vier Leuten geleistet, wobei mir selbst der-Mitarbeiter erscheinen, später ver­ mit den meisten technischen Arbeiten warfen wir diesen Plan dann wieder. Ei­ sowie dem Versand und der Geschäfts• ne der Grußbotschaften (die von Rein­ führung der Löwenanteil zufiel. Ohne die mar Cunis) wird allerdings abgedruckt, Hilfe meiner Eltern wäre der Versand weil sie mitverantwortlich dafür war, SET~.schon lange zusammengebrochen. daß es inzwischen den KURD-LASS­ SFT ist als sachkundige Fachzeitschrift WITZ-PREIS gibt. Ansonsten haben wir - und das ist sie, allen Anwürfen zum in diesem Heft einige Beiträge aus alten Trotz - wie auch als kritisches und un­ SFT-Nummern abgedruckt: den langen abhängiges Organ nötiger denn je. SFT Filmartikel von Fernand Jung, "Der wird deshalb auch weiterhin erscheinen. Golem" von Klaus Diedrich sowie "Wa­ Aber wir ziehen einige Konsequenzen: rum engagierte Kritik" und die Sami­ 1. Längere Artikel und theoretische Bei­ con-Resolution als amüsante "histori­ träge sowie die Bibliographie werden sche" Wegmarken. Das Interview mit ausgelagert. Sie erscheinen künftig Alfred Bester war ursprünglich für die Es tut uns leid, daß wir allen, die uns be­ im Heyne-SF-Magazin. SF-BAUSTELLE geplant, während wir reits totgesagt haben, mit dieser Ausga­ 2. SFT wird im Umfang reduziert, kon­ das Brunner-Interview der KÖLNER be eine Enttäuschung bereiten müssen. zentriert sich vor allem auf Rezen­ STADT-REVUE verdanken. Einige an­ Und mehr noch: Hoffnungen der Art, sionen und Nachrichten, erscheint dere Beiträge (insbesondere die Farbbil­ uns dann doch wenigstens nach dieser statt dessen aber monatlich. der im Heftinneren) waren ursprünglich Jubiläumsnummer loszusein, sind ganz 3. SFT wird aus der semiprofessionellen für COMET vorgesehen. Dies erklärt und gar unberechtigt. Wir machen wei­ Produktionsweise herausgeführt und dann auch, weshalb eine Zeitschrift wie ter, mag da knorren, wer will. erscheint künftig (Selbstkosten dek­ SFT plötzlich mit Farbseiten aufwarten Unübersehbare Tatsache ist allerdings, kend) innerhalb eines Verlags. kann: Das teuerste am Farbdruck sind daß wir noch niemals so lange benötig-. Zum dritten Punkt ist zu sagen, daß hier die Lithographien. Diese bekamen wir ten - mehr als ein Jahr nämlich - , um ein konkretes Angebot eines kleinen, un­ für 'n Appel und 'n Ei von COMET, die eine Ausgabe zu produzieren. Woran abhängigen Verlags vorliegt. Dieser Ver­ Lithographie für das Rückbild lieh uns liegt es? Es liegt qn der Art und Weise lag garantiert uneingeschränkte redaktio­ Helmut Wenske aus, die Lithographie der SFT-Produktion. War schon in frü• nelle Unabhängigkeit. Da die Zeitschrift für das Titelbild wurde von mir gespen­ heren Jahren eine halbwegs regelmäßige keinem Inhaber, sondern der Redaktion det. Um Verständnis bitten wir, wenn die Erscheinungsweise nur durch die Selbst­ gehört, kann an dieser Stelle allerdings eine oder andere Flohmarktanzeige feh­ ausbeutung einiger weniger SFT-"Ma­ nur gesagt werden, daß die Entscheidung len sollte - im Moment ist noch nicht cher" möglich, bei denen sich wie selbst­ über diese Fragen Ende Oktober auf ei­ abzusehen, ob genügend viel Platz für verständlich die Arbeit anhäufte, so ner Redaktionssitzung fällt. Der Zeitplan alle Anzeigen verbleibt. führte der Ausfall oder Teilausfall die­ sieht vor, daß die derzeitigen Abonnen­ ser Personen (bedingt durch starbe be­ ten zum Jahresende per Rundschreiben Da dies eine Jubiläumsnummer ist und rufliche Inanspruchnahme) zum Still­ über die konkreten Änderungen und ih­ ein markanter Einschnitt bevo'rsteht, stand. Wir haben an diesem System jah­ ren Kontostand informiert werden. Ab möchte ich an dieser Stelle wenigstens relang herumoperiert, Lücken zu stop­ Januar 1982 wird SFT dann monatlich noch einen Dank abstatten an all jene, fen und Arbeit umzuverteilen versucht. zu einem Preis von voraussichtlich die uns durch die Jahre hinweg mit Heute bleibt nur die Einsicht, daß eine DM 3,- bis DM 4,- pro Ausgabe er­ großen und kleinen Arbeitsleistungen Zeitschrift wie die SFT nicht mehr als scheinen. Um eir,m guten Start zu er­ und Geldspenden geholfen haben und Freizeitbeschäftigung von Leuten be­ möglichen, sind „ir nicht nur darauf die uns ein kleineres oder größeres trieben werden kann, die auch ohne angewiesen, daß möglichst alle unsere Stückchen des Weges begleitet oder die­ SFT schon einen Arbeitstag von zwölf bisherigen Abonnenten bei der Stange sen Weg geebnet haben. Ich will nicht Stunden oder mehr absolvieren. Zu viel­ bleiben, sondern wir appellieren auch an versuchen, alle Namen aufzuführen, fältig und zu zeitraubend sind die Ar­ jene, die SFT bisher über den Buch- und denn insgesamt käme gewiß eine Hun­ beiten, die eine solche Zeitschrift mit Zeitschriftenhandel gekauft haben, sich dertschaft zusammen, aber ein paar sich bringt: Texte besorgen oder selbst zu einem Abonnement zu entschließen markante Namen sollen dann doch nicht schreiben, redigieren, Anzeigen herein­ (bei uns direkt oder über den Buchhan­ fehlen. Rainer Eisfeld, Burkhard Blüm, holen und vergeben,Anzeigen gestal­ del). Für den Moment genügt eine ent­ Helmut Struck, Horst-Peter Schwagen­ ten, Buchhandlungen kontaktieren, An­ sprechende Absichtserklärung - die scheidt, Inge Hartmann und Jürgen No­ fragen beantworten, die Texte setzen Rechnung wird im Dezember oder im wak als "Männer und Frauen der ersten lassen, den Satz korrigieren, den Inhalt Januar mit der ersten Ausgabe zuge­ Stunde" sind zu nennen, Fredy Köpsell, zusammenstellen, Layout und Umbruch stellt. Auch die Rechnungen für die Ronald M. Hahn, Horst Pukallus und anfertigen, Bildmaterial beschaffen, den jetzt ausgelaufenen Abos werden erst viele andere brachten und hielten die Druck veranlassen, Termine überwachen, später verschickt. Und noch ein Hin­ Sache später in Schwung. Viele Men~ die fertigen Exemplare lagern, Rechnun­ weis für Abonnenten: Die vorliegende sehen, die nicht zum Mitarbeiterkreis gen schreiben, eingehende Zahlungen Ausgabe wird zum aufgedruckten Preis unserer Zeitschrift zählten, standen mit verbuchen, die Abonnentenkartei ftih­ (DM 7 ,50) von Ihrem Abo-Guthaben ab­ Rat und Tat zur Hilfe; zum Beispiel un­ ren, Versandtüten stempeln, Adressen gezogen. Haben Sie bitte Verständnis ser Drucker Jürgen Röpke, meine Eltern aufrollen, Briefmarken aufkleben, ein­ dafür. und die von Fredy Köpsell. tüten, Pakete packen, Pakete und Ver­ Nun zum Inhalt der SFT 150: Die lange Wie gesagt, ihnen allen sei gedankt. Allen sandtüten (normalerweise 6 Zentner, Pause hat uns von einigem abgebracht, sei gedankt, die für SFT ihr Gehirn­ bei dieser Ausgabe 12) zur Postschaf­ was eigentlich vorgesehen war. Beispiels­ schmalz bis zum Flammpunkt erhitzten fen. Hinzu kommen: Redaktionssitzun­ weise Grußworte: Wir erhielten von ei­ und ihre Schreibmaschinen schrottreif gen (wenn auch selten), Redaktions­ ner Reihe von Freunden und Persönlich• hämmerten. Alles in allem, ohne allzu rundschreiben ( eingeschlafen), anderer keiten der SF-Szene Grußbotschaften selbstgefällig zu sein: Ich glaube, wir Kontakt zu den Mitarbeitern, Koordi­ und danken diesen für ihre Mühe. Sie brauchen uns unserer Arbeit nicht zu nation. sollten gemeinsam mit emem Rückblick schämen. All diese Arbeiten wurden von drei oder auf die SFT-Geschichte und Porträts HansJoachim Alpers Artikel Science Fiction-Erzählung Eint Reise zu John Brunn er 10 Thomas Ziegler: Reich sein, frei sein 52 DarreH Schweitzer: 30 Alfred Bester - ein Interview Informationen Suche Mitarbeiter für ein SF-Magazin, Helmut Krohne: Betr.: SFT 2 Der Taschenbuchmarkt und das literarisch orientiert sein soll. Zu­ die deutsche SF 38 Laß witz-Preis 4 schriften mit Angabe der Art der ange­ Filmrezensionen 5 botenen Mitarbeit (Story, Graftk, Martin Compart: Druck etc.) bitte an Jochen Schach­ 42 Buchrezensionen 18 schneider, Hinterhufe 33, 5632 Wer­ Peter Kuczka: Whisper 90 melskirchen 1. SF -Kunst in Osteuropa 46 Titelbild und Rückbild: Helmut Wenske Suche SF- und SFT-Leser in Ostwest­ Rückblick falen, die Lust haben, sich so alle 4 - 6 Klaus Diedrich: Wochen mal zu treffen, um über Neu­ Der Golem 61 erscheinungen und die SFT und all so­ was zu reden. Interessenten können an Alpers/Köpsell/Maximovic: mich schreiben, ich organisiere dann das Resolution erste Treffen. Fredy Köpsell: Gunthard Stache, Müdenkamp 26,4920 Warum engagierte Kritik? Lemgo. Fernand Jung: Achtung: Nach Einstellung der SF-Bau­ Materialien zum phantastischen stelle verkauft Heinz Mohlberg alle alten Film 67 Copyright flir alle Beiträge: SFT 1981 Nummern des kritischen Magazins zum Schleuderpreis von 1 ,80 DM. Zugreifen, so lange der Vorrat noch reicht. Interes­ senten wenden sich bitte an: Heinz Mohl­ SCIENCE FICIION IIMES Dolezal, Reinmar Cunis, DarreH berg, Bismarkstr. 43, 5000 Köln 1. (0221) Magazin für Science Fiction, Trivial­ Schweitzer, Helmut Krohne, Klaus 514707. literatur und Unterhaltungsmedien Diedrich, Fernand Jung, Fredy Köpsell, Martin Compart, Thomas Ziegler, SCIENCE FICIION IIMES-Lagerver­ Herausgegeben von der SFT-Redaktion Helmut Wenske, Peter Kuczka. kauf: Lieferbar sind zur Zeit noch folgen­ de Ausgaben: 135 (DM 3,60), 136 (DM Chefredakteur: Anzeigenverwaltung: 3,60), 139 (DM 4,-), 140, 141, 142, Hans Joachim Alpers, Weißenburger Ronald M. Hahn, Werth 62, 5600 Wup­ 143, 145 (alle je DM 4,-), 147, 148, Str. 6, 2850 Bremerhaven 1 pertal2 149 Ge DM 5,-). Bestellungen an. H. J. Alpers, Weißenburger Str. 6, 2850 Bre­ Auslieferung: Layout: merhaven. Hans Joachim Alpers, Weißenburger AM-Graphik - Ulrike Berkenkopf & Straße 6, 2850 Bremerhaven 1, Post­ Klaus D. Schiemann Verkaufe Comics, ScienceFiction, scheckkonto Harnburg 315429-209 Abenteuer, Western, Horror, Kriminal, (BLZ 200 100 20). Abonnement: Gesamtherstellung: Militär und andere Trivialliteratur. I; 6 Ausgaben inklusive Porto: DM 28,-. Team Druck & Graphie, Tel. (0471) Liste gegen DM 1,- anfordern bei: I Preis des Einzelheftes: DM 5,-, 52026 K. Oetzmann, Cheruskerstr. 141,4800 ' Preis dieses Einzelheftes: DM 7 ,50. Bielefeld 14. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben Verantwortliche Redakteure dieser nicht zwingend die Meinung der gesamten Verkaufe etwa 50 amerikanische SF-Ta­ Ausgabe: Redaktion wider. SCIENCE FICTION TIMES ist keine profes· schenbücher (u. a. Clarke, Silverberg, Horst Pukallus (Buchrezensionen) sionelle Zeitschrift und zahlt keinerlei Hono­ van Vogt, Heinlein, Simak, Sheckley) Hans-Ulrich Böttcher (Whisper) rare an Mitarbeiter und Redakteure. Wir und suche selbst auch einige (vor allem Andreas Tappe (Film) übernehmen keine Verantwortung für unver­ ACE D-84). Liste anfordern bei Kristian Hans Joachim Alpers (restliche Beiträge) langt eingeschickte Manuskripte oder Bild· material, sind aber gern bereit, beides zu prü• Kober, Rosenheimer Str. 40, 1000 Ber­ fen. Ein Anspruch auf ungekürzten Abdruck lin 30. Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe: von Leserzuschriften besteht nicht. Andreas Brandhorst, Michael Stief, Christian Promitzer, J oachim Körber, Marcel Bieger, Christoph Schrnidt, Kurt S. Denkena, Kai Schätzl, Joseph. ISSN 0048-9654

3 Reinmar Cunis: Preiskrönen von Werken mit recht (Suhrkamp, 184 Stimmen) AUFRUF zweifelhaftem SF-Wert verleiten. Just 3. Mielke: Grand Orientale (Heyne, 128) ;: der erste Hugo-Award kam einem Buch 4. Krausnick: Im Schatten der Wolke zustatten, das wenige Jahre nach dem Irgendwann in den ftinfziger Jahren (Schneider, 107) tauchten am gewitterschweren nach­ Sieg demokratischer Armeen über brau­ 5. Prieß: Androidenjäger (Bastei, 46) kriegsdeutschen Leserhimmel popbunte n~n Faschismus den glorreichen Kampf Glanzpapierdeckel auf, sogenannte emes dem Volk verpflichteten Polizei­ Kurd-Laßwitz-Preis ftir die beste Erzäh• Ugos (unidentifizierte geschriebene Ob­ beamten schilderte, der gegen die maß• lung 1980: lose Machtgier eines menschlich ver­ jekte). Einige aufmerksame Bücher• Thomas Ziegler: Die sensitiven Jahre (in: ratten, meist jüngere, versuchten eine kümmerten Herrschers über ein gigan­ tisches Industriereich angetreten war. Rosenbauer: Computerspiele; Heyne Ver- .~. Begegnung der Dritten Art, die Mehr­ lag, 173 Stimmen) ·: zahl der Belesenen und literarisch Ge­ Die Science Fiction kam zwar dabei zu bildeten hielt die Erscheinungen aller­ kurz (die Grundlagen der Parapsycholo­ 2. Bert Jäger: Als die Flut gewichen war dings für Unfug. Ugos, hauptsächlich gie waren schlecht recherchiert, und die (in: Jeschke: Lokomotive für den Zaren, an Zeitungskiosken und unter Schüler• über 200 Seiten zäh angekündigte De­ Heyne, 168) bänken anzutreffen, wurden rundweg molition erwies sich als altbekannte Ge­ 3. Irmtraud Kremp: Der Bronzespiegel für nicht existent erklärt, seriöse Buch­ hirnwäsche), doch der Hugo machte es (in Jeschke: Story-Reader 14, Heyne, verlage beschäftigten sich nicht damit, zu Besters bestem Buch. 137) fürs Feuilleton renommierter Zeitun­ Auch unter unserem Himmel sind Fans 4. Dieter Hasselblatt: Fix und Fertig gen, für Kritiker und Kulturapostel war und Verleger und Herausgeber und Agen­ (in: LeBlanc: Antares, Goldmann, 104) dieses Thema eine fabula non grata. ten und Kritiker vor Unbill nicht ge­ 5. Jörg v. Liebenfels: Vitriol (in Alpers: · Doch der sturmwilde Himmel über schützt, es muß leider gesagt werden, Kopernikus 1, Moewig, 74) Deutschland klarte auf, der literarische daß das Volk der Dichter und Denker Orkan, Folge des Vakuums aus Hitlers besonders um- und anfällig ist, wenn's . Kurd-Laßwitz-Preis für die beste Kurzge- 1 Tagen, legte sich, sanft zogen stolze, um sichere Urteile geht. Doch nur Mut! schichte 1980: prächtige Wolken der Weltliteratur über ihr Fans und Verleger und Herausgeber Ronald M. Hahn: Auf dem Großen das frische Land. Und - einigen zur und Agenten und Kritiker, stiftet den Strom (in: Weigand: Die andere Seite Freude, anderen zum Verdruß- auch Wolfgang oder was sonst auch immer, der Zukunft, Schaffstein Verlag, 147 die Ugos wurden sichtbar, nicht länger und die Galaxien werden dröhnen von Stimmen) unidentiftziert: In deutschen Verlagen euren 4-Kanal-stereofonen Stimmen. 2. Uwe Anton: Heimkehr (in Rosenbau­ entsann man sich, schon in früheren Und die Autoren zufrieden sein. er: Computerspiele, Heyne, 128 Stim­ Jahrzehnten, ja vor hundert Jahren und men) mehr diese amüsante, aufregende, be­ Kurd-Laßwitz-Preis 1980 3. Ronald M. Hahn: Der rostende eindruckende, nachdenklich stimmende Der vorstehende Aufruf von Reinmar Dschungel (in Franke: SF -Internatio­ Literaturgattung gesichtet zu haben, bei Cunis war gewissermaßen der letzte An­ nal, Goldmann, 122 Stimmen) Döblin und Werfel, Gustav Meyrink und stoß, einen schon seit längerer Zeit 4. Irmtraud Kremp: Die Stunde des Gerhart Hauptmann, schon bei E.T.A. existierenden Plan in Angriff zu neh­ Horns (in: Jeschke: Story-Reader 14, Hoffmann und und und ... ! men, nämlich endlich einen deutschen Heyne, 116 Stimmen) Seit etwa zwanzig Jahren leben nun die SF-Preis ins Leben zu rufen, der- ähn• 5. Jörg Weigand: Vater der Zukunft kleinen grünen Männchen unter uns lich wie der amerikanische NEBULA - (in Franke: SF -International, Gold­ Deutschen, an ihnen entzünden sich von den mit SF befaßten Personen ver­ mann, 107 Stimmen) romantische Fantasie, politische Mah­ geben wi·:·i. 6. Thomas Ziegler: Video (in: Wei­ nung, hintergründige Wissenschafts­ Der Plan wurde 1980 auf einer SFT-Re­ gand: Die andere Seite der Zukunft, prognose. Deutsche Autoren schreiben daktionssitzung diskutiert und mit Zu­ Schaffstein Verlag, 103 Stimmen) deutsche ScienceFiction, man registriert stimmung aufgenommen. Die endgültige und rezensiert sie, sammelt sie in Antho­ Ausformulierung fand auf einem Auto­ Kurd-Laßwitz-Preis ftir den besten Über• logien und Feuilletonredaktionen und ren- und übersetzertreffen in Nordrhein­ setzer 1980: liest sie sogar. Und siehe da: Sie lech­ We)ltfalen statt, an dem auch mehrere zen nach internationaler Glorie. SF -Herausgeber teilnahmen. Aus diesem Horst Pukallus (237 Stimmen) Denn es gibt auf fernem Planeten un­ Kreis wurde ein Komitee Kurd-Laßwitz• 2. Ronald M. Hahn (166) -~ sterbliche Gremien von Fans und Ver­ Preis ins Leben gerufen und mit der 3. Brigitte Reß-Bohusch (118) legern und Herausgebern und Agenten Dmchflihmng der ersten Preisvergabe 4. Walter Brumm (113) ' und Kritikern, Autoritäten auf platin­ für 1980 beauftragt. Unter allen dem 5. Thomas Ziegler (84) glitzernden Thronen, mit ihren 4-Ka­ Komitee per Adresse bekannten SF -Pro­ nal-stereofonen Stimmen vergeben sie fis wurde nach einer Vornominierung in Kurd-Laßwitz-Preis ftir den besten Gra­ Nebulas und Campbells, Fantasy­ sechs Rubriken (Roman, Erzählung, fiker 1980: Awards und Hugos, das Echo ihrer Kurzgeschichte, Grafiker, Übersetzer, Thomas Franke (140 Stimmen) Macht läßt die Galaxis beben. Nur dort, ~onderpreis) eine Endnominierungs­ wo vor knapp dreißig Jahren die pop­ liste erstellt, dem gleichen Personenkreis 2. Jürgen F. Rogner (138) bunten Ugos das - scheinbar neue - wurde diese Liste dannzur Endabstim­ 3. Klaus D. Schiemann (116) Zeitalter der SF ankündigten, bleibt mung vorgelegt. Mehr als 60% aller An­ 4. Ulf Herholz (72) 5. Johann Peterka ( 49) der Himmel stumpf und still. Sollte gesprochenen nahmen an der Wahl teil. 6. Johann Peter REmter (47) unter der kleinen gelben Sonne noch i:>as Komitee legte Anfang September immer keine glanzvolle Science Fiction durch den Wahlleiter Uwe Anton fol­ Kurd-Laßwitz-Sonderpreis 1980: sprießen, sollten Fans und Verleger und gende Endergebnisse vm: Herausgeber und Agenten und Kritiker Alpers/Fuchs/Hahn/J eschke: Lexikon hier weniger machtvoll sein, scheuen sie Kurd-Laßwit:i-Preis ftir den besten Ro­ der SF-Literatur (Heyne, 258 Stimmen) Mühe, fürchten Mißgriff? man 1980: 2. Wolfgang Jeschke (239) Nur Mut, auch aut den fernen Platin­ Gemg Zauner: Die Enke,l der Raketen­ 3. Hans Joachim Alpers (114) thronen ließ man sich leicht durch bauer (Heyne Verlag) - 244 Stimmen 4. Franz Rottensteiner (83) historische, ja politische Umstände zum 2. Franke: Schule für Übermenschen 5. Jörg Weigand (77) zen Limousine vorfährt, verabschiedet, sie dann aber später gerrau passend in die ohne diesen allerdings zu Gesicht zu be­ Eigenzeit zurückkommt, erscheint mehr kommen. Auf dem Schiff angekommen, als unwahrscheinlich, wo doch immer im lernt er den Kaptain und die Offiziere Film beschworen wird, daß man es mit der Messe kennen sowie auch Comman­ Kräften zu tun habe, die sich der mensch­ der Richard Owen, der ftir die Flugzeug­ lichen Vorstellungskraft völlig entzie­ staffeln verantwortlich ist. Lasky kann hen. Der letzte Countdown verschiedene Lande- und Startübungen Es sollen hier noch einige grundlegende auf der Nimitz beobachten und ist regel­ Aspekte angesprochen werden: Einmal recht fasziniert. Plötzlich aber wird diese ist die Story des Filmes im Prinzip gar Regie: Don Taylor, Produzent: Peter 'Idylle.' unterbrochen, es kommt zu ei­ nicht so uninteressant, handelt es sich Vincent Douglas, Drehbuch: David nem starken Gewitter und einem riesi­ doch um die Aufarbeitung einer der Ambrose, Gerry Davis, Thomas Hunter gen, blauen Wirbel über dem Meer, in­ schwersten 'Schicksalsschläge', die diese und Peter Powell; Co-Produktion: den die Nimitz hineingezogen wird. Nach Nation je erhalten hat: Das Trauma, daß l Lloyd Kaufman; Kamera: Victor J. einiger Zeit verschwindet der Wirbel ge­ die USA, die noch nie fremde Truppen, ', Kemper, Musik: John Scott, Special­ nauso schnell, wie er gekommen ist, und sprich einen Krieg, auf ihrem Territo­ Effekte: Maurice Binder, Pat Elmendorf, man muß feststellen, daß im Radio eine rium erdulden mußte, einmal so gede­ Gary Elmendorf, Joe Day; Maske: Bob Live-Übertragung von einem Glenn-Mil­ mütigt werden konnte. Durch diesen Akt Mills, Darsteller: Kirk Douglas, Martin ler-Konzert übertragen wird, ferner gibt sahen und sehen (man beachte den Film) Sheen, Katharine Ross, James Farenti­ es Berichte über den deutschen Rußland• viele Amerikaner den amerikanischen no, Ron O'Neal, Charles Durning, feldzug. Nach näheren Untersuchungen Traum in Gefahr, die Identität schien Soon-Teck Oh u. a. Verleih: Jugend­ stellt sich schließlich heraus, daß die Ni­ verloren zu gehen; die Gefahr, plötzlich Film, deutsche Erstaufführung: 31.10. mitz durch einen Zeittunnel in die Ver­ nicht mehr NUMBER ONE in der Welt 1980. gangenheit geschleudert worden ist, zu sein, erschien plötzlich greifbar. Und daß man den 6. Dezember 1941 zählt, so auch die Moral dieses Films: Wenn Daß Bermuda-Dreieck & Co sich gut ver­ den Tag vor dem Angriff der Japaner man gewollt hätte, hätten die modernen kaufen, ist ja nicht erst seit Charles Ber­ auf Pearl Harbour. Kampfflugzeuge die Japaner im Hand­ litz bekannt. Das sagte sich wohl auch Unweit der Nimitz versenken zwei japa­ umdrehen vernichten können, aber man der Sohn des bekannten amerikanischen nische Kampfflugzeuge die Privatjacht macht sich ja nicht die Finger schmut­ Schauspielers Kirk Douglas, der damals des amerikanischen Senators Samuel zig, man ist ja schließlich Amerikaner, 23jährige Peter Vincent Douglas. Um Chapman, der beste Aussicht auf das die anderen sind doch nur Japse ... aber einen richtigen Kassenreißer zu amerikanische Präsidentenamt hätte. Kirk Douglas ist wohl (schuldlos) die produzieren, braucht man doch schon Mit seiner Sekretärin kann er schließ- ideale Besetzung ftir den Posten der etwas mehr. So zum Beispiel eben eine lich gerettet werden, ebenso ein japani­ Kapitäne der Nimitz: mutig, entschlos­ Sache, die bis dato noch nicht auf der scher Pilot, der von Kampfflugzeugen sen und immer bereit, die amerikani­ Leinwand zu sehen war oder jedenfalls der Nimitz abgeschossen wird. An Bord schen Ideale zu verteidigen. nicht in dieser Form. Was bietet sich da kann sich der Japaner einer Waffe be­ Ein zweiter sehr interessanter Aspekt ist eher an im 'Land der unbegrenzten Mög• mächtigen und schließlich findet er in die Darstellung des Gegners: Da greifen lichkeiten', den größten Flugzeugträger einem blutigen Gemetzel den Tod. We­ zwei japanische Flugzeuge doch ein der Welt zum eigentlichen Hauptdarstel­ gen des Zeitparadoxes soll der Senator harmloses, unbewaffnetes Schiff an, zer­ ler zu machen. Des weiteren suche man (ohne sein Wissen) nicht in Pearl Harbour, stören es und versuchen noch, die Über• sich einen weltbekannten Finanzier, in wie er verlangt, sondern auf einer abgele­ lebenden -reine Zivilisten - im Wasser diesem Fall die britische Guiness-Grup­ genen Insel ausgesetzt werden. Mit ihm abzuknallen. Die mutigen Amerikaner pe, die mit ihrem Bier soviel Geld ver­ fliegen Commander Owens sowie die retten schließlich als Dank dafür einen dient, daß man in alle möglichen Projek­ Sekretärin. Die beiden letzteren können der japanischen Piloten, der auf der Ni­ te Geld investieren kann, und·letztlich einem Hubschrauberabsturz entrinnen mitz nichts Eiligeres zu tun hat, als sei­ und endlich noch einen Action-Regisseur und bleiben auf der Insel zurück. Die nem Bewacher die MP zu entreißen und in diesem Fall Don Taylor, bekannt ftir Nimitz macht sich währenddessen bereit, ein Blutbad anzurichten, wo die Fetzen seine Werke 'Flucht vom Planeten der die japanische Flotte zu zerstören. Im buchstäblich fliegen. Schließlich nimmt Affen', 'Die Insel des Dr. Moreau', so­ letzten Moment baut sich aber wieder er auch noch eine Frau als Geisel. Sehr wie auf dem Horror-Sektor 'Damien: der Zeittunnel welch Zufall - gerade interessant ist auch die Gestik und Mi­ I vor der Nimitz auf, und das Schiff gerät mik des Japaners. Hier versucht man ,\ Omen II'. Wirft man diese Faktoren in einen Topf wieder in die richtige Zeit. regelrecht, ein jahrzehntelanges Kli­ und rührt einmal kräftig um, ergibt sich Der Besitzer der Werft und Erbauer der schee aufrechtzuerhalten, sogar noch zu gerrau das, was man zur Zeit auf der Nimitz erweist sich abschließend als der nähren und den Feind zu dämonisieren. Leinwand bestaunen darf und wofür von in der Vergangenheit zurückgelassene Den Erfolg kann man dem Film jeden­ Seiten des Verleihs schon seit über einem Commander Owens, womit es auch ein falls nicht absprechen. Jahr kräftig die Werbetrommel geschla­ richtig schönes Happy-End gibt, wie der Ein dritter Aspekt, der sehr ins Auge gen wird. amerikanische Zuschauer es sich wünscht, sticht, ist, daß der Film eine eigene Zum Inhalt: Warren Lasky, Spezialist alles frei nach dem Motto 'Friede, Freu­ Ästhetik entwickelt. Da wird mit Tech­ für Systemanalysen (??), wird auf die de, Eierkuchen'. nik geprotzt, wo es eben nur geht. Alles US Nimitz, den größten und modernsten Nun, dem Film vorzuwerfen, daß er teil­ ist gigantisch, supermodern und über• Flugzeugträger der Welt, beordert, um weise doch etwas unlogisch ist, das ist windbar, einfach die Krone amerikani­ dort Verbesserungsvorschläge im allge­ eigentlich di!s wenigste. Es kann durch­ schen Schöfpungsreichtums. Irgendwie meinen Ablauf zu fmden. Kurz bevor er aus aus draillaturgischen Gründen ver­ wird man an den französischen SF- von einem Hubschrauber auf das Schiff standen werden, daß die Nimitz an den Film von 1964 DER HIMMEL BRENNT gebracht werden soll, wird er noch von Vorabend des japanischen Überfalls auf erinnert. Ein Großteil der 90 Minuten dem Werftinhaber, der in einer schwar- Pearl Harbour zurückversetzt wird. Daß Laufzeit sind Starts, Landungen, Übun-

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Daß es auch anders geht, wenn man eine Sache richtig anfaßt, zeigt Lucas in dem 5. Teil seiner KRIEG DER STERNE­ Saga, in der der erste Teil die Nummer vier aufwies und die insgesamt auf 9 Teile konzipiert ist, Star-Wars-Fans also die nächsten 20 Jahre noch reichlich versorgt werden. Ein kleiner Blick in die Zukunft: zu Star-Wars 6, THE RETURN OF THE JEDI, stehen heute schon die Kulissen als auch das Drehbuch. Man muß ja schließlich am Ball bleiben. Lucas hat auch nie bestritten, daß es ihm bei Star Wars kaum darum geht, Bedürfnisse intellektueller Kritiker zu befriedigen, sondern vielmehr eine naiv­ infantile Fantasy ftir die ganze Familie zu schaffen, bei der man mal120 Minu­ ten so richtig abschalten kann. Das am angenehmsten überraschende an THE EMPIRE STRIKES BACK war wohl, daß der Film nicht nur finanziell stärker ist, sondern daß sowohl Lucas, der die Story geschrieben hat, als auch Leigh Brackett, eine 'waschechte' SF­ Autorin der exotischen SF und Fanta­ sy, und auch Regisseur Irvin Kershner, der zuletzt angenehm durch den Hor­ ror-Streifen DIE AUGEN DER LAU­ RA MARS (nach einer Story von John Carpenter) auffiel, es in Teamwork ge­ schaffen haben, eine deutliche Steige­ rung zum ersten Teil zu erreichen. Der Inhalt teilt sich erwartungsgemäß wie­ der in das Gut/Böse-Schema ein, ist aber im Aufbau weitaus komplexer, als von vornherein vermutet. Mit der Zerstörung der als uneinnehm­ bar geltenden imperialen Festung, dem Todesstern, hatten die Rebellen ge­ hofft, die Kräfte des Bösen besiegtzu haben, was sich allerdings als ein kleiner Irrtum erweisen sollte (man denke nur Wie wohl als allgemein bekannt voraus­ an die acht geplanten Fortsetzungen). Das Imperium schlägt zurück gesetzt werden kann - die Medien ha­ (The Empire Strikes Back) Darth Vader heizt den Rebellen ordent­ ben es monatelang herausposaunt - ist lich ein, spürt ihre Stützpunkte auf und das Weltraumepos KRIEG DER STER­ vermcmec s1e, wo er kann. Besonders ist NE zu dem bis dato erfolgreichsten er hinter Luke Skywalker her, der zum Film in der Filmgeschichte überhaupt Jedi ausgebildet werden soll. avanciert. George Lucas, der mit den be­ Nun, soweit die Vorgeschichte. Das Epos j kannten und erfolgreichen Filmregis­ beginnt auf Hoth, einem Eisplaneten, I ' Regie: Irvin Kershner; Produktion: seuren Francis Ford Coppola und Ste­ auf dem die Rebellen eine Festung ha­ Gary Kurtz; Drehbuch: Leigh Brackett ven Spielberg die gleiche Filmschule ben. Sowohl Skywalker, Solo, die Ro­ und Lawrence Kasdan; Story:.George besucht hatte, war damit über Nacht boter als auch die Prinzessin befinden Lucas; Gesamtleitung: George Lucas; zum absoluten Superstar Nummer eins sich dort. Auf einem Erkundungsritt Produktionsplanung: Norman Rey­ geworden. Während bei KRIEG DER auf einem keckernden Reittier, halb nolds; Kamera: Peter Suschitzky B.S.C.; STERNE die Einspielsumme weit über Känguruh, halr Schaf, wird Skywalker Schnitt: Paul Hirsch; Spezialeffekte: 400 Millionen Dollar lag - so genau ist von einem Eisungeheuer angefallen, Brian Johnson, Richard Edlund; Musik: mir das nicht mehr bekannt, aber es wird kann aber von Solo schließlich gerettet J ohn Williams, gespielt vom London ja kaum auf ein paar 10-Millionen Dol­ werden. Dieser will den Planeten verlas­ Symphony Orchestra; Bauten: Leslie lar ankommen-, so kann man mit sen, weillaufend Kopfgeldjäger hinter Dilley, Harry Lang; Ausstattung: Mi­ ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, ihm her sind und er die Sache ein für chael Ford; Masken: Stuart Freeborn; daß das IMPERIUM diese Summe buch­ allemal bereinigen möchte. Doch die Kostüme: John Mollo, Darsteller: Mark stäblich schlagen wird. In vielen Län• Sache kommt etwas anders. Durch Ro­ Hamill, Harrison Ford, Carrie Fisher, dern, wo der Film schon läuft, liegen boterspione spürt Vader auch diesen die Einspielergebnisse bis zu 50 Prozent Billy Dee Williams, Anthony Daniels, Stützpunkt der Rebellen aufund läßt über denen von KRIEG DER STERNE. David Prowse, Peter Mayhew, Kenny sofort seine Flotte in Richtung Hoth Dies kann mit Recht als eine ziemliche Baker, Alex Guiness u. a.; Für Yoda ver­ in Bewegung setzen. Die Rebellen, in­ Seltenheit bezeichnet werden, meistens zwischen gewarnt, versuchen eine antwortlich: Frank Oz; Verleih: Twen­ sind die Nachfolger kassenstarker Filme schnellstmögliche Evakuierung, können tieth Century Fox of Germany; Deut­ weitaus schwächer und kommen so an aber nicht verhindern, daß sie in Kämp• sche Erstaufführung: 12.12.1980. ihre Vorbilder nicht mehr heran. fe mit den Im erialen verwickelt werden

in denen auch riesenhafte Robot-Kampf­ schauer in so einer konstanten Erwar­ kann, ist die Figur Yoda. Frank Oz, maschinen - etwas an vorsintflutliche tungshaltung zu belassen. Schöpfer der Muppet-Puppen, hat hier Saurier erinnernd - eingesetzt werden. Wenn man ein wenig den Vergleich zum wohl eine der perfektesten und schön- · Die Flucht gelingt trotzdem, Skywalker ersten Teil zieht -was wohl irgendwo sten Illusionen erschaffen. Mit 96 Dräh• fliegt zu dem Planeten im Dagobah­ kaum vermeidbar ist-, so fällt auf, daß ten versehen, 65 cm hoch und mit Au­ System, den in einer Vision ihm sein die Liebe zum Detail im IMPERIUM gen, für deren Vorlage die Augen von Lehrmeister Obi-wan Kenobi genannt SCHLÄGT ZURÜCK doch sehr stark Albert Einstein dienten, ist Yoda von hat. Hier soll er sich zum Y edi aufbilden ausgeprägt ist. Man hat sich Mühe mit vornherein als positive Figur dargestellt. lassen. Dort angekommen, trifft er nach vielen Kleinigkeiten gegeben, die die eben Der kauzige kleine Außerirdische hat es einigen interessanten Verstrickungen doch wieder ziemlich banale Handlung jedenfalls geschafft, die 'Herzen im schließlich auf Y oda, dem Lehrmeister überbrücken können. Recht erstaunlich Sturm' zu erobern und dürfte wohl aller Yedi. Nach einigen Moralpredigten ist, daß es mit dem ersten Teil eigentlich d i e Attraktion des Films sein. Und wird Skywalker - nach dem neuerlichen kaum überschneidungen gibt, was wohl warum auch nicht. Oz hat jedenfalls Eingreifen von Kenobi - schließlich auch den einmaligen Erfolg dieser Serie gezeigt, daß man auch etwas Humor - doch als Schüler angenommen. Im Fol­ (in nur 19 Ländern bis jetzt weit über und zwar durchaus glaubwürdigen Hu­ genden verläuft die Handlung eine Zeit­ 222 Millionen Dollars Einnahme) aus­ mor -in einen Film bringen kann, ohne lang alternierend, wechselt der Stand­ macht. Man hat darauf verzichtet, große daß es gleich so absolut lächerlich und punkt laufend zwischen dem Planeten Weltraumschlachten wie im ersten Teil infantil wirkt wie z. B. die Darstellung im Dagobah-System und den Abenteu­ zu inszenieren und hat die Handlung der beiden Roboter im SCHWARZEN ern des Millenium-Falkens mit Solo und mehr auf verschiedenen Planeten spielen LOCH. Leia an Bord. Diese müssen sich mit den Resümierend läßt sich folgendes sagen: Imperialen rumschlagen und fliehen Wer erwartet, einen tiefschürfenden Film schließlich in einen Asteroidengürtel zu sehen, wird natürlich enttäuscht wer­ und suchen in einem Asteroiden Schutz, den. Und die Ideologie der meisten ame­ der eine eigenartige lange Höhle auf­ rikanischen_SF-Filme ist ja leidlich be­ weist, was nicht ganz ohne Konsequen­ kannt, und man braucht kaum noch wei­ zen bleibt, die aber nicht verraten wer­ ter darauf eingehen; das IMPERIUM bil­ den sollen. Durch einen neuerlichen det hier wahrlich keine Ausnahme. In­ Trick kann sich Han Solo noch einmal haltlich also recht zweifelhaft, kann vor Vader retten und beschließt, einen man doch sagen, daß die Verwirklichung alten 'Freund' aufzusuchen, der in der als optimal zu bezeichnen ist. Was dem "Stadt in den Wolken" lebt. Derselbe Zuschauer da an Tricktechnik geboten verrät ihn allerdings an Vader, und Han wird, dürfte wohl das z. Z. Modernste Solo wird sprichwörtlich auf Eis gelegt, sein. Außerdem muß festgehalten wer­ man friert ihn ein. Skywalker bricht den, daß eine Steigerung gegenüber dem trotzWarnungenseine Ausbildung ab, 1. Teil durchaus erreicht worden ist. er hat Visionen von der "Stadt in den Die Verlagerung der Szenerie hat dem Wolken" und gerät dort ebenfalls in Film einige neue Aspekte gegeben, der eine Falle. Schließlich und endlich Zuschauer wird nicht mehr mit endlosen kommt es zu einem Duell zwischen Va­ Raumschlachten gelangweilt. Wenn auch der und Skywalker, bei dem sich heraus­ der Film etwas überladen erscheint, kann stellt, daß Vader Skywalkers Vater ist. man doch getrost sagen, daß sich eine Skywalker flieht, gerät in die Müll• recht liebevolle Ausstattung positiv be­ schächte der Stadt und kann- schließ• merkbar macht. Vieles, was man als SF­ lich in den Antennen unter der Stadt Leser bis heute nur aus Büchern kannte, hängend - von Leia gerettet werden. ist hier filmisch umgesetzt worden. Skywalker ist aber der dunklen Seite Wenn man versucht, z. B. Parallelen zu der Macht so entronnen. Sein Ziel steht anderen neueren SF-Produktionen wie nun fest: Er muß zurück zu Yoda und GALACTICA 1 - 3, STAR CRASH, seine Ausbildung beenden. Han Solo ist SADOR, KAMPF UM DIE 5. GALA­ allerdings in der Gewalt von Darth Va­ XIS zu ziehen, kann man eigentlich nur der geblieben. Er soll schließlich den sagen, daß hinsichtlich der Verwirkli­ Kopfjägern ausgeliefert werden. chung - sowohl tricktechnisch als auch Irgendwie kann man sich des Geftihls lassen, was natürlich eine weitaus größe• drehbuchmäßig das IMPERIUM sich nicht erwehren, daß sowohl Regisseur re Entfaltung an Ideen erlaubt. Typisch von diesen Produktionen "galaxienweit" als auch die Drehbuchautoren versucht mal wieder die Mischung aus Science unterscheidet, weil man es hier eben ver­ haben, soviel Handlung wie irgendwie Fiction und Fantasy, hier allerdings in standen hat, die Story wirklich glaub­ in den Film hineinzupacken, was dann einer recht erträglichen Kombination, würdig zu verkaufen, die Charaktere auch zur Folge hat, daß es Action von allerdings auch mal wieder ein 'typisch' der Personen nicht allzusehr zu über• der ersten bis zur letzten Minute gibt. amerikanischer Film, besonders, wenn zeichnen und die Trickeffekte 'mit' der Man kann schon so weit gehen und be­ es um die Lösung bestimmter Probleme Handlung laufen zu lassen und diese haupten, daß der Zuschauer durch die geht. So werden die Kampfmaschinen eben nicht absolut lächerlich zu machen. Handlung so bei der Stange gehalten auf doch recht unorthodoxe und sehr Das Imperium ist ein Film in bester wird, daß der Zeitraum, den man braucht, amerikanische Art erledigt, und zwar in Space-Opera-Manier und z. Z. wohl das über die gerade gesehenen Szenen auch dem man ihnen in bewährter Cowboy­ Beste, was in diesem Genre auf dem nur ansatzweise nachzudenken, ent- Manier einfach Seile um die vier Beine Markt ist. Was aber noch lange nicht fällt, weil man sonst zwangsläufig den bindet und sie so zum Sturz bringt. heißen soll, daß es sich um einen wirk­ Faden verlieren würde. Dies kann man Ebenfalls darf natürlich auch nicht das lich guten Film handelt. Ansehen? Ja! sowohl als ein großes Plus wie auch als Abschlußbild mit den Helden fehlen, Allerdings - um einen nicht zu geringen , ein großes Minus zugleich werten: Man wie sie auf ihrem Raumschiff in das All Abstand wird gebeten!! sehen, neuen Abenteuern entgegen ... j muß innerhim dafürhalten, daß es doch c w~n~ e Filme schaffen, den Zu- Was man als recht positiv bezeichnen Andreas Ta e

