Eine Ehrengabe an Johann Konrad Kern, Paris 1857 : Der Glasmaler Johann Caspar Gsell Als Entwerfer Von Silberarbeiten
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Eine Ehrengabe an Johann Konrad Kern, Paris 1857 : der Glasmaler Johann Caspar Gsell als Entwerfer von Silberarbeiten Autor(en): Rapp, Anna Objekttyp: Article Zeitschrift: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte = Revue suisse d'art et d'archéologie = Rivista svizzera d'arte e d'archeologia = Journal of Swiss archeology and art history Band (Jahr): 38 (1981) Heft 4 PDF erstellt am: 11.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-167661 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Eine Ehrengabe an Johann Konrad Kern, Paris 1857 Der Glasmaler Johann Caspar Gsell als Entwerfer von Silberarbeiten von Anna Rapp Im Sommer 1980 wurde dem Schweizerischen er Wesentliches zum Aufbau des schweizerischen Rechtsstaates Landesmuseum ein silberner Pokal mit Präsentierteller aus dem und zur Entwicklung von dessen Außenpolitik bei. ehemaligen Besitz des Politikers und Staatsmannes Johann Seine diplomatischen Fähigkeiten stellte er 1856/57 im Konrad Kern (1808-1880) zum Kauf angeboten. Der Neuenburger Konflikt unter Beweis. Dies geschah sowohl gebürtige Thurgauer hat sich zeit seines Lebens für die politischen bei privaten Gesprächen mit Napoleon III. sowie in seiner und schulischen Belange in seinem Heimatkanton Funktion als Bevollmächtigter des Bundesrates an den persönlich eingesetzt. Die größten Verdienste erwarb er sich internationalen Verhandlungen im Frühjahr 1857. Im Anschluß auf eidgenössischer Ebene. Denn dank seiner unentbehrlichen an die letzte Konferenz vom 26. Mai 1857, in der mit Mitarbeit an der Bundesverfassung und der vielseitigen Vertragsunterzeichnung der König von Preußen auf seine Tätigkeit als Bundesgerichtspräsident, als National- und Ansprüche auf Neuenburg endgültig verzichtete, schenkten Ständerat und seit 1857 als «Ministre de Suisse» in Paris trug 240 in Paris lebende Schweizer den genannten Pokal ihrem erfolgreichen Landesvertreter. Außer dem Landesmuseum war auch der Kanton Thurgau am Besitz dieses Ehrenpokals interessiert. Er steuerte einen Fünftel der Ankaufssumme bei und hat damit künftig mk das Recht, ihn nach einem festgelegten Turnus auch in seinen Museen auszustellen. Da über den Neuenburger Konflikt eine Studie aus m kompetentester Hand vorliegt1 und das Leben und Wirken 7, ¦ri Kerns im zweibändigen Werk von Albert Schoop eingehend gewürdigt wird2, verzichte ich darauf, die politischen A Hintergründe, die zur Vergabung des Pokals führten, .'Y- i.*.-'. -r aufzurollen. '^ Im vorliegenden Aufsatz soll in erster Linie die 7 J Silberarbeit, sein Entwerfer und soweit als möglich die : & Gruppe der Donatoren vorgestellt werden. Dies wirft einerseits Licht auf die gesellschaftliche und soziale Tätigkeit der Schweizerkolonie in Paris um 1850/60, außerdem wird ein ehemals weitherum berühmter Schweizer Künstler erneut bekannt gemacht. -~ -, Pokal mit Präsentierteller (Abb. 1 Av'^7 Der Pokal ist in einfachen Renaissanceformen mit horizontaler Gliederung ausgeführt3. Er steht auf zweistufigem s- Rundfuß mit Balusterschaft und Kissennodus; die hohe Kuppa schwingt am oberen Rand leicht aus. Das geätzte Dekor ¦**¦ aus symmetrisch angelegtem Bandwerk und Alpenrosenzweigen hebt sich hell vor dem punzierten Grund ab. ' Am oberen und unteren Kupparand sind die Wappen der 22 Schweizer Kantone aufgereiht. Jeder Schild wird von einem Abb. 1 Ehrenpokal und Präsentierteller für Dr. Johann Konrad Kern, Eichen-Lorbeerkranz gerahmt. Dazwischen stehen mit 1857. Geschenk 240 in Paris lebenden Schweizern für den von Vierpässen alternierend zwei hohe Felder, das eine mit Bevollmächtigten des Bundesrates an den Pariser Verhandlungen zur Beilegung des Schweizerschild unter Händepaar (Abb. 1), das andere mit Neuenburger Konflikts. Nach Entwurf von Johann Caspar Gsell ausgeführt les Suisses habitant von J. J. Delarue bei Jules Wiese, Paris. Höhe des Pokals 30,4 cm, der Dedikationsinschrift: «An D= J C Kern Durchmesser des Tellers 27,5 cm. Paris 26 Mai 1857» (Abb. 2). Die Namen der 240 Dona- 317 unter dem Namen (Abb. 3) und «JW» in hochstehender Raute mit zwei Sternen (Abb. 4). Auf dem geraden Fußring zeichnen zwei weitere Kunsthandwerker für die Ausführung der Ehrengabe verantwortlich: «composé par j.