OKTOBER 2013 ISSN: 1611-6003

Das Magazin der Technischen Universität -Harburg

Studieren in 35 Jahren Bestseller-Autorin Nina George über Fundsachen Maritime Energie aus Wind und Wellen Die Natur als Vorbild für die Technik ENLIGHTENING SCIENCE

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Was ist Bildung?

Mehr als 1000 neue Studierende Der Begriff „Bildung“ ist vielschichtig und die Auseinandersetzung mit diesem sind zum Wintersemester an der Begriff füllt Bibliotheken. Vielleicht hilft es, wenn wir die Frage für uns als techni- TU in Hamburg vor Anker gegan- sche Universität konkretisieren und fragen: Was ist ein gebildeter Ingenieur? gen. Unser Freizeit-Tipp: Ein Trip Hier fließen zwei Aspekte zusammen, die in der Auseinandersetzung mit dem nach Steinwerder, von dort hat Bologna-Prozess zentral sind: Bildung und Aus-Bildung. Ein „ausgebildeter“ man den schönsten Blick auf die Ingenieur beherrscht sein Fachgebiet, ist in der Lage sich auf dieser Basis aktuel- Hafenkulisse der Hansestadt. Be- les Wissen zu erschließen und besitzt die Fähigkeit, mit diesen Kenntnissen in- sonders reizvoll ist dort die Blaue Stunde, dies meinten auch die auf novative Technik zu entwickeln. Aber ist diese Technik auch ethisch vertretbar? dem Foto von Johannes Arlt abge- Ist sie gesellschaftlich gewünscht? Ist sie ökonomisch sinnvoll? Ist sie ökologisch bildeten TUHH-Studierenden. akzeptabel? www.johannesarlt.de Hier kommt die Bildung zum Tragen, die erworbenes Fachwissen und fachliche Fähigkeiten in übergeordnete Kontexte stellt. Der „gebildete“ Ingenieur agiert nicht nur im Rahmen des technisch Möglichen, sondern reflektiert die Lösungs- wege kritisch-konstruktiv auf Basis seiner Bildung. Er sucht nach dem gesell- schaftlich Erwünschten, nach dem ökonomisch Sinnvollen und nach dem gesellschaftlich und ökologisch Verträglichen und ist in der Lage, diese in Per- spektiven in einen Gesamtzusammenhang zu stellen. Impressum Was ist hierbei die Aufgabe der Universität? Um kreative und innovative Herausgeber: Präsident der Technischen Lösungswege finden zu können, ist die Einheit von Lehre und Forschung not- Universität Hamburg-Harburg wendig. Hierdurch wird eine Grundhaltung gefördert, die kritisch und konstruk- Konzeption und Redaktion: Jutta Katharina Werner (JKW), (Leitung) tiv nach der besten Lösung sucht. Zusätzlich müssen Sozial- und Autoren: Nina George, Birk Grüling, Jörn Iken, Geisteswissenschaften unverzichtbarer Bestandteil akademischer Lehre sein, Sarah El Jobeili, Steffen Haubner, denn sie bilden die Basis, auf der eine Persönlichkeitsbildung gedeihen kann. Dr. Jakob J. E. Vicari Mitarbeit: Katja Biewendt, Henning Büttner, Beide Elemente, die Einheit von Lehre und Forschung sowie die Integration der Hermann Kühn, Ulrich Moltrecht, Sozial- und Geisteswissenschaften, sind notwendig, um der Gefahr des mit dem Dr. Volker Müller, Dr. Jörg Severin, Bologna-Prozess verbundenen Leitziels der „Employability“ im Sinne einer Bärbel Urbanek-Urbach, Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss unkritischen Anpassungsqualifizierung zu begegnen. Fotos: Johannes Arlt, Gabi Geringer, Dörthe Hagenguth Zeichnung: Daniel Hopp Illustration: Werner Evers Professor Sönke Knutzen Grafik: Sander Vizepräsident Lehre der TU Hamburg Anzeigen: VMK Verlag GmbH, Tel. 06243/909 226; Leiter des Instituts für Technik, Arbeitsprozesse und [email protected] Druck: VMK Druckerei GmbH Berufliche Bildung Das Magazin wird auf Circle Premium White 100% Recycling-Papier gedruckt. 4 Inhalt

Wenn der Kopf voll ist, verlieren Wertsachen und lieb- 18 gewordene Dinge an Bedeutung. Interessante Einblicke in das Vergessen gewähren Essays der Schriftstellerin Nina George und des Journalisten Dr. Jakob Vicari.

Neun Jahre haben 18 Doktoranden im DFG-Graduier- 22 tenkolleg „Seehäfen für Containerschiffe der nächsten Energiewende: spektrum zeigt auf vier Seiten in einer Illustration Generation“ an der TUHH geforscht, ihre Ergebnisse 35 die Forschungsvorhaben der TUHH zur Gewinnung maritimer Ener- sind Gegenstand einer Konferenz 2014. gien aus Wind und Wellen.

6 Wüstes Gelände 32 Sicherheit auf der Datenautobahn Professor Dieter Gollmann über ein viel diskutiertes 8 Das Leben ist eine Baustelle Thema 10 Stromer unter sich 35 Energiewende und die TUHH Auf einen Blick: Forschungsprojekte zur Energie- In aller Kürze gewinnung aus Wellen und Wind 12 Spitzenmeldungen 44 Die Natur als Vorbild 16 Fundsache Wo Flora und Fauna in der Forschung Modell stehen Essay von Nina George 47 Fünf Fragen an . . . Essay von Dr. Jakob Vicari Professor Martin Kaltschmitt über Strom aus Offshore-Anlagen und die Energiewende Forschung 48 Stroh-Raffinerie – noch fehlt der Alternative zum 22 Wissenschaft macht den Bau von Seehäfen Erdöl die Effizienz wirtschaftlicher Bioraffinerie an der TUHH Neun Jahre Graduiertenkolleg an der TUHH 28 Mit der Wirbelschicht zu nachhaltigen Produkten Campus Weltneuheit in der Verfahrenstechnik 52 So lernt und lebt es sich in 35 Jahren an der 31 Wenn der Spritpreis auf 2,20 steigt . . . TU Hamburg Mehr als eine Software für Regionalplaner Ein Gedankenspiel 56 Rückblende Aus den Anfängen der Gründungsgeschichte der TUHH 44 56 82 80 78 77 76 74 68 64 Sicherheit“ „ÜberBeobachterderBeobachter, Freiheitund über DerPhilologeProfessor JochenHörisch 2013 Preisverleihungen KinderbetreuungimCampusNest am2. DasProgramm November 2013 TUHH-Gründerpreis ups imFinaleumden DreiStart- Zwei imPorträt Wissenschaftlerinnen eines Rückblicks. kann, istGegenstand hens der TUHH lehren im 35. JahrdesBeste- genwart. Was dieseuns Ge- Geschichte erklärt der Entwicklungneuer Techniken ander TUHH Patestehen. Der Kongo-Käfer isteinesder Vorbilder ausderNatur, diebei

Gastinterview 2013 Dissertationen Ausgezeichnet Mateo imGlück Nacht des Wissens 2013 Von derUniinseigeneUnternehmen Akademischer Spitzentanz Der Buchtipp 68 werb. Wir stellendiesevor. Gründerpreis-Wettbe- drei Finalistenim TUHH- und PhilippErnstzuden Christopher Brandt(links) Mit ihremup gehören Start-

Fotos: Angün, Arlt, Evers, Fotolia, JKW, Jupitz EUROIMMUN Informatik • Geräteentwicklung • schnittliches geleistethaben. sowohl beimUmsatzwachstum,alsauchbeiderErtragskraftÜberdurch- Mit demGütesiegelwerdenSpitzenbetriebegewürdigt,dieüberfünfJahre und zähltdamitzurSpeerspitzedesmittelständischenUnternehmertums. EUROIMMUN belegtPlatz5im „TOP 100RankingdesMittelstands2012“ tionskrankheiten sowieAllergien. diagnostizieren Laboratorieninüber150LändernAutoimmun-undInfek- Durchführung undAuswertungderTests.MitEUROIMMUN-Produkten von KrankheitensowiedieSoftware-undAutomatisierungslösungenzur Welt entwickeln,produzierenundvertreibenTestsystemezurBestimmung gnostik stehenwirfürInnovation.Mehrals1300Mitarbeiterinderganzen Als weltweitführenderHerstellerimBereichdermedizinischenLabordia- Das istdieEUROIMMUNAG. 0451 /5855-25572. Ihre Fragenbeantwortet IhnengernFrauSandy Zorn,Telefon angebote u.v.m.fi nden Sieunter:www.euroimmun.de/jobsundkarriere. Mehr InformationenzuEUROIMMUN alsArbeitgeber,aktuelleStellen- Das istIhrWegzuEUROIMMUN: Getränkefl • • Firmenband • Flexible • Flache • sigen Betriebsrestaurant • Betriebssportgruppen • BetriebskindergartenfürIhren • ForschungundEntwicklungvon • sante HerausforderungenindenfolgendenGeschäftsbereichen: EUROIMMUN bietetIhnenandenStandortenLübeckundDassowinteres- • EUROIMMUN AG•Seekamp 31•23560Lübeck •www.euroimmun.de Diagnostika Exzellentes Essenimerstklas- Nachwuchs Gehege fürIhrenHund Freizeitprogramm Direkteinstieg fürIngenieureundInformatiker. Hierarchien Das sindIhrePerspektivenbeiEUROIMMUN. Arbeitszeiten atrate AG Labordiagnostika Medizinische Zuschüsse zurbetrieblichen • Unbefristeter • • • • Kulturelle Veranstaltungen • • K • Physikalische Technik • Produktion von • Teilnahme anSportevents Kollegiales DuvomAzubibis Altersvorsorge Fortbildungen Regelmäßige innerbetriebliche beteiligen am ErfolgvonEUROIMMUNzu Möglichkeit, sichalsAktionär zum Labordiagnostika onstruktion Vorstand Arbeitsvertrag 6 Campus

Wüstes Gelände Wildwuchs soweit das Auge reicht, der Natur mehr oder weniger überlassen, so hat das Gelände ausgesehen, auf dem viele Jahrzehnte später die TUHH errichtet wurde. 1838 – 150 Jahre vor TUHH-Gründung – hatten die Regierenden der niedersächsischen Stadt Harburg beschlossen, aus dieser „öden Sandwüste“ am Stadtrand eine parkähnliche Land- schaft zu machen – mit mäßigem Erfolg: Denn ausgerechnet mit Obstbäumen und -sträu- chern auf dem sandigen, teils sumpfigen Grund war versucht worden, Ordnung in das wüste Gelände zu bringen. Das ging schief, zumal es offenbar auch an der gärtnerischen Pflege, der grünen Hand, fehlte, so dass die Botanik bald wieder kreuz und quer stand. Und jetzt wissen Sie, warum die Verbindungsstraße zur TUHH „Am Irrgarten“, heißt. Offiziell seit 1893. Damit war auch der Versuch, dieses Terrain vor dem damaligen Allgemeinen Krankenhaus Harburg in „Krankenhausvorplatz“ umzubenennen gescheitert. Bis heute gilt die volkstümliche Überlieferung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Alle anderen Spekulationen über den originellen Straßennamen entbehren der historischen Grundlage: Weder standen der bürgerliche Lustgarten mit seinem Labyrinth aus Buchs Pate, noch eine klinische Spezialabteilung. An den Wildwuchs von damals erinnern heute nur noch ein paar

Foto: Johannes Arlt Johannes Foto: Hecken und Sträucher jüngeren Datums. JKW Quelle: Harburger Anzeigen und Nachrichten vom 17. 01. 1936. Campus 7 8 Campus

Das Leben ist eine Baustelle Manchmal zumindest kann es einem so vorkommen, als ob nichts wirklich fertig wird. Nicht so bei diesen jungen Leuten. Sie feiern den Abschluss ihres Studiums beziehungsweise ihrer Promotionszeit, ein wichtiges Kapitel in ihrem Leben ist beendet. Zur Erinnerung daran wurden sie gemeinsam mit TUHH-Präsident Garabed Antranikian (erste Reihe) am 11. Juni von dem Fotografen Hauke Gilbert in Szene gesetzt. Wie auch im Vorjahr vor der Friedrich-Ebert-Halle, die ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt aber mit dem Gerüst vor der Fassade eine Baustelle war. Der Fröhlichkeit tat dies sichtlich keinen Abbruch. Für die frisch gekürten Akademiker markiert der feierlich inszenierte Abschluss zugleich den Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Die Arbeit auf der Baustelle des Lebens geht für alle weiter. Die Promovierten erkennt man auf dem Foto an den lila Schärpen, blau ist die Farbe der Master-Absolventen und rot die der Bachelors. 300 der etwa 500 Absolventen (Zeitraum September 2012 bis Februar 2013) und 40 der 108 Doktoranden des zurückliegenden Jahres waren zur Feier gekommen. JKW Foto: Johannes Arlt Johannes Foto: Campus 9 10 Campus

Stromer unter sich Vergangenheit trifft Zukunft: Der eine nagelneu und ein von Studierenden der TU Hamburg gebautes Unikat, der an- dere sichtbar ramponiert und ein seit Jahrzehnten serienmäßig produzierter Transportwagen. Auch wenn optisch und in der Funktion Welten zwischen diesen Autos liegen, vereint beide eine zukunftsweisende Technik: Sie fahren mit elektrischem Antrieb. Begegnet sind sich diese Stromer auf dem Platz vor der Hamburger Großmarkthalle, als Wirt- schaftssenator Frank Horch sowie TUHH-Präsident Garabed Antranikian vor geladener Presse den Startschuss für den ersten von Hamburger Studenten gebauten Rennwagen mit Elektroantrieb gaben, den egn12. Das war im Som- mer 2012. In diesem Jahr startete das e-gnition Hamburg-Team der TU wieder beim Formula Student Elelectric- Wettbewerb auf dem Hockenheimring. Schwarz wie die Nacht die neue Hülle und um ein Fünftel leichter als sein Vorgängermodell, absolvierte der egn13 auf der legendären Rennstrecke stolze elf Runden beim Ausdauer-Rennen. In dieser Königsdisziplin schnitten die Hamburger besser als im Vorjahr ab. Seit Beginn des Wintersemesters wird wie- der an der Weiterentwicklung der elektrischen Antriebstechnologie gearbeitet. Studierende, die an den Konzepten zur Optimierung des egn14 mitwirken wollen, sind in diesem starken Team immer willkommen. JKW www.egnition-hamburg.de Foto: TUHH Foto: Campus 11 121111In aller Kürze TU & You – so lautet an der TU Hamburg der Slogan leben, eine große Wiedersehensfeier geben. Getreu dem für ein deutschlandweit neues Konzept der Alumni-Arbeit. Motto: Am Anfang stehen Beziehungen. Gut gepflegt können Alumni sind demnach keineswegs allein nur die Absolventen, wie daraus Freundschaften fürs Leben werden, in deren Verlauf sich es streng genommen die Definition vorsieht, vielmehr zählen im Alumni ebenso wie Stifter auch finanziell engagieren. Ein neuer Verständnis der Hamburger TU alle Hochschulangehörigen dazu: Hörsaal, ein Gästehaus, technische Großgeräte, was der Staat vom Studenten und Professor über die Mitarbeiter bis zu den nicht bezahlen kann, spenden im Idealfall geschäftlich erfolgreiche Ehemaligen. Diese Gemeinschafts-Idee eröffnet für das gesamte Menschen – Alumni der TUHH sowie Stifter – und machen so Hochschulleben neue Perspektiven und hat bereits mit dem die TU Hamburg für die besten Köpfe noch attraktiver. Das neue neuen Alumni-Portal www.TUandYou.de, das vergleichbar der Konzept ist eine Gemeinschaftsarbeit der Stiftung zur Förderung beruflich ausgerichteten Plattform XING funktioniert, erste Ge- der TUHH und des Alumni Vereins der TUHH. Stiftung und Ver- stalt angenommen. Jeder, der sich angesprochen fühlt, kann lokal ein sind auch in der dafür geschaffenen Geschäftsstelle vertreten. wie global mit anderen kommunizieren. „Wir sind alle Teil einer Beide wollen vor allem Kontakte zu Alumni und Stiftern mit großen Familie“, sagt Ideengeber und Vorstandsvorsitzender Pro- Leben füllen und pflegen, Veranstaltungen organisieren und bei- fessor Andreas Liese, der im Juli das tausendeinhundertelfte spielsweise internationale Chapter gründen wie dies in diesem Alumni-Mitglied, einen Nachwuchswissenschaftler der TUHH, be- Jahr bereits in Hamburg, Kopenhagen, Mexiko-Stadt und Rio de grüßte. Je größer die Gemeinschaft, desto mehr kann jeder ein- Janeiro geschehen ist. „Man muss investieren, um zu gewinnen“, zelne und die TU insgesamt von dieser vernetzten sagt Liese, und meint das nicht nur im finanziellen Sinn. Kommunikation profitieren. Bald soll es, wie im wahren Familien- JKW

TUHH-Präsident Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Garabed Antranikian (Mitte) ist Vorsitzender der Stiftung, in der Bert E. Könignks) (li die Rolle des Geschäftsführers übernommen hat. Dieser ist außerdem Mitglied im Vorstand des Vereins Alumni und Förderer der TUHH, dessen Geschäftsfüh- rung Prof. Dr. Andreas Liese obliegt. Foto: TUHH Foto:

TU Hamburg senkt Stromverbrauch Für 2 Millionen Euro, Drittmittel und staatliche Gelder, ist der Rechnerraum des Rechenzentrums der TU Hamburg rundum erneuert worden. Mit dieser Modernisierung, die Ende des Jahres abgeschlossen sein wird, kann die TU Hamburg ihre Rechenkapazität verdop- peln und trotzdem ihren Energieverbrauch senken. Vor allem wird die installierte Technik künftig einen dauerhaften Betrieb ohne die störenden Unterbrechungen der Vergangenheit erlauben. Dafür werden zwei getrennte Stromversorgungssysteme in Form eines Not- strom-Aggregats sowie zusätzlicher Batterien sorgen. „Trotz gestiegener Kapazitäten rechnen wir mit eher geringeren Stromkosten“, sagt Dr. Manfred Schößler. Der Leiter des Rechenzen- trums erwartet ab kommendem Jahr bereits eine Energieeinsparung von mindestens 170 000 Kilowattstunden (kWh). Dies soll mittel- fristig durch zusätzliche Maßnahmen um weitere 100 000 kWh reduziert werden. Schon bald wird die TU Hamburg dann 2,5 Prozent ihres gesamten Stromverbrauchs einsparen können. Dies entspricht im Übrigen einer CO2-Reduktion von 100 000 Kilogramm. Modernste Kühltechnik wird im neuen Rechnerraum für dauerhaft stabile Temperaturen sorgen. Dazu trägt ab Inbetriebnahme des neuen Rechnerraums unter anderem eine direkt in die Rechnerschränke installierte Wasserkühlung bei. Im Winter kann auch die Au- ßenluft zur Kühlung genutzt werden – eine nachhaltige Entlastung der stromverbrauchenden Kühlkompressoren. 7,3 Tonnen schwere Kältemaschinen wurden dafür auf dem Dach der Denickestraße 17 installiert. Diese Freikühlung entfaltet ihre volle Leistung von 200 kWh bei sechs Grad Celsius. Sarah El Jobeili

14 In aller Kürze

großen Pioniere der FEM. Taylor ist Autor mehrerer Standardwerke zu diesem Thema. „Trotz seiner 76 Jahre ist Taylor immer noch ein umtriebiger Wissenschaftler und ein spannender Redner“, sagt Pro- So sieht die fessor Alexander Düster vom Institut für Konstruktion und Festigkeit Berechnung von Schiffen. eines zwischen Die 5. GACM richtete sich vor allem an Doktoranden und Postdocs zwei Wellen fahren- mit Forschungsthemen aus der computergestützten Mechanik. den Containerschiffes mit „Damit haben wir jungen Wissenschaftlern aus aller Welt und be- der Finite-Elemente-Methode sonders auch aus Deutschland die Chance gegeben, ihre For- aus. Die Farben machen die Zonen unterschiedlicher Belastungen sichtbar, wobei schungsergebnisse in englischer Sprache vorzustellen und zu die blauen Elemente für die niedrigste und die gelben diskutieren“, sagt Dr. Marc-André Pick vom Institut für Mechanik und für die größte Belastung stehen. Meerestechnik, wie Düster einer der Organisatoren der Fachtagung, an der mehr als 200 Wissenschaftler aus Brasilien, China, Frankreich, Großbritannien, der Schweiz, Luxemburg und Deutschland teilnah- Kongress mit US-Pionier men. Das Themenspektrum der 160 Vorträge war breit gefächert der Finite-Elemente-Methode und reichte von der Biomechanik über moderne multifunktionale Materialien bis hin zu Anwendungen im Bauingenieurwesen, Maschi- Ein Schiff bei starkem Seegang oder der Blutfluss durch unsere Ar- nen- und Schiffbau. Zu den Vortragenden gehörten auch: Professor terien – aus der Sicht des Ingenieurs sind beides Beispiele für hoch Karl Schweizerhof vom Karlsruher Institut für Technologie und Dr. komplexe Prozesse: Auf sehr unterschiedliche Strukturen (Schiff und Christian Cabos vom Germanischen Lloyd. Schweizerhof hat in Arterie) wirken Kräfte und führen so zu Bewegungen, Belastungen Deutschland maßgeblich zur Etablierung der Finite-Elemente-Me- und Verformungen. Mathematisch lassen sich solche Vorgänge mit thode beigetragen. Mit der Teilnahme des Germanischen Lloyd Hilfe von partiellen Differentialgleichungen zwar modellieren, jedoch wurde die Brücke zwischen Wissenschaft und Anwendung geschla- die rechnerisch damit verbundenen Aufgaben nicht lösen. Dies ge- gen. Gerade im Schiffbau und in der Meerestechnik sind FEM-Be- lingt allerdings mit der Finite-Elemente-Methode (FEM), dem Stan- rechnungen sehr relevant. dardwerkzeug für Ingenieure. Das numerische Verfahren hilft der Hintergrund: Bei einer Computersimulation werden Strukturen, zum partiellen Differentialgleichung quasi auf die Sprünge und erlaubt Beispiel die eines Schiffes, in endlich viele beliebig kleine Teile zerlegt. detaillierte Ergebnisse. Für jedes dieser Elemente lassen sich Materialeigenschaften und Be- Die neuesten Entwicklungen und Forschungsansätze aus dem Be- lastungen mathematisch leichter beschreiben und damit Aussagen reich der FEM und damit verbundener Gebiete haben im Zentrum beispielsweise über die Verformung eines Schiffes treffen. „Durch des alle zwei Jahre stattfindenden Kolloquiums der German Asso- die Aufteilung einer Struktur in viele kleine Elemente kann man leich- ciation for Computational Mechanics (GACM) gestanden. Zum ers- ter Näherungslösungen der zugrundeliegenden Differentialgleichun- ten Mal war die TU Hamburg Gastgeber dieser Fachtagung. Ein gen finden“, sagt Professor Düster über die für Ingenieure zentrale besonderes Highlight der Konferenz vom 30. September bis 2. Ok- rechnerische Methode. tober war der Vortrag von Professor Robert L. Taylor. Der Emeritus Birk Grüling

Grafik: TUHH Grafik: der University of California in Berkeley gilt weltweit als einer der www.tuhh.de/gacm2013 In aller Kürze 15

IT-Strategie Erstmalig in ihrer Geschichte entwickelt die TU Hamburg eine schulinternen Senatsausschusses für die Datenverarbeitung Strategie für ihre Informations- und Kommunikations-Techno- nach Dringlichkeit und Relevanz. „Durch den kurzen halbjährli- logie (IT). Dabei wagt die Hochschule mehr Demokratie. Ob chen Revisionszeitraum gestaltet sich dieser Prozess sehr flexi- Student, Professor oder Mitarbeiter, jeder Hochschulangehö- bel“, sagt Schupp. Die Vorschläge der Anwender werden im rige soll als Anwender an der Gestaltung der IT mit seinen Intranet der TUHH unter „IT-Strategie“ veröffentlicht. Mit der Vorschlägen zur Verbesserung mitwirken. Dafür wurde diese damit geschaffenen Transparenz wollen die IT-Strategen die E-Mailadresse eingerichtet: [email protected] gewünschte hochschulinterne Diskussion ermöglichen, die zur „Anders als andere Hochschulen geht die TU Hamburg-Har- Weiterentwicklung ihrer IT-Strategie beitragen soll. burg mit diesem agilen Ansatz einen innovativen Weg“, sagt Was diese beinhaltet, ist in einem siebenseitigen Papier festge- Professor Sibylle Schupp. Sie ist als Chief Information Officer halten. Als Ziele genannt werden: die Attraktivität der TUHH für die strategische Ausrichtung der im Juli gestarteten „IT- erhöhen, die Ausfallsicherheit garantieren, Leistungen kunden- Strategie@TUHH“ verantwortlich. Die Informatik-Professorin orientiert implementieren, Effizienz der Verwaltungsabläufe er- prüft die eingegangen Vorschläge gemeinsam mit dem Leiter höhen, IT-Services auch extern anbieten – und die des Rechenzentrums, Dr. Manfred Schößler, sowie dem IT-Ser- Transparenz – siehe oben – verbessern. vice-Manager Frank Lamers und den Mitgliedern des hoch- Sarah El Jobeili

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FORTSCHRITTLICHES DENKEN VORAUSSCHAUENDES DENKEN UMWELTFREUNDLICHES DENKEN 16 Essay Campus

Hamburgs Bestseller-Autorin Nina George hat sich die Vitrine auf dem Campus angeschaut, in denen Fundsachen gesammelt werden. In ihrem Exklusiv-Essay für das spektrum lässt sie uns alles vergessen, was wir je über das Vergessen von Gegenständen zu wissen glaubten.

