Landtag des Fürstentums Landtag des Fürstentums Liechtenstein

Man muss mit den richtigen Leuten zusammenarbeiten, sie achten und motivieren. Dauerhafter Erfolg ist nur im Team möglich.

Klaus Steilmann 4 | Liechtensteiner Landtag Inhalt

VORWORTE 7 L a n d t a g s p r ä s i d e n t A l b e r t F r i c k Landtagsvizepräsidentin Gunilla Marxer-Kranz Landtagssekretär Josef Hilti

DER STAATSAUFBAU 13 des Fürstentums Liechtenstein

DER LANDTAG 15 Aufgaben und Stellung im Staatsaufbau

INSTITUTION LANDTAG 17 Kommissionen und Delegationen Mitglieder des Landtages 2017–2021

DER PARLAMENTSDIENST 35

DAS LANDTAGSGEBÄUDE 37

HISTORIE 39

VERSAMMLUNGSORTE 42 der Liechtensteiner Volksvertretung

LANDTAGSPRÄSIDENTEN 49 seit 1862

Vorbemerkung: Um den Lesefluss zu erleichtern, werden Begriffe, die sowohl in weiblicher als auch in männlicher Form existieren, in einer der Formen aufgeführt.

Liechtensteiner Landtag | 5 6 | Liechtensteiner Landtag Landtagsführung und internationale Begegnungen

Bei den Landtagswahlen vom 5. Februar 2017 hat sich Liechtenstein für Kontinuität und Stabilität entschie- den. Die Kräfteverhältnisse zwischen den Parteien blieben nahezu unverändert, sodass die Koalitions- regierung unter Führung der FBP ihre Arbeit fortfüh- ren kann. Die schwierige Arbeit der vergangenen vier Jahre mit notwendigen Sparmassnahmen wurde nicht überall gut aufgenommen, wurde aber insgesamt doch honoriert. Die Leistung, unser Staatsschiff sicher durch eine herausfordernde Periode geführt zu haben, fand ihre Anerkennung in der Bestätigung der Mehrheits- verhältnisse.

Die neue Legislaturperiode steht im Zeichen eines grossen Jubiläums. Das Fürstentum Liechtenstein wird 2019 seinen 300. Geburtstag feiern. Am 23. Januar 1719 wurden die Herrschaft und die Grafschaft von Kaiser Karl VI. zu einem unmittelbaren Reichsfürstentum mit dem Namen Liechtenstein erho- ben. Es war dies die eigentliche Geburtsstunde unserer Heimat. Das Jubiläumsjahr wird Gelegenheit sein, um Zusammengehörigkeit, Heimatbewusstsein und -ver- denten der deutschsprachigen Länder wahrnehmen. bundenheit zu stärken und vertieft zu empfinden. Auch Um diesen anspruchsvollen Aufgaben gerecht zu wer- soll es Anlass sein, Dankbarkeit für ein gütiges Schick- den, ist in erster Linie die Landtagsführung gefordert. sal vermehrt ins Bewusstsein zu bringen. Hinzu kommen all die Aufgaben, die sich auf nationaler Ebene ergeben, um eine geordnete Staatsführung zum Die Landtagstätigkeit wird in besonderem Masse von Wohle aller zu garantieren. Es ist mir Verpflichtung und internationalen Begegnungen geprägt sein. Liechten- Ehre, meinen Teil zum guten Gelingen beizutragen. stein kommt 2017 der Vorsitz in der Internationalen Parlamentarischen Bodensee-Konferenz zu. Im Jahr 2018 wird Liechtenstein Gastgeber der jährlichen Kon- ferenz der Parlamentspräsidenten der europäischen Kleinstaaten sein. Im Jubiläumsjahr 2019 werden wir Albert Frick, die Gastgeberrolle beim Treffen der Parlamentspräsi- Landtagspräsident

Liechtensteiner Landtag | 7 “““

Die Kernaufgabe des Landtags ist in Art. 45 Abs.1 der Verfas- sung verbrieft: «… die Rechte und Interessen des Volkes im Verhältnis zur Regierung wahrzunehmen und geltend zu ma- chen …». So banal dies auch klingen mag, es ist eine grosse Herausforderung, Volkes Interessen auszumachen und sie zu vertreten. Die zunehmende Polarisierung der öffentlichen Mei- nungen sowie emotionsgeladene Diskussionen, ausgetragen häufig in den sozialen Medien, haben auch in Liechtenstein Einzug gehalten. Sie dürfen aber nicht dazu verleiten, der politischen Effekthascherei zuliebe von einem sachorientierten Dialog zur Entscheidungsfindung abzuweichen. Die Rechte und Interessen des Volkes wahrzunehmen, liegt in der Suche nach tragfähigen Kompromissen unter Ausblendung extre- mer Haltungen. Die Vaterländische Union als Volkspartei der Mitte politisiert entlang ihrer sozialen und zugleich liberalen Wertvorstellungen, mit denen sie sich am Gemeinwohl der Bevölkerung orientiert.

Violanda Lanter-Koller, Präsidiumsmitglied und Fraktionssprecherin (VU)

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Landtagsmandat im Milizsystem birgt grosse Herausforderungen

Der Landtag 2017–2021 besteht aus Vertretern unter- schiedlichster Berufssparten. Juristen, Geschäftsführer und Ingenieure dominieren dabei das Berufsbild. Aber auch Unternehmer, Familienfrauen, Medienschaffende, Informatiker, Mechaniker, Lehrer oder Laufbahnberater sind als Abgeordnete vertreten.

Das liechtensteinische Parlament ist ein Milizparla- ment. Die Abgeordneten, welche ihr Mandat neben ihrem Beruf ausüben, nehmen jährlich an rund acht bis zehn ein- bis dreitägigen Sitzungen teil. Dies bedeutet, dass ein Landtagsmandat an die 500 Arbeitsstunden pro Jahr zusätzlich neben der beruflichen Tätigkeit an Aufwand generiert.

Es ist sicher von Vorteil, als Milizparlamentarier sein berufliches Wissen und sein spezifisches Branchen- Know-how in das politische Amt einbringen zu können. Dies ist einer pragmatischen, an den realen Problemen orientierten Mandatsführung sehr förderlich. Bran- chenvertreter sind ausgezeichnete Lobbyisten und können auf die Interessen ihrer jeweiligen Berufs- gruppe bestens aufmerksam machen. Der unmittel- bare und direkte Kontakt der nebenberuflich tätigen Diese Zeit geht entweder von der Familie oder von Landtagsabgeordneten zur Bevölkerung ergibt eine ausgleichenden Hobbys ab. gelebte Volksnähe. Die Politik profitiert letztlich aber von einem umfang- Ein Landtagsmandat im Milizsystem birgt jedoch reichen professionellen Know-how, über welches sol- auch Herausforderungen. So müssen sich Branchen- che Abgeordnete verfügen. Ein Berufsparlament ist vertreter als gute Lobbyisten oft den Vorwurf gefallen somit keine Lösung und eine Abkehr vom Milizparla- lassen, dass sie nicht übergeordnet für das Gesamt- ment für Liechtenstein nicht sinnvoll. wohl entscheiden. Auch kann sich das Problem von Interessenkollisionen ergeben. Vor allem aber ist die Arbeitsbelastung der Abgeordneten immer wieder ein Thema. Aufgrund der hohen Ansprüche, welche an die Politik und den Beruf gestellt werden, muss ein Gunilla Marxer-Kranz, beachtlicher zeitlicher Aufwand bewerkstelligt werden. Landtagsvizepräsidentin

Liechtensteiner Landtag | 9 10 | Liechtensteiner Landtag Landtag als Volksvertretung mit seinen Hoheitsrechten

Anfangs 2017 hat das Volk einen neuen Landtag ge- wählt. Wie in den vergangenen Wahljahren wird mit der vorliegenden Broschüre in kurzer und prägnanter Form der Landtag als Volksvertretung bzw. als Ge- setzgeber hinsichtlich seiner Aufgaben und seiner Stellung im gewaltenteiligen Staatsaufbau dargestellt. Als Geburtsjahr des Liechtensteinischen Landtags gilt das Jahr 1862. Auf Basis der Verfassung von 1862 er- hielt der Landtag das Recht zur Mitwirkung bei der Gesetzgebung, auf Zustimmung bei wichtigen Staats- verträgen, zur Kontrolle der Staatsverwaltung sowie die Finanzhoheit. Zu einem späteren Zeitpunkt auch das Recht zur Wahl der Regierung. In diesem Sinne stellt der Landtag historisch gesehen eine der älte- sten im demokratischen Wahlprozedere geschaffenen Volksvertretungen in Europa dar. Mit Recht gilt es, auf diese Errungenschaft stolz zu sein und diese auch dementsprechend zu würdigen.

Nach den einleitenden Vorworten durch den Landtags- Die Broschüre soll dem Leser wesentliche Informatio- präsidenten und die Landtagsvizepräsidentin werden nen über den Landtag, dessen Aktivitäten und Organi- die wesentlichen Pfeiler der Institution Landtag, des- sation sowie Einblicke in die wichtigsten Verfahrens- sen Arbeitsweise, die zur Verfügung stehenden Ar- abläufe in der Geschäftsbehandlung geben. beitsinstrumente der Mitglieder des Landtags sowie Sie soll zudem die Leserschaft zu einem Besuch des die wichtigsten vom Landtag auszuübenden Geschäfte Landtags anlässlich seiner Tagungen vor Ort motivie- und das Wahlsystem in summarischer Weise erläutert. ren, um live das Geschehen mitverfolgen zu können. Ich hoffe, mit dieser Broschüre Ihre Neugier auf den Die Mitglieder des Landtags werden mit persönlichen Landtag geweckt zu haben und wünsche viel Vergnü- Angaben und ihren Funktionen in Gremien des Land- gen bei der Lektüre. tags in der Broschüre abgebildet. Ein Porträt des den Landtag unterstützenden Parlamentsdiensts ist in der Broschüre ebenfalls beinhaltet. Daran anschliessend ein kurzer Abriss über das Landtagsgebäude mit Unter- legung durch Architekturaufnahmen und die Historie Josef Hilti, der früheren Versammlungsorte des Landtags. Landtagssekretär

Liechtensteiner Landtag | 11 Ein Parlament lebt von der Meinungsvielfalt und dem Ringen um bestmögliche und nachhaltige Lösungen. Die Fraktion der Freien Liste vertritt im Landtag die Haltung und die Anliegen ihrer Wählerinnen und Wähler. Als Opposition ist es zudem ihre Aufgabe, die Arbeit der Regierung kritisch zu hinterfra- gen. Dennoch sind die Abgeordneten der Freien Liste bestrebt, konstruktiv mitzuarbeiten und innovative Beiträge in die politische Diskussion einzubringen.

