Eulenfalter Artikel-Nr
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Rote Liste und Artenliste Sachsens Eulenfalter Artikel-Nr. L V-2-2/37 Inhalt Vorwort 03 1 Einleitung 04 2 Defnition der Kategorien 08 3 Grundlagen der Gefährdungsanalyse 10 4 Kommentierte Artenliste 15 5 Rote Liste 53 6 Gefährdungssituation 57 7 Literatur 61 8 Anhang 63 Vorwort Kommentierte Artenlisten bieten eine Übersicht tierten Artenlisten entsprechend dem Bearbei- über die in Sachsen vorkommende Artenviel- tungsstand in loser Folge und nach einheitlicher falt einer Organismengruppe. Sie vermitteln Gliederung herausgegeben. Nach der 1995 er- grundlegende Informationen zu den Arten, bei- schienenen Roten Liste der Eulenfalter Sachsens spielsweise zum Status. Auch die Fakten und (FISCHER 1995) liegt nun eine Neubearbeitung Ergebnisse zur Gefährdungsanalyse sind hier vor. Zum Einen hat sich der Kenntnisstand er- zusammengeführt. heblich erweitert, zum Anderen gibt es bei man- Rote Listen gefährdeter Organismen dokumen- chen Arten deutliche Änderungen der Bestands- tieren den Kenntnisstand über die Gefährdung situation, die eine Neueinstufung erfordern. der einzelnen Arten und über den Anteil gefähr- Eine Aktualisierung der Roten Liste ist auch wei- deter Arten der betrachteten Sippe. Sie sind da- terhin notwendig. Anregungen für die künftige mit sowohl ein Instrument der Umweltindikation Weiterführung nimmt das Sächsische Landesamt als auch der Fachplanung des Naturschutzes, für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gern beispielsweise als Grundlage für Arten- und Bio- entgegen. topschutzprogramme. Nicht zuletzt dienen sie zur Information der Öffentlichkeit. Rote Listen erleichtern es ebenfalls, Landschaf- ten, Landschaftsteile und Biotope anhand der Vorkommen gefährdeter Arten zu bewerten. Bei der Einstufung der Gefährdung innerhalb der Artengruppen werden feste Bewertungskriterien angelegt, die den Vergleich mit anderen Bundes- Norbert Eichkorn ländern ermöglichen. Präsident des Sächsischen Rote Listen gefährdeter Tier- und Pfanzenarten Landesamtes für Umwelt, Sachsens werden in Verbindung mit kommen- Landwirtschaft und Geologie Vorwort | 03 1 Einleitung Die Familie der Eulenfalter (Noctuidae) ist aktu- immer nachvollziehbare Bewegung in die bis ell ein ziemlich weit gefasstes und heterogenes dahin relativ stabile Familie der Noctuidae ge- Taxon hinsichtlich des Erscheinungsbildes (Mor- bracht hat. Zunächst wurden die Graubärchen phologie) und der Lebensweise sowie weltweit, oder Graueulchen (Nolidae) den Eulenfaltern deutschlandweit und auch sachsenweit die ar- zugeordnet, anfangs noch mit Familienstatus, tenreichste Gruppe innerhalb der sogenannten später als Unterfamilie Nolinae, teilweise aktuell Großschmetterlinge. auch wieder als Nolidae. Neuerdings werden die Die meisten Arten sind nacht- oder dämmerungs- ehemaligen Familien der Bärenspinner (Arctiidae) aktiv, einige aber auch tagaktiv. Dies trifft sowohl und die Trägspinner (Lymantriidae) nur noch als für die Imagines, als auch für die Raupen zu. Unterfamilien (Arctiinae und Lymantriinae) auf- Es gibt einen bestimmten Anteil Arten, der na- gefasst und zu den Eulenfaltern gestellt. Da dies hezu überall anzutreffen ist. Diese sind