MICHAILIDIS 399

Aus den obigen Daten ergibt sich folgendes: a) Die Abwanderung der slawischsprachigen Bewohner vollzog sich vorwiegend aus den Präfekturen Drama und Serres, wohingegen aus der Präfektur Kavala nur äußerst wenige abwanderten – lediglich 120 Personen aus Chryssoupoli - , da in der konkreten Region nur sehr wenige Slawischsprachige wohnten. b) Die slawischsprachigen Flüchtlinge (insgesamt 20.458 Personen) machten nur 6,8% der Bevölkerung der Unterverwaltungen aus (die Bewohner der Unterverwaltungen von Serres, Zichna, Nigrita, Sidirokastro, Drama und Chryssoupoli beliefen sich gemäß den Registern des Stabsdienstes des griechischen Heeres am Vorabend der Balkankriege auf insgesamt 295.060 Personen). c) Die größte Migration betraf sechs Dörfer der Unterverwaltung Zichna, aus denen 6.605 Slawischsprachige (45,8% ihrer Bevölkerung) abwanderten, während in der Unterverwaltung Serres die Emigranten insgesamt 36,2% der Gesamtbevölkerung ihrer Dörfer ausmachte, in der Unterverwaltung Sidirokastro 18,5% und in der Unterverwaltung Drama 11,5%. Außer den slawischsprachigen Bewohnern verließ während des Zeitraums 1913-1914 auch eine große Anzahl moslemischer Bewohner Makedonien. Türkische Zeitschriften jener Epo- che machten die griechischen Behörden für die Massenflucht ihrer Landsleute verantwortlich. Sie berichteten sogar von konkreten Vorfällen, wie etwa den Beschuss einer Moschee in Zichna durch die Griechen oder von der Schändung moslemischer Geistlicher und Friedhöfe in der Region von Serres. Derartige Vorfälle, so die türkischen Zeitschriften, hätten zusam- men mit den Übergriffen der griechischsprachigen Bewohner gegen die Moslems zahlreiche der Mitglieder der moslemischen Gemeinschaft von Makedonien dazu getrieben, überstürzt das Land zu verlassen und in den von den Türken beherrschten Regionen Zuflucht zu suchen. Die türkischen Beschuldigungen scheinen in der Mehrzahl der Fälle der Wahrheit zu entspre- chen. Ähnliche Vorfälle finden sich auch in einem mehrseitigen Bericht der Generalverwaltung von Makedonien vom August 1914. Als Hauptverantwortliche dieser Epi- soden werden überdies griechische Flüchtlinge angeführt, die sich in moslemischen Dörfern niedergelassen hatten und sich mit Gewalt ihre Häuser, ihr Vermögen, ja sogar die mos- lemischen Schulen aneigneten.7 Der Zusammenstoß mit den griechischen Flüchtlingen scheint jedoch nur eine Ursache für die scharenweise Abwanderung der moslemischen Bevölkerungsgruppen gewesen zu sein. Es sei auch angemerkt, dass während der Dauer der Balkankriege mehr als 10.000 Moslems aus Nord- und Westmakedonien nach Thessaloniki geflohen waren, eine Zahl, die unmittelbar nach der Unterzeichnung des Vertrags von Bu- karest anstieg, welche das scharenweise Eintreffen ihrer Landsleute aus den von den Bulgaren und den Serben besetzten Gebieten in dieser Stadt zur Folge hatte. Berechnungen nach flohen im Sommer des Jahres 1913 alleine aus acht Dörfern der Region von Stromnitsa ungefähr 4.000 Moslems nach Thessaloniki, während in eben jenem Zeitraum ungefähr 20.000 Mos- lems aus dem bulgarischen Thrakien in die Region von Drama flohen. Diese Flüchtlinge wurden zwar von den griechischen Behörden versorgt, zogen es jedoch letztendlich vor, in die Türkei aufzubrechen. Diese Tatsache problematisierte die griechische Verwaltung, die für die scharenweise Abwanderung der moslemischen Bevölkerungsgruppen aus Makedonien die Propaganda der Jungtürken verantwortlich machte, welche die Entwicklungen ausnutzen wollten und die griechischen Bevölkerungsgruppen dazu drängten, die Türkei zu verlassen. „Was geschieht also“ fragte der Verfasser eines diesbezüglichen Berichts der Generalverwal- tung Makedoniens. „Warum wandern sie aus, obwohl dazu überhaupt kein Grund besteht? Die Behörden traten so väterlich auf, dass sie häufig die Empörung der griechischen Flücht- linge hervorrufen, die sehen, dass die Moslems mehr und besser versorgt werden, als die Griechen. Wo haben die unteren Organe, und sei es auch nur die Wächter, einen Moslem in

400 UMORDNUNGEN DER BEVÖLKERUNG IM MODERNEN MAKEDONIEN

Unruhe oder unter Druck gesetzt, so dass verbreitet wird, dass sie unterdrückt werden? Welcher konkreter Vorfall wurde angeklagt, ohne dass eine entsprechende Anmerkung oder Strafe erfolgt wäre?... Wir sorgen dafür, dass gebührlich ernste Maßnahmen gegen diese ver- borgene Mobilmachung und Aufbruch der Moslems ergriffen werden, da der Schaden ein zweifacher ist. Denn die Landgüter Makedoniens werden unbebaut bleiben, und sie werden die Landsleute in der Türkei vernichten, und zwar durch die Niederlassung dieser Moslems, die zwar mit ihrem gesamten Vermögen und all ihrem Geld aus ihren Hochburgen abwan- dern, wohingegen sie von dort unsere Bürger mittellos und bedauernswert vertreiben werden“.8 Statistischen Daten der Generalverwaltung Makedoniens zu Folge brachen während des Zeitraums 1913-1914 vom Hafen Thessaloniki ungefähr 76.000 Moslems auf. Konkret stellen sich die Zahlen wie folgt dar: Zeitraum Personen August – Dezember 1913 14.478 Januar – Februar 1914 26.648 März 1914 32.405 Insgesamt 73.531 Diese konkrete Zahl von 73.531 Moslems umfasst nur jene, die auf rechtmäßige Art und Weise das Land verließen, also mit ihren Pässen. Zu diesen müssen noch einige Tausend hin- zugefügt werden, die mit ihrer Einheit flohen. Folglich muss die Zahl der moslemischen Flüchtlinge, die Makedonien während der Jahre 1913-1914 verließen, insgesamt annähernd 100.000 Personen betragen haben.9 Doch die Abwanderung von ungefähr 140.000 slawischsprachigen und moslemischen Bewohnern aus Makedonien während der Jahre 1912-1919 vollzog sich parallel zur scharen- weisen Ankunft von griechischen Flüchtlingen aus verschiedenen Regionen. Den Berechnungen von Pallis nach beliefen sich die Griechen, die 1913-1914 nach Makedonien migrierten, auf 155.000, von denen 80.000 aus Ostthrakien, 40.000 aus Westthrakien und 20.000 aus Kleinasien kamen. Außerdem kamen noch 5.000 Griechen aus Serbien und weit- ere 5.000 aus dem Kaukasus. Gemäß einem zusammenfassenden Bericht flohen bis zum 12. Juli 1914 28.529 Familien nach Griechenland, die insgesamt 108.601 Personen zählten. Im Detail stellen sich die Zahlen wie folgt dar: Herkunfts-Regionen Familien Personen Herkunftsdörfer (Anzahl) Thrakien (Ost und West) 14.552 54.292 232 Kleinasien 6.817 24.771 276 Bulgarien-Serbien 6.127 24.954 76 Nordepiros 180 827 12 Kaukasus 853 3.757 - Insgesamt 28.529 108.601 596 Diese griechische Flüchtlingsbevölkerung stieg bis zum 19. August desselben Jahres (1914) auf 117.090 Personen. Dies bedeutet, dass von den 155.000 Griechen, die nach den Angaben von Pallis bis zum Ende 1914 in Griechenland ankamen, 117.000 bis zum 19. August geflo- hen waren. Die Niederlassung dieser Flüchtlinge vollzog sich wie folgt:10 IAKOVOS D. MICHAILIDIS 401

