Zeitungen in Luxemburg 1704-2004 Inhalt
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ZEITUNGEN IN LUXEMBURG ROMAIN HILGERT 1704-2004 SERVICE INFORMATION ET PRESSE ZEITUNGEN IN LUXEMBURG ROMAIN HILGERT 1704-2004 SERVICE INFORMATION ET PRESSE ZEITUNGEN IN LUXEMBURG 1704-2004 AUTOR Romain Hilgert HERAUSGEBER Service information et presse du gouvernement luxembourgeois UMSCHLAGFOTO Marcel Strainchamps (BNL) FOTOS Marcel Strainchamps (BNL) sowie CHAN, Paris Editpress Luxembourg Imprimerie Centrale Christian Mosar Saint-Paul Luxembourg Trash Picture Company und Autor KONZEPT UND LAYOUT Vidale-Gloesener DRUCK Imprimerie Centrale © OKTOBER 2004 ISBN: 2-87999-135-8 ZEITUNGEN IN LUXEMBURG 1704-2004 INHALT 002 Zeitungen in Luxemburg Einleitung 010 Das Exportgeschäft 1704-1795 028 Der Beginn einer politischen Debatte 1795-1815 038 Die Geburt der liberalen Presse 1815-1848 058 Der Sieg der Pressefreiheit 1848 074 Die Ministerzeitungen 1848-1865 102 Das goldene Zeitalter 1866-1888 136 Die Spezialisierung 1888-1914 172 Die Radikalisierung 1914-1940 196 Nazi-Blätter und Untergrundzeitungen 1940-1944 204 Die stabile Parteipresse 1945-1974 222 Konsens und Kommerz 1975-2004 246 Literaturverzeichnis 254 Titelverzeichnis ZEITUNGEN IN LUXEMBURG 2 3 Die Presse ist ein wichtiges Werkzeug der Demokratie. Die ersten im 18. Jahrhundert erschienenen Luxemburger Zeitungen versorgten ihre wenigen einheimischen Leser mit Nachrichten, aus denen sie sich ein Bild von der Welt machen konnten. Damit im entstehenden National- staat die unterschiedlichen Weltbilder, je nach Interessen- lage, öffentlich dargelegt, verhandelt und kritisiert werden konnten, war die Pressefreiheit eine der häufigsten Forderungen in der Revolution von 1848. Danach waren Parteizeitungen die jeweils ersten Schritte zur Jahre oder Jahrzehnte später erfolgten Gründung von Parteien. Und auch wenn Zeitungen, Radio und Fernsehen bis heute fehlerhaft und einseitig über einen Krieg am anderen Ende der Welt berichten, so wüssten ohne sie nicht einmal ihre unerbittlichsten Kritiker, dass ein Krieg am anderen Ende der Welt tobt. Was der Presse gegen- über den elektronischen Medien an Aktualität fehlt, kann sie durch Ausführlichkeit und Analyse wettmachen. Luxemburg ist eine Nation von Zeitungslesern. Nach der Eurobarometer-Umfrage European citizens and the media vom Mai 2003 lesen heute zwei Drittel (62,7 Prozent) der Einwohner Luxemburgs täglich, das heißt fünf- bis siebenmal in der Woche, eine Zeitung. Das ist eine der höchsten Raten in der Europäischen Union, sie wird nur übertroffen von Schweden (77,7 Prozent), Finnland (77,9 Prozent) und dem Nach- barland Deutschland (65,5 Prozent). In den Nachbar- ländern Belgien und Frankreich lesen dagegen nur halb so viele Leute (31,2 bzw. 32,2 Prozent) Tageszeitung wie in Luxemburg. Nur 4,4 Prozent der in Luxemburg befragten Männer und neun Prozent der Frauen gaben an, niemals Zeitung zu lesen. Seit im Juli 1704 der französische Journalist Claude Jordan und der aus Frankreich stammende Drucker und Verleger André Chevalier die erste Zeitung in Luxemburg 4 5 herausgaben, La Clef du cabinet des princes de l’Europe liberale, republikanische, grüne, sozialistische und Zum Erfolg der Luxemburger Presse trägt ihre nicht erklärt sich auch damit, dass diese Zeitungen nicht nur g ou recuëil historique & politique sur les matieres du kommunistische bis zu trotzkistischen, maoistischen einzigartige, aber doch eigenartige Mischform bei: die einer wirtschaftlichen, sondern auch einer politischen tems, sind weit über 400 Zeitungen und Zeitschriften und anarchistischen Zeitungen. einflussreichsten Luxemburger Zeitungen sind seit ein- Rentabilität gehorchen. Die große Mehrheit gehört gesell- auf dem Gebiet des heutigen Großherzogtums erschie- einhalb Jahrhunderten gleichzeitig nationale Zeitungen, schaftlichen Interessengruppen, wie dem Erzbistum, nen. Ihre genaue Zahl ist nicht mehr festzustellen, denn Doch nur eine Minderheit der Hunderte von Titeln sind Lokalzeitungen und Parteizeitungen. Das schafft bis Parteien und Gewerkschaften. So war die Einführung der ein Teil von ihnen ist in keiner Bibliothek erhalten, weil politisch relevante Zeitungen im engeren Sinne, die heute eine doppelte und dreifache Bindung der Leser staatlichen Pressehilfe nach den goldenen Dreißigern der Zeitungen in Luxembur die Geschichte der Luxemburger Presse auch eine allen Kriterien von Aktualität, Periodizität, Publizität und an ihre Zeitungen, die sicher – zusammen mit einem Nachkriegswirtschaft im 20. Jahrhundert auch als eine Geschichte von Zwergzeitungen mit dreistelligen und Universalität gehorchen und von denen das vorliegende zeitweise sehr strengen Kolportageverbot – dazu beiträgt, Form der Parteihilfe gedacht, die ein Sprachrohr für jede manchmal zweistelligen Auflagenhöhen ist. Buch handelt. Über die Hälfte sind