Der Glaube an Den Gott Israels Jerusalemer Texte Schriften Aus Der Arbeit Der Jerusalem-Akademie
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Der Glaube an den Gott Israels Jerusalemer Texte Schriften aus der Arbeit der Jerusalem-Akademie herausgegeben von Hans-Christoph Goßmann Band 11 Verlag Traugott Bautz Bernd Gaertner Hans-Christoph Goßmann (Hrsg.) Der Glaube an den Gott Israels Festschrift für Joachim Liß-Walther Verlag Traugott Bautz Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Foto Seite 5: Astrid Eisenbart Verlag Traugott Bautz GmbH 99734 Nordhausen 2012 ISBN 978-3-88309-726-8 269 270 Inhaltsverzeichnis Bernd Gaertner / Hans-Christoph Goßmann Vorwort ..................................................................................... 9 Theologie Karin Schäfer Was tun wir, wenn wir Religionen vergleichen? Was ist eigentlich Religion? ..................................................... 11 Hans-Günther Waubke Judentum und Christentum – Heilswege ................................. 27 Bernd Gaertner König David – Der Mann nach dem Herzen Gottes ............... 39 Rien van der Vegt Das Judentum fragt die Kirche Ein 80-jähriger Artikel ............................................................ 59 Michaela Will Der Zaddik als Helfer, Lehrer und Führer der Gemeinde – Aspekte von Martin Bubers Bild des chassidischen Zaddik .... 75 Monika Schwinge Sehen und Glauben .................................................................. 85 Jan Christensen Good Governance in der Schöpfung ....................................... 97 7 Theologie und Kultur Hartmut Rosenau Dichten und Denken – am Beispiel von Hermann Hesses Erzählung „Narziß und Goldmund“ ...................................... 117 Hans-Jürgen Benedict Sind wir noch im Paradies? Gedanken zu einigen Kafka-Texten ...................................... 135 Anke Wolff-Steger Vergleich des Bibeltextes mit dem Libretto „Elias“ von Mendelssohn Bartholdy ....................... 149 Geschichtliche Themen Jörgen Sontag Moses Mendelssohn und der jüdische Aufbruch in die Moderne ...................................................................... 183 Frauke Dettmer War Rendsburg-Neuwerk ein Ghetto? Zum Zusammenleben von Christen und Juden in Rendsburg bis zur Gleichstellung ..................................... 213 Stephan Linck Über die Anfänge des christlich-jüdischen Dialogs nach 1945 in den Landeskirchen Schleswig-Holsteins und Hamburgs ..................................... 221 Hans-Christoph Goßmann Die Jerusalem-Kirche zu Hamburg als Ort christlich-jüdi- scher Begegnung und ihre Geschichte – dargestellt anhand der Lebensgeschichte von Arnold Frank ............................... 233 Die Autorinnen und Autoren ................................................. 249 8 Vorwort Joachim Liß-Walther engagiert sich seit langem in seiner Kirche (aber durchaus auch mit ökumenischen Auswirkungen) sehr für ein erneuertes Verhältnis zum Judentum. In Gottesdiensten, Bildungsveranstaltungen und Publikationen hat er immer wieder auf die Verbundenheit des Chris- tentums mit dem Judentum aufmerksam gemacht und die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens zur Sprache gebracht. Auch die Wer- ke aus dem Judentum stammender Musiker und Schriftsteller stellt er einer breiten Öffentlichkeit vor. Dass in Kiel seit 2006 Stolpersteine für jüdische Opfer des National- sozialismus verlegt werden, geht auf seine Initiative zurück. 1998 wurde er in den Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammen- arbeit in Schleswig-Holstein gewählt, seit 2004 ist er Vorsitzender. Als M.A. der Erziehungswissenschaften und Soziologie war er zunächst Bildungsreferent in der Bundesgeschäftsstelle an der Evangelischen Schülerarbeit von 1976 bis 1984. Dann studierte er Theologie und Philo- sophie. Ab 1991 war er als Pastor in Kiel tätig, seit 1998 auch als Pastor für ‚Kirche in der Stadt’. 2008 wechselte er als Studienleiter an die Aka- demie Sankelmark. Dies spiegelt sich in den Beiträgen dieser Festschrift wider. In ihnen wird entfaltet, wie der christliche Glaube an den Gott Israels in Geschichte und Gegenwart konkret Gestalt angenommen hat. Mit ihnen wollen Weggefährtinnen und –gefährten Joachim Liß-Walther für sein Wirken und seine Anregungen danken. Bernd Gaertner Hans-Christoph Goßmann 9 10 Wastunwir,wennwirReligionenvergleichen? WasisteigentlichReligion? Karin Schäfer So wie Musiker und Historiker haben auch Religionsleute ihr großes Nachschlagewerk: die RGG, die „Religion in Geschichte und Gegen- wart“. Dort heißt es zum Thema: „Die Begriffs- und Wesensbestimmung der Religion ist ein fast unlösbares Problem.“ (Bd. V 969) Mit diesem fast unlösbaren Problem wollen wir uns heute Morgen beschäftigen. Und die erste Feststellung, die es zu machen gilt, ist: Wir werden auch heute Morgen die Frage „Was ist eigentlich Religion?