Anzahl an Niederlassung nach Beruf Flüchtlingen Niederlassungs-Provinzen Familien Personen Land-wirte Andere Ohne Berufe Beruf Anasselitsa 230 942 13 929 212 862 269 9 584 Edessa 413 1.648 681 82 885 Giannitsa 682 2.841 794 142 1.905 Grevena 64 300 300 Sidirokastro 1.331 5.482 1.204 80 4.198 Drama 3.197 12.907 1.602 152 11.153 Elassona 43 178 178 Zichna 1.281 5.180 1.009 25 4.146 Thassos 216 848 848 Thessaloniki 9.197 36.578 3.980 1.330 31.268 Kavala 1.379 5.857 427 140 5.290 Kailaria 321 1.275 419 5 851 Kastoria 25 88 88 Katerini 908 3.626 1.623 65 1.938 Kilkis 3.301 13.788 6.080 16 7.692 Langadas 1.994 8.104 2.851 291 4.962 Nigrita 905 3.639 Eleftheroupoli 610 2.766 868 26 1.872 Sari Saban 597 2.663 874 120 1.669 Servia 165 684 382 302 Serres 611 2.265 4.202 23 6.419 Tzoumagia 1.190 4.710 Florina 31 126 126 Chalkidiki 17 97 97 28.920 117.454 27.265 2.519 87.700 Die griechischen Flüchtlinge jener Zeit kamen in einem erbärmlichen Zustand in den griechischen Provinzen an. Gemäß einem Bericht des Gesundheitsamtes von Thessaloniki vom 24. Juli 1914 war ein Großteil der Neuankömmlinge krank und verletzt. Insbesondere die Flüchtlinge aus Bulgarien waren gewaltsam aus der Region von Agathoupoli und den Dörfern Providon, Kosti und Vassilikon vertrieben und mit Schiffen über in die makedo- nische Hauptstadt gebracht worden. Für ihre medizinische Versorgung und Ansiedelung wurde eine spezielle Dienststelle mit Sitz in Thessaloniki gegründet. Nach Abschluss der demographischen Veränderungen des Zeitraums 1912-1920 war in Makedonien ein neues ethnologisches Bild entstanden. Auf der Grundlage des offiziellen Zensus aus dem Jahr 1920 belief sich die Bevölkerung Makedoniens auf 1.078.748 Personen. Doch dieser offizielle Zensus enthielt keine statistischen Daten zur nationalen Zusammen- setzung der Bevölkerung, eine Tatsache, die Zweifel an seiner Validität aufkommen ließ. Ein glaubwürdigeres Bild von der ethnologischen Zusammensetzung des griechischen Makedo- nien bietet vielleicht eine inoffizielle und geheime Statistik, welche die Generalverwaltung Makedoniens zu Beginn des Jahres 1923 ausarbeitete.11 Wie der Generalverwalter von Make- donien, Achilleas Lampros, anmerkt, stammen die Daten dieser Bestandsaufnahme, die sich auf West- und Zentralmakedonien beschränkte, aus den folgenden drei Quellen: a) aus der ethnologischen Statistik, die im Jahr 1920 das Außenministerium durchgeführt hatte und mit

402 UMORDNUNGEN DER BEVÖLKERUNG IM MODERNEN MAKEDONIEN deren Hilfe die Möglichkeit der Errichtung eines Systems der Selbstverwaltung in Makedo- nien abgeklärt werden sollte,12 b) aus dem offiziellen Zensus des Jahres 1920 und c) aus den Informationen verschiedener Unterverwaltungen. Die vorstehenden Quellen trugen dazu bei, so der Generalverwalter, dass die Statistik aus dem Jahr 1923 die „tatsächliche ethnologische Zusammensetzung und Situation der Bevölkerung abbilde….und sich darüber hinaus auch der zahlenmäßigen Realität annähere“. Die Ansichten von Achilleas Lampros bestätigen sich komplett aus dem komparativen Studium von zwei Statistiken, dem offiziellen Zensus des Jahres 1920 und der ethnologischen Statistik von Zentralmakedonien aus dem Jahr 1923, allerdings ohne dass die Flüchtlinge aus Kleinasien und dem Kaukasus berücksichtigt wurden. In den meisten Fällen wird die Gesamtbevölkerung der verschiedenen Unterverwaltungen in den beiden Statistiken ungefähr gleich angegeben, in zahlreichen Fällen sind die Zahlen sogar völlig identisch. Konkret ist die Summe der Bewohner der Unterverwaltungen Katerini, Langadas, Chalkidiki und Edessa in den beiden Statistiken identisch (31.696, 42.544, 49.444 bzw. 24.218 Personen), wohingegen in den Unterverwaltungen und Notia lediglich eine geringe Divergenz zu verzeichnen ist (32.299 Personen gemäß der Statistik aus dem Jahr 1920 und 32.560 gemäß der Statistik aus dem Jahr 1923 in der Unterverwaltung Notia, für die Unterverwaltung Ptol- emaida liegen die entsprechenden Zahlen bei 40.343 und 42.438 Personen).13 Darüber hinaus wird auch die Behauptung des Generalverwalters bezüglich der Heran- ziehung von statistischen Daten, welche die örtlichen Unterverwaltungen eingereicht hätten, durch verschiedene Dokumente der örtlichen Unterverwaltungen bestätigt, deren Zensusdaten bei der Abfassung der allgemeinen Statistik herangezogen wurden.14 Im Detail stellen sich die Daten der Bevölkerungserfassung von 1923 wie folgt dar: Unterverwaltung Slawischsprachige Ehemalige Ehemalige Summe Patriarchisten Schismatiker insgesamt Kastoria 7.519 22.079 68.340 Florina 9.027 48.443 82.408 Notia 0 9.710 40.617 Pella 3.000 15.886 29.218 Giannitsa 0 13.366 22.915 Goumenissa 0 16.155 23.361 Kilkis 0 2.255 32.245 Langadas 5.000 0 55.896 Thessaloniki 4.000 0 289.985 Chalkidiki 0 0 51.114 Katerini 150 0 35.169 Veria 1.927 0 54.255 Anasselitsa 1.794 0 40.092 Ptolemaida 4.578 3.008 53.329 Kozani 0 0 61.882 Grevena 0 0 46.898 Insgesamt 36.995 130.902 987.724 Allerdings beschränkt sich diese konkrete Statistik rein auf West- und Zentralmakedonien, eine Tatsache, welche die Suche nach statistischen Daten auch für die Region von Ostmake- IAKOVOS D. MICHAILIDIS 403 donien erforderlich machte. Leider wurde die entsprechende statistische Untersuchung, die aller Wahrscheinlichkeit nach auch für Ostmakedonien durchgeführt wurde, im historischen Archiv des Außenministeriums nicht gefunden, so dass die diesbezüglichen Informationen aus anderen seriösen Quellen entnommen wurden, die jedoch nicht aus dem Jahr 1920 sind. Was die Präfektur Serres betrifft, so stammen die Informationen aus der Statistik, welcher der Generalstab des Heeres im August 1915 ausarbeitete.15 Die Chronologie dieser Erfassung gewinnt eine besondere Bedeutung und gewährleistet in hohem Grad die Exaktheit der veröffentlichten Daten, und zwar aus den folgenden Gründen: a) der Veröffentlichung war die umfassende Abwanderung von Slawischsprachigen aus Ostmakedonien während der Zeit der Balkankriege vorausgegangen, und b) zwischen 1915 und 1924 fanden in der Region keine bedeutsamen Änderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung statt, außer der Entfernung einer beträchtlichen Zahl an Slawischsprachigen, bei denen es sich jedoch mehr- heitlich um Rückkehrer zur Zeit des Abzugs des bulgarischen Heeres am Ende des Ersten Weltkriegs handelte. Konkret präsentiert diese Erfassung, die zwischen „slawischsprachigen Griechen“ und „Bulgaren“ unterscheidet, die folgenden Zahlen: Unter-verwaltung Slawischsprachige Bulgaren Bevölkerung Griechen insgesamt Serres 4.283 6.445 51.190 Zichna 3.466 1.623 31.406 Nigrita 964 258 27.515 Sidirokastro 4.010 11.648 35.629 Insgesamt 12.723 19.974 145.740 Was die übrigen Präfekturen von Ostmakedonien, also Drama und Kavala betrifft, so stam- men die einschlägigen Informationen aus einer Statistik, die im Jahr 1924 von der Generalverwaltung von Thrakien aufgestellt wurde, zu der diese zwei Präfekturen damals ge- hörten.16 Dieser Zensus kann als ziemlich zuverlässig betrachtet werden, auch wenn er im Jahr 1924 durchgeführt wurde, da damals die massive Migration von Slawischsprachigen auf der Grundlage der im Vertrag von Neuilly vorgesehenen Bestimmungen noch nicht begonnen hatte. Der Zensus des Jahres 1924 stellt sich wie folgt dar: Unter-Verwaltung Slawischsprachige Bulgaren Bevölkerung Griechen insgesamt Drama 4.905 929 93.748 Nevrokopi 2.736 6.403 15.352 Kavala 0 0 49.553 Nestos 0 0 15.628 Eleftheroupoli 0 0 19.607 Thassos 0 0 16.294 Insgesamt 7.641 7.332 210.182

