Schmid Vortrag

Total Page:16

File Type:pdf, Size:1020Kb

Schmid Vortrag Die Protestanten und die Wallfahrt zum Heiligen Rock 1844 Meine Damen und Herren, 1844 erschien im „Rheinischen Kirchenblatt“, einer „katholische(n) Zeitschrift zur Belehrung und Erbauung“, ein namentlich nicht gekennzeichneter Artikel unter der Überschrift „Erinnerungen aus einer Pilgerfahrt nach Trier“. Morgens um halb sechs trafen sich die Reisenden in Koblenz, um nach einem Schlag der Signalglocke auf ein Dampfschiff zu steigen. „Die aufgehende Sonne zeigte uns die prachtvolle Gegend und verkündete einen prachtvollen Tag.“ Das Moseltal entzückt den Autor: „So mochte einst die Erde gewesen seyn, als Gott sie schuf und sah und gut fand.“ Das Schiff war gut besetzt, viele Frauen und Kinder waren dabei. „Auch diese Unschuldigen sollten den h. Rock sehen, auf dessen Aermeln der Heiland einst die Kindlein gehoben und dem Volke gezeigt hat mit den Worten Lasset die Kindlein zu mir kommen …“ Besonders freut unseren anonymen Autor, dass die Mütter die Zeit auf dem Schiff dazu nutzen, ihren Kindern das Beten beizubringen: „Erbaulich ist es anzusehen, wie sie standen vor den Knien ihrer Mütter mit gefalteten Händchen, die Augen hernieder gesenkt … die Blicke der Mütter ruhten lächelnd auf ihnen wie schützende Engel.“ Als er selbst noch ein Kind war, sagten die Eltern zu ihm: „Kind, halte hübsch deine Händchen auf der Brust und wende deine Augen nicht davon ab; das Jesuskindlein wird sodann vom Himmel herabsteigen zu dir, sich setzen auf die Spitze deines Mittelfingers und die Füße ruhen lassen auf deinem Zeigefinger; du wirst deinen Heiland sehen, wie Er das Kreuz beschaut, welches deine Daumen bilden …“ Nach einem gemeinsamen Abendgebet ging die Schiffsgesellschaft an Land und übernachtete in Traben und Trarbach. Schon um vier Uhr in der Frühe ging es weiter. Mittags ließ man sich das Essen auf dem Verdeck servieren, um ja nichts zu versäumen. 26 Schiffsprozessionen zählte der Autor an diesem Tag, „alle in aneinander geknüpften Barken, aus deren Mitte Kreuz und Fahnen hervorragten. Wir hörten sie meist beten und singen, bevor wir sie sahen. Alle waren von Geistlichen begleitet, alle gaben uns ein Beispiel, wie man vor Gott wallfahren müsse.“ Schließlich erreichte das Dampfschiff Trier, und mit einigen Notizen zu den Trierer Märtyrern, deren Blut die Mosel rot färbte, und zum Heiligen Rock endet der Bericht. Der Text gibt uns ein anschauliches Stimmungsbild von der Wallfahrt zum Heiligen Rock im Jahre 1844. Bei dem Autor dürfte es sich um einen katholischen, gebildeten und nicht ganz unvermögenden Mann gehandelt haben. Die erst seit 1841 mögliche Fahrt mit einem Dampfschiff war nur für einen Bruchteil der Pilger erschwinglich, zudem waren die Kapazitäten begrenzt. Weiter wirft der Bericht ein Schlaglicht auf die in diesen Jahren entstehende katholische Publizistik, die die kirchliche Auffassung zu politischen, religiösen und gesellschaftlichen Zeitfragen in Lesevereine, Gemeinden und viele Haushalte brachte. Und zum Dritten muss man nicht nur die gelehrten Bücher dieser Zeit zum Heiligen Rock lesen, sondern auch die zahlreiche Kleinliteratur, die Andachtsbücher und Gebetszettel, mit denen die Pilger den Heiligen Rock anrührten und die sie mit nach Hause nahmen. Hier zeigt sich abseits der theologischen und akademischen Grabenkämpfe eine breite Rezeption des Trierer Ereignisses. Zum Vierten spiegeln sich in dem Bericht nicht nur zeitgebundene religiöse Vorstellungen, sondern auch die zentralen Schlagworte von Ruhe und Ordnung wider: Dies war nicht nur erste Bürgerpflicht, sondern auch eine zentrale Vorgabe des preußischen Staates. Hätte eine Gefahr für die öffentliche Ordnung bestanden, dann hätte die Regierung einen Vorwand gehabt, die ohnehin misstrauisch