Für diese Legislaturperiode sind mir folgende Themen wichtig: sozialer Zusammenhalt, Mobilität, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Digitalisierung der Arbeitswelt und ihre Auswir- kungen sowie … eine Geschlechterquote als Anschub für mehr Frauen in politischen Gremien. Einen Landtag mit 3 Frauen und 22 Männern darf es meines Erachtens nie mehr geben.

Georg Kaufmann, Präsidiumsmitglied und Fraktionssprecher (FL)

12 | Liechtensteiner Landtag Der Staatsaufbau des Fürstentums Liechtenstein

Staatsaufbau In die Kompetenz des Landtags fällt auch das Vor- «Das Fürstentum Liechtenstein ist eine konstitutionelle schlagsrecht bei der Ernennung der Regierung, die Erbmonarchie auf demokratischer und parlamenta- im Einvernehmen zwischen Fürst und Landtag zu er- rischer Grundlage; die Staatsgewalt ist im Fürst und folgen hat. Neben der Mitwirkung bei Gesetzen sind im Volke verankert …», besagt Artikel 2 der Liechten- auch die Finanzhoheit und die Kontrolle der Staats- steinischen Verfassung. Der Staatsaufbau ist durch verwaltung einschliesslich der Justizverwaltung von den Dualismus von Fürst und Volk charakterisiert, sie besonderer Bedeutung. Hinzu kommen verschiedene stehen auf gleicher Stufe nebeneinander. Wahlgeschäfte.

Volk und Volksrechte Regierung Das Volk kann seine Rechte gemäss Verfassung di- Die Regierung des Fürstentums Liechtenstein beruht rekt durch Wahlen und Abstimmungen wahrnehmen. auf dem Kollegialitätsprinzip. Sie besteht aus dem Re- Weitere direkte demokratische Rechte sind das Ini- gierungschef und vier weiteren Regierungsräten. Sie tiativ- und Referendumsbegehren auf Gesetzes- wie werden auf Vorschlag des Landtags durch den Lan- auch auf Verfassungsebene. Die Stimmbürger und desfürsten ernannt. Alle wichtigen Angelegenheiten Stimmbürgerinnen sind verpflichtet, an Wahlen und unterliegen der Beratung und Beschlussfassung der Abstimmungen teilzunehmen. Der Landesfürst, der Kollegialregierung. Innerhalb der Regierung werden Landtag und die wahlberechtigten Landesangehörigen die Geschäfte nach Ministerien aufgeteilt. Der Regie- haben das Recht der Initiative bei der Gesetzgebung. rungschef ist Vorsitzender des Kollegiums, unterzeich- net die beschlossenen Erlasse und Verfügungen, voll- Landtag zieht sie und den Geschäftsgang. Es steht ihm wie den Im dualistisch konzipierten Staatswesen des Fürsten- übrigen Regierungsmitgliedern nur eine Stimme zu. tums Liechtenstein nimmt der Landtag die wichtige Seine Befugnisse steigern sich aber gegenüber den Re- Funktion des gesetzmässigen Organs der Gesamtheit gierungsräten durch die ihm übertragene Kontrolle der der Landesangehörigen ein. Der Liechtensteinische Gesetzmässigkeit der Kollegialbeschlüsse, durch das Landtag wird direkt vom Volk im Proporzwahlsystem Vortragsrecht beim Landesfürsten und durch das Er- gewählt. Der Wahlkreis Oberland stellt 15 Abgeordnete, fordernis der Gegenzeichnung der vom Landesfürsten der Wahlkreis Unterland 10 Abgeordnete. Der Landtag sanktionierten Gesetze. Von besonderer Bedeutung wird vom Fürsten einberufen und geschlossen. Dem hinsichtlich der Zusammenarbeit mit dem Landesfür- Fürsten steht auch das Recht zu, das Parlament aus sten ist das Gegenzeichnungsrecht des Regierungs- erheblichen Gründen aufzulösen. chefs gemäss Artikel 86 der Verfassung. Hauptaufgabe des Landtags ist die Gesetzgebung. Zur Gültigkeit eines Gesetzes bedarf es ausser der Rechtspflege Zustimmung des Landtags der Sanktion des Landes- Die Gerichtsbarkeit in Zivil- und Strafsachen wird im fürsten, der Gegenzeichnung des Regierungschefs und Auftrag des Landesfürsten in erster Instanz durch das der Kundmachung im Landesgesetzblatt. Jedes vom Landgericht, in zweiter Instanz durch das Obergericht Landtag beschlossene, von ihm nicht als dringlich und in dritter und letzter Instanz durch den Obersten erklärte Gesetz und auch jeder von ihm genehmigte Gerichtshof ausgeübt. Die Verwaltungsgerichtsbarkeit völkerrechtliche Vertrag unterliegt dem fakultativen wird durch den Verwaltungsgerichtshof und in gewis- Referendum. sen Fällen auch durch den Staatsgerichtshof ausgeübt.

Liechtensteiner Landtag | 13 Damit wir auch in Zukunft als Kleinstaat unabhängig sein können, müssen wir eine nachhaltige Politik betreiben. Unsere Lebensqualität lässt sich nur auf diesem sehr hohen Niveau halten, wenn wir gemeinsam Lösungen entwickeln, um z. B. dem demographischen Wandel zu begegnen und die damit verbundenen Herausforderungen, wie Pflege im Alter, zu bewältigen. Lösungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssen gefunden werden. Wir können es uns nicht leisten, sehr gut ausgebildete Frauen in die Situation zu brin- gen, sich für Beruf oder Kinder entscheiden zu müssen. Hier benötigen wir mehr Flexibilität, damit jede Familie ihr eigenes Modell finden und nutzen kann.

Dies wird uns gelingen, wenn wir über Parteigrenzen und Legislaturperioden hinweg denken und handeln, damit wir auch in Zukunft stolz auf unser «Ländle» sein können.

Daniel Oehry, Präsidiumsmitglied und Fraktionssprecher (FBP)

14 | Liechtensteiner Landtag Der Landtag Aufgaben und Stellung im Staatsaufbau

Grundlagen der Regel eine zweimalige Gesetzesberatung und eine Das Fürstentum Liechtenstein ist gemäss Verfas- Schlussabstimmung. In der Eintretensdebatte wird da- sung «eine konstitutionelle Erbmonarchie auf demo- rüber entschieden, ob der Landtag überhaupt auf eine kratischer und parlamentarischer Grundlage». Der Vorlage eintreten will. In der ersten Beratung können Landtag ist Vertretung und «Organ» des Volkes und Anregungen gemacht werden, die von der Regierung als solches berufen, dessen Rechte und Interessen bis zur zweiten Beratung überprüft werden. In der wahrzunehmen. zweiten Beratung wird über jeden einzelnen Artikel abgestimmt. Stellen Abgeordnete Abänderungsanträ- Gesetzgebung ge, so muss zunächst über diese abgestimmt werden. Die vornehmste Aufgabe des Landtags besteht in der Mit der artikelweisen Abstimmung wird der definitive Mitwirkung an der Gesetzgebung. Ohne Landtag kann Wortlaut des Artikels festgelegt. Im Anschluss an die kein Gesetz erlassen oder abgeändert werden. Dem zweite Beratung findet eine Schlussabstimmung statt, Landtag steht neben dem Landesfürsten und dem Volk mit der die Gesetzesvorlage als Ganzes verabschiedet das Recht der Verfassungs- und Gesetzesinitiative zu. wird. In der Praxis werden die meisten Gesetzesvorlagen von der Regierung bzw. deren Experten erarbeitet. Staatsverträge Der Landtag kann Gesetzesvorlagen an die Regierung Staatsverträge, in denen über Staatshoheitsrechte zurückweisen oder eigene Kommissionen zur Über- verfügt wird, durch die eine neue Last übernommen arbeitung bilden. Über jede Gesetzesvorlage findet wird oder die in die Rechte der Landesangehörigen zunächst eine Eintretensdebatte statt, dann folgen in eingreifen, müssen dem Landtag vorgelegt werden.

Landtagspräsident Albert Frick und S. D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein.

Liechtensteiner Landtag | 15 Violanda Lanter-Koller, VU Angelobung Susanne Eberle-Strub, FBP

