Auerhühner Tetrao Urogallus Im Fichtelgebirge

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Auerhühner Tetrao Urogallus Im Fichtelgebirge ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Ornithologischer Anzeiger Jahr/Year: 2009 Band/Volume: 48_1 Autor(en)/Author(s): Hertel Martin Artikel/Article: Auerhühner Tetrao urogallus im Fichtelgebirge - Anmerkungen eines Försters 13-18 Martin Hertel: Auerhühner Tetrao© urogallusOrnithologische im FichtelgebirgeGesellschaft Bayern, - Anmerkungen download unter www.biologiezentrum.at eines Försters 13 Ornithol. Anz., 48:13-18 Auerhühner Tetrao urogallus im Fichtelgebirge - Anmerkungen eines Försters Martin Hertel Capercaillies Tetrao urogallus in the Fichtelgebirge mountains - remarks from a forester The Capercaillie and its haunts in the Fichtelgebirge mountains have long enjoyed intensive pro­ tection with sustained efforts to maintain the species and improve its habitats. Abroad palette of re- commendations, research work and also habitat management were initiated, promoted or carried out by the Bavarian state forestry administration (more recently the reorganised Bavarian state for­ est concern), the nature Conservation authorities, the Fichtelgebirge Nature Park, the universities of Bayreuth and Freising-Weihenstephan, the Fichtelgebirge Capercaillie working group and many other partners. The Capercaillie is also highly valued by the general public and attracts much sym- pathy. Unfortunately, background conditions for this grouse species are not ideal because of the geography of the Fichtelgebirge - limited area, altitude ränge and the associated woodland commu- nities, such that the long-term survival of this regional population is not secure, particularly in the face of looming climatic change and large scale eutröphication. However the broad alliance of ini­ tiatives and the willingness of all major participants to commit themselves to the Conservation of the Capercaillie in the Fichtelgebirge gives cause for hope that the species' survival here may be assured. Martin Hertel, Vordorfermühle 32, 95709 Vordorf E-Mail: [email protected] Fichtelgebirge - Das Gebiet und Fichtelberg-Neubau liegen. Die Wälder werden im Wesentlichen von den Forstbetrie­ Auerhuhnschutz hat im Fichtelgebirge schon ben Fichtelberg und Selb der Bayerischen eine erstaunlich lange Tradition: Bereits im Jahr Staatsforsten bewirtschaftet. Dabei liegen die 1755 ist in der Bischofsgrüner Forstbeschrei­ waldbaulichen Ziele auf einem langfristigen bung vermerkt, dass am Nordhang des Ochsen­ Waldumbau hin zu Mischbeständen mit einem kopfes oberhalb Bischofsgrün noch ein „Schopf deutlich höheren Laubholzanteil. starken Holzes" stehe, der auf Vorschlag des Hauptsächlich rund um den Ochsenkopf zuständigen Wildmeisters (= Försters) nicht ein­ spielt der Tourismus eine wesentliche Rolle, geschlagen würde, weil dort die Auerhähne zur sowohl im Sommer als auch im Winter. Ein Balzzeit seien. dichtes Netz von Wanderwegen, Mountainbike- Als Teil des herzynischen Grundgebirges ist Trails, Skiloipen und -pisten durchzieht hier die das Fichtelgebirge geprägt durch sanfte Kuppen Landschaft. und Hügel, gebildet hauptsächlich aus den hier Die Kernlebensräume der Auerhühner am anstehenden Graniten und Gneisen. Nur zwei Schneeberg und im Bereich des südlichen Fich­ Gipfel - der Schneeberg mit 1052 m und der telgebirges sind seit vielen Jahren als Wild­ Ochsenkopf mit 1026 m - überragen die 1000- schutzgebiete nach dem Bayerischen Jagdgesetz Meter-Marke. (BayJG) ausgewiesen. Dort gilt unter anderem Geprägt ist die Landschaft des Hohen Fich­ für die Zeit vom 01.12. bis 30.06. jeden Jahres ein telgebirges hauptsächlich von Fichtenwäldern Wegegebot. Im Rahmen des NATURA2000-Ver- und in geringerem Umfang von Fichten-Bu- fahrens wurden der Schneeberg-Kamm und die chen-Mischwäldern, unterbrochen nur von Königsheide westlich Warmensteinach als Vo­ wenigen Rodungsinseln, dort wo die Ortschaf­ gelschutzgebiet (SPA) nach europäischem ten Bischofsgrün, Warmensteinach, Mehlmeisel Standard ausgewiesen. 14 © Ornithologische Gesellschaft Bayern, download unter www.biologiezentrum.at Ornithol. Anz., 48, 2009 Schutzmaßnahmen - einst und jetzt Jahr 2000 August Spitznagel in zwei For­ schungsvorhaben die Auerhuhnpopulation im Schutz und Erhaltung des Auerhuhns waren Fichtelgebirge und erarbeitete konkrete wald­ Forstleuten und Naturschützern in der Region bauliche Vorschläge zu Schutzmaßnahmen. schon immer ein großes Anliegen, wie obiges Auch mit Lehre und Forschung bestand in­ Beispiel illustriert. tensiver Kontakt: so wurden die Ansprüche der Von Seiten der ehemaligen Bayerischen Auerhühner und Schutzmaßnahmen zu ihrer Staatsforstverwaltung wurden über Jahrzehnte Umsetzung alljährlich bei Exkursionen und hinweg Maßnahmen betrieben, um den Fortbe­ Workshops der Universitäten Bayreuth und stand dieser Population zu stabilisieren: Freising-Weihenstephan angehenden Forstleu­ So wurden systematisch alle direkten und ten und Geoökologen nahegebracht. indirekten Nachweise erfasst und ausgewertet Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes sowie Empfehlungen und Handlungsanwei­ von Landesamt für Umwelt, Forst und Fichtel­ sungen zur Berücksichtigung der Auerhühner gebirgsverein wurden von Wolfgang Völkl bei Forstbetriebarbeiten erlassen. Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen für die Im Rahmen der regulären Waldbewirtschaf­ Kreuzotter im Fichtelgebirge erarbeitet, eine tung wurde bei Pflege und Durchforstung auf Tierart, die bei genauer Betrachtung sehr viele die Belange und Ansprüche der Auerhühner Parallelen zum Auerhuhn hinsichtlich ihrer Rücksicht genommen, z. B. durch frühzeitige Lebensraumansprüche aufweist. Auflockerung dichter Jungbestände, gezielte Nicht zuletzt sorgte eine planmäßi­ Förderung der Beerstrauch-Vegetation und Er­ ge Öffentlichkeitsarbeit dafür, dass die Bevölke­ haltung grenzlinienreicher Altbestände, so ge­ rung dem Thema „Auerhuhn" positiv gegen­ schehen z. B. auf der Königsheide, im südlichen übersteht, diese Vogelart als eine der Charakter­ Hochwald bei Königskron oder im Schneeberg- arten des Fichtelgebirges schätzt und auch Ein­ Bereich um Seehügel und Platte. schränkungen wie z.B. die Betretungsregelun­ Mitglieder des Arbeitskreises Auerwild im gen im Wildschutzgebiet weitgehend akzeptiert. Fichtelgebirge, einem privaten Zusammen­ Seit 2005 erfolgt die Bewirtschaftung der schluss von Forstleuten, Jägern und Ornitholo­ Staatswälder durch das Unternehmen Bayeri­ gen, kartierten auf ca. 2.000 ha in den Auer- sche Staatsforsten, eine Anstalt des öffentlichen huhn-Kerngebieten die Habitate auf Eignung Rechts, die laut gesetzlichem Auftrag zur vor­ und vorhandenes Lebensrauminventar. bildlichen Waldbewirtschaftung verpflichtet ist. Im Rahmen des vom BMFT geförderten Dabei kommt den Belangen des Natur- und Ar­ Projekts IDRISI wurde darauf aufbauend tenschutzes besondere Bedeutung zu. anhand von LANDSAT-Fernerkundungsdaten Im Rahmen des Naturschutzkonzepts, das eine flächendeckende Lebensraum-Analyse derzeit auf Ebene der einzelnen Forstbetriebe und vorgenommen. für den Gesamtbetrieb erarbeitet wird, genießt Auch wurden die Schutzbemühungen das Artenschutzprojekt „Auerhuhn im Fichtel­ durch mehrere Diplomarbeiten zu Teilgebieten gebirge" hohe Priorität und wird vom Vorstand beziehungsweise Teilaspekten begleitet und des Unternehmens ausdrücklich unterstützt. unterstützt. In die aktuelle Forsteinrichtung, die langfri­ Im Zusammenwirken mit dem Naturpark stige Forstbetriebsplanung der Forstbetriebe Fichtelgebirge, den Tourismusverbänden, Ski­ Selb und Fichtelberg, wurden die Vorschläge clubs und dem Fichtelgebirgsverein, einem und Planungen von Spitznagel weitgehend ein­ regionalen Wanderverein, konnten die Kernle­ zelbestandsweise eingearbeitet. bensräume von intensiver touristischer Nut­ Auch wurden Vorranggebiete für den Auer- zung freigehalten werden, teils durch Auflassen huhnschutz ausgewiesen. Teilweise, wie im Be­ bestehender Einrichtungen in den Auerhuhn- reich der Königsheide oder im südlichen Hoch­ Bereichen, teils auch, indem außerhalb ein Netz wald oberhalb Kirchenpingarten, wurden um­ von attraktiven Wanderwegen, Loipen und fangreiche Waldbestände als sogenannte a.r.B.- Mountainbilce-Trails geknüpft wurde. Flächen (= „außer regelmäßigem Betrieb") expli­ Im Auftrag der Bayerischen Landesanstalt zit aus der regelmäßigen Nutzung genommen. für Wald- und Forstwirtschaft und unterstützt In den vergangenen beiden Jahren wurden aus Mitteln der Jagdabgabe untersuchte ab dem bereits mehrere bedeutende Maßnahmen einge- Martin Hertel: Auerhühner Tetrao© Ornithologischeurogallus im GesellschaftFichtelgebirge Bayern, - downloadAnmerkungen unter www.biologiezentrum.at eines Försters 15 Großes Augenmerk wurde auch auf den Ab­ bau vorhandener Forstkulturzäune gelegt, die leider immer eine Gefahr für anfliegende Auer­ hühner darstellen. So wurde beispielsweise in den letzten beiden Jahren die Länge der im Bereich des Forstbetriebs Fichtelberg vorhande­ nen Zäune halbiert, in den eigentlichen Auer- huhn-Gebieten sogar um ca. 75 % reduziert. Da­ zu wurde gleichzeitig der Abschuss von Rot-, Reh- und Schwarzwild deutlich angehoben, um das Aufwachsen von Mischbaumarten zur Fich­ te möglichst ohne Schutzmaßnahmen zu er­ möglichen. Angesichts der ambitionierten waldbaulichen Ziele - Einbringung von Buche, Tanne und Edellaubholz in alle geeigneten Abb. 1. Abbau von Forstkulturzäunen am Waldbestände - wird allerdings auch in Zu­ Schneeberg-Kamm. - Dismantling of forestry fen- kunft nicht völlig auf den Schutz der Forstpflan­ ces on the Schneeberg ridge. zen durch Zäune verzichtet werden können.
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