Haben Sie nicht etwas vergessen? Ein Essay von Nina George

Eine Urne samt Inhalt, ein Hamster Namens Fred, ein Hirschgeweih. Dies und anderes ließen Gäste schon alles in Hotels zurück. Warum nur? Ein Fahrradlenker, ein Kaurimuschel-Arm- band, eine Luftpumpe, vergaßen Studenten der TU Hamburg in den Hörsälen. Wieso eigentlich? Über Fundstücke, Tür-Zauber und das willentliche Zurücklassen der Erinnerung.

in Fahrradlenker, eine Deutschlandkarte, vier Regenschirme, in der Küche wollte, geht zurück in das Zimmer, wo er den Ein- Efünf Geodreiecke. Zwei Federtaschen, ein Kaurimuschel- fall hatte, aus dem Kühlschrank unbedingt . . . meist funktioniert Armband. Drei nicht sehr teure Ringe, ein Dutzend grobe Schals, das Zurückgehen. ein Stapel dunkler Hoodies (dunkelgrau, schwarz, dunkelblau), Die temporäre „Türschwellen-Demenz“ gilt vor allem für inten- viele dunkle Mützen, einige schwarze Handschuhe. USB-Sticks, sive Phasen im Leben, wenn das Gehirn mit allem Möglichen be- Lesebrillen, Luftpumpe, Schulheft, Akkuladekabel. Ein einsames schäftigt ist: Abfallressourcenwirtschaft, konvexe Optimierung, Handy, das niemand mehr anruft, wer weiß, vielleicht mit ungele- Akustik, Mechanik, – dem Überleben von vier Klausurstunden: senen SMS, die mal wichtig waren, wahnsinnig wichtig; eine Ver- Und oft haben die Geprüften noch halbe Hausstände bei sich, abredung, auf die so lang gehofft wurde, oder eine Bitte um Laptop, Wasser, Skripte, Taschenrechner, Obst, Tupper-Dosen, Entschuldigung, oder einfach: „Bin in der Bib, bring mehr Kaffee.“ ganze Wanderrucksäcke voll, dazu der Stress, die Angst, die Mü- Was man halt so denkt, je länger man auf die Fundstücke in der digkeit, die Hitze hinter der Stirn von zu viel Wissen. Vitrine starrt, die die Hausmeister im Foyer des Audimax I auf- Es geht um nichts weniger als Zukunft und Leben, da haben gestellt haben. Sie wirken im Chor wie ein „Objet trouvé“: Ein Geodreieck und Tchibo-Mütze keine Chance. Vor allem nicht, Kunstwerk, das aus vorgefundenen Alltagsgegenständen herge- wenn die Tür zu ihnen geschlossen wurde, dann gehören sie stellt wird, in diesem Fall aus einundachtzig in Hörsälen, Prü- fortan zu einer anderen Zeit, einem anderen Leben, das vorbei fungs- oder Lernräumen vergessenen Gegenständen. ist. Was will dieses Kunstwerk aus zurückgelassenen Dingen sagen? Will es überhaupt etwas sagen, außer: Das Frühjahr 2013 war Ich vergesse, weil ich vergessen will kalt und von einer dunklen Schostakowitsch- Schwermut, wir Nur 20 Prozent der 80 bis 100 unfreiwillig ausgesetzten Sachen mussten uns oft warm anziehen? pro Semester, werden von ihren Besitzern aus der Vitrine befreit und abgeholt. Die restlichen gleiten ganz und gar in das absolute Aus der Tür, aus dem Sinn Vergessen. Manche Psychologen sprechen von einer „Ich-Ferne“, Die Prüfungszeiten auf dem Campus sind wie die Herbststürme die einen schon mal auf Hemden, Bleistifte, Knirps-Schirme ver- an der Ostsee. Sie spülen mehr Strandgut an als in allen anderen zichten lassen, weil sie so wenig zur Persönlichkeit und zur eige- Monaten. Würde man Gabriel Radvansky fragen, wieso, würde nen Biografie gehören. der Psychologieprofessor der amerikanischen Universität von Aber Ringe? Kaurimuschel-Armbänder? Schlüssel, Lesebrille, der Notre Dame vermutlich behaupten: Die Türen sind schuld. Sie ir- von Tante Pauletta gestrickte Schal in den unmöglichsten Farben? ritieren die Erinnerungsfähigkeit, frei nach dem Motto „Neuer Wie kann man das denn nur vergessen!? Raum, neues Leben“. Aus der Tür, aus dem Sinn, wo immer auch Vielleicht, weil man es will. Weil es ein „unbewusstes Motiv“ für ein Gegenstand im Zimmer oder Saal zuvor abgelegt wurde, die das Zurücklassen der „nahen“ Dinge gibt, jedenfalls erklärt das Erinnerung daran verbleibt in dem Raum und kommt leider Claus Lampert so, er ist Deutschlands einziger „Bar-Psychologe“. nicht mit. Deswegen vergessen so viele sogar, was sie vergessen „Manchmal lassen die Leute bewusst etwas an Orten zurück, als haben. „Unser Gehirn verschlechtert sich, wenn wir unseren Ritual. Oder weil sie Aufmerksamkeit wollen“, so Lambert; er ar- Aufenthaltsort ändern“, schreibt Radvansky. Das Gedächtnis beitet als psychologischer Psychotherapeut in Frankfurt a. M. und habe mit dem alten Raum gewissermaßen abgeschlossen, sobald hat sich auf die Gast- und Service-Psychologie im Gastronomie- die Türschwelle übertreten wird, und konzentriert sich auf die gewerbe spezialisiert. Uneigentlich gilt sein Interesse auch den neue Umgebung und „überschreibt“ den Erinnerungsspeicher an Dingen, die Gäste liegen lassen. Immerhin 1000 Sachen täglich (!)

Foto: Marion Losse Foto: den vergangenen Raum. Kennt man: Wer vergessen hat, was er werden in Hotelzimmern weltweit vergessen. Akten, Unterwä- sche (Die Italiener sind Weltmeister im Liegenlassen von Hös- chen und Shorts), Toupets, Rollatoren oder Schlüssel zu teu- ren Autos (S. 20). Und warum? Alles ein Triebwunsch freudscher Natur? Oder Selbstbestrafung? Der Wunsch, zu- rückkommen zu dürfen? Aufmerksamkeit, wenn man es wie- der aus dem Fundstücke-Büro abholt? „Manchmal auch ein Test zur Vertrauenswürdigkeit des Hauses“, sagt Lambert. Übertragen auf die TU wäre das: Bin ich hier sicher? Ist man gut zu mir und zu meinen Sachen? So gesehen ist Vergesslich- keit auch ein Kompliment über drei Ecken. Und eine Tür- schwelle. Es heißt von manchen Studenten, dass sie sehr wohl wissen, dass ihre Mütze, ihr Schal, ihr Federtäschchen in der Vi- trine liegen, in einem Museum der Dinge, in Sicherheit und als Denkmal einer bald vergangenen Zeit.

Die Geister, die ich rief Will uns das „Objet trouvé“ also nun doch etwas sagen? Mir fallen die Legenden des japanischen Geister- spuks Kaidan ein. Da erwachen vergessene Sachen des Nachts, um sich an ihren vergesslichen Besitzern zu rächen. Knirps- Schirme, Ladekabel, Sweatshirts, Geodreiecke: Schlecht gelaunt marodieren diese Tsukunogami, als von Poltergeistern besetzte Gegenstände über den Cam- pus auf der Suche nach Ärger, rütteln an Fenstern und werfen Gläser um. Haben Sie nicht was vergessen, neulich?

Nina George (40), Journalistin, Bestsellerautorin und Kolumnistin aus Hamburg, schrieb bisher unter sechs Namen und Pseudonymen 24 Romane, Sachbücher und Krimis. Mit ihrem jüngsten Roman „Das Lavendelzimmer" hielt sie sich wochenlang auf Platz vier der Spiegel-Bestseller-Liste. 18 Essay Campus Fotos: Johannes Arlt W Vergesst mehr! Durch seine Vergesslichkeit hatteBecquerel sodieradioaktive worden war, obwohl siegarkein Sonnenlichtbekommen hatte. platte. Als ersiewiederfand, stellteerfest, dasssieschwarzge- imFrühjahr1896eineFoto- Becquerelvergaß Antoine-Henri ren gegangen, bevor siewiederentdecktwurden. verlo- der AntikeErrungenschaften warenfürvieleJahrhunderte ment einesGebetbuches wiederentdeckt. Auch dietechnischen des Schriften wurdenaufdemPerga-Archimedes von Syrakus geglaubten großen Entdeckungen. verloren Die jahrhundertelang Die Wissenschaftsgeschichte verdankt dem Vergessen einige der vergeblich ihrerEigentümer.und harren Besitzer. in der Prüfungszeit bleiben Gerade dieSachenzurück der Gedankenlosigkeit –odereherderGedankenfülle? –ihrer Brillen, undzwei fünfSchirme Taschenrechner wurdenOpfer und ihnseitdemnichtvermisst! Auch derFahrradgriff, zwei Schals gekommen sein, dasserlosstürmte, denSchalzurückließ Welch Einfallmuss Boss- demBesitzer grandioser desbraunen Nicht umsonstheißtes„InGedanken verloren“. eher selten. Viel häufiger bleiben alltäglicheBegleiterzurück. struieren. Dabeisinddiewissenschaftlichen Aufzeichnungen Geschehen aufdemCampusalleinmitdiesenStücken rekon- das Zukunftwahrscheinlich Archäologen könnteninferner Für Verlustforscher wäredie Fundstelle. einewertvolle Vitrine Mappen,stranden Schals, Taschenrechner, undUnterlagen. Brillen ist,Hamburg zeigt die amEingangzum Vitrine Audimax I: Hier Ein EssayvonDr. Jakob Vicari Dr.Überschrift, diederJournalist Jakob fürseinEssay überFundsachenander Vicari wählte. TU Hamburg schlichten So mancheweltberühmte EntdeckungistErgebnis Vergessens. „Vergesst mehr“, die lautetfolgerichtig vom Vergessen. Wie lebendigdas Verlieren ander TU issenschaft lebtnichtnur vom Finden, auch sondern Collegeblock notiert und vergessen wurde? undvergessen Collegeblock notiert mag? Undwelche großeEntdeckungindemengbeschriebenen gehören preisträger dieeinsameKapuze mitdemFellkragen Lebens der TUHH. Wer weiss schon, welchem spätenNobel- aucheine Vitrine Ausstellung derwissenschaftlichenSpurendes Suchen undFindenmachendie Wissenschaft aus. Soistdie Mammuts entdeckt. von zwei Originalfunde wertvollen schaftshistorisch Wollhaar- vor siebenJahrendiewissen- schen Sammlungwurdenerst garzwei Mammuts.Göttingen „verlegte“ Inderpaläontologi- Physik –oderwiehätteersierevolutionieren können?DieUni Schlüssel,vergaß der dieGrundgesetze Bücherundirgendwann Einsteinwarfürseine Auch Albert Vergesslichkeit legendär. Er Vergesslichkeit hatteihnzurEntdeckungdesPenicillins geführt. Flemmingfest,erstaunte wuchsenkeine Staphylokokken. Seine von einemSchimmelpilzbefallen. Wo derPilzwuchs, stellteder fuhr indenUrlaub. warenseinePetrischalenAls erzurückkehrte, und 1928seineBakterienkulturen Alexander Flemingvergaß entdeckt. desUrans Strahlung DerschottischeBakteriologe erscheint sein Buch „Journalistische Komposition.“ seinBuch„Journalistische erscheint land unddieSüddeutscheZeitung. ImHerbst2013 Eins,spiel fürBrand Deutsch- NationalGeographic Technik fürMagazineund Tageszeitungen, zumBei- wöhnliche Geschichtenaus Wirtschaft, Biologieund undschreibtunge- teur inHamburg. Errecherchiert Dr. Jakob Vicari arbeitet alsfreier Wirtschaftsredak- Campus Essay 19 20 Fundsache Vergessen, verloren ... undwiedergefunden Schmuck, des dieinderPförtnerloge meistnochamgleichen unddort Audimax Isicheraufbewahrt Tag abgeholtwerden. guten Zweck zu. Am häufigsten, mindestenszweimal wöchentlich, verloren gemeldetwerden übrigensHandys, Autoschlüssel, Geldbeu gefunden werden, inderGlasvitrineimFoyer des Audimax I. Was innerhalbeinesSemestersnichtabgeholtwird, dort gehtalsSa Wertgegenstände landensämtlicheFundstücke, dieauf Tischen, Stühlenund BödeninHörsälenundSeminarräumen, inderMensaund undHausmeisterwieFrankePförtner Wiese (von links), BerndBergunde, Angela Wolter-Bergunde, Virginia BahloundRichard Worobsein kann. Verstärkt in Vergessenheit geratenDingeauchinPrüfungszeiten. Zu denehrlichenFindernaufdemCampusgehören vor Aufgepasst, jetztbeginntdieHochsaisonfürFundstücke. Im Winter gehtnaturgemäßmehrverloren alsimSommer, wenn jedes Text Die fünfamhäufigstenzurückgelassenen Gegenstände inHotels, HörsälenundimZug

Die verrücktesten zehn Sachen, die Gäste in Hotels zurückließen: 5 4 3 2 1

J7<3)?<3@/;A<6/:A J7<=16G37A@9:372 J7<63C3?A?/5 J7<3@16B@@@7163?3+3@A3 J7</;@A3?#/;3<@?32 Schmuck Ladegeräte Brillen Duschgel Hemden Hotels Campus Federtaschen Ladegeräte Mützen Geodreiecke Hoodies Hörsaal TUHH

J7<3$:F;>7/4/193:9=>73 J7<7?@1653D376>7<9 J7<:303<23@?3AA163< J7</B@53@A=>4A3?%/>/537 J7</0F Jacken Handschuhe/Schals Knirps-Schirme Portemonnaies Moniltelefone Zug/S-Bahn D*+:2.5#*->*7;4A$*+27.:*?2.2.?62<5*=;*69.:<*:!;A, 1 000Gegenstände werden weltweit Tag für Tag inHotelsvergessen, etwa für einengutenZweck. Jeweils zumSemesterende spendetdie TUHH ihre herrenlosen Besitztümer zwei Jahren (Hotels)meistanMissionengespendet, oderverkauft. vernichtet einem wird nach Tag (S-Bahn), zwei Wochen (Zug), Monatenbiszu sechs 30 Prozent, Reisegästefragen zu50Prozent nach. abgeholte Rest Dernicht fünf Prozent derFundstücke zurückverlangt, sindesbiszu inUniversitäten 250 000imJahrinZug, BusundS-Bahnen verlegt. InHotelswerden nur Quellen %1."=*:<.:5A8=:7*58/@9.:26.7<*5!;A,18580A     (*54270<1:8=01-88:?*A;,*=;.;/8:0.<<270=:<1.:.@958:*<287 chspende einem 7   18580. allemauchdie ; il eineszuviel iow. Bisauf tel und andernorts

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Wissenschaft macht den Bau von Seehäfen wirtschaftlicher – und nachhaltiger Der Bau von Häfen beruht weitgehend auf Erfahrungen. Methoden zur exakten Berechnung der komplexen Wech- selwirkungen zwischen Schiff, Fluid und Struktur, die beispielsweise beim Anlegen eines Schiffes an eine Kaimauer ent- stehen, gibt es kaum. Inzwischen aber liegen erste grundlegende Erkenntnisse vor, die genauer bemessene Konstruk- tionen und damit ein ökonomischeres und auch ökologischeres Bauen von Seehäfen ermöglichen. Entwickelt wurden die neuen Methoden und Verfahren von jungen Doktoranden der TU Hamburg. Jörn Iken sprach mit einigen dieser Nachwuchswissenschaftler des DFG-Graduiertenkollegs „Seehäfen für Containerschiffe zukünftiger Generationen“.

um Beispiel Christian Radisch. Der In- die Versuchshalle betritt. Denn dort ist ein Thema innerhalb dieses großen und noch Zgenieur am Institut für Mechanik und Modellkran installiert, der eine Container- relativ unerforschten Gebiets wissenschaft- Meerestechnik arbeitet an Methoden zur brücke im Maßstab 1:6 abbildet. An diesem lich gearbeitet. Anfang kommenden Jahres elektronischen Steuerung von Containerkrä- führt der Ingenieur entsprechende Versuche werden die promovierten Ingenieure des nen beim Be- und Entladen von Schiffen. Si- zum Schwingungsverhalten durch. Die von Schiff- und Maschinenbaus sowie des Bau- cherheit spielt dabei eine große Rolle. „Beim Radisch entwickelten Methoden sind grund- wesens ihre in interdisziplinärer Zusammen- Containerkran sind verschiedene Schwin- sätzlich auch auf andere Bereiche übertrag- arbeit gewonnenen Ergebnisse einem gungsformen der Last möglich“, sagt Radisch. bar, in denen es um die Vermeidung gekop- internationalen Publikum vorstellen. Die Zum einen pendelt die Last unterhalb und pelter Schwingungszustände geht, zum Bei- meisten der Promovierten sind heute in die- in Richtung der sich vor- und rückwärts be- spiel Offshore-Windkraftanlagen oder die sem Sektor auch beruflich tätig und kehren wegenden Laufkatze. Zum anderen rotiert Fahrzeugtechnik. für die Vorträge an ihre Alma Mater zurück. der Container auch um seine Hochachse. Zu dem mit großer Spannung erwarteten Bisher ging man davon aus, dass beide Radisch gehört zu den 18 Nachwuchswis- Kongress werden mehr als 200 Teilnehmer Schwingungsformen sich gegenseitig nicht senschaftlern des Graduiertenkollegs, das aus aller Welt in Hamburg erwartet. beeinflussen. Inzwischen weiß man, dass dies von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Seehäfen sind weithin sichtbare Industrie- in vielen Fällen anders ist. Deshalb kommt (DFG) 2005 genehmigt und 2010 wegen komplexe mit Lagerhäusern und Logistik- es bei Containerkränen zu einem störenden des hohen Forschungsbedarfs bis 2014 ver- zentren, Kai- und Krananlagen. Aber sie Pendeln des Containers. Wie das aussieht, längert wurde. Wie er haben auch die an- haben auch eine Welt, die man nicht sieht: hat Radisch jeden Tag vor Augen, wenn er deren Kollegiaten jeweils drei Jahre an einem Unterwasserbauten bilden ein festes Funda-

Internationaler Kongress zu Seehäfen Die TUHH ist 2014 Gastgeber der internationalen Konferenz über die Seehäfen der Zukunft, zu der am 17. und 18. Februar mehr als 200 Teilnehmer, darunter aus Japan, Singapur und den USA, erwartet werden. Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch und der Präsident der TU Hamburg, Garabed Antranikian, werden den zweitägigen Kongress eröffnen, auf dem acht der 18 Stipendiaten des TUHH-Graduiertenkollegs „Seehäfen für Containerschiffe zukünftiger Generationen" die Ergebnisse ihrer Forschungen vorstellen werden. Zum Auftakt stehen Vorträge von den TUHH-Professo- ren Eike Lehmann, Edwin Kreuzer und Viktor Sigrist auf dem Programm. Die Wissenschaftler werden die in neun Jahren Graduiertenkolleg gewonnenen Erkenntnisse für ihr jeweiliges Fachgebiet, den Schiffbau, die Mechanik und Meerestechnik sowie das Bauwesen vorstellen. Welche Gefahren für Contai- nerschiffe in engen Revierfahrten sowie in Häfen bestehen, darüber wird Prof. (i.R.) Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Dr. H. c. Eike Lehmann sprechen. Im Vortrag seines Kollegen, Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Edwin Kreuzer, geht es um die Herausforderungen der Modellierung und Simulation von Hafenentwicklun- gen. Und Prof. Dr.-Ing. Viktor Sigrist spricht über das fugenlose Bauen in Seehäfen. Auch Vertreter der Hafenwirtschaft aus Antwerpen, Bremen, Hamburg, Rotterdam und Singapur, gehören zum Kreis der Referenten des Kongresses. Vorträge halten außerdem Experten aus der Industrie sowie Wissen- schaftler aus Bochum, Delft und Yokosuka. Foto: Thomas Foto: Rokos Forschung Aviation and Maritime Systems 23

Hamburger Hafen, dritter Liegeplatz, Predöhlkai: Mitarbeiter des Instituts für Geotechnik und Baubetrieb installieren ihre Messgeräte zur Untersuchung der Spundwände. 24 Aviation and Maritime Systems Forschung

Schiffe – länger als drei Fußballfelder Ohne Handelsschiffe hätte es die Antike und die Hanse nicht gegeben. Und ohne Containerschiffe wäre die Globalisierung nicht denkbar. Heute werden mehr als 90 Prozent aller transportierten Güter wenigstens einmal mit dem Schiff befördert. Mit der weiteren Zunahme des weltwei- ten Handels werden auch die Transportschiffe größer. Das größte zurzeit ist 399 Metern lang und 59 Meter breit. Die Mærsk Mc-Kinney Møller der dänischen Rederei Maersk hat eine Ladekapazität von 18 270 Standardcontainern (Tiefgang bis zu 16,5 Meter). Für Schiffe dieses Kalibers müssen die Häfen und die Kaianlagen größer und stabiler werden. Dabei spielen in der Konstruktion wirtschaftliche und umwelttechnische Gesichtspunkte eine zunehmend wichtigere Rolle. Mehr Wissen über die komplexe Interaktion zwischen Schiff, Fluid und Struktur sowie Methoden zur genauen Berechnung werden vor diesem Hintergrund sowohl für bestehende als auch neu konzipierte Seehäfen gebraucht.

ment für die oberirdische Infrastruktur. Die oder außerordentlich aufwändige Baugrund- Verankerungen halten Kaimauern an ihrem Stabilität und Lebenszeit dieser Unter- und Untersuchungen durchführen. Beides führt oberen Ende in Position, so dass Schiffe an- Überwasserbauten hängt ganz wesentlich zu einem erhöhten Aufwand und damit zu legen können. Sie gehören zu den wichtigs- vom Baugrund ab. Dieser Boden ist einem Mehrkosten. Dies bleibt erspart, wenn man ten Infrastrukturbauten eines Hafens. „Die erheblichen Wasserdruck ausgesetzt, pro Simulationsverfahren einsetzt. Der Mathe- Ergebnisse meiner Arbeit werden zur Si- zehn Meter Tiefe steigt der Druck um ein matiker forscht an den Grundlagen dieser cherheit im Hafen beitragen“, sagt der Bau- Bar. „Der Hafenbetrieb bringt für die Ge- rechnerischen Verfahren, um deren Qualität ingenieur und berichtet von einer Kaianlage, bäude und Anlagen große Belastungen mit und Aussagekraft zu verbessern – und deren deren Verankerung in Folge einer Beschädi- sich, die in den Boden eingeleitet werden. Anwendung. Die Software für diese Simula- gung versagt hatte. Der wirtschaftliche Scha- Dadurch kann sich die Bodenfestigkeit ver- tion soll auch in der Praxis der Konstrukti- den war immens. Abgesehen davon, dass ändern“, sagt Doktorand Georg Großeholz onsbüros eingesetzt werden können. auch Menschen in Gefahr gebracht worden vom Institut für Modellierung und Berech- Um die Standfestigkeit von Bauwerken geht waren, konnten dort monatelang auch keine nung. Unerwünschte negative Effekte wie es auch in der Forschungsarbeit von Torben Schiffe mehr anlegen. größere Setzungen des Bodens oder dessen Pichler vom Institut für Geotechnik und Bau- Verflüssigung können eintreten. Bisher muss- betrieb. Der Doktorand entwickelt ein Einen ganz anderen Bereich des Hafens hat ten die Planer in Ermangelung genauer Be- neues Verfahren, mit dem sich die Tragfähig- sich Marzia Leonardi, Master of Science am rechnungsmethoden bei der Dimensio- keit von Verankerungen ermitteln und Ver- Institut für Fluiddynamik und Schiffstheorie, nierung von Hafenbauten unnötig groß be- änderungen vorhersagen lassen. Die in Form vorgenommen. Die italienische Ingenieurin messene Sicherheitsfaktoren berücksichtigen von Pfählen in den Boden eingebrachten entwickelte ein Simulationsmodell, mit dem Von wegen Ende der Fahnenstange, das zurzeit größte Schiff der Welt ist 59 Meter breit und hat, vollbeladen mit 18270 Standardcontai- nern (TEU), einen Tiefgang von 16,5 Metern.

sich die Wechselwirkung zwischen den Bo- denpartikeln am Grunde des Hafens und dem Wasser darstellen lässt. Leonardi er- klärt zum Ausgangspunkt ihrer Forschung: Der Grund eines Gewässers unterliegt zum Beispiel wegen des Gezeitenwechsels einem natürlichen Erosionsprozess, bei dem Boden abgetragen wird und die Strömungsverhält- nisse entlang von Gewässersohlen verän- dert werden. Durch die Schiffspropeller wird dieser Prozess verstärkt, vor allem aber sind der zunehmende Schiffsverkehr und die immer größer werdenden Schiffe heute Grund für die deutliche Zunahme der Soh- lenerosion. Den Spundwänden einer Kaimauer hatte sich in seiner Promotion Dr. Gang Qiu vom Institut für Geotechnik und Baubetrieb ge- widmet. Spundwände stützen den Hafenbo- den, dadurch entsteht der so genannte Erddruck. Mit entsprechenden baulichen Maßnahmen wie Pfahlreihen hinter den Spundwänden lässt sich dieser Druck ver- ringern. Qiu hat diese Methode, mit der sich dieser Druck berechnen lässt, optimiert.

Die in den Forschungsarbeiten der Kollegia- ten gewonnen Erkenntnisse und die entwi- ckelten neuen Verfahren betreffen alle großen Seehäfen der Welt in ähnlicher Weise. Oft gehen die Ergebnisse in ihrem grundlegenden Charakter auch über die konkreten Fragestellungen der maritimen Technik hinaus und sind deshalb auf andere Bereiche übertragbar, in denen die Interak- tion von Objekt, Fluid und Struktur eine Rolle spielen. Jörn Iken

Grafik: TUHH Grafik: www.tuhh.de/gsc/home.html 26 Aviation and Maritime Systems Forschung

Dipl.-Ing. Christian Radisch Dipl.-Math. Georg Großeholz M.Sc. Marzia Leonardi Institut für Mechanik und MeerestechniK Institut für Modellierung und Berechnung Institut für Fluiddynamik und Schiffstheorie „Ich arbeite an einer neuen Methode zur „Ich forsche an numerischen Simulations- „Der Grund eines Gewässers unterliegt Regelung und Steuerung von Containerkrä- verfahren. Ziel ist eine ökonomische Ana- einem ständigen Erosionsprozess, bei dem nen. Ziel ist die Verkürzung der Umschlag- lyse, die zugleich genauere Vorhersagen Boden abgetragen wird. Dies verändert zeiten in den Häfen und mehr Sicherheit. über das Verhalten des wassergesättigten auch die Strömungsverhältnisse. In meinem Diese Methode bildet übrigens auch das Baugrunds in Häfen zulässt.“ Simulationsmodell untersuche Rückgrat moderner Robotertechnologie..“ ich die Wechselwirkung zwischen Sandpartikeln und Wasser.“

Dipl.-Ing. Torben Pichler Institut für Geotechnik und Baubetrieb

„Spundwände sind ein wichtiger Bestand- Dr. -Ing. Gang Qiu teil von Kaimauern. Wie fest sie verankert Institut für Geotechnik und Baubetrieb sind, untersuche ich mithilfe der Finite-Elemente-Methode. „Der Boden im Hafen wird von den Spundwänden Die Ergebnisse werden der Kaimauer gestützt. Dadurch entsteht eine Kraft, durch Messungen vor der so genannte Erddruck. Um diesen zu reduzie- Ort überprüft. Wir ren, werden Pfahlreihen hinter den Spundwänden wollen Vorhersagen errichtet. Diese wirken wie Dübel in einer Wand: treffen über die Sta- stabilisierend, in dem sie den Erddruck reduzie- bilität der Spund- ren. In meiner Doktorarbeit wird eine neue wände unter Methode vorgestellt, mit der man den Um- veränderten Rahmen- fang dieser stützenden Maßnahme, genau bedingungen.“ errechnen kann.“ Spitzen-Ausbildung für Doktoranden

