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T ZEITUNGEN INROMAIN LUXEMBURG HILGER TION ET PRESSE 04 SERVICE INFORMA 1704-20 T ZEITUNGEN INROMAIN LUXEMBURG HILGER TION ET PRESSE 04 SERVICE INFORMA 1704-20 04 1704-20 ZEITUNGEN IN LUXEMBURG

AUTOR t Romain Hilger

esse du HERAUSGEBERmation et pr Service infor geois gouvernement luxembour

UMSCHLAGFOTO Marcel Strainchamps (BNL)

FOTOS Marcel Strainchamps (BNL) sowie CHAN, Paris g Luxembour Imprimerie Centrale Christian Mosar g Saint-Paul Luxemboure Company Trash Pictur und Autor YOUT KONZEPT UND LA Vidale-Gloesener

DRUCK Imprimerie Centrale

© OKTOBER 2004

ISBN: 2-87999-135-8 ZEITUNGEN IN LUXEMBURG 1704-2004 INHALT

002 Zeitungen in Luxemburg Einleitung

010 Das Exportgeschäft 1704-1795

028 Der Beginn einer politischen Debatte 1795-1815

038 Die Geburt der liberalen Presse 1815-1848

058 Der Sieg der Pressefreiheit 1848

074 Die Ministerzeitungen 1848-1865

102 Das goldene Zeitalter 1866-1888

136 Die Spezialisierung 1888-1914

172 Die Radikalisierung 1914-1940

196 Nazi-Blätter und Untergrundzeitungen 1940-1944

204 Die stabile Parteipresse 1945-1974

222 Konsens und Kommerz 1975-2004

246 Literaturverzeichnis

254 Titelverzeichnis ZEITUNGEN IN LUXEMBURG

2 3 Die Presse ist ein wichtiges Werkzeug der Demokratie. Die ersten im 18. Jahrhundert erschienenen Luxemburger Zeitungen versorgten ihre wenigen einheimischen Leser mit Nachrichten, aus denen sie sich ein Bild von der Welt machen konnten. Damit im entstehenden National- staat die unterschiedlichen Weltbilder, je nach Interessen- lage, öffentlich dargelegt, verhandelt und kritisiert werden konnten, war die Pressefreiheit eine der häufigsten Forderungen in der Revolution von 1848. Danach waren Parteizeitungen die jeweils ersten Schritte zur Jahre oder Jahrzehnte später erfolgten Gründung von Parteien. Und auch wenn Zeitungen, Radio und Fernsehen bis heute fehlerhaft und einseitig über einen Krieg am anderen Ende der Welt berichten, so wüssten ohne sie nicht einmal ihre unerbittlichsten Kritiker, dass ein Krieg am anderen Ende der Welt tobt. Was der Presse gegen- über den elektronischen Medien an Aktualität fehlt, kann sie durch Ausführlichkeit und Analyse wettmachen.

Luxemburg ist eine Nation von Zeitungslesern. Nach der Eurobarometer-Umfrage European citizens and the media vom Mai 2003 lesen heute zwei Drittel (62,7 Prozent) der Einwohner Luxemburgs täglich, das heißt fünf- bis siebenmal in der Woche, eine Zeitung. Das ist eine der höchsten Raten in der Europäischen Union, sie wird nur übertroffen von Schweden (77,7 Prozent), Finnland (77,9 Prozent) und dem Nach- barland Deutschland (65,5 Prozent). In den Nachbar- ländern Belgien und Frankreich lesen dagegen nur halb so viele Leute (31,2 bzw. 32,2 Prozent) Tageszeitung wie in Luxemburg. Nur 4,4 Prozent der in Luxemburg befragten Männer und neun Prozent der Frauen gaben an, niemals Zeitung zu lesen.

Seit im Juli 1704 der französische Journalist Claude Jordan und der aus Frankreich stammende Drucker und Verleger André Chevalier die erste Zeitung in Luxemburg

4 5 herausgaben, La Clef du cabinet des princes de l’Europe liberale, republikanische, grüne, sozialistische und Zum Erfolg der Luxemburger Presse trägt ihre nicht erklärt sich auch damit, dass diese Zeitungen nicht nur g ou recuëil historique & politique sur les matieres du kommunistische bis zu trotzkistischen, maoistischen einzigartige, aber doch eigenartige Mischform bei: die einer wirtschaftlichen, sondern auch einer politischen tems, sind weit über 400 Zeitungen und Zeitschriften und anarchistischen Zeitungen. einflussreichsten Luxemburger Zeitungen sind seit ein- Rentabilität gehorchen. Die große Mehrheit gehört gesell- auf dem Gebiet des heutigen Großherzogtums erschie- einhalb Jahrhunderten gleichzeitig nationale Zeitungen, schaftlichen Interessengruppen, wie dem Erzbistum, nen. Ihre genaue Zahl ist nicht mehr festzustellen, denn Doch nur eine Minderheit der Hunderte von Titeln sind Lokalzeitungen und Parteizeitungen. Das schafft bis Parteien und Gewerkschaften. So war die Einführung der ein Teil von ihnen ist in keiner Bibliothek erhalten, weil politisch relevante Zeitungen im engeren Sinne, die heute eine doppelte und dreifache Bindung der Leser staatlichen Pressehilfe nach den goldenen Dreißigern der Zeitungen in Luxembur die Geschichte der Luxemburger Presse auch eine allen Kriterien von Aktualität, Periodizität, Publizität und an ihre Zeitungen, die sicher – zusammen mit einem Nachkriegswirtschaft im 20. Jahrhundert auch als eine Geschichte von Zwergzeitungen mit dreistelligen und Universalität gehorchen und von denen das vorliegende zeitweise sehr strengen Kolportageverbot – dazu beiträgt, Form der Parteihilfe gedacht, die ein Sprachrohr für jede manchmal zweistelligen Auflagenhöhen ist. Buch handelt. Über die Hälfte sind amtliche Veröffent- dass die Luxemburger Presse vor allem im Abonnement im Parlament vertretene Partei gewährleisten sollte. Die lichungen, Fachzeitschriften und Vereinsblätter für vertrieben wird. Für fast alle Tages- und Wochentitel Dominanz der Parteipresse produzierte aber auch ab Die für eine Bevölkerung von 1839 gerade 170 000 Gewerkschafter, Frauen, Landwirte, Jugendliche, Jäger, übersteigt die Zahl der Abonnements wesentlich die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Form von Skepsis, die und heute knapp mehr als 450 000 Einwohnern über- Fischer, Bienenzüchter, Pfadfinder, Schüler, Feuerwehr- Zahl der im Einzelhandel verkauften Exemplare. Der eine mit Unterbrechungen bis heute besetzte Nische für raschende Vielfalt an periodischen Veröffentlichungen leute, Botaniker, Handwerker, Piloten, Soldaten, Kirch- Zeitschriftenhandel macht seinen größten Umsatz mit eine satirische Zeitung schuf. reicht von zweimal täglich erscheinenden Zeitungen gänger, Briefmarkensammler, Notare, Schachspieler, Zeitungen und Illustrierten aus den Nachbarländern. Nur bis zu Jahresalmanachen, von vierfarbigen Hochglanz- Musikanten, Gastwirte, Historiker, Kinder, Wandervögel, in wenigen Ländern ist das Angebot an tagesaktuellen Die manchmal sogar zur Familientradition gewordene magazinen bis zu in Kellern vervielfältigten Wider- Eltern, Kaufhauskunden, Kleintierzüchter, Autofahrer, ausländischen Zeitungen selbst bis in Dorftankstellen politische Loyalität der Abonnenten vermindert den standsblättern, von internationalen Zeitschriften bis zu Häftlinge, Boxsportler, Radiohörer, Kinogänger, Sprach- so reichhaltig wie in Luxemburg. Konkurrenzdruck zwischen den Titeln, von denen sich Stadtviertelzeitungen, von Literaturzeitschriften bis zu retter, Kriegsveteranen, Bauherren, Kolonisten, Poeten, die meisten kaum einem täglichen oder wöchentlichen Reklameblättern, von faschistischen, reaktionären, Fetischisten1 und Außerirdische2 oder zumindest für Die im Vergleich zur Bevölkerung hohe Zahl von Titeln – Wettbewerb am Kiosk stellen müssen. Zusammen mit nationalistischen, monarchistischen über konservative, jene, die an sie glauben. derzeit alleine sechs Tages- und elf Wochenblätter3 – der durch Kleinauflagen verursachten Kapitalschwäche 6 7 der meisten Verlage bremst dies allerdings die inhalt- anderen Ländern seit dem Zweiten Weltkrieg kaum noch tägig jeweils ein französischsprachiges literarisch- In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich g liche und technische Innovation. eine Rolle spielen. Leitartikel, Parlamentsberichte und politisches Journal im Format heutiger Taschenbücher, mit der Abtrennung des wallonischen Landesteils, der Berichte über die Pressekonferenz nach den Kabinetts- das für den Export bestimmt war. Beseitigung des Analphabetismus und der Senkung des Der winzige, zusätzlich nach Sprachgruppen aufgeteilte sitzungen nehmen einen weit größeren und wichtigeren Wahlzensus die bis heute gültige Mehrsprachigkeit der Markt und eine späte Herausbildung des Nationalstaats Platz ein als in ausländischen Zeitungen, Kommentare – Im 19. Jahrhundert erschienen wöchentlich und ab Luxemburger Zeitungen durch, das heißt die Aufteilung in: erklären wohl auch die Verspätung gegenüber den sind häufig, Reportagen und Enqueten selten. Mit den Mitte des Jahrhunderts täglich vierseitige, mittelformatige Zeitungen in Luxembur Nachbarländern, mit der im Laufe der Jahrhunderte Großstädten und ihren Boulevards fehlt auch eine Blätter erst für lokale Bürger, dann auch für Bauern – mehrsprachige Zeitungen mit vorwiegend deutschen, die Druckerei, die Presse, die Tageszeitungen oder der Großstadt- und Boulevardpresse. Anders als bei den und schließlich Arbeiter, erst Partei-, dann auch rein daneben aber auch französischen und einigen seltenen Rotationsdruck eingeführt wurden, die Presse sich spe- Druckern, ist die politische und Betriebsloyalität bei den gewerbliche Zeitungen, erst Lokalausgaben im Norden luxemburgischen Beiträgen, zialisierte und professionalisierte. Bedingt durch die nie- Journalisten noch immer ausgeprägter als das gewerk- und Osten, dann auch im Süden. drigen Auflagen und die damit verbundenen geringen schaftliche Bewusstsein. – rein französischsprachige Zeitungen. Einnahmen sind die meisten Redaktionen chronisch – Im 20. Jahrhundert nahm die Zahl der Titel ab und unterbesetzt und sollen doch Zeitungen herstellen, Trotz Verspätungen und Besonderheiten ähnelt die die Seitenzahl zu, die Zeitungen wurden durch horizon- Ende des 20. Jahrhunderts kamen portugiesisch- und deren Leser sie bewusst oder unbewusst mit großen Entwicklung der Luxemburger Presse derjenigen ande- talen Umbruch und Fotos optisch interessanter und englischsprachige Wochenzeitungen für die zahlreichen ausländischen Titeln vergleichen – und die noch deutlich rer Länder. Im Laufe der Jahrhunderte erschienen die durch Radio, Fernsehen und Internet ergänzt. Einwanderer hinzu. billiger sind als in den Nachbarländern. Zeitungen dank technischer Verbesserungen immer häufiger, wurden immer aktueller, ihr Format und ihre – Zu Beginn des 21. Jahrhunderts setzten sich Farb- Obwohl die Presse eine zentrale Rolle bei der Entwick- So zeigt die Luxemburger Presse teilweise Reliktmerk- Seitenzahl nahmen zu: fotos in den Zeitungen durch, die Zeitungen lockerten lung einer öffentlichen Meinung und einer politischen male des 19. Jahrhunderts, etwa die noch immer aus- ihre Bindung zu den Parteien und gehorchten verstärkt Debatte, das heißt der Demokratie im Großherzogtum geprägten Merkmale von Parteiblättern, wie sie in vielen – Im 18. Jahrhundert erschien monatlich oder vierzehn- wirtschaftlichen Rentabilitätskriterien. spielt, steht ihre Geschichtsschreibung noch am 8 9 Anfang. Die lückenhaften Zeitungssammlungen vertei- Luxemburger-Wort-Redakteur Pierre Grégoire in seinen g len sich auf Nationalbibliothek und Nationalarchiv und fünf Bänden Drucker, Gazettisten und Zensoren 5, beide sind noch nicht einmal vollständig katalogisiert. Neben Male aus der Sicht der katholischen Presse. Écho-de- Jubiläumsnummern und Festschriften einiger Zeitungen l’industrie-Redakteur Émile Étienne und der Chefredak- gibt es nicht einmal ein Dutzend Monografien einzelner teur der Luxemburger Zeitung Batty Weber lieferten für Titel. Ökonomie, Soziologie und Technikgeschichte der die Internationale Presseausstellung Pressa 1928 in Zeitungen in Luxembur Luxemburger Presse sind völlig unerforscht. Aber am Köln 6 vor allem eine Zusammenfassung von Blums schmerzlichsten fehlt wohl ein bibliografisch zuverläs- Arbeit. Und der Revue-Redakteur Evy Friedrich veröf- siger Katalog, beziehungsweise eine Titeldatenbank. fentlichte 1975 Zeitung in Luxemburg. Chronologischer Größere Anstrengungen sind nötig zur Konservierung und Überblick als knappen Beginn einer nie fortgesetzten Restaurierung von Säurefraß bedrohter oder zerlesener größeren Darstellung 7. Sammlungen, die oft nur in einer einzigen Serie erhalten sind. Die Digitalisierung könnte den Inhalt historisch Die Geschichtsschreibung über die Luxemburger Presse wichtiger Titel allgemein zugänglich machen. Denn der steckt noch in den Kinderschuhen und wird es bei Erhalt ihrer Zeitungen ist für eine aufgeklärte Ge- einem schwer zugänglichen Corpus von einigen sellschaft wichtiger als der Erhalt ihrer Burgen. Millionen Seiten noch lange bleiben. Deshalb kann auch das vorliegende Buch keine Geschichte der Die ersten Gesamtdarstellungen der Luxemburger Luxemburger Presse sein, sondern bestenfalls ein Pressegeschichte bis Ende des 19. Jahrhunderts ver- unvollständiges Album 8, das ihre politische Vielfalt und suchten 1895 bis 1901 Pfarrer Martin Blum in seiner ihren gestalterischen Reichtum vorführt und damit viel- Einzelnummer der Clef du cabinet des princes de 4 Zeitschrift Ons Hémecht und 1964 bis 1966 der leicht zur weiteren Erforschung ihrer Geschichte anregt. l’Europe vom Juli 1711

1 [Lady Madelein’s] Erotic-Passion 2 Les chroniques de la CLEU (Commission luxembourgeoise d’études ufologiques); 2000 Magazin für Zukunftsforschung 3 , , Lëtzebuerger

Journal, Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek, , La Voix du , Revue, D’Lëtzebuerger Land, Télécran, , , , , , 352, L’Investigateur, Lëtzebuerger

Bauer 4 Blum 1895; die vollständigen bibliografischen Angaben befinden sich im Literaturverzeichnis am Ende des Buches. 5 Grégoire 1964 6 Étienne 1928 7 Friedrich 1975 8 Die Auswahl beschränkt

sich im Wesentlichen auf allgemein informierende Tages- und Wochenzeitungen sowie einige andere Zeitungen von besonderer Bedeutung für die politische oder die Pressegeschichte Luxemburgs; als

„Zeitung“ wird eine Funktion, nicht eine Form angesehen. Frühen Pionieren neuer Zeitungsgattungen wurde mehr Platz eingeräumt als ihren zahlreichen späteren Nachahmern.

DAS EXPORTGESCHÄFT 1704-1795

LA CLEF DU CABINET DES Die Presse in Frankreich war seit der Zeit Ludwigs XIII. PRINCES DE L’EUROPE ein Monopol der absolutistischen Monarchie und hatte den Ruhm des Königs zu verbreiten. Aber nach 10 11 dem Widerruf des Toleranzedikts von Nantes 1685 Der Buchhändler, Drucker und Journalist Claude Jordan in Frankreich und der Glorious Revolution 1688 in (ca. 1659-?) aus Valence hatte Ende des 17. Jahr- England wollten Adel, Klerus und Bürgertum mehr hunderts in Leyde und Amsterdam verschiedene nach darüber erfahren, wie die politischen Entscheidungen Frankreich exportierte „holländische Gazetten“ heraus- hinter den Palasttüren der europäischen Fürstenhöfe gegeben, wie die Nouvelles extraordinaires de divers getroffen wurden. Deshalb war der staatlich kontrol- endroits, die Gazette d’Amsterdam, das Nouveau uni- lierte Import ausländischer Zeitungen erlaubt. versel und die Histoire abrégée de l’Europe. Doch aus So erschienen rings um die Grenzen Frankreichs diplomatischen Rücksichten wurden seine Blätter 1691 Zeitungen für den französischen Markt, die verspra- verboten, und mit Beginn des 18. Jahrhunderts, als chen, einen Teil jener Informationen zu liefern, die in Lothringen wieder unabhängig geworden war, lebte er der französischen Presse fehlten. Besonders beliebt in Bar-le-Duc, etwa 100 Kilometer von Luxemburg am Vorabend des Jahrhunderts der Aufklärung waren entfernt.1 Dort hatte der französische Journalist Kontakt die als nur wenig zensiert geltenden „holländischen mit einem französischen Drucker und Verleger in Gazetten“ in französischer Sprache. Luxemburg, dem aus Bourg-en-Bresse stammenden André Chevalier (1660-1747).

Chevalier hatte eine Druckerei in Metz besessen, als Luxemburg 1684 französisch geworden war. Und die neue französische Verwaltung hatte ihn eingeladen, sich in Luxemburg niederzulassen, wo eine Druckerei fehlte, die Bekanntmachungen, Erlasse und andere amtliche Drucksachen vervielfältigt hätte. Der erste 1704- Drucker und Verleger in der Festung Luxemburg, Matthias Birthon, hatte zwar schon fast ein Jahrhundert zuvor bei der Eröffnung des Jesuitengymnasiums eine kleine Werkstatt eingerichtet, um es mit Schul- und Gebetbüchern zu beliefern. Doch mit dem Umzug seines Nachfolgers Hubert Reulandt nach Trier war das Handwerk gegen 1638 wieder ausgestorben.

Der unternehmenstüchtige und wohlhabende Bürger Chevalier sollte rasch zum bedeutendsten Drucker und Verleger in der Geschichte Luxemburgs werden, auch nachdem Spanien 1698 wieder die Festung übernahm. Neben bescheidenen Drucken für den lokalen Bedarf Die erste Nummer der Clef du cabinet des princes produzierte er alleine oder zusammen mit ausländischen de l'Europe vom Juli 1704 und einer Luxemburger 1795 Zeitung überhaupt Verlegern mehrbändige, großformatige theologische,

Einlegen eines Blatts und Färben des Bleisatzes an einer für das 18. Jahrhundert üblichen Holzpresse. Stich aus Diderots und d'Alemberts Encyclopédie (1751-65)

12 13 juristische und belletristische Werke in Französisch und zu berichten, was sich Bemerkenswertes an den Fürsten- 795 1 Latein für einen europäischen Markt, belieferte Geschäfts- höfen und in den Armeen zutrage. - 4 0 7

partner in Frankreich mit Billig- und Raubdrucken und 1 besaß ab 1719 in Senningen seine eigene Papiermühle. Wie viele Zeitungen ihrer Zeit war die Clef du cabinet Alle Zeitungen, die während des Ancien Régime in des princes jeden Monat nach einem starren Schema

Luxemburg erschienen, wurden bei Chevalier und seinen gegliedert: der größte Teil war den Auslandsnachrichten tgeschäft Nachfolgern gedruckt. gewidmet, eingeteilt nach den großen europäischen

Reichen, Spanien und Portugal, Frankreich, Italien, Das Expor 1704 einigten sich der Journalist Jordan und der Deutschland, den Nordstaaten, England, Holland und Verleger und Drucker Chevalier, eine „Souveränitäts- den Niederlanden sowie Russland. Den Ritualen bei nische“ Luxemburgs auf dem seit 1680 rasch expan- Hofe, vom Jagdausflug des Königs über die Geburt dierenden europäischen Pressemarkt zu nutzen und eines Prinzen bis zum Empfang eines ausländischen nach dem Vorbild der „holländischen Gazetten“ eine Diplomaten, wurde breiter Raum gewidmet. Angebliche Zeitung für den lothringischen und französischen Markt Zitate aus dem Mund der Monarchen vermittelten den herauszugeben. Eine Zeitung war für einen Drucker Eindruck, als ob der Berichterstatter an den Begegnun- interessant, weil sie seine Pressen regelmäßig auslastete, gen teilgenommen hätte. Für wichtig gehaltene Doku- ab einer Auflage von etwa 1 000 Exemplaren konnte die mente wurden über viele eng bedruckte Seiten im vollen Veröffentlichung rentabel werden. Wortlaut wiedergegeben.

Der Zeitpunkt schien günstig, denn während des spa- Neben den Berichten über Kriege und Schlachten hatte nischen Erbfolgekriegs (1701-1713) warteten die Leser die detaillierte Schilderung der Zeremonien etwas gierig auf Informationen darüber, wie ihr Kontinent neu Beruhigendes: die Monarchie und damit auch die von aufgeteilt werden sollte. Der Titel La Clef du cabinet des ihr regierte Gesellschaft schienen sich, wie die Gestirne princes de l’Europe ou recuëil historique & politique sur am Himmel, in ewigen, unveränderlichen Bahnen zu les matieres du tems (Der Schlüssel zum Kabinett der bewegen. Doch bis zur Mitte des Jahrhunderts berich- Fürsten Europas oder historische und politische tete die Clef du cabinet des princes mit der gebotenen Sammlung über die Angelegenheiten der Zeit) sollte Vorsicht, aber immer öfters von regionalen Parlamenten Programm sein: die Leser bekamen Einblick in die und aufklärerischen Philosophen, die die Macht des Regierungskabinette der Fürsten versprochen, wo hin- Absolutismus zurückdrängen wollten. ter verschlossenen Türen über Krieg und Frieden in Europa entschieden wurde. Die Autoren dieser Beiträge sind unbekannt. Viele Berichte wurden, wie zu jener Zeit üblich, mit oder ohne Laut einem am 1. September 1705 unterzeichneten Quellenangabe aus anderen Zeitungen abgeschrieben Vertrag 2 lieferte Jordan jeden Monat das Manuskript oder zusammengefasst. Daneben gab es aber auch einer Ausgabe und erhielt dafür von Chevalier 50 Pfund schon in den großen europäischen Hauptstädten Korres- Honorar. Am 1. Juli 1704 erschien die erste Nummer pondenten, die gegen Honorar Zeitungen brieflich über und versprach in einem kurzen Vorwort, unparteiisch die letzten Entwicklungen unterrichteten.

Ab Januar 1707 erschien dieselbe Zeitung mit zwei verschiedenen Titelseiten: La Clef du cabinet des princes de l'Europe und Journal historique sur les matieres du tems

14 15 Ein Teil fast jeder Nummer von La Clef du cabinet des zuerst für den lothringischen und französischen Markt 795 1 princes war literarischen Beiträgen vorbehalten. Dabei gedacht. Doch die bis heute in öffentlichen Bibliotheken - 4

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handelte es sich meist um Besprechungen historischer, erhaltenen Sammlungen zeigen, dass sie auch in 1 theologischer, philosophischer und naturwissenschaft- Deutschland, Belgien, den Niederlanden sowie in ande- licher, selten belletristischer Bücher. Das Erscheinen ren Ländern gelesen wurde, wo das Französische die

von Montesquieus De l’Esprit des Loix lobte La Clef du Sprache der Fürstenhöfe und der Diplomatie war. tgeschäft cabinet des princes beispielsweise im Mai 1749 kurz,

ohne dass das Werk vorlag, auch eine Werkausgabe Im Aussehen unterschied sich La Clef du cabinet des Das Expor von „Mr. Voltaire“ kündigt sie im Juni 1751 nicht ohne princes kaum von den meisten Zeitungen ihrer Zeit, die Bewunderung an. Die Encyclopédie sowie die wichtig- aus drucktechnischen Gründen eher kleinformatig und Ebenso wie die im Januar 1705 geäußerte Klage, es Lesern zu französisch schien und im Vergleich zu den sten Werke von Diderot und Rousseau blieben dagegen nur ausnahmsweise illustriert waren. Das Format von seien unerlaubte Nachdrucke und eine deutsche Über- holländischen Gazetten die französische Krone zu sehr unerwähnt. 16,5 x 10 cm ähnelte dem moderner Taschenbücher, setzung erschienen; im Oktober 1706 hieß es, dass schone. Schuld daran waren wohl der Patriotismus des die zu fünf Heften zusammengefalteten Druckbogen die anhaltende Nachfrage eine Neuauflage der ersten Redakteurs und Verlegers, aber auch der anhaltende Fast ein Jahrhundert nach den ersten Zeitungen, wie die waren grob mit einem Bindfaden zusammengenäht. Vor Nummern nötig gemacht habe. Einfluss Frankreichs im Herzogtum. Nieuwe Tijdinghen in Antwerpen (1605) und die Pariser der Lektüre mussten die Leser erst die Seiten auf- Gazette (1631), sollte La Clef du cabinet des princes die schneiden; die circa 70 bis 80 Seiten waren jeweils Dass keiner der Beiträge unterzeichnet war und der Der Clef du cabinet des princes fehlte damit ein Wettbe- erste Luxemburger Zeitung werden, auch wenn sie keine sechs Monate lang durchgehend nummeriert, damit Redakteur nie seinen Namen erwähnte, war für die Zeit werbsvorteil der holländischen Konkurrenz, aber dafür Zeitung für Luxemburg war. Das schwach bevölkerte die Zeitung aufbewahrt und zu zwei Bänden pro Jahr nicht ungewöhnlich. Überraschender war schon, dass erlitt sie deren Nachteile: die Zeitung hatte kein könig- Luxemburg schien noch zu arm und zu ungebildet, es gebunden werden konnte. La Clef du cabinet des princes während der ersten zwölf liches Privileg in Frankreich. Deshalb war sie nicht vor gab noch keine an einer Presse interessierte öffentliche Jahre ihres Bestehens ohne Druckort und ohne Name der gängigen Praxis der Raubkopien geschützt. Und sie Meinung und kein Postwesen, das eine Zeitung verteilen Denn die Zeitung verstand sich über die kurzfristige ihres Druckers erschien. Die Titelseite trug lediglich die musste zum teuren Auslandsporto verschickt werden, konnte. Nachrichten aus und über Luxemburg bilden Aktualität hinaus als ein fortlaufendes Geschichtswerk, Fantasieanschrift « Jacques Le Sincère à l’enseigne de das noch 1740 den Preis der holländischen Gazetten die Ausnahme 3 in La Clef du cabinet des princes. das Berichtenswertes auch zu konservieren hatte. la Vérité » (Jacques der Aufrichtige unter dem Schild vervierfachte.5 Im Vergleich zu anderen Zeitungen der Trotzdem mag sie im Laufe des Jahrhunderts der Deshalb erschienen 1713 sogar zwei retrospektive der Wahrheit). „Jacques Le Sincère“ war ein Ende Zeit sollte La Clef du cabinet des princes aber vor allem Aufklärung zumindest indirekt zum Entstehen einer Bände, die über die Zeit von 1697 bis zur Gründung des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts mehrfach durch ihren niedrigen Abonnementpreis attraktiv sein, öffentlichen Debatte in Luxemburg beigetragen haben, von La Clef du cabinet des princes berichteten, gebrauchtes Pseudonym, unter dem Bücher in der möglich wurde, weil der Verleger sein eigener indem sie mit ihren Auslandsnachrichten, Buch- Supple’ment de la Clef ou Journal historique sur les Amsterdam, Köln bzw. Paris, Rom und Rouen erschie- Drucker war und seine Lohnkosten niedriger waren als besprechungen und Leserbriefen den Horizont der wohl matieres du tems, Contenant ce qui s’est passé en nen. Mit der Angabe « Jacques Le Sincère à l’enseigne in Großstädten. nicht allzu vielen lokalen Leser über die engen Europe d’interessant pour l’Histoire, dépuis la Paix de de la Vérité » ist ein weiteres Druckwerk erhalten, ein Festungsmauern und dichten Wälder hinweg erweiterte. Rijswick. Par le Sieur C.J. Recueil des pièces concernant la constitution du pape Zwei Jahre nach dem Beginn der Clef du cabinet des touchant la morale des Jansenisten Pasquier Quesnel princes gelang es Redakteur Jordan, am 27. November Auf jeden Fall war die erste Luxemburger Zeitung gleich Verlässliche Angaben über die Auflage der Clef du cabi- aus dem Jahr 1714. 1706, ein Privileg des französischen Königs zur Ver- ein Meisterwerk: von Juli 1704 an erschien sie mit einer net des princes sind nicht bekannt. Behauptungen, öffentlichung eines Journal historique in Frankreich zu späteren Titeländerung und einer Verlegung des Druck- dass sie nach wenigen Nummern bereits in 5 000 Obwohl sich ihr Drucker nicht zu erkennen gab, war erhalten – wofür Chevalier sein Honorar auf 87,5 Pfund orts ununterbrochen fast das ganze 18. Jahrhundert oder 6 000 Exemplaren gedruckt worden sei, sind in La Clef du cabinet des princes königstreu und gottes- erhöhte. Und so begann La Clef du cabinet des princes hindurch bis zum Juli 1794: 1 325 Ausgaben in einer Zeit, als viele europäische Zeitungen weniger als fürchtig. Nach einem Jahr, im Juli 1705, musste sie im Januar 1707 ein merkwürdiges Doppelleben, das 202 Bänden mit insgesamt 105 058 Seiten! Sie war 1 000 Exemplare druckten, mit Vorsicht zu genießen. sich sogar fast entschuldigen, dass ihr Stil manchen zehn Jahre lang dauern sollte: Jeden Monat, wenn ein

Plakat vom 23. März 1769, welches das Verbot Chevalier am 10. Februar 1716 das Druckprivileg für der Clef du cabinet des princes de l'Europe in seine Clef du cabinet des princes. Im Mai 1716 ersetzte Frankreich ankündigt er endgültig die fiktive Anschrift durch seine eigene: « À Luxembourg, chez André Chevalier Imprimeur de Sa Majesté Impériale & Catholique, & Marchand Libraire » (Zu Luxemburg, bei André Chevalier, Drucker ihrer kai- serlichen und katholischen Majestät und Buchhändler). Wer nach Jordan von 1717 bis in die Dreißigerjahre die Luxemburger Clef du cabinet des princes redigierte, ist nicht bekannt. Laut einer Notiz des Vorsitzenden des Provinzialrats 8 aus dem Jahr 1760 hieß der Redakteur ab 16 17 Teil der Auflage von La Clef du cabinet des princes den Dreißigerjahren Pierre Bourgeois. Dieser in der Stadt 795 1 gedruckt war, tauschte die Druckerei Chevalier die bekannte Händler, der auch mehrere öffentliche Ämter - 4 0 7

Bleizeilen der Titelseite und den Lauftitel am Kopf der bekleidete, hatte 1737 Chevalier die Senninger Papier- 1 Seiten aus und druckte den Rest der Auflage mit unver- mühle abgekauft.9 Er verfasste das Blatt mehr als drei ändertem Inhalt unter dem Titel Journal historique sur Jahrzehnte lang, auch nach dem Tod Chevaliers, dessen

les matieres du tems 6 (Historische Zeitung über die Tochter Anne die Druckerei weiterführte. tgeschäft Angelegenheiten der Zeit). Auch auf diesen Titelseiten

blieb der Luxemburger Drucker ungenannt, dafür tru- 1750 begann die strenge Reglementierung der franzö- Das Expor gen sie aber die Anschrift der Buchhandlungen Muguet sischen Presse gelockert zu werden, die Posttarife wurden und später Vioneule aus Verdun, das auf halbem Weg gesenkt und vereinheitlicht. Zwischen 1751 und dem zwischen dem Redakteur in Bar-le-Duc und dem Vorabend der Revolution 1788 erschienen 252 neue Verleger und Drucker in Luxemburg lag. So wurde die Zeitungen in Frankreich.10 Der Bedarf an ausländischen Clef du cabinet des princes während des Drucks zu Blättern nahm ab, das Zeitalter der „holländischen einer französischen Zeitung, die durch ein königliches Gazetten“ ging zu Ende. Privileg vor dem Nachdruck geschützt war und dank einer lothringischen Adresse zum billigeren Inlandstarif Erste Schwierigkeiten bekam das Blatt laut Sprunck11 verschickt werden konnte. Im Alltag sollte sie kurz 1755, als es den Abt von Sankt Maximin Primat von „Zeitung von Verdun“ genannt werden. Luxemburg nannte. Doch den schwersten Schlag erlitt La Clef du cabinet des princes, als sie durch einen Erlass Auch wenn es in der Druckerei immer wieder zu Pannen, des Staatsrats des Königs vom 14. Januar 1769 auf ihrem Verwechslungen und Vermischungen kam7, führte die wichtigsten Absatzmarkt, in Frankreich, verboten wurde, Clef du cabinet des princes dieses Doppelleben bis weil sie voller Stücke sei, die nie in der Öffentlichkeit Dezember 1716. Dann war das Herzogtum Luxemburg erscheinen dürften, voller oft falscher Nachrichten und in den Besitz der österreichischen Habsburger überge- Überlegungen, die im Widerspruch zu den Maximen der gangen, Jordan und Chevalier stritten vor dem Gericht Regierung seien, aber auch, weil der König das Privileg in Metz um Honorarzahlungen und trennten sich. bevorzugen wolle, das er seit langen Jahren der Suite de la Clef ou Journal historique gewähre, Claude Jordans Jordan kehrte nach Paris zurück und gab ab Januar 1717 Pariser Nachfolgeblatt. Neben allerlei Bittschriften der eine Suite de la clef, ou Journal historique sur les ma- Provinzparlamente hatte die Clef du cabinet des princes tieres du tems heraus, die in Erinnerung an die „Zeitung im Dezember 1768 unter anderem einen in Frankreich von Verdun“ mit einer Stadtansicht von Verdun als verbotenen Brief des Parlaments von Rouen an den Titelvignette bis 1776 erschien, lange nach Jordans König über die Hungersnot und geheim gehaltene Tod. Chevalier veröffentlichte unabhängig davon in Nachrichten über Rückschläge der französischen Armee Luxemburg weiter La Clef du cabinet des princes mit auf Korsika abgedruckt. Vergebens versuchten die eigenständigem Inhalt. Aus einer Zeitung mit zwei Titeln Druckerei und der Verlag Chevalier unter Hinweis auf den waren zwei Zeitungen mit fast einem Titel geworden. Vom großen finanziellen Schaden, die erneute Zulassung ihrer neuen Herrscher über Luxemburg, Kaiser Karl VI., erhielt Zeitung in Frankreich zu erwirken.

Diarium europaeum historico-litterarium

18 19 Zur selben Zeit, als der Verleger Chevalier, Typographum, Biblio- „historisch-literarische Zeitung“. wohl nicht groß genug war, damit um sich an ein internationales zum Abschluss Polen, Sachsen, 795 1 und Drucker André Chevalier Anfang polam“ (in Luxemburg, bei André Das in Luxemburg erschienene Hommey und der Redakteur der Publikum zu wenden. Das Vorwort Schweden und Moskau. Da die - 4 0 7

1707 beschloss, mit der Titelvariante Chevalier, Drucker und Buch- Diarium europaeum historico-littera- Clef du cabinet des princes, Claude der auf das erste Quartal 1707 Chroniken manchmal bis März 1707 1 Journal historique sur les matieres händler). rium berichtet, dass Hommey in Jordan, nicht voneinander gewusst datierten, 92 Seiten starken und reichen, kann das Heft frühestens du tems den Verkauf seiner Clef du einer Broschüre Partei für Leopold I. hätten. Vielleicht entstand so der im Format der Clef du cabinet im zweiten Trimester 1707 erschie-

cabinet des princes in Frankreich Der Titel der einzigen vollständig auf ergriffen hatte und dafür von seinem Kontakt zur Druckerei Chevalier in des princes gedruckten Ausgabe nen sein. Marginalien erleichtern tgeschäft auszuweiten, veröffentlichte er eine Latein erschienenen Luxemburger Orden ins Exil nach Bar-le-Duc, im Luxemburg, die es Hommey erlau- des Diarium europaeum historico- den Lesern die Orientierung. Auf

andere, für den internationalen Zeitung erinnert an das von 1659 wieder von Frankreich unabhängigen ben sollte, sein Diarium historico- litterarium legt nahe, dass es sich Seite 65 folgt der literarische Teil Das Expor Markt gedachte Zeitschrift: Diarium bis 1683 in Frankfurt erschienene Lothringen geschickt wurde (S. 81). litterarium unter einem leicht um die erste Nummer handelt. mit einer Revue der gelehrten europaeum historico-litterarium, Diarium europaeum, die manchmal Laut de Feller12 veröffentlichte eränderten Titel weiter heraus- Bis Seite 64 zählt es, wie das Zeitschriften, Chroniken sowie (Europäische historisch-literarische als Vorläuferin der modernen Hommey eine Kompilation aus zugeben. Diarium europaeum, in der Form Lobgedichten. Zeitung). Und im Gegensatz zu La Zeitungen angesehene „europäische Gazetten von dem, was am Anfang von Chroniken die Geschehnisse Clef du cabinet des princes, die Zeitung“, aber vor allem an das des 18. Jahrhunderts geschehen Das Blatt ist eine Mischung aus der vorhergehenden Monate auf, Weil nur ein einziges Exemplar mehr als ein Dutzend Jahre lang 1703 von dem Augustinermönch sei, die wenig geschätzt worden sei Rezensionsjournal und Chronik, angefangen mit Italien und gefolgt dieser Zeitschrift bekannt ist 13, anonym erschien, setzte er gleich Jacques Hommey (1643-1713) in und ihren Autor ins Exil gebracht welche die Ereignisse weniger von Frankreich, Flandern, Spanien, dürfte sie nicht lange erschienen auf die Titelseite der ersten Ausgabe Paris bei P. Ribou herausgebrachte habe. Hommey lebte in Bar-le-Duc, bekannt machen als konservieren Portugal, England, Holland, sein und keine große Verbreitung „Luxemburgi, Apud Andream Diarium historico-litterarium, die das Anfang des 18. Jahrhunderts sollte. Es war auf Latein verfasst, Lothringen, Deutschland und erfahren haben.

JOURNAL HISTORIQUE ET LITTÉRAIRE

Nur wenige Monate nach dem Verbot der Clef du seines Jesuitenordens im Juli 1773 brachte ihn dazu, cabinet des princes in Frankreich scheint der Jesuit seinen Kreuzzug von der Kanzel in die Druckwerkstatt François-Xavier de Feller zu den freien Mitarbeitern des zu verlegen; er übernahm die Redaktion der Clef du Blatts gestoßen zu sein. Er war am 17. August 1735 in cabinet des princes, die sogleich ab August 1773 unter Brüssel geboren worden, doch einen Teil seiner einem neuen Namen erschien: Journal historique et Kindheit hatte er bei seinem Großvater mütterlicherseits littéraire (historische und literarische Zeitung), aber die in Luxemburg verbracht. Später war er wiederholt Seitenzählung und Bandnummer der Clef du cabinet nach Luxemburg zurückgekehrt, unter anderem um am des princes fortsetzte. Erste Nummer des Diarium europaeum vom Jesuitenkollegium zu unterrichten. ersten Quartal 1707, der einzigen lateinischen Luxemburger Zeitung Mit der Namensänderung sollte vielleicht das Verbot De Feller führte zeitlebens einen heiligen Krieg gegen der Clef du cabinet des princes in Frankreich umgan- Erste Nummer des antiaufklärerischen Journal historique et littéraire vom August 1773 die Aufklärung und den Josephismus. Die Auflösung gen werden, aber sie sollte wohl auch eine Änderung in

Marcel Le Maire16 weist nach, wie tendenziös die poli- tischen Informationen des Journal im Vergleich zu anderen Zeitungen der Zeit seien. Für Raymond Trousson17 habe sich de Feller mit wilder Hartnäckigkeit und dem Fleiß eines Inquisitors zum Verteidiger der Traditionen und des Glaubens gemacht, könne dadurch aber auch als Vorläufer der katholischen Presse des 19. Jahrhunderts erscheinen.

Fast drei Jahrhunderte lang, von etwa 1704 bis 1980, Sein Widerstand gegen die josephistischen Reformen, wurden die Luxemburger Zeitungen nach Gutenbergs Prinzip in Bleilettern gesetzt und gedruckt insbesondere gegen jene, die die Privilegien des Klerus 20 21 der redaktionellen Ausrichtung anzeigen. Denn unter in Frage stellten, brachte de Feller und sein Journal, 795 1 de Feller wurde der Ton polemischer und parteiischer, das zum ersten Oppositionsblatt aus einer Luxemburger - 4 0 7

wie nach 1750 und vor allem nach 1770 viele franzö- Druckerpresse wurde, in zunehmende Schwierigkeiten. 1 sische Zeitungen begannen, engagierteren, persön- Die Zeitung wurde wiederholt zensiert, bis schließlich licheren Meinungsjournalismus zu machen.14 ein kaiserlicher Erlass vom 26. Januar 1788 das Journal

zusammen mit zwei anderen Zeitungen als aufstän- tgeschäft De Fellers heiliger Eifer schien sich auszuzahlen: nur dische Schmähschrift verbot.18

ein Jahr, nachdem er das Blatt übernommen hatte, ver- Das Expor doppelte er ab Juli 1774 die Erscheinungsweise, das Daraufhin gab die Nummer vom 15. Februar 1788 als Journal historique et littéraire erschien alle 14 Tage. Um Drucker an: « A Maestricht, Chez François Cavelier, 1776 beschleunigten viele Blätter ihre Erscheinungs- Imprimeur-Libraire, sur le Vrythof. Et se trouve à Liège, weise, um der großen Nachfrage nach aktuellen Nach- Chez J. F. Bassompierre, Imprimeur-Libraire, vis-à-vis richten über den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg Ste. Catherine » (In Maastricht bei François Cavelier, nachzukommen. Auf diese Weise gab der im belgischen Drucker-Buchhändler am Vrythof und erhältlich in Liège wohnhafte Geistliche 22 Jahre lang insgesamt Liège bei J.F. Bassompierre, Druckerei-Buchhandlung 494 Nummern und 39 118 Seiten in Druck. Das Blatt gegenüber Sankt Katharinen). Das veränderte Druckbild sei das Hauptwerk seines eifrigen und fruchtbaren legt den Schluss nahe, dass die Druckerei tatsächlich Lebens, meint sein Ordensbruder Marcel Le Maire.15 gewechselt hatte. De Feller führte seinen Kreuzzug weiter, bis die französischen Revolutionstruppen Belgien Das Journal historique et littéraire hielt die Gliederung besetzten: im Juli 1794 erschien die letzte Nummer. der Clef du cabinet des princes bei. Jede Ausgabe De Feller flüchtete ins Exil, wo er am 23. Mai 1802 starb. wurde mit einem literarischen Teil eröffnet, in dem wohl de Feller persönlich Bücher besprach und seine Ansichten über theologische und naturwissenschaftliche Fragen einschließlich der Nutzlosigkeit von Blitzableitern und Heißluftballons verbreitete. Anders als die zurück- haltendere La Clef du cabinet des princes ließ das Journal sich kaum eine Gelegenheit entgehen, um die Philosophen der Aufklärung wüst zu beschimpfen. De Fellers besonderer Hass galt aber den Kirchenreformen des über Luxemburg regierenden österreichischen Kaisers Joseph II., die er nicht zuletzt für die Auflösung seines Jesuitenordens verantwortlich machte. Den zweiten Teil jeder Ausgabe machten die Korrespon-

denzen aus europäischen Hauptstädten aus, gefolgt François-Xavier de Feller (1735-1802), der Heraus- von Nachrufen und manchmal Rätselgedichten oder geber des Journal historique et littéraire. Stich aus Précis historique sur la vie et les ouvrages de l'abbé Rezepten gegen Erkrankungen aller Art. de Feller, ex-jésuite, Louvain 1824

Einberufung und Abstimmungsprozedur der General- stände in Frankreich stellte sie Adel und Klerus dagegen immer wieder als fortschrittsfeindliche Parasiten dar. Die monarchistische Gesinnung des Autors drückte sich unter anderem in selbst verfertigten Versen auf die Genesung des erkrankten österreichischen Kaisers am 1. Juni 1789 aus. MÉLANGES DE LITTÉRATURE ET DE POLITIQUE Jede Ausgabe begann mit einem literarischen Teil, der aus Besprechungen aktueller Bücher, aber auch poli- tischer Broschüren bestand. Eröffnet wurde er mit klei- 22 23 Noch im selben Jahr, als das Journal historique et litté- nen Gedichten und Prosatexten, die nicht selten aus der erwähnt, etwa als dort für die Genesung des Kaisers 795 1 raire verboten wurde und seinen Druckort nach Feder des sich selbst Autor der Mélanges nennenden gebetet wurde (15. Mai 1789) oder um Gerüchte über - 4 0 7

Maastricht verlegte, beantragte die Druckerei der Erben Redakteurs stammten. Etwa in der Mitte der Nummern die Einführung einer 40-prozentigen Grundsteuer zu 1 André Chevaliers die Erlaubnis, eine neue Zeitung in folgten die politischen Nachrichten aus der Türkei, dementieren (1. Juni 1789). Luxemburg herauszugeben. Die Genehmigung wurde Österreich, Frankreich, Polen, den Niederlanden,

ihr auch am 29. Dezember 1788 erteilt. England und anderen Ländern. Dabei wurden oft offi- Die Zeitung erschien jeweils am 1. und am 15. jeden tgeschäft zielle Dokumente in extenso zitiert. Während über die Monats. Sie glich in Format und Aufmachung ihren

Drei Tage später, auf den 1. Januar 1789 datiert, sich anbahnende Französische Revolution ausgiebig Vorgängerinnen aus derselben Druckerei. Auf dem Titel- Das Expor erschienen die Mélanges de littérature et de politique, berichtet wurde, waren die Mélanges ziemlich ableh- blatt trug sie das Virgil-Zitat „Tros, tyriusve, mihi nullo (Vermischtes aus Literatur und Politik)19 mit einem nend gegenüber den Unruhen in Brabant. Am Ende discrimine agetur“ als Losung, um die Neutralität ihrer Privileg des Kaisers und der Erlaubnis des Kommissar- jeder Ausgabe folgten vermischte Nachrichten, die wohl Berichterstattung zu unterstreichen. Die Nummern Examinators. Nach dem inzwischen ergrauten Jesuiten erst eingegangen waren, als der Satz oder Druck des waren anfänglich 64, später bis zu 80 Seiten stark. Ab und Anti-Philosophen de Feller ließ die Familie Journals schon begonnen hatte. Die Verspätung der der fünften Nummer wurden die Ausgaben fortlaufend Chevalier ihre Zeitung nun von dem jungen Anhänger achten Nummer wurde mit einer Erkrankung des Autors bis Seite 726 paginiert; Nummer 13 begann als zweiter der Aufklärung, Alexandre Joseph Courtois, verfassen. und den verspäteten Korrespondenzen aus dem Band. Keinerlei Angaben wurden gemacht, wie und zu Norden erklärt. Öfters druckte das Journal auch welchem Preis das Journal zu abonnieren war. Courtois war am 24. November 1758 in Longuyon, Leserbriefe oder ein Rätselgedicht ab, aber auch 20 Kilometer von der Luxemburger Grenze entfernt, Beschwerden des Autors, wie am 1. Mai 1789, dass er Laut Grégoire 21 wurde die Zeitung gegen Ende 1789, also geboren worden. Er war Anwalt und Poet, bis er sich ganz viel beschimpft worden sei … nach nur wenigen Monaten, eingestellt. Ihr Redakteur dem Journalismus widmete und ein Jahr lang für das im Courtois war dem Ruf der Revolution in seiner Heimat saarländischen Zweibrücken und in Paris erscheinende Als Bezugsquellen für die besprochenen Bücher wur- gefolgt und stellte sich rasch in deren Dienst. Er sollte Journal de littérature française et étrangère schrieb, dem den meist lothringische Buchhandlungen angegeben, wichtige Verwaltungsämter in Lothringen und Ostflandern Nachfolgeblatt der durch Voltaires Beiträge bekannt niemals die eigene Luxemburger Druckerei und bekleiden, eher er der Terreur zum Opfer fiel und am Erste Nummer der aufklärerischen Mélanges de littérature et de politique vom 1. Januar 1789 gewordenen Gazette des Deux-Ponts. Als dieses Journal Buchhandlung. Luxemburg wurde nur ausnahmsweise 12. Januar 1794, 35-jährig, in Paris guillotiniert wurde. 1786 eingestellt worden war, arbeitete er für ein anderes, der Aufklärung und dem Kampf gegen den Despotismus verschriebene Blatt, das seit 1785 in Liège und danach in Herve erscheinende Journal général de l’Europe. Laut Neÿen 20 habe er schließlich während acht bis zehn Monaten alleine die Mélanges de littérature et de politique überschriebene Luxemburger Zeitung redigiert.

Die Mélanges de littérature et de politique ergriffen von Anfang an Partei für den Dritten Stand in Frankreich. Gleich in der ersten Nummer wurde erklärt, dass es nur zwei Mächte in der Nation gebe, das Volk und den König. Bei der ausgiebigen Berichterstattung über die

Die konterrevolutionäre Gazette politique et littéraire de Luxembourg vom 27. Juni 1791 und eine Beilage vom 28. Januar 1793 mit dem Testament des in Paris hingerichteten König Ludwigs XVI.

24 25 Gazette politique et littéraire de Luxembourg. Die Bevorzugt berichtete die Gazette von angeblichen und littéraire und Mélanges de littérature et de politique kam 795

23 1 Verfasser blieben anonym, doch Sprunck hält sie für tatsächlichen Aufständen gegen das revolutionäre die Gazette zweimal die Woche heraus, mittwochs und - 4

24 0 7

unbekannte französische Emigranten, Lascombes für Regime in Frankreich, stellte die Revolutionäre bald als samstags. Am 12. Mai 1792 kündigte sie an, wegen der 1 Geistliche aus Metz, Nancy und Verdun – die politischen blutrünstige Unholde, bald als lächerliche Einfaltspinsel unterbrochenen Kommunikation mit Frankreich künftig Widersacher von Courtois, der zuvor für dieselbe dar. So sollte die Aussicht auf ein baldiges Ende des montags und donnerstags zu erscheinen, um aktueller

Druckerei die Mélanges de littérature et de politique Revolutionsregimes die Moral des eigenen Lagers, der berichten zu können. Als sie im August 1792 von großen tgeschäft redigiert hatte. Emigranten und Soldaten in der Festung, stärken. Ob Truppenbewegungen in der Festung und ihrer Umge-

es wirksam gelang, diese Propaganda auch im angren- bung berichtete, wurde auch ihr Papier filziger. Ab dem Das Expor Die Gazette politique et littéraire de Luxembourg war zenden revolutionären Frankreich zu verbreiten, ist 12. Dezember 1792 kam sie sogar für kurze Zeit viermal die erste Gazette der Luxemburger Pressegeschichte. nicht bekannt. Auf die Festung beschränkt blieb die die Woche im halben Umfang heraus und erreichte Ihre Vorgängerinnen waren Journale. Den Unterschied Gazette jedoch nicht, denn sie wandte sich am damit eine Frequenz wie keine Luxemburger Zeitung hatten die Mélanges de littérature et de politique am 8. Oktober 1792 an ihre Bezieher in den Niederlanden während des nächsten halben Jahrhunderts nach ihr. 15. März 1789 erklärt: dass eine Gazette möglichst viele und am 30. März 1793 an die Abonnenten in Namur. Im Am 3. April 1793 versuchte sie, wieder zu ihrer ursprüng- Nachrichten enthalte, ein historisches Journal aber Gegensatz zur Clef du cabinet des princes und zum lichen Erscheinungsweise einer Mittwochs- und einer Ereignisse auswähle und kommentiere. Somit veröffent- Journal historique et littéraire war sie jedoch nicht ver- Samstagsnummer zurückzukehren. Damit war die lichte die Gazette als erstes Blatt auch regelmäßig breitet genug, um Eingang in ausländische Bibliotheken Gazette die erste wirklich aktuelle Zeitung in Luxemburg. aktuelle Nachrichten aus Luxemburg sowie offizielle zu finden. Manchmal enthielt sie eine Beilage, wie am 29. Januar Verlautbarungen an die Einwohner. Die eine Belagerung 1793 das auch einzeln käufliche Testament des eine der Stadt befürchtenden Luxemburger waren sicher Die Gazette mit dem kaiserlichen Privileg trug demons- Woche zuvor in Paris geköpften Königs Ludwig XVI. gieriger auf die neusten Nachrichten der Gazette als in trativ das österreichische Wappen auf ihrer Titelseite. Die GAZETTE POLITIQUE ET den Jahrzehnten zuvor auf die Journale. ersten politischen Nachrichten begannen bereits auf der Eine Ausgabe umfasste 16 Seiten im kleinen Format LITTÉRAIRE DE LUXEMBOURG Titelseite. Trotz des Titels waren die literarischen Beiträge aller bisherigen Blätter aus der Druckerei Chevalier; Die Gazette politique et littéraire de Luxembourg war seltener als in den Journalen zuvor, aber auch Rätsel, erschien die Gazette häufiger als zweimal in der Woche, eine Kriegszeitung in einer Festung, die ein konterrevo- Gedichte, einige wenige Leserbriefe und konterrevolutio- reduzierte sie den Umfang einer Nummer auf acht Als François Perle, der Ehemann von André Chevaliers lutionäres Bollwerk an der Grenze zum revolutionären näre Lieder der französischen Emigrantenkreise wurden Seiten. Das Abonnement für 113 bis 131 Ausgaben Enkelin, 1789 gestorben war, änderten die Erben den Frankreich war. Sie ließ keinen Zweifel an ihrer Partei- abgedruckt. Ein kleiner Aufruf am 20. August 1791, dass jährlich kostete 18 französische Pfund und konnte bei Namen des Unternehmens in „Druckerei der Erben lichkeit, etwa als sie am 9. Juli 1702 schrieb, dass die die Gazette bereit sei, Anzeigen für Bücher und andere der Druckerei und den Postämtern gezeichnet werden. François Perle“ um. Wenige Wochen oder Monate nach „Armee der Räuber“ ganz Flandern geräumt habe, literarische Produkte zu veröffentlichen, blieb nicht ohne Briefe waren an Herrn Schmitz von der Druckerei zu dem Ende der Mélanges de littérature et de politique während „unsere Vorposten“ Menin besetzt hätten. Die Echo. In Kleinanzeigen, die für Luxusgüter warben, richten, der Redakteur blieb ungenannt. baten sie laut François Lascombes 22 am 19. Januar 1790 Gazette berichtete mit vielen Einzelheiten über die wandten sich die Händler der Stadt später auch an wohl- um Erlaubnis, eine „Gazette de Luxembourg“ heraus- diplomatischen und militärischen Versuche, die Revo- habende Emigranten und Offiziere. Im August 1794 meldete die Gazette, wie französische zugeben – angeblich ohne eine Antwort zu erhalten. lution niederzuschlagen. Alle Truppenbewegungen im Truppen auf breiter Front auf die Festung zumarschier- Umkreis der Festung, alle Offiziere und Aristokraten, alle Falls die Gazette bis zur ersten erhaltenen Nummer ten. Das Ancien Régime lag auch in Luxemburg in Erst ein Jahr später, während in der Festung die Adeligen Boten mit geheimen diplomatischen Schreiben, die in vom 27. Juni 1791 regelmäßig heraus kam, begann sie seinen letzten Zügen. Die letzte erhaltene Nummer und Geistlichen ankamen, die vor der Französischen die Festung kamen oder sie verließen, wurden aufge- ihr Erscheinen am Samstag, dem 14. Mai 1791. Nach der Gazette erschien am 18. August 1794. Am Revolution flüchteten und auf die Rückeroberung ihrer zählt. Dadurch vermittelte sie auch einen Eindruck von der monatlich erschienenen Clef du cabinet des princes 21. November begann die Belagerung der Festung, die Güter warteten, erschien im Frühjahr 1791 bei Perle die der fiebrigen Atmosphäre, die in der Stadt herrschte. und den 14-tägig erschienenen Journal historique et am 7. Juni 1795 kapitulierte.

26 27 795 1 - 4 0 7 1 tgeschäft Das Expor

1 Sgard 1999, S. 529; Sgard 1991, S. 451, S. 533 2 Kunnert 1989, S. 105 3 Noppeney 1936, S. 13-24, 46-65 4 Van der Vekene 1968, S. 80 5 Feyel 1992, S. 85 6 Die Behauptung im Dictionnaire

des Journaux (Sgard 1991, S. 234), die Clef du Cabinet des princes habe zwischen 1707 und 1717 ihren Namen zugunsten von Journal historique aufgegeben, wird durch parallele Serien gleichen Inhalts

und gleichen Datums mit unterschiedlichen Titeln im Besitz der Nationalbibliothek und anderer Sammlungen widerlegt. 7 Beispielsweise wurden von Oktober bis Dezember 1707 die Lauftitel von einer

Seite zur anderen vermischt und im Februar 1716 trug die Clef du cabinet des princes wie das Journal historique die Adresse von Muguet in Verdun. Im Januar 1711 wurden sogar Ausgaben des Journal

historique gedruckt, die den geheim gehaltenen Drucker und Druckort Chevalier in Luxemburg auf der Titelseite angeben. 8 Blum 1895, S. 42 9 www.etat.lu/CCG/page8.html 10 Popkin 1990, S. 18

11 Sprunck 1961, S. 145 12 Le Dictionnaire historique 1782, Bd. III, S. 513 13 Van der Vekene, 1983, S. 358 14 Labrosse 1992, S. 137 15 Le Maire 1949, S. 184 16 Le Maire 1949, S. XVIII 17 Trousson

1979, S. 104 18 Sprunck 1947, S. 163 19 Über den Titel der neuen Zeitung herrscht einige Verwirrung: Die Annales de l'Institut d'Arlon zitieren Warzée, der von einer bei den Erben Perle verlegten und

1790 suspendierten Gazette de Luxembourg berichtet, die auch Ulysse Capitaine erwähnt. Möglicherweise handelt es sich hier um Verwechslungen mit der späteren Gazette politique et littéraire de

Luxembourg und einer umgangssprachlichen Bezeichnung „Gazette de Luxembourg“, vergleichbar mit der Bezeichnung „Journal de Verdun“. 20 Neÿen 1861, Bd. II, Appendice S. 24 21 Grégoire 1964,

S. 102 22 Lascombes 1988, S. 438 23 Sprunck 1945, S. 4 24 Lascombes 1988, S. 469

DER BEGINN EINER POLITISCHEN DEBATTE 1795-1815

Im Oktober 1795 trat die neue französische Verfassung des Jahres III in Kraft. Das Directoire beendete damit nach dem Staatsstreich vom 9. Thermidor die 28 29 revolutionäre Diktatur der Jakobiner. Zur selben Zeit Exemplaren erhoben. Im Gegensatz zum Abonnement- wurde das vier Monate zuvor eroberte Luxemburg geschäft bleibt beim Einzelverkauf aber ein Teil der annektiert und Teil von drei französischen Departe- Auflage unverkäuflich, die Stempelsteuer musste menten, vor allem des Département des Forêts. also selbst für unverkäufliche Exemplare entrichtet werden. Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom August 1789 hatte die Pressefreiheit in Frankreich Mit den Zeitungen der Revolution fand eine Revolution eingeführt und eine bis dahin nie gesehene Fülle im Aussehen der Zeitungen statt. Hatten die an Zeitungen hervorgebracht. Doch das Directoire Luxemburger Zeitungen des Ancien Régime alle das ging zuerst gegen linke Oppositionsblätter und Format moderner Taschenbücher und waren in einer nach dem Staatsstreich vom 18. Fructidor V Spalte gedruckt, so ähnelten die Zeitungen von (4. September 1797) auch gegen monarchistische Directoire, Konsulat und Kaiserreich schon eher den vor. Mit dem Gesetz vom 19. Fructidor wurde die modernen Zeitungen: Sie wurden größer im Format Presse unter die Kontrolle der Polizei gestellt, und mehrspaltig. aus England wurde am 9. und 13. Vendémiaire VI (30. September und 3. Oktober 1797) die Stempel- steuer auf Zeitungen übernommen.