amtliche Veröffent- dass die Luxemburger Presse vor allem im Abonnement im Parlament vertretene Partei gewährleisten sollte. Die lichungen, Fachzeitschriften und Vereinsblätter für vertrieben wird. Für fast alle Tages- und Wochentitel Dominanz der Parteipresse produzierte aber auch ab Die für eine Bevölkerung von 1839 gerade 170 000 Gewerkschafter, Frauen, Landwirte, Jugendliche, Jäger, übersteigt die Zahl der Abonnements wesentlich die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Form von Skepsis, die und heute knapp mehr als 450 000 Einwohnern über- Fischer, Bienenzüchter, Pfadfinder, Schüler, Feuerwehr- Zahl der im Einzelhandel verkauften Exemplare. Der eine mit Unterbrechungen bis heute besetzte Nische für raschende Vielfalt an periodischen Veröffentlichungen leute, Botaniker, Handwerker, Piloten, Soldaten, Kirch- Zeitschriftenhandel macht seinen größten Umsatz mit eine satirische Zeitung schuf. reicht von zweimal täglich erscheinenden Zeitungen gänger, Briefmarkensammler, Notare, Schachspieler, Zeitungen und Illustrierten aus den Nachbarländern. Nur bis zu Jahresalmanachen, von vierfarbigen Hochglanz- Musikanten, Gastwirte, Historiker, Kinder, Wandervögel, in wenigen Ländern ist das Angebot an tagesaktuellen Die manchmal sogar zur Familientradition gewordene magazinen bis zu in Kellern vervielfältigten Wider- Eltern, Kaufhauskunden, Kleintierzüchter, Autofahrer, ausländischen Zeitungen selbst bis in Dorftankstellen politische Loyalität der Abonnenten vermindert den standsblättern, von internationalen Zeitschriften bis zu Häftlinge, Boxsportler, Radiohörer, Kinogänger, Sprach- so reichhaltig wie in Luxemburg. Konkurrenzdruck zwischen den Titeln, von denen sich Stadtviertelzeitungen, von Literaturzeitschriften bis zu retter, Kriegsveteranen, Bauherren, Kolonisten, Poeten, die meisten kaum einem täglichen oder wöchentlichen Reklameblättern, von faschistischen, reaktionären, Fetischisten1 und Außerirdische2 oder zumindest für Die im Vergleich zur Bevölkerung hohe Zahl von Titeln – Wettbewerb am Kiosk stellen müssen. Zusammen mit nationalistischen, monarchistischen über konservative, jene, die an sie glauben. derzeit alleine sechs Tages- und elf Wochenblätter3 – der durch Kleinauflagen verursachten Kapitalschwäche 6 7 der meisten Verlage bremst dies allerdings die inhalt- anderen Ländern seit dem Zweiten Weltkrieg kaum noch tägig jeweils ein französischsprachiges literarisch- In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich g liche und technische Innovation. eine Rolle spielen. Leitartikel, Parlamentsberichte und politisches Journal im Format heutiger Taschenbücher, mit der Abtrennung des wallonischen Landesteils, der Berichte über die Pressekonferenz nach den Kabinetts- das für den Export bestimmt war. Beseitigung des Analphabetismus und der Senkung des Der winzige, zusätzlich nach Sprachgruppen aufgeteilte sitzungen nehmen einen weit größeren und wichtigeren Wahlzensus die bis heute gültige Mehrsprachigkeit der Markt und eine späte Herausbildung des Nationalstaats Platz ein als in ausländischen Zeitungen, Kommentare – Im 19. Jahrhundert erschienen wöchentlich und ab Luxemburger Zeitungen durch, das heißt die Aufteilung in: erklären wohl auch die Verspätung gegenüber den sind häufig, Reportagen und Enqueten selten. Mit den Mitte des Jahrhunderts täglich vierseitige, mittelformatige Zeitungen in Luxembur Nachbarländern, mit der im Laufe der Jahrhunderte Großstädten und ihren Boulevards fehlt auch eine Blätter erst für lokale Bürger, dann auch für Bauern – mehrsprachige Zeitungen mit vorwiegend deutschen, die Druckerei, die Presse, die Tageszeitungen oder der Großstadt- und Boulevardpresse. Anders als bei den und schließlich Arbeiter, erst Partei-, dann auch rein daneben aber auch französischen und einigen seltenen Rotationsdruck eingeführt wurden, die Presse sich spe- Druckern, ist die politische und Betriebsloyalität bei den gewerbliche Zeitungen, erst Lokalausgaben im Norden luxemburgischen Beiträgen, zialisierte und professionalisierte. Bedingt durch die nie- Journalisten noch immer ausgeprägter als das gewerk- und Osten, dann auch im Süden. drigen Auflagen und die damit verbundenen geringen schaftliche Bewusstsein. – rein französischsprachige Zeitungen. Einnahmen sind die meisten Redaktionen chronisch – Im 20. Jahrhundert nahm die Zahl der Titel ab und unterbesetzt und sollen doch Zeitungen herstellen, Trotz Verspätungen und Besonderheiten ähnelt die die Seitenzahl zu, die Zeitungen wurden durch horizon- Ende des 20. Jahrhunderts kamen portugiesisch- und deren Leser sie bewusst oder unbewusst mit großen Entwicklung der Luxemburger Presse derjenigen ande- talen Umbruch und Fotos optisch interessanter und englischsprachige Wochenzeitungen für die zahlreichen ausländischen Titeln vergleichen – und die noch deutlich rer Länder. Im Laufe der Jahrhunderte