beäugte Wallfahrt zu verbieten. Zum Fünften gibt uns der Bericht einen interessanten Einblick in ein Jahrhundert, in dem Vormoderne und Moderne noch unverbunden nebeneinander standen. Es ist ein Jahrhundert der Naturwissenschaften, Erfindungen und Entdeckungen. Eisenbahnbau und Industrialisierung veränderten die Lebens- und Arbeitswelt nachhaltig. Meine Damen und Herren, seit letzter Woche wird wieder einmal der Heilige Rock ausgestellt. Zum ersten Mal hat der Bischof die Evangelische Kirche im Rheinland zu einer ökumenischen Wallfahrt eingeladen, worüber die Meinungen recht geteilt sind. Grund genug, in diesem Jahr nicht nur über 500 Jahre Wallfahrt zum Heiligen Rock zu forschen, sondern auch die Frage zu stellen, welche Bedeutung diese Wallfahrt für die evangelischen Gemeinden an der Mosel hatte, eine Frage, die ich zunächst am Beispiel der Gemeinde Winningen, einer evangelischen Enklave an der Untermosel, beantworten will. Zum Vergleich will ich dann einen Blick auf Koblenz, vor allem aber auf Trier werfen, zwei preußische Garnisons- und Verwaltungszentren mit großen Diasporagemeinden, gleichzeitig aber auch zwei Vororte des streitbaren und streitlustigen Katholizismus. Im letzten Teil gebe ich dann einen kurzen Ausblick auf die Rolle der Trierer Protestanten bei den späteren Wallfahrten. Doch zunächst einige Sätze zur Wallfahrt von 1844: Seit 1815 gehörte das Bistum Trier zur preußischen Rheinprovinz. Zwischen dem von einem evangelischen König regierten, aufgeklärten Staat und der auf die Tradition eines geistlichen Fürstentums zurückblickenden Kirche kam es zu einer ganzen Reihe von Konflikten: Zu nennen sind der Mischehenstreit, die daraus resultierende Inhaftierung des Kölner Erzbischofs Clemens August Droste zu Vischering 1837 und die Auseinandersetzungen um die Besetzung des Trierer Bischofsstuhles (1836-1842). In diesem Kontext sollte und konnte die von Bischof Wilhelm Arnoldi veranstaltete Ausstellung des Heiligen Rocks durchaus als kirchenpolitisches Signal verstanden werden. Die Wallfahrt, die 700.000 Pilger nach Trier führte, rief ein bisher unbekanntes publizistisches Echo hervor. Auf der einen Seite erschienen offizielle Publikationen, die die Geschichte des Heiligen Rocks und den Erfolg der Wallfahrt ins rechte Licht rückten. Auf der anderen Seite gab es eine Flut von theologischen, philologischen, medizinischen und polemischen Schriften, die sich u. a. mit der Frage der Echtheit und den Wunderheilungen befassten. Auch von Teilen des in der Tradition der Aufklärung stehenden katholischen Klerus wurde die Wallfahrt kritisiert. Es gelang den konservativen Kräften, die als Ultramontane, als Römlinge, bezeichnet wurden, aus den Dörfern (Bauern und Winzer) und Kleinstädten (Handwerker, Bergarbeiter) zahlreiche Pilger zu mobilisieren, deren Wallfahrt als „Kreuzzug der Massen“, als „Völkerwanderung zum Heiligen Rock“ gedeutet wurde. Das ursprünglich sponheimische Winningen ist noch heute eine evangelische Enklave an der Mosel, die wie das bekannte gallische Dorf von katholischen Gemeinden mit spitzen Kirchtürmen belagert wird. Was sagten die Winninger zu der Wallfahrt zum Heiligen Rock? Fast zwei Monate lang – vom 18. August bis zum 6. Oktober 1844 – fuhren Pilgerschiffe und Schiffsprozessionen an Winningen vorbei, die beim Passieren dieses Ketzernestes sicherlich besonders laut sangen. Eine noch größere Pilgerschar durchquerte auf der Landstraße Winninger Territorium: Aus dem Tagebuch der Neuwieder Pilgerin Anna Fröhlich von 1844 wissen wir, dass sie mit einer Prozession der beiden Koblenzer Pfarreien auf der Landstraße über Metternich, die Eiserne Hand, Lonnig usw. nach Karden zog. Die Passage an der Eisernen Hand hatte den Vorteil, dass sie nicht durch die Gemeinde selbst führte. Insofern kamen die Winninger