John Brunner, Autor von mehr als 60 Science-Fiction-Romanen, ist den meisten deutschen Lesern seit 1978 bekannt, als sein Roman "Schafe blicken auf" in deutscher Übersetzung erschien. Der Roman ist seitdem ein Renner auf dem Kauf- und Lesemarkt. "Schafe blicken auf', das sind 400 Seiten ökologische, soziale, politische, moralische Agonie der USA. Fact und Fiction, Liebe und Leid, politische und ökonomische Verbrechen. "Bestand ein Zusammenhang zwischen den Schwierigkeiten der Plant Fertility uud der Tatsache des Steigens der Kar- . toffelpreise um zehn Cent für den Früh• jahrspreis? Und der Preis stieg weiter. Konnten die Tierfutterproduzenten wirklich so schlimm betroffen sein, daß die Fleischpreise von maßloser zu ver­ brecherischer Höhe kletterten? (Es war Jahre her, daß die Rinder zuletzt unter freiem Himmel geweidet hatten.) Oder ging wirklich - wie Gerüchte besagten - eine Mißgeburtenwelle seuchenhaften Charakters durch das Land, dezimierte die Herden, ohne das Antibiotika halfen? . Wahrscheinlich beides. Stimmt es, daß die Angel City beschlossen hatte, das Lebensversicherungsgeschäftaufzugeben, weil infolge des durchschnittlichen Ab­ sinkens der Lebenserwartung das Geschäft unter die Profitgrenze zu fallen drohte? ... Die Regierung konnte nicht in alle Ewigkeit für die Mißwirtschaft von Monopolgesellschaften die Hand ins Feuer legen, selbst wenn sie ihre Geld­ geber waren. " Gewalt und Gegengewalt machten denn auch das gnadenlose "happy end" aus, wie Brunner im Interview sagt. Die USA brennen, der Rauch und Gestank ist noch in Irland wahrzunehmen. Und er erläutert: "Wir können die Ökologie der Erde nur dann stabilisieren, wenn wir mit der Vernichtung der 200 Millionen gierig­ sten und verschwenderischsten Menschen beginnen... Jemand hat mal errechnet, daß ein Kind, das in den USA geboren wird, ein 25malso großes Unheil für die Erde ist, wie ein gleichzeitig in Indien geborenes. " Weiterelesenswerte Bücher des Autors folgten 1979 mit "Der Schockwellen­ reiter" - wie zerstört man mit Compu­ tern eine computergesteuerte Gesell­ schaft- und 1980 mit "Morgenwelt"­ Thema: wie schafft man in einer total 1------l _ausgeflippten Welt Frieden und Zufrie­ früheren Gehöfts. Eine dunkle Holztür, denheit. Der Heyne-Verlag puschte in Sehhöhe, ein kleiner, bekannter Auf­ Brunner mit diesen Büchern und warf kleber: rote Sonne auf gelbem Grund. bei der Gelegenheit gleich noch einige Atomkraft, nein danke. ältere Romane auf den Markt. "Unter­ John Brunneröffnet die Tür, sieht aus haltung", wie Brunner selbst ehrlich wie auf dem Bild im SF-Lexikon, nur sagt. etwas korpulenter. Aus dem Lexikon Sieht man sich die Erscheinungsjahre wissen wir auch: 1934 geboren, also der britischen bzw. amerikanischen jetzt 46 Jahre alt, verheiratet. Schon als Ausgaben der drei genannten Brunner­ Kind von Science Fiction begeistert. Romane an, so kommt man sich ein­ Nach der Schule bei der Royal Air wenig rückständig und provinziell vor. Force, dann verschiedene Jobs, schließ• "Morgen weit" ("Stand on Zanzibar") lich Berufsschreiber. Seit 1958 in der erschien erstmals 1968 - als hier die britischen Anti-Atom-Bewegung, 1959 Studenten über die Straßen tobten-, mit Ausstellung gegen atomare Auf­ "Schafe blicken auf' (Sheep look up") rüstung "Keiner kommt davon" in 1972 - bei DV A erschien gleichzeitig mehreren europäischen Ländern unter­ das Sachbuch "Grenzen des Wachstums". wegs. Allerdings: die in der BRD be­ Bericht an den Club of Rome- und der kannten Angaben zur Person sind "Schockwellenreiter" ("The Shockwave­ ungenau, die Liste seiner Bi.i..:her ist rider") kam auch schon 1975 heraus, als weit umfangeicher, als wir hier in hier Herrn Herolds gesellschaftssanitäre Erfahrung bringen konnten. Während Maßnahmenper Computer langsam zur der Gespräche merken wir, daß wir sehr Kenntnis genommen wurden. wenig über J ohn Brunner wissen. Dennoch gibt es nicht nur verlagstech­ Er bittet uns in sein Arbeitszimmer, nische undkaufmännische Gründe, die kontinentaler Stil. Auf einem Bücher• die Brunner-Romaneund überhaupt board zwei Reihen eigener Romane. Science-Fiction-Romane erst jetzt ins Aperitiv? Ja gerne. Unsere Stimmung Bewußtsein spülen. Die Zeit ist wohl ist etwas nervös und gespannt. Maljorie, reif, sich mit Zukunft, die keine mehr seine Frau, klein und zierlich, erscheint ist, zu beschäftigen. Ebenfalls dem Zug -sie geht am Stock. Sie hat sich vor der Zeit folgend, lesen wir keine Sach­ einigen Tagen so über ihn aufgeregt, daß bücher mehr, sondern lockere und nicht sie vor Wut auf den Boden gestampft zu schwere SF, Fantasy oder Märchen, und sich dabei den Knöchel verknackst eben neue Innerlichkeit. hat. Wer ist das, der solche Bücher schreibt? Dann das Interview. Brunner antwortet Sich so sehr Gedanken über das sehr während der zwei Stunden sehr konzen­ irdische Morgen macht? Arbeitet, mon­ triert auf unsere Fragen: Wie ist das mit tiert, liest, schreibt. Und können wir seinem Engagement in der Anti-Atom­ mehr erfahren, mehr als in den Büchern Bewegung damals und heute? Wie steht, über das Morgen, über uns und schreibt er seine SF -Romane? Woher den schreibenden Menschen Brunner? kommt sein Engagement ftir ökologische Immerhin: mit seinen Romanen be­ Themen? Wie kommt er zu seiner schrieb er vor zehn Jahren die Wirklich­ Schreibtechnik, der Montage vieler keit von heute: Plünderung in den Städ• Einzelgeschichten und Meldungen, die ten, Bomben gegen Umweltzerstörer, er seit seinem Roman "Morgen weit" Gift in Lebensmitteln und im Grund­ anwendet? wasser, kollektiver Todeswahn, ohn­ Nach dem Interview, das John Brunner mächtige Wut. In "Science or Science etwas abruptmit der Bemerkung beendet Fiction"- auch das gibt es mittlerweile, jetzt sei aber Schluß, er habe schon die akademische Disziplin SF - wird er mehr geredet, als gut ftir ihn sei, sprechen schließlich als der soziologische briti­ wir in gelockerter Atmosphäre weiter sche SF-Autor genannt. mit Maljorie und John. Sie meint, wir Wir machten uns also zu dritt auf, um hätten besser sie über John Brunner ihn zu befragen: nach South Petherton, gefragt und erzählt uns den Grund für Somerset, England, via London und seine Vielschreiberei. Sie hatten bis vor per Bahn. Schon die Reise erschloß die kurzem ein Haus in London und die unwirkliche Wirklichkeit des Heute. Hypothek sei hoch gewesen, daß John Der Wechsel vom Komfort klimatisier­ jedes Jahr ein Buch habe schreiben müs• ter belgiseher Eisenbahnen in die absolut sen, nur um die Zinsen bezahlen zu mittelalterlich dunkel-kalte Endstations­ können. halle in Ostende, das "Sold Out" des Bei dem abendlichen Spaziergang durch Londoner Westend, Nach einer 200- das kleine, ruhige Dorf- drei Kneipen, Meilen-Fahrt von London aus schließ• zwei Restaurants, ein Gasthof- erzählt lich South Petherton, in einer sanften, er uns, daß ein paar Meilen entfernt ein hügeligen, englisch grün-grünen Wiesen­ britisches Atomkraftwerk gebaut wer­ und Weidelandschaft gelegen und nahe­ den soll und daß die letzte Hinrichtung bei die wirkliche Unwirklichkeit, das auf dem öffentlichen Marktplatz vor Geheimnis der 2000 Jahre alten Steine 200 Jahren stattgefunden hat. In der von Stonehenge. DasHaus der Brunners: Kneipe fragen wir noch, woher John alter, mittelgroßer Steinbau, Teil eines ~ Brunner die Informationen über seine Bücher hat. Er liest viel, antwortet er, der späten 50er und der frühen 60er vor allem "non fiction": wissenschaft­ bekannt wurde. Bis dahin hatte ich liche Zeitschriften, Tageszeitungen, nicht wirklich begriffen, in welch ge­ Sachbücher. fahrlicher, le bensgefahrlicher Situation Eine Frage drängte sich uns erst nach wir leben. Aber nachdem ich die Redner dem Interview auf: in seinen Romanen dieser Veranstaltung gehört und die beschreibt John Brunnereine gewalt­ Bekanntschaft vieler Menschen gemacht tätige, "normale" Welt, die nur noch hatte, die sich schon dieser Bewegung mit Gewalt geändert werden kann und angeschossen hatten, kapierte ich das wird. Er selbst aber engagiert sich im alles: es gibt keine größere Gefahr als Rahmen des parlamentarischen Systems: die Atombombe. Das hat sich übrigens unterstüzt lokal den Kandidaten der nicht geändert, denn das atomare Wett­ "Liberal Party" und überregional rüsten hat eher zu- als abgenommen. Labour. Kein Widerspruch? Nach meiner Überzeugung gibt es nur sehr wenige Leute, die gerne Krieg füh• SCHLUSS, ENDE, AUS ren möchten - weder einen atomaren noch einen sogenannten konventionel­ Interview mit John Brunner len Krieg. Diejenigen, die den Krieg wollen, sind nur eine Minderheit, wenn Frage: 1958 hast Du, wie nachzulesen auch eine sehr lautstarke Minderheit. Ich ist, Dein erstes Buch verkauft und be­ möchte sie mit Krebszellen im politi­ gonnen, Dich in der englischen Kam­ schen Gemeinwesen vergleichen. Sie pagne für Abrüstung (Ostermarsch-Be­ wuchern und vermehren sich wie Krebs­ wegung) der Atomwaffengegner zu zellen, wenn sie nicht gestoppt werden. engagieren. Frage: Die Anti-Atom-Waffen-Bewegung Brunner: Erstmal zum Roman: das war der 50er Jahre war eine überparteiliche, nicht die erste Geschichte, die ich ver­ humanitäre Bewegung. Habt Ihr ~ Mar­ kauft habe. Meine erste bezahlte jorie und Du ~ einer Partei oder einer Veräffen tlichung hatte ich schon mit anderen politischen Gruppe angehört? 17 Jahren, als ich noch zur Schule Brunner: Unser Engagement bei der ging. Über ihren Inhalt kann man Kampagne für atomare Abrüstung war allerdings nur vermerken, daß ich nicht durch irgendeine ideologische durch sie zu meiner ersten Schreib­ Überzeugung motiviert. Es ging uns maschine kam. Der Roman von 195 8, einzig und allein um die Verhinderung den Ihr angesprochen habt, war vorher des Atomkrieges. Hinterher hätte es so­ schon als Serie imNew World Science wieso keine politischen Parteien mehr Fiction- einem amerikanischen Maga­ gegeben: nach dem atomaren Schlagab­ zin, erschienen. Wichtig für mich war tausch kann es nur noch den totalitären das deshalb, weil nur das Geld aus dem Staat geben, in dem Parteien und die Verkauf den Start als freier Schrift­ jetzige Freiheit der politischen Ausein­ steller ermöglichte. Vorher hatte ich andersetzung, soweit sie es noch gibt, mein Geld mit verschiedenen Jobs, Luxus wären. Voraussetzung für diese bei einem Verlag, in einer technischen Freiheit ist eine Verhinderung des Zeitschrift, verdient und nur nebenher Atomkrieges. Aber die Kampagne für SF geschrieben. Wenn Ihr Euch meine Abrüstung war ja kein einheitlicher Arbeiten anguckt, werdet Ihr fest­ ideologischer Block. Wir- Marjorie stellen, daß ich mit leichtverdaulichen und ich- sind 195 9 im Rahmen einer SF-Geschichten angefangen habe. Ich Anti-Atomkriegs-Ausstellung mit dem habe auch später regelmäßig über SF­ Namen Keiner kommt durch (im Standartthemen geschrieben, um in Englischen "No place to hide") durch der Übung zu bleiben. Allerdings ganz Europa gereist. Dabei waren wir glaube ich, daß man auch schon in z.B. in Frankreich die Gäste einer meinen früheren Büchern zumindest christlich-pazifistischen Organisation, Spuren von Idealismus und Pazifismus in Belgien die Gäste der Bewegung für findet. Ab und an auch schon beson­ eine Weltregierung, in Deutschland dere Hinweise auf Gefahren, die uns waren wir in Nürnberg und Fürth: von nuklearen Waffen und dem organisiert wurde das von einer Gewerk­ Mißbrauch der Technik im allgemeinen schaftsgruppe. In München war der drohen. Veranstalter eine literarisch kulturelle Frage: Warum hast Du in der Anti-Atom Gruppe, die der SPD nahestand. In Bewegung mitgearbeitet? München gab's damals übrigens einen Brunner: Die einfachste Antwort darauf: ziemlichen Skandal, weil der Kassierer weil ich über die Zukunft schreibe, bin und seine Freundin mit den Eintritts­ ich natürlich auch an einer Zukunft geldern durchbrannten. interessiert, in der es sich leben läßt und Frage: Also kein Engagement in Par­ über die sich zu schreiben lohnt. teien? Doch zurück zu 1958: Anfang dieses Brunner: Wir- Marjorie und ich­ Jahres überredete mich Marjorie, mit ihr unterstützen im Moment die Labour zusammen eine Veranstaltung der Party. Das hängt damit zusammen, daß Kampagne für Abrüstung zu besuchen, diese vor einigen Tagen Michael Foot _die vor allem durch die Ostermärsche zu ihrem Vorsitzenden gewählt hat ger, der Held von Schockwellenreiter, eine ebenso außergewöhnliche Persön• lichkeit wie Jerry Howson aus Der ganze Mensch. Hafftingers Begabung liegt ganz woanders, ist vielleicht wirklichkeitsnäher, aber er ist immer noch ein außergewöhnliches Talent. Als ich Nicki Hafftinger erfand, hatte ich ein bestimmtes Bild vor Augen: jemand, der auf dem Computer spielen kann wie ein Pianist auf dem Konzert­ flügel. Jerry Howson verfügt über tele­ pathische Fähigkeiten, gut. Aber im Kern, im Wesen handelt es sich hier um zwei Menschen, die ihrer Begabung fol­ gen und dadurch erst eine Entwicklung

und Lösung ermöglichen, die wiederum I nur durch diese beiden Personen gewähr• leistet werden kann. Das macht die t Ähnlihckeit der beiden Bücher aus. Aber Ihr müßt verstehen, daß ich normaler­ weise meine Arbeit nicht so analysiere. Das ist mehr eine Sache meines Geflihls. Frage: Betrifft das auch den Stil, in dem Du "Morgenwelt", "Schafe blicken auf" usw. geschrieben hast? Du verwendest nicht mehr die traditionelle Erzählform, sondern eine Montagetechnik, von der Du eben gesagt hast, daß erst dadurch eine umfassende Darstellung einer zu­ künftigen Welt möglich ist. Hast Du das beim Schreiben - damals meine ich - bewußt eingesetzt oder ist Dir das einfach so, spontan, eingefallen? Brunner: Es ist wie üblich ein bißchen JOHN BRUNNER von bei dem. Einerseits muß ich, wenn ich ein umfassendes Bild einer komple­ xen imaginären Welt entwerfen will, ein Kind, das in den USA geboren wird, .nicht so sehr über die dabei vielleicht_ diese Welt in die Reaktionen einer ein 25mal so großes Unheil ftir die Erde augewandten SF-Mittel her, sondern ganzen Reihe von einzelnen, unter­ bedeutet wie ein gleichzeitig in Indien über die verschiedenen Fragestellun- schiedlichen Figuren auflösen. Sonst geborenes. Kaum zu glauben, aber wahr. gen, denen ich nachgehe. Wenn man erreiche ich nicht die nötige Vielfalt. Dieses Bild hatte ich im Kopf als ich sich mit einem Problem unserer heuti­ gen wirklichen Welt befaßt und eine Andererseits ergibt sich daraus das Schafe blicken auf schrieb. Problem der Rückversicherung, ob Frage: Präzisieren wir die Frage. Lösung im Roman sucht, braucht man meine Leser auch den Zusammenhang "Schafe blicken auf" hat ein Happy-End, offensichtlich die pure Fantasie, um sie zwischen der erdichteten, erfundenen sagst Du. Aber dieses Ende unterschei­ zu finden. Wie z.B. in Die dunklen Jahre. Welt und ihrer alltäglichen Realität det sich doch wesentlich von demDeiner Wenn man ein imaginäres Problem be­ schreibt, wie z.B. die Vorhersage von richtig begreifen. Das betrifft die anderen Romane. Romane, die Du angesprochen hast. Brunner: Aber halt ... ich sehe keinen Jerry Howson in Der ganze Mensch, ist es logisch, der Geschichte innerhalb Einer der Kunstgriffe, die sich als sehr so großen Unterschied zwischen Schafe nützlich erwiesen haben, war das Ein­ blicken auf, Morgenwelt und Schock­ ihres Rahmens eine ganz naturalistische Lösung zu geben. Wir bewegen uns ja in schieben kurzer "Notizen" wie die wellenreiter, weil schon beiMorgenweit Gedichte in Schafe blicken 'auf oder die das Ende der Geschichte eine Lösung einer Fantasie-Welt. Man muß also unter­ scheiden zwischen verschiedenen The­ Zeitungsausschnitte in Margenweit der Probleme mehr enthält. Es ist eher undMorgen geht die Welt aus den eine Atempause, ein Atemholen. Keine men: zwischen solchen, die in einer Welt spielen, die der unseren vielleicht sehr Angeln. Man könnte diese Einschübe Lösung, eine Wahrheit. In 25 Jahren vielleicht mit der Technik vergleichen, ähnlich ist. wird sich das gleiche Problem wieder die Brecht im Theater verwendet hat. stellen. Ähnlich in Schafe blicken auf: Frage: Wenn ich daraufhin Deine Bücher durchgehe, sehe ich eine Entwicklung: Ein plötzliches Innehalten, eine Erinne­ die Erfahrung, daß die Kultur, die ihre rung, daß die erfundene Welt hier und Umwelt völlig zerstört und ihre Men­ im Laufe der Zeit wird die Wirklichkeit, werden die tatsächlichen Ereignisse im­ heute vielleicht Entsprechungen hat. schen verstümmelt, schließlich untergeht, Dieser Trick ist Bestandteil der Mon tage­ verhindert ja nicht, daß sich irgen dwo mer stärker und setzen sich schließlich gegenüber den herkömmlichen SF-Ele­ technik. Es sind scheinbar nebensäch• ähnliche Gesellschaftsformen zu einem liche Hinweise, daß hier und heute viel­ späteren Zeitpunkt entwickeln. Den menten durch, überlagern sie teilweise. Was bei "Der ganze Mensch" noch mög• Jeich t ähnliches passiert. Schockwellenreiter habe ich ganz be­ Frage: Ein Buch wird durch die Mon­ wußt ohne Lösung gelassen. Der Leser lich war, nämlich Telepathie als Lösung, ist beim "Schockwellenreiter" nicht tagetechnik schwerer lesbar als "normal" mag selbst entscheiden, ob er genug geschriebene Geschichten. Es gehört ein mehr drin. Hoffnung für weitere gesellschafts­ gewisser Mut dazu, so zu schreiben, weil Bmnner: Ja und nein ... Es gibteinige verändernde Aktionen hat. Der Unter­ der Erfolg dadurch fragwürdiger wird. Aspekte, die sich durch alle Romane schied zwischen den Geschichten, Bücher wie "Schafe blicken auf" nähern die ich geschrieben habe, stellt sich ziehen. Auf seine Art ist Nicki Hafftin- sich damit dem an, was man so gemein­ Brunner: Den schlechten Rufhat SF hin als ''Literatur" bezeichnet im Ge­ nicht nur im deutsch- sondern auch im gensatz zur "Unterhaltungslektüre ". englisch-sprachigen Raum. Als ich Mar­ Brunner: Ja ... ich denke, jemand, der jorie zum ersten Mal traf und sie heraus­ •• Ft.eH diese Bücher wie die herkömmlichen fand, daß ich SF schrieb, war ihre Reak­ Romane zu lesen versucht, erleidet tion ähnlich der des Mannes, der zur .Snche Nachdrucke (auch illegal) von einen Schock. Aber die Leute, die diese Hure sagt: "Was tut ein nettes Mädchen Arno Schmidts "Zettels Traum". Bücher als eine Art Zeitung.begreifen wie du mit einem solchen Job?" Ich Hans Schadhof, Erdweg 3 7, 43 Essen 11 und auch so lesen, greifen darauf zurück habe sie schließlich davon überzeugen und sagen "es klappt". Ich glaube, dieser können, daß SF nicht ganz so schlecht COMICSHOP Montage-Schreibstil hat sichjetzt durch- · ist, weil ich ihr immer nur zu den besten Liebigstraße 53, 43 Essen-Frahnhausen gesetz, obwohl er schwieriger zu lesen SF-Geschichten geraten habe. Jetzt An- und Verkauf von Science Fiction­ ist als die herkömmlichen Geschichten. denkt sie, SF ist wunderbar. Literatur und Comics. Aber auch die Wahrnehmung vieler Öffnungszeiten: Leute hat sich geändert. Ich habe vorhin (Maljorie lacht "Von wegen ... ") Montag - Freitag 15.30 - 18.30 Uhr, schon auf Kino und Fernsehen W.H./G.P, Samstag 10.00- 13.00 Uhr hingewiesen. Ich denke, daß diese Art (unter Mitarbeit von Jan und John) von Büchern leichter von Leuten zu Verkaufe/tausche: Billy Jenkins 230; verstehen sind, die man als Angehöri- aus: Stadt Revue, Köln, 5. Jhg. Nr. 1 Utopia-Magazin 10; Pabel Utopia 594; ge der Fernsehgeneration bezeichnen Terra 296; Terra Nova 104, 113, 120, könnte. 143, 151, 159; Terra Astra 29; PR 67 Aber eins finde ich in diesem Zusam­ ( 1. Aufl.); Spencer: Energie für Sili­ menhang noch höchst interessant. kon; Sandow: Schiffbruch auf Ostraff Wenn man zu den Anfängen des (Leihbücherei). Heyne 3027, 3044, modernen Romans in England zurück• 3093, 3106, 3108/09, 3151, 3237, geht, besonders .Laurence Sterne findet 3272, 3337,3525,3553, 5126;König man eine ähnliche Form der Darstellung. 7, 29; Pabel Terra 186, 195,200,207, Besonders der Roman Life and Opinions 226, 236, 261, 273, 276, 278, 281; ofTristram Shandy Gentleman, der so Moewig Terra 103, 109, 115, 175. um 1 760 erschienen ist, ist ähnlich zer­ Suche: u-Comix SB 1; Heyne 3374, gliedert und scheinbar unorganisiert 3398, 3451, 3473; Dick: Joe von der aufgebaut wie moderne SF-Romane. Milchstraße; Mazart für Marsianer; Sterne war zu seiner Zeit sehr damit be­ Träumen Roboter von ... ; Zehn Jahre schäftigt, die Form des modernen Ro­ nach dem Blitz; LSD-Astronauten; mans mitzuerfinden, herauszubekam Blish: Der Tag nach dem jüngsten Ge­ men, was gingund was nicht. Sein richt;Moorcock: INRI. Enthusiasmus findet sich in seinen Wolfgang Schwarz, Zingelstraße 19 Texten wieder. Ich glaube, ich werde da 2960 Aurich 1 mal wieder reingucken. Frage: Heißt das, daß Du von SF-Litera­ Neueröffnung! SF & COMIC CENTER tur wegwillst und hin zu einer Form, die Wir habeneinenLaden aufgemacht, der sich nur noch graduell von der soge­ vollgepackt ist mit einem Großteil des­ nannten Literatur unterscheidet? SF ist sen, was das Herz einer Lese- und ja ein Genre, das immer noch einen Sammlerratte begehrt: Comics aller schlechtenRuf hat. Arten und Jahrgänge, Science Fiction­ TB's und -Hefte; Abenteuerliteratur vom Legionärs-, über die Südsee- bis zum Piratenroman (sowohl ehemalige Leihbücher als auchKlassikerausgaben); weit über 1500 Westernromane (Hard­ cover und Leihbücher), sowohl von , deutschen Autoren als auch voh ame­ rikanischen Spitzenleuten wie Zane Grey, Max Brand und Emest Haycox; "frühe Erotika" (sbg. "Sittenromane" der ftinfziger Jahre) und gleichartige Produkte der wilden sechziger. Dazu noch Filmliteratur und Filmprogram- me (deutschen und britischen ___ Ur- sprungs) und vieles, vieles andere! Schaun'se mal rein: Öffnungszeiten täglich von 17.00 - 19.30 Uhr, sam­ stags von 10.00- 14.00 Uhr. SF & COMIC CENTER Leimbacher Str. 58, 56 Wuppertal 2 (Barmen) Foot ist seit Menschengedenken der kein eigenes Uran. Es muß vor allem Brunner: Ja. Wir müssen auf alle Fälle erste Führer einer der großen Parteien, aus Ländern der dritten Welt, auf die empfindlichen und zerbrechlichen den ich für so integer halte, daß ich ihm Kosten menschlichen Lebens und Grundbedingungen unseres Lebens er­ abnehme, daß er sein Wort halten wird. Leidens, importiert werden. Die halten. Wir haben ja gerade erst ange­ Nicht, daß ich Sozialist bin, ich würde Uranminen werden in 25-30 Jahren fangen, die ökologische Fragestellung mich eher als idealistischen Anarchisten erschöpft sein und dann müßte der zu verstehen. Wir haben der Erde schon (idealistic anarchist) bezeichnen, aber Schnelle Brüter her, der doch nur ein soviel angetan, daß wir noch Jahre Michael Foot hat während seiner langen Traum der Ingenieure ist. brauchen werden, um das überhaupt politischen Karriere eine erstaunliche Es scheint mir sinnvoller, unsere feststellen zu können. Standhaftigkeit gezeigt. Forschungsgelder für solche Energie­ Frage: Ökologische Themen tauchen Frage: Michael Foot war in den 50er formen auszugeben, die Zukunft haben. in Deinen Büchern schon in den 6 Oer Jahren auch in der Anti-Atom-Bewe­ Windenergie, Gezeitenenergie, Sonnen­ Jahren auf Bei uns wird das in der gung tätig... energie. Allerdings sollten wir auch in breiten Öffentlichkeit eigentlich erst Brunner: Ja, das auch. Er hat vor kur­ der Ökologie-Bewegung ein bißchen seit dem berühmt-berüchtigten Bericht zem nochmals erklärt, daß er im Falle kritischer diskutieren. Da ist in letzter an den Club ofRome über die "Grenzen seiner Wahl zum Premierminister die Zeit z.B. das Heizen mit Holz sehr popu­ des Wachstums" diskutiert. Wie bist Du Amerikaner auffordern wird ihre Atom­ lär geworden, obwohl Holzöfen erstmal zu diesem Thema gekommen? waffen aus Großbritannien abzuziehen. mehr Rauch als Kohleöfen machen und Brunner: Zunächst sollte man sich daran Das entspricht ganz meiner Meinung. der Rauch auch krebserzeugende Sub­ erinnern, daß ich nicht der einzige Frage: Die Atomwaffen sind aber nur stanzen enthält. Science-Fiction-Autor bin, der sich mit ein Teil der atomaren Bedrohung. Es Frage: Engagierst Du Dich auch inhalt­ solchen Problemen beschäftigt hat. Mit geht doch auch um die sogenannte lich in der Labour-Party, nicht nur um Problemen, denen wir uns noch im friedliche Nutzung der Atomenergie, Michael Foot zu unterstützen, sondern Laufe unseres Lebens stellen werden um Atomkraftwerke... auch um eine Mehrheit für die sagen müssen. Das Problem der Überbevölke• Brunner: Richtig ... wir mal - ökologische Position zu er­ rung z.B. oder das der Ernährung sind Frage: Ein Argument für die Einführung reichen? schon Mitte der 50er Jahre behandelt der AKW's wie auch für die Rüstungs• Brunner: Die Antwort dazu macht mich worden. C.M. Kornbluth schildert in industrie ist immer, daß sie notwendig etwas verlegen. Hier, in diesem Teil von seinem Roman The Space Merchants sind, um gesellschaftliches und wirt­ England, gehört der Parlamentskandidat, eine total überbevölkerte Welt. Frisch­ schaftliches Wachstum zu garantieren. der sich am aktivsten einsetzt, der Libe­ wasser gibt es nur noch zum Trinken, Inwieweit verbindet sich denn bei ralen Partei an. Wir kennen ihn persön• zum Waschen wird Seewasser in die Michael Foot und der Labour-Party lich und haben bei der letzten Wahl Städte gepumpt. Das Öl ist verbraucht, ein Energie-Programm zur Abschaltung auch für ihn gestimmt. Unabhängig von es gibt kein Benzin mehr. Die Taxis der AKW's mit der atomaren Abrüstung? der Unterstützung der Labour Party im sind durch Fahrradrikschas ersetzt wor­ Brunner: Diese beiden Tatbestände sind nationalen Rahmen erscheint es mir den usw. in Großbritannien nicht so eng mitein­ hier im regionalen Rahmen sinnvoll, Schon vor Ende des zweiten Weltkrieges ander verbunden, wie sie es eigentlich diesen Mann zu unterstützen. Er hat hat es viele, viele SF-Geschichten über sein sollten. Eine Ausrichtung auf auch gute Chancen, gewählt zu werden. Atomkraft und Atomwaffen gegeben. Atomkraft, wie sie auch in Großbritan• Frage: Du orientierst Dich nicht an der Die erste Geschichte, die meines Wissens nien erfolgt, halte ich füf dumm und Pareizugehörigkeit, sondern daran, was die Gefahren der Atomkraft behandelt, falsch. Einmal ganz abgesehen von den ihre jeweiligen Mitglieder inhaltlich ist Robert HeinleinsBlow Ups Happen Gefahren der Atomenergie haben wir vertreten, z.B. in der Ökologie? von 1940. Etwas später schieb Lester Dei Ray seinen berühmten Roman Raumschiffe in den Vorgärten kleiner ein Kind, das in den USA geboren wird, Nerves und dann wiederum Robert Städte hätten landen lassen. Allerdings: ein 25mal so großes Unheil für die Erde Heinlein (unter dem Pseudonym McDo- aus der Sicht des Autors ist es natürlich bedeutet wie ein gleichzeitig in Indien nald) die Geschichte Solution Unsatis- manchmal auch eine Erleichterung, all geborenes. Kaum zu glauben, aber wahr. factory, die die Auswirkungen radioakti- diesen unangenehmen Dingen zu ent- Dieses Bild hatte ich im Kopf als ich ven Staubs beschieb. Sogar die Atom- fliehen und sich per Fantasie in eine Schafe blicken auf schrieb. bombe wurde vorweggenommen. Das ferne Galaxie zu flüchten, wo man von Frage: Präzisieren wir die Frage. vielleicht bekannteste Beispiel: im Jahre Umweltzerstörung noch nie etwas ge- "Schafe blicken auf" hat ein Happy-End, 1944 erschien in einem bekannten, von hört hat. sagst Du. Aber dieses Ende unterschei- J.W. Campeil herausgegebenen SF-Maga- Frage: Bei Autoren wie Heinlein werden neuen Massenmedien wurden die Leute zin die Story Deadline. Sie beschrieb einzelne Probleme, wie z.B. die drohen- an eine neue Wahmehmungsart gewöhnt: minutiös eine Atombombe, die auf der de Hungerkatastrophe, geschildert, aber das Zusammenschneiden von verschiede- Atomspaltung von Uran 235 basiert, nicht hier auf der Erde gelöst, sondern nen Szenen und Nachrichten zur Mon- und deren Beschreibung sich kaum von durch die Besiedlung anderer Sterne, tage. So ähnlich wie man die 5 oder 6 den Plänen für die wirkliche Bombe anderer Welten. Auf dem Mond oder der wichtigen Meldungen auf der Titelseite unterschied. Venus wird dann der Weizen wieder mit der Zeitung liest. Morgenwelt ist weni- Kunstdünger und den umweltzerstören- gerein Roman als eine Zeitung. Und ~ Kurze Zeit nach der Veröffentlichung I erschien das FBI beim Herausgeber und den Methoden der dann noch moderne- sollte auch so gelesen werden. fragte reichlich besorgt an, ob der Autor ren Landwirtschaft angebaut. In Deinen Erst durch diese Technik war es möglich, dieser Geschichte nicht ein Spion sein Büchern findet die Lösung, bzw. Nicht- ein umfassendes Bild einer zukünftigen könne. Campeil schickte sie daraufhin Lösung der Probleme auf der Erde statt. Welt zu entwickeln. War es nicht länger zuMurray Leinster, dem damaligen Es geht bei Dir auch nicht mehr um die nötig, sich auf einzelne Aspekte zu be- Nestor der SF -Literatur, und der holte Beschreibung eines einzelnen Problems, schränken. Die Schilderung wird glaub- aus seinem Bücherschrank eine ganze sondern um die Darstellung des ganzen würdiger und es wird deutlich, daß es Reil1e von wissenschaftlichen Zeit- ökologischen Zusammenhangs. auch morgen noch eine ganze Reilie von schriften, in denen die Möglichkeit Brunner: Ich glaube, man kommt dem ungelösten Fragen gibt. Natürlich habe der Atombombe diskutiert wurde. Problem näher, wenn man sich mit ich daneben weiter "normale" SF ge- Schließlich sah das FBI von einer den Problemen und Ereignissen hier auf schrieben, denn mit diesem Roman Beschlagnahme ab: aus Furcht, daß sich der Erde beschäftigt. Ich erinnere mich allein hatte ichnicht sehr viel verdient. jemand fragen würde, was denn in einem z.B. an eine sehr schlechte SF-Story, die Um leben zu können, mußte ich eine solchen Magazin stehen sollte, was ein nichts anderes war als eine Nacherzählung ganze Menge schreiben. Verbot rechtfertigen könnte. der Eroberung Südamerikas durch die Frage: Dabei hast Du auch die üblichen Frage: Als Grenzen des Wachstums er- Conquistadores. Nur las es sich so, als SF-Standards verwendet. schien, hast Du gesagt, kenn ich schon ob unsere Weltraumbrüder fremde Lebe- Brunner: Das mag sein. Ich habe aber alles? wesenangegriffen hätten und statt von selbst nie bewußt irgendeinen dieser Brunner: Ohja. Ich bin sicher, daß ich Moskitos von Außerirdischen bedroht Standards oder irgendeine dieser For- nirgendwo mehr Argumente flir die worden wären. mein bei meinen Arbeiten angewendet. Schlußfolgerungen des Club ofRome Wenn man sich mit realen Einzelproble- Ich habe immer so geschrieben, daß gehört habe als auf SF -Tagungen. men auseinandersetzt, sagen wir mal mit dabei am Ende nach meiner Meinung Ein SF-Schreiber, der sich nicht Gedan- der drohenden Lebensmittelknappheit, und meinem Gefühl eine gute Geschichte ken über die Gegenwart und seine Pro- wird man viel mehr Tatsachen, Informa- rauskam. bleme macht, wirdzwangsläufig schiechte tionen usw. zusammenbringen, als man Frage: Bleiben wir mal beim "Ende". Science-Fiction schreiben, wird unglaub- in einem Roman verwerten kann. Des- Einer deiner Romane hat nur noch würdig. Man kann einemögliche Zukunft halb wird man zunächst versuchen, "Ende". In "Schafe blicken auf" findet nur dann entwerfen, wenn man sich diesen komplexen Zusammenhang zu keine Lösung mehr statt. Nachdem Du über die Gegenwartim Klaren ist. Vor vereinfachen, sich auf den einen oder alle Merkmale der ökologischen Kata- allem eins: es ist sehr schwierig, heraus- anderen Punkt konzentrieren, um diesen stropheaufgezählt hast, sagtst Du zufinden, wo unsere scheinbar so solide dann unter den Bedingungen einer zu- "Schluß, Ende, Aus". und unabänderliche Welt zu bröckeln künftigen Welt zu schildern. Es gibt sehr Brunner: Moment, Moment.. .. Ich beginnt, zum Risiko wird. Ganz beson- wenig Möglichkeiten, alle Probleme, die möchte da James Blish zitieren, der ders dann, wenn man Geschichten über einen so beschäftigen, zu einem einheit- gesagt hat, daß dieser Roman ein die nähere Zukunft schreibt. liehen Werk zu verbinden. Und bevor Happy-End hat. Und zwar das gnaden- Die Situation der heutigen, realen Welt ich "Morgen weit" geschrieben habe, loseste Happy-End, das er je gelesen hat bei vielen SF-Lesern und Autoren hätte ich es auch nicht gewagt, ein so hat. Da hat er meiner Meinung nach zu einer Weltuntergangsstimmung einer breit angelegtes Bild einer zukünftigen vollkommen recht. Götterdämmerung geführt. Das ist aber Welt zu entwerfen, in der eben diese Frage: Meine Frage zielt auf etwas genauso falsch wie eine Verherrlichung heutigen, wirklichen Probleme in ilirer anderes. Du hast gesagt, Du verwendest der Vergangenheit als schöne alte Welt. Vielfalt wieder auftauchen. Elemente, die in SF gangund gäbe sind. Wir müssen mit der Ironie leben, daß die Erst nachdem ich die Bücher von John Telepathie wie in "Der ganze Mensch" Menschheit zwar viele Sorgen wie Krank- Dos Passos gelesen hatte - 1919, Das oder biogenetische Veränderungen wie heiten, Seuchen, Unterernährung, Be- große Geld - begann ich zu überlegen, in "Morgenwelt': In "Schafe blicken kleidung und so weiter gelöst, aber ob es nichtmöglich wäre, eine Geschich- auf" greifst Du nicht mehr darauf zu- gleichzeitig immer neue, größere Pro- te zuschreiben, in der die Erde die rück. Es gibt keine Lösung mehr. bleme insbesondere in der Dritten Welt, Heidin ist. Mit anderen Worten: in der Brunner: Außer der, die besagt "Wir geschaffen hat, die auch noch unsre die Umgebung, die Häuser, die Bäume können die Ökologie der Erde nur Enkelkinder beschäftigen werden: Um- usw. nicht mehr Hintergrund, sondern dann stabilisieren, wenn wir mit der weltverschmutzung, Gift in Lebens- Akteure sind. Vernichtung der 200 Millionen stein- mitteln ... Es wäre schön gewesen, wenn .Yon der Schreibtechnik her wäre so reichsten und verschwenderischsten mehr SF-Autoren diese Probleme zu etwas wahrscheinlich vor dem Auf- Menschen beginnen". Und damit wird einem früheren Zeitpunkt ernst genom- kommen des Kinos und des Fernsehens am Ende des Buches begonnen. Amerika men hätten und weniger interstellare gar nicht möglich gewesen. Durch diese brennt. Jemand hat mal errechnet, daß Cecilia Holland taion kommt es dabei immer wieder tun, was ihm beliebt, im Prinzip auch Wandemde Welten durch die barbarische Lebenseinstel­ auf Kosten des anderen Die Anarchie (Floating Worlds) lung der Stythen, auch wenn sich Saba ist verwirklicht worden, aber die sozial Heyne SF-TB 3658, bemüht, Verständnis für die Haltung Schwachen sind hilfloser als zuvor. Nur München 1979, 586 Seiten Paulas zu zeigen. Richtungskämpfe die Starken sind frei, zu tun und zu las­ innerhalb des stythischen Imperiums, sen, was sie wollen. Venus, Luna und Die Handlung dieses Mammutromanes zwischen den Vertretern der einzelnen Mars werden von der Autotin fast links ist weit in der Zukunft angesiedelt. Die Machtzentren (den Akellars) drohen die liegengelassen. Rund sechzig Prozent Erde und ihre Kultur und Zivilisation, Verhandlungen immer wieder zu ver­ des Romans werden mehr oder weniger wie wir sie kennen, existiert längst nicht hindern, doch Paula gelingt es, einen von der Schilderung der Lebensform mehr. Die Umwelt ist verseucht, durch befristeten Waffenstillstand zu errei­ der Stythen in Anspruch genommen, ökologische Katastrophen und radioak­ chen. und von Mendozas Bemühungen, sich tive Strahlen, Beton und Asphalt sind Aber nicht nur bei den Stythen gibt es in dieser Gesellschaftsform zurechtzu­ zerfallen. Die Menschen leben in Do­ Kräfte, die den Frieden zu unterminie­ fmden. Noch einmal rund 130 Seiten men, die sie vor der Außenwelt schüt• ren versuchen, auch die reaktionäre benötigt Cecilia Holland, um Paulas Le­ zen, in einer Gesellschaftsform, die Sonnenlichts-Liga, die Haß auf die Mu­ ben auf der Erde während der Herr­ Anarchie heißt und von einem Revolu­ tanten predigt, tut alles, um eine Ver­ schaft der marsianischen Faschisten zu tionskomitee geleitet wird. Die Monde ständigung zu verhindern. Trotz allem schildern - da bleibt dann natürlich und Planeten des Sonnensystems sind wird der Vertrag sogar verlängert, die nicht mehr sonderlich viel Platz übrig besiedelt: Luna ist eine Militärdiktatur, Schwierigkeiten können ausgeräumt (trotz der fast sechshundert Seiten!). Mars ein Staat, der von Rassisten ge­ werden. Nach langjähriger Abwesenheit Aber andererseits ist die Beschreibung lenkt wird, Venus ist in viele einzelne kehrt Paula schließlich zur Erde zurück, der Lebensweise der Stythen und des Nationalstaaten aufgesplittert. Jenseits die aber bald darauf von den Faschisten Aufbaus ihres Imperiums wirklich des Asteroidengürtels leben die Sty­ des Mars überfallen wird. Paula gelingt beeindruckend. then, Nachkommen von Kolonisten, es mit Mühe, zu überleben, und sie Es tauchen aber auch Widersprüche- SFI IIIWRezensionen