Slawischs prachi- Slawischs pra- Bevölkerung ge ehemalige chige ehemalige insgesamt Patriarchisten Exarchisten Gesamtsumme 57.359 158.208 1.343.646 für das griechische Makedonien

404 UMORDNUNGEN DER BEVÖLKERUNG IM MODERNEN MAKEDONIEN

2. Bevölkerungsaustausche (1920-1930) Doch das Jahrzehnt von 1910 war nicht die einzige Epoche, in der sich zahlreiche ethnolo- gische Veränderungen abspielten. Auch das Jahrzehnt von 1920 war von einer intensiven Mobilität der Bevölkerung geprägt, und zwar sowohl in Folge kriegerischer Auseinander- setzungen, als auch diplomatischer Lösungen. Karawanen mit Flüchtlingen und Emigranten drängten sich in den Häfen, den Grenzübergängen und den Desinfizierungsstationen, Opfer der politischen und diplomatischen Verhandlungen hinter der Bühne. Insbesondere poli- tischen Zwecken dienend, also der Notwendigkeit, die berühmte „Homogenität der Bevölkerung“ herzustellen, vollzogen sich in diesem Zeitraum zwei Bevölkerungsaustausche. Der erste, der im Vertrag von Neuilly aus dem Jahr 1919 vorgesehen war, war freiwillig und betraft den gegenseitigen Austausch der „rassenbezogenen, religiösen oder sprachlichen“ Minderheiten zwischen Griechenland und Bulgarien. Der zweite wurde im Januar 1923 in Lausanne beschlossen, war obligatorisch und sah die gegenseitige Abwanderung der Ortho- doxen Christen aus der Türkei und der Moslems aus Griechenland vor. Davon ausgenommen waren die Christen von Istanbul, Imvros und Tenedos sowie die Moslems aus Westthrakien. Beide diese Bevölkerungsaustausche fanden im Jahrzehnt von 1920 und unter der Aufsicht der Gesellschaft der Nationen statt, die zwei gemischte Kommissionen – eine für die griechisch-bulgarische und eine für die griechisch-türkische Migration – bildete, welche das Verfahren der Bevölkerungsbewegungen beaufsichtigen sollten. Ungefähr 56.000 Bulgaren, die in Griechenland lebten, gegenüber 30.000 Griechen aus Bulgarien und 190.000 Christen aus der Türkei gegenüber 350.000 Moslems Griechenlands fielen unter die relevanten Bes- timmungen und migrierten unter gleichzeitiger Veräußerung ihres Vermögens. Hunderte an Beamten der Gesellschaft der Nationen, unterstützt durch örtliche Offiziere, leiteten über ein Jahrzehnt hinweg einen komplizierten Migrationsmechanismus. Ihre Arbeit war zweifelsohne gewaltig und außerordentlich schwierig, sie war jedoch von Erfolg gekrönt, was insbesondere dem positiven Beitrag der Gesellschaft der Nationen zuzuschreiben ist.