Die TU Hamburg setzt verstärkt auf struktu- rierte Promotionsprogramme wie Graduierten- kollegs. Noch in diesem und dem kommenden Jahr wird sich deshalb die nördlichste TU Mehr als nur ein Klebefilm. Deutschlands mit Anträgen an die DFG um neue Promotionsprogramme bewerben. Mit einem Klebefilm fing alles an. Heute entwickeln wir Das wissenschaftliche Arbeiten in strukturierten als eigenständiges Technologie-Unternehmen selbst- Programmen hat für die Promovenden gleich klebende Systemlösungen für Industrie, Handwerk, eine Reihe von Vorteilen: Die Zusammenarbeit Büro und Haushalt. Wir unterstützen Endverbraucher, mit mehreren Betreuern und der ständige Austausch mit anderen jungen Wissenschaftlern, den Alltag kreativ zu gestalten und die Lebensqualität die über die engen Fächergrenzen hinaus in ver- zu erhöhen. In der Automobil-, Papier- und Elektronik- wandten Themengebieten arbeiten, sichert die branche optimieren wir in enger Zusammenarbeit mit Qualität und den Promotionserfolg. Fester Be- unseren Kunden Fertigungsprozesse und Endpro- standteil während der auf drei Jahre befristeten dukte. Als einer der weltweiten Marktführer wollen wir Promotionszeit ist in allen Stadien die Diskus- sion der Arbeitsergebnisse. Auch Auslandsauf- auch in Zukunft weiter wachsen. Uend wi sieht Ihre enthalte sind damit verbunden. Zukunft aus? Für Graduierte in strukturierten Programmen hat die TU Hamburg Anfang des Jahres (spek- trum-Maiausgabe 2013) eine Graduiertenakade- mie zur Förderung herausragenden Wir suchen regelmäßig: wissenschaftlichen Nachwuchses gegründet. Mit ihrem Angebot wendet sich die neue Akademie Hochschulabsolventen / unter Leitung von Professor Irina Smirnova (S. 48), auch an jene Nachwuchswissenschaftler, Praktikanten / Masteranden / die den klassischen Weg der Individualpromo- tion an der TUHH gehen, die Mehrheit der Pro- Nachwuchskräfte (m/w) movierenden. Fachrichtungen: Maschinenbau Chemie Elektrotechnik 18 Graduierte in 8 Jahren Verfahrenstechnik Fünf Institute mit 18 Graduierten haben seit 2005 Wirtschaftsingenieurwesen im Graduiertenkolleg „Seehäfen für Container- schiffe der zukünftiger Generationen“ gearbeitet. Hier die Namen aller Beteiligten: Geotechnik und Baubetrieb (Prof. Jürgen Grabe): Detaillierte Informationen zu den einzelnen Thorben Hamann, Dr. Sascha Henke, Dr. Gang Stellen sowie die Möglichkeit sich online zu Qiu, Torben Pichler, Christoph Schallück. bewerben, finden Sie auf unserer Homepage Mechanik und Meerestechnik (Prof. Edwin Kreuzer): Dr. Eva Heesen, Christian Radisch, www.tesa.de Dr. Christian Rapp. Massivbau (Prof. Viktor Sigrist): Dr. Lars Aberspach, Markus Bahr, Jens Wasner. Fluiddynamik und Schiffsbetrieb (Prof. Moustafa Abdel-Maksoud): Maria Gaschler, Marzia Leonardi, Do you think tesa? Dr. Christian Ulrich. Modellierung und Berechnung (Prof. Otto von Dann freuen wir uns, Sie kennenzulernen! Estorff): Georg Großeholz, Dr. Anne Schönewald. Konstruktion und Festigkeit von Schiffen (Prof. Eike Lehmann): Bernadette Zipfel. Stahlbau (Prof. Uwe Starossek): Jochen Schenk. Fotos: Jörn Iken; Zeichnung: TUHH Zeichnung: Jörn Iken; Fotos: 28 Life Science Technologies Forschung

Ob die in der Theorie ermittelten Thesen auch in die Praxis über- tragbar sind, testet das Wissen- schaftler-Team um Professor Heinrich in diesem Wirbelschicht- Apparat im Labor des Instituts. Durch das Fenster lässt sich der Prozess genau beobachten, bei dem sich Feststoffe durch das eingeführte Gas in ihrer Form verändern und dabei auch neue Eigenschaften annehmen. Forschung Life Science Technologies 29

Mit der Wirbelschicht zum nachhaltigen Produkt – und einer Weltneuheit Hinter vielen Alltagsprodukten sowie Medikamenten stecken komplexe Herstellungsverfahren – zum Beispiel die Wirbelschichttechnik. Experte dafür ist Professor Stefan Heinrich. Der Magdeburger hält ein Patent auf Instantkaffee und forscht an der TUHH in seinem DFG-Schwerpunktprogramm sowie auch in einem TUHH-Sonderforschungs- bereich an einer nachhaltigen Weiterentwicklung der Wirbelschichttechnik – mit Erfolg. Die Strahlschichttechnik als neue Variante des bewährten Verfahrens ist eine Weltneuheit – und auf dem Weg zum Patent.

s geht um Kaffee. Um dieses schwarze, mehr die Produktion im Auge, speziell den nik und Partikeltechnologie Heinrich und Eanregende Getränk, das die Türken im Vorgang des Röstens der Kaffeebohne. Auf nennt weitere, sehr unterschiedliche Bei- 16. Jahrhundert aus Arabien nach Europa diesem Gebiet hält der 42-Jährige sogar ein spiele für die Anwendung dieses Verfahrens, brachten. Heute ist der Muntermacher ein Patent: für das so genannte Kandieren von bei dem Luft, Wasser oder andere Fluide in Modegetränk, das zu jeder Tageszeit in Kaf- Kaffee – mit der Wirbelschichttechnik. Die- das zu bearbeitende Medium geblasen wer- feebars und Cafés, am Schreibtisch und ses besonders in der Chemieindustrie ge- den: Auf diese Weise wird Zucker getrock- sogar auf der Straße getrunken wird – gefil- nutzte Verfahren ist auch aus der Lebens- net, immer effektivere Wasch- und Dünge- tert, handgebrüht, in Kapseln gepresst oder mittel- und Pharmaindustrie nicht mehr mittel hergestellt, Klärschlamm verbrannt – in Maschinen gemahlen, geschäumt, aroma- wegzudenken. Beispiele für die damit verfei- und aus Kaffeebohnen ein Instantgetränk ge- tisiert oder mit Milch versetzt. Diesem Ge- nerten Produkte sind Waschmittel und macht. 12 000 von insgesamt 300 000 Ton- nuss geht stets das Rösten der Bohne Dünger, Instantkaffee und Tütensuppen, Me- nen Kaffee im Jahr, ausreichend für knapp voraus. dikamente in Form von Tabletten und Kap- 2 Milliarden beziehungsweise 42 Milliarden Stefan Heinrich interessierte sich als Wissen- seln sowie Nahrungsergänzungsmittel. Tassen Schnell-Kaffees gehen auf ein von schaftler weniger für das Endprodukt, das „Jeder zweite Liter Benzin kommt aus einem Heinrich und seinem Doktorvater zwar auch ihn in schöpferischen Pausen be- Wirbelschichtverfahren", sagt der Leiter des Lothar Mörl an der Universität Magdeburg lebt. Der Ingenieurwissenschaftler hatte viel- TUHH-Instituts für Feststoffverfahrenstech- entwickeltes Patent zurück.

Die Wirbelschichttechnik Drei verschiedene Prozesse führen zu unterschiedlichen Produkteigen- Bei der Wirbelschichttechnik durchströmt ein gasförmiges oder flüssiges schaften: Die Agglomeration erlaubt eine Zusammenballung des Materi- Medium eine bis dahin ruhende Schüttung aus Feststoffpartikeln – also als mit einer Struktur ähnlich einer Brombeere. Die Rieselfähigkeit wird Pulver oder Granulat. Das Medium, auch Fluid genannt, wirbelt die Parti- erhöht, der Feinstaubanteil reduziert, eine Entmischung verhindert. kel auf und versetzt sie in einen Schwebezustand. Diese Festkörperwolke Typische Produkte sind Instantkaffee, Babynahrung, leichtlösliche Geträn- im Reaktor ist die namensgebende Wirbelschicht. Das Medium und die kepulver. Anders funktioniert das Beschichten des Materials. Dabei Festkörper haben in dieser Wirbelschicht eine besonders große Kontakt- werden ausgewählte Funktionen gezielt auf dieses Ausgangsmaterial fläche. Dies begünstigt die gewünschten Wechselwirkungen zwischen aufgetragen. Beispiele dafür sind Wirkstoffkapseln, die Beschichtung von dem Fluid und den Festkörpern. Was dabei herauskommt, können die Vitaminen, Enzymen, Hefen. Medikamente, die ihre Wirkstoffe zeitlich Verfahrenstechniker unter anderem über die Geschwindigkeit des Fluids gesteuert abgeben. Auch kann man mit dem Beschichten die Ästhetik beeinflussen. Weitere Einflussgrößen sind zum Beispiel die Temperatur oder den Geschmack eines Produkts beeinflussen. Typische Anwendungs- der Luft beim Eintritt in dieses Verfahren, die Größe der Tropfen des gebiete sind die Lebensmittel- und Pharmaindustrie. Die dritte Art ist die Fluids, die Häufigkeit mit der eingesprüht wird und die Luftmenge. Sprühgranulation. Dabei werden Flüssigkeiten tropfenförmig in den Hinzu kommen eine Reihe weiterer Parameter durch die Apparate. Reaktor gesprüht, sie landen dort auf Partikeln, trocknen und bilden Aufgrund der Vielzahl dieser Faktoren entstehen stets lange Versuchs- Granulate: Düngemittel, Waschmittel, Mineralien und Keramiken sind reihen im Labor an der TU Hamburg. Beispiele für den Einsatz dieser Technik. Foto: TUHH, fotolia TUHH, Foto: 30 Life Science Technologies Forschung

So sieht am Rechner die Simulation einer Wirbel- schicht aus: Rot ist Indiz für eine hohe Geschwin- digkeit, Grün steht für ein mittleres und blau für ein langsames Tempo in diesem Prozess.

Patent für das Kandieren von Kaffee spielsweise der Ligninpyrolyse sowie an der bearbeiten. Dabei werden diese mit einem „Wir rösten Kaffee mit der Wirbelschicht- Modellbildung von Wirbelschichtverfahren Strahl aus Polymeren besprüht und be- technik und zwar mit Heißluft statt mit Was- durch die numerische Simulation. Heinrich schichtet. Das Ergebnis sind völlig neue Pro- serdampf. Dafür haben wir im Jahr 2000 das ist Sprecher des DFG-Schwerpunktpro- dukteigenschaften. Die so behandelten Wirbelschichtpatent zum Kandieren von grammes „Dynamische Simulation vernetz- Keramikpartikel verfügen über eine höhere Kaffeebohnen erhalten“, berichtet Heinrich. ter Feststoffprozesse“. Zentrales Thema ist Festigkeit und sind weniger spröde als zuvor. Dabei werden die braunen Bohnen am die Nachhaltigkeit und damit die Frage, wie Potenzielle Anwendungsgebiete für solche Ende der Röstung, wenn diese noch warm die Herstellung von Produkten künftig öko- Werkstoffe sind die Medizintechnik und der sind, für einige Sekunden mit einer Zucker- logischer und damit auch ökonomischer ge- Maschinenbau. Die Strahlschichttechnik als lösung besprüht, so entsteht wohlschme- staltet werden kann. Im Verbund mit eine Variante des Wirbelschichtverfahrens ckender Karamell. Das Ergebnis nennt sich Wissenschaftlern aus 15 Hochschulstandor- erforscht Heinrich auch im an der TUHH „Rondo Melange“ und schmeckt leicht bit- ten – wie Braunschweig, Magdeburg, Karls- angesiedelten Sonderforschungsbereich ter. Nach diesem Patent wird in Lizenz heute ruhe und München – entwickelt der „Maßgeschneiderte multiskalige Materialsys- noch in Magdeburg, der Hauptstadt Sach- Hamburger Wirbelschicht-Experte Heinrich teme – M3 unter Federführung von Profes- sen-Anhalts und Heimatstadt Professor in den kommenden Jahren ein Konzept und sor Gerold Schneider. Heinrichs, geröstet und kandiert. Im Unter- sucht nach Methoden und Werkzeugen, um Jörn Iken schied zur Röstung in den dafür typischen den vielfach gestuften komplexen Produkti- www.spe.tuhh.de metallenen Trommeln, dem am häufigsten onsprozess rechnerisch abbilden zu können. eingesetzten Verfahren, erlaubt die Wirbel- schicht eine deutlich kürzere Röstzeit: vier Weltneuheit statt etwa 20 Minuten. Mehr Umsatz ist da- Eine besonders nachhaltige Variante der Der Wissenschaftler durch möglich und trotzdem ein deutlich ge- Wirbelschichttechnik ist die Strahlschicht. Prof. Dr.-Ing. habil. Stefan ringerer Energieverbrauch erforderlich. „Das Diese erlaubt eine Produktherstellung ex- Heinrich studierte Verfahrens- technik an der Universität Mag- trem kleiner Partikel unter niedrigen Tempe- ist gut für die Umwelt", sagt Heinrich. deburg, wo er mit summa cum In Hamburg an der TU, wo Heinrich seit raturen und dennoch geringen Verweil- laude über die „Modellierung 2008 forscht und lehrt, gilt sein wissenschaft- zeiten. Damit lässt sich das aufwändige Pres- der Partikelpopulationen sowie des Wärme- liches Interesse unverändert der Wirbel- sen von Pulver mit dem anschließend erfor- und Stoffübergangs bei der Wirbelschicht- schicht. Doch inzwischen dreht er an neuen derlichen energieintensiven „Ausbacken" bei Sprühgranulation“ promovierte, sich im Fach Partikeltechnik habilitierte und als Juniorpro- hohen Temperaturen, das Sintern, vermei- Stellschrauben dieses weit verbreiteten Ver- fessor bis zur Rufannahme an die TU Ham- fahrens. Es geht um moderne Materialien, den. Das ist nachhaltig. „Was wir hier ma- burg 2008 arbeitete. Heinrich ist weltweit die an der TUHH grundlegend erforscht chen, ist eine Weltneuheit. Wir haben dieses gefragter Experte für die Wirbelschicht-Tech- werden. Ziel sind innovative Werkstoffe, die Verfahren als Patent angemeldet." sagt er. nik, die Anwendung in der Lebensmittel- und zum Beispiel mechanische Fähigkeiten besit- Das Strahlschichtverfahren eignet sich für Pharmaindustrie findet, aber auch zur Ent- wicklung innovativer Materialien mit neuen zen, die es bislang nur in der Natur gibt. Au- temperaturempfindliche Stoffe, wie Enzyme Gebrauchseigenschaften beiträgt. ßerdem forscht er im Team vor allem an und Mikroorganismen. Aber auch feine Kontakt: [email protected]

Foto: Gabi Geringer, Grafik: TUHH Grafik: Gabi Geringer, Foto: optimierten Wirbelschichtverfahren bei- Stäube wie Keramikpartikel lassen sich damit Forschung Regionalplanung 31

Wenn der Spritpreis auf 2,20 steigt . . . Verkehrsplaner der TU Hamburg entwickeln eine Computersimulation für Regionalplaner. Anlass sind die steigenden Energiepreise und der demoskopische Wandel. Besonders in ländlichen Regionen sind drastischen Veränderungen zu erwarten. Um dafür in den Rathäusern das Bewusstsein der Verantwortlichen zu schärfen, haben die Wissenschaft- ler auch ein originelles Planspielsoll entwickelt.

ine Tankstelle nach der anderen muss ser kann man exakt erkennen, wie sich der ten Mobilitäts- und Standortverhalten zwin- Eschließen, zumindest auf dem Land geht steigende Energiepreis konkret auf die Mie- gen? Welche Haushaltstypen und welche die Zahl der Kunden dramatisch zurück. ten, die Mobilität bis hin zur Raumstruktur Raumstrukturtypen werden besonders be- Menschen besuchen Restaurants von Mö- auswirken wird. „Es ist unser Ziel, den Ak- troffen sein? Welche Wechselwirkungen er- belmärkten, um sich aufzuwärmen. Heizen teuren damit ein Werkzeug an die Hand zu geben sich zwischen dem Anstieg der ist teuer. Aus Pendlern werden zunehmend geben, damit sie sich frühzeitig auf mögliche Energiepreise und anderen starken Trends Arbeitslose. Städte melden Insolvenz an. Entwicklungen einstellen können“, sagt Pro- der Raum-, Sozial- und Wirtschaftsentwick- Szenarien wie diese sind Gegenstand eines fessor Carsten Gertz. lung? Die Beantwortung dieser Fragen soll Planspiels mit fiktiven Schlagzeilen wie die- Politik und Planung helfen, Handlungsstrate- ser: „81-jähriger Rentner erfriert in seiner Der Leiter des Instituts für Verkehrsplanung gien im Kontext anderer bedeutsamer The- Wohnung“. Im Mittelpunkt steht die Frage, und Logistik führt gemeinsam mit Stadtpla- men wie Klima, Demographie und soziale wie reagieren die Kommunen heute auf die nern der Universität Stuttgart und Finanz- Gerechtigkeit zu entwickeln. weiter wachsenden Preissteigerungen im experten der Universität Köln das Schon heute sind Wohnen und Mobilität Energiesektor. Forschungsprojekt „ LAN – Energiepreis- zwei wesentliche Faktoren der Landnutzung, entwicklung und Landnutzung“ durch. Dabei die in hohem Maß mit Energiekosten ver- Akteure aus Politik und Verwaltung der Me- geht es um die Entwicklung eines Landnut- bunden sind. Längst gibt ein Teil der Haus- tropolregion Hamburg sind aufgefordert, zungs- und Verkehrsmodells, mit dessen halte in Deutschland für Wohnen und Ziele, Maßnahmen und Strategien zu defi- Hilfe sich Auswirkungen der Energiepreis- Mobilität etwa die Hälfte seiner Nettoein- nieren, um den Auswirkungen der Energie- entwicklung und anderer Faktoren räumlich kommen aus. Dieser Anteil wird voraussicht- preisentwicklung frühzeitig zu begegnen. konkret auf die Mobilitäts- und Standortent- lich weiter zunehmen. Dafür steht ihnen eine Computersimulation scheidungen der Bevölkerung sowie Wirt- JKW zur Verfügung, deren Betrachtungsraum bis schaft simulieren lassen. Wie stark wird ein 2030 reicht, und später auch auf andere Re- dauerhafter Anstieg der Energiepreise Haus- www.vsl.tuhh.de

Abbildung: TUHH Abbildung: gionen übertragbar sein wird. An Hand die- halte und Unternehmen zu einem veränder- www.energie-landnutzung.de 32 Datensicherheit Forschung

Sicherheit auf der Datenautobahn „Wir stellen die Welt auf den Kopf, um sie besser zu verstehen“, sagt Professor Dieter Gollmann. „Erst dann sieht man, was alles möglich wäre, ohne dass es je geplant gewesen war.“ Die an seinem Institut „Sicherheit in verteilten Anwendungen“ erforschten Technologien erfahren vor dem Hintergrund der jüngsten Spionage-Skandale neue Aktualität. Nach Aussage des Wissenschaftlers hat es Späh-Programme wie „Prism“ schon immer gegeben. Auch sind Mittel vorhanden, die vor dem Ausspionieren schützen, doch aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit werden diese oft nicht genutzt. Ein Restrisiko aber, ausgespäht zu werden, bleibt ohnehin immer.

nformations- und Kommunikationstechno- „Es ist faktisch unmöglich, dass Software über die tatsächliche Herkunft von Skripten Ilogien sind im modernen Alltag allgegen- sicher ist.“ einer Webseite – das Ausnutzen von Sicher- wärtig. Der Mensch umgibt sich mit Bei dieser Feststellung schwingt jedoch keine heitslücken in Webanwendungen. Ziel ist es Wifi-Netzen, versendet und empfängt jeden Resignation mit. Vielmehr bringt sie das meist, an sensible Daten des Benutzers zu Tag Dutzende von E-Mails und kommuni- Selbstverständnis von Forschern wie Goll- gelangen, um beispielsweise seine Benutzer- ziert über Chats und Soziale Netzwerke wie mann zum Ausdruck, wach zu bleiben, tech- konten zu übernehmen. Sicherheitslösungen Twitter oder Facebook. Digitale Informatio- nische wie gesellschaftliche stellen für gewöhnlich darauf ab, Zugriffs- nen spielen in nahezu allen Bereichen des Entwicklungen im Auge rechte für vertrauenswürdige beziehungs- privaten, öffentlichen und geschäftlichen Le- zu behalten und die weise weniger vertrauenswürdige bens eine Rolle. Antworten, die Webseiten zu erteilen. „Für eine Nicht erst seit den Spionage-Skandalen der man darauf gibt, gewisse Zeit war das eine gute vergangenen Monate steigt damit auch die immer wieder Lösung“, erklärt Professor Sorge um Missbrauch und Manipulation die- zu hinterfragen. Gollmann. Doch ser Daten. Und die Sorge besteht zu Recht. Durch die Aus- dann kam das Verteilte Anwendungen, also Programme, breitung von Web 2.0. die über mehrere Rechner hinweg Informa- drahtlosen und Nach dem tionen austauschen, sind auf vielfache Weise mobilen Netzen in Prinzip angreifbar. Zum Ziel von Attacken werden allen Lebensbereichen nicht nur die am Datenaustausch beteiligten stellen sich völlig neue Si- Systeme, sondern auch die Verbindungen cherheitsfragen. Sie betreffen zwischen ihnen. Programme, die sich dieser den Netzzugang, den Übergang Infrastrukturen bedienen, können zum Scha- von Teilnehmern aus einem Netz den ihrer Benutzer manipuliert werden – in ein anderes, das so genannte wenn man sie nicht wirksam schützt. Doch Routing von Nachrichten sowie den lassen sich die komplexen Prozesse, die in- Schutz von Benutzerdaten. Im Fokus der nerhalb solcher Kommunikationsstrukturen Forscher stehen auch die derzeit belieb- ablaufen, wirksam absichern? Kann es so ten Webdienste, also alles, was sich unter etwas wie sichere Software überhaupt dem Modebegriff „Cloud Computing“ fas- geben? Mit solcherlei Fragen befasst sich das sen lässt. Die Schattenseite der Beliebtheit: Institut Sicherheit in verteilten Anwendun- Webdienste sind in den vergangenen Jah- gen unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter ren zum Hauptangriffsziel geworden. So Gollman. Seine Antwort klingt zunächst bezeichnet das so genannte Cross-Site-

Zeichnung: Daniel Hopp Zeichnung: überraschend. Scripting – das Täuschen des Benutzers Forschung Datensicherheit 33

des „Mashup“ – die Erstellung neuer Inhalte nachdenken muss?“ Professor Gollmann und mationen aus. Dies macht den Schutz dieser durch nahtloses Verknüpfen bereits beste- seine Mitarbeiter befassen sich deshalb mit Daten umso wichtiger. Damit der Nutzer hender – werden Webinhalte heute aus un- Authentifizierungsdiensten, die zur Absiche- entscheiden kann, ob er das Angebot in An- terschiedlichsten Quellen zusammen- rung solcher Web-Applikationen beitragen spruch nehmen will, muss er über die beab- getragen und rekombiniert. „Die Fra- können. sichtigte Verwendung der Daten informiert gen lauten: Was führe ich mit werden. Die zur Beschreibung solcher Da- welcher Zugriffsregel aus? Aufklärung für Anwender tenschutz-Praktiken verwendete „Platform Und wessen Interesse for Privacy Preferences“ (P3P) wurde je- drückt diese Regel aus? Heutige Webdienste verbinden sich zuneh- doch nicht für miteinander verknüpfte Wann hat sich etwas mend miteinander, um dem Anwender Dienste entwickelt. Zudem können sich ein- so sehr verändert, eine breitere Palette anzubie- zelne Angebote im Umgang mit Daten un- dass man neu ten und die Nutzung zu terscheiden, sogar widersprechen. In einer darüber vereinfachen. Dabei er- Dissertation am Institut ging es unter ande- heben, speichern und rem um eine entsprechende Erweiterung tauschen die Dienste von P3P. Darin wird gezeigt, wie es die Infor- gleichzeitig aber auch matik den Anwendern ermöglichen kann, mehr Nutzerinfor- auf Basis von mehr Informationen ihre Ent- scheidungen hinsichtlich ihres Umgangs mit einer technischen Dienstleistung und der damit verbundenen Risiken zu treffen. 34 Datensicherheit Forschung

Intelligente Stromnetze oder was Auch beispielsweise die Psychologie spiele die Forschung außer konkreten technischen die Stromanbieter vom Verbraucher bei der Analyse von Sicherheitskonzepten Lösungen auch zu einem geschärften Be- wissen eine wichtige Rolle. Um Schwachstellen auf- wusstsein im täglichen Umgang mit moder- zudecken, müsse man Systeme aus der Sicht ner Kommunikationstechnik beizutragen. So Manch ein Zusammenhang erschließt sich des Angreifers betrachten. Ebenso wichtig müsse man sich stets vor Augen führen, dass nicht sofort. Was haben etwa intelligente ist es, die Anwender einzubeziehen, ganz be- E-Mails vom Provider gelesen oder auf dem Stromnetze, so genannte Smart Grids, mit sonders in hochsensiblen Unternehmensbe- Weg durch das Netzwerk abgefangen wer- Datenschutz zu tun? Professor Gollmann er- reichen. „Es gibt Mittel, sich besser zu den können. Die Wahl des Dienstes und des klärt, dass es die Erhebung von Verbrauchs- schützen. Wichtig ist aber: Wie bedient man Anbieters seien letztlich Vertrauenssache. daten ermöglicht, exakte Verbraucherprofile die dafür notwendigen Mechanismen? Wie „Wenn Sie völlig ausschließen wollen, dass zu erstellen. „Die Stromanbieter wissen bedienbar macht man sie? Und wie vermit- Ihre Informationen nicht in die falschen genau, was ich gerade mache. Wann frühstü- telt man dies seinen Mitarbeitern?“ Rein Hände geraten, sollten Sie sie gar nicht per cke ich? Wann schalte ich was ein? Schon al- technische Lösungen, die den menschlichen Mail verschicken“, rät der Professor. Jeder lein die Information, ob ich gerade zuhause Faktor außer Acht lassen, sind zum Scheitern technische Fortschritt könne auch miss- bin oder nicht, kann unter Umständen inte- verurteilt. Das Problem: Es dauert meist braucht werden. ressant sein.“ Es ist deshalb notwendig, die Jahre, bis man ein Problem wirklich verstan- „Es gibt unzählige Anwendungen, die in einer Daten bei der Übertragung vom Haushalt den hat. Eine Lösung zu finden, nimmt dann Welt voller guter Menschen wirklich großartig zum jeweiligen Stromanbieter zu verschlüs- noch einmal Zeit in Anspruch. „Die Frage ist: wären“. seln, um Missbrauch zu verhindern. Auch bei Wie lange dauert es, um ein System wirklich Steffen Haubner der Analyse der Daten muss gewährleistet anwendungsreif zu machen? Vielleicht hat http://www.trespass-project.eu/ sein, dass die erstellten Stromverbrauchs- sich das Problem innerhalb dieser Zeit ge- protokolle nur im Sinne des Verbrauchers ändert.“ Eine Sisyphusarbeit, aber laut Pro- Der Wissenschaftler benutzt werden. fessor Gollmann zugleich auch das Prof. Dr. Dieter Gollmann stu- Es liegt auf der Hand, dass bei alldem nicht Aufregende in der Informatik. dierte Technische Mathematik nur technische Aspekte von Bedeutung sind. Dass sein Fach durch „Prism“ und „Tem- an der Johannes Kepler Univer- „Sicherheit ist kein eng begrenztes techni- pora“, den Überwachungsprogrammen sität Linz, promovierte dort sches Feld“, sagt Gollmann. Als Wissenschaft- amerikanischer und britischer Behörden, über ein Thema aus der Kryp- tographie. Habilitation für Informatik an der ler interessiere er sich für Fehler in der derzeit eine erhöhte Aufmerksamkeit er- Universität Karlsruhe, erster Course Director Software ebenso wie für die Soziologie: fährt, überrascht den Institutsleiter weniger. des MSc in Information Security in Royal Hol- „Wir nehmen die gebauten Systeme und „Solche Programme sind im Grunde nichts loway, Universität London; ab 1998 bei Mi- überlegen, wie man Dinge damit tun kann, Neues. Doch früher, vor etwa 25 Jahren, war crosoft Research Cambridge; seit 2003 die negativ sind.“ das Interesse an solchen Dingen eben noch Stiftungsprofessur für Sicherheit in verteilten Anwendungen an der TUHH. „Wenn man Sicherheit nur als technisches nicht allzu groß, man hat sich um so etwas Kontakt: [email protected] Problem auffasst, greift man viel zu kurz“. nicht viel Gedanken gemacht.“ Heute kann Forschung Maritime Energien 35 36 Maritime Energien Forschung