die unter dem Einfluß von harter Strah­ wird erst gerettet, als die Stythen die lichkeiten auf. Leider hat es die Autotin lung mutiert sind. Die Stythen sind bar­ Erde erobern und die Sonnenlicht-Liga versäumt, auf die Ursachen für die ver­ barisch, treiben Sklavenhandel, und ihr vertreiben. Zusammen mit den Stythen schiedenartigen Entwicklung der Plane­ höchster Lebensinhalt ist der Kampf. kehrt sie zu den äußeren Planeten zu­ ten (insbesondere der inneren Planeten) Paula Mendoza, die Protagonist in des rück, wo Saba stirbt Seine Stelle über• hinzuweisen. Luna ist eine Militärdikta• Romanes, ist Anarchistin. Im Auftrage nimmt Tanoujin, der damit praktisch tur, aber wie ist es dazu gekommen? des irdischen Revolutionskomitees und Alleinherrscher über das Sonnensystem Und äußert sich ein solches Regime tat­ der Regime von Mars und Luna über• wird. Er bringt Paula schließlich auch sächlich nur darin, daß der Alleinherr­ nimmt sie den schwierigen Auftrag, mit zur Erde zurück, deren Kultur inzwi­ scher ein General ist? Der Mars ist fa­ diplomatischem Geschick für einen schen völlig verfallen ist. Wandemde schistisch, aber das ist auch schon fast Frieden zwischen den inneren und Welten ist ein Roman, dessen zentrales die einzige Infromation, die der Leser äußeren Planeten zu arbeiten. Es ge­ Thema der Frieden ist. Im Mittelpunkt erhält. Hier fehlen Details, die vieles lingt, Stythenvertreter zu einem Treffen stehen eine Frau, die sich erst als Zeit­ glaubwürdiger machen würden. Warum auf dem Mars zu bewegen, wo erste vertreib dem irdischen Revolutionsko­ der so überraschende Überfall des Mars Gespräche geführt werden und Paula mitee anschließt, dann aber in der Auf­ auf die Erde? Weil sich zu diesem Zeit­ den Stythen Saba und seinen engsten gabe,. eine Verständigung zu vermitteln, punkt einige führende Stythen hier auf­ Freund Tanouijn kennenlernt Tanoujin vollkommen aufgeht. Cecilia Holland halten? Um die Erde einem faschisti­ ist nicht nur körperlich, sondern auch hat ihr Hauptaugenmerk jedoch nicht schen Regime zu unterwerfen wäre je­ geistig mutiert. Er ist ein Blutungsstop­ auf diese humanistische Intention ge­ der andere Zeitpunkt günstiger gewe­ per, der mit dieser Fähigkeit seinem richtet, ihr ist es vielmehr darum gegan­ sen, zumal die Anarchie außerstande Freund Saba bei Kämpfen schon oft ge­ gen, fremde Kulturen zu beschreiben. ist, eine wirksame Verteidigung zu holfen hat Zwischen Saba und Paula Die Erde ist eine Anarchie, eine auf organisieren. Das sind Ungereimthei­ entwickelt sich bald eine auf Widersprü• den ersten Blick funktionierende sogar. ten, die die Freude an diesem Roman chen beruhende Freundschaft; Tanou­ Keine Polize~ keine Gesetze, nur Soli­ ein wenig trüben. An einigen Stellen jin jedoch stößt sie ab. Zusammen mit darität. Ein Paradies? Keineswegs. Die wäre etwas mehr besser gewesen, dafdr Sabas Mannschaft fliegt sie zu den Autotin hat es vorzüglich verstanden, hätten Kürzungen an anderen Passagen äußeren Planeten, um dort weiter für diesem naheliegenden Gedanken quasi dem Lesevergnügen keinen Abbruch den Frieden zu wirken. Zur Konfron- einen Riegel vorzuschieben. Jeder kann getan. Weiterhin überrascht es ein we- .nig, daß Paula Mendoza die Anarchie die Chinesen (!) einen Atomschlag ge­ der Protagonisten in anderer Weise aus­ der Erde so vorbehaltlos vertritt Als gen die Russen (Stichwort: Gelbe Ge­ zudrücken. Mitglied des Revolutionskomitee hatte fahr! Positiv wären einige In-Jokes aufgefal­ sie die Möglichkeit, das Negative, das Die ersten, die raubend, plündernd und len, wenn sie nicht so plump und offen­ ich weiter oben schon angeführt habe, schändend durch die Straßen von San sichtlich, sondern subtil angewendet zu sehen. Sie kümmert sich jedoch Francisco ziehen, sind auch nicht etwa worden wären. nicht weiter darum, und das wider­ weiße Rowdies - I bewahre, nein! -, es So aber ist Luzifers Hammer exempla­ spricht meiner Meinung nach der sind natürlich 'Nigger', die, da sie über• risch fiir schlechte SF. Resümierend, ansonsten sehr humanistisch geschilder­ dies auch noch dem Kannibalismus (!) gelange ich immer mehr zu der Auffas­ ten Einstellung Mendozas. frönen, folgerichtig und wie es sich ge­ sung, daß Luzifers Hammer zu lesen, Wandemde Welten ist ein beeindruk­ hört mit Senfgas (!) zur Räson gebracht reine Zeitverschwendung ist. Und ich kender Roman. Die Schilderung von werden. beginne mich zu fragen, welche Dilet­ fremden Kulturen habe ich in dieser Und genauso selbstverständlich wie nur tanten diesen Poumelle 1973 zum viel­ Eindringlichkeit bisher noch nicht ken­ die Angehörigen des Establishments, versprechendsten Talent des Jahres nengelemt, und ich meine, daß der Ro­ Playboys und andere Neureiche bzw. gewählt haben. man allein aus diesem Grund schon le­ WASPs, die Katastrophe überleben, senswert ist. Allerdings sollten die wird die letzte Enklave der Zivilistaion, Michael Stief außer Zweifel vorhandenen Schwach­ der heilen Welt des American Dream, stellen nicht übersehen werden. Es ist von einem altemden Senator und des­ ein Roman, der wirklich gelesen und sen Günstlingen beherrscht, die ad hoc nicht verschlungen werden will. Was einen feudalistischen Gesetzkodex bei der Lektüre guttut, ist ein Schuß erstellen und so auf der riesigen Farm Sakyo Komatsu kritischer Aufmerksamkeit. Unter dieser des Senators (aha!) nach Ku-Klux-Klan­ Wenn Japan versinkt Voraussetzung kann ich ihn nur Manier flir "Law and Order" sorgen. (Nippon Chinbotsu) empfehlen. Sehr interessant auch, daß Niven/Pour­ Verlag Paul Zsolnay nelle die Atomkraft augenscheinlich als Wien, Harnburg 1979; 263 Seiten Andreas Brandhorst Nonplussultra der Technologie ansehen und Kernenergiegegner flir gefährliche Phantastisches aus Japan: Wie der Titel Verrückte halten (bezeichnenderweise schon sagt, .geht es um den Untergang sind nämlich die Kannibalenhorden fa­ des japanischen Archipels. Der Atlantis­ natische KKW-Gegner). mythos, der vor allem in pseudowissen­ Natürlich ist am Schluß des Büchleins schaftlichen Scharteken ausgewalzt wieder alles im Lot: Die Kannibalen wird, hat natürlich auch Eingang in die sind tot, das Atomkraftwerk läuft mit utopische Literatur gefunden, er wird in den Erzählungen Aelitas in A. Tolstojs voller Kraft, die Regierung hat alles im gleichnamigen Roman gestreift und Griff, das Militär hat noch ein paar dient auch den Trivialprodukten der Bomben in diese "schöne, neue Welt" Heftverlage als Stoff. Aber kaum je­ hinübergerettet und die Helden haben - endlich - wieder eine jungfräuliche mand hat dieses Motiv so realistisch Erde, an der sie ihren uramerikanischen verwertet wie Sakyo Komatsu, der des Pioniergeist auslassen können. Versinken der microprosessing Indu­ Das einmal zum fragwürdigen Inhalt. striemacht Japan prophezeit. Der Ro­ Nun noch einige Bemerkungen zum man darf keinerlei literarische Ansprü• Stil. Luzifers Hammer zeichnet sich che erheben; der Autor schreibt eher besonders durch seine seichte Atmos­ vorder- denn hintergründig. Sollten phäre und seine platten Charaktere aus. dennoch Anspielungen auf japanichen Die Sprache ist von niegekannter Mo­ Bürokratismus und Tatenlosigkeit der notonie, insbesondere der Ausdruck Politiker zu finden sein - etwa auf S. Larry Niven I Jerry Poumelle 145: "Außerdem hatte er (der japani­ "Er zuckte die Achseln/Schulter" wird sche Premierminister) wie alle seine Luzifers Hammer oft strapaziert, da es den Autoren offen­ bar nicht möglich ist, die Ratlosigkeit Kollegen, es als ungeschriebenes Ge­ (Lucifer's Hammer) setz angesehen, daß die Rolle eines Po­ Heyne-SF-TB 3700; litikers nicht darin bestand etwas zu ~ München 1980, 768 Seiten tun, sondern etwas werden zu lassen. I Politische Taten waren nichts weiter als HAMMER? Allerdings! Mit diesem ein Teil des großen Schicksalweges. Ja­ Schmöker fUhrt das Autorenteam NI­ panische Mentalität oder ist das der VEN/POURNELLE, das manchen Wurm, der nicht nur an der japanischen noch von Der Splitter im Auge Gottes Industriegesellschaft allein nagt?"- soll­ her in unangenehmer Erinnerung sein ten also Anspielungen solcherart zu fin­ dürfte, einen weiteren Schlag in die Ma­ den sein, so werden diese Passagen auf­ gengrube des armen Lesers. LUZI­ grund des lawinenartigen Fortgangs der FERS HAMMER, das sind über sieben­ Handlung buchstäblich fortgespült wie hundert Seiten geballter Langeweile so mancher Japaner. und nervenstrapazierender Pulpschrei­ Man kann dem Autor sicher vorwerfen, be. - Ein Komet wird entdeckt, kolli­ sich bei der Wahl des Themas über• diert mit der Erde, zerstört unsere schö• nommen zu haben, um aus dem Buch ne Zivilisation und hinterläßt ein kolos­ einen Bestseller zu machen - tatsächlich sales Chaos, das die Protagonisten mit wurden in Japan 4 000 000 Exemplare 'Feuer und Schwert' zu ordnen suchen.­ verkauft, der Stoff wurde verftlmt-, aber LUZIFERS HAMMER ist so ziemlich Autoren unseres Kulturkreises würden das reaktionärste Buch, das die SF seit gleich die Erde untergehen lassen (P. den Tagen von ROBERT A. HEIN­ Anderson) oder noch besser ganze Ga­ LEIN hervorgebracht hat: laxien in schwarze Tücher stopfen, Kaum ist der 'Hammer gefallen', starten schließlich muß man auch bedenken, William Rotsler Die Welt wird von rivalisierenden Sek­ Ins Land des elektrischen Engels ten beherrscht, die Religion ist in tau­ (To the Land of the Elektric Angel) sende Splittergruppen zerfallen, die Heyne SF-TB 3679, 320 Seiten oftmals die malerischsten Namen tra­ gen und sich mitunter heftig bekämp• Der vorliegende Roman ist nach Ein fen. Es ist unvermeidlich, daß die an Patron der Künste das zweite Buch den mondänen und zügellosen Lebens­ William Rotslers, das in deutscher wandel der Vergangenheit gewöhnten Übersetzung vorliegt, es zeigt, daß Menschen schon sehr bald mit den Ge­ Rotsler zumindest in bezug auf das setzen in Konflikt kommen und festge­ Geldverdienen einiges dazugelernt hat, nommen werden. Der Protagonist Bla­ wenn man den Umfang betrachtet. ke Mason landet im Zirkus, um dort als William Rotsler, ein Kunststudent (mit "Ketzer" seine verdiente Strafe zu einem blamablen Kunstverständnis), erhalten. Diese Zirkusspiele sind den der aus dem amerikanischen Fandom Christenverfolgungen im iilten Rom na­ (was man dem Roman auch anmerkt) chempfunden (Rotsler hat sich fürwahr aufgestiegen ist zum Autoren, fUhrt uns alle ausschlachtbaren literarischen Vor­ hier in eine Welt der Reichen und Su­ lagen genauangesehen), um den Volks­ perreichen, in eine Welt schwülstiger massen das nötige Blut zu geben und Dekadenz, maßloser Verschwendung sie am Denken zu hindern. Blake, der und protziger, überladener Prunksucht als Symbol benutzt werden soll, um die (die der Autor in seiner Navität wahr­ zersplitterten Untergrundbewegungen scheinlich für Kunst hält). Die unteren zu einigen und die weltweite Revolu­ Volksgeschichten in dieser Welt finden tion einzuleiten, wird aus dem Zirkus daß das apokalyptische Thema auch ei­ kaum einmal Erwähnung; wenn, dann befreit. (Glücklicherweise ist man gera­ ne Vergangenheitsbewältigung Truman­ erfährt man kurz, daß sie im Inneren de rechtzeitig aus dem hundert Jahre scher Skrupellosigkeit a la Hiroshima riesiger Arkologe (das sind Bauwerke, währenden Tiefschlaf erwacht, sonst ist. die Hunderttausende von Menschen hätte die Revolution ja noch warten Problematisch wird's, wenn die japani­ aufnehmen können, eine Idee die zu müssen). Das ist eine der wenigen sche Denkweise der vollständigen offensichtlich aus Silverbergs Ein gliik­ Überraschungen des Buches, daß Blake Unterwerfung quasi als Hoffnung die klicher Tag im Jahre 2381 geklaut ist) sich nämlich auf-die Seite der Unter­ Panik der Bevölkerung während ihrer wohnen und niemals das Licht des Ta­ grundbewegung stellt, während Voss drängender Evakuierung in Schranken ges sehen, denn die Außenwohnungen, sich, als Vertreter des Kapitals, sofort hält: "Der Kaiser hatte nur ein Wort ge­ die "Fensterseiten" sind natürlich den katzbuckelnd der Macht unterwirft und sprochen - und der Krieg war zu Ende Reichen vorbehalten, die für ihre über• sich bei den Kirchenflirsten zum Bera­ gewesen". (S. 210) Dieses Vertrauen triebenen Partys Millionen hinauswer­ ter hochdienert. Dann wird die Revolu­ steht aber auf sehr wackeligen Beinen; fen, während sie gleichzeitig die Tatsa­ tion ausgelöst, und die Mengen, die ge­ unter eben diesem schweigsamen Kai­ che, daß Hunderttausende hungern, als rade noch blutrünstig die Zermalmung ser Hirohio hat die japanische Spitze "leider momentan nicht zu ändern" der Ketzer gefordert haben, schwenken Expansionsbestrebungen nach West ansehen. Auf dieser Basis .spult Rotsler urplötzlich auf die Seite eben jener Ket­ und Ost getätigt, was schließlich im De- nun ein Geschehen ab, das schwachsin­ zer um und kämpfen gegen die Kir­ ' bakel des 2. Weltkrieges endete. Ob das nig beginnt, überleitet zu Schwachsinn, chen. Auch hierbei geht es außeror• japanische Volk - so wie es Komatsu dann einen schwachsinnigen Höhe• dentlich blutig zu (was einmal mehr be­ beschrieben hat - in politischer Hinsicht punkt erlebt, um ebenso schwachsirmig weißt, was für ein begeisterter Fan gerontophil ist? ? ? zu enden. Das Buch ist ein Konglome­ Rotsler sein muß), der weltweite Auf­ Die Beschreibung des Untergangs rat aus allem, das Rotsler in seiner Zeit ruhr gipfelt schließlich in einem Kampf selbst mag in ihrer naiven Detailge­ als Fan begeistert verschlungen hat, da in San Franzisco, dem an blödsinnig• nauigkeit zu dick aufgetragen sein, wie fmden sich, wie bereits gesagt, Ideen ster Idiotie nichts gleicht, und das will auch manche Wissenschaftlediguren von Silverberg und auch John Bmn­ in der an Superlativen gewiß nicht i überzeichnet sind, doch gerade diesen ners, nur besitzt Rotsler leider weder armen Srience Fiction-Szene schon fast kindlich ausgeprägte Zerstörung• Silverbergs handwerkliches Können, etwas heißen. Um eine Fernsehstation strieb (-sehr gut kaschierte Effektha­ noch Bmnners Intelligenz und Aus­ zu erobern, bedienen sich die Meuterer ' scherei) des Erzählers läßt den Leser druckskraft, so bleibt Ins Land des 1 trotz aller emotionalen Tiefe (muß zu­ elektrischen Engels ein blasser gestanden werden) nicht in lähmende Abklatsch, der nicht schlecht oder Melancholie versinken, sondern vermit­ schwach ist, sondern nur noch ärgerlich telt ihm streiflichtartig etwas "von der und nahezu unlesbar. letzten ungeheuerlichen Bewährung• Blake Mason, eine Art Architekt und in sprobe eines Volkes, dessen besondere allen Belangen Stiefellecker der herr­ Verhaltensweisen in dieser Extremsitua­ schenden Kaste, erhält von dem milliar­ tion mit ungewöhnlicher Klarheit her­ denschweren Jean-Michel Voss den vortreten". Soweit der Klappentext. Auftrag, ihm ein Grabmal zu bauen, im Innern eines ausgehöhlten Berges. In Das Buch ist bedingt empfehlenswert, diesem Grabmal will er, zusammen mit weil man hier hart am Rande aufbau­ seiner Geliebten Rio und ausgewähltem schender Trivialität einen einzigartigen Personal, ein Jahrhundert überspringen, Abenteuerroman fmden kann, der trotz um auf diese Weise seine Lebenserwar­ altmodischer Klischees originell bleibt. tung auf vierhundert Jahre zu erhöhen. Mason verliebt sich unsterblich in Rio und übertölpelt einen der Leibwächter, um als "blinder Passagier" mit in die Zukunft zu reisen. Das Erwachen ist flir die massen- und volksfeindlich ein­ Christi!m Promitzer gestellten Zeitreisenden ein Alptraum. aus der Vergangenheit eines überdi• nymen mehrere Kurzgeschichten ver­ mensionalen Roboters, einer Christenfi­ faßte. gur, die Blitze schleudern und ein Der vorliegende Roman Zeit der Stasis Kreuz machen kann. Bei dieser Rund­ benutzt in geschickter Weise die bereits funkstation angekommen, stellt sich heute deutlich sichtbaren "Zeichen der ihnen die Obrigkeit in den Weg, in ei­ Zeit", und extrapoliert sie, wie in den nem ebensolchen Roboter, dem Höl• Romanen Jobn Bmnners, in die nahe lenfürsten Satan, hübsch ausgestattet, Gegenwart. Wie bei Orwell und Hwdey mit Hörnern und einem Quasten­ ist dabei die Wahrscheinlichkeit einer schwanz, wie das auch sein muß. Diese aufgezeigten Entwicklung sekundär, das beiden Giganten kämpfen über den Dä• Stilmittel des Romans wird dazu ver­ chern der Arkologe, wobei natürlich wendet, eine Warnung auszusprechen, Christus gewinnt, seinen Widersacher eine Warnung vor den Fehlern der Ver­ in die Tiefe wirft und zerschmettert. gangenheit, aus denen man, wie sich Nachdem dieses Zeichen gesetzt ist, immer deutlicher abzeichnet, nicht das bleibt nur noch Voss übrig, der böse geringste gelernt hat. Theodor Uebbert, Widersacher, dem man den Garaus ma­ ein Reaktionär, wird nach einer Atom­ chen muß. Dies geschieht in Bibelland, katastrophe am Niederrhein, die bei der einer Art religiösem Disneyland, wo Bevölkerung einen Wunsch nach stär• Szenen aus der Bibel mit Robotern kerer Sicherheit laut werden läßt, an die nachgespielt werden. Dort kämpft man Macht gebracht, es gelingt ihm, eine sich durch das Abendmahl, David und Goliath bis hin zur Kreuzung und zum einer jungen Ärztin, die feststellt, daß Jüngsten Gericht, in dessen andante fu­ einige Kinder an längst ausgerottet geg­ rioso der Übeltäter Voss seiner gerech­ laubten Krankheiten leiden. Und die ten Strafe nicht entgehen kann. Kinder verschwinden. Nur über Umwe­ Das Ganze wird 320 Seiten breitgekaut, ge erfahrt die Ärztin, daß sie gestorben durchgesetzt mit Rotslers dümmlichen sind. Mißtrauisch geworden forscht sie Ansichten über Kunst, Religion, Gott weiter und muß feststellen, daß es eini­ und die Welt, einer gehörigen Menge gen Herrs9~aften gar nicht so unlieb ist, Sex und Crime und viel Blut, Anachro­ wenn die Uberbevölkerung auf diese nismen, logischen Unstimmigkeiten Weise "behoben" wird, daß von be­ und Ideen, die man schon in Dutzen­ stimmten Medikamenten nur jede dritte den anderen SF-Romanen nachlesen Dosis überhaupt wirkt (bei den anderen konnte und die Rotsler auch nicht handelt es sich um Attrappen) ... mehr interessanter oder besser machen Der Roman ist eher als stilles Werk zu kann. bezeichnen. Yarbro verzichtet auf grelle Ins Land des elektrischen Engels ist Szenen (und zumindest anfangs auch Schund der übelsten Sorte, eine reine etwas aufs Tempo). Sie läßtvielmehr Lohnarbeit, aber das macht ja nichts, die ganze Ungeheuerlichkeit sich lang­ denn wie uns der Autor, der gerne eine sam entwickeln und erreicht damit eine Kapazität in Sachen Kunst wäre, verrät: ungeheuere Beklemmung beim Leser. "Die meisten großen literarischen Wer­ Eben ein leises Werk, das den Leser ke sind flir Geld geschrieben worden". aber neben der Spannung auch zur (S. 99) neue Diktatur zu schaffen. Auseinandersetzung mit dem Stoff Auch der vorliegende Roman ist wohl Der Roman ist die Geschichte Richard kommen läßt. bloß des Geldes wegen geschrieben Arnings, in dessen Geist sich die Errin· Marcel Bieger worden - zu einem großen literarischen nerungen von flinf weiteren Personen Werk wird er durch diese Tatsache aber befinden, was es ihm ermöglichen sol~ noch lange nicht. den Verhören der Regierungseigenen Polizeitruppen unerkannt zu entkom­ Joachim Kiirber men. Arning ist der Hauptakteur einer .Thomas Ziegler I Uwe Anton Untergrundorganisation, einfach die ZEIT DER STASIS ORGANISATION geannt, die es sich Heyne 3680, 191 Seiten zum Ziel gesetzt hat, den Diktator zu Chelsea Quinn Yarbro - stürzen und wieder die Demokratie ein­ DER VIERTE APOKALYPTISCHE Zahlreiche Publikationen in letzter Zeit zufUhren. Es gelingt ihm, den Diktator Uebbert zu töten und so den Weg in ei­ REITER haben es deutlich gemacht: Es gibt eine deutsche Science-Fiction Szene, die ne neue, bessere Zukunft zu bahnen. (Time of the Fourth Horsernan, Bastei nicht vom Pabel Verlag und seinem Was diesen Roman so faszinierend SF-Bestseller 22015, Berg.-Gladb. 1979, Team abhängig ist, junge aufgeschlosse­ macht, das ist die geschickte Verschmel­ 251 Seiten. ne und moderne Autoren, die nicht in zung bereits heute erkennbarer Tenden­ den Sackgassen der alten SF festgefah­ zen zu einem realistischen Zukunfts­ Chelsea Quinn Yarbro ist eine jener ren sind, sondern nach neuen Wegen bild, den ständigen Ausbau der Kerne­ neuen Autorinnen, von der die SF-Lite­ suchen. nergie, die, wenn man die Warnungen ratur noch eine gehörige Menge erwar­ Zu diesen Autoren zählen auch Tho­ R.obert Jungks berücksichtigt, einen tet. Der vorliegende Roman ist der mas Ziegler, der bereits mit einigen immer gewaltigeren Sicherheits- und erste bei uns veröffentlichte, eine Erst­ Publikationen in dem gescheiterten Ma­ Polizeiapparart erfordert, das schlei­ veröffentlichung im eigentlichen Sinn gazin COMET, sowie Kurzgeschichten chende Wiederstarken neonazistischer ist er jedoch nicht, denn diese Ge­ bei Heyne und in der von Horst Publ­ Kräfte in der Bundesrpublik, Medien­ schichte wurde bereits 1977 im Maga­ lus herausgegebenen Anthologie manipulation und Medienabhängigkeit zin COMET (Heft 5-7) in Fortsetzun­ UNTER DEN STERNEN IN DER und nicht zuletzt eine wachsende Be­ spitzelung der Bürger durch den Staat. gen abgedruckt. NACHT an die Öffentlichkeit getreten Die Autotin erzählt die Geschichte von ist, sowie Uwe der unter Pseudo- Ein gelungener Roman, geschrieben in 4