Bauern und Winzer kaum in unmittelbaren Kontakt mit den Pilgern. Durch Gemünden im Hunsrück zogen 1844 mehrere Prozessionen u. a. aus Kreuznach. Vermutlich standen die Protestanten am Straßenrand und brachten deutlich zum Ausdruck, was sie davon hielten: Zuschauer, die die Mütze aufbehielten, die Pfeife im Mund beließen und die Hände in den Taschen, provozierten natürlich die Pilger. Ein Pfarrer ärgerte sich so, dass er einen Jungen ohrfeigte, was zu einem Tumult führte. Eine sehr anschauliche Vorstellung dieser Konflikte zeigt uns die Geschichte der „Frommen Helene“ von Wilhelm Busch aus dem Jahre 1872 auf, in der er gnadenlos die Welt der Spießbürger aufs Korn nimmt. Auch wenn solche Szenen für Winningen nicht überliefert sind, haben wir doch zwei Zeugnisse, die deutlich machen, dass sich die Einwohner über die Wallfahrt geärgert haben. Das erste befindet sich in dem Manual-Buch des Winzers und Landwirts Karl Sünner. Dieser notierte zum Jahr 1844: „In dieser Zeit war ein großer Unfug im Lande.“ Tausende eilten nach Trier, „um den Rock zu sehen oder anzubeten.“ „Arme Leute verkauften alles, was sie hatten, und trugen es dahin, um gesund zu werden, sie wurden aber noch kränker; etliche sind auch gestorben auf der Reise.“ Hier greift Sünner zwei Elemente auf, die auch in der zeitgenössischen Publizistik eine große Rolle spielten: Den Vorwurf, die Wallfahrt treibe die armen Leute endgültig ins Elend, hatte auch der schlesische Priester Johannes Ronge in seinem Sendschreiben an Bischof Arnoldi erhoben, ein Sendschreiben, das in einer sechsstelligen Auflage verkauft wurde und dann zur Abspaltung der Altkatholiken führte. Wunderheilungen galten als Beweis für die Echtheit der Reliquie und die Wirkmächtigkeit ihrer Verehrung. Nach der Wallfahrt von 1844 veröffentlichte der Arzt Valentin Hansen im Auftrag Bischof Arnoldis eine umfangreiche Dokumentation, die zu einer erbitterten publizistischen Kontroverse führte. Die wundersame Heilung der Johanna Freifrau Droste zu Vischering fand in einem populären Spottlied ihren Niederschlag. Weiter berichtet Sünner, der heilige
Recommended publications
  • Wie Fromm Waren Die Winninger Im 19. Jahrhundert? Eine Evangelische Enklave Im Kulturkampf
    Wolfgang Schmid Wie fromm waren die Winninger im 19. Jahrhundert? Eine evangelische Enklave im Kulturkampf Seit spätestens 1575 gilt Winningen an der Mosel als evangelische Muster- gemeinde. In diesem Jahr sprach ein Visitationsprotokoll von einer »feinen, wohlgezogenen Gemeinde […] mitten unter Papisten gelegen«1. 250 Jahre später (1831) veröffentlichte Johann August Klein eine Beschreibung des Moseltals. Er berichtete von »einem wohlhabenden Marktflecken. Gutaussehende Häuser, regelmäßig ge- reiht, reinliche, gepflasterte, wenn auch schmale Straßen, geordnete Thätigkeit im Innern geben ihm etwas Städtisches. Bürgermeister, Einnehmer, Kreisarzt wohnen daselbst. Der Ort hat eine eigene Apotheke, die einzige bis Cochheim. Zwei evangelische Pfarrer stehen dem Kirchlichen vor, eben so viele Schulleh- rer besorgen den Jugendunterricht. Rechtlichkeit und Bildung machen die Be- wohner in der Umgebung geschätzt. Insulariern gleich, seit Jahrhunderten von lauter katholischen Nachbarn umgeben, unterscheiden sie sich auffallend durch Sitten, Mundart und Tracht«2. Winningen befand sich ähnlich wie das bekannte gallische Dorf in einer Art Belagerungszustand, war eine evangelische Insel in einem katholischen Meer. Deutlich unterschied man sich von den Bewohnern der Nachbarge- meinden, die sich nach den Karnevalstagen angeblich mit einem Aschen- kreuz ihrer kleineren und alle paar Jahre mit einer Wallfahrt zum Heiligen Rock oder wenigstens nach Kamp Bornhofen ihrer größeren Sünden entledigen konnten. Die Winninger waren immer schon etwas Besseres, sie waren fleißiger, sauberer und gebildeter als ihre Nachbarn, sie machen den 1 Anja OSTROWITZKI, »Ein feine wolgezogene gemain […] mitten under den papisten gelegen […].« Die Einführung der Reformation in Winningen und der Wandel der Frömmigkeitskultur. In: Winningen – »ein feine wolgezogene gemain.« Beiträge zur Ortsgeschichte von den Ursprüngen bis zur Gegenwart, hg.