Im Département des Forêts wurde die Stempelsteuer durch das Arrêté vom 3. Brumaire VI (24. Oktober 1797) auf Zeitungen, Musikpapier und Plakate ein- geführt und auch später im Großherzogtum beibehal- 1795 - ten bis zur Verfassung vom 9. Juli 1848. Die Steuer verteuerte die Zeitungen drastisch, so dass die als politisch aufmüpfig gefürchteten besitzlosen Klassen sie sich nicht leisten konnten. Zusätzlich erschwerte die Steuer den Einzelverkauf an jene, die sich kein Abonnement leisten konnten. Denn sie wurde auf 1815 allen gedruckten und nicht bloß den verkauften

JOURNAL DU DÉPARTEMENT DES FORÊTS 5

30 31 Einen Monat nach der Annexion kam der Jurist Georg 1 8 1 Wilhelm Boehmer (1761-1839) nach Luxemburg, um - 5 79

das Amt des Richters am Ziviltribunal des Departements 1 zu bekleiden. Er sollte jedoch nicht nur am Aufbau einer neuen republikanischen Verwaltung teilnehmen, sondern bemühte sich auch, die Einwohner oder zumindest das lokale Bürgertum für die Republik zu gewinnen.

Böhmer war einer der prominentesten Anhänger der Französischen Revolution in Mainz gewesen, ehe er in Paris Redakteur der deutschsprachigen Zeitung Pariser Der Beginn einer politischen Debatte Zuschauer wurde, und so wollte er auch in Luxemburg mit einer Zeitung in die politischen Auseinander- setzungen eingreifen. Insbesondere da das Directoire bis September 1797 heftig von jakobinistischen und babouvistischen Zeitungen auf der einen Seite, von verdeckt royalistischen auf der anderen Seite ange- griffen wurde.1

Am 18. Fructidor des Jahres IV oder dem 4. September 1796 veröffentlichte Boehmer einen vierseitigen Prospekt, den er gleich in einer stilistisch leicht überar- Erste Nummer des republikanischen Journal du département des forêts vom 24. September 1796 beiteten Form noch einmal drucken ließ. Darin kündigt er für den ersten Vendémiaire des Jahres V, also mit dem Beginn des neuen republikanischen Jahres, das Erscheinen einer Zeitung in Luxemburg an. Sie sollte den Einwohnern der gerade von Frankreich annektierten Provinz die republikanischen Gesetze und Institutionen erklären, sie aus der kriegsbedingten Isolation befreien, für die Ideale der Republik gewinnen und über die lügnerischen Gerüchte, die zirkulierten, aufklären. Sie sollte an jedem Tridi, Sextidi und Nonidi einer Dekade erscheinen, also am dritten, sechsten und neunten Tag jeder republikanischen Zehntagewoche, und sechs Pfund pro Quartal in Luxemburg und neun Pfund im restlichen Frankreich kosten.

L’ÉCHO DES FORÊTS ET DES DÉPARTEMENTS CIRCONVOISINS 5

32 33 Die erste Nummer erschien dann nicht am republika- Geschichte einer idealistischen Republik, die von Büro- Drei Jahre nach dem unterdessen möglicherweise einge- Den erhaltenen Nummern nach zu urteilen, erschien 1 8 1 nischen Neujahr, sondern zwei Tage später als vorgese- kratisierung und Korruption bedroht war. Gleich die stellten Journal du département des forêts und nach die L’Écho des forêts seit dem 5. Oktober 1799 regel- - 5

4 79

hen, am 3. Vendémiaire oder 24. September 1796. Es zweite Ausgabe enthielt eine zweiseitige Beilage ohne einem kurzlebigen Wahlkampfblatt Des amis de la mäßig dreimal pro Dekade. Die vier Seiten pro Nummer 1 war die erste zweisprachige Zeitung in Luxemburg, und deutsche Übersetzung über einen Vorfall beim Fest der Constitution (Freunde der Verfassung) aus dem Jahr waren 33 x 27 cm groß, der Text war in zwei Spalten danach erschien keine mehr, die so streng zweispra- Republik in der Festung: Vor dem Gemeindehaus hatte 1797 gelang es Drucker Ponce Cercelet, auf eigene gedruckt, der Zeitungskopf hatte etwas von der chig war. Denn wie bereits die Prospekte, war die acht- einer der beiden Kriegskommissare die Angestellten der Faust eine neue Zeitung herauszugeben, L’Écho des neoklassischen Strenge der Revolutionsästhetik. Das seitige Zeitung im Format 19 x 16,5 cm durchgehend in Zivilverwaltung unter Gewaltandrohung von der Militär- forêts et des départements circonvoisins (Das Echo der Abonnement kostete 1,80 Franken pro Monat. zwei geteilt: die linke Spalte in Französisch unter dem parade ausgeschlossen, weil sie keine öffentlichen Waldungen und der angrenzenden Departemente). Der Titel Journal du département des forêts in Antiquaschrift, Beamten gewesen seien. Kritisiert wird auch die Willkür offizielle Drucker des Departements brachte aber kein Mit dem Staatsstreich Napoleons vom 9. November 1799 die rechte Spalte mit der deutschen Übersetzung in einzelner Offiziere in den Dörfern (Nummer acht), oder Sprachrohr der französischen Verwaltung heraus, wurde endgültig die Pressefreiheit der Revolutionszeit Frakturschrift unter dem Titel Zeitschrift für das wie die Truppen an der Front vom Directoire in Paris im sondern ein linkes, neojakobinistisches Oppositionsblatt, abgeschafft, und dies galt wohl vor allem für ein linkes Departement der Waldungen. Der für die französische Stich gelassen wurden (Nummer 25). Zwei ganze das immer wieder die Verwaltung und den Kommissar Oppositionsblatt. Die 18. Nummer des Écho des forêts Der Beginn einer politischen Debatte Revolution gewonnene Deutsche Boehmer war der Nummern (26 und 27) waren sogar einem Memorandum des Departements, François Pierre Sébastien Delattre vom 30. November 1799 ist die letzte erhaltene. Am erste und letzte, der eine Zeitung machte, die wie das der abgesetzten Landstände des Obererzstifts Trier kritisierte. Das Écho des forêts enthielt allgemeine und 1. Februar 1800 meldet die Verwaltung, das Écho des aus einem wallonischen und einem deutschen Teil gegen Regierungskommissar Bella gewidmet. internationale Nachrichten, Berichte über die Feldzüge forêts sei seit mehreren Monaten eingestellt.5 Nach zusammengesetzte Luxemburg aussah. Bereits im und Parlamentssitzungen sowie aus den angrenzenden allerlei geschäftlichen und wohl auch politischen Prospekt war versprochen worden, die neue Verfassung Die 27 Nummern des ersten Quartals des Journals Departementen.3 Zu seiner Rechtfertigung veröffentlichte Schwierigkeiten verließ Ponce Cercelet 1802 Luxemburg des Jahres drei erstmals auch in deutscher Übersetzung waren durchgehend nummeriert bis Seite 215, um zum der so kritisierte Kommissar Delattre Ende Oktober 1799 wieder; ein Jahr später starb er am 24. Pluviôse XI im Departement zu veröffentlichen, das Versprechen Aufbewahren und Binden der Ausgaben zu ermutigen. ein achtseitiges Antidote contre un Libelle en forme de (13. Februar 1803), nur 29-jährig, in Muno, nahe seinem wurde in der 12. und 13. Nummer eingelöst. Gedruckt wurde das Journal bei Ponce Cercelet in Gazette intitulé L’Écho des forêts (Gegengift gegen eine Geburtsort Sedan. 1966 gab die Vereinigung der der Druckerei des Departements auf Nummer 422. Schmähschrift in Form einer Gazette mit dem Titel Das Luxemburger Forstwirtschaftler ihrem Vereinsblatt den Das Journal du département des forêts zeigt, wie unter Ponce Cercelet (1774-1803) war im nahen Sedan Echo des Wälderdepartements). Titel L’écho de la forêt … Kriegsbedingungen neue Institutionen aufgebaut wer- geboren und hatte provisorisch eine kleine Werkstatt den sollten – denn es bestand vor allem aus amtlichen in der alten Abtei von Saint-Hubert betrieben, um Texten und Frontberichten. Gleich die erste Nummer die Verwaltung des Departements mit amtlichen versuchte, einen Propagandacoup zu landen, indem sie Drucksachen zu beliefern. Nach der Einnahme der das Gesetz über die Auflösung der geistlichen Orden Festung zog Cercelet mit der Verwaltung von Saint- abdruckte und so auf die antifeudalen und antiklerikalen Hubert nach Luxemburg, wo er als offizieller Drucker Gefühle der Leserschaft spekulierte. Erfolgsmeldungen des Departements arbeitete. über die Räumung der Klöster und die Befreiung dort angeblich gefangener Ordensleute kamen öfters vor. Viel Es ist nicht bekannt, wie lange das Journal du départe- Platz nahm auch die Einführung und Eintreibung der ment des forêts erschien. Die letzte erhaltene Ausgabe für die Kriegsanstrengung nötigen Patentsteuer für Ge- ist Nummer 27 vom 19. Dezember 1796.2 Darin werbetreibende ein. werden die Leser aufgefordert, ihr Abonnement für das folgende Quartal zu verlängern, und sogar mit Das Journal du département des forêts war aber kein Geschenkprämien, wie einer Ausgabe der neuen Das neojakobinistische Écho des forêts et des offizielles Propagandablatt. Es erzählte vielmehr die Verfassung oder Gesetzessammlungen, gelockt. départements circonvoisins vom 15. Oktober 1799

AFFICHES, ANNONCES ET AVIS DIVERS DE LA VILLE DE LUXEMBOURG Luxemburger Nachdruck der napoleonischen Bulletins de la Grande Armée vom Oktober 1805 5

34 35 schnelleren und größeren Verbreitung wurden sie in 1810 erlaubte der für das Druckwesen in Frankreich 1 8 1 den Departementen nachgedruckt. zuständige Generaldirektor eine einzige politische Zeitung - 5 79

in jedem Departement. Gegen Ende des Kaiserreichs 1 Erhalten sind mehrere Luxemburger Nachdrucke. Der gehörte Luxemburg zu den wenigen Departementen, die erste umfasst neun Bulletins vom 20. bis 29. Vendé- keine politische Zeitung hatten. Dafür besaß es aber offen- miaire des Jahres XIV, vom 12. bis 21. Oktober 1805. bar ein Intelligenzblatt. Diese Affiches, annonces et avis Dies ist ein Teil der ersten, 37 Nummern umfassenden divers de la ville de Luxembourg (Plakate, Ankündigungen Serie, die mit dem französischen Sieg von Austerlitz am und verschiedene Mitteilungen der Stadt Luxemburg) 2. Dezember 1805 endet. Den neun Bulletins ist ein erschienen bis etwa Mai 1814. Zumindest schreibt die aus Luxemburg auf den 6. Brumaire des Jahres XIV, Ordonnanz vom 20. Mai 1814, die das Journal officiel du den 28. Oktober 1805, datierter Brief der Präfekten département des forêts gründete, vor, dass dieses erste J. B. Lacoste an die Unterpräfekten und Bürgermeister Luxemburger Amtsblatt ein bis dahin erschienenes Blatt Der Beginn einer politischen Debatte der Gemeinden des Departements der Waldungen vor- mit dem Titel Affiches, annonces et avis divers de la ville de angestellt, in dem er sie einlädt, die Bulletins in den Luxembourg ersetze. Seit wann und wie oft dieses Blatt Bezirken und Gemeinden zu veröffentlichen, besonders erschienen war, ist unbekannt, da kein Exemplar erhalten die Nummern sechs bis neun, die bisher unbekannte scheint. Fakten enthielten. Das 28 Seiten starke Heft nennt keinen Drucker, es wurde aber wahrscheinlich von Claude In der Mitte des 18. Jahrhunderts waren nach dem Vorbild Lamort hergestellt. Nach Ponce Cercelets Abreise 1802 Claude Lamort (1758-1821) druckte verschiedene der deutschen Intelligenzblätter in zahlreichen franzö- Bulletins de la Grande Armée und möglicherweise war der Metzer Drucker Claude Lamort (1758-1821) die Affiches, annonces et avis divers de la ville de sischen Provinzstädten Blätter mit dem Titel Affiches, nach Luxemburg gekommen, um vor allem die offiziellen Luxembourg annonces et avis divers entstanden. Es waren zuerst Anzei- BULLETINS DE LA Druckaufträge der französischen Verwaltung aus- genblätter, die gewerbliche und private Anzeigen und offi- GRANDE ARMÉE zuführen. Der Katalog Napoléon et le département zielle Verlautbarungen druckten, oft aber auch lokale und des Forêts der gleichnamigen Ausstellung 1954 im andere Nachrichten, praktische Ratschläge, Leserbriefe Luxemburger Rathaus nennt einen weiteren Nachdruck und Buchempfehlungen enthielten. Sie erschienen vier- Der Erste Konsul Napoleon verbot durch ein Dekret der Periode 1806-07 bei Lamort (S. 18). zehntägig, wöchentlich oder manchmal noch öfter auf vier vom 27. Novîse VIII (17. Januar 1800) die meisten Seiten im Format 27 x 21 cm oder auf acht Seiten im Zeitungen. Dafür führte er am 28. September 1805 die Unter dem Titel Bulletins officiels de l’Armée d’Allemagne Format 21 x 13,5 cm. Die Abschaffung durch eine öf- Bulletins de la Grande Armée (Bulletins der Großen (Offizielle Bulletins der Deutschlandarmee) enthält ein fentliche Ordonnanz lässt vermuten, dass es sich in Armee) ein, in denen er eigenhändig am Abend wichtiger weiterer Band auf 216 Seiten 29 Bulletins und den Luxemburg um eines der staatlich geregelten Intelligenz- Kriegsgeschehnisse über seine Schlachten berichtete. anschließenden Friedensvertrag aus der Periode vom blätter handelte, die über ein Anzeigenmonopol und oft Sie erschienen, teilweise täglich, in mehreren Serien 24. April 1809 bis zum 15. Oktober 1809, die mit dem sogar Pflichtabonnements für verschiedene Berufsgruppen von jeweils einigen Dutzend Nummern zwischen 1805 Sieg über Österreich endete. Am Schluss steht der und Körperschaften verfügten. Ob es in der Druckerei und 1813. Die Bulletins mussten im offiziellen Moniteur Zusatz, dass der Nachdruck im Auftrag des Präfekten Lamort, wie das daran anschließende Journal officiel du veröffentlicht, in den Schulen verlesen und in den und in Luxemburg bei Lamort im Hause Maximin département des forêts, hergestellt wurde, ist nicht sicher, Gemeinden ausgehängt werden, damit sich die ganze erfolgt sei. da auch Peter Brück Sohn sich auf offiziellen Bekannt- Nation an den großen Feldzügen beteiligt fühlte. Zur machungen als Drucker der Präfektur ausgab.

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36 37 1 8 1 - 5 79 1 Der Beginn einer politischen Debatte

1 Bertaud 2000, S. 78 2 Alfred Lefort erwähnt das Journal du département des forêts in seiner Histoire du département des forêts (1905) gar nicht; Gilbert Trausch (1964) behauptet, dass die Zeitung

niemals erschienen sei. Die Stadtbibliothek Trier besitzt eine vollständige Serie des ersten Quartals. 3 Trausch 1964, S. 268 4 Trausch 1964, S. 268 5 Trausch 1964, S. 272

DIE GEBURT DER LIBERALEN PRESSE 1815-1848

Nach der Französischen Revolution und den napoleo- nischen Kriegen versuchte der Wiener Kongress 1815, die alte Ordnung in Europa wiederherzustellen. Er Hierarchie der Nachrichten zu bieten, liest sich jede 38 39 machte den niederländischen König zum Großherzog Nummer wie eine ewig wiederkehrende Litanei, in von Luxemburg, das gleichzeitig Mitglied des der sich die größten Grausamkeiten der Welt und der Deutschen Bundes wurde. Die Hauptstadt wurde zur unbedeutendste Kleinstadttratsch unterschiedslos Bundesfestung, in die eine preußische Garnison ein- folgten. rückte. Seit den Affiches, annonces et avis divers de la ville de Luxembourg 1814, wenn nicht seit dem Im März 1823 kündigte J. P. Müllendorf in der Groß- Écho des Forêts 1799, war Luxemburg bis 1821 gasse Nummer 150 die Eröffnung eines Lese-Cabinetts ohne Zeitung, auch nach einer vorübergehenden an. Dort konnten für einen monatlichen Mitglieds- Lockerung der Zensur. beitrag von 2,50 Franken unter anderem französische und deutsche Zeitschriften gelesen werden, deren Das gültige niederländische Pressegesetz verzichtete Einzelabonnements für viele Privatpersonen noch zu auf eine Vorzensur, schrieb den Zeitungen aber teuer waren. In den Zwanzigerjahren des 19. Jahr- ein Minimum von 300 Abonnenten vor, was für hunderts nahm auch die Buchproduktion wieder zu. Luxemburger Verhältnisse bereits viele Leser voraus- setzte.1 Doch durch Gesetz vom 21. August 1832 Nach der belgischen Revolution wurde ab dem waren die Pressegesetze des Deutschen Bundes samt 1. November 1836 eine regelmäßige Postzustellung der Vorzensur in der Festung Luxemburg eingeführt in allen Gemeinden gewährleistet. Sie war die Voraus- worden. Nach der Entdeckung revolutionärer Literatur setzung für eine Zeitungszustellung über Land, wo bei einem Buchhändler war die Zensur 1835 noch keine privaten Austräger wie in der Festung arbeiteten. einmal verschärft und nach der Restauration 1839 Unter der Restauration wurden dann erste nationale auf das gesamte Großherzogtum ausgedehnt worden.2 Institutionen eingerichtet, darunter durch Beschluss Anders als zuvor handelte es sich um eine Vorzensur, vom 20. August 1842 die Einrichtung einer 1815 - so dass jede Ausgabe vor Drucklegung dem Zensor, Postverwaltung. erst Gouverneur Théodore de la Fontaine, ab 1845 Obergerichtsrat Jean-Henri Heuardt, vorgelegt werden musste.

Unter dem Zwang der Stempelsteuer und durch die Einführung leistungsfähigerer Druckpressen, wie der ganzmetallenen Stanhope-Presse, welche die Holzpressen verdrängten, gingen die Zeitungen ab Mitte der Zwanzigerjahre und für mehrere Jahrzehnte zum Kleinfolioformat über. Der vertikale Umbruch der meist dreispaltigen Seiten zeigt, dass die illustra- tionslosen Blätter durchgehend von Seite eins oben links bis Seite vier unten rechts gelesen werden sollten. Statt eine durch Titel oder Hervorhebungen betonte

Erste Nummer des biedermeierlichen Luxemburger 1848 Wochenblatts vom 7. April 1821

Das Luxemburger Wochenblatt veröffentlichte die ersten gedruckten Texte auf Luxemburgisch, wie am 10. Dezember 1825

LUXEMBURGER WOCHENBLATT

122 123 Am Samstag, dem 7. April 1821, erschien die erste über das „Schicksal vaterländischer Handschriften und 848 1 Ausgabe des Luxemburger Wochenblatts, „auf Kosten Kunstsachen“ (12.5.1821) sorgte. Ausgiebig wurde für - 5 1 8

des Verfassers gedruckt zu Luxemburg, bei J. Lamort“, jede Theatervorführung in der Festung geworben und 1 wie es später hieß. Der Verfasser, Friedrich-Georg Weiß immer wieder auf die Notwendigkeit eines Theatersaals esse aus Breslau, heute Wroclaw, war zuvor Sekretär des hingewiesen. Die romantische Vorliebe für das preußischen Festungskommissariats. Weil das Blatt, Volkstümliche brachte die ersten gedruckten Texte wie viele europäische Provinzblätter seiner Zeit, nur auf Luxemburgisch hervor (14.4.1821, 8.5.1824, wenig Geld einbrachte, betrieb Weiß nebenher ein 10.12.1825). „Petitionsbüro“ am Fischmarkt, wo er laut Anzeigen in t der liberalen Pr seiner Zeitung alle Arten von Schreibarbeiten erledigte, Biedermeierlich beschränkt regten sich die Leserbrief-

Feuerversicherungen verkaufte und Immobilien ver- schreiber über rücksichtslose Droschkenkutscher Die Gebur mittelte. (1.3.1823, 25.9.1824), verschmutzte Gassenwinkel und das Fällen von zwei Bäumen auf der Place d’Armes Die erste Nummer zeigte über einer reich verschnörkel- (25.2.1826) auf, begannen aber auch, gesellschafts- ten Kopfzeile einen naiven Stich der Festungsstadt von politische Fragen aufzuwerfen. „Angekommene Fremde“ F. J. Maisonet, der ab der nächsten Ausgabe verschwand. in der Stadt wurden ebenso samt der Herberge, wo sie Die, abgesehen von vielleicht einem französischen abgestiegen waren, aufgelistet, wie Arbeitsunfälle, ein Leserbrief oder einer niederländischen Bekannt- „10-jährige[r] Mordbrenner in Junglinster“ (31.1.1824), machung, erste deutschsprachige Zeitung in Luxemburg Gerichtsverhandlungen und Jahrmarktskünstler, welche war ein biedermeierliches Verbindungsblatt für das „zwei lebendige Krokodile“ (26.11.1825) oder einen Bürgertum und die preußischen Offiziere in der engen „türkischen Redner“ (29.1.1825) ausstellten. Festungsstadt. Kurze, wohl aus anderen Blättern abge- schriebene Auslandsnachrichten wechselten sich mit Albert Calmes3 wirft dem Blatt vor, die Garnisonsoffiziere, Bekanntmachungen, Lokalnachrichten und Anzeigen ab. den König-Großherzog und dessen Gouverneur beweih- räuchert und die politischen Auseinandersetzungen in Im Vergleich zu den Blättern des Ancien Régime maß den Niederlanden sowie die wirtschaftlichen Schwierig- das Luxemburger Wochenblatt dem Lokalen große Auf- keiten und die erdrückende Steuerlast in Luxemburg merksamkeit bei. Es hatte auch einen neuen Ton, besang schweigend übergangen zu haben. den griechischen Freiheitskampf mit „Freiheit oder Tod!“ (1.4.1826), beschwor die Pressefreiheit und Bei der Gründung des Wochenblatts zählte die Festung diskutierte kritisch katholische Glaubenspraktiken – 10 113 Einwohner bei einer Garnison von rund 6 000 Drucker Jacques Lamort, Sohn von Claude Lamort, war Mann.4 Zur Leserschaft zählten nach Schätzung eines ein bekannter Freimaurer. Im für das frühe 19. Jahr- Leserbriefs vom 19. Mai 1821: „Pastoren, Lehrer, hundert typischen romantischen Patriotismus versuch- Richter, Advocaten, Notarien, Rechtsgelehrte, Beamte, te sich der Schlesier Weiß als Lokalhistoriker und Poet, Kaufleute, Fabrikanten, Bürger, Gutsbesitzer, Landleute, der gleich in den ersten Nummern „Das Groß- Offiziere u.s.w.“ Herzogtum Luxemburg“ (21.4.1821) besang und sich

JOURNAL DE LA VILLE ET DU GRAND-DUCHÉ DE LUXEMBOURG

42 43 Das Luxemburger Wochenblatt erschien jeden Samstag In den Tagen, als das Luxemburger Wochenblatt einge- 848 1 auf acht Seiten im Quartformat 18 x 16 cm. Aus einer stellt wurde, druckte die Firma Jacques Lamort an der - 5 1 8

Notiz am 29. Mai 1821 ist zu erfahren, dass ein Place d’Armes am Samstag, dem 1. Juli 1826, die erste 1 Austräger die Zeitung bis zum Abend des Erschei- Nummer einer neuen Wochenzeitung, des Journal de la esse nungstags innerhalb der Festung verteilte. Die Ville et du Grand-Duché de Luxembourg. Abonnenten über Land hatten weniger Glück. Denn in einer 1896 verfassten Broschüre 5 erinnert sich der Redakteur war nicht mehr ein mittelloser Zugewanderter, anonyme Autor, dass 1816 und in den Jahren danach sondern ein bekannter Vertreter des lokalen Bürgertums: kein Postdienst bestanden habe; alle 14 Tage habe Mathieu Lambert Schrobilgen; in der Ausgabe vom t der liberalen Pr lediglich ein Distriktsbote den Bürgermeistern zu Fuß 11. September 1839 wird Lamort als verantwortlicher

das Memorial und die amtliche Korrespondenz gebracht. Herausgeber aufgeführt. Sie begründeten die liberale Die Gebur Presse des wirtschaftlich, kulturell und politisch auf- Jacques Lamort (1785-1856), Sohn von Claude Lamort, Abonnements konnten in der Druckerei Lamort gezeich- strebenden Bürgertums, die Jahrzehnte lang dominie- druckte die wichtigsten Luxemburger Zeitungen der net werden. Das Abonnement für lokale Leser kostete ren sollte. ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts drei Franken pro Quartal, Leser über Land mussten 3,50 Franken zahlen. Im Revolutionsjahr 1789 7 in Stadtgrund geboren, war Schrobilgen erst Anwalt, trat dann aber 1815 in den Mit vier Stüber pro Zeile war der Anzeigentarif so niedrig, Regierungsdienst und wurde 1820 zum Sekretär der dass es sich für die Leser sogar lohnte, Suchanzeigen Regentschaft ernannt, daneben war er Gemeinde- angesehenen Generalstände, Rechenschaftsberichte zu schalten, wenn sie ihren Regenschirm stehen gelas- einnehmer und wurde 1831 Richter am Obersten über die Verwaltungslage des Großherzogtums und sen oder ihren Filzhut vertauscht hatten. Des öfteren Gerichtshof. In der Freimaurerloge, dem Bürgerkasino Gesetzentwürfe abgedruckt. Das regierungstreue Blatt baten ungeduldige Inserenten auch ausgeliehene und der Literarischen Gesellschaft nahm er regen Anteil hinterfragte und kritisierte diese Berichte nicht. Aber Bücher zurück. Die wenigen gewerblichen Anzeigen am Kulturleben der Kleinstadt. Mitarbeiter waren beinahe zum ersten Mal erhielten die interessierten warben für öffentliche Bäder, Blumen oder Heringe. Yves Hippolyte Barreau (1798-1877), Lehrer am Bürger schwarz auf weiß Berichte über die laufenden Athenäum, und der Anwalt François Xavier Wurth-Paquet Regierungsgeschäfte und konnten diese in der Wirts- Nach fünf Jahren erschien am 8. Juli 1826 die letzte (1801-1885), wie dieser in einer Notiz 8 aufzählte. stube diskutieren. Damit leistete es, zumindest bis zur erhaltene Ausgabe des Luxemburger Wochenblatts. Revolution von 1830, einen Beitrag zur Entwicklung der Eine Woche zuvor hatte Drucker Lamort mit der Das Journal versprach in seiner ersten Nummer, seine öffentlichen Meinung, vor der die Regierenden trotz Herausgabe einer neuen Zeitung begonnen. Einem Leser auf dem Laufenden über alle Nachrichten der aller Widerstände rechenschaftspflichtig zu werden Schreiben von Gouverneur Willmar 6 zufolge war Weiß Provinz und der Stadt Luxemburg zu halten, deren begannen. ruiniert und konnte seine Druckerei nicht mehr bezah- gesellschaftlicher Nutzen eine Veröffentlichung verdiente. len. Weiß endete im Elend. Und im Zuge des erwachenden Nationalgefühls seine Zudem wurden in den Spalten des Blatts nicht nur Leser- ganze Sorgfalt darauf zu verwenden, in höchstem Maße briefe über verschmutzte Gassen abgedruckt, sondern luxemburgisch zu sein. auch Debatten über die wirtschaftliche Entwicklung des Großherzogtums durch die Förderung von Industrie, Die kräftigere Stanhope-Presse aus Metall ersetzte Neben Auslandsnachrichten auf der Titelseite wurden Landwirtschaft und Handel, über Bildungspolitik und Anfang des 19. Jahrhunderts die Holzpressen und erlaubte größere Druckformate Mitteilungen über die Sitzungen der als Parlamentsersatz die Unterrichtung der Arbeiterklasse (19.3.1828), die

44 45 Ursachen der Brasilienauswanderung (17.5.1828) oder Stadtansichten von Fresez im Schaufenster einer Buch- und vielfach freimaurerischer Geschäftsleute und 848 1 Religionsunterricht und Glaubensfreiheit geführt – handlung aufmerksam gemacht und für Neuerschei- Beamten, die sich offen zur holländischen Dynastie - 5 1 8

Herausgeber Schrobilgen war ebenso Logenbruder wie nungen geworben, darunter Antoine Meyers erstes Oranien-Nassau bekannten und gegen den deshalb 1 sein Drucker. „Die Jahrgänge 1842-1844 sprudeln Buch auf Luxemburgisch (2.9.1829). In Anlehnung an teilweise vom Klerus begünstigten Anschluss an ein esse über von Angriffen gegen Bischof Laurent und die in die politische Debatte in Belgien war das Journal am unabhängiges Belgien agitierten. Sein Journal, das seiner Person verfolgte und verhasste Kirche,“ klagt 29. September 1827 wohl zum ersten Mal auf die Idee zuvor nur eine Regierungszeitung war, wurde so zu Pfarrer Martin Blum.9 gekommen, das Luxemburgische als Nationalsprache einem in der Festung gefangenen und zumindest indi- des Großherzogtums zu bezeichnen, 160 Jahre vor rekt aus Den Haag bezuschussten 10 orangistischen Die Autoren von Korrespondenzen begannen, mit ihrem dem entsprechenden Gesetz. Ein „Ermite de Mansfeld“ Propagandablatt, das zur bewaffneten Konterrevolution t der liberalen Pr Namen zu zeichnen. Das Blatt von vier Seiten im stellte anfangs öfters feuilletonistische Betrachtungen aufrief und sich von vielen seiner mit der Revolution

Kleinfolioformat 35 x 20 cm kostete drei Gulden im über Gott und die Welt an. sympathisierenden Leser entfremdete. Die Gebur Halbjahresabonnement und 3,26 Gulden für die Post- zustellung außerhalb der Stadt. Der Erfolg schien nicht auszubleiben. Denn nach einem 1837 saß Redakteur Schrobilgen zwischen den halben Jahr, ab dem 3. Januar 1827, begann das Stühlen. Dem lokalen Referendar des Königs war das Die Bekanntmachungen, Anzeigen und verschieden- Journal seine Erscheinungsweise zu verdoppeln und Journal noch nicht königstreu genug, und er plante artigen Mitteilungen wurden zahlreicher und nahmen erschien nunmehr mittwochs und samstags, der Abon- erfolglos, eine eigene, königstreue Zeitung herauszuge- mit der letzten Seite bald ein Viertel der Zeitung ein. In nementpreis wurde entsprechend auf fünf Gulden, ben.11 Gleichzeitig erschien im, dem Zugriff des Königs gewerblichen Anzeigen wurden vor allem Immobilien, beziehungsweise 5,52 Gulden für Postzustellung und der preußischen Garnison entzogenen, Diekirch Produkte der Land- und Forstwirtschaft angeboten, erhöht. das Wochen-Blatt für Bürger und Landsleute. Das industrielle Produkte waren noch verhältnismäßig Erste Nummer des liberalen Journal de la Ville et Journal hatte noch 95 Abonnenten.12 du Grand-Duché vom 1. Juli 1826 selten. Anzeigen kosteten zehn Centimes pro Zeile. Doch bald sollte das regierungstreue Journal in unge- ahnte Schwierigkeiten geraten. Nur selten hatte es über Die Restauration 1839 führte zur Spaltung des Groß- Über Gerichtsverhandlungen, Arbeitsunfälle, Fahrer- die wirtschaftliche und soziale Lage im Großherzogtum herzogtums, dessen wallonischer westlicher Teil bel- flucht, Unwetter, die Brandmarkung Verurteilter berichtet, wie in einer Korrespondenz vom 6. Mai 1829, gisch blieb. Der luxemburgischsprachige östliche Teil (6.8.1828), Goethes wechselnden Gesundheitszustand laut der die Leiden des Öslings unsagbar seien: es habe kam erneut unter die Kontrolle des niederländischen samt seiner falschen Todesnachricht am 15.12.1830, absoluter Mangel an Brennholz geherrscht, ein völliges Königs und trat 1842 gegen den Widerstand eines gro- Geldsammlungen zur Unterstützung des griechischen Fehlen von Viehfutter, hinzu sei das Getreidemonopol ßen Teils der Bevölkerung dem Zollverein bei. Aber er Freiheitskampfes, die Zurschaustellung einer jungen und die Verspätung bei der Aussaat gekommen. Bitt- hatte 1841 eine eigene Verfassung erhalten, die eine Eskimofrau in der Stadt (8.8.1829), die Zahl der erleg- schriften waren dann die ersten Anzeichen der bel- materialistisch damit, dass Schrobilgen Sekretär der eigene Ständeversammlung und eine eigene Regierung ten Wölfe (27.2.1828) und die Namen der vier im gischen Revolution gewesen, die vor allem als Steuer- Regentschaft in Luxemburg war und Lamort den vorsah. An der Macht blieben die liberalen orangis- Großherzoglichen Gestüt von Walferdingen kastrierten revolte begann. Im Jahr danach berichtete das Journal, Druckauftrag für das Amtsblatt hatte. tischen Bürger, und das Journal blieb ihr 1842 mit Hengste (6.10.1827) wurde berichtet, aber auch über dass die Fahne der Revolution über allen Dörfern im 1 200 Gulden aus der Staatskasse heimlich subventio- die Erfindung der Daguerrotypie (13.2.1839). Umkreis der Festung wehte (27.10.1830). Doch am Ein Jahrzehnt lang zählte sich das ganze Land zum niertes13 Regierungsblatt. 1844 hatte es laut einem 2. Januar 1830 musste sich das Journal verteidigen revolutionären Belgien, nur die Hauptstadt musste unter Bericht de la Fontaines14 wieder 140 Abonnenten. Am Auf kulturellem Gebiet wurde weiter die Notwendigkeit und bescheinigte sich selbst eine „gemäßigte dem Druck der preußischen Festungsgarnison dem 29. Juni 1844 erschien die letzte Ausgabe, die nur vier eines Theatersaals unterstrichen, überschwänglich auf Opposition“. Der Courrier des Pays Bas erklärte die niederländischen König und Großherzog die Treue hal- Tage später durch den Courrier du Grand-Duché de die Ausstellung der jeweils neusten Lithografie mit Regierungstreue des Journals einen Monat später ganz ten. Schrobilgen gehörte zu dem kleinen Kreis liberaler Luxembourg ersetzt wurde.

WOCHEN-BLATT FÜR BÜRGER UND LANDSLEUTE

46 47 Die Revolution führte auch zur Geburt des Presseplura- Doch auch im luxemburgischsprachigen Landesteil sischsprachige Anzeigen und ein Feuilleton, unter 848

20 1 lismus. Denn die einzige Zeitung war das in der Festung waren die Zeiten einer einzigen Zeitung vorüber. Denn anderem mit Abhandlungen von Vannérus. - 5 1 8

„gefangene“, dem holländischen König ergebene Organ, noch als das Journal laut Écho du Luxembourg das oran- 1 das Journal de la Ville et du Grand-Duché de Luxem- gistische „Festungsjournal“ war, erschien nach einer Das Wochen-Blatt erschien samstags auf vier Seiten im esse bourg. Die mit der belgischen Revolution sympathisieren- Probenummer am 25. Februar 1837 am 3. März 1837, Format von etwa 35 x 23 cm zu zwei Spalten. Das den Leser außerhalb der Festung verlangten aber nach drei Monate vor den Wahlen zur Brüsseler Repräsen- Abonnement kostete 3,50 Franken pro Quartal in einem Blatt, das ihre Ansichten teilte. tantenkammer, im „befreiten“ Diekirch das Wochen-Blatt Diekirch und 3,75 Franken außerhalb, um laut Ausgabe für Bürger und Landsleute. Ein Prospectus 16 begründete vom 10. Juni 1837 auf drei Franken, bzw. 3,25 Franken Noch im Revolutionsjahr 1830 erschien die erste Luxem- die geplante Neuerscheinung damit, dass die in verbilligt zu werden. t der liberalen Pr burger Zeitung außerhalb der Hauptstadt, die nur dem Luxemburg und Arlon erscheinenden französischspra-

Titel nach bekannte La Gazette in der Druckerei P. A. chigen Blätter „unsern deutschen Vaterlandsgenossen Wegen allerlei Unregelmäßigkeiten wurden die Wahlen Die Gebur Brück in Arlon.15 Erstmals in mehr als einem Jahrhundert nicht im dem Grade vortheilhaft“ gewesen seien – und im Distrikt Diekirch am 13. Juni annulliert und am Luxemburger Pressegeschichte gab es mehr als eine vor allem nicht von ihnen verstanden wurden, wenn sie 30. Oktober wiederholt. 21 Doch es änderte nichts am Zeitung gleichzeitig und damit die Voraussetzung für eine nicht genügend Französisch konnten. Ergebnis: Watlet hatte sie gegen den Ingenieur Remy de öffentliche politische Debatte in der Presse. Ihr folgte Puydt verloren. Am 4. November meldete die Zeitung: 1832 in derselben Druckerei die liberale Gazette de la pro- Das Blatt erschien bei dem aus Trier stammenden „Die Verfassung des Wochenblatts ist seit drei Wochen vince de Luxembourg, aus der noch im selben Jahr, am Drucker Joseph Antoine Schroell (1798-1865). Schroell unter andern Händen.“ „Die Wahl des Herrn de Puydt 18. August 1832, das bis zum 31. Dezember 1837 zwei- war 1822 nach Echternach gezogen und lebte seit 1832 hat diese Veränderung in der Redaktion des Wochen- mal wöchentlich erscheinende Journal d’Arlon et de la in Diekirch, wo, in einem Distriktshaupt- und Gerichtsort, blattes verursacht“, nämlich „dieses einzige und kräftige province de Luxembourg wurde. Während das Journal die Druckaufträge vielleicht zahlreicher waren. Er sollte Mittel alle Missbräuche jeder Art an den Tag zu legen, d’Arlon sich für den Verbleib bei Belgien, auch ohne den zum Begründer einer der bekannten Luxemburger unabhängigen Händen anzuvertrauen“. Die letzte Aus- luxemburgischsprachigen Teil des Großherzogtums, ein- Druckerdynastien werden. gabe kam am 25. November 1837 heraus, die Woche setzte, brachten am 21. Dezember 1836 Victor Tesch und danach hatte es seinen Namen so geändert, wie es mög- Emmanuel Servais in der Arloner Druckerei Jean Laurent Den Anstoß zu der Zeitungsgründung sollen laut von licherweise von Anfang an im Alltag genannt wurde. das ebenfalls liberale Echo du Luxembourg heraus, das Blum 17 kolportierten Gerüchten die „Räte und Anwälte für den Erhalt der Einheit eines nichtholländischen am Diekircher Gerichtshof“ Watlet, Rausch, Vannérus Großherzogtums warb. und Jurion gegeben haben. Zum Zeitpunkt der Zeitungs- gründung war Nicolas Hippolyte Watlet austretender Die revolutionären Arloner Blätter diskutierten und stritten Kandidat für die Brüsseler Repräsentantenkammer im mit dem der holländischen Monarchie ergebenen Journal Distrikt Diekirch, Bürgermeister François Julien Vannérus de la Ville et du Grand-Duché de Luxembourg über die war im Kongress von 1830 Ersatzabgeordneter Diekirchs. Zukunft des Großherzogtums. Bei der Spaltung 1839 Als Redakteur wird ohne Beweise bald Anwalt blieb das Écho du Luxembourg eine belgische Zeitung, J. P. Eberhard 18, bald Lehrer Busch angeführt.19 wurde aber auch im Großherzogtum weiter gerne gelesen, weil es manchmal mehr über die Luxemburger Verhält- Das Blatt eröffnete mit der bewegten Innenpolitik, dann nisse berichtete, als die zensierte einheimische Presse. folgten der Zivilstand aus Diekirch, deutsch- und franzö-

DIEKIRCHER WOCHENBLATT

48 49 Am 2. Dezember 1837 verkürzte das Wochen-Blatt für getrennt gewesen sein sollen. Zu den Mitarbeitern die letzte Nummer unter dem vielleicht zu sehr mit der 848 1 Bürger und Landsleute seinen Titel auf Diekircher zählten der Arbeiteranwalt Karl-Theodor André und der Revolution in Verbindung gebrachten Namen Diekircher - 5 1 8

Wochenblatt. Das Diekircher Wochenblatt verstand sich spätere Direktor der Ettelbrücker Staatsackerbauschule Wochenblatt heraus, ehe es den Namen in Wächter an 1 als „freie[s] Organ der deutsch-luxemburgischen Karl Faber.23 der Sauer änderte. Doch neben dem hauptstädtischen esse Interessen“ und plädierte entsprechend für den Beitritt Journal de la Ville et du Grand-Duché de Luxembourg zum Deutschen Zollverein. Seine Berichterstattung Das Wochenblatt erschien weiterhin samstags auf vier war in Diekirch mit dem Wochenblatt eine zweite liberale über den geplanten Beitritt zum Zollverein fiel der dreispaltigen Seiten. Der Abonnementpreis blieb drei Zeitung entstanden, die sich unter wechselnden Titeln Zensur durch den dafür zuständigen Präsidenten des Franken in Diekirch und 3,25 Franken außerhalb: und je nach Konjunktur und Redakteur bald engagiert, Diekircher Gerichts zum Opfer. 22 Es beschäftigte sich Anzeigen kosteten 15 Centimes die Zeile. Ab dem bald unpolitisch über ein Jahrhundert lang bis zum t der liberalen Pr Das liberale Diekircher Wochenblatt vom 16. Dezember 1837 zunehmend mit landwirtschaftlichen Fragen, wobei die 1. April 1848 kam es zweimal in der Woche heraus, Zweiten Weltkrieg vor allem im ländlichen und oft als

landwirtschaftliche und die politische Redaktion streng mittwochs und samstags. Am 30. Dezember 1848 kam konservativ angesehenen Norden behaupten sollte. Die Gebur

LUXEMBURGER ZEITUNG

Um in der Bevölkerung eine Basis für die Restauration Gleichzeitig fand der erste Versuch statt, als Antwort auf Direktor 25 und ab der Nummer vom 9. Oktober 1844 seines Regimes zu schaffen, ging der holländische die dominierende liberale Presse eine katholische auch verantwortlicher Redakteur war Ernest Grégoire König-Großherzog eine Allianz mit der unter Papst Zeitung zu gründen: die Luxemburger Zeitung. Sie (1801-?), ein Franzose, der seit 1836 in Trier lebte. Im Gregor XVI. sehr ultramontanen und reaktionären gehörte als erste Zeitung in Luxemburg nicht mehr evangelisch dominierten Preußen hatte er die Erlaubnis, Kirchenführung ein. Am 30. Januar 1842 kam, selbst für einem einzelnen Unternehmer, sondern einer Kapital- eine katholische Zeitung herauszubringen, verweigert die Regierung völlig überraschend, der apostolische gesellschaft, einer Kommanditgesellschaft, deren einzi- bekommen, so dass er, ähnlich der Clef du cabinet des Vikar Johannes Theodor Laurent (1804-1884) in ger bekannter Luxemburger Aktionär der mit Laurent princes, nach Luxemburg kam, um dort ein Blatt für Luxemburg an, um die Rolle eines Bischofs zu überneh- sympathisierende Unternehmer Pierre Pescatore Trier und das Rheinland zu gründen. Von Anfang an men. Er begann sofort den kompromisslosen Kampf mit (1814-1844) war, der etwa ein Viertel des Kapitals war geplant, den Sitz der Zeitung nach Preußen zu ver- dem liberalen und weitgehend freimaurerischen gezeichnet hatte.24 legen, sobald sie die Erlaubnis dazu bekommen hätte. 26 Bürgertum und eröffnete so einen Kulturkampf zwischen Klerikalen und Antiklerikalen, der zu den Grundwider- Der Rest des Kapitals war wahrscheinlich in preußi- Ernest Grégoire aus Charleville war 1824 republika- sprüchen des politischen Lebens in Luxemburg wurde. schem Besitz, denn das Blatt richtete sich trotz seines nischer und antiklerikaler Kandidat zu den französischen Binnen kürzester Zeit spitzte sich der Konflikt jedoch so Namens nicht zuerst an ein Luxemburger Publikum. Parlamentswahlen gewesen, flüchtete nach Belgien, zu, dass er die Stabilität des Regimes bedrohte und zur Die Gesellschaftsform der Kommanditgesellschaft sollte um einer Haftstrafe zu entgehen, wo er Arzt, Geschäfts- März-Revolution 1848 beitrug; der König-Großherzog wohl verhindern, dass die Kapitalgeber direkt in die mann und in der Revolution von 1830 Offizier war, der erwirkte am 1. Mai 1848 Laurents Abberufung. Gestaltung der Zeitung hineinreden konnten. bald das Lager wechselte und orangistischer Agent

50 51 Erste Nummer der katholischen Luxemburger Zeitung vom 3. Juli 1844

Regentschaftssekretär, Richter und liberaler Journalist Mathieu Lambert Schrobilgen (1789-1883)

wurde. In den ersten drei Monaten ihres Bestehens dem 3. Juli 1844. In einer Einführung begründete sie führte die Luxemburger Zeitung F. Zucker (1820-?) ihr Erscheinen damit, dass sie „nicht nur die Rechte als verantwortlichen Redakteur an, bis zum Vorjahr der Kirche ohne Advokatie erblickt, sondern geradezu ein Unterleutnant der preußischen Garnison, der am vielfachen, bald durch Leidenschaft, bald durch 27. Dezember 1844 das Land fluchtartig verließ.27 Ignoranz diktierten Angriffen bloßgestellt“ fand. Gouverneur de la Fontaine 28 und später das Luxem- Deshalb erklärte sie vor allem „einer in ihrem Ausgang, burger Wort 29 nannten daneben den Berliner Gustav wie in ihrer Richtung, gleich verkehrten Tagesphilo- Rintel (1810-1854) als einen der Redakteure des sophie“ den Krieg. Sie bezeichnete sich selbst als „con- Blatts, ein konvertierter Jude und Protestant, der es als servativ und progressiv“ zugleich, denn „wir gestehen katholischer Anwalt zum „geheimen Fürstbischöflichen es unverhohlen, dass wir über das Christenthum hinaus Rath“ gebracht hatte. 30 keinen Fortschritt kennen und anerkennen“. Den Vorwurf des „Obscurantismus“ von sich weisend, drohte Nach einer kurzen Werbekampagne – einschließlich sie mit „der Schärfe des Schwertes der Idee“. Anzeigen im politisch wie wirtschaftlich konkurrieren- den, aber vom selben Drucker produzierten Journal de Die Luxemburger Zeitung begann stets unter der Über- la Ville et du Grand-Duché de Luxembourg – erschien die schrift „Deutschland“ und dem Untertitel „Luxemburg“ erste Nummer der Luxemburger Zeitung am Mittwoch, mit einem längeren Kommentar oder einer Nachricht

Am 1. Januar 1845 wurde die Luxemburger Zeitung zur ersten Tageszeitung Luxemburgs

52 53 aus Luxemburg, denen dann meist ausführliche stützt vom Präsidenten des Gerichtshofes, Philippe- Wegen seines politischen Opportunismus hatte sich 848 1 Berichte aus Trier, „von der Mosel“ und aus dem Charles Munchen, gefördert vom Apostolischen Vikar Grégoire von Norbert Metz im Courrier vorwerfen lassen - 5 1

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Rheinland, daneben einige wenige Nachrichten aus Laurent und, am Anfang jedenfalls, auch vom König“. müssen, zweimal „Verrat“ geübt zu haben. Daraufhin 1 anderen Blättern über den Rest der Welt folgten. Mitarbeiter war Munchens Sohn, der Anwalt Charles gewann er einen Presseprozess gegen Metz, wurde esse Munchen. aber selbst wegen Beleidigung des Gerichts angeklagt. Ab und zu gab es religiöse Lyrik, Berichte über „Vater- Als er auch noch angeklagt wurde, einen Text nicht in ländische Alterthümer“, den Heiligen Rock in Trier Die Luxemburger Zeitung erschien dreimal in der Woche, der vom Zensor gutgeheißenen Form in den Druck (auch als Broschüre erschienen 31) und Gelegenheitsge- mittwochs, freitags und sonntags, im Format 36 x 24 cm gegeben und so gegen das Pressegesetz des dichte „Zur Ankunft Seiner Majestät des Königs Groß- auf drei Spalten. Das Abonnement kostete drei Gulden Deutschen Bundes verstoßen zu haben, setzte er sich t der liberalen Pr herzogs“ (12.7.1844) oder von „Bischof Arnoldi in in Luxemburg und 3,50 Gulden außerhalb, der am 3. Mai nach Thionville ab.

Aachen“ (31.1.1845). In einer oder zwei Spalten Anzei- Anzeigentarif betrug zehn Centimes pro Zeile. Den Die Gebur gen auf der letzten Seite wurde vor allem für religiöse Vertrieb für Luxemburg besorgte die Druckerei Lamort, In einer noch im selben Mai verfassten und in Nancy Bücher geworben, wurden Versteigerungen angekün- für Trier und Preußen die Trierer Buchhandlung erschienenen Streitschrift Impuissance d’une constitu- digt sowie Lohbäume, Zahnpulver, Kirchenhostien, F. A. Gall. Nach einem nicht ganz klaren Bericht von tion pour protéger le droit contre une administration Gehöröl und Ölgaslampen zum Verkauf angeboten. Gouverneur Théodore de la Fontaine „erschien das Blatt Disposant de la Censure et des Tribunaux ; Par Ernest Sieben Jahre nach Erfindung der Daguerreotypie em- in 360 Exemplaren. 200 davon gingen an die Priester in Grégoire, Directeur de la Gazette de Luxembourg pfahl sich L. W. Moses aus der Philippsstraße am Luxemburg, die zum Abonnement verpflichtet worden (Luxemburger Zeitung) [Ohnmacht einer Verfassung, 29. September 1844 als Porträtfotograf. waren; der größte Teil der Auflage werde ins Ausland das Recht gegen eine über die Zensur und Tribunale gesandt“.33 verfügende Verwaltung zu schützen; von Ernest Von den ersten Nummern an führte die Luxemburger Grégoire, Direktor der Luxemburger Zeitung] und in Zeitung eine heftige Polemik gegen die sozialistisch- Wie laut Anzeigen von Anfang an geplant, aber durch Petitionen an den König-Großherzog versuchte er sich demokratische Trier’sche Zeitung. Kurze Zeit danach die hohe Besteuerung in Luxemburg und Preußen zu rechtfertigen und rechnete mit der Verwaltung in begann auch die Auseinandersetzung mit dem Courrier erschwert, wurde das Blatt bei unverändertem Luxemburg ab, „denn es sind die Männer der Loge, die du Grand-Duché de Luxembourg, nachdem die Abonnementpreis am Mittwoch, dem 1. Januar 1845, das Großherzogtum regieren“.35 Luxemburger Zeitung gleich in ihrer vierten Nummer zur ersten Tageszeitung in der Luxemburger Geschichte eine Serie über „das Verhältnis zur Kirche und den Inte- – allerdings nur für ein halbes Jahr. Offenbar war die Weil ihr verantwortlicher Herausgeber das Land verlassen ressen der Schule“ begonnen hatte. Am 24. August 1844 Kommanditgesellschaft der Luxemburger Zeitung kapi- hatte, wurde der Luxemburger Zeitung am 14. Juni 1845 lieferte sie eine Satire „Sum-Tin-sching, oder der Courrier talkräftiger als die einzelnen Besitzer der anderen die Erlaubnis entzogen. Die letzte Ausgabe erschien am des Fürstenthums Klauseneich“. Eine weitere Artikel- Luxemburger Blätter. 15. Juni 1845. Grégoire wurde in Abwesenheit zu drei serie über „Luxemburger Zustände“ setzte sich ab Tagen Haft und einer Geldstrafe verurteilt. Für viele war 11. März 1845 dafür ein, dass das Deutsche als „National- Am 7. August 1844 zeigte die Luxemburger Zeitung er bloß ein käuflicher „politischer Abenteurer“, aber mit sprache“ in Luxemburg das Französische als Amts ihre erste Zensurlücke auf der Titelseite. Statt sich, wie seinem verwegenen Kampf gegen die Zensur hatte sprache verdrängen sollte. die anderen Blätter, mit der Zensur zu arrangieren, for- er vielleicht dazu beigetragen, sie drei Jahre später zu derte die Luxemburger Zeitung sie heraus – vielleicht Fall zu bringen. Eineinhalb Jahrhunderte später sollte Die Luxemburger Zeitung war ein ultramontanes Kampf- auch, weil sie es sich finanziell leisten konnte – und der Versuch eines in Luxemburg herausgegebenen blatt, das die Tradition von François-Xavier de Fellers nach einer Zeit der Toleranz ging die Verwaltung immer deutschen Kampfblatts mit der Wochenzeitung für Journal historique et littéraire fortsetzte. Es wurde „unter- härter gegen das katholische Blatt vor.34 Europäer erneut scheitern.

COURRIER DU GRAND-DUCHÉ DE LUXEMBOURG

54 55 Ernest Grégoire erzählt in seiner Anklageschrift den Monaten zuvor offen rebelliert hatte 38, hatte er Heftig kritisierte es die Politik des apostolischen Vikars 848 1 Impuissance d’une constitution pour protéger le droit wiederholt die Ständeversammlung für ihr Desinteresse Laurent. - 5 1 8

contre une administration Disposant de la Censure et des (25.9.1846) und die Regierung für ihre Untätigkeit 1 Tribunaux 36, dass er eine Abmachung mit Drucker angesichts der sozialen Not kritisiert. Wiederholt veröf- Der Courrier gehörte dem Fabrikherrn und Politiker esse Lamort getroffen hatte. Er hatte den freimaurerischen fentlichte er Berichte über das „erschreckend zuneh- Norbert Metz (1811-1885), der das Blatt zusammen mit Lamort gezwungen, den Druck des liberalen Journal de la mende Elend“ (19.12.1846), das an irische Verhältnisse seinem Bruder, dem Anwalt und Fabrikherrn Charles ville et du Grand-Duché de Luxembourg einzustellen, um erinnerte (12.1.1848), Bettelei (2.10.1847, 13.1.1847) Metz (1799 -1853), verfasste. Am 10. Januar 1846 die katholische Luxemburger Zeitung drucken zu dürfen. und die Höhe der Lebensmittelpreise. Der Revolution in meldete der Courrier, dass seit Anfang des Jahres Andernfalls drohte Grégoire, den Auftrag an eine junge Paris widmete es eine Sonderbeilage (26.2.1848) und Schrobilgen, der Redakteur des Journal, nicht mehr an t der liberalen Pr Konkurrenzdruckerei zu vergeben. Lamort habe eingewil- danach detaillierte Dokumentationen. Während der der Redaktion des Courrier beteiligt sei. Verleger war

ligt und stellte am Samstag, dem 29. Juni 1844, sein Revolution lieferte es ausführlichere Sitzungsberichte der Buchhändler Victor Hoffman. Mit der Druckerei Die Gebur Journal de la ville et du Grand-Duché de Luxembourg ein, der Ständeversammlung als der amtliche Kammer- Lamort übernahm die Druckerei Victor Bück auch den doch brachte er es am Mittwoch, dem 3. Juli 1844, am bericht, und im Wahlkampf nach der Verfassungs- Druck des Courrier, bis die Gebrüder Metz eine eigene selben Tag, als die erste Nummer der Luxemburger reform begann Charles Metz, als Erster in der Druckerei für den Courrier eröffneten. Zeitung erschien, unter dem neuen Namen Courrier du Geschichte der Luxemburger Presse, seine Beiträge Grand-Duché de Luxembourg neu heraus. Nicht einmal regelmäßig zu signieren. Unter der 1853 eingesetzten In der Regel begann jede Ausgabe mit einem politischen die Schrift des Zeitungskopfs hatte er geändert. Restaurationsregierung Simons und schließlich nach Bulletin, einer Art Zusammenfassung der internationa- dem Staatsstreich von 1856, der unter anderem die len Lage. Unter der folgenden Rubrik über das Groß- Die politische Ausrichtung des Courrier sollte sich jedoch Pressezensur wieder einführte, wurde der Courrier zum herzogtum erschienen Kommentare, Korrespondenzen ändern. Der Prospectus 37 unterstreicht, dass die Eigen- Oppositionsblatt, das sich sowohl vom Klerus, als auch und Nachrichten, die von Regierungsbeschlüssen bis ständigkeit des Staats, der Verwaltung und der Gewohn- von den „Baronen“ in der Regierung verfolgt fühlte. zu einer Betrunkenen, die auf das Polizeikommissariat heiten Luxemburg von den Nachbarländern unterscheide und das Land deshalb ein Organ zur Verteidigung seiner Interessen brauche. Womit das Blatt sich auch von der Erste Nummer des demokratischen Courrier du unpopulären orangistischen Haltung seines Vorgängers Grand-Duché de Luxembourg vom 3. Juli 1844 distanzierte. Vertrat das Journal de la ville et du Grand- Duché de Luxembourg vor allem die Interessen der libe- ralen, orangistischen Regierungsbürokratie, so wurde der Courrier zum Organ des aufstrebenden Industriekapitals. Dadurch wurde er zu einer wichtigen demokratischen Zeitung in der Revolution von 1848, die sich auch als erste aus der Sicht des Besitzbürgertums mit der „sozialen Frage“, der Lage der ersten Industriearbeiter beschäftigte.