unter aber nicht so ohne weiteres geht, wurden die Berücksichtigung der Phänologie bei fast jeder Noctuidae aufgespalten und eine neue Familie Beobachtung am Licht oder Köder anzutreffen. Erebidae beschrieben. Da dies aller Voraussicht Es gibt aber auch hochspezialisierte (stenöke) nach noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, Arten, die nur in bestimmten Habitaten vorkom- bleiben wir vorerst konservativ und bearbeiten men oder auch hinsichtlich der Raupennahrung innerhalb der Roten Liste der Eulenfalter die Ar- spezialisiert sind. Monophage Arten leben an nur ten, die traditionell zu den Noctuiden gehören, einer Pfanzenart. Darüber hinaus gibt es Arten, inklusive der Nolidae (Nolinae) sowie Dilobidae deren Raupen z. B. nur an Flechten oder Moosen (Dilobinae). leben, andere an Blüten, im Wurzelbereich oder Auch innerhalb der Gattungen und Arten gibt es in Stängeln von Pfanzen. ständige Änderungen, denen man kaum noch Die Imagines vieler Arten benötigen Blütennek- folgen kann. Bisherige Gattungen werden auf- tar, andere saugen an überreifem oder faulen- gespalten und neue Gattungen beschrieben mit dem Obst oder an Baumsäften. dem Ergebnis einer Vielzahl monotypischer Gat- Eulenfalter können das ganze Jahr über ange- tungen. Artnamen ändern sich, Artbezeichnun- troffen werden. Arten, die als Imago überwin- gen werden zu Synonymen und umgekehrt. tern, sind mitunter auch in milden Perioden der Inzwischen gibt es Artkomplexe, die der Frei- Monate Dezember und Januar aktiv. landentomologe nicht mehr oder kaum noch In den letzten Jahren hat es eine Vielzahl von trennen kann bzw. ist das nur mit dem erhöhten taxonomischen Änderungen gegeben, die nicht Aufwand der genitalmorphologischen Untersu- 04 | Einleitung chung möglich. Allerdings praktiziert nur ein und Erfassungslücken geschlossen, da auch in sehr kleiner Teil der Lepidopterologen solche den Habitaten eine Erfassung möglich wurde. Untersuchungen. Nur in seltenen Fällen wird Leider dünnt sich das Potenzial an Lepidoptero- eine sichere Arttrennung bei den Komplexen logen immer weiter aus, es fehlt an Nachwuchs. vorgenommen. So wird in der Regel selbst die Die Datenarchivierung wurde Schritt für Schritt allgegenwärtige Mesapamea secalis nicht von verbessert. Erste einfache Datenbankprogramme Mesapamea secalella, geschweige denn von Me- wurden entwickelt, es gab aber noch keine Brei- Einführung sapamea remmi getrennt. Deshalb kann man tenanwendung. Erst mit den Datenbankpro- einige Taxa oft nur als Art-Komplex abhandeln, grammen SoftCol und danach mit dem bereits so z. B. auch den Euxoa tritici-Komplex oder den sehr komfortablen InsectIS konnte begonnen Acronicta psi/tridens-Komplex. werden, handgeschriebene Karteien zu digitali- Der neueste Trend der molekulargenetischen Un- sieren oder Exkursionsergebnisse direkt in einer tersuchungen soll hier nicht weiter vertieft wer- Datenbank zu dokumentieren und sogar Karten den, da dies für die Feldentomologie nicht mehr und Phänogramme zu erstellen. Vorher war dies praktikabel ist. Handarbeit. Schließlich war und ist mit Multi- In wesentlichen Zügen folgen wir KARSHOLT & RA- baseCS die Arbeit mit sehr großen Datenmengen ZOWSKI (1996) bzw. auch GAEDICKE & HEINICKE (1999). und