    [Show full text]
  • The Missionary Reality of the Early Church and the Theology of the First Theologians
    The Theology of the New Testament as Missionary Theology: The Missionary Reality of the Early Church and the Theology of the First Theologians Eckhard J. Schnabel Trinity Evangelical Divinity School Society of New Testament Studies, Halle, August 2-6, 2005 What we today call “theology,” the early Christians regarded as the proclamation of God’s saving acts that leads Jews and Gentiles to faith in Jesus the Messiah and Savior, that strengthens the faith of the followers of Jesus and that reinforces the relevance of the word of God in their everyday lives. The leading men and women of the early church were missionaries and evangelists: Peter in Jerusalem, in Samaria, in the cities of the coastal plain, in northern Anatolia and in Rome; Stephen and Philip in Jerusalem, in Samaria and in the cities of the coastal plain; Barnabas in Antioch and in Cyprus; Paul in Nabatea, in Syria, in Cilicia, in Galatia, in Asia, in Macedonia, in Achaia, in Illyria, in Rome and in Spain; Priscilla in Corinth, in Ephesus and in Rome; Timothy in Macedonia, in Achaia and in Ephesus; Phoebe in Corinth and in Rome; Apollos in Achaia, in Ephesus and on Crete; Thomas prob- ably in India, Matthew probably in Pontus, perhaps in Ethiopia, possibly in Syria; John Mark in Antioch, in Cyprus and in Rome; Luke in Antioch and in Macedonia; John in Jerusalem, in Samaria and in Ephesus. More names could be mentioned. You probably noticed that this list of names included all authors of the books of the New Testaments, with the exception of James, Jude and the unknown author of the Letter to the Hebrews.
    [Show full text]
  • Stadtarchiv Koblenz, Bestand KH: Kartuschen Heimatkunde
    Findbücher des Stadtarchivs Koblenz 7 ___________________________________________________ Stadtarchiv Koblenz, Bestand KH: Kartuschen Heimatkunde Neu bearbeitet von Petra Weiß und Michael Koelges Stadtarchiv Koblenz 2012 Veröffentlichungen des Stadtarchivs Koblenz. 9 Hrsg. von Hans Josef Schmidt und Michael Koelges Stadtarchiv Koblenz 2012 Best. KH Inhaltsverzeichnis III Seite Einleitung............................................................................................................................. IX Ärzteverein (Verein der Aerzte)............................................................................................. 1 Ausstellungen......................................................................................................................... 1 Baupolizei .............................................................................................................................. 2 Verein städtischer Beamter Coblenz, Verband der Kommunalbeamten der Rheinprovinz............................................................................... 2 Bendorf................................................................................................................................... 3 Boppard.................................................................................................................................. 3 Ehrenbreitstein ....................................................................................................................... 4 Eisenbahn ..............................................................................................................................