Jürgen Beck, DU Angelobung Patrick Risch, FL

16 | Liechtensteiner Landtag Institution Landtag Kommissionen und Delegationen

Plenum Nicht-ständige Kommissionen Der Liechtensteinische Landtag besteht aus 25 Abge- Gemäss Geschäftsordnung kann der Landtag auch ordneten. Er übt seine Rechte in den Sitzungen des nicht-ständige Kommissionen bestellen. Diese konsti- Gesamtlandtags aus. Auch die Detailberatung von tuieren sich entweder als besondere Kommissionen oder Gesetzen erfolgt in der Regel im Plenum. Der Landtag als Untersuchungskommissionen. Sie können aus drei wird deshalb als «Arbeitsparlament» charakterisiert. oder fünf Abgeordneten bestehen. Ihre Funktionsdau- Im Vergleich zu anderen Parlamenten werden we- er endet mit der Erledigung des Auftrags, spätestens nige Aufgaben an Kommissionen delegiert. Soweit jedoch mit Ablauf der Mandatsperiode. Aufgabe der Kommissionen gebildet werden, kommt diesen weit- besonderen Kommissionen ist es, einzelne Gesetze gehend nur die Aufgabe zu, bestimmte Geschäfte für oder auch andere Geschäfte vorzubereiten und dem den Gesamtlandtag vorzubereiten und entsprechende Gesamtlandtag entsprechend Antrag zu stellen. Die Anträge zu formulieren. EWR-Kommission überprüft EWR-Rechtsvorschriften darauf, ob sie der Zustimmung des Landtags bedürfen. Abgeordnete Untersuchungskommissionen sind als starkes Minder- Alle Abgeordneten sind Milizparlamentarier. Sie üben heitenrecht ausgestaltet: Auf Antrag von nur sieben ihr Mandat neben ihrem Beruf aus. Als Entschädi- Abgeordneten ist der Landtag verpflichtet, eine Unter- gung erhalten sie eine Jahrespauschale sowie ein suchungskommission zu bestellen. Taggeld. Abgeordnete können für ihre Äusserungen im Parlament nicht rechtlich belangt werden. Sie Parlamentarische Delegationen geniessen insofern Immunität, als sie während der Zu Beginn einer Mandatsperiode wählt der Landtag Sitzungsperiode nur mit Zustimmung des Landtags die Delegationen zu den internationalen Parlamenta- verhaftet werden können (ausgenommen bei einer riergremien, bei denen er mitwirkt. Das sind jeweils Ergreifung auf frischer Tat). zwei Delegierte und zwei Stellvertreter für die Par- lamentarische Versammlung des Europarats, für die Landtagspräsident EWR/EFTA-Parlamentarierkomitees, für die Parlamen- Der Landtagspräsident und der Landtagsvizepräsi- tarische Versammlung der OSZE, für die Interparla- dent werden jeweils in der Eröffnungssitzung für mentarische Union (IPU) sowie vier Delegierte für die das laufende Jahr gewählt. Der Landtagspräsident Parlamentarier-Kommission Bodensee. Die Wahl dieser beruft die Sitzungen während des Jahres ein; er leitet Delegationen erfolgt für die gesamte Mandatsperiode, die Sitzungen und vertritt den Landtag nach aussen. das heisst auf vier Jahre. Der Landtag hat zudem zur Der Landtagsvizepräsident vertritt ihn im Verhinde- Pflege der Beziehungen mit anderen Parlamenten die rungsfall. Möglichkeit, besondere Delegationen zu bestellen.

Ständige Kommissionen Landtagspräsidium Ebenfalls in der Eröffnungssitzung wählt der Landtag Das Landtagspräsidium besteht aus dem Landtagsprä- für das laufende Jahr drei ständige Kommissionen: die sidenten, dem Landtagsvizepräsidenten und den Frak- Aussenpolitische Kommission, die Finanzkommissi- tionssprechern. Der Landtagssekretär gehört ihm mit on und die Geschäftsprüfungskommission. Entschei- beratender Stimme an. Das Landtagspräsidium berät dungskompetenzen hat lediglich die Finanzkommissi- den Präsidenten insbesondere bei der Erstellung der on, indem sie über gewisse Finanzgeschäfte befinden Tagesordnung für die Landtagssitzungen, erstellt das kann. Alle ständigen Kommissionen bestehen aus Budget des Landtags und entscheidet über die Anstel- fünf Abgeordneten. lung von Personal für den Parlamentsdienst.

Liechtensteiner Landtag | 17 Der Landtag braucht die kritische Auseinandersetzung, darum gibt es die Unabhängigen.

Die Mitglieder des Landtages stimmen einzig nach ihrem Eid und ihrer Überzeugung» (Art. 57 LV) und geloben «das Wohl des Vaterlandes ohne Nebenrücksichten nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern» (Art. 54 LV).

Wie unser Name «du – die Unabhängigen» sagt, sind wir keine Einheitspartei, sondern eine Gruppe von selbständig denken- den und handelnden Personen, die sich zusammengefunden haben, weil wir viele Aufgaben und Herausforderungen ähn- lich sehen. Noch einiger sind wir uns über die Art und Weise, wie die anstehenden Aufgaben angepackt werden sollen: Pragmatisch anstatt mit ideologischen «Nebenrücksichten»; zielstrebig und geradlinig anstatt mit parteipolitischen Haken- schlägen und Winkelzügen; der Aufklärung anstatt der politi- schen Korrektheit verpflichtet; mit dem Wohl der Allgemeinheit fest im Auge anstatt auf Partikularinteressen schielend – zupackend anstatt zaudernd.

Harry Quaderer, Präsidiumsmitglied und Fraktionssprecher (DU)

18 | Liechtensteiner Landtag Bild oben, Aussenpolitische Kommission (APK): v. l. Thomas Lageder, Jürgen Beck, Albert Frick (Vorsitz), Eugen Nägele und Manfred Kaufmann.

Bild Mitte, Finanzkommis- sion (FKO): v. l. Wendelin Lampert, Wolfgang Marxer, Christoph Wenaweser (Vorsitz), Rainer Beck und Herbert Elkuch.

Bild unten, Geschäfts- prüfungskommission (GPK): v. l. Frank Konrad, Ado Vogt, Thomas Rehak (Vorsitz), Alexander Batliner und Georg Kaufmann.

Liechtensteiner Landtag | 19 Bild oben, EWR-Kommission: v. l. Patrick Risch, Peter Frick, Elfried Hasler (Vorsitz), Ado Vogt und Thomas Vogt.

Bild Mitte, Internationale Parlamentarische Bodensee-Konferenz: v. l. Patrick Risch, Violanda Lanter- Koller, Albert Frick (Vorsitz) und Ado Vogt.

Bild unten, EWR/EFTA- Parlamentarierkomitee v. l. Harry Quaderer, Elfried Hasler (Vorsitz), Manfred Kaufmann und Michael Ospelt.

20 | Liechtensteiner Landtag Schriftführer Landesausschuss In der Eröffnungssitzung eines jeden Jahres wählt der Der Landesausschuss wahrt die Rechte des Gesamt- Landtag traditionsgemäss zwei Schriftführer, die als landtags, wenn der Landtag nicht versammelt ist und Stimmenzähler amtieren. deswegen seine Funktionen nicht wahrnehmen kann (d. h. von der Schliessung Ende eines Jahres bis zur Fraktionen Wiedereröffnung zu Beginn des folgenden Jahres) oder Zur Bildung einer Fraktion bedarf es mindestens drei- im Falle einer Vertagung oder Auflösung des Landtags. er Abgeordneter, ansonsten handelt es sich um eine Der Landesausschuss besteht aus dem Landtagsprä- Wählergruppe. Die Fraktionen bilden die Brücke zwi- sidenten und vier weiteren Abgeordneten, wobei die schen den Parteien und den Abgeordneten. Bevor ein beiden Landschaften gleichmässig zu berücksichtigen Geschäft im Landtag behandelt wird, treffen sich die sind. Der Landesausschuss kann keine bleibende Ver- Abgeordneten zu parteiinternen Fraktionssitzungen. bindlichkeit für das Land eingehen. Diese dienen der gemeinsamen Meinungsbildung. Ein Fraktionszwang ergibt sich daraus nicht, wohl aber eine Geschäftsordnung gewisse Fraktionsdisziplin. Die Meinung der Fraktion Die Aufgaben und die Arbeitsweise des Landtags sind wird im Landtag durch den Fraktionssprecher bekannt in der Verfassung, im Geschäftsverkehrs- und Verwal- gegeben. Den Fraktionen bzw. Wählergruppen kann ein tungskontrollgesetz sowie in der Geschäftsordnung ihrer Grösse entsprechender Sitzungsraum zur Verfü- geregelt. gung gestellt werden.

Christa Markwalder, schweizerische Nationalrats- präsidentin, und Landtagspräsident Albert Frick.

Liechtensteiner Landtag | 21 Bild oben, Delegation für die Interparlamentarische Union (IPU): v. l. Jürgen Beck, Mario Wohlwend (Vorsitz), Johannes Hasler und Wolfgang Marxer.

Bild Mitte, Delegation für die Parlamentarische Versammlung der OSZE: v. l. Günter Vogt (Vorsitz), Helen Konzett Bargetze, Violanda Lanter-Koller und Eugen Nägele.

Bild unten, Delegation für die Parlamentarische Versammlung des Europarats: v. l. Christoph Wenaweser, Daniel Seger, Susanne Eberle-Strub (Vorsitz) und Günter Vogt.

22 | Liechtensteiner Landtag Bild oben, Richterauswahl- gremium: v. l. Johannes Kaiser, Thomas Rehak, Thomas Vogt und Thomas Lageder.

Bild Mitte: Landtagsvize- präsidentin Gunilla Marxer- Kranz und Landtagspräsident Albert Frick.

Bild unten, Landtagspräsidium: v. l. Daniel Oehry, Harry Quaderer, Violanda Lanter- Koller, Albert Frick (Vorsitz), Gunilla Marxer-Kranz und Georg Kaufmann.

Liechtensteiner Landtag | 23 Mitglieder des Landtags Mandatsperiode 2017 – 2021

Eberle-Strub Susanne

10.06.1960 Familienfrau/ Med. Praxisassistentin Wohnort: Vaduz Im Landtag seit 2017

· Delegationsleiterin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats

Frick Albert Hasler Elfried Landtagspräsident 11.06.1965 21.10.1948 Finanzexperte Landtagspräsident Wohnort: -Bendern Wohnort: Im Landtag seit 2013 Im Landtag seit 2009 · Vorsitzender der EWR-Kommission · Präsident des Liechtensteinischen Landtags · Delegationsleiter der EWR/EFTA-Parlamentarier- · Vorsitzender des Landtagspräsidiums komitees · Vorsitzender der Aussenpolitischen Kommission · Delegationsleiter der Internationalen Parlamen- tarischen Bodensee-Konferenz

Hasler Johannes Kaiser Johannes

10.06.1982 29.06.1958 Wirtschafts- und Finanz- Medienschaffender ermittler Wohnort: Schellenberg Wohnort: Gamprin-Bendern Im Landtag seit 2001 Im Landtag seit 2017 · Mitglied des Richterauswahlgremiums · Schriftführer im Landtag · Delegationsmitglied der Interparlamentarischen Union

24 | Liechtensteiner Landtag Lampert Wendelin Nägele Eugen

21.04.1970 10.08.1964 Leiter öffentliches Rektor des Liechten- Auftragswesen steinischen Gymnasiums Wohnort: und Gymnasiallehrer Im Landtag seit 2001 Wohnort: Schaan Im Landtag seit 2013 · Mitglied der Finanzkommission · Mitglied der Aussenpolitischen Kommission · Ersatzmitglied der Parlamentarischen Versamm- lung der OSZE