2.1. Vertrag von Neuilly Obwohl der Vertrag von Neuilly über die gegenseitige freiwillige Migration der Minderheiten von Griechenland und Bulgarien bereits im November 1919 unterzeichnet worden war, be- gann seine tatsächliche Implementierung erst drei Jahre später, also gegen Ende 1922.17 Die dazwischen liegenden Jahre wurden für das Verfahren der Bildung einer gemischten Kom- mission und der örtlichen Unterkommissionen sowie für die Klärung verfahrenstechnischer Themen benötigt. Das Verfahren der Sammlung von Migrationsanträgen begann im November 1922. Doch der Anklang bei den slawischsprachigen Bewohnern Makedoniens war zunächst sehr gering. So wurden vom November 1922 bis zum 1. Juli 1923 insgesamt lediglich 166 Anträge eingereicht.18 Diese Situation sollte sich jedoch ab Mitte 1923 radikal ändern. Die kleinasiatische Katastrophe und der darauf folgende Ansturm tausender an Flüchtlingen auf das griechische Festland, insbesondere auf Makedonien und Thrakien, beeinflusste die Haltung der Slawischsprachigen entscheidend. So wandelte sich der anfängliche Unwillen bezüglich dem Sinn und der Notwendigkeit des Vertrags von Neuilly rasch zu seiner notgedrungenen Akzep- tanz, so dass alleine in den Monaten Juli und August 1923 288 bzw. 349 Migrationsanträge gestellt wurden.19 Im zweiten Halbjahr 1923 und in den ersten Monaten des Jahres 1924 intensivierte sich der Wunsch nach einer Abwanderung. So wurden bis Ende Juni 1924 insgesamt 3.997 Migra- tionsanträge eingereicht, die 10.756 Personen entsprachen, von denen 7.983 Griechenland IAKOVOS D. MICHAILIDIS 405 bereits verlassen hatten.20 Bis Ende Oktober desselben Jahres hatten sich die Migration- santräge bereits verdoppelt. Konkret wurden 9.013 Anträge gestellt, die 22.816 Personen betrafen und sich wie folgt auf die geographischen Regionen verteilten:21 Region Anträge Personen Thessaloniki 926 2.206 Veria 25 99 Giannitsa 1.865 5.275 Goumenissa 1.203 3.526 Kilkis 929 2.432 Edessa 214 466 Florina – Kastoria 388 826 Sidirokastro 1.723 5.025 Drama – Kavala 821 2.200 Serres 286 761 Insgesamt 8.380 22.816 Aus der obigen Tabelle lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass die slawischsprachigen Bewohner von Zentral- und Ostmakedonien und insbesondere jene in den Regionen Gian- nitsa, Goumenissa und Sidirokastro, zunächst eine größere Migrationsbereitschaft zeigten, als diejenigen, die in Westmakedonien lebten; vielleicht wurde auf letztere seitens der griechischen Behörden weniger Druck ausgeübt, da die konkreten Regionen an das damals verbündete Jugoslawien angrenzten und nicht an das revisionistische Bulgarien. Die Unterzeichnung des Protokolls Politis-Kalfof im September des Jahres 1924 rief eine beachtliche Verminderung der Migrationsströmung aus dem griechischen Makedonien nach Bulgarien hervor. Vom September 1924 bis zum Februar 1925, als das griechische Par- lament sich weigerte, die diesbezügliche Vereinbarung zu unterzeichnen, bewegte sich die Einreichung von Migrationserklärungen auf einem sehr niedrigen Niveau. So wurden im Januar 1925 lediglich für 160 Personen Reiseblätter ausgestellt, im Februar für 570 und im März für 627 Personen. Die Aufkündigung des Protokolls sowie die Zerschlagung der Erwar- tungen der Slawischsprachigen bezüglich eines Verbleibens in Griechenland mit Minderheitsstatus verliehen der Migrationswelle nach Bulgarien neuen Antrieb. Allein im April 1925 wurden Reiseblätter für 2.639 Personen ausgestellt, im Mai für 5.637 und im Juni für 936.22 Insgesamt hatten bis Ende 1925 rund 30.000 „Bulgaren“ aus Makedonien Migra- tionsanträge gestellt, und die große Mehrheit von ihnen hatte Griechenland bereits verlassen. Im Gegensatz dazu ging die Einreichung von Anträgen in den nächsten Jahren deutlich zurück und sank auf praktisch null. So hatten bis Ende Februar 1926 bereits 33.674 Personen aus Makedonien Migrationsanträge gestellt und 32.620 von ihnen hatten Reiseblätter erhalten und waren nach Bulgarien aufgebrochen,23 wohingegen sich für die folgenden Jahre die Zahlen kaum mehr änderten. Folglich belief sich die Zahl der Personen, die Migrationsanträge gestellt hatten, Ende 1926 auf 33.677, von denen 32.778 Griechenland verlassen hatten,24 während Ende März 1927 diese Zahlen bei 33.685 bzw. 32.827 Personen lagen.25 Insgesamt verließen nach der Unterzeichnung des Vertrags von Neuilly etwa 34.000 junge slawischsprachige Auswanderer Makedonien. Doch außer denjenigen, die nach dem Vertrag von Neuilly emigrierten, konnten, wie bereits angeführt, auch all jene eine Erklärung einreichen, die nach dem 18. Dezember 1900 ausgewandert waren. Die gemischte Kommis- sion führte in ihrem Abschlussbericht, der im Jahr 1932 veröffentlicht wurde, an, dass insgesamt 66.260 Personen – junge und alte Emigranten aus Makedonien – diesbezügliche

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Anträge eingereicht hatten. Die geographische Verteilung der Migranten stellt sich wie folgt dar:26 Region Personen Florina 1.290 Kastoria 4.090 Ptolemaida 600 Edessa 1.800 Notia 106 Giannitsa 6.670 Veria 30 Goumenissa 7.500 Kilkis 5.000 Thessaloniki 2.590 Sidirokastro 9.640 Serres 10.400 Zichna 175 Eleftheroupoli 20 Drama 16.050 Kavala – Nestos 165 Insgesamt 66.126 Aus den Zahlenangaben dieser Tabelle ergeben sich die folgenden Schlussfolgerungen: a) Die Mehrzahl der Emigranten stammte aus Ost- und Zentralmakedonien. Konkret wurden aus Ostmakedonien von 36.450 Personen Migrationsanträge gestellt, was einem Anteil von 55% der Personenzahl insgesamt entspricht. Aus Zentralmakedonien reichten 23.696 Personen einen Antrag ein (35,8%) und aus Westmakedonien 5.980 Personen (9%). b) Die meisten Emigranten wohnten in den Bezirken Drama, Serres, Sidirokastro, Goumenissa und Kilkis, und ihre Zahl belief sich auf 48.590 Personen, was einem Anteil von 73,5% der insgesamt emigrierten Personen entspricht. c) Aus den Präfekturen Grevena, Katerini und Chalkidiki werden keine Emigranten angeführt, und aus den Bezirken Kavala, Eleftheroupoli, Zichna, Veria, Notia und Ptolemaida nur eine äußerst geringe Anzahl. Leider sind bezüglich der Anzahl slawischsprachiger Emigranten pro Dorf keine detaillierten Daten erhalten. Es liegen jedoch fragmentarische Informationen für bestimmte Regionen vor, wie für die folgenden Dörfer von Drama:27 1923 1924 1925 Pers. Ings. Ant- Pers. Ant- Pers. Ant- Pers. räge räge räge Katafyto 5 7 334 962 81 222 1.191 Exochi 138 435 29 80 515 Granitis 68 119 64 180 299 Kato Nefrokopi 45 119 92 324 443 Kato Vrontou 65 168 210 578 746 Vathytopos 9 17 64 187 225 601 805 Panorama 4 9 27 47 56 Volakas 4 8 8 IAKOVOS D. MICHAILIDIS 407