Bis der Courrier am 18. März 1848 die Abschaffung der Norbert Metz (1811-1885) war der politische Zensur melden konnte, gegen die Verleger Hoffmann in Wortführer des aufstrebenden Industrie- bürgertums und seiner Presse

Der Courrier du Grand-Duché de Luxembourg konnte am 18. März 1848 die Abschaffung der Pressezensur ankündigen

56 57 geschleppt wurde, reichten. Das untere Drittel der Jahres ihr Format auf vierspaltiges Großfolio. Sie nannte 848 1 Titelseite war oft feuilletonistischen Beiträgen vorbe- sich Abendzeitung und kostete nunmehr 5,50 Franken - 5 1 8

halten, die von mehrteiligen Erzählungen über Reise- im Abonnement pro Quartal, beziehungsweise sieben 1 erinnerungen bis zu lokalhistorischen Beiträgen und Franken bei Postzustellung außerhalb der Festung. Der esse seltenen Gedichten reichten. Die internationalen Anzeigentarif lag bei zehn Centimes pro Zeile. Die letzte Nachrichten wurden aus ausländischen Zeitungen erhaltene Ausgabe ist auf den 20. Dezember 1868 kopiert. Die vierte Seite bestand vor allem aus Anzeigen, datiert, nachdem ihre Herausgeber eine deutschsprachige darunter auch erste illustrierte Anzeigen für Industrie- Tageszeitung gegründet hatten, die Luxemburger produkte (7. und 17.10.1846). Zeitung. t der liberalen Pr

Der Courrier erschien mittwochs und samstags auf vier Die Gebur dreispaltigen Seiten, in politisch lebhaften Zeiten mit zwei oder vier Seiten Supplément. Das Abonnement kostete bei Postzustellung fünf Gulden pro Halbjahr, nach der Revolution von 1848 wurde der Preis ab Juli in Luxem- burger Franken angegeben. Laut Gouverneur de la Fontaine 39 betrug Ende 1844 die Auflage 248 Exemplare. Ab Januar 1856 erschien die Zeitung donnerstags und sonntags und ab Januar 1857 mittwochs, freitags und sonntags. Am 1. Januar 1860 wurde sie zur einzigen Tageszeitung jener Zeit und vergrößerte im Juli desselben

1 Mannes, Weber 1998, S. 18 2 Mannes, Weber 1998, S. 19 3 Calmes 1971, S. 446 4 Das Leben in der Festung Luxemburg, 1993, S. 275 5 Le Grand-Duché de Luxembourg en 1816 et 1896, S. 9

6 Grégoire 1965, Bd. III, S. 32 7 Biographie nationale, Bd. 1, S. 23 8 Biographie nationale, Bd. 1, S. 30 9 Blum 1896, S. 22 10 Calmes 1939, S. 244 11 Calmes, Bd. II, S. 28 12 Calmes 1954, S. 393

13 Calmes 1954, S. 393 14 Calmes 1939, S. 285 15 Mottequin 1978, S. 9 16 Blum 1896, S. 134 17 Blum 1896, S. 137 18 Calmes 1939, S. 144 19 Biographie nationale, Bd. XVI, S. 426 20 Olinger 1937

21 D’Hoffschmidt 1891, S. 55 22 Mannes, Weber 1998, S. 43 23 Olinger 1937 24 Calmes 1954, S. 398 25 Grégoire 1845, S. 35 26 Grégoire 1845, S. 22 27 Calmes 1954, S. 402 28 Mannes, Weber

1998, S. 45 29 Nr. 17, 1854 30 Calmes, S. 402 31 Ernest Grégoire: Bericht über die wunderbaren Heilungen, welche sich, zur Zeit der öffentlichen Ausstellung des heiligen Rockes unseres Herrn und

Heilandes Jesu Christi in dem hohen Dom zu Trier vom 18. August bis 6. October 1844 an elf frommen Pilgern ereignet. Luxemburg, Verlag der Expedition der Luxemburger Zeitung 1844, 24 S. 32 Mannes,

Weber 1998, S. 45 33 Mannes, Weber 1998, S. 45 34 Mannes, Weber 1998, S. 45 35 Grégoire 1845, S. V 36 Grégoire 1845, S. 22 37 Blum 1897, S. 28 38 Mannes, Weber 1998, S. 70 39 Mannes,

Weber 1998, S. 65

DER SIEG DER PRESSEFREIHEIT 1848

DER GRENZBOTE Nach dem Beispiel von Paris lehnte sich die Bevölkerung in Luxemburg im März 1848 gegen die absolute Monarchie auf und verlangte eine Ausweitung 58 59 des Wahlrechts, demokratische Institutionen, eine „Eine schwüle Gewitterluft brütet über der mensch- Reform von Regierungsverwaltung und Justiz, die lichen Gesellschaft; ein unheimliches Etwas beschleicht Kürzung der Zivilliste des König-Großherzogs, eine die Gemüther.“ So ahnte am 7. Januar 1848 ein neues, gerechtere Besteuerung, Unterstützung für die in Echternach erscheinendes Blatt, Der Grenzbote, die Arbeitslosen und andere Sozialmaßnahmen. Ganz bevorstehende Revolution in Europa voraus. Die erste oben auf den meisten Forderungslisten stand auch Nummer war am 3. Januar 1848 herausgekommen. Sie eine freie Presse. So wurde die März-Revolution zu hatte daran erinnert, dass ihr Erscheinen bereits seit einer politischen und ökonomischen Revolution der Jahren geplant war und „schon am 23. November 1846 Presse: Noch während der Unruhen beschlossen die Concession ertheilt worden war“. Doch der König- König-Großherzog und Regierung die Abschaffung der Großherzog hatte die Erlaubnis seines Gouverneurs Pressezensur und proklamierten am 20. März 1848 unter dem Datum vom 7. Dezember 1846 zurückgezo- zum ersten Mal in der Geschichte die Pressefrei- gen, denn er könne unter keinen Umständen die Ver- heit. Mit der neuen Verfassung wurden dann am öffentlichung einer neuen Zeitung gutheißen und 1. August 1848 die inländischen Zeitungen von der „besonders nicht in Echternach, wo es eine Garnison Stempelsteuer befreit und somit billiger; so konnten gibt“.1 Unter dem Datum vom 6. Dezember hatten die neue Leserkreise erschlossen und die wirtschaft- Herausgeber einen Werbeprospekt verteilt, in dem sie lichen Risiken bei der Gründung neuer Titel gesenkt die politische Linie ihres Blatts darlegten. werden. In seiner programmatischen Erklärung erscheint Der Die demokratische Revolution löste eine bis dahin Grenzbote als die erste sozialistische Zeitung in der nicht gekannte und seither nicht mehr abflauende Luxemburger Geschichte: „Der ,Grenzbote‘, ein Feind politische Debatte in der Öffentlichkeit aus. Binnen der bestehenden Ordnung. Ja, allerdings, wo er an die- 1848 weniger Monate erschienen neben dem bestehenden ser Ordnung Schlimmes sieht und Besseres an die Stelle demokratischen Organ die erste sozialistische Zeitung, wünscht. […] Und dennoch hat der ‚Grenzbote‘ keine eine neue katholische Zeitung, das erste satirische Scheu vor dem Namen Socialist, wie sehr auch die Blatt und eine Zeitung, welche die Regierung gegen Conservativen, die für sich die Beziehung ‚Gutgesinnte‘ die Oppositionsblätter in Schutz nehmen sollte. mit Beschlag belegt haben, sich vor den Social-Theorien Gleichzeitig nahm die Zahl der Leser zu, auch wenn fürchten, die sie sich in ihrer Blödsinnigkeit zu einem es vorwiegend eine politische Presse für eine Minder- grausenhaften Popanz ausstaffirt haben. […] Der heit von Zensuswählern blieb. ‚Grenzbote‘ glaubt an die Notwendigkeit einer socialen Umgestaltung; der vierte Stand fordert seine Rechte und wie der dritte einst, so wird er sie auch erlangen. Und wer gehört zum vierten Stande, zum Proletariate?“ Am 31. Januar 1848, während in London das Kommu- nistische Manifest gedruckt wurde, nannte Der Grenzbote ironisch den utopischen Sozialisten Charles „Fourier ein[en] Tollhäusler, der aber vielen gespreizten

Herrchen auf ihrem Verstande was herauszugeben ver- möchte. Der ‚Grenzbote‘ aber ist ein A-b-c-Schüler seiner Theorie.“ Sein besonderes Interesse galt der Verarmung des Proletariats, der Bekämpfung der Hungersnöte, der Volkserziehung und dem allgemeinen Wahlrecht.

Erste Nummer des frühsozialistischen Grenzboten Als sozialistische Zeitung war Der Grenzbote zwar auf vom 3. Januar 1848 Deutsch geschrieben, Frankreich war aber die Heimat der Revolution und der Republik. Am 10. Februar 1848 musste er feststellen: „Deutschland hat uns kein Glück gebracht.“ Zusammen mit der liberalen Presse forderte 60 61 er die Abberufung des apostolischen Vikars Laurent. händler Franz Schömann an. „Geldgeber und Bürge“ 848 Am 25. Februar warf er Laurent Verfassungsbruch vor, war, etwas erstaunlich für das linke Blatt, der aus „der 1 weil er sich weigerte, seinen Eid abzulegen. Am 3. April reichen Abteibesitzer-Familie Müller-Dondelinger“ stam- eiheit teilte er mit, von „den Kämpfern für ‚Wahrheit und Recht‘ mende Rentier Karl Christian Andreas Müller, der aller-

wegen Schmähung Se. Hochwürden“ verklagt worden dings schon nach sechs Monaten, am 19. Juni 1848, essefr zu sein. verstarb.2 Der Grenzbote war die erste Zeitung in Echternach, der damals zweitgrößten Stadt des Großher- Doch statt sich mit den revolutionären Unruhen in zogtums. Ettelbrück zu solidarisieren, erklärte Der Grenzbote am Der Sieg der Pr 19. März 1848: „Wir beklagen und verdammen sie, als Redakteur des Blatts war Mathias Hardt (1809-1877), schädliche und zwecklose Ausbrüche der rohen ein Echternacher Schlossersohn, der es unter großen Gewalt, was auch immer die Veranlassung dazu möge Mühen zum Lehrer am Gymnasium gebracht hatte und gewesen sein. […] Ruhe und Ordnung sind die Grund- dabei Frühsozialist geworden war. Im April 1848 wurde festen alles Bürgerglückes.“ Die Meuterei in der Echter- er in die verfassungsgebende Versammlung gewählt nacher Kaserne war am 8. Mai nur eine kurze Notiz und blieb Abgeordneter bis 1858. Als Regierungs- über die „grosse[n] Unruhen unter dem Militär“ wert. beamter und Journalist wurde er in den Fünfzigerjahren immer konservativer und half schließlich, in der Revue Als verantwortlichen Redakteur und Drucker gab das politisch den Staatsstreich vorzubereiten. Blatt den, wie der Drucker des Diekircher Wochen-Blatts, aus Trier stammenden Drucker, Buchbinder und Buch- Pierre Lech stellte einen deutlichen Umbruch fest, „den die Zeitung Ende März erfuhr und der sie aus einer viel- fältigen Lesergazette in ein immer einseitigeres Wahl- kampfblatt für die Kandidatur ihres Chefredakteurs umfunktionierte“. 3 Da noch keine allgemeinen Direkt- wahlen bestanden, war Hardt auf die Stimmen der Wahlmänner angewiesen, vor allem rechter Stadt- notabeln und Großbauern, die ihn wohl mehr trotz als wegen seiner sozialistischen Gesinnung überraschend in das verfassungsgebende Parlament wählten.

Das Blatt erschien montags und freitags auf vier drei- spaltigen Seiten. Bis zur März-Revolution band ein Fortsetzungsroman im unteren Drittel der Titelseite die Leserschaft an das Blatt, dann schien er von der politischen Aktualität verdrängt worden zu sein. Lokal- nachrichten und Zivilstand bedienten den ausgeprägten Mathias Hardt (1809-1877), Lehrer, Politiker und Journalist Lokalpatriotismus des Echternacher Bürgertums, und

DER VOLKSFREUND

62 63 auf der letzten Seite warben nach den aus anderen In den Tagen der März-Revolution und nach der Er- Der Volksfreund bekämpfte vor allem die einflussreich- gefährliche[n] Crisis der Journalistik“ schrieb und sich 848 Blättern übernommenen Auslandsnachrichten, „Bekannt- klärung der Pressefreiheit klagte am 30. März 1848 die sten liberalen Oppositionspolitiker Metz samt deren gegen antisemitische Beleidigungen, aber auch dage- 1 machungen“ meist für Immobilien- und Weinversteige- Regierung in einem Schreiben an Staatskanzler Baron Courrier sowie das ebenfalls oppositionelle katholische gen wehrte, „communistisch“ zu sein. eiheit rungen. von Blochausen in Den Haag, dass sie sich einer „all- Luxemburger Wort. In die Literaturgeschichte ein ging er

seitig feindlichen Presse“ gegenübersehe. Deshalb aber nach einem der ersten patriotischen Lieder, Onst Am Tag, als die neue demokratische Verfassung am essefr In Echternach kostete das Abonnement vier Franken wolle sie kein offizielles Organ gründen, sondern eine Lidchen am 9. Mai 1848, mit dem Spottgedicht D’Vulle- 1. August 1848 in Kraft trat, trotz der die Regierungsmit- pro Quartal, außerhalb 4,55 Franken. Anzeigen koste- „gute Veröffentlichung ermutigen“.4 Eine Woche später, parlament am Gréngewald des Sohns des Regierungs- glieder des alten autoritären Regimes es fertig brachten, ten 15 Centimes die Zeile. Bei seiner Auflösung Ende am 7. April 1848, erschien eine neue Zeitung, Der chefs Gaspard-Théodore-Ignace de la Fontaine auf das im Amt zu bleiben, fusionierte der Echternacher Grenz- Juli 1848 gab Der Grenzbote seine Abonnentenzahl mit Volksfreund, mit der Losung „Freiheit, Gesetzlichkeit, neue, demokratischere Parlament in seiner Ausgabe bote mit dem Volksfreund. Es war auch der Tag, an dem Der Sieg der Pr 225 an, was er im Vergleich zu den anderen Zeitungen öffentliche Ordnung“. In der Parlamentssitzung vom vom 5. November 1848.5 Einen längeren Prosatext die Stempelsteuer abgeschafft wurde. eine „recht ordentliche“ nannte, so dass er anschei- 28. Juli 1848 musste der Gouverneur zugeben, dass auf Luxemburgisch, Un den „Écho“ vun Arel am nend „noch ein nettes Benefiz abwarf“. mehrere Regierungsmitglieder Aktionäre und verschie- 16. Mai 1848, schreibt Nik Welter ebenfalls Dicks zu. Gründer des Volksfreunds waren der aus Trier stammende dene Regierungsbeamte Redakteure des Blattes waren. Rabbi Samuel Hirsch (1815-1889), Gymnasiallehrer Seit Hardt dem Parlament angehörte, druckte Der Am Ende eines Quartals setzten die Blätter gerne Nicolas Martha (1820-1898), der aus Trier stammende Grenzbote lange Berichte über seine Reden ab. Weil er Im Geist der März-Revolution gab sich das Blatt patrio- Gerüchte über den angeblich drohenden Ruin ihrer Weinhändler Joseph Seelhof (1824-?), der Regierungs- eine wichtige Rolle in der Kammer und vor allem bei der tisch und vertrat demokratische Forderungen für die Konkurrenten in die Welt, um deren Leser von der beamte Pierre-Antoine Schou und der Stadt- und Ausarbeitung der neuen, demokratischen Verfassung weitere Ausrichtung der Landespolitik. Der Arbeiteran- Verlängerung ihrer Abonnements abzuschrecken. So Obergerichtsschreiber sowie ehemalige Redakteur des spielte, schien Hardt sich immer weniger dem Grenz- walt Charles Théodore André gehörte zu den Aktionären dass Der Volksfreund am 23. Juli 1848 sogar vom Journal de la Ville et du Grand-Duché de Luxembourg boten gewidmet zu haben. des Blatts, später distanzierte er sich aber von ihm. „Übergang von einem Vierteljahr zum andern, diese[r] Mathieu-Lambert Schrobilgen. Als verantwortliche

Der Grenzbote wurde nur sieben Monate alt. Dann berichtete er am 28. Juli 1848: „Vom heutigen Tage an hat sich die Redaction des ‚Grenzboten‘ mit der des ‚Volksfreundes‘ verschmolzen. Für laufendes Quartal wird Ihnen daher der ‚Volksfreund‘ zum bisherigen Abonnementspreise des ‚Grenzboten‘ zugeschickt.“ Diesen Schritt begründet Drucker Schömann damit, dass eine Druckerei in Echternach „keine glänzende Zukunft verspricht“, weshalb er sie nach Luxemburg verlegen sollte. Doch im Vormonat war auch der „Geldgeber und Bürge“ Müller verstorben, Autor Mathias Hardt hatte sich seiner politischen Karriere gewidmet, und der revolutionäre Eifer im Land legte sich wieder.

Erste Nummer des regierungstreuen Volksfreunds vom 7. April 1848

64 65 Redakteure erschienen nacheinander Verleger pro Quartal in der Hauptstadt und 5,50 Franken außer- 848 J. Ph. Bück, dann ab Nummer drei Seelhof und halb, der Anzeigentarif belief sich auf 20 Centimes 1 Drucker Schömann, doch der eigentliche Redakteur pro Zeile. eiheit soll Samuel Hirsch gewesen sein. Das Nachfolgeorgan

Der Patriot nannte am 10. August 1850 den Anwalt Im Herbst 1848 benötigte Der Volksfreund frisches essefr und späteren Abgeordneten und Bürgermeister Kapital, um weiter erscheinen zu können. Denn am Mathias-Charles-Edouard Simonis (1818-1875) als 28. September waren die entscheidenden ersten Wahlen Chefredakteur des Volksfreunds. unter der neuen demokratischen Verfassung, und die Regierung de la Fontaine stürzte keine zwei Monate spä- Der Sieg der Pr Zuerst wurde Der Volksfreund bei Lamort gedruckt. ter. Im Mai 1849 bemühte sich Der Volksfreund drin- Danach bei Schömann, der seine Druckerei von gend, ausstehende Gelder seiner Kunden einzutreiben. Echternach nach Luxemburg verlegt und seinen Doch am 27. Juni musste Drucker Schömann mitteilen, Grenzboten eingebracht hatte. Der Volksfreund erschien dass die Redaktion ihm die Einstellung der Veröffent- zweimal in der Woche, dienstags und freitags. Nach der lichung mitgeteilt habe. Deshalb werde er ab 1. Juli zum Fusion mit dem Grenzboten und der Aufhebung der selben Preis und an denselben Wochentagen eine Stempelsteuer kam er, wie schon in der ersten Ausgabe neue Zeitung herausbringen. Die letzte Ausgabe des versprochen, ab Juli 1848 dreimal in der Woche heraus. Volksfreunds erschien am 29. Juni 1849. Zu diesem Zeitpunkt gab er die Zahl seiner Abonnenten mit 300 an. Der Abonnementpreis betrug fünf Franken

katholischen Am 23.März1848wurdemitdererstenNummerdes Zeitung derLuxemburgerGeschichtegegründet Luxemburger Worts Luxemburger Worts die erfolgreichste ein Meinungsmonopolvorwerfenlassenmusste. Theodor Laur seinem Bruder. Doch „diePr erwähnt (Bd.II,S.482). sten ZeitunginLuxembur sie zurmitAbstandauflagenstärkstenundeinflussr Presse“ derChristlichsozialenVolkspartei wurde.Sosollte des 20.Jahr Möllers dreibändigem Blatts indieWege geleitethatte,istnichtbekannt.InKarl später dasLandverlassenmusste,dieGründungdes Revolution angestacheltzuhaben,unddersechsWochen inzwischen vonderRegierungvorgeworfenwurde,die Wie imEinzelnenderapostolischeVikarLaurent,dem katholische ZeitungimLand. die Gründungdes der Donnerstag, dem23.März1848.NachScheitern Wahrheit undRecht in achtPunktenseine„Richtung“: Eswolle„kein In seinererstenAusgabeerklär erschien dieersteNummerdes Drei Tage nachderProklamationPressefreiheit zweiten Hälftedes19.Jahr Katholizismus inLuxembur war dieeigentlicheGeburtsstundedespolitischen Oppositionsblatt gegendenliberalenStaat.Ihr Sinn einoffensivesundteilweiseaggressiveskatholisches der Rechtspar Anfang des20.JahrhundertswesentlichzurGründung als „maßgeblich“. Geor große Tat vonBischof Laurent“, Seminarpräses LUXEMBURGER WORT Luxemburger Zeitung ges HellinghausenbezeichneteLaur ent hunder essfreiheit benutzenwir“,schriebLaurent tei beitr 6 wir 7 Die neueZeitungwarganzinLaur Bischof J.Philippenannte1948 d dieZeitungsgründungnurbeiläufig ts zurstatutarischen„befr mit demUntertitel„Probe-Blatt“am ug, bevorsieinderzweitenHälfte Luxemburger Worts Leben undBriefevonJohannes g wer g, dessenSprachr war dieswiederdieeinzige hunder den, bissiesichihr te das Luxemburger Worts für ts war Luxembur ents Beteiligung , sodasssie ohr sieinder e Gründung „die letzte eundeten ger W erseits eich ents or - t

Der Sieg der Pressefreiheit 1848

68 69 Partheyblatt sein“, sondern „die Wahrheit für alle […] Weil sie im Zusammenhang mit den revolutionären Die Aktionäre der neuen Zeitung waren wohlhabende Im Laufe eines Presseprozesses bekannten sich 1852 848 reden, für die Regierung, den Clerus, den Bürger, den Unruhen am 1. Juni 1848 geschrieben hatte, Laurent katholische Politiker sowie ein Geistlicher: der Ober- die vier Geistlichen „N. Wies, Professor am Athenäum, 1 Handwerksmann und den Bauern“. Es versprach, „von sei „falsch vom Regierungs-Collegium beim König an- gerichtsrat und orangistische Abgeordnete Charles- B. Weber, Professor am Seminar, J. Weirens, Professor eiheit der Religion nie anders, als mit hoher Achtung“ zu geklagt“ worden, fand anderntags eine Hausdurch- Gérard Eyschen (1800-1859), der Geschäftsmann und an der Normalschule, H. Weber, Pfarrverwalter zu

11 reden, doch „wir werden Protestanten, Juden und Frei- suchung statt. Chefredakteur Michelis, der sich weigerte, hauptstädtische Schöffe Jean-Philippe-Christophe U.L.F.“ dazu, der Redaktion anzugehören, sie wurden essefr maurer friedlich neben uns bestehen lassen.“ Gleich- vor Gericht zu erscheinen, wurde zu sechs Monaten Würth (1787-1871), der Wiltzer Arzt und Abgeordnete anschließend als „vier W“ bezeichnet. zeitig drohte es, „Angriffe und Schmähungen gegen Haft verurteilt, fiel aber nach einer beginnenden Jean-Mathias Neumann-Würth (1802-1861), der unsre h. Religion und ihre Diener nicht zu dulden“. Mobilisierung des Klerus drei Wochen später unter die Anwalt und Abgeordnete Michel Jonas (1822-1884) Nach dem Tod Michelis‘ 1855 wurde Abbé Jean Nicolas mit der neuen Verfassung erlassene Generalamnestie. und der Dechant von St. Michel Bernard Ambrosy.8 Breisdorff (1826-1892) Chefredakteur. Breisdorff, ein Der Sieg der Pr Am 30. März 1848 forderte das Luxemburger Wort das Für einen am 30. Januar 1852 veröffentlichten Beitrag Beim Wechsel der Druckerei 1856 unterzeichnete Schüler Michelis’, war in einer hauptstädtischen liberale, auf das Censuswahlrecht vertrauende Besitz- mit dem Titel Kann ein katholisches Volk durch einen Ph. Christoph Würth als Eigentümer des Blatts.9 Handwerkerfamilie zur Welt gekommen. Er wurde 1851 bürgertum mit der für seine Zeit radikaldemokratischen protestantischen Fürsten gut regiert werden? wurde zum Priester geweiht und Vikar in Steinsel. Breisdorff Forderung nach dem allgemeinen Männerwahlrecht, Drucker Rehm in einem aufsehenerregenden Prozess Die anfänglich anonyme Redaktion bestand dagegen war von 1881 bis 1887 der erste einer Serie von geist- einem Parlament, „zu welche[m] jeder Luxemburger wegen Majestätsbeleidigung verurteilt. ausschließlich aus Geistlichen, obwohl es in der ersten lichen Chefredakteuren des Luxemburger Worts, die wählen, und jeder Wähler auch gewählt werden kann“, Nummer geheißen hatte, dass „alle Männer, die an der auch Abgeordnete waren. In seiner 30-jährigen heraus. Daneben widmete es sich ausführlich der Das Blatt umfasste gewöhnlich vier dreispaltige Seiten Spitze dieses Zeitungsunternehmens stehen, zum Amtszeit bis 1885 wurde er die prägende Figur des „Abreise des Bischofs“ (30.4.1848) und in fast jeder im Format 39,5 x 27 cm. Die erste Seite war amtlichen Laienstande gehören“. Chefredakteur war der Professor Luxemburger Worts im 19. Jahrhundert, durch seine Nummer dem Ruf nach seiner Rückkehr. Mitteilungen, aber vor allem Kommentaren gewidmet, am Priesterseminar Eduard Michelis (1813-1855) aus Unnachgiebigkeit aber auch Ziel des Spotts von Renert die oft bis Seite zwei überliefen. Spätestens auf Seite Münster. Er war Kaplan und Geheimsekretär des Kölner bis Wäschfra. Unterstützt wurde er von jüngeren In den Anfangsjahren wurde der Konflikt zwischen Staat drei begannen die Auslandsnachrichten, die sich bis Erzbischofs gewesen und verbrachte mit diesem im Vikaren, die das Bistum „leihweise“ der Redaktion des und Luxemburger Wort mit großer Härte ausgetragen, auf die letzte Seite fortsetzten, wo die Anzeigen anfäng- Mischehenstreit zwischen dem preußischen Staat und Luxemburger Worts zur Verfügung stellte, meist „kör- die Zeitung war in zahlreiche Presseprozesse verwickelt. lich spärlich waren. dem Erzbischof vier Jahre im Gefängnis. perlich schwache Priester, die das fortgesetzte Wirken in der Pfarrei nicht zu ertragen vermochten“.12 Diese Gefangenschaft machte beide zu Märtyrern des politischen Katholizismus in Deutschland und prägte Erster verantwortlicher Herausgeber war Gaspard wohl Michelis’ unnachgiebige Haltung und damit wohl Rodenborn (?- 1855). Er hatte ein Intelligenz-Comptoir auch diejenige des Luxemburger Worts. 1841 hatte oder Bureau d‘affaires, de placement et de correspon- Michelis in seine Heimatstadt zurückkehren können, dances auf Nummer 105 an der Großstraße gegründet, wo er mit dem Münsterschen Sonntagsblatt erste das am 25. Januar 1848 auch ein Intelligenzblatt unter Erfahrungen in der Gründung einer Zeitung sammeln dem Titel Öffentlicher Anzeiger mit „Annoncen über konnte. 1844 hatte ihn Laurent gegen den Willen der Handels- und Privatsachen“ herauszugeben begann.13 Regierung und eines Teils der Öffentlichkeit als Professor Es war in derselben „Buch- und Steindruckerei von für dogmatische Theologie an das neue Priesterseminar M. Behrens Sohn (Cercle-Littéraire) in Luxemburg“ her- in Luxemburg berufen. Er war „von Anfang an der Haupt- gestellt worden wie anschließend das Luxemburger verfechter der deutschen Nationalität der Luxemburger Wort. In seiner ersten Nummer kündigte das und […] ein gefürchteter und siegreicher Gegner der Luxemburger Wort an, dass Rodenborn am ersten April Eduard Michelis (1813-1855) aus Münster war der Nicolas Breisdorff (1826-1892) prägte als Chef- 10 erste Redakteur des Luxemburger Worts redakteur das Luxemburger Wort im 19. Jahrhundert stark französirenden Beamtenpartei“. sein Anzeigenblatt einstellen und das Luxemburger

70 71 Wort an dessen Stelle künftig Anzeigen aller Art in deut- der Wort-feindlichen Grenzboten, Volksfreund und 0,36 Franken. Nach Aufhebung der Stempelsteuer kam Gemeinderathssitzung 50 Fr., für den Ber[icht] aus dem 848 scher und französischer Sprache veröffentlichen werde. Patriot, zum verantwortlichen Herausgeber. das Luxemburger Wort mittwochs, freitags und sonn- Gerichtssaal 250 Fr., für den Ber[icht] aus dem Assisen- 1 tags heraus. Doch dauerte es 16 Jahre bis es, nicht hof 50 Fr., für Abonnemente auf fremde Zeitungen eiheit Weil die Drucker und Herausgeber in Presseprozessen Nach Rehms Tod druckte ab 1. Januar 1854 der Buch- ohne Rückschläge, wie 1858, ab dem 3. Januar 1864 500 Fr., für die faits divers 200 Fr., für Büreaukosten

den Kopf hinhalten und Eigentümer, Herausgeber und binder und Drucker Hugo Florian die Zeitung, deren seine Erscheinungsweise so weit erhöht hatte, dass es 100 Fr.“ Als durchschnittlichen Anzeigenertrag gab er für essefr Drucker öfters um die anfänglich spärlichen Einnahmen Herausgeber er 1855 auch wurde. Doch Florian gab jeden Werktag erschien, vier Jahre nach dem konkurrie- die Achtzigerjahre 8 000 Franken jährlich an. stritten, wechselte das Blatt in den ersten Jahrzehnten nach zwei Jahren auf und brachte ab dem 2. März 1856 renden liberalen Courrier. seines Bestehens wiederholt den Verleger und die erfolglos ein eigenes Blatt, die Luxemburger National- „Das ‚Wort‘ zählte 1856 durchschnittlich 173 Abon- Druckerei: Nach dem ersten Presseprozess 1848 zogen zeitung, heraus. Am 1. April 1856 wurde Pierre Brück Der Abonnement- oder „Pränumerationspreis“, wie er nenten. Im Jahre 1 863 war die Abonnentenzahl auf Der Sieg der Pr sich nacheinander Herausgeber Rodenborn und Drucker (1834-1893) für fast vier Jahrzehnte Drucker des hieß, betrug fünf Franken pro Quartal, wenn das Blatt in 800, im Jahre 1 868 auf 1 500 und im Kriegsjahre Behrens zurück und wechselten zum Wort-feindlichen Luxemburger Worts. der Festung ausgetragen wurde und 5,75 Franken für die 1870 auf 2 500 bis 3 000 gestiegen. Von 1 871 bis Der Patriot als Nachfolgeorgan des Grenzboten und des Postzustellung außerhalb. Damit kostete das neue Blatt 1880 betrug die Abonnentenzahl zwischen 1 900 und Volksfreunds. Zuerst erschien das Luxemburger Wort zweimal kaum mehr als die Hälfte des konkurrierenden Courrier 2 200 bis 2 500. Während der Jahre 1881, 1882, 1883 wöchentlich, mittwochs und samstags abends, datiert mit neun Franken. Anzeigen kosteten 15 Centimes pro und 1884 war die Abonnentenzahl in steter Abnahme Am 1. Januar 1850 übernahm der Buchhändler auf Donnerstag und Sonntag, an denselben Tagen wie Zeile, gegenüber zehn im Courrier. begriffen und besonders 1883 und 1884, so zwar, dass François Rehm Druck und Verlag des Luxemburger der Courrier. Keine vier Monate nach seiner Gründung in einem Quartale wir bis an die 600 Abonnenten verlo- Worts. Wegen des Beitrags über das katholische Volk wurde durch die neue Verfassung vom 9. Juli 1848 die Der langjährige Drucker Pierre Brück veröffentlichte ren haben.“ 16 und seinen protestantischen Fürsten wurde Rehm am Stempelsteuer auf einheimische Zeitungen abgeschafft. 1884 15 für eine Luxemburger Zeitung seltene Einzel- 1. April 1852 zu zwei Jahren Gefängnis und sämtlichen Sie betrug laut Gesetz vom 23. September 1841 je nach heiten über die Herstellung und Kosten des Luxemburger Kosten verurteilt; er konnte die Haftstrafe in eine Format 1,5 bis 2,5 Cents pro gedrucktes Blatt und Worts. Er rechnete: „für den Chefredakteur 1 400 Fr., Geldbuße umwandeln 14 und machte seinen Vorarbeiter verteuerte den Quartalpreis von Zeitungen wie dem für zwei andere Redakteure 2 500 Fr., für Telegramme F. Schömann, den ehemaligen selbstständigen Drucker Courrier und dem Luxemburger Wort somit um 1 000 Fr., für Feuilletons 300 Fr. für den Ber[icht] der

L‘Arlequin

72 73 Am 15. April 1848 gab laut allem mit der neuen Ständever- 848 Pierre Grégoire 17 der Anwalt sammlung und der übrigen Presse, 1 Charles Munchen (1813-1882), der betonte aber immer wieder, nicht eiheit bereits in die Luxemburger Zeitung bösartig zu sein, sondern eher

geschrieben hatte, die erste sati- unterhalten zu wollen. Aus diesem essefr rische Zeitung heraus: L’Arlequin. Grund lehne er auch, wie er Das Blatt trug als Motto ein Zitat erklärte, den Abdruck mancher von Béranger: „Des pauvres rois Zusendungen ab. veut-on régler le sort, Priez pour Der Sieg der Pr moi, je suis mort, je suis mort.“ Die erste der durchgehend pagi- (Der armen Könige Schicksale nierten, achtseitigen Ausgaben war will man besiegeln, betet für mich, mit A gekennzeichnet und stellte ich bin tot, ich bin tot). klar, dass L’Arlequin nur unregel- mäßig erscheinen würde. Nummer B L’Arlequin versprach, der patrio- war auf den 20. April 1848 18 tischen, legitimistischen und ultra- datiert und Nummer C auf den montanen Presse etwas Würze zu 10. Mai 1848. Das Blatt wurde geben, stellte sich selbst aber als im Stil eines Rundbriefs bei nicht weniger opportunistisch dar: Jacques Lamort gedruckt und von morgens sei er Saint-Simonist; wenn der Buchhandlung Elter vertrieben. der Hunger ihn plage, Republikaner; Es kostete drei Stüber, der Erlös und abends, wenn er Ruhe brauche, war für das Armenbüro bestimmt. Legitimist. Er beschäftigte sich vor

Erste Nummer des satirischen L‘Arlequin vom 15. April 1848

1 Grégoire 1965, Bd. III, S. 206 2 Lech 1999, S. 16 3 Lech 1999, S. 32 4 Calmes 1957, S. 50 5 Calmes 1972, S. 317-338 6 Möller 1888, Bd. II, S. 482 7 Hellinghausen 1998, S. 26 8 Luxemburger

Wort 23.3.1978, S. 28 9 Brück 1888, S. 3 10 Möller 1888, Bd. II, S. 356 11 Grégoire 1936, S. 49 12 Grégoire 1973, S. 39 13 Blum 1899, S. 64, 183 14 Blum 1899, S. 572 15 Brück 1884, S. 14

16 Brück 1884, S. 6 17 Grégoire 1966, Bd. V, S. 119 18 Mannes 1998

DIE MINISTERZEITUNGEN 1848-1865

Nach der März-Revolution 1848 wurde überall in Europa versucht, die alten Verhältnisse wiederherzu- stellen. Mit dem Ende der Regierung Willmar 1853 74 75 gewann auch in Luxemburg die Reaktion wieder Ober- müssen, bis dahin fast das Anzeigenmonopol der Luxem- hand. Als das Parlament sich weigerte, die demo- burger Presse besessen und gut davon gelebt zu haben. kratische Verfassung von 1848 abzuschaffen, setzte Doch nachdem Norbert Metz im September 1853 sein der König-Großherzog sie in einem Staatsstreich am Ministeramt verloren hatte, war auch der Courrier wieder 27. November 1856 durch eine im Memorial ver- ein Oppositionsblatt. öffentlichte Erklärung außer Kraft und ersetzte sie durch neue, autoritäre Bestimmungen. Deshalb bemühte sich die Regierung, eine regierungs- treue Presse aufzubauen, um das Pressemonopol Durch die Unterordnung der Luxemburger Gesetze der liberalen bis katholischen Opposition zu brechen. unter diejenigen des deutschen Bundes wurde auch die In letzter Instanz sollte so die Idee der Gewaltentren- Pressefreiheit wieder aufgehoben. Das Bundespresse- nung bekämpft werden, das heißt einer Kontrolle der gesetz von 1854 verlangte von den Zeitungen, wie Regierung durch das Parlament. So entstand eine seit 1819 in Frankreich, hohe Kautionen für mögliche ganze Serie von regierungstreuen und reaktionären Geldbußen und Gerichtskosten zu hinterlegen. Dadurch Blättern, die von der Konkurrenz „Ministerblätter“ konnten sich nur noch reiche Bürger oder Aktiengesell- genannt wurden. Sie reichten von politisch sympathisie- schaften die Gründung einer Zeitung leisten, für die renden Zeitungen über mehr oder weniger heimlich bestehende Ordnung gefährliche Blätter der besitzlosen subventionierte Blätter bis zur regierungsamtlichen Klassen wurden so verhindert. Außerdem neigten die Luxemburger Zeitung mit Zwangsabonnement für zugelassenen Blätter zur Selbstzensur aus Angst, durch den öffentlichen Dienst. Der Erfolg blieb aber meist Klagen ihre Kautionen zu verlieren, während die gering, weil der notgedrungen opportunistische Kurs Regierung unliebsame Blätter durch ruinöse Straf- dieser Blätter und die reaktionäre Politik der Regierung aktionen rasch in den Konkurs treiben konnte. wenige Jahre nach der März-Revolution auf geringe 1848- Sympathie zu stoßen schienen. Die Justiz ließ sich am 24. Januar 1857 eine Auf- stellung der Kautionen zukommen, die Pierre Grégoire Gleichzeitig versuchte die Regierung nach dem Putsch zusammenfasste: „der Kaufmann P. C. Würth hatte von 1856 wiederholt, das Erscheinen des Courrier 500 Taler für das ‚Luxemburger Wort‘, Theophil durch den Entzug der Buchdruckerkonzession zu Schroell, Redakteur, 500 Taler für den ‚Wächter an verhindern. Das Blatt musste binnen kurzer Zeit mehr- der Sauer‘, Gontier-Grigy, Versicherungsdirektor, fach die Druckerei wechseln. Im September 1864 500 Taler für ‚Le Gratis Luxembourgeois‘, Rechts- verkaufte Norbert Metz schließlich seinen Courrier anwalt Léon Würth neun Obligationen zu je an den Drucker Theophil Schroell. 500 Franken für ‚La Revue‘ und Jules Metz, Rechts- anwalt und Redakteur, Obligationen im Werte von Doch die Schwierigkeiten der liberalen Konkurrenz dien- 2531,25 Fr. für den ‚Courrier‘ eingezahlt“.1 ten dem Luxemburger Wort wenig. Am 4. April 1858 musste es seine Erscheinungsweise einschränken. Der liberale Courrier du Grand-Duché hatte sich noch Statt, wie bisher, dreimal die Woche, konnte es zwei 1865 am 18. Juli 1849 vom Patrioten vorwerfen lassen Jahre lang nur noch donnerstags und sonntags heraus-

1852 nahm Jacques Lamort die erste Kniehebelpresse in Luxemburg in Betrieb, die dank einer besseren Kraftübertragung größere Zeitungsformate drucken konnte

76 77 kommen. Nach diesem Rückschlag versuchte es hatte. Metz wurde aber am 3. Juni 1864 in letzter dann, in den Sechzigerjahren gegenüber der Kon- Instanz abgewiesen. kurrenz aufzuholen. Ab dem 1. April 1860 konnte das Luxemburger Wort wieder dreimal die Woche 1852 brachte Jacques Lamort die erste Kniehebel- erscheinen. Gleichzeitig modernisierte es seine Titel- presse nach Luxemburg, eine Dingler, die das Unter- zeile, indem es vorübergehend die Frakturschrift nehmen bis 1910 in Betrieb hatte. Gegenüber den aufgab, die später zu seinem traditionsbewussten bis dahin gebräuchlichen Stanhope-Pressen erlaubte Markenzeichen wurde. Ab dem 8. August 1860 die Dingler eine bessere Kraftübertragung und ermög- schrieb es seinen Namen in Großbuchstaben mit lichte so einen präziseren Druck auf Papierformaten Serifen, 1863 ohne Serifen, 1867 wieder mit bis 82 x 62 cm. Druckereien großer Zeitungen im Serifen … Am 3. April 1861 begann es, viermal die Ausland hatten damals allerdings schon seit fast einem Woche, dienstags, donnerstags, freitags und sonntags halben Jahrhundert Schnellpressen mit Druckzylindern zu erscheinen. In diesem Jahr begann es auch, und sogar Dampfmaschinenantrieb im Einsatz. Im den Stückpreis für den Einzelverkauf anzuzeigen: selben Jahr verkaufte Lamort sein Unternehmen an 15 Centimes. Victor Bück.

Am 2. Dezember 1862 verhängte Bischof Adames 1855 wurde die erste elektrische Telegrafenverbin- erneut einen Bann gegen den Courrier, dem er vor- dung in Luxemburg verlegt, um die preußische warf, den katholischen Glauben zerstören zu wollen. Garnison in der Festung zu versorgen. Durch einen Deshalb verfügte er, „dass Diejenigen der katho- Erlass vom 22. Juli 1860 wurde ein nationales ziviles lischen Christen, welche den Courrier durch Abonne- Telegrafennetz beschlossen, durch das Luxemburg ment oder in irgend einer andern Weise unterstützen Ende 1862 mit einiger Verspätung an die Welt oder sich daran betheiligen, im Sakrament der Busse angeschlossen wurde. nicht gültig losgesprochen werden können“. Am 30. Dezember 1862 konnte das Luxemburger Wort Der Umgang mit Büchern und Zeitungen, die ausge- ankündigen, dass es wegen Wegfalls eines Teils der dehnte Wanderschaft während der Lehrjahre machte Versandkosten ab dem 1. Januar 1863 fünfmal in der die Buchdrucker zu den gebildeten und politisch Woche erscheinen könne, immer ohne Veränderung bewussten Handwerkern. So gründeten sie am des Abonnementspreises. Gleichzeitig behauptete es, 17. Juli 1864 in Dommeldingen den Buchdrucker- mit über 600 Abonnenten die verbreitetste Zeitung verein der Stadt Luxemburg, die erste Gewerkschaft des Landes zu sein. Weil er die Kirche verdächtigte, des Landes. Trotz Entlassungen und Gerichts- den Bann gegen Konkurrenzblätter zu schleudern, verfahren konnte der Buchdruckerverein 1872 als um das eigene Luxemburger Wort zu stärken, reichte ersten Erfolg eine Senkung der täglichen Arbeitszeit Jules Metz am 7. März 1863 Klage gegen den Kon- von elf auf zehn Stunden und eine Erhöhung des kurrenten Adames wegen Geschäftsschädigung ein. Stundenlohns von drei auf 3,75 Franken erkämpfen. In einem ersten Memorandum hatte er angeführt, Streiks verhinderten im Laufe der folgenden Jahr- dass der Courrier 150 seiner 600 Abonnenten verloren zehnte wiederholt das Erscheinen von Zeitungen.

DER WÄCHTER AN DER SAUER

78 79 Am 3. Januar 1849 erschien auch das Diekircher Feuilleton im unteren Drittel der Titelseite brachte Standpunkte zu äußern, die der Courrier sich in Zeiten 865 1 Wochenblatt unter einem neuen Titel: Der Wächter an Erzählungen und Lyrik, darunter beispielsweise im der Reaktion und der Zensur nicht einzunehmen traute - 48 8

der Sauer. Die Revolution war vorüber, das Diekircher Juli 1854 eine Serie Gedichte von Michel Rodange. Aus und dann als Zitate übernehmen konnte. Nachdem Der 1 Blatt legte den „in vielen Ohren anstößig klingenden der ausländischen Presse wurden Nachrichten über Wächter an der Sauer kurz zuvor wegen „injurischer Titel“ 2 ab. den Rest der Welt eingefügt. und beleidigender Ausdrücke gegen die Personen der

Generalverwalter“ angeklagt worden war, gestand er zeitungen Das sich weiterhin liberal nennende, durchgehend Unter Theophil Schroell verstand sich Der Wächter an nach den Wahlen vom 14. Juni 1854 ein, vergebens deutschsprachige Blatt hatte am Anfang als Eigen- der Sauer wieder als linksliberales Blatt, das gemein- Partei für die Anhänger der demokratischen Verfassung beiträge bestenfalls eine aus Diekirch oder „von der sam mit dem hauptstädtischen Courrier gegen die von 1848 ergriffen zu haben: „Das Land hat gespro- Die Minister Sauer“ datierte Art Leitartikel auf der Titelseite, der aber Restauration und das katholische Luxemburger Wort chen: wir haben unterlegen; die Wähler, an deren auch durch eine Zuschrift oder einen Artikel aus dem kämpfte. Die konservativen Blätter begannen, dem Urtheil man appelirte, haben unsern Gegnern die Courrier ersetzt werden konnte, sowie den Zivilstand Wächter an der Sauer vorzuwerfen, manchmal liberale Palme zuerkannt.“ der Stadt Diekirch. Die restlichen Meldungen wurden mit Quellenangaben aus nationalen und internationalen Das vierseitige Blatt im Format 38 x 27 cm erschien Zeitungen übernommen. Gleiches gilt weitgehend für mittwochs und samstags. Das Abonnement des „wohl- das Feuilleton am Fuß der Titelseite, das vor allem feilsten Blatt[s] des Luxemburger Landes“ 3 kostete drei aus historisierenden Fortsetzungsgeschichten bestand. Franken pro Quartal in Diekirch und 3,60 außerhalb, So schien mit dem Wächter an der Sauer Verleger der Anzeigentarif betrug 0,20 Franken pro Zeile. Der Johann Schroell weniger eine Weltanschauung verbreiten, Bruttoerlös aus 100 Abonnements betrug demnach als seine Druckerei auslasten zu wollen, indem er sich 300 Franken im Quartal, durchschnittlich eineinhalb zweimal pro Woche einige Stunden Zeit nahm, um mit Spalten Anzeigen pro Nummer erbrachten dagegen Schere und Leimtopf eine Zeitung zusammenzustellen. 702 Franken im Quartal. Auch die Versuche, als offiziöses Organ des Ackerbau-

vereins aufzutreten und ausführlich dessen Einladungen Erste Nummer des linksliberalen Wächters an Nach dem Staatsstreich Ende November war die und Reglemente abzudrucken, mögen kommerziellen der Sauer, der am 3. Januar 1849 das Diekircher Herausgabe eines liberalen Blatts nicht mehr möglich. Wochenblatt ersetzte Überlegungen gehorcht haben. Der Wächter an der Sauer erschien trotzdem noch bis zum 30. Dezember 1857. Dann unterbrach Am 1. Januar 1851 überließ Schroell die Redaktion sei- die Druckerei Schroell seine Herausgabe, um vom nem 22-jährigen Sohn Theophil. Theophil Schroell 2. Januar 1858 bis zum 6. Oktober 1860 ein von der (1829-1893) machte aus dem Blatt, das samstags und Regierung subventioniertes und ihr ergebenes Blatt mit mittwochs erschien, eines der interessantesten Blätter dem Titel Der Telegraph herauszugeben. Nach dem der ersten Hälfte der Fünfzigerjahre. Fast jede Nummer Regierungswechsel und dem Ende des Telegraphen begann mit einem längeren Artikel zur innenpolitischen 1860 brachte sie dann ab dem 6. Oktober 1860 wieder Lage, der dann eine kommentierte Presserevue aller den vorsichtig liberaleren Wächter an der Sauer bis zum einheimischen Zeitungen folgte. Selbst Leser, die nur 31. Dezember 1867 heraus, ehe sie ihn in Landwirt das Diekircher Blatt lasen, konnten so einen aktuellen umtaufte. Theophil Schroell (1829-1893) machte den Wächter Eindruck der innenpolitischen Debatten erhalten. Das an der Sauer zu einer linksliberalen Wochenzeitung

„Situation“ nach 1848 gehöre endgültig als revolutionäre Drucker Fr. Schömann fungierte anfangs auch als Ephemeriden des Großherzogtums der Geschichte an. Herausgeber und Verleger. Doch ein halbes Jahr nach seiner Gründung steckte Der Patriot in einer Krise. Er Bereits in seiner ersten Nummer hatte Der Patriot ange- musste am 21. Dezember 1849 einräumen, dass kündigt, was auch die anderen Blätter taten: „Da wir für „zuweilen ein Mißklang“ in seiner Redaktion entstanden unser bescheidenes Blatt auf Originalcorrespondenzen sei, und ab 1. Januar 1850 wurde der bisherige Heraus- wohl verzichten müssen, so werden wir diese Lücke geber des Luxemburger Worts, Gaspard Rodenborn, DER PATRIOT durch das Zuratheziehen von Blättern der verschieden- verantwortlicher Herausgeber des Wort-feindlichen sten Farben zu ergänzen suchen.“ Diese Auslands- Patrioten. Gleichzeitig wechselte der Patriot mit nachrichten befanden sich oft auf den Innenseiten, neuem Titelkopf in die bisherige Druckerei des Worts, während die Titelseite mit Bekanntmachungen und Behrens Sohn, während sein bisheriger Drucker 80 81 Nachdem der Volksfreund am 29. Juni 1849 sein Kommentaren begann. Berichtet wurde aber auch über Franz Schömann zwei Jahre später Druckereivorarbeiter 865 1 Erscheinen eingestellt hatte, erhielten seine Abon- Sitzungen des hauptstädtischen Gemeinderats und und verantwortlicher Herausgeber des Luxemburger - 48 8

nenten ab Sonntag, dem 1. Juli 1849, eine neue Urteile des Assisenhofs mit Namen und Anschrift der Worts wurde. Vor allem aber musste Der Patriot auch 1 Zeitung aus der Druckerei Schömann, Der Patriot, Verurteilten. Auf der letzten Seite befanden sich neben seine Erscheinungsweise reduzieren. Organ zur gesetzlichen Vertheidigung und Fortbildung den aktuellen Marktpreisen für Lebensmittel und dem

unserer Institutionen, die erste Zeitung, die sich in Zivilstand der Hauptstadt einige Versteigerungs- Hatte Pierre Pescatore sich an dem Luxemburger-Wort- zeitungen ihrem Titel auf das entstehende Nationalbewusstsein anzeigen und Mietangebote. Um sich die Treue der Vorläufer Luxemburger Zeitung beteiligt, so gehörte berief. Die anderen Blätter warfen dem Patrioten immer Abonnenten nach Ablauf der Quartale zu sichern, ver- der Schmelzherr und Bankier Guillaume Pescatore wieder vor, in der Tradition des regierungstreuen öffentlichte Der Patriot öfters Kurzgeschichten und (1798-1875) zu den wichtigsten Geldgebern und Die Minister Volksfreunds zu schreiben, was dieser aber eher als lokalhistorische Abhandlungen in Fortsetzungen. Autoren des regierungstreuen Patrioten, der ihn am Kompliment aufzunehmen schien. Trotzdem musste das Blatt sich ärgern, dass der 7. Dezember 1853, als die neue Quotidienne erscheinen Courrier vor Quartalsende mit Gerüchten über den bal- sollte, auch offiziell als Inhaber und Redakteur aufführte. In seinem offen restaurativ argumentierenden Pro- digen Tod des Patrioten dessen Leser entmutigen wollte, Als Gegner der demokratischen Verfassung bekämpfte gramm stellte er fest, dass „der Taumel der Freiheit, wie ihr Abonnement zu erneuern (25.11.1849). der „Absolutist“ 4 und Konkurrent des Schmelzherrn er durch die Februar und Märzrevolution hervorgerufen Norbert Metz, welcher inzwischen Regierungsmitglied worden, […] sich längst in sein Gegenteil verkehrt“, Der Patriot war nach dem Journal du département des geworden war, dessen Courrier und als Freimaurer das denn die Anhänger der Demokratie hätten „ein paar forêts eine der ersten wieder ausgeprägt zweisprachi- katholische Luxemburger Wort. hundert von Jahren“ übersprungen, die Massen seien gen Zeitungen, wiederholt erschienen auch Gedichte, noch nicht reif. Als Organ der Regierung versuchte es, Anzeigen und Leserbriefe auf Luxemburgisch. Der Patriot erschien anfangs dreimal in der Woche, gegen die demokratische Verfassung von 1848 und die Am Samstag, dem 1. Januar 1853, änderte er ohne sonntags, mittwochs und freitags, auf vier dreispaltigen „parlamentarische Allmacht“ (28.12.1849) zu mobili- Erklärungen seinen deutschen Namen Der Patriot in Seiten im Format von etwa 38 x 27 cm. Der sieren, welche erstmals in der Geschichte die Exekutive den französischen Le Patriote um. Abonnementpreis betrug 7,50 Franken pro Quartal zu kontrollieren drohte. Im Kampf gegen die beiden Oppositionsblätter legte es sich durchgehend mit dem Erste Nummer des restaurativen Patrioten liberalen Courrier an, das Luxemburger Wort, das ab vom 1. Juli 1849 und zu antiklerikale Spitzen versetzt bekam, schien eine geringere Bedrohung für die Regierung.

Nach einem Leserbrief am 29. Mai 1850 von Ingenieur Mersch gegen die Straße nach Neudorf, wurde dieser acht Tage vom Dienst suspendiert. Als Der Patriot die- sen Vorgang kommentierte, verklagte ihn Regierungs- mitglied Jean Ulveling erfolglos.

Am 7. September 1853 machte das Blatt keinen Hehl aus seiner Zufriedenheit, dass das Ministerium Willmar, Metz, Ulrich und Ulveling nicht mehr bestehe. Die

LA QUOTIDIENNE LUXEMBOURGEOISE

82 83 innerhalb der Festung und 8,05 Franken außerhalb. Am Samstag, dem 10. Dezember 1853, erschien die vor der Zukunft haben müsse, und am 4. Dezember, 865 1 Der Anzeigentarif lag bei zehn Centimes pro Zeile. Ab erste Nummer von La Quotidienne luxembourgeoise, der dass sie Verfassungen sowieso nie gemocht habe. - 48 8

dem 1. Januar 1850 kam er allerdings nur noch mitt- zweiten Tageszeitung in der Luxemburger Geschichte 1 wochs und samstags heraus, der Abonnementpreis seit dem Ende der Luxemburger Zeitung 1845. Und Trotz des französischen Titels war La Quotidienne wurde auf vier Franken, beziehungsweise 4,55 Franken das Blatt besaß die Kühnheit, nicht erst wie andere luxembourgeoise weitgehend zweisprachig. Sie hatte es

gesenkt, der Anzeigentarif auf 20 Centimes verdoppelt. Blätter zweimal die Woche herauszukommen und dann sich sogar zur Regel gemacht, in jeder Nummer eine zeitungen Ab dem 1. Januar 1853 stieg der Abonnementpreis seine Erscheinungsweise zu beschleunigen, sondern es französisch- und eine deutschsprachige Fortsetzungs- wieder, nun auf 4,50 beziehungsweise fünf Franken pro war von Anfang an eine Tageszeitung. geschichte als Feuilleton zu veröffentlichen, druckte Quartal. Zum Ausgleich bekamen die Käufer verspro- literarische Beiträge von Nicolas Steffen, Victor Klein, Die Minister chen, weiterhin als Beilage den offiziellen Sitzungs- Zudem war La Quotidienne nicht das Organ einer poli- Eduard Furthmann, Dicks und Ernst Koch. bericht des Parlaments zu erhalten. tischen Bewegung oder Familie, sondern sein Chefredak- teur war ein weitgehend unbekannter Graf de Piessac. Wie bei anderen Blättern ihrer Epoche änderten die Seit Ende 1853 gab es neben Le Patriote mit La Die anderen Blätter wurden nicht müde zu forschen, Strukturen der Quotidienne luxembourgeoise häufig. Quotidienne ein zweites reaktionäres Blatt. Le Patriote wer denn dieser mysteriöse Ausländer sei, der im Verleger war Gaspard Rodenborn, hergestellt wurde das versuchte noch, sich der Konkurrenz zu stellen, vergrö- Vergleich zum liberalen Courrier und dem katholischen Blatt in der Druckerei Behrens Sohn. Beide hatten in ßerte am 28. Juni 1854 sein Format und kündigte am Wort auch über beträchtliches Kapital verfügen musste, derselben Eigenschaft das Luxemburger Wort aus der 16. September 1854 an, künftig nicht nur mittwochs um den Start einer Tageszeitung zu finanzieren. Taufe gehoben und danach den Patriot. Doch bereits und sonntags, sondern auch wieder freitags zu erschei- nach zwei Monaten, am 8. Februar 1854, verstarb nen. Am 20. September 1854 überarbeitete er seine Die Tageszeitung war auf vier dreispaltigen Seiten im Verleger Rodenborn. Zwei Monate später wurde das Kopfleiste, doch gegen die Tageszeitung zog er den Format 38 x 27 cm gedruckt. In einer programma- Blatt von A. P. Jullien gedruckt. Am 2. Dezember 1854 Kürzeren. Am 11. Dezember 1854 kündigte Guillaume tischen Erklärung distanzierte sie sich, wie fast alle nannte es Graf Piessac seinen Eigentümer und Pescatore in La Quotidienne luxembourgeoise an, dass neuen Blätter, von den Parteiblättern, der Vetternwirt- Schriftleiter. Mitte 1855 hieß der Geschäftsführer dann diese als Entschädigung an die Abonnenten des schaft, den Partikularinteressen und dem Opportunis- Pr. Hourt, und im Mai 1956 gab Graf Piessac sich als Patrioten verschickt würde, der mit dem Ende des mus. In der Ausgabe vom 20. Dezember versprach der Redakteur und Geschäftsführer aus, bis die Zeitung Jahres zu erscheinen aufhöre. Die letzte Ausgabe Graf, frei wie die Luft zu sein und leidenschaftslos, ohne dann am 2. Juli 1856 ohne weitere Erklärung mitteilte, erschien am Sonntag, dem 31. Dezember 1854. Der politische und Familieninteressen nur als Geschäfts- dass de Piessac restlos auf die Redaktion und Ge- liberale Wächter an der Sauer spottete: „Der ‚Patriot‘ ist mann zu reden. schäftsführung der Quotidienne luxembourgeoise ver- überglücklich! Wie der alte Simeon beim Anblick des zichtet habe. Christuskindes, ruft er aus: Nun laß mich sterben, o Für Pierre Grégoire 5 bezog La Quotidienne luxembour- Herr, dass mein Auge das September-Ministerium geoise unter Berufung auf christliche Prinzipien Stellung Täglich eine neue Zeitung zu füllen, war eine gesehen! – Und der Herr hat seinen Wunsch erhört.“ „gegen die Ursache des Pauperismus, gegen die Herausforderung, welche der Redakteur mit einer aus- Tendenzen des Sozialismus, gegen die Auswüchse des führlichen in- und ausländischen Presserevue löste, die Liberalismus, für die Verbesserung des Unterrichtes, sich von der ersten bis zur dritten Seite erstrecken der Verkehrsverhältnisse und der Wirtschaftszustände“. konnte, während das untere Drittel dieser Seiten dem Nach dem Staatsstreich und der Aufhebung der Presse- Feuilleton vorbehalten blieb. Auf den beiden freiheit meinte La Quotidienne am 2. Dezember 1856, Innenseiten fanden sich auch politische Kommentare, dass sie von allen Zeitungen wohl am wenigsten Angst Debatten mit anderen Blättern oder kurze Berichte der

84 85 Parlamentssitzungen. Auf der letzten Seite befanden sich nicht nur die aktuellen Marktpreise für Lebensmittel und die Liste der in der Stadt abgestiegenen Reisenden, son- dern auch täglich die „Finanzparadigmen“ genannten Kurse öffentlicher Anleihen an großen europäischen Börsen. Trotz des wohlhabenderen Zielpublikums hatte das Blatt vergleichsweise wenig Anzeigen. Sehr früh, wenn auch ganz selten, bot La Quotidienne ihren Lesern sogar Illustrationen, wie eine Karte der Bahnver- bindungen rund um Luxemburg am 7. Januar 1854 oder eine ganzseitige Ansicht des im Krimkrieg umkämpften Hafens von Sebastopol am 18. September 1854.

Das Quartalsabonnement kostete sieben Franken in der Stadt und 8,50 Franken bei Postzustellung außerhalb. Luxemburger Journal Der Anzeigentarif betrug 25 Centimes pro Zeile. Das Luxemburger Journal erschien Nach dem Ausscheiden de Piessacs wurde Drucker A. P. ab dem 1. Januar 1855 mittwochs Jullien auch Verleger. Zwei Wochen nach dem Staats- und samstags auf vier Seiten im streich, der die Verfassung und die Pressefreiheit außer Format 38 x 27 cm in der Druckerei Kraft gesetzt hatte, hieß ab dem 12. Dezember 1856 Behrens. Grégoire 6 schätzt, dass der verantwortliche Redakteur noch Rechtsanwalt Behrens sein Projekt sofort wieder J. F. Reuter, doch keine weiteren zwei Wochen später, stoppte, als er den Druckauftrag am 24. Dezember 1856, stellte La Quotidienne luxem- für die Revue erhielt, die ab dem bourgeoise ihr Erscheinen ein. Angeblich weil sie nicht 1. Februar 1855 herauskam. Der der Auflage gehorchen konnte, einen verantwortlichen Presserevue des Wächters an der Redakteur zu haben, der die vollen Bürgerrechte in Sauer nach zu urteilen, erschien Luxemburg besaß. Auf der letzten Seite druckte sie die letzte Ausgabe am Mittwoch, ohne weitere Erklärung über die ganze Breite den dem 31. Januar. Das Luxemburger Titelkopf von de Piessacs neuer Zeitung Le Gratis ab. Journal scheint es während eines Die zweite Tageszeitung in der Luxemburger Geschichte Monats vielleicht auf zehn war drei Jahre alt geworden. Nummern gebracht zu haben.