Oehry Daniel Seger Daniel

20.02.1971 24.04.1977 Projektleiter Rechtsanwalt Wohnort: Wohnort: Triesenberg Im Landtag seit 2017 Im Landtag seit 2017

· Fraktionssprecher der FBP · Ersatzmitglied der Parlamentarischen · Mitglied des Landtagspräsidiums Versammlung des Europarats

Batliner Alexander Ospelt Michael Stv. Abgeordneter Stv. Abgeordneter

24.10.1967 04.01.1984 Kommunikationsberater Organisationsentwickler Wohnort: Wohnort: Vaduz Im Landtag seit 2017 Im Landtag seit 2017

· Mitglied der Geschäftsprüfungskommission · Ersatzmitglied der EWR/EFTA-Parlamentarier- komitees

Liechtensteiner Landtag | 25 Mitglieder des Landtags Mandatsperiode 2017 – 2021

Kaufmann Manfred Konrad Frank

09.10.1978 09.05.1967 Dipl. Wirtschaftsprüfer Unternehmer Wohnort: Wohnort: Vaduz Im Landtag seit 2013 Im Landtag seit 2013

· Mitglied der Aussenpolitischen Kommission · Mitglied der Geschäftsprüfungskommission · Schriftführer im Landtag · Ersatzmitglied der EWR/EFTA-Parlamentarier- komitees

Lanter-Koller Violanda Marxer-Kranz Gunilla Landtagsvizepräsidentin 01.01.1964 Juristin/Familienfrau 28.05.1972 Wohnort: Juristin/Familienfrau Im Landtag seit 2013 Wohnort: Im Landtag seit 2017 · Fraktionssprecherin der VU · Mitglied des Landtagspräsidiums · Vizepräsidentin des Liechtensteinischen Landtags · Delegationsmitglied der Internationalen · Mitglied des Landtagspräsidiums Parlamentarischen Bodensee-Konferenz · Ersatzmitglied der Parlamentarischen Versamm- lung der OSZE

26 | Liechtensteiner Landtag Vogt Günter Vogt Thomas

17.08.1961 24.02.1976 Dipl. Ing. FH Rechtsanwalt Wohnort: Balzers Wohnort: Im Landtag seit 2017 Im Landtag seit 2009

· Delegationsleiter der Parlamentarischen · Mitglied der EWR-Kommission Versammlung der OSZE · Mitglied des Richterauswahlgremiums · Ersatzmitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats

Wenaweser Christoph Wohlwend Mario

13.06.1963 12.01.1973 Geschäftsführer Berufsbildner/ Wohnort: Schaan Wirtschaftsingenieur MAS Im Landtag seit 2013 Wohnort: Ruggell Im Landtag seit 2017 · Vorsitzender der Finanzkommission · Delegationsmitglied der Parlamentarischen · Delegationsleiter bei der Interparlamentarischen Versammlung des Europarats Union

Beck Rainer Frick Peter Stv. Abgeordneter Stv. Abgeordneter

31.08.1967 29.11.1965 Fachmann im Finanz- und Dipl. Sozialpädagoge FH Rechnungswesen mit eidg. Wohnort: Mauren Fachausweis/Gemeinde- Im Landtag seit 2017 vorsteher Wohnort: · Mitglied der EWR-Kommission Im Landtag seit 2017

· Mitglied der Finanzkommission

Liechtensteiner Landtag | 27 28 | Liechtensteiner Landtag Die Landtagsabgeordneten 2017–2021: vordere Reihe v. l. Erich Hasler, Jürgen Beck, Landtagsvizepräsidentin Gunilla Marxer-Kranz, Landtagspräsident Albert Frick, Susanne Eberle-Strub, Violanda Lanter-Koller und Günther Vogt; mittlere Reihe v. l. Johannes Kaiser, Mario Wohlwend, Harry Quaderer, Eugen Nägele, Herbert Elkuch, Johannes Hasler, Daniel Seger, Daniel Oehry, Elfried Hasler und Frank Konrad; hintere Reihe v. l. Thomas Rehak, Christoph Wenaweser, Wendelin Lampert, Thomas Vogt, Manfred Kaufmann, Thomas Lageder, Patrick Risch und Georg Kaufmann. Mitglieder des Landtags Mandatsperiode 2017 – 2021

Beck Jürgen Elkuch Herbert

22.07.1961 30.12.1952 Unternehmer Unternehmer/Mechaniker Wohnort: Vaduz Wohnort: Schellenberg Im Landtag von 2005 bis 2013, Im Landtag seit 2013 aktuell seit 2017 · Mitglied der Finanzkommission · Mitglied der Aussenpolitischen Kommission · Ersatzmitglied der Delegation bei der Interparlamentarischen Union

Hasler Erich Quaderer Harry

28.12.1956 07.09.1959 Patentanwalt Geschäftsführer Wohnort: Eschen Wohnort: Schaan Im Landtag seit 2013 Im Landtag seit 2005

· Fraktionssprecher der DU · Mitglied des Landtagspräsidiums · Delegationsmitglied der EWR/EFTA-Parlament- arier komitees

30 | Liechtensteiner Landtag Rehak Thomas

21.01.1971 Telecom Ing. HTL Wohnort: Triesen Im Landtag seit 2013

· Vorsitzender der Geschäftsprüfungskommission · Mitglied des Richterauswahlgremiums

Vogt Ado Stv. Abgeordneter

26.07.1975 Unternehmer Wohnort: Vaduz Im Landtag seit 2017

· Mitglied der Geschäftsprüfungskommission · Mitglied der EWR-Kommission · Delegationsmitglied der Internationalen Parlamentarischen Bodensee-Konferenz

Wachter Peter Stv. Abgeordneter

04.09.1949 Gymnasiallehrer i. R. Wohnort: Schellenberg Im Landtag seit 2013

Liechtensteiner Landtag | 31 32 | Liechtensteiner Landtag Mitglieder des Landtags Mandatsperiode 2017 – 2021

Kaufmann Georg

22.11.1955 Laufbahnberater Wohnort: Schaan Im Landtag seit 2017

· Fraktionssprecher der Freien Liste · Mitglied des Landtagspräsidiums · Mitglied der Geschäftsprüfungskommission

Lageder Thomas Risch Patrick

05.02.1980 27.09.1968 Geschäftsführer Informatiker Wohnort: Triesen Wohnort: Schellenberg Im Landtag seit 2013 Im Landtag seit 2013

· Mitglied der Aussenpolitischen Kommission · Mitglied der EWR-Kommission · Mitglied des Richterauswahlgremiums · Delegationsmitglied der Internationalen Parlamentarischen Bodensee-Konferenz

Konzett Helen Marxer Wolfgang Stv. Abgeordnete Stv. Abgeordneter

20.09.1972 04.11.1960 Sachwalterin und Finanzberater Ethnologin Wohnort: Nendeln Wohnort: Triesen Im Landtag seit 2013 Im Landtag seit 2009 · Mitglied der Finanzkommission · Delegationsmitglied der Parlamentarischen · Ersatzmitglied der Delegation der Versammlung bei der OSZE Interparlamentarischen Union

Liechtensteiner Landtag | 33 Für mich war es als Zuhörerin ein sehr spannendes Erleb- nis, einmal eine Landtagssitzung zu erleben. Obwohl man eine Vorahnung hat, wie so eine Landtagssitzung ablau- fen wird, gab es einiges, das mich überrascht hat. Am meisten gestaunt habe ich darüber, dass im Land- tag ausschliesslich Hochdeutsch gesprochen wird. Was mir gefällt, ist, dass der Landtag aus Personen besteht, welche aus verschiedenen Berufssparten kommen. So wird ein Thema immer aus verschiedenen Blickrichtungen diskutiert. Ob ich selbst einmal für den Landtag kandidiere, kann ich zurzeit nicht völlig aus- schliessen. Jedoch weiss ich, dass es viel Zeit und Engage- ment braucht, um eine gute Politikerin zu sein.

Veronika Vogt, Balzers

Der Landtag ist sehr gut organisiert, die grosse Anzahl an Traktanden zeigt, dass die Abgeordneten sehr viel Arbeit zu erledigen haben. Das ist beeindruckend. Ich selbst könnte mir ein Landtagsmandat sehr gut vorstel- len: Ich bin politisch interessiert und gerne bereit, zu wichtigen Themen meine Meinung abzugeben. Ich finde es überhaupt sehr wichtig, dass sich die Leute für Politik interessieren, es geht ja schliesslich um unsere Zukunft und darum, was nach uns kommt. Dazu sollte jeder eine Meinung haben und diese auch vertreten. Ausserdem fände ich es positiv, wenn die Frauenquote etwas erhöht und gleichzeitig das Durchschnittsalter der Abgeordneten gesenkt würde.

Lea Sele, Triesenberg

Gewisse Themen im Landtag scheinen sehr komplex zu sein, die hohen Stapel an Berichten lassen auch auf einen hohen Zeitaufwand schliessen. Das ist sicher kein Zuckerschlecken, vor allem für die vollbeschäftigten Landtagsabgeordneten. Mich beeindruckt, dass im Landtag eine grosse Meinungsvielfalt herrscht, dass die Abgeordneten nicht einfach vorgefasste Stand- punkte absegnen wie in anderen Ländern. Ich selbst könnte mir später eine Karriere im Landtag vorstellen – aber erst, wenn ich finanziell abgesichert bin und genug Zeit habe.