-g. GSELL. EXÉCUTE PAR J.J. DELARUE. PARIS.» Dazu findet sich im Tellerboden der Stempel «delarue» in Großbuchstaben (Abb. 5). Die Goldschmiede Jules Wiese arbeitet seit 1839 bei François-Desiré Fro- ment-Meurice und übernimmt dort 1844 als contremaître die Atelierleitung4. Bereits 1845 steht er einer eigenen Werkstatt mit 25 Angestellten vor. Für seinen ehemaligen Meister fertigt er weiterhin Aufträge an und erhält 1849 noch als dessen Mitarbeiter eine Bronzemedaille5. Sein Sortiment an der Pariser Weltausstellung von 1855 reicht von Spiegeleinfassungen über Buchbeschläge, Gold- und Silberkästchen, Jagdmesser, Schmuck bis zu Trinkbechern. Diese sorgfältig ausgeführten Produkte tragen ihm eine Medaille erster Klasse ein. Die erhaltenen Werke sind meist mit vollplastischen, bewegten menschlichen Figuren besetzt, ihr ve- getabiler Schmuck besteht aus übereinanderlappenden, üppigen Blattranken. Im Gegensatz dazu fällt am Kern-Becher * das regelmäßige, an die Oberfläche gebundene Dekor auf. Urheber dieser strengen Formensprache müssen daher wohl J. C. Gsell und J. J. Delarue sein. Abb. 2 Ehrenpokal für Dr. Johann Konrad Kern, 1857. Oberteil. Über J. J. Delarue ließ sich nur wenig ausfindig machen. Er ist gebürtiger Genfer und als Bijoutier-horloger in Paris in der Galerie Montpensier 39 im Palais Royal tätig6. Gelegentlich arbeitet er in einem Pariser Goldschmiedeatelier, toren sind in 20 Gruppen eingeteilt in die geschweifte wo er Silbergegenstände in Ätztechnik verziert und mit Fahne des Rundtellers graviert. Vier mit Perlstab eingefaßte seinem Namen zeichnet. Achtpässe enthalten das Wappen des Kantons Neuenburg, den Schweizer Schild, die ligierten Initialen «J C K» sowie das Wappen der Thurgauer Familie Kern, ein Mann mit Hut fohann Caspar Gsell in Dreiviertelsfigur mit drei Kornähren in der rechten Hand. In der Tellermitte ist das geätzte Dekor der Alpenrosen Bekannter ist der St. Galler Johann Caspar Gsell7. 1814 nochmals aufgegriffen. als Sohn des Lithographen Jakob Laurenz Gsell geboren, Das beschriebene Dekorationsprogramm kommt einem erhält er erste Kenntnisse der Malerei an der Ecole des Beaux- Bekenntnis zum eidgenössischen Bundesstaat gleich, zu dem Arts in Genfund zieht bereits 1830 nach Paris. Dort sucht seit der denkwürdigen Sitzung vom 26. Mai 1857 der Kanton er sich als Schüler von Paul Delaroche und Jean Dominique Neuenburg ohne jede Einschränkungen zählt und für Ingres in der Historienmalerei zu profilieren. Zeitgenössische dessen politische Eigenständigkeit sich Johann Konrad Berichte aus seiner Heimatstadt attestieren sein Talent. Kern mit hartnäckiger Unbestechlichkeit auf europäischer So ist in einem Artikel über das schweizerische Kunstschaffen Ebene durchgesetzt hat. Leider fehlt im Nachlaß Kerns ein von 1833 nachzulesen: «Noch dürfen wir nicht unterlassen, Hinweis auf diese Erinnerungsgabe. Wann, wo und wie sie eines anderen jungen Künstlers zu erwähnen, der ihm überreicht wurde, wie der Auftrag dazu lautete, steht gegenwärtig in Paris seinen Studien obliegt und durch glückliche heute nicht fest. Immerhin lassen sich anhand der Signaturen, Auffassung und Anlage zu eigener Komposition der verschiedenen Meistermarken und der Donatorennamen schöne Hoffnungen erweckt, wir meinen Herrn Kaspar einige Schlüsse ziehen. Gsell .8» Allerdings kann er mit der Ausübung dieser Becher und Teller tragen das Pariser Feingehaltszeichen Kunstrichtung seinen Lebensunterhalt in Paris nicht für 950%o Silber sowie zwei verschiedene Meistermarken bestreiten. Er ist auf die Verdienste aus Lithographien nach des Pariser Goldschmiedes und Ziseleurs Jules Wiese: Porträts und bekannten Kunstwerken angewiesen. Dies hält «wiese» in querliegender Raute mit je einem Stern über und ihn von der Malerei immer mehr ab, was in St. Gallen mit 318 Bedauern zur Kenntnis genommen wird: «Schade, daß dieser auf die ausgeführten Arbeiten in den vorhandenen vielversprechende Künstler einen bedeutenden Teil Protokollen nachlesen. seiner Zeit aufs Porträtmalen, Steinzeichnen und Vignettenwesen für Kunsthandlungen verwenden muß9». Wann er sich ganz der Glasmalerei verschreibt, ist ungewiß. Erste Das Chorfenster der St.-Laurenien-Kirche