Erste Nummer der konservativen Quotidienne luxembourgeoise vom 10. Dezember 1853

Erste Nummer der regierungstreuen Revue vom 1. Februar 1855

LA REVUE

86 87 Am Donnerstag, dem 1. Februar 1855, erschien eine nete sie, indem sie sich selbst nur Mäßigung und der 865 1 neue Zeitung, deren Aufmachung deutlich an die Konkurrenz ebenfalls Opportunismus bescheinigte. - 48 8

Aufmachung von La Quotidienne luxembourgeoise Den Herausgebern des Courrier hielt sie vor, zur Zeit 1 erinnerte: La Revue. der Revolution widersprüchliche Positionen eingenom- men zu haben, dem Wort, dass es sich erst zur

In ihrem auf den 28. Januar 1855 datierten Programm Notwendigkeit einer Verfassungsrevision äußere, wenn zeitungen gab La Revue unumwunden zu, dass sie „unter den es herausgefunden habe, aus welcher Richtung der Auspicien von Deputierten der Majorität gegründet wor- Wind blase (16.10.1856). den“ sei. Denn die „Majorität der Kammer, welche der Die Minister gesetzliche und constitutionelle Ausdruck des National- Die Titelseite bot Politisches und im unteren Drittel ein willens ist, hat in der periodischen Presse des Groß- Feuilleton, darunter am 28. September 1856 Texte aus herzogthums kein Organ“. Fresezs Album pittoresque du Grand-Duché de Luxembourg. Die beiden Innenseiten bestanden aus Als Chefredakteur gab die Revue am 26. April 1857 Kommentaren, Zuschriften und Lokalnachrichten, auf Athenäumslehrer Mathias Hardt an, der seine journa- der letzten Seite waren internationale Nachrichten aus listische Laufbahn kein Jahrzehnt zuvor in der März- anderen Blättern und Anzeigen. Die Anzeigen füllten im Revolution als Autor des frühsozialistischen Grenz- Durchschnitt eine halbe Seite, doch oft inserierte die boten begonnen hatte. „Als nach der Trennung von Druckerei selbst, um Schreibwaren und Drucksachen Schoemann und dem Zusammenbruch des ‚Patrioten‘ anzubieten. sein publizistisches Talent brach lag, gewann das neue Ministerkollegium unter Simons und Servais ihn für die La Revue war weitgehend zweisprachig. Sie erschien Schriftleitung ihrer Zeitung ‚La Revue‘, mit der sie den zweimal die Woche, donnerstags und sonntags, auf vier Verfassungsputsch von 1856 vorbereiteten.“ 7 dreispaltigen Seiten im Format von ca. 38 x 27 cm. Am 1. Januar 1857 vergrößerte sie ihr Format und änderte Als regierungstreues Blatt kritisierte La Revue die demo- ihren Titelkopf. Vorübergehend brachte sie es bis zu kratische Verfassung von 1848, die gegen die Auflagen einer Seite Anzeigen von vier. Drucker, Eigentümer und des Deutschen Bunds verstoße, die Rechte des verantwortlicher Herausgeber war Behrens Sohn. Monarchen einschränke und einer guten Verwaltung der Landesgeschäfte hinderlich sei (21.9.1856). So half sie, Am 31. Dezember 1857 teilte die Redaktion ihren das Terrain für den Putsch von 1856 vorzubereiten, den Lesern in zwei Sätzen ohne weitere Erklärung mit, dass sie am 4. Dezember 1856 mit der Bemerkung kommen- La Revue ab diesem Tag zu erscheinen aufhöre und sie tierte, die Krise sei nun vorüber, sie verneige sich vor dem sich bei ihren Lesern für die Aufnahme bedanke, die sie Monarchen und nun könnten wieder Ordnung und im Land gefunden habe. Als zwei Tage später in Stabilität herrschen. Diekirch die erste Nummer des regierungstreuen Der Telegraph erschien, empfahl dieser sich auch den bis- Von Courrier und Luxemburger Wort musste sich La herigen Abonnenten der Revue. Revue Opportunismus vorwerfen lassen. Dem entgeg-

LE GRATIS LUXEMBOURGEOIS

Luxemburger Nationalzeitung

88 89 Nachdem er zwei Jahre lang das Eine Woche nach dem Ende der Quotidienne erschien Pierre Grégoire 9 vermutet allerdings, dass der Geschäfts- Redakteur im Impressum des Gratis luxembourgeois, 865 1 Luxemburger Wort gedruckt und am 1. Januar 1857 die erste Nummer von Le Gratis mann Gontier-Grigy das Blatt heimlich finanzierte, nach- bis sein Name am 24. Januar durch „A. Textor“ ersetzt - 48 8

schließlich auch herausgegeben luxembourgeois, einer „politischen und industriellen dem er den Grafen de Piessac aus der Quotidienne wurde. Im April 1858 wurde Rechtsanwalt Jean Pierre 1 hatte, kehrte der Buchbinder und Zeitung, die wenigstens samstags erscheint“. Sie war vertrieben habe. Einem Leserbrief im Patriote nach zu Ferron (1824-1864) für einige Monate verantwortlicher Drucker Hugo Florian dem katho- die erste Zeitungsneugründung nach der Abschaffung urteilen sei Gontier-Grigy an der Druckerei A. P. Jullien Redakteur.

lischen Blatt den Rücken und der Pressefreiheit durch den Putsch vom 27. November beteiligt gewesen. Und Le Gratis luxembourgeois wurde zeitungen versuchte, eine neue Zeitung zu 1856. Ganz im Credo der Zeit, schwor sie in ihrer pro- bei A. P. Jullien gedruckt, der auch Drucker und am Le Gratis luxembourgeois veröffentlichte in jeder gründen, die Luxemburger grammatischen Erklärung auf die Arbeit, die Familie, Ende Verleger der Quotidienne gewesen war. Ausgabe seine Auflage. Sie lag anfangs bei 340, davon Nationalzeitung. den König und die Regierung. 160 Exemplare für die Verteilung außerhalb der Die Minister Der aus Frankreich stammende Denis Antoine Hauptstadt, und stieg bis auf knapp mehr als 600, Die Nullnummer vom 2. März 1856 Vor allem aber war der Gratis luxembourgeois die erste Gontier-Grigy (1811-1886) war stellvertretender Direktor womit sie eine der auflagenstärksten Zeitungen ihrer versprach, sich von den anderen Gratiszeitung in Luxemburg. Ihre Geschäftsidee bestand der Feuerversicherungsgesellschaft La Paternelle, für Zeit gewesen wäre. Zeitungen zu unterscheiden, die darin, dass das Blatt kostenlos war, die Bezieher hatten die ausgiebig in Le Gratis luxembourgeois geworben einem „Partheigeist“ gehorchten nur die Zustellung zu bezahlen. Im Ausland war in den wurde. Er war aber auch Stenograf der Ständever- Die letzte Nummer des Gratis luxembourgeois erschien und „ihre Spalten größtentheils mit Jahren zuvor eine neue, sich von den Parteiblättern sammlung und Autor verschiedener Veröffentlichungen am 4. September 1858. In einer kurzen Mitteilung des Persönlichkeiten“ füllen würden. unterscheidende Massenpresse für neue Leserschichten über die Verfassung und neu erfundene Motoren. Verlegers wurden ohne weitere Einzelheiten unüber- Die Luxemburger Nationalzeitung entstanden: seit 1845 beispielsweise der General- windbare Meinungsverschiedenheiten innerhalb der habe sich dagegen „als Norm Anzeiger für Deutschland, das „billigste unter allen Der Rechtsanwalt J. F. Reuter, der letzte Redakteur der Redaktion für das Ende des Blatts verantwortlich genommen, uns nie mit Persönlich- deutschen Intelligenzblättern“. Quotidienne, erschien auch als verantwortlicher gemacht. keiten zu befassen, und uns jeder Kritik sowohl des Geschehenen als des noch zu Geschehenden zu enthalten“. 8 Das Quartalsabonne- ment kostete in der Hauptstadt 12 Franken, über Land 16 Franken. Anzeigen kosteten zehn Centimes die Zeile, für Abonnenten nur fünf Centimes.

Das Blatt im Folioformat erschien mittwochs, freitags und sonntags, ab der sechsten Nummer nur noch donnerstags und sonntags. Die 12. Nummer am 4. Mai bestand nur noch aus einem halben Blatt – es war das letzte.

LUXEMBURGER ZEITUNG

90 91 Ein Jahr nach dem Putsch verfügte die Regierung aufgefordert worden, die Luxemburger Zeitung mit Der Abonnementpreis wurde auf 20 Franken festgelegt, 865 1 durch eine Königl.-Großherzogliche Verordnung vom Nachrichten aus ihrem Zuständigkeitsbereich zu ver- der Stückpreis auf 15 Centimes. Der Anzeigentarif - 48 8

28. November 1857, die Herausgabe einer Zeitung unter sorgen. Außerdem mussten alle amtlichen Anzeigen betrug 20 Centimes die Zeile, für Abonnenten nur zehn 1 Aufsicht der Regierung betreffend, dass der zweite Teil zuerst in der Luxemburger Zeitung erscheinen, bevor Centimes. des in ein Gesetzesblatt und ein Verwaltungsblatt auf- sie in den anderen Blättern inseriert werden durften.

geteilten Amtsblatts Memorial durch eine Amtszeitung Am Ende des ersten Quartals, im März 1858, zählte die zeitungen ersetzt werden solle, die Luxemburger Zeitung, die ab Im Gegensatz zu vielleicht manchen Erwartungen und Luxemburger Zeitung 637 Abonnenten, davon 393 von Samstag, dem 2. Januar 1858, an allen Werktagen Befürchtungen wurde die Luxemburger Zeitung aber Privatkunden und 244 amtliche Zwangsabonnenten. erscheinen solle. Zwei Tage zuvor hatte La Revue ihr kein Kampforgan im Dienst der Regierung und zur Bei der Quartalserneuerung sprang aber ein Drittel der Die Minister Erscheinen eingestellt. Rechtfertigung des autoritären Staatsstreichregimes. Abonnenten ab, ihre Gesamtzahl betrug am 29. April Die Zeitung behandelte die Innenpolitik fast überhaupt nur noch 442.11 Die dritte Tageszeitung der Geschichte übernahm den nicht. Auch Polemiken gegen andere Blätter führte politisch vorbelasteten Titel des katholischen Blatts von sie fast nie. Der Versuch, die angeblich irrigen Durch das Haushaltsgesetz vom 15. Juli 1859 wurde 1844-45, das im liberalen Teil der Bevölkerung als Behauptungen des Courrier zu widerlegen, wie am die Herausgabe der Luxemburger Zeitung ohne Kampforgan Laurents angesehen wurde. Für Gemeinde- 12. Dezember 1858, war eine der großen Ausnahmen. Angabe von Gründen nach 538 Nummern eingestellt. verwaltungen und Behörden, aber auch für alle Die letzte Ausgabe erschien am Freitag, dem Beamten erklärte die Regierung „das Abonnement auf Statt ein Kampforgan zu sein, das Nachrichten für 30. September 1859. Die Abwicklung geschah mit die Luxemburger Zeitung verbindlich“. seine Propagandazwecke einsetzte, vermittelte die einer solchen amtlichen Sorgfalt, dass noch ein alpha- Luxemburger Zeitung den beruhigenden Eindruck, betisches Stichwortverzeichnis der bis dahin veröffent- Die Luxemburger Zeitung – Journal de Luxembourg war dass es dank einer weisen und wachsamen Regierung lichten Bekanntmachungen nachgereicht wurde. zweisprachig. Sie erschien auf vier zwei- oder dreispal- gar keine Nachrichten gab. tigen Seiten. Sie war eingeteilt in einen „Amtlichen Das Unternehmen hatte laut Abrechnung der Druckerei Theile“ und einen „Nicht-amtlichen Theile“. Nach den Das Blatt im größeren Format von 41 x 27,5 cm war auf Gesamteinnahmen von 31 408,03 Franken verursacht amtlichen Bekanntmachungen bestand der nichtamt- vier zwei- oder dreispaltigen Seiten gedruckt. Drucker bei Gesamtausgaben von 29 507,73 Franken, zu denen liche Teil aus einer politischen Revue, einem Feuilleton, und verantwortlicher Redakteur war Victor Bück, der keine Honorare gehörten. Der Gewinn in Höhe von sechs Auslandsnachrichten und Verschiedenem, wobei zu 1852 die Druckerei Lamort übernommen hatte. Er hatte Prozent des Umsatzes ging an die Staatskasse. Das letzterer Rubrik Lokales, kurze Berichte über die Preisangebote von 28 bis 30,50 Franken je Bogen für Memorial erschien ab dem 1. Oktober 1859 wieder in Ständeversammlung und ein Börsenbericht gehörten, eine Auflage von 300 bis 500 Exemplare eingereicht. 10 zwei Teilen als Gesetz- und als Verwaltungsblatt. oft fielen aber einzelne Rubriken aus. Ab Mittwoch, dem 24. August 1859, inserierte das Blatt auch den Fahrplan der ersten Luxemburger Eisenbahn.

Zum Redakteur ernannte die Regierung den ehemali- gen Redakteur der Revue, Mathias Hardt, der als Autor des frühsozialistischen Grenzboten die Revolution von 1848 begrüßt hatte. In einem Rundschreiben vom Die regierungsamtliche Luxemburger Zeitung 26. Dezember 1857 waren sämtliche Verwaltungen vom 3. Januar 1858

Erste Nummer des regierungstreuen Telegraphen vom 2. Januar 1858

92 93 865 1 - 48 8 1 zeitungen Die Minister

DER TELEGRAPH

Am Samstag, dem 29. November 1856, fragte der Gegenleistung wünschte sich der Diekircher Drucker Erscheinen des Telegraphen mit Veränderungen in Bereits Mitte 1858 hatte sie ihm beschieden, er solle Diekircher Wächter an der Sauer in einer kurzen Notiz eine bevorzugte Behandlung bei der Inserierung amt- der Redaktion des Wächters an der Sauer erklärte. Er den Nachdruck der öffentlichen Anzeigen einstellen, auf der Titelseite: „Wird es einen Staatsstreich geben?“ licher Anzeigen und eine Entschädigung aus dem kündigte an, dass der Telegraph „einem gemäßigten und ihm dafür eine Entschädigung von 93,20 Franken Die nächste Nummer begann mit einer von Redakteur Gewinn der verblichenen Luxemburger Zeitung. Bereits Liberalismus huldigen“ werde. „Sich von jeder aufge- gewährt. Theophil Schroell verfassten: „Erklärung. In Folge der zwei Tage später erhielt er eine positive Antwort, in der regten politischen Tendenz ferne haltend, wird er den Ereignisse, deren Zeuge in diesem Augenblick das sich die Regierung freute, dass der kritische Wächter Grundsätzen der Freiheit im Verband mit Ruhe und 1860 verlor die für den Staatsstreich mitverantwortliche Großherzogthum ist, sehe ich mich genöthigt, mich von an der Sauer durch ein Blatt ersetzt werden sollte, das Ordnung, und insoweit deren fernere Entwicklung mit Regierung Simons die Wahlen, der liberale Opposi- der Redaction des ‚Wächters an der Sauer‘ zurückzu- einen nützlichen Einfluss auf die öffentliche Meinung den das Großherzogthum bindenden Verträgen und tionspolitiker Victor Baron de Tornaco bildete am ziehen“, nicht zuletzt aus Rücksicht auf seine Familie. ausüben könnte. 13 dessen Institutionen vereinbar ist, das Wort sprechen.“ 26. September 1860 eine neue Regierung. Eine Woche Denn das Blatt war ihre Haupteinnahmequelle.12 später wurde Der Telegraph nach fast drei Jahren am Wochenlang fieberte Der Wächter an der Sauer dann, Die erste Nummer von Der Telegraph. Nachrichten Er kam mittwochs und samstags heraus, wie zuvor der 6. Oktober 1860 eingestellt. Schroell gab am 6. Oktober ob er die nun vom preußischen Pressegesetz vorge- des In- und des Auslandes erschien am Samstag, den Wächter an der Sauer, auf vier dreispaltigen Seiten. Der 1860 seiner Zeitung wieder ihren alten, liberalen Namen schriebene Konzession erhalten würde. 2. Januar 1858. In einer „Einladung zum Abonnement“ Abonnementpreis betrug, wie zuvor der des Wächters Der Wächter an der Sauer. appellierte sie nicht nur an die bisherigen Abonnenten an der Sauer, drei Franken das Quartal in Diekirch Doch im Laufe des Jahres 1857 wechselte des Wächters an der Sauer, sondern auch der zwei Tage und 60 Centimes mehr für auswärtige Bezieher. Der Als Reaktion auf das Erscheinen der konservativen Theophil Schroell zum liberalen Courrier in die zuvor eingestellten restaurativen Revue. Als Kaution hatte Anzeigentarif lag bei 20 Centimes die Zeile. Ardenner Zeitung erhöhte der Wächter an der Sauer ab Hauptstadt. Und sein Vater, der Drucker Johann Anton der hauptstädtische Rechtsanwalt L. Würth seine Kaution November 1862 seine Frequenz auf drei Ausgaben pro Schroell, bot am 29. Dezember 1857 dem Justiz- der Revue überschreiben lassen. 14 Die neue Zeitung erfüllte nicht die Erwartungen, die Woche. 1866 ging er ein Abkommen mit dem liberalen ministerium an, eine neue, regierungsfreundliche Johann Anton Schroell in sie gesetzt hatte. Die Blatt in der Hauptstadt, dem Courrier ein, laut dem alle Zeitung herauszubringen, die nicht von seinem links- Johann Anton Schroell unterzeichnete sowohl als Abonnentenzahl fiel auf 175 Ende 1859, und Schroell Anzeigen in beiden Blättern gleichzeitig erschienen, die liberalen Sohn, sondern von einer konservativen Drucker als auch als verantwortlicher Redakteur eine intervenierte wiederholt, bis die Regierung ihm eine ein- damit für Inserenten interessanter werden sollten als Vertrauensperson der Regierung redigiert würde. Als kurze Erklärung auf der Titelseite, in der er das malige Entschädigung von 750 Franken gewährte. die konservative Konkurrenz.15

L'UNION

122 123 Einen Monat nach dem Ende des Telegraphen erschien übernahm er wieder mit der Rückkehr zur täglichen 865 1 zu Beginn der neuen parlamentarischen Session Erscheinungsweise die Verantwortung an der Stelle - 48 8

1860/61, am Montag, dem 12. November 1860, die erste seines erkrankten Bruders. 1 Nummer einer neuen Tageszeitung, L'Union. Im auf der Titelseite veröffentlichten Programm ging von peinlichen Neben den üblichen Beiträgen, die auch in den ande-

Prüfungen die Rede, welche das Land seit den Vier- ren Blättern zu finden waren, schien L'Union vor allem zeitungen zigerjahren durchlebt habe. L'Union versprach deshalb, gemacht, um der Presse der liberalen Opposition, dem die Regierenden in ihrem Auftrag zu unterstützen, denn Courrier, zu antworten und damit die Regierung in im Gegensatz zu den streitsüchtigen anderen Blättern Schutz zu nehmen. Weshalb der Courrier L'Union rasch Die Minister gehe es der Union nämlich nur um Eintracht und Frieden. die „Ministerzeitung“ nannte. Nach wenigen Monaten wurde der Ton der Union gegen den Courrier immer L'Union rechtfertigte wiederholt den Staatsstreich, der die aggressiver und beleidigender. Exekutive wieder auf Kosten der Legislative stärkte, und riet von einer Liberalisierung der Verfassung ab, als der Über die Krise von 1867 berichtete L'Union ganz im Stil Londoner Vertrag 1868 eine Revision nötig machte. Auch eines Regierungsblatts zuerst sehr zurückhaltend, den Ruf des Courrier nach Abschaffung der Presse- indem es unliebsame Nachrichten als Gerüchte abtat zensur hielt sie für überflüssig. und dementierte. Danach und vor allem wieder mit dem deutsch-französischen Krieg verdrängten die Der Courrier identifizierte rasch Mathias Ulrich als Autor Auslandsnachrichten oft die Innenpolitik. der Union, was dieser schließlich zugab (20. Mai 1863). In einem Schreiben vom 1. April 1861 erklärte Ulrich, Unter dem Zeitungskopf veröffentlichte das Blatt einen er habe sich vom Courrier und Jules Metz getrennt, als Balken mit dem Fahrplan der noch neuen Eisenbahn. dieser im Juli 1860 ein exaltierter Liberaler geworden sei. Die erste Seite war neben dem relativ unregelmäßigen Feuilleton einer politischen Revue mit in- oder auslän- Erste Nummer der antidemokratischen L'Union Am 4. April 1867 meldete L'Union die Annexion des 1865 übernahm Oberprimärschullehrer Jean Joris dischen Nachrichten, Kommentaren, Leserbriefen, Ge- vom 12. November 1860 Großherzogtums durch Frankreich (1828-1893) die Redaktion der Union. Er sollte zu einem setzestexten oder Presserevuen vorbehalten, die sich auf der wichtigsten Journalisten des 19. Jahrhunderts der zweiten Seite fortsetzten. Ein Teil der zweiten und die werden und zahlreiche weitere Titel, teilweise mit beach- dritte Seite waren meist mit Auszügen ausländischer tlichem Erfolg, gründen. Zeitungen unter Angabe der Quellen gefüllt. Von ihnen unterschieden sich ab dem 20. April 1861 stolz die tele- Die Luxemburger Zeitung reihte am 24. August 1868 grafischen Depeschen aus fremden Hauptstädten auf L'Union unter die profranzösischen annexionistischen der Titelseite. Auf der letzten Seite waren eine bis vier Blätter ein. Am 30. September 1868 erklärte Pierre Spalten Anzeigen für hauptstädtische Geschäfte, Heintzé, der wegen der Verbreitung annexionistischer Immobilien, Wein, Konzerte, Versicherungen und der- Plakate verurteilt worden war, seinen Rücktritt als gleichen mehr. Das Feuilleton bestand meist aus einer verantwortlicher Schriftleiter. Er wurde durch seinen historischen Erzählung, luxemburgische Beiträge fanden Bruder Jacques Heintzé bis März 1869 ersetzt, dann bis zur patriotischen Welle von 1867 kaum Eingang.

96 97 L'Union kam zuerst täglich heraus außer sonntags. Da 865 1 es sich, wie bei den Konkurrentinnen, um eine - 48 8

Abendzeitung handelte, die das Datum des folgenden 1 Tages trug, fiel die Montagsausgabe aus. Ab dem 1. Oktober 1868 musste die Zeitung sich vorüberge-

hend darauf beschränken, nur noch dienstags, don- zeitungen nerstags und samstags zu erscheinen, da gleichzeitig der ebenfalls bei Heintzé hergestellte Avenir zur wochentags erscheinenden Zeitung ausgebaut wurde. Die Minister Der Abonnementpreis wurde auf drei bzw. 3,6 Franken gesenkt. Neben dem Stückpreis für den Einzelverkauf führte L'Union auch die Abonnementpreise für Belgien,

Preußen, Frankreich und Holland an. Bei der Rückkehr Erste Nummer der antiliberalen Ardenner Zeitung zur täglichen Erscheinungsweise wurde der Abonne- vom 5. Oktober 1862 mentpreis nicht wieder auf fünf bzw. 6,50 Franken erhöht, sondern lediglich auf 3,75 bzw. 4,50 Franken. Der Anzeigentarif betrug 20 Centimes pro Zeile.

L'Union wurde von den Gebrüdern Heintzé im Format 48 x 33 cm von vier vierspaltigen Seiten gedruckt. Im Oktober 1869 kam sie wegen eines Druckerstreiks nur auf zwei Seiten heraus. ARDENNER ZEITUNG

Die letzte Ausgabe, Nummer 129 des zwölften Jahr- gangs, erschien am Donnerstag, dem 1. Juni 1871. Auf der Titelseite wurde angekündigt, dass dies die Ein Jahr nach der Gründung ihrer Union in der Ardenner Zeitung die Öslinger Antwort auf den liberalen letzte Nummer sei, da die französischsprachige Zeitung Hauptstadt brachten die Drucker-Verleger Heintzé ab Wächter an der Sauer sein und im ländlichen Norden durch eine deutschsprachige ersetzt werde. Dadurch dem 5. Oktober 1862 die Ardenner Zeitung 16 heraus, die Politik der Regierung verteidigen. sollte der Kreis der Abonnenten ausgeweitet werden, das zweite Blatt in Diekirch neben dem Wächter an der da insbesondere über Land fast nur deutsch gelesen Sauer. In der ersten Ausgabe erklärte sich die Ardenner Die Ardenner Zeitung erschien zweimal in der Woche. werde. Zeitung zur Interessenvertreterin des Öslings, wenn Sie wurde in der Diekircher Zweigstelle der Union- auch nicht im Widerspruch, sondern im Einklang mit Druckerei Heintzé gedruckt. Doch sie konnte sich nicht dem Rest des Landes. Verantwortlicher Redakteur war gegen den Wächter an der Sauer durchsetzen, der nun- der Drucker Jacques Heintzé. mehr dreimal in der Woche herauskam. Die letzte Ausgabe der Ardenner Zeitung erschien nach einem So wie die Union in der Hauptstadt die regierungstreue Jahr am 15. November 1863. Bis 1885 ein Blatt unter Antwort auf den liberalen Courrier war, so sollte die demselben Namen erschien.

ECHTERNACHER ANZEIGER

98 99 Der Echternacher Anzeiger war nach dem Ende des Erste Nummer des rein gewerblichen Echternacher Anzeigers vom 10. Mai 1863 frühsozialistischen Grenzboten 1848 die zweite Echternacher Zeitung und versprach „Handels-, Gewerb-, Ackerbau-Nachrichten, Tagesneuigkeiten und sonstige Bekanntmachungen“. Sie sollte zu einer der langlebigsten Zeitungen der luxemburgischen Geschichte werden und 78 Jahre lang erscheinen, bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die erste Nummer erschien am 10. Mai 1863.

Als das Blatt am 13. Oktober 1865 eine Nachricht über angebliche Spielschulden des König-Großherzogs in Spa abgedruckt hatte, verzichtete die Staatsanwalt- schaft auf eine Strafverfolgung und tröstete sich unter anderem damit, dass die Auflage gerade 160 Exemplare betrage.

Ein großer Teil des Blattes wurde mit Schere und Leimtopf aus anderen Zeitungen zusammengestellt. Trotzdem bemühte es sich im Laufe der Zeit, vom loka- len Charakter loszukommen, und stellte sich mit dem Titelzusatz „Echternacher Anzeiger zugleich Landes- zeitung. Organ für das Großherzogtum Luxemburg und die Grenzortschaften“ als national und sogar grenz- überschreitend dar.

Der Echternacher Anzeiger erschien zweimal in der Woche. Drucker war der aus Preußen eingewanderte Dominik Burg, dessen Sohn Joseph Burg 1869 und danach dessen Enkel Franz Joseph Burg den Betrieb übernahmen. Die letzte erhaltene Ausgabe ist auf den 31. Dezember 1940 datiert.

DAS LAND

100 101 1866 kaufte die Druckerei Worré die Druckerei Jullien 865 1 auf, die die Wochenzeitung für das Großherzogtum - 48 8

Luxemburg veröffentlichte. Doch das Blatt hörte im sel- 1 ben Jahr auf, und Worré gab ab dem 31. Oktober 1866 eine eigene Zeitung heraus, Das Land. Politische, lite-

rarische und industrielle Zeitung für das Großherzog- zeitungen thum Luxemburg.17

Am 22. Oktober hatte der hauptstädtische Hotel- Die Minister unternehmer Theophil Anderes Kaution für das Blatt gestellt. Der Drucker wurde als verantwortlicher Leiter ausgegeben, doch soll der frühere Generaldirektor Ern. Ch. Simons ein wichtiger Verfasser gewesen sein. Auch der junge Nicolas Thoma verfasste Beiträge für Das Land.

Anfangs erschien Das Land zweimal in der Woche, doch ging es schon im Januar 1867 zur täglichen Erscheinungsweise über. Dabei verbürgte sich ebenfalls der Ingenieur und Eigentümer Joseph Simons.

Nach eineinhalb Jahren berichtete die Luxemburger Zeitung am 30. April 1868 von einer Übereinkunft, laut der die Abonnenten des eingestellten Lands bis zum Ende des Quartals die Luxemburger Zeitung zugestellt Erste Nummer des Lands vom 31. Oktober 1866 bekämen.

1 Grégoire 1966, Bd. IV, S. 271 2 Grégoire 1965, Bd. III, S. 57 3 Grégoire 1965, Bd. III, S. 58 4 Biographie nationale, Bd. II, S. 498 5 Grégoire 1966, Bd. V, S. 38 6 Grégoire 1966, Bd. V, S. 42 7 Lech 1999,

S. 60 8 Grégoire 1966, Bd. V, S. 56 9 Grégoire 1966, Bd. V, S. 50 10 Grégoire 1966, Bd. V, S. 17 11 Grégoire 1966, Bd. V, S. 19 12 Olinger 1937 13 Grégoire 1966, Bd. V, S. 24 14 Grégoire 1966,

Bd. V, S. 24 15 Olinger 1937 16 Grégoire 1966, Bd. V, S. 95 17 Grégoire 1966, Bd. V, S. 152

DAS GOLDENE ZEITALTER 1866-1888

Der Streit um die Festung Luxemburg führte 1867 zu einer europäischen Krise, als Preußen Einspruch dagegen erhob, dass der niederländische König- Zeitungsmarkt. Angesichts einer ungewissen Zukunft 102 103 Großherzog das Großherzogtum an Frankreich verkau- waren die Leute gierig auf Nachrichten, so dass nicht fen wollte. Nicht nur im Ausland, auch im Inland nur neue Blätter gegründet wurden, sondern die wurde die rezente nationale Unabhängigkeit Luxem- bestehenden auch ihre Auflagen steigern konnten, burgs in Zweifel gestellt. Doch am 12. Mai 1867 obwohl die entscheidenden Informationen über die konnte das Luxemburger Wort melden, dass die Zukunft des Landes meist in der ausländischen Presse Londoner Konferenz zufriedenstellend ausgegangen standen. Der Zweifel an der Zukunft der Luxemburger sei bis auf den für die hauptstädtische Wirtschaft Eigenstaatlichkeit führte zur Gründung mehrerer empfindlichen Verlust der Festungsgarnison. annexionistischer Blätter, die für Luxemburgs An- Luxemburg blieb unabhängig, wurde neutral und schluss an eines seiner Nachbarländer warben. verpflichtete sich, seine Festung zu schleifen. Die Kulturkampfatmosphäre und damit zusammen- hängende Meinungsverschiedenheiten innerhalb Als Folge des Londoner Vertrags musste die Verfassung des Klerus stürzten die katholische Presse in ihre geändert werden, die wieder demokratischer wurde. tiefste Krise. Artikel 24 der Verfassung vom 17. Oktober 1868 ver- bot die Zensur, die Stempelsteuer und die Pflicht für Nach der außenpolitischen Stabilisierung beschleu- Zeitungsherausgeber, Bürgschaften zu hinterlegen. nigte die rezente Entdeckung des Minette-Erzes die Verleger, Drucker und Verteiler blieben straffrei, wenn industrielle Revolution in Luxemburg. Der wirtschaft- der Autor eines gegen das Presserecht verstoßenden liche Aufschwung ließ die Auswanderung nach und Artikels ein in Luxemburg wohnender, namentlich nach versiegen und lockte ausländische Berg- und bekannter Luxemburger war. Dieses Kaskadenprinzip Hüttenarbeiter ins Land. führte zur Beschäftigung von Sitzredakteuren, Armen, Arbeitslosen oder Invaliden, die an Stelle der Autoren Der neue Unternehmergeist und die Reform des 1866- Gefängnisstrafen absaßen. Im Jahr danach trat das Pressegesetzes leiteten ein goldenes Zeitalter der Pressegesetz vom 20. Juli 1869 in Kraft, das diese Luxemburger Presse im letzten Viertel des 19. Jahr- Verfassungsprinzipien organisierte und in wenig abge- hunderts ein. Die Zahl der Leser nahm zu: In der änderter Form bis 2004 in Kraft ließ. zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sank der Analpha- betismus dank der Primärschulgesetze von 1843 und Kurz nach Beilegung der Krise um die Festung 1881 und erschloss so neue Leserkreise. Waren 1856 Luxemburg führten Frankreich und die deutschen noch 7,51 Prozent der jungen Milizionäre Analpha- Staaten 1870 und 1871 bis vor die Grenzen beten, so waren es 1862 nur noch 3,87 Prozent, Luxemburgs Krieg. Er endete mit der Niederlage 1871 nur noch 2,28 Prozent und 1880 nur noch Frankreichs; in Paris wurden die Republik und die 0,50 Prozent. Neue Leserschichten mussten mit revolutionäre Kommune ausgerufen, die blutig neuen Zeitungen nach dem Vorbild der seit 1863 in niedergeschlagen wurde. Paris erscheinenden Tageszeitung Le Petit Journal erreicht werden, dem ersten populären Massenblatt. Die Krise, der Krieg und die Pariser Kommune führ- Anfang der Siebzigerjahre überstieg die Einwohnerzahl 1888 ten zu einem Aufschwung auf dem Luxemburger des Landes erstmals 200 000, gegen Ende des

L’OMNIBUS

104 105 Jahrzehnts hatte sich die Zahl der Ausländer verdop- Durch den Londoner Vertrag, der die neutrale Unab- 888 1 pelt. 1875 war Esch/Alzette die zweitgrößte Stadt hängigkeit des Landes gewährleistete, seien die Luxem- - 6 6 8

des Landes, knapp vor Echternach. Düdelingen ver- burger zu einer Nation geworden, die sich selbst gehöre, 1 fünffachte seine Einwohnerzahl zwischen 1875 und hieß es in der Grundsatzerklärung von L’Omnibus, 1900. So entstanden die ersten Regionalblätter des Chronique de la Ville et du Grand-Duché de Luxembourg. aufstrebenden Industriereviers im Süden. Nach den Aus diesen Sachverhalten müssten neue Lehren ge- Bürgerblättern und dann den Bauernzeitungen kam zogen werden. So stellte sich am 17. November 1867 die frühe Arbeiterpresse auf. L’Omnibus vor, der sich selbst als liliputanische Zeitung von nur einem Sou und fünf Centimes bezeichnete und Das goldene Zeitalter Eisenbahn und Telegraf beschleunigten die Versorgung die Lücke füllen wolle, welche zwischen der großen der Zeitungen mit Nachrichten und die Zustellung Presse und den Massen klaffe. Das Blatt erklärte sich der Zeitungen. Ab 1880 wurden die ersten Telefone in einem bisher ungewohnt feuilletonistischen Ton für in Luxemburger Postbüros eingerichtet. Das erste politisch, fantäsistisch, wirtschaftlich, billig, literarisch, Telefonnetz umfasste die Hauptstadt und ihre Rand- industriell, kommerziell usw. Erste Nummer des Omnibus vom 17. November 1867 gemeinden. Das Telefon beschleunigte die Nach- richtenübermittlung zusätzlich. Gegründet wurde L’Omnibus von Jules de Pouilly, einem 65-jährigen Schriftsteller aus Sandweiler, der Korres- Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts setzte sich pondent mehrerer französischer Zeitungen und kurz Titel Le Gratis, wie die 1858 verschwundene Tages- auch das industrielle Holzschliffpapier durch, so dass zuvor verdächtigt worden war, einen annexionistischen zeitung, veröffentlichte L’Omnibus eine Chronik- und der Papierpreis fiel. Weil die Luxemburger Zeitungen Beitrag für den Pariser L’Étendard geliefert zu haben.1 Anzeigenbeilage. in kleinen Auflagen, mit wenigen Seiten und mit Weil Direktor de Pouilly als Franzose nicht presserecht- kaum mehr als einer Ausgabe täglich erschienen, lich verantwortlicher Redakteur sein konnte, übernahm Wegen einer Artikelfolge über den französischen dauerte es lange, bis mechanische Druckpressen, Jean Schneider diese Rolle. Die Luxemburger Zeitung Vizekonsul Augène Mahon de Monaghan wurde de Pouilly Pressen mit Druckzylindern, automatische Falz- und bezeichnete L’Omnibus am 24. August 1868 im Gegen- wegen Verleumdung verurteilt und 1870 des Landes Schneidmaschinen sowie Setzmaschinen den Weg satz zu L’Union und L’Avenir zwar als französisches, verwiesen.2 Die letzte erhaltene Ausgabe des Omnibus bis in Luxemburger Druckereien fanden. aber nicht als annexionistisches Blatt, sondern eines, ist auf den 31. Dezember 1870 datiert. das die nationale Unabhängigkeit verteidige.

Dass L’Omnibus mit seinem niedrigen Stückpreis warb, legt die Vermutung nahe, dass er nicht nur wie üblich auf das Abonnementgeschäft zielte, sondern auch auf den Einzelhandel. Er erschien zuerst samstags, danach dienstags, donnerstags und samstags. Gedruckt wurde L’Omnibus bei Michel Bourger im Quartformat auf vier Seiten. Ab Februar 1868 druckte Nicolas Worré das Blatt, während Bourger wenige Monate später eine sati- rische Zeitung herausgab, die Wäschfra. Unter dem

selbst regierensolle,weshalbdie das V über dieMilitär-Organisation“ ausNummer 65des bekämpfe. den ausschließlichenGebrauch desFranzösischen „ger zu vorwürfen, dasLandimInteressedesZollvereins ehemalige Courrier Zeitung deutschsprachiges Nachfolgeorgandie Zwei Tage später, kamals amMontag,dem9.März, Courrier duGrand-DuchédeLuxembourg Am 7.März1868warderliberalefranzösischsprachige die ihn zugrundegerichtetunddenVerleger habe. ruiniert Mal erschienen,weil„einbrutalesMachtwortderKirche“ denen Or 28. Mär Pr dem dortigenAbsatzmarktaufeineAnnexiondurch „Zeitung derSchmiede“aberauch,ausInter Leser anzusprechen.IhreGegnerverdächtigtendie bemühten dieLiberalensich,neue,wenigergebildete weshalb esdieSprachegewechselthatte.Sicher Das Nachfolgeorgandes Lösung. und dieUnabhängigkeitdesLandeseineglückliche währleisten seien.DeshalbseienderLondonerVertrag Fortschritt, dieamleichtesteninkleinenStaatenzuge- liberal nenne,zurpolitischenFr lismus, auchwennsichinzwischenjederinderPolitik bekannte sichdie In einerErklär LUXEMBURGER ZEITUNG französischen zurdeutschenSprachewechselte 9. März1868,mitderdieliberalePressevon Erste Nummerder eußen hinzuarbeiten,worübersiesichschonam Luxemburger Zeitung manisier olk dieSpracheverstehenmüsse,wennessich z 1868 heraus. AufSeitezweiwurdedieSerie„Briefe fortgesetzt. tschaften zumassivenAbbestellungendur Cour en“. Undsier Luxemburger Zeitung ung „andieLeser“indererstenAusgabe rier beschwer -Abonnenten gekommensei,dieihr Luxemburger Zeitung te. Am2.April1868musste zugeben, dassesinverschie- echtfer Courrier vom eiheit undzumsozialen Luxemburger Zeitung tigte sichdamit,dass erklärt abernicht, Luxemburger zum Libera- zum letzten esse an ch 3 scheiter V letzte Nummererschienam29.September1941,der vergrößerte die T und einederwenigen,diebiszuzweiAusgabenam Zeitungen derLuxemburgerPressegeschichtewerden Die fahrpläne aufderletztenSeite. zeigen, Börsenkurse,Eisenbahn-undPostkutschen- Auslandsnachrichten aufderdrittenSeiteundAn- samt KammerberichtundLokalemaufSeitezwei, und FeuilletonaufderTitelseite, politischeÜbersicht Die Seitenaufteilungwarwiegewohnt:Leitartikel,Briefe Die Anzeigentarif 20CentimesproZeile. pr Schroell, Philippstraße7inLuxemburg.DerQuartals- Woche. HerausgeberundDruckerwarTheophil ander prägen sollte.Von 1913bis1940schrieberunter wie keinander ein, derdasBlattalsChef-undFeuilletonr 1893 stelltesiedendamals33-jährigenBattyWeber 49,5 x32,5cm,vondreiaufvierSpaltenproSeite. ag herausbrachte.BereitsnachneunAusgaben ersuch, sienachdemZweitenW eis betr Luxembur Luxemburger Zeitung em te. ug 3,75FrankeninStadtundLand,der 7 055 tägliche ger Zeitung er biszuihremfastgleichzeitigenEnde Luxemburger Zeitung sollte einederbedeutendsten Abr erschien sechsmalinder eißkalender eltkrieg for ihr Formatauf -Glossen. Die tzuführ edakteur en,

Das goldene Zeitalter 1866-1888

L’AVENIR D’WÄSCHFRA

108 109 Der bisherige Redakteur der Union, Jean Joris, veröffent- Einzelpreis betrug 15 Centimes, 15 Centimes war auch Nach der März-Revolution von 1848, die das kurzlebige 888 1 lichte am 21. April 1868, einen Monat nach dem der Anzeigentarif pro Zeile. L’Avenir erschien zuerst satirische Blatt L’Arlequin hervorgebracht hatte, schienen - 6 6 8

Erscheinen der liberalen deutschsprachigen Luxem- dreimal in der Woche, ab dem 1. Oktober 1868 die bewegten Jahre zwischen der Luxemburger Krise und 1 burger Zeitung, die erste Nummer von L’Avenir. Organe erschien es dann jeden Wochentag, während die eben- dem deutsch-französischen Krieg eine neue satirische des intérêts politiques, commerciaux, industriels et agri- falls bei Heintzé hergestellte L’Union nur noch dreimal Zeitung zu verlangen. Am 16. Mai 1868 erschien die coles du Grand-Duché. Als verantwortlicher Redakteur die Woche erschien. Der Quartalspreis stieg auf sechs erste Nummer von D’Wäschfra. Humoristisch-satyrisches wurde zuerst der Druckereiarbeiter N. Schneider, ab Franken, weit mehr als bei den anderen Tages- Wochenblatt. Sie sollte eine der erfolgreichsten satiri- dem 2. Mai sein Kollege Jos Beffort angeführt, dann zeitungen. schen Zeitungen der Luxemburger Geschichte werden. übernahm Joris ab dem 14. Juli 1868 diese Rolle und Das goldene Zeitalter druckte das Blatt auch selbst. L’Avenir wurde zuerst in der Druckerei Heintzé herge- Die Waschfrau, die dem Blatt ihren Namen gab, war stellt, die auch am 15. April Kaution geleistet hatte. Doch auf der Titelseite abgebildet, wie sie mit ihrem Bleuel auf In einer programmatischen Erklärung in der ersten Aus- bald gab es Schwierigkeiten: Am 11. März 1869 ver- die Kleinstadtnotabeln einschlug, dass die Attribute gabe erscheint das Avenir als Produkt einer Zeit, in der die schwand der Name des Druckers aus dem Impressum, der Minister, Offiziere, Geistlichen und Spießer durch nationale Unabhängigkeit des Landes umstritten war: am 16. März musste der Abonnementpreis wieder die Luft flogen. Unter dem Namen Kètté kommentierte Luxemburg sei als Kleinstaat isoliert und benötige deshalb von sechs auf 3,75 Franken gesenkt werden, und am die Waschfrau Om Bour in vielen Ausgaben die national- eine Annäherung an eine größere Nation. Die Sympathien 19. Mai führte Joris sich selbst als Drucker an. Im und kommunalpolitische Aktualität in längeren Dialogen des Avenir, das sich entschieden eine konservative und September 1871 erschien dann die letzte Nummer, mit ihrer Kollegin Mum Sès in luxemburgischer Sprache katholische Zeitung nannte, gehörten dabei Frankreich. und Joris brachte ab Oktober 1871 die Indépendance als Stimme aus dem Volk. Ansonsten füllten zahlreiche luxembourgeoise heraus. Gedichte, Aphorismen und Zuschriften die Seiten. Das Blatt polemisierte gegen die anderen Titel, die Luxemburger Zeitung stufte es am 24. August 1868 als In einem antiklerikalen, liberalen und deutschfreund- profranzösisch annexionistisch ein. Möglicherweise um lichen Grundton kritisierte die satirische Wochenzeitung dem vorzubeugen, hatte es bereits am 28. April 1868 ver- Regierungsmitglieder und Notabeln, Korruption und kündet, dass es nur Beiträge von Autoren veröffentliche, Wahlmanipulation. Damit schien sie in Ergänzung zur Erste Nummer des annexionistischen Avenir deren Väter schon Luxemburger gewesen seien. Doch restlichen Presse einer Leserschaft von unter anderem vom 21. April 1868 dem Avenir hing der Ruf an, vom französischen kleinen Beamten, Athenäumsschülern und allen Vizekonsul E. Mahon inspiriert worden zu sein. leidenschaftlichen Kirchenfeinden aus dem Herzen gesprochen zu haben. D’Wäschfra war die erste Die Aufteilung der 54 x 37,5 cm großen, vierspaltigen Zeitung, die öfters innenpolitische Karikaturen veröf- Seiten entsprach den Gewohnheiten der Zeit: Leitartikel fentlichte. Dem Zeichenstil nach zu urteilen, stammen und Kommentare über dem Feuilleton auf der Titelseite sie von unterschiedlichen Künstlern, die unbekannt und der zweiten Seite, internationale Nachrichten auf der geblieben sind. dritten, Anzeigen, Börsenkurse und Eisenbahnfahrplan auf der letzten Seite. D’Wäschfra wurde von dem Buchhalter Charles Becker (1834-1884) herausgegeben, einem seit seiner Kindheit In der Stadt kostete das Quartalsabonnement in Luxemburg lebenden Deutschen, der zeitlebens von 3,75 Franken, im restlichen Land 4,25 Franken. Der den von ihm verspotteten Behörden die Luxemburger

110 111 Staatsbürgerschaft verweigert bekam. Marc Thiel 4 stieß D’Wäschfra wurde zuerst bei Michel Bourger gedruckt, 888 1 in den Presseprozessakten auf verschiedene Mitarbeiter der auch die Kaution für das Blatt hinterlegt hatte. Doch - 6 6 8

Beckers, darunter eine der ersten namentlich bekannten die vielen Presseprozesse und das durch die Verfassung 1 Mitarbeiterinnen einer Luxemburger Zeitung, der von 1868 eingeführte Kaskadenprinzip bei der presse- hauptstädtischen Wirtsfrau Aline Simons-Tapp, die rechtlichen Verantwortung anonymer Artikel führten öfters Beiträge über innenpolitische Themen schrieb. dazu, dass D’Wäschfra immer wieder eine neue Druckerei suchen musste. Bis zu den Druckereien Nur wenige Monate nach ihrer Gründung war D’Wäschfra Poncin in Arlon und Frères Lang in Metz musste Becker hinter dem Luxemburger Wort die Zeitung mit der zwei- ausweichen. Aus demselben Grund musste sie wieder- Das goldene Zeitalter thöchsten Zahl von Postabonnenten.5 Auch wenn ihre holt den Namen ändern: D’Wäschfra. Humoristisch- Abonnentenzahl in den Folgejahren wieder deutlich sank, satirisches Wochenblatt, Thill Eulenspiegel. Humoristisch- konnte sie mit allerlei Unterbrechungen und Namens- satirisches Wochenblatt, Eulenspiegel’s Wort für Wahrheit änderungen 16 Jahre lang erscheinen. 1869 betrug die und Recht, Thill Eulenspiegel. Humoristisch-satirisches Abonnentenzahl landesweit 420 im Jahr, 1874 nur noch Wochenblatt. Der neutrale Pulcinell. Politisch-humoris- 194. Eine wichtige Vertriebsart war der Straßenverkauf in tisch-satirisches Wochenblatt, D’Haräspel. Humoristisch- der Hauptstadt und einigen Randgemeinden. Die Zeitung satirisches Wochenblatt, D’Uoreg Zongen. Humoristisch- erschien auf vier etwa 33,5 x 25 cm großen, zweispalti- satirisches Wochenblatt; die genaue Folge ist aber kaum gen Seiten. Das Quartalsabonnement kostete 1,60 noch zu klären.6 Die letzte erhaltene Nummer ist auf den Franken in der Stadt und 1,80 Franken im übrigen Land. 10. Mai 1884 datiert.

Erste Nummer der satirischen Wäschfra Vorübergehend erschien die Wäschfra als Uoreg vom 14. Mai 1868 Zongen, Ausgabe vom 19. August 1883

L’Inflexible

„Große Neuigkeit. Stamir ist zu 10,000 Fr. Schadenersatz geborener Marchal. Und der Drucker, Und die Luxemburger Zeitung kon- Lande mit seinem ‚Inflexible‘ und hat verurtheilt worden.“ den es gefunden hatte, hieß Heintzé. struierte am 19. September 1868 sein Zelt in der Druckerei des ‚Avenir‘ L’Avenir und Luxemburger Zeitung eine konservative Geistesverwandt- und der ‚Union‘ aufgeschlagen“, Das antiliberale Blatt, das das meldeten dann am 3. September schaft zwischen Breisdorf (Luxem- meldete die liberale Luxemburger Kaisertum verteidigte, hatte sich, 1868, dass L’Inflexible „seit voriger burger Wort), Thoma (L’Inflexible) Zeitung am 29. August 1868. wie andere Titel vor ihm, nach Woche“ in Luxemburg erscheine. und Joris (L’Avenir). Doch die letzte „Bekanntlich findet Stamir in Paris Luxemburg zurückgezogen, um Schriftleiter „der von Franzosen Ausgabe des angeblich so stand- keinen Drucker mehr und in Brüssel, von dort aus seine Leser zu Hause editierten Wochenschrift“ war laut haften Blatts erschien laut L’Union wo er sich hingewandt, ist unlängst zu bedienen. Günder war laut Vater- Pierre Grégoire « Nicolas Thoma, vom 25. Oktober 1868 schon um sein unvorsichtiger Drucker zu land vom 1. Mai 1870 de Bussy, ‚candidat en philosophie et lettres‘ ».7 den 7. Oktober 1868.

8. Dezember1869 Erste Nummerdeskatholischen Sonntags-Blättchens fürStadtundLand Luxemburger vom und Arbeit’–Gotthilftallzeit.“ Laien.“ SeinMottolautete: „Bet’ wirkung mehr siert: „HerausgegebenunterMit- Unter demT erschien am8.Dezember1869. Wächter anderSauer Blättchens des Luxembur Die ersteAusgabedesvomPräses Stadt undLand Luxemburger Sonntags-Blättchenfür Inner Gottesläster fenden MonatsFebruarenthältdiefürchterlichsten schlichen habe,denn„dieNummer16vom7.deslau- sich indiedemBischofanvertrauteHerdeeinge- erhalten. Androhung derStrafe,„keinegültigeLossprechung“zu ment, BeiträgeoderLesungzuunterstützen“unter (von Luxemburg),nebstVerbot Abonne- selbedurch „Hirtenbrief zurVerurteilung derzweiZeitungen: Am 10.Februar1869veröffentlichtederBischofeinen liche PersonJesuChristiselbst“. anger DER VOLKSFREUND halb von14T egten Der WächteranderSauer für StadtundLand ungen gegendieanbetungswür Luxembur itelkopf wur er ger Gesellenver er Priesterund agen mussteder ger Sonntags- (von Diekirch)und de präzi eins 8 - sei einWolf, der Wächter ander Religion“. Das diese dochinBezugaufdiehl. betr boten an.EswollekeinePolitik blatt fürElter bot essichalserbaulichesFamilien lichen Leser“indererstenNummer In einerBotschaftanden„fr 1870 aufgegeben. Nummer der Betrübtenwurdenachnurdrei schwänglich umranktenT Die T kommerziellen Unterhaltungspresse, Antwor war of eiben, doch„besiehtessich D’Wäschfra digste gött itelzeichnung miteinerüber fenbar aucheinekir t aufdasAufkommeneiner n mitBeginndesJahr Der n, KinderundDienst - Sonntags-Blättchen einstellen. Volksfreund Schroell seinBlattuntereinemneuenTitel heraus, Sauer umgetauft wur Der Volksfreund Zeitung erneutihrenTitel änderteundin 31. Dezember1876heraus,alsdietraditionsreiche Anzeigen desBezirks.DieletzteAusgabekamam mittwochs undfreitagsalsOrganfürdienotariellen nerstags, abJuni1872ingrößeremFormatdienstags, war ServaisBettendorf. baufragen zukümmern.Verantwortlicher Redakteur rösterin chliche daraufhin wegenLesermangelsseinErscheinen eund es 9 . Esversprach,sichvorrangigumAcker- - Doch schonam23.Februar1869gab - - - de. erschien sonntags,dienstagsunddon- Diminutiv „Sonndesbliedchen“ nannte sich ver Kleinformat von21x14cm,dann W wurde. Anfangserschiendas ralische Zerstr zählte. und gottesfür in Pfar ein, diezuletzt4390Abonnenten zweitälteste Luxembur V Jahren stelltederSankt-Paulus- lang imSprachgebrauch.Nach132 blieb abermehralseinJahr die alsver erlag am24.Dezember2001die ochenblatt auf16Seitenim größer r häuser te esseinFor führ Sonntags-Blatt chtigen Bauer n, Or erische undunmo euung angesehen densspitäler ger Zeitung Der Landwirth mat und nstuben . Das hunder n Der - t

Das goldene Zeitalter 1866-1888

L’INDÉPENDANCE LUXEMBURGER VOLKS-ZEITUNG LUXEMBOURGEOISE

114 115 Nachdem Jean Joris seinen Avenir eingestellt hatte, Die Luxemburger Volks-Zeitung mit dem Motto „Die rote Fahne, die von Paris aus die ganze Welt 888 1 erschien am 1. Oktober 1871 die erste Nummer von „Freiheit-Unabhängigkeit“ erschien seit dem Freitag, bedrohte, ist gestürzt.“ - 6 6 8

L’Indépendance luxembourgeoise politique et littéraire, 2. Juni 1871. Sie schien eher ein gewerbliches als ein 1 die er bis zu seinem Tod 1893 herausgab. Wo andere politisches Unternehmen gewesen zu sein, das sich vor Auffallend am Erscheinungsbild des 49 x 33 cm großen gescheitert waren, gelang Joris ein bemerkenswerter allem an eine verbeamtete Leserschaft in der Haupt- Blatts war, dass in den ersten Nummern die Anzeigen Erfolg: auf dem engen Luxemburger Markt und gegen stadt richtete. auf der Titelseite veröffentlicht wurden und erst ab der jahrzehntealte Titel eine weitere Tageszeitung zu platzie- achten Ausgabe auf Seite vier, wie in all den anderen ren, die mehr als 60 Jahre lang erscheinen sollte. Er hatte In einer programmatischen Erklärung bezeichneten Zeitungen. Ansonsten folgten sich in der gewohnten eine Nische für ein französischsprachiges Blatt entdeckt. sich die Herausgeber als erfahrene Kommentatoren der Reihenfolge auf den vier Seiten internationale Über- Das goldene Zeitalter Sie war vielleicht die erfolgreichste Zeitungsgründung Innenpolitik, so dass sie nun lediglich „unter einer sicht, Zuschriften, Feuilleton und Inlandsnachrichten. in den Jahren nach dem deutsch-französischen Krieg. neuen Gestalt“ vors Publikum träten und „die Sprache Gedruckt wurde die Luxemburger Volks-Zeitung von L’Indépendance gab sich regierungstreu und beamten- des Volkes redend“. Ihr oberstes Anliegen bleibe „das den Gebrüdern Heintzé. Das Abonnement kostete freundlich, wollte aber auch vergleichsweise neutral Wohl der Erdscholle, der anzugehören wir das Glück 3,75 Franken in der Stadt und 4,75 Franken über Land. erscheinen, möglicherweise um keine Lesergruppen ab- haben“. Trotzdem warf das Luxemburger Wort ihr Die Anzeigen kosteten 15 Centimes die Zeile. zustoßen. Die Kommentare waren oft in einem gestelzten, schon einen Monat später nicht nur Religionsfeind- moralisierenden Ton. Trotzdem warf das Journal de schaft, sondern auch Annexionstendenzen vor. Nicolas Die Luxemburger Volks-Zeitung erschien werktags, das Luxembourg ihm vor, religionsfeindlich zu sein. Thoma wird als Redakteur angeführt, der bereits am heißt von dienstags bis sonntags. Weil die Druckerei L’Inflexible mitgearbeitet hatte. sonntags ruhte, kam keine Montagsnummer heraus. Die vier vierspaltigen Seiten wurden mit Auslandsnach- Die letzte erhaltene Ausgabe ist Nummer 116 vom richten und Feuilleton eröffnet, nationale Nachrichten und In ihrer programmatischen Erklärung hatte sich die „ein Sonntag, dem 15. Oktober 1871. Leserbriefe folgten auf der zweiten Seite, auf Seite drei politisches Blatt“ nennende Luxemburger Volks-Zeitung Die konservative Indépendance luxembourgeoise vom 1. Januar 1872 begannen neben Vermischtem die Anzeigen, die auf der gegen religiösen Fanatismus ausgesprochen. Sie plä- letzten Seite fortgesetzt wurden. Gerichtsurteile, Kammer- dierte für die Gleichheit der Bürger und für eine bessere berichte, viele Auslandsnachrichten, Auszüge aus dem Besoldung der Beamten, schwieg aber beispielsweise Memorial und eine umfangreiche Presseschau schienen zur aufkommenden Arbeiterfrage. Gleich in der ersten das Ziel zu verfolgen, eine Vollzeitung anzubieten, die den Ausgabe wurde das Ende der Kommune angekündigt: Kauf anderer Titel überflüssig machte. Der Zahl der mit Rahmen, unterschiedlichen Schrifttypen und Illustratio- nen optisch abwechslungsreicher gestalteten Reklamen für immer neue Konsumartikel, für Schokolade, Lotterie- lose, Bekleidung, Ferngläser, Perücken, Tabak, Zahn- ärzte, Maskenbälle und Juweliere nach zu urteilen, war L’Indépendance ein rentables Unternehmen. Sie unter- schied zwischen Anzeigen, die 20 Centimes die Zeile kosteten, und Reklamen, die 50 Centimes die Zeile kosteten. Die letzte erhaltene Nummer ist auf den Erste Nummer der beamtenfreundlichen 31. Dezember 1934 datiert. Luxemburger Volks-Zeitung vom 2. Juni 1871

Das katholische weiter den W fältigen Rubrikensein.Deshalberschienerauchüber er wolltekeinPamphlet,sonderneineZeitungmitviel- die W Auslöser zurGründungvon erfolglose Redakteur zweierBlätterwarundam1.Juni1871die eigenen Angabenvom21.Juli1872ab1866bezahlter Dialoge deutsch.HerausgeberwarN.Thoma,dernach Die Beiträgewarenaberbisaufeinigesatirische klagte Er der ZeitgebührendenRaum:Nationalbank,den Das BlattwidmetedeninnenpolitischenThemen Luxembur Grégoire Redakteurdessehrantiliberalen Brasseur undScherffzusein.AllerdingswarThomalaut r Federfuchser“ derliberalenundauswirtschaftlichenInte- 12. Mai1872dagegenwehren,nurein„schäbiger Zeitung miteinemluxemburgischenTitel: Michel Rodanges burgischer SpracheerschienimErscheinungsjahrvon 43 JahrenachAntoineMeyerserstemBuchinluxem- begann Seite weiter machungen, dieKommentaregingenbisaufzweite Auf vierdr sowie gegendie„Franzosenpar Haltung gegen„clericalenundgouver Niederlage erlitten.“Erversprachaber, anseiner Anzeigen bisaufdieletzteSeite fortsetzte. begann dasFeuilleton,sich mangelsausr der Karikatur einesZeitungsausträgersaus DE LETZEBURGER essen herausdeutschfreundlichenKandidatenMetz, zkonzessionen undEisenbahnen.Am16.Juni1872 Wäschfra, ahlen vom11.Juni1872gewesenzusein,aber e BeweisefüreinenMitarbeiterderliberalen De Letzebur ahlter De Letzebur ger Zeitung nach Tousch 1979 Luxemburger Volks-Zeitung , gefolgtvonLokalnachrichten, aufSeitedr eispaltigen SeitenimFor min hinaus.Trotzdem mussteersicham Luxemburger Wort Renert ger und dersatirischen : „W ger um den5.Mai1872dieerste ir habenindenW mit öf De Letzeburger tei“ festzuhalten. fentlichen Bekannt hielt ihnauchohne mat 40x26cm gegründet hatte. De Letzeburger Wäschfra nalen Dr L’Inflexible ahlen eine eichender schienen . uck“ ei - . . Der liberale De Letzeburger vom 12.Mai1872

Das goldene Zeitalter 1866-1888

LE COURRIER DER LANDWIRTH D’ESCH-SUR-ALZETTE

118 119 Die ersten Lokalblätter waren im Ösling und an der Am 3. Januar 1877 taufte die Diekircher Druckerei Hebung der landwirtschaftlichen Produktivität zu einer 888 1 Mosel entstanden. Durch die Entdeckung und Konzes- Schroell ihren Volksfreund um, diesmal in Der Landwirth. wichtigen Frage. Der Landwirth war vor allem aus - 6 6 8

sionierung des Minetteerzes zogen viele Leute aus dem Organ des königlichen Ackerbauvereins des Großherzog- Beiträgen zusammengeklebt, die aus landwirtschaft- 1 Norden in den Süden des Landes, um Arbeit zu finden. thums zugleich Zeitung für die notariellen Anzeigen des lichen Blättern der Nachbarländer übernommen wur- So konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die erste Arrondissements Diekirch. Damit wollte das je nach den. Der Kammerbericht stammte aus der Luxemburger Lokalzeitung im Erzbecken erschien. Zeitumständen, Autor und wechselnden Titeln bald Zeitung. Hinzu kamen Vereinsnachrichten, Anzeigen liberale Meinungsblatt, bald unpolitische Anzeigenblatt und ein Feuilleton. Bis zum 23. Mai gehörte J. N. Moes Am 2. Januar 1873 erschien die erste Nummer des seine Spezialisierung gegenüber anderen Blättern aus Weiler-zum-Turm der Redaktion an, wie es am Courrier d’Esch-sur-Alzette. Sie erklärte, dass die Arbeit unterstreichen. 20. Juni 1887 hieß. Das goldene Zeitalter die Freiheit schaffe, und versprach, die Interessen des Escher Reviers zu verteidigen. Die industrielle Revolution und das Bevölkerungswachs- Der Landwirth versuchte, politisch neutral zu erscheinen, tum machten die Vorstellung neuer Techniken zur auch wenn er im Schulstreit nach der Jahrhundert- Das in Luxemburg redigierte Blatt wurde von der wende als antiklerikal dargestellt wurde. Am 2. Juli 1926 Druckerei Fr. Beffort über die Escher Firma Kremer her- fusionierte er mit der Nationalzeitung des wenige Tage ausgegeben. Es erschien in der Aufmachung des ehe- zuvor zurückgetretenen Staatsministers Pierre Prüm. maligen Courrier du Grand-Duché und war deutsch- und französischsprachig. Die drei ersten Nummern Der Landwirth erschien dreimal in der Woche, mitt- wurden kostenlos verteilt, allerdings wurde schon in der wochs, freitags und sonntags auf vier vierspaltigen ersten Ausgabe eingeräumt, dass das Abonnement Seiten im Format 47 x 32 cm. Vom 5. Februar 1913 bis teurer als das vieler anderer Blätter sei. Der Courrier Ende März 1921 kam er viermal in der Woche heraus, d’Esch-sur-Alzette erschien zweimal in der Woche, aber musste aber ab dem 1. April 1921 wieder eine er schien verfrüht und musste nach kurzer Zeit einge- wöchentliche Ausgabe aufgeben. Schließlich brachte er stellt werden. es bis zur Tageszeitung. Der Abonnementpreis betrug 2,50 Franken in Diekirch und drei Franken im rest- lichen Land, der Einzelpreis betrug 15 Centimes. Mit wechselnden Untertiteln kam der Landwirth, der sich nach der deutschen Rechtschreibreform Landwirt schrieb, bis zum Zweiten Weltkrieg heraus, als er am 30. September 1940 zum letzten Mal erschien.