“ nicht beantworten. Wir werden uns mit der Frage beschäftigen, aber wir werden sie nicht wirk- lich beantworten. Und wenn wir uns ernsthaft mit der Frage beschäftigen, dann mag am Ende deutlich sein, worin die Aporie der Wesensbestim- mung von Religion besteht. Deshalb habe ich den zweiten Vortragstitel übergeordnet: „Was tun wir eigentlich, wenn wir – wie auf dieser Tagung - Religionen verglei- chen?“ Über diesen Umweg kommen wir leichter zur Sache, denke ich. Zwei Abgrenzungen: Es gibt die Möglichkeit, die Institutionalisierungen von Religion zu vergleichen. Dann müssten wir christlicherseits von den Kirchen und den verschiedenen Kirchentümern sprechen, also von der katholischen Kir- che, von den Hussiten, von der evangelischen und anglikanischen Kirche, aber auch von den orthodoxen Kirchen, der griechisch-orthodoxen, der syrisch-orthodoxen, der russisch-orthodoxen usw., und natürlich auch von den Freikirchen, den Baptisten und den Methodisten, und dann auch von den Pfingstlern, den Adventisten und vielen anderen mehr oder weniger christlichen Kirchen. Von wem müssten wir muslimischerseits 11 sprechen? Gibt es da überhaupt ein Pendant zu dem, was Christen Kirche nennen? Die Umma entspricht ja nicht dem Weltrat der Kirchen, und wer ist dem Papst rangmäßig vergleichbar? Und wie ist das im Judentum? Oder gar bei den Buddhisten? Ich sage so einfach: wie ist das bei … Aber da gibt es ja doch auch noch die manchmal kaum zu überbrückenden geographisch-kulturellen Unterschiede zwischen dem Katholizismus in Hamburg und dem in einem Bergdorf in Bayern oder in den Anden Südamerikas, zwischen dem Protestantismus reformierter Prägung in Ungarn und dem lutheri- schen in Nordschweden… Sie können das selber weiter auffächern, fast unendlich, jedenfalls unübersehbar weit. Ist die Madonna oder ist das Jesuskind in der Krippe nun braun, gelb, rot oder weiß? Welches ist denn nun die christliche Kirche, das eine oder das andere? Was tun wir eigentlich, wenn wir Religionen vergleichen? Wir spre- chen jedenfalls nicht von der Kirche und den Kirchentümern. Damit sind wir für heute Morgen viel Kirchenschelte los: Inquisition, Hexenverbren- nungen und Kreuzzüge sind heute hier nicht das Thema; und dass die Kirche verlogen und bigott ist, zu reich und zu satt ist, und dass unter der Decke der Heiligkeit Missbrauch von Schutzbefohlenen und andere schlimme Verbrechen geschehen, - das lassen wir jetzt hinter uns, mit der Bemerkung, die sicher für alle Religionen gilt: Religionen gibt es nicht pur und schier, sondern nur von Menschen ausgeübt. Und damit haben sie teil an den Höhen und Tiefen des menschlichen Geistes und an den Sternstunden und Abgründen des menschlichen Handelns. Was tun wir eigentlich, wenn wir Religionen vergleichen? Wir spre- chen heute und hier nicht von den Institutionalisierungen und ihren mög- lichen Pendants. Und sinnvollerweise, wie ich finde, sprechen wir heute und hier auch nicht von den Theoriegebilden oder soll ich sagen: Theolo- gien und ihren Pendants. Denn was aus der Palette christlicher Theolo- gien soll man vergleichen mit welcher Gestalt muslimischer oder jüdi- scher Theologie? Soll man das säkularisierte Christentum des 20. Jahr- hunderts in Westeuropa als Standpunkt nehmen oder die Hochscholastik 12 des Mittelalters, die reformatorische Theologie Luthers, die südamerika- nische Befreiungstheologie oder die Mystik? Soll es die Bewegung des Chassidismus im polnisch-russischen Judentum des 19. Jahrhunderts sein oder die philosophische Theologie Spinozas, der Sufismus oder das Werk von Dschalal ad-Din Muhammad Rumi? Welches ist denn die muslimi- sche Religion, - die in Berlin Kreuzberg oder die in Ägypten, die in Ostasien oder die in Afghanistan? Welches ist denn nun die jüdische Religion, die in Meah Schearim in Jerusalem, die der Orthodoxen in New York oder die der Reformierten Synagoge in Berlin? Was tun wir eigentlich, wenn wir Religionen vergleichen? Ich finde, auch ein Vergleich von Theologien, von Gottesbildern, Menschenbildern und Heilslehren ist nahezu unmöglich, jedenfalls im Rahmen einer sol- chen Wochenendtagung. Denn alle genannten Strömungen der einen Religion unterscheiden sich auch in den theologischen Antworten auf die Frage nach dem Heil z.B. erheblich, denken Sie nur an die Rechtferti- gungslehre Luthers, die zur Spaltung und Neugründung (Protestantismus) im christlich-theologischen Raum führte. Und dabei habe ich den geschichtlichen Wandel der Theoriegebilde durch zwei Jahrtausende noch gar nicht genannt, und der ist, jedenfalls für die christlichen Kirchen, in seiner Bedeutung gar nicht hoch genug einzuschätzen. Das Christentum des 13. Jahrhunderts ist nicht das des 20. Jahrhunderts. Wenn wir also hier und