~enden Band sticht vor allem die l ~dersartigkeit (als die gewohnte Kost) ins Auge. Wenn z. B. in Keine Rettung für Sta­ tion Greywater recht kriegerische Aus­ einandersetzung vorkommen kann, dann geht es Martin nicht um irgendein verlogenes Heldentum, um die Frage nach Sieg oder Niederlage, sondern er zeigt eine bis ins Hysterische überstei• gerte Angst und die Unfähigkeit der ge­ genseitigen Kommunikation (und zu­ rück bleiben nur gebrochene Verlierer). Weitaus brisanter ist Die Nacht der Vampire. Der Erfolg der Farbigenbewe­ gung in den USA "zwingt" Mr. Presi­ dent zu einem besonders hinterhältigen Mittel: er läßt von angeblichen Schwar­ der Tradition alter Größen des Genres, . zen einen Terrorangriff auf ein Lager mit einem leichten stilistischen Hauch der Air Force durchführen und dort von Alfred Bester und dessen Roman Atombomben stehlen, die dann später THE STARS MY DESTINATION, ein auf Washington abgeworfen werden lesenswertes Buch, gut geschrieben und sollten. Zunächst scheint sein Konzept denhaft-romantisch Ein Mann hört auf gleichzeitig eine leidenschaftliche War­ aufzugehen, die Stimmung im Lande zu singen und die letzte Geschichte, nung, bereits einmal geschehene Fehler schlägt um, es kommt zu Massenver­ Teufel, die Engel heißen, beschreibt nicht ein zweites Mal geschehen zu las­ haftungen unter den Funktionären der eindringlich den Völkermord durch reli­ sen. Farbigenbewegung. Aber dann bricht giös-ideologisch verbrämte Terraner. Joachim Körber ein Vulkan aus: die Farbigen sind es Insgesamt ein Band, für den man sich endgültig leid, und immer mehr wach­ schon etwas Zeit nehmen sollte (eben sen die Zweifel, ob es wirklich Schwar­ "zum Kippen zu schade"), um einen ze waren, die zu diesem Terrorakt wirklichen Genuß daraus ziehen zu George R. R. Martin gegriffen haben . . . können. Lieder von Sternen und Schatten (Hier erhebt sich natürlich die Frage, (Songs of Stars and Shadows) inwieweit das noch reine Science Fic­ Marcel Bieger BRD 1979 Goldmann SF-TB 23331; tion ist, oder nicht etwa allzu bald München 1979, 220 Seiten schon bittere Realität.) Erstaunlich auch die Geschichte George R. R. Martin, in den USA Nachtschicht, in der es einmal längst ein Kultautor, steht auch bei uns nicht um die normalen Zutaten von SF Naomi Mitchison im Begriff, ein solcher zu werden. Eini­ geht, sondern - man höre und staune - Memoiren einer Raumfahrerio ge Storys von ihm sind b~reits bei uns um die Probleme der Arbeitswelt in ei­ (Memoirs of a Spacewoman) erschienen Gede hat ihn eigentlich noch ner nicht allzu fernen Zukunft. Martin Bastei SF-TB 22020 stärker ins Gespräch kommen lassen), verfällt dabei auch nicht auf dramatur­ Berg. Gladb. 1980, 200 Seiten und nun steht eine ganze Storysamm­ gische Hilfsmittelehen (es gibt keine lung ins Haus (von der bis auf einen Ballereien oder schuftigen Agenten) - er Mary, die Protagonistin dieses Romans, Beitrag alle Geschichten deutsche Erst­ erzielt Spannung aus der reinen Dar­ ist eine terranische Kommunikationsex­ veröffentlichungen sind). stellung eines Arbeitstages. Kurz noch pertin, lange ausgebildet. Und ihre Auf­ Will man Martins Erfolg auf den ein paar Worte zu den anderen Ge­ gabe ist es, Kont<~ kt mit extraterrestri­ Grund gehen, so springen einem dabei schichten. In Die Verfolger nimmt sich schen Intelligenzen aufzunehmen, wo­ folgende Dinge ins Auge: zuerst ist da Martin der Paranoia der modernen Zi­ bei sie die fremde Art des Denkens sein Talent zu nennen, ungeheuer vilisation an (der Protagonist kann ohne übernehmen muß, was nicht ganz atmosphärisch dichte Geschichten zu Verfolgungswahn keine innere Ruhe ungefährlich ist. Eigentlich sind die Me­ schreiben (in diesem Zusammenhang mehr finden). Patrick Henry ... erzählt moiren einer RaumfahreTin gar kein von "Sense ofWonder" zu sprechen, von einem Aufsteiger, der unbedingt Roman, sondern vielmehr eine Anei­ will allzu platt erschienen, denn Martin vor Sowjets und Amerikanern zum nanderreihung von Erlebnissen der Pro­ kann mehr). Zweitens muß man auf Mars gelangen will (aber nach martin­ tagonistin. Der Titel "Memoiren" trifft den stimmungsvollen, romantischen, scher Art scheitert). Recht bizarr ist die hier zu: Es gibt keine durchgängige manchmal sogar balladenhaften Stil Geschichte Ein Turm aus Asche, balla- Handlung, keinen roten Faden. Das erwähnen (der natürlich wesentlich zur Buch beschreibt das Leben Marys, ihre Dichte beiträgt). Drittens sind da wohl Wünsche, ihre Hoffnungen, ihre Erleb­ seine Protagonisten zu nennen, die am nisse und es beschreibt sie gut. In die­ ehesten mit dem Begriff "traurige, hoff­ ser Welt, in der lange Forschungsreisen nungslose Verlierer" zu umschreiben in den Raum stattfinden, gibt es allerlei sind (und diese Charaktere verbreiten Probleme. Eins davon ist etwa, daß die Wärme). Viertens muß das Konglome­ Kinder bei der Rückkehr der Forscher rat aus den drei vorangegangenen infolge der Zeitdehnung längst erwach­ Punkten angeführt werden - denn sen sind. Bestimmte Regelungen ver­ obwohl jeder einzelne Punkt für sich hindern, daß die Eltern sich in ihre ei­ allein schon eine interessante Geschich­ genen, jetzt erwachsenen Kinder verlie­ te ergeben würde, macht erst die "mar­ ben. Und für die Kinder entsteht das tinsche Mischung" das aus, was den seltsame Schauspiel, daß ihre Eltern, Autor - durchaus zurecht - zu einem insbesondere die Mutter, die hier die Star- oder Kultautor hat werden lassen. zentrale Figur ist und sich immer wie­ Bei den meisten Geschichten im vorlie- George R.R. Martin der andere Väter für die geplanten Kin- der aussucht, seltsam zeitlos erschei­ ist ein Werk, das von Respekt allem Le­ Clifford D. Simak nen, da sie durch die langen Raumrei­ benden gegenüber zeugt, ein Buch also, Ein Erbe der Sterne sen nicht in dem Maß altem wie die von dessen Art man sich nur mehr (A Heritage to Stars) Kinder selbst. Mary empfindet dies in wünschen kann. Heyne SF-TB 3726 ihren Erinnerungen als unglaublich München 1980, 187 Seiten schön. Und hier sind wir gleich bei ei­ Andreas Brandhorst ner zentralen Thematik dieses Romans: Die Zivilisation der Erde ist vernichtet. Emotion, Glück, Zufriedenheit. Diese Mehr als tausend Jahre sind vergangen, drei Faktoren sind die wichtigsten Pfei­ seit Wahnsinnige in einer Art Ma­ ler der Welt, die Naomi Mitchison in schienstürmerei alles, was mit moder­ ihrem Buch schildert. So dienen die ner Technik zu tun hatte, in Schutt und Forschungsreisen nicht in erster Linie Asche legten. Aber es gibt noch Enkla­ ökonomischen Zwecken, etwa der Su­ ven der Zivilisation, einige Universitä• che nach neuen Rohstoffvorkommen ten, die quasi Festungen geworden etc., sondern in erster Linie der Befrie­ sind. Diese Universitäten beinhalten digung der Neugier, der Aufgabe, Kon­ viele Bücher der alten Zeit, aus denen takte zu anderen intelligenten Lebewe­ aber ebenfalls alles 'moderne' Wissen sen herzustellen, sie verstehen zu ler~ verschwunden ist. Thomas Cushing, nen, ihre Denkweise zu begreifen. Und der Protagonist, lebt auf einem solchen durch die Kontakte verändern sich die Alanr Dean Foster Universitätsgelände. Seine Existenz ist Menschen ebenfalls. Sie erweitern ihr gesichert, was man von denen, die Bewußtsein, begreifen sich wirklich nur Alan Dean Foster außerhalb dieser Enklaven ihr Leben als ein Geschöpf unter vielen. Es wird DER. KOLLAPSAR fristen müssen, nicht gerade sagen deutlich, daß Naomi Mitchison alles (The End Of The Matter) kann. Eines Tages macht er sich auf Leben, gleich, in welcher Form es sich Heyne SF 3736 den Weg, um den legendären Ort der darstellt, über alles liebt und ehrt. Le­ 252 Seiten DM 5,80 Sternenreisen zu suchen, von dem aus ben, die Existenz des Seins, ist für sie Menschen der alten Zeit in den Raum etwas Heiliges, das es zu schützen gilt. Viele Worte zu machen wäre unnötig: gestartet sind. Es wird eine abenteuerli­ Ihre Protagonistin Mary muß miterle­ Der Kollapsar entspricht genau dem, che Reise, bei der er u. a. die Bekannt­ ben, wie Mitglieder ihrer vielen For­ was man von Alan Dean Foster bereits schaft des letzten noch intakten Robo­ schungsexpeditionen fdr ein verbotenes kennt und was man von ihm erwartet; ters macht und auf eine 'Hexe' mit PSI­ Eingreifen in die Kultur von Fremdin­ das Buch ist ein Weltraumabenteuer, Begabung stößt. Gegen Ende ihrer Rei­ telligenzen dadurch bestraft werden, spritzig und flott geschrieben, aber se erreichen sie den Donnerberg, eine daß sie fortan auf der Erde leben müs• ohne tieferen Sinn und Zweck, seichte, Festung, die von Wissenschaftlern kurz sen, keine Raumreisen mehr unterneh­ oberflächliche Unterhaltung, das typi­ vor Ausbruch des Maschinenstürmens men dürfen. Aber dieses Eingreifen ge­ sche Beispiel von SF, die nur um des errichtet worden ist und in der alles schah ebenfalls nur aufgrund humaner Geldes willen geschrieben wurde. Wissen der Menschheit gespeichert ist. Motive, aufgrund von Mitleid und der Ahm Dean Foster ist ja immer schnell Dieses Wissen schließlich ist ein Ga­ Absicht, das Leben der Intelligenzen zu bei der Hand wenn es darum geht, sich rant, daß die Menschen der Erde, die verbessern. Auch diese fremde Kultur billige Unterhaltungsschwarten aus den größtenteils in das Dunkel der Barbarei also, die auch grausam erscheinen mag, Fingern zu saugen, wenn möglich Bü• zurliekgefallen sind, überleben und ihre ist heilig. Die Forscher sind keine Kon­ cher zu irgendwelchen Filmen, was be­ Zivilisation neu errichten können. Die­ quistadoren, die den 'wahren Glauben' sonders einfach ist, da dann die Hand­ ser Roman behandelt ein Thema, das bringen und dafür Gold mitnehmen. lung bereits vorgegeben ist und man so neu nicht ist. Es gibt -zig Romane, Sie beobachten nur, mehren das Wis­ beim Schreiben noch nich einmal etwas die die in die Barbarei zurliekgefallene sen, lernen zu verstehen. Und das ist denken muß. Menscheit unter den verschiedensten das Wichtigste. Wer diese Art von Literatur mag, das Blickwinkeln beschreiben. Hier tauchen Davon, daß dieser Roman einen gelun­ aufwendige, galaxisdurcheilende Wel­ zwei skurrile Außerirdische auf, die die genen Versuch darstellt, auch die Erotik traumabenteuer, dem sei das Buch Menschheit schon seit einem Jahrhun­ in die SF mit einzubeziehen, kann m. (wenn auch mit kritischem Blick) als dert beobachten und ihr keine Chance E. jedoch nicht die Rede sein. Das Vor­ Lektüre empfohlen, doch wer etwas mehr zum Überleben einräumen. Da wort Hilary Rubinsteins ist hier, ebenso mehr Niveau von der Science Fiction ist der Altehrwürdige, ein Roboter, der wie die Bastei-Werbung, ein wenig irre­ erwartet, der sollte die Finger davon im Donnerberg da.s Wissen der führend, aber dieser Kritikpunkt ist kein lassen (wie auch von den beiden Bän• Menschheit verwaltet und ein Wiederer­ Mangel des Buches selbst. Was mich den um den Jungen Flix, Das Tar­ stehen der 'Größe des Menschen' bei der Lektüre gestört hat, ist in erster Aiym-Krang und Der Waisenstem), glaubt. Simak läßt alles Wichtige in die­ Linie die Länge dieses Buches, die sei­ denn diese wird er dort gewiß nicht fin­ ser Thematik außer acht. Es war halt tenlangen, immer wiederkehrenden den. Einigermaßen anspruchsvoll unter­ die Technik schlechthin, die die Welt Schilderungen von fremden Intelligen­ halten konnte Foster noch mit Die Eis­ und die Zivilisation zerstört hat (die zen, die in dieser Intensität Langeweile segler von Tran-ky-ky, doch nun hat er Maschinenstürmerei war nur ein Symp­ heraufbeschwören können. Erst die Be­ sich Philip Jose Farmers lästige Ange­ tom). Keine Rede davon, daß nichts 'an schreibungen, dann die Bemühungen wohnheit zueigen gemacht, zu jedem sich' schlecht ist, sondern nur der, der um eine Kontaktaufnahme, dann die Erfolgsbuch auch gleich die Fortset­ es schlecht einsetzt. Keine Rede davon, Erlebnisse Marys. Dies wiederholt sich zung hinterherzuschicken, damit dürfte daß es die Interessen des Kapitals sind, mehrmals, und ein Durchbrechen die­ auch der Reiz dieses Buches bald erlo­ die die Umwelt zerstören, weil Umwelt­ ses Schemas hätte hier Abhilfe bringen schen sein. schutz ihre Profitrate senken würde. können. Es ist noch offen, wie viele Bücher Fo­ Keine Rede davon, daß es ein Gesell­ Memoiren einer Raumfahrerio ist ein ster in Zukunft schreiben wird, doch schaftssystem ist, das für viele das Le­ unbedingt lesenswertes Buch. Es ist ein dürfte er seinem Werk wohl kaum ben nicht mehr lebenswert macht, weil Buch, in dem in jeder Zeile tiefe Men­ mehr etwas Bedeutungsvolles hinzufü• sie sich in ständiger Abhängigkeit befin­ schlichkeit zum Ausdruck kommt, vol­ gen können, denn zu sagen hat er den und sich ihre Lebensbedingungen ler Gefüh~ das nich aufdringlich ist. schon heute nichts mehr. verschlechtern. Da müssen Menschen Menschlichkeit, ja, aber keine Vermen­ außerhalb der Universitätsenklaven ein schlichung fremder Lebensformen. Es Joachim Körber mehr als hartes Dasein fristen, da wer- den andere von barbarischen Horden trag des bekannten Peter 0. Chot,jewitz gefangengenommen und als Sklaven und das umfangreiche, abernichtsagende verkauft, und dennoch schildert Simak (zwar nicht militaristische) W~ltraum­ dieses Leben aus der Sicht Cushings epos Tauchtiefe 70 Kiloparsec. Eme Aus­ nicht selten als doch eigentlich gar nicht nahme bildet noch Das Liebesmahl von so schlecht, teilweise als romantisch. Martin Kahleyss, aus dem eine tiefe Man muß halt stark, geschickt und Abneigung gegen hoch oben angesiedelte schlau sein, dann bleibt man am Le­ Gesellschaftskreise spricht, deren Deka­ ben. Das ist der innere Widerspruch denz und Hinfälligkeit in einer genau dieses Romans. Da sind einmal die gu­ beobachtenden und verachtenden, den ten Schilderungen der Reise Cushings Bogen des Zulaßbaren fast überspannen• und seiner Begleiter, die den Roman de Weise aufgezeigt wird. größtenteils zu einem wirklich gut zu Die Unmöglichkeiten des kapitalisti­ lesenden Reisebericht werden lassen - schen Gesellschaftssystems und ihre und dort, neben dieser Idylle, ist das Prioritäten im Profitbereich verbunden harte Leben der größtenteils anonym mit kulturellem Defizit werden von den bleibenden anderen. Sind es die Beton­ meisten Autoren bewußt und sprachlich schlachten der Großstädte der USA, die passend angegangen; Science Fiction Anonymität des Machtapparates, di~ zeigt sich eindeutig von seiner besser_en sich immer weiter verschärfende Krise, Seite wenn auch noch manches 1m die alle Lebensbereiche mit einbezieht, arge~ bleibt Mag man auch zu den poli­ die den Gedanken an das einfache und tischen Überzeugungen der Autoren ste­ romatische Leben in der Zeit der Pio­ Horst Pukallus (Hrsg.) hen wie man will, die literarische Qualität niere und 'harten Männer' wieder UNTER DEN STERNEN IN DER läßt keinen Seience-Ficiton-Interessen­ attraktiv erscheinen läßt? NACHT, ten an diesem Buch vorbei. Sicherlich. Und ebenso sicher ist eine Damnitz Verlag, Kleine Arbeiterbiblio­ Rückbesinnung auf die Natur und das thek Nr. 50 Christoph Schmidt Leben mit ihr und nicht gegen sie gera­ de heute dringender denn je. Doch Die deutsche Science-Fiction-Szene ist man sollte dabei nicht vergessen, daß zwar monentan noch dürftig entwickelt die Technik nicht allein deshalb und vor allem auf wenige Autoren kon­ schlecht ist, weil es eben Technik ist. zentriert, aber ihre Fortschritte sind nicht Man sollte erkennen, wer die wirkli­ .Peter Zsoldos mehr zu leugnen: Aber ein Handikap DIEAUFGABE chen Verursacher des Umweltdilemmas bleibt: Die literarische Qualität hinkt wei­ sind - und sie bekämpfen. Die Technik (AFELADAT) ter dem schon beträchtlich entwickelten Heyne SF 3731 190 Seiten ist nur dazu da, unser aller Leben zu gesellschaftlichem Engagment der mei­ erleichtern. Und kaum jemand von uns sten Autoren hinterher; die Herkunft aus wird sich wohl allen Ernstes zu einer Peter Zsoldos' Buch wird mitunter als der Heftchen- und Fanzszene haftet auch bester ungarischer Science Fiction Ro­ Zeit zurücksehnen, zu der die Men­ heute noch merklich den meisten deut­ schen sechszehn und mehr Stunden am man bezeichnet. Wenn dem so ist, schen SF-Schriftstellern an. dann ist es vielleicht besser, ~ß so we­ Tag auf Feldern arbeiteten, um ihren Auch diese Anthologie erhebt "nur" den kargen Lebensunterhalt zu bestreiten, nig aus Ungarn in deutscher Uberset­ Anspruch, im gesellschaftli~h~n Raum und dadurch einen frühen Tod starben. zung erscheint, doch dürfte die Sache Neuwertiges und Fortschntthches zu wohl tatsächlich etwas anders aussehen. Ein Erbe der Sterne ist ein unterhalt­ kreiern. Doch besonders im literarischen sam und spannend geschriebener Ro­ Man kann das Buch nicht als schlecht ~ Bereich werden hier Experimente ver­ man bei dessen Lektüre jedoch eine bezeichnen, doch es als besten Roman sucht, werden die ausgetrampelt~n Pfade gehÖrige Portion kritischen Bewußt: I eines ganzen Landes zu klassifizieren verlassen, wenn auch selten mtt durch­ dürfte übertrieben sein, denn gerade seins nicht fehlen sollte. Nur sehr em­ Ischlagenden Erfolg, dann. aber um so geschränkt empfehlenswert. aus Osteuropa ist man sehr viel niveau­ I intensiver und besser: Höhepu~te der volle Science Fiction gewöhnt ! Anthologie sind Thomas Zteglers Andreas Brandhorst Geschildert wird das Schicksal des For­ I UNTER DEN STERNEN IN DER schungsschiffes GALATEIA, dessen i NACHT Mathias Jungs NUMERUS 1 Besatzung bei einem Unfall ums Leben "' CLAUSUS ABSOLUTUS, einer Persifla- 1------~ ge auf die Gegenargumente zur heute kommt, doch überlebt ein Besatzungs­ I mitglied noch lange genug um ein Pro­ angestrebten zaghaften Bildungsreform, gramm zu starten, um die unermeßlich und die Kurzgeschichte des Herausge­ wertvollen Forschungsergebnisse der bers Die Wellenlinge der Wirklichkeit, Expedition zu retten. Die steinzeitli­ I die ~ohl mit zu den wenigen Sternstuden ehen Bewohner des Planeten, auf dem der bundesdeutschen Science Fiction zu das Schiff seine Erkundigungen unter­ zählen ist. Ein flüssiger Stil gibt die A':'s- nommen hatte, werden für diesen Plan sage adäquat wieder und erfaß~ em­ herangezogen, mittels eirles Computer­ drucksvoll das Geschehen und dte ge­ programms werden einzelne Exemplare schilderten Personen. gefangen und in deren Gehirne die Be­ Ein sich aus dem gesellschaftlich-politi­ wußtseinsinhalte der verstorbenen Be­ schen Leben heraushalten wollend~r satzungsmitglieder durch den Compu­ Konzernangestellter gerät zwischen ~te ter eingegeben. Räder der Macht, erkennt aber noch ~ Ein durchaus interessan:tes Thema also, rechten Moment die Auswegmöglicll~et­ trotzdem ist der Roman zäh und siru­ ten des Widerstandes und vermag es, steh pös und nur schwer zu lesen, weil Zsol­ von.scheinbaren Auswegen wie kapitalis­ dos mit dem Thema nicht zu Rande musimmanenten Rowdietum und dem kommt und streckenweise sehr lang­ Selbstmord zu entziehen. weilt, wonach er diese Langeweil~ Die anderen Geschichten sind mehr oder durch knackige Action-Szenen wteder A. Brandhorst weniger belanglos, darunter auch ein Bei- 1 wettzumachen versucht Als Dokumentation einer SF aus einem .Helmut Wenske Land, dessen Science Fiction Szene LETZTE AUFZEICHNUNGEN AUS größtenteils unbekannt für den deut­ DER SOMNAMBULANZ schen Leser ist, sicher interessant, mehr Oder Johannes gen Abend u. a. schöngei• aber auch nicht stige Orgasmen periodischer Abwesen­ heit Joachim Körber Edition der Phantasten, Hanau 1979

Vorbei die Zeit, da sich Helmut Wenske farbenfreudig und psychedelisch der Pop­ Kultur verschrieben hatte. Davon will er heute nichts mehr wissen und warnt die Fans der frühen Jahre ausdrücklich da­ Joachim Körber vor, sich Unverdauliches in den Magen zu legen. Schon Athanasius Pernath zeig­ Michel Grimaud te die Farben düster und matt; bei den SONNE AUF KREDIT Letzten Aufzeichnungen kommt Helmut (Soleil a Credit) Wenske - vom Umschlag abgesehen - Heyne SF 3689, 128 S. Martin Caidin ganz ohne Farbe aus. Was da visuell ange­ UNTERNEHMEN AQUARIUS boten wird, ist keinem bestimmten Stil Was beginnt wie ein simpler Abenteuer­ (Aquarius Mission) verschrieben, will dies auch nicht sein, roman nach Science Fiction Schema F, Goldmann SF 23313 und Wenske wehrt sich entschlossen ge­ entwickelt sich schon bald zu einem 191 Seiten gen Mutmaßungen, er suche einen be­ durchaus lesenswerten Büchlein, in stimmten Stil und experimentiere des­ dem einige interessante Gedanken aus­ Martin Caidin ist dem deutschen Lese­ halb herum. Hinwendung zu bestimmten gedrückt werden. publikum schon seit langem bekannt als Stilen und Techniken ist ihm zu ver­ Schreiber von (meist nicht besonders he­ nunftsoriertiert; damit will er nichts zu Michel Grimaud, ein bei uns noch rausragenden) Abenteuerfetzern aller tun haben. Wenn das, was er "unvernünf• unbekannter, französischer Autor, Art, mit Unternehmen Aquarius legt der tig" aus sich herausfließen läßt, auf mich erzählt in seinem Roman die Geschich­ Goldmann Verlag nun ein neues Opus dann doch hier und da einen eher künst• te einer Welt, in der die Menschen, ein­ vor, das sich kaum von seinen anderen lich-künstlerischen, sorgsam konstruier­ gepfercht in Ballungszentren und gigan­ Werken unterscheidet, nur, daß bei die­ ten Eindruck (beides im positiven Sinne tische, unterirdische Städte, ein von der sem Buch die Handlung wirklich schon gemeint) macht, dann ist das offensicht­ Natur, entfremdetes Leben führen müs• so abgeschmackt, totgeredet und uralt ist, lich mein Problem. Zumindest sehe ich sen; sie müssen schuften bis zum daß das Lesen wahrlich keinen Spaß so die starren, streng abgezirkelten, wie Umfallen, um sich ihren Lebensunter­ macht. Holzschnitte anmutenden Strichzeich­ halt verdienen zu können, und nur ein­ "Viele Meilen unter dem Meeresspiegel, nungen, ferner das Knochengesicht auf mal im Jahr, drei Wochen lang, bekom­ wohin kein Sonnenlicht durchdringt, wo dem Titel und die Ikone auf dem Rück• men sie Urlaub, den sie in freier Natur Riesenaale Megatonnen Energie erzeu­ bild. Daneben gibt es allerdings hinge­ mit phantastischen Abenteuern verbrin­ gen, existiert eine erstaunliche Zivilisa­ tupfte Gesichter mit zu einer simplen gen dürfen. Denn die "freie Natut', das tion: Umrißlinie vereinfachten Körpern, flak­ ist die Domäne des Geldes, der Rei­ Menschen einer bisher unbekannten, kemde Köpfe, Kritzelgestalten, die sich chen, die den arbeitenden Massen ver­ grünhäutigen Rasse, die im Wasser mit nur mühsam aus der Kritzelumgebung boten ist. Kiemen atmen!" befreien können (oder auch nicht). Trotz Doch ein System, das nur auf Ausbeu­ Diese Worte des Klappentextes umreißen allem ist Wenske aber nach wie vor jener tung und Unterdrückung fußt, kann auf das Thema grob, aber ausreichend, es ist phantastische Realist, der so etwas wie Dauer nicht reibungslos funktionieren müßig, alle anderen Autoren zu nennen, andere, sonst unsichtbare Dimensionen (was gerade durch jüngste politische bei denen das schon geschildert wird, des Menschen malt und zeichnet: sexuel­ Ereignisse wieder einmal drastisch do­ schon in der gescheiterten Fantasyserie le Dimensionen, dämonische Kompo­ kumentiert wird). Und so kommt es, Dragon findet man es, in dem Band Die nenten, sichtbar gemachte Angst und wie es kommen muß, ein paar Unzu­ Wassermenschen von Taa, Anklänge da­ Konfusion, den Krebs der Seele. friedene tun sich zusammen und ma­ ran bei Poe und Lovecraft, und sogar der Insgesamt besteht das Buch aus 20 Arbei­ chen sich daran, das System umzustür• rührige Onkel Dagobert und dessen Nef­ ten, die man mit dem Begriff "expandie­ zen, nicht brutal und schnell, sondern fe Donald Duck begegnen während ei­ rende Vielfalt" umschreiben kann. Wer langsam und besonnen. Grimaud verrät nem ihrer Streifzüge kiemenatmenden Augen hat, sollte sich darin umsehen. uns nicht, ob die Rebellen erfolgreich Unterwassermenschen in der Stadt sind was einen entschiedenen Reiz des Atlantis. Hans Joachim Alpers Buches ausmacht, Anzeichen eines Man kann sich nur wundem, wie über• Erfolges zeichnen sich zwar ab, doch haupt ein Verlag einen so abgedrosche­ der Autor läßt alles offen und regt so nen, schon X-mal durchgekauten Stoff die Fantasie des Lesers an, der sich noch ankaufen und veröffentlichen kann. selbst fragen kann, wo alles endet. Neben vielen anderen gehört auch Mar­ Das Bändchen Sonne auf Kredit ist tin Caidin (obwohl er manchmal ein we­ leichte, unterhaltende Lektüre, die, nig besser schreibt) zu den SF-Dinosau­ ohne schulmeisterlich zu wirken, auch riem, die im Aussterben begriffen sind, einige profunde politische Aussagen betrachtet man Produkte wie Unterneh­ vermittelt und anregt, sich über gesell­ men Aquarius, dann dürfte ihm aberwohl schaftliche Zusammenhänge einige Ge­ kaum jemand eine Träne nachweinen. danken zu machen. Es gibt heute so viele gute, junge Autoren Zwar ist der Autor kein John Bmnner im SF-Feld, daß man auf die schlechten und kein George Orwell, aber deswe­ alten getrost verzichten kann. Nur, bei gen ist das Buch nicht weniger lesens­ Goldmann scheint man das noch nicht wert gemerkt zu haben.

Joachim Körber . Joachim Körber Helmut Wenske . xualleben und die eher phantastischen Kurt ·vonnegut und netten Beiträge DAS PLANETA­ SLAPSTICK ODER NIE WIEDER RIUM DES OTZE OTZINGA von Rein EINSAM Blijstra und DIE BEWERBUNG von (Slapstick) Olga Rodenko (einziger weiblicher Be­ rororo-Tb 4502 trag) ergeben einen gelungenen ersten Reinheck b. Hambg. 1980, 157 S. Überblick zur SF-Szene dieser beiden Nachbarn; für einen Folgeband darf man "In Amerika ist das Mitgefühl so tot dann aber härtere Maßstäbe ansetzen. wie ein Sargnagel", soll er gesagt ha­ Sehr empflehlenswert! ben, und sein 1976 erstmals erschiene­ ner Roman Slapstick ist keine SCIEN­ Kurt Denkena CE FICTION und doch eher gute SF als so manches, was unter dieser Be­ zeichnung in diesen Landen auf den Markt. geworfen wird. Eigentlich ist nichts so unmöglich wie die Rezension Philip K. Dick dieses Werks (und auch anderer Roma­ DER DUNKLE SCHIRM ne des Autor), der Inhalt ist im Rück• (A Scanner Darkly) seitentext wie folgt geschildert: "Der Bastei SF-Tb 22018 Un-Roman schildert den Lebensweg ei­ 346 Seiten nes als Monster geborenen Amerika­ Ronald M. Hahn ners aus reicher Familie; er lebt Bild: Die USA in nicht allzu ferner Zu­ anfangs im Inzest mit seiner Schwe­ +------1 kunft. Die innenpolitischen Schwierig­ ster, und später wird er, als Greis, der Ronald M. Hahn (Hrsg.) keiten nehmen überhand, immer mehr letzte US-Präsident, ein drogensüchtiger DIE TAGE SIND GEZÄHLT Jugendliche "steigen aus", eine weitver­ Weltverbesserer." Damit weiß man nun (SF-Erzählungen aus den Niederlanden zweigte Drogenszene breitet sich aus, als alles und nichts! und Belgien) Reaktion darauf erweitert die Regierung Als eine Art Autobiografie ist das Gan- . Heyne SF-Tb 3694, Münch. 1980 die Rauschgiftdezernate immer mehr. ze zu betrachten, die zukünftliche The­ 192 Seiten Durch die Erfindung eines "Jedermann­ matik ist dabei eigentlich unwichtig, es Anzuges" können diese Agenten, ohne geht Kurt Vonnegut eher um die Be­ Wojtek Siudmak zeichnete mal wieder ihre wahre Identität preiszugeben, ihren schreibung bzw. Zerreißung des Jetzt ein herrliches Titelbild, allerdings sexi­ Vorgesetzten Bet1cht erstatten und da­ durch pointierte Übertreibung/Unter• stischer Natur - wie lange dauert es ei­ nach wieder in ihre Tarnidentitäten im treibung etc. "Und so weiter" heißt es gentlich noch, bis mal in einem Untergrund einnehmen. am Schluß dieses literarischen Schrei­ Frauenblatt (EMMA ode so) SF/Fanta­ Charles Freck ist ein solcher Rauschgift­ bens, das jeder einfach gelesen haben sy-Zeichnungen aufs Korn genommen agent, der in einer Wohngemeinschaft sollte, schon um die Überfülle von Ein­ werden? lebt und, um seine Tarnung zu wahren, fällen zu erleben, Kurzweil allerorten, Ronald M. Hahn präsentiert 12 Autoren selbst Drogen nimmt, während er, uner­ Spaß und Komik, tiefe Betroffenheit mit 13 Storys aus den Niederlanden kannt über sein eigenes Leben als Char­ usw. usf. UND SO WEITER und Belgien, Länder, die in punkto SF les reck abgibt, bis er eines Tages den Auf­ Kurt Denkena aus bundesdeutscher Sicht untergeord­ trag erhält, sich selber zu beschatten (da net sind. Diese Sammlung nun beweist seinen Vorgesetzten seine Tarnidentität eher das Gegenteil, die Kurzgeschich­ natürlich nicht bekannt ist). ten aus den Jahren 1971-77 haben es in Es ist unausweichlich, daß Freck an die­ Algis Budrys sich und sind durchweg von guter Qua­ ser Situation zugrunde geht, er entwickelt MICHELMAS lität. eine schizophrene Persönlichkeitsspal• (Michelmas) Eddy C. Bertin ist zweimal vertreten. tung und ist bald nicht mehr in der Lage, Heyne SF-Tb 368::, München, 1980, DER ACHTJÄHRIGE GOTT handelt zu erkennen, daß er und der Polizist Fred 253 S. vom militärischen Rüstungswahnsinn, dieselbe Person sind. Schließlich kippt er während EINE FRAGE DES ÜBERLE• völlig um und wird in eine Drogenheilan­ "Laurent Michaelmas ist der bekannte­ BENS spannend auf Probleme von· stalt eingeliefert, hinter er man die eigent­ ste Mensch der Welt, bekannter als die jahrzehntelanger Einsamkeit im All be­ lichen Drahtzieher, die Erzeuger der Politikter der Großmächte ... Laurent zug nimmt. Namentlich bekannt ist Droge Substanz T (wie Tod), sieht. Die Michaelmas ist Fernsehkommentator. auch Bob van Laerhoven. DAS ENDE schockierende Enthüllung des Buches Seine Berichte sind perfekt recherchiert. UND DER ANFANG zeigt eine Welt im liegt darin, daß das Mädchen, das Freck Er weiß mit den Leuten umzugehen, totalen Schmutz, die Hauptperson hin­ liebt und die ihn mit Drogen versorgt hat, sie ins rechte Licht zu rücken. Er hat und hergerissen zwischen dem Wunsch, selbst eine Polizistin ist; zurück bleibt die die höchsten Einschaltquten -weltweit . anderen Menschen dank Psi-Fähigkei• dunkle Ahnung, die meisten der Drogen­ .. Laurent Michalemas ist mit der ten kurzfristig zu helfen, und der abhängen könnten unerkannt Angehöri• Macht der Medien gewachsen, einer Erkenntnis, dadurch das Elend nicht ge des ins Unermeßliche gewucherten subtilen, fast unmerklichen, aber unge­ beenden zu können. Polizeiapparates sein, und durchihre Ver­ heuren Macht. Ein Kommentar von Dannist da der Mann, denjeder zu suche, an die Mächtigen des Drogenhan­ ihm kann Milliardenpojekte ins Rollen kennen scheint und der allen gleicht, dels zu kommen, bei denen sie immer oder hochfliegende Projekte zum Harry Mulisch: ALTER EGO, der mehr Jugendliche süchtig machen, selbst Absturz bringen . . . " Soweit also ein Hunger- und Luftverschmutzungstad die Verantwortlichen für die sich ständig Auszug aus dem Klappentext zu die­ der Menschheit, Julien C. Raasveld: zuspitzende Situation sein. sem Buch ... verspricht ja ganz interes­ DAS MIDAS-SYNDROM I Max De­ Wie schon Eine andere Welt ist Der dun­ sant zu werden . . . ein kritischer Be­ nermonde: DIE TAGE SIND GE­ kle Schirm ein politisches Buch. Es ge­ richt zur Macht der Massenmedien. ZÄHLT, und auch Zeitreisewirrnisse hört zum Eindringlichsten und Ein­ Aber weit gefehlt, in Wrrklichkeit ist es fehlen nicht im schwächsten Beitrag drucksvollsten, das Dick je geschrieben der Roman über die "liebenswürdige" von Paul van Herck, auf den man lie­ hat; ein Buch also, das man sich nicht Diktatur eines Mannes über die Erde, ber verzichtet hätte. entgehen lassen sollte. eines gutmütigen Managertyps, der nur Böse eroberungssüchtige Menschen im "das Beste" für die Menschheit im Au- All und auf der Erde, automatisiertes Se- Joachim Körber ;ge hat und alles andere abwendet. des Textes in einzelne Kurzkapitel, die ozeanentwickelt haben. John Newhouse, ;Konkret ist die Story an einem Raum­ überzeugte, ist hier eine Schachpartie ein Außenweltler, der sich auf Nullaqua fahrtunternehmen aufgehängt. Bei die­ von 1892 der Schilderung zugrundege­ niedergelassen hat, um an das Rausch­ sem von der UNO aufgezogenen Unter­ legt alle Figuren entsprechen solchen mittel Syncophin heranzukommen, das fangen kommt der Leiter der Expedi­ aus dem Schachspiel, ihre "Züge" sind in den Gedärmen der Staubwale produ­ tion, ein Amerikaner, ums Leben, und die gleichen wie in der Partie von 1892. ziert wird, wird eines Tages mit der terra­ ein Russe rückt für ihn nach. Plötzlich Die Handlung ist kurz erzählt: Hakluyt, nischen Kornorderation konfrontiert, die taucht der Amerikaner in einer obsku­ ein australischer Stadtplaner, kommt in die Herstellung und Ausfuhr der Droge ren, wenn auch weltberühmten Klinik eine mittelamerikanische Republik, um unter Strafe stellt. Der einheimische Lie­ wieder auf, und es treten nun Streitig­ die "Verkehrsprobleme" der Hauptstadt ferant der Droge zieht es daraufhin vor, keiten über die weitere Führung der lösen zu helfen. Die nach außen hin sich von der Szene abzusetzen. Zusam­ Expedition auf, die zu einem Rückfall harmonisch und "supermodem" wir­ men mit dem recht eigenartigen Dumon­ in den kalten Krieg führen könnten. kende Stadt ist jedoch ein sozialer He­ ty Clothfick will Newhouse selbst auf Unser Held, Laurent Michaelmas - der xenkessel. In ihr haben sich Zehntau­ Staubwalfang gehen, um das Dope in ei­ übrigens nicht die geringsten sexuellen seode arbeitsloser Landbewohner ange­ gener Regie herzustellen. Beide heuern Ambitionen zeigt, er hat ja die Geschik­ siedelt, die nun das "saubere" Antlitz auf dem Staubwalfanger-Trimaran ke der Welt zu lenken-, ist natürlich der Stadt verunzieren, Hakluyt soll "Lunglance" an, dervon dem verschrobe­ gleich von Anfang an mißtrauisch. Mit durch Flächensanierungen und Zwang­ nen und eigenwilligen Kapitän Nils Recht, wie sich später herausstellt, denn sumsiedlungen Ordnung schaffen. Zu­ Desperandum geführt wird. An Bord der der Amerikaner verdampfte bei dem nächst von der Richtigkeit seiner Aufga­ "Lunglance" lernt Newhouse die Aus­ erwähnten Unfall völlig, so daß man be überzeugt, schlägt er sich, als guckerin Delusa kennen, ein fledermaus­ ihn nicht einmal mehr aus einer Kör• schließlich ein allgemeiner Aufstand artiges und menschenähnliches Lebewe­ perzelle hätte neu "ziehen" können. losbricht, auf die Seite der Rebellieren­ sen mit dem Gesicht eines reizvollen "Femsehkommentator" Michaelmas, den. Leider, leider ist die spannende Mädchens. Beide fühlen sich voneinan- der über seinen selbstgebastelten und Handlung auf 350 Seiten ausgewalzt . der angezogen, und im weiteren Verlauf einzigartigen Computer "Domino" alle worden, viel zu lang, mit endlosen Par­ der Handlung kommt es zu einigen recht elektrischen Leitungen und noch eini­ ties, Diskussionen und Monologen. So seltsamen und eindringlich geschilderten ges mehr überWachen, aber auch stören geht ein Teil des Reizes an diesem sexuellen Begegnungen. Sein Begleiter kann, erfahrt natürlich als erster die Buch verloren, und wir müssen wohl Clothfick indes gerät zusehends tiefer in Hintergründe und reist persönlich zu weiterhin auf die deutsche Ausgabe von die Fänge der Droge und verkommt dieser Klinik, um dem "verbrecheri­ Stand von Zanzibar warten, um den Schritt für Schritt. Wahrend des Walfangs schen Treiben", bei dem auch wieder "absoluten" Brunner zu erleben. Wer kommt es immerwieder zu seltsamen Be­ einige Außerirdische mitmischen dür• die lange Lektüre nicht scheut, dem gegungen mit fliegenden Fischen und fen, ein Ende zu bereiten. Dann greift seien die Plitze der Stadt dennoch Staubhaien. Die Fahrt der "Lunglace" er noch in die politische Atmosphäre empfohlen, auch wenn eingefleischte . wird immer exotischer und fremdartiger, der USA ein, indem er eine rechtsge­ SF-Fans sich wundem werden: die Bil­ und der Kapitän verstrickt sich in eigen­ richtete Partei überwacht (was grund­ der von Planierraupen, die irgendwo in tümlich anmutende Aktivitäten. sätzlich nicht zu verurteilen wäre), die Lateinamerika, Afrika oder Asiens U. a. läßt er Netze auslegen und fangt den beginnenden Kalten Krieg schürt. Slums niederwalzen, sind längst keine allerlei Getier. Unter den eingefangenen Die wenigen Ansätze zur angeblichen SF mehr, sondern jedem aufmerksa­ Organismen findet sich auch eine Ane­ Intention des Buches - Medienmacht - men Fernsehzuschauer wohlbekannt. mone, die sich rasend schnell in ihrer sind in den langatmigen Versuchen, ei­ Auch Figuren, wie Brunners Diktatur Größe entwickelt. Daraufhin beschließ nen Blick hinter die Kulissen von Inter­ Valdos, der stark an den gestürzten Desperandum, die sagenumwobene views oder Berichten zu geben oder Anastasio Somoza von Nikaragua erin­ Glimmerbucht aufzusuchen, da er dort den "Machtkämpfen" zwischen Journa­ nert, sind keine Zukunftsbilder, son­ noch weitere Exemplare dieser Gattung listen zu sehen. dern leider Realität. vermutet - und die Aufklärung einiger Empfehlen kann man dieses Buch, das Rätsel, die der Staubozean ihm stellt. eine Lobpreisung der Privatdiktatur ei­ Joseph Dolezal Als der Trimaran die Bucht anläuft, nes "braven Mannes" (indirekt über das wird das Schiff von einer unübersehba• Fernsehen) ist und nicht etwa die Bloß• ren Schar von Staubläufern berannt. legung der Funktion der Massenmedien . Bruce Sterling Fluchtartig verläßt man die Bucht wie­ als Werkzeug der herrschenden Klasse, DER STAUBPLANET der und segelt hinaus aufs Staubmeer. also keineswegs. (Involution Ocean) Aber damit enden die Abenteuer New­ Kai Schitzel Knaur SF 5727, München/Zürich 1980 house nicht, denn Desperandum wartet 160 Seiten mit einer weiteren Aufgabe für den Pro- . tagonisten auf: Der alte Herr läßt einen Bruce Sterling, Jahrgang 1954, lernte getöteten Staubwal aushöhlen, baut ei­ John Brunner 1974 den literarischen Schaumschläger nen Motor für eine kleine Schiffschrau­ DIE PLÄTZE DER STADT Harlan Ellison kennen, der zu dieser Zeit be und eine Lenkeinheit in den toten (The Squares of the City) im "Clarion SF-Workshop" unterrichtete. Heyne SF-Tb 3688, Münch. 1980, 347 Im Workshop verfaßte Sterling eine Sto­ s. ry, die er auf Anraten Ellisons zum Ro­ man "Involution Ocean" ausarbeitete. "Ein erstklassiger phantastischer Tril­ Der Roman spielt auf dem Planeten ler", kommentierte die "New York Ti­ Nullaqua, ein Himmelskörper aus totem mes" (laut Klappentext). Thema: die Gestein mit einem riesigen Krater, der bevölkerungsexplosion in der 3. Welt, fast vollständig mit Staub gefüllt ist. Nur aus den Fugen geratende Großstädte, wenige Inseln erheben sich aus dem politische Korruption und Unterdrük• Staubmeer und sind von irdischen Aus­ kung. Also ein weiterer Höhepunkt in wanderern besiedelt worden, da der Kra­ der SF a la Schafe blicken anf? Ja und ter eine eigene Atmosphäre besitzt. Die nein. Die Schreibweise ist hier wie dort Einwohner leben fast ausschließlich von raffmiert: war es in Schafe blicken auf den Staubwalen und anderen phantasti­ die Schnittechnik, die Zerstückelung schen Lebewesen, die sich im Staub- Körper. Mit dem als Unterseeboot umgebauten Staubwal will er zusam­ men mit Newhouse die Welt im Staub­ meer erkundschaften. Aber das Boot kentert. Newhouse überlebt das Unglück und wird schließlich von Delu­ sa gerettet. Das Mädchen fliegt wieder hinaus auf den Ozean, um den noch verschollenen Desperandum (der sich übrigens als Entdecker der Droge Syno­ phin zu erkennen gibt) zu suchen, bei­ de kehren jedoch nicht zurück. Und auch als Newhouse zurück zu seinen Freunden geht, trifft er sie nicht mehr lebend an, denn alle haben die Zeit des Drogen-Entzuges nicht überstanden. Mit der Bemerkung "Irgendeine Be­ stimmung erwartet mich in den langen Jahrhunderten, bevor der Tod mich rief ..." kehrt er Nullaqua den Rücken und verläßt den Planeten, weiter auf der Su­ che nach einer Möglichkeit, seine inne­ re Leere, sein Vakuum, in das er bis­ lang Drogen pumpte, mit irgendwas .anderem zu füllen. Der Roman besticht durch einen guten und sauberen dramaturgischen Aufbau. Stilistisch ist er ohne Tadel, und die Story ist sehr originell. Die Szenen sind spannungsgeladen und ausdrucksstark Der Roman schwebt allerdings sozusa­ gen im politisch luftleeren Raum. Es wäre m. E. nicht ohne Reiz, wenn der Autor sich ein wenig mit gesellschaftli­ chen Fragen beschäftigt hätte. Sein Mo­ dell hätte dann bestimmte ökologische Züge tragen müssen; z. B. legen die Walfänger nach jedem Fang flir jeden getöteten Wal drei Waleier im Staub­ meer aus, um die Existenz dieser Tiere nicht zu gefährden. Fazit: Der Staubplanet ist ein ausge­ zeichneter Roman eines Talents, das viel Sinn und Geflihl für liebevoll aus­ gearbeitete Details besitzt. Ein Hauch Humor gibt dieser Prosa einen weiteren Pluspunkt. Sterlings Erstling ist ein wirklich guter Abenteuerroman, der noch genügend Platz für die Charaktere der Protagonisten läßt. Beispiel) permanent exhibitionistisch Hygienemenschen bestenfalls als Kotz­ Unbedingt zu empfehlen! vor der Öffentlichkeit produziert, hilfe angesehen werden könnte."). Da­ möchte ganz gern auch mal die "Span­ zu gibt es allerlei eingestreute Zeich­ Heinz J. Baldowe ~ ner" ins Rampenlicht zerren. nungen von Helmut Wenske. Voller "Psychogramme" besteht aus zahlrei­ Staunen registriert der Künstler, daß I chen Texten, die den Betrachtern des sich seinetwegen so viele Leute den Helmut Wenske vorangegangenen Bildbandes "Somnam­ Kopf zerbrechen. Warum staunt er? PSYCHOGRAMME. STIMMEN ZUR bulanz" aus der Feder geflossen sind. Kunst fordert schließlich die Reflexion SOMNAMBULANZ UND WEITEREN Das reicht von Bombastik ("Die Phan­ des Betrachters heraus, und bei aller AUFZEICHNUNGEN PERSÖNLI• tasmen-Orgasmen von Helmut Wenske Privatheit, Selbstfixiertheit und der CHER ABWESENHEIT haben eine ungeheure Aussagekraft, die ni~ht an einem bestimmten Zweck Edition der Phantasten, Hanau 1980 zum Nachdenken aufruft!") über seiten­ orientierten Produktionsweise macht Limitierte Auflage: 1000 lange Reflexionen, die allein beim Be­ Helmut Wenske seine Kunst letztlich (DM 19,80, Ed. d. Phantasten, Post­ trachten des reproduzierten Buch­ ja öffentlich, gibt sie zur Reflexion frei. fach 2309, 6450 Hanau 1) covers ausgelöst wurden ("Du bist Jo­ Recht allerdings hat er, wenn er sich hannes und schrumpfst urplötzlich im darüber lustig macht, wenn die Be­ Wie auch immer sie aufgenommen wird matten Mondlicht zu einer Haselnuß trachter seiner Kunst meinen, sie hät• -nach diesem Band ist klar, daß mit Armen und Beinen zusammen ... ten ihm, dem Künstler, in die Seele ge­ Wenskes Kunst in jedem Fall bewegt. Warum dies alles?") bis hin zu dem schaut. Denn was immer der Betrachter Eine Mischung aus Eitelkeit und Spott Brief eines- Plattenproduzenten ("Der empfmden mag: Was ihm entgegen­ ließ dieses kleine Büchlein entstehen, pervertierte Personenkreis, der zum grinst, ist zwar ein Quentehen Wenske, und vielleicht steckt auch ein bißeben Betrachten Deiner Bilder notwendig vor allem aber das eigene Ich. Rache dahinter: Wer sich als Maler oder ist, könnte dann gezielt auf einen Bild­ Zeichner (aber auch als Autor zum band zusteuern, der von den restlichen Hans Joachim Alpers Cosmonaut 2 Science Fiction Magazin Juni 1981 Deutsche Erstveröffentlichung:

Robert Silverberg Frohe Botschaft aus dem Vatikan (Good News from the Vatican) NEBULA AWARD 1971 Clive Staples Lewis Engel stets zu Diensten (Ministering Angels) exclusiv: William Seward Burroughs 23 SKIDDOO ... ::: dem Verfasser von Junkie, The Soft Machine & The Wild Boys

Graphiken: Helmut Wenske - Phantastische Malerei Richard Matouschek - Elf Ansichtskarten aus der Unterwelt u.v.a.m. Essay & Artikel: Dr. Oieter Hasselblatt COSMONAUT 2 ... Juni 1981 Paperback ca. 140 S., gebunden, erscheint halbjährlich Unterbesetztes Übersetzen farbiger Umschlag von Helmut Wenske Michael Kunath -Preis (bei Vorkasse 6,80 DM) Vertrieb: A. Aumüller, Pestallozistr. 9, 87 Würzburg William S. Burroughs Postscheckkonto: 191805- 855 Postscheckamt: Nürnberg & Richard Matouschek Bezug: 6,80 DM überweisen - Magazin wird zugesandt oder [\;) - Ausbruch aus dem Labyrinth der Zwänge bei Aumüller anfordern - Zahlkarte über 7,- DM liegt bei. \0 i