Der Landwirt[h] feierte 1937 seinen 100. Jahrgang als Nachfahre des 1837 gegründeten Wochen-Blatts für Bürger und Landsleute

DER ARBEITER

120 121 Der Arbeiter. Organ der Arbeiterbevölkerung Luxemburgs 888 1 trug das Motto „Thue Recht und scheue Niemand“. Es - 6 6 8

war angeblich „ausschließlich von Arbeitern verfasst“. 1 Die erste Ausgabe erschien als Probenummer am Mittwoch, dem 3. Januar 1878. Die Wochenzeitschrift erschien dann aber samstags.

Unter dem Titel „Unser Programm“ erinnerte die erste Ausgabe daran, dass schon lange nach einem eigenen Das goldene Zeitalter Organ für die Luxemburger Arbeiter gerufen worden sei. Der Arbeiter versprach aber, kein sozialistisches Organ zu werden, sondern lediglich die Arbeiter in ihren Rechten und Pflichten zu belehren. Auch später bestritt Erste Nummer des Arbeiters vom 3. Januar 1878 das für die sittliche Hebung des Arbeiterstandes kämp- fende Blatt Vorwürfe, sozialdemokratische Neigungen zu haben. La Patrie Im Gegensatz zur gleichnamigen Wochenzeitung von Am 14. April 1878 erschien N. S. Steffen versuchte Der Arbeiter ab 1880 intensiver, waren, sondern auch die drei Monate später erfolgte Spenden mit jährlichen Verlusten zwischen 392 und die erste Nummer von La Patrie. durch Religionskritik aufklärerisch zu wirken. Am Gründung des Allgemeinen Luxemburger Arbeiter- 1 345,13 Franken ab. La Gazette du Grand-Duché de 7. August 1880 musste er deshalb vom „furchtbaren Vereins vorbereiten.11 Luxembourg, einer katholischen Prozeß-Gewitter ‚Priester contra Arbeiter‘“ berichten. Im Das Abonnement kostete 1,25 Franken in der Haupt- Tageszeitung im Folioformat, die Laufe der Jahre radikalisierte sich die von liberalen Der Arbeiter diskutierte das Lehrlingswesen, die Fabrik- stadt und 1,6 Franken im restlichen Land. Aufgeführt der Drucker Louis Schamburger Fabrikherren mitfinanzierte Zeitung, indem sie immer gesetzgebung und das Submissionswesen, aber auch wurden aber auch Auslandspreise für Belgien herausgab und druckte.10 In einer antiklerikaler wurde. das allgemeine Wahlrecht. Daneben druckte er luxem- (1,74 Franken), Deutschland (1,60 Franken) und programmatischen Erklärung distan- burgische und deutsche Gedichte von N. S. Pierret und Frankreich (2,10 Franken). Der Anzeigentarif betrug zierte sie sich von den drei anderen Auf vier dreispaltigen Seiten im Format 35 x 24 cm J. Molitor ab, berichtete aber kaum über die soziale zehn Centimes pro Zeile, Stellenanzeigen für Abon- politischen Tageszeitungen, die begann Der Arbeiter mit einem Kommentar und dem Lage der Arbeiter in Luxemburg. nenten waren ein kostenloser Dienst für die arbeitslose zu klerikal, zu liberal oder zu oppor- Feuilleton, wie „Schloß und Hütte“, gefolgt von einer Leserschaft. tunistisch seien. So dass selbst Rundschau auf Seite zwei, Inlandsnachrichten, Leser- Ab Weihnachten 1881 war nach eigenen Angaben bei einer vor allem ländlichen briefen, Berichten über technische Neuerungen sowie Charles-André Engel Redakteur 12, der bereits den Gedruckt wurde Der Arbeiter zuerst bei L. Schamburger, Bevölkerung von 200 000 Seelen Unterhaltendem auf der dritten Seite und schloss mit Volkswillen betreut hatte. Engel nannte auch den ab Januar 1880 bei J. Joris und ab Januar 1882 bei der eine Marktlücke übrig bleibe. Der Anzeigen auf der vierten Seite. Präsidenten des Arbeiter-Vereins F. Perny und die Unter- Witwe Bourger. Die letzte erhaltene Nummer ist auf den Versuch, eine weitere katholische nehmer Godchaux als Geldgeber der Zeitung. Laut 4. November 1882 datiert. Tageszeitung zu etablieren, schei- Der Arbeiter sollte jedoch nicht nur ein Informations- Engel betrug die Abonnentenzahl bis zu 598. Mit terte jedoch vor Oktober desselben blatt für die Arbeiter sein, womit eher unselbstständige Ausnahme des zweiten Jahrgangs, als rund 500 Franken Jahres. Handwerker als unqualifizierte Industriearbeiter gemeint Überschuss verbucht wurden, schloss das Blatt trotz

1. Januar1882 Das katholische tische Karriere,daFallize1881Abgeordneterwurde. schen Untertitel„IndiesemZeichenwirstdusiegen“trug. den GroßenmiteinemKruzifixillustriertenkämpferi- Sonntagsblatts Unterhaltung undBelehrung Er hatteesin 5,50 Franken. selbstständige Publikation auf fünf,beziehungsweise zweimal inderW blatt 1,60beziehungsweise1,75Franken.Alses über Land,alsBeiblattzusammenmitdemSonntags kostete dr Luxemburger Sonntagsblatt ständig abonnier tags undmittwochserscheinendeBlattkonnteselbst Das anfänglichsonntags,abdem2.April1884sonn- klerikale satirischeZeitungdie„katholischeWäschfra“. nannte daskämpferischeBlattinAnlehnungandieanti- und Liberale. eine religiöseSchulpolitiksowiegegenJuden,Freimaurer V Jour klagte es100JahrenachFrançois-XavierdeFellers innerhalb desLuxemburgerKlerusaus.MitheiligemEifer stimmung seinerZeitunddieMeinungsverschiedenheiten Das str Sonntagsblatt Volksblatt. PolitischesBeiblattzumLuxemburger tischer Sonntags-Blättchen fürStadtundLand Redaktion deskatholischenFamilienblatts Der PintscherPfarrerJeanBaptisteFallizehatte1875die 1880 erschieneinpolitischesBeiblattdes daktionelle Trennung vorundbrachtedas LUXEMBURGER VOLKSBLATT erfall derZeit.EskämpftefürdasMissionswesenund nal historiqueetlittérair e Ar eitbare Wochenblatt drücktedieKulturkampf- ei FrankeninderStadtund3,85 tikel unter Luxemburger Volksblatt Luxemburger SonntagsblattfürErbauung, , dasbis1882inAnlehnunganKonstantin Das Fr heraus. Sobegleiteteesauchseinepoli- oche erschien,stiegderPr t wer eie W gemischt. Dannnahmereinere- den oderalsBeiblattzum or e vom t . Das Jahresabonnement umgetauft undauchpoli- weiter überdensittlichen vom 29.Dezember1884 übernommen. Luxemburger Luxemburger Luxemburger eis für die - - katholischen LuxemburgerGesellenvereinsgabdas 28. Dezember1887eingestellt.DasPräsidiumdes Kulturkämpfer Jean BaptisteFallize(1844-1933),einer derradikalsten den Titel 1933sollteeinneuesBlatt Druckerei hergestelltwurde. Fabrik Luxemburger Volksblättchen fürHaus,Werkstatt und mandat auf.Das Norwegen berufenwurde,gaberseinAbgeordneten- Als Fallize1887zumapostolischenPräfektenin Seite warAnzeigenvorbehalten. Leserbriefe wurdenaufSeitedreigedruckt,dieletzte gegen andereZeitungen.Kommentare„zurLage“und Seite zweifolgtenderKammerberichtundPolemiken Rundschau, LokalneuigkeitenunddemFeuilleton,auf einer meistdemAuslandgewidmetenpolitischen Paulus-Druckerei hergestellt.DieTitelseite eröffnetemit 40 x27cmwurdebeiJ.HaryunddanachinderSankt- Das SonntagsblattaufvierdreispaltigenSeitenimFormat heraus, dasebenfallsinderSankt-Paulus- Luxemburger Volksblatt Luxemburger Volksblatt wieder aufgreifen. wurde am

Das goldene Zeitalter 1866-1888

124 125 888 1 - 6 6 8 1 Das goldene Zeitalter

Erste Nummer der Obermosel-Zeitung vom 2. Juli 1881 OBERMOSEL-ZEITUNG

Nachdem er öfters die beiden hauptstädtischen Partei- Eßlen, der unbeteiligt an den politischen Auseinander- blätter warfen der Obermosel-Zeitung vor, mit „Zeilen- Die Obermosel-Zeitung versuchte, den neuen Bedürf- blätter Luxemburger Wort und Luxemburger Zeitung setzungen in Luxemburg war, versuchte, ein unpoli- schindern“ zu operieren. nissen ihrer Leser gerecht zu werden. Sie legte zuneh- gelesen habe, sei ihm klar geworden, dass ein Markt für tisches, populäres Massenblatt zu schaffen. Deshalb mend Wert auf feuilletonistische und unterhaltende eine weitere Zeitung bestehe. So erinnerte sich 50 Jahre setzte er auf Lokalnachrichten und füllte seine Zeitung Beim Start habe die neue Zeitung bereits 200 Abonnen- Beiträge, legte als Tageszeitung, wie die Konkurrenz, eine später der, wie einst Schroell, aus Trier eingewanderte mit jedem Dorfklatsch, der ihm zu Ohren kam. Das war ten gehabt, erzählte Eßlen, die bereit waren, 1,30 Franken illustrierte Sonntagsbeilage und Fortsetzungsromane im Drucker Josef Eßlen an die Gründung der Obermosel- ein Erfolgsrezept, das sich zu der Zeit auch in den zu zahlen. Bereits 1884 warb die Obermosel-Zeitung halben Zeitungsformat bei, die herausgetrennt, gefalzt und Zeitung.13 Als Ausländer habe er es nicht gewagt, sich Nachbarländern bezahlt machte und von manchen als „meistverbreitete Zeitung im Großherzogtum Luxem- gesammelt werden konnten. Versuche, mit den Escher in Luxemburg-Stadt niederzulassen, deshalb habe er gebildeten Lesern naserümpfend als neumodische burg“ für sich. Nach wenigen Jahren sei die Auflage Nachrichten. Sonderausgabe der Obermosel-Zeitung für sich in einer Grenzortschaft zu Preußen niedergelassen. Dekadenz der Presse angesehen wurde. auf 10 000 gestiegen, so Eßlen, die Obermosel-Zeitung den Kanton Esch und nächste Umgebung in den aufstei- Zuerst habe er Remich erwogen und dann, nach Ab- war kurz vor der Jahrhundertwende die am meisten genden Süden zu expandieren, scheiterten dagegen. sprache mit dem dortigen Bürgermeister und Dechanten, Da es Eßlen als Ausländer an persönlichen Kontakten verbreitete Zeitung des Landes. Als sie wieder von Anfänglich erschien sie einmal in der Woche, samstags, Grevenmacher ausgewählt, das geschäftlich beinahe fehlte, baute er systematisch ein Netz von mit Zeilen- der Konkurrenz überrundet wurde, warb sie weiter nach einem halben Jahr mittwochs und samstags, danach ein Vorort von Trier gewesen sei. Nach einer Nullnummer honorar bezahlten Lokalkorrespondenten auf, die ihn so doppeldeutig damit, die „größte Zeitung des Landes“ dreimal in der Woche und ab 1923 schließlich täglich. Die erschien am Samstag, dem 2. Juli 1881, die erste schnell wie möglich mit den wichtigsten und unwichtig- zu sein, da sie mit vorübergehend 64,5 x 49 cm Obermosel-Zeitung erschien bis zum Zweiten Weltkrieg Nummer der Obermosel-Zeitung, Druck und Verlag von sten Nachrichten aus möglichst allen Landesteilen und eine der größtformatigen Zeitungen der Luxemburger und nach der Befreiung bis zum 3. April 1948, als sie mit J. Eßlen, Grevenmacher. den Grenzdörfern versorgen sollten. Die Konkurrenz- Geschichte war. der Unio’n zum Letzeburger Journal fusionierte.

JOURNAL DE LUXEMBOURG

126 127 Die zweite in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts Polemiken und Lokalnachrichten vorbehalten. Auf Seite 888 1 erhältliche französischsprachige Tageszeitung Journal de drei fiel eine Chronik mit Nachrichten aus dem lothringi- - 6 6 8

Luxembourg erschien seit Mittwoch, dem 16. Juli 1884, schen Grenzgebiet auf, daneben standen Börsenkurse, 1 täglich außer montags in der Druckerei J. Hary bezie- Nachrichten aus Kunst und Wissenschaft. Anzeigen hungsweise der Sankt-Paulus-Druckerei. Damit war füllten die letzte Seite. sie der erste Versuch des Kirchenverlags, neben dem Luxemburger Wort auch eine Tageszeitung auf Manchmal illustrierte das Journal de Luxembourg Französisch herauszugeben. seine Titelseite mit einem Stich, etwa der Reiterstatue Wilhelms II. am 5. November 1884 oder des Mullerthals Das goldene Zeitalter Der Titel war die Übersetzung des Titels der liberalen am 19. September 1887. Bis Ende 1885 gehörte Luxemburger Zeitung. In der ersten Ausgabe bezeich- eine achtseitige illustrierte Sonntagsbeilage im Format nete das Journal de Luxembourg sich als konservatives 30 x 21 cm zum Journal de Luxembourg, wobei es sich Blatt in französischer Sprache und als Verteidigungs- um die in Paris gedruckte L’illustré pour tous des katho- maßnahme gegen ein französischsprachiges Blatt, das lischen französischen Verlegers Victor Palmé handelte, die Religion angreife. Gemeint war wohl die seit dem an der nur der Titelkopf ersetzt worden war. 1. Oktober 1871 erscheinende L’Indépendance luxem- bourgeoise politique et littéraire. Für das Journal de Verantwortlicher Schriftleiter war der 1859 in Louvain Luxembourg war aber der weltweite Kampf der Religions- geborene Joseph Moressée. Kaplan Gregor Keiser und feinde auch in Luxemburg spürbar geworden. der Journalist Jean-Pierre Prosper Müllendorff arbei- teten am Journal de Luxembourg mit. Die letzte Die Kommentare des Journal de Luxembourg waren Nummer erschien im vierten Jahrgang am Freitag, dem meist abstrakt moralisierend, Innenpolitik war anfangs 30. September 1887, in der Zeit, als die gesamte katho- kaum ein Thema. Manchmal polemisierte es aber auch lische Presse reorganisiert wurde. gegen die liberale Luxemburger Zeitung sowie die „minis- terielle“ Indépendance und wurde von dieser „Sakristei- Erste Nummer des katholischen Journal de Journal de Luxembourg vom 19. September 1887 mit Luxembourg vom 16. Juli 1884 blatt“ gescholten. Ihr Interesse galt dem Schulgesetz und einer Ansicht des Mullerthals auf der Titelseite der Freimaurerei. Nach dem Rücktritt des über Börsenspekulationen gestürzten Staatsministers Felix de Blochhausen zitierte sie am 9. Januar 1885 die Indépendance belge und klagte, dass die Luxemburger wie immer aus der ausländischen Presse erfahren müssten, was sie zuerst angehe.

Die vier vierspaltigen Seiten im Format 48,5 x 33 cm begannen mit Auszügen aus dem Memorial, einem außenpolitischen Bulletin beziehungsweise einer Presseschau und dem Feuilleton. Die zweite Seite war

ESCHER VOLKS-ZEITUNG DAS FREIE WORT

128 129 Ein Jahrzehnt nach dem gescheiterten Versuch des Der Aufstieg des Luxemburger Worts zur größten Anzeige für eine neue Zeitung, das Freie Wort. Brück 888 1 Courrier d’Esch-sur-Alzette kam am 17. Mai 1884 als Luxemburger Zeitung des 20. Jahrhunderts verlief nicht hatte vor Gericht versucht, das Eigentum am - 6 6 8

„Probenummer“ eine zweite Zeitung für Esch heraus, ohne Rückschläge. „Im Jahre 1871 wurde das ‚Anzeige- Luxemburger Wort zugesprochen zu bekommen, doch 1 die Escher Volks-Zeitung. Organ für Stadt und Canton Blatt‘ gegründet, und infolgedessen fielen fast alle bis zu seinem Urteil hatte das Gericht angeordnet, das Esch, sowie für das ganze Luxemburger Land. Ihr Titel Anzeigen der Notare und viele andere aus, welche bis Luxemburger Wort ab dem 19. November 1884 provi- erschien wie eine Variante der Luxemburger Volks- dahin die bedeutendste und sicherste Finanzquelle des sorisch bei L. Schamburger drucken zu lassen. Zeitung aus dem Jahr 1871. ‚Wort‘ waren“, erinnerte sich sein ehemaliger Drucker Pierre Brück.14 Die erste Ausgabe von Das freie Wort erschien am Die erste Nummer begann mit einem Gedicht „Maien- Mittwoch, dem 19. November 1884. Die erste Nummer Das goldene Zeitalter gruß an Maria“. Das Blatt war katholisch in einer Gegend, Seit dem 1. April 1856 hatte Pierre Brück fast vier Jahr- berichtete vom „verzweifelten Schritt, den die bekannte wo die entstehende Arbeiterbewegung früher oder spä- zehnte lang das Luxemburger Wort gedruckt. Ähnlich Streberpartei gethan hat, um die wirklich katholischen ter zum Sozialismus neigen sollte. Es versprach aber, wie die Herausgeber der konkurrierenden Luxemburger Leser unseres Landes ihres Organs zu berauben“. nicht bloß ein religiöses oder kirchliches Blatt zu sein. Zeitung wollte auch das Bistum die Abhängigkeit von einem fremden Verleger und Drucker beenden. 36 Jahre nach der Gründung des Luxemburger Worts Die Escher Volks-Zeitung erschien in Esch bei dem Nach einem kurzen Interim in der Buchdruckerei gab es plötzlich zwei konkurrierende katholische Tages- Drucker und Verleger J. H. Willems. Das Wochenblatt Louis Schamburger 1884 stellte Buchdrucker Jean Hary zeitungen in deutscher Sprache. Ursache dafür war kam samstags heraus, das Abonnement kostete (1884-87) 15 die Zeitung her. zweifellos der Streit um den Druckauftrag, aber dahinter 1,25 Franken, Anzeigen kosteten 15 Centimes die Zeile. verbargen sich auch Meinungsverschiedenheiten inner- „Am 31. Dezember 1883 trat durch eine Schenkungs- halb des Klerus über den Grad der Zusammenarbeit Das Blatt von vier fünfspaltigen Seiten im Format urkunde, der ehemalige Bischof Adames seine even- mit dem liberalen Staat beziehungsweise des Wider- 53 x 35,5 cm begann mit einer politischen Rundschau, tuellen Rechte auf das ‚Wort‘ an seinen Nachfolger, den stands gegen ihn. Inlandsnachrichten und dem Feuilleton, das auf die Bischof Koppes, ab und letzterer verkaufte seinerseits, zweite Seite überlief. Auch die anschließenden am 25. April 1884, sein vermeintliches Eigenthums- Die Berichte des Freien Worts aus Kammer und Gemein- Auslandsnachrichten und auf Seite drei das Vermischte recht an dem ‚Wort‘ dem Buchdrucker Joh. Hary aus derat waren ohne viele Neuigkeiten, Polemiken gegen die Erste Nummer der katholischen Escher Volks-Zeitung scheinen vor allem aus anderen Luxemburger und aus- Luxemburg“, so Brück.16 Hary gründete zusammen mit liberale Presse waren selten. Dafür kämpfte es immer vom 17. Mai 1884 ländischen Zeitungen übernommen. Die Rückseite war seinem Stiefsohn Bistumskanzler Louis Held am wieder gegen die „Dominikaner“ im Bistum, die das den Anzeigen vorbehalten, die oft schon auf der dritten 20. November 1886 und 3. Februar 1887 die Sankt- Lesen des Freien Worts „unter kirchlicher Strafe verbo- begannen. Die letzte erhaltene Ausgabe ist auf den Paulus-Druckerei, die durch Testament in den Besitz ten“, wie es am 30. März 1885 meldete. Publikums- 27. Juni 1891 datiert. des Bischofs überging. wirksam dürften die wiederholten Anspielungen auf die im Volksmund als Klara Wupp bekannte Limpertsberger Als er seinen jahrzehntealten Druckauftrag verlor, Ordensfrau Clara Moes gewesen sein, die wegen im „hijackte“ Brück am 17. November 1884 das November 1885 veröffentlichter Briefe gegen das Freie Luxemburger Wort und polemisierte in großer Auf- Wort prozessierte. Am 13. März 1886 bot die Redaktion machung gegen die von der „verflossenen Redaktion“ ihren vorsichtigeren Lesern an, das Blatt in neutralen in einer Beilage des Volksblatts angeblich verbreiteten Briefumschlägen zu versenden, und am 28. April 1886 „34 Lügen“. Tags darauf warb das noch immer von berichtete sie, dass ihre Abonnenten in Ehnen sogar die Brück gedruckte Luxemburger Wort in einer breiten Kommunion verweigert bekommen hatten.

130 131 Mit dem Insiderwissen des ehemaligen Druckers brachte Blattes rechtfertigten“, verschwunden seien. „Der An- 888 1 Brück zu seiner Rechtfertigung die Schrift Die Lebens- führer jener Gruppe, welche wir bisher bekämpft […] - 6 6 8

geschichte des Luxemburger Wort für Wahrheit und Hr. Dr. Fallize ist aus dem politischen Leben geschieden 1 Recht 1848-1884 heraus. Der Streit zwischen Brück und von der Wahlstatt verschwunden.“ Fallize war zum und Bistumsdruckerei erstreckte sich sogar auf die apostolischen Präfekten in Norwegen berufen worden. Almanache. Das Luxemburger Wort musste 1886 kla- Er gab sein Abgeordnetenmandat und den Vorsitz der gen, dass der im 24. Jahrgang erschienene Luxemburger Redaktion des Luxemburger Worts auf, und das Bistum Hauskalender in die kirchenfeindlichen Hände Brücks konnte Ordnung in seine Presse bringen. August gefallen sei, der sich rühmte, den Luxemburger Hand- Koppes, der Bruder des Bischofs, übernahm den Das goldene Zeitalter kalender im 120. Jahrgang herauszugeben, und den Vorsitz der Sankt-Paulus-Druckerei, Fallizes Kampfblätter Luxemburger Marienkalender als „Gelbbuch des Dr. Luxemburger Volksblatt und Luxemburger Wochen- Falize“ bezeichnete. Zeitung wurden eingestellt. Mit André Welter folgte ihm der erste Laie an der Spitze der Redaktion des katholi- Das Freie Wort im Format 52 x 36 cm mit vier vierspal- schen Blatts. Die liberale Luxemburger Zeitung nannte tigen Seiten begann mit der politischen Übersicht und ihren ehemaligen Mitarbeiter Welter am 19. Oktober dem Feuilleton, gefolgt von Kammerbericht, Polemiken 1882 in Anspielung auf den rebellischen Juden des und Inlandsnachrichten auf der zweiten Seite, auf Seite Alten Testaments den „Mardochäus des Wort“ und drei folgten Auslandsnachrichten und Vermischtes und spöttelte über den ehemaligen Lehrer und Notarschrei- auf Seite vier die Anzeigen, um die sich anfangs ber als Romanschriftsteller; er hatte 1878 unter dem Luxemburger Wort und Das freie Wort stritten. Ab dem Pseudonym Andreas Retlew Novelle Eldorado und 17. Dezember 1884 erschienen zweimal im Monat illus- Golgatha veröffentlicht. trierte „Familienblätter“ als Beilage, die ab 1886 wegen mangelnden Interesses aber wieder eingestellt wurden. Der Titel der katholischen Zeitung Das freie Wort wurde mehr als 40 Jahre später vom Luxemburger Freidenker- Redigiert wurde Das freie Wort von Charles André Engel bund für sein offizielles Organ benutzt. (1849-1900) und Jean-Nicolas Moes (1857-1907). Das Abonnement kostete drei Franken in der Hauptstadt und 3,75 im restlichen Land, der Einzelpreis betrug 15 Centimes, Anzeigen kosteten 20 Centimes die Zeile. Ab März 1886 konnten die Leser des Freien Worts eine pneumatische Türklingel zum Vorzugspreis von 15 statt 24 Franken kaufen.

Die letzte Nummer erschien am 31. März 1887. Dann wurde Das freie Wort ersetzt durch die Luxemburger freie Presse. Am Vortag hatte es berichtet, dass „die Erste Nummer des Anti-Luxemburger Worts Gründe, welche damals das Erscheinen des neuen Das freie Wort vom 19. November 1884

LUXEMBURGER FREIE PRESSE ARDENNER ZEITUNG

132 133 Die erste Nummer der Luxemburger freien Presse Alois A. Feld in Wiltz gab ab 1885 als Redakteur, 888 1 erschien am 1. April 1887 als Nachfolgeorgan des „Anti- Drucker und Verleger ein Blatt heraus, das den Titel der - 6 6 8

Wort“ Das freie Wort. Nachdem dieses seine Daseins- von 1862 bis 1863 in Diekirch erschienenen Ardenner 1 berechtigung als Organ eines enttäuschten Druckers Zeitung wieder aufgriff: die Ardenner Zeitung. Organ für und eines Teils des Klerus verloren hatte, versuchte die die Kantone Wiltz, Clerf und Redingen. Die erste Num- Luxemburger freie Presse, sich als „das billigste poli- mer erschien am Mittwoch, dem 23. September 1885. tische Tageblatt des Landes“ zu verkaufen. Sie erklärte Sie versprach, „ein großes Cantonalblatt“ zu werden, in ihrer ersten Ausgabe die „klerikal-politische Frage“ das sich jenen empfahl, „denen es an Zeit und Mittel für überlebt und versprach, stets luxemburgisch zu fehlt, ein tägliches theures Blatt zu lesen“. Wer bereits Das goldene Zeitalter denken, zu fühlen, zu reden und zu handeln, aber auch eine Tageszeitung abonniert hatte, dem empfahl sich die als Feuilleton einen „Sensations-Roman“ abzudrucken. Ardenner Zeitung wegen ihrer „localen Interessen und Auch in den vermischten Nachrichten war sie mit des Unterhaltungsstoffes“. Berichten „aus der Pariser Verbrecherwelt“ reißerischer. Die Seitenaufteilung unterschied sich kaum von dem Politische Kommentare erschienen als „Stimmen aus Vorgängertitel. dem Publikum“ und ergriffen Partei für die Regierung und gegen die liberale, das heißt als industriefreundlich Wie dieser wurde es zuerst redigiert von Ch. A. Engel und und bauernfeindlich angesehene Opposition. Nach Jean-Nicolas Moes, der im Landwirth als Jack Reporter einer kurzen politischen Übersicht auf der Titelseite erklärte, nur halb von der Freien Presse desertiert zu sein, samt Feuilleton sollten auf Seite zwei die Tages- und danach von dem 22-jährigen Jean Gusenburger, der nachrichten folgen sowie Artikel über „landwirthschaft- mit den Pseudonymen Masque de Fer und Jean sans liche, gewerbliche und commerzielle“ Angelegenheiten. Terre zeichnete. Viel Platz sollte der Unterhaltung eingeräumt werden in Form eines „sittlich rein“ gehaltenen Feuilletons. Zum Die Tageszeitung, die später den Untertitel „Anzeiger Vermischten und Humoristischen auf der dritten Seite Erste Nummer der Luxemburger freien Presse vom 1. April 1887, der Nachfolgerin des Freien Worts für Luxemburger Stand und Land“ annahm, erschien gehörte viel Lokalgeschichtliches. Die letzte Seite gehörte, wochentags, die letzte Ausgabe am 31. Dezember 1895. Erste Nummer der antiliberalen Ardenner Zeitung wie immer, den Anzeigenkunden. Die Ardenner Zeitung vom 23. September 1885 erschien zweimal wöchentlich, mittwochs und samstags. In Wiltz kostete das Quartalsabonnement 1,5 Franken, bei Postzustellung außerhalb von Wiltz 1,75 Franken. Das Exemplar kostete zehn Centimes, so viel betrug auch der Zeilenpreis für Anzeigen. Das Blatt im Format 45 x 29 cm war dreispaltig mit dem traditionellen Fortsetzungsroman unter dem Strich auf der Titelseite. Die Zeitung wurde von der Sankt-Paulus-Druckerei aufge- kauft und bis zum Zweiten Weltkrieg herausgebracht. Die letzte erhaltene Ausgabe ist auf den 29. Dezember 1939 datiert.

Die Linotype-Setzmaschine begann Ende des 19. Jahrhunderts, den Handsatz zu ersetzen

ESCHER ZEITUNG

134 135 Drei Jahre nach dem Beginn des katholischen Wochen- 888 1 blatts Escher Volks-Zeitung brachte der Escher Drucker - 6 6 8

Joseph Origer 1887 eine konkurrierende Wochenzeitung 1 heraus, die Escher Zeitung.

Die Escher Zeitung schuf keine lokale oder regionale Identität, sie war weniger religiös als das Escher Volks- blatt und rief am 8. Juni 1890, zwei Tage vor den Wahlen, zugunsten liberaler Kandidaten auf. Das goldene Zeitalter

Die Titelseite begann mit einer politischen Übersicht und dem Feuilleton. Veröffentlichten die Luxemburger Zei- tungen als Feuilleton durchwegs aus anderen Blättern gekaufte oder geklaute Fortsetzungsromane, so druckte die Escher Zeitung vom 19. Juli bis 15. November 1891 in 17 Teilen die „Verderberin“ ab, ein ungeschicktes „Originalfeuilleton“ mit Dialogfetzen in Luxemburgisch. „Sonntagsplaudereien“ war der Titel einer Chronik. Auf Seite zwei folgten Auslandsnachrichten, Seite drei war mit Lokalnachrichten aus dem Süden und verschiede- nen Mitteilungen gefüllt. Die letzte Seite war, wie immer, den Anzeigen vorbehalten.

Die Escher Zeitung erschien sonntags und kostete 1,20 Franken pro Quartal. Sie warb im Herbst 1892 für Die liberale Escher Zeitung vom 6. Januar 1889 sich als „einziges Organ im Canton“, das sowohl eine Tageszeitung wie eine Sonntagsunterhaltung ersetze. Sie erschien bis zum 29. März 1896.

1 Grégoire 1966, Bd. V, S. 70 2 Grégoire 1966, Bd. V, S. 72 3 Luxemburger Zeitung, 25.10.1908 4 Thiel 1993, S. 44 5 Thiel 1993, S.30 6 Die von Thiel 1993, S. 43 nach Blum zitieren Daten sind

teilweise falsch. 7 Grégoire 1966, Bd. V, S. 62 8 Blum 1910, S. 602 9 Olinger 1937 10 Grégoire 1966, Bd. V S. 74 11 Emmel 1985, S. 407. 12 Emmel 1985, S. 415 13 Obermosel-Zeitung, 19. Dezember

1931 14 Brück 1884, S. 11 15 Hellinghausen 1998, S. 29 16 Brück 1884, S. 37

DIE SPEZIALISIERUNG 1888-1914

In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Schreibmaschinen, wie die Williams mit ihrer ausgefallenen Hebelmechanik, nach Luxemburg. Durch sie konnten die Redaktionen die Setzer schneller mit leserlicheren Textvorlagen versorgen. 136 137 1888- 1914

Die Entwicklung der Montanindustrie im Süden des Landes förderte den Wohlstand; die Grundlage eines modernen Staates einschließlich der ersten Sozial- 4

138 139 gesetze wurden geschaffen. Die Senkung des Wahl- hat sich nunmehr allenthalben im Großherzogthum endbeilagen, Witzseiten, Romanbeilagen zum Sammeln ten, ihre Lokalinteressen in einer Zeit zu verteidigen, 1 9 1 zensus 1893 politisierte neue Bevölkerungs- und eingebürgert und Dank unserer Volkszeitschriften u. und später dann Sport- und Kinoseiten. Mit regel- als die industrielle Revolution die Gegensätze zwi- - 888

Leserschichten. Die Wahlen von 1896 hatten die dergl. wird es ihr an Nahrung gar nicht fehlen“, schrieb mäßig wechselnden Abonnementprämien, wie Büchern schen Stadt und Land, Industrie und Landwirtschaft 1 „unbestrittene Herrschaft“ der katholischen Rechten die Luxemburger freie Presse im September 1893. oder Haushaltsgegenständen, wurde die Lesertreue verschärft hatte. Welter ärgerte sich auch über die ung gesichert. Der wirtschaftliche Aufschwung und hohe Als ökonomische Zensur bestand aber die Möglichkeit erkauft. „Luxemburger Klatschpresse“, die „Volkszeitungen“, Zolleinnahmen brachten die Staatskassen zum Über- fort, einer Zeitung, wie 1898 der Luxemburger kleinen denn sie „haben einen commerciellen Charakter, stel- laufen, wie Dr. Welter im Escher Journal feststellte, Presse, durch Gericht für ein halbes Jahr oder länger Die Zahl der Lokalblätter erlebte ihren Höhepunkt len sich nicht in den Dienst einer Idee“ (5. Juli 1902).

der noch einmal am 14. Juni 1902 nach den Wahlen den Postvertrieb zu verwehren, womit sie in den Ruin mit all den Limpertsberger, Rümelinger, Düdelinger Die Spezialisier bilanzierte: „Auf einen so durchschlagenden Erfolg getrieben werden konnte. und Hollericher Zeitungen, die oft mehr Anzeigen- Die Mechanisierung des Drucks erlaubte, schneller hatten sie nicht zu hoffen gewagt.“ Das gesetzliche als Nachrichtenblätter waren. Sie erschienen meist größere Auflagen mit höherer Seitenzahl herzustellen. Gewerkschaftsverbot wurde 1898 verschärft. Laut Der Luxemburger gab es bei seiner Gründung ein- oder zweimal in der Woche und suchten eine Pionierin war dabei meist die liberale, sieben Tage 1890 bereits vier politische Zeitungen in der Stadt, Leserschaft, die informiert sein wollte, ohne sich in der Woche erscheinende Luxemburger Zeitung, Im Wahlkampf 1908 wurde das Land endgültig in die Luxemburger Zeitung, das Luxemburger Wort, die eine Tageszeitung zu leisten. Sie bedienten sie mit der mit einigen Jahren Abstand das katholische den katholischen und den liberalen Block gespaltet. Luxemburger freie Presse und die Indépendance Nachrichten aus der engsten Umgebung und versuch- Luxemburger Wort folgte; die äußere Erscheinung Die Polarisierung im Schulstreit motivierte die luxembourgeoise. Doch mit der Zunahme der Industrie- bestehende Presse. Sie brachte aber auch Versuche arbeiterschaft kam vor allem um die Jahrhundertwende neuer Blätter hervor, die den Überdruss der Leser zu zur liberalen und katholischen die sozialistische Presse nutzen versuchten, um ihnen angeblich neutrale hinzu. Titel anzubieten. In einem Hirtenbrief verbot Bischof

Jean-Joseph Koppes Anfang 1913 den Gläubigen, Die Presse spezialisierte sich thematisch, es erschie- Ab 1908 wurde die Luxemburger Zeitung auf einer die liberale Luxemburger Zeitung zu lesen, die nen kulturelle, professionelle, Kinder- und Unter- Walzen-Rotationsmaschine und damit wesentlich schneller gedruckt dadurch ein Viertel ihrer Abonnenten verlor. Ihre haltungsblätter sowie ungezählte Regional- und Auflage soll damit auf weniger als 8 000 Exemplare Lokalblätter. Populäre, unterhaltsame Massenblätter gesunken ein.1 erschienen, die mit gezielten Marketingmitteln neue, durch die industrielle Revolution entstandene Leser- „In den letzten Jahren hat das Zeitungswesen hier- schichten erschlossen und an sich banden, aber auch lands gewaltige Fortschritte gemacht, Fortschritte in die ersten Arbeiterzeitungen. In den Neunzigerjahren jeglicher Hinsicht. Die Presse ist in alle Schichten mehrten sich die Anzeigen für neue industriell herge- unserer Bevölkerung gedrungen, und wir haben stellte Konsumartikel, von Fahrrädern über Wasch- allen Grund uns dessen zu freuen, denn die Presse pulver bis Suppenwürfel. Dank der Verbesserungen wirkt aufklärend, versittlichend und hat namentlich der Drucktechnik begannen die Zeitungen langsam, den großen Nutzen, daß sie außer den Sitten auch illustriert zu werden. Das Luxemburger Wort veröffent- die Gesetze und die Verwaltung des Landes verbes- lichte 1889 die ersten Strichzeichnungen. Die beste- sert. In Ortschaften, wo's vor etlichen Jahrzehnten henden Tageszeitungen reagierten auf die Konkurrenz nur 5-6 Zeitungsleser gab, sind ihrer heute 200-300. der neuen Blätter mit immer neuen Beilagen für spe- […] Heute liest der Kleinbauer Velten beinahe soviel zialisierte Leserschichten und Freizeitbeschäftigungen. als der Großbauer Kaspar. […] Ja, die Lesesucht Frauenseiten wurden eingeführt, illustrierte Wochen-

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140 141 der Luxemburger Zeitung blieb trotzdem mit ihrem 1898 wurde das Telefonnetz ans Ausland, an das 1 9 1 vertikalen Umbruch und ihren wenigen, kleinformati- belgische Netz angeschlossen. - 888

gen Fotos bis zum Zweiten Weltkrieg rückständig. 1 1898 nahm die bis dahin, wie alle anderen Zeitungen, Die technischen Verbesserungen erhöhten die ung im Handsatz hergestellte Luxemburger Zeitung die Herstellungskosten der Zeitungen. Es wurde immer ersten Setzmaschinen im Land in Betrieb, eine der schwieriger für einen einzelnen Drucker, nebenbei ersten auf dem europäischen Kontinent, wie sie stolz eine ansehnliche Zeitung herauszugeben, um seine

meldete. Die Sankt-Paulus-Druckerei kaufte 1905 Maschinen auszulasten. Aktiengesellschaften besorg- Die Spezialisier ihre beiden ersten Linotype-Setzmaschinen. 1901 ten das Kapital für die Zeitungen. Die Zeitungen ersetzte die Luxemburger Zeitung ihre Schnellpresse konnten nicht mehr alleine durch den Verkauf durch eine Flachdruck-Rotationsmaschine, um ab dem finanziert werden, sondern öffneten sich immer 1. Januar 1902 als erste Zeitung im Land zweimal weiter für die Werbung. In den Druckereien konnten täglich zu erscheinen, in einer Morgen- und einer die Handwerker nach und nach den Neunstundentag Abendausgabe, und dies bis zum 14. Mai 1940. durchsetzen. Ab Oktober 1908 wurde sie dann im Walzen- Rotationsdruck hergestellt, und ab 1913 auf einer Nach 1860 erschienen in Frankreich und Groß- achtseitigen Zwillingsrotationsmaschine. Das britannien die ersten mit Zinkstichen illustrierten Luxemburger Wort, das seit 1887 auf einer von drei Magazine, Ende der Siebzigerjahre mit Stichen nach oder vier Zylinder-Schnellpressen der Sankt-Paulus- Fotos und in den Achtzigerjahren mit Rasterfotos. Druckerei hergestellt wurde, nahm 1906 seine erste Allerdings mussten die Fotos noch immer mit der Frankenthal-Rotationsmaschine in Betrieb, versuchte Eisenbahn verschickt werden, so dass die Illustratio- aber erst 1920, zweimal täglich zu erscheinen. Auch nen noch bis zum Ersten Weltkrieg Tage oder Wochen die Nachrichtenübermittlung wurde beschleunigt. nach der geschriebenen Nachricht gedruckt wurden.

Morgenausgabe der Luxemburger Zeitung zum 40. Geburtstag vom 25. Oktober 1908. Sie war die erste Zeitung in Luxemburg, die zweimal täglich, morgens und abends, erschien.

Batty Weber (1860-1940) prägte die Luxemburger Zeitung im 20. Jahrhundert

DER MOSELBOTE 4

142 143 Der Moselbote. Anzeiger für Stadt und Kanton Remich 1 9 1 war die erste in Remich erscheinende Zeitung. Die - 888

erste Nummer kam am Mittwoch, dem 1. August 1888, 1 heraus. Es war die typische Zeitung einer Provinz- ung druckerei, die mit einem Anzeigenblatt ein Geschäft machen wollte. „Ohne Reklame kein Geschäft“ ver- suchte die erste Ausgabe den Geschäftsleuten der

Moselgegend einzuhämmern. Die Spezialisier

Das Blatt bestand aus Anzeigen, Feuilletons, Rätseln, Auslands- und Lokalnachrichten, die wohl alle mit der Schere und dem Leimtopf zusammengestellt worden waren. Am 27. Oktober 1888 teilte es mit, dass seine Druckauflage 500 Exemplare betrage.

Anfangs wurde Der Moselbote im Format 33 x 25 cm Erste Nummer des rein gewerblichen Moselboten Erste Nummer des katholischen Luxemburger vom 1. August 1888 Volksblättchens vom 29. September 1888 gedruckt, am 23. Dezember 1889 vergrößerte er sein Format auf 44 x 29 cm. Mit der Zeit ging er auch zur üblichen Aufteilung von drei Seiten Text und einer vier- ten Seite mit Anzeigen über.

Zuerst erschien Der Moselbote zweimal im Monat, ab dem 8. Juni 1889 wöchentlich, am Samstag, und nannte sich auch Anzeiger für das Luxemburger Land. Im drit- ten Jahrgang kam er zweimal in der Woche heraus, dienstags und freitags. Der Untertitel wurde in Remicher Zeitung umgeändert. Auch dieses Blatt warb vorüberge- Luxemburger Volksblättchen für Haus, hend als „billigste Zeitung des Landes“ für sich. Werkstatt und Fabrik Das Luxemburger Volksblättchen für „Bet’ und arbeit’ – Gott hilft allzeit“. Zunftwesen um die Handwerker und stimmen, praktische Ratschläge, Der Moselbote kam in der Druckerei Scheid in Remich Haus, Werkstatt und Fabrik wurde Die erste Ausgabe aus der Sankt- vielleicht einige Arbeiter, welche Vereinsnachrichten, ausländische heraus. Der Titel wurde in Neue Moselzeitung umgeän- „unter Mitwirkung mehrerer Freunde Paulus-Druckerei erschien am die Kirche weder ersten Sozialisten und inländische Neuigkeiten. Doch dert und das Blatt von der Druckerei Michel Braun des Handwerker- & Arbeiterstandes 29. September 1888. Im Format noch liberalen Unternehmern über- bereits nach einem Jahr musste übernommen. Die letzte erhaltene Ausgabe ist auf den herausgegeben vom Präsidium des 22 x 15 cm kämpfte es wöchentlich lassen wollte. Die Titelseite war das Volksblättchen sein Erscheinen 31. Dezember 1907 datiert. Luxemburger Gesellvereins“. Sein nach dem Vorbild des Gründers des meist einem religiösen Gedicht vor- einstellen. Die 53. Nummer Motto war dasselbe wie dasjenige Kölner Katholischen Gesellenvereins behalten, es folgte Besinnliches vom 29. September 1889 nahm des Luxemburger Sonntags- Adolf Kolping und mit etwa Sehn- zur „brennenden Handwerker- und „einstweiligen Abschied“ von ihren Blättchens für Stadt und Land: sucht nach dem mittelalterlichen Arbeiterfrage“, dann kamen Leser- Lesern.

Ausgabe des nationaldemokratischen Echos vom 9. November 1890

1891 änderte Das Echo seinen Titel in L’Écho um

DAS ECHO 4

144 145 Das Echo. Organ der Luxemburger National-demokra- wohnern versuchte sie, die Leser von ihrer den Nachbarländern und gegen die Entmündigung des 1 9 1 tischen Partei war die erste Zeitung, die sich offen als Daseinsberechtigung zu überzeugen, nämlich als Arbeiterstandes gab sich das Blatt am 9. November 1890 - 888

Parteiorgan ausgab. Sie setzte Der Luxemburger. Mir Antwort auf „die Corruption der Presse, für welche ganz deutlich links und distanzierte sich von „aristokratisch- 1 welle bleiwen, wat mer sin fort, ein Wahlblatt, dessen nackte Geschäftsrücksichten, wenn nicht gar das deutschfreundlichen Elementen“, womit wohl die ung erste Nummer im Juli 1890 erschienen war. Direktor schnöde Geld zur obersten Richtschnur ihrer jeweiligen liberalen Notabeln gemeint waren. des bei Breithof gedruckten Luxemburgers war Haltung geworden sind“. Mineningenieur Marie-Joseph Émile Servais, Redakteur Die erste Seite blieb Kommentaren und Feuilleton vor-

Charles Engel. Im Namen des Redaktionskomitees zeichnete weiter behalten, auf der zweiten folgten Auslandsnachrichten, Die Spezialisier Charles Engel, die Freie Presse nannte aber Emmanuel auf Seite drei Kommunalpolitisches und auf der letzten Das Echo wurde zuerst vom Samstag, dem Servais als Strippenzieher des Echo, der gegen Lokalnachrichten. Bis zum Sommer 1891 hatte Das 18. Oktober 1890, an als Wahlkampfzeitung für die Brasseur, die Freie Presse und die Druckerei Schroell Echo kaum Anzeigen. Gemeindewahlen vom 28. Oktober 1890 herausgege- polemisierte. ben, die „täglich und während der Wahlperiode unent- Am 2. August 1891 konnte Das Echo dreimal in der geltlich vertheilt“ wurde. Es erschien aber nach den Nach den Wahlen wurde die Tageszeitung Das Echo zur Woche erscheinen, mittwochs, freitags und sonntags, Wahlen weiter. Sein erstes Anliegen war die „Besprech- Sonntagszeitung, vergrößerte aber ihr Format von zwei- am 25. September 1891 änderte es seinen Namen ung der für die bevorstehenden Gemeindewahlen spaltigen 29 x 23 cm auf vierspaltige 44 x 29 cm. ohne weitere Erklärung in L'Écho um, blieb aber zwei- maßgeblichen Fragen“, aber auch der anschließende Gedruckt wurde sie bei P. Breithof. Mit Forderungen sprachig. Ab 1893 musste es aber wieder zum „Vorschlag einer Parteiorganisation“. Angesichts von vier nach dem allgemeinen Stimmrecht, einer progressiven Wochenblatt werden. Die letzte erhaltene Nummer politischen Zeitungen in einer Stadt von 20 000 Ein- Einkommenssteuer, einer Arbeitsgesetzgebung wie in erschien am 26. Dezember 1897.

DER FORTSCHRITT

Nach dem Ende der ersten Ardenner Zeitung 1863 deihen lassen wird“. Es wollte „ein bescheidenes erschien zuerst zweimal wöchentlich. Samstags lag ein erschien 30 Jahre lang nur ein Blatt in Diekirch, das Plätzchen“ neben dem traditionellen Diekircher Blatt, „Unterhaltungsblatt“ bei. Nach mehr als 20 Jahren sich nacheinander Der Wächter an der Sauer, Der ohne sich aber von diesem zu distanzieren. Offen- erschien das Blatt dreimal wöchentlich. Drucker und Volksfreund und Der Landwirth nannte. Dann brachte sichtlich wollte es katholischer als die liberalere Verleger war zuerst Pierre Cariers, danach der der Drucker J. B. Müller-Welter am 1. April 1893 die Konkurrenz sein und gab sich den Leitspruch: „Mit Gott Diekircher Verleger und Drucker Camille Fautsch. erste Nummer von Der Fortschritt heraus.2 Der Fort- für Fürst und Vaterland“. Der zweite Jahrgang trug den schritt war laut der ersten Ausgabe geschaffen worden, Untertitel Luxemburger Nationalzeitung. Wie die Wiltzer Ardenner Zeitung wurde auch Der um den „Mitbürgern von Sauer und Our ein Blatt auf Fortschritt von der Sankt-Paulus-Druckerei aufgekauft. den Tisch zu legen, das sich vorzüglich mit ihren Im vierten Jahrgang warb Der Fortschritt als „billigste Der Versuch, sie nach dem Zweiten Weltkrieg als Ortsangelegenheiten beschäftigen, ihre Lokalinteressen Zeitung des Landes“ und „meistverbreitete Zeitung der Le Nord wieder auferstehen zu lassen, wurde aber rasch energisch vertreten und ihren besonderen Verhält- Sauer- und Ourgegend“ für sich, als sei es weiter ver- aufgegeben. nissen eine angemessene Berücksichtigung ange- breitet als das Diekircher Traditionsblatt. Der Fortschritt

LUXEMBURGER VOLKSZEITUNG 4

146 147 Die Luxemburger Volkszeitung war einer der erfolg- Unter dem Titel „Die Luxemburger Klatschpresse“ stellte 1 9 1 reichsten Versuche eines populären Massenblattes in das sozialdemokratische Escher Journal am 26. Juli 1902 - 888

Luxemburg, das nach dem Vorbild der deutschen fest: „Als Typus dieser farblosen Klatschblätter kann die 1 Generalanzeiger und der französischen „kleinen sogenannte ‚Luxemburger Volkszeitung‘ des Andreas ung Presse“ viel Gewicht auf Unterhaltung legte. Einen Welter gelten. […] Nach einer gewissen Stagezeit in wichtigen Teil dieser Unterhaltung stellte der Lokal- verschiedenen Blättern wie ‚Wort‘, ‚Obermoselzeitung‘ klatsch dar. Die zweite Zeitung mit dem Namen […] gründete er ein ultraklerikales, 2 mal wöchentlich

Luxemburger Volkszeitung erschien erstmals am erscheinendes Klatschblättchen, für welches er Die Spezialisier 18. März 1893 und das „Annoncenblatt“ wollte ent- Anzeigen s.g. Korrespondenten in allen Ortschaften des sprechend seinem Namen nichts als ein „durch und Landes à ein Sou die Zeile, sog. Zeilenschinder warb. durch vaterländisches Blatt“ sein, das sich auf Prinz Sein Blatt wurde bald zur gelesensten (!) Zeitung des Heinrichs Losung „Ich halte fest“ berief.3 Landes“, da es mit Gerüchten, Skandalen und Klatsch gefüllt gewesen sei. Die Luxemburger Volkszeitung „überflügelte“, so Pierre Grégoire 4, „sowohl das ‚Luxemburger Wort‘ als auch Redakteur war André Welter, der zuvor beim Luxem- die ‚Obermosel-Zeitung‘ an Beziehern, so daß sie zu burger Wort und der Obermosel-Zeitung gearbeitet Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts eine der meist- hatte, Drucker war Joseph Beffort. gelesenen – und übrigens nicht schlecht redigierten – Landeszeitungen war, die zwar das erste Jahrzehnt des Die Luxemburger Volkszeitung erschien zweimal in der neuen Säkulums gut überstand, aber dann vom Woche, mittwochs und samstags. Die letzte erhaltene ‚Luxemburger Wort‘ wieder verdrängt wurde“. Nummer ist auf den 28. September 1923 datiert.

Werbeprospekt der populären Luxemburger Volkszeitung von 1894

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Anzeigenseiten typografisch immer abwechslungs- einer Verbesserung ihrer Lage sehnen“. Gleichzeitig reicher, wie in der Luxemburger Post von 1896 wollte sie patriotisch sein und an der Schwelle zum viel- versprechenden 20. Jahrhundert „ein besonderes Augenmerk den Fortschritten widmen, welche unmittel- bar der Wohlfahrt des Volkes zu statten kommen“. Doch immer wollte sie „eine heitere Lebensauffassung vertreten und auch zur Unterhaltung beitragen“.

Die erste Nummer der Luxemburger Post erschien am 20. Dezember 1893. Redakteur war von Januar 1894 bis Ende Mai 1896 Jean Gusenburger, der von der 148 149 Luxemburger freien Presse kam. Sie wurde von Joseph Brück herausgegeben und gedruckt.

Die Zeitung im Format 53 x 39 cm umfasste vier vier- spaltige Seiten. Die Titelseite begann mit einem außen- politischen Teil, Innenpolitik, wie Kammersitzungen oder den Wahlkampf, behandelte sie in ironischen Glossen. Als Feuilleton lockte ein „Kriminalroman“. Ab und zu waren die Titelseiten illustriert, etwa mit einem Stich von einer Nordpolexpedition im Luftballon (27. März 1896) oder der „neuesten Röntgen-Licht- Photographie“ (14. Februar 1896). Die Innenseiten ent- hielten jede Menge Lokalnachrichten, die auch vor einer beschädigten Laterne oder dem Einbruch in einem Hühnerstall nicht Halt machten, und Gerichts- urteile. Nachrichten waren eine Form der Unterhaltung. Die populäre Luxemburger Post vom 27. März 1896 mit Abbildungen einer Nordpolexpedition im Luftballon Die letzte, optisch überladene Seite war den Anzeigen auf der Titelseite vorbehalten, die sich mit Illustrationen, unterschied- lichen Schrifttypen und Rahmen voneinander zu unterscheiden versuchten. Und als Prämie für die LUXEMBURGER POST Abonnenten gab es 1896 beispielsweise das „Patent- Sicherheits-Rasiermesser ‚Mignon‘“.

Ihren Erfolg verdankte die Luxemburger Post nicht Wie die Luxemburger Volkszeitung war die Luxemburger zuletzt den Illustrationen und ihren kleinformatigen Post der Luxemburger Versuch eines populären, unter- Beilagen, wie der Luxemburger Romanzeitung und Der haltsamen Massenblattes nach dem Vorbild der kleinen Hausfrauenzeitung, mit denen sie insbesondere deutschen Generalanzeiger. neue Leserinnen zu gewinnen suchte. Für die länd- lichen Gegenden war die Beilage Der kleine Landwirth Durch die industrielle Revolution entstanden auch neue gedacht, während für die Industriestädte des Südens Leserschichten im Kleinbürgertum, unter den Arbeitern eine eigene Regionalausgabe erschien, die Escher Post. und den Frauen, die sich zuvor keine Zeitung geleistet hatten. Folglich versprach die sich parteipolitisch neutral Ab dem dritten Jahrgang pries auch sie sich über dem gebende Luxemburger Post in einer programmatischen Titel als „meistverbreitete Zeitung des Landes“. Wie die Erklärung, ihre ökonomischen Interessen zu verteidigen, Luxemburger Volkszeitung kam auch die Luxemburger weil sie „sich unter dem Drucke wirtschaftlicher Noth Post mittwochs und samstags heraus. Die letzte erhal- und unzureichender staatlicher Vorkehrungen nach tene Nummer ist auf den 31. Dezember 1909 datiert.