5 6 2 ENERGIE- 4

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WENDE 3

1 Logistik an Modellen zur genauen Berechnung von Strom aus Wellen und Wind Logistik ist von zentraler Bedeutung, wenn Schiffsfenstern. Offshore-Anlagen an maximal 120 Tagen im Jahr mit Baumaterial angefahren wer- branche anhand empirischer Daten unter- 5 Werkzeug zur Simulation von den können. Das Institut für Maritime Lo- sucht mit dem Ziel, individuelle Logistiklö- Kranoperationen Wissenschaftler der TUHH sind dabei gistik berät in Zusammenarbeit mit dem sungen aufzubauen. Für Kranschiffe fehlen geeignete Simulati- Fraunhofer-Center für Maritime Logistik ons- und Berechnungswerkzeuge, beson- und Dienstleistungen CML unter Leitung 3 Spudcans an Kajen für Hubplatt- ders was die Verbindung von Kran und von Professor Carlos Jahn in der Planung formen Schiff betrifft. Eine Weiterentwicklung in von Hafenterminals, dem Design effizienter Hubplattformen und -schiffe hinterlassen dem für den deutschen Schiffbau bedeu- Logistikketten sowie der Entwicklung von auch in Häfen, wenn sie an den Kajen an- tenden Offshore-Bereich hat sich das Insti- Logistikkonzepten. www.tuhh.de/mls kern, um Bauteile (Rohre, Rotoren, Türme, tut für das Entwerfen von Schiffen und Gondeln) an Bord zu nehmen, ihre Fußab- Schiffssicherheit zum Ziel gesetzt. 2 Optimierte Logistik senkt Kos- drücke: Löcher im Meeresboden, die Spud- ten in der Windenergie cans. Wie gefährdet ist dadurch die 6 Lastverhalten am Kran Statt nur Schrauben zu liefern, ist es beim Tragfähigkeit einer Hafenanlage? Ob die In- Lasttragende Kräne an Bord von Kranschif- Bau von Offshore-Anlagen ökonomischer teraktion zwischen Spudcan und Kaje für fen beeinflussen massiv deren Bewegungs- und ökologischer gleich die passenden Sets letztere unschädlich ist oder der Hafenun- verhalten. Bis zu 500 Tonnen schwer sind zum Beispiel für jedes Turmsegment oder tergrund ertüchtigt werden muss, ist Ziel Gondel und Nabe; ein Rotorblatt wiegt dessen Flanschverbindung zu liefern. Glei- numerischer Simulationen am Institut für zwischen zehn und 25 Tonnen. Wie sich ches gilt zum Beispiel auch für den Trans- Geotechnik und Baubetrieb. diese Lasten auswirken, ist Gegenstand von port der bis zu 83,5 Meter langen Untersuchungen am Institut für Mechanik Rotorblätter durch standardisierte Trans- 4 Schiffsfenster und Meerestechnik unter kommissarischer portgestelle. Am Institut für Logistik und Potenzielle Schwachpunkte der beim Bau Leitung von Professor Otto von Estorff. Unternehmensführung unter Leitung von von Offshore-Anlagen eingesetzten Schiffe Damit sollen Vorhersagen möglich werden, Professor Wolfgang Kersten wird das „Sup- sind deren Fenster. Das Institut für Festig- bis zu welcher Windstärke Installationen

Illustration: Werner Werner EversIllustration: ply Chain Risk Management“ der Wind- keit und Konstruktion von Schiffen arbeitet gefahrlos durchgeführt werden können. 37 Maritime Energien Forschung

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7 Kollision – Schiff mit Schwer- duziert werden können. Das Institut für wird. Das Absenkungsverhalten solcher besser vor dem Eindringen eines Pfahls ge- 12 Effizienz der Hubplattform 13 Spudcan auf dem Meeresboden kraftgründung Geotechnik und Baubetrieb unter Leitung Schwerkraftgründungen untersucht das In- schützt werden kann. Starker Seegang und raues Wetters erlau- Offshore-Anlagen werden mit Hubplattfor- Wie verhalten sich Schwerkraftgründungen von Professor Jürgen Grabe untersucht stitut für Fluiddynamik und Schiffstheorie ben nur an maximal 120 Tagen im Jahr den men und -schiffen gebaut. Diese maritimen im Fall einer Schiffskollision? Das Institut für unter dem Aspekt der Sicherheit die maxi- unter Leitung von Professor Moustafa 11 Kostenanalyse für Offshore- Bau von Offshore-Anlagen. Effizienz so- Systeme verankern sich vor Ort, in dem Geotechnik und Baubetrieb führt numeri- mal mögliche Böschungsneigung und damit Abdel-Maksoud. Betrieb wohl im Transport der Materialien als auch sie ihre stählernen Beine am Meeresboden sche Berechnungen, um festzustellen, was die Reduktion der Aushubmenge und der Ein auf beliebige Offshore-Windparks beim Bau ist deshalb besonders wichtig. absetzen und dann mit Druck die Platt- genau passiert, wenn Schiffe unbeabsichtigt Kosten. 10 Kollision – Schiff mit Offshore- übertragbares Rechenmodell soll Betrei- Wo die diesbezüglichen Stellschrauben bei form/das Schiff bis zu drei bis fünf Meter in einen Windpark geraten und mit einer Pfahl bern einen Überblick über die laufenden Hubplattformen liegen, untersucht das In- über den Meeresboden heben. Dieser Vor- Windenergie-Anlage kollidieren. 9 Absenkungsverhalten von Wie muss ein Schiff konstruiert sein, damit Betriebskosten der Windstromerzeugung stitut für das Entwerfen von Schiffen und gang hinterlässt durch die Abdrücke der so Schwerkraftgründungen im Fall einer Kollision mit einem Offshore- geben. Das Modell berücksichtigt – unter Schiffssicherheit unter Leitung von Stefan genannten Spudcans bis zu ein Meter tiefe 8 Reduktion der Aushubmengen Schwerkraftgründungen dienen der Veran- Pfahl weniger Schaden entsteht? Das Insti- Beachtung beliebiger Randbedingungen – Krüger. Ziel: Die maritimen Systeme sollen Löcher im Meeresboden, die die Standfes- von Baugruben kerung der Offshore-Pfähle, ob Monopile, tut für Konstruktion und Festigkeit von unter anderem die Anlagenzuverlässigkeit, erstens schneller, zweitens auch bei schwe- tigkeit von Hubplattformen und -schiffen Für eine Schwerkraftgründung muss zu- Tripod und Jacket, im Meeresboden. Sie Schiffen unter Leitung von Professor Wolf- die wegen zum Teil ungünstiger Witte- rem Seegang gefahrlos eingesetzt werden künftiger Manöver in unmittelbarer Nähe nächst eine bis zu sechs Meter tiefe Unter- bestehen aus einem mit Kies und Sand ge- gang Fricke zeigt anhand eines Simulations- rungsverhältnisse auf See nur begrenzte Er- und drittens größere Lasten transportieren gefährden. Wissenschaftler am Institut für wasser- Baugrube ausgehoben werden. füllten und bis zu mehreren Tonnen schwe- verfahrens, wie die Seitenwand eines reichbarkeit von Windparks und die nicht können. www.ptj.de/schifffahrt-meeres- Geotechnik und Baubetrieb ermitteln das Dabei entstehen riesige Aushubmengen, ren (Senk)Kasten aus Stahl und Beton, der Schiffes allein durch adaptive Maßnahmen beliebige Verfügbarkeit von Wartungsper- technik Gefährdungspotenzial. Ihr Ziel: die Sicher- die nach Grad der Böschungsneigung re- in eine Unterwasser-Baugrube eingelassen in der konventionellen Rumpfbauweise sonal. heit von Hubplattformen. 11 16 Forschung Maritime Energien 40

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14 Reduktion von Rammschall 15 Strom aus Meereswellen 2014 einen maßstabsgetreuen Demonstra- spielsweise den Rotor oder das Getriebe – 18 Andocken von SWATH-Schiffen 19 Verlegung von Seekabeln Das Rammen der 800 Tonnen schweren Mit einem Konverter aus Elastomeren wol- tor im Wellenkanal der TUHH im Rahmen in Bezug auf ihre technische Leistungen be- Wo Menschen arbeiten, ist Sicherheit Seekabel im Meeresgrund transportieren Gründungspfähle in 30 Meter Tiefe löst len Forscher die Energie von Meereswel- des EPoSil genannten Forschungsverbun- wertet und die damit noch verbundenen oberstes Gebot. Beim Andocken an die den mit Windkraft auf hoher See gewon- einen gewaltigen Unterwasserschall aus, len in Elektrizität umwandeln. Das Modell des erproben. Ziel ist die nachhaltige Ener- Kostenreduktionen sowie Effizienzverbes- Offshore-Windparks liegen so genannte nenen Strom an Land. Bei der Installation der zur dauerhaften Schädigung des Ge- besteht aus einer dreilagigen Folie, die gieversorgung entlang der weltweiten serungen identifiziert. SWATH-Schiffe (Small Waterplane Area dieser etwa fünf Zentimeter dicken Unter- hörs von Schweinswalen und Robben und oben und unten je eine elektrisch leitende Küstenlinien. Twin Hulls) besonders ruhig im Wasser wasserkabel sind Spezialschiffe im Einsatz, damit zum Ausfall ihres wichtigsten Naviga- Schicht und in der Mitte ein extrem elasti- 17 Optimierung der Fender und erweisen sich als relativ unempfindlich die den Meeresboden mit Hochdruck auf- tions- und Kommunikationsorgans führen sches, sehr gut isolierendes Silikon enthält. 16 Stellschrauben zur Optimierung Meterlange Puffer aus Kunststoff an der gegen Seegang. Wie sich diese als War- spülen und in den so entstehenden Gra- kann. Unter Leitung von Professor Otto Die durch die Bewegung der Wellen ent- Windstrom aus dem Meer ist noch sehr Bordwand so genannter SWATH-Schiffe tungs- und Serviceschiffe eingesetzten ben die Seekabel legen. Der aufgespülte von Estorff werden an den Instituten für stehende Kraft wird auf diesen Wandler teuer. Wo Stellschrauben zur Kostenredu- können die Kräfte, die durch das Auf und Fahrzeuge bei unterschiedlichen Seegän- Sand verfestigt sich danach wieder. Mit Modellierung und Berechnung sowie Geo- übertragen und in elektrische Energie um- zierung liegen, könnte 2015 eine am Insti- Ab des Seegangs beim Andocken an die gen genau verhalten, ist Gegenstand von Hilfe numerischer Verfahren simulieren technik und Baubetrieb Berechnungsver- gesetzt. Professor Norbert Hoffmann vom tut für Umwelttechnik und Windenergie-Anlagen entstehen, minimie- Simulationen am Institut für Fluiddynamik Wissenschaftler am Institut für Geotechnik fahren entwickelt, die den Rammschall Institut für Mechanik und Meerestechnik Energiewirtschaft unter Leitung von Pro- ren. Wie man diese meterlangen auch Fen- und Schiffstheorie. und Baubetrieb die Interaktion zwischen sowie die Wirksamkeit von Schallschutz- entwickelt ein Verfahren zur Wellenener- fessor Martin Kaltschmitt entwickelte Vor- der genannten Wülste optimieren kann, ist Boden und Sand, um auf dieser Basis ge- Maßnahmen wie den so genannten Blasen- gie-Konversion, führt Grundlagenuntersu- gehensweise zeigen, welche die einzelnen Gegenstand von Untersuchungen am Insti- nauere Aussagen zur Tiefe der Verlegung schleier erfassen. chungen zum Seegang durch, und wird Komponenten eines Offshore-Parks – bei- tut für Konstruktion und Festigkeit von der Seekabel treffen zu können. Schiffen. Forschung Maritime Energien 41 42 Maritime Energien Forschung

Hendrik Gröne „Wir entwickeln für den Offshore-Sektor sowohl spezielle Schiffe als auch Hebewerk- zeuge. Unsere Schiffsentwürfe zeichnen sich durch ein ganzheitliche Betrachtung und Systemkompetenz aus. Wir verstehen jedes Schiff als ein die verschiedenen Kompo- nenten berücksichtigendes funktionierendes Gesamtsystem. Ich habe das Unterneh- men 2012 gegründet und arbeite als HeavyLift@Sea Geschäftsführer mit der 21 TUHH in der Forschung zusammen. Berufliche Erfahrungen sammelte ich zuvor in einer Hamburger Werft, wo ich als Chefingenieur Schwergutschiffe, die auch für Offshore-Operationen eingesetzt werden, sowie ein zurzeit in Bau befindli- 20 ches Offshore-Jackup-Schiff entwarf und die Entwicklung leitete. Schiffbauinge- nieur Hendrik Gröne ist Gründer und Geschäftsführer der Firma HeavyLift@Sea in Hamburg und Alumni der TU Hamburg.

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Offshore – das ist 23 i h r Thema

24 Sie gehören zu den Gestaltern der Energie- wende. Hendrik Gröne, Anne Jandke und Katja Reimann beschäftigen sich, wenn auch in sehr unterschiedlicher Weise, mit der Optimierung 20 Wasser? Mit numerischen Simulationen ei- Tragfähigkeit des Flügelpfahls von Offshore-Windenergieanlagen, ein Bereich, Pfahlgründungen müssen große horizon- nerseits und andererseits mit physikali- tale Lasten in den Meeresgrund abtragen. schen Modellversuchen in einem der ihnen auch beruflich spannende Perspekti- Mit dem am Institut für Geotechnik und Wellenkanal werden Wellen unterschiedli- ven eröffnet. Das grundlegende Wissen darüber Baubetrieb entwickelten und patentierten cher Dimensionen untersucht mit dem haben sie an der TU Hamburg erworben. so genannten Flügelpfahl kann die Pfahl- mehr Lastwechsel. Das Institut für Kunst- Ziel, die Struktur von Offshore-Anlagen zu länge von Monopiles deutlich reduziert stoffe und Verbundwerkstoffe unter Lei- optimieren. Daran beteiligt sind die Insti- Anne Jandke werden. Dies ist besonders bei schwer zu tung von Karl Schulte führt experimentelle tute für Wasserbau sowie für Mechanik rammenden Böden ein sowohl ökonomi- Untersuchungen für bis zu 100 Millionen und Meerestechnik. „Windkraft ist eine Technik, die mich fasziniert. Deshalb möchte ich später als scher als auch ökologischer Vorteil. Die ho- Lastwechsel durch, um genaue Aussagen Ingenieurin auch in dieser Branche arbeiten. Man muss schwindelfrei sein, das für die Konstruktion und das Design ma- habe ich gemerkt, als ich ganz oben auf einer Anlage rizontale Tragfähigkeit unter zyklisch 24 Kolkbildung und -schutz am Messgeräte installiert habe. Dies war sehr Katja Reimann horizontaler Belastung dieser außen am chen zu können. Meeresboden beeindruckend. Zurzeit schreibe ich „Ich untersuche den Einfluss des Meeresbodens auf Pfahl und wenige Meter unterhalb des Nach dem Rammen eines Pfahls in den Berichte über die Validierung von den Rammschall bei Gründungsarbeiten, um feststel- Meeresbodens an der Meeressohle ange- 22 Horizontalbelastung von Pfählen Meeresboden, entstehen an der Sohle und im Offshore-Bereich einge- len zu können, welche Rolle dieser für die Entwick- brachten Flügel ist Gegenstand einer Un- Wellen, Wind und die Strömung beanspru- besonders am Übergang zwischen Pfahl setzten so genannten lung von schallmindernden Maßnahmen spielt. In tersuchung. chen in außerordentlichem Umfang mari- und Boden Verwirbelungen, Turbulenzen bis Lidar-Geräten, die die diesem Zusammenhang führte ich auch draußen auf Windgeschwindigkeit in dem Meer Messungen an einem Gründungspfahl time Bauwerke – auch die Pfähle von hin zu Vertiefungen, so genannte Auskol- verschiedenen Höhen durch. Grundsätzlich müssen alle Beteiligten, die auf 21 Material-Ermüdung der Windkraftanlagen. Die Folge können eine kungen als Folge der Wechselwirkung von mit Laserpulsen mes- Offshore-Anlagen arbeiten, zuvor ein Überlebenstrai- Rotorblätter Schiefstellung und dadurch eine Einschrän- Boden, Bauwerk und Strömungen. Der sen.“ Anne Jandke ning absolvieren. In unserem Kursus, in dem ich die Alle drei bis zehn Sekunden drehen sich kung der Gebrauchstauglichkeit sein. Das Kolk gefährdet die Standsicherheit mariti- studiert im zweiten einzige Frau war, haben wir uns zum Beispiel in die Rotorblätter um ihre eigene Achse. durch Wellen, Wind und Strömung verur- mer Bauwerke. Wie der Kolk entsteht und Semester des Mas- einem Schwimmbecken aus einem umgekippten He- Dieser Vorgang belastet das aus glasfaser- sachte Verhalten der Pfähle untersucht das mit welchen Maßnahmen (zum Beispiel terstudiengangs Re- likopter befreien müssen. Panik hatte ich dabei nicht; verstärktem Kunststoff bestehende Rotor- Institut für Geotechnik und Baubetrieb. Sandcontainer, Steinpackungen) er verhin- generative Energien ich schwimme sehr gern und gut. Wenn ich mit mei- an der TU Hamburg ner Dissertation über die ‚Wellenausbreitung im blatt, dessen Ermüdungsverhalten bislang dert werden kann, ist Gegenstand von Un- und arbeitet als Werk- Baugrund infolge Schlagrammung und deren Einfluss nur für 1 Millionen Lastwechsel geprüft 23 Wellenlasten tersuchungen am Institut für Wasserbau studentin im Offshore auf Hydroschallemissionen‘ fertig bin, möchte ich in wurde. Ein Rotorblatt mit einer Lebens- Welche Lasten entstehen durch bre- unter Leitung von Professor Peter und Wind-Team bei der Offshore-Branche arbeiten“. Katja Reimann pro-

dauer von 20 Jahren erfährt jedoch weit chende Wellen an den Bauwerken im Meerestechnik. Gabi Geringer/e Fotos: GL-Garrad Hassan. moviert am Institut für Geotechnik und Baubetrieb. Wenn SIE auch mal etwas auf den PRÜFSTAND stellen wollen Caterpillar Motoren entwickelt und produziert umweltfreundliche Diesel- und Gasmotoren im Leistungsbereich von 1.020 kW bis 18.000 kW. Mit seinen vier Standorten in Kiel, Rostock, Henstedt-Ulzburg und Guangdong, Volksrepublik China, bildet das Unternehmen innerhalb des globalen Caterpillar- Konzernverbundes das Technologiezentrum für mittelschnelllaufende Großmotoren. Mit weit über 10.000 unter den Markenzeichen MaK und Cat® verkauften Anlagen ist Caterpillar Motoren ein weltweit gefragter Partner für leistungsstarke und nachhaltige Antriebslösungen in den Bereichen Schifffahrt, Stromerzeugung sowie Öl- und Gasindustrie. www.caterpillar.com/careers

MaK 12 M 32 C Generatorsatz für Offshore-Anwendungen beim Schräglagentest

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Die Natur als Vorbild Die Bionik hat sich als interdisziplinäres Forschungsgebiet einen festen Platz in der Wissenschaft erobert, interessant für Naturwissenschaftler, Architekten, Philosophen, Soziologen, Designer und vor allem Ingenieure. Auch Wissenschaftler der TU Hamburg holen sich für ihre neuen Technologien Anleihen aus Flora und Fauna. Was man vom Kongo-Rosenkäfer und Gecko, Bambusstängel und Zahnschmelz lernen kann, darüber berichtet Birk Grüling im folgenden Beitrag.

Optimierung in der Käfergelenke als Vorbild Natur er Kongo-Käfer ist ein eher durch- gen drei unterschiedlich lange, bewegliche edes Kilogramm eines Flugzeugs kostet Dschnittlicher Vertreter seiner Gat- Teile – der Schenkelring, der Schenkel und JKerosin und damit Geld. Mit entspre- tung. Er besitzt keine besonderen die Schiene – das Bein endet schließlich chend viel Ehrgeiz suchen Forscher und Eigenschaften, die Biologen verzücken im Fuß. Ihre Beine nutzen die Insekten Flugzeughersteller nach Wegen, das Ge- könnten. Auch vom Aussterben ist der nicht nur zum Laufen, sondern auch zum wicht der Flieger zu reduzieren. Ein Vorbild Pachnoda marginata nicht bedroht. Nur Schwimmen, Graben, Springen oder dem ist ihnen dabei auch die Natur. „Ob bei Terrarien-Freunde benutzen die Larven Einsammeln von Nahrung. „Über die me- Pflanzen oder Tieren, es wird stets nur so des kaum 25 Millimeter großen Käfers zur chanischen und vor allem tribologischen viel an ‚Material‘ eingesetzt, wie es nötig Fütterung ihrer Reptilien. „Der Käfer ist Funktionsweisen der Gelenke wissen wir ist. Davon kann man lernen“, sagt Profes- anatomisch nicht auffällig und leicht zu bisher nur wenig. Für die Technik ist die Er- sor Claus Emmelmann. Besonders interes- züchten, für unsere Forschung sind das forschung sehr interessant“, sagt Vagts. sant für den Leiter des Instituts für Laser- gute Voraussetzungen“, sagt Steffen Vagts, Denn in der Wissenschaft geht man davon und Anlagensystemtechnik sind Knochen, Ingenieur in der Arbeitsgruppe für Anla- aus, dass die Insektengelenke – anders als Bambus und Seerosenstängel: Sie sind ex- gensystemtechnik und methodische Pro- beim Menschen – mit trockener Reibung trem leicht, innen hohl und trotzdem sehr duktentwicklung unter Leitung von funktionieren – also ohne Knorpel und stabil. Diese Eigenschaften sind millionen- Professor Josef Schlattmann. Im Fokus der Gelenkflüssigkeit sowie ohne größeren fach erprobt, ihren Machbarkeitstest TU-Wissenschaftler stehen die Gelenke Verschleiß durch Reibung. Um dem Ge- haben die Pflanzen längst bestanden. Wie dieses Käfers, der – wie der Name es sagt heimnis des Käfergelenks auf die Spur zu weit die Natur der Technik voraus ist, wird – im Kongo, aber auch anderen Gebieten kommen, arbeiten Vagts und seine Kolle- auch im folgenden Beispiel sehr deutlich. Zentral-und Westafrikas zu Hause ist. gen mit Biologen der Christian-Albrechts- Universität Kiel zusammen. Im Labor In einem Kooperationsprojekt mit dem Alle Insekten haben sechs Beine mit je fünf werden die Käfer-Gelenke auf bis zu 30 Flugzeughersteller Airbus untersuchten Gliedern, die durch Gelenke miteinander verschiedene Parameter analysiert. „Lang- Emmelmann und sein Team eine ganze verbunden sind. Die Hüfte ist dabei direkt fristig wollen wir auf Basis dieser Erkennt- Reihe nicht tragender Teile eines Flug- mit dem Körper verwachsen, danach fol- nisse auch Produkte entwickeln“, sagt zeugs, beispielsweise Halterungen oder Vagts. Eine mögliche Anwendung könnte Gepäckablagen. „Wir berechneten mit zum Beispiel im Fahrzeugbau liegen: So hat Hilfe der Finite-Elemente-Methode die die Einzelradaufhängung eines PKW maximale Belastung, denen diese Teile aus- mehrere Kugelgelenke, die nur gesetzt sind und konstruierten dement- durch den Einsatz von – auf sprechend und nach dem aktuellen Stand der Basis von Erdöl ge- der Technik neu“, beschreibt Emmelmann. wonnenen – Schmier- Als nächstes verglichen die Wissenschaft- mitteln funktionieren. ler ihre neuen Konstruktionen mit Struk- Forschung Bionik 45

Auf den Zahn gefühlt turen aus der Natur. Für die- nsere Zähne sind ein Wun- verbreitet, außer dem Zahnschmelz zählen sen Vergleich erstellten sie Uder der Natur. Im Laufe des beispielsweise auch Knochen und Mu- verschiedene Datenbanken Wachstums reift ihre komplexe scheln dazu. Die verschiedenen Ebenen mit jeweils Knochen, Bambus, Struktur zu einem Material, das in des hierarchischen Aufbaus sind Ergebnis Seerosenstängel und weiteren seinen Eigenschaften das Opti- des Wachstumsprozesses eines Zahns. Für Vorbildern aus der Natur, meist mum aus den harten minerali- eine wirtschaftliche Nutzung ist diese aus der Pflanzenwelt. Deren schen und weichen organischen Phase zu langsam, doch sie lässt sich be- ebenso komplexe wie geniale Ressourcen herausholt. Diese Ko- schleunigen. „Wir können diesen Prozess Struktur speziell die Form, Geo- existenz von harten und weichen chemisch und physikalisch unterstützen“, metrie und Bauweise übertru- Materialien macht die besondere sagt Schneider, Sprecher des Sonderfor- gen die Wissenschaftler dann auf Stärke des Zahnschmelzes aus. Das schungsbereichs „Maßgeschneiderte mul- ihre neuen Konstruktionen zum Erfolgsgeheimnis liegt in seinem tiskalige Materialsyysteme – M3.“ Beispiel einer Halterung im Flug- Aufbau. Er ist hierarchisch, das heißt zeug. von unterschiedlicher Struktur in Vielversprechende Ansätze gibt es bereits. der Mikro-und Makroebene, des- So entwickelte eine Doktorandin an sei- Das überraschende Ergebnis: Der halb ist die perfekte Kombination nem Institut eine Methode, mit der sich Datenvergleich erbrachte eine Ge- aus Härte, Festigkeit und Steifigkeit die Moleküle zu einer hierarchischen wichtsersparnis um sage und möglich. Struktur ordnen lassen. „Die große He- schreibe 80 Prozent. Produkte, die rausforderung wird es sein, größere Ma- ausschließlich nach dem aktuellen An der Nachahmung dieser terialstrukturen zu entwickeln. Wir sind Stand der Technik konstruiert wor- Struktur arbeitet eine For- aber auf einem guten Weg dorthin“, sagt den waren, erwiesen sich als um schungsgruppe unter Leitung von Schneider. Anwendungsmöglichkeiten gibt den Faktor 80 schwerer als jene, die Professor Gerold Schneider vom es aus Sicht der Hamburger TU-Forscher zusätzlich noch nach Vorbildern aus Institut für Keramische Hochleis- genug: von Smartphone-Gehäusen bis zu der Natur konzipiert worden waren. tungswerkstoffe. „Für die Indus- Implantaten. Entsprechend groß ist deshalb auch trie wäre ein solches Material das Interesse seitens des Flugzeug- wertvoll. Bisher sind unsere herstellers. „Bereits mehr als 20 Bau- härtesten Materialien sehr brü- teile haben wir so optimiert, weitere chig. Bestes Beispiel dafür ist sollen folgen. Außerdem wollen wir Porzellan, aber auch Diamant“, gemeinsam die Bionik fest in den Pro- erklärt der Werkstoffwissen- duktentwicklungsprozess integrieren“, schaftler. In der Natur sind hie-

sagt Professor Emmelmann. rarchische Materialien weit fotolia Zeichnungen: Foto, 46 Bionik Forschung

Der Wissenschaftler Prof. Dr.-Ing. Hoc Khiem Trieu studierte Physik an der RWTH Aachen und promovierte über flexible Siliziumstrukturen an der Universität Duisburg im Fachbereich Elektrotechnik. Nach 17 Jahren angewandte Forschung beim Fraunhofer IMS mit Schwerpunkten in Mikrosensorik und Mi- kroimplantate wechselte der Abteilungsleiter 2011 an die TU, verbunden mit der Leitung des Instituts für Mikrosystemtechnik. Seine Forschungen sind in der Medizintechnik und Sensorik. Kontakt: [email protected]

Der Wissenschaftler Prof. Dr. rer. nat. Gerold Schneider studierte in Mün- chen und Lausanne Physik und marks neu verbinden soll (Spektrum, Ok- promovierte am Max-Planck- tober 2012, S. 18). In seinem Inneren be- Institut in Stuttgart. Seit 2004 finden sich dafür viele winzig kleine ist der gebürtige Schwabe Leiter des Instituts Röhrchen. Bei der Verpflanzung werden für Keramische Hochleistungswerkstoffe. Er per Unterdruck die Nervenenden von ist Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Maßgeschneiderte Multiskalige Materialsys- beiden Seiten in das Implantat gesaugt. teme M3“ und des Landesexzellenclusters Um das Zusammenwachsen auch nach „Integrated Materials Systems.“ Forschungs- dem Wegfallen des Unterdrucks zu ge- aufenthalte führten ihn an die University of währleisten, nehmen sich die Forscher die Sydney und University of California, Santa Natur als Vorbild. „Die Oberfläche ist Barbara. Kontakt: [email protected] dabei wie der Fuß eines Geckos gestaltet. Gecko und Durch eine Vergrößerung der Fläche blei- ben die Nerven haften und können zu- Der Wissenschaftler Bienenwabe als Prof. Dr.-Ing. Claus Emmel- sammenwachsen“, erklärt Institutsleiter mann studierte in Hannover Vorbilder in der Hoc Khiem Trieu. Maschinenbau, Schwerpunkt Medizintechnik Auch an einer anderen Stelle des Implan- Produktionstechnik, promo- tates wurden Anleihen aus der Natur ge- vierte dort 1991 über das ie Füße des Geckos sind ein Wun- nommen. Die Röhrchen sind nicht rund, „Trennen von Keramik mit Laserstrahlung“ und arbeitete zehn Jahre beim weltweit größ- Dder der Natur. Schon Aristoteles sondern sechseckig – wie eine Bienen- ten Laserhersteller. Seit 2001 ist er Leiter des staunte über die Haftfähigkeit des Gekko- wabe. Das ist platzsparender und macht Instituts für Laser- und Anlagentechnik mit nidae. Ein einziger Zeh kann das gesamte die Konstruktion sehr stabil. „In diese Mi- Schwerpunkten auf der photonischen For- Körpergewicht tragen und Bewegungen krokanäle werden zudem Wirkstoffe ein- schung bis hin zur industriellen Laseranwen- über spiegelglatte Oberflächen sind für ihn gebracht, die die Regeneration verbessern. dung, seit 2009 auch Geschäftsführer des LZN Laser Zentrum Nord GmbH. kein Problem. Kein Wunder also, dass man Denkbar wären auch eine elektrische Sti- Kontakt: [email protected] in der Bionik der kleinen Echse ganz genau mulationen“, sagt der Wissenschaftler. Die auf die Füße schaut. Im Zentrum eines ersten Versuche mit Ratten verliefen er- Der Wissenschaftler Forschungsprojekts des Instituts für Mikro- folgreich und führten zu beeindruckenden Dipl.-Ing. Steffen Vagtsstu- systemtechnik in Kooperation mit dem motorischen Verbesserungen. Die quer- dierte Maschinenbau mit der Labor für Molekulare Neurobiologie im schnittsgelähmten Tiere können ihre Hin- Vertiefung Produktentwicklung Universitätsklinikum der Heinrich-Heine terbeine wieder einsetzen. Bis zur an der TUHH und beschäftigt sich dort seit 2009 im Rahmen klinischen Anwendung am Menschen wer- Universität Düsseldorf und dem Berufsge- seiner Promotion mit der Methodenunter- nossenschaftlichen Unfallkrankenhaus den trotzdem noch viele Jahre vergehen. stützung im Rahmen bionischer Produktent- Hamburg steht die Querschnittlähmung. Aktuell hoffen die Forscher auf eine neue wicklungen bei Prof. Dr.-Ing. habil. Josef Ein Team aus Ingenieuren, Neurobiologen Testreihe mit Mini-Schweinen, deren Ana- Schlattmann, Leiter des Arbeitsbereichs Anla- und Ärzten hat ein ellipsenförmiges Im- tomie des Rückenmarks der des Men- gensystemtechnik und methodische Produkt- entwicklung. plantat entwickelt, das verletzte oder schen sehr ähnlich ist. Kontakt: [email protected] durchtrennte Nervenstränge des Rücken- Birk Grüling Forschung Fünf Fragen 47

Potenziale identifiziert und Umwelteffekte analysiert. Ob durch die auch mit Hilfe unserer Expertise verbesserten Technologien und Konzepte die für 2020 angestrebten Ausbauziele erreichbar sind, ist angesichts des erheblichen Forschungs- und damit auch Mittelbedarfs eher unwahrscheinlich. Nichtsdestotrotz muss die Offshore-Windstromerzeugung entwickelt werden, da sie das Po- tenzial hat, einer der wichtigen Säulen der deutschen Stromver- sorgung zu werden.