    [Show full text]
  • The Quest of the Historical Jesus
    The Quest of the Historical Jesus A Critical Study of its Progress from Reimarus to Wrede by Albert Schweitzer [ D. THEOL., D. PHIL., D. MED. ] Translated by W. Montgomery From the First German Edition "Von Reimarus zu Wrede," 1906. With a Preface by F. C. Burkitt, D.D. First English Edition, 1910. Published in Great Britain by A. & C. Black, Ltd. 2 Preface 1. The Problem 1 2. Hermann Samuel Reimarus 13 3. The Lives of Jesus of the Earlier Rationalism 27 4. The Earliest Fictitious Lives of Jesus 38 5. Fully Developed Rationalism - Paulus 48 6. The Last Phase of Rationalism - Hase and Schleiermacher 58 7. David Friedrich Strauss - The Man and his Fate 68 8. Strauss's First "Life of Jesus" 78 9. Strauss's Opponents and Supporters 96 10. The Marcan Hypothesis 121 11. Bruno Bauer 137 12. Further Imaginative Lives of Jesus 161 13. Renan 180 14. The "Liberal" Lives of Jesus 193 15. The Eschatological Question 223 16. The Struggle against Eschatology 242 17. Questions regarding the Aramaic Language, Rabbinic Parallels, and 270 Buddhistic Influence 18. The Position of the Subject at the Close of the Nineteenth Century 294 19. Thoroughgoing Scepticism and Thoroughgoing Eschatology 330 20. Results 398 3 PREFACE THE BOOK HERE TRANSLATED IS OFFERED TO THE ENGLISH-SPEAKING public in the belief that it sets before them, as no other book has ever done, the history of the struggle which the best-equipped intellects of the modern world have gone through in endeavouring to realise for themselves the historical personality of our Lord.
    [Show full text]
  • Karlmann Beyschlag (1923–2011) Leidenschaft Für Bibel Und Bekenntnis
    Reiner Andreas Neuschäfer Karlmann Beyschlag (1923–2011) Leidenschaft für Bibel und Bekenntnis 1. Annäherungen an den „letzten Erlanger Theologen“ Bibel und Bekenntnis bilden zwar die Basis von Theologie und Kirche, eine be- wusste Beschäftigung mit den geschichtlichen Grundentscheidungen gehört aber auch unter konservativen Christen nur selten zur theologischen Lieblingsbeschäf- tigung. Mit der Gründung einer neuen Gemeinde beginnt auch nicht erst die Kir- chengeschichte. Nahezu alle theologischen Herausforderungen der Gegenwart wurden schon einmal durchdacht in der Geschichte der Kirche – und das nicht nur aus Lust an theoretischer Durchdringung, sondern in existentiellen Heraus- forderung. An manchen Fragen und Formulierungen entschied sich das Schicksal der Kirche. Daher sollte man diese nicht auf die leichte Schulter nehmen, son- dern ernst nehmen und nachzuvollziehen versuchen. Dies war eines der wesentli- chen Anliegen des Erlanger Kirchengeschichtlers Karlmann Beyschlag, der viel Wert darauf legte, dass die Dogmengeschichte in der universitären Disziplin der Kirchengeschichte gewürdigt wurde und Letztere keineswegs auf eine Theolo- giegeschichte zu reduzieren sei. Wer Karlmann Beyschlag in Erlangen während seiner Dozenten- und Profes- sorentätigkeit von 1954 bis 1988 und danach erleben konnte, hatte stets auch „Er- langer Theologie“ leibhaftig vor Augen. Seine Gestalt selbst war groß, stark und eindrucksvoll. Er war ebenso hochbegabt wie hochsensibel und humorvoll. Wenn es aber um die Sache des Evangeliums ging, konnte er unerbittlich leidenschaft- lich werden, weil ihm das der christliche Glaube, den er selbst als Geschenk in der Nachkriegszeit als befreiend erfahren hatte, wert war: Wer keine Wände hat, hat auch kein Haus! Nur was verbindlich wird, kann auch verbindend sein. Ein leidenschaftsloses Theologisieren als „Denksport“ ohne Lebensbezug war ihm zuwider.