Jan Willi, Triesen

34 | Liechtensteiner Landtag Der Parlamentsdienst

Der Liechtensteinische Landtag wurde als förmliche Die Aufgaben und der Pflichtenkatalog des Parlaments- Institution als eine der drei staatstragenden Gewalten dienstes sind in der Geschäftsordnung für den Landtag, bereits im Jahre 1818 geschaffen. Das Landtagssekre- LGBl. 2013 Nr. 9, Art. 16 und 17, umschrieben. Er sieht tariat, das seit der Reform der Geschäftsordnung als insbesondere die Organisation, die Vor- und Nachbe- Parlamentsdienst firmiert, nahm seinen Betrieb aller- reitung sowie Betreuung der Landtagssitzungen, die dings erst im Jahre 1990 auf. Der Arbeitsanfall hat seit Protokollierung der Landtagsdebatten, der Kommissi- seiner Errichtung insbesondere aufgrund der generell ons- und Delegationssitzungen sowie die Erstellung verstärkten Internationalisierung der Parlamentsar- der Landtagsbeschlüsse vor. Zudem ist der Parlaments- beiten sowie der damit einhergehenden Komplexität dienst die offizielle Anlaufstelle des Landtags für Belan- der zu erledigenden Aufgabenbereiche stark zugenom- ge der Regierung bzw. Verwaltung, der Öffentlichkeit men. Somit existiert erst seit diesem Zeitpunkt ein sowie anderer Parlamente und internationaler Orga- eigentlicher Parlamentsdienst in Liechtenstein. Heute nisationen. Der Parlamentsdienst verfügt derzeit zur besteht der Parlamentsdienst aus dem Landtagssekre- Arbeits- und Aufgabenbewältigung über 6,40 Stellen. tär, seinem Stellvertreter, drei Vollzeitangestellten und drei Teilzeit-Mitarbeiterinnen. Der Landtagssekretär Die Landtagsbroschüren (in deutscher und englischer und sein Stellvertreter werden vom Landtag bestellt. Sprache) sowie Broschüren zum Landtagsgebäude Josef Hilti bekleidet das Amt des Landtagssekretärs können kostenlos beim Parlamentsdienst angefordert seit 2002, sein Stellvertreter Philipp Pfeiffer ist seit und bezogen werden. Interessierte haben zudem die 2008 im Amt. Das Team wird ergänzt durch Sandra Möglichkeit, weitere Informationen auf der Homepage Gerber-Leuenberger, Gabriele Wachter, Stefan Batliner, des Landtags (www.landtag.li) einzusehen. Maria Meier, Yvonne Heeb und Brigitte Negele.

Parlamentsdienst: v. l. Sandra Gerber-Leuenberger, stv. Landtagssekretär Philipp Pfeiffer, Yvonne Heeb, Landtagssekretär Josef Hilti, Gabriele Wachter, Stefan Batliner, Brigitte Negele und Maria Meier.

Liechtensteiner Landtag | 35 36 | Liechtensteiner Landtag Das Landtagsgebäude

Das vom deutschen Architekten Hansjörg Göritz entwor- Lounge liegen die Büroräumlichkeiten des Parlaments- fene und 2008 eröffnete Landtagsgebäude mit seiner dienstes, wo Landtagssekretär, Stellvertreter und weitere ockerfarbenen Klinkerbaufassade bildet gemeinsam mit Mitarbeiter ihre Aufgaben ausüben. dem Regierungsgebäude und dem Archivgebäude das Regierungsviertel. Verbindendes Element stellt dabei Dachterrasse mit Ausblick auf die Schweizer Berge der Peter-Kaiser-Platz dar, der grösste öffentliche Platz Im zweiten Stock des Gebäudes sind die Fraktionszim- in Vaduz. Unter dem Peter-Kaiser-Platz befindet sich eine mer für die Landtagsparteien sowie das Büro des Land- Parkgarage für mehr als 50 Fahrzeuge. Ausserdem ist tagspräsidenten untergebracht. Eine Etage über dem auf Höhe der Parkgarage der neue Landesführungsraum Bürotrakt betritt man schliesslich die Dachterrasse mit angesiedelt, der in extremen Ausnahmesituationen den dem wunderschönen Ausblick auf die Schweizer Berge Notbetrieb für die Regierung gewährleisten soll. und hinab auf den Peter-Kaiser-Platz. Die Dachterrasse, welche bei zukünftigem Bedarf zu weiteren Büro- bzw. Im wahrsten Sinne des Wortes ein runder Tisch Sitzungsräumlichkeiten ausgebaut werden könnte, bietet Bei wichtigen Anlässen und Besuchen führt ein blauer auch einen eindrücklichen Blick auf die mit 15 Meter Teppich vom Haupteingang des Landtagsgebäudes in den langen Ankervorrichtungen gesicherte, ca. 26 Meter hohe auch als Säulenhalle bezeichneten Eingangsbereich. Über Hangwand hinter dem Landtagsgebäude. die Eingangshalle erreichen interessierte Zuschauer den im ersten Stock gelegenen Plenarsaal, wo die 25 Volks- vertreter inklusive der Regierung und unterstützt vom Parlamentsdienst tagen. Im Plenum beraten die Abgeord- neten im wahrsten Sinne des Wortes am runden Tisch, was eine bislang einzigartige Sitzungsanordnung in Eu- ropa darstellt. Der Plenarsaal mit einer maximalen Höhe von ca. 19 Metern wirkt dabei auf den Betrachter sehr imposant und verfügt über eine technisch hochmoderne elektronische Redneranzeigetafel mit integrierter Abstim- mungsanlage, eine Technikkabine zur Übertragung der Plenarsitzungen sowie eine Übersetzungskabine.

Im Erdgeschoss des «Langen Hauses» stehen dem Land- tag zwei Sitzungszimmer, eine Bibliothek, ein Archiv sowie eine Cafeteria zur Verfügung. Im ersten Stock be- findet sich gegenüber dem Plenarsaal die Lounge, wo die Abgeordneten die Gelegenheit haben, sich zu einem informellen Gedankenaustausch zu treffen und sich zwi- schen den Sitzungen zu verpflegen. Im Anschluss an die

Gebäudedaten Baubeginn: September 2002 Eröffnung: Februar 2008 Gesamtkosten: CHF 42,2 Mio. Bauvolumen: 21’000 m3 Geschossfläche: ca. 5’300 m2

Liechtensteiner Landtag | 37 38 | Liechtensteiner Landtag Historie

Absolutismus darauf das Land in zwei Wahlkreise eingeteilt: Im Der Landtag als Institution wurde durch die absolu- Wahlkreis Oberland waren neu sieben, im Wahlkreis tistische Verfassung von 1818 geschaffen. Die beiden Unterland fünf Abgeordnete zu wählen. Dazu ernannte Stände, die Geistlichkeit und die Landmannschaft, der Fürst jeweils zwei Abgeordnete aus dem Oberland erhielten das Recht auf eine Vertretung durch «De- und einen Abgeordneten aus dem Unterland. Mit der putierte». Die Geistlichkeit wählte drei Pfarrherren Verfassung von 1921 verzichtete der Landesfürst auf in den Landtag. Die Landmannschaft wurde durch die Ernennung von drei fürstlichen Abgeordneten, die d i e e l f G e m e i n d e v o r s t e h e r u n d d i e S ä c k e l m e i s t e r Gesamtzahl von 15 Abgeordneten sowie das Verhältnis (d. h. Gemeindekassiere) vertreten. Der Ständelandtag von 60:40 zwischen Oberland (9) und Unterland (6) wurde vom Fürsten einmal im Jahr zu einer Sitzung blieben gleich. einberufen. Er besass keine Rechte; seine Funktion bestand ausschliesslich darin, dem jährlichen Steu- Sperrminorität ererfordernis «dankbar» zuzustimmen. An diesem Verhältnis wurde auch bei der Erhöhung auf 25 Abgeordnete im Jahr 1988 festgehalten, ob- Verfassung von 1862 wohl dieses Verhältnis (15:10) nicht exakt den Ein- Die Geschichte des liechtensteinischen Parlamenta- wohnerzahlen in den beiden Wahlkreisen entspricht. rismus beginnt mit der konstitutionellen Verfassung Das Unterland wird bevorteilt und als Minderheit ge- von 1862. Der Landtag wurde nun zu einer echten schützt. Da für einen gültigen Landtagsbeschluss min- Volksvertretung, die zum grössten Teil aus freien destens zwei Drittel der Abgeordneten (17) anwesend Wahlen hervorging. Die Zahl der Abgeordneten wur- sein müssen, besitzen die Unterländer Abgeordneten de auf 15 verkleinert. Drei Abgeordnete wurden vom seit 1878 die Möglichkeit, Verfassungsänderungen zu Fürsten ernannt, zwölf vom Volk indirekt gewählt, verhindern bzw. durch Verlassen des Landtags das dabei wurden in jeder Gemeinde – von den allein wahl- Zustandekommen eines Beschlusses überhaupt zu berechtigten Männern – auf je 100 Einwohner zwei verunmöglichen. Wahlmänner gewählt. Diese wählten dann ihrerseits in einer Wahlmännerversammlung die Abgeordneten. Verfassung von 1921 Der Landtag besass nun Mitwirkungsrechte bei den Mit der Verfassung von 1921 wurde der Staat Liech- Staatsaufgaben, zwar noch nicht bei allen, aber doch tenstein auf eine neue Grundlage gestellt. Das mo- bei den wichtigsten: das Recht zur Mitwirkung bei der narchische und das demokratische Prinzip standen Gesetzgebung, das Recht auf Zustimmung bei wich- einander erstmals gleichwertig gegenüber. Viele staat- tigen Staatsverträgen, das Steuerbewilligungsrecht liche Funktionen können seither nur ausgeübt werden, (Finanzhoheit), das Recht zur Kontrolle der Staats- wenn verschiedene Staatsorgane zusammenwirken. verwaltung sowie das Recht zur Mitwirkung bei der Grundlegend neu war im Vergleich zur Verfassung von Militäraushebung. Ohne Einfluss blieb der Landtag 1862 der Gedanke, dass der Staat eine «demokratische auf die Bildung der Regierung und auf die Ernennung und parlamentarische Grundlage» besitzt. Das Volk er- des Landrichters. hielt weitgehende direktdemokratische Rechte (Wahl-, Initiativ- und Referendumsrecht). Da der Landesfürst Wahlkreise auf das Recht, drei Abgeordnete ernennen zu kön- Die beiden historischen Landschaften waren im Ab- nen, verzichtete, wurde der Landtag zu einer reinen solutismus beseitigt worden. Obwohl die Untertanen Volksvertretung. Die Rechte des Parlaments wurden mit zähem Widerstand daran festhielten, machte bedeutend erweitert: Die Regierung wird seither durch auch die Verfassung von 1862 die Schaffung eines Zusammenwirken von Fürst und Landtag gebildet, wo- Einheitsstaats nicht rückgängig. In den sogenannten bei dem Landtag das Vorschlagsrecht zusteht. Neu war Münzwirren von 1877, bei denen sich die Unterländer auch, dass der Landtag die Richter wählte – entweder ener­gisch gegen die Einführung der Goldwährung im Sinne eines Ernennungsvorschlags zuhanden des wehrten, lebte der Konflikt erneut auf. 1878 wurde Landesfürsten oder direkt.