1923 1924 1925 Pers. Ings. Ant- Pers. Ant- Pers. Ant- Pers. räge räge räge Kavala 2 2 1 1 3 Drama 3 3 3 Ochyro 1 4 32 66 70 Pagoneri 11 31 118 282 313 Alistrati 3 7 22 57 64 Dassoto 45 124 115 355 479 Prossotsani 5 14 1 5 19 Lefkogeia 2 3 401 1.159 1.162 Akrino 340 1.060 1.060 Livadaki 113 279 279 Kritharas 51 160 20 55 215 Perithori 47 119 158 446 565 Psathochori 2 2 12 30 2 9 41 Kali Vryssi 8 20 20 Therma 3 3 3 Petroussa 3 3 1 1 4 Krassochori 1 2 2 Insgesamt 28 3.869 4.468 8.365 Fragmentarische Informationen sind auch für bestimmte Dörfer der Präfekturen Florina, Kas- toria, Pella und Kilkis erhalten. Gemäß diesen Daten waren bis zum Jahr 1925 auf der Grundlage des Vertrags von Neuilly neun Familien aus Pefkoto von Pella nach Bulgarien emigriert, und aus den Präfekturen Florina und Kastoria verließen 22 Familien Xyno Nero, 52 Krystallopogi, 40 Ieropigi, 20 Dendrochori, 26 Vatochori, 37 Moschochori, sieben Poimeniko, sechs das Dorf Melas und 48 Makrochori.28 Darüber hinaus wanderten 125 Fami- lien aus Goumenissa, 17 aus Griva, 11 aus Kastaneri und eine aus Gorgopi nach Bulgarien ab.29 Doch die Abwanderung derjenigen, die sich selber als Bulgaren betrachteten, war nur die eine Seite des Vertrags von Neuilly. Gleichzeitig hatten eben dieses Recht auch all jene Griechen, die in den bulgarischen Gebieten lebten. Die Mehrzahl der Griechen wohnte in Ostrumelien. Gemäß den offiziellen bulgarischen Statistiken, die jeglichen Grund dafür hat- ten, die Anzahl der griechischen Minderheiten zu beschränken, belief sich die Zahl der Griechen auf 70.887, was einem Anteil von 1,89% an der Gesamtbevölkerung des Jahres 1900 entsprach, wohingegen es zwanzig Jahre später, also 1920, nur noch 48.507 Personen waren. Andererseits erhöhen die griechischen Statistiken die Anzahl der Minderheitsbevölk- erung. Gemäß dem griechischen Konsul in Filippoupoli, N. Founouli, beliefen sich die griechischen Bewohner Bulgariens im Jahr 1903 auf 81.923 Personen. Gemäß den stat- istischen Daten der Gesellschaft der Nationen brachen in dem Jahrzehnt von 1920 insgesamt 33.977 Griechen aus Bulgarien nach Griechenland auf, und belief sich die Zahl der Emigran- ten und Flüchtlinge vom Beginn des Jahrhunderts auf 62.109 Personen. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass die überwiegende Mehrheit der Griechen bis zum Jahr 1926 emigri- erte, im Gegensatz zu den slawischsprachigen Bewohnern Griechenlands, was freilich auf ihren Wunsch nach einer Auswanderung nach Griechenland, aber auch auf den unerträglichen Druck seitens der bulgarischen staatlichen und parastaatlichen Mechanismen zurückzuführen ist.30

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2.2. Vertrag von Lausanne Mit dem Vertrag von Lausanne, der am 30. Januar 1923 unterzeichnet wurde, wurde der obli- gatorische Austausch der christlichen Bevölkerung der Türkei und der Moslems Griechenlands vereinbart. Davon ausgenommen waren die Griechen der Präfektur Istanbul sowie die Moslems von Westthrakien. Gemäß Artikel 8 des Vertrags konnten die Betroffenen ihr gesamtes bewegliches Hab und Gut mitnehmen, wohingegen das, was sie zurückließen, in den Besitz des Staates übergehen sollte. Es besteht kein Zweifel daran, dass sich die christliche Bevölkerung, was die Art und Weise und die Voraussetzungen für die Emigration betraf, in einer deutlich schlechteren Position befand. Von den 1.221.849 Flüchtlingen wan- derten nur 139.000 nach der Unterzeichnung des Vertrags von Lausanne aus und profitierten somit von dessen Bestimmungen und einer menschenwürdigen Abwanderung. Im Gegensatz dazu floh die Mehrzahl der griechischen Flüchtlinge direkt nach der Kleinasiatischen Katastrophe und gelangte in einem Zustand der völligen Hoffnungslosigkeit nach Griechen- land. Den Zustand der griechischen Flüchtlinge zusammenfassend merkte Henry Morgenthau, der Vorsitzende der Kommission für die Rehabilitierung der Flüchtlinge, an: Ihre Wunden war nicht nur körperlicher Natur und betrafen nicht nur einzelne Personen. Es handelte sich um die Auflösung eines kultivierten Volkes, die Zerstörung des familiären Lebens, die Ent- völkerung von Dörfern und Städten und die willkürliche Verteilung der Überlebenden auf neue Wohnorte. Letztere verloren all ihr Hab und Gut, ihre Verwaltungsbehörden, ihre Tradi- tionen, ihre Familien und all jene Beziehungen, die ihr gesellschaftliches Leben ausmachten“.31 Im Überblick stellt sich die Zahl der Flüchtlinge, die von Kleinasien nach Griechenland flohen, wie folgt dar: Zeitraum Anzahl an Flüchtlingen Art der Abwanderung 1912-1920 435.000 Entwurzelung Bis Ende 1922 900.000 Entwurzelung Bis März 1923 1.150.000 Entwurzelung Bis September 1924 214.000 75.000 durch Entwurzelung 139.000 durch Austausch Auf der Grundlage der verfügbaren statistischen Daten ließen sich in Makedonien insgesamt 428.353 Flüchtlinge nieder (115.728 Familien), die sich auf 1.385 Siedlungen verteilten (942 reine und 443 gemischte). Dabei handelt es sich ausschließlich um Flüchtlinge aus dem Jahr- zehnt von 1920. Im Detail erfolgte die Ansiedelung der Flüchtlinge des Jahres 1922 in Makedonien wie folgt:32 Unterverwaltung Anzahl an Familien Personen Siedlungen Anasselitsa 34 1.465 5.291 Veria 58 3.917 14.680 Goumenissa 27 2.793 10.000 Grevena 34 1.961 6.589 Giannitsa 39 6.713 26.549 Drama 160 12.592 46.736 Edessa 35 1.940 7.129 Notia 43 5.026 18.548 Zyrnovo 34 2.361 7.952 Zichna 38 3.309 12.901 IAKOVOS D. MICHAILIDIS 409

Unterverwaltung Anzahl an Familien Personen Siedlungen Thessaloniki 80 9.412 35.886 Thassos 2 275 1.155 Kavala 24 2.787 10.148 Kailaria 38 6.697 26.257 Kastoria 32 1.944 7.120 Katerini 24 3.066 12.014 Kilkis 159 11.325 38.496 Kozani 63 4.595 17.088 Liarigovi 19 1.857 6.641 Langadas 80 5.685 21.059 Nigrita 39 1.727 6.429 Nestos 56 4.282 15.390 Pravio 40 3.620 13.703 Serres 53 5.070 19.295 Sidirokastro 74 5.254 17.956 Florina 33 1.864 7.016 Chalkidiki 43 4.540 16.692 Insgesamt 1.361 116.077 428.720 Insgesamt beliefen sich die Flüchtlinge, die sich seit der Zeit der Balkankriege in Makedonien niedergelassen hatten, gemäß dem Zensus des Jahres 1928 auf 638.253 Personen.33 Region Anzahl an Flüchtlingen Anteil in % an der Flüchtlings-Bevölkerung Mittelgriechenland - Euböa 306.193 25,60 Thessalien 34.659 2,84 Ionische Inseln 3.309 0,27 Zykladen 4.782 0,39 Peloponnes 28.362 2,32 Makedonien 638.253 52,24 8.179 0,67 Ägäis-Inseln 56.613 4,63 Kreta 33.000 2,77 Westthrakien 107.607 8,81 Insgesamt 1.220.957 100,00 Außerdem verließen im Rahmen des Bevölkerungsaustausches 329.098 Moslems Makedo- nien, zu denen noch weitere 130.000 hinzuzuzählen sind, die bereits früher abgewandert waren, jedoch in die Bestimmungen des Vertrags von Lausanne aufgenommen wurden. Doch obwohl als Datum für den Beginn des Austausches der 1. März 1924 festgelegt worden war, verließen 85.278 Moslems das griechische Staatsgebiet bereits vor diesem Datum. Die Mehrzahl von ihnen stammte dabei aus Ostmakedonien.34 Gemäß den statistischen Daten, welche die Unterkommissionen für die Migration einreichten, vollzog sich die Abwanderung der Moslems aus Makedonien wie folgt:35