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0 Cf) Alfred Bester gehört trotz seiner ver- tut's ja leid, meinen Berufskollegen ei- eine Folge mangelnder Reife. Ein gleichsweise geringen Zahl von SF-Ver- nen reinzuwürgen, aber die meisten "kultiviertes Kind" kann es eigent- öffentlichungen zu den profiliertesten SF-Autoren wissen sehr wenig über das .lieh nicht geben, und trotzdem Autoren des Genres. Ab 1939 schrieb Leben und sehr wenig über den Men- scheinen wir kultuvierte Kinder zu er eine Reihe von Kurzgeschichten, sehen, und deshalb fallt es dem Leser sein. Am besten hat Ken Tynan das kehrte aber dann der SF den Rücken. schwer, von ihnen aufgerüttelt zu wer- ausgedrückt, als er die Amerikaner In der Folgezeit verfaßte er eine Reihe den. Eben deswegen zieht SF haupt- "Unwissende mit umfassender von Treatments ftir bekannte Action- sächlich Leute an, die vorwiegend wis- Halbbildung" nannte. Und genau Comics und arbeitete zudem als Dreh- senschaftlieh und nicht dramatisch das sind wir, die Autoren wie die buchautor von Radio- und Fernseh- orientiert sind. Wenn es in der SF mehr Leser. shows sowie als Zeitschriftenredakteur. Drama gäbe, mehr realistische Darstel- Frage: Warum sind wir "Unwissen- Erst 1952 erschien seiner erster SF-Ro- lung, dann würde sie ein noch größeres de mit umfassender Halbbildung"? man, THE DEMOLISHED MAN, als Publikum, als sie es jetzt schon tut, Bester: Unsere umfassende Halbbil- Serial im Magazin GALAXY. 1956 folg- anziehen. Aber wies jetzt aussieht, zieht dung verdanken wir den Massenme- te dann THE STARS MY DESTINA- sie vor allem jene Leute an, die einfach dien. Alles, was gerade aktuell ist, TION. Beide Romane lösten beim ame- auf Wissenschaft aus sind. törnt uns unheimlich an. Warum rikanischen Publikum wegen ihrer dra- Frage: Ist das eine Beschränktheit der wir unwissend sind? Nun, ich glau- matischen Handlung, barocken Detail- Form oder der Leute, die SF schrei- be nicht, daß viele von uns eine ver- freudigkeit und sprachliche Virtuosität ben? nünftige Erziehung genossen haben, begeisterte Reaktionen aus. Besondere Bester: Nein, nein, es ist eine Be- viel davon mitbekommen haben. Beachtung fanden auch Besters Versu- schränkheit der Schriftsteller selbst. Das ist Punkt eins. Punkt zwei: Ich ehe, durch grammatikalische und ortho- Was ich hier über Science Fiction glaube nicht, daß der Durchschnitts- grafische Experimente überkommene sage, trifft auch auf das Fernsehen amerikaner viel Lebenserfahrung Darstellungsweisen und Erzählstruktu- zu, auf Frauenzeitschriften, auf Her- hat, viel echte Lebenserfahrung. Die ren experimentell aufzubrechen - eine renmagazine, auf überhaupt alles. ist sehr gründlich von uns fernge- ftir die SF der damaligen Zeit unerhörte Unser Problem hier in den Vereinig- halten worden. Erst so in der letzten Neuerung, die bereits manche Experi- ten Staaten besteht darin, daß die Generation haben die jungen Leute mente der "NewWave" vorwegnahm. meisten Schriftsteller - nicht alle, - Gott sei Dank - den Erwachsenen, Erst nach einer fast zwei Jahrzehnte aber eben die meisten - noch nicht klargemacht "Ihr habt ja keine währenden Pause präsentierte Bester erwachsen geworden sind. Wir sind Ahnung, was eigentlich läuft." Ich 1974175 einen dritten Roman, THE keine Erwachsenen, und das ist glaube schon seit langem, - natür- · COMPUTER CONNECTION, der unser Problem. Ich glaube, daß es lieh ist das sehr zynisch - daß dieses allerdings die hochgesteckten Erwartun- ftir jede amerikanische Erzählung Land nicht erwachsen wird, bevor gen der Leser und Kritiker nicht voll zu die man mit Genuß lesen kann, die wir nicht mal einen Krieg verlieren, befriedigen vermochte. gelungen ist, mindestens ftinfzig bevor wir so richtig einen auf den In der Bundesrepublik halt Alfred Be- gibt, bei denen man ein oder zwei Deckel kriegen und unser Land be- ster leider nie den gleichen Bekann- Kapitelliest und die man dann in setzt wird. Dann werden wir theitsgrad wie im englischsprachigen die Ecke wirft und sagt: "Wer erwachsen, aber vorher nicht. Bisher Raum erreicht. Allerdings vollzieht sich immer das geschrieben hat, der waren wir ...tja, da gibts die alte auch bei uns im Augenblick so etwas weiß verdammt noch mal nicht, Geschichte von den zwei Burschen wie eine "Bester-Renassance": Im letz- worüber er oder sie da redet ... So aus Boston, die mit dem Zug von ten Jahr publizierte Knaur Besters Story etwas interessiert mich nicht!" Nun New York nach Boston fahren und Kollektion "STAR-BURST'' auch in gilt dies gleichermaßen ftir die SF da sagt der eine zum anderen: deutsche Sprache, und der HEYNE-- wie ftir alle anderen Genres. Aber "Weißt Du eigentlich, was aus Jen- VERLAG druckte das seit Jahren ver- da wir hier über SF diskutieren, will nifer geworden ist?" "Klar, die lebt griffene Werk THE STARS MY DE- ich es mal auf die SF eingrenzen, doch in New York. ,,Ach, wirklich? STINATION nach. Vor wenigen Mona- aber in meinen Überlegungen gren- Und was macht Sie so?" "Na, ich ten nun erschien ebenfalls bei Heyne ze ich es wirklich gegenüber keiner hab ja schlimme Sachen über Sie die bereits lange überfällige Neuüber- anderen Form oder keinem anderen gehört, soll was ganz Schreckliches setzung von THE DEMOLISHED Medium ein. mache. "Und was?'' "Sie ist Prosti- MAN. Frage: Warum schreiben Ihrer Mei- tuierte." "Gott sei Dank", sagt da Wir freuen uns, dem Leser der SFT nung nach so viele unreife Pseudo- der andere. "Ich dachte schon, du heute als deutsche Erstveröffentlichung Erwachsene SF? wolltest sagen, daß Sie von ihren ein Interview mit Alfred Bester vorle- Bester: Weil dieses Land ein Land Rücklagen lebt. - Wir in den Verei- gen zu können. Dieses Interview der Unreifen ist; unsere Kultur ist nigten Staaten leben seit jeher unbe- entstand 1974 auf dem Philcon in Phila- eine Kultur von Unreifen. Hier ein denklieh von der Substanz, und da- delphia; Besters Gespräc~spartner war Beispiel: Im TV GUIDE jammerten l}lm war's ja auch zu spät, als die Darren Schweitzer. Die Ubersetzung ein paar frühere TV-Drehbuchauto- Okologie sich zu Wort meldete und besorgte Karl-Ulrich Burgdorf. ren lautstark darüber, daß das Fern- sagte: "Um Himmels willen, ver- sehen es ihnen unmöglich mache, schwendet doch euer Erbe nicht!" Frage: Sie erklären hier in Ihrem! Essay: "ernsthaft" zu schreiben, was natür- Wir haben unser Erbe verschwendet "SF und der Renaissance-Mensch", daß lieh dummes Zeug ist. Ich kenne die und sind dabei fett und reich ~ewor- es den Zweck aller Kunst sei, ihr Publi- Jungs alle, und ich weiß, was sie de, und jetzt endlich, wo die Olkrise kum zu unterhalten und/oder wachzu- jetzt machen - nämlich genau das da ist, wachen wir langsam ein biß- rütteln daß die Science Fiction aber nur Zeug, was wir alle vor dreißig Jah- chen auf. unterhalten, nicht aber aufrütteln kön- ren gemacht haben - a:ber der Frage: Glauben Sie, daß es möglich ne. Wieso das? durchschnittliche amerikanische Au- ist. .. Bester: Weil die meisten SF Autoren tor nimmt die Schreiberei so furcht- Bester: ... doch noch erwachsen zu nicht genug über Menschen wissen, um bar wichtig. Der durchschnittliche werden? Nein, ich hab' ja gesagt: richtige Menschen mit richtigen Probte- Amerikaner, der noch ziemlich das schaffen wir nur, wenn wir in ei- men beschreiben zu können, und man unreifist, meint, daß etwas, was ei- nem Krieg eins auf den Deckel krie- kann keinen Leser aufrütteln, wenn ne Aussage hat, inhaltsschwer, be- gen, sonst nicht, weil wir fett und man nicht über richtige Menschen mit deutungsvoll, ernsthaft und gewich- faul sind und nicht kapieren, wos richtigen Problemen schreibt. Tja, mir tig sein muß, und diese Ansicht ist langgeht Wenn ich Präsident der ~ Vereinigten Staaten wäre, würde ich . Glaubwürdigkeit erzeugen zu müs- ten. Und ich hatte sehr viel Glück. - ein Gesetz vorlege - und zwar als . sen. Manchmalliest man ja gerne Mir ist mal was komisches passiert . allererstes - das jeden Bürger dazu eine Geschichte, die Glaubwürdig- Ich unterhielt mich kürzlich - es verpflichten würde, zwei Jahre im keit vortäuscht, aber nicht als muß ein jetzt schon ein paar Mona- Ausland zu verbringen, in Europa, Dauerkost Das ist wohl ihre einzige te her sein - mit Robert Heinlein - in China - oder sonstwo, um zu ler- Beschränkung. Das und die Tatsa- ich interviewte ihn fiir die Zeitschrift nen, wo' s langgeht chen, daß zu viele Autoren ziemlich PUBLISHERS WEEKLY, und ich Frage: Finden wir also in ausländi- kindisch sind und auch nicht über fragte ihn: "Robert, wie kam's daß sehen Büchern größere Reife? menschliche Werte schreiben. Se- du deine erste Science Fiction-Story Bester: In ausländischen Büchern? hen Sie, wenn ich schreiben, dann schriebst?" Und er sagte: "Thrilling Ja. Natürlich, klar. gebe ich mir echte Mühe - ob mit Wonder (Amerikanisches SF-Maga-. Frage: Auch bei ausländische SF? oder ohne Erfolg, weiß ich nicht, - zin) veranstaltete einen Wettbewerb Bester: Ich haben bisher nicht viel die Wissenschaft nur als Vorwand für Amateurstories, und als Preis ausländische SF gelesen, ich hatte dafür zu benutzen, menschliche hatten sie fünfzig Dollar ausgesetzt, gar nicht die Möglichkeit dazu. Wesen mit neuen Problemen, mit und darum schrieb ich die Story, Aber das wenige, was ich gelesen neuen Konflikten vorzuführen. Und aber sie wurde siebentausend Worte habe ... war das reifer? In gewisser diese Menschen versuchen dann he- lang, und ich hatte gehört daß ein Weise ja. Ich habe vorwiegend fran- rauszufinden, wie sie die Probleme Magazin namens Astounding einen zösische Autoren gelesen, und die lösen können, wie sie damit zu Ran- Cent pro Wort bezahlt und darum scheinen sich einen köstlichen Sinn de kommen. Manchmal kommen bot die Geschichte zuerst Astoun- ftir Humor bewahrt zu haben, sie damit zu Rande, manmal schei- ding an, und sie kauften sie." Und etwas, das natürlich zur Reife ge- tern sie. Aber ftir mich ist die Wis- ich sagte zu ihm: "Robert, Du alter hört. senschaft nur ein Vorwand, um Hurensohn, ich hab damals diesen (PAUSE) He, ich wollte Ihnen ei- Menschen vor neue Probleme zu Wettbewerb gewonnen und du hast gentlieh die Story vom Elefanten stellen. Genau das versuche ich. zwanzig Dollar mehr kassiert als erzählen, der einen Juwelierladen Wenn ich SF lese, lese ich sie auch ich!" Und natürlich habe ich den ausraubt. Die 47. Straße ist das unter diesem Aspekt. Ich möchte Wettbewerb damals nur mit viel große Juwelierzentrum von New etwas über richtige Menschen, die Glück gewonnen, nämlich nur York, und da kommt einer von die- vor Fragen und Problemen der Zu- Dank der Hilfe des Herausgebers, sen Juwelieren in seinen Laden - s'is kunft stehen. Und manchmal finde der mir erklärte, wie ich die Ge- ein sehr eleganter Laden, die ver- ich solche Geschichten auch, aber schichte umschreiben mußte, damit kaufen da nur besonders edle Steine nicht so oft, wie ich es mir eigent- sie annehmbar wurde - und mehr - er kommt also eines Morgens ganz lieh wünsche. Normalerweise muß als annehmbar war sie bestimmt früh, um die Bücher fertigzumachen man feststellen, daß die Männer, die nicht! -und ich hab's nochmal ver- - und da kriegt er mit, wie ein Last- am meisten von der Fortschreibung sucht, und noch mal, und noch mal. wagen rückwärts an die Ladenfront wissenschaftlicher Erkenntnisse ver- Und sehr langsam hab angefangen, fährt und ein Elefant von der Lade- stehen, in der Charakterzeichnung SF zu schreiben, aber als dann der fläche klettert und mit dem Rüssel am schwächsten sind. Und man große Superman-Boom einsetzte, das Schaufenster einschlägt. Der stellt fest, daß die Leute, die am bin ich auf Comics umgestiegen. Elefant sackt die ganzen Klunker meisten von der Darstellung glaub- Und von den Comics bin ich zum ein, klettert wieder in del} Lastwa- würdiger Charaktere verstehen, Radio übergewechselt vom Radio gen zurück und fährt dann weg. Der nicht genug Ahnung von Wissen- zum Fernsehen, und ich bewege Bursche ist total geschockt und ruft schaft haben, um Science Fiction zu mich die ganze Zeit über immer natürlich die Bullen. Die Polizei schreiben. weiter vorwärts. Das ist alles. kommt und fängt an, ihm allerhand Frage: Aber warum haben Sie sich Frage: Wie sind Sie wieder zur SF Fragen zu stellen: - Was für'n Last- dann überhaupt der SF zugewandt? zurückgekommen? wagen war'n das? - Ein Mietlaster - Als damals 1939 Ihre erste Ge- Bester: Ich bin immer mal wieder Haben Sie den Burschen gesehen, schichte veröffentlicht wurde, pro- zur SF zurückgekehrt, weil es mir der den Wagen steuerte? - Nee, be- duzierte das Genre ja nicht gerade zum Beispiel beim Schreiben von schreiben kann ich ihn nicht. - Na, Klassiker der Weltliteratur. Hörfunk und Fernsehmanuskripten war's denn ein afrikanischer oder Bester: Aus einem ganz einfachen oft passiert ist, daß die Sender oder Grund. Natürlich habe ich mich als die Kunden mir nicht erlauben woll- ein indischer Elefant?- Wie bitte? ' Gibt's da'n Unterschied? - Na klar. Junge ganz wahnsinnig in die Seien- ten, eine Idee, die ich sehr gerne Afrikanische Elefanten haben große ce Fiction verliebt. Ich las das Zeug mochte, auch zu verwenden. Die Ohren, die auf beiden Seiten weit dauernd. Und das Schreiben hab' sagten dann oft: So was ist zu I vom Kopf abstehen, und indische ich probiert, weil ich nicht wußte, neuartig ftir das Publikum, das müs- Elefanten haben nur ganz kleine was ich sonst hätte machen sollen. sen Sie doch einsehen! Oder auch: Ohren, die eng am Kopf liegen. - Und was ftir ne' Art von Schreibe- Oh nein, das können wir nicht ma- Und da sagt der Typ: "Hör'n Sie rei? Die Art von Schreiberei, die ich chen, das ist zu teuer. Daftir reicht doch mit ihren Ohren aufl Wie soll am besten kannte, und das war nun unser Budget nicht aus. Tja, und ei- ich das wissen? Der Elefant hatte mal Science Fiction. Ich war nich nige dieser Ideen stehen immer sich doch eine Strumpfmaske über daftir geeignet, mich an Geschichten noch in meinen Zauberbüchlein - den Kopf gezogen!" (Gelächter) in der Art eines Dostojevski oder meinen Notizbuch - aber andere ha- Frage: Um mal wieder ernst zu wer- To lstoi oder sogar eines Dickens ben mich so kirre gemacht, daß ich den .. Mir ist in Ihrem Essay aufge- heranzuwagen. Ich wußte, daß ich sie unbedingt ausarbeiten mußte, fallen, daß Sie über die Beschrän- dafür nicht die Fähigkeit besaß. SF und weil sie ein bißeben abseitig kung der SF als Gattung sprechen. war als Gebiet klein genug, und ich waren, habe ich sie als SF gebracht, Welche Beschränkungen sind das .hatte eine wissenschaftliche Ausbil- wodurch ich völlig freie Hand hatte. Ihrer Meinung nach? dung. Ich hatte nämlich an der Uni- Und so kommt es, daß ich zwischen- Bester: Die Beschränkungen der versität von Pennsylvania einen na- durch immer wieder SF schreiben. SF? Das ist 'ne kniffelige Frage. Mal turwissenschaftlichen Abschluß ge- Frage: Haben Sie jemals Gelegen- überlegen. (Pause) Ich glaube, die macht. Damit wußte ich genug von heit dazu gehabt, SF in den Mas- wichtigste Beschränkung der SF ist Wissenschaft und genug vom Gen- senmedien zu machen? die, ipso facto einen Anschein von re, um mal einen Versuch zu star- Bester: Oh ja, aber ich habe es immer wieder abgelehnt, weil die Produzenten der Sendungen die Art von SF haben wollen, wie sie in den zwanziger Jahren geschrieben worden ist, und damit wollte ich nie etwas zu tun haben. Das lag für ich zu weit zu­ rück. Natürlich bin ich mehrmals zur Küste (Hollywood) gefahren, und jedes­ mal habe ich mich mit den Produzen­ ten unterhalten, aber sie suchten immer noch etwas in der Art dieses Comic-He­ lden- wie heißt er doch gleich? Frage: Flash Gordon? Bester: Ja, sie suchten immer noch einen neuen Flash Gordon. Und da­ rum wollte ich nichts damit zu tun haben. Man muß immer auf der Höhe seiner Zeit bleiben. Frage: Es hat ja ernsthafte Versuche gegeben, im Fernsehen SF für Erwachsene zu machen. Aber die waren nicht sonderlich erfolgreich. Bester: Nein, sie waren nicht son­ derlich erfolgreich, und ich glaube auch den Grund dafür zu kennen. Meiner Ansicht nach waren sie aus dem gleichen Grunde nicht erfol­ greich, aus dem auch SF-Filme nicht erfolgreich waren. Das Fern­ seh- und Kinopublikum ist verg­ Himmel das ist eine vertrackte Fra­ : dig sein, das ist alles. Auch in der leichsweise unerfahren, und darum ge- wie wär's mit Mary Poppins, SF wird so einer kommen - und wer ist Flash Gordon noch das beste, was bestimmt ein Klassiker ist. Ge­ sagt denn, daß wir nicht eines Tages was man ihnen geben kann. Alles, wiß ist das keine SF, sonder Fanta­ entdecken werden, - wenn wir lange was darüber hinausgeht, alles nach sy, und wirklich köstliche Fantasy. genug leben - daß eine der Erzäh• SR-Maßstäben reifen flir die Zu­ Also gibt es phantastische Erzählun• lungen, die wir jetzt kennen, ohne schauer einfach zu hoch. gen, die Klassiker geworden sind. sie besonders hoch einzuschätzen, Frage: Glauben Sie, daß es bei die­ THE WIND IN THE WILLOWS später ein großer Klassiker der Lite­ sem unreifen Publikum und der so­ zum Beispiel. Da haben sie einen ratur wird? THE SPACE MER­ gar noch unreifen Industrie . . . großen Klassiker, eine Tierfabel. the CHANTS (von Frederik Pohl und Bester: Na ja, es ist einfach unfair, WIND IN THE WILLOWS ist wun­ Cyril M. Hornbluth dt. als: Eine was die SF betrifft, das Publikum derbar. Gibt es SR-Klassiker? Wie Handvoll Venus und ehrbare Kau­ unreif zu nennen. Sagen wir mal: wär's mit THE WAR OF THE fleute), eine der besten Erzählun• Es ist ein unerfahrenes Publikum WORLD (dt. als Krieg der Welten)? gen, die meiner Ansicht nach jemals ein Publikum ohne Vorbildung in Das ist eine großartige Erzählung, geschrieben wurde, könnte sich Sachen SF, so daß man ihm die wirklich großartig. Das ist also durchaus als Klassiker entpuppen. simple Art von SF vorsetzen muß. große Literatur. Also kann die SF es Frage: Glauben Sie, daß eine solche Frage: Ließe sich das nicht ändern? schaffen. Erzählung bei ihre Erscheinen über• Bester: Sicher, denn sobald man Frage: Robert Silverberg hat sich in haupt als Meisterwerk erkannt wird? anfängt, das Publikum zu erziehen, einem Interview dahingehend Bester: Nein, natürlich nicht. kann man ihm nach und nach geäußert, daß die SF ihren Shake­ Frage: Später denn? immer Besseres vorsetzen - klar, speare erst noch hervorbringen Bester: Später natürlich. sie wird später T aber das braucht seine Zeit. müsse. Anerkennung finden, und wir werden ' Frage: Es besteht weitgehend übe• Bester: Das muß die Literatur auch dann,völlig überrascht sagen "Was? Das reinstimmun darüber, daß es bisher (lacht), Was kann denn nach Shake­ Ding ist ein Klassiker? Aber das war noch kein Werk in der SF gibt, daß speare noch kommen? Dieser Hu­ doch nur eines von vielen Büchern die man zu den größten Werken der rensohn ist der Tod eines jeden Au­ ich irgendwann mal gelesen habe. Weltliteratur zählen könnte. Glau­ toren. Er ist so groß, daß man Frage: Wenn Sie sich jetzt in der SR­ ben Sie, daß wir jemals ein solches dauernd gegen ihn anschreibt und Szene umsehen, würden Sie dann je­ Werk bekommen werden? doch stets verliert. Aber wir haben manden dieses Potential als Klassiker Bester: Tja, das hängt ganz von einen Shakespeare hervorgebracht, zutrauen? Ihrer Definition der größten Werke basta, und sich dann. einen zu wün• Bester: Oh Mann, das ist eine harte Sa- der Weltliteratur ab. Ein schwieriges schen, ist unbescheiden. Sollte man , ehe. Sie werden verstehen, daß ich kei­ Problem, wirklich - nehmen wir nicht besser sagen, daß die SF noch nen Schriftstellerkollegen abwerten zum Beispiel eine Erzählung wie ihren Dickens oder ihren Reade möchte - das lehne ich rundherum ab -, Reades THE CLOISTER & THE oder ihre Nancy Mitford hervorbrin­ aber die Schriftsteller, die ich lobe, die HEARTH. Das ist stilistische Quali- gen muß? Ich weiß es nicht. Und mir am besten zusagen, müssen nicht , tät, das ist farbig - eben hochklassige was ist mit Lewis Caroll? Die SF unbedingt der Welt zusagen. Theodore Abenteuerliteratur. Theoretisch ge­ muß noch ihren Lewis Caroll her­ Sturgeon zum Beispiel - ich habe seit sehen wäre das ein Maßstab für eine vorbringen. Das wäre, glaube ich, Jahren alles bewundert, was Sturgeon SR-Erzählung. Gibt es SR-Erzählun• ein fairer Vergleich. Diese Art von geschrieben hat. Und wenn überhaupt w gen, die sichdaranmessen lassen? Talenten tritt nur einmal alle vier jemand fähig ist, einen Jahrhundertklas­ w Wie lautet meine Antwort darauf? oder fünf Generationen auf. Zwi­ siker zu schreiben, dann ist das be­ Nein. Aber warum nicht? Herr im schendurch müssen wir eben gedul- stimmt Ted. Wer noch? Sie wissen ja, daß ich ein großer, ein wirklich großer ist absolut notwendig." Tja, ich konnte _Schwierigkeiten hatte ich und habe ich Bewunderer von Cyrill M. Kornbluth eine Woche lang nicht schreiben. Ich immer noch, wenn ich absichtlich bin, und ein großer Bewunderer von konnte mich einfach nicht dazu über• schlechte grammatikalische Konstruk­ Henry Kuttner. Kuttner war fiir mich winden, die Todesszene zu schreiben, tionen verwende. Man wird immer wie­ immer wie ein Gott, aber ach, Kuttner weil ich die Dame so sehr liebte und sie der einen Schlußredakteur finden, der ist gestorben ... Aber einige seiner so sehr ein Teil meiner selbst war. Und einem den Satzbau wieder in Ordnung Kurzgeschichten sind wirklich großer schließlich nahm ich all meinen Mut bringt. Das haben sie Ring Lardner Klassiker. Erinnern Sie sich an eine, die zusammen, und ich brachte sie um. auch einmal angetan. Das ist eine klas­ VINTAGE SE ASON (dt. als Trauben­ Und danach befand ich mich in einem sische Anekdote über Schlußredakteu• lese) hieß? Er schrieb sie unter dem Py­ totalen Schockzustand und konnte hin­ re. Ring Ladner war ja dafiir bekannt, seudonym "O'Donnel". Mannoman, ist terher nicht mehr schreiben wieder eine daß er seine Stories meistens aus der das eine großartige Geschichte. Er hatte ganze Woche lang. Sie war tot. Mein Perspektive eines Erzählers schrieb, der etwas von einem Meister an sich. Wa­ Schatz war tot. Und ich war entzückt, ein tumber Baseballspieler oder ein rum lebe ich bloß noch, wo er schon als Ben das Manuskript erhielt, es las tumber Preisboxer oder so etwas war, tot ist. Anders herum wär's besser ge­ und sagte: ~. als du so-und-so abge­ und der folgerichtig miserable gramma­ wesen, weil er wirklich das gewisse murkst hast, bin ich in einen totalen tische Konstruktionen verwendete. Ein Etwas hatte. Schockzustand geraten. Es hat mich re­ Verlagshaus brachte nun eine von Lard-. Frage: In Ihrem Essay erwähnen Sie, gelrecht umgebracht, daß du sie umge­ ners Erzählungen heraus, und sie berei­ daß die Anziehungskraft der SF im bracht hast." Ich sagte: "Mich hat's ge­ nigten die Grammatik, was natürlich Grunde darauf beruht, daß Sie Zupack­ nauso getroffen." Ich muß mich selbst die ganze Geschiebe zerstörte. Sie hat­ literatur (~est Fiction") sei, seine überraschen und mich selbst in Erstau­ ten den Kernpunkt gar nicht begriffen. Literatur, die den Leser völlig gefangen­ nen versetzen und mich selber erschüt• Und genau das gleiche passierte mir, als nimmt. tern. Und wenn ich mir das antun ich einen Satz von Ring Lardner zitier­ Bester: Oh ja, sicherlich. Ich möchte kann, wird es den gleichen Effekt beim te: noch einmal Robert Hinlein zitieren. Er Leser haben. Writeing is a nag. Naürlich ist "writing sagte: "Schaut ma~ was ich mache. Ich Fragen: Benutzen Sie bewußt stilisti­ falsch buchstabiert und was die Person schnappe euch auf der Straße, packe sche Tricks wie etwa die ungewöhnliche eigentlich sagen wollte, ist Writing is a

euch am Rockaufschlag - und ich laß Typografie in THE STARS MY DESTI­ knack, und Lardner hatte es eben so nicht mehr los - und ich schüttele euch NATION (dt. die Rache des Konsmo­ geschrieben. *** Gerade diesen Satz be­ durch." Das meine ich mit "Zupacklite­ nauten), um das zu erreichen? nutze ich für einen Text, den ich fUr ei­ ratur". Genau das macht er. Ich gehe Bester: Nein, das mit der Typografie ne englische Publikation schrieb, natür• etwas anders vor: ich feuere Kugeln mache ich nicht, um die Leser aufzu­ lich hat's der Schlußredakteur geändert, haarscharf am Leser vorbei. Aber im rütteln. Ich mache das im Rahmen mei­ und ich mußte den Fahnenabzug zu­ Grunde ist es verdamt das gleiche. Ver­ ner Bemühungen, eine ganze Zivili­ rücksenden und sagen: "Set! Set! Set! stehen Sie, man rüttelt sie durch und staion aufzubauen - und ich habe fest­ Sie! Sie! Sie!" **** So läuft's nun mal. prügelt sie dumm und dämlich und gestellt, daß ich, um das zu erreichen, Ich habe diese Schwierigkeiten hoßt zugleich darauf,. sie damit bestens neben der dichterischen auch die vi­ dauernd. Dianna King von ANALOG zu unterhalten. suelle Anschaulichkeit benutzen muß. hatte, wenn ich ehrlich sein so~ einen Frage: Wie bauen Sie eine Geschichte Ich mache das nicht einfach um des ganz schönen Ärger am Hals, weil mei­ auf, um den Leser zu erschüttern? Kunstgriffes willen an sich. Ich mache ne Rechschreibfehler manchmal beab­ Bester: lja, zuerst muß ich mich selbst es, weil es das besondere Milieu, in sichtigt waren, manchmal aber auch zu­ erschüttern. Ein Beispiel: Ben Bova dem sich die Geschichte abspielt, farbi­ flillig und unbeabsichtig - und Sie muß• (der Herausgeber von ANALOG) zeigte ger werden läßt. Das ist alles. te nun herausknobeln, ob's nun Absicht genau die gleiche Reaktion. In dieser Frage: Hatten Sie bei dem bereits war oder Dummheit. Erzählung, die ANALOG gerade im erwähnten Roman THE DEMOLISH­ Frage: Tja, jetzt gehen mir die Fragen Moment abdruckt,** kam ich an einen ED MAN (dt. als Sturm auf Univer­ aus. Punkt, an dem mir plötzlich dämmerte, sum und als Demolition) große Schwie­ Bester: Oh, das macht gar nichts. Dann. daß ich meine Lieblingsfigur, eine Da­ rigkeiten mit den Setzern? stelle ich jetzt mal ein paar Fragen. me, abmurksen mußte. Ich kam einfach Bester: Nein, eigentlich nicht. Über• Welches Aspekte interessieren die SF­ langsam aber sicher zu dem Schluß: haupt keine Schwierigkeiten. Meine He­ Leser Ihrer Meinung nach am meisten ~1, Du mußt sie umbringen. Die Fi­ rausgeber verstanden, was ich da mach­ bei den SF-Autoren? gurenkonstellation und das Gleichge­ te, und überwachten die Herstellung wicht der Geschichte verlangen das. Es der Bücher sehr sorgfaltig. Die meisten Frage: Bei den Autoren? Was ist das für ein Mensch, der so etwas schreibt? Mei­ ! ner Meinung nach wird jemand, der Ich nicht so oft SF liest, fragen, wie Sie auf schreibe diese verrückten Ideen kommen, oder jetzt der Fan ist vielleicht selbst ein frustrier­ einen Teil der ter Möchtegern-Schriftsteller, und der s p könnte fragen: "Wie machen die das t a bloß?'' Und der Fan, der kein Möchte• gern-Schriftsteller ist - die soll es gele- 0 r gentlich auch noch geben - , möchte r i vielleicht gerne wissen, was das für ein Eiffelturm I y in s Mensch ist, der so etwas schreibt. Now der Hauptstadt von Frankreich Bester: Etwa im Sinne von: Hat er ei­ write Adresse: 49 b Avenue Hoche. nen bestimmten Kniff oder ein Ge­ foll- Paris s•, Frankreich heimnis, das ich lernen kann, so daß owing ich auch einmal schreiben kann? piece Frage: Ich glaube nicht, daß sich das Schreiben so abspielt. of the Bester: Ich weiß, daß dem nicht so ist. s p i Aber denken Sie, daß die denken, daß t a es so abläuft? 0 in r Frage: Oh ja - besonders dann, wenn r i man mit nicht - Schriftstellern spricht y s Mit denjenigen, die eine sehr übertrie• Address: 49bis Avenue Hoche, Paris, 8 eme, France bene Vorstellung vom Wert einer Story­ Grundidee haben. Sie kennen das ja: "Ich habe da eine großartige Idee für ei­ ne ne Geschichte . . !" Bester: " ... und weil ich keine Zeit habe, müssen Sie sie nur für mich ·schreiben." · Frage: Ja, das sind die, die nicht verste­ hen, daß Geschichten Menschen und Bilder und Erfahrungen sind. Die glau­ Schlafzimmer Foyer T ben, es läge alles nur an der Grundidee. Bad e Bester: Ich habe schon gesagt, und da­ Bad r ran halte ich fest, daß man die gleichen Wohnzimmer r Ideen nehmen und sechs verschiedenen Schlafzimmer a Schriftsteller geben kann, und jeder Foyer Küche s wird eine vollständige andersartige Ge­ Bedroom s schichte draus machen. Weilletztlich Bath T Terrasse e die Kunst der Mensch ist, und der Bath e Mensch ist die Kunst, und man r schreibt, was man ist, und man malt, Living Room was man ist, und man bildhauert, was Kitchen r man ist, man komponiert, was man ist Dressing Room a Grundriss Das ist unvermeidlich. Eine der Schwie­ Bedroom c rigkeiten, die ich mit jungen Schriftstel­ T e r r a c e lerkollegen gehabt habe, war, ihnen so freundlich wie möglich zu erklären: Schau mal, schreib nur das, was du weißt. Du hast sicherlich noch nicht viele Erfahrungen gesammelt, du bist - Spielhölle, raube eine Bank aus oder Fernsehshow. Er erledigt~ die Recher­ gerade einundzwanzig, also schreib sonst was. Hol dir Erfahrungen; deine chen, und ich schrieb das Drehbuch. Er nicht über Dinge, über die du nichts wissenschaftlichen Grundlagen sind schrieb auch selbst, aber er hatte nicht weißt. Schreib einfach deine Erfahrun­ zwar großartig, aber deine Personen das Gefühl, schöpferisch tätig zu sein, gen nieder. Du wirst mit der Zeit wach­ sind völlig unwirklich!" wenn er sich nicht alles aus den Fin­ sen, du wirst mehr erfahren, und dei­ Frage: Wie wichtig sind Ihrer Meinung gern gesaugt hatte. Er mußte unbedingt ne Horizonte als Schriftsteller werden nach Alltagserfahrungen beim Schrei­ alles erfinden. Und ich pflegte zu sa­ sich erweitern. Aber sei für den Au­ ben von SF? Verleihen Sie der Ge­ gen: "Um Himmels willen, diese Perso­ genblick mit deinem beschränkten Ho­ schichte nicht einen Beigeschmack, der nen sind nicht realistisch. Wtllst du rizont zufrieden und versuche - wenn sie rasch veraltet wirken läßt? nicht jemanden verwenden, den du du dienstfrei hast - das bezieht sich auf Bester: Nein. Ich werde Sie in meinen kennst, wenn du einen Protagonisten den Fall, von dem ich jetzt spreche -, Geschichten verwenden -ja, Sie, Mr. brauchst?" Nein, er mußte unbedingt deinen Erfahrungsbereich auszuweiten. Schweizer! Ich weiß nicht, was ich mit alles erfinden. Im Endeffekt waren alle Geh hinaus und sammele Erfahrungen. Ihnen machen werde, aber ich werde seine Geschichten völlig unglaubwür• Das habe ich die ganze Zeit über Jim Sie verwenden. Ich bin ein soziologi­ dig. Blish immer wieder erzählt. Ich erinne­ scher Lumpensammler. Meine Frau Frage: Wie stehen Sie dann zu Fantasy­ re mich daran, daß ich bei der Bespre­ nennt mich eine Senkgrube. Nichts Geschichten vom Typ: Imaginäre chung eines Buches von Jim Blish wird verschwendet. Ich werde Sie ver­ Welt", wie etwa THE LORD OF THE schrieb: "Um Himmels willen, Jim, geh wenden! Ich kannte mal einen Typ, ei­ RINGS (dt. als der Herr der Ringe) doch endlich einmal raus und jage hin­ nen Kollegen aus England, und wir oder die Bücher von James Branch Ca­ ter Weiberröcken her. Besuch eine schrieben zusammen an der gleichen bell? Bester: Ich hasse sie. Jedenfalls hasse noch fördern? etwa dem Regisseur, man könne sich ich Cabell. Als ich ein Knirps war, ha­ Bester: Klar, Mann, Sie haben recht, gut vorstellen, wie G. C. Scott diese ben ich sie wegen der kleinen Sex-Sze­ aber das klappt ja so nie. Ich spreche Rolle spielt. Darauf der Regisseur: nen darin mit Vergnügen gelesen. Als jetzt mal als Redakteur. Ich bin nie­ "Klasse, Mann, vielen Dank", und er Knirps liest man ja so sexy Zeugs, wie mals, niemals, dazu fahig gewesen, besetzt die Rolle mit Robert Cummings Sie wissen, - aber ich hasse Carbell. mich mit Art Directors, mit Künstlern, oder einem anderen Schauspieler dieses Was den Ring-Zyklus betrifft, der ist mit Fotografen, zu verständigen. Da Typs. Man hat die Kontrolle verloren, einzigartig. Nur im ersten Band gibt es gibt es nur ein oder zwei Ausnahmen, und man muß sich damit abfinden. einige sensationelle Kapitel. Andere Ka­ aber in der Regel war's immer unmög• Statt herumzusitzen und deswegen pitel waren unglaublich langweilig. lich. Das liegt, glaube ich, daran, daß rurnzujammern, sollte man sich hinset­ Aber ich denke lieber an die großarti• ich beim Schreiben sehr visuell bin; ich zen und ein neues Drehbuch schreiben. gen Kapitel zurück. schreibe visuell. Ich fotografiere nicht, Das ist alles. Frage: Liegt das daran, daß Tolkiens ich schreibe visuell. Die typischen Art Frage: Könnte es nicht gerade das sein, . Fabulierkunst erlahmt oder daran, daß Directors sind visuell ausgerichtet, und woran Hollywood krank und warum · Tolkien eine langweilige Persönlichkeit für sie sind Worte bedeutungslos. Da­ wir so viele mittelmäßige Filme vorge­ war? rum ist es für mich immer schwierig ge­ setzt bekommen? Bester: Das würde ich selber gerne wis­ wesen, mich mit ihnen zu verständigen, Bester: Nein. Hollywood krankt daran, sen. Ich kenne den Burschen nicht weil ja Worte das einzige sind, was ich daß dort immer in Ausschüssen gear­ Wenn ich ihn mal intervievt hätte, hät• benutzen kann. Ich kann mich hinset­ beitet wird. Sie kennen bestimmt den te ich's rausgefunden. zen und eine Skizze oder so etwas ma­ alten Witz: "Was ist ein Kamel? Ein Ka­ Frage: Was passiert, wenn ein Schrift­ chen, aber in den Augen der Vollprofis mel ist ein Pferd, das ein Ausschuß steller eine Geschichte mit Herzblut ist so etwas von vomherein zum Schei- entworfen hat." Die Ausschußarbeit schreibt und sich keiner dafür interes­ zerstört alles. Kipling hat gesagt, daß je­ siert? de Arbeit die Arbeit eines einzelnen Bester: Dann sollte er sie nicht schrei­ Mannes. Nehmen Sie als Beispiel ben. Er sollte die Schriftstellerei aufge­ nur Billy Wilder. Der hat von Anfang ben und ein ehrbarer Mann werden bis Ende die volle Kontrolle über seine und bei Gimbels arbeiten oder so Filme, vom Schreiben des Drehbuches etwas. Wenn man einmal daneben ge­ über die Besetzungsliste bis hin zur Re­ hauen hat, dann ist es weg. Man kann gie - eben über alles. Darum sind seine dem Leser nichts aufzwingen. Der Le­ Filme so großartig. Die Arbeit eine_s ser schuldet einem nichts. Man schul­ einzelnen Mannes. det dem Leser alles, um ihn zu unter­ Frage: Wie würden Sie damit fertig, als halten. Wenn man das nicht mehr kann Drehbuchautor in Hollywood zu arbei­ . . . Pech gehabt! ten? Frage: Man kann also davon ausgehen, Bester: Ob, das ist ganz einfach. Man ALFRED BESTER daß ein Schriftsteller in erster Linie eine geht nicht nach Hollywood, man interessante Persönlichkeit sein muß? schreibt nicht in Hollywood. Wenn ich Bester: Das weiß ich nicht - einige der tern verurteilt. Ja, eine Zusammenar­ für jedes Angebot, das ich abgelehnt brilliantesten Schriftsteller, die ich ken­ beit wäre wunderbar, aber Sie werden habe, einen Groschen bekommen hät• nengelernt habe, waren in Wrrklichkeit feststellen, daß in neunundneunzig von te, wäre ich ein reicher Mann. Nein, ich sehr langweilige Leute. Und trotzdem hundert Fällen der Art Director, der arbeite nicht an der Küste, weil ich die können ihre Werke phantastisch sein. Künstler, - oder wer auch immer - das, Ausschußarbeit nicht ertragen kann. Ich Frage: Vielleicht liegt das daran, daß sie was man vorschlägt, einfach vom Tisch muß so gut wie möglich die Kontrolle alles in ihre Werke hjneinlegen, und fegt. Als Drehbuchautor fürs Fernsehen behalten. Und bevor ich nicht besser als nichts mehr übrig bleibt erlebt man ja immer wieder, daß junge mein Herausgeber oder mein Regisseur Bester: Könnte sein. Könnte sehr gut Autoren anfangs mit schöner Regel­ bin, sind die einzigen Redakteure und sein. Ich persönlich halte das für die mäßigkeit Bühnenanweisungen ins Regisseure, mit denen ich zusammenar­ Antwort, aber beschwören könnt ich's Drehbuch schreiben. "Auftritt von beiten kann, diejenigen, die mit mir auf nicht ... links." So in der Art: "Hier Detailauf­ gleicher Wellenlänge liegen. Wenn sie (Pause) Na - keinen Schwung mehr nahme, hier Halbtotale, hier Großauf• so wie ich denken, sehen und den Dia­ oder geht das Band zu Ende? nahme." Und mit schöner Regelmäßig• log so hören wie ich, dann weiß ich, Frage: Beides. Sie haben den ersten keit streicht der Regisseur zuerst alle daß ich bei ihnen gut aufgehoben bin. Fragkomplex so schnell abgehandelt. .. diese Anweisungen wieder raus. Der Und das sind die Leute, mit denen ich Bester: Na, dann wollen wir uns noch Regisseur hat seine eigenen Vorstellun­ arbeite. ein paar Fragen ausdenken. . . gen,· wie er den Stoff ins Bild umsetzen Frage: Würden sie die Genehmigung . . . warum fragen Sie mich nicht: Glau­ will. Und er wird mit Sicherheit über• zur Verfilmung eines Ihrer Bücher ge­ ben Sie nicht, daß Ihre Geschichten mit haupt nicht auf den Autor hören. ben? Illustrationen versehen werden sollten? Frage: Dann kommt die Geschichte ei­ Bester: Na klar, alle meine Bücher ste­ Nein, ich glaube nicht, daß meine Ge­ nes Autors niemals als seine eigene Ge­ hen schon seit Jahren für eine spätere schichten mit Illustrationen versehen schichte auf die Leinwand? Meinen Sie Verfilmung unter Option. Ich weiß, daß werden sollten. Ich stelle mir lieber vor, das? Sie haben vielleicht gehört, wie diese Filme nie gemacht werden - aber daß ich Wortbilder für den Leser male Harlan Ellison davon erzählte, daß er was zum Teufe~ kümmert mich das? und daß eine Zusammenarbeit zwi­ manchmal seine Geschichten nach der Ich kriege jedes Vierteljahr einen schen mir und dem Leser stattfindet, Verfilmung nicht mehr wiedererkennt. Scheck dafür, und ich bringe den daß ich ihm die Inspiration für ein Bild Bester: Na klar, iCh kann ihm das nach­ Scheck zur Bank, und dann ziehe ich gebe und er dann sein eigenes Bild fühlen, aber Harlan ist von seinem Re­ los und kaufe mir Bücher oder Schnaps malt. Meine Ansicht nach würden Illu­ giseuer total vom Kurs abgedrängt wor­ oder Weiber. Eben alles, was man sich strationen dies nur behindern. .den. Er hat die Sache nicht mehr unter damit so kaufen kann. Sie werden die Frage: Sie sprachen vorhin über den Kontrolle. Sobald ein Drehbuch ge­ Filme nie machen. Mir ist's recht Gebrauch ungewöhnlicher Typografien schrieben ist, hat man keine Kontrolle Frage: Aber mal angenommen, sie tä• zur Erschaffung eher visueller als dich­ mehr darüber. Daran kann man nichts ten's doch? terischer Bilder. Könnte eine Zusamme­ machen. Man kann nicht mal bei der Bester: Tja, ich würd sie mir nicht narbeit mit einem Künstler das nicht Besetzung mitbestimmen. Man sagt anschauen. Warum auch? Frage: Vielen Dank, Mr. Bester. Händchen haben", Writing is an nag" se resultieren oder aber (aus welchen hingegen in diesem Zusammenhang Gründen auch immer) doch irgendwie Anmerkungen ungefahr "Mit dem Schreiben ist's nötig und sinnvoll sind. - Wir haben be­ *in: B. Davenport (Hrsg.): The Science schon ein echter Jammer''. wußt Beispiele aus einer amerikani­ Fiction Novel (Advent-Verlag) schen Ausgabe (Berkley Books 1976) **** Set! heißt in der Fachsprache der und aus der bisher einzigen deutschen ** Aiim. d. üpers.: Bester bezieht sich Setzer: "Genauso muß es stehenblei­ Ausgabe der Geschichte (Heyne 1964) hier auf den I974/75 als Serial in ANA­ ben!" Sie! bedeutet das gleiche in der gegenübergestellt, um zu zeigen, daß LOG erschienen Romah THE INDIAN Wissenschaftssprache. Einige Beispiele und wie bei der deutschen Ausgabe Ve­ GIVER Die bearbeitete Buchfassung für Alfred Besters Technik des "visuel­ ränderungen vorgenommen worden erschien später unter dem Titel THE len Veranschauliches" durch typografi­ sind. COMPTER CONNETION, dt. als der sche Experimente entnommen aus der COMPUTER DER UNSTERBLI­ Erzählung "The Pi Man" (Der Pi­ CHEN. Die deutsche Ausgabe ist aller­ Mann). Bester erzählt hier die Ge­ dings stark gekürzt. schichte eines Mannes, der mit einer Vielzahl von absurden Handlungen auf *** Anm. Des Übers.: ein unübersetz• alle möglichen Ereignissen in seiner bares Wortspiel, das von der gleichen Umwelt reagiert, um so eine Art "kos­ Ausprache der Worte nag und knack mischen Gleichgewichts" herzustellen - lebt. "Writing is a knack" heißt etwa: wobei offenbleibt, ob die Reaktionen "Zum Schreiben muß man das richtige des Helden aus einer Art Zwangsneuro-