Liechtensteiner Landtag | 39 40 | Liechtensteiner Landtag Verfassungsrevision von 2003 Zahl der Abgeordneten Im Rahmen der Verfassungsrevision im Jahre 2003 Der Liechtensteinische Landtag ist im internationa- wurden einzelne Rechte und Kompetenzen des Land- len Vergleich ein kleines Parlament. Seit 1919 gab es tags modifiziert respektive neu geregelt. So wurde wiederholt Bestrebungen, die Zahl der Abgeordneten beispielsweise die Auswahl der Richter an ein Richter- zu erhöhen, doch scheiterten diese Versuche in vier auswahlgremium mit Vorsitz des Landesfürsten bzw. Volksabstimmungen. Erst 1988 stimmte das Volk einer Staatsoberhauptes übertragen. Die Regierung wird Erhöhung auf 25 Abgeordnete zu. vom Landesfürsten einvernehmlich mit dem Landtag auf dessen Vorschlag ernannt. Verliert die Regierung Vertretung der Frauen das Vertrauen des Landesfürsten oder des Landtags, 1986 wurde erstmals eine Frau gewählt. 1993 schaff- dann erlischt ihre Befugnis zur Ausübung des Amtes. ten es zwei Frauen; von 1997 bis 2001 gab es nur mehr Für die Zeit bis zum Antritt der neuen Regierung be- eine weibliche ordentliche Abgeordnete im Landtag. stellt der Landesfürst eine Übergangsregierung zur Bei den Wahlen 2001 wurden drei Frauen in den Land- interimistischen Besorgung der gesamten Landesver- tag gewählt. Gleich sechs Frauen (das entspricht einem waltung. Des Weiteren tritt der Landesfürst bei Erlass Anteil von 24 %) schafften bei den Landtagswahlen einer Notverordnung vorübergehend an die Stelle des vom 13. März 2005 den Einzug ins Parlament wie Gesetzgebers. Es handelt sich hierbei um ein vom Par- auch an den Wahlen vom 8. Februar 2009. Anlässlich lament losgelöstes Notrecht. der Landtagswahlen vom 3. Februar 2013 reduzierte sich der Anteil auf fünf Frauen, was einer Quote von Wahlrechtsänderungen 20 % entspricht. Das geheime und direkte Wahlrecht wurde erst 1918 eingeführt. Seither werden die Abgeordneten nicht mehr Die Parteien durch Wahlmänner gewählt, sondern von den Wahlbe- Die Bildung der ersten Parteien erfolgte im Jahr 1918. rechtigten an der Urne. Bis 1939 erfolgten die Wahlen Bis 1993 waren nur die Fortschrittliche Bürgerpartei nach dem Majorzwahlsystem. Unter dem Eindruck einer (FBP) und die Vaterländische Union (VU) im Land- äusseren Bedrohung wurde kurz vor dem Zweiten Welt- tag vertreten. Die Wahlen führten seit der Einfüh- krieg zwischen den verfehdeten Parteien ein Burgfrie- rung des Verhältniswahlrechts (1939) in der Regel den geschlossen, was den Wechsel zum Proporzwahlsy- zu sehr knappen Mehrheitsverhältnissen, was lange stem bedingte. Gleichzeitig wurde eine Sperrklausel von Zeit zur Bildung von Koalitionsregierungen führte 18 % im Wahlgesetz eingeführt, die extreme Kräfte aus (1938 bis 1997). 1993 überwand mit der Freien Liste dem Landtag fernhalten sollte. Diese Sperrklausel wurde (FL) erstmals eine dritte Partei die 8%-Sperrklausel 1962 vom Staatsgerichtshof aufgehoben, weil sie keine und schaffte den Einzug in den Landtag. Die beiden verfassungsmässige Grundlage hatte. 1973 wurde eine Legislaturen von 1997 bis 2005 waren jeweils durch neue Sperrklausel von 8 % in die Verfassung aufgenom- Alleinregierungen geprägt. Dies im Gegensatz zu der men. Initiativen zur Abschaffung bzw. zur Senkung in der Vergangenheit üblichen Koalition zwischen den dieser Sperrklausel scheiterten bisher. Ebenso wurden beiden grossen Parteien. Das Modell der «grossen» Ko- weitere Versuche zur Änderung des Wahlrechts (so alitionsregierung fand dann wiederum in den Jahren z. B. die Einführung einer Mehrheitsklausel über beide 2005 und 2009 Anwendung und wurde an den letzten Wahlkreise hinweg) vom Volk verworfen. Wahlen im Jahre 2013 erneut bestätigt. Bei diesen Wahlen zogen mit den Unabhängigen (DU), welche Frauenstimmrecht auf Anhieb vier Sitze erreichen konnten, erstmals vier Die Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts Parteien mit Fraktionsstärke in den Landtag ein. wurde 1971 und 1973 zweimal in einer Volksabstim- mung abgelehnt; erst der dritte Anlauf im Jahre 1984 gelang.

Liechtensteiner Landtag | 41 Versammlungsorte der Liechtensteiner Volksvertretung

Von Dr. Alois Ospelt, Historiker

Der Landtag, unsere Volksvertretung, hat im Februar festgesetzten Ablauf und in feierlichem Rahmen statt. 2008 im Zentrum von Vaduz ein neues repräsentatives Sie gaben so bis ins beginnende 19. Jahrhundert auf Gebäude bezogen. Es ist auf seinen Beschluss hin in eindrückliche Weise Zeugnis von den Rechten des unmittelbarer Nähe des Regierungsgebäudes erstellt Volkes. worden. Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, wo sich im Laufe der Geschichte die Volksvertretung Vaduz – herrschaftliches Zentrum und Versamm- in unserem Land versammelt hat, wie die Volksver- lungsort von Volksvertretungen tretung zustande kam, wie sie sich zusammensetzte Schloss Vaduz bildete zusammen mit den Gebäuden und versammelte. Auch ihre Aufgaben und Zustän- am Fuss des Schlossfelsens ein herrschaftliches Zen- digkeiten sind von Interesse. trum. Mit der Funktion der Burg als Sitz der Lan- desherrschaft hingen die seit dem 14. Jahrhundert So entsteht im Gang zu den verschiedenen Versamm- belegten Funktionen von Vaduz als Gerichts- und lungsstätten in Umrissen und für den Teilaspekt der Verwaltungsort, Zollstätte und Markt, aber auch Volksvertretung ein kleines Stück liechtensteinischer als Wahl- und Versammlungsort zusammen. 1392 Verfassungs­geschichte. wird Vaduz als Gerichtsort namentlich genannt. In Urkunden des 15. Jahrhunderts erscheint das Äuli Gerichts- und Landsgemeinden bei der Linde in als Versammlungsplatz für das Gericht (Dingstätte). Vaduz, auf Rofenberg und in Bendern Später wird die Linde unter der Florinskapelle als Die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellen- Platz für das öffentliche Gericht (Mai- und Herbstge- berg bildeten je eine Landschaft oder Gerichtsge- richt) und für die Landammannwahl erwähnt. Wohl meinde. Jede bestellte ein Gericht, das sich aus einem ein halbes Jahrtausend versammelte sich hier bis 1808 Landammann und 12 Richtern zusammensetzte. Seit die Landsgemeinde des Oberlands. In der Nähe dieser dem Spätmittelalter verkörperten Landammänner und historischen Stätte, im herrschaftlichen Amtsquartier Richter Mitbestimmung am Leben der Gemeinschaft. und heutigen Regierungsviertel, waren und befinden Sie vertraten die Landschaften gegenüber Obrigkeit sich fast ausnahmslos auch die verschiedenen Ver- und Herrschaft und trugen Verantwortung für die Ge- sammlungsorte der auf Landammänner und Richter staltung des Gemeinwesens. Sie hatten wesentlichen folgenden späteren Volksvertretungen. Anteil an der Landesverwaltung und am Gerichtswe- sen. Bis ins 17. Jahrhundert sprachen sie an den Ge- Verlust der Volksrechte und der Volksvertretung richtsorten öffentlich Recht, für die Obere Landschaft Mit der Entstehung des Fürstentums Liechtenstein in Vaduz bei der Linde, in der Nähe der Herrschaftska- und dem Übergang der Landesherrschaft an die Für- pelle St. Florin, für die Untere Landschaft in Eschen, sten von Liechtenstein war ein Verlust der bislang auf Rofenberg bei der Kapelle Heiliges Kreuz. ausgedehnten Volksrechte verbunden. 1720 wurden die landschäftlichen Organe, Landammänner und Ge - Dort, wo öffentlich Gericht gehalten wurde, ver - richte, abgeschafft, 1733 auf Bitten der Landschaften sammelten sich auch die waffenfähigen Männer zu mit allerdings stark geschmälerten Rechten wieder einer Landsgemeinde und wählten Landammann und eingeführt. Diese reduzierte Landammannverfassung Richter. Der Unterländer Wahlplatz war im 18. Jahr- und mit ihr die alte Tradition der Landsgemeindever- hundert beim Schwibboga in Bendern. Die öffentlichen sammlungen blieben bis 1808 bestehen. In diesem Versammlungen fanden alle zwei Jahre mit einem Jahr wurden die Reste der alten Volksrechte durch

42 | Liechtensteiner Landtag Teil des Amtsvier- tels 1868: Ausschnitt aus dem Panoramablick vom Rhein auf Dorf und Schloss von Moriz Men- zinger 1868. Die Ge- bäude von Norden nach Süden: (1) Schulhaus, 1854 errichtet; (2) Haus Dr. Grass, später Leh- rerwohnhaus; (3) Stän- dehaus, 1867 erbaut; (4) Regierungsgebäude, ehemaliges Zollhaus und Herrschaftstaverne; 1 2 3 4 5 damit verbunden (5) Landvogteihaus.

die fürstliche Landesherrschaft beseitigt. Es gab kei- In den folgenden Jahren war er bereits einbezogen ne obere und untere Landschaft, keine Lands- und in die Verhandlungen um eine neue konstitutionelle Gerichtsgemeinden und somit keine Form der Volks- Verfassung, die er in seiner letzten Sitzung am 4. Sep- vertretung mehr. tember 1862 einstimmig annahm.