410 UMORDNUNGEN DER BEVÖLKERUNG IM MODERNEN MAKEDONIEN

Unterkommission 1923 1924 1925 Insgesamt Thessaloniki 18.044 91.533 109.577 Drama 69 75.978 76.047 Kavala 2.184 43.343 45.527 Kozani 13 26.610 26.623 Kailaria 10 30.770 30.780 Kozani & Kailaria 34.653 34.653 Insgesamt 20.320 302.887 323.207 Nach den Bevölkerungsaustauschen und der Flüchtlingsströmungen während der Jahre 1912- 1930 bildete sich in Makedonien ein neues ethnologisches Bild heraus. Gemäß dem Zensus des Jahres 1928 belief sich die Zahl der Flüchtlinge, die in eben jenem Zeitraum nach Griechenland flohen, auf 1.221.849 Personen, und verteilte sich, nach Herkunftsregion geord- net, wie folgt: Herkunftsregionen Anzahl an Anteil in % an der Flüchtlingen Flüchtlings-Bevölkerung Kleinasien 626.954 51,31 Ostthrakien 256.635 21,00 Schwarzmeer 182.169 14,91 Bulgarien 49.027 4,01 Kaukasus 47.091 3,85 Istanbul 38.458 3,15 Russland 11.435 0,94 Serbien 6.057 0,50 Albanien 2.498 0,20 Dodekanes 738 0,06 Rumänien 722 0,06 Zypern 57 0,01 Ägypten 8 - Insgesamt 1.221.849 100,00 Die Bevölkerungsbewegungen, die sich im Jahrzehnt von 1920 in Makedonien abspielten, endeten mit der Emigration von ungefähr 7.000 Personen aus wirtschaftlichen Gründen, insbesondere aus der Präfektur Florina-Kastoria, ins Ausland. Im Detail stellt sich diese Auswanderung wie folgt dar:36 Nach 1926 1927 1928 1929 Bulgarien 67 68 158 179 Kanada 62 186 368 347 Australien 401 554 183 21 Nordamerika 73 110 74 102 Sonstige 1.701 1.028 813 927 Länder Insgesamt 2.304 1.946 1.596 1.676 Detaillierte Daten für die Auswanderung von Bewohnern aus Westmakedonien während der Zwischenkriegszeit liegen nur für die Region von Kastoria vor. Demgemäß wanderten aus der Region von Kastoria insgesamt 967 Personen aus, die sich wie folgt aufteilten:37 IAKOVOS D. MICHAILIDIS 411

1 1 1 1 1 1 1 1 1 Insge- 9 9 9 9 9 9 9 9 9 samt 2 2 2 2 2 2 2 2 3 2 3 4 5 6 7 8 9 0 Kastoria 32 47 43 30 7 106 44 55 25 389 Dendro- 14 12 4 11 10 26 17 6 2 102 chori Gavros 8 12 13 6 13 16 10 8 1 87 Kraniona 2 11 6 5 5 21 13 6 4 73 Chalara 2 0 4 10 4 27 9 2 5 63 Vyssinia 4 5 12 12 6 12 5 5 0 61 Argos 9 4 4 6 6 6 6 8 3 52 Orestiko Vassileia- 6 2 7 4 1 11 6 5 1 43 da Ieropigi 7 3 5 5 1 7 2 2 1 33 Vogatsiko 5 9 1 5 4 2 4 0 2 32 Nestoria 0 7 0 6 7 6 3 3 0 32 Insgesamt 89 112 99 100 64 240 119 100 44 967 Unter den bevorzugten Zielen der Auswanderer aus Kastoria fiel der Löwenanteil auf die USA und Kanada, offenkundig auf Grund der dort bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vorhandenen Gemeinde von Westmakedoniern.38 USA Kanada Mexiko Kuba Südamerika Kastoria 383 5 1 0 0 Dendrochori 50 39 13 0 0 Gavros 19 59 7 2 0 Kraniona 24 39 0 10 0 Chalara 20 43 0 0 0 Vyssinia 48 9 0 0 4 Argos Ore- 51 1 0 0 0 stiko Vassileiada 6 35 0 2 0 Ieropigi 26 6 0 0 0 Vogatsiko 20 12 0 0 0 Nestorio 24 0 0 3 3 Insgesamt 671 248 21 17 7 Die Bevölkerungsaustausche führten im griechischen Makedonien zu einer großen ethnolo- gischen Homogenisierung. Auf der Grundlage der Daten des Zensus des Jahres 1928 beliefen sich die „Griechen“ Makedoniens auf 1.237.000 (Anteil von 88,1%), die „Slawischsprachi- gen“ beschränkten sich auf 80.789 (Anteil von 5,8%) und die „Sonstigen“ auf 93.000 Personen (Anteil von 6,1%). In einem vergleichenden Überblick stellt sich das Bild der eth- nologischen Zusammensetzung des griechischen Makedonien pro Bezirk wie folgt dar:39 Bezirk 1912 1928 Griechen % Sonstige % Griechen % Sonstige % Pieria 80 20 100 - Kozani 71 29 98 2