Ist die Energiewende denn überhaupt finanzierbar? Der Umbau unseres Energiesystems – und eine weitergehende Nutzung der Offshore-Windenergie ist dabei nur ein Baustein – Fünf Fragen an . . . kostet zunächst Geld. Dafür wird unser Energiesystem nachhalti- Professor Martin Kaltschmitt ger und unsere Volkswirtschaft unabhängiger von Energie-Impor- ten. Auf längere Sicht kann damit eine Entwicklung hin zu Windräder im Meer haben das Potenzial, sich zu einer stabileren Energiepreisen eingeläutet werden. Dies ist bereits er- kennbar; beispielsweise ist der Preis für leichtes Heizöl zwischen wichtigen Säule der Stromversorgung in Deutschland zu 1991 und 2012 um etwa 340 Prozent gestiegen, der von Erdgas entwickeln. Warum dies heute noch nicht der Fall ist und im gleichen Zeitraum um etwa 200 Prozent und der von Strom auch in absehbarer Zeit noch nicht sein wird, erklärt um etwa 170 Prozent. Die Energiewende kann damit mittel- bis Professor Martin Kaltschmitt. Der Experte für Energie- langfristig zu einer Kostenbegrenzung beitragen. wirtschaft und Leiter des Instituts für Umwelttechnik und Energiewirtschaft an der TU Hamburg sieht in der Ener- Welche Umwelteffekte sind damit verbunden? giewende auch eine historische Chance für die deutsche Die verstärkte Nutzung regenerativer Energien führt zu einer Volkswirtschaft. deutlichen Reduktion an Klimagas-Emissionen; dies belegen die Er- gebnisse einer Vielzahl von Untersuchungen, die teilweise auch an Wie viel Strom wird heute aus Windkraft und speziell aus Offshore- unserem Institut durchgeführt wurden. Zusätzlich können auch Windparks erzeugt? andere energiebedingte Umwelt-Auswirkungen vermindert wer- Windstrom deckt heute etwa 7,7 Prozent der Nachfrage im den; dies gilt beispielsweise für Stickoxid-Emissionen aus Kohle- Stromsektor in Deutschland; damit ist die Windkraft nach Bio- kraftwerken, die Produktion radioaktiver Abfälle aus masse, Photovoltaik und Wasserkraft die wichtigste regenerative Kernkraftwerken und den Landverbrauch bei der Braunkohleför- Energie. Offshore wird aber nur zwischen ein und zwei Prozent derung. Damit stehen die Chancen gut, dass die Energiewende zu des Windstroms erzeugt. Dies soll sich ändern: Die Bundesregie- einer nachhaltigeren Energieversorgung in Deutschland führt. rung strebt zwischen 40 und 50 Prozent an – und das bis 2020. Aufgrund langer Projekt-Entwicklungszeiten, großer technischer Was fehlt Ihnen in der ganzen Diskussion um die Energiewende und Herausforderungen, steigender Kosten, Verzögerungen beim die erneuerbaren Energien? Netzanschluss, anspruchsvoller Umweltauflagen und unklarer Global hat sich die Energienachfrage in den letzten 25 Jahren ver- energiepolitischer Rahmenvorgaben ist es derzeit aber eher un- doppelt. Diese Entwicklung wird so weitergehen. Bis 2035/40 wird wahrscheinlich, dass dieses Ziel bis 2020 erreicht wird. die weltweite Energie-Nachfrage doppelt so hoch sein wie heute; das beispiellose Wirtschaftswachstum in China ist nur ein Grund Welche Bedeutung hat die Forschung für die Umsetzung dieses ener- für diese Entwicklung. Entsprechend nimmt auch die Nachfrage giepolitischen Ziels? nach fossilen Energieträgern zu. Die Produktion der begrenzt ver- Ohne eine intensivierte Forschung wird die Offshore-Windstrom- fügbaren Energieträger Öl, Gas und Kohle kann aber nicht beliebig erzeugung kaum signifikant zunehmen. Offshore-Windkraftanlagen ausgeweitet werden; Preissteigerungen sind zwingend die Folge. müssen in dem Vierteljahrhundert ihrer technischen Lebensdauer Damit werden auch die Märkte für potenzielle Alternativen – und in tiefem Wasser weit vor der deutschen Nordseeküste – auch das sind die regenerativen Energien – stark wachsen. Können wir bei Eisgang – fest verankert stehen, Wind und Wetter auf lange diese internationalen Märkte mit Anlagen und Konzepten auf Basis Zeit zuverlässig trotzen und störungsfrei rund um die Uhr Strom erneuerbarer Energien „Made in " bedienen, die im Rah- erzeugen – und das zu möglichst geringen Kosten. Diese Anforde- men der Energiewende entwickelt werden, trägt dies zur Wert- rungen erfüllen die heute vorhandenen Anlagen nur einge- schöpfung – und damit zur Arbeitsplatzsicherung – in Deutschland schränkt. Deshalb forscht die TU Hamburg mit Hochdruck auf bei. Darum ist die Energiewende auch eine historische Chance für diesem Gebiet; unter anderem werden Fundamente optimiert, die traditionell vom Export lebende deutsche Volkswirtschaft. Die- Wartungsstrategien entwickelt, der Welleneinfluss quantifiziert, ser industriepolitische Aspekt sollte deshalb bei der öffentlichen Rotorblatt-Überwachungssysteme konzipiert, Kostenreduktions- Diskussion stärker akzentuiert werden. 48 Green Technologies Forschung Forschung Green Technologies 49

Stroh-Raffinerie – noch fehlt der Alternative zum Erdöl die Effizienz Aus Stroh Gold zu spinnen, funktioniert selbst im Märchen nicht. Eine Verwendung als chemischer Grundstoff oder Erdölersatz scheint dagegen in naher Zukunft durchaus realistisch. Doch noch sind die Verfahren nicht effektiv genug. TU-Forscher suchen nach Techniken, die die Bioraffinerie wirtschaftlich machen.

hne Erdöl wäre unsere moderne In- fektiven Lösungen für eine Bioraffinerie, die, Odustriegesellschaft nicht denkbar, je- und das ist zweifelsfrei, in Zukunft gebraucht denfalls nachderzeitigen Stand der Technik. werden. Noch ist die nachhaltige Umwand- Viele Annehmlichkeiten des täglichen Le- lung von Stroh in Energie nicht möglich. bens hängen von dem schwarzen Gold ab Die vollständige Nutzung nachwachsender – mal offensichtlich wie beim Auto oder der Rohstoffe ist das Ziel eines vom Bundesfor- Ölheizung und mal etwas versteckter in den schungsministerium geförderten Verbund- Grundchemikalien für Medikamente und projektes unter der Leitung von Professor Kosmetika. Öl ist kein nachwachsender, son- Irina Smirnova vom Institut für Thermische dern ein langfristig knapper werdender Roh- Verfahrenstechnik. Im Zentrum steht die stoff. Experten wie der deutsche Entwicklung einer integrierten und nachhal- Energieforscher Werner Zittel warnen tigen Bioraffinerie. Daran beteiligt sind die schon länger vor einem drohenden „Peak beiden TUHH-Institute Umwelttechnik und Oil“ und verweisen auf die Halbierung der Energiewirtschaft mit Professor Martin Kalt- Fördermengen in der Nordsee innerhalb schmitt (S. 47) und Feststoffverfahrenstech- der letzten zehn Jahre. Mit Blick auf die Zu- nik und Partikeltechnologie mit Professor kunft soll deshalb Biomasse langfristig das Öl Stefan Heinrich (S. 28) sowie die TuTech In- in seiner Bedeutung ablösen. novation GmbH, das Thünen-Institut für Schon heute gibt es dazu einige Ansätze wie Holzforschung und zwei Industriepartner. die Energiegewinnung in Biogasanlagen und Gemeinsames Ziel ist die Herstellung von der Treibstoffersatz in Form von Bioethanol Bioethanol sowie Basis- und Feinchemikalien aus Pflanzen. Noch mangelt es diesen Alter- – aus Stroh. nativen aber an Effektivität: Denn bisher Grundlegend folgen die Forscher dabei dem kann nur ein geringer Teil der eingesetzten Vorbild einer herkömmlichen Raffinerie, wie Biomasse genutzt werden. Es fehlt an Wirt- man sie aus der Petrochemie kennt. Dort schaftlichkeit. Kritik wurde laut, weil die wird aus Rohöl durch Reinigung, Destillation Übersubventionierung von Bioethanol- und und Konversion eine große Anzahl von Pro- Biogasanlagen zu einem rapide steigenden dukten wie Kerosin, Schwerdiesel, chemische Anbau vermeintlicher „Energiepflanzen“ ge- Grundstoffe für Medikamente und Kosme- führt hatte – mit allen bekannten Folgen für tik gewonnen. Die Herausforderungen für die Nahrungsmittelproduktion wie auch die vergleichbare Prozesse mit Biomasse als heimische Artenvielfalt. In dieser Phase su- Grundstoff sind deutlich größer. Zwar ent-

chen Wissenschaft und Wirtschaft nach ef- standen die Erdölvorkommen auch aus ab- JKW Foto: 50 Green Technologies Forschung

gestorbenen Meeresorganismen, allerdings aus Weizenstroh. Lignocellulose ist ein Be- Instituts für Thermische Verfahrenstechnik brauchte es für diesen Prozess mehrere standteil aller Zellwände von Pflanzen. Stroh, werden die Biopolymere, also die Grund- Hundert Millionen Jahre. Seitdem hat die ehemals ein kostengünstiges Abfallprodukt, bausteine aller lebenden Organismen, durch Biomasse deutlich an Komplexität verloren ist heute im Anbau für den Landwirt fast eine thermische Hydrolyse, das heißt durch und wurde zu einem Kohlenwasserstoffge- rentabler als Weizen. Dennoch kann bisher Wasser unter Druck bei bis zu 250 Grad misch. nur knapp die Hälfte des Strohs auch wieder Celsius abgetrennt. Dabei verwenden die Die Trennung der Bestandteile und ihre Ver- effektiv in der Landwirtschaft genutzt wer- Forscher keinerlei Chemikalien, sondern nur wertung sind bei Biomasse deutlich kompli- den. Wärme-und Kompressionsenergie. Ge- zierter, auch weil die Zusammensetzungen Aus der Lignocellulose des Weizenstrohs trennt werden bei diesem Prozess die Li- sowie Qualität stark variieren. Als mögliche wollen die TU-Forscher eine ganze Palette gnocellulose von den Lipiden, zum Beispiel Grundstoffe für die Bioraffinerien der Zu- von Produkten herstellen. Der dafür nötige Fette und Harze. Letztere wären bereits ab kunft haben die Forscher unterschiedliche Prozess ähnelt in Grundzügen der Erdölraf- dieser Stufe als Naturprodukt zum Beispiel Materialien im Blick: von Grünabfällen, Le- finerie. Das Problem: Die Verfahren sind in Form von Bratöl nutzbar oder als Kosme- bensmittelresten über Holz und Stroh bis zu noch viel zu teuer. Effizienz ist deshalb das tik-Zusatz. Aus den Hauptbestandteilen der Pflanzenölen. Als Ausgangsmaterial für den Stichwort. Ähnlich wie bei dem fossilen Lignocellulose, dem Lignin, der Cellulose und Umwandlungsprozess dient den Hamburger Brennstoff wird auch das Stroh in seine Be- der Hemicellulose, lassen sich Grundchemi- Ingenieurwissenschaftlern die Lignocellulose standteile zerlegt. In der Versuchsanlage des kalien wie Butanol und Biokraftstoffe gewin-

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Weizenstroh wird bei einem Druck bis zu 20 bar und mit bis zu 250 Grad Celcius heißem Wasser in seine Bestandteile Zellulose und Lignin getrennt (Thermische Hydrolyse). Dabei fallen auch C5-Zucker, spezielle Fruchtzucker, an. Im nächsten Schritt werden die Zelluloase und das Lignin mit Biokatalysatoren Die Wissenschaftlerin auf Eiweißbasis behandelt (Enzymatische Hydrolyse). Die dabei gewonnene D-Glukose wie auch die Prof. Dr. Irina Smirnova stu- C5-Zucker bilden die Basis für die Produktion von Bioethanol. dierte Physikalische Chemie an der Staatsuniversität St. Peters- nen. Bei diesem Prozess fallen Abfallpro- Wie schnell der Bioraffinerie der Sprung aus burg und promovierte über die dukte wie Biogas und Vergorenes an, die dem Labor in die Wirtschaft gelingt, lässt sich Herstellung von Silica Aeroge- len und ihre Anwendung als Medikamenten- wiederum in der Landwirtschaft als Dünger trotz ihrer vielversprechenden Ansätze noch träger an der TU . Dort habilitierte sie auf den Feldern weiter verwendet werden nicht genau sagen. Sicher ist, in dem Maße sich im Fachgebiet Thermodynamik und Ther- können. Die festen Rückstände in der Bio- wie der Ölpreis steigt, wird der Wunsch mische Verfahrenstechnik. Seit 2008 leitet die raffinerie, die Biopolymere, können auch nach alternativen Ansätzen größer. Langfris- gebürtige Russin in Hamburg das Institut als Energielieferant im Raffinerie-Prozess tig dürfte kaum ein Weg an Bioraffinerien Thermische Verfahrenstechnik der TU. Kontakt: [email protected] selbst eingesetzt werden. und damit an nachhaltigen Alternativen zu TUHH Grafik:

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So lernt und lebt es sich in 35 Jahren als Student der TU Hamburg? Wir schreiben das Jahr 2013 und beschreiben wie in 35 Jahren ein Tag im Leben eines Studierenden der TU Hamburg aussehen könnte. In seinen Gedankenspielen hält sich unser Autor Birk Grüling an Fakten aus der Wissenschaft, vorwiegend aus dem Buch von Ulrich Eberl, Zukunft 2050. Zudem bat er Experten der TUHH um ihre Einschätzung zu seinen Zukunftsbildern.

ontagmorgen, kurz vor sieben Uhr, auch eine stärkere Vernetzung der Häuser Mgrell blinkt der Wecker auf meinem untereinander.“ Wanddisplay. Etwas lustlos schiebe ich die Bettdecke zur Seite. Das frühe Aufstehen „Dein Kaffee ist fertig“, ruft es aus der Kaf- fällt mir schwer, daran hat die raffinierte feemaschine, die längst mein Aufstehen re- Technik meines 30-Quadratmeter-Apart- gistriert hat, und nun wartet eine Tasse des ments bisher nichts ändern können. heißen Muntermachers auf mich. Eine teure Prof. Dr. Andreas Timm-Giel und Prof. Dr. „Sonne“, murmele ich und wische mir den Technikspielerei, ich liebe sie trotzdem, Sibylle Schupp: Schlaf aus den Augen. Die Verdunkelung der genau wie den intelligenten Kühlschrank. Alle „Unsere Welt wird deutlich vernetzter, gerade Mikrospiegel in meinem Fenster verschwin- wichtigen Lebensmittel bestellt er selbst- die Häuser lassen sich über Sprachsteuerun- det und die warmen Farben des Sonnenauf- ständig, macht Vorschläge für eine gesunde gen bedienen und unterstützen uns im Alltag. gangs erhellen mein Zimmer. Vom fünften Ernährung und sagt mir, welche Produkte als Die dafür nötige Rechenleistung wird kein Stock des Studentenwohnheims kann ich Nächstes ablaufen. Nur für Sonderwünsche Problem sein.“ den Campus überblicken. Auf den Dächern gehe ich noch in den Biomarkt um die Ecke. der Uni-Gebäude glitzern die Photovoltaik- „Du hast nur noch 30 Minuten bis zum Be- 25 Grad und Sonnenschein, kein Seminar Anlagen in der Morgensonne. ginn der Vorlesung,“ erinnert mich die fällt aus, vormittags Mechanik, danach Mensa, Stimme des Hauscomputers, während ich nachmittags Lerngruppe und eine Online- Dr.-Ing. Dieter Blome: von der Zimmerwand die aktuellsten Nach- vorlesung in Mathematik am Abend. Die „2048 werden effektive Solarmodule, neue richten des Tages ablese. Jungs in Harvard halten einfach die span- Speichermedien und Brennstoffzellen die nendsten und lustigsten Lineare-Algebra- Stromversorgung unserer intelligenten Vorlesungen im Internet. Schnell esse ich Niedrig-Energie-Häuser regeln. Denkbar wäre mein Müsli auf und eile ins Bad. Während des Zähneputzens läuft der automatische Gesundheitscheck: Auf den Displays meiner Armbanduhr und dem Spiegel im Badezim- mer erscheinen dann die entsprechenden Daten. Es ist alles in Ordnung, mehr als eine Grippe hatte ich auch noch nicht. Aber ich nutze den Gesundheitscheck für mein abendliches Fitnesstraining, um zu wissen, wo genau ich meine Muskeln trainieren muss. Blutzucker, Laktatwerte, Körperfettan- teil, die entsprechenden Werte lese ich an Campus Das Jahr 2048 53

den Displays ab, selbst die Zahn- von Volkskrankheiten, auch damit sollen die bürste und die Toilette sind mit Kosten im Gesundheitswesen reduziert Sensoren ausgestattet, die mir werden. Mein Hauscomputer liefert mir des- die aktuellsten Daten über halb regelmäßig Hinweise zum Beispiel für spezifische Werte mei- eine gesunde Ernährung und die Prävention nes Körpers liefern. weit verbreiteter Krankheiten. Ob ich das immer gut finden soll, weiß ich nicht. Anders Prof. Dr. Wolfgang Krautschneider: als meine Eltern betrachte ich jedoch meine „Der Medizincheck durch Sensoren in der Gesundheit nicht als reine Privatsache. Ich Zahnbürste oder der Toilette hoffe, die Daten sind gut geschützt und ein- wäre sicherlich möglich. Für Stu- bruchssicher in meiner persönlichen Cloud denten dürften diese Werte gespeichert (S. 32). hauptsächlich im Bereich der kör- perlichen und geistigen Leistungsfä- Dr. Markus Venzke: higkeit interessant sein. Vielleicht „Die stärkere Vernetzung bringt auch neue kann man seine Leistungen nicht Gefahren des Missbrauchs mit sich. Für mich nur mit Sensoren überwachen, son- gibt es zwei Szenarien. Entweder ist uns die dern auch künstlich steigern. Mög- Privatsphäre egal, und auf unsere Daten kön- ausgestattet mit intelligenter Technik ihr er- licherweise durch nen Unternehmen und Institutionen zu grei- heblich den Alltag erleichtert. Wenn sie bei- Nano-Speicherkarten in unse- fen. Oder unser eigenes digitales Netzwerk ist spielsweise morgens bis zu einer gewissen rem Gehirn, auf denen wir Wis- uns heilig und ein Missbrauch der Daten wird Uhrzeit nicht aufgestanden oder in der Du- sen speichern und beliebt strafrechtlich einem realen Einbruch gleichge- sche gestürzt ist, wird automatisch eine abrufen können“. setzt.“ Nachricht an den Pflegedienst gesendet. Wie viele Rentner hat auch sie ihren eige- Wenn ich Rentner bin, wird meine Woh- nen Assistenz-Roboter, der ihr im Alltag zur nung überwacht werden. Ich finde das gut. Hand geht. Zumindest erlebe ich bei meiner Großmut- Meine Daten werden automa- ter die Vorteile: Sie ist verpflichtet, regelmä- Prof. Dr. Andreas Timm-Giel und Prof. Dr. Si- tisch an meine Krankenkasse ßig an einer Videosprechstunde ihres bylle Schupp: und den Hausarzt weitergege- Hausarztes teilzunehmen. Obwohl sie seit „Gerade für alte Menschen sind intelligente ben. Es gibt zurzeit das Projekt einem Jahr eine neue Niere hat, gezüchtet Wohnungen wichtig. So können diese länger „Gläserner Patient,“ eine Wer- aus ihren eigenen Stammzellen, lebt sie mit allein leben, weil Sensoren überlebenswichtige

bekampagne zur Vorbeugung 92 Jahren weiterhin in ihrer Wohnung, die Daten registrieren“. Daniel Hopp Zeichnung: 54 Das Jahr 2048 Campus

Als Studierender habe ich immerhin einen Prof. Dr. Carsten Gertz: Prof. Dr. Sönke Knutzen: Putz-Roboter, der meine Böden saugt und „Ich glaube nicht, dass wir völlig neue Ver- „Vorlesungen werden zunehmend ins Internet den Müll leert. Zum Glück ist heute Robo- kehrsmittel erleben werden wie „fliegende“ abwandern, und dafür wird die Vermittlung ter-Putztag, meine Wohnung hat die Reini- Autos. Ändern wird sich dagegen die Antriebs- von Kompetenzen und konkretes Anwenden gung wieder einmal dringend nötig. technik, auch dank der Ablösung des Öls des Wissens stärker in den Fokus der Hoch- Mit meinem Tablet unter dem Arm, mehr durch Elektromobilität.“ schulen rücken. Seminare werden weiterhin in braucht man als Studierender nicht, ziehe ich physischer Form stattfinden, auch wegen der die Wohnungstür hinter mir zu und mache Auf dem Weg zum Campus kämpfen gleich damit verbundenen sozialen Interaktionen mich auf den Weg zum Hauptgebäude. Dort mehrere Video-Werbeplakate um die Auf- bleiben diese sehr wichtig.“ kommen mir Studierende entgegen, die aus merksamkeit der vorbeieilenden Studenten. einem der fahrerlosen Elektro-Busse der Ein weibliches Hologramm versucht, eine Nach anstrengenden 90 Minuten mache ich Hamburger Hochbahn ausgestiegen waren. Gruppe junger Frauen anzusprechen und mich gemeinsam mit meinen Kommilitonen Die Fahrgäste haben sich längst daran ge- von einer neuen Pflegelotion zu überzeugen. auf den Weg in die Mensa. Das Essen ist wöhnt, von Automaten gesteuert durch die Ohne mich ablenken zu las- preiswert und macht satt. „Spaghetti Bolo- Stadt gefahren zu werden. sen, eile ich zu meinem Me- gnese“ steht auf dem Display über der Aus- chanik-Seminar. Wie alle gabe, ein Roboter-Arm reicht mir den Teller Lehrveranstaltungen an der TU Ham- und wünscht mir mit sympathischer Frauen- burg findet auch dieses in einer Gruppe stimme „Guten Appetit“. Zwischen den Ti- bestehend aus maximal zehn Studieren- schen rollen neuerdings Service-Roboter den statt. Dafür werden die virtuellen Vor- umher, sie räumen die Tabletts ab und fragen lesungen von bis zu 10 000 Studierenden uns nach Extrawünschen: „Guten Tag möch- aus aller Welt gleichzeitig besucht. ten Sie noch etwas trinken oder darf es ein Nachtisch sein?“ Diesen Luxus hat nicht jede Hochschule, auch vermute ich, dass es sich hier einmal wieder um einen Versuch des In- stituts für Roboter-Technik handelt, der einen neuen Prototyp testet. Gut gestärkt mache ich mich auf den Weg zur Lern- gruppe in einem der Arbeitsräume. Ein Foto von 2013 auf dem Flur erinnert an die Bi- bliothek von damals. Noch vor 35 Jahren gab es hier zehntausende an Büchern. Heute liegt der gesamte Bestand der Unibibliothek für jeden Studierenden offen in einer Cloud. Campus Das Jahr 2048 55

Allein auf meinem Tablet habe ich über 400 Prof. Dr. Sönke Knutzen: miert: Die Systeme meiner Wohntechnik Fachbücher, die meisten davon sind, zugege- „Weniger relevant wird das Merken von mög- werden wieder hochgefahren und alles ben, ungelesen, aber gespeichert. Im Grup- lichst vielen Details. Die wichtigste Kompe- ist bereit für meine Ankunft. Eine Stunde penraum begrüßt uns ein Tutor-Roboter. Mit tenz eines Experten ist es in der Zukunft, die Freizeit habe ich noch bis zum Beginn mei- ihm bereiten sich fast alle Studierenden auf richtigen Fragen zu stellen. Die Suchmaschi- ner Harvard-Onlinevorlesung – im Wohn- ihre Prüfungen vor. Das funktioniert gut, der nen werden 2048 semantisch arbeiten, das zimmer. Zuvor werde ich noch etwas essen künstliche Ersatz eines leibhaften Ingenieur- heißt, sie liefern keine Linklisten, sondern Ant- und eine halbe Stunde laufen gehen – dieses wissenschaftlers motiviert uns mit netten worten auf unsere Fragen.“ eine Mal ganz ohne Smartwatch und digitale Worten und freundlichen Gesten und stellt Brille. Die Zeit gönne ich mir täglich als digi- verdammt lehrreiche Fragen. Drei Stunden später und um einiges klüger tale Diät – bevor es zurück in die vernetzte verlasse ich den Raum und gehe nach Hause Welt geht. in meine Wohnung. Per SMS habe ich das Apartment über meine Ankunftszeit infor- Birk Grüling

Steile Thesen oder die Welt im Jahr 2048 Wie sieht das Leben in 35 Jahren aus, wenn die TU Hamburg 70 Jahre alt ist? Spektrum-Mitarbeiter Henning Büttner ging auf Googlesuche.