zudem ein unkomplizierter Austausch mit Wir sehen diese Vorgehensweise als notwendig der Zentralen Artdatenbank des Freistaates an, damit auch die ehrenamtlich in ihrer Freizeit Sachsen möglich. Sowohl Multibase, als auch arbeitenden Entomologen (Faunisten) diese Liste InsectIS werden ständig verbessert und gewartet noch verstehen können. und fnden inzwischen eine breite Anwendung. Basis für die Einschätzung der Bestandssituation Alle Meldungen werden im Zuge der Datenbank- sind ca. 50.000 Datensätze in der Eulenfalterda- eingabe einer Plausibilitätskontrolle unterzogen, tenbank für den Freistaat Sachsen und mehrere d. h. jeder einzelne eingehende Datensatz wird zehntausend noch analog und digital vorlie- noch einmal geprüft. Zweifelhafte Meldungen gende Daten. Entwicklungstrends können beim werden nicht aufgenommen oder entsprechend Abgleich mit historischer und aktueller Literatur markiert. In jedem Falle wird bei nicht schlüssigen abgeleitet werden, vor allem MÖBIUS (1905 und Angaben nachgefragt und wenn möglich Fotos 1922), HEINICKE & NAUMANN (1980 – 1982), FISCHER oder auch Belege geprüft. Bei Artkomplexen, die (1994), EIGNER et al. (2009), SBIESCHNE et al. (2012) eindeutig nur genitalmorphologisch zu trennen und nicht zuletzt auch aus einer 21-jährigen sind, z. B. Acronicta psi (LINNAEUS, 1758)/tridens ([DE- Beobachtungsreihe an einem Lichtfallenstandort NIS & SCHIffERMÜLLER], 1775)/cuspis (HÜBNER, [1813]), in Schwarzenberg. Mesapamea secalis (LINNAEUS, 1758)/secalella Im Jahr 2016 wurde nochmals gezielt nach ver- (REmm, 1983), Amphipoea fucosa (Freyer, 1830)/ schollenen oder sehr seltenen Arten gesucht, um oculea (LINNAEUS, 1761)/lucens (FREYER, 1845) wird deren Status zu verifzieren. In den meisten Fäl- die Artangabe oft unsicher bleiben und in der len war das Ergebnis negativ. Datenbank als Komplex geführt, wenn vom Da- Der Kenntnisstand zur Verbreitung der Eulenfal- tenlieferanten nicht ausdrücklich die sichere De- ter ist recht gut. Mit der Zunahme der Mobilität termination nachgewiesen wird. und der Verbesserung der Technik zum Leuchten Eine Analyse der Veränderungen in der Fauna der (Unabhängigkeit von stationären Stromquellen) Eulenfalter der letzten 150 Jahre ist in FISCHER wurde der Erfassungsradius wesentlich erhöht (2008) aufgezeigt. Bis zum Jahr 2007 wurden Einleitung | 05 421 Arten für das heutige Territorium des Frei- keine Daten vor. Bei diesen MTB handelt es sich staates Sachsen registriert. Die letzte zusam- aber größtenteils um angeschnittene Raster, die menfassende Darstellung der in Sachsen nach- überwiegend außerhalb Sachsens liegen. Die An- gewiesenen Eulenfalter enthält 432 Arten und zahl der nachgewiesenen Arten je MTB schwankt ist in REINHARDT et al. (2011) enthalten. von 1 bis 293 (Hotspot im Oberlausitzer Heide- Unter Berücksichtigung der oben geschilderten und Teichgebiet). Mit mindestens 100 Arten Fakten sind in dieser Roten Liste nunmehr 436 dürfte auf jedem MTB-Raster zu rechnen sein. Eulenfalterarten bearbeitet, wobei bei mindestens Alle Naturräume sind mehr oder weniger gut einer Art – Diachrysia stenochrysis – der Artsta- bearbeitet. Im Bereich von MTB mit wenigen Ar- tus unsicher ist. In der letzten Roten Liste (FISCHER ten ist die