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Bezirk 1912 1928 Griechen % Sonstige % Griechen % Sonstige % Kastoria 56 44 78 22 Florina 32 68 61 39 20 80 93 7 Imathia 55 45 89 11 Pella 56 44 96 4 Almopia 18 82 74 26 Kilkis 2 98 97 3 Thessaloniki 33 67 90 10 Chalkidiki 86 14 97 3 19 81 84 16 Serres 47 53 94 6 Drama 15 85 97 3 Kavala 49 51 99 1 Das obige Bild der ethnologischen Zusammensetzung mit der Verstärkung des griechischen Elements und dem Schrumpfen der Bewohner anderer Nationen findet so komplett in den di- plomatischen Berichten aus jener Zeit Niederschlag. Gleichzeitig ist darin auch von den positiven Einflüssen der Flüchtlinge auf das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Leben die Rede. Im Mai 1929 beschrieb der damalige Vizepräsident der Kommission für die Rehabilitierung der Flüchtlinge, John Campbell, in einem Bericht die vollbrachte Arbeit: „Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass jemand, der die Flüchtlingssiedlungen der Städte Makedo- niens und Thrakiens besucht, den Eindruck gewinnt, dass Griechenland einen Sprung vom 17. ins 20. Jahrhundert gemacht hat… Das Gesicht des Landes hat sich grundlegend verändert. Überall sieht man Freude im Gesicht der Flüchtlinge… die Beispiele für den Fortschritt sind überall zu erkennen. Neue Gebäude, die von den Flüchtlingen selber errichtet wurden, eine Zunahme der Viehzucht, der Anbau von Getreide höherer Qualität, der Einsatz moderner An- baumethoden. Es wurden und werden wunderbare Schulen und Kirchen errichtet… Im bin mir sicher, dass die Flüchtlinge in Griechenland zu einem Faktor des Fortschrittes werden. In demselben Klima merkte ein Bericht der Gesellschaft der Nationen an, dass „sich der nation- ale Charakter der Region mit ihrer bleibenden und endgültigen Hellenisierung radikal geändert hat“.40 Und schließlich beobachtete der Amerikaner Henry Morgenthau: „Die Flüchtlinge stellen einen Segen für Griechenland dar…. Die Griechen leben in einer vereinten Region auf der Balkanhalbinsel und auf den Inseln der Ägäis, auf denen sie seit der frühesten historischen Zeiten lebten. Und nicht nur die Griechen konzentrierten sich auf diese Region, die von Natur aus ihr eigen ist, sondern praktisch alle dortigen Fremden haben diese Region verlassen".41 Es besteht kein Zweifel daran, dass das erste Viertel des 20. Jahrhunderts für die griechische Halbinsel - aber auch allgemein für den Südbalkan - eine Zeit der Kosmogonie, der weitreichenden Änderungen in Bevölkerung, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur war. Das Jahrzehnt von 1930, die erste Periode des Friedens nach einer Reihe an krieger- ischen Auseinandersetzungen, erlaubte es, über das Geschehene Bilanz zu ziehen. Auch wenn viele die Meinung vertraten, dass die Welt endgültig in die „Belle Epoche“ vom Beginn des Jahrhunderts zurückgekehrt war, so bewiesen die dramatischen Geschehnisse des Jahrzehnts von 1940, dass man aus den Hekatomben der Toten und den Flüchtlingsströmen noch nichts gelernt hatte.

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Anmerkungen

1. Α. Pallis, Statistiki meleti peri ton fyletikon metanastefseon Makedonias kai Thrakis kata tin periodo 1912-1924 [Statistische Studie zu den Migrationsbewegungen von Bevölk- erungsgruppen in Makedonien und Thrakien während der Zeit 1912-1924], Athen 1925, S. 5-7. 2. J. Ivanoff, La Region de Cavalla, Bern 1918, S. 56. 3. Public Record Office/Foreign Office (im folgenden PRO/FO)/286/580, Morgan an Malet, Thessaloniki, 1. April 1914. 4. Der britische Konsul berichtet, dass bis Ende März 1914 1.800 Slawischsprachige nach augebrochen waren, eine Zahl, die jedoch deutlich niedriger sein muss als die tatsächliche, siehe PRO/FO/286/580, Morgan an Malet, Thessaloniki, 1. April 1914. 5. IAYE/1923/Β/59,7, „Die Generalverwaltung Kozani-Florina an das Außenministerium“, Kozani, 26. Mai 1922, Nr. (vertr.) 3482. 6. Epiteliki Ypiressia tou Ellinikou Stratou, Statistikoi pinakes tou plithysmou kat' ethnikoti- tas ton nomon Serron kai Dramas [Statistische Tabellen zur Bevölkerung nach Nationalität für die Präfekturen Serres und Drama], Athen 1919. 7. Stathis Pelagidis, Prosfygiki Ellada (1913-1930). O ponos kai i doxa [Das Griechenland der Flüchtlinge (1913-1930). Der Schmerz und der Ruhm], Thessaloniki 1997, S. 113- 118. 8. Archiv der Generalverwaltung von Makedonien (im folgenden AGDM)/Ordner 76, „Me- tanastefsis Moussoulmanon. Ekthesis“ [Abwanderung von Moslems. Bericht]. 9. Pelagidis, op. cit., S. 129. Angaben des türkischen Ministeriums für Flüchtlinge zufolge belief sich die Zahl der moslemischen Flüchtlinge aus Griechenland, der „Mouchatziri- des“, wie sie bezeichnet wurden, auf 143.189 Personen, siehe A. Α. Pallis, „Fyletikes Metanastefseis sta Valkania kai diogmoi tou Ellinismou (1912-1924)“ [Migrationen von Bevölkerungsgruppen im Balkan und Verfolgungen des Griechentums (1912-1924)], Del- tio Kentrou Mikrasiatikon Spoudon, (1977), 86. 10. Pelagidis, op. cit., S. 130. 11. IAYE/1923/Β,37,1, „Meionotites en Elladi“ [Minderheiten in Griechenland], der General- verwalter von Makedonien, Ach. Lampros, an das Außenministerium, Thessaloniki, 31. Mai 1923, Nr. (vertr.) 542. 12. IAYE/1923/Β/59,9, „Essoteriki propaganda“ [Interne Propaganda], Bericht von Petros Lekkos, der zu diesem Zweck vom Außenministerium an den Generalverwalter von Ma- kedonien, Ach. Lampros, geschickt wurde, Thessaloniki, 31. März 1923, Beilage zu einem Brief der Generalverwaltung Makedoniens an das Außenministerium, Thessaloni- ki, 4. April 1923, Nr. (vertr.) 994. 13. Bezüglich der Bevölkerungszahlen des offiziellen Zensus des Jahres 1920, siehe Ministe- rium für Wirtschaft/Direktion für Statistik, Genikai pliroforiai epi tou plithysmou tis Ellados kata tin apografin tou 1920 [Allgemeine Informationen über die Bevölkerung Griechenlands gemäß dem Zensus von 1920], Athen 1923, S. 82-83. Für die Statistik von 1923 siehe IAYE/1923/Β/37,1, der Generalverwalter Makedoniens, Ach. Lampros, an das Außenministerium, Thessaloniki, 31. Mai 1923, Nr. (vertr.) 542. 14. IAYE/1923/Β/45, „Xenes meionotites sti Makedonia. Paideia Slavofonon, Roumanizon- ton, Israiliton. Statistikoi pinakes. Prospatheies afomoiosseos xenon meionotiton“ [Ausländische Minderheiten in Makedonien. Bildung der Slawischsprachigen, Rumä- nischgesinnten, Israeliten. Statistische Tabellen. Bemühungen einer Assimilierung der ausländischen Minderheiten]. Berichte der Generalverwaltung Kozani-Florina an das Au- ßenministerium, Kozani, 27. September 1922, Nr. (vertr.) 7088, 22. September 1922, Nr. (vertr.) 6839 und 3. November 1922, Nr. (vertr.) 7574. 15. Epiteliki Ypiressia tou Ellinikou Stratou, Statistiki pinakes tou plithysmou kat' ethnikotitas ton nomon Serron kai Dramas [Statistische Tabellen zur Bevölkerung nach Nationalität für die Präfekturen Serres und Drama].