    [Show full text]
  • Doch Plötzlich Jetzt Emanzipiert Will Wissenschaft Sie Treiben
    © 2018, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847108948 – ISBN E-Book: 9783847008941 Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Band 9 Herausgegeben von Thomas Becker,Dominik Geppert, Mathias Schmoeckel, Joachim Scholtyseck und Heinz Schott © 2018, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847108948 – ISBN E-Book: 9783847008941 Andrea Stieldorf/Ursula Mättig / Ines Neffgen (Hg.) Doch plötzlich jetzt emanzipiert will Wissenschaft sie treiben Frauen an der UniversitätBonn(1818–2018) Mit 19 Abbildungen V&Runipress Bonn UniversityPress © 2018, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847108948 – ISBN E-Book: 9783847008941 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet þber http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISSN 2198-5383 ISBN 978-3-8470-0894-1 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhÐltlich unter: www.v-r.de Verçffentlichungen der Bonn University Press erscheinen im Verlag V& R unipress GmbH. 2018, V&R unipress GmbH, Robert-Bosch-Breite 6, D-37079 Gçttingen / www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschþtzt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen FÐllen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Titelbild: Maria GrÐfin von Linden mit Elisabeth Hertz, Gattin des Physikers Heinrich Hertz und Tochter in Bonn, Foto um 1906, Franz-Karl Freiherr von Linden. © 2018, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847108948 – ISBN E-Book: 9783847008941 Inhalt Vorwort.................................... 7 Frauen im Umfeld der Universität Andrea Stieldorf Frauenbildung in der Vormoderne ..................... 11 Ines Neffgen Frauen an der UniversitätBonnvon der Gründung bis zum Ersten Weltkrieg ................................... 31 Monica Klaus »Eine geistreiche Frau« –Johanna Kinkel, geschiedene Mathieu, geb.Mockel(Bonn 1810–London 1858) ..................
    [Show full text]
  • Down in Turkey, Far Away: Human Rights, The
    “Down in Turkey, far away”: Human Rights, the Armenian Massacres, and Orientalism in Wilhelmine Germany Author(s): Margaret Lavinia Anderson Source: The Journal of Modern History, Vol. 79, No. 1 (March 2007), pp. 80-111 Published by: The University of Chicago Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/10.1086/517545 . Accessed: 07/07/2013 13:58 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. The University of Chicago Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to The Journal of Modern History. http://www.jstor.org This content downloaded from 169.229.32.136 on Sun, 7 Jul 2013 13:58:54 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions Contemporary Issues in Historical Perspective “Down in Turkey, far away”: Human Rights, the Armenian Massacres, and Orientalism in Wilhelmine Germany* Margaret Lavinia Anderson University of California, Berkeley Famous in the annals of German drama is a scene known as the “Easter stroll,” in which the playwright takes leave, briefly, from his plot to depict a cross section of small-town humanity enjoying their holiday. Snatches of conversation drift across the stage, the everyday things that ordinary Germans have on their minds: romance (if they’re young women), sex (if young men), and (for the rest) those eternal verities: taxes, local politics—and the Eastern Question.
    [Show full text]
  • Ein Cusanus- Verehrer an Der Wiege Der Alt-Katholischen Synodal- Und Gemeindeordnung
    Theodor Stumpf aus Koblenz : ein Cusanus- Verehrer an der Wiege der alt-katholischen Synodal- und Gemeindeordnung Autor(en): Vobbe, Joachim Objekttyp: Article Zeitschrift: Internationale kirchliche Zeitschrift : neue Folge der Revue internationale de théologie Band (Jahr): 93 (2003) Heft 2 PDF erstellt am: 05.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-404968 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Theodor Stumpf aus Koblenz - ein Cusanus-Verehrer an der Wiege der alt-katholischen Synodal- und Gemeindeordnung Joachim Vobbe «Quod omnes tangit, ab omnibus approbari debet» Nicolaus Cusanus, De concordantia catholica, liber III, praefatio 1. St. Florin zu Koblenz - ein Ort mit (alt-katholischer) Tradition Unweit des Zusammenflusses von Rhein und Mosel, mitten in der Altstadt von Koblenz, liegt die Stiftskirche St.
