Bundeskartellamtes Über Seine Tätigkeit in Den Jahren 1993/94 Sowie Über Die Lage Und Entwicklung Auf Seinem Aufgabengebiet
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Deutscher Bundestag Drucksache 13/1660 13. Wahlperiode 14. 06. 95 Sachgebiet 703 Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1993/94 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet Stellungnahme der Bundesregierung L Grundsätze der Wettbewerbspolitik - Vereinfachung des inzwischen allzu sehr verfei- nerten und unübersichtlich gewordenen Kartellge- Die Wettbewerbspolitik steht vor neuen nationalen setzes, und internationalen Herausforderungen. Trotz der erfreulichen konjunkturellen Aufschwungtendenzen - Berücksichtigung der weiteren Ausformung des steht die deutsche Wi rtschaft nach wie vor vor erheb- europäischen Rechts, insbesondere im Hinblick lichen strukturellen Anpassungsproblemen. Eine auf die vorgesehene Überprüfung der EG-Fusions- dauerhafte Stärkung der Wachstums- und Beschäfti- kontrollverordnung im Jahre 1996, gungsdynamik in Deutschland ist nur möglich in ei- - zügige Prüfung. ner wettbewerbsorientierten marktwirtschaftlichen Ordnung, in der sich private Initiative sowie unter- Die im Jahreswirtschaftsbericht ebenfalls angekün- nehmerische Kreativität und Innovationsbereitschaft digte Reform des Energiewirtschaftsrechts und des voll entfalten können. Energiekartellrechts im GWB ist schon relativ weit gediehen und soll unabhängig von der allgemeinen Kartellgesetznovelle dem Bundeskabinett in den 1. GWB-Novelle nächsten Monaten zur Entscheidung vorgelegt wer- den. Die Bundesregierung hat im Jahreswirtschaftsbe- richt 1995 angekündigt, das Gesetz gegen Wettbe- Mit der GWB-Novelle will die Bundesregierung der werbsbeschränkungen (GWB) mit dem Ziel der An- neuen Dimension des Wettbewerbs Rechnung tra- passung an das europäische Wettbewerbsrecht zu gen, die sich aus dem Zusammenwachsen der euro- novellieren. Für die Arbeiten gelten folgende Maxi- päischen Märkte ergibt. Viele deutsche Unterneh- men: men betätigen sich gemeinschaftsweit. Damit unter- liegen sie neben dem nationalen auch dem EG-Kar- - Schaffung einer möglichst weitgehenden Überein- tellrecht. Beide Rechtsbereiche verfolgen das gleiche stimmung zwischen nationalem und europäischem Ziel, nämlich den Schutz des Wettbewerbs. Es be- Wettbewerbsrecht, ausgerichtet am Referenzmo- stehen jedoch inhaltliche und strukturelle Unter- dell EG-Recht, schiede. In einem einheitlichen Wirtschaftsraum sind - Überprüfung der dem europäischen Recht nicht bei gleichgelagerten Sachverhalten unterschiedliche entsprechenden kartellrechtlichen Ausnahmebe- wettbewerbsrechtliche Wertungen des nationalen reiche (insbesondere Verkehr, Banken, Versiche- und europäischen Gesetzgebers nicht mehr vertret- rungen, Energie), bar. Nationales und europäisches Wettbewerbsrecht Zugeleitet mit Schreiben des Bundeskanzlers vom 14. Juni 1995 - 031 (423) - 610 10 - Ka 68/95 - gemäß ö 50 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen. Drucksache 13/1660 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode müssen daher möglichst weitgehend in Übereinstim--sätzen der sozialen Marktwirtschaft wird die Bundes- mung gebracht werden. Angesichts der Dominanz regierung konsequent darauf hinwirken, daß der und des Vorrangs von Gemeinschaftsrecht kann dies Spielraum für mehr Eigenverantwortung gestärkt für den deutschen Gesetzgeber nur bedeuten: An- und der Staat auf den Kern seiner Aufgaben zurück- passung des Kartellgesetzes an das Referenzmodell geführt wird. Die Privatisierung von Post und Bahn Eùropa. Andererseits will die Bundesregierung den und die geplante Öffnung der Märkte für Post- und deutschen wettbewerbspolitischen Vorstellungen auf Telekommunikationsdienstleistungen sind wesentli- europäischer Ebene mehr Geltung verschaffen. che Schritte auf diesem Wege. Auf den Märkten, die durch die konsequente Politik der Bundesregierung Die Herstellung einer möglichst weitgehenden Über- überhaupt erst dem Wettbewerb geöffnet wurden einstimmung zwischen nationalem Recht und EG- oder demnächst liberalisie rt werden und auf denen Recht bedeutet keinen Verzicht auf eine eigenstän- mißbräuchliche Verhaltensweisen von Monopolnach- dige Wettbewerbspolitik. Eine Schwächung oder ein folgeunternehmen drohen, wächst den für die Regu- Ausverkauf nationalen Rechts ist damit nicht verbun- lierung zuständigen Stellen und den Kartellbehörden den. Dabei ist zu sehen, daß das EG-Recht in wichti- eine neue wichtige Aufgabe zu. Die Bundesregie- gen Punkten strenger ist als das na tionale Kartell- rung sieht in einer wettbewerbsorientierten Regulie- recht. Das EG-Recht kennt z. B. keine Ausnahmebe- rung und konsequenten Mißbrauchsaufsicht auf ehe- reiche, keine Durchbrechung des Wettbewerbsprin- mals stark vermachteten Märkten eine wichtige Un- zips durch Ministererlaubnis, weist dem