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16. IAYE/1925/Β/40,2, „Statistikai aforossai tas meionotitas. Ethnologika-Diafora“ [Statisti- ken zu den Minderheiten. Ethnologisches-Verschiedenes], „Pinax emfainon tin ethnologikin synthessin tou plithysmou tis Anatolikis Makedonias kata nomous kai ypo- dioikisseis“ [Tabelle mit der ethnologischen Zusammensetzung der Bevölkerung von Ostmakedonien nach Präfekturen und Unterverwaltungen], Komotini, 10. November 1924. 17. Stephen P. Ladas, The Exchange of Minorities. , and Turkey, New York 1932, S. 62-64. 18. rchives de la Societe des Nations (im folgenden ASN) 1919-1946/Office Autonome pour l’ “Albanian, Bulgarian and Armenian Refuges”, A. Korf & Marcel de Rouver, “Constata- tions des members de la Commission Mixtes nommes par le Conseil de la Societe des Nations relatives a la situation des emigrants en Grece et en Bulgarie”, Athen, 2. März 1925, Ordner 10. 19. ASN, C.129, No 1, Korf & de Rouver, “Constatations des members”, Ordner 10. 20. IAYE/1924/Α/5ΧΧ,3, “Rapport statistique au 30 Juin 1924” enthalten in einem Brief des griechischen Vertreters in der gemischten Kommission, Metaxas, an den Außenminister G. Roussos, 18. September 1924, Nr. 902. 21. IAYE/1924/Α/5ΧΙΙ,3, “Pinakas ypoblitheisson dilosseon metanastefseos Voulgaron meta- naston mechri telous Oktovriou 1924“ [Tabelle der bis Ende Oktober 1924 von bulgarischen Migranten eingereichten Migrationsanträge], enthalten in einem Brief der II. politischen Abteilung an die I. politische Abteilung des Außenministeriums, Athen, 23. Dezember 1924, Nr. 48292. 22. AGDM/Ordner 69, Eil-Telegramm von Diamantopoulos an den Bevollmächtigten Mini- ster Papas, Thessaloniki, 8. September 1925, Nr. 345. 23. IAYE/1926/Β/45, „Rapport statistique provisoire des trаvaux des Sous-Commissions au 28 Fevrier 1926“, Beilage eines Briefs des griechischen Vertreters in der gemischten Kommission an das Außenministerium, Athen, 10. Mai 1926, Nr. 437. 24. IAYE/1927/Α/19, Ordner 1, „Efarmogi Symvasseos tis metaxy Ellados kai Voulgarias etheloussias metanastefseos. Mikti Epitropi kai elliniki par’ afti Antiprossopeia“ [Anwen- dung des Vertrags zwischen Griechenland und Bulgarien über die freiwillige Migration. Gemischte Kommission und griechische Delegation], „Rapport statistique provisoire des trаvaux des Sous-Commissions au 31 Decembre 1926“, Beilage eines Briefes der griechi- schen Delegation für die griechisch-bulgarische Migration an das Außenministerium, Sofia, 29. Januar 1927, Nr. 82. 25. IAYE/1927/Α/19, Ordner 1, „Rapport statistique provisoire des trаvaux des Sous- Commissions au 31 Mars 1927“, enthalten in einem Brief des griechischen Vertreters in der gemischten Kommission an das Außenministerium, Sofia, 3. Mai 1927, Nr. 732. 26. Christopher J. Christides, The Macedonian Camouflage in the Light of Facts and Figures, Athen 1949, S. 74. 27. IAYE/1925/ΑΑΚ/4, „Dilosseis metanastefseos katoikon periochis Dramas katachoritheis- sai eis ta mitroa“ [In die Register eingetragene Migrationserklärungen von Bewohnern der Region Drama], „Liste Nominative des declarations d’ Emigration enregistrees jusqu’au 20 Decembre 1925 et des feuilles de route delivrees egalement jusqu’au 20/12/25“. 28. AGDM/Ordner108, „Anafores C’ Somatos Stratou“ [Berichte des III. Heereskorps] die X. Division Westmakedoniens, „Meleti epi tis ethnologikis synthesseos tis periochis tis Me- rarchias kai tou dynatou tis enkatastasseos Prosfygon en afti“ [Studie zur ethnologischen Zusammensetzung der Region der Division und der Möglichkeit der Ansiedelung von Flüchtlingen in ihr], Veria, 9. April 1925. 29. AGDM/Ordner108, die XI. Division, „Ekthesseis peri tis enkatastasseos Prosfygon en ti periochi tis Merarchias“ [Berichte über die Ansiedelung von Flüchtlingen in der Region der Division], Thessaloniki, 9. April 1925. 30. Die Informationen und statistischen Daten zu den Griechen Bulgariens stammen aus der Edition des Instituts für Balkanstudien, Oi Ellines tis Voulgarias. Ena istoriko tmima tou periferiakou ellinismou [Die Griechen Bulgariens. Ein historischer Teil des Griechentums der Peripherie], Thessaloniki 1999.

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31. Henry Morgenthau, I apostoli mou stin Athina. 1922 to etos tis enkatastassis [Meine Ent- sendung nach Athen. 1922 das Jahr der Niederlassung], Athen 1994, griechische Übersetzung Sifis Kassesian, S. 94. 32. Ethniko Idryma Erevnon [Nationales Forschungsinstitut]/Archiv Α. Α. Pallis/Ordner II- III/B΄-C΄/Generaldirektion für die Besiedelung Makedoniens/ Statistik-Büro, „Anakefa- laiotikos Pinax empfainon tas enkatestimenas prosfygikas oikogeneias kai atoma en Makedonia kata Ypodioikisseis mechri telous Dekemvriou 1925“ [Zusammenfassende Tabelle mit den in Makedonien bis Ende Dezember 1925 niedergelassenen Flüchtlings- Familien und Personen nach Unterverwaltungen]. 33. Nationales Statistisches Amt von Griechenland, Statistika apotelesmata tis apografis tou plithysmou tis Ellados tis 15-16 Maiou 1928 [Statistische Ergebnisse des Zensus der Be- völkerung von Griechenland vom 15.-16. Mai 1928], Athen 1933. 34. Ladas, op. cit., S. 430. 35. Ibid., S. 438-439. 36. Kentro Erevnas Makedonikis Istorias kai Tekmiriossis (KEMIT – Forschungszentrum für makedonische Geschichte und Dokumentation)/Archiv Kalligas, Bericht Kalligas an das Außenministerium, Florina, 26. Februar 1930, Nr. 3394, S. 73. 37. Christos Mandatzis, „Messopolemiki metanastefsi apo tin Eparchia 1922-1930“ [Migration in der Zwischenkriegszeit aus dem Bezirk Kastoria 1922-1930], Orestidos Istoria. Apo tin klassiki archaiotita os ton 20o aiona. Praktika [Orestidos-Geschichte. Von der klassischen Antike bis zum 20. Jahrhundert. Protokolle], Thessaloniki 2001, S. 108. 38. Mandatzis, op. cit., S. 109. 39. George Zotiades, The Macedonian Controversy, Thessaloniki 1961, S. 42-43. 40. Koinonia ton Ethnon [Völkerbund], I enkatastassi ton prosfygon stin Ellada. Genevi 1926 [Die Niederlassung der Flüchtlinge in Griechenland. Genf 1926], Athen 1997, Überset- zung ins Griechische von Filoktitis und Maria Veinoglou, S. 164-165. 41. Morgenthau, op. cit., S. 413-416.