Es ist ein unbekanntes Uni= versum; aber ich muß die Rhyth.. "The Gods. The Fates. The Big Pattern that's Controlling men seiner Muster einhalten und rnc. Frorn where? I don't know. It's too big a universe to muß sie gleichzeitig auslaufen las= comprehend, but I have to beat its tempo with my actions and sen ... durch meine Taten, Reak= reactions, emotions and senses, to make the patterns come tionen, Gefühle, Sinne, während out even, balanced in some way that I don't understand. The dieser gigantische Druck pressures that whip~aw mich me schiebt und back and zieht and turn mich dreht forth me und wendet and into nach innen und außen back the and transeendental kehrt ... « forth 3.14159 + »Jetzt den anderen Arm«, sagte and maybe I talk too much to R. Sawyer and the Elizabeth. »Hochheben.« patterns pronounce: PI MAN, IT IS NOT PERMITIED. Ich liege auf meinem Bett. Ich. Meine Gedanken verwirren sich So. There is darkness and silence. wieder. Halb (1/2) in Pyjamas; die andere Hälfte (1/2) wiJ;d von dem "The other arp1 now," Jemmy said firmly. "Lift." sommersprossigen Mädchen gehal= I am on my bed, me. Thinking upheaved again. Half (1/z) ten. Ich richte mich auf. Sie han= iiüo pyjamas; other half (1/z) being wrestled by paleface girl. I tiert geschickt. Pyjamas jetzt an, Iift. She yank. Pyjamasnow on, and it's my turn to blush. ich erröte. · They raise me prudish in Lee's Hili. .-4 "Pot roast done?" I ask . »Üm mani padme hum«, sagte ich. I

L-ol Jei~ .,, und dann wieder, "~ur mieux sauter, packt Sometimes Allred Bester es mich. Stoßen. Drängen.. Zwin" gen. Manchmal Der Pi-Mann muß am am am idi umkehren 3.14159 + aber from from from nicht this other that um space space space zu springen; nein, nicht einmal, um besser zu springen. Ich habe keine Othertimes not Kontrolle über meine eigene Spra= I have no control, but I try anyways. ehe, die Liebe, das Schicksal. Ich muß ausgleichen. Immer. I wake. up wondering_ who? what, when, where, why? Confuston result of btologtcal com,.,..nsator born ;.-. Aber ich ' -....J··· "'~ ~ _1,-.•- '. '~-. Fa!' Auswertung einer Umfrage unter den "Machern" deutscher SF-Taschenbücher von Helmut Krohne

Ein Blick in die Verlagsprogramme der Darum an dieser Stelle auch gleich Noch eine Einschränkung: In den TB-Verlage, die siehin der Bundesrepu­ Dank für die Unterstützung dieses Vor­ meisten Verlagen werden Fantasy-Titel blik mit SF befassen, genügt: SF in habens an die SCIENCEFICTION der SF zugeschlagen. In der Tat sind Deutschland ist heutzutage im wesent­ TIMES, namentlich Hans-Joachim die Gattungsinhalte häufig fließend,• lichen ainerikanische SF. Alpers, ftir die Möglichkeit der Veröffent• ich erinnere an die Zwitter "SF-Fantasy" Wenn man das nicht schon abgestumpf­ lichung und selbstredend Dank an die -so daß auch diese Einschränkungnicht terweise als ganz normal empfindet, Beantworter. gravierend sein dürfte. wird man sich unwillkürlkh fragen: Um ihre Meinung gebeten wurden mit Die Umfrage selbst bestand aus 13 Teil­ Wieso eigentlich? Hat SF in Deutschland SF befaßte Lektoren der Verlage Bastei, bereichen. Insgesamt muß klar herausge­ keine Tradition? Gibt es heute von den Droemer-Knaus, Goldmann, Heyne, stellt werden, daß die Umfrage nicht bis noch wenigen Ausnahmen abgesehen Moewig, Pabel, Suhrkamp und Ullstein. ins letzte Klarheit über alle aufgewor­ keine brauchbaren deutschen SF-Auto­ An der Umfrage nicht beteiligt hat sich fenen Probleme schaffen kann. Dazu ren? Und wenn ja, woran liegt das? Und der Ullstein-Verlag, aus der Gliederung wäre ein viel umfangreichererund detail­ prinzipiell: Wie stellen sich die in Frage der Verlagsgruppe Pabel (drei Personen lierter Fragebogen notwendig gewesen. kommenden Verlage zu dem Problem? wurden angeschrieben) gab es nur eine Erfahrungsgemäß ist die Rücklaufquote Wie ist die Marktlage für mögliche Rückantwort. Diese Rückantwort hat bei sehr ausführlichen Fragebogen je­ Autoren? zwar für den Gesamtbereich geantwor­ doch wesentlich geringer als bei auf das Erklärtermaßen fehlt es nicht an Bekun­ tet, jedoch aus der Kenntnis heraus, Wesentliche konzentrierten. Darum die dungen, deutscher SF mehr Platz daß bei Pabel verschiedene Lektoren für Verfahrensweise, mit 13 Teilbereichen, einzuräumen, so beispielsweise die Aus­ verschiedene Bereiche zuständig sind, ist die relativ schnell zu beantworten waren, sagen der Macher- Alpers, Franke, es wohl im strengen Sinne nicht im dieses Wesentliche zu erschließen. Die Jeschke, Rottensteiner u.a. - auf der _vollem Umfang repräsentativ fiir den hohe Rücklaufquote scheint mir die 78er Fachtagung des Verbandes deut­ Gesamtbereich. Mit den letzten Ein­ Richtigkeit dieser Verfahrensweise zu scher Schriftsteller, die unter dem schränkungen ist dennoch hervorzuhe­ bestätigen. Motto stand: "Die deutschen Schrift­ ben, daß alle angeschriebenen Verlage Dier ersten beiden Fragen bezogen sich steller und die Zukunft". mit einer Ausnahme vertreten sind. auf die Anzahl der SF-Titel pro Jahr Damit diese Bekundungen nicht in Damit ist der SF-Taschenbuchmarkt der und die durchschnittliche Auflage eines Göttinger Diskussionsräumen ungehört BRD bis auf eine Ausnahme erfaßt. SF-Titels. Für die Gesamtjahresauflage verhallen, ist es notwendig, Hinter­ Die Ausnahme, der Ullstein-Verlag, ist von SF-Taschenbücher ergab sich aus gründe und Informationen öffentlicher ftir die Gültigkeit der Gesamtumfrage dem gemachten Angaben folgendes Bild: zu machen. Gerrau dies beabsichtigt die nicht sehr bedeutsam.DerUllstein-Verlag Auswertung des "Fragebogens zur produziert nur einen SF -Titel im Monat. Verlag Durch- Anzahl Gesamt­ Entwicklung der SF-Literatur in Gemessen an der Zahl der jährlichen schni ttl. der jahres­ Deutschland". Also: Es geht darum, TB-SF-Titel von- nach Angabe der an­ e. Titels Titel p.a. auflage einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, geschriebenen Verlage -cirka 360Stück 00 daß aus den Bekundungen vielleicht ( alsd fast einen Titel pro Tag), würde M etwas Handfesteres wird- und dazu die Fehlerquote, bedingt durch den Heyne 22000 80 1760000 sind eben erst einmal als erster Schritt Ullstein-Verlag, bei lediglich 3,33 % Informationen und Öffentlichkeit Jiegen. Moewig 27000 60 1620000 JlOtwendig. Bastei 15000 60 900000. Veröffentlichungsmöglichkeit®, so (5 Nennungen) geht davon aus, daß die weit sie nicht zum Perry-Rhodan-Kom­ Anzahl der Titel in etwa gleich bleibt. Goldmann 10000 36 360000 plex gehören bzw. gehören wollen. Ohne Pabel (dann 260 Titel) läge der Frage 6: "Mit welchem Roman bzw. Droemer- 16500 12 198000 Prozentanteil deutscher SF bei ca. mit welchem Autor beginnt Ihrer An­ Knaur 9,5% (bei 24,6 Titelanteil statt 57,6). sicht nach die deutsche SF?'' Suhrkamp 10000 12 120000 SO oder so ist der Anteil deutscher Genannt wurden: -Autoren an der Gesamtproduktion der Kurt Laßwitz (5) "Auf zwei Planeten" 360 7958000 Verlage sehr gering. Da in den bisherigen bzw. Erzählungen Angaben auch noch Classics enthalten Walter Jens (1) "Nein- die Welt des J)ie G~samtauflage aller SF -Taschen­ sind, liegt der Anteil zeitgenössischer Angeklagten" bücher in der Bundesrupublik (ohne Ull­ deutscher Autoren weit unter 9,5 %. Ein Macher ist der Ansicht, daß kein stein) beträgt demnach 7.959.000. bestimmter Autor oder Titel als Initial­ Mit Ullstein läge die Gesamtjahresauflage Frage 4 versucht, den erwarteten gerin­ zündung genannt werden könne, sondern von SF-TB in der Bundesrepublik bei gen Anteil zu klären: "Falls dieser Anteil nennt außer Laßwitz Julius von Voß über acht Millionen Stück. In dieser als gering anzusehen ist: welche Punkte (bedingt), Robert Kraft, Carl Grunert, Zahl, die als Annäherungswert aufzu­ würden Sie zur Erklärung nennen?" Robert Heymann, Dominik (als Bahn­ fassen wäre, sind Nachauflagen-bis auf brecher), P.A. Müller (als Schund-Vor­ Pabel- nicht enthalten. Im wohl zu geringes Angebot an reiter). gravierrendsten Fall, bei Heyne, er­ Manuskripten (3) scheinen pro Jahr etwa 50-60 Nach­ Manuskripte entsprechen nicht den Frage 6.1.: "Wenn Sie ein solches auflagen. Dafür wären gerraugenommen qualitativen Anforderungen Datum gesetzt haben, dann nennen Sie bei Pabel die Reihen bzw. Serien Uto­ weil schlecht geschrieben (6) doch bitte auch Autoren/Titel, die in pia Bestseller und ZbV (24 Titel im weil Themen nicht dem Standart Deutschland als Vorläufer der SF Jahr) herauszurechnen, was aber an der entsprechen (2) wären." ungefähren Gesamtauflage von 8 Millio­ Antworten: E.T.A. Hoffmann (3), WH­ nen nichts ändert. Nach den vorformulierten Antworten helm Hauff (2), Hans Do­ Die dritte Frage lautet: "Wie hoch ist der ergibt sich der geringe Anteil deutscher minik (1), Otto W.Gail (1), Anteil deutscher Autoren (Classics und SF also hauptsächlich aus der schlechten H. Zschokke (1), Leo Zeitgenössische) an der Anzahl der Qualität (6 Nennungen) und dies noch Perutz (1), J.G. Schnabel SF-Titel pro Jahr?" gekoppelt mit einem geringen Angebot "Insel Felsenburg" (1), Die Auswertung auf der Grundlage der (3 Nennungen, jeweils in Klammem an­ C.F. Meyer "Dya-Na-Sore" ungefähren, geschätzten Zahlen der Lek­ gegeben). (1), J.v.Voß. "Ini" (1), toren hat folgendes ergeben: Zusätzlich wurde als offene Frage nach Conrad "In purpurner Fin­ "anderen Erklärungen" gefragt. Hier sternis" (1), Kepler "Som­ nium" (1). Verlag Prozent- Titel- wurde u.a. genannt: an teil an teil "Es gibt kaum deutsche Autoren, die ca. ca. Phantasie und Humor haben!" Die große Streuung bei diesen Antwor­ "Verlage zahlen zu wenig, daher sind die ten läßt wohl die Vermutung zu, daß meisten der wenigen angebotenen Manu­ bezüglich der Vorläufer der SF in Pabel 30,0 33,0 skripte nicht brauchbar. 'Hochgestoche­ Deutschlandkeine allgemeinverbindliche ne' Themen werden nicht adäquat bear­ Klarheit besteht. Die relative Häufig• Heyne 12,5 10,0 beitet." keit bei E.T.A. Hoffmann läßt auf mög• "Bisher war der Markt für deutsche liche gewisse ausgrprägtere Einflüsse der Moewig 10,0 6,0 Autoren nicht vorhanden. Deshalb flat­ Romantik schließen. terten dem Lektor vornehmlich Schub­ Goldmann 10,0 3,6 ladenmanuskripte und die Werke puber­ Frage 6.1.1.: "Speziell: Welchen Zusam­ tierter Schwachmackis zu. Jetzt werden menhang sehen Sie zwischen SF und Droemer-Knaur 0,0 0,0 auch deutsche Autoren für den Markt den Sozialutopien?" interessant. In 5-10 Jahren wird sich Antworten: "SU sind Bestandteile der Suhrkamp 21,0 3,0 daher eine eigenständige deutsche SF, eine Facette davori. Wenn in der SF-Szeneentwickelthaben, die sichauch Gegenwart wichtige soziale Probleme international sehen lassen kann." auftauchen, wird die SF als Trägermedi• um benutzt, Sozialutopien zu entwik­ 57,6 keln." "Beide sind von den Hoffnung bestimmt. Also: Gesamtzahl der Titel 360, davon Sozialutopien von der "Hoffnung, von deutschenAutoren 57,6,ergäbel6%. daß ... ", die SF seit H.G. Wells zuneh­ Aber: zu berücksichtigen ist der hohe Frage 5: "Wie schätzen Sie die Entwick­ mimd von der "Hoffnung, daß nicht..." Pabel-Anteil. Die Besonderheit des Perry lung des SF-Genres in der Bundesrepu­ (Menetekel-Funktion und- trivial­ Rhodan/ZbV-Komplexes ausgeklam­ blik im allgemeinen ein, würden Sie das Geschäft mit der Angst). mert ergäbe einen sehr viel niedrigeren sagen, die Anzahl der Titel "Früher den gleichen wie zwischen SPD Prozentsatz des Anteils deutscher SF wird eher steigen (1) und Karl Marx, neuere Tendenzen spre­ an der Gesamtzahl der Titel. Die Ta­ wird etwa gleichbleiben (5) chen jedoch eher von einer Wiederbe­ schenbuchprodukte des Pabel-Verlages wird eher sinken (1) lebung.der Sozialutopie im Gewand der sind insofern atypisch, als sie Leih buch­ wird SF." nachdrucke, seriengebundene Erzeug­ "Die gehören zur SF ." nisse (z.T. frühere Heftromane im nun­ wird eher steigen (1) "Die Sozialutopien sind Vorläufer ufid mehr verkaufsträchtigeren TB-Gewand) wird etwa gleichbleiben (5) eine Sonderform der späteren SF, in der u.ä. enthalten. Für zeitgenössische deut­ wird eher sinken (1) SF leben viele sozialkritische Impulse, _sche Autoren ergeben sich hier kaum _Die überwiegendeMehrzahl derBefragten )lleist in simplifizierter Form (Wunsch- - _denken!) fort." nis(1). Zua: zub: "Einen relativ geringen. Details hierzu Anmerkung eines Beantworters: "Die (4) Space Opera (1) sind im Heyne SF -Lexikon nachzulesen. PR-Autoren haben die höchsten Aufla- (3) hard science (0) Der Abschnitt über Utopien ist von mir." gen!" (Physik, Astronomie u.ä.) "Die Behandlung" (Anführungszeichen Auffällig 1st die hohe Wertschätzung von (0) soft science (6) gelten für Teile der SF) umfassender Amery und Zauner, zwei Autoren, die (Genetik, Gesellschafts- _problemstellungen und Veränderungs- erst in neuerer bzw. in diesem Jahr in wissenschaften u.ä.) gerichtetes Denken, auch wenn die Erscheinung getreten sind. (Amery: (0) NewWave (1) Veränderung bei der Sf oft nur schein- "Das Königprojekt" (74), "Der Unter- (5) Fantasy bzw. (1) haft ist." \ gang der Stadt Passau" (75), "An den Science Fantasy Nur ein Beantworter sieht ausdrücklich Feuern der Leyermark" (79). Zauner: (2) Ökologie (4) einen geringen Zusammenhang zwischen "Die Enkel der Raketenbauer" (80)). (1) Soziale und politische (6) SF und Sozialotupie. Einer ist der An- Herbert W. Franke, der immerhin seit Probleme sich t, Sozialutopien gehörten (insgesamt) 1960 veröffentlicht, muß sich dem- (2) Sozialutopische Romane (4) zur SF. Der Rest sieht enge Zusammen- gegenüber mit drei Nennungen beschei- positive Utopien hänge zwischen SF und Sozialutopie, den. Von Wolfgang Jeschke sind zwei (3) Katastrophenromane, (0) obwohl SF in Sozialutopie nicht voll- Romane in Vorbereitung (vgl. Lexikon negative Utopien kommen aufgeht. Jedenfalls aber scheint der SF von Alpers u.a.), die offensicht- (0) Feministische Utopien (1) (moderne) Sozialutopie in der SF auf- lieh von den Insidern mit Vorschuß- (1) Hart an der Gegenwart (1) gehoben. Iorbeeren bedacht werden, so daß es orientierte Stoffe zu zwei Nennungen kommt. Die zwei- (6) Eher abenteuerlich (3) Frage 7: "WelscHe SF-Titel bzw. welche malige Nennung von Walter Jens (der orientierte Stoffe Autoren waren Ihrer Ansicht nach die Wal ter Jens) bezieht sich auf seinen (3) Behandlung fremder (5) wichtigsten für die Entwicklung der bisher einzigen SF-Roman "Nein - Kulturen und Rassen deutschen SF (von den Anfängen bis die Welt des Angeklagten". Zu den zur Gegenwart)? anderen Autoren/Werken vgl. Als Zusatzwunsch wird noch geäußert: Antworten: Kurt Laßwitz ( 4), Domi- SF-Lexikon. "Mehr Phantastisches im Sinne der nik ( 4), P.A. Müller-Mur- Romantik". nau (alias Freder van Holk, Frage 9: "Welche deutschen SF-Autoren Ein Macher ist der Ansicht, hard und Lok Myler, Jan Holk) (4), halten Sie im Hinblick auf die Zukunft soft science dürften nicht getrennt Perry Rhodan-Komplex, für am entwicklungsfahigsten?" werden. ausdrücklich Walter Ern- Antworten: Rainer Zu heil (alias Tho- Es lassen sich starke Differenzen zwi- sting (alias Carl Darlton) mas Ziegler ( 4), Peter sehen Wünschen der Macher und und K.H. Scheer ( 4), Otto Schattschneider(3),Rein- erwarteter Realität feststellen. Willi Gail (2), Wolfgang mar Cunis (3), Joachim Erwartet werden im wesentlichen eher Jeschke (2), Werner Illing Körber (2), Georg Zauner abenteuerliche Stoffe (6), Fantasy/ (Anm.: "aberohneEinfluß, (2), Horst Pukallus (2), ScienceFiction (5) und Space Opera ( 4). so besehen nur für einen Wolfgang Jeschke (2), Paul Gewünscht werden interessanterweise kleinen Kreis wichtig") (1), Heinz Linckens (auch Hen- keine hard-science-Stoffe (Nennung 0), _ Paul Seheernart (2), Carl drick P.) (2) und je eine sondern soft-science-Stoffe (6)- bei Grunert (1), Paul Gurk Nennung: Jürgen von 0-Erwartung!) -,soziale und politische "Tuzub 37" (1), Alfred Scheidt, Uwe Anton, Jörn Probleme (6), hier namentlich Ökologie Döblin "Meere, Berge und J. Bambeck, Irmtraud ( 4), Sozialutopisches ( 4) und eine aus- Giganten" (1), Herbert W. Kremp, H.U. Burgdorf, geprägte Bekandlung fremder Kulturen Franke (1). A. Brandhorst, Georg und Rassen als Thema (5). Ein "Macher", der auch die Frage 6 und Ulrich Weise, Karl Michael 6.1. unbeantwortet gelassen hat, ant- Armer, Hans-Joachim Al- Frage 11: Sehen Sie wesentliche Unter- wortet mit "weiß nicht". pers, Ronald Hahn, H.G. schiede zwischen der SF der BR.ILund P.A. Müller-Murau war ein Heftehenautor Francis, K.H. Prieß. der DDR? Wenn ja, welche? ("SunKoh", "JanMayen"), so daßunter Raimer Zubeil hat diverse Kurzgeschich- den dominanten mitjeweils 4 Nennungen ten veröffentlicht und zusammen mit Antworten: "In der DDR liegt das Haupt- sowohl Heftserien als auch Laßwitz und Uwe Cunis die beiden Romane "Live- augenmerkaufsoziale Geschichte, wenig i Dominik zu finden sind. Mit den hier sendung" (78) und "Zeitsturm" (79). Action, die gezeigt Zukunftsvariante ist angegebenen Namen ist eine Wertung- Ein weiterer ("Der Mols-Zwischenfall") stets eine sozialistisch-kommunistische, ob positiver oder negativer Einfluß - soll noch 1980 erscheinen. Peter Schatt- abenteuerliche Varianten fehlen. In der nicht verbunden. schneiderschrieb bisher nur drei vielbe- SF der BRD dominiert die Action und achtete Kurzgeschichten ("Rechtsbre- das Abenteuer. Sie ist kritischer, auch Frage 8: "Wenn Sie an die Zeit nach 45 eher", "Zeitstop", "Superzyte"), die in selbstkritischer, und variantenreicher."' denken, welche deutschen Autoren bzw. Beyne-Anthologien veröffentlicht Titel würden Sie da als die wichtigsten wurden. "BRD: Im Grundtenor pessimistischer. ansehen?" Optimistisch ist meist nur das Antworten: Carl Amery (4), Georg Frage 10: "Welche Subgenres und Thema- Triviale. Dort wiederum zuviel Zauner ( 4), Herbert W. ta würden Sie im Hinblick auf die (zum Teil schlechtes) amerikani- Franke (3), Walter Jens (2), Zukunft der SF in Deutschland sches Vorbild für die Produktion. Otto Basil (2), Hans Wör- a) als am bedeutsamsten ansehen im DDR: disparater: einerseitsliterarischer, ner (2), Wolfgang Jeschke Rahmen einerobjektivenMarktanalyse andererseits technischer, optimi- {2), Winfried Bruckner (1), b) sich selbst als am bedeutsamsten stischer, mit gesellschaftspoliti- Hellmut Lange (1), K.H. ___ wüp.schen? scher Pflichtübung. Die einen Scheer (1), Walter Ern- eher an literarischen Vorbildern sting ( 1), Jürgen vom orientiert, die anderen an Domi- Scheidt (1), Reinmar Cu- nik, Daumann etc., was die In- . halte anbetrifft, die Ideologie_ .Frage 12.1.: "Bitte geben Sie kurze .Diese Frage wurde von allen Befragten allerdings ausgetauscht." Begründungen für Ihre Ansicht." bejaht! (allerdings Hinweis auf Frage 4: "In der DDR noch weniger Glanzlichter ]ewisse_n Qualitätsansprüchen muß als hier. Zwar gibt es dort keine Trivial­ zu "wird gleichbleiben": genüge getan werden.) serien, dafür jedoch totlangweilige "Bei den Heftromanen wird sich an der Klischee-SF mit pseudosozialistischem dominierenden Stellung der deutschen Der 13. und letzte Fragenkomplex bezog Anspruch." Autoren nichts ändern. Man denke an sich auf die Honorarregelung der einzel­ "BRD an USA orientiert, DDR an Perry Rhodan, Atlan, Terranauten, nen Verlage. Da kaufmännische Fragen Jugendbuch." Mythor, Terra Astra, Zauberkreis etc. nicht in den Kompetenzbereich eines "Die Autoren in der DDR sind nicht so Bei den Taschenbüchern wird sich jeden Lektoren fallen, kann aufgrund den Marktzwängen ausgesetzt und erfah­ hingegen die schwache Vertretung des wenigen Materials dazu nur folgende ren wohl auch eine bessere verlegerische deutscher Autoren ebenfalls nicht allgemeine Aussage getroffen werden: Betreuung, mit einer gewissen Lockerung ändern, da es ftir Publikationen in die­ Der Erlös für ein SF -TB beträgt in der .des_ideologischen Korsetts sindneue sem Medium in gehobeneren Büchern BRD schlechtestens DM 1700,­ talentierte Autoren hervorgetreten, die (Heyne, Suhrkamp) keine größere pauschal (durchschnittlich) und besten­ literarisch z.T. sehr interessant sind und Anzahl von Autoren gibt." falls 6% vom Verkaufspreis einschließ• schriftstellerisch vielfach begabter sind lich eines garantierten Abschlages von als ihre BRD-Kollegen (J.+G. Braun, zu "wird sich verbessern": DM 6000,- bis DM 8000,-. Steinmi.iller. Simon, Ulbrich, z.T. auch "Seit die SF im Taschenbuch ein Möckel). Die noch immer vorhandene gewisses qualitatives Renomme erwor­ Das war's! Zensur verhindert auch gewisse Aus­ ben hat, sind mehr Autoren bereit, sich wüchse, wie es sie im Westen gibt. Diese auf dem Gebiet der SF zu versuchen, Anmerkung: Utopien sindnichtunbedingt "positiver" vor allem auch bessere Autoren, die Diese empirische Erhebung ist eine Vor­ (im Sinne derrosigen Zukunft- der­ bisher an den ungeheuren Spielmöglich• studie ftir eine analytische Arbeit über artige Entwürfe sind in derDDRzumeist keiten, die das Genre bietet, vorüber• die Entwicklung der Sciimce Fiction in klischeehaft), aber verantwortungsbe­ gingen, zum Teil weil sie sie nicht Deutschland, die demnächst in der wußter und denkerisch ausgereifter. wahrnahmen, zum Teil weil sie SF SCIENCEFICTION TIMES erscheinen Merkwürdigerweise gibt es auch gute ausschließlich ftir trivial hielten." wird. humoristische Formen der SF. Die "Die Ersatzmagazine in Taschenbuch­ Autoren sind auch gezwungen, Selbst­ form erleichtern neuen Talenten erste kritik verschleierter anzubringen, was Gehversuche, Begabungen quälen sich der literarischen Qualität nur förderlich mehr, um den- jetzt möglichen ist." Sprung in qualitativ höhere Taschen­ "Grundsätzlich ist zu sagen, daß die SF bücher zu schaffen, statt gleich im in der DDR eine bei weitem geringere bequemen Sumpf der Heftchen-Fließ• Spektrumsbreite besitzt. Bei spannender bandproduktion zu versinken. Die Unterhaltungslektüre, individuell Herausgeber der wichtigsten SF -Reihen zugeschnittener SF (Dick, Ballard und geben deutschen Autoren eine Chance." dergleichen), engagiert vorgebrachter "Erstens einmal hat sich der Boom der Zeitkritik (Brunner) weist die DDR-SF amerikanischen SF als Seifenblase her­ nichts verleichbares zu der in der BRD ausgestellt und es gibt dort einfach nicht produzierten auf. Die neuen BRD-Auto­ genügend brauchbare Texte, um alle ren orientieren sich z.T. an der angel­ BRD-Reihen zu flillen, zweitens sehen sächsischen, daher gilt obiges auch ftir heute alle wichtigen SF-Herausgeber in die BRD-eigene SF. Vorteil der DDR-SF: der BRD (Jeschke, Alpers, Franke) die nichtjeder Blut & Boden-Scheiß, West­ Notwendigkeit ein, deutsche Autoren ward-Quatsch und Fantasy-Unsinn zu entwickeln, schreiben ja auch selbst wird publiziert, so wie es in der BRD SF. Also wird die Bede1,1tung, die Menge leider der Fall ist." und auch die Qualität der deutschen SF "Bei deutschsprachiger SF gilt: beide nur steigen." unterliegen unterschiedlichen Regula­ "Die deutsche Szene formiert sich gera- · tionsmechanismen. Der größte Teil der de. Die ersten Nachwuchstalente haben BRD-SF besteht aus Perry Rhodan und sich gezeigt. Da kann es eigentlich nur Nebenreihen und -serien. Davon abge­ bergauf gehen. Der Marktzieht auch mit, sehen ist die DDR-SF- in der Regel - daher wird die deutsche SF entdeckt langweiliger, oft intelligenter, aber auch werden wie der Deutsch-Rock!" gezwungener, allerdings insbesondere "Neue Autoren holen auf!" in Bezug auf PR & Co. auch weniger "Der amerikanische Markt ist langsam reaktionär." ausgelutscht, es muß bei gleichbleibender Auflagenhöhe (und Qualität-schlechtes Frage 12: "Wenn Sie an die dominie· Materialläßt sich in den USA natürlich rende Stellung der amerikanischen SF massenhaft einkaufen!) auf andere in der Bundesrepublik denken, wie Quellen zurückgegriffen werden, also schätzen Sie da die Zukunftsaussichten z.B. BRD-Autoren. Außerdem gibt es deutscher Autoren ein? Würden Sie inzwischen in fastjedem Verlag sagen: bemühte Lektoren." wird schwieriger werden (0) wird gleichbleiben (I) Frage 12. 2.: "Wären Sie persönlich wird sich verbessern (6) prinzipiell bereit, deutschen Autoren mehr Raum zu geben?'' FLASH GORDON ln diesen Geschichten taten sich neue, unentdeckte, un­ endlich weite Weiten auf, die nur auf den beherzten Pionier und seinen Tatendrang zu warten schienen. Die Weltraum­ geschichten setzten den Kampf des Westmannes in neuen Science-Fiction-Comics gibt es viele, aber keiner ist Räumen fort. Der Colt wurde durch die Laserpistole er­ oder war auch nur annähernd so erfolgreich wie der seit setzt, das Pferd durch ein Raumschiff und die Indianer 1934 ununterbrochen laufende Zeitungsstrip FLASH durch Marsmenschen. Parallel zum Erfolg der Magazine GORDON. Während er in Deutschland nie weitere Verbrei­ feierten Filme mit fantastischen Inhalten- wie Fritz Langs tung fand, ist er in der angelsächsischen und romanischen METROPOLIS (1927)- Triumphe beim Publikum. Filme, Weit so populär, daß man ihn mit der Science Fiction die ihre Thematik aus der Science Fiction zogen. Die Co­ schlechthin identifiziert. FLASH GORDON -auch das ist mic-Syndikate erkannten bald -durch Beobachtung der bemerkenswert - muß nicht nur als der erfolgreichste, anderen Medien -, daß sich der Publikumsgeschmack in sondern auch als einer der allerersten "Weltraum-Comics" eine neue Richtung bewegte. Besonders John F. Dille vom bezeichnet werden. National Newspaper Syndicate sah den Erfolg des Science Um zu verstehen, wie es zu dieser ungewöhnlichen Er­ Fiction. Und da man nichts zu verlieren hatte (die Syndika­ folgsgeschichte kam- die nur noch vergleichbar mit TAR­ te hatten den Comic-Strip-Markt schon seit einiger Zeit un­ ZAN oder PRINZ EISENHERZ ist-, muß man sich die Vor­ ter Kontrolle und aufgeteilt), setzte das National Newspa­ geschichte verdeutlichen. Bei FLASH GORDON trafen auf per Syndicate auf diese neue Karte. Dille holte sich den ungewöhnlich glückliche Weise zwei Entwicklungen Texter Philip Nowlan- dessen Science-Fiction-Geschich­ populärer Kultur zusammen: die des Gornie Strips und die te ARMAGED-DON 2419 als Vorlage für einen Strip dienen der trivialen Science Fiction. sollte- und den Zeichner Dick Calkins. Zusammen starte­ Wie die literarische Science Fiction, so wurde auch der ten sie den ersten richtigen Science-Fiction-Comic, der Science-Fiction-Comic entscheidend in den USA geprägt. auch FLASH GORDON beeinflussen sollte, BUCK Dieamerikanische Science Fiction bestimmte die Themen ROGERS. Der Comic-Historiker Günter Metken schrieb dieses Genres bis zum heutigen Tag und macht sie erst zur über ihn: ''Erstmals wird das bis heute funktionierende Ar­ Massenliteratur. Erst jetzt beginnt man sich von ihren senal der Science Fiction eingesetzt: Raketen, Raumschif­ Topoi zu lösen. Der naive Leser jedoch identifiziert Science fe, Todesstrahlen. Zugleich bildet sich jene hausbackene Fiction weiterhin mit gigantischen Weltraumschlachten, Moral heraus, die ein technisch vorausgreifendes Genre martialischen Abenteuern auf fremden Planeten und einem mit altmodischen Seelenleben koppelt; die schwache, unbesiegbaren Helden mit einer Strahlenpistole am Gürtel. hirnlose, aber hübsche Frau als Funken im melodramati­ Ähnliches gilt für die Science-Fiction-Comics. Zwar findet schen Pulverfaß." man schon früh in diesem Medium, zum Beispiel in dem Der Erfolg der Dschungelserie TARZAN und des Science berühmten Sunday Gornie LITTLE NEMO, Science Fiction­ Fiction-Comics BUCK ROGERS zwangen die zuständigen Eiemente, doch sind sie hier noch nicht beherrschend und Herren beim zum Nachdenken. tauchen nur sporadisch- nicht bewußt durchgeformt und Man wollte der Konkurrenz etwas entgegensetzen, und eher zufällig- auf. 1929 gilt allgemein als das Ende einer zwar auf dem gleichen Sektor. So erhielt schließlich der Cornic-Epoche und der Beginn einer neuen. ln diesem Jahr junge Zeichner Alex Raymond den Gestaltungsauftrag für -und sogar am selben Tag- tauchten die beiden ersten JUNGLE JIM (gedacht als Konkurrenz für TARZAN), realistisch gezeichneten Abenteuer-Comics auf und lösten SECRET AGENT X9 (der dem sehr erfolgreichen Kriminal­ die bisherige Vorherrschaft der satirischen-, komischen-, Strip DICK TRACY den Schneid abkaufen sollte) und -last Familien- und Mädchenstrips ab. Am 7. Januar 1929 be­ not least - FLASH GORDON. gann mit TARZAN und BUCK ROGERS der Adventure Strip Alex Raymond, neben Burne Hogarth, Hai Foster und interessanterweise mit einem Fantasy- und einem Science Miltion Caniff einer der Großmeister des amerikanischen Fiction-Comic. Gornie Strips, wurde 1909 als Sohn eines Straßenbauinge• Warum wurde aber gerade die ScienceFiction und nicht nieurs in New Rochelle, New York geboren. Er begann etwa der Western oder der Krimi von den Comics adap­ schon als Kind zu zeichnen, und sein Vater unterstützte ihn tiert? Natürlich standen wirtschaftliche Gründe dahinter. in seinen Bemühungen. Als Alex elf Jahre alt war, starb Die zwanziger Jahre standen- besonders was den Maga­ sein verständiger Vater; das unterbrach seine künstleri• zinmarkt angeht- im Zeichen eines bisher unbekannten sche Entwicklung, da er sich nun gezielt auf einen das Booms: Des Science-Fiction-Booms! Bereits seit 1912 hat­ Uberleben sichernden Beruf vorbereiten mußte. Er be­ ten Autoren wie Edgar Rice Burroughs (der wichtig für suchte verschiedene Schulen und landete schließlich als FLASH GORDON werden sollte) mit sogenannten Planet Bankangestellter in der Wall Street. Der Börsenkrach von Romances den Markt der Pulp-Magazine erobert. Später, 1929 zwang ihn zu einem weiteren Berufswechsel: Erfolg­ schrieben "Doc" E.E. Smith und Nachahmer die ersten los versuchte er sich als Hypothekenmakler. Schließlich Space Opera und sorgten so für einen weiteren Auf­ entschloß er sich doch zum Besuch einer Zeichenschule, schwung. Und 1926 erschien das erste reine Science Fic­ der Grand School of Art. Dort traf er einen früheren Nach­ tion-Magazin: Hugo Gernsbacks AMAZING STORIES, das barn, den Zeichner des Comics TILLIE THE TOlLER, Russ durch seinen Erfolg schnell andere Magazine nach sich Westover. Dieser stellte ihn als Assistenten für seinen Strip zog. Sie verdrängten die bis dahin marktbeherrschenden an. Anschließend assistierte Raymond Chic Young bei Wildwest-Pulps in der Gunst des Publikums. Auch das BLONDIE und Lyman Young bei TIM TYLERS LUCK. Als er hatte seinen Grund: Die Zeit des "freien Westen" war für erfuhr, daß das Management oben genannte Strips plante, die Leserschaft, die in großen Städten lebte und in Fabri­ reichte er seine Konzeption ein, die sofort angenommen ken und Büros einer entfremdeten Tätigkeit nachging, wurde. längst zu einer verklärten Legende ohne realen Bezug ge­ Die erste Seite FLASH GORDON begann sofort mit einer worden. Pioniergeist und andere derartige Tugenden fürchterlichen Bedrohung: Ein fremder Planet taucht in mußten durch Pflichtbewußtsein und normierte Arbeitslei­ unserem Sonnensystem auf und droht mit der Erde·zu kol­ stung ersetzt werden. Das verursachte Unbehagen und De­ lidieren. Ein Komet verursacht einen Flugzeugabsturz, in pressionen bei den weißen Amerikanern - denn keine dem der junge erfolgreiche Polo-Star Flash Gordon, der andere Volksgruppe ist so sehr mit dem Drang nach Aus­ gerade sein Universitätsexamen hinter sich gebracht hat, dehnung verwachsen wie das weiße mittelständische und eine junge, hübsche Frau (Dale Arden) sitzen. Flash Amerika. Die Science-Fiction-Pulps kamen dem entgegen: kann sich und Dale mit einem Fallschirm aus dem abstür• Sie suggerierten ihren- nicht nur jugendlichen- Lesern, zenden Flugzeug retten, und so landen sie direkt neben daß es noch neue Räume gab, dies es zu urbanisieren galt. dem geheimen Laboratorium des Wissenschaftlers Dr. "Aber - Erhabener! .. . Eure eigene Tochter .. . "Meine Herren: Ich habe dem Kaiser den Ge­ Sie ist mit ihm horsam verweigert, da ich ihm Dale nicht aus­ im Palast!" lieferte .. . Das bedeutet Krieg! Wie Ihr wißt, ist die Lage hoff­ "Eure Entscheidung war nungslos ... ehrenvoll, Sire ... Wir folgen Euch bis zum Tode!"