Ständelandtag im Landvogteihaus: 1819–1847 Verschiedene Arten und Versammlungsorte von und 1857–1862 Volksvertretungen im Revolutionsjahr 1848 1818 erliess der Fürst eine Verfassung und schuf damit Im Frühjahr 1848 kam es überall in Europa zu re- den landständischen Landtag. Die Stände, bestehend volutionären Bewegungen, die auf politische, soziale aus Geistlichkeit und Landmannschaft, waren berech- und wirtschaftliche Reformen zielten. Auch in Liech- tigt, Vertreter in den Landtag zu senden. Die Geistlich- tenstein erhob sich das Volk und stellte seine Forde- keit wählte ihre drei Deputierten, die Landmannschaft rungen. Demokratische Rechte, Formen der politischen oder die Gesamtheit der Untertanen wurde durch die Mitbestimmung und Arten der Volksvertretung wur- Richter und Säckelmeister der Gemeinden vertreten. den nicht nur diskutiert, sondern innerhalb weniger Diese waren nicht frei gewählt, sondern wurden aus Monate in rascher Abfolge erprobt und ausgeübt. einem Dreiervorschlag der Gemeindeversammlungen von der Obrigkeit bestimmt. Provisorische Verfassung 1849: der Landrat, das erste demokratische Parlament – Von 1819 bis 1847 versammelte sich der Landtag 1849–1851 jährlich. Dann folgte ein zehnjähriger Unterbruch. Im Durch die vom Fürsten am 7. März 1849 erlassenen Revolutionsjahr 1848 wurde der Ständelandtag nicht Übergangsbestimmungen erhielt Liechtenstein eine einberufen. Im folgenden Jahr ersetzte ihn der durch provisorische konstitutionelle Verfassung. An ihrer Er- eine provisorische Verfassung gebildete Landrat. Diese arbeitung war das Volk, vertreten durch Wahlmänner- erste demokratische Volksvertretung Liechtensteins versammlungen und den Verfassungsrat, wesentlich hatte Bestand bis 1852, als durch fürstlichen Erlass die beteiligt gewesen. Sie bildete das rechtliche Fundament provisorischen Verfassungsbestimmungen wieder auf- für das erste demokratische Parlament Liechtensteins. gehoben wurden. Die Verfassung von 1818 trat erneut Im Mai 1849 fanden die Landratswahlen statt. Dabei in Kraft. Der Ständelandtag wurde allerdings erst auf gab es bedeutende Neuerungen. Wahlberechtigt wa- den 14. Oktober 1857 wieder in die Landvogtei geladen. ren nicht mehr, wie bisher, nur die hausbesitzenden

Liechtensteiner Landtag | 43 Die alte Bierbrauerei Quaderer in Vaduz, dokumentiert von Eugen Verling. Im Saal des Bierhauses fanden 1848 Wahlmän- nerversammlungen statt. Der Saal diente auch dem Landrat 1849 als ständiges Sitzungslokal.

Gemeindebürger, sondern auch die niedergelassenen Diesen Saal im «Quader’schen Gasthaus» bestimmten Landesangehörigen. Die Wahl erfolgte nicht mehr in- die Volksvertreter in der folgenden Sitzung am 4. Juni direkt durch Wahlmänner, sondern direkt, jedoch in 1849 vorläufig für ein Jahr als ständiges Sitzungslo- zwei Gängen. In einer ersten Wahl nominierte jede kal. In der ersten und einzigen Sitzungsperiode des Gemeinde provisorisch für sich einen vollzähligen Landrats fanden hier noch vier weitere Sitzungen statt. 24-köpfigen Landrat. Aus den Ergebnissen wurde nach In der letzten Sitzung vom 14. Februar 1850 wählte der Anzahl der Gemeindestimmen eine Landeswahlli- die Volksvertretung einen Landratsausschuss. Die- ste von 45 Männern erstellt. Am Sonntag­nachmittag, ser sollte bis zur erwarteten erneuten Einberufung 20. Mai 1849, versammelten sich alle Stimmberech- des Landrats seine Geschäfte weiterführen. Nach der tigten des Fürstentums an historischer Stätte bei der Schliessung der ersten Sitzungsperiode erfolgte je- Gerichtslinde in Vaduz zu einer Landsgemeinde «in doch keine neue Einberufung durch den Fürsten mehr. vorgeschriebener Feierlichkeit». In öffentlicher Wahl, Am 15. März 1851 hatte auch der Landratsausschuss durch einfaches Handmehr, wurde nach der Reihen- seine letzte Sitzung. In Österreich und innerhalb des folge der Wahlliste so lange gewählt, bis die Zahl von Deutschen Bundes, dem Liechtenstein angehörte, 24 Landräten und 8 Ersatzmännern erreicht war. Die hatte sich eine rückschrittliche Politik durchgesetzt. erste Landratswahl erinnerte in vielem an die letzten Grundsätze, wie sie in den Jahren 1848 und 1849 in vor über vierzig Jahren durchgeführten Landammann- eine neue liechtensteinische Verfassung aufgenommen wahlen. Jetzt erfolgte die Wahl jedoch nicht mehr ge- werden sollten, waren nicht mehr zu verwirklichen. trennt in den beiden Landschaften, sondern das Land Am 20. Juli 1852 setzte der Fürst die provisorischen bildete einen einzigen Wahlkreis. Und so kam eine Verfassungsbestimmungen von 1849 ausser Kraft. Die stattliche Versammlung von etwa 1‘800 Wählern zu- landständische Verfassung von 1818 wurde wieder stande, die sich um die Vorsteher ihrer Gemeinden eingeführt. Der Ständelandtag, eine Volksvertretung gruppierten. Um zwei Uhr läuteten alle Glocken der ohne Rechte, sollte wieder fungieren. Florinskapelle und der Landesverweser eröffnete «auf erhöhter Tribüne» die Versammlung mit einer kurzen 1862 – Geburtsjahr des heutigen Landtags Rede. Es folgte die Wahl der Versammlungsorgane, Die 1857 erstmals wieder einberufenen Landstände eines Präsidenten, Schriftführers, Weibels und von nutzten ihre Zusammenkunft von Beginn an als Fo- vier Stimmenzählern. Dann begann wie beschrieben rum, um der fürstlichen Obrigkeit ihre Reformwün- die Wahl des Landrats. sche vorzutragen. Dazu zählte vornehmlich eine neue Landesverfassung mit frei gewählter Volksvertretung. Am 23. Mai 1849 hielt der Landrat seine erste konsti- Die Landstände erreichten 1862 schliesslich ihr Ziel, tuierende Sitzung im Saal des Bierhauses in Vaduz ab. den Übergang Liechtensteins vom Absolutismus zum

44 | Liechtensteiner Landtag Konstitutionalismus, eine zwischen Fürst und Volk frei Im Gasthaus zum vereinbarte Verfassung. Die Verfassung vom 26. Sep- Schloss (heute Schlössle) in Vaduz ver- tember 1862 begründete in einem Kompromiss im We- sammelten sich 1898 sentlichen die heutige liechtensteinische Staatsform, bis 1914 die Wahlmän- die Monarchie und Volkssouveränität miteinander ner des Oberlandes zur Wahl der Landtagsab- verbindet. Der Landtag wurde wieder zu einer echten geordneten. Vertretung des Volkes mit dem Recht zur Mitwirkung an der Gesetzgebung und zur Bewilligung der staatli- chen Finanzen. Er zählte 15 Mitglieder. Zwölf wählte das Volk indirekt durch Wahlmänner, drei wurden vom Fürsten ernannt.

Wahlmännerversammlungen 1862–1914 Die Wahlmänner wurden gemeindeweise gewählt, Im Batliner’schen Gasthaus (heute Rössle) auf je 100 Einwohner zwei Wahlmänner. Bei einer Be- in Mauren kamen 1878 völkerungszahl von 8200 (1861) ergab dies rund 164 bis 1886 die Wahlmän- Wahlmänner. Bis 1877 bildete das Land einen einzigen ner des Unterlandes zur Wahlkreis. Die Wahlmänner versammelten sich auf Wahl der Landtagsabge- ordneten zusammen. Schloss Vaduz zur Wahl der Landtagsabgeordneten und der Stellvertreter. Die erste Versammlung fand am 24. November 1862 statt. 1878 wurde das Land in zwei Wahlkreise aufgeteilt. In getrennten Wahlmän- nerversammlungen wählte nun das Oberland sieben, das Unterland fünf Abgeordnete. Im Oberland fanden die Wahlmännerversammlungen bis 1894 im grossen Speisesaal im ersten Obergeschoss auf Schloss Va- duz statt, wo sich auch die Schlosswirtschaft befand. Ab 1898 bis 1914 versammelten sich die Oberländer Wahlmänner in Vaduz im neu errichteten «Nigg’schen Gasthof zum Schloss» (heute Schlössle) beim Wirt der Das alte Schulhaus in ehemaligen Schlosswirtschaft. Die Wahlmänner des Mauren (rechter Gebäu- Unterlandes kamen in Mauren zusammen, bis 1886 deteil) war von 1890 bis im «Batliner’schen Gasthof» (heute Rössle), ab 1890 1914 Versammlungsort der Wahlmänner des Unterlandes.

Im Saal des Gasthauses Kirchthaler (heute Va- duzerhof) versammelte sich der Landtag 1862 bis 1867.