Die Weltmeere sind fast leer: Es gibt nur noch ein Zehntel aller heute noch vom Menschen genutzten Fisch-, Muschel- und Krustentierbestände. Der nächste gefährliche Asteroid nähert sich der Erde. Wer regiert die Welt? In den Führungsetagen der Konzerne arbeiten mehr Frauen als Männer. Mobilität wird zum Luxus: Die gestiegenen Energiepreise machen das Reisen für den Durchschnittsverdiener nahezu unmöglich. Ein Trend hält an: Jeder Amerikaner ist dick. Bedrohung aus dem Netz: Organisierte Computerkriminalität greift in den internationalen Geldmarkt ein und bildet mit der Mafia und dem illegalen Drogenhandel neue kriminelle Strukturen. Strom bei jedem Schritt: Schuhsohlen wandeln die Energie, die beim Laufen entsteht, in Strom um.

Quellen: HHH E:6C82CE6? ?F6C?36C8 56OHHH H:H@ 56OHHH K6:E 56OHHH DA:686=@?=:?6 56OHHH =6:59@=5 F?:<@6=? 56OHHH H6=E 56 56 Rückblick Campus

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4 5 3 7 8 2 10 11 Rückblende Vor 35 Jahren ist die TUHH gegründet worden. Aus diesem Anlass blicken wir noch einmal zurück. Welche Namen sind untrennbar mit den Anfängen verbunden? Wer saß in den Gremien, deren sperrige Namen jede Schlagzeile sprengten, und die es dennoch oft auf die erste Seite der Nachrichten schafften? Warum hat die TUHH keine mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät? Wer war die Unbekannte von 1928, die zufällig 1978 wieder entdeckt worden und als Blaupause für die Gründung der TUHH gilt? Antworten auf diese und weitere Fragen lesen Sie auf den folgenden Seiten.

1986 Mit der Grundsteinlegung für das Gebäude Eißendorfer Straße 40 begann offiziell der Bau der TUHH. Unser Foto zeigt For- schungsminister Dr. Heinz Riesenhuber (1), Senator Prof. Hansjörg Sinn (2), Gründungspräsident Prof. Hans Günter Danielmeyer (3) sowie Egbert Kossak, Oberbaudirektor Hamburg (4); TUHH-Professorin Erika Spiegel (5); Dr. Helmut Thamer, (6, heute Geschäftsführer der TuTech Innovation GmbH); Peter Fischer-Appelt, Präsident der Universität Hamburg (7); Hartmut Perschau, CDU-Fraktionschef (8); Gottfried Vogt, Hochschulamt (9); Martin Bickel, Technologiepark (10); Günther Glatz, Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung der TUHH (11), Arthur Ahnfeld, Harburger Bezirksleiter der Industriege- werkschaft Bau-Steine-Erden (12); TUHH-Professor Dierk Götz Feldmann (13); Rainer Ansorge, Mathematikprofessor der Universität Hamburg, bis 1978 Vorsitzender der Fächergrobstruktur-Gutachter-Kommission, heute TUHH-Ehrensenator (14); TUHH-Professor Eike Lehmann (15); TUHH-Professor Hauke Trinks, später TUHH-Präsident (16); TUHH-Professor Otto Geisler (17); TUHH-Professor Hanno Schaumburg (18); TUHH-Professsor Ivan Sekoulov (19); Dr. Hubert Braun, Hochschul- amt Hamburg (20) Jutta Werner, Harburger Anzeigen und Nachrichten (21). Kennen Sie auf dem Foto eine nicht namentlich benannte Person, dann teilen Sie dies bitte gern mit unter: 040-42878-4321 JKW Foto: Roman Jupitz/TUHH Foto: Campus Rückblick 57

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Die Baumeister der TUHH Das Brett war dick, das gebohrt werden musste, um in der Kaufmannsstadt Hamburg eine Technische Universität zu gründen. 1978 war es endlich soweit. Weil der Erfolg bekanntlich viele Väter hat, veröffentlicht das spektrum im 35. Jahr des Bestehens der TUHH die Namen jener, die in den 70er- und 80er-Jahren in den drei wichtigsten Gremien mit ihren sperrigen Namen wertvolle Aufbauarbeit leisteten.

1970 Enquete-Kommission Hamburg (Mathematik) wirkten daran mit: wissenschaftliche Mitarbeiter, Studenten und Die Enquete-Kommission zur Vorbereitung Prof. Dr. Heinz Brauer, Universität Berlin; Verwaltungsangestellte aus Hamburger der Gründung einer zweiten Hamburger Dr.-Ing. Hans-Joachim Dreyer, Fachhoch- Hochschulen und der TUHH. Auch je ein Hochschule wird einberufen. Ihre Aufgaben: schule Hamburg (Mathematik, Mechanik, Vertreter der Gewerkschaften und Handels- Erarbeitung eines inhaltlichen Konzepts; Aus- Leichtbau); Prof. Dr. Clemens Geisler, Uni- kammer Hamburg waren stimmberechtigt. arbeiten eines Fächerprogramms; Koopera- versität Hannover (Regionale Bildungspla- Namentlich waren dies von 1978 bis 1983: tionsmöglichketen mit benachbarten nung); Prof. Dr. Reinhart Lunderstädt, Prof. Dr.-Ing. Gerd Albers, TU München; Hochschulen im Hamburger Umland prü- Bundeswehrhochschule Hamburg (Maschi- Joachim Blumenthal, Fachhochschule (FH) fen; Überlegungen zur Organisationsstruk- nenbau); Prof. Dr. Oskar Mahrenholtz, TU Hamburg; Margit Bonacker, TUHH; Prof. Dr.- tur; Entwicklung eines baulichen Konzepts; Hannover (Mechanik); Prof. Dipl.-Ing. Günter Ing. Joachim Buxmann, TUHH; Berechnung der Investitionskosten sowie Mau, Fachhochschule Flensburg (Schiffstech- Werner Deest, FH Hamburg; Rolf Draheim, der laufenden Kosten. Daran gearbeitet nik); Prof. Dr. Heinrich Paschen, TU Braun- TUHH; Dr. Herbert Flohr, Handelskammer haben unter dem schweig (Baukonstruktion); Prof. Dr. Dieter Hamburg; Prof. Hartmut Frank, Hochschule Vorsitz von Prof. Dr. Hansjörg Sinn: Klaus Preßmar, Universität Hamburg (Wirtschafts- für Bildende Künste (HfbK) Hamburg; Prof. Abend, Prof. Dr. Dieter Biallas, Prof. Dr. Heinz wissenschaften); Prof. Dr. Helmut de Rudder, Dr.-Ing. Otto Geisler, TUHH; Prof. Dr.-Ing. Duddeck, Prof. Dr. Clemens Geisler, Dr. Planungskommission Gesamthochschule Bruno Giesl, FH Hamburg; Hans-Jürgen Eberhard Grabitz, Hans-Joachim Kruse, Lübeck; Dipl.-Ing. Waldemar Schuchardt, Hauschild, DGB Hamburg; Fred Heismann, Richard Langeheine (Schriftführer), Wilhelm Fachhochschule Hamburg (Elektrotechnik); TUHH; Prof. Dr. Joachim Klein, TU Braun- Rahlfs, Volker Rühe (ab 1973), Horst Prof. Dr. Hansjörg Sinn; Universität Hamburg schweig; Andreas Koppehel, TUHH; Prof. Schröder (bis Ende 1972), Dr. Wolfgang (Technische Chemie); Schriftführer Bernhard Dr.-Ing. Reinhardt Lunderstädt, Hochschule Scheel, Dr. Walter Tormin; stellvertretende Hellriegel, Behörde für Wissenschaft und der Bundeswehr (HSBw) Hamburg; Prof. Mitglieder: Dr. Wulf Damkowski, Günther Kunst. Dr.-Ing. Oskar Mahrenholtz, Uni Hannover/ Glatz, Stephan Reimers (ab 1973), Volker TUHH; Gerd von Malitz, DGB Hamburg; Rühe (bis Ende 1972). 1979 Gründungssenat Harri Meckelnburg, Uni Hamburg; Jürgen Der Gründungssenat tagte erstmals am 23. Naujoks, Uni Hamburg; Prof. Dr.-Ing. 1974 Fächergrobstruktur-Gutachter- Februar 1979. Eine der ersten Maßnahmen Ernst-Günter Palandt, Uni Hannover; Karin Kommission war die Bildung von fünf Berufungskommis- Stammerjohann, FH Hamburg; Dr. rer. nat. Die Fächergrobstruktur-Gutachter-Kommis- sionen sowie Unterabteilungen. Den Vorsitz Eberhard Stark, HSBw Hamburg; Prof. Dr. sion entwickelte die bis heute für die TUHH hatte Gründungspräsident Prof. Dr. Hans Hauke Trinks, TUHH; Prof. Dr.-Ing. Hans typische Struktur eines fächerübergreifen- Günter Danielmeyer, sein Stellvertreter war Georg Unger, TU Braunschweig; Prof. Dr. den Forschens in Forschungsschwerpunk- Prof. Dr. Rainer Ansorge. Mit Sitz und Joachim Werther, TUHH; Dr. Reinhard ten, die Eingang fand in das Errichtungs- Stimme vertreten waren Professoren aus Wienberg, TUHH; Prof. Bernhard Winking, gesetz zur Gründung der TUHH. Unter Vor- anderen Hochschulen und die ersten beru- HfbK; Kurt Wössner, TUHH. sitz von Prof. Dr. Rainer Ansorge, Universität fenen Lehrstuhlinhaber der TUHH sowie JKW/HB Campus Rückblick 59

Das war knapp Er war eine der Schlüsselfiguren in der Geschichte der TUHH. Die wenigsten aber kennen auch seinen Namen. 1 Wir erzählen seine Geschichte.

eschafft! Er kämpfte bis zuletzt – und gewann. Jubel bei den GWissenschaftlern der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät Hamburg! Geschlossen hatten sie von der ersten Stunde an hinter dem Zweiten Hamburger Bürgermeister gestanden. Als dann im Mai 1978 auf der letzten Sitzung vor den Wahlen zum Par- lament die Mehrheit der Hamburgischen Bürgerschaft seinem An- trag zustimmte, war er am Ziel seines jahrelangen politischen Kampfes für die Idee angelangt. Die Idee war erstmals, ausgerechnet 1968, als die Studenten in Hamburg und Heidelberg, Tübingen und , auf die Barrikaden gegangen waren, von Mathematikern, Physikern und Chemikern der 2 Universität Hamburg formuliert und in einem Antrag zusammen- gefasst worden. Ihre Idee, die im Übrigens 1928 zum ersten Mal von Max Brauer formuliert worden war (S. 62) sollte zehn Jahre später Geschichte machen: Die Mathematiker und Naturwissen- schaftler hatten die Gründung einer Technischen Fakultät an der Universität gefordert. Außer ihm gehörten zu den Wortführern der Experimentalphysiker Peter Stähelin, der spätere Wissenschaftsse- nator und Chemiker Hansjörg Sinn, der Experte für Fischereiwis- senschaft Kurt Lillelund und ab 1969 Rainer Ansorge, Professor der Mathematik der Universität Hamburg, heute Ehrensenator der TUHH. Ihren Beschluss trug Sinn, damals Rektor der Universität Hamburg, 1969 in den politischen Raum, ein Jahr danach wurde die 3 Enquete-Kommission ins Leben gerufen mit dem Auftrag, Vorbe- reitungen zu treffen für die Gründung einer Technischen Hoch- schule. Doch als dann 1972 das Ergebnis vorlag, war die finanzielle Situation der Stadt bereits so angespannt, dass die Idee vom Senat ad acta gelegt wurde – vorerst. 1974 wurden die Karten neu gemischt. Nach den Wahlen zur Ham- burgischen Bürgerschaft wurde ein Mathematiker zum Wissen- schaftssenator ernannt. Der FDP-Abgeordnete hatte gleich in den ersten Wochen seiner Amtszeit die Idee einer TU in Hamburg in den Koalitionsverhandlungen wieder aufleben lassen. Kurz danach 4 wurde die Fächergrobstruktur-Kommission einberufen mit dem Ziel, den Plan zu konkretisieren. Die Beratungsergebnisse fasste An- sorge, Vorsitzender der Kommission, in einem Gutachten zusam- Fotos: Roman Jupitz/TUHH Fotos: men. Damit war die Grundlage für das Errichtungsgesetzes zur Gründung der Technischen Universität Hamburg-Harburg geschaf- Bau des Gebäudes N (1) neben dem Technikum, dessen Grundsteinle- fen – unterschrieben von ihm: Dieter Biallas, Wissenschaftssenator gung 1986 (S. 56) gefeiert wurde. Der Schornstein und das dahinter- und Mitglied der FDP-Fraktion der Hamburgischen Bürgerschaft liegende Gebäude sind Teile des Krankenhauses Harburg, das hier einst stand. 1988 folgte die Grundsteinlegung (2-4) für das Gebäude K von 1974-78. Das war knapp! Denn die Wahl 1978 gewann die an der Denickestraße 15 mit Wissenschaftssenator Ingo von Münch SPD. Der Koalitionspartner FDP scheiterte an der Fünf-Prozent- (zweiter von rechts), TUHH-Präsident Heinrich Mecking und Universi- Hürde und mit ihr auch Professor Biallas, eine der Schlüsselfiguren tätspräsident Peter Fischer-Appelt (beide links im Bild) in Anwesenheit in der Geschichte der TUHH. JKW von Vertretern der Presse. 60 Rückblick Campus

Kaum gegründet – und schon wieder in Gefahr Wie nur wenige hat Prof. Dr. rer. nat. Rainer Ansorge den Aufbau der TUHH begleitet als Mathematiker der Universität Hamburg und offiziell als Vorsitzender des Gutachter-Gremiums und später als zweiter Vorsitzender des Gründungssenats der TUHH. Im spektrum-Interview beantwortet der heutige Ehrense- nator der TUHH und Emeritus der Universität Hamburg Fragen zur Geschichte der TUHH-Gründung.

Anders als andere technische Universitä- nen dieser Hochschullehrer mit Auswir- Die TUHH war außerordentlich früh in ten hat die TUHH keine mathematisch- kungen auf die Qualität ihrer Lehre. Ent- der Grundlagenforschung erfolgreich. Ab- naturwissenschaftliche Fakultät. Dies sprechende Erfahrungen in anderen gesehen von den klugen Köpfen, hat dazu obwohl die Mathematik grundlegend für Hochschulen, in denen die Grundlagenfä- auch die in Deutschland einzigartige die Ingenieurwissenschaften ist. Warum cher lediglich als Zubringerfächer für die Struktur beigetragen. Geforscht wurde sind 1978 die Mathematik, Physik und Ingenieurausbildung angeboten wurden – statt in Fakultäten fächerübergreifend in Chemie der Universität Hamburg nicht zum Beispiel an der Bergakademie Claus- Forschungsschwerpunkten zu aktuellen unter das Dach der TUHH gekommen? thal – ließen uns damals davon Abstand technischen Themen. Siedelt man Mathematiker, Physiker und nehmen, an der TUHH Hochschullehrer Zweifelsohne hat diese für universitäre Chemiker an einer Universität an, muss anzusiedeln, die keine eigenen Studenten Forschung neue Form zu diesem ersten man dort auch entsprechende Studien- haben. Die Ansiedelung entsprechender Erfolg beigetragen und selbstverständlich gänge einrichten, denn anderenfalls müssen Studiengänge hätte aber die Anzahl der für auch der Elan der Pioniere dieser ersten sich die Hochschullehrer dieser Fächer die Ingenieurausbildung verbleibenden Stu- Stunde. immer erneut nur mit Studienanfängern dienplätze (bei von der Behörde vorgege- befassen, die zudem diese Fächer nicht zu bener Gesamtzahl der Studienplätze) so In den 70er-Jahren wurden bundesweit ihrem Hauptfach gewählt haben, was häufig stark reduziert, dass es die ‚Fächergrob- neue Hochschulen gebaut. Hamburg hatte zu mangelndem Engagement dieser Studie- struktur-Kommission' für ratsamer hielt, die seinen Antrag zur Gründung einer TU als renden in diesen Fächern führt. Die Un- entsprechenden Fachbereiche der Univer- eines der letzten Länder gestellt. Geld möglichkeit, eigene Diplomanden und sität Hamburg personell so zu arrondieren, gab es, aber versehen mit dem Wunsch Doktoranden in inhaltlich anspruchsvollen dass sie im Lehrexport die Ausbildung der im Norden eine Modelluniversität zu Veranstaltungen heranzubilden und gege- Ingenieure mit übernehmen und dennoch bauen: mitten ins Wohngebiet statt auf benenfalls als Hilfskräfte, Mitwirkende und auch eigene Studierende heranbilden kön- die grüne Wiese und vor allem einer in- Gesprächspartner in Forschungsvorhaben nen. novativen Forschungsstruktur. Wie hat zu rekrutieren, führt häufig zu Frustratio- die Öffentlichkeit auf dieses Novum in

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der deutschen Hochschullandschaft rea- Die Geschichte der TUHH ist auch die folge der Gründungspräsident fanden bei giert? Geschichte eines existenziellen Kampfes der Behörde, also insbesondere bei Sena- Nach meiner Erinnerung sind uns während um Geld. In der Gründungsphase, bestand tor Sinn, Verständnis für die Bedenken. Und der Beratungen in der Fächergrobstruktur- sogar zweimal die Gefahr, dass das Rad so kam es dann doch zur baldigen Imma- Kommission, deren von mir formulierter der TU-Gründung zurückgedreht werden trikulation von Erstsemester-Studierenden. Bericht Grundlage des Errichtungsgesetzes würde, 1983 und 1988/89. Wer hat wen wurde, seitens der Behörde oder der Poli- umgestimmt? Bei den Kämpfen um die Finanzierungen tik nie wirklich Bedingungen auferlegt wor- Anfang der 80er-Jahre gab es im Senat der haben sich viele Leute verdient gemacht. den. Erst nach Gründung der TUHH erbat Universität Hamburg Bedenken besonders Ja, in der Tat. Ich erinnere zum Beispiel an die Bürgerschaft in Hearings von Zeit zu seitens der Sudentenvertreter, dass der eine Denkschrift von Dr. Justus Woydt, Zeit Berichte über den Fortgang des Auf- Aufbau der TU in Harburg den notwendi- dem damaligen Kanzler der TUHH, mit der und Ausbaus, die in der Regel von mir als gen Ausbau der Universität angesichts ge- es gelang, die Stadt Hamburg umzustim- Stellvertreter des Gründungspräsidenten burtenstarker Jahrgänge beeinträchtigen men und den Aufbau fortzusetzen. Ich erstattet wurden. Skepsis gegenüber der könnte. Diese Bedenken wurden aber vom möchte hier auch Dr. Hubert Braun vom ungewöhnlichen Struktur habe ich kaum damaligen Uni-Präsidenten Peter Fischer- Hochschulamt erwähnen, sowie Dr. Seve- verspürt, wohl aber Neugier und Interesse. Appelt nicht geteilt und führten weder in rin von der TUHH. der Behörde noch in der Politik zur Idee Damals verblüffte eine junge Bürger- einer Abkehr von der erfolgten Gründung 35 Jahre TUHH – Ihr Rat für die Zukunft? schaftsabgeordnete, eine studierte Kunst- der TUHH. Überdies hatte sich Hansjörg Ich habe als Emeritus, der nun schon seit historikerin, mit profunden Anfragen zur Sinn als Präses der Behörde für eine 17 Jahren nicht mehr in der Verantwortung TUHH, für deren Aufbau sie sich stark schnelle Immatrikulation erster Studieren- steht, den heutigen jüngeren Kolleginnen machte. der eingesetzt, um so einen Fuß in die Tür und Kollegen, die nun die Verantwortung Dr. Dorothee Stapelfeld, unsere Wissen- zu setzen und eine Aufhebung der TU- tragen, keine Ratschläge zu erteilen. Ich schaftssenatorin, war mir damals als Depu- Neugründung zu verhindern. Dabei hatte darf höchstens die Hoffnung äußern, dass tierte der Behörde für Wissenschaft und er die Idee, Studierende anzuwerben, die die Verschulung mancher Studiengänge im Forschung durch die sorgsame Vorberei- anderenorts schon ihr Diplom-Vorexamen Rahmen des Bologna-Prozesses nicht zu tung ihrer Fragestellungen sehr positiv auf- abgelegt hatten. Im Gründungssenat wider- einer zu starken Beeinträchtigung dessen gefallen. Von einer studierten Kunsthistori- sprachen wir dieser Idee, denn im Normal- führen möge, was wir früher 'akademische kerin hatte ich diese Sachkenntnis zu The- fall wechselt ein Student, der an einer Freiheit' nannten und nach meiner Erfah- men der Ingenieurwissenschaften nicht er- Hochschule das Vorexamen bestanden hat, rung für die Kreativität in Lehre und For- wartet, die in ihren Argumenten und bis zum Hauptexamen nicht mehr die Uni- schung konstitutiv ist. Fragen zum Ausdruck kam. versität. Der Gründungssenat und im Ge- JKW

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Von wegen es war einmal Sie war in Vergessenheit geraten. Erst 50 Jahre später tauchte sie plötzlich wieder auf. Ein aufmerksamer Hamburger hatte sich ihrer erinnert (S.16) und den Senat aufmerksam gemacht. „Sie argumentiert mit bestechender Aktualität,“ schrieb danach begeistert Hamburgs damaliger Wissenschaftssenator Prof. Dr. Hansjörg Sinn und ließ umgehend die 50 Jahre in Vergessenheit geratene Denkschrift „Die Technische Hochschule an der Niederelbe“ für den Gründungs- tag der TUHH nachdrucken. Geschrieben hat sie Max Brauer, damals Bürgermeister im preußischen Altona, später Erster Bürgermeister der Hansestadt Hamburg. Was hat sich seitdem verändert? Offenbar wenig, hier einige Auszüge aus Denkschrift, erhältlich in der TU-Bibliothek.

Hamburg hat kein Geld für schinenbau, Elektrotechnik, Bauingenieurwe- Zusammenarbeit mit der eine Technische Hochschule sen, Schiff- und Schiffsmaschinenbau nebst Universität Hamburg Der weitere Ausbau der Universität Ham- Luftfahrzeugbau eingerichtet werden. Die Die Verbindung zur Hamburger Universität burg stellt Hamburg noch vor große und be- Wirtschaftswissenschaften, Mathematik, Me- sollte so weit gehen, dass Professoren der deutungsvolle Aufgaben. ... Hamburg dürfte chanik, Physik und Chemie wären in einer Hamburger Universität, besonders Volks- daher für die Errichtung einer Technischen starken Abteilung für Allgemeine Wissen- wirtschaftler und Juristen, bestimmte, auf die Hochschule im erforderlichen Ausmaße schaften zusammenzuschweißen. ... Es müs- Ingenieurberufe zugeschnittene Kollegs an kaum zu haben sein. ... Es kommt ... neben ste, dringendem Bedürfnis zufolge, ein be- der neuen Hochschule lesen, während Pro- Altona keine andere Stadt in Betracht. sonderer Lehrstuhl für Patentwesen und Pa- fessoren der Hochschule an der Hamburger tentrecht geschaffen werden. ... Ferner ist den Universität über die Grundlagen der Technik Allgemeine Wissenschaften Siedlungs- und Sporteinrichtungen für Stu- und ferner speziell über die Seeverkehrs- Es müssen die wesentlichen Fakultäten Ma- denten große Aufmerksamkeit zuzuwenden. technik und das Luftfahrwesen, verständlich

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1978 neu entdeckt: Max Brauers Denkschrift von 1928. Künstlerisch gestaltete Grafiken im Art- decó-Stil zieren die Denkschrift.

für alle Fakultäten der Universitas, Vorlesun- deutschland je einen Hochschulplatz auf je ten Interesse des Binnenlandes für die Was- gen abhalten. 3900 Einwohner, in Süddeutschland einen serkante. Ferner ist bei einer Hochschule in solchen auf je 1420. ... Dies zeigt, dass im einem weltwirtschaftlichen und weltver- Nord-Süd-Gefälle Norden noch eine Technische Hochschule kehrstechnischen Zentrum mit Sicherheit Es gibt Technische Hochschulen in Berlin, gerechtfertigt wäre. ... Noch immer bleibt auf einen relativ starken Zuspruch aus dem Hannover, Aachen, Breslau sowie Braun- dann der Norden stark im Rückstand gegen Ausland zu rechnen. . . . Bei allem sorgfälti- schweig und Dresden und in Danzig mit ins- die Versorgung des Südens mit Hochschu- gem Abwägen aller Momente kann als Maß gesamt 12 500 Immatrikulierten auf 48,5 len. des Bedürfnisses für eine neue Hochschule Millionen Menschen. Südlich des Mains sind des Nordens eine Größe für mindestens es vier: München, Darmstadt, Karlsruhe, Lage, Lage, Lage 2500, besser 3000 Plätze gelten – eine Ziffer, Stuttgart mit insgesamt 9700 Immatrikulier- Außerdem ist zu berücksichtigen, dass ein die nach oben und unten noch diskutabel ten und 14 Millionen Menschen. Eine ... Ver- gewisser Zustrom aus ganz Deutschland bleibt.

hältnisbetrachtung ... ergibt also für Nord- eintreten wird, entsprechend dem bekann- doku.b.tu-harburg.de/volltexte/2008/402/ TUHH Fotos:

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Akademischer Spitzentanz – Wissenschaftlerinnen in Postdoc-Positionen Campus Wissenschaftlerinnen 65