ESCHER POST ETTELBRÜCKER ZEITUNG 4

150 151 Weil der „Süden die bevölkerte und allgemein als fort- Nach dem Luxemburger Landwirtschaftlichen General- 1 9 1 geschrittene Parthie des Großherzogthums“ sei, erschien anzeiger, der von 1889 bis 1916 als Organ des Allge- - 888

am Sonntag, dem 1. Juli 1888, eine Regionalausgabe meinen Luxemburger Bauernvereins erschien, war die 1 der Luxemburger Post, die Escher Post. Unabhängiges Ettelbrücker Zeitung. Organ für Gewerbe, Handel, Volks- ung Organ zunächst für Stadt und Kanton Esch a. d. Alz. Sie und Landwirtschaft die zweite Ettelbrücker Zeitung. versprach aber gleich, „in religiöser, wie in politischer Die erste Nummer erschien am Heiligabend, dem und sozialer Hinsicht streng konservativ“ zu sein und 24. Dezember 1894. Im März 1895 verzichtete die

beteuerte, nichts mit der Escher Zeitung zu tun zu Ettelbrücker Zeitung auf ihren Untertitel und widmete Die Spezialisier haben. Sie räumte ein, dass Esch schon zwei sich mehr politischen und weniger beruflichen Fragen, Wochenzeitungen habe, aber eine sei zum Ableger möglicherweise unter dem Konkurrenzdruck des erfolg- einer Arloner Zeitung geworden, und die andere ent- reichen Luxemburger Landwirtschaftlichen General- halte nur Lokalnachrichten, die schon in der Tages- anzeigers. presse gestanden hätten. Die Ettelbrücker Zeitung versuchte sich als erstes Chefredakteur war J. N. Moes, der zuvor für den Wirtschaftsblatt. In einer programmatischen Erklärung in Landwirth, Das freie Wort und die Luxemburger freie der ersten Nummer ging sie auf die Notwendigkeit eines Presse gearbeitet hatte. Er übernahm das zuerst bei „Handels- und Gewerbeblatts“ ein und sah eine „ener- Erste Nummer der mittelständischen Ettelbrücker Wilhelms hergestellte Blatt schließlich auch als Drucker Zeitung vom 24. Dezember 1894 gische Vorwärtsbewegung auf dem Gebiete des Klein- und Verleger. 1908 wurde sie von der Firma Huss auf- gewerbes, des Kleinhandels und des professionellen gekauft und als Escher Post. Spezial-Organ für die Stadt Unterrichts“. Doch „die erwerbenden Stände bedürfen Esch und die Minettsgegend von Michel Huss redigiert, daher einer Quelle, aus welcher ihnen das thatsächliche der auch die Echternacher Zeitung zusammenstellte. Material unverfälscht und sicher zufließt.“ Anfangs lieferte die Ettelbrücker Zeitung auch Informationen über ver- Das Blatt mit vier dreispaltigen Seiten im Format schiedene Wirtschaftszweige, wie die Landwirtschaft und Die konservative Escher Post vom 20. Oktober 1888 46,5 x 31 cm bot auf seiner Titelseite eine politische das Bauwesen, gemischt mit praktischen Tipps und Übersicht und ein Feuilleton, auf den nächsten Seiten Betrachtungen über die Entwicklung des Berufs- dann Auslandsnachrichten, Lokalnachrichten, manch- schulwesens. Doch im Laufe der Monate verschwanden mal Lokalgeschichtliches und Sonntagsplaudereien diese Beiträge und sie wurde zum Lokalblatt mit vielen und Anzeigen; oft lag auch ein Blatt mit weiteren Anzeigen. Anzeigen bei. Innenpolitik wurde kaum berührt. Verantwortlicher Verleger war Wilhelm Schmidt aus Zuerst erschien die Escher Post mittwochs und Ettelbrück. Von den acht dreispaltigen Seiten im Format samstags, ab Mai 1890 dreimal in der Woche, mitt- 45,5 x 30,5 cm waren gut fünf mit Anzeigen gefüllt. Das wochs, freitags und sonntags, ab 1907 nur noch diens- Blatt erschien mittwochs und samstags. Das Abon- tags und freitags. nement kostete 1,50 Franken pro Quartal, die Einzel- nummer zehn Centimes. Die letzte erhaltene Nummer

Eigenwerbung der Ettelbrücker Zeitung erschien am 23. Dezember 1896.

heit bezüglich der künftigen Haltung und Tendenz unseres Blattes ist vom Samstag das bisherige Redaktionskomitee aufgelöst worden. Von heute ab hat ESCHER COURRIER LUXEMBURGER KLEINE PRESSE Niemand mit dem Blatte zu schaffen als der unter- zeichnete Herausgeber.“

Erste Nummer des Escher Courrier vom 30. März 1895 Das Blatt, dessen Titel an das erfolgreiche Pariser 4

152 153 Der Escher Courrier. Allgemeine Zeitung und Anzeige-Blatt Die erste Nummer der Luxemburger kleinen Presse. Massenblatt Le Petit Journal erinnert, schien die neu 1 9 1 für die Interessen aller Stände war am Samstag, dem Unabhängiges national-liberales Organ für die politischen, entstandenen Schichten von Zeitungslesern anspre- - 888

30. März 1895, als Nullnummer herausgekommen. Er volks- und landwirtschaftlichen Interessen des Großher- chen zu wollen und versprach deshalb, in „populärer, 1 erschien bei G. Willems, der bereits 1884 die katholische zogtums Luxemburgs erschien am 4. Oktober 1896. gemeinverständlicher Weise“ berichten zu wollen. ung Escher Volks-Zeitung herausgegeben hatte. Die Redaktion Redakteur war J. N. Moes, der zuletzt für die Escher bezeichnete sich in der ersten Ausgabe als „von tolerant- Unter der Überschrift „Unser Programm!“ nannte sie Post gearbeitet hatte. christ-katholischer Tendenz“ und versprach, vielleicht sich selbst unabhängig, echt national und gesund frei-

nach dem Misserfolg der Escher Volks-Zeitung, „kirchliche sinnig, versprach, „national-liberal mit offenem Visier“ Das Blatt war trotz seines Titels mit vierspaltigen Die Spezialisier und hyrarchische Angelegenheiten nur insoweit in zu sein und, sobald genügend Abonnements gezeich- 47,5 x 30,5 cm nicht besonders klein. Auf der Titelseite Betracht zu ziehen, als sie in das profane, öffentliche net seien, zur politischen Tageszeitung überzugehen. gab es Kommentare und ein Feuilleton, im Inneren Leben eingreifen“. Bis dahin wurde eine achtseitige illustrierte Sonntags- vor allem Lokalnachrichten, auf der letzten Seite beilage versprochen. Anzeigen. Seine parteipolitische Neutralität gab der Escher Courrier auf, als er am 30. Mai 1896 zur Wahl von Baron De Die Luxemburger kleine Presse begründete ihr Er- Zuerst wurde die Luxemburger kleine Presse in der Tornaco aufrief. Eine Woche später druckte er aber auch scheinen mit der Ansicht, dass die Tagespresse in den hauptstädtischen Druckerei Fr. Bourg-Bourger herge- eine Anzeige für eine Wahlversammlung der Sozialdemo- zurückliegenden Jahren „in eine charakter- und pfad- stellt, ab Juli 1897 dann in der Escher Druckerei kraten Welter und Spoo ab. Am 6. Juni 1896 freute er lose Polemik kleinlicher Persönlichkeiten, ehrgeizigen G. Willems, wo auch eine Lokalausgabe für Esch sich, „in den Hauptideen mit der ‚Wortpartei‘ zusammen- Strebertums und unversöhnlicher Unduldsamkeit aus- erschien. Danach druckte Ch. Praum in Luxemburg

zufallen; sonderbar, Extreme berühren sich“, und am Erste Nummer der nationalliberalen Luxemburger geartet“ sei. eine Ausgabe, bevor die Diedenhofener Druckerei 27. Juni klagte die Zeitung, politische Gegner hätten kleinen Presse vom 4. Oktober 1896 G. Hollinger 1898 den Druck übernahm. Am ihr „an den Brotkorb gegriffen“, also möglicherweise Die Luxemburger kleine Presse beschäftigte sich mit der 13. Januar 1898 hatte die Luxemburger kleine Presse Anzeigen oder Druckaufträge vorenthalten, weil sie sich Notwendigkeit eines Hilfsdomizils, Arbeiterwohnungen mitteilen müssen, dass sie wegen eines Streiks der den ersten (Sozial-)Demokraten als Wahlzeitung zur und einer Justizreform, mit Gemeindefonds, dem Bau Druckereiarbeiter nicht erschienen war. Die Zeitung Verfügung stellte. eines zweiten Bahnhofs und Viadukts, der Wegesteuer wurde mittwochs und samstags gedruckt, um donners- und der Eingemeindung von Hollerich und Bonneweg. tags und sonntags in der ersten Postverteilung zu sein. Auf vier vierspaltigen Seiten im Format 52 x 34 cm folgten Sie verteidigte die Regierung Eyschen gegen Servais, der Wegen eines Artikels über „Klerikale Toleranz“ hatte sich Kommentar mit außenpolitischer Rundschau, sie seinerseits die Zeitung der Rosstäuscher nannte. das Gericht dem Blatt 1898 für sechs Monate das Amtlichem und Feuilleton auf der Titelseite, Lokalnach- In der Frage des Schulgesetzes bekämpfte sie die Postdebit entzogen. Gleichzeitig ließ der Bischof von richten auf der zweiten, Vermischtes auf der dritten Positionen des Klerus und des Luxemburger Worts, in allen Predigtkanzeln ein kirchliches Verbot gegen das und Anzeigen auf der letzten Seite. Zur Sprache kamen sozialen Fragen die Sozialdemokraten Spoo und Welter. Blatt ausrufen. Unter dem Druck von Gerichtsklagen die neuen Eisenhütten, die Arbeiterfrage und die Erz- und der Weigerung der Escher Druckerei Willems, das konzessionen. Das Blatt erschien zweimal in der Woche, Am 7. Januar 1897 bezeichnete sie Xavier Brasseur Blatt herzustellen, wurden 1898 die Luxemburger und mittwochs und samstags. Das Abonnement kostete als ihren Kandidaten, der gegen die „schwarzen und die Escher Ausgabe zur Luxemburger und Escher 1,50 Franken pro Quartal, die Einzelnummer zehn rothen Gegner“ in Esch verloren habe. Aber die Kleinen Presse vereint. Kurz danach wurde die Zeitung Pfennig. Anzeigen kosteten zehn Centimes, Reklamen politische Meinung war nicht so eindeutig. Denn am eingestellt, J. N. Moes gab daraufhin eine Ausstellungs- 50 Centimes die Zeile. Die letzte erhaltene Nummer ist 9. Februar 1897 kündigte Herausgeber J. N. Moes an: Zeitung. Journal de l'Exposition und 1899 den auf den 25. November 1896 datiert. „In Folge eingetretener schroffer Meinungsverschieden- Volksboten heraus.

DER PATRIOT

Im Laufe der Geschichte erschienen in 4

154 155 Der Patriot nannte sich „Organ für die Interessen des 1 9

mindestens 20 verschiedenen Luxemburger 5 1 Ortschaften Zeitungen Luxemburger Volkes“. Seiner programmatischen Erklä- - 888

rung zufolge schien er die katholische Antwort auf die 1 wenige Jahre zuvor aufgekommenen populären, unter- ung haltsamen Massenblättern zu sein. Denn von diesen „zweimal wöchentlich hier zu Lande erscheinenden Zeitungen“ sei nur zu erwarten, dass sie „durch den allzu

ausgedehnten Lokalklatsch die Sitten schädigen und die Die Spezialisier Geister verflachen“. Das Blatt bekämpfte Staatsminister Paul Eyschen, den es als „Schwätzer“ und „Thersites“ be- schimpfte. Die erste Nummer erschien am 13. März 1897. Sie wurde zuerst herausgegeben von Nikolaus Wies und Philippe Wagner, danach von Wies allein. Der Patriot erschien jeden zweiten Wochentag, dienstags, donners- tags und samstags. Gedruckt wurde Der Patriot bei J. P. Nimax in der Hauptstadt. Die letzte Ausgabe erschien am 31. Dezember 1900, drei Tage später änderte Der Patriot seinen Titel in Luxemburger Volksblatt um.

LUXEMBURGER VOLKSBLATT

Ab dem 3. Januar 1901 erschien Der Patriot unter dem Titel Luxemburger Volksblatt, wie schon in den Acht- zigerjahren das politische Beiblatt zum katholischen Luxemburger Sonntagsblatt, geheißen hatte, und mit dem Untertitel Der Patriot. Gleichzeitig wechselte das Blatt in die Druckerei der Gebrüder Hermann.6

Dann wurde die Zeitung kleiner, sie wechselte in die Druckerei Fr. Bourg-Bourger. Am 4. Oktober 1902 er- schien ohne Angaben von Gründen die letzte Ausgabe. In einem Abschiedswort empfahl Redakteur Wies, statt- dessen künftig die in derselben Druckerei erscheinen- de Bürger- und Beamtenzeitung zu kaufen.

BÜRGER- UND BEAMTEN-ZEITUNG 4

156 157 Die erste Nummer der Bürger- und Beamten-Zeitung. der Wahlschlacht“ warb das Blatt am 10. Juni 1899 für 1 9 1 Lokal-Anzeiger für Hollerich, Bahnhofsviertel und Um- die „Unabhängigen Demokraten“ und bekämpfte die - 888

gegend erschien am Mittwoch, dem 28. Dezember 1898 „Liberal-Reaktionäre“ und „Ultramontan-Reaktionäre“. 1 in Hollerich. 1899 wurde der Untertitel in Organ für „Bekanntlich ist durch die Herabminderung des ung die Interessen aller Stände des Landes und danach Wahlcensus für die Kammerwahlen von 30 auf 15 Fr. in Organ für Hollerich-Bonneweg, Bahnhof und der politische Geist im ganzen Land erwacht“, stellte Umgegend umgeändert. die Bürger- und Beamten-Zeitung am 13. Juni 1899

fest. Die Spezialisier Die Bürger- und Beamten-Zeitung war das erste Lokalblatt, das die Identität nicht einer Ortschaft, son- Die Titelseite war Kommentar und Feuilleton vorbehal- dern eines Stadtteils zu schaffen versuchte, auch wenn ten, auf den Innenseiten folgten Auslandsnachrichten es sich zu der Zeit noch um selbstständige Gemeinden und eine Lokalchronik aus Hollerich, die Anzeigen fan- handelte. In der ersten Ausgabe meinte sie, dass das den sich auf Seite vier. Redakteur war Gusenburger, der Bahnhofsviertel, Hollerich, Bonneweg und die umlie- für die Luxemburger freie Presse und danach die genden Ortschaften infolge der sich dort kreuzenden Luxemburger Post gearbeitet hatte. Ein Teil der Beiträge Eisenbahnnetze zum Knotenpunkt des Verkehrs und waren mit Masque de Fer unterzeichnet. damit auch der Wirtschaft in der Hauptstadt geworden seien, wie die Sekt-, Tabak- und Gasfabrik, die Gießerei Die Bürger- und Beamten-Zeitung kam dreimal in der und Kesselfabrik zeigten. „Diese große Agglomeration Woche heraus, dienstags, donnerstags und sonntags. hatte jedoch bisher kein Organ.“ Gedruckt wurde sie bei Bourg-Bourger auf vier vierspaltigen Seiten im Format 47 x 22 cm. Das Abon- Die Bürger- und Beamten-Zeitung gab sich liberaldemo- nement kostete 1,50 Franken pro Quartal, eine Anzeige kratisch. Sie bekämpfte, wie bereits die Luxemburger zehn Centimes die Zeile. Ab dem 5. Januar 1909 kleine Presse, die Eingemeindung Hollerichs und nannte sie sich Luxemburger Bürger-Zeitung. Organ für Bonnewegs. Weitere Anliegen waren Arbeiter- die Interessen aller Stände des Landes. Gleichzeitig wohnungen, Kreditkassen, Steuerermäßigungen, die erschien ab Januar 1909 als Lokalausgabe die

Erste Nummer der demokratischen Bürger- und Ausdehnung des Wahlrechts und die Aufbesserung der Hollericher Zeitung. Ihre Nachfolge trat die Volks- Beamten-Zeitung vom 28. Dezember 1898 Gehälter und Pensionen im öffentlichen Dienst. „Vor tribüne an.

Doppelte Anzeigenseite der Bürger- und Beamten-Zeitung

ESCHER VOLKSBLATT 4

122 123 Das Escher Volksblatt. Sozial politische Zeitung erklärte in waren auf Seite zwei, bis Seite drei folgten Lokalnach- 1 9 1 seiner ersten Nummer am 18. Dezember 1898: „Vor richten, eine Rubrik „Opfer der Arbeit“ über Arbeits- - 888

mehr denn zwei Jahren begann im Escher Kanton ein unfälle und Auszüge des Memorials. Auf der letzten 1 neues politisches Leben sich zu regen. Bei der Seite waren die Anzeigen. Das Abonnement kostete im ung Hauptwahl im Monat Juni 1896 trat klar zu Tage, dass Quartal 1,25 Franken, die Einzelnummer zehn Centimes. der Escher Kanton nicht mehr gesonnen sei, sich in poli- Der Anzeigentarif betrug zehn Centimes die Zeile. tischer Unmündigkeit halten zu lassen. Bereits vor

Jahrzehnten hatte der Kanton die ökonomische Doch die Gründung einer sozialdemokratischen Presse Die Spezialisier Oberherrschaft des Luxemburger Landes erobert, wäh- verlief nicht ohne Schwierigkeiten. Im Escher Journal rend er auf dem politischen Gebiete weit hinter anderen sollte Michel Welter am 4. April 1902 nachträglich Landestheilen zurückgeblieben war.“ Doch die damals erklären: „Nachdem unter der Redaktion des Herrn gewählten ersten (Sozial-)Demokraten, der Arzt Michel Wies die beiden Blätter ‚Lux. Volksblatt‘ (Patriot) und Welter und der Unternehmer Caspar Mathias Spoo, hat- ‚Escher Volksblatt‘ so auf den Hund gekommen waren, ten zwar die Unterstützung des inzwischen eingestellten dass es jeden Tag evidenter wurde, dass das Weiter- Escher Courrier genossen, verfügten aber über keine erscheinen der Blätter ein Ding der Unmöglichkeit sei, eigene Zeitung. wurde die Gründung einer Kooperationsgesellschaft behufs Finanzierung (!!!) des Unternehmens beschlos- Deshalb hatte Welter das Escher Volksblatt gegründet. sen. Herr Wies sollte für das ‚Lux. Volksblatt‘ (Patriot) Es druckte sogleich ein 13-Punkteprogramm ab, zu 50 Antheilscheine à 25 Fr., die Eigenthümer des ‚Escher dem das allgemeine Wahlrecht, kostenlose Recht- Volksblatt‘ – nicht ich – ebenfalls 50 Antheilscheine sprechung, gewählte Richter und nur noch progressive erhalten.“ Doch das Unternehmen scheiterte. direkte Steuern gehörten. Am 8. Januar 1899 druckte es das Gedicht „Proletarier“ des deutschen Revlutions- Die letzte Nummer des Escher Volksblatts ist auf dichters Ferdinand Freiligrath ab. Wie Einladungen den 28. Dezember 1901 datiert. Am 4. Januar 1902 eines Agitationskomitees unter Leitung von Dr. Welter erschien dann das Escher Journal. Erste Nummer des sozialdemokratischen Escher Am 4. Januar 1900 begrüßte das Escher Volksblatt zeigten, war auch das Escher Volksblatt nicht nur Volksblatts vom 18. Dezember 1898 euphorisch das neue Jahrhundert „in erster Linie ein politisches Kampfblatt“, wie es am 4. Juni 1899 erklärte, sondern eine Parteizeitung, die zur Gründung einer Partei führen sollte. Viel diskutierte das Escher Volksblatt die Gesetzesvorlagen zur Schaffung einer Kranken- und Unfallversicherung.

Das Escher Volksblatt wurde in der Druckerei G. Wilhems gedruckt. Es erschien jeden Sonntag auf vier Seiten im Format 52 x 34 cm. Auf der ersten Seite fanden sich ein Kommentar, oft über die Parlaments- debatten, sowie das Feuilleton. Auslandsnachrichten

Das Escher Journal gehörte zuerst Michel Welter und Das Escher Tageblatt war aber auch die Reaktion da- Jean Schaack-Wirth und wurde dann in die Gründung rauf, dass Paul Schroell 1911 eine Abfuhr erhalten der Aktiengesellschaft Maison du peuple eingebracht. 7 hatte, als er „sich 1911 mit seinem Vetter Emil Schroell, Am 29. März 1902 druckte es im Namen des „proviso- dem Herausgeber der ehrwürdigen liberalen Luxem- rischen Vorstands der sozial-demokratischen Partei burger Zeitung, zusammentun“ wollte.8 Luxemburgs“ eine Einladung zu einer Parteiver- sammlung ab. Erster Redakteur war Landwirt-Mitarbeiter Nic. Wolff, ESCHER TAGEBLATT der allerdings nach drei Monaten zu seinem Lehrer- Auf der ersten Seite stand über dem Feuilleton meist beruf zurückkehrte. Ihm folgte Ende September 1913 ein Kommentar zu den Parlamentsdebatten und akuten und bis 1924 der Lehrer Frantz Clément als Chef- Sorgen der Arbeiter im Minettegebiet, wie Wohnungsnot redakteur, Redakteur war Jean Gusenburger, der zuvor 4

162 163 und Sozialversicherung, aber auch Schulstreit und Die antiklerikale Blockregierung von Liberalen und die Luxemburger freie Presse, die Luxemburger Post, 1 9 1 Polemiken mit dem Luxemburger Wort und dem Demokraten beziehungsweise Sozialdemokraten emp- die Bürger- und Beamten-Zeitung und schließlich den - 888

„Schundblatt ‚Escher Presse‘“ (24. Mai 1902). Auf fand die Verabschiedung des Schulgesetzes kurz vor Volksboten redigiert hatte. 1 der zweiten Seite folgten weitere Kommentare und dem Ersten Weltkrieg als den Höhepunkt ihrer Politik. ung Lokalnachrichten, die sich auf Seite drei fortsetzten, Dies ermutigte den liberalen Diekircher Landwirt- Das Escher Tageblatt erschien wochentags. Anfangs wo die Anzeigen begannen, die auch die letzte Seite Drucker Paul Schroell, eine Druckerei in Esch/Alzette hatte es eine Druckauflage von 2 000 Exemplaren.9 füllten. zu gründen, um dort als Escher Druckerei und Das Abonnement kostete 2,50 Franken pro Quartal, die

Zeitungsverlag eine neue Tageszeitung herauszugeben, Einzelnummer zehn Centimes. Die Anzeigen kosteten Die Spezialisier Das Escher Journal wollte zuerst ein Blatt für die Stadt das Escher Tageblatt. Demokratisches Organ für die 0,25 Franken, Reklamen 0,50 Franken die Zeile. und den Kanton Esch sein. In Esch kostete das Interessen des Kantons Esch. Die erste Nummer Unter dem Titel trug es den Hinweis für potenzielle Abonnement 1,05 Franken pro Quartal, im restlichen erschien am Montag, dem 30. Juni 1913, und löste Dr. Inserenten: „Wirksames Anzeigenblatt“. Land 1,25 Franken. Die Einzelnummer kostete zehn Michel Welters Escher Journal ab, das am Samstag, Centimes, die Anzeige 20 Centimes pro Zeile, die dem 28. Juni 1913, sein Erscheinen eingestellt hatte. Nachdem der Herausgeber das Escher Tageblatt 1927 Kleinanzeige fünf Centimes. Es war auf vier vierspalti- den freien Gewerkschaften verkauft hatte, nahm es gen Seiten von 51 x 36 cm gedruckt. Zum 1. Mai druckte Nik. Welters Gedicht An das Land der roten Erde! nach dem Zweiten Weltkrieg den Platz der liberalen das Blatt am 27. April 1912 auf rotem Papier. Um sich zierte die erste Titelseite. In der Erklärung „Unser Presse als zweitgrößte Tageszeitung ein, in ständiger Erste Nummer des sozialdemokratischen Gehör zu verschaffen, vertrauten die sozialdemokra- Programm“ kündigte es an: „Das Escher Tageblatt soll Konkurrenz zum Marktführer und Sprachrohr der größ- Escher Journals vom 4. Januar 1902 tischen Politiker aber nicht nur ihrer eigenen Zeitung. eine freie Volkstribüne sein, auf der das Volk seine ten politischen Partei, dem Luxemburger Wort. Denn am 27. Dezember 1902 warb das Escher Journal Meinung frei vertritt und auf der das Volk zu Wort kom- für eine Unterschriftenliste, mit der gegen die men soll.“ Es konzentriere sich auf den Escher Kanton, Einstellung des kostenlos verteilten analytischen „weil in diesem Kanton der Mittelpunkt der demokra- Das seit am 30. Juni 1913 erstmals erschienene Escher Tageblatt setzte sich nach dem Zweiten Kammerberichts protestiert wurde. tischen Bestrebungen des Luxemburger Landes ist“. Es Weltkrieg endgültig als die zweite große ESCHER JOURNAL wolle unter anderem für die Verbesserung der Volks- Luxemburger Zeitung durch Am Samstag, dem 28. Juni 1913, veröffentlichte das bildung und das allgemeine Wahlrecht eintreten. Escher Journal ein Gedicht „Abschied vom Leser“ und schrieb etwas voreilig, „das von ihm vor einem Dutzend Im Gegensatz zum Escher Journal war das Escher Eine Woche nach der letzten Ausgabe des Escher Jahren aufgestellte Programm sei erledigt oder wenigs- Tageblatt in Zeiten des zugespitzten Kulturkampfs Volksblatts erschien die erste Nummer des Escher tens in seinen größten Zügen erledigt. Das allgemeine, unabhängiger von der sozialdemokratischen Partei und Journals mit dem Motto „Habt wohl acht, Wort ist gleiche, direkte und geheime Stimmrecht, der erste wollte damit eine breitere Leserschaft ansprechen. In Macht!“ am 4. Januar 1902 – fünf Monate vor den Programmpunkt, ist spruchreif und fällt dem Volke in einem Leitartikel vom 3. Juli 1913 versprach es, „die Wahlen vom 10. Juni 1902. Unter dem Titel „Unser nächster Zeit als reife Frucht in den Schoß“, eine pro- allgemeinen über die persönlichen Interessen, die Programm“ erklärte die Redaktion: „An die Spitze des gressive Einkommenssteuer und eine Sozialversiche- Interessen des ganzen Volkes über die einzelnen ‚Escher Volksblatt‘, das wir vor drei Jahren gegründet rung seien beschlossen. Gleichzeitig informierte es Volksgruppen oder Volksschichten“ zu stellen, also kein und in der Folgezeit einer anderen Direktion überlassen seine Abonnenten, dass sie durch ein Abkommen mit Organ der aufkommenden Arbeiter- und Gewerk- mussten, hatten wir unser sozial-politisches Programm Verleger Paul Schroell das neue Escher Tageblatt zuge- schaftsbewegung zu sein. Vielmehr sollte es, so Ben gesetzt, an dem wir auch noch heute unverbrüchlich schickt bekämen. Fayot, „das Sprachrohr der bürgerlichen Linken“ sein, festhalten.“ wie sie die Parlamentarier um Welter repräsentierten.

DIE VOLKSTRIBÜNE DER VOLKSBOTE ARDENNER BAUER SAUER-ZEITUNG 4

164 165 Die Volkstribüne. Demokratisch-fortschrittliches Organ, Der Volksbote verstand sich als „freisinniges und fort- Der Ardenner Bauer. Organ des Ardenner Ackerbau- Der Echternacher Drucker und Verleger Henry Müller 1 9 1 vormals Luxemburger Bürger-Zeitung, beziehungsweise schrittliches Organ für Kommentar und Ergänzung des Vereins wurde ab Dezember 1898 herausgegeben. brachte am 30. September 1899 die erste Nummer von - 888

Die Volkstribüne. Demokratisch-fortschrittliches Organ, ‚Analytischen Kammerberichtes‘ sowie für die jeweili- Redakteur der politischen Schrift war Professor Der Volksfreund. Organ und Anzeigenblatt für die 1 vormals Hollericher Zeitung setzte nicht nur die liberal- gen Kammer- und Gemeindewahlen“.10 Er war das N. P. Kunnen, Drucker und Verleger war Joseph Beffort Interessen aller Stände heraus. Müller fusionierte den ung demokratische Tradition dieser Blätter fort. Sie führte Nachfolgeorgan der Luxemburger kleinen Presse und in Luxemburg. Das Blatt erschien mittwochs und Volksfreund schließlich mit seiner Sauer-Zeitung. Das auch ihre Zählung der Jahrgänge weiter. Doch radikali- der Escher kleinen Presse, ab dem zweiten Jahrgang samstags. Obwohl das Abonnement im Mitgliedsbeitrag Echternacher Blatt wurde als Konkurrenz zum Echter- sierte sie sich besonders während des Ersten Weltkriegs berief sich der Untertitel ausdrücklich auf die des Ardenner Ackerbau-Vereins einbegriffen war, war nacher Anzeiger herausgegeben. Es brachte mit Vor-

immer mehr, nannte sich „demokratisch-fortschrittliches Fortsetzung dieser beiden Zeitungen. Redakteur war der Ardenner Bauer kein reines Vereinsblatt, sondern liebe antiklerikale Nachrichten und räumte Humoris- Die Spezialisier Organ“ und nach der versuchten Ausrufung der Republik J. N. Moes. Nach seinem Tod setzte Jean Gusenburger, eine Zeitung allgemeinen Interesses. Auf der ersten tischem und Unterhaltendem viel Platz ein. Die erste ab dem 4. Oktober 1919 „demokratisch-republikanisches der zuvor für die Luxemburger freie Presse, die Seite wurde über Ackerbaufragen, aber auch über Seite war einer politischen Übersicht und dem Organ“. Zuvor hatte es am 16. September 1919 Luxemburger Post, danach die Bürger- und Beamten- internationale Ereignisse berichtet, auf Seite zwei folg- Feuilleton vorbehalten, auf der zweiten folgten bestritten, das Blatt des Herrn Pescatore zu sein, wie Zeitung und schließlich das Escher Tageblatt redigiert ten Lokalnachrichten, die Fortsetzung des Feuilletons Lokalnachrichten, ein Kammerbericht, Vermischtes das Luxemburger Wort behauptet hatte. hatte, die Arbeit fort. Er nannte es „liberal-demokra- der Titelseite und Auszüge aus dem Memorial, Seite und die Fortsetzung des Feuilletons, auf der dritten tisches Organ“ und bewegte sich mit den Mottos drei war Lokalem und Vermischtem vorbehalten, die Seite leitete das Vermischte zu den Anzeigen über, die Nachdem Die Volkstribüne zur Tageszeitung geworden „Castigat ridendo mores“ und „Difficile est satiram non vierte Seite war mit Anzeigen gefüllt. Woran es man- auch die letzte Seite füllten. Das Abonnement kostete war, erschien sie bis zum 31. Dezember 1919. Dann scribere“ in Richtung satirische Zeitung. Die erste gelte, waren Eigenbeiträge, aber den Mitgliedern des eine Mark pro Quartal, eine Anzeige zehn Centimes erklärte sie, sie habe sich „der sozialdemokratischen Nummer erschien am 2. April 1899. Das Wochenblatt Ardenner Ackerbau-Vereins schien als besondere die Zeile. Die auf vier vierspaltigen Seiten im Format Partei angeschlossen“, die ‚Volkstribüne‘ mit der erschien samstags, 1912 vergrößerte es sein Format. Es Leistung der Bezug einer weiteren Zeitung erspart 50 x 34 cm gedruckte Sauer-Zeitung erschien donners- ‚Schmiede‘ verschmolzen. Die neue Zeitung trug ab dem wurde in Diedenhofen bei G. Hollinger gedruckt. Die zu werden. Die letzte erhaltene Ausgabe ist auf den tags und sonntags, jedoch nur kurze Zeit. 1. Januar 1920 den Titel Soziale Republik. letzte erhaltene Ausgabe ist auf den 5. Juli 1914 datiert. 28. Dezember 1912 datiert.

Die demokratische Volkstribüne berichtete Erste Nummer des Volksboten vom 2. April 1899 Der Ardenner Bauer bildete am 8. Juni 1900 Die antiklerikale Sauer-Zeitung vom 28. Januar 1909 am 11. Januar 1919 über die revolutionären das „wunderbare Pferd Linus II.“ auf seiner diskutierte auf ihrer Titelseite „die Trennung von Umtriebe in Luxemburg Titelseite ab Kirche und Staat“

DER ARME TEUFEL 4

166 167 Die erste Nummer von Der arme Teufel. Sozial- Nach der deutschen Invasion 1914 konnte Der arme Format 53 x 37 cm gedruckt. Das Abonnement kostete 1 9 1 demokratische Zeitung erschien am Sonntag, dem Teufel zweieinhalb Monate lang gar nicht erscheinen und eine Mark pro Quartal, die Einzelnummer zwei Sous, - 888

29. November 1903. Schon der Titel distanzierte sich kam dann eher unregelmäßig heraus. Die gesellschaft- die Anzeigenzeile zehn Centimes. 1 von den Ärzten und Anwälten, die den Ton in der neuen liche Radikalisierung am Ende des Ersten Weltkriegs, die ung Sozialdemokratischen Partei angaben. Er war das republikanische Bewegung und die sozialen Forderungen Die letzte Ausgabe trug die Nummer 907 und war auf Organ der radikalen Handwerker und Arbeiter in der der Arbeiter schienen endlich die jahrelangen Erwar- September 1929 datiert. Damit war das Blatt immerhin Partei, denen die Gründung von Gewerkschaften nicht tungen der Zeitung zu erfüllen. Nach ihrem weitgehenden 26 Jahre lang erschienen. In den letzten Jahren war

weniger wichtig war als die Einführung des allgemeinen Scheitern wurde sie zu einem radikal liberalen Blatt. Der arme Teufel zum inoffiziellen Organ des Freidenker- Die Spezialisier Wahlrechts und damit das Erringen von Parlaments- bunds geworden. Das Freie Wort. Offizielles Organ des sitzen. Der Sekretär des Direktionskomitees der Partei, Der arme Teufel erschien sonntags, ab 1916 kam er nur Luxemburger Freidenkerbundes, dessen erste Nummer Jacques Thilmany, war für den Vertrieb zuständig. noch alle 14 Tage heraus, ab September 1926 nur noch am 1. September 1929 erschien, trug vorübergehend Herausgeber war Jean Schaack-Wirth, der zuvor mit monatlich. Er wurde auf vier dreispaltigen Seiten im den Übertitel Vormals „Der Arme Teufel“. Welter das Escher Journal besessen hatte. Georges Droessaert war die andere Hauptfigur, er gründete aber am 18. Dezember 1910 mit der kurzlebigen Freiheit die erste anarchistische Zeitung in Luxemburg.11 Sie fanden sich in der 1905 von der Sozialdemokratischen Partei abgespaltenen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei wieder. DAS LUXEMBURGER VOLK

Das Motto lautete „Der Wahrheit zur Ehr, / Den Armen zum Schutz, / Den Mächtigen zum Trutz“. Im ersten Leitartikel ging die Rede von der Spaltung der Partei Das Nachrichtenwesen sei in Luxemburg vielleicht schon Mit seinem Titel und Untertitel nahm das Luxemburger

Der sozialistische Arme Teufel vom 7. Januar 1906 und damit auch der Parteipresse: „Die bösen Sozialisten überentwickelt, „da fast jede größere Ortschaft ein eige- Volk in den Jahren der ersten Sozialgesetze die wurden überwunden und aus dem ‚Escher Journal‘ in nes Lokalblatt“ besitzt, meinte Das Luxemburger Volk. Gesinnung der Christlichsozialen Volkspartei vorweg, den ‚armen Teufel‘ hinabgestürzt.“ Einen großen Teil Christlich-soziales Blatt unter dem Titel Unser Programm wie sich die 1914 gegründete Rechtspartei erst ab seiner Energie verwandte Der arme Teufel darauf, in der in seiner ersten Nummer vom 10. Dezember 1903. Doch 1944 nennen sollte. Im dritten Jahrgang 1906 nannte nicht immer ganz manierlichen Sprache des Volks, zu Beginn eines neuen Jahrhunderts begännen „nicht es sich nicht mehr christlichsozial, sondern „Verbands- auch auf Luxemburgisch, Welter als autoritär und nur die Handel- und Gewerbetreibenden, sondern auch organ des Lux.-kath. Volksvereins“. opportunistisch zu entlarven. die Landwirte und Industriearbeiter“ einzusehen, „dass die Welt eine andere geworden ist“. Deshalb nahm Es berichtete über soziale Bewegungen im Ausland, pole- Die Spaltung des öffentlichen Lebens 1908 in den sich das katholische Blatt vor, den Liberalismus des misierte gegen Liberalismus, Sozialismus, Freimaurerei katholischen und liberalen Block führte dazu, dass Der 19. Jahrhunderts zu überwinden und unter Vermeidung und mischte im Schulkampf mit. Am 19. November 1904 arme Teufel sich immer mehr auf antiklerikale Polemik des Sozialismus eine „neue Wirtschaftsordnung durch veröffentlichte es ein „Extra-Blatt“ über „Die freimaure- beschränkte und sich so wieder der Sozialdemo- Beeinflussung der einschlägigen gesetzgeberischen rische Gefahr“. Am 18. April 1914 forderte es: „Neben kratischen Partei annäherte, in der sich die Sozial- Maßnahmen und Anwendung der genossenschaftlichen diesen Volksverein muß nun eine zweite Organisation demokratische Arbeiterpartei 1912 auflöste. Selbsthilfe“ zu fördern. trethen, die direkt als politische Partei aufgebaut ist“,

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168 169 die Rechtspartei, die von ihren Gegnern „Volksvereins- Blockparteien. Im Verwaltungsrat der Aktiengesellschaft 1 9 1 partei“ genannt wurde. saßen liberale Schriftsteller, sozialdemokratische - 888

Aktivisten der Volksbildungsvereine und, wohl als 1 Die Titelseite wurde von einem Kommentar, katho- Geldgeber, Vertreter der Schwerindustrie zusammen. In ung lischer Wirtschaftstheorie, Nachrichten über die soziale seiner Eigenwerbung sollte sie sich später den „fort- Lage im Ausland und einem Feuilleton gefüllt. Auf den schrittlichen, gebildeten Haushalten“ empfehlen. In der Seiten zwei und drei folgten nationale Politik und zweiten Nummer erschien ein Wahlaufruf für die

Sozialpolitik, Vermischtes, Vereinsnachrichten und auf „Kartell-Kandidaten“, doch zwei Wochen später musste Die Spezialisier der letzten Seite Anzeigen. das linksliberale und antiklerikale Blatt eingestehen, eine „Wahlniederlage kassiert“ zu haben. Während des Ersten Weltkriegs erschien das Blatt wei- ter, bekämpfte die Blockparteien und verteidigte dann Erste Nummer des christlichsozialen Die demokratische Neue Zeit vom 28. September 1913 Am 18. März 1912 teilte das Blatt mit, wegen Diebstahls Luxemburger Volks vom 10. Dezember 1903 mit einer Karikatur von Staatsminister Paul Eyschen auf die Monarchie. In der Systemkrise im Dezember 1918 der Titelseite, „dem ungekrönten König von Luxemburg“ geistigen Eigentums verurteilt worden zu sein, weil es zur und Januar 1919 veröffentlichte es als Beilage Erinnerung an die Affäre „Klara Wupp“ einen fremden Text „Patriotische Flugblätter“ für die Monarchie und die über Klara Moes abgedruckt hatte; am 28. Februar 1913 nationale Unabhängigkeit. Anfang 1921 bekämpfte es wurde es allerdings wieder freigesprochen. die „Blocksozialisten“ und die von ihnen abgespaltenen „Moskausozialisten“, die neu gegründete Kommu- Die neue Zeit erschien auf vier vierspaltigen Seiten von nistische Partei. Am 30. April 1933 appellierte es an die 50 x 36 cm. Die Titelseite brachte Kommentare zu „konservativen Kräfte“ angesichts der „übertriebenen Politik, Schule, Parlament und internationalen Nach- Rassentheorien und insbesonderes eines hemmungs- DIE NEUE ZEIT richten. Auf der zweiten Seite wurde über Lokales und losen Rassenantisemitismus“ vor allem in Deutschland, aus den Volksbildungsvereinen berichtet. Die dritte die ihre Ursache im „radikalen Nationalismus“ hätten. Seite berichtete aus der Wissenschaft und über Kunst. In den Dreißigerjahren warb es aber für die militante Literarische Beiträge waren eher selten. Christkönigbewegung. Am 5. Mai 1940 referierte es in „Wir sind die stattliche und stets wachsende Zahl der- seiner Serie „Vom Führertum“ über „Vom Führertum jenigen, welche mündig geworden sind“, erklärte Die Gedruckt wurde Die neue Zeit bei Nimax, Zuschriften im Volksverein“. Fünf Tage später besetzte Nazi- neue Zeit. Les Temps nouveaux emphatisch in ihrer waren an Matthias Adam in Petingen zu richten. Das deutschland das Land. ersten Nummer am Sonntag, dem 16. März 1911. Unter Abonnement des Sonntagsblatts kostete 1,25 Franken der Überschrift „Wer wir sind und was wir wollen“ ver- im Quartal, Anzeigen kosteten 20 Centimes die Zeile. Das Blatt auf acht dreispaltigen Seiten im Format sprach sie, sich für die „geistige Emanzipation“, das Ab dem 1. Oktober 1912 erschien es zweimal in der 36 x 28 cm erschien jeden Samstag unter der Redaktion „demokratische Prinzip“ und den „sozialen Ausgleich“ Woche, mittwochs und samstags und kostete dann von Karl Lessel in der Sankt-Paulus-Druckerei. Bereits mit einzusetzen. 1,50 Franken das Quartal. der dritten Nummer vergrößerte es sein Format auf vier vierspaltige Seiten von 53 x 37 cm, verkleinerte das Die Idee zur Neuen Zeit war nach eigenen Angaben in Die letzte Ausgabe erschien am 9. August 1914. Drei Format 1906 und vergrößerte es wieder 1909. Der Bezug der Volksbildungsbewegung entstanden. Doch ihr Er- Jahrzehnte später, auf einem weiteren Höhepunkt kostete 75 Centimes das Quartal, Anzeigen kosteten scheinen einen Monat vor den Wahlen vom 16. April der politischen Auseinandersetzung im Land, ließ eine 20 Centimes, Reklamen 50 Centimes die Druckzeile. 1911 erschien wie die intellektuelle Rechtfertigung der Reihe Linksintellektueller den prestigereichen Titel wieder aufleben.

LUXEMBURGER NACHRICHTEN 4

170 171 Die erste Ausgabe der Luxemburger Nachrichten. 1 9 1 Gemäßigtes Organ für alle Stände erschien am - 888

5. Dezember 1912. Weil alle Zeitungen „im schroffen 1 Parteikampf“ steckten, wünschten sich viele Leser „ein ung billiges Organ zu haben, das sich darauf beschränken würde, die Vorgänge in ihrer Tatsächlichkeit für sich reden zu lassen“, hieß es in der ersten Ausgabe unter

der Überschrift „Unsere Daseinsberechtigung“. Die Die Spezialisier Luxemburger Nachrichten wollten keine „extreme oder scharfe Politik nach links mitmachen“, sondern seien „ein wirkliches Volksblatt“ mit „gemäßigten Anschau- ungen“, „das so billig ist, dass es auch für die beschei- densten Börsen zugänglich bleibt“.

Die Titelseite teilten sich Auslandsnachrichten und Feuilleton, der Innenteil bestand, neben einem kurzen Kammerbericht, aus Lokalnachrichten, die letzte Seite war Anzeigen vorbehalten. Das Blatt druckte kaum Eigenbeiträge und versuchte vor allem, mit Lokal- nachrichten die Leser anzusprechen. Das Abonnement kostete einen Franken pro Quartal, die Anzeige 25 Centimes die Zeile. Es wurde von Theo Schroell verlegt und gedruckt.

Die konservativen Luxemburger Nachrichten vom 18. Dezember 1913 mit einer „Original-Aufnahme“ der Sparkasse auf der Titelseite

1 Mersch 1968, S. 506 2 Grégoire 1966, Bd. V, S. 96 3 Grégoire 1966, Bd. V, S. 87 4 Grégoire 1966, Bd. V, S. 88 5 Grégoire 1966, Bd. V, S. 90 6 Grégoire 1966, Bd. V, S. 91 7 Wehenkel-Frisch 1978,

S. 31 8 Fayot 1983 9 Tageblatt, 30. Juni 1998 10 Grégoire 1966, Bd. V, S. 103 11 Wehenkel-Frisch 1978, S. 178

DIE RADIKALISIERUNG 1914 -1940

Der Erste Weltkrieg erschütterte gleichzeitig die Traditionen und den Fortschrittsglauben des 19. Jahr- hunderts. Anders als der Zweite Weltkrieg brachte er 172 173 jedoch keinen tiefen Einschnitt in der Entwicklung reduzierte die zweite Ausgabe auf ein Extrablatt der Presse. Denn unter deutscher Besatzung funktio- an jenen Tagen, als Parlamentssitzungen statt- nierten die Luxemburger Institutionen weiter, die fanden, während die Luxemburger Zeitung bis Zeitungen erschienen weiter. zum 14. Mai 1940 in zwei Ausgaben erschien.

Nach dem deutschen Überfall wurde das Escher Trotz einzelner Stiche von Porträts, Gebäuden oder Tageblatt am 13. August 1914 eingestellt, konnte Landkarten hielten viele Zeitungen bis in die aber wieder ab dem 1. Januar 1915 erscheinen, wenn Zwanzigerjahre ihr noch aus dem 19. Jahrhundert auch vorübergehend unter Militärzensur. Verleger stammendes Erscheinungsbild bei, ehe sie zu einem Paul Schroell und Redakteur Frantz Clément wurden horizontalen Umbruch, mehrspaltigen Titeln und eineinhalb Monate in Koblenz eingekerkert. ersten Fotos übergingen.

Der Kampf zwischen Blockparteien und katholischer Rechten setzte sich fort. Gleichzeitig entstanden die ersten modernen Massengewerkschaften, es radikali- sierte und spaltete sich die Arbeiterbewegung. Das Ende des Kriegs führte zu einer tiefen Krise des poli- tischen Regimes. Das allgemeine Wahlrecht und der Achtstundenarbeitstag wurden eingeführt, eine Volks- befragung entschied über die Zukunft der Monarchie und die Wirtschaftsunion. 1914 - Die Presse hatte sich zuvor schon im Kulturkampf radikalisiert, danach bis zum Zweiten Weltkrieg mit der Spaltung der Arbeiterbewegung, der Ausrufung der Republik, schließlich dem aufkommenden Faschismus und dem Kampf um das Maulkorbgesetz. Noch während des Ersten Weltkriegs entstanden die ersten Gewerkschaftszeitungen, danach die ersten Frauenzeitschriften.

Zwei Jahrzehnte nach der Luxemburger Zeitung versuchte auch das Luxemburger Wort, ab dem 1. Januar 1920 von dienstags bis samstags zweimal täglich zu erscheinen, in einer Morgen- und einer Abendausgabe; montags erschien es weiterhin nur Das Luxemburger Wort meldete am 3. August 1914 1940 einmal. Doch rasch rückte es wieder davon ab und den deutschen Einmarsch

JUNG-LUXEMBURG

174 175 Ende 1927 verkaufte Paul Schroell sein Escher Zur Mobilisierung der katholischen Jugend gegen die 40 9 1 Tageblatt und dessen Druckerei für eine Million Säkularisierung des neuen Jahrhunderts erschien ab - 4 1 9

Franken zu gleichen Teilen dem Luxemburgischen dem 5. April 1914 Jung-Luxemburg. Organ des Verban- 1 Berg- und Metallarbeiter-Verband und dem Landesver- des der Luxemburger Katholischen Jugendvereine. Ein ung band der Luxemburger Eisenbahner, deren Genossen- Stich von Jos Strock im Titel zeigte vorübergehend einen schaftsdruckerei ab dem 14. Dezember 1927 das martialischen jungen Mann als Ritter mit einer Fahne Blatt herausgab. Die Sozialistische Partei verzichtete vor einer Silhouette der Stadt Luxemburg. Die Losung

daraufhin auf ein eigenes Parteiorgan. Direktor wurde lautete „Tapfer im Kampf gegen das Böse, treu dem Die Radikalisier bis zu seinem Tod der Lehrer, Abgeordnete und Altar und dem Thron!“. Es nahm sich vor, die religiöse Escher Bürgermeister Hubert Clément (1889-1953). Überzeugung zu stärken, die berufliche Bildung und Im April 1933 strengte Deutschland zwei Prozesse soziale Schulung sowie die Sportbestrebungen zu wegen Majestätsbeleidigung Hitlers gegen das Escher fördern. Der katholische Jünglingsverein umfasste nach Tageblatt an, das in Deutschland verboten wurde. eigenen Angaben 42 Vereine mit insgesamt 3 300 Mit- gliedern. Die liberale Luxemburger Zeitung hatte bereits 1913 durch einen Bannspruch von Bischof Jean-Joseph In der Regel waren die ersten beiden Seiten Besinnliche- Koppes einen drastischen Rückgang erlitten. Die Ein- rem vorbehalten, die beiden restlichen der Unterhaltung, führung des allgemeinen Wahlrechts 1919 schwächte Belehrung und Vereinsnachrichten. Am 7. Februar 1915 die liberale Notabelnpartei und ihre Presse weiter. entdeckte Jung-Luxemburg noch im Ersten Weltkrieg Verleger Emile Schroell verkaufte daraufhin die Mehr- die „Unmassen von opferfreudigem Edelsinn, hinrei- heit der unrentabel gewordenen Zeitung an eine ßendem Mut und felsharter Disziplin“ in den jungen Aktionärsgruppe um Arbed-Generaldirektor Émile Soldaten. Am 24. September 1916 rief es dann zur Mayrisch.1 Die wiederholte Spaltung der liberalen Unterstützung für die Opfer der „unersättlichen Kriegs- Partei und die nicht mehr zu leugnende Abhängigkeit furie“ auf. In der Regimekrise warf es den Rücktritt von Erste Nummer der katholischen Jung-Luxemburg vom 5. April 1914 der Luxemburger Zeitung von der Schwerindustrie Großherzogin Marie-Adelheid der „gemeinen Ver- schwächten und diskreditierten das Blatt weiter. Mit brecherbande, die Verrat an der Krone und am Land einiger Verspätung auf andere europäische Länder verübt hat“, vor. wurde am 7. November 1925 eine Berufsvereinigung der Journalisten gegründet, die Association luxem- Das Blatt erschien alle 14 Tage und wurde auf vier bourgeoise des journalistes (ALJ). Ihr erster Präsident Seiten im Format 38,5 x 27 cm bei M. Huss gedruckt. war Batty Weber von der Luxemburger Zeitung.2 Es 1918 ging es zum billigeren Rotationsdruck über. Am sollte der ALJ aber nie gelingen, ein gewerkschaft- 27. April 1940 zählte Jung-Luxemburg noch die liches Bewusstsein bei den Journalisten zu schaffen, „Waffen, die zum Siege führen“ auf, nämlich Gymnastik, die sich im Zweifelsfall immer wieder für die Loyalität Beten, Beichten und Kommunizieren. Sie halfen aber zu ihrem Verlagshaus oder ihrer Partei entschieden. auch nichts: zwei Wochen später war das Land besetzt, Jung-Luxemburg wurde eingestellt.

DIE SCHMIEDE

176 177 Die erste Ausgabe von Die Schmiede erschien am 40 9 1 Samstag, dem 2. Dezember 1916. Anders als die sozial- - 4 1 9

demokratischen Vorgängerorgane, die sich in ihren Titeln 1 als Escher Lokalblätter ausgaben, bekannte sich das neue ung Blatt, wenn auch prometheisch verklärt, zu einer sozialen Klasse. Eine ungelenke Zeichnung unter dem Titel zeigte zwei Schmiede am Amboss. Die Radikalisier Unter der Überschrift „Was wir wollen“ erklärte Die Schmiede entschieden: „Wir stehen auf dem Boden der äußersten Linken. In der Stunde der höchsten Gefahr, welche die luxemburgische Geschichte seit 1867 kennt, haben wir uns, Radikale und Sozialdemokraten, zusam- mengesetzt, um gegen die Gefahr anzukämpfen und ihr zu entrinnen.“

Erste Nummer der Schmiede vom 2. Dezember 1916 Die vier dreispaltigen Seiten im Format 33 x 22 cm waren vor allem Kommentaren gewidmet, darunter einem „Am Schmiedfeuer“ überschriebenen Leitartikel, der sich mit der Kriegslage, wie der Lebensmittelknappheit und den Flugzeugangriffen, befasste, aber auch mit den ent- stehenden Gewerkschaften und dem Parteiaufbau. Am 11. Januar 1919 titelte Die Schmiede freudig: « Vive la Die sozialistische Schmiede vom 11. Januar 1919 République ! » begrüßte die Ausrufung der Republik

Als das Blatt am 6. Oktober 1917 den Untertitel Organ der sozialdemokratischen Partei Luxemburg erhielt, teilte es in einem Aufruf mit, dass die „Schmiede aus dem Privat- besitz des sozialdemokratischen Escher Abgeordneten Jos. Thorn in den Besitz der sozialdemokratischen Partei übergegangen“ sei. Weshalb die „politisch organisierte Arbeiterschaft“ nun über „ein Kampforgan“ verfüge. Das Blatt erschien jeden Samstag im Verlag und in der Druckerei A. Kummer in Esch. Das Abonnement kostete 1,25 Franken pro Quartal. Schließlich fusionierte die Volkstribüne mit der Schmiede zur Sozialen Republik.

SOZIALE REPUBLIK DIE LATERNE jedoch die energische Haltung derselben nicht beein- trächtigte. Im Mai 1917 jedoch geriet die Redaktion in Konflikt mit den deutschen Besatzungsbehörden, worauf diese, allen Protesten zum Trotz, die Herausgabe der

178 179 In der revolutionären Stimmung am Ende des Ersten Am 30. August 1916 wurde, mitten im Ersten Weltkrieg, ‚Laterne‘ verboten. Unser erstes Verbandsorgan blieb 40 9 1 Weltkriegs radikalisierte sich die Sozialistische Partei. in Esch/Alzette der Berg- und Hüttenarbeiter-Verband untersagt. ‚Die Laterne‘ erschien vom 13. Januar 1917 - 4 1 9

Zum 1. Januar 1920 vereinigte sie ihre Wochenzeitung (BHAV) gegründet, die erste moderne Massengewerk- bis zum 5. Mai 1917, in 17 Nummern und hat sehr viel 1 Die Schmiede mit der Tageszeitung Volkstribüne, so schaft. Drei Tage später folgte in Luxemburg der Luxem- dazu beigetragen, den jungen Verband auszubauen und ung entstand eine neue Tageszeitung mit dem Titel Soziale burger Metallarbeiter-Verband (LMAV). Der Erfolg war seine Mitglieder aufzuklären.“ Republik. République sociale. Organ der Sozialistischen überwältigend: bis zum Jahresende zählte der Berg- Partei Luxemburgs. Der Titel griff eine im 19. Jahr- und Hüttenarbeiter-Verband 3 500 Mitglieder und sieben Vier Monate später gelang es dem durch die Repression

hundert revolutionäre Idee auf und hatte drei Monate Ortsgruppen, so dass der Zentralvorstand die Gründung gegen den Streik vom 29. Mai geschwächten Verband, Die Radikalisier nach dem Referendum über Monarchie oder Republik einer Wochenzeitung beschloss: Die Laterne. Offizielles eine neue Zeitung herauszugeben, Die Volksstimme. einen besonderen Klang in Luxemburg. Organ des Luxemburger Berg- und Hüttenarbeiter- Verbandes, Hauptsitz Esch a.d. Alzette. Die erste Ausgabe Die Soziale Republik übernahm nicht nur die Telefon- erschien am Samstag, dem 13. Januar 1917. In einem nummer der Volkstribüne, sondern setzte auch deren Aufruf wandte sie sich im Namen der hungernden Zählung fort und erschien dadurch gleich im 22. Jahr- Arbeiter an die „Minettebarone und Hüttenherren“, aber gang. Auf vier dreispaltigen Seiten wurden zuerst ein auch an die Bauern und Geschäftsleute, Regierungsmit- Leitartikel angeboten und Nachrichten aus aller Welt, glieder, Geistlichen und die „Landesmutter“, um eine die auf Seite zwei überliefen, um dann von kurzen Kom- Lohnerhöhung und eine Senkung der Lebensmittelpreise mentaren, Zuschriften und einigen Sportnachrichten zu fordern. abgelöst zu werden. Besonders in der Anfangszeit wurde einem möglichen Beitritt zur Dritten Internatio- Auch in den weiteren Ausgaben beschäftigte sich die nale, der damit verbundenen Rolle der Gewerkschaften erste Gewerkschaftszeitung mit den aktuellen sozialpoli- und schließlich der Abgrenzung von den abgespaltenen tischen Fragen der Zeit, vor allem der Lebensmittelknapp- Kommunisten breiter Raum eingeräumt. Seite drei war heit im Krieg. Daneben kündigte sie die verschiedenen vor allem Lokalnachrichten sowie Mitteilungen der Partei Gewerkschaftsversammlungen an. Am 3. März 1917 und nahe stehender Organisationen vorbehalten. Die warb sie für die Kandidatur ihres Generalsekretärs und letzte Seite füllten Anzeigen und ein Fortsetzungsroman. Abgeordneten Pierre Kappweiler, der drei Tage später ins Parlament gewählt wurde. Das wochentags erscheinende Blatt wurde wie die Volks- tribüne weiter bei Bourg-Bourger gedruckt. Die Einzel- Die Laterne erschien an jedem Samstag. Sie wurde nummer kostete drei Sous, das Abonnement fünf an die Mitglieder kostenlos verschickt, Nichtmitglieder Franken pro Quartal. Die Zeitung wurde 1927 eingestellt, konnten sie für 1,25 Franken pro Quartal abonnieren. als die freien Gewerkschaften das Escher Tageblatt über- Sie wurde auf vier dreispaltigen Seiten bei Beicht in nahmen. Von ihm versprach sich die Sozialistische Differdingen gedruckt. Partei, in breitere Bevölkerungskreise vorzudringen als mit einem eigenen Parteiblatt. Die gewerkschaftlichen Standpunkte der Laterne, so die Verbandsleitung zehn Jahre später 3, brachten „der Die sozialistische Soziale Republik vom 2. Januar 1920 Erste Nummer der Laterne vom 13. Januar 1917, Redaktion zwar verschiedene Pressprozesse ein, was der ersten Gewerkschaftszeitung

DIE VOLKSSTIMME DER GEWERKSCHAFTLER DER PROLETARIER

180 181 Die erste Ausgabe der Volksstimme erschien am Möglicherweise im Herbst 1917 wurde Der Gewerk- Der Proletarier. Offizielles Organ der freien Gewerkschaf- 40 9 1 8. September 1917. Das neue Organ des Berg- und schaftler. Offizielles Organ der Luxemburger freien ten kündigte auf der Titelseite seiner ersten Ausgabe - 4 1 9

Hüttenarbeiter-Verbandes interessierte sich vor allem für Gewerkschaften gegründet. Die erhaltene erste Nummer vom Samstag, dem 5. Juli 1919, in einem Aufruf „An die 1 die Arbeitswelt, die Lebensmittelknappheit im Krieg, die des zweiten Jahrgangs ist jedenfalls auf den Brüder!“ an: „Wir sind die Proletarier. Wir die Ausgebeu- ung Einführung des allgemeinen Wahlrechts und für den 14. September 1918 datiert. Das samstags erschienene teten, die Besitzlosen sind die Arbeiterklasse, die Prole- Aufbau der Gewerkschaften. Es kämpfte für „die soziale Blatt beschäftigte sich mit den sozialpolitischen Fragen tarierklasse.“ Die neue Zeitung ersetzte die Laterne und Revolution“, versuchte dies aber vor allem durch didak- der Zeit, wie dem Kampf für den Achtstundentag. den Gewerkschaftler und bereitete somit die am

tische Beiträge zur Aufklärung der Arbeiterklasse über 29. Februar 1920 erfolgte Fusion des Berg- und Hütten- Die Radikalisier die Volkswirtschaft, politische Theorie und Geschichte. Redakteur und Verleger war Nic Schoos aus Luxemburg, arbeiter-Verbands (BHAV) und des Luxemburger gedruckt wurde das Blatt bei Bourg-Bourger. Die Zeitung Metallarbeiter-Verbands (LMAV) zum Berg- und Metall- Das Blatt erschien samstags im Verlag Nik Neuens in erschien auf vier dreispaltigen Seiten im Format industriearbeiter-Verband (BMIAV) vor. Esch/Alzette. Dort wurde es auch auf vier dreispaltigen 41 x 28 cm. Sie wurde, wie Die Volksstimme, am Seiten im Format 38 x 24 cm gedruckt. Die Nummer 5. Juli 1919 von Dem Proletarier abgelöst. Das bei Bourg-Bourger gedruckte Blatt erschien jeden kostete zehn Pfennig, das Abonnement 1,50 Franken Samstag. Auf vier vierspaltigen Seiten im Format pro Quartal. 50 x 38 cm berichtete es über die soziale Lage, über Organisatorisches aus der Gewerkschaft, manchmal Die Volksstimme wurde im Interesse der Einheit der Die gewerkschaftliche Volksstimme aufgelockert mit kämpferischer Lyrik der deutschen vom 15. September 1917 Gewerkschaften und der Gewerkschaftspresse am Arbeiterbewegung. Die erste Seite war für einen 5. Juli 1919 eingestellt, um dem offiziellen Organ der Leitartikel und internationalistische Nachrichten reser- Gewerkschaftskommission, Dem Proletarier, Platz zu viert, auf Seite zwei wurde aus den Betrieben berichtet, machen. 1935 sollte die wieder erstarkte Kommunis- Seite drei war wieder Internationalistischem vorbehalten tische Partei den Namen für ihre neue Wochenzeitung und auf der letzten Seite folgten Feuilleton und Anzeigen. aufgreifen. Aus dem Proletarier wurde schließlich die Arbecht des LAV und dann das OGB-L aktuell.

Der Gewerkschaftler vom 14. September 1919 Der gewerkschaftliche Proletarier vom 12. März 1921 rief bei den März-Streiks zu „unserem heiligen Kampf“ auf

D’NATIO’N SOZIALER FORTSCHRITT

182 183 D’Natio’n. Revue fun der „Letzeburger Nationalunio’n“, Wenige Monate nach der Gründung der Christlichen 40 9 1 die ab 1915 erschien, war das Nachfolgeorgan von Gewerkschaftsinternationalen in Utrecht erschien im - 4 1 9

Jongletzeburg, dem seit November 1911 erschienenen November 1920 zum ersten Mal Der Soziale Fortschritt. 1 Blatt der 1910 nach dem Vorbild der rechtsradikalen Organ des Allgemeinen Luxemburger Christlichen ung Action française gegründeten D’Letzeburger National- Arbeiterbundes (Christliche Gewerkschaften, Coopération unio’n. Während und nach dem Ersten Weltkrieg, als die „La Prévoyance“, Katholischer Arbeiterverein, Syndicat nationale Unabhängigkeit des Großherzogtums wieder professionnel des cheminots luxembourgeois). Vor allem

in Frage gestellt war, wurde D’Natio’n nicht müde, auf Initiative von Politikern der Rechtspartei und Priestern Die Radikalisier für die Heimaterde, die Muttersprache, die Tradition sollten die katholischen Arbeitervereine zu modernen der Vorväter und die Wiederherstellung von „Gro’ss- Massengewerkschaften und damit zu einem Gegen- letzeburg“ zu kämpfen, aber auch gegen die Ausländer, gewicht zur während des Kriegs entstandenen freien die Dekadenz, die Juden, den Parlamentarismus und Gewerkschaftsbewegung ausgebaut werden. Der Soziale den Bolschewismus. Alle 14 Tage rief sie „Ausländer Fortschritt stellte in seiner ersten Ausgabe fest, dass der ‘raus!“ und zum nationalen Erwachen auf. Treibende freie Gewerkschaftsverband seine Neutralität aufgege- Kraft war der Gymnasiallehrer Lucien Koenig alias Siggy ben habe und sich „zum Fußschemel und Hort unserer vu Lëtzebuerg (1888-1961). Breiten Raum nahmen Ge- sozialistischen bolschewistischen Partei entwickelt“ dichte, Theaterstücke und Erzählungen konservativer habe. Deshalb solle „die Gründung der christlichen Autoren in luxemburgischer Sprache ein. Gewerkschaften Luxemburgs mit Anschluß an die christ- liche Internationale“ sofort vollzogen werden. Eine Woche D’Natio’n erschien alle zwei Wochen auf acht oder später drohte es dem angeblich die gesellschaftlichen 16 Seiten im Format 23 x 16 cm. Sie wurde gedruckt Interessen missachtenden kapitalistischen System: „Wir bei Worré-Mertens. Nach dem Zusammenbruch der christlichen Gewerkschaftler sagen diesem Wirtschafts- Organisation 1922 4 konnte D’Natio’n ab Januar 1923 system Krieg bis auf’s Messer.“ Am 23. Januar 1921 fand nur noch monatlich erscheinen und musste dann ganz im Volkshaus der Gründungskongress des Christlichen Der gewerkschaftliche Soziale Fortschritt vom 8. Januar 1921 Erste Nummer der nationalistischen Natio'n von 1915 eingestellt werden. Gewerkschaftsbunds Luxemburgs statt. Bei den Wahlen zum Zentralvorstand wurde Jean-Baptiste Rock zum Redakteur des Verbandsorganes durch Zuruf bestimmt.