Liechtensteiner Landtag | 45 bis 1914 im Schulhaus. Die letzten Wahlmännerver- leiten. Es sollte Landtag, Regierung und alle Amtsstel- sammlungen fanden 1914 statt. len aufnehmen und so den Mittelpunkt des politischen Lebens und der Verwaltung des Landes verkörpern. Die Landtag im Gasthof Kirchthaler 1862–1867 frei werdenden Amtsgebäude, so auch das Ständehaus, Nach einer vorbereitenden Sitzung am 10. Dezem- sollten als Beamtenwohnungen genutzt werden. ber trat der neu gewählte Landtag am 29. Dezember An der Stelle eines ehemaligen herrschaftlichen Guts- 1862 nach einem Festgottesdienst in der Florinskapelle hofes, in der Nähe der Kirche und des alten Lands- zu einer feierlichen Eröffnungssitzung im Saal der gemeindeplatzes, wurde 1903 bis 1905 nach Plänen «Kirchthaler’schen Gastwirtschaft» (später Vaduzerhof) des fürstlichen Architekten Gustav von Neumann das zusammen. Bis 1867 versammelte sich der Landtag heutige Regierungsgebäude erstellt. Die Kosten wurden in diesem Gasthaus. Es war nach seinem damaligen durch einen Beitrag des Fürsten von 100‘000 Kronen Besitzer, dem Apotheker und Textilfabrikanten Franz und ein Darlehen der «Landschäftlichen Sparkassa» Anton Kirchthaler, benannt. Beim Anwesen handelte von 260‘000 Kronen gedeckt. An der Landtagssitzung es sich um das ehemalige, von Johann Baptist Quaderer vom 28. Dezember 1905 wurde das neue Amtsgebäude errichtete Vaduzer Bräuhaus, dessen Saal schon frühe- feierlich eröffnet. Der Landtag hatte sein eigenes Haus ren Volksvertretungen als Versammlungslokal gedient verlassen und im zweiten Obergeschoss des Amtsge- hatte. Beide Gastwirte, Kirchthaler und Quaderer, – bäudes einen neuen Versammlungsort bekommen. letzterer war mittlerweile nach Schaan übersiedelt – waren 1862 in den Landtag gewählt worden. Die künstlerische Ausstattung des Landtagssaals mit Fürstenbildnissen und Wappenbildern in den Wand- Landtag im eigenen «Ständehaus» 1868–1905 nischen erfolgte im Auftrag und auf Kosten des Lan- Es zeugt vom Selbstverständnis des Landtags, dass er desfürsten. Ein grosser schmiedeeiserner Lüster war sich schon bald um ein eigenes Haus für die Volksver- ebenfalls sein Geschenk. Die Marmorbüste Fürst Jo- tretung bemühte. Bereits am 4. August 1864 behan- hann II. war vermutlich identisch mit dem 1902 im delte er eine Regierungsvorlage über den Bau eines alten Landtagssaal aufgestellten Kunstobjekt. Ständehauses. Landes­techniker Peter Rheinberger hat- Die 1905 erfolgte Verlegung des Landtags in ange- te im Auftrag der Regierung ein Bauprojekt ausgear- messen würdig ausgestattete Räume des repräsenta- beitet, das neben Sitzungslokalitäten für den Landtag tiven Regierungsgebäudes war, von den Zeitgenossen auch Amts- und Wohnräume für den Land­richter sowie unbemerkt, ein äusseres Zeichen für eine zwischen Arrestlokale umfasste. Den Bauplatz, auf dem sich Landtag und Regierung seit 1862 nach und nach er- der Gaststall der ehemaligen südlich angrenzenden folgte politische Gewichtsverschiebung. Ohne institu- Herrschaftstaverne «Zum Adler» (heute Landesmuse- tionelle Änderung waren Macht und Vorrangstellung um) befand, stellte Fürst Johann II. 1865 kostenlos zur des Landesverwesers sowohl innerhalb der Regierung Verfügung. Die Taverne diente damals (seit 1856) als als auch gegenüber der Volksvertretung gegen Ende Sitz der Regierung. Die Baukosten waren mit 6‘800 des 19. Jahrhunderts stark gewachsen. In gleichem Gulden veranschlagt. Sie mussten über ein Darlehen fi- Mass war das Bewusstsein der Gemeinsamkeit zwi- nanziert werden. 1866/67 wurde das in Erinnerung an schen Regierung und Volk geschwunden. Durch die die Landstände benannte erste eigene, für die damalige Verfassung von 1921 wurde diese Fehlentwicklung Zeit grosszügige Parlamentsgebäude errichtet. Am 18. korrigiert: Der Landtag bestand wie bisher aus 15 Mai tagte der Landtag zum ersten Mal im neuen Saal. Abgeordneten. Sie wurden nun jedoch alle vom Volk Das Ständehaus bildete den Mittelpunkt des Landes. In gewählt. Die Kontroll- und Mitwirkungsrechte des seine Schwelle war das Zeichen «0 km» eingemeisselt. Landtags an der Staatsverwaltung wurden verstärkt. Aufwärts und abwärts im Lande zählte man die Entfer- Die gewichtigste Veränderung gegenüber der alten nungen von hier. 1864 hatte der Landtag das Gesetz Verfassung war der Ausbau der Volksrechte durch über die Landesvermessung beschlossen. das Initiativ- und Referendumsrecht.

Landtag im Regierungsgebäude seit 1905 Landtag provisorisch in der Musikschule 1969/70 Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren die und 1989–1996 räumlichen Verhältnisse für die staatlichen Behörden 1969/70 wurde der Landtagssaal im Regierungsge- und Ämter sichtlich beengt geworden. 1899 ersuchte bäude renoviert. Die ursprüngliche Möblierung wurde der Landtag die Regierung, die nötigen Schritte für ein ersetzt. In dieser Zeit tagte der Landtag im Vortrags- neues grosses liechtensteinisches Amtsgebäude einzu- saal der damals neu gegründeten Musikschule im

46 | Liechtensteiner Landtag Das Regierungsgebäude im Jahre 1909

Rheinbergerhaus. Das Haus war im 16. Jahrhundert Der Neubau steht am vorläufigen Ende einer Jahrhun- von den Grafen von Sulz als Amtshaus erbaut worden. derte alten Entwicklung des Vaduzer Zentrums vom mittelalterlichen herrschaftlichen Amtsquartier zum Im Dezember 1984 teilte er der Regierung seine Ab- Regierungsviertel Liechtensteins. Seine Nähe zu einer sicht mit, ein eigenes Gebäude auf eigenem Boden und historischen Versammlungsstätte des Volkes soll für in angemessener Nähe zum Regierungsgebäude zu dessen Vertretung künftig zeichenhaft wegleitende realisieren. Mit diesem Beschluss und der folgenden Bedeutung haben. Planung der Überbauung des Regierungsviertels wur- den verschiedene gewichtige Fragen der Zentrumsge- staltung des Hauptorts Vaduz entschieden und früher diskutierte andere Standorte für ein Landtagsgebäude ausgeschieden. Im Ständehaus, dem 1989 verlegte der neu 25-köpfige Landtag seine Sit- ersten eigenen Parla- zungen wegen der beengten Verhältnisse im Regie- mentsgebäude, tagte der Landtag 1868 bis 1905. rungsgebäude in den Vortragssaal der Musikschule. Bis 1996 war das Rheinbergerhaus wieder Versamm- lungsort der Volksvertretung.

Einzug in das neue eigene Landtagsgebäude 2008 Im Jahr 2000 fiel die Entscheidung für das heute ver- wirklichte Projekt des Architekten Hansjörg Göritz aus Hannover. Die liechtensteinische Volksvertretung hat im Fe- bruar 2008 eine neue Versammlungsstätte bezogen. Das neue Landtagsgebäude stellt ihr angemessene Räumlichkeiten für ihre Tätigkeit bereit. Es bringt durch Lage, Grösse und Architektur die von der Ver - fassung bestimmte Funktion des Landtags als gesetz- gebendes Staatsorgan und seine darin begründete staatspolitische Bedeutung zeitgemäss zum Ausdruck.

Liechtensteiner Landtag | 47 Der Landtag bei der Landtagseröffnung 1963. Die besondere Stellung des Landtags- präsidenten wurde durch ein Podium betont.

Der Landtag im Jahre 1974. Bei der Renova- tion des Landtagssaals in den Jahren 1968/69 wurden das Podium des Präsidenten, der impo- sante Leuchter und das Rednerpult entfernt.

Bild rechts: Landtags- sitzung 1969/70 in der Musikschule

Der Landtagssaal im Regierungsgebäude mit der Ausstattung ab der Renovation 1996

Quellen Liechtensteinisches Landesarchiv; Landtagsprotokolle 1862 ff.; Regierungsakten RC 100/4 betr. Verfassung und Landrat, 1848–1860; Schädler Urkunden, SchäU 264–343 betr. Verfassung und Landrat, 1848–1851; Regierungsakten RE betr. Amtshaus-, Ständehausbau, 1864–1868; Bauamtsakten SF 35: Landgerichtsgebäude 1865–1914; Rechenschaftsberichte der Regierung 1984 ff.

Literatur Seger, Otto. Vaduz: ein Heimatbuch. Vaduz, 1956; 100 Jahre Realschule Vaduz 1858–1958. Vaduz, 1958; Quaderer, Rupert. Politische Geschichte des Fürstentums Liechtenstein von 1815 bis 1848. Schaan 1970; Geiger, Peter. Geschichte des Fürstentums Liechtenstein 1848 bis 1866. Schaan 1971; Rheinberger, Rudolf / Hasler, Norbert. Moriz Menzinger: 1832–1914. Konstanz, 1986; Vogt, Paul. 125 Jahre Landtag. Vaduz, 1987; Umbau Regierungs- gebäude. Vaduz, 1993; Castellani Zahir, Elisabeth. Die Wiederherstellung von Schloss Vaduz 1904 bis 1914. Vaduz, 1993; Der Landtag des Fürstentums Liechtenstein. Vaduz, 2005.

48 | Liechtensteiner Landtag Landtagspräsidenten seit 1862

Karl Schädler 1862–1870 Wilhelm Schlegel 1871–1876, Rudolf Schädler 1877 1878-1881, 1886–1889

Albert Schädler 1882–1885, Friedrich Walser 1919–1921 Wilhelm Beck 1922–1928 1890–1918

Anton Frommelt 1928–1944 David Strub 1945–1953, 1955, Alois Ritter 1954, 1956 1957

Josef Hoop 1958–1959 Martin Risch 1960–1965 1966–1969

Liechtensteiner Landtag | 49 Landtagspräsidenten seit 1862

Karlheinz Ritter Gerard Batliner Ernst Walch 1970–1973, 1978–1992 1974–1977 1993

Paul Kindle Peter Wolff 1994, 1996 1995 1997–2001

Klaus Wanger Arthur Brunhart Albert Frick 2001–2009 2009–2013 seit 2013

50 | Liechtensteiner Landtag Landtag des Fürstentums Liechtenstein

Postfach 684 Peter-Kaiser-Platz 3 9490 Vaduz Fürstentum Liechtenstein

Tel. +423 / 236 65 71 Fax +423 / 236 65 80 [email protected] www.landtag.li Landtag des Fürstentums Liechtenstein