Sie haben es in die Spitze geschafft und arbeiten im Wissenschaftsbetrieb dort, wo besonders für Frauen die Luft dünner wird. Im oberen Segment des akademischen Mittelbaus angekommen, sind Dr. Anja Carstensen und Dr. Meike Schröder. Als Forscherinnen sind die Soziologin und die Betriebswirtin auch Vertreterinnen ihrer vorgesetzten Profes- soren – und Rollenmodell für Studentinnen und Schülerinnen. spektrum stellt – in einer loser Reihenfolge seit Mai 2013 – Frauen in der Wissenschaft vor – und zu guter Letzt die Frauenfrage: „Diskriminierung auf dem Campus – Fakt oder Fiktion?“ Die Soziologin an der TU Hamburg Dr. Tanja Carstensen

r. Tanja Carstensen ist eine Vordenkerin. Als zum Ende vieler Förderprojekte in Schulen und Universitäten noch kei- Dihres Soziologie-Studiums 1998 an der Universität nen Durchbruch gegeben,“ stellt Dr. Carstensen nüchtern Hamburg das Internet immer mehr an Bedeutung gewann, fest. entschied sich die Studentin, ihre Diplomarbeit über die Mo- Als Forscherin ist es ihr wichtig, nah an der Praxis zu arbeiten, tive feministischer Internet-Gestalterinnen zu schreiben. um so direkt zur Gestaltung der Gesellschaft beizutragen. Heute ist Tanja Carstensen wissenschaftliche Mitarbeiterin in Zurzeit beschäftigt sie sich mit der Frage, wie das Internet der Arbeitsgruppe Arbeit-Gender-Technik unter Leitung von unser Arbeitsleben verändert. „Arbeit 2.0. Neue Anforde- Professor Gabriele Winker – und das Internet unverändert rungen an Beschäftigte und ihre Interessensvertretungen im ihr großes Thema. Umgang mit Social Media,“ heißt das von der Hans-Böckler- Stiftung mit 160 000 Euro geförderte Forschungsprojekt, ihr „Mitte der 90er-Jahre gab es kaum Forschungen über Frauen erstes eigenes Drittmittelprojekt. Welche neuen Qualifikatio- im Internet“, sagt die Nachwuchswissenschaftlerin. Dabei ist nen sind erforderlich im Umgang mit den Sozialen Medien? das Netz auch für feministische Bewegungen zunehmend Wie verändert sich die Kommunikation im Alltag der Be- wichtig geworden. Inzwischen ermöglichen soziale Netz- schäftigten? Haben Twitter und Facebook Einfluss auf die be- werke wie Twitter und Facebook einen schnellen Austausch trieblichen Hierarchien? Antworten auf diese Fragen ermittelt zwischen den verschiedenen feministischen Projekten und die Soziologin in Umfragen in verschiedenen Betrieben bun- Initiativen. „Diese Diskussionen im Internet gewinnen zuneh- desweit. Am Ende des zweijährigen Projekts hofft die ehe- mend an öffentlichem Einfluss“, sagt die 42-jährige Mutter malige Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung auch Personal- einer sechsjährigen Tochter. und Betriebsräten Empfehlungen geben zu können. Bereits im ersten Semester ihres Studiums hatte Tanja Cars- Auf diesem Feld der Forschung will sich Tanja Carstensen ha- tensen die Frage motiviert, welchen Einfluss das Geschlecht bilitieren. Wie damals in ihrer Doktorarbeit an der Universität auf den Alltag von Frauen und Männer ausübt. Bis heute be- Hamburg über den öffentlichen Diskurs zum Internet, ist schäftigt sie, warum es trotz Frauenbewegung und Emanzi- auch bei dieser akademischen Arbeit ihr Ziel, Mythen über pation immer noch ein Unterschied ist, ob eine Frau eine das Netz zu entzaubern. Als sich das Internet verbreitet hat, Sache macht oder ein Mann. „Die Geschlechterverhältnisse gab es anfänglich eine sehr polare Diskussion über die Aus- sind nicht naturgegeben. Trotzdem erweisen sie sich als sehr wirkungen der weltweiten Vernetzung auf die Gesellschaft. starr. Anders gesagt: Es besteht weiterhin eine Ungleichheit Hinter diesen Debatten hätten meist aber ganz andere The- zwischen den Geschlechtern.“ Für die Wissenschaftlerin men gestanden, beispielsweise die Angst vor Veränderungen Grund auf diesem interdisziplinären Gebiet weiterhin zu for- und Statusverlust. „Ich wollte den extremen Hoffnungen und schen – und zu lehren. Befürchtungen, die mit dem Internet in der Öffentlichkeit ver- In ihren Seminaren führt sie den Ingenieurstudierenden vor bunden waren, ein differenzierteres Bild entgegensetzen“, Augen, wie es historisch zu der männlichen Dominanz in der sagt die Internetforscherin. Technik gekommen ist. Obwohl Frauen heute anders als noch vor hundert Jahren studieren und in ihrem Beruf arbei- „Persönlich habe ich bisher keine Diskriminierung erlebt; die ten, sind Studentinnen an technischen Universitäten immer Zahlen über Frauen in der Wissenschaft zeigen aber deutlich, noch in der Minderheit. „In unseren Köpfen lebt noch das dass noch lange keine Gleichberechtigung erreicht ist.“

Foto: Dörthe Hagenguth Foto: Vorurteil, dass Technik Männersache ist. Deshalb hat es trotz www.tuhh.de/agentec/team/carstensen.html 66 Wissenschaftlerinnen Campus

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Risiken in der Logistik erkennen Dr. rer. pol. Meike Schröder

In ihrem Alltag macht sich Dr. Meike Schröder kaum Gedan- damaligen Hamburg School of Logistics in Hamburg an. Pa- ken über Risiken. Beruflich hingegen hat sie die Risikoanalyse rallel dazu promovierte sie an der Helmut-Schmidt-Univer- zu ihrem Thema gemacht. Die Betriebswirtin analysiert am sität in Hamburg über die Förderung der Leistungs- Institut für Logistik und Unternehmensführung Risiken in der bereitschaft in unternehmensübergreifenden Projektteams. logistischen Versorgungskette im Warenverkehr, das Supply 2009 wurde sie zur Oberingenieurin am Institut für Logistik Chain Risk Management (SCRM). und Unternehmensführung unter Leitung von Professor Wolfgang Kersten ernannt. Die nächste Stufe in der Karrie- Sie filtert Risikopotenziale in der Logistikkette heraus, ver- releiter hat die Betriebswirtin mit Schwerpunkt Logistik be- sucht diese transparent zu machen und mithilfe verschiede- reits fest im Blick: Dr. Meike Schröder will sich habilitieren. ner Methoden zu bewerten. „Als Risiko wird alles Ihr Thema: SCRM. In ihrer Studie will sie unter anderem auch verstanden, was Störungen und Unterbrechungen in dieser geeignete Maßnahmen aufzeigen für ein schnelles Reagieren, Kette hervorruft“, sagt die Oberingenieurin und formuliert wenn die oft über viele Länder sich erstreckende Lieferkette das Problem: „Viele Unternehmen haben keine Transparenz bedroht ist. Der räumliche Fokus liegt dabei auf dem mehr darüber, welche Risiken auftreten können.“ Klassischer- EU-Raum. weise liegen die Ursachen im Management, manchmal kön- nen aber auch Naturkatastrophen die Transport-Infrastruktur Parallel zur Forschungsarbeit ließ sich die Ökonomin in Ver- über einen längeren Zeitraum stark beeinträchtigen. „Unter waltungsarbeit schulen. Sie erwarb das für die Akquise und SCRM versteht man sämtliche Strategien, Maßnahmen, alles Abwicklung der komplizierten EU-Anträge für Drittmittel in Wissen, alle Prozesse sowie Technologien, die auf verschie- der Forschung unverzichtbare Wissen und den Titel einer denen Ebenen dazu geeignet sind, Risiken in der Logistik zu EU-Referentin. „Bedingt durch die Arbeit bin ich öfter im erkennen“, sagt die Nachwuchswissenschaftlerin. europäischen Ausland unterwegs“, sagt die 33-Jährige, die be- Die Würfel für ein Studium der Betriebswirtschaft (BWL) ruflich und privat außer Europa auch Mexiko, China und waren bei ihr bereits in der Schulzeit gefallen. „Mir war relativ Japan bereiste. früh bewusst, was mich interessiert“, sagt die gebürtige West- Ihren Ausgleich zur Forschung findet die Wissenschaftlerin fälin. An einem BWL-Studium reizte sie besonders die Vielfalt am Piano. Seit ihrem sechsten Lebensjahr spielt sie Klavier. Ihr der Spezialisierungsmöglichkeiten. Sie studierte an der Uni- Lieblingsstück: die Nocturnes von Frédéric Chopin. versität in Münster und legte ihren Schwerpunkt auf die vier Fachgebiete: Organisation und Personalwesen, Innovation „Der Wirtschaftsbereich Logistik ist noch immer eine Männer- und Marketing. Das universitäre Umfeld und Leben auf dem domäne. Mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Män- Campus gefielen ihr bald so gut, dass der Gedanke an eine nern und Frauen haben wir an unserem Institut jedoch sehr Karriere in der Wissenschaft sie nicht mehr los ließ und nach gute Erfahrungen gemacht“. dem Studium 2004 zielstrebig aufgenommen wurde. 2005 Sarah El Jobeili

Foto: Dörthe Hagenguth Foto: trat sie eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der www.logu.tuhh.de

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Thomas Voß (von links), Philip Teege, Torsten Bettendorf, Ayca Cangel, Bojan Pelivanoski und Jonas Matzen (nicht auf dem Bild) von „Terra Pellet“ stel- len biologischen Dünger her – aus natürlichen Abfallstoffen.

Von der Uni ins eigene Unternehmen Zum ersten Mal werden an der TU Hamburg gründungswillige Ingenieure und Ingenieurinnen ausgezeichnet. Mit dem mit 15 000 Euro dotierten Preis, gestiftet vom Hamburger Kaufmann Hans Hermann Münchmeyer, soll die Umsetzung nachhaltiger Geschäftsideen in Produkte und Dienstleistungen gefördert werden. spektrum stellt die drei Finalisten des Wettbewerbs vor.

ie besten Geschäftsideen entstehen stitut für Umwelttechnik und Energiewirt- Äckern zu verteilen. Der andere, Bettendorf, Dmanchmal nach Büroschluß. So auch schaft, forscht mit Resten aus Biogasanlagen. promoviert am Institut für Abwasserwirt- an jenem Tag, als sich nach Büroschluss Tho- Diese Gärreste sind grundsätzlich kompos- schaft und Gewässerschutz über Nährstoff- mas Voß und Torsten Bettendorf, beides tierbar, doch wegen des geringen Nährstoff- rückgewinnung aus Abwässern. Dort fällt Doktoranden der TU Hamburg, außerhalb gehalts lohnt es sich für Landwirte nicht, regelmäßig Magnesium-Ammonium-Phos- des Campus trafen. Der eine, Voss, vom In- kilometerweit zu fahren, um diese auf den phat an, eigentlich ein guter Dünger. „Doch Campus Gründerpreis 69

15 000 EURO FÜR EINE NACHHALTIGE GESCHÄFTSGRÜNDUNG

Ob in Pferdeäpfeln, dem Abfall von Biogas-Anla- Siemens AG, Region Nord und Mitglied des gen und Abwässern oder in verfahrenstechni- TUHH-Hochschulrates; Professor Jörg Müller, schen Produktionsanlagen – unternehmerische Emeritus am Institut für Mikrosystemtechnik Ideen sind vielerorts zu finden. Der am 22. Okto- der TUHH; Lars Rinne, Leiter Business Develop- ber 2013 erstmals an der TU Hamburg verge- ment der Körber AG sowie Michael Bucher, bene Gründerpreis Nachhaltigkeit soll anregen, Leiter des Competence Team Innovative Techno- aus Erfindungen neue Produkte und Dienstleis- logies der Fraunhofer Gesellschaft. Die Mitglie- tungen – und diese zu Geld zu machen. 15 000€ der dieser Jury hatten die Finalisten in den gibt es für die beste nachhaltige Geschäftsidee. zurückliegenden Monaten gecoacht. Wenn im Gestiftet wird der Preis jährlich bis 2017 von Herbst der Gründerpreis vergeben und zugleich in der Rohform ist dieser schwer zu ver- Hans Hermann Münchmeyer. Der Hamburger an der TU Hamburg das Zentrum für Innova- markten“, sagt Bettendorf. Kaufmann setzt sich seit mehr als 20 Jahren für tion und Entrepreneurship eröffnet wird, dient Abfallstoffe, die keiner will! Dies kann im Projekte ein, die ihren Fokus auf die Nachhaltig- beides dem Ziel, den Geist des Unternehmer- Zeitalter der Nachhaltigkeit nicht sein, sagten keit legen. In der Jury vertreten sind: Thomas tums und die Gründungskultur auf dem Cam- sich der Bauingenieur Bettendorf und der Matzen, Unternehmer und Honorarprofessor an pus der TU Hamburg weiter zu stärken. der TUHH; Michael Westhagemann CEO der Verfahrenstechniker Voß. Sie beschlossen, aus zwei verschiedenartigen Abfallstoffen ein neues Produkt zu entwickeln. Dies war nicht gedacht. Inzwischen stehen sie im Fi- und Bojan Pelivanoski war Teege auf der die Geburtsstunde von „Terra Pellet“, einem nale des ersten TUHH-Gründerpreis-Wett- Suche nach Geschäftsideen für ein Business- neuen Bio-Dünger, hergestellt aus Gärresten bewerbs zur Nachhaltigkeit. Denn sie hatten Plan-Seminar. Mit Terra Pellet schien diese und Phosphat, ergänzt um Kohle, hundert über ihre Dünger-Idee mit dem Studenten gefunden. „Konventionelle Düngemittel sind Prozent aus ökologisch nachhaltigen Res- Philip Teege vom Northern Institute of Tech- in der ökologischen Landwirtschaft verbo- sourcen. nology Management (NIT) der TUHH ge- ten“, sagt Teege. Terra Pellet ist eine biologi- Dass man damit Geld verdienen könnte, sprochen. Gemeinsam mit seinen sche Alternative für dieses Problem – und

daran hatten die Wissenschaftler zunächst Kommilitonen Ayca Cangel, Jonas Matzen zudem konkurrenzlos auf dem Markt. Arlt Johannes Fotos: 6670 WissenschaftlerinnenGründerpreis CampusCampus

Saskia Oldenburg entwickelt ein Verfahren, mit dessen Hilfe sich Pferdemist in seinen für Biogasanlagen wertvollen Be- standteil aufbereiten lässt. Campus Gründerpreis 71

Ihr Produkt sind geruchlose, tiefschwarze ein neues Produkt herstellen möchte. Die ten Tests. „Eigentlich hätte ich lieber meine Düngestäbchen, die kaum Wasser enthalten, Ingenieurin am Institut für Umwelttechnik Dissertation erst fertig geschrieben und einfach in der Verwendung und platzsparend und Energiewirtschaft entwickelte – finan- dann ein Start-up gegründet, denn so habe zu lagern sind. Mit Terra Pellet wäre das be- ziert über eine Crowdfunding-Aktion – eine ich zwei Baustellen“, sagt sie. Doch keiner stehende Problem der Bauern gelöst, wenn Pilotanlage, mit der sich Pferdemist aufberei- am Institut zweifelt, dass Oldenburg dies diese einmal keinen Mist als biologischen ten lässt, um in Biogasanlagen besser als bis- schaffen wird. Dünger zur Verfügung haben. Gemeinsam her weiter verwertet werden zu können. mit dem Bund für Umwelt- und Natur- Vom Wert dieser Geschäftsidee hatte sie Genauso ist die Situation bei den Finalisten schutz startete das Start-up seine erste Pro- ihre Professorin, Dr.-Ing. Kerstin Kuchta, Christopher Brandt und Philipp Ernst. Beide duktion in Nachbarschaft einer Biogasanlage. überzeugt, die inzwischen mit Kapital in das promovieren am Institut für Prozess- und Die Firma Terra Pellet wird noch einige Zeit Start-up eingestiegen ist. Geld verdienen will Anlagentechnik und arbeiten außerdem an unter dem Dach der TUHH bleiben. „Ohne Oldenburg, die seit ihrer Kindheit reitet, mit einer Geschäftsidee: Sie haben neueste Er- das Netzwerk der Universität sind wir noch dem Verkauf einer Zusatzanlage für Biogas- kenntnisse aus der Verfahrenstechnik und nicht überlebensfähig,“ sagt Bettendorf. anlagen zur Pferdemist-Aufbereitung sowie der Mathematik zusammengeführt und in mit Beratung. Die Aggregate selbst soll ein innovativen Software-Lösungen umgesetzt. Zu den Wettbewerbs-Finalisten zählt außer Maschinenhersteller in ihrem Auftrag bauen. „Früher war es entscheidend, dass die An- Terra Pellet auch die Gründungsidee von Im Technikum der TUHH laufen bereits in lage lief“, sagt Brandt, „heute spielen zusätz-

Saskia Oldenburg, die ebenfalls aus Bioabfall einer vier Meter langen Pilotanlage die ers- lich die Energiekosten eine entscheidende Arlt Johannes Fotos:

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Christopher Brandt (links) und Philipp Ernst gehen mit Soft- ware-Lösungen auf den Markt, die die Nachhaltigkeit in der Prozessindustrie auf eine neue Ebene stellen werden.

Rolle“. Wer nicht in energiesparende Maß- für die Nachhaltigkeit in der Industrie. Zu- chen. „Unsere Kunden müssen wir nicht su- nahmen im Anlagenbau investiere, zahle spä- nächst war gedacht, Dienstleistungen auf chen. Seit Bekanntwerden unserer Software- ter mit erhöhten Produktionskosten die Basis der Software-Lösungen anzubieten, in- Lösungen kommen sie zu uns“, sagt Ernst. Rechnung. Doch ab wann amortisiert sich zwischen denken sie einen Schritt weiter Die Firmengründung wird im Herbst außer- welche Art von Energiesparmaßnahme in und überlegen, Lizenzen für die Software zu halb des Campus’ erfolgen, wobei der Kon- Produktionsanlagen? Mit zwei Software-Lö- verkaufen. Mit den Algorithmen des takt zur TU Hamburg weiter gepflegt wird. sungen können die angehenden Jungunter- „Adv:ProcessOptimizer“ kann die Auslegung „Diese Kontakte sind sehr wertvoll“, sagen nehmer Konzepte für verfahrenstechnische ganzer Anlagen automatisiert werden, wäh- Brandt und Ernst und wissen in Professor Produktionsanlagen liefern, die hinsichtlich rend „SyntHEX“ auf Wärmerückgewinnung Georg Fieg einen erfahrenen Branchenken- der Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz fokussiert. Anlagen in der Art, wie sie die ner und Förderer ihrer Gründungsidee hin- das Optimum herausholen. Auf diesem beiden Gründer im Auge haben, kosten 50 ter sich zu haben. Wege wollen sie nichts weniger als die Millionen Euro aufwärts. Dr. Jakob Vicari Nachhaltigkeit in der Prozessindustrie auf In einem Pilotprojekt, einer Raffinerie, gelang eine neue Ebene stellen. „Blue Process“ es ihnen, Energieeinsparungen zu erzielen, www.terrapellet.de heißt ihre Firma, denn die Farbe Blau steht die 17 000 Tonnen CO2 pro Jahr entspre- www.sciencestarter.de/pfen Campus Gründerpreis 73

DIE FINALISTEN DES GRÜNDERPREIS-WETTBEWERBS IM URTEIL DER JURY

Blue Process andere Nahrungsmittel substituieren. Was könnte besser in den Kontext Beim Geschäftskonzept des Blue Process Teams gefällt uns das immense der Energiewende passen? Das Team besteht aus selbstbewussten Grün- Potenzial für die Einsparung von Energie in industriellen Prozessen. Die derinnen und verfügt über ausreichende Erfahrungen in der Technologie Teammitglieder haben ihre Expertise in eine Software und Dienstleistung und im Markt. Ein in allen Teilen durchdachter Businessplan rundet die übersetzt, mit der industrielle Verfahren hinsichtlich der Energiesparpoten- Bewerbung für den TUHH Gründerpreis ab. Das Team und die Geschäfts- ziale analysiert und umgestaltet werden können. Pilotprojekte zeigen, dass idee haben uns überzeugt die avisierten Effekte tatsächlich erzielt werden können. Die Dienstleis- tung hilft, eine der zentralen Herausforderungen energieintensiver Indus- Terra Pellet trien zu meistern. Das kompetente Team hat ein sinnvolles Produkt- und Das Team von Terra Pellet hat durch den NIT-Entrepreneurship -Track zu- Dienstleistungspaket entwickelt, das in der Prozessindustrie noch für Fu- sammengefunden. Das Team ist der beste Beweis dafür, dass die Förde- rore sorgen wird. Aus diesem Grund gehört auch das Blue Process-Team rung einer Unternehmerkultur am NIT und der TUHH saftige Früchte zu den absoluten Favoriten. tragen kann. Die Geschäftsidee des Terra Pellet-Teams besteht im Verkauf eines organischen Düngers, der gleichzeitig dem Auslaugen der Böden Aufbereitungsaggregat entgegenwirkt. Seine Herstellung basiert weitestgehend aus Reststoffen Saskia Oldenburg hat mit Ihrem Team eine überzeugende Lösung zur wie beispielsweise den Gärresten aus Biogasanlagen. Insbesondere der Aufbereitung von Pferdemist zu einem Energieträger eingereicht. Der bis- äußerst wertvolle Beitrag für eine nachhaltige Landwirtschaft, das schlüs- her kaum sinnvoll genutzte Pferdemist soll mit Hilfe des Aggregats als sige Gesamtkonzept und der fundierte Businessplan machen das Terra Substrat für Biogasanlagen zum Einsatz kommen und damit Mais und Pellets Team aus unserer Sicht zu einem unumstrittenen Finalisten. Fotos: Johannes Arlt Johannes Fotos:

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Jungheinrich Aktiengesellschaft Personalabteilung · Sebastian Müller 74 Nacht des Wissens Campus

5. Nacht des Wissens an der TUHH – Vorträge und

Audimax I Raum 0.01/0.02 Raum 0.08 Ditze Hörsaal

17.00 Uhr Ab 17 Uhr: Spannende Präsentationen aus der Welt der Wissenschaft +++ Für kleine Gäste öffnet das CampusNest +++ Speis' und Trank'

17.15 Kinder- Ingenieurtechnik in der Finden, Zitieren, Kombinieren – Zählen, Zahlen, Zauberei forscher an regenerativen Medizin – Nachdenkliche Erkundungen in Prof. Wolfgang Mackens 17.30 der TUHH Erwartungen und Realität der digitalen Bibliothek von Prof.Liese Dr. Ralf Pörtner Babel 17.45 Thomas Hapke 18.00 Uhr Das ver- Die Ölkatastrophe ins Labor Kochendes Wasser im Meer Crash-Tests in der Schiffs- und rückte geholt? Wo bleibt das Öl nach Prof. Moustafa Abdel-Maksoud Meerestechnik 18.15 Chemie- der Umweltkatastrophe? Prof. Eike Lehmann Labor Dipl.-Ing. Katrin Laqua 18.30 Magic Andy

18.45 Über Sixpacks, Klumpen und Kann ein Computer rechnen? Gefüllter Truthahn, Frühchen Wurstkatastrophen Prof. Sabine Le Borne und Dreggiburger 19.00 Uhr Prof. Marko Lindner Prof. Wolfgang Mackens

19.15

19.30 Legionellen in der Trinkwasser- Die Ölkatastrophe ins Labor Robotic- Energie bunkern Prof. Gerhard Schmitz Hausinstallation geholt? Wo bleibt das Öl nach 19.45 Show Dipl.-Biologe Thomas Meier, der Umweltkatastrophe? Wie sehen Dr. A. Höckendorf Dipl.-Ing. Katrin Laqua 20.00 Uhr Roboter unsere 20.15 Welt? Vom Hörgerät zur Waschma- Über Sixpacks, Klumpen und Was macht hartes Wasser hart? schine – Herausforderungen in Wurstkatastrophen Dr.-Ing. habil Klaus Johannsen 20.30 der Technischen Akustik Prof. Marko Lindner Prof. Otto von Estorff 20.45

21.00 Uhr Da stimmt Biokraftstoffe für eine nachhalti- Aktuatoren – die Muskeln des Crash-Tests in der Schiffs- und gere Mobilität – Option oder Flugzeugs Meerestechnik 21.15 die Chemie Desaster? Dipl.Ing. Dennis Doberstein Prof. Eike Lehmann Magic Andy Prof. Martin Kaltschmitt 21.30

21.45 Donnerwetter – Blitzschutz Trinkwasserfilter im Haushalt - Neuere Untersuchungen von Luftfahrtzeugen für einen Prinzipien und Einsatzbereiche zum Sinkvorgang der 22.00 Uhr sicheren Flug Prof. Mathias Ernst Costa Concordia Prof. Frank Gronwald Prof. Stefan Krüger 22.15

22.30 Musik Alles Zufall?! Kochendes Wasser im Meer zum Dr. Christian Seifert Prof. Moustafa Abdel-Maksoud 22.45 Ausklang 23.00 Uhr Campus Nacht des Wissens 75

Events am 2. November von 17-23 Uhr

Audimax II A 0.13 A 1.15 A 0.19

auf dem Campus +++ Spannende Präsentationen aus der Welt der Wissenschaft +++ Für kleine Gäste öffnet das CampusNest +++ Speis' und Trank' auf dem

Donnerwetter – Blitzschutz von Legionellen in der Trinkwasser- Entwicklungszusammenarbeit Luftfahrtzeugen für einen siche- Hausinstallation hautnah ren Flug Dipl.-Biologe Thomas Meier, Ingenieure ohne Grenzen Prof. Frank Gronwald Dr. A. Höckendorf

Biokraftstoffe für eine nachhalti- Aktuatoren – die Muskeln des Literatur und Quantenphysik gere Mobilität – Option oder Flugzeugs oder: Was die Welt im Desaster? Dipl.-Ing. Dennis Doberstein Innersten zusammenhält. Prof. Martin Kaltschmitt Timo Lüth

Trinkwasserfilter im Haushalt – Was macht hartes Wasser hart? Entwicklungszusammenarbeit Die Zukunft des Fliegens? Prinzipien und Einsatzbereiche Dr.-Ing. habil Klaus Johannsen hautnah – Starten und landen ohne Prof. Mathias Ernst Ingenieure ohne Grenzen Fahrwerk Dipl.-Ing. Jan H. Binnebesel

Neuere Untersuchungen Hell Yeah It's Rocket Science – Alles Zufall?! Medizinische Implantate mit zum Sinkvorgang der Mondfahrzeuge an der TUHH Dr. Christian Seifert Nanoelektrik Costa Concordia Dipl.-Ing. Karsten Becker Wolfgang Krautschneider Prof. Stefan Krüger

Ingenieurtechnik in der regene- Kann ein Computer rechnen? Von Mist zu Gold rativen Medizin – Erwartungen Prof. Sabine Le Borne Dipl.-Ing. Saskia Oldenburg und Realität Dr. Ralf Pörtner

Energie bunkern Finden, Zitieren, Kombinieren – Hell Yeah It's Rocket Science – Medizinische Implantate mit Prof. Gerhard Schmitz Nachdenkliche Erkundungen in Mondfahrzeuge an der TUHH Nanoelektrik der digitalen Bibliothek von Dipl.-Ing. Karsten Becker Wolfgang Krautschneider Babel Thomas Hapke

Vom Hörgerät zur Wasch- Kurz, kürzer ... Mathematik Literatur und Quantenphysik maschine – Herausforderungen Prof. Wolfgang Mackens oder: Was die Welt im in der Technischen Akustik Innersten zusammenhält. Prof. Otto von Estorff Timo Lüth

Von Mist zu Gold Die Zukunft des Fliegens? Dipl.-Ing. Saskia Oldenburg – Starten und landen ohne Fahrwerk Dipl.-Ing. Jan H. Binnebesel Foto: fotolia Foto: 76 CampusNest Campus