Der Soziale Fortschritt löste das 1907 gegründete Wochenblatt Der Arbeiter. Verbandsorgan der Luxem- burger katholischen Arbeitervereine ab. Er wurde wöchentlich in der Sankt-Paulus-Druckerei hergestellt. Im 52. Jahrgang ging er 1971 zur vierzehntägigen Erscheinungsweise über und übersetzte seinen Namen in Soziale Fortschrëtt.

DER KAMPF

Am Ende des Ersten Weltkriegs und unter dem zu werben. Ab der ersten Ausgabe erschien als 40 9 1 Eindruck der russischen Oktoberrevolution stellte sich, Feuilleton ein Fortsetzungsbericht „Was ich in Russland - 4 1 9 wie für alle sozialistischen Parteien, auch für die sah. Von Jempi Krier.“ 1 Luxemburger die Frage nach dem Beitritt zur Dritten ung Internationale. Um für ihren Standpunkt zu werben, Der Kampf erschien samstags und wurde in der gab der linke Parteiflügel zuerst im Frühjahr 1920 einige Druckerei Éd. Nimax auf vier dreispaltigen Seiten her- Nummern von Die neue Jugend heraus und dann ab gestellt, „vor den bürgerlichen Gerichten verantwortlich

dem 18. November 1920 die erste kommunistische für die Direktion: Ed. Reiland“. Die Einzelnummer Die Radikalisier Zeitung des Landes, Den Kampf. Wochenschrift der kostete 25 Centimes. Kommunisten Luxemburgs. Nach der Niederlage des März-Streiks 1921 war die Der entscheidende Kongress am 1. und 2. Januar 1921 junge Arbeiterbewegung stark geschwächt. Der Kampf endete dann mit einer Spaltung der Sozialistischen meldete am 13. Juli, dass zwei Nummern nicht erschei- Partei. Die Anhänger der Dritten Internationale gründe- nen konnten, im Januar 1923 musste er sein Erscheinen ten ihre eigene Partei. Die achte Nummer von Der Kampf hochverschuldet einstellen. Es war der bis dahin mögli- trug den Untertitel Organ der Kommunistischen Partei cherweise radikalste Versuch, eine Gegenöffentlichkeit Luxemburgs (Sektion der 3. Internationale) und veröf- herzustellen. Doch weil Der Kampf die gesellschaftliche fentlichte ein Manifest der Kommunistischen Partei Wirklichkeit im Großherzogtum selten der Erwähnung Luxemburgs (K.P.L.). wert fand, wurde er kaum gelesen. Bis 1924 stellte die Metzer Volkstribüne den Luxemburger Genossen regel- Der Kampf beschäftigte sich in deutscher und franzö- mäßig zwei Spalten zur Verfügung. Am 1. Mai 1925 ver- sischer Sprache weniger mit der aktuellen sozialen Lage suchten sie ein neues, noch verzweifelt systemfeind- in Luxemburg, als dass er über die teilweise theo- licheres Monatsblatt, Die Proletenfaust. Organ der retischen Debatten in der internationalen kommunis- Kommunistischen Partei Luxemburgs, die aber eben- tischen Bewegung, die Vorzüge der Dritten Internationalen falls nach fünf Nummern kein Geld mehr hatte. Bis und die Entwicklung der Oktoberrevolution berichtete, zum Erscheinen der Arbeiterstimme blieb die junge um für die Notwendigkeit der Kommunistischen Partei Kommunistische Partei ohne Presseorgan.

Der Kampf vom 23. Dezember 1920, der ersten kommunistischen Zeitung in Luxemburg

186 187 Zeitung einMonatsmagazin,dasbisheuteerscheint. fünf Franken.AbSeptember1968wurdeausder nummer kostete15Centimes,dasJahr L wirtschaftlichen undpolitischenEntwicklungimLand. bandsorgan undbeschäftigtesichallgemeinmitder erscheinende Zumindest inseinerAnfangsphasewardaswöchentlich antworte. Ansichten verbr Fedil dieGründungeinesOrgansbeschlossen,dasihre der Industriesystematischmissachtetwürden,habedie Gr l’industrie In einerErklärungandieLesernanntesich zeitung brachte dieFedilersteNummerihrerWochen- Industriellenföderation Fedil.Am14.August1920 sich auchdieUnternehmerundgründeten1918 eine Gewerkschaftspresseentstandenwar, organisierten modernen Massengewerkschaftengebildethattenund Nachdem sichwährenddesErstenWeltkriegs dieersten L’ÉCHO DEL’INDUSTRIE ’Écho del’industrie oßher ’codel’industrie L’Écho zogtums. W die erstevölligautonomeIndustriezeitungdes ’codel’industrie L’Écho eite undaufdieAngrif eil dielebenswichtigenInteressen erschien samstags.DieEinzel heraus. mehr alseinVer- fe ihrerGegner esabonnement ’code L’Écho - vom 7.Januar1922 Die Unternehmerzeitung Luxemburger Illustrierte Gukuk Verschiedene Ausgabendessatirischen mit wechselndenKopfzeilen vom 28.Oktober1924 L'Écho del'industrie Werberegie PublicitasunterVertrag war. InderRegel letzten SeitemitAnzeigenzufüllen,fürdiesogar dass esihmsogargelang,regelmäßigdieHälfteder und satirischerZeitung.Soistvielleichtzuerklären, Doch erschien. De Gukuk Literaturzeitschrift Zeitung zuschaffen.EugèneForman,derbereitsan schienen einneuesBedürfnisnacheinersatirischen Die politischbewegtenZeitennachdemErstenWeltkrieg DE GUKUK Stiche mitaltenStadtansichten, aberauchBildervon Por 30,5 x23cm.DasBlattsetzte aufseineIllustrationen: Seiten, ab1928alle14Tage auf16SeitenimFormat Die Illustrier ausgegeben hatte,1924 betrieb undverschiedeneJahr tierte, gründeteJulesKlensch,derdieAgencePublicitas auch einenationaleKinowochenschausichnichtr Fotos enthielten,nochkeinFer technischen undwirtschaftlichenUrsachennochwenige In einerZeit,alsdieLuxembur Luxemburger Illustrierte LUXEMBURGER ILLUSTRIERTE träts vonlokalenNotabeln, FotosvonV De Gukuk , dessenersteNummeram12.August1922 te erschienzuerstjedenFr schwankte ständigzwischenWitzblatt Floréal . mitgearbeitet hatte,gründete L ’illustré luxembour - undAdr ger T nsehen existier ageszeitungen aus essbücher her eitag aufacht olksfesten, te und geois. en - - Die Zeitschrifterschienmindestens bis1930. technik unddamitdieBildwieder M. HussinLuxembur ment kostete8,25FrankenimQuartal.DieDruckerei aus gabsichdieIllustrier wahl. V Offensichtlich bestimmtedasBildmaterialdieThemen- lief, umdenRaumzwischenFotosaufzufüllen. legenden undeineEr beschränkte sichoftaufknappeEinführungen,Bild- licher frischgewählterAbgeor inter Miss Luxembur Lokalgeschichte wechseltesichmitkeckenBildernder tene Ausgabeistaufden31.März1934datiert. Wochenblatt durchgehend nummeriert.Dieletzteerhal- von 7,05auf10,80Franken.BisEnde1927wardas Jahre von12auf18Sous,fürdasQuartalsabonnement Der PreisfüreineEinzelnummerstiegimLaufeder Linden undHanseninLuxemburggedrucktverlegt. Februar 1923 Karikaturist AlbertSimon(1901-1956)bei,derab gefüllt. Wesentlich zurIdentität derZeitungtrug Noten, fingiertenZuschriftenundSchüleraufsätzen über nationaleundinternationalePolitik,Liedernmit mit denüblichenSchwiegermütterwitzen,Gedichten war diedeutsch-undluxemburgischsprachigeZeitung Gukuk wur und blätter Titelein Witzblattfort.Erregteauchweitere vonWitz- lebte nochlangeimSprachgebrauchalsSynonymfür Das Blatt,dasöftersseineillustrier Porträts füllte. nationalen Er de aufvier56x28cmgroßen,dreispaltigenSeitenbei De Kiebitz om Standpunkteineskonser n mitV wurde immerhinzwölfJahrealtundseinName ogelnamen an,wie g imBadeanzugunddenPor eignissen ausdenV 1932. De Gukuk zählung, dieübermehr g versuchteständig,dieDr te unpolitisch.DasAbonne mit Witzzeichnungenund dneten ab.DerT De Mitock gabe zuverbesser vativen Patriotismus te Kopfzeileänderte, or wochen. Bieder (1937-1940) träts sämt er e Seiten uck ext n. e De - - -

Die Radikalisierung 1914-1940

A-Z. LUXEMBURGER L’ACTION FÉMININE ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT

188 189 Nach dem Ende der Luxemburger Illustrierten versuchte Mit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts durften Viénot-Mayrisch, Suzanne Grinberg vom Weltbund für 40 9 1 die A-Z. Luxemburger Illustrierte Wochenschrift deren 1919 zum ersten Mal auch Frauen wählen und gewählt Frauenstimmrecht und staatsbürgerliche Frauenarbeit, - 4 1 9

Marktnische einzunehmen. Sie erschien ab dem werden. Eine der vier Kandidatinnen 1919 war die ehe- Frau von Velsen vom deutschen Staatsbürgerinnen- 1 24. Dezember 1933, Herausgeber war Franz Stoltz. malige Lehrerin Catherine Schleimer-Kill (1884-1973) Verband und Frau Barry von der St. Joan’s Social and ung Doch schon im Sommer 1934 übernahm Tageblatt- bei der Rechtspartei. Doch das Wahlrecht konnte die Political Alliance angehörten. Ihre Auflage gab sie selbst Direktor Hubert Clément die in technisch anspruchsvoller Hoffnungen vieler Frauen auf die Beseitigung ihrer mit 2 000 an, ihre Abonnentinnenzahl mit 1 945.6 Rotogravur der Genossenschaftsdruckerei hergestellte gesellschaftlichen und rechtlichen Diskriminierung nicht

Illustrierte und machte daraus eine der großen Leistungen erfüllen. Deshalb war Schleimer-Kill, die auch für die Nachdem bei den Parlaments- und Gemeindewahlen Die Radikalisier der Vorkriegspresse. Beilage des katholischen Frauenvereins im Luxemburger 1934 keine Kandidatin gewählt worden war, machte Wort geschrieben und danach bei der liberaleren sich Enttäuschung breit. Die Zeitschrift erschien bis A-Z, deren Name an die deutsche A-I-Z erinnerte, sah sich Unabhängigen nationalen Vereinigung kandidiert hatte, Ende 1935 gar nicht mehr. In den Dreißigerjahren „ver- selbst (5.1.1936) als „eine illustrierte Zeitschrift, die für 1925 als treibende Kraft Mitbegründerin der Action loren politische Themen gegenüber haushälterischen unsere Verhältnisse ganz ungewöhnlich aufgeputzt war, féminine. und familienorientierten Ratschlägen an Bedeutung“, die den Anspruch daneben erhob, spezifisch luxembur- zum Ende des Jahrzehnts kamen dann „Nationalismus gisch zu werden, also jede Woche über die Ereignisse im Wenige Monate vor den Parlaments- und Gemeinde- und Dynastieverehrung“.7 Die letzte Ausgabe erschien Bild berichten wollte und überdies nicht viel kosten durf- wahlen 1928 brachte der Frauenverein am 15. am 8. Januar 1940 und kündigte an, dass sie kriegs- te“. Aber „natürlich soll eine Illustrierte vor allem unterhal- Oktober 1927 die erste Ausgabe seiner Zeitschrift bedingt ihr Erscheinen unterbreche. ten“ und so zur Sonntagslektüre jedes Haushalts werden, L’action féminine. Monatsschrift für die Interessen der der sich nicht mit den katholischen Familienblättern Frau heraus. Die erste Frauenzeitung versprach: „Der zufrieden gab. Feminismus, den wir anstreben, will weder reaktionär noch utopisch sein. Die von uns vertretenen Im abwechslungsreichen Layout mit Zweifarbendruck und Fraueninteressen liegen sowohl auf dem Gebiete der Erste Nummer der A-Z. Luxemburger Illustrierten vom 24. Dezember 1933 modischer Art-déco-Typografie bot die Illustrierte jede Familie als auf sozialem Gebiete.“ Der Zeitungskopf Woche auf 32 etwa 30 x 24 cm großen Seiten Karikaturen zeigte die Zeichnung einer Frau und eines Mannes, die von Albert Simon, ganzseitige Starporträts auf der Titelseite sich, von Puten und den Stichworten „Rechte, und im Innern die „Bilder der Woche“ samt „Tote[n] der Pflichten, Gerechtigkeit, Zusammenarbeit, Friede“ Woche“, Fotoreportagen über Sportveranstaltungen, Pfad- umrahmt, versöhnlich die Hand reichten. Bei den findertreffen, Blaskapellenkonzerte, Feste, Tourismus, aber Parlamentswahlen 1928 kandidierte Schleimer-Kill auch innen- und außenpolitische sowie soziale Themen, noch bei der Unabhängigen Gruppe, bei den Interviews, Reproduktionen von Gemälden, „A-Z-Leser Gemeindewahlen am 14. Oktober desselben Jahres grüßen“ mit eingeschickten Leserfotos, Radioprogramme, stellte die Action féminine in Esch/Alzette eine eigene Kreuzworträtsel, Mode, Nähanleitungen, Fortsetzungs- Liste auf, die erste Frauenliste bei Wahlen in Luxemburg; romane und relativ wenige Anzeigen. Das Einzelheft Schleimer-Kill wurde in den Gemeinderat gewählt. kostete zwei Franken, das Jahresabonnement 70 Franken. Zum Binden jedes Halbjahrs wurden Originalein- Die Zeitschrift L’action féminine erschien zuerst banddeckel angeboten. Die Zeitschrift wurde eingestellt, monatlich,5 ab 1933 zweimonatlich. Anfangs unter- Der sozialistische Politiker und Tageblatt-Direktor Erste Nummer der Frauenzeitschrift Action féminine Hubert Clément (1889-1953) als die deutsche Wehrmacht in Luxemburg einfiel. stützte ein Ehrenkomitee die Zeitschrift, dem Andrée vom 15. Oktober 1927

ARBEITERSTIMME LUXEMBURGER VOLKSBLATT

Die kommunistische Arbeiterstimme vom 16. September 1933 warnte vor „Nazi-Provokateuren in Luxemburg“ 40 190 191 Die Ende der Zwanzigerjahre untergegangene Kommu- Das Luxemburger Volksblatt. Unabhängige Tageszeitung (18. Dezember 1933). Umso deutlicher wurden dann 40 9 9 1 1 - nistische Partei Luxemburgs hatte unter dem Einfluss war die erste und bisher einzige rechtsextreme Luxem- seine Sympathien für den belgischen Rexismus. - 4 4 1 1 9 9

der Weltwirtschaftskrise und der verstärkten Auseinan- burger Tageszeitung. Die erste Ausgabe erschien, vier 1 1

dersetzung mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit im Monate nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, am Die Titelseite war mit einem Leitartikel und Nachrichten ung ung Großherzogtum in den Dreißigerjahren erneut Zulauf Samstag, dem 27. Mai 1933. Sie trug das Motto „Arbeit, aus Politik und Wirtschaft gefüllt. Auf der zweiten Seite bekommen und konnte ab Sommer 1930 wieder eine Autorität, Heimattreue“. In einer programmatischen folgten Auslandsnachrichten, auf Seite drei Vermischtes, Wochenzeitung, die Arbeiterstimme, herausbringen. Erklärung „An unsere Leser!“ kritisierte sie den Parla- auf Seite vier und fünf Lokales, Feuilleton und Sport Die Radikalisier

mentarismus und die politischen Parteien, gab sich hei- und auf der letzten Seite Vermischtes und Anzeigen. Die Radikalisier In den Dreißigerjahren rückten die Komintern und die mattreu und verlangte die „rücksichtslose Säuberung Das Feuilleton brachte verschiedentlich Beiträge kon- Kommunistische Partei Luxemburgs von der Sozialfaschis- von gewissen fremden Elementen, die unser Volk servativer Heimatschriftsteller. mustheorie ab und begannen nach dem Vorbild verderben“. Sie nannte als „Hauptschriftleiter: ***“. Frankreichs für eine breite Volksfront zu werben, auch Das Luxemburger Volksblatt erschien wochentags im als Verteidigung gegen den aufgekommenen Faschis- Das sozialistische Tageblatt und die liberale Luxemburger Format 50 x 38 cm auf sechs bis acht vierspaltigen mus. Am 5. Oktober 1935 änderte die kommunistische Zeitung warfen dem Luxemburger Volksblatt faschis- Seiten. Das Abonnement kostete 20 Franken pro Quartal, Arbeiterstimme deshalb ihren Titel in Die Volksstimme. tische Ansichten vor und fragten nach den Autoren und Anzeigen 1,25 Franken und Reklamen sechs Franken Wochenblatt für die Interessen des schaffenden Volkes. Geldgebern. Erst zierte das Blatt sich, bestritt, eine Nach- pro Zeile. Der Name, aber auch die programmatische Erklärung folgerin der liberalen Freien Presse zu sein, um dann „Was wir wollen!“ zeigten, dass das Blatt sich nicht ab dem 3. Juli 1933 als Hauptschriftleiter Leo Müller Das Luxemburger Volksblatt erschien nach dem deut- mehr an die Arbeiterklasse richten wollte, sondern für anzugeben, der die Tageszeitung lediglich zusammen schen Überfall bis zum 30. Oktober 1941 und warb für eine „Volksfront“ und eine „Volksregierung“ eintreten mit seinem Drucker Bourg-Bourger gegründet haben die Annexion „heim ins Reich“. Dann wurde es vom Erste Nummer der einzigen rechtsextremen Luxemburger Tageszeitung, des Luxemburger wollte: „Dem schaffenden, leidenden und kämpfenden wollte. Nationalblatt übernommen. Müller arbeitete in der Zivil- Volksblatts vom 27. Mai 1933 Volke Luxemburgs widmen wir unser Blatt. Wir widmen verwaltung und wurde nach der Befreiung 1946 wegen es dem Bergmann und dem Hüttenarbeiter im Süden, Leo Müller hatte von 1919 bis 1933 der Redaktion des Kollaboration zu zwei Jahren Gefängnis und einer Geld- wie dem Bauersmann im Oesling u. dem Mittelständer Luxemburger Worts angehört 8, ehe er seine eigene buße verurteilt.9 in der Stadt.“ Tageszeitung gründete. Er versuchte sie zu benutzen, um für die Parlamentswahlen von 1934 und 1937 eine Als Anschrift für die Verwaltung wurde Parteipräsident Nationaldemokratische Heimatbewegung, beziehungs- Zénon Bernard genannt, der kommunistische Abge- weise eine Nationaldemokratische Bewegung zu grün- ordnete, der 1934 sein Mandat aberkannt bekommen den, die schließlich als Demokratische Liste mit Leo hatte. Gedruckt wurde die Volksstimme weiterhin bei Müller und Eugène Schaus ins Parlament gewählt Éd. Nimax. Einem vom Justizminister angeforderten wurde. Bericht des Öffentlichen Sicherheitsdienstes der Gendarmerie vom 10. März 1940 zufolge hatte die Das Blatt, das seine Anzeigenseite mit Aufrufen füllte Volksstimme Ende 1939 eine wöchentliche Druck- wie „Letzeburger, kâft bei Letzeburger!“, wehrte sich auflage von 1 500 Exemplaren und Druckkosten von gegen den Vorwurf, nationalsozialistisch zu sein, 611,25 Franken pro Nummer. Die Regierung verbot den denn „Der Luxemburger denkt weder national noch Postvertrieb ab der Ausgabe vom 9. März 1940. sozialistisch, also auch nicht nationalsozialistisch“

DAS FREIE WORT DIE NEUE ZEIT 40 192 193 Die erste Nummer von Das freie Wort. Offizielles Organ In einem Augenblick, als die politische Auseinanderset- Verantwortlicher Journalist war Nicolas Molling, der ab 40 9 9 1 1 - des Luxemburger Freidenkerbundes war auf den zung sich verschärfte, sollte Das freie Wort als Organ 1937 auch das antifaschistische Satireblatt De Mitock - 4 4 1 1 9 9

1. September 1929 datiert, gleichzeitig aber auf den des Freidenkerbunds eingestellt und durch eine Zeitung herausgab, als Redaktionsanschrift wurde später 1 1

„15 fructidor an CXXXVII“ des republikanischen ersetzt werden, die ein breiteres Publikum ansprach. die Buchhandlung Marx angeführt. Gedruckt wurde ung ung Kalenders der Französischen Revolution. Die doppelte Der Titel Die neue Zeit knüpfte an das prestigereiche Die neue Zeit, wie viele linke Blätter, bei Nimax in Datumsangabe sollte eine Zeitrechnung in Frage stellen, linksliberale Blatt an, das vor dem Ersten Weltkrieg Luxemburg. die sich auf die Geburt Christi beruft. Die erste Nummer erschienen war. Die erste Ausgabe erschien am Die Radikalisier

trug den gleich wieder abgeschafften Übertitel Vormals 1. Oktober 1936. Die neue Zeit wurde im Format 52 x 34 cm, dann ab Die Radikalisier „Der Arme Teufel“ in Erinnerung an das gleichzeitig 1939 im Format 43 x 27 cm auf acht vierspaltigen Seiten eingestellte, einst radikal sozialistische und am Ende Diesmal widmete sich Die neue Zeit vor allem der Ver- gedruckt. Die Einzelnummer kostete einen Franken, liberale und antiklerikale Blatt, während der Titel Das teidigung der Demokratie gegen den Faschismus. Die das Abonnement zehn Franken für ein Jahr. Ab dem freie Wort von dem katholischen Anti-Wort übernom- neue Zeit war ein linkes, antifaschistisches Organ, das 1. Januar 1939 erschien das Blatt alle 14 Tage, musste men worden war, das der enttäuschte Wort-Drucker auch nicht müde wurde, vor dem Antisemitismus zu aber am 1. November wieder zur monatlichen Erschei- Pierre Brück von 1884 bis 1887 herausgegeben hatte. warnen. Sie kämpfte gegen das Maulkorbgesetz und nungsweise zurückkehren. kritisierte die Außenpolitik der Regierung. Ein Artikel Die Titelseite der ersten Ausgabe zeigte ein Porträt des „N.S.D.A.P. in Luxemburg“ brachte ihr im August 1938 Die letzte Ausgabe ist Nummer 50, sie ist auf den

drei Jahre zuvor verstorbenen Gründers des Freiden- Am 7. Juni 1937 meldete das Escher Tageblatt das einen Presseprozess ein. Besonderen Wert legte das 1. Mai 1940 datiert, zehn Tage später war das Land kerbundes, Al. Kayser. Das Blatt bemühte sich vor Scheitern des Maulkorbgesetzes Blatt auf seinen Kulturteil. besetzt. allem, in ironischem Ton gegen die katholische Kirche, das Luxemburger Wort, Jesuiten und den Aberglauben zu polemisieren. Daneben berichtete es über die Aktivitäten des Freidenkerbundes und verwandter Vereine weltweit. Mit dem Aufstieg der National- sozialisten in Deutschland begann es daneben aber auch, dem Antifaschismus immer breiteren Raum zu widmen.

Das auf vier dreispaltigen Seiten im Format 42 x 27 cm gedruckte Blatt erschien monatlich. Für die Mitglieder des Freidenkerbundes war der Bezug im Mitgliedsbei- trag einbegriffen, Nichtmitglieder konnten es für zehn Franken jährlich abonnieren. Die Einzelnummer kostete 60 Centimes. Ab der zehnten Nummer gab das Blatt an, dass es bei Nimax in Luxemburg gedruckt wurde.

DE MITOCK 40 194 195 Kurz nach der Gründung der antifaschistischen Neuen 40 9 9 1 1 - Zeit versuchte ihr Redakteur Nicolas Molling am - 4 4 1 1 9 9

15. Oktober 1937, auch mit einer satirischen Zeitung in 1 1

die national wie international sich zuspitzenden poli- ung ung tischen Debatten einzugreifen. Er schuf De Mitock. E Wocheblat fir Jux an Zodi. Auch diese satirische Zeitung trug einen Vogelnamen als Titel, den des Widerhopfs. Die Radikalisier Die Radikalisier Die Zeitung bestand vor allem aus satirischen Kommen- taren und Persiflagen. Eine feste Rubrik waren die „Briefe der Mreikätt Schlampig“, einer Enkelin der Wäschfra. Illustriert wurde der Mitock mit Witzzeich- nungen und Karikaturen vorwiegend ausländischer Politiker. Als bekennender Antifaschist war De Mitock in manchen Beiträgen politischer und radikaler als seine Vorgänger. Die Sympathien des Blatts für die Kommu- nistische Partei werden nicht zuletzt dadurch deutlich, dass es am 18. September 1939 Verständnis für den deutsch-russischen Nichtangriffspakt aufbrachte, der die Kommunisten kurz vor Kriegsbeginn in die Isolation trieb.

De Mitock erschien auf vier vierspaltigen Seiten im Format von etwa 45 x 32 cm. Die Einzelnummer kostete einen Franken, das Quartalsabonnement zehn Franken. Der satirische Mitock vom 10. Mai 1940, dem Tag Er wurde in der Druckerei Nimax hergestellt, die auch des deutschen Überfalls die kommunistische Presse druckte. Die letzte Ausgabe im vierten Jahrgang trägt die Nummer 134 und erschien am 10. Mai 1940, am selben Tag wie die Wehrmacht.

1 Mersch 1968, S. 510 2 Association luxembourgeoise des journalistes 1975, S. 22 3 LBMIAV 1926, S. 10 4 Blau 1998, S. 260 5 Wagener 1997, S. 119 6 Wagener 1997, S. 130 7 Wagener 1997, S. 125

8 Cerf 1980, S. 122 9 Blau 1998, S. 339

NAZI-BLÄTTER UND UNTERGRUNDZEITUNGEN 1940-1944

196 197 Das auf den 10. Mai 1940 datierte Luxemburger Wort brachte auf der Titelseite eine Zensurlücke. Erst auf Seite sechs lautete ein zweispaltiger Titel: „Luxemburg von den Deutschen besetzt. Luxemburg ist in dieser Nacht von Deutschland besetzt worden.“ An Stelle des darunter vorgesehenen Berichts folgte eine leere Fläche. Am 10. Mai 1940 hatte Nazi-Deutschland Luxemburg besetzt.

Weil der Strom ausgefallen war, druckte das Escher Tageblatt auf einer Handpresse eine auf den 10. Mai datierte Notausgabe für Esch. Die Titelseite enthielt eine Chronik des Überfalls und einen Aufruf von Bürger- meister und Tageblatt-Direktor Hubert Clément an die Escher. Dann musste es sein Erscheinen vorübergehend einstellen.

Extrablatt des Tageblatts vom 10. Mai 1940 zum Die Luxemburger Regierung hatte bereits am 3. März deutschen Überfall auf Luxemburg 1940 den Postvertrieb der kommunistischen Volks- stimme verboten, die darauf am 9. März zum letzten Mal erscheinen konnte. Die französischsprachige Luxem- bourg musste drei Wochen nach dem Einmarsch, am 1940- 30. Mai 1940 aufhören. Die deutsche Militärverwaltung wurde Anfang August 1940 von einer Zivilverwaltung abgelöst, deren Ziel es war, Luxemburg auch politisch, wirtschaftlich und kulturell in das Deutsche Reich zu integrieren. Sie ordnete die Presse neu. Die Lokalblätter Der Landwirth und Obermosel-Zeitung wurden am 30. September 1940 beziehungsweise am 1. Oktober 1940 eingestellt, die letzte erhaltene Nummer des Echternacher Anzeigers ist auf den 31. Dezember 1940 datiert. Escher Tageblatt und Luxemburger Wort, die seit 1933 beziehungsweise 1936 in Deutschland verboten waren, wurden im Oktober 1940 vom Gauverlag übernommen und mit Hilfe von kollabo- rierenden Luxemburgern und deutschen Journalisten als 1944 Naziblätter weitergeführt.

„Ausgabe Luxemburg“ der nationalsozialistischen Tageszeitung Nationalblatt vom 17. Mai 1940

198 199 Wort-Direktor Jean Origer und zwei Redakteure,

Jean-Baptiste Esch und Pierre Grégoire, wurden Anfang 1940-1944 September 1940 verhaftet; nur Grégoire überlebte das Konzentrationslager. Tageblatt-Direktor Hubert Clément konnte sich ins Exil retten. undzeitungen gr Das Tageblatt wurde von den Besatzern übernommen, die es ab dem 19. Oktober 1940 als „Tageszeitung für das luxemburgische Industriegebiet“ herausgaben, ein Kreisblatt, das in einer Auflage von 10 000 Exemplaren die sozialistischen und kommunistischen Arbeiter für den

Nationalsozialismus gewinnen sollte.1 Das Luxemburger Nazi-Blätter und Unter Wort wurde mit Beginn des Jahres 1941 das „Amtliche Blatt für alle Behörden“, ab 1. Oktober 1942 wurde es von der Verlagsanstalt Moselland herausgegeben.2

Die liberale Luxemburger Zeitung kam auch nach dem deutschen Einmarsch weiter heraus. Wohl kriegsbe- dingt erschien sie jedoch ab dem 15. Mai nur noch ein- mal täglich. Erst am 30. September 1941 meldete sie in ihrer letzten Ausgabe, dass sie mit dem Luxemburger Wort fusioniert habe und in diesem aufgehe.

Auch das rechtsextreme Luxemburger Volksblatt konnte bis zum 30. September 1941 erscheinen. Dann war die Tagespresse auf drei Titel reduziert, denen im Zuge einer Arbeitsteilung spezifische Funktionen zugedacht wurden: die Parteizeitung Nationalblatt, das amtliche Luxemburger Wort und die Arbeiterzeitung Escher Tageblatt.

Das in Koblenz und Trier erscheinende Nationalblatt gab ab dem Überfall eine „Ausgabe Luxemburg“ her- aus, die eine Seite „Aus Stadt und Land Luxemburg“ mit Lokalnachrichten und lokalen Anzeigen enthielt. Von den ursprünglich luxemburgischen Blättern unter-

200 201 940-1944 1 undzeitungen gr

Untergrundzeitung Die Wahrheit von 1942 Im Untergrund hergestellte Eis Zeitung vom August 1941 Nazi-Blätter und Unter des kommunistischen Widerstandes der Widerstandsgruppe Alweraje

schied es sich als „einzige deutsche Tageszeitung im Auflagen lassen vermuten, dass von einer Seite mehrere Ein halbes Jahr nach der Gründung von Die Wahrheit Großherzogtum Luxemburg“. Die letzte erhaltene gleiche, sich rasch abnutzende Schablonen getippt erschien Eis Zeitung. Zeitung ohne Maulkorb, später Ons Ausgabe ist auf den 31. August 1944 datiert, am werden mussten. Zeidonk und „oni Maulkuerf“ der linken Widerstands- 1. September 1944 flüchteten die Nazis vor den heran- gruppe Alweraje (Al-bert [Wingert], We-nzel [Profant], Ra- rückenden alliierten Truppen. Die von der Kommunistischen Partei geleitete Wider- ymond [Arensdorf], Je-an [Doffing]). Sie berichtete über standsgruppe brachte Die Wahrheit. Für soziale und den Widerstand im In- und Ausland, denunzierte Während der deutschen Besatzung gelang es einzelnen nationale Befreiung, später Die Wahrheit. Kampforgan für Kollaborationsakte und veröffentlichte patriotische Durch- Widerstandsgruppen 1941 und 1942, nicht nur Flug- die nationale Befreiung Luxemburgs ab Ende 1940 oder halteparolen. Die Zeidong kam in 19 Nummern zu zwei bis blätter, sondern unter Lebensgefahr auch Zeitungen Februar 1941 heraus.3 Sie konnte es bis zu einer monat- sechs Seiten von August 1941 bis Juli 1942 heraus, dann herauszugeben, welche die faschistische Propaganda lichen Erscheinungsweise bringen. Die Wahrheit widmete wurde die Gruppe Alweraje zerschlagen. Eine „Sonder- bekämpften und zur nationalen Befreiung aufriefen. Da der Entlarvung der politischen und wirtschaftlichen ausgabe“ genannte letzte Nummer wurde im September sie keinen Zugang zu gewerblichen Druckereibetrieben Nutznießer des Faschismus viel Platz sowie Berichten 1942 von der Lëtzebuerger Fräiheetsbewegong (LFB) hatten, mussten sie die Texte mit Schreibmaschinen über den Vorbildcharakter der Sowjetunion. Einzelne Aus- in deren Geheimdruckerei in einer Grabkammer des auf Wachsschablonen tippen und die Überschriften von gaben waren bis zu 13 Seiten stark. Die letzte Ausgabe Rümelinger Friedhofs hergestellt. Die Auflage soll bis zu Hand in die Schablonen ritzen. Die Schablonen wurden erschien im August 1942, am 5. August 1942 hatte die 2 500 oder 3 000 Exemplare betragen haben.4 teils auf selbst gebastelten Flachrahmenkopierern, teils Gestapo im Zuge einer großen Razzia zahlreiche auf Zylinderrotationsvervielfältigern abgezogen. Einzelne Kommunisten verhaftet. Insgesamt erschienen 15 Num- Patriotische Widerstandskämpfer gaben in Brüssel von Nummern hatten mehrere Blätter Umfang. Die hohen mern, die zum Preis von zwei Franken verkauft wurden. Oktober 1941 bis August 1942 das von Charles Carmes

202 203 verfasste und bei Roggemann gedruckte De freie Lötzeburger. Nationalistescht Oppositiounsblad heraus. 940-1944

Ab der 18. Nummer änderte es im Juli 1942 seinen Titel 1 in Ons Hemecht. Officiellt Organ vun der LPL um. Die Auflage der jedes Mal ins Großherzogtum geschmug- gelten Zeitschrift erreichte bis zu 600 Exemplare.5 undzeitungen gr Untergrundveröffentlichungen anderer Widerstands- gruppen hatten zwar Titel wie Periodika, doch handelte es sich meist um Flugblätter. Nazi-Blätter und Unter

Erste Nummer des Luxemburger Worts nach der 1 Dostert 1985, S. 127 2 Dostert 1985, S. 126 3 Kill 1947, S. 52 4 Wehenkel 1985, S. 86 5 Dostert 2002, S. 108 Befreiung vom 11. September 1944

DIE STABILE PARTEIPRESSE 1945-1974

Am 10. September 1944 befreiten amerikanische Truppen die Hauptstadt. „Letzeburg ass frei!“ lautete die Schlagzeile über einem Porträt von Großherzogin 204 205 Charlotte auf der Titelseite des Luxemburger Worts So fand bereits in den ersten Nachkriegsjahren eine vom 11. September 1944, der ersten Ausgabe nach technische, ökonomische und politische Konzentration der Befreiung. Am 13. September 1944 konnte die in der Luxemburger Presse statt. Im Vergleich zur erste Ausgabe des Tageblatts als zweiseitige Ausgabe internationalen Entwicklung der Presse sah dies fast in luxemburgischer, französischer und englischer wie ein Rückschritt aus. Denn sie führte dazu, dass Sprache mit dem Porträt der Großherzogin und der nach kurzer Zeit nur noch Parteiblätter als Tageszei- Überschrift „Merci Eisenhower!“ erscheinen. tungen erschienen, die sich 1948 im Verlegerverband Association luxembourgeoise des éditeurs de journaux In der immerhin dreihundertjährigen Geschichte der vereinigten. Jede der vier politischen Parteien hatte Luxemburger Presse hatte der Zweite Weltkrieg einen eine eigene Druckerei und Tageszeitung oder war der tiefsten Einschnitte verursacht, vergleichbar eng mit einer verbunden: Christlichsoziale Volkspartei höchstens mit den Folgen der Revolution von 1848. und Luxemburger Wort, Luxemburger sozialistische Die deutsche Besatzung hatte die Vorkriegsblätter Arbeiterpartei und Tageblatt, Demokratische Partei übernommen, die einen eingestellt, die andern gleich- und Lëtzebuerger Journal, Kommunistische Partei geschaltet. Nach der Befreiung war es vielen nicht Luxemburgs und Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek. Die mehr möglich, neu zu erscheinen. einzigen weniger parteiischen Tageszeitungen waren Lokalausgaben der Lièger Meuse und des Metzer Die Opfer dieser Entwicklung waren die Lokalblätter, Républicain lorrain beziehungsweise France-Journal die unparteiischen Zeitungen und die liberale Presse. mit einigen Luxemburg-Seiten. Die Wochenpresse Im 19. Jahrhundert war eine zumindest quantitativ beschränkte sich auf die 1945 eher als Familienblatt reiche Lokalpresse entstanden, die vom Diekircher gegründete Revue. Letzeburger Illustre’ert und das Wochenblatt bis zur Neuen Rümelinger Zeitung 1954 gegründete wirtschaftsliberale d’Letzeburger 1945- reichte. Anfang des 20. Jahrhunderts konnten sie Land. kaum noch mit den gestiegenen technischen Anforde- rungen der Zeitungsherstellung und den veränderten Erwartungen der Leser Schritt halten. Sie überlebten den Zweiten Weltkrieg nicht.

Die liberale Presse war die meiste Zeit im 19. Jahr- hundert tonangebend, sie ist älter als die katholische. Nach dem Ende der Luxemburger Zeitung fusio- nierten liberale Politiker 1948 die kommerzielle Grevenmacher Obermosel-Zeitung mit der an die Resistenz anknüpfenden patriotischen D’Unio’n zum Letzeburger Journal. Aber es sollte nie mehr an den Einfluss der liberalen Presse vor dem Krieg oder gar 1974 des 19. Jahrhunderts herankommen.

Erste Nummer der anfangs fast ganz auf Luxemburgisch verfassten patriotischen Unio’n vom 10. Oktober 1944 4

206 207 Verglichen mit der Vorkriegszeit, gar nicht zu reden wieder eingestellt wurde. Das Tageblatt modernisierte 7 9 1 vom späten 19. Jahrhundert, wirkte die Luxemburger sich am 5. Dezember 1964, indem es unter anderem - 5 4 9

Presse während der Goldenen Dreißiger der Nach- seine Titelseite zweifarbig druckte; es unterstrich 1 kriegswirtschaft und des Kalten Kriegs wie erstarrt: seinen Charakter als Meinungspresse noch, indem es esse Es setzten sich keine neuen Titel durch und es ver- den Leitartikel auf die Titelseite rückte. 1962 hatte es schwanden keine. Auch redaktionell, optisch und im eine Kulturbeilage Le Phare begonnen, die ein linkes teipr seit dem 19. Jahrhundert unveränderten Stil der blei- Gegengewicht zur rechten Warte des Luxemburger schweren Pressepolemiken entwickelten sich die Worts sein sollte und auch parteiunabhängige kritische Blätter nur wenig. Als Parteiblätter wurden sie nach Intellektuelle binden sollte. Le Phare wurde im April Die stabile Par politischen Loyalitäten abonniert und mussten nicht 1976, unter der LSAP/DP-Koalition, eingestellt und täglich im Kiosk miteinander konkurrieren, der Inno- im April 1989 wiederaufgenommen. vationsdruck blieb gering. Das weitgehende Informa- tionsmonopol der größten Parteizeitungen in innen- Bis zum Krieg hatten die Zeitungen für die Mehrheit politischen Fragen wurde jedoch 1959 durch die ihrer deutschen Texte „gotische“ Frakturschrift Gründung eines Radioprogramms in luxemburgischer gebraucht, während in derselben Ausgabe die franzö- Sprache durch RTL erschüttert; ihm folgten 1969 sischen Texte in Antiqua gesetzt waren, was den wöchentliche und 1991 tägliche Fernsehnachrichten Druckereien zusätzliche Kosten und Arbeit verursachte. in luxemburgischer Sprache und verstärkten diesen Unter der deutschen Besatzung war die Fraktur Effekt noch. dann Anfang 1941 als „Schwabacher Judenlettern“ verboten worden. Auch nach der Befreiung kehrten Das Luxemburger Wort schuf am 2. Oktober 1948 die die Zeitungen, mit Ausnahme des an die Vorkriegs- Kulturbeilage Die Warte. Am 8. Januar 1972 begann tradition anknüpfenden Luxemburger-Wort-Titels, es die französischsprachige Beilage La Voix du nicht mehr zur plötzlich als deutschtümelnd empfun- Luxembourg, die allerdings am 16. September 1978 denen Fraktur zurück.

UNIO’N LËTZEBUERGER JOURNAL 4

208 209 Kurz vor Kriegsende hatten verschiedene Widerstands- Am 2. Juni 1945 hatten verschiedene Resistenzler und 7 9 1 kämpfer sich zur Unio’n zusammengeschlossen, die un- Vorkriegsliberale das Groupement patriotique et démocra- - 5 4 9

mittelbar nach der Befreiung durch die US-Truppen einen tique gegründet, das sofort der Regierung angehörte und 1 Teil der Macht übernommen hatte und nach der langsam begann, den frei gewordenen Platz einer libera- esse Rückkehr der Exilregierung weiter eine politische Rolle len Partei auszufüllen. Was noch fehlte, war eine Partei- spielen wollte. Aus diesem Grund beschloss die Unio’n, zeitung, da Versuche zur Wiederbelebung der traditions- teipr eine eigene Zeitung herauszugeben. reichen, aber politisch teilweise diskreditierten liberalen Luxemburger Zeitung gescheitert waren. Die erste Nummer von D’Unio’n erschien am Die stabile Par 10. Oktober 1944 als Organ der Unio’n mit den Die letzte Nummer der Obermosel-Zeitung erschien am Losungen „Letzeburg de Letzeburger!“ und „Ech déngen Samstag, dem 3. April 1948, am selben Tag wie die letzte der Hémecht!“, die der Unio’n beziehungsweise Johann Nummer der Unio’n. Ab 5. April wurden dann beide dem Blinden zugesprochen wurden. In der patriotischen Blätter durch das Letzeburger Journal ersetzt. Die erste Euphorie der frühen Nachkriegszeit war es die einzige Ausgabe trug die Nummer 78 und setzte somit die Wochenzeitung, die vorübergehend ganz in Luxembur- Nummerierung der Obermosel-Zeitung fort. Das Journal gisch geschrieben war. In einer Erklärung auf der Titelseite wurde auch weiterhin in Grevenmacher gedruckt, wozu listete die Zeitung kein journalistisches, sondern das am 25. Oktober 1948 die Aktiengesellschaft Imprimerie politische Programm der Unio’n auf. Das vierseitige Blatt de l’Est gegründet worden war. Redakteure waren der im fünfspaltigen Format 51 x 37 cm wurde bei bisherige Eigentümer der Obermosel-Zeitung und sein Bourg-Bourger gedruckt. Die Einzelnummer kostete Sohn Paul und Erny Faber sowie der liberale Journalist 1,50 Franken, das Quartalsabonnement 15 Franken. Albert Hoefler.

Die Unio’n befasste sich im pathetischen Ton des reli- Der Untertitel berief sich auf Heimat und Demokratie. In giösen Nachkriegspatriotismus vor allem mit der Reorga- einem Bekenntnis auf der Titelseite Wir stellen vor stellte nisation des öffentlichen Lebens nach der Befreiung, der das neue Blatt seinen Namen in „altluxemburgische Sprachpflege sowie der Entlarvung der Kollaborateure und Journalistentraditionen“, womit wohl die Luxemburger jener, welche die von der Unio’n beanspruchte Vormacht- Zeitung gemeint war, deren Name im Nachkriegs- Erste Nummer des liberalen Letzeburger Journal vom 5. April 1948 stellung in Frage stellten. patriotismus auf Luxemburgisch übersetzt und später in die offizielle Rechtschreibung übertragen worden Als die Wochenzeitung zur täglichen Erscheinungsweise war, sowie das ebenfalls liberale Journal de la Ville et überging, nannte sie sich im Übertitel Tageszeitung der du Grand-Duché de Luxembourg. Das Blatt versprach, Resistenz und im Untertitel Volkszeitung für ein demo- „eine luxemburgische Tageszeitung, die für das Wohl 1961 übernahm der in der Automobilbranche tätige es im Februar 1964 sogar sein Erscheinen einstellen kratisches Luxemburg. Die letzte Nummer der Unio’n aller Kinder dieses Landes eintreten will“, zu sein und Unternehmer Jean Peusch die Beteiligung der Drucker- musste. Durch eine Kapitalerhöhung und einen neuen erschien am Samstag, dem 3. April 1948, am selben Tag niemals „unter dem Deckmantel von Patriotismus und familie Faber. Er ließ das Journal ab 1962 in der neuen Druckvertrag konnte die Zeitung überleben, ohne aber wie die letzte Nummer der Obermosel-Zeitung. Ab dem Demokratie fremdländische Interessenwirtschaft oder hauptstädtischen Imprimerie centrale drucken, wäh- Luxemburger Wort und Tageblatt, den Blättern der bei- 5. April wurden beide Blätter durch das Letzeburger dem volksfeindliche Günstlings- und Klassenpolitik betreiben“ rend die Imprimerie de l’Est nur noch Verlegerin war. den anderen traditionellen Regierungsparteien, ernst- Journal ersetzt. zu wollen. Dadurch geriet es zunehmend in eine Finanzkrise, bis haft Konkurrenz zu machen.

L’INDÉPENDANT DE PECK-VILLCHEN 4

210 211 Die erste Ausgabe von L’Indépendant erschien am rem in Deutschland als Dokumentarfilmer bekannt, Eine andere Art, mit den Kriegsjahren und der Kollabo- 7 9 1 6. September 1945, gegründet von Norbert Gomand, weshalb er 2003 posthum einen Luxemburger Film- ration abzurechnen, war die Herausgabe einer sati- - 5 4 9

einem Jurastudenten, der nach London ins Exil gegan- ehrenpreis erhielt. rischen Zeitung. Am Samstag, dem 28. September 1945, 1 gen war, und dem Kriegsberichterstatter und Wider- gab der aus Frankreich heimgekehrte ehemalige esse standskämpfer Charles Gordian Troeller (1917-2003). Das Wochenblatt L’Indépendant, das erfolglos plante, zur Mitarbeiter des Gukuk, der Karikaturist Albert Simon, Laut Henri Koch-Kent wurde die Zeitung schon im täglichen Erscheinungsweise überzugehen, erschien die erste Nummer von De Peck-Villchen heraus. Das teipr April 1945 gegründet, doch die Regierung habe ihr zuerst in Luxemburg, dann in Brüssel, wo es bis in nach einer Tonpfeife in Vogelform benannte Blatt ver- Erscheinen mit administrativen Schikanen und Polizei- die Sechzigerjahre, wenn auch nur noch zweimal im sprach im Untertitel, jede Woche für zwei Franken zu aktionen1 zu verhindern versucht. Monat herauskam. Als Herausgeber fungierten singen und zu pfeifen. Anfangs veröffentlichte De Peck- Die stabile Par Octave-Jean de Buck und Lucienne de Buck-Koolen. Villchen auch kritischere Kommentare zur Entnazifizie- Gomand, der vor dem Krieg kurz in der Studenten- Die Ausgabe für Luxemburg, die überall im Groß- rung, unter anderem aus der Feder des durch seinen zeitung G.E.I.-Revue publiziert hatte, wurde vor allem herzogtum zu kaufen sei, nannte sich im Untertitel eine expressionistischen Roman Fetzen bekannt gebliebe- wegen des „Gomand-Prozesses“ bekannt. Er hatte Zeitung, die die Wahrheit sage und die Wahrheit gut nen Alex Weicker. Allerdings kehrte die Zeitung bald während öffentlicher Versammlungen im Juli 1945 sage. Außerdem sei es die einzige Zeitung in der Welt, zum gefälligeren Ton des Vorkriegs-Gukuk zurück, so schwere Vorwürfe gegen die Exilregierung erhoben und die durch eine Verschwörung der Justiz seit Ende dass sie immer mehr zum Witzblatt wurde, dessen war dafür nach eineinhalb Jahren Verhandlungen wegen der Fünfzigerjahre gezwungen sei, im Untergrund zu ganzer Charme Simons Karikaturen waren. Verleumdung der Minister Pierre Dupong, Joseph Bech arbeiten und deshalb über kein Bankkonto verfüge. und Victor Bodson verurteilt worden. Das Blatt verrannte sich schließlich immer mehr in De Peck-Villchen erschien samstags und wurde in der Komplotttheorien. Druckerei des Escher Tageblatts zwei- und dreifarbig Der 1945 gegründete L’Indépendant war ein Kampforgan auf vier vierspaltigen, 35 x 25 cm großen Seiten verschiedener Widerstandskämpfer gegen die Regierung gedruckt. Mit Simons Tod 1956 endete auch De Peck- und warf dieser Fehler und Vergehen während ihres Villchen mit der 549. Nummer. Exils vor. Gleich die erste Nummer enthielt unter ande- Erste Nummer des regierungsfeindlichen rem einen Text des Widerstandskämpfers, Leutnants und Luxemburg blieb bis zum Neie Feierkrop vier Jahr- Indépendant vom 6. September 1945 späteren Armeeministers Émile Krieps, der Justizminister zehnte lang ohne eigenständige satirische Zeitung, die Victor Bodson vorwarf, während des Kriegs keinen ein- längste Zeit in seiner Pressegeschichte. Die Leerstelle zigen verfolgten Luxemburger evakuiert zu haben. versuchten vorübergehend humoristische oder satirische Seiten der Zeitung vum Letzeburger Vollek und des L’Indépendant berichtete ausführlich über die Zeugen- Letzeburger Land zu füllen. aussagen während des Gomand-Prozesses und schuf so vor allem eine Gegenöffentlichkeit zur Presse der Regierung der nationalen Einheit, die sich weniger mit der Bilanz der Exilregierung beschäftigen wollte.

Angesichts der wiederholten Presseprozesse musste die Zeitung ihr Erscheinen einstellen, Gomand und Troeller Erste Nummer des satirischen Peck-Villchen verließen erneut das Land. Troeller wurde unter ande- vom 28. September 1945

212 213 1. Juli1946,dererstenkommunistischenTageszeitung Erste Nummerder Zeitung vumLetzeburgerVollek vom aber wiedermitBeginndes Jahres1954auf. erscheinen, nahmdenwochentäglichen Rhythmus Zeitung vumLetzebur Letzeburger Vollek die am1.Juli1946 1945 dieVerlagsgenossenschaft Copezugründen, Unter diesenUmständengelangesderPartei,Ende nationalen Einheitan. kommunistischeMinisterauchderRegierung ten anziehen. V konnte sieMitgliederinanderenBevölkerungsschichten aus Berg-undHüttenarbeiterndesSüdenshinaus Geschichte.ÜberdietraditionelleBasis Prestige ihrer nach demEndedesZweitenWeltkriegs dasgrößte deutschlands beschertenderKommunistischenPartei und derBeitragSowjetunionzurNiederwerfungNazi- Rolle imWiderstandgegendiedeutscheBesatzung Wochenzeitung tischen Partei,dieersteNachkriegsnummerihrer Am 28.September1944gelangesderKommunis- zogen ihrKapitalzurück.AbApril1953konntedie rasch, vielederHunder Der einsetzendeKalteKriegisolier des For pässe mitDr den anderenZeitungenführtendieVersorgungseng- Franken, dasQuar Das vierseitigeBlattimFor sollte füreinklassenüber Name bedeutet„ZeitungdesLuxemburgerVolkes“ und Der späterindieof Redakteur JehanSteicheninsParlamentnachrückte. Nummer aufderTitelseite berichtenkonnte,dassihr kommunistische Tageszeitung ersetzte, LËTZEBUERGER VOLLEK ZEITUNG VUM mats. on November1945bisFebr uckpapier zuverschiedenenÄnder i Volksstimme Die . DerZufallwolltees,dassdieerste talsabonnement 60Franken; fizielle Rechtschreibungübertragene ger V te vonCope-Genossenschafter gr V mat 33x49cmkosteteeinen eifendes Bündnisstehen. olksstimme ollek nur nochwöchentlich herauszubringen. Ihre te diePar uar 1947gehör dur D’Zeitung vum ch dieerste tei aber wie bei ungen - später alseigenständigesW nistischen ParteizumOpferzufallenunddreiMonate politischen MeinungsverschiedenheiteninderKommu- wieder belebtwur Sommer 1950eingestelltunderstam16.März1984 eine satirischeSeitemitdemTitel Ab dem4.September1948veröffentlichtedieZeitung Werkstoren verkauft. Sie wurdeaberauchvonParteimitgliedernvorden denen dasAbonnementeinerTageszeitung zuvielwar. Zusammenfassung derTageszeitung fürjeneHaushalte, erschien bisMittederAchtzigerjahreeinewöchentliche Unter demTitel Wochenzeitung vumLetzeburger Vollek de, umdannam23.Juli1993den ochenblatt zuerscheinen. De Feierkrop , dieim

Die stabile Parteipresse 1945-1974

REVUE 4

214 215 Die erste Ausgabe der Revue. Letzeburger Illustre’ert Themenauswahl und Aufmachung modisch flott zu 7 9 1 erschien am 1. September 1945 in einem DIN-A5- wirken. Im Laufe der Jahrzehnte schwankte ihre Orien- - 5 4 9

ähnlichen Kleinformat. Zuerst erschien die Revue alle tierung mehrmals mit den wirtschaftlichen Erfolgen und 1 14 Tage, dann ab 1949 kam sie wöchentlich heraus. Misserfolgen zwischen Familienblatt, das Hochzeitfotos esse Mit der wöchentlichen Erscheinungsweise wurde der aus jedem Dorf abdruckte, und politischem Magazin. Heftpreis von zehn auf neun Franken gesenkt. teipr Eine der Stärken der Revue war ihre Vermarktung. Um Die Revue wurde von dem Graphiker und Maler die Kundschaft an das Blatt zu binden, baute die Revue Émile Probst gegründet und bei Bourg-Bourger nicht nur ein eigenes Netz von bis zu 300 lokalen Die stabile Par gedruckt. Bourg-Bourger hatte am 9. Dezember 1939 Vertretern und Austrägern auf, so dass nur ein Fünftel ein Magazin mit dem Titel Revue herausgebracht, das der Auflage von der Post zugestellt wurde. Sie gewährte aber nach dem deutschen Überfall eingestellt werden Abonnenten auch Anrecht auf eine Sterbegeld- und musste. Nach zwei Jahren zog Probst nach Brüssel und Unfallversicherung. Die Abonnenten konnten zudem verkaufte die Revue an die Druckerei Bourg-Bourger. jeden Monat in der Gléckspolice Polstermöbel und Nachdem das Blatt zuerst von Marie-Paule Noesen Waschmaschinen gewinnen. Mitte der Sechzigerjahre hergestellt wurde, wurde Katrin C. Martin erste Chef- ging die Revue zum Vierfarbenoffsetdruck über, um vor redakteurin der Revue und eine der ersten Chefredak- allem Farbanzeigen drucken zu können. teurinnen der Luxemburger Presse überhaupt. In den politisierten späten Sechzigerjahren betonte die Die Revue war ein nationales Familienblatt, das im Nach- Revue ihren Magazincharakter, indem sie einen Reporter kriegspatriotismus die Nation auch als Familie verstand. zu den Krönungsfeiern des Schahs von Persien oder in Um sich von der als dominierend empfundenen katho- den Sechstage- und den Biafrakrieg schickte. lischen Presse abzuheben, bemühte sie sich, in der

Erste Nummer der Familienillustrierten Revue vom 1. September 1945 im Kleinformat

216 217 Léo Kinsch (1926-1983), der Journalismus in Paris 74 9 1 studiert hatte und Redakteur des Écho de l’industrie - 45 9

gewesen war, erschien am 26. Juni 1958 erstmals als 1 verantwortlicher Herausgeber des Land, nachdem esse Hemmer Direktor bei der Europäischen Kommission in Brüssel geworden war. Kinsch hatte Hemmer die teipr Zeitung abgekauft. Am 22. Dezember 1982 ging das Blatt an die Éditions d’Letzeburger Land s.à r.l. über

und am 28. Juni 1986 schließlich an die Fondation Die stabile Par D’LËTZEBUERGER LAND d’Lëtzebuerger Land. Mit der Beteiligung 1986 an der Revue und 1992 an dem Radiosender Eldoradio beteiligte sich das Land am kurzlebigen Versuch, eine liberale Pressegruppe als Gegengewicht vor allem zur Was durch den Krieg verschwunden war, war ein Blatt, in Sankt-Paulus-Gruppe, aber auch zu Editpress zu dem Intellektuelle schreiben konnten, die sich nicht zu- gründen. erst parteipolitisch definieren wollten, und das in Zeiten einer beginnenden Modernisierung von Staat und Gesell- Das Land erschien zuerst im Format 54,5 x 35,5 cm, ab schaft die Interessen der Industrie verteidigte. So grün- 1976 dann 43,5 x 30,5 cm von meist 12 oder 16 fünf- dete Carlo Hemmer 1954 die liberale Wochenzeitung spaltigen Seiten. Mit einem neuen, modernen Layout d’Letzeburger Land als gezielte Antwort auf das wurde 1999 auch die Seitenzahl erhöht und der Titel in Meinungsmonopol der Parteiblätter und das Erlöschen die offizielle Rechtschreibung übertragen. der liberalen Presse. Die erste Ausgabe ist auf den 1. Januar 1954 datiert, und d’Letzeburger Land sollte sich in den folgenden Jahrzehnten für den Freihandel, die Industrie, die europäische Integration, den Natur- schutz sowie die sozialliberale Koalition einsetzen. Von der Tagespresse versuchte es sich durch ausführ- liche analytische Eigenbeiträge und anspruchsvolle Diskussionsforen zu unterscheiden.

Land-Gründer Carlo Hemmer (1913-1988) war vor dem Krieg Mitarbeiter der liberalen Luxemburger Zeitung. Er gründete das Organ der Jugendherbergsbewegung De Kompass. Nach dem Krieg war er Generalsekretär der Industriellenföderation Fedil und gab das Écho de l’industrie heraus. In den ersten Jahren war die Redaktion Erste Nummer des wirtschaftsliberalen Letzeburger des Land in den Räumen der Fedil untergebracht. Land vom 1. Januar 1954

LE RÉPUBLICAIN LORRAIN FRANCE JOURNAL LA MEUSE-LUXEMBOURG 4

218 219 Nach dem deutschsprachigen Metzer Freien Journal von Vier Monate nach dem Start der Luxemburger Ausgabe Die heute im belgischen Verlag Sud Presse erschei- 7 9 1 1919 hatte Victor Demange im September 1936 von Le Républicain lorrain brachte der Metzer Verlag nende La Meuse ist eine traditionsreiche Tageszeitung aus - 5 4 9

in Metz auch ein französischsprachiges Regional- am 3. Januar 1962 auch eine Luxemburger Ausgabe Liège, die 1855 von liberalen Politikern, Industriellen und 1 blatt für Lothringen gegründet, Le Républicain lorrain, seiner deutschsprachigen Tageszeitung France Journal Bankiers gegründet wurde. In der Nachkriegszeit hatte esse beide mit einer christlichsozialen Reformidee. Am heraus, die sich fortan die große Tageszeitung des das Blatt dann den Ehrgeiz, zur führenden Tageszeitung 15. September 1961 erschien die erste Nummer einer Ostens und Luxemburgs nannte. Die deutschsprachige Walloniens zu werden. Dazu begann sie im September teipr Regionalausgabe für Luxemburg. Der Leiter der Ausgabe sollte jenen Teil der Luxemburger Leserschaft 1945, Regionalausgaben für Namur, Huy-Waremme, Luxemburger Zweigstelle François Wonner hatte von ansprechen, die nicht genug Französisch konnte, um Verviers und Arlon herauszubringen und beteiligte sich Inhaber Victor Demange den Auftrag bekommen, ohne Anstrengung Le Républicain lorrain zu lesen. 1946 an der neuen Brüsseler La Lanterne. Im Zuge Die stabile Par „Frankreich beliebt zu machen“.2 dieser Expansionspolitik brachte sie ab Juli 1946 Die letzte Ausgabe erschien am 15. Juni 1980. Neun Regionalausgaben für Charleroi und Luxemburg heraus. Der Républicain lorrain lieferte sich einen derart Jahre später beschloss Le Républicain lorrain, seine Allerdings drängten die Investitionen in die zwölf kostspieligen Wettkampf mit L’Est républicain aus Nancy Luxemburger Lokalausgabe des Républicain lorrain letzte deutschsprachige Ausgabe abzuschaffen, die nur Ausgaben und acht Titel das Blatt 1948 an den Rand um die lothringischen Leser, dass beide Verlage im vom 21. September 1961 noch einige tausend Käufer zählte. des Konkurses. Oktober 1971 ein Abkommen unterzeichnen mussten, in dem sie sich gegenseitig verpflichteten die defizitären Lokalausgaben abzuschaffen.