.,ln meinem Reich ist kein Platz für Sentimentalität! Ihr kennt Eure Befehle, General! . .. Barins Königreich wird dem Erdboden gleich­ gemacht!"

' ln der Hauptstadt • •.

"Bogen und Pfeile gegen Raumschiffe und modernste Vernichtungswaffen! Ming wußte, was er tat, als er nicht zuließ, daß wir unsere Armee modernisieren!"

"Unser Kaiser ... ge­ fürchtet und gehaßt von allen seinen Un-· tertanen ... Doch dann erschien ein wahrer Held auf unserem Planeten: Flash Gordon!" Zarkov. Dr. Zarkov hat soeben eine Rakete fertiggestellt, Im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung schrieb Alex mit der er den fremden Planeten rammen will, um ihn so Raymond die Stories für FLASH GORDON nicht selbst. aus der bisherigen Bahn zu werfen und die Kollision mit Mehrere angestellte Autoren von King Features Syndicate, der Erde zu verhindern. Zarkov macht bei seinem ersten etwa Don Moore und Fred Dickinson, dachten sich die Auftreten den Eindruck eines wahnsinnigen Professors; er Abenteuer des blonden Helden aus. Raymond zeichnete zwingt Flash und Dale mit vorgehaltener Pistole zum Mit­ den Strip bis 1944 (im Juni übernahm sein Assistent Austin fliegen. Briggs, als er zur Armee eingezogen wurde). Nach dem Das Himmelfahrtskommando beginnt. Die Rakete Krieg interessierte sich Raymond nicht weiter für seinen erreicht das Ziel, knallt gegen einen Berg und wirft Mongo Weltraumhelden und schuf stattdessen eine neue, nicht - das ist der Name des, wie sich beim Überfliegen zeigt, weniger berühmte Comic-Figur: den Detektiv RIP KIRBY. bewohnten Gestirns - aus seiner Bahn. Wie durch ein Einen Großteil des heutigen Ruhmes verdankt FLASH Wunder überleben die drei den Absturz. Und nun beginnen GORDON der Zeichenkunst Raymonds. Seine Arbeit an die fürchterlichsten Abenteuer! dieser "Planet Romance" machte ihn zum Klassiker des Fürchterliche Ungeheuer und fremdartige Rassen sind ComicStrips. Noch heute werden von den "Comicologen" die Bewohner Mongos. Und als ihr oberster Herr agiert in aller Herren Länder Untersuchungen über ihn und sein Kaiser Ming, der Gnadenlose - dem Zeitgeist entspre­ Hauptwerk veröffentlicht. Die Comic-Forscher Pierre Cou­ chend mit asiatischen Gesichtszügen versehen. Flash muß parie und Edouard Francais beschäftigten sich in einer von nun an am laufenden Band um sein Leben- oder das ganzen Sondernummer der empfehlenswerten Fachzeit­ seiner Freunde- kämpfen, immer auf der Flucht vor Ming, schrift PHENIX mit der Serie. Sie bemerkten, daß FLASH der auch noch die schöne Dale begehrt und sie zu seiner GORDON, verglichen mit dem damaligen Stand der Seien­ Frau machen will. Bei dieser Flucht über den ganzen Pla­ ce Fiction, reichlich unmodern war. Ohne große Schwie­ neten kommt er mit den verschiedensten Rassen in Berüh• rigkeiten kann man erkennen, daß die Serie mehr von der rung: mit Löwenmenschen, Haimenschen, Amazonen, Science Fantasy eines Edgar Rice Burroughs übernahm Höhlenmenschen usw. Außerdem erobert er sich selbst ein als von jüngeren, technischeren Autoren wie Asimov oder Reich. Vor allem aber organisiert er einen Widerstand Heinlein. gegen Ming und seine Stadthalter. Über Raymonds zeichnerische Umsetzung der FLASH GORDON: Ihn zeichnen alle Eigenschaften eines Geschichten schrieb Günter Metken in seinem ausgezeich­ Ritters der Tafelrunde und eines amerikanischen College­ neten Buch "COMICS" (Fischer Taschenbuch Nr. 1120): boys aus. Selbstlos setzt er sein Leben für sein Ziel oder "Zu Anfang ist Raymonds Kompositionsprinzip deutlich seine Freunde ein, besonders, wenn es um seine geliebte barock orientiert. DerBildaufbau erfolgt spiralig, diagonal, Dale geht. Ihr ist er auf schon fast unnatürliche Weise treu. in Kreis oder Pyramidenform. Schraffuren unterstützen die Selbst die schönsten Frauen - meist auch noch Königin• zu erzielende Stimmung, sei sie nun gelöst, dramatisch nen- weist er zurück. oder bedrohlich ... Als Einzelblätter betrachtet, sind viele Dr. Zarkov: Der geniale Wissenschaftler, der in keinem Szenen aus FLASH GORDON von beträchtlicher Perfek­ Science-Fiction-Comic fehlen darf. Er spielt eine unterge­ tion. Raymond verbrachte nach eigener Aussage oft vier ordnete, relativ farblose Rolle. Nur wenn eine wissen­ volle Tage und Nächte über seinem Sonntagsbeitrag. Er schaftliche Erfindung gemacht werden muß (um Übel von legte eine genaue Vorzeichnung an, die dann mit dem dem Helden abzuweisen), ist er für die Handlung nützlich. Tuschpinsel ausgeführt wurde. Den eingefügten, fortlau­ Ansonsten hat er keine andere Funktion als die des treuen fenden Text kalligraphierte sein Onkel. Erst seit 19431ieß er Gefährten. die Vorzeichnung von seinem Assistenten ausführen. DALE ARDEN: Die ewig jungfräuliche Verlobte des Hel­ Übernahmen aus dem Film, wie Nah- und Großaufnahmen, den. Ebenso begehrt wie Flash, hat sie doch nur Augen für sind bei ihm relativ selten. Raymond zeichnet aus leichter ihn. Ihre - grundlose- Eifersucht sorgt für immer neue Aufsicht mit Vorliebe Dreiviertel- und Ganzfiguren. Der Er­ Verwicklunge_n. _ zählinhalt des Einzelbildes, auch seine ästhetische Vollen­ MING, DER GNADENLOSE: Ein Dispot, wie er im Buche dung, interessieren ihn auf die Dauer immer mehr. Ent­ steht. Sein Ziel ist die absolute Macht über Mongo und die sprechend geht die Zahl der Bildfelder innerhalb des Zerstörung jeder Oppositio.n. Er steht in der trivialliterari­ Blocks von anfänglich zwölf auf acht, ~chließlich sechs zu­ schen Tradition von Dr. Fu. Manchu und anderen chinesi­ rück ... Raymond hat seine Entlehnungen aus dem Mittel­ schen Finsterlingen. Der ganze Rassismus der amerikani­ alter, dem Orient und der Zukunftserzählung zu einer zeit­ schen Mittelschicht kam in dieser Gestalt zum Ausdruck. losen Einheit zusammengezogen, aus den Uniformen der AURA: Mings- wie merkwürdig -wohlgestaltete Toch­ arabischen Armee oder der Fremdenlegion ebensowenig 4

ter. ln ihrem Aussehen (sie ist eine wohlgestaltete "euro­ herausfallend wie die eleganten Roben und das raffinierte 1 päische" Blondine ohne die geringsten asiatischen Züge) Make up, das die sophisticated /adies dieser modernen das ganze Gegenteil ihres Vaters. Anfangs war sie sterblich Chanson de gestezur Schau tragen ... " in Flash Gordon verliebt und half ihm aus so mancher Ge­ Wegen des großen Erfolges des Sunday Strips wurde fahr. Außerdem verfolgte sie Dale mit eifersüchtigem Haß; auch ein Dai/y Strip von King Features herausgebracht: Er überhaupt ist Eifersucht und Verdächtigung ein Motor für begann am 27. Mai 1940 und wurde von Raymonds Assi­ die Handlung. Später gab sie dem unentwegten Werben stenten Austin Briggs gezeichnet; er wurde später durch des Prinzen Barin nach, wurde dessen Frau und gebar ihm Mac Raboy ersetzt. . sogar einen Sohn. Mit ihrem Vater kam es zum Bruch - Der Erfolg des Comics sollte jedoch nicht nur auf dieses was dieser übrigens bedauerte; Mings einziger menschli­ Medium beschränkt bleiben: Ende 1934 - also schon im cher Zug, wenn man von seiner Fleischeslust auf Dale ab­ gleichen Jahr, als der Strip begann -wurde die erste Hör• sieht.- spielserie gesendet. Diese wöchentlichen Hörfolgen hiel­ PRINZ BARIN: Anfangs war er ein erbitterter Feind Gor­ ten sich inhaltlich an die Erzählung im Comic. Eine zweite dons. Aber gemeinsamer Kampf machte sie zu Freunden Hörspielserie wurde in den 40er Jahren ausgestrahlt. (nachdem er bemerkte, daß Flash seine Option auf Aura 1936 produzierte die Universai-Filmgesellschaft das nicht einlösen würde). Barin herrscht über das Waldkönig• teuerste Serial das je gedreht wurde: FLASH GORDON. Die reich (Robin Hood läßt grüßen), dessen Hauptstadt in den Hauptrolle spielte der junge Buster Crabbe, ein Olympia­ Wipfeln der Bäume erbaut wurde. Er ist Mings Verschwo­ athlet, der später auch einen TARZAN-Film drehte. Der Er­ renster Gegner unter den Aristokraten von Mongo und folg des Film-Serialszog zwei weitere nach sich: FLASH leistet - mit Gordons Hilfe - Widerstand gegen die Er­ GORDON'S TRIP TO MARS (1938) und FLASH GORDON oberungspläne des Monarchen. CONQUERS THE UNIVERSE (1940). c- 1936 erschien auch bei dem Verlag Grosset & Dunlap der "Flash!- Der Roman FLASH GORDON IN THE CAVERN OF MONGO, Doch von ihrem Platz aus Diener hat etwas dem weitere folgten. Als Autor wurde Alex Raymond ange­ konnte Dale alles sehen. in dein Essen geben; wohl um die Verkaufswirksamkeit zu erhöhen. Der eschüttet!" wirkliche Autor war wahrscheinlich Don Moore. ln der Saison 1953 und 1954 wurde in den Vereinigten Staaten sogar eine FLASH GORDON-Fernsehserie ausge­ strahlt. Außerdem gab es FLASH GORDON-Spielzeug aller Art, Big Little Books, Malbücher und zahlreiche Comic Books mit Nachdrucken des Zeitungsstrips oder ganz neuen Ge­ schichten. Anfang der siebziger Jahre wurde auch ein Semi-Pornofilm, der die Klischees der Comics parodierte, gedreht: FLESH GORDON. ln Frankreich, Italien und Spanien erschienen auch teuer gedruckte Gesamtausga­ ben der Sonntagsseiten von Raymond. ln den USA brachte der Verlag Nostalgia Press zwei voluminöse, fest einge­ bundene Bücher mit Nachdrucken von Raymonds Strip: FLASH GORDON IN THE ICE KINGDOM OF MONGO (1967) und FLASH GORDON INTO THE WATER WORLD OF MONGO (1971). ln Deutschland brachte der Heyne-Verlag 76 Sonntagsseiten in einem Paperback (1972) heraus. ln jüngster Zeit veröffentlichte der Österreichische Verlag Pollischansky acht viel zu teure Alben mit Nachdrucken; wahrscheinlich schreckte der hohe Preis und die schlechte Edition die Käufer ab, so daß die Produktion wegen Unren­ tabilität eingestellt werden mußte. 1951 übernahm der Zeichner FLASH GOR­ DON. Er veränderte die Konzeption der Serie total. Zeich­ nerisch wurde er im Laufe der Jahre von einer ganzen Reihe prominenter Comic-Künstler unterstützt: Sy Barry (der heutige Zeichner von ), Al Williamson (der auch einige Original-FLASH GORDON-Comic-Books ge­ staltete und seit den sechziger Jahren eine andere Ray­ mond-Serie fortsetzt: SECRET AGENT X9, heute SECRET AGENT CORRIGAN), Roy Krenkel, (der heute die FLASH GORDON-Daily Strip Zeichnungen anfertigt) und der berühmte Frank Frazetta. Getextet wurde die Serie lange Zeit von dem bekannten Science-Fiction-Autor . Barry und Harrison führten Gordon aus den fantasybe­ tonten Abenteuern auf Mongo zu mehr sciencefictionhaf­ ten Geschichten, die sich im ganzen Universum abspielten. Sie machten Gordon zu einer Art von galaktischem Polizi­ sten. Dabei wurden Inhalte und Decors der neueren Science Fiction angepaßt: in Barrys Strip nimmt die Tech­ nik den Platz ein, den Schlösser und Ungeheuer bei Ray­ mond hatten. Eigentlich verdient FLASH GORDON erst seit Barry ihn zeichnet das Prädikat ScienceFiction. Zwar sind seine Zeichnungen in Perfektion und Gestaltungskraft nicht mit denen Raymonds zu vergleichen, aber den "mo­ derneren" Stories wird er gerecht; er führte Gordon erst wirklich ins unendliche Weltall! Dem Strip hat dieser Wechsel in Zeichnung und Konzep tion jedenfalls nicht geschadet. Er ist immer noch einer der weitverbreitesten und der auflagenstärksten Science-Fic­ tion-Comics überhaupt: Jeden Tag verfolgen 60 Millionen Menschen in der ganzen Weit seine Abenteuer. Sein Schöpfer Alex Raymond kam 1956 bei einem Auto­ unfall ums Leben; der Tag, an dem FLASH GORDON aus den Galaxien des Comics entschwindet, ist noch nicht abzusehen.

SCIENCE-FICTION KUNST IN OSTEUROPA

Peter Kuczka ist der prominenteste ungarische SF-Autor vorbildlich in seiner Beschreibung des Königreichs der und gehört zu den führenden SF-Fachleuten in Osteuropa. Zwerge und Riesen: bei seiner in ihrer Akribie an eine In­ Sein Aufsatz beschäftigt sich mit Aspekten der Science- · ventur erinnernden Beschreibung. Sein Buch ist gefüllt mit Fiction-Malerei als Kunstform. Zur Illustration wurden SF­ Details, Fakten und Figuren. Er erzählt uns nicht nur, wie IIIustrationen aus verschiedenen Ländern Osteuropas be­ jick die Seile sind, mit denen Gulliver gefesselt wird, son­ nutzt. dern auch, wie dick der Diamantsockel ist, auf dem die flie­ gende Insel von Laputa ruht und nennt die Anzahl der We­ Der Himmel ist blau, die Wiesen sind grün, Baumstämme sen, die in der Lagado Academy arbeiten und w'oran sie ar­ sind braun, Rosen rot, Wolken weiß, die Nächte sind beiten. Die Spannung und Erregung in den Graphiken wird schwarz, der Mond ist gelb, Sonne und Sterne leuchten • erzeugt duch den Gebrauch von nichtrealen, nichtirdisch hell ... scheinenden Farben für die Darstellung der Realität und Jedenfalls betrachten wir die Dinge um uns her.um auf gebräuchlichen Farb~n für die Darstellung der phantasti~ diese Art und Weise. Ich denke dabei an die gewöhnlichen sehen Elemente. Grüngesichtige, blonde Menschen sind Betrachter, nicht an die Künstler. Wir sind an Naturfarben nicht weniger wirkungsvoll als braungesichtige, schwarz­ gewöhnt. Immer noch reagieren viele von uns ablehnend, haarige Marsianer. Einer der Faktoren oder Parameter, wle wenn der Himmel plötzlich die Farbe eines grünen Apfels Lern sie nennt, ist verändert- und schon entsteht eine Vi­ annimmt, Wolken wie mit violetter Tinte gemalt sind, die sion des Phantastischen. Selbst ungewöhnlichste Farb­ Nächte hell werden und der Mond karmesinrot leuchtet. kompositionen brauchen immer noch bekannte und ge­ Die farbliehe Palette der SF-Graphik umfaßt noch unge­ bräuchliche Formen, und veränderte Form'en benötigen wöhnlichere Kompositionen. Zwei Sonnen beleuchten den übliche Farben. entfernten Planeten, in dessen Hülle ein Raumschiff ein­ Man kann auch mehrere Parameter verändern. Das taucht: eine Sonne ist blau, die andere rot. Jeder Gegen­ macht die Dinge schwieriger, der Betrachter muß mehr stand ist zweischattig und die Schatten sind weder grau Aufmerksamkeit aufwenden, wenn sein Verständnis si­ noch schwarz. Der dünne Lichtstrahl aus dem Raumschiff chergestellt sein soll. in solchen Fällen ist ein herkömmli• zaubert noch andere Farben hervor, auch das Farbspek­ cher, konventioneller Bezugspunkt von außerordentlicher trum des Regenbogens ist nicht mehr dasselbe. Rote Bedeutung. Entweder der Hintergrund oder die Struktur Sandstürme toben über den Mars, auf der Venus erscheint oder Farbzusammenstellung und Zeichentechnik müssen alles blau und malvenfarbig, die Farben auf dem Jupiter "echt" und akzeptabel sein. Ein Bild, bei dem jedes einzel­ sind unergründlich. ne Element von der. Konvention abweicht, kann weder ver­ Und wie sehen die verschiedenen Iebeoden Kreaturen standen noch anerkannt noch mit Freude betrachtet wer­ aus? Monster phosphoreszieren grün und schwarz durch den. Es wäre vergleichbar mit dem Versuch, eine Ge­ die ewige Dunkelheit des Eisenplaneten, die schmutzigen schichte zu lesen, ohne die Schrift zu kennen. Auch in den Seen von Solaris mögen grau und rot sein, vielleicht auch alten Mythen und Sagen sind keine Monster aus dem gelb und grün. Der kristalline Saliziummann ist transpa­ Nichts geschaffen worden. Sie sind eher aus Teilen zusam­ rent, die Bewohner von Tau Ceti sind gelblich-braun oder mengesetzt, die der Rumpelkammer unserer Vorstellungs­ blau. kraft entspringen. Zentauren sind Wesen aus Mensch und Auch wenn die Künstler nur illustrieren, nur die be­ Pferd, der Leviathan ist ein riesiger, aufgedunsener Fisch, schränkte Ausdruckskraft des Schriftstellers abbilden; der Vogel Greif eine Kreuzung aus Adler und Löwe, und wenn sie nicht mehr tun, als die Weit ihrer Farben ihnen· Drachen sind Bastarde aus Reptilien und Vögeln. bietet, selbst dann sind die Ergebnisse ihrer Arbeit immer Der Mensch kann seine Natur nicht ändern, auch die un­ noch ungewöhnlich, 'für manchen sogar schockierend. gezügelste Phantasie hat ihre Grenzen. Der Zwang der Aber was ist, wenn der Künstler seine eigenen Impressio­ Realität ist auch für den Stärksten unüberwindlich. nen einbezieht und diese Impressionen ebenfalls von der Dies vorausgeschickt, wollen wir uns jetzt einem Wissenschaft verstärkt und beeinflußt werden? anderen Gegenstand der SF-Kunst zuwenden, der Welt der Es gab eine Zeit, zu der wir alle glaubten, der äußere Zukunft. Wenn die Zukunft dargestellt wird- sei es im Be­ Raum sei nicht farbenfroher als ein Schachbrett, ßine Zeit reich der Technologie, der Städte, des Verkehrs- hat sich zu der wir glaubten, mit schwarz-weiß Variationen auszu­ der Graphiker am Schriftsteller zu orientieren und dessen kommen, wenn wir an den Weltraum dachten. Dann kamen Methode der Extrapolation aufzunehmen. Die Gegenwart die ersten Astronauten zurück, die die Sterne über unserer ist immer sein Ausgangspunkt und es ist Sache seiner Atmosphäre gesehen hatten. Die Farbenpracht dieser Ster­ eigenen Kenntnisse und Talente, in ihr den Samen der Zu­ ne und Sonnensysteme stellte alles bisher Bekannte in den kunft zu erkennen. Die Prophetien der Kunst sind ebenso Schatten. Die Astronauten waren verzaubert von dem, was amüsant wie der Literatur, besonders, wenn man auf die in sie gesehen hatten. Sie konfrontierten uns auf großartigen der Vergangenheit vorhergesagte Zukunft zurückblickt. Technicolorfotos mit grünleuchtenden Meeren, violetten Robidas Panzer- oder Luftschlachten von damals sind Galaxien, Spiralnebel in Blau und Orange und den goldgel­ heute Abnormitäten, ebenso von Adlern gezogene Raum­ ben, rot- und malvenfarbigen Orchideen, die wir gewöhn• schiffe oder Flugzeuge mit Fledermausflügeln. Es gibt nur lich als Orionnebel bezeichnen. eine sichere Vorhersage über die Zukunft: sie wird nicht so Sicher, die Erde ist auch farbenfroh, aber die Farbe wird sein, wie wir sie uns vorstellen. hier zusammengestellt, hier auf Mutter Erde. Nach all diesen Vorbehalten wird man zu Recht fragen, Der Maler, der sich mit Phantastik beschäftigt, ist mit den wozu eine Arbeit gut sein soll, wenn schon vom Moment gleichen Fragen konfrontiert wie der Schriftsteller. Er muß ihrer Geburt an bewußt ist, daß sie sich als Spielerei mit der existierende Werkzeuge, Formen und Farben benutzen Phantasie begreift. Eben das ist auch die Gretchenfrage und trotzdem glauben mflchen, daß das Ergebnis seiher der Science Fiction. Arbeit nicht gegenwärtig existent ist. Die Methodik des Ma­ .pie Antwort ist dennoch einfach. Alles menschliche Han­ lers ist dabei im wesentlichen die gleiche wie die des deln findet in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft statt. Schriftstellers. Ich denke dabei an Künstler, die Ideen von Was vorher war, ist genauso wichtig wie das, was danach Schriftstellern umsetzen, die um "Realismus", um eine den kommt. Experimente sind notwendig für den Blick nach Umständen entsprechende möglichst getreue visuelle Wie­ vorn, und der Gedanke an das Morgen und an das Gestern dergabe der Schriftstelleridee bemüht sind. ist existentieller Teil des Menschen. Die Brücke über den Swift ist ein gutes Beispiel, jener Swift, der miteinigem Abgrund begann als zukunftsweisende Idee oder als Plan, Respekt als Vorbote der SF bezeichnet werden kann. Er ist wurde zur Gegenwart und nach der Errichtung zur Vergan-

genheit. Der Mensch ist neugierig und wird auch als homo hungen brauchten sie die Künstler. ludens (der spielende Mensch) bezeichnet. Er möchte alle Der dritte Bereich, zugleich der wohl gegenwärtig Möglichkeiten d_urchspielen und das Unsichtbare sichtbar ausgeprägteste, ist die ScienceFiction selbst. Diese Litera­ machen. Denn es gibt auch an jenen Stellen viel zu sehen,· turgattung verlangt geradezu nach Illustrationen begabter an die unsere Augen oder unsere Werkzeuge nicht vordrin­ Graphiker. gen können. Zum Beispiel das Innere von Atomen, die Pla­ Jules Vernes Bücher sind ein beweiskräftiges Beispiel. neten entfernter Sonnensysteme, die Art, wie Noronen sich Text und Illustration ergänzen sich derart harmoni_sch, daß bewegen, Budapest im Jahr 2974 oder die Kämpfe prähi• das eine ohne das andere kaum denkbar erscheint. Die storischer Reptilien. Raum und Zeit sprudel~ unter einem Aussagen des Schriftstellers Verne konzentrieren sich in Teppich, den man lüften kann. der Darstellung der Künstler. Der Künstler ist Mittler zwi­ Manchmal hilft uns unsere Einbildungskraft, und wenn schen der Idee des Schriftstellers und deren Rezeption wir Glück haben, gelingt es einem Menschen, daß er das, durch den Leser. Beispielsweise macht er die Faszination was in seinem Schädel entsteht und vor seinem geistigen der Farben bewußt, die vielleicht ein Rimbaud beim Abfas­ Auge Revue passiert, auf eine Bildfläche übertragen kann. sen seiner Texte vor Augen hatte. Das hilft dem Leser, den Die Hand des Künstlers beginnt sich zu bewegen, führt Text zu verstehen und macht ihn neugierig auf neue Bü• Zeichenstift oder Pinsel, und zu unserem Vergnügen er­ cher und neue Experimente. scheint das Unsichtbare vor unseren eigenen Augen. Ja, Es ist das Verdienst der Künstler, die Dschungel Afrikas das ist Budapest in ein paar tausend Jahren, so muß das oder Südamerikas, die aufgewühlte See, die Eisberge in Leben der Saurier vor vielen Millionen Jahren ausgesehen den Polarregionen, phantastische Monster aus der Däm• haben, das ist die Weit des Atoms, und da ist eine Land­ merung, die Nautilus in der Tiefe, den Ritt auf der Kano­ schaft auf Tau Ceti oder das Porträt eines Marsianers. nenkugel zum Mond, den Flug des Albatross und vieles Unsere Einbildungskraft wächst in das Unendliche, wir mehr visuell sichtbar gemacht zu haben. lassen Barrieren hinter uns, die unüberwi11dlich schienen, Die SF-IIIustrationen haben sich bis heute rapide ent­ wir schütteln die Bürde von Raum und Zeit ab. wickelt. Doch Jules Verne ist immer noch einer der meist­ gekauften Autoren der Weit. Die Illustrationen von Ferat, ln Kunstwerke umgesetzte Science-Fiction-Stories ha­ Sennet, Roux, Montaut, Bayard, de Neuville, Rioux- um ben noch keine kritische Würdigung in der einschlägigen nur einige von denen zu nennen, die in den Werken von Literatur gefunden. Es gibt keine Lexika, kein Künstler• Jules Verne zu finden sind- sind auch heute noch leben­ Verzeichnis oder gar Untersuchungen über verschiedene dige Beispiele für diejenige Gruppe von Künstlern, die im Stilarten und Perioden. Wie die SF selbst steht leider auch Grenzbereich zwischen moderner Kunst und moderner die SF-Graphik noch etwas im Schatten des öffentlichen Science Fiction tätig waren und sind. Interesses. Die Aufmerksamkeit zeitgenössischer Kritiker oder Hi­ Die SF-Kunst kann in drei Teilbereiche untergliedert storiker haben die V erneschen Graphiker nicht auf sich ge­ werden. Einer davon ist die rein phantastische Kunst, die zogen. Sie riefen eher bei denjenigen Interesse hervor, die Weit der Visionen, der Mythen, Fabeln und des Aberglau­ sich vorwiegend mit der Wirkung von Kunst auf die Massen bens. Die Urzeit entsteht neu, die Weit der frühen Religio­ beschäftigen. Erst spät haben Verleger damit begonnen, nen, Rätsel und Geheimnisse spiegelt sich in den Abbil­ alldiese Illustrationen, die Gattung der SF-IIIustration, aus dungen. Die Visionen von Bosch, Brueghel, Grunewald, alten Pulp-Magazinen an das Licht des Tages zu holen und die Monster Goyas und der Romantiker- sie alle treffen zu veröffentlichen. Die SF hat ihre Klassiker wiederent­ auch die Seele des modernen Menschen, seine unterbe­ deckt, auch die der Kunst, wozu die allgemeine nostalgi­ wußten Träume und Ängste. Dies gilt auch für die moderne sche Welle in der Kultur erheblich beigetragen hat. Phantastik, für ineinanderübergehende räumliche Dimen­ ln den osteuropäischen Ländern gibt es nicht so viel sionen, für symbolische und allegorische Figuren, für Stille Gemaltes oder Gezeichnetes zur ScienceFiction wie in den und vieldeutige Schatten. westlichen Ländern. Aber das, was vorhanden ist, ist in der Ein anderer Bereich ist die Wissenschaft selbst. Wie Wis­ Regel besser. Die Werke sprechen für sich selbst, meist senschaftshistoriker ohne Zweifel wissen, ist die Wissen­ zeigen sie einen besseren Geschmack, vermeiden Exzesse schaft immer eine Fundg~ube für Künstl.er gewesen. Man und verzichten auf die in den westlichen Ländern verbrei­ braucht dabei nicht nur an die Illustrationen mittelalterli­ tete billige Effekthascherei, die nur schockieren will. Auch cher Geographen, Biologen oder Alchimisten zu denken, scheint mir, daß sich die Künstler der sozialistischen Län• sondern kann auch auf die Kunst der Aufklärung hinwei­ dern mehr an der schriftstellerischen Idee und der positi­ sen; jene Bilder, die von den französischen Enzyklopädi• ven Tradition der SF orientieren. sten veröffentlicht wurden, barocke Sternenkarten und Es ist an der Zeit, daß die Aktivitäten dieser Künstler in anatomische Atlanten aus der Renaissance. Selbstver­ einer Ar "musee imaginaire" der SF-Kunst zusammenge­ ständlich muß in diesem Zusammenhang auch der geniale faßt und einem breiten, internationalen Publikum zur Beur­ Leonardo da Vinci mit seinen Entwürfen für mechanische teilung zugänglich gemacht werden. Ich hoffe, daß mein Geräte aller Art, Fabriken, Befestigungsanlagen und phan­ Aufsatz dazu einen ersten Beitrag geliefert hat. tastische Städte erwähnt werden. Auch die pitoresken Rui­ Abschließend möchte ich mich bei denjenigen bedan­ nen des Barock, die ausladenden Kathedralen und Türme ken, die ihr Bildmaterial und ihren Rat zur Verfügung ge­ zu Babel, die Gefängnis- und Kerkervisionen eines Pirane­ stellt haben, um mich bei der Ausführung meines Vorha­ si gehören dazu. bens zu unterstützen: Günther Krupkat (DDR), Czeslav Im geschichtlichen Prozeß gerieten Kunst und Wissen­ Chruszczewski (Polen), Sara Karig (Ungarn), Andrej Spko­ schaft im letzten Jahrhundert an einen Scheideweg. Die lov und Evgeny Brandis (Sowjetunion). Wissenschaft schuf sich ihre eigene abstrakte Ausdrucks­ form, die Mathematik, die besser erklären konnte, worum es ging; aber die Kunst existierte weiter, als Inspiration und Antrieb. Und immer dann, wenn die Wissenschaft sich an die Massen wandte und um Verständnis bat, mußten die Künstler helfend einspringen. Wissenschaft und Kunst tra­ CJ1 fen auf höherer Ebene wieder zusammen. Die Wissen­ 0 schaftler arbeiten wie bisher ihrer gesellschaftlichen Auf­ Originaltitel: Things did not start with the Martians gabe gemäß und versuchten, das Unbekannte zu ergrün• erschienen in "lnterpress Grafik 74/4"; Budapest 1974 den, doch zur Vermittlung ihrer Erkenntnisse und Bemü- Übersetzung: Helmut Krohne