Mateo im Glück Mateo geht es bestens! Sein Papa studiert an der TU Hamburg, die alle Kriterien einer familiengerechten Hochschule erfüllt. Wenn Sallisou Kadiri eine Vorlesung hört und Mateos Mutter beruflich unterwegs ist, kümmert sich auf dem Campus eine erfahrene pädagogische Fach- kraft um den Nachwuchs des Elektrotechnikstudenten. Für den angehenden Ingenieur, der als 14-Jähriger aus Togo nach Hamburg gekom- men war, ist dieses Angebot des Studierendenwerks und der TU Hamburg ein besonders wertvoller Mosaikstein in der Betreuung seines Nachwuchses. Vier Plätze sind zurzeit noch frei in dieser flexiblen Tagespflege für Kinder von acht Wochen bis zu 7 Jahren. Eltern können das CampusNest, untergebracht in zwei kindgerecht gestalteten Räumen im Hauptgebäude, zum Beispiel in Ergänzung zur Kita nutzen. Auch kurzfristig, wenn einmal alle anderen für die Betreuung eingeplanten Personen nicht zur Verfügung stehen, ist auf das CampusNest Verlass. Der einjährige Mateo ist an drei Tagen in der Woche auf dem Campus. Hinweis: Die Anmeldung zu dieser Betreuung zum Studen- tentarif sollte mindestens einen Tag vorher erfolgen. Ausdrücklich willkommen sind auch Kinder von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der TUHH. Weitere Informationen: Astrid Kroschke unter [email protected], 040-42878-4214. Foto: Dörthe Hagenguth Foto: Campus Ausgezeichnet 77 Ausgezeichnet Dr. -Ing.Sergiy Antonyuk vom Institut für Feststoffverfahrens- Thilo Sander, Sven Rasche, Svenja Otto, Aleksej technik und Partikeltechnologie ist mit dem Friedrich-Löffler- Oboskalov, Josef Koord, Hendrik Heinemann, Carsten Preis für seine Leistungen zum Adhäsions-, Deformations- und Bode und Henrik Asmuth für ihre Leistungen in der konstruk- Bruchverfahren von Agglomeraten – in der Lebensmitteltechnolo- tiven Grundausbildung. gie und Pharmaindustrie – ausgezeichnet worden. Der Nachwuchs- wissenschaftler erhielt den mit 3 000 Euro dotierten Preis am 23. Für seine Verdienste beim Aufbau des bulgarischen Wissenschafts- April beim internationalen Kongress für Partikeltechnologie von systems ist Professor Frerich Keil in Sofia die hochrangigste der VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik und Partikeltechnologie in Auszeichnung für Verdienste um Wissenschaft, Kultur und Bildung Nürnberg. Bulgariens, der Orden der Heiligen Kyrill und Methodius, Anfang Juni von Staatspräsident Rossen Plewneliew in Anwesenheit Dr. Nicole Richter ist Trägerin des renommierten Wolfgang- zahlreicher Regierungsvertreter beider Länder verliehen worden. Ritter-Preises. Die mit 10 000 Euro verbundene Auszeichnung Der Hamburger Wissenschaftler und Leiter des Instituts für Che- erhielt die Nachwuchswissenschaftlerin am Institut für Personal- mische Reaktionstechnik pflegt seit mehr als 20 Jahren mit der Uni- wirtschaft und Arbeitsorganisation für ihre an der Universität Ham- versität für Chemische Technologie und Metallurgie in Sofia eine burg verfasste Doktorarbeit über die Auswirkungen der enge Zusammenarbeit. Keil konzipierte unter anderem einen Internationalisierung von Unternehmen auf deren wirtschaftlichen deutschsprachigen Studiengang für diese bulgarische Hochschule, Erfolg. Die Ökonomin nahm den Preis in einer Festveranstaltung an der er auch lehrte. am 25. April im Bremer Rathaus entgegen. Für ihre erfolgreiche Teilnahme am Leichtbau-Förderwettbewerb André Gooßen und Eugen Solowjow sind von der Nordme- des Instituts für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik er- tall-Stiftung ausgezeichnet worden. Gooßen vom Institut für Bild- hielten Marco Hinrichs, Philipp Klages, Hauke Meeuw und verarbeitung wurde für seine Dissertation über die Verarbeitung Henrik Werner Ende Juni den Förderpreis der Ferchau En- und Auswertung von Röntgenbildern mit 3 500 Euro geehrt. So- gineering GmbH und jeweils 375 Euro. lowjow erhielt ein Preisgeld von 2 500 Euro für seine Diplomarbeit am Institut für Mechanik und Meerestechnik über ein mathemati- Prof. Dr.-Ing. Michael Schlüter ist am 3. Juli mit dem Ham- sches Verfahren zur Lokalisierung von Schadstoffquellen. Die Preise burger Lehrpreis ausgezeichnet worden. Der Leiter des Instituts wurden am 5. Juni bei der Festveranstaltung zum 35-jährigen Jubi- für Mehrphasenströmungen erhielt den auf 10.000 Euro dotierten läum der TU Hamburg verliehen. Preis für den Einsatz innovativer Methoden in seinen Lehrveran- staltungen. Der promovierte Verfahrenstechniker benutzt zum Bei- Die Studenten des Studiengangs Bauingenieurwesen und Umwelt- spiel das so genannte Klicker-System, bei dem Studierende ihre technik Constantin Möller und Christopher Wenz haben Antworten zu Multiple-Choice-Fragen in ein portables Gerät ein- von der Stiftung der Bauindustrie Hamburg für ihre mit geben und binnen Minuten an der Tafel die Ergebnisse ihrer Ab- „sehr gut“ benoteten Diplomarbeiten jeweils 1 500 Euro erhalten. stimmung erhalten. Möller befasste sich mit der Problematik der Rückgewinnung von Phosphor bei der hydrothermalen Karbonisierung von Klär- Träger des mit insgesamt 10 000 Euro dotierten Karl H. Ditzes- schlamm. Das Thema von Wenz lautete: „Numerische Untersu- Preises 2013 sind: Jakob Hilgert, Steffen Gerrit Mersch, chungen zur ramminduzierten Schallausbrei- tung in Wasser und Matthias Soppert Anna Mempel, Hannes Hatecke, Jakob Boden". Mit dem Preis der Bauindustrie wurden außerdem Nina Hilgert sowie die Mitglieder der RuderING AG und außer- Knoefel und Christian Kock ausgezeichnet, die für ihr mit Best- dem Dirk Göttsche, Hauke Nüstedt und Christian noten abgeschlossenes Bachelor-Studium jeweils 1 000 Euro beim Schnabel. 2000 Euro erhielt am 11. Juli im Ditze Hörsaal Hilgert zehnten Hamburger Bautag am 12. Juni erhielten. für seine Dissertation über Werkzeuge und Prozessstrategien zur zuverlässigen Erzeugung von Schweißverbindungen in der Luft- und Für ihre Klausurleistungen und Konstruktionszeichnungen im Raumfahrt. Jeweils 1 500 Euro bekamen Mempel für ihre Master- Grundstudium sind 17 Maschinenbau-Studierende mit dem mit ins- Arbeit über abstrakte Muskelmodelle und Hatecke für seine Di- gesamt knapp 10 000 Euro dotierten Preis der Dr. Friedrich plomarbeit, die sich mit den Stabilitätsvorschriften von Jungheinrich-Stiftung am 24. Juni an der TUHH ausgezeichnet Marineschiffen beschäftigte. 1000 Euro gingen an Mersch für seine worden. Der Einzelpreis in Höhe von 1 200 Euro ging an Simon Bachelor-Arbeit über spezielle, sehr breitbandige Radarsignale, und Schröter. Außerdem bekamen Schröter sowie Moritz die gleiche Summe an Soppert, der sich mit der Frage befasste, wie Hemmann, Jonas Schneemaier, Tim Schlotfeldt, Daniel Schäden an Windkraftanlagen erkannt und angezeigt werden kön- Schreiber und Alexander Wiedfeld jeweils 400 Euro für ihre nen. Den traditionellen Preis für das „innovative studentische Pro- Beiträge zur Teamarbeit über die Entwicklung eines Konzepts für jekt“ in Höhe von 3 000 Euro teilen sich die RuderING AG des den Vorschub eines Gabelstaplers. Jeweils 500 Euro erhielten AStA mit Göttsche, Nüstedt und Schnabel, die mit ihrer Medien- Gerrit Weiser, Christian Frederik Schulz, Tim Schröder, technik studentische Projekte unterstützen. 78 Dissertationen Campus

Dissertationen 2013 Januar bis Juli

Karsten Kuhlmann (Prof. Jacob) Jörn Scheller (Prof. Starossek) Jingying Bi (Prof. Rohling) Hochintegrierte aktive Sendeantenne für Power-efficient active structural vibration Mismatched Filter Design for Radar den Millimeterbereich control by twin rotor dampers Systems

Niclas Störmer (Prof. Herstatt) Christian Bonatto Minella Loay Alkafafi (Prof. Hoffmann) Exogenous versus Endogenous Gover- (Prof. Hapke) Time and Frequency Optimal Motion nance of Open Collaborative Innovation Effect of transition metal fluorides on the control of CNC Machine Tools Communities: An Experimental sorption properties of the CA(BH4) Investigation +MgH2 composite system Florian Tobias Saupe (Prof. Werner) Linear Parameter Varying Control Design Amin Chabchoub (Prof. Hoffmann) David Dietz (Prof. Zeng) for Industrial Manipulators An Experimental Study on Breathers in Untersuchungen definierter Mischkulturen Water Waves zur Entwicklung von Bioproduktions- José Luis Garcia Ojeda (Prof. R. Müller) prozessen Oxidation of long-chain n-alkanes by Rajnish Tiwari (Prof. Herstatt) mutants of a thermophilic alkane-degra- Emergence of lead markets in developing Kay Möller (Prof. Wichmann) ding bacterium: Thermus sp. ATN1 economies: An examination on the Basis Anpassung von Kennzahlensystemen für of ´small car’ segment in India´s gezielte Vergleiche in der Wasserver- Benedikt Paschke (Prof. Kather) automobile industry sorgung Korrosiver Einfluss von Begleitstoffen im abgetrennten CO2 aus Kraftwerksprozes- Jörg Spreckels (Prof. Weltin) Henning Ritter (Prof. Rohling) sen auf Pipeline- und Verdichterwerkstoffe Ein Beitrag zur Berücksichtigung von Alte- Fußgängererkennung und Situationsanalyse rungs- und Umwelteinflüssen bei der Le- mit 24 GHz Radarsensoren Andrea Raphaela Engert bensdauerprüfung von Elastomerbauteilen (Prof. G. Schneider) Bernd-Christian Renner (Prof. Turau) Experimental studies on crack growth in Miroslav Anastassov Kotzev Sustained Operation of Sensor Nodes ferroelectric ceramics (Prof. Schuster) with Energy Harvesters and Super- Probing and Fixturing Techniques for capacitors Katja Wöckner-Kluwe Wideband Multiport Measurements in (Prof. Abdel-Maksoud) Digital Packaging Frank Klingert (Prof. M. Meyer) Evaluation of the unsteady propeller Corporate prediction markets: performance behind ships in waves Hüseyin Özcoban (Prof. G. Schneider) A multi-agent simulation based on Hochpräzise R-Kurven und schnelle laboratory experiments Anne Schönewald (Prof. von Estorff) v-K1-Kurven-Messung an Keramiken Zur Effizienz gitterfreier Methoden für die mittels einer steifen, computergeregelten Jan Biermann (Prof. von Estorff) Simulation zweiphasiger, poröser Medien Biegeapparatur Effiziente Berechnung von Reifen- Rollgeräuschen Di Tie (Prof. Kainer) Daniel Dumke (Prof. Kersten) Antibacterial Mg-Ag Biodegradable Alloys Strategische Ansätze zur Risikoreduktion Hendrik Dankowski (Prof. Krüger) im Supply-Chain-Netzwerkdesign A Fast and Explicit Method for Simulating Sebastian Brockhaus (Prof. Kersten) Flooding and Sinkage Scenarios of Ships Analyzing the Effect of Sustainability on Jeldrik Moritz (Prof. Wichmann) Supply Chain Relationships Effect of Retrograde Microbial Contamina- Martin Withalm (Prof. Hoffmann) tion on Mobile Drinking Water Systems Untersuchungen zu dreidimensionalen Jost Müller (Prof. Brinkmeyer) Strömungsgrenzschichten am Beispiel der Charakterisierung integriert-optischer Christian Raksch (Prof. Thielecke) Ekman-Schicht Silizium-Wellenleiter Eine Methode zur optimalen Redundanzal- lokation im Vorentwurf fehlertoleranter Christina Buck (Prof. Fieg) Monika Donner (Prof. W. Schneider) Flugzeugsysteme Entwicklung und experimentelle Validie- Mittelfristige morphodynamische Entwick- rung von Prozessführungskonzepten für lungen tidaler Marschgewässer Trennwandkolonnen

Sabrina Yvonne Jauch (Prof. Morlock) Mikrobewegungen von Konusverbindun- gen modularer Hüftendoprothesen Campus Dissertationen 79

Anneliese Rehmer (Prof. Morlock) Eva Dorothea Falke Insa Mareen Wente (Prof. Kersten) Fügung modularer Verbindungen in der (Prof. W. Schneider) Supply Chain Risikomanagement – Umset- Orthopädie – Der Einfluss von Design-, Numerische Modellierbarkeit hydrodyna- zung, Ausrichtung und Produktpriorisierung Patienten- und Implantationsparametern mischer und morphodynamischer Prozesse im Watt Svenja Riekeberg (Prof. J. Müller) Krasimira Bozhidarova Koleva Flexible Dehnungsmessstreifen auf Basis (Prof. J. Müller) Ova Candra Dewi (PD Dr. Körner) von vertikal ausgerichteten Kohlenstoff- Integriert optischer Schalter mit elektro- Decision Support Model for Waste nanoröhrchen statischem Antrieb Management towards Low Carbon- and Eco-Region Thomas Zill (Prof. Gollnick) Sebastian Gellert (Prof. Kather) Model hierarchy exploitation for efficient Thermochemische Herstellung von Was- multidisciplinary design optimization in a serstoff aus Biomasse unter besonderer Arif Kuyumcu (Prof. Lödding) distributed aircraft design environment Berücksichtigung der Rohgasreformierung Modellierung der Termintreue in der Pro- duktion Mekonnen Tesfay Tesfu Patrick Prühs (Prof. Liese) (Prof. Schlattmann) Enzymatische, asymmetrische Nele Isabelle Königsfeld Systematic Development of a Real-time C-C-Bindungsverknüpfung mittels Keto- (Prof. Antranikian) Motion Control System for a Coupled säuredecarboxylase zur Synthese Cloning, expression and characterization Parallel Kinematics Robot relevanter Intermediate of novel thermostable plant cell wall degrading systems Miriam Barnat (Prof. Malsch) Florian König (Prof. J. Müller) Steuerungsstil. Eine Untersuchung von Entwicklung eines paramagnetischen Sauer- Jan-Robert Simons (Prof. Liese) Steuerungsprozessen aus kommunikations- stoffsensors in Mikrosystemtechnik auf der Surface interaction of glucose-6-phoshate und netzwerkorientierter Perspektive am Basis von Magnetfeld-Sensoren dehydrogenase: Reversible and site-specific Beispiel der Wikipedia immobilization

Dalibor Jerini (Prof. Eggers) Theoretische und experimentelle Unter- suchungen zur partiellen Kondensation von Triethylenglykol in einer Ferngasleitung

Tobias Dyballa (Prof. ter Haseborg) EMV der Funkkommunikation in einer Flugzeugkabine

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Über Beobachter der Beobachter, Freiheit und Sicherheit

Die Enthüllungen des US-Amerikaners Edward Snowden über die Abhörmaßnah- men der amerikanischen und britischen Geheimdienste haben Politik und Öffentlich- keit in Deutschland irritiert. Was bedeuten sie medientheoretisch? Gibt es einen anthropologischen Hintersinn? Diese und weitere Fragen rund um die Sicherheit im Datenverkehr beantwortet Jochen Hörisch, Professor für Neuere deutsche Literatur und Medienanalyse an der Universität Mannheim.

Die Welt ist voller Beobachter: Sie wird von „Symmetrisierung“ und „Paradoxierung“ Eindeutig ja! Unser Leben beginnt mit amerikanischen und britischen Geheimdiens- von Beobachtungsverhältnissen. einem Schrei nach Aufmerksamkeit. Nicht ten überwacht, die wiederum von anderen Jeder Beobachter hat einen „blinden Fleck“. beachtet und beobachtet zu werden, zählt Geheimdiensten beobachtet werden, sie wird Können Sie einen solchen benennen? zum Schlimmsten, was Neugeborenen und von „Whistleblowern“ entlarvt, von der Der ist leicht zu benennen, und dennoch Heranwachsenden zustoßen kann. Auch Presse beobachtet, die wiederum wir beob- streift diese Benennung ein Tabu. Sie ver- für Erwachsene gilt: Es gibt nur eines, was achten. Was geschieht da? letzt nämlich. Denn es gibt nur drei Mög- schlimmer ist, als systematisch beobachtet Etwas Eigentümliches, gewissermaßen die lichkeiten. Die erste: Diejenigen, die sich zu werden – systematisch nicht beobach- mediale Säkularisierung eines theologi- jetzt empört zeigen, waren nicht die hells- tet zu werden, uninteressant zu sein. Es schen Modells. Der monotheistische Gott ten, aufmerksamsten, kritischsten Köpfe. Ich adelt ungemein, wenn sich ein Geheim- wurde traditionell als Letztbeobachter akzeptiere den Vorwurf, arrogant zu sein, dienst für das interessiert, was man treibt. konzipiert, er sieht alles („wie unfein“, be- wenn ich sage: mich haben die Enthüllun- Ich fürchte, mit der Kränkung leben zu merkte Nietzsche), lässt sich selbst aber gen der letzten Zeit nicht verblüfft, wohl müssen, dass meine Arbeiten für den NSA nur bedingt in die Karten schauen. Theolo- aber die allgemeine Verblüffung darüber. uninteressant sind. Aber ernsthaft: Es beru- gen beobachten jedoch seit jeher den Zweite Möglichkeit: Viele unter denen, die higt natürlich viele, fast alle, auch diejeni- Letztbeobachter Gott; sind also die eigent- jetzt als uninformierte und verblüffte gen, die das nicht so sagen, wenn wir lich unfrommen bis satanisch-hybriden Nicht-Durchblicker dastehen, die genau wissen, dass der US-Geheimdienst etwa Frevler? Sie zeigen (paradox = religionskri- diese ihre Negativqualität unbeobachtet die Sauerland-Gruppe identifiziert und den tisch), dass es keinen finalen, seinerseits und unkommentiert lassen wollen und die deutschen Behörden entsprechende Hin- nicht beobachtbaren Letztbeobachter gibt. nun ihre Kränkung durch Empörung kom- weise gegeben hat. Und es empört zu Geheimdienste beobachten alles und müs- pensieren, blickten doch durch und mach- Recht, wenn die deutschen Behörden die sen damit rechnen, dass sie ihrerseits be- ten sich keine Illusionen, haben aber NSU-Terroristen nicht auf dem Schirm sonders aufmerksam beobachtet werden stillgehalten, nicht recherchiert oder ihrer- hatten. Ich wäre nicht verblüfft, wenn he- (sei es von anderen Geheimdiensten, Film- seits nichts gesagt – auch keine gute Op- rauskäme, dass nicht der Verfassungsschutz regisseuren, Romane schreibenden Ex-Ge- tion. Was ist die dritte Möglichkeit? Der einen V-Mann beim NSU, sondern der heimdienstlern, kritischen Journalisten etc.). blinde Fleck in meiner Beobachtung! NSU einen V-Mann beim Verfassungsschutz Diese Entwicklung folgt einem medienhis- Ist es nicht beruhigend zu wissen, wenn je- hatte. Und ich freue mich, dass Telefonate torischen Großtrend, von dem Dürren- mand darauf achtet, dass – kindlich gespro- und Mails von Bankstern wie Notheiß und matts Roman „Der Auftrag oder Vom chen – uns „nichts Böses geschieht“? Wollen Drumm abgefangen und publik gemacht Beobachten des Beobachters der Beob- wir also geradezu beobachtet werden, um wurden.

Foto: e Foto: achter“ erzählt hat: der zunehmenden Aufmerksamkeit und Sicherheit zu erlangen? Geht es so weit, dass wir unsere Überwacher, Campus Gastinterview 81

den „Großen Bruder“, am Ende noch lieben Heiliger, einer, der seine Sphäre (er war ja Warum empören sich so wenige Bürger? lernen? NSA-Mitarbeiter!) gewechselt hat, kurzum: Möglicherweise sind sie klüger als die Em- Das ist eine Frage der Psychodisposition. ein Konvertit und interessant wie alle Kon- pörungsmedien. Sie wissen oder ahnen Viele, wohl allzu viele missverstehen ihr vertiten. Aber er kommt aus seiner Her- doch zumindest, dass die moralische Dis- Geborgenheitsbedürfnis und wollen im kunftssphäre nicht recht heraus: Die tinktion „gut-böse“ analytisch nicht sehr Gefühl leben, geschützt zu sein. Sie ver- chinesischen, russischen und ecuadoriani- produktiv, also keine „gute“ Unterschei- trauen etwa darauf, dass Gott bei ihnen ist schen Geheimdienste, die, darüber machen dung ist. Alle, die Geheimdienste wie ihre alle Tage bis an der Welt Ende – Gott als wir uns keine Illusionen, auch gerne so fit Kritiker, wollen ja nur das Gute – gar unser Idealfigur des liebevollen Überwachers. wären wie der US- und UK-Geheimdienst, Bestes (sie bekommen das auch häufig). Der Priester oder der Leiter der Oden- dürften sich nun sehr für sein Wissen inte- Und genau das ist das Problem. waldschule kann dann dieses Geborgen- ressieren. Und Snowden wird alle Parado- Was bleibt für den Einzelnen? heitsbedürfnis missbrauchen – genau in xien der Geheimdienstwelt durchleiden, Sehr konkret: Man muss bei Facebook dem Maße, in dem wir die Einsicht ver- also einen Passionsweg beschreiten. nicht mitmachen. Für Studierende heißt drängen, dass Misstrauen eine Produktiv- Müssen wir zwangsläufig auf Freiheit ver- das: Medien-Exhibitionismus nimmt Ge- kraft sein kann. Schon rein funktional zichten, um sicher leben zu können? heimdiensten aller Art die Arbeit ab, Miss- geboten ist aber auch das Misstrauen in Ja, Freiheit und Sicherheit liegen im Streit. trauen auch sich selbst gegenüber kann das Misstrauen – nur mit Misstrauen (ist Wer die Freiheit und den Reiz des Alpinis- eine Tugend sein. Und für Professoren: nie- das Wasser aus der Leitung vergiftet?) lässt mus oder des Drachenfliegens genießt, mand zwingt uns, auf die beobachtbaren sich einfach nicht leben. muss (und will wohl auch!) um sein Leben Kennzahlen (Drittmitteleinwerbung, Ran- fürchten. Die Briten, bekanntlich besonders king, Quotation-Index etc.) zu achten. Man Für die einen ist der Whistleblower Edward freiheitssensibel, akzeptieren deutlich mehr kann auch auf die von Humboldt be- Snowden ein Held, für die anderen ein Verrä- Videoüberwachungen auf öffentlichen Plät- schworene Einsamkeit des Forschers ver- ter. Was meinen Sie? zen als wir in Deutschland. Aber natürlich trauen – und gerade dann etwas leisten, Ich kenne Edward Snowden nicht persön- gilt auch die Umkehrung (und eben das was wert ist, beobachtet zu werden. lich, mir liegen auch keine Geheimdienstin- macht die Diskussion so schwierig!): Wer formationen über ihn vor, und also zögere auf Freiheit verzichtet, kann die Unsicher- ich systematisch, ihn zu charakterisieren. heit steigern. Denn nur freie Kritik kann auf Wohl aber ist mir sein Typus kulturhisto- bedrohliche Defizite aufmerksam machen. risch vertraut: dreißigjährig (wie Jesus, als Nordkorea ist wohl das unfreieste Land Der Abdruck dieses Interviews in „Forschung & Lehre“ (F & L) Ausgabe 8/12 erfolgt mit freundlicher sein öffentliches Wirken beginnt), für viele der Welt – und das mit der unsichersten Genehmigung von Professor Jochen Hörisch und der eine Erlöserfigur, für andere ein seltsamer Zukunft. F&L-Redaktion. 82 Buchtipp Campus

Und was lesen Sie?

Katja Biewendt Professor Heinz Herwig Jana Weinberg ist als Verwaltungsfachangestellte im Ser- ist als Leiter des Instituts für Thermo- arbeitet als Nachwuchswissenschaftlerin vicebereich Lehre und Studium für Be- fluiddynamik Experte für Strömungen am Institut für Umwelttechnik und Ener- werbungen und Rückmeldungen, und thermodynamische Fragen. Der 63- giewirtschaft. In ihrer Doktorarbeit be- Immatrikulationen und Exmatrikulatio- jährige gebürtige Dresdner liest am liebs- wertet die Ingenieurin verschiedene nen zuständig. Die 33-Jährige liest gern ten Belletristik, besonders gern moderne alternative Antriebssysteme im Hinblick Biografien sowie Romane, die Begeben- Romane und empfiehlt „Verrückt in Ala- auf ihre ökologischen und ökonomischen heiten schildern oder sich an Zeitge- bama“ von Mark Childress. Folgen. Neue Kraft schöpft die gebürtige schehnissen anlehnen wie Lionel Shrivers Cuxhavenerin, wenn sie nicht gerade Buch „Wir müssen über Kevin reden.“ Keine Neuerscheinung, aber zeitlos – joggt oder beim Kickboxen trainiert, und ein Vergnügen. Ja, es ist eine Urlaubs- beim Lesen. Sie bevorzugt Romane über Die amerikanisch-britische Autorin nä- lektüre, aber eine der besonderen Art – das Mittelalter, genauso gern liest sie hert sich einfühlsam dem Thema „Amok- eine für alle jene, die auch skurrilen auch Kriminalromane, besonders die von lauf“ an Schulen, vor allem auch der Wendungen einer Geschichte etwas ab- Henning Mankell. Ihr Lesetipp: „Glennkill Frage, wie es dazu kommen kann. Kevin gewinnen können. Zum Beispiel, wenn – ein Schafskrimi“ von Leonie Swann. ist ein ruhiger, zurückhaltender und in die gute alte Tupper-Dose nicht der Mit- sich verschlossener Teenager, der seinen telpunkt legendärer Partys ist, sondern Eines Morgens ist der Schäfer tot. Seine Eltern schon im Kleinkindalter Anlass zur einen ganz neuen Zweck erfüllt . . . Schafe finden seinen Leichnam auf der Sorge gibt. Seine Probleme in der Schule Mark Childress erzählt – durchaus im Stil Weide. Da George Glenn, als er noch und im Verhalten nehmen ein dramati- von John Irvine – von den Rassenunru- lebte, seinen Vierbeinern regelmäßig Kri- sches Ende, als er mit 16 Jahren in der hen in Alabama im Jahr 1965 aus der mis vorgelesen hatte, sind diese zu Ex- Turnhalle seiner Schule mit der Waffe Sicht des zwölfjährigen Peejoe und den perten in Sachen Mord geworden, und seines Vaters zum Mörder wird. gleichzeitig sich buchstäblich bahnbre- so nimmt die Herde mit dem klugen Kevins Mutter versucht, in Briefen an chenden Hollywood-Träumen seiner ver- Schaf Miss Maple an der Spitze die Er- ihren Ehemann die Tat zu verstehen und rückten Tante Lucille. mittlungen auf. sucht nach Erklärungen. War sie keine Beide Erzählstränge könnten kaum unter- Verdächtige gibt es viele. Am Ende finden gute Mutter, hätte sie etwas anders ma- schiedlicher angelegt sein und ergänzen die Schafe den Mörder – und eine neue chen können, hat sie ihren Sohn nicht sich doch so herrlich. Beeindruckend .ist Schäferin. Diese erfüllt Glenns Schafen genug geliebt? Ihr wird die Leichtigkeit, mit sogar einen Traum: jedoch bewusst, dass der es dem Autor ge- eine Reise nach die Frage der Schuld lingt, wahrlich ernste Europa! In diesem eher neue Fragen her- Dinge zu erzählen. ganz anderen Krimi- vorruft als Antworten eine echte Urlaubs- nalroman werden die liefert. Ein Buch mit lektüre oder notfalls Menschen mit viel einem überraschen- auch statt eines Ur- Witz und Ironie aufs den Ende. laubs! Korn genommen. Ein Lesespaß! ARTH U R MI LLER 003.10.3.10. bis 0909.11.2013.11.2013

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