Die den Luxemburger Parteiblättern fremden Konkur- feste Leserschaft, die vor allem an den Sportseiten inter- renzbedingungen, unter denen Le Républicain lorrain essiert war. hergestellt wurde, spiegelten sich auch in seiner Luxem- burger Ausgabe wider, die sich um einen aggressiveren, Die Ausgaben bestanden aus einem in der Zentral- aktuelleren Journalismus bemühte, Lokal- und Sport- redaktion hergestellten Mantel überregionaler und inter- nachrichten spektakulärer aufmachte und bebilderte. nationaler Nachrichten und einigen aus Luxemburg Wenn er Enthüllungen veröffentlichte, die andere Blätter gelieferten Lokalseiten. nicht unbedingt an die Öffentlichkeit bringen wollten, die aber manchmal auch zu ganzen Kampagnen ausarteten, Im Jahr 2000 brachte Le Républicain lorrain zwölf Lokal- wie gegen die Angestelltengewerkschaft FEP oder die ausgaben heraus, deren Lokalseiten von Lokalredaktionen Bauernzentrale, wurde er von der Konkurrenz als „ein in 24 Agenturen gestaltet wurden. Manche dieser Blatt aus dem französischen Grenzgebiet“ abgekanzelt. Lokalredaktionen beschäftigen mehr Journalisten und Korrespondenten als die meisten Luxemburger Tages- Le Républicain lorrain war die einzige auch sonntags zeitungen. erscheinende Zeitung in Luxemburg. Sie war an einigen ausgewählten Kiosken, die oft nur sonntagvormittags ge- Die letzte Nummer der Luxemburger Ausgabe erschien öffnet hatten, und über Land in einigen Gemischtwaren- am 13. November 2001, um der ersten Ausgabe des läden, später auch an Tankstellen erhältlich. Doch aller zusammen mit Editpress herausgegebenen Le Quotidien Luxemburger Lokalausgabe der deutschsprachigen Républicain-Lorrain-Ausgabe France Journal Die belgische La Meuse-Luxembourg Vertriebsschwierigkeiten hatte die Sonntagsausgabe eine Platz zu machen. vom 3. Januar 1962 vom 2. Januar 1946

KLASSENKAMPF

Erste Nummer des trotzkistischen Klassenkampfs Tageblatt vom 10. Oktober 1973 über den Streik für vom 1. Mai 1970 gesellschaftliche Reformen 4 7

220 221 Die Schüler- und Studentenbewegung nach Mai 1968 40 9 9 1 1 - führte zuerst zu einer Radikalisierung der Association - 5 4 4 1 9 9 1 générale des étudiants luxembourgeois (Assoss) und 1

ihrer 1917 gegründeten Zeitschrift Voix und danach zur ung esse Gründung neuer politischer Organisationen und Publi- kationen links von der sozialistischen und kommunis- teipr tischen Partei. Der bekannteste Titel ist die vom links-

radikalen Assoss-Flügel Gauche socialiste et révolution- Die Radikalisier naire herausgegebene Schülerzeitung Roud Wullmaus, Die stabile Par deren erste Ausgabe am 1. Februar 1970 erschien. Die 16 DIN-A4-Seiten wurden auf einem Zylinderrotations- vervielfältiger in einer Auflage von 800 Exemplaren her- gestellt.4 Das Blatt, das vor allem einen als konservativ und erdrückend empfundenen Schulbetrieb provozierte, wurde vor den Toren der Gymnasien verkauft und erschien in 30 Nummern bis 1973.

Am 1. Mai 1970 brachte dieselbe Gauche socialiste et Konkurrenz und deren Publikationen wie die Rote révolutionnaire die erste Nummer des Klassenkampfs Fahne (von September 1971 bis mindestens Mai 1977), heraus, von dem 430 Exemplare im DIN-A4-Format ver- aber auch an der kommunistischen und an der sozialis- kauft wurden. Nach der Abspaltung der trotzkistischen tischen Arbeiterpartei ein sowie an den Gewerk- Ligue communiste révolutionnaire (LCR), die sich der schaftsführungen und dem „Luxemburger Modell“ der Vierten Internationalen anschloss, erschien der Klassen- Sozialpartnerschaft. kampf ab April 1971 im DIN-A3-Format von 12 Seiten zum Preis von zehn Franken als deren Zentralorgan Als die LCR sich in Revolutionär Sozialistesch Partei um- und dem Aufruf: „In der Perspektive einer revolutionär- taufte, erschien im Juli 1985 die 200. und letzte Ausgabe marxistischen Avantgarde in Luxemburg!“ Er wurde zur des Klassenkampfs. Er wurde durch die Sozialistesch langlebigstem linksradikalen Zeitung der Geschichte. Aktioun ersetzt und erschien nach dem Ende des Kalten Breiten Raum nahmen Kritiken an der maoistischen Kriegs immer unregelmäßiger bis 1992.

1 Koch-Kent 1988, S. 31 2 Le Républicain lorrain, 15.3.1994 3 Lambrette 1969 4 Pierre 1988, S. 31

KONSENS UND KOMMERZ 1975-2004

222 223 Am 26. Mai 1974 erlitt die CSV, die das Verlangen nach gesellschaftlichen Reformen verkannt hatte, eine Wahlniederlage. Auf die Frage, was er der CSV raten würde, antwortete André Heiderscheid am Wahlabend in einem Fernsehinterview, er würde ihr raten, in die Opposition zu gehen. Was die CSV auch tat. Zwei Jahrzehnte später nannte Heiderscheid das gegenüber dem Télécran (2/95) „eine meiner fundamentalsten Orientierungs-Entscheidungen als Chefredakteur des ‚Luxemburger Wort‘“.

Das Luxemburger Wort, das laut Artikel 37 der CSV- Statuten „befreundete Presse“ mit Sitz im National- vorstand war, war erstmals seit einem halben Jahr- hundert kurze Zeit Oppositionsblatt. Ab Oktober 1974 räumte es der CSV die Beilage CSV-Profil ein. Die Mittelinkskoalition war die letzte Epoche der heftigen Pressepolemiken, die über ein Jahrhundert lang die politische Debatte geprägt hatten. Dann hörten sie mit dem Aufruf zur nationalen Solidarität zwecks Rettung der Stahlindustrie und 15 Jahren „großer Koalition“ von CSV und LSAP, also auch Luxemburger Wort und 1975- Tageblatt, nach und nach auf. Die „Entideologisierung“ nach dem Ende des Kalten Kriegs, die Allgegenwart der Radio- und dann der täglichen Fernsehnachrichten und die wachsenden wirtschaftlichen Zwänge der überlieferten Parteiblätter taten ihr Übriges. Außerhalb der Wahlkampfperioden begannen die Zeitungen, mit Ausnahme von Lëtzebuerger Journal und Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek, sich ab und zu auch kritisch über die ihnen nahe stehenden Parteien zu äußern.

Offsetdruck, Fotosatz, Vierfarbdruck und schließlich Computersatz haben das Aussehen der großen wie der kleinen Zeitungen grundlegend verändert. Doch diese Neuerungen bedingten hohe Investitionen. 2004 Deshalb versuchte die LSAP/DP-Koalition 1976, die

Die erste große Revolution im Buchdruck seit Gutenberg war der Offsetdruck, durch den die Zeitungsseiten auf Fotopapier am Leuchtpult montiert werden konnten

224 225 Parteiblätter mit staatlichen Zuschüssen gegen das Am 15. Oktober 1978 zog das Luxemburger Wort vom 004 2 angebliche Meinungsmonopol des Luxemburger Worts Bahnhofsviertel nach Gasperich um, um fortan im - 5 7 9

zu stärken. Fotosatz und im Offset-Rotationsdruck hergestellt 1 zu werden. z In Luxemburg herausgegebene Tages- und Wochen- zeitungen, die allgemein informierend, frei verkäuflich „Vor einigen Jahren haben wir geprüft, ob in sind, sich aus Verkauf und Anzeigen finanzieren und Luxemburg nicht ein einziges Druckzentrum für alle mindestens fünf Redakteure beschäftigen, erhalten Tageszeitungen genügen würde“, erinnerte sich

1 seither einen teilweise von der Seitenzahl abhängigen Editpress-Direktor Alvin Sold. Die Idee sei aber ver- Konsens und Kommer staatlichen Zuschuss. Diese Pressehilfe belief sich worfen worden, da die unterschiedlichen Formate sehr 2003 auf insgesamt 6 040 984 Euro und verteilte komplizierte Druckmaschinen verlangt hätten und die sich auf Luxemburger Wort: 1 159 497 Euro, Frage kaum zu klären sei, welche der konkurrieren- Tageblatt: 1 141 418 Euro, Voix du Luxembourg: den Tageszeitungen als erste gedruckt worden und 922 354 Euro, Le Quotidien: 824 324 Euro, damit auch weniger aktuell gewesen wäre. Der Lëtzebuerger Journal: 494 147 Euro, Zeitung vum schwedische Metro-Verlag, dessen Gruppe im Finanz-, Lëtzebuerger Vollek: 296 146 Euro, Télécran: Telefon- und Fernsehgeschäft in Luxemburg aktiv ist, 282 379 Euro, Lëtzebuerger Revue: 276 102 Euro, gab seine im Jahr 2000 publik gewordenen Pläne Le Jeudi: 265 059 Euro; d’Lëtzebuerger Land: auf, wie in europäischen Großstädten in Luxemburg 200 215 Euro, Woxx: 179 343 Euro. Diese Zeitungen eine kostenlose Tageszeitung herauszugeben. profitieren außerdem von einer staatlich subventio- nierten Postzustellung, einem reduzierten Mehrwert- Im August 1981 wurde die das Tageblatt herausge- steuersatz und dem regelmäßigen Abdruck öffentlicher bende Genossenschaftsdruckerei in eine Gesellschaft Bekanntmachungen. Auch der turnusmäßige Druck- mit beschränkter Haftung namens Editpress und im auftrag für den an alle Haushalte verteilten Sitzungs- November 1993 dann in eine gleichnamige Aktien- bericht der Abgeordnetenkammer stellte eine sichere gesellschaft umgewandelt, an der unter anderen die Einnahmequelle für die Druckereien der vier partei- Vermögensverwaltungsgesellschaft des OGB-L Centrale nahen Tageszeitungen dar; daran hat sich im Prinzip du LAV und die FNCTTFEL beteiligt sind. Für eine nichts geändert, seit diese Tageszeitungen ab Kapitalerhöhung im Juli 1994 gewann es dann eine Oktober 2002 begannen, den Sitzungsbericht als Vielzahl Kleinaktionäre, die den freien Gewerkschaften bezahlte Beilage zu drucken. und der LSAP nahe standen. Bei einer Kapitaler höhung am 7. März 2001 beteiligte sich Le Monde Das Tageblatt kaufte im September 1977 eine neue zu 4,26 Prozent an Editpress, die eine Beteiligung Rotationsdruckmaschine, um ab Herbst 1978 im zum selben Wert an Le Monde übernahm. Dem Offset hergestellt zu werden. Wie die anderen Blätter Tageblatt liegt seither eine deutsche Übersetzung fand es, dass die Möglichkeit des Vierfarbdrucks den des Monde diplomatique bei. Anzeigen vorbehalten werden sollte. Durchgängig mit Farbfotos illustriert wurde es erst 20 Jahre später. Die Einführung der staatlichen Pressehilfe erlaubte

Der Computersatz macht die Setzer zunehmend über- flüssig, die in den Redaktionsstuben verfassten oder über E-Mail eingegangenen Beiträge werden papier- los am Bildschirm in die Zeitungsseiten eingebaut

226 227 auch dem Lëtzebuerger Journal eine weitere Professio- 004 2 nalisierung, doch musste es, wie nach ihm die - 5 7 9

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek, seine Montagsaus- 1 gabe einstellen, weil es sich die Lohnzuschläge für z Sonntagsarbeit nicht mehr leisten konnte. Die Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek und ihr Verlag Cope zogen 1978 in ihre neue Druckerei in Gasperich. Dort wurde der Übergang zum Farboffsetdruck, Fotosatz und

schließlich Computersatz vollzogen. Um diese Moder- Konsens und Kommer nisierung zu finanzieren, kaufte die von der DDR kon- trollierte Gesellschaft für die Förderung des Presse- und Verlagswesens die Immobilie, eine Schwester- gesellschaft einen Teil der technischen Anlagen. zigerjahre auf um die 50 Prozent zurückfiel. Etwa auf eine freiwillige, vor allem von den Anzeigenkunden gedruckten Ausgabe zu übernehmen, statt ein ergän- Der Zusammenbruch der DDR 1989 stürzte die Cope zur selben Zeit überstieg der aus demselben Verlag geschätzte Kontrolle ihrer Auflagen. zendes Angebot zur gedruckten Ausgabe zu liefern. in eine Krise, die 1991 darin gipfelte, dass die west- stammende Télécran die 30-Prozent-Marke. Eine Durch das Gesetz vom 20. Dezember 1979 wurde der deutsche Treuhand Besitzerin des Betriebs wurde. Marktpenetration zwischen 20 und 30 Prozent wurden Als Reaktion auf die Beendigung des jahrzehntealten Titel des Berufsjournalisten gesetzlich geschützt und Der Kalte Krieg in der Luxemburger Presse war Tageblatt und Revue bescheinigt. Die inzwischen im Rundfunkmonopols von RTL und die Zulassung neuer der Vergabe durch einen paritätisch aus Journalisten beendet, als – Ironie der Geschichte – die kommunis- Quotidien aufgegangene Luxemburger Ausgabe des Radiosender durch das Gesetz vom 27. Juli 1991 und Verlegern besetzten Presserat anvertraut, der tische Immobilie von der angrenzenden Bistums- Républicain lorrain erlitt im Laufe der Jahre einen hatte die Regierung eine Studie anfertigen lassen, 1981 seine Arbeit aufnahm. Gleichzeitig stiegen druckerei Sankt-Paulus aufgekauft wurde. langsamen Niedergang von fast 20 auf beinahe zehn die klären sollte, ob die Zeitungen und Zeitschriften die Qualifikation und die Zahl der Journalisten – Prozent. Weniger als zehn Prozent Penetration hatten Einbußen bei den Werbeeinnahmen durch die zusätz- der Presserat erkannte im Jahr 2004 fast 400 an. Gleichzeitig konnten sich erstmals seit Jahrzehnten Lëtzebuerger Journal, d’Lëtzebuerger Land, Le Jeudi, lichen Sender und das seit Ende 1991 tägliche Am 13. Mai 2004 stimmte das Parlament schließlich wieder neue Titel durchsetzen, vor allem in der Wochen- Den neie Feierkrop, Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek Fernsehprogramm erlitten. Diese ergab, dass die einer der österreichischen Gesetzgebung nachemp- presse: Télécran und Den neie Feierkrop, Contacto und und GréngeSpoun/Woxx. Nach Angaben des Brüsseler Tages- und Wochenpresse 1995 zwei Drittel aller fundenen Reform des Pressegesetzes von 1869 zu, Correio, Grénge Spoun und Le Jeudi. Neu an den Centre d’information sur les médias (CIM) hatte das Bruttowerbeeinnahmen verbuchte, wobei der Löwen- die unter anderem den Quellenschutz für Journalisten 2001 gegründeten französischsprachigen La Voix du Luxemburger Wort Anfang 2000 eine tägliche Druck- anteil aber einem einzigen Titel, dem Luxemburger einführte und das Antwortrecht neu regelt. Gleichzeitig Luxembourg und Le Quotidien ist nicht zuletzt, dass auflage von 87 227 Exemplaren und davon eine Wort, zufiel. Von Anfang an hatten die Verlage Beteili- kürzte es Verfassungsartikel 24, der die Ausdrucks- sie fast die ersten Tageszeitungen seit Kriegsende sind, verkaufte Auflage von 79 557 Exemplaren. 73 215 gungen an den neuen Radiosendern verlangt und auch freiheit garantiert und die Zensur verbietet. die nicht mehr einer parteipolitischen, sondern einer Exemplare wurden im Abonnement verkauft, nur erhalten, nachdem die Idee von Programmfenstern geschäftlichen Konkurrenz unterliegen und diese auch 6 342 im Kiosk. Das Tageblatt hatte eine tägliche bei RTL wieder verworfen worden war. Doch blieb der Im Streit um die Reform des Pressegesetzes spaltete am Kiosk auszutragen versuchen. Druckauflage von 27 836 Exemplaren, davon eine kommerzielle Nutzen dieser Beteiligungen hinter sich im Frühjahr 2004 die Association luxembourgeoise verkaufte Auflage von 17 252 Exemplaren. 14 481 ihren Erwartungen zurück. des journalistes erneut, die 1995 ein Abkommen mit Die Marktforschungsfirma ILReS begann 1982, Exemplare wurden im Abonnement verkauft, nur der Fédération luxembourgeoise des travailleurs du livre Umfrageergebnisse über die Marktpenetration der 2 771 im Kiosk. Dem Télécran bescheinigte CIM eine Ende der Neunzigerjahre begannen die ersten unterzeichnet hatte, um ihre gewerkschaftliche Aus- Zeitungen zu veröffentlichen. Seither war unangefoch- verkaufte Auflage von 37 357 Exemplaren, der Revue Zeitungen, auch Internetseiten anzubieten. Sie richtung zu bekräftigen. 1977 hatten sich bereits die tener Marktführer das Luxemburger Wort mit anfangs von 25 160 und Le Jeudi von 3 410 Exemplaren. beschränkten sich allerdings aus Kostengründen meist Journalisten des Sankt-Paulus-Verlags abgespalten und um die 60 Prozent, auch wenn es Mitte der Neun- Die anderen Tages- und Wochenzeitungen verzichteten darauf, Präsenz zu markieren oder Beiträge der die Union des journalistes Luxembourg gegründet.

punkt von der alsunzulänglichempfundenenPresse.DenSchwer- begann, verstandsichvonAnfanganalsErgänzungzu der neuenMitteldesDesktoppublishingzubedienen fast monatlichenErscheinungsweiseübergingundsich gestellte DIN-A4-Bulletin,dasnachundzueiner Das zuerstaufeinemZylinder Tageszeitungen inneueDruckereienum Mit demÜber Das deutsch-undfranzösischsprachige kleiner geworden. äußer außenstehende AutorenfüreinintellektuellesPublikum ladung dergrößtenteilsehr ein gesellschaftspolitischesThema,zudemsichaufEin neuen Titel Am 31.Januar1976gabensieihrBulletinunterdem des Bistums,dem Bulletin diskutierte,weilsiesichvonderTageszeitung zusammengetan, dieihreAnliegenineinemeigenen hatten sichinderkatholischenJugendpfarreiLuxemburg flochtenen Kirchenhierarchieangesehenwurden.Sie sehr konservativen,mitderRegierungsparteiCSVver- verlangten undalslinkskatholischeOppositionzuder eine modernereunddemokratischereGlaubenspraxis burger KircheeineneueGenerationJugendlicher, die Als SpätfolgevonMai68gabesauchinderLuxem- abonnement 42Euro. etwa 60DIN-A4-SeitenkostetfünfEur bei c.a.pr Kulturzeitschrift vomKulturministeriumbezuschusst.Die FORUM n. Derr gang zumOffsetdruckzogendie ess inHammgedr Forum Forum eligiösen FrageneingeräumtePlatzist bildet proNummereinDossierüber heraus. Luxemburger Wort r uckte Einzelnummervon otationsvervielfältiger her- enamtlichen Redaktion , ignoriertfühlte. For o, dasJahr um wir d als es - - das Chefredakteur AndréHeiderscheid(*1926) prägte des 20.Jahr vom 31.Januar1976 Erste Nummerdeslinkskatholischen Luxemburger Wort hunder ts in derzweitenHälfte Forums

Konsens und Kommerz 1975-2004

CONTACTO TÉLÉCRAN

230 231 Seit Beginn der Siebzigerjahre wanderten zahlreiche Vor dem internationalen Durchbruch des Privat- und 004 2 Arbeiterfamilien aus Portugal nach Luxemburg ein. Die Satellitenfernsehens konnten die Fernsehzuschauer in - 5 7 9

Vereinigung Amizades Portugal-Luxemburgo gründete Luxemburg ein Vielfaches der Programme empfangen, 1 im Januar 1970 die erste Zeitung für die portugie- welche die meisten Haushalte in den Nachbarländern z sischen Einwanderer in Luxemburg, Contacto (Kontakt). sehen konnten. Deshalb enthielten die in Luxemburg Das Monatsblatt wurde anfänglich in Luxemburg ver- erhältlichen ausländischen Programmzeitschriften auch fasst, aber in der Salazar-Diktatur Portugal gedruckt, die nur einen Bruchteil der empfangenen Programme. Die erst 1974 gestürzt wurde. 1987 übernahm die Sankt- Frage stellte sich, ob es einen ausreichend großen Markt

Paulus-Druckerei den Titel von Amizades und dem für eine Luxemburger Programmzeitschrift gebe. Konsens und Kommer christlichen Gewerkschaftsbund LCGB. Sie ließ ihn erst vierzehntägig und nach der Ankündigung der konkur- Eine Antwort wagten vier ehemalige Mitarbeiter der rierenden Zeitung Correio dann wöchentlich erscheinen. Revue, René Bamberg, Sylvie Braconnier-Thoss, Jean Erste Nummer des Fernseh- und Familien- magazins Télécran vom 21. Januar 1978 Georges und Romain Hilbert. Sie gründeten die Éditions Die Ausgaben von Contacto beginnen mit Nachrichten Plus, an der auch die mit dem Druck beauftragte Sankt- aus Luxemburg, wobei ein besonderes Gewicht auf die Paulus-Druckerei zu einem Fünftel beteiligt war, und Der weitgehend deutschsprachige Télécran versuchte Immigrantenvereinigungen und die bilateralen Bezie- brachten am 21. Januar 1978 die erste Nummer des von Anfang an, nicht nur ein Programmheft zu sein, hungen mit Portugal gelegt wird. Nationale Politik findet Télécran als Luxemburger Fernseh- und Freizeitmagazin sondern auch ein Familien- und Unterhaltungsblatt mit Aufmerksamkeit, wenn ihre Entscheidungen den heraus, wie es im Untertitel hieß. Der Titel ist eine einigen Seiten politischen und sozialen Beiträgen. Da- praktischen Alltag berühren. Der Kulturteil und der Zusammenziehung der französischen Bezeichnungen durch stärkte es nicht nur seine Position gegenüber der Veranstaltungskalender handeln vor allem von portugie- für „Fernsehen“ und „Bildschirm“. Revue, sondern konnte auch mit Erfolg staatliche Presse- sischer Kultur in Luxemburg. Schließlich sind mehrere hilfe beanspruchen. Seiten dem Sport gewidmet. Nachrichten aus Portugal Als sich das Magazin mit seinen anfangs neun Fernseh- spielen kaum eine Rolle, auch internationale Nachrich- programmen auf dem Markt behauptete, kaufte die Bis Mitte der Achtzigerjahre entpuppte sich Télécran ten tauchen wenig auf. Sankt-Paulus-Druckerei die Zeitschrift im Oktober 1978 als eine der erfolgreichsten Gründungen auf dem Erste Nummer des portugiesischsprachigen Contacto vom Januar 1970 auf und machte einen ihrer Journalisten, Rémy Franck, Luxemburger Pressemarkt der letzten Jahrzehnte. Dank Das inzwischen vierfarbig gedruckte Blatt von 16 Seiten zum Chefredakteur. Damit verfügte der Verlag, der bis eines hohen Werbevolumens konnte die Zeitschrift im Format 41 x 29 cm kostet 0,62 Euro im Einzelheft. dahin nur die am 23. Dezember 2001 eingestellte tra- ihre Seitenzahl ausbauen und von der Gründung Seine Druckauflage gab es Anfang 2004 mit 23 999 ditionsreiche, aber nicht mehr zeitgemäße Wochenzei- immer neuer Fernsehsender in den Nachbarländern Stück an und ist damit eine der führenden Zeitungen tung Sonndesblat herausgegeben hatte, über ein eige- profitieren. Anfang der Neunzigerjahre überstieg die des Landes. Es stellt aber auch einen wichtigen Werbe- nes Wochenmagazin. Er erschloss sich eine neue Leser- Auflage 40 000 Exemplare, die zweithöchste nach der träger dar, um eine Kundengruppe zu erreichen, die schaft neben seiner Tageszeitung Luxemburger Wort, des Luxemburger Worts, das sich an der Vermarktung seltener traditionelle Luxemburger Tageszeitungen liest, konnte auf den Markt für Farbanzeigen im Magazin- des neuen Titels beteiligt hatte. aber auch seit Einführung des Gemeindewahlrechts für format vordringen und fand einen neuen Auftrag für EU-Bürger und als Gewerkschaftsmitglieder eine Rolle seine Druckerei. Der Télécran brach im Magazinsektor Das Farbmagazin im Format von etwa DIN A4 umfasst zu spielen beginnt. Anders als beispielsweise der fran- das Quasimonopol der Revue, und der Konkurrenzkampf 160 Seiten und mehr, davon die Hälfte als Mittelteil zösischsprachige Le Jeudi erhalten die portugiesischen wurde sogar vor Gericht ausgetragen im Streit um die mit Fernsehprogrammen. Die Einzelnummer kostet Wochenzeitungen keine staatliche Pressehilfe. für Inserenten entscheidenden Auflagenzahlen. 1,85 Euro, das Jahresabonnement 68 Euro.

LUXEMBOURG NEWS DIGEST HAUT

232 233 Am 15. Mai 1981 gründete der Journalist, Verleger und war mit Anzeigen von Restaurants, Immobilienagenturen Jean Nicolas war von 1976 bis 1978 Redakteur des 004 2 Unternehmensberater Pol Wirtz im Verlag Paragon und Fitnesssalons gefüllt. Lëtzebuerger Journal. Während dieser Zeit gründete er - 5 7 9

Editions eine Zeitschrift für die in Luxemburg lebenden im März 1977 zusammen mit Ehefrau Christine Nicolas 1 Briten und US-Amerikaner, die über verschiedene Ver- Das schwarzweiß gedruckte Heft mit Farbumschlag im den Walferdinger Verlag Régipress, der verschiedene z einigungen ein enges Zusammengehörigkeitsbedürfnis DIN-A4-Format von 36 Seiten kostete 2,50 Euro, das regionale Gratisblätter und Freizeitmagazine heraus- pflegen, Luxembourg News Digest. Luxembourg’s only Jahresabo 75 Euro. brachte. 1981 wagte der Verlag als einer der wenigen English language newspaper (Luxemburger Nachrichten- nach dem Zweiten Weltkrieg die Herausgabe einer auswahl. Luxemburgs einzige englischsprachige Zeitung). Anfang 2003 erschien das Wochenblatt nur noch neuen Tageszeitung in Luxemburg.

14-tägig, dann verschwand es mit dem Konkurs des Konsens und Kommer Das ab April 1991 vom Verlag International City Maga- Verlags International City Magazines vollständig. Am Die erste Nummer des zweisprachigen Haut (heute) zines herausgegebene und auf Luxembourg News ver- 12. September desselben Jahres brachte Pol Wirtz das erschien am 2. Februar 1981 als „erste regelrecht kürzte City-Magazin vermischte aus der Tagespresse Magazin unter dem Titel 352, der Telefonvorwahlnum- unabhängige Tageszeitung Luxemburgs“ mit einer übernommene Nachrichten, einen größeren Kulturteil mer für Luxemburg, im Verlag New Media Group neu Schlagzeile über die mögliche Trennung des belgischen mit Kinoprogramm und Veranstaltungskalender, Klein- heraus, im selben Format, aber bei Editpress durchge- und des luxemburgischen Frankens. Auf 16 vierspaltigen anzeigen und Berichte aus den englischsprachigen hend vierfarbig gedruckt. Das donnerstags erscheinende Seiten, leicht größer als DIN A4, war die zweisprachige Immigrantenvereinen. Das untere Drittel fast jeder Seite Blatt gibt eine Druckauflage von 5 000 Exemplaren an. Zeitung in einer Art Bürooffset gedruckt. Die Einzel- nummer kostete zehn Franken, das Jahresabonnement Erste Nummer des englischsprachigen Luxembourg News Digest vom 15. Mai 1981 1 860 Franken. Die Zeitung bot eine Mischung aus Inlands- und Wirtschaftsnachrichten, Sportbericht- erstattung, Fernsehprogramm und einigen Auslands- nachrichten. Offensichtlich versuchte sie, mit einem Minimum an Kosten die Durststrecke zu überbrücken, bis sie Anspruch auf staatliche Pressehilfe bekam.

Doch gelang es ihr nicht, sich am Markt durchzusetzen, da die etablierten Konkurrenten für einen vergleichba- ren Preis wesentlich mehr Zeitung boten. Mitarbeiter der ersten Stunde kehrten dem Unternehmen den Rücken; um seine Seiten zu füllen, begann Haut schließlich, täg- lich einige Seiten des Staatshaushalts als Fortsetzungs- geschichte zu faksimilieren. Trotzdem gelang es der Tageszeitung, die sich am Ende in ein Wirtschaftsblatt für mittelständische Unternehmen zu verwandeln ver- suchte, mehr als zwei Jahre lang zu erscheinen. Heraus- geber Jean Nicolas brachte ab 1999 L’Investigateur Erste Nummer der Tageszeitung Haut heraus. vom 2. Februar 1981

Die Zeitungsherstellung ist vom Handwerk zur Industrie geworden, die kostspielige Investitionen in Farb-Offsetmaschinen verlangt

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Das Enthüllungsblatt L'investigateur vom 29. Juli 1999 L’INVESTIGATEUR

Eineinhalb Jahrzehnte nach der Tageszeitung Haut Jacques Santer füllten das Blatt während Monaten oder brachte der freischaffende Journalist Jean Nicolas eine Jahren. Der Inhalt der anonymen, französischsprachi- neue Zeitschrift auf den Markt, L’investigateur (der gen Berichte wird teils dem Blatt zugetragen, teils über- Ermittler). Das anfangs eher als vertraulichen Informa- nimmt es ihn aus der Tages- und Wochenpresse, öfters tionsbrief konzipierte, dann auch am Kiosk erhältliche druckt es Berichte und amtliche Dokumente im vollen Enthüllungsblatt berichtet Woche für Woche in reiße- Wortlaut ab. rischer Aufmachung über angebliche und tatsächliche Skandale aus der Innenpolitik und dem Wirtschaftsleben Die erste Nummer von L’investigateur erschien am Belgiens, Frankreichs und Luxemburgs, wo es auch 29. Juli 1999 im Verlag PNA in Cap. Auf 24 DIN-A4- vertrieben wird, sowie aus der Verwaltung der Europä- Seiten im Desktoppublishing hergestellt und mit oft ischen Union. Immer wiederkehrende Themen sind dem Internet entnommenen Fotos illustriert, kostet das Korruptionsvorwürfe gegen die Brüsseler Kommission, Jahresabonnement 185 Euro, die Einzelnummer sechs Pädophilievorwürfe gegen belgische Politiker und Euro. Als einziges Blatt versucht L’investigateur, seine Vorwürfe gegen den Finanzplatz Luxemburg, die zu Inhalte mittels Bücher und CD-ROM mehrfach zu ver- Komplotttheorien verwoben werden. Die Verbrechen werten. Seit dem 19. September 2003 erscheint auch des Mörders und Entführers Marc Dutroux in Belgien eine Ausgabe für Frankreich. und der Rücktritt der Europäischen Kommission unter

GRÉNGE SPOUN

236 237 Die Grüne Partei und das Aktionskomitee für Demokratie herausgegebene Grénge Spoun in seiner ersten Nummer clingpapier gedruckte etwa 16-seitige Blatt im Format 004 2 und Rentengerechtigkeit (ADR) sind die jüngsten poli- versprach, kein Parteiblatt der Grün-alternativen Partei 45 x 32 cm mit wenig Werbung kostet 1,49 Euro, das - 5 7 9

tischen Strömungen, die sich über mehrere Legislatur- zu werden, blieb er die letzte Luxemburger Zeitung, Jahresabo 65 Euro. 1 perioden etablieren konnten. Während das ADR seit deren Redaktion noch Abgeordnete der ihr nahe ste- z 1992 nur ein in mehrmonatigen Abständen erscheinen- henden Partei angehörten. Während der Spaltungen Ein Schwerpunkt des Blatts sind Themen grüner Politik: des Mitglieder- und Wahlkampfblatt De Pefferkär her- der Partei vertrat der Grénge Spoun weitgehend die Umweltschutz, gesunde Lebensweise, soziale Randgrup- ausbringt, gelang es grünen Mitgliedern und Sympathi- Positionen der Parteimehrheit. pen und Alternativkultur. Auf der Suche nach neuen, santen, eine allgemein informierende und am Kiosk nicht unbedingt zur grünen Wählerschaft gehörenden

erhältliche Wochenzeitung zu gründen. Die auf Oktober Der Grénge Spoun war die erste Zeitung, die nicht aus Leserkreisen setzte der Grénge Spoun vor allem auf sei- Konsens und Kommer datierte Nullnummer des Grénge Spoun erschien am einem der traditionellen Verlagshäuser stammte und nen mehrseitigen Veranstaltungskalender. Aus ähn- 23. September 1988 zuerst als Monatszeitung; der staatliche Pressehilfe beantragte. Nachdem sie 1989 lichen Überlegungen gab er nach 554 Nummern im Name ist ein Wortspiel aus den Bezeichnungen für zur wöchentlichen Erscheinungsweise übergegangen Jahr 2000 seinen ursprünglichen Namen auf und Grünspan und für einen umweltbewussten oder uner- war, trug sie einen längeren Rechtsstreit über die Aus- nennt sich seither Woxx. fahrenen Knirps. Obwohl der von einer Genossenschaft legung der Berechtigungskriterien aus. Das auf Recy-

Wochenzeitung für Europäer

Kurz vor dem Ende des Kalten wagen. […] Ziel war mitzuhelfen, nen Aufmachung aus einer Kriegs versuchten konservative das stalinistische System in der Mischung von außenpolitischen deutsche Kreise, den Versuch der DDR aufzuweichen und die Wende Beiträgen des Luxemburger Worts katholischen Luxemburger Zeitung herbeizuführen, nicht zuletzt durch und Korrespondenzen. von 1844 zu wiederholen. In den christliches und demokratisches Erste Ausgabe des grün-alternativen Grénge Spoun späten Achtzigerjahren „war dem Ideengut. Nach Konsultationen Doch obwohl die Wochenzeitung vom Oktober 1988 L[uxemburger] W[ort]-Direktor von im Bonner Ministerium für inner- für Europäer sich anfangs mit europäischen Verlegern deutsch- deutsche Angelegenheiten, entstand antikommunistischer Propaganda sprachiger Zeitungen in Ljubljana die Zeitung als erste paneuropäische zurückhielt, um die Erlaubnis zum der Antrag gestellt worden, eine Wochenzeitung in deutscher Verkauf in der DDR zu erhalten, Zeitung mit westlichen Ideen für Sprache“.2 lehnte die DDR ab. Da sie das deutschsprachige kommunis- sich auch nicht in Deutschland, tische Osteuropa zu konzipieren. Nach zwei Probenummern erschien Österreich, der Schweiz und Da die bundesdeutsche Presse aus die erste Ausgabe der Wochenzeitung Luxemburg gegen die gehalt- politischen Gründen in der DDR für Europäer am 20. April 1989 vollere Wochenpresse durchsetzen keinen Einlaß hatte, schlug man in einer Auflage von 8 000 Exem- konnte, scheiterte das Experiment. vor, der Verlag der Sankt-Paulus- plaren. Sie bestand in einer dem Die letzte Ausgabe erschien am Druckerei sollte das Abenteuer Luxemburger Wort nachempfunde- 31. Januar 1991.

DEN NEIE FEIERKROP

238 239 Das Ende des Kalten Kriegs stürzte die Kommunistische 004 2 Partei und ihre Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek in - 5 7 9

eine tiefe Krise. Als eine der Folgen stellte Redakteur 1 Jacques Drescher am 23. Juli 1993 die wöchentliche z Satireseite De Feierkrop (Der Schürhaken) ein. Nach zweieinhalb Monaten, kurz vor den Gemeindewahlen, brachte Drescher an der Spitze einer eigens gegrün- deten Genossenschaft am 8. Oktober 1993 Den neie

Feierkrop (Der neue Schürhaken) als selbstständige, Konsens und Kommer satirische Wochenzeitung heraus. Binnen kurzer Zeit sollte sie sich mit einer Mischung aus Klatsch, poli- tischer Satire und Enthüllungsjournalismus in Text und Karikaturen als eine der erfolgreichsten Presseneu- gründungen der letzten Jahrzehnte erweisen.

Den neie Feierkop erscheint freitags aus der Presse der Druckerei Linden auf vier zweifarbig gedruckten Seiten im Format 43 x 31 cm. Die Einzelnummer kostet 1,24 Euro, das Jahresabonnement 53,30 Euro. Anders als bei den meisten anderen Zeitungen werden deutlich mehr Exemplare des Neie Feierkrop am Kiosk als durch Abonnement verkauft.

Erste Ausgabe des satirischen Den neie Feierkrop vom 8. Oktober 1993

LE JEUDI CORREIO

240 241 Der Wirtschaftsaufschwung der Neunzigerjahre be- Zwei Jahre nach seinem Le Jeudi begann der Editpress- 004 2 schleunigte die Immigration nach Luxemburg und die Verlag im März 1999 nach dem Vorbild von Contacto - 5 7 9

Einstellung von Grenzpendlern. Das Französische wurde über seine 100-prozentige Tochter Polygraphic mit der 1 zunehmend zur wichtigsten Verkehrssprache im Land. Herausgabe der portugiesischsprachigen Wochenzei- z Dadurch entstand auch in der Presse ein neues Be- tung Correio (Kurier). Sie versprach, großen Wert auf wusstsein für die Interessen der Einwanderer, die nach Sportberichterstattung und Lokalnachrichten zu legen. der Ratifizierung des Maastrichter Vertrags nach und nach auch politische Rechte bekamen. Die traditionel- Der erste Teil von Correio ist Nachrichten aus Luxem-

len Verlage wollten diese Leserschaft nicht mehr dem burg, teilweise als eine Art Presserevue der vorherge- Konsens und Kommer Républicain lorrain überlassen. So brachte Editpress henden Woche, gewidmet. Öfters tauchen aktuelle eine eigenständige Wochenzeitung heraus, das konkur- Fragen auf, die auch von der Gewerkschaft OGB-L the- rierende Luxemburger Wort belebte 1999 seine schon matisiert werden, die den Editpress-Verlag kontrolliert, einmal eingestellten französischsprachigen Seiten doch die Arbeitswelt selbst spielt kaum eine Rolle im wieder. Correio. Dafür bietet der zweite Teil von Correio dann ausgiebig Vermischtes, Sport und Berichte über das Am 17. April 1997 erschien die erste Nummer von portugiesische Vereinsleben. Internationalem und Le Jeudi (der Donnerstag) im Verlag Editpress, der Innenpolitik aus Portugal wird kaum Platz eingeräumt. neben dem Tageblatt auch den portugiesischen Correio herausgibt. Während Correio sich an eingewanderte Das vierfarbig gedruckte Blatt von 16 Seiten im Format Arbeiter richtet, scheint Le Jeudi eher für eingewanderte 47 x 31,5 cm kostet, wie der konkurrierende Contacto, Bankangestellte und Europabeamte gedacht zu sein. 0,62 Euro. Seine Auflage gibt Correio mit 15 000 Exem- Im Leitartikel der ersten Ausgabe versprach Le Jeudi, plaren an. die Luxemburger und die Einwanderer einander näher zu bringen und letztere über die Luxemburger Ver- hältnisse zu informieren. Der portugiesischsprachige Correio vom 13. April 1999 Erste Nummer des französischsprachigen Le Jeudi vom 17. April 1997 Der donnerstags erscheinende Le Jeudi nennt sich im Untertitel eine luxemburgische Wochenzeitung auf Französisch. Neben dem Titelkopf zeigt eine Vignette die auf dem Stier reitende Europa. Das in mehreren Heften gedruckte Blatt von etwa 40 Seiten im Format 48 x 31,5 cm gibt sich im knappen journalistischen Stil und in der Aufmachung magazinähnlich. Die Einzelnum- mer kostet 1,50 Euro, das Jahresabonnement 60 Euro.

Tageszeitung solltesieauchsonntagserscheinen. T Erste Nummerderfranzösischsprachigen über Le Quotidien als selbstständigeT Da derStar Républicain lorrain konnte, gründeten breitung entsprechendeZahlvonAnzeigenerhalten zurückgegangen warundsieauchnieeineihrerVer- Républicain lorrain Nachdem derVerkauf der LuxemburgerAusgabedes staatliche herausgegeben wurdeunddamitauchAnspruchauf sprachige Tageszeitung ersetzen, dieinLuxemburg seine bekannt wurdeundderSankt-Paulus-Verlag umgehend T Leser bezeichnetedasBlattsichalsersteunabhängige erschien am14.November2001.IneinemWort andie gesellschaft Lumédia.SiesolltedieLokalausgabedes 26. September2001zugleichenTeilen dieAktien- LE QUOTIDIEN ageszeitung ageszeitung undhof nehmen undneuegewinnenzukönnen. Luxemburger-Wort Le Quotidien Pr t von essehilfe bekam.AlseinzigeLuxembur sein Erscheinenvor. DieersteAusgabe Le Quotidien vom 14.November2001 Républicain lorrain ageszeitung herausgab,verlegteauch fte, dieLeserdes durch eineneue,französisch- in denNeunzigerjahrenstetig -Beilage (die T La Voix duLuxembourg ageszeitung) vor Républicain lor und Editpressam zeitig rain ger listen liefer Im KampfumLeser, AnzeigenkundenundJourna- nommen. Républicain lorrain Zuge weitr Le Quotidien Tageblatt Agenturbeiträgen, vom Der größteTeil derZeitungbestehtausEigen-und von denzurückhaltenderenKonkurrentenabzuheben. und SportteilsichalspopuläreTageszeitung breiten Titelgeschichten einem Luxemburger nachrichten, versuchte, mitspektakuläraufgemachtenLokal- 47 x31,5cmgroßenHeftenhergestellte inzwei Der vonAnfanganimVierfarbdruck das Quar Einzelnummer imFor Sonntagszeitung inLuxemburgmehrgab.Die einstellen, sodasseserstmalsseitJahrzehntenkeine Am 20.Oktober2002 musste einzelne Sportresultate undLokalnachrichten,von einzelne Sportresultate talsabonnement 43,50Euro. und eichender Sparmaßnahmen seinevom ten sich einen kostspieligenKonkurrenzkampf. Revue übernommene Sonntagsausgabe mat 47x31cmkostet90Cents, La V das Fernsehprogrammüber- Républicain lorrain oix duLuxembour Le Quotidien Le Quotidien werden g und im

Konsens und Kommerz 1975-2004

Erste Nummer der französischsprachigen Tages- zeitung La Voix du Luxembourg vom 2. Oktober 2001

LA VOIX DU LUXEMBOURG

244 245 Als die Absicht von Républicain lorrain und Editpress zeigen, Börsenkursen, Fernsehprogrammen und ver- 40 004 9 1 2 - publik wurde, eine neue französischsprachige Tages- schiedene Beilagen übernommen werden. Kultur und - 4 5 1 7 9 9 1 zeitung herauszubringen, beschloss der Sankt-Paulus- Vermischtes beziehen sich stark auf Lothringen und 1 z

Verlag kurzfristig, die französischsprachigen Seiten des Frankreich im Allgemeinen. ung Luxemburger Worts als selbstständige Tageszeitung herauszugeben. Diese waren am 8. Januar 1972 als Die vierfarbig gedruckte Einzelnummer kostet 70 Cents, Beilage La Voix du Luxembourg geschaffen und vom das Quartalsabonnement 30 Euro.

16. September 1978 bis zum 10. Juli 1999 bereits ein- Die Radikalisier

mal eingestellt worden. Die erste Nummer von La Voix Konsens und Kommer du Luxembourg (die Stimme Luxemburgs) erschien am 2. Oktober 2001 im Format von 57 x 40 cm des Luxemburger Worts auf 32 durchgehend farbig illus- trierten Seiten.

Im Gegensatz zu den traditionellen Tageszeitungen ist der Stil der Zeitung betont unpolitisch, die Beiträge sind in der Regel kürzer, die Schrift und die Fotos größer. Eine farbigere und abwechslungsreichere Titelseite als beim Luxemburger Wort soll auch Kioskkäufer anspre- chen. La Voix profitiert davon, dass sie ihre Anzeigen- seiten gemeinsam mit dem Luxemburger Wort verkauft, von dem auch ganze Seiten mit Klein- und Familienan-

1 Forum, Mai 2000, S. 47 2 Hellinghausen 1998, S. 99 ZEITUNGEN IN LUXEMBURG LITERATURVERZEICHNIS

246 247 Association luxembourgeoise des tique et littéraire, S. 140-141, VI L’Écho des l’enregistrement, du notariat et de jurispru- journalistes Forêts, S. 141-142, VII Affiches, annonces dence, S. 470-474, XXXIII Recueil général

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Vertheidigungsrede des Advokat-Anwaltes thums Luxemburg, S. 219-220, 245-251, 1900 Philipp Bech für das „Luxemburger Wort“. 278-281, 308-310, XIV Luxemburger XXXVIII Luxemburger Wort, S. 146-155, Aus dem Französischen übersetzt, Wochenblatt, S. 355-362. 207-215, 257-265, 434-442, 497-506, Zeitungen in Luxembur Luxemburg, Sankt-Paulus-Druckerei, 1889, 1896 537-541. 60 S. XV Journal de la ville et du Grand-Duché de 1901 Luxembourg, S. 20-23, 65-67, XVI Feuille XXXVIII Luxemburger Wort, S. 71-82, Bertaud, Jean-Paul d’annonces du Grand-Duché de 118-130, 171-185, 218-232, 281-288, La presse et le pouvoir de Louis XIII à Luxembourg, S. 67, XVII Wochen-Blatt für 457-462, 520-530, 561-571, 654-678. Napoléon I er, Paris, Librairie académique Bürger und Landleute, S. 134-138, 1919 Perrin, 2000, 277 S. XVIII Diekircher Wochenblatt, S. 186-191, Die Zukunft, S. 62. 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Zeitungen in Luxemburg Literaturverzeichnis

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Zeitungen in Luxemburg Literaturverzeichnis ZEITUNGEN IN LUXEMBURG TITELVERZEICHNIS

254 255 Tendenz von bis Standortnachweis Seite

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Trier Rh1513 8° 30 L’Écho des forêts et des départements circonvoisins neojakobinistisch 5.10.1799 ? 30.11.1799 ANF F1 bII Forêts 1 33 Bulletins de la Grande Armée Frontbericht 12.10.1805 ? 15.10.1809 BNL LZ 363 34 Affiches, annonces et avis divers de la ville de Luxembourg Intelligenzblatt ? ? 5.1814 35 Luxemburger Wochenblatt liberal 7.4.1821 8.7.1826 BNL LZ 548 41 Journal de la Ville et du Grand-Duché de Luxembourg liberal 1.7.1826 29.6.1844 BNL LQ 1027 43 Wochen-Blatt für Bürger und Landsleute liberal 25.2.1837 25.11.1837 46 Diekircher Wochenblatt liberal 2.12.1837 30.12.1848 48 Luxemburger Zeitung katholisch 3.7.1844 15.6.1845 BNL LQ 1001 48 Courrier du Grand-Duché de Luxembourg demokratisch 3.7.1844 ? 20.12.1868 BNL LQ 1008 54 Der Grenzbote frühsozialistisch 3.1.1848 28.7.1848 ANL JXM 118 59 Der Volksfreund regierungstreu 7.4.1848 29.6.1849 BNL LQ 1059 62 Luxemburger Wort katholisch 23.3.1848 heute BNL LQ 1 67 L’Arlequin satirisch 15.4.1848 10.5.1848 ANL G38bis 72 Der Wächter an der Sauer linksliberal 3.1.1849 30.12.1857 BNL LQ 1009 78 6.10.1860 31.12.1867 Der Patriot/Le Patriote restaurativ 1.7.1849 31.12.1854 BNL LQ 1077 80 La Quotidienne luxembourgeoise konservativ 10.12.1853 24.12.1856 BNL LQ 1098 83 Luxemburger Journal 1.1.1855 31.1.1855 84 La Revue regierungstreu 1.2.1855 31.12.1857 BNL LQ 1056 87 Luxemburger Nationalzeitung konservativ 2.3.1856 4.5.1856 ANL JXM 11 88 Le Gratis luxembourgeois konservativ 1.1.1857 4.9.1858 88 Luxemburger Zeitung amtlich 2.1.1858 30.9.1859 BNL LQ 1007 90 Der Telegraph regierungstreu 2.1.1858 3.10.1860 ANL JXM 348-349 92 L’Union antidemokratisch 12.11.1860 1.6.1871 BNL LQ 1025 95 Ardenner Zeitung antiliberal 5.10.1862 15.11.1863 ANL JXM 15 97 Echternacher Anzeiger rein gewerblich 10.5.1863 31.12.1940 BNL LQ 1001 98 Das Land 31.10.1866 27.4.1868 ANL JXM 187-188 100 L’Omnibus 17.11.1867 ? 31.12.1870 ANL JXM 334-335 105 Luxemburger Zeitung liberal 9.3.1868 30.9.1941 BNL LQ 1007 107 256 257 Escher Journal Escher V Bür Luxemburger Volksblatt Der Patriot Luxembur Escher Courrier Ettelbrücker Zeitung Escher Post Luxemburger Post Luxembur Der For Das Echo/L’Écho Luxembur Der Moselbote Escher Zeitung Ar Luxemburger freiePresse Das freieWort Escher Volks-Zeitung Jour Obermosel-Zeitung Luxemburger Volksblatt Der Arbeiter La Patrie Der Landwirth Le Cour De Letzeburger Luxemburger Volks-Zeitung L’Indépendance luxembourgeoise Luxemburger Sonntags-BlättchenfürStadtundLand Der Volksfreund L’Inflexible D’Wäschfra [Eulenspiegel,Pulcinell,Haräspel,UoregZongen] L’Avenir denner Zeitung ger nal deLuxembourg - undBeamten-Zeitung[Luxembur tschritt rier d’Esch-sur olksblatt ger kleinePr ger V ger V olkszeitung olksblättchen fürHaus,W -Alzette esse ger Bür erkstatt undFabrik ger -Zeitung] oileortsh4110 8411 BNL LQ1080 28.4.1912 4.10.1902 4.1.1902 3.1.1901 sozialdemokratisch BNLLQ1090 ?25.11.1896 sozialdemokratisch demokratisch BNL LQ1060 30.3.1895 katholisch ?31.12.1909 katholisch national 20.12.1893 sozialdemokratisch BNLLQ1004 BNLLQ1071 mittelständisch 31.12.1907 ?26.12.1897 konser BNLLQ1010 Generalanzeiger 31.12.1895 18.10.1890 1.8.1888 Generalanzeiger BNLLQ1062 31.3.1887 katholisch BNLLQ1017 ?27.6.1891 nationaldemokratisch 1.4.1887 katholisch BNLLQ1003 BNLLQ1074 19.11.1884 rein gewerblich 3.4.1948 28.12.1887 17.5.1884 liberal BNLLQ1030 ?1878 antiliberal 30.9.1940 ?1880 katholisch 2.7.1881 katholisch BNLLQ1041 ?19.1.1873 katholisch 14.4.1878 3.1.1877 katholisch Generalanzeiger 5.5.1872 BNLLQ1000 BNLLQ1034 katholisch BNLLQ10 BNLLZ482 ?31.12.1934 ?15.10.1871 24.12.2001 31.12.1876 liberal katholisch 1.10.1871 ?7.10.1868 2.6.1871 BNLLQ1029 StandortnachweisSeite liberal 8.12.1869 23.2.1869 ?10.5.1884 bis BNLLQ 1033 ?8.1868 liberal ?9.1871 16.5.1868 beamtenfreundlich konservativ von katholisch 21.4.1868 liberal reaktionär satirisch annexionistisch Tendenz vativ liberal 18.12.1898 28.12.1898 24.12.1894 13.3.1897 4.10.1896 18.3.1893 29.9.1888 23.9.1885 BNL LQ1055 30.9.1887 16.7.1884 1.7.1888 1.4.1893 3.1.1878 2.1.1873 872..86BNL LQ1051 29.3.1896 ? 1887 ? 23.12.1896 ? 29.12.1939 .118 BNLLQ1075 ? 4.11.1882 ? 28.9.1923 28.12.1901 31.12.1900 29.9.1889 ? 1898 ? ? ? BNL LQ1050 BNL LQ1092 BNL LQ1108 BNL LQ1091 ANL JXM336-338 BNL LQ1086 GSL LUX700017 BNL LQ1032 BNL LZ611 162 161 157 155 155 153 152 151 150 148 147 144 144 142 142 134 133 132 129 128 126 124 123 120 120 119 118 117 115 114 113 113 110 109 108 Lëtzebuerger Journal Unio’n De fr Eis Zeitung Die W Nationalblatt De Mitock Die neueZeit Das fr Luxemburger Volksblatt Arbeiterstimme [V L A-Z Luxembur De Gukuk L Der Kampf Sozialer Fortschritt D’Natio’n Der Proletarier[Arbecht,OGB-Laktuell] Der Gewerkschaftler Die Volksstimme Die Laterne Soziale Republik Die Schmiede Jung-Luxemburg Luxembur Die neueZeit Das LuxemburgerVolk Der armeTeufel Sauer-Zeitung Ardenner Bauer Der Volksbote Die Volkstribüne Escher Tageblatt ’action féminine ’Écho del’industrie eie Lötzebur ahr eie W heit ger Illustrier ger Nachrichten or t ger olksstimme] te iea ..98hueBNLLQ4 heute 5.4.1948 Juli1942 BNLLQ1052 10.5.1940 liberal August 1941 konser 15.10.1937 BNLLQ 1035 W 30.10.1941 Widerstandszeitung W 27.5.1933 nationalsozialistisch satirisch ?31.3.1934 antifaschistisch fr BNLLZ9 ? 12.8.1922 rechtsextrem kommunistisch BNL LQ92 heute BNLLQ1021 Frauenzeitschrift heute konser 1915 satirisch BNLLQ1049 BNLLQ1029 November1920 BNLLQ1079 ?28.6.1919 Unter 5.7.1919 5.5.1917 kommunistisch BNLLZ601 gewerkschaftlich 8.9.1917 ?27.4.1940 nationalistisch BNLLQ1020 13.1.1917 BNLLQ1012 gewerkschaftlich 1908 9.8.1914 2.12.1916 gewerkschaftlich 5.4.1914 gewerkschaftlich BNLLQ1040 ?5.5.1940 gewerkschaftlich 16.3.1911 BNLLQ1023 ? sozialistisch September1929 BNLLQ1050 sozialistisch ANLJXM362-366 10.12.1903 31.12.1919 ?5.7.1914 29.11.1903 StandortnachweisSeite katholisch bis konser BNLLQ2 linksliberal ? heute 2.4.1899 christlichsozial sozialistisch von liberal 30.6.1913 demokratisch demokratisch sozialdemokratisch Tendenz eidenkerisch iderstandszeitung iderstandszeitung emretn 4812 et BNLLQ62 heute 14.8.1920 nehmerzeitung vativ vativ vativ eebr13 90BNLLV 243 1940 Dezember 1933 ? Febr Oktober 1941 10.10.1944 15.10.1927 18.11.1920 1.10.1936 5.12.1912 a 91August1942 uar 1941 1.1.1920 1.9.1929 219 81.92BNLLQ1084 ?28.12.1912 12.1898 ? 1940 BNLLQ1078 ?28.6.1919 ? 1917 1930 1924 September 1936 11.94BNLLQ1089 ? 31.12.1914 August 1942 Januar 1923 ? Mär ? 1.5.1940 31.8.1944 ..98BNLLQ1026 3.4.1948 8.1.1940 z 1940 97BNLLQ1073 1927 ? BNL LQ1087 BNL LZ22 BNL L BNL LQ1024 BNL LQ1095 BNL LQ1012 V 242 208 208 202 201 200 199 194 193 192 190 190 189 188 187 187 186 185 183 182 181 181 180 179 178 176 175 170 169 167 166 165 165 164 164 163

Zeitungen in Luxemburg Titelverzeichnis 258 259 Diese ListezähltnichtalleinLuxemburgerschienenenZeitungenauf. Séminaire deLuxembourg,StB.Trier StadtbibliothekTrier, ANFArchivesnationales[deFrance] Abkür La V Le Quotidien Cor Le Jeudi Den neieFeierkrop Wochenzeitung fürEuropäer Grénge Spoun[Woxx] L Haut Luxembourg NewsDigest[352] Télécran Contacto Forum Klassenkampf [SozialisteschAktioun] La Meuse-Luxembourg France JournalLuxembourg Le RépublicainlorrainLuxembourg D’Lëtzebuerger Land Revue Zeitung vumLëtzebuergerVollek De Peck-Villchen L’Indépendant ’Investigateur reio oix duLuxembour zungen: BNL BibliothèquenationaledeLuxembour g g, ANLAr chives nationalesduGrand-DuchédeLuxembour aiic .019 et BNLLQ110 heute BNLLQ74 heute 8.10.1993 31.1.1991 BNLLV 825 20.4.1989 heute 23.9.1988 BNLLV 424 satirisch heute antikommunistisch April1991 grün-alternativ Enthüllungsblatt 31.1.1976 englischsprachig BNLLQ6 heute Fer BNLLV 244 BNLLQ5 BNLLZ207 heute heute ?1956 StandortnachweisSeite linkskatholisch BNLLQ1065 bis tr ? 1.1.1954 1.9.1945 1.7.1946 28.9.1945 von wirtschaftsliberal 6.9.1945 Familienillustrierte kommunistisch satirisch regierungsfeindlich Tendenz otzkistisch nsehmagazin 41.01hueBNLLQ14 heute 14.11.2001 Mär 9719 et BNLLV 2012 heute BNLLV 645 heute 29.7.1999 21.1.1978 2.10.2001 17.4.1997 BNLLQ3 13.11.2001 15.9.1961 1.5.1970 ..91?BNLLV 33 ? 2.2.1981 BNLLQ1120 15.6.1980 3.1.1962 .96?BNLLQ1119 ? ? 7.1946 90hueBNLLQ58 heute ? 1970 99hueBNLLQ170 heute z 1999 g (SignaturderMikrofilmkopien),GSLBibliothèqueduGrand 92BNLLQ141 ? 1992 heute heute BNL LQ13 BNL LQ154 244 243 241 240 238 236 236 234 233 232 231 230 229 220 219 219 218 216 215 213 211 210

Zeitungen in Luxemburg Titelverzeichnis Seit dem Erscheinen der ersten Zeitung vor dr kamen bis heute weit über 400 verschiedene periodische Veröffentlichungen in Luxembur Zeitungen im enger ei Jahrhunder ten ihren gestalterischenen Reichtum, Sinn. Sie ihrüberg heraus, davon ein Drittel ihre häufige Funktion als „nationale Lokalprraschen nicht nur dur vor allem auch dur e Mehrsprachigkeit und spielte ch die Pr ch ihre politische V Ent esse deshalb eine herausragendeesse“, Rolle sonder für die wicklung ielfalt. V n kratie in Luxemburder öffentlichen Debatte und damiton der Anfang Demo an g. -

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