    [Show full text]
  • Prof. Dr. Theol. W. Beyschlag (1823–1900): „Absolute Fleißperson“ Im Dienste Des Protestantismus
    Stadtgeschichtsseite im Kulturfalter – März 2012 Bereitgestellt vom Verein für hallische Stadtgeschichte e.V., www.stadtgeschichte-halle.de Prof. Dr. theol. W. Beyschlag (1823–1900): „Absolute Fleißperson“ im Dienste des Protestantismus Antje Schloms Kein Hallenser, aber einer, der zu seiner Zeit in Halle stadtbekannt war: Willibald Beyschlag war seit 1860 ordentlicher Professor an der damaligen Friedrichsuniversität in Halle und berühmt für seine Fähigkeiten als Redner. Das prädestinierte ihn nicht nur für die Professur der praktischen Theologie, wo er mit Inbrunst predigte, sondern auch für die Stelle des Rektors der Universität. Zweimal hatte er diese Position inne, und jedes Mal feierte die Uni ein wichtiges Jubiläum. 1867 beging man die 50. Wiederkehr der Vereinigung der Universitäten von Halle und Wittenberg. 1894 zelebrierte man das 200. Jahr des Bestehens der hallischen Alma Mater. Beide Male führte Beyschlag als Rektor mit seiner großen Beredsamkeit die Feierlichkeiten. Willibald Beyschlag wurde am 5. September 1823 in Frankfurt/Main in einem bürgerlichen Umfeld geboren. Er studierte an den Universitäten in Bonn und Berlin Theologie. Ab 1850 wirkte er als evangelischer Pfarrer in der vom Katholizismus geprägten Stadt Trier. Dort lernte er seine Frau, Marie Clemen, kennen und heiratete sie am 22. September 1851. Sie gebar ihm in ihrer Ehe einen Sohn und zwei Töchter. Nach seiner Zeit in Trier kam er 1856 als Prediger an den Hof des Großherzogs Friedrich I. von Baden (1826–1907). Nachdem er schon in Trier und nun auch in Karlsruhe nicht glücklich war, folgte er mit Freuden 1860 dem Ruf nach Halle. Hier blieb er bis zu seinem Tode am 25. November 1900 ordentlicher Professor für Neutestamentliche Exegese und Praktische Theologie.
    [Show full text]
  • Translation and Annotation of Franz Overbeck, Über Die Christ1ichkeit Unserer Heuticren Theoloqie
    On the Christian Nature of Theology Today : Translation and Annotation of Franz Overbeck, Über die Christ1ichkeit unserer heuticren Theoloqie A Thesis submitted to the Faculty of Trinity College and the Theology Department of the Toronto School of Theology. In partial fulfilment of the requirements for the degree of Master of Arts ôwarded by the University of St. Michael's College. Martba Cunningham Trinity College, Toronto August 2000 National Library Bibliothèque nationate IJfB of Canada du Canada Acquisitions and Acquisitions et Bibliographie SeMces services bibliographiques 395 WeUington Street 345,rue Wellington Ottawa ON KIA ON4 cOttawa ON Klk ON4 Canada Canada The author has granted a non- L'auteur a accordé une licence non exclusive licence aUowing the exclusive permettant à la National Lïbrary of Canada to Bibliothèque nationale du Canada de reproduce, loan, distn'bute or seU reproduire, prêter, distribuer ou copies of this thesis in microform, vendre des copies de cette thèse sous paper or electronic formats. la fome de microfiche/nlm, de reproduction sur papier ou sur format électronique. The author retains ownership of the L'auteur conserve la propriété du copyright in this thesis. Neither the droit d'auteur qui protège cette thèse. thesis nor substantial extracts fiom it Ni la thèse ni des extraits substantiels may be printed or otherwise de celle-ci ne doivent être imprimés reproduced without the axthor's ou autrement reproduits sans son permission. autorisation. Preface tu the Translated Editiun of Overbeck's The purpose of this project is twofold : first, to present what may be the-first full English translation of a much-qnoted, controversial German work; and second, to bring together in one place enough background material to present a reasonably coherent picture of why Overbeck was saying what he was, when he was- There are many references in theoïogical and hlstorical works -- certainly by Erglish-speakers, but notably by Germans as well -- to the tortuous turns of phrase employed by Overbeck.