Verbotsprin- terstützung ihrer Liberalisierungs- und Privatisie- zip einen viel größeren Raum zu, eröffnet den Betrof- rungsbemühungen. Gerade im Prozeß der Entstaatli- fenen die unmittelbare Möglichkeit zur Klage und chung ist die Schaffung wettbewerblicher Rahmen- geht im Bußgeldrahmen weit über die deutschen Re- bedinungen nicht immer allein hinreichend, um tat- gelungen hinaus. sächlich Wettbewerb zu schaffen. Neben der erfor- Wegen der Bedeutung und des Umfangs des Vor- derlichen sektorspezifischen Regulierung kann hier habens ist im Bundeswirtschaftsministerium eine die Mißbrauchsaufsicht ihren Beitrag leisten, damit „Arbeitsgruppe Kartellgesetznovelle" eingesetzt wor- die neu geschaffenen Spielräume für Wettbewerb den. Sie hat die Aufgabe, alle Regelungsbereiche des auch wirklich genutzt werden. GWB umfassend zu durchleuchten. Die Arbeitsgrup- pe setzt sich aus den mit Wettbewerbsfragen befaß- Ausgangsbasis für den künftigen regulatorischen ten Beamten des Bundeswirtschaftsministeriums und Rahmen des Telekommunikationssektors ist die Libe- einem Vertreter des Bundeskartellamtes zusammen. ralisierung des Sprachtelefondienstes und der Tele- Sie wird ihre Prüfungen in engem Kontakt mit den zu kommunikationsinfrastruktur zum 1. Januar 1998, beteiligenden Bundesministerien sowie mit den Län- wie sie in den Entschließungen des Rates der Tele- derwirtschaftsministerien durchführen und dabei kommunikationsminister vom 22. Juli 1993 und vom den Sachverstand der Verbände, der Wissenschaft 22. Dezember 1994 verabschiedet wurde. Entspre- wie auch der Monopolkommission nutzen. Die Ver- chende Festlegungen sind im Bereich der Postdienst- bände und Organisationen der Wirtschaft sind gebe- leistung bisher nicht ge troffen worden. Die Bundes- ten worden, der Arbeitsgruppe ihre Überlegungen regierung wird gleichwohl auch hier weitere gesetz- zu dem Vorhaben mitzuteilen. liche Liberalisierungsschritte einleiten. Das Bundes- ministerium für Post und Telekommunikation hat ei- nen Diskussionsentwurf für das neue Telekommuni- 2. Verstärkte Anwendung kationsgesetz und Eckpunkte für den künftigen Re- des EG-Wettbewerbsrechts gulierungsrahmen im Postbereich vorgelegt. Die Bundesregierung setzt sich für eine verstärkte Der Zugang zu den Märkten der Post- und Telekom- Übertragung des Vollzugs des EG-Wettbewerbs- munikationsdienstleistungen soll grundsätzlich je- rechts auf die nationalen Kartellbehörden ein. Fälle dermann offenstehen und im bisherigen Monopol- von erheblichem Gemeinschaftsinteresse sollten auf bereich durch die Vergabe von Lizenzen erfolgen, so- Gemeinschaftsebene entschieden werden. In den an- weit es sich um Angebote für die Öffentlichkeit han- tionale Kartellbe- deren Fällen sollte diejenige na delt. Wo Marktzugangsbeschränkungen in der Tele- hörde handeln, in deren Gebiet der Schwerpunkt des kommunikation z. B. aufgrund nur begrenzt zur Ver- tiger dezentraler Ge- Kartellverstoßes liegt. Ein derar fügung stehender Frequenzen unvermeidbar sind, setzesvollzug entspricht einer bürgernahen Verwal- sollen die Verfahren zur Lizenzvergabe wettbewerb- tung und ist vor allem für kleine und mittlere Unter- lich ausgestaltet werden. Staatliche Regulierung soll nehmen, die sich keine eigenen fremdsprachlich ge- eine flächendeckende und preisgünstige Grundver- schulten Rechtsabteilungen leisten können, von Vor- sorgung mit Dienstleistungen des Postwesens und teil. der Telekommunikation gewährleisten. Zugleich müssen die Nachfrager einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Netzen und Dienstleistungsangebo- 3. Privatisierung und Deregulierung ten erhalten. Zu den staatlichen Aufgaben gehört Eine wichtige Aufgabe der nationalen Wettbewerbs- auch, daß ein wirksamer Verbraucher- und Daten- politik ist es, die Privatisierung staatlicher Unterneh- schutz gewährt wird und knappe Ressourcen wie men und die Liberalisierung von öffentlichen Infra- Frequenzen und Rufnummern effektiv verwaltet wer- strukturen und Dienstleistungen fortzusetzen sowie den. Die notwendigen Regulierungsziele sollen den Abbau unnötiger Marktzutrittsbeschränkungen durch eine marktkonforme Gesetzgebung erreicht weiterhin voranzutreiben. Entsprechend den Grund werden. Die damit verbundenen Belastungen für ein- Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/1660 zelne Anbieter dürfen nicht außer Verhältnis zu de- Bei der Gesetzesanwendung hat sich der bereits in ren Marktstellung stehen. Einer besonderen Wettbe- der Vorperiode gewonnene Eindruck bestätigt, daß werbskontrolle sollen nur marktbeherrschende Un- nur in wenigen Fällen von dem in der 5. GWB-No- ternehmen unterworfen werden. velle 1990 neu eingeführten Zusammenschlußtatbe- stand des „wettbewerblich erheblichen Einflusses" Die Bundesregierung wird die Gesetzentwürfe für (§ 23 Abs. 2 Nr. 6 GWB) Gebrauch gemacht wurde. ein neues Post- und ein neues Telekommunikations- Die meisten