    [Show full text]
  • THE RIGHT of SYSTEMATIC THEOLOGY Pkintel) BV MORRISON and OIBB LIMITED
    THE RIGHT OF SYSTEMATIC THEOLOGY BY. BENJAMIN B. WARFIELD, D.D. PROFESSOR OF THEOLOGY, PRINCETON UNIVERSITY With an Introduction sy PROFESSOR J. ORR, D.D., EDINBURGH EDINBURGH T. & T. CLARK, 38 GEORGE STREET 1897 THE RIGHT OF SYSTEMATIC THEOLOGY PKINTEl) BV MORRISON AND OIBB LIMITED, FOR T. & T. CLARK, EDINBURGH. LONDON : SIMPKIN, MARSHALL, HAMILTON, KKNT, AND CO. LIMITED. NEW YORK : CHARLES SCRIBNER'S SONS. TORONTO : THE WILLARD TRACT DEPOSITORY. " NOTE OF COMMENDATION Proii^essor Warfield of Princeton is well known on both sides of the Atlantic. He has rendered special service in the " interest of Systematic Theology ; and his defence of the Right of that science in a recent number of The Presbyterian and Reformed Review^ which he edits, has appeared to us well worthy of a wider circulation in this country than it can hope to have in a journal published in America. This explains the issue of the present book, which we com- mend to the attention of all who have in any degree realised the importance of the subject. William Garden Blaikie, D.D., LL.D., Professor in New College, Edinburgh. A. H. Charteris, D. D., Professor, University of Edinburgh. George C. M. Douglas, D.D., Principal, Free Church College, Glasgow. Robert Flint, D.D., LL.D., Professor, University of Edinburgh. William H. Goold, D.D., Martyrs' Free Church, Edinburgh. John Laidlaw, D.D., Professor, New College, Edinburgh. Alexander Mair, D.D., United Presbyterian Church, Morningside. KoBERT Rainy, D.D., Principal, New College, Edinburgh. Alexander Stewart, D.D., Principal, St. Mary's College, St. Andrews. James Stalker, D.D., St.
    [Show full text]
  • 006 05 208.Pdf
    208 THE EXPOSITORY TIMES. Or despisest thou the riches of His goodness? represented ·by law. Mankind learns the need Remember that the goodness of God leadeth thee for higher things. He tries to struggle upwards ; to inheritance. Be. careful. Thou art treasuring he fails : not necessarily indeed, absolutely and up for thyself wratli in the day of wrath, and completely, but, as compared with the ideal, very revelation of the righteous judgment of God.' If definitely. Typically these stages are illustrated there is one temper which is definitely condemned, by the history of the Jewish· race; with its period it is this. For the most sin-stained of men there of ignorance or imperfect knowledge, from Adam may be mercy, for the most hardened blasphemer to Moses, and its revelation of the law, from Moses there may be mercy, for the atheist there may be to Christ. And the same stages may be traced in mercy; but for the man who presumes on God's other nations and peoples. Not indeed in such a ·mercy there will be none. clear cut away. The stages of history are indeed Sin, law, judgment-these are the three facts not actuallv marked in such a definite way, even in involved in the .revelation of God's justice, and it the Jewish race. There was knowledge of right is on account of these facts that the revelation of and wrong before Moses; there was 'growth in God's mercy in the gospel was necessary for men. knowledge after Moses. But looking broadly at St.
    [Show full text]