"Ich weiß nicht, warum ich mich jemals dagegen Gerssan ächzte, justierte die Säge neu und starrte gewehrt habe", sagte Gersson, während er mit der den Detektor böse an, wartete darauf, daß das rote Lasersäge Schicht um Schicht des seltsam pocken­ Licht auf der Skala aufleuchtete. narbigen Gesteins abtrug und immer wieder einen Rot, dachte Gersson, ist eine gute Farbe, aber zu raschen, prüfenden Blick auf den Detektor warf. "Ich selten, viel zu selten. weiß nicht, warum ich zunächst das Abgebot nicht Resignierend zog der Detektor seine Sonden von annehmenwolltel Ichweißeswirklich nicht! Ein Rät• der bloßgelegten Gesteinsschicht zurück. Gerssan sel! Ein Geheimnis!" zucktedie Achseln und arbeitete schweigend weiter. Im Hintergrund rekelte sich der bis zum fernen Ho­ "Taub!" stieß Rolff plötzlich hervor und schleu­ rizont reichende Staubsee unter einem schwachen derte ergrimmt die Kiesel von dem Analysebehälter, tektonischen Seufzer, spuckte träge Fontänen rußi• so daß sie in der geringen Schwerkraft wie winzige ger Partikel in den Himmel; Myriaden zittriger, dür• Geschosse davon huschten, sich schließlich neigten rer Arme, die händelos nach den Sternen zu greifen und weit entfernt die glatte Oberfläche des Staub­ schienen. sees zerfurchten. "Und vor allem", fuhr Gerssan fort, schaltete die "Ihr solltet nicht soviel schwätzen", bemerkte Lasersäge aus, fuchtelte mit den Armen, "meine Er­ Kiyunati zornig, maß Rolff mit einem abschätzenden innerungen sind verblaßt, wie ein schlechtes Foto, Blick. "Wenn wir uns mehr auf unsere Arbeit kon­ das von der Zeit angegilbt wird. Wieso hatte ich zentrieren, dann kommen wir auch schneller voran. Zweifel, Bedenken, als wir mit den Anwarbern spra­ Orrloff hinten am Zweifingerberg hat gestern ein chen? Eine Arbeit als freier Prospektor auf Balsazar halbes Pfund Soltonium-geschürft! Stellt euch vor: mit der Garantie, daß uns die Gesellschaft Höchst• Ein halbes Pfund! Wißt ihr, wieviel das wert ist?" preise zahlt für jedes Gramm Soltonium- und ich "Pah!" machte Rolff geringschätzig, bohrte die war unschlüssig!" Spitze seines Stiefels in den lockeren Boden. "Was Rolff legte einen Felsbrocken zur Seite, ein wenig ist das schon! Und überhaupt, das hat nichts zu be­ enttäuscht, aber nicht sehr überrascht, und griff deuten!'' Das nächste halbe Jahrwühlt dieser Hans­ nach dem nächsten, dessen Oberfläche mit einem wurst nun im Staub. Ein Glückstreffer, mehr nicht! Muster haarfeiner kristallener Äderchen tätowiert Der Zweifingerberg ist tot, wertloses Gestein und bil­ war. Während er vorsichtig mit dem Vibrohammer liges Eisenerz, hier und da ein paar Spritzer Gold einige Stücke abschlug und die Probe in die schüs• und Platin, mehr nicht, ihr könnt mir glauben, wenn selähnliche Vertiefung des Analysators warf, mur­ ich das sage! melte er: "Du warst eben ein Idiot, Gersson, tatsäch• Natürlich, natürlich, hier und da liegen wohl ein lich, ein verdammter Idiot. Und wenn ich dir damals paar kleinere Brocken Soltonium, die sich vom nicht einen kräftigen Tritt verpaßt hätte, der dich bis großen Schwarm beim Eintritt in die Atmosphäre hier nach Balsazar beförderte, dann säßest du wahr­ abgesprengt haben, das will ich gar nicht bestreiten, scheinlich jetzt noch in deinem armseligen Keller­ aber sonst?" loch und würdest deine Zuteilungsraten zählen!" Rolff schüttelte den Kopf, lächelte ironisch. "Da Er schüttelte sich, lachte, hantierte an den Kon­ könnte Orrloff auch gleich auf der Erde schürfen! trollen des Analysators. "Erinnerst du dich Laßt euch nur nicht von einigen Zufallsfunden und Gersson? Erinnerst du dich noch, wie es war? den großmäuligen Erzählungen eines Wichtigtuers Algengrütze montags; Algensuppe dienstags; wie Orrloff beirren! Wir haben uns schon den richti­ Synthobraten mittwochs; und sanntags vielleicht­ gen Claim ausgesucht, keine Sorge!" aber nur vielleicht!- sanntags Sojabrei und einen Er wandte sich um. "Da! Der Staubsee! Schaut ihn Becher Proteine, damit. der Körper nicht gar zu euch an!" schwammig wird. Rolff deutete auf die graue, scheinbar feste. Ebene, Aber was ist das im Vergleich zu dem, was uns hier die nur hier und da von einer Handvoll wellenartiger erwartet? Ich will es dir sagen, Gersson, damit du es Verwerfungen durchbrachen wurde; Milliarden begreiftst, ein für allemal: Es ist nichts! Nichts, ver­ Tonnen Staub, Hunderte von Metern tief und Millio­ stehst du?" nen von Quadratkilometern groß. Ein Überbleibsel Das Beben rollte näher, erreichte die Männer, der Katastrophe, die Balsazar vor Äonen heimge­ brachte den Boden unter ihren Füßen zum Schwan­ sucht hatte- ein Meteoritenschwarm war in den ken und ließ den kleinen Meteorkrater an den Anziehungsbereich des Planeten gelangt und mit Rändern bröckeln, daß er das Aussehen eines von unvorstellbarer Gewalt mit ihm zusammengeprallt, schiefen Zähnen angenagten Blechnapfes bekam. so daß die Atmosphäre in den Raum geblasen und Rolff veränderte die Einstellung des Vibroham­ ein Großteil der Oberfläche zerstört wurde. Zurück mers, dessen Kopf nervös hin und her zitterte und blieben lebensleere Wüste, Krater, die Staubmeere vor den Augen verschwamm. "Und ich sage dir, und- das Soltonium. Gersson", brummte Rolff, "ich sage dir, es war die "Dort, der Staubsee!" nickte Rolff. "Wodurch, klügste Entscheidung deines Lebens! Wenn wir meint ihr, ist er entstanden? Ihr braucht nicht zu Glück haben, dann sind wir vielleicht schon in zwei überlegen und euch eure verdammten Köpfe zu zer­ Monaten soweit, daß wir uns eine Passage nach brechen, ich verrate es euch auch so: Der Schauer Glimmer oder Centauri Vier leisten können, und die hat ihn erschaffen. Erde, Gerssan - die Erde kann uns dann mal!" Zuerst war der See ein ganz normaler Krater, an Wie durch Butter schnitt die Lasersäge durch das den Rändern geschmolzenes Gestein, im Zentrum Gestein; ein flammendhelles, armlanges Messer, die Überreste des Meteors, ein Haufen Eisen und dessen Schneide nur die Breite weniger Moleküle Nickel, Weltraumschrott Aber dann durchquerte besaß. Belsazar dieses Kraftfeld, das fast mit Lichtge­ kann mit vielen Dingen töten, dich in eine Erdspalte schwindigkeit durch unsere Galaxis saust und haf­ rutschen lassen, dir den Raumanzug aufschneiden, fentlieht auch bald die Erde erreichen und diese dich in den Induktionswinden rösten. Aber für hun­ Müllhalde in die Luft sprengen wird. Das Kraftfeld derttausend pro Pfund? stellte etwas mit dem Meteor an, fragt mich nicht, Besser als in den Armenvierteln der Erde ist es auf was und wie und wodurch, aber es funktionierte, es Belsazar allemal. funktionierte verdammt gut, und mit einem Mal war Und diese Risiken kann man·abwägen, man kann aus der Eisen-Nickel-Verbindung Soltonium gewor­ sich teilweise dagegen schützen, Vorbereitungen den. treffen. Aber der Staubsee, wo man blind, taub und stumm Magie? Oder ein Wunder? Zufall oder ein super­ zugleich ist? Nur Narren verlassen den festen Boden physikalischer Prozeß? Spielt das eine Rolle? und stürzen sich in diese Brühe-nach zehn Metern Ist das wichtig?" hättest du die Orientierung verloren und würdest Rolff betrachtete den Staubsee. "Ihr wißt, daß das langsam und genußvoll ersticken. So wie Treshure, Soltonium so wertvoll ist, weil es eine Menge seltsa­ Morlasky, die Gruppe Stertz und Dutzende andere." mer Dinge mit der Gravitation anstellt. Und der in Kiyunati hob abwehrend die Hände. "Nein, danke, tausend Splitter zerplatzte Brocken in diesem Me­ danke, das ist nichts für mich. Dann begnüge ich teorkrater bildet da keine Ausnahme, zumal er wirk­ mich eben mit zweihundert- oder dreihunderttau­ lich sehr, sehr viel Zeit hatte, bis wir Belsazar ent­ send Werteinheiten und lebe noch einige Dutzend deckten. Jahre, und wenn's auch nur auf der Erde ist. Mit dem Eine oder zwei Millionen Jahre, nicht wahr, Kiyu­ Soltonium, das wir hier aus dem Boden graben und nati?" der Gesellschaft für gutes Geld verkaufen, kommen "Ja", antwortete Kiyunati spröde. wir auf d~r Erde ganz gut zurecht." "Du hörst es, Gersson", gestikulierte Rolff. "Das "Die Erde! Die Erde!" Rolff schnaufte empört. "Ich Soltonium zerpulverte Felsen und Erz, den Boden pfeife auf die Erde! Fünfunddreißig Jahre habe ich und die Gebirge. Übrig blieb Staub - ein See aus auf ihr verbracht, auf den Straßen, in der Gosse, in schwarzem Puderzucker. Rauch und Dreck; stellt euch vor: Fünfunddreißig Und der Teufel soll mich holen, wenn am Grund Jahre meines Lebens nur Armut und Haß, keine Ar­ des Sees nicht ein Vermögen aus reinem Soltonium beit, kein Geld, immer zu wenig von allem, keiner, darauf wartet, von ein paarentschlossenen Männern den es wirklich interessierte, ob ich da oder schon gehoben zu werden!" irgendwo verreckt war. Stellt euch das einmal vor. Kiyunati zuckte die Achseln, nahm den schaufel­ Wißt ihr, wie es in Europa zugeht? Ihr müßt es wis­ artigen tragbaren Detektor wieder zur Hand und sen, denn die anderen Kontinente unterscheiden ging langsam in Richtung Kratermittelpunkt "Du sich nichtviel davon, abertrotzdem werde ich erzäh• fantasierst, Rolff", erwiderte er gelassen. "Gut, gut, len, woran ich denke, wenn man von der Erde es ist durchaus möglich, daß ein großer Teil des spricht. Schauers zwischen den Staubmassen begraben Da gab es früher Städte, kleine, weit voneinander liegt, aber wie willst du das Zeug bergen? Hinein­ getrennte Megalopolen, Lissabon, Rom, Paris, Wien marschieren? Ja? Frohen Mutes in die Tiefe stei­ und Berlin, aber, verdammt, die Namen werden euch gen? Oder denkst du an ein Tauchboot? nichts sagen. Ihr kennt nur I}Och eine Megalopole, Der Staub und die Ausstrahlungen des Solto­ diesen Kraken aus Beton, Stein, Glas und Plastik, n i ums reflektieren alle elektromagnetischen Wellen; dessen Arme vom Atlantik bis zum Ural, von der kein Infra- oder Ultrarotlicht, kein Radar, kein Echo­ Nordsee bis zum Mittelmeer reichen. Jeder Ort sieht lot, kein Laser und keine Neutrinos kommen durch aus wie der andere, nur hier und da, abgeriegelt, um­ die Suppe bis an die Oberfläche. mauert, bewacht, gibt es ein paar Tupfer Grün, um Rechner? Zufallscomputer? Tiefenmesser? die herum die Villen der Vermögenden, Wichtigen, lonendetektoren? Sämtliche Meßergebnisse Bestimmenden stehen, aber sonst siehst du nur werden verzerrt, Denkprozesse und Programme der einen Wohnturm neben dem anderen, Straßen und Elektronengehirne gestört. Korridore, die ständig belebt sind, Fabriken, die vier­ Aus welchen Gründen, meinst du, verzichtet der undzwanzig Stunden lang hämmern und rattern und Belsazar-Schurf-Trust auf den Einsatz von Arbeits­ zischen und dampfen, überfüllte Geschäfte, robotern und erlaubt Leuten wie uns, sich als freie schmutzige Gehsteige, Menschen, Menschen, Prospektoren zu betätigen, zu Bedingungen, die Menschen, keine Sekunde Ruhe, Einsamkeit, und Tausende von den Slumbewohnern der irdischen weiter unten, in den Kelleretagen der Wohntürme Städte vierhundert Lichtjahre hinaus in den Weit­ und in den vielen Slumgebieten ist all das noch viel raum gelockt haben? schmieriger, lauter, stinkender, überfüllter, entsetz­ Aus Fürsorglichkeit? Wohlwollen? Generösität? licher. Unsinn! Roboter funktionieren auf Belsazar nicht, Das ist Europa. Und dann willst du zurück zur normale Arbeiter würden in dieser Umgebung - Erde? Wohin, Kiyunati, wohin? Erdbeben, Luftleere, magnetische Stürme und was Eine andere Megalopole? Briton? Nipponia? Ja? weiß ich!- keine großen Ergebnisse erzielen. Was Möchtest du zurück in die Straßenschluchten von blieb also übrig? Ja, wir Prospektoren, die auf Provi­ Nipponia? Siebzig Millionen Menschen eng zusam­ sionsbasis schürfen! Für jedes Pfund Soltonium mengedrängt, so daß du den Schweiß jedes Einzel­ hunderttausend Werteinheiten. nen riechen kannst? Zurück zu dem Lärm der Bei diesen Summen lohnt es sich schon, einige Stahlwerke? Zurück zu den Schreien der Hungern­ Entbehrungen in Kauf zu nehmen, Tag für Tag, Jahr den, Kranken, Verrückten? Und zur Angst vor dem für Jahr durch diese Wüste zu laufen und ab und zu Tod in den unterirdischen Fußgängerzonen? einmal etwas zu riskieren. Wir sind hier, um viel Geld Möchtest du das alles noch einmal erleben, so zu verdienen, auch wenn es gefährlich ist. Belsazar lange, bis du verfault und zu Dünger verarbeitet Lendenschurz und Steinaxt in den gottverlassenen bist? Sümpfen irgendeines Hinterwäldlerplaneten auf der Aber vielleicht hast du vor, nach Amerika zu Jagd nach wilden Kaninchen! gehen, an die Westküste, wo die Sperrgebiete sind? Ein Witz! Eine Zote! Da rate ich ab, Kiyunati, ich rate dir ernsthaft ab, Kiyunati stand unten im Krater, wedelte mit dem denn es ist nicht angenehm, ununterbrochen einen Detektor und sah hinauf zu Rolff. "Du solltest ein Strahlenschutzanzug zu tragen. Die Unfälle damals, wenig rücksichtsvoller sein", riet er sanft. "Niemand weißt du ... Vierhundert Jahre sind eine kurze Zeit­ zwingt dich, so wie Gerssen zu denken. Du kannst spanne, .~om Standpunkt der Radioaktivität gese­ machen, was du willst, aber verlange nicht von uns, hen ... so zu handeln, wie du." Kiyunati blieb stehen, tastete mit dem Detektor Rolff befingerte den Vibrohammer und blieb das Kratermaterial ab. "Du redestwieeinAbweichler stumm. Rolff", stellte er spöttisch fest. "Dabei ist doch allge­ "Was macht es schon", fragte Kiyunati, "wenn mein bekannt, daß es in Australien und Zentralafrika Gerssen die zivilisierten Planeten satt hat? Selbst noch genug Platz für Leute mit Geld gibt. Glimmer ist nicht das Paradies. Und soviel Solto­ Reine Luft, so klar, daß du deine Lunge bis zum nium können wir gar nicht schürfen, daß wir in die Bersten mit frischem Sauerstoff füllen kannst und Kreise hineinkommen, die dir wahrscheinlich gefal­ keine Rußflocke dein Hemd zerfrißt Und man sagt, len. die Grundstücke dort seien so groß, daß die Häuser Selbst wenn jeder von uns fünf Millionen Wertein­ hundarte von Metern voneinander entfernt liegen! heilen herausbekommt und alle anderen Unkosten Und Flüsse, noch nicht überbaut, mit Wasser, das davon bereits abgezogen sind - was sind schon nicht stinkt! Ist das nichts, Rolff?" fünf Millionen für jene, die von Geburt an mit golde­ Gerssen räusperte sich. "Warum streitet ihr nen Löffeln gefüttert werden?" euch?" fragte er. "Es ist doch gleichgültig, ob wir "Nicht viel", gestand Rolff. "Aber du verstehst später nach Glimmer oder zur Erde gehen. Finden wir genügend Soltonium, dann stehen uns alle Wege mich nicht, Kiyunati. Mag sein, daß diese fünf Millio­ offen. Wir können sogar fort von allem! Man baut nen für andere nicht mehr wert sind, als ein Haufen schon Schiffe, die bis zum Mittelpunkt der Milch­ Dreck, aber es geht darum, was sie für mich bedeu­ straße fliegen sollen! Suchen wir uns einen Plane­ ten. Für mich! ten, zweitausend Lichtjahre weiter, einen, der uns Und mit diesem Geld, Kiyunati, mit diesern Geld, gefällt und der nur uns gehört!" Gersson, kann ich ein Haus mieten, ein kleines, in "Man sagt, daß in den Plejaden ... " dem nur ich wohne, ob nun auf Glimmer oder Cen­ Rolff begann schallend zu lachen. Er saß auf dem tauri oder Ross, und ich kann miralldas kaufen, was Kraterrand, den Vibrohammer und einen Haufen ich schon immer wollte; Frauen, wie man sie sonst zerbröselter Felsbrocken neben sich, in dem unge­ nur auf Glanzpapier sieht; Mahlzeiten, die die Tisch­ fügen Raumanzug wie ein plumpes Stück Metall wir­ platten verbiegen und an denen man stundenlang kend, und er lachte, daß die Helmempfänger klirrten. schlemmen kann; Urlaubsreisen, jeden Monat, nach Gerssen blickte ihn schweigend an. Aldebaran oder Eridani; Flugleiter und teure Klei­ "Hat man Töne!" kicherte Rolff, hieb mit derbe­ dung, Traummaschinen und Jagdausflüge und was handschuhten Faust in den mürben Boden, trat ge - weiß ich; und noch etwas, Kiyunati, etwas, das noch gen den Schutthaufen. "Ist das zu glauben? Kann viel wichtiger ist: Freiheit, das zu tun, was ich will." das wahr sein?" Er schüttelte sich vor Belusti­ "Und was willst du?" warf Gerssen ein. gung, steril.mte die Arme in die Hüften, bog und Rolff erhob sich ächzend. "Du wirst schon sehen", wand sich. antwortete er. "Du wirst es noch rechtzeitig erfah­ "Was erheitert dich denn so?" fragte Gerssen fin­ ren!" ster. "Ich verstehe nicht, was es da zu lachen gibt! Nicht weit entfernt, im Süden, wo die sanft geneig­ Eih Schiff ist gar nicht einmal so teuer, wie man te, kratergepunktete Geröllebene in einen Wald immer denkt. Wir brauchen ja keines ;?:U kaufen, sondern uns nur eines von den großen Raumflugge­ spitzer Felsnadeln überging, quollen aus unzähligen sellschaften zu mieten, mit einer Flugbesatzung und Spalten fette Fontänen grünlichen Gases und zer­ genügend Ausrüstungsgegenständen und ..." stäubten in derdünnen Tiefdruckatmosphäre Belsa­ "Und?" äffte Rolff nach. "Ab nach den Plejaden, zars. Für einen kurzen, erschreckenden Moment eh? Auf irgendeiner lächerlichen Weit landen und wurde Rolff an Nebel erinnert, der über den Boden den Rest des Lebens in der freien Natur verbringen? kroch und sich feuchtkalt auf die Haut legte. Und mit deinen Werteinheiten wischt du dir den Hin­ Er fröstelte. tern ab! Ist es das, was du dir erträumst?" "Was hast du daran auszusetzen?" brummte Belsazars Sonne - ein fader Klecks aus kaltem Gerssen beleidigt. "So übel stelle ich mir das gar Feuer- arbeitete sich mühsam am Himmel hinauf nicht vor. Man ist sein eigener Herr, niemand, derbe­ und überschüttete die Kraterlandschaft und den un­ fiehlt, alle Probleme werden lösbar, wenn ·man ruhiger werdenden Staubsee mit einem ungewis­ seinen Kopf anstrengt und nicht mehr Furcht haben sen, diffusen Licht. Die Sonne war ein weißer, kraft­ muß, von anonymen Mächten bedroht zu werden, loser Zwerg, der seinen Brennstoffvorrat bereits fast und man bekommt wieder das Gefühl, daß man lebt, völlig verbraucht hatte und nun dem Schwerkraft­ menschlich lebt, so, wie es sein sollte . . ." kollaps entgegendämmerte; gleichgültig und abge­ "Ach, halt dein Maul! Halt dein verfluchtes Maul!" klärt, aber hin und wieder auch mit seiner mächtigen schrie Rolff unbeherrscht. "Ich wünschte, du wärst Gravitation nach Belsazar tastend, als wolle er den auf der Erde verreckt! Man male sich das aus! Man Planeten warnen und ihn zur Flucht ermuntern. stelle sich das bildlich vor: Robinson Gersson, mit Rolff lauschte auf das emsige Summen des Kühl- aggregates, vernahm die keucnenden Atemzüge hindern, endlich zu Geld zu kommen!" Gerssons und Kiyuriatis, die am gegenüberliegen• "Seid doch endlich still!" bat Gersson. "Es hat kei­ den Kraterrand ein tiefes Loch gegraben hatten und nen Zweck, uns zu streiten. So kommen wir nie zu eine Gesteinsprobe nach der anderen dem gefräßi• einem Ergebnis. Außerdem, die Zeit läuft uns fort ... " gen Analysator zuwarfen. "Er hat recht", bekräftigte Kiyunati. "Sparen wir "Wieder nichts! Zur Hölle damit!" schimpfte Kiyu­ unsere Kräfte für lohnendere Dinge!" nati. Seine Stimme klang rauh und kratzig, so, als Rolff schwieg und zerschmetterte mit dem Vibro­ habe er den Staub geschluckt, den Rolff mit jedem hammer einen faustgroßen Erzbrocken. Schlag seines Vibrohammers von dem Erz ab- _isprengte. "Es ist zum Verzweifeln! Seit einer Woche "Ein schönes Grab", sagte Kiyunati ironisch. nurtaubes Gestein! Wie sollen wir jemals der Gesell­ schaftunsere Ausrüstung zurückzahlen? Wenn das "Und so gewaltig! So groß! So schwarz!" Der Glanz so weitergeht, dann bekommen wir noch diesen -­ der Sonne spiegelte sich auf der Oberfläche seines Claim entzogen!" Raumanzugs, so daß er da:s Aussehen eines grotes­ Rolfffühlte dumpfen Zorn in sich aufsteigen. "Und ken Riesenkristalls bekam. wenn schon!" schrie er. "Was bedeutet eine Woche, Gerssan hielt sich etwas abseits und überprüfte ein Monat, ein Jahr für die Möglichkeit, reich und frei die Winde des Allzweckfahrzeugs; eines plumpen, zu werden? Was macht es schon, wenn wir schwit­ schweren Panzerwagens mit sechs straffgepumpten zen und schuften und uns krank und krumm arbei­ Ballonreifen und einer geschlossenen Kabine, ten, aber dafür den Rest unseres Lebens genießen hinter der die leere, blankpolierte Ladefläche lag. können?" Rolff klinkte das Seil in die Gürtelhalterung seiner Die Macht seiner Gefühle zwang ihn, sich zu erhe­ Montur ein und zog heftig an dem Kunststoffstrang. ben und hin und her zu gehen. "Befiehlt dir jemand, Befriedigt nickte er. Das Seil hielt. hierzubleiben, Kiyunati? Hält dich jemand fest? Hast Gerssan blickte auf die Kontrolldioden an seinem du keine andere Wahl? geblähten Ärmel. "Wir sollten uns beeilen", drängte Verschwinde! Hau ab! Hau bloß ab! Steig doch ins er ungeduldig. "Der Sauerstoffvorrat schmilzt rapi­ nächste Schiff und fliege zurück zur Erde, wo du de, und wenn die Geräte nicht durch das Soltonium dich von mir aus im Beton von Nipponia festbeißen dort unten im See gestört werden und man ihnen kannst! Aber sprich nicht weiter! Rede nicht mehr trauen kann, dann ziehtein heftiger Induktionssturm über Dinge, die du nicht verstehst! herauf. Geh mir aus den Augen! Du widerst mich an!" Rolff, willst du nicht besser warten, bis ... " Rolff zitterte, und sekundenlang beschlug die "Nein", unterbrach Rolff knapp. Rundung des Plastikhelms unter der Hitze seiner "Aber ich meine doch nur ... " schwitzenden Haut, ehe die Klimaanlage wieder für "Ich habe Nein gesagt!" erinnerte Rolff heftig. freie Sicht sorgte. "Kiyunati lachte ärgerlich. "Laß ihn in Ruhe, "Schon gut! Schon gut!" murmelte Kiyunati. "Tut Gersson, verschwende nicht deine Kraft! Er ist ver­ mir leid, Rolff, tut mir ehrlich leid! Ich wollte nicht, rückt, völlig verrückt und wenn er unbedingt in sein daß du ... " Verderben rennen will, bitte, das ist seine Sache. Ich "Es tut dir leid?" fragte Rolff fassungslos. "Es tut werde ihn nicht daran hindern." dir also leid? Weißt du überhaupt was du sagst? "Sehr weise von dir!" spottete Rolff. "Und im übri• Seit Tagen schon läufst du ziellos mit dem Detek­ gen; wenn ihr genau das tut, was ich euch gesagt tor in der Gegend herum, ohne System, ohne Plan, habe, dann braucht ihr euch auch keine Sorgen zu ohne . Überzeugung, gelangweilt, angewidert, be~: machen. quem, schwingst kluge ·Reden und versuchst uns Ist bei dir alles bereit, Gersson?" weiszumachen, was wir tun müssen, um das Solto- "Ja." Gerssons Stimme klang dünn und verzerrt; niurh zu finden! Und yvir? Und wir? · ' eine Folge des nahen Staubsees mit seinem Solto­ Gerssons Arme schmerzen von der Anstrengung niumgehalt. Selbst hier am Ufer konnte Gerssan die die es bedeutet, die Lasersäge zu halten u.nd zu be­ ruckartigen Stöße und das seltsame Zerren fühlen, nutzen, daß sie nicht ausgerechnet das, zerschnei­ mit dem die Schwerkraft an seiner Schutzpanzerung det, was wir so dringend suchen! SeineAugen bren­ nagte, und dann und wann schien der Boden unter ihm wegzuspringen, zu rollen und zu beben- ein nen von der,1Helligkeit der Strahlenschneide, sind fast blindgeglüht gespenstisches Ballett hochgewirbelter Erdkrumen. Meine Han9- da, diese! -+-meine Hand ist !ahm Das Allzweckfahrzeug hatte massive Klammern vom Hämmern, vom Wühlen im Staub, meine Ohren ausgefahren, deren stählerne Zähne sich tief in sind taub vom Schweiß und mein Kopf schmerzt von den Boden wühlten und verhinderten, daß der ge­ deinem Gemurmel! panzerte Wagen von den unvermittelt auftretenden Aber es tut dir leid! Immerhin! Immerhin!" Schwerkraftschocks umgeworfen oder davonge­ "Hör auf damit, deine Wut an mir auszulassen!" trieben wurde. verlangte Kiyunati schroff. "Denkst du, wir bemer­ Ein neuer, diesmal stärkerer Stoß. Rolff stolperte, ken nicht, wie du Tag für Tag immer unzufriedener, hielt sich mühsam am Seil fest. bösartiger, streitlustiger wirst? Nun gut, ich verstehe Kiyunati musterte ihn besorgt. "Ich hoffe, du bist es, bin dir dafür nicht gram. Mir gehen die ewigen dir darüber im Klaren, daß dort unten"- er deutete Fehlschläge auch auf die Nerven! Du hast es jage­ auf die mattschwarze Oberfläche des Staubsees­ hört! Aber das ist noch lange kein Grund, hier her­ "noch ganz andere Verhältnisse herrschen." umzuschreien und mich oder Gerssan zu beleidi­ "Die Beschichtung des Raumanzugs wird das gen, als wären wir deinesklavenoder würden dich Ärgste von mir fern halten", versicherte Rolff über- zeugt. "Hauptsache, ihr hievt mich nach spätestens Kiyunati ihn wieder hinaufziehen. Nein, kein Grund, einer halben Stunde wieder hoch." Er straffte sich. sich Sorgen zu machen! Kein Anlaß zu zweifeln. "Beginnen wir!" Und wenn er Glück hatte ... Kiyunati gesellte sich zu Gersson, der die automa­ Ein Ruck! Knochenreißend, gedankensplitternd. tische Winde bediente. "Viel Glück!" wünschte er Rolff wurde durcheinandergeschüttelt, fühlte, wie leise. das Seil sich spannte, straffte, etwas an seinem Un­ Rolff hob dankend die Hand und näherte sich dem terleib zog, und er betete und flehte, daß die Ab­ Ufer, ein wenig unsicher, ein wenig taumelnd, wenn schirmung seiner Raummontur ihn vor den tödli• eine unsichtbare Faust gegen seine Brust hämmer• chen Gewalten der manipulierten Schwerkraft te, ein substanzloses Etwas ihn zu zerreißen drohte schützen würde. Undeutlich spürte er, wie der Staub oder der Boden sich aufwölbte; fühlbare Emissio­ in seiner Umgebung in Bewegung kam, wie der nen jener Konzentration reinen Soltoniums dort Druck der feinkörnigen Masse sich verringerte. unten im See, das blindwütig mit der Gravitation Rolffs Herz klopfte hart und heftig. spielte und in gewissen Phasen, sobald Belsazars Hatte das etwas zu bedeuten? Waren die Schwer­ Sonne sich krümmte und zuckte, Gebirge zermahlen kraftschocksein Zeichen dafür, daß sich ganz in der konnte. Nähe ein größerer Brocken Soltonium befand? Der feine Staub schlängelte sich wie ein lebendes ABER ER KONNTE NICHT SEHEN, NICHTS Wesen an Rolffs Beinen empor, erreichte die Ober­ HÖREN, ER KONNTE NUR WARTEN UND AUF schenkel, dann den Bauch, die Brust, den Hals dann EINEN ZUFALL HOFFEN. Überall der schwarze, rußige Staub. Überall Nacht. SCHWÄRZE Und Rolff sank tiefer, langsam, ruckartig, aber er sank. Nacht, Dunkelheit. Eine finstere Wand, undurch­ Seine Atemzüge, so stellt er mit einem Anflug von dringlich für Rolffs Augen, massiv und erdrückend Nervosität fest, gingen schnell, zu schnell. Er mußte wirkend. Beängstigend. sich beruhigen) seine Beherrschung wahren! "Rolff?" knarrte es aus dem Helmempfänger. Dann ein Stoß, ein heftiger, schmerzhafter Schlag "Rolff?" gegen die Schulterblätter, und er bemerktetrotz der "Ja?" krächzte Rolff, räusperte sich, um seiner Dunkelheit, wie er abtrieb, sich zu drehen begann, Stimme Festigkeit zu verleihen. "Alles in Ordnung, kreiste, schneller und schneller rotierte, schneller, alles in Ordnung!" schneller, schneller, und ihm wurde übel, sein "Rolff? Melde dich! Warum sagst du nichts?" Magen revoltierte, pumpte saure Flüssigkeit in seine "Ich sagte, es ist alles in Ordnung!" wiederholte Mundhöhle. Rolff laut. ES TAT WEH! Kiyunatis Stimme wurde leiser. Aus weiter Ferne ES VERWIRRTE IHN! drang sie an Rolffs Ohr. "Verdammt, Rolff, du sollst Erneut ein Stoß, erneut ein Schlag. dich melden!" Ich hatte recht! hüpften seine Gedankentrotz der "Kiyunati!" brüllte Rolff, bewegte angestrengt sei­ Schmerzen, trotz der Angst, des Grauens. Der ne Arme durch .den sirupdicken Staubbrei, tastete Staubsee war voll Soltonium! Hier irgendwo, ganz sich zu den Kontrollen des Funkgerätesam Helman­ nah, so nah, daß die Schwerkraftschocks, die das satz empor, stellte den Sender auf höchste Abstrahl­ Soltonium aussandte, sogar die dicke, fette Schutz­ leistung. "Kiyunati, verstehst du mich?" schicht seiner Montur durchbrachen. Keine Antwort. "Kiyunati! Gersson!" Seine Eine tiefe Furcht erfaßte Rolff, während er sich Schreie dröhnten in der Enge des Raumanzug­ drehte, immerzu, immer rascher, immer schmerz­ helms.! hafter: Was geschah, wenn es zuviel Soltonium Stille. war? Wenn es ihn zerfetzte, wie ein Stück Papier ... "Versteht ihr mich? Könnt ihr mich hören? Ant­ Das Seil straffte sich, rüttelte heftig an der Veran­ wortet!" kerung. Nein, sie konnten ihn nicht empfangen - der Hoffentlich hielt es! Hoffentlich riß es nicht! Hof­ Staub, das Soltonium ... Er war abgeschnitten, auf fentlich! Hoffentlich! sich angewiesen. Allein. Nur das dünne, aber dafür Rolff wirbelte durch die Nacht, wirbelte und würg• feste, dafür unzerreißbare Seil verband ihn noch mit te, und vielleicht schrie er auch, aber er war sich der Oberfläche, mit dem Leben; eine künstliche Na­ dessen nicht so sicher, denn aus seinen Ohrempfän• belschnur, die ihm inneren und äußeren Halt verlieh. gern drang grelles Pfeifen, betäubte seinen Gehör• Eine Welt aus Staub, aus Finsternis und Stille. sinn, verwirrte die Gedanken. Rolff erinnerte sich an einen Begriff, den er ir­ Und gendwann, irgendwo einmal gehört hatte: Sensori­ PLÖTZLICH RISS DAS SEIL. sche Deprivation ----:abgeschnitten von allen äuße• Rolff spürte es ganz deutlich: Wie es knirschte, ren Eindrücken, reduziert auf die eigene Person ... protestierend ächzte, sich dehnte, dehnte und ZER­ Wie tief? dachte Rolff. Wie lange? RISS. Viele Meter konnten es nicht sein, dafür war die Haltlos kreiste Rolff durch die aufgewühlten Zeit zu kurz, die er in der Brühe schwamm, oder­ Staubmassen, an tausend Stellen mit Blutergüssen woher konnte er wissen, daß sein Zeitgefühl ihn überzogen, die ihm die pulsierende Schwerkraft zu­ nicht trog? gefügt hatte. Ärgerlich vertrieb er die Gedanken. Es war gefähr• Rolff begriff: Ich bin verloren. Verloren im Staub. lich, sich selbst zu verunsichern. Und im Übrigen• Eine lebende Leiche, so lange denkend, bis die nach einer halben Stunde würden Gerssen und Sauerstoffzufuhr erstirbt. "Gersson!" kreischte Rolff. "Kiyunati!" Oben am Himmel, dort, wo die schwache Ozon­ Hysterisch! dachte er betroffen. Ich werde hyste­ schicht der Atmosphäre die kosmischen Strahlen fil­ risch! terte, glühten gezackte, wie Blitze wirkende Licht­ Um ihn herum die Finsternis. bahnen, ein Netz wetterleuchtender Spinnfäden, die Und er traf mit seinem Rücken auf irgend etwas jedesmal, wenn die kleine weiße Sonne unter einer Hartes, Festes, auf einen Fremdkörper im Staub, und lautlosen Eruption scheinbar an Größe gewann, an­ es zerschmetterte ihm fast die Wirbelsäule, so daß er schwollen, hin und her huschten, sich teilten, ver­ hell aufschrie und die Tränen aus seinen Augenhöh• banden, knotige Verdickungen bildeten. len spritzten und sein Gesicht sich verzerrte. Aus Hier und da trat der Staubsee über die Ufer und einem unbewußten Antrieb heraus klammerte er turmhohe Wellen fauchten über die Ebene, ergos­ sich mit aller Kraft an das unsichtbare Etwas, das sen sich in die Meteorkrater, über die Geröllhalden ihm ein Gefühl der Sicherheit verlieh, und während und flachen Hügel. seine Arme sich verzweifelt um die feste Substanz "Wir müssen fort!" sagte Gerssan atemlos. "Wir schlossen, entstand ein greller, verzehrender Blitz in müssen augenblicklich verschwinden!" seinem Bewußtsein, löschte alles aus; Gefühle, An vielen Stellen schien der Boden zu leuchten; Ängste, Hoffnungen, Wünsche ... dort, wo sich größere Mengen Erzgesteins befan­ -den, das unter den Gewalten des Induktionssturms "Das Seil, Gersson!" brüllte Kiyunati mit schrek­ aufgeheizt wurde und die Erde röstete. kenverzerrtem Gesicht. "Es ist gerissen! Begreifst Das gepanzerte Fahrzeug schüttelte sich, sprang du, Gersson? Begreifst du, was das bedeutet?" plötzlich in die Höhe, bockte und bebte, ließ die bei­ Gerssan betätigte in verzweifelter Eile die Winde, den Männer hilflos stürzen. Der Lärm aus den Funk­ drückte den Daumen fest auf die Taste für den empfängern dröhnte in den Ohrmuscheln. Schnelldurchlauf, und das Seil glitt schlangengleich Mühsam zog sich Kiyunati an einer Verstrebung aus dem Staubsee, wickelte sich über die massive hoch, setzte sich in den Sessel vor das Steuerpult, Achse, und dann peitschte das faserige, zerfetzte betete, daß die Isolierungen des Wagens stark Ende gegen die Aufbauten, wurde mit jeder Umdre­ genug waren, dem Sturm zu wJderstehen, betätigte hung derWinde schneller und ließ das Allzweckfahr­ den Anlasser, und polternd erwachte der schwere zeug erzittern. Motor zum Leben, beruhigte mit seinen gleichmäßi• "Er ist tot", flüsterte Kiyunati. "Rolff ist tot, gen Geräuschen die angespannten Nerven. Gersson! Tot! Und ... wir haben ihn sterben lassen! Durch die breite Panoramasichtscheibe aus Pan­ Wir haben ihn nicht von seinem verrückten Plan zerglas starrte Kiyunati starrte Kiyunati auf den abgebracht. Wir sind schuld an Rolffs Tod! Wir, jetzt mehr denn je einem orkandurchwühlten Ozean Gersson, und niemand anders!" glich, einem Ozean aus pechschwarzem Wasser "Still!" herrschte ihn Gerssan an. "Sei still! Hörst oder heißem, verflüssigtem Teer, eine kochende du nicht?" Brühe. Kiyunati zitterte, starrte Gerssan benommen an, "Nein!" ächzte Kiyunati. "Nein, nein, unmöglich!" begriff nicht, was er von ihm wollte. "Was ist?" frag­ Und doch entstand in diesem Augenblick nicht te er. "Sprich! Was ist?" weit vom Ufer entfernt in den wirbelnden Staubmas­ Aber das leise, zarte Zwitschern in seinem Funk­ sen eine absurd ruhige Zone, kreisrund, mehrere empfänger gab ihm die Antwort; fast wie alte elek­ Dutzend Meter durchmessend, die die häuser• tronische Musik klang es, auf- und abschwellende großen Wellen niederrang, sie glatt und bewegungs­ melodiöse Töne, allmählich lauter werdend, näher los drückte, bis sich schließlich ein rotierender kommend, lauter und greller und heftiger, bis das Trichter gebildet hatte, ein gespenstischer Strudel, Zirpen und Schrillen undZwitschern in den Köpfen tief hinein in das Innere des See reichend, und aus der Männer pulsierte, ein metallischer, gefühlloser diesem eingedrückten Auge schoß ein staubrieseln­ Gesang, der die Gedanken zerstäubte, taub und der Metallbrocken hervor, groß wie ein Koffer, unre­ furchtsam machte ... gelmäßig geformt. "Der lnduktionssturm!" sagte Kiyunati entsetzt, NEIN FLÜSTERTE KIYUNATI NEIN NEIN NEIN und seltsam, nicht einmal seine eigene Stimme daran klebte verkrümmt und geschrumpft eine konnte er mehr deutlich vernehmen. Gestalt in einem plumpen, faltigen Raumanzug. Der Staubsee begann zu brodeln; an zwanzig, hundert, tausend Stellen wölbte sich die eben noch flunderplatte Oberfläche, rü Ipste dicke Nebelschwa­ den in die Höhe, und für einen kurzen Augenblick fühlte sich Kiyunati in grotesker Weise an kochen­ den Kaffee erinnert, der unter der Hitze einer Herd­ platte sein Aroma widerwillig freigab. "Zurück!" schrie Gersson, ergriff Kiyunati am Arm und zerrte den vor Überraschung und Schrecken reglos dastehenden Mann in den Schutz des All­ zweckfah rzeugs. Riesige Staubwolken schwebten überden Boden, hüllten die Landschaft nahezu vollständig ein. Zit­ (J1 ternd bargen sich Gerssan und Kiyunati in der ge­ 00 panzerten Wagenkabine, blickten aus furchtsamen geweiteten Augen auf die chaotische Umgebung. II

lt;I 11 Für einen endlosen, entsetzlichen Moment hingen tonium herum, vorbei an Rolff, mit Tränen in den IF Ii das Metall und der Mensch über dem Staubsee, von Augen, schmerzenden Kiefermuskeln und zum Zer­ ;I I krachend niederzuckenden Blitzen umspielt, dann reißen gespannten Lippen, die unter den unentweg­ schnellte das bizarre Geschoß vorwärts, durchstieß ten Kicher- und Lacheruptionen zuckten und vi- eine massiv anzusehende Staubwand und prallte brierten. . nicht weit von dem Allzweckfahrzeug entfernt auf "Achthundert!" lachten Gerssan und Kiyunati. den Boden auf, der zu explodieren schien und sich "Achthundert Kilogramm Soltonium!" wand und schüttelte, so daß er sich nach und nach in UND DANN RECHNETEN IHRE GEHIRNE UND einen schüsselförmigen Krater verformte. ERKANNTEN, DASS DIE GESELLSCHAFT JEDEM "Rolff!" sagte Gersson. Sein Gesicht war grau wie VON IHNEN ACHTZIG MILLIONEN WERTEIN­ der Staub dort draußen. HEITEN PROVISION ZAHLEN MUSSTE, SO DASS Langsam beruhigte sich die tobende See, fiel wie­ SIE VON JETZT AN REICH UND FREI UND GLÜCK• der in sich zusammen, und auch oben am Himmel LICH SEIN WÜRDEN. verblaBten die Strahlbahnen, zerfiel das leuchtende Netz. DasAIIzweckfahrzeug rumpelte mit knirschenden Matt und erschöpft äugte Belsazars Sonne durch Stoßdämpfern über den Boden, umrundete Krater die Panzerglasscheibe. und Erdspalten, ächzte an Gesteinsverwerfungen "Ich habe ihn gewarnt!" stieß Kiyunati hervor. vorbei, und Kiyunati und Gerssan saßen hinter der "Ich habe es ihm gesagt! Er wußte, daß ein Induk­ Panzerglasscheibe, durch die sie weit vorn das ge­ tionssturm heraufzog! Aber er wollte nicht hören! waltige Rund der Station erkennen konnten, eine Er wollte einfach nicht hören!" golden glitzernde Halbkugel, auf der in riesigen Gerssan betastete unschlüssig die Lasersäge und Lettern starrte immer wieder auf das verkrümmte Bündel, BELSAZARSCHÜRFTRUST das vor ihm im sorgfältig zerpulverten Sand lag. zu lesen war. "Hätte ich doch nur geglaubt, daß er tatsächlich Gelassen fuhr der Wagen darauf zu. auf Soltonium stoßen würde!" fuhr Kiyunati fort. Kiyunati dachte: '"Ich hätte ihm sagen können, was solch ein Sturm Ein Haus auf Glimmer, direkt neben dem Mond­ anrichtet! Das Soltonium spielt dann verrückt, see, zwanzig, vierzig große Zimmer, Licht und Far­ Gersson, es zerquetscht, zerstört, vernichtet alles, ben, Musik, Berge von Kostbarkeiten, Gemälde an was sich ihm nähert. Doch wer konnte ahnen ... " den Wänden, Frauen, schön und großbrüstig, und "Es ist nicht unsere Schuld", unterbrach ihn ER auf einem breiten Bett, verwöhnt, geliebt, reich, Gerssan leise. "Rolff konnte selber denken. Es war frei, rundgeschlemmt, zufrieden und glücklich, mit einzig und allein seine Idee, und er hatte auch die Macht und Einfluß- Folgen zu tragen. Gerssan dachte: Nein, wir brauchen uns keine Vorwürfe zu ma­ Ein Schiff, zwischen den Sternen, weit draußen in chen. Sie bringen ihn nicht wieder zurück. Rolff ist der Milchstraße, devote Diener, anschmiegsame tot. Aber wir leben, Kiyunati! Wir leben!" Mädchen, die ihn streichelten und ihm alle Wün• Vorsichtig stieß er den farblosen, ungefügen Me­ sche erfüllten, bis der Planet, dieser eine, bestimm­ tallbrocken mit dem Fuß an, verspürte selbst durch te, im Fadenkreuz auftauchte, ein blühender Gar­ das isolierende Material des Raumanzugs einen ten, ein Paradies, mit frischduftenden Wäldern kri- festen, bösartigen Druck. stallklaren Gewässern - ' "Wir leben!" wiederholte er. "Und wir hatten am Ziel seines Lebens. Glück. Mehr Glück als Rolff, aber es war jene Ruhig summend näherte sich das Fahrzeug der Chance, auf die er lange gewartet hatte. Und er griff Station, die bald riesig urid erdrückend vor ihnen zu. Sein Pech, daß es ihn erwischte, wo er so knapp aufragte. Dort schlängelte sich die glattbetonierte vor dem Ziel stand." Rampe, an deren Ende das massive Tor der Schleu­ "Wieviel ist es?" fragte Kiyunati hastig. "Wieviel, se wartete. Gersson? Wieviel?" Ein merkwürdiges Gefühl bemächtigte sich Gerssan blickte zur Seite, studierte die Anzeigen Gerssons. Verwirrt warf er einen Blick auf Kiyunati, des Detektors. "Achthundert Kilogramm", entgeg­ der leise pfeifend hinter dem Steuer saß, mit leuch­ nete er, atmete tief durch, und er fühlte, wie sein tenden Augen und gestrafften Schultern, denn nun Herz heftiger zu schlagen begann und wie eine ent­ war er nicht mehr der arme Bittsteller, dem die Ge­ sp~nnte, allumfassende Leichtigkeit seinen Körper, sellschaft Ausrüstung und Lebensunterhalt vorfi­ se~ne Gedanken erfaßte, eine tiefe, fast schmerz­ nanzierte und deshalb Forderungen stellen, Befeh­ hafte Freude, ein völliger Triumph. "Achthundert le geben konnte, sondern er war nun Kiyunati, der Kilogramm Soltonium! Kiyunati, achthundert Kilo­ Prospektor mit dem Achthundert-Kilo-Fund, für gramm! Achthundert!" den man ihm und Gerssan einhundertsechzig Mil­ Kiyunati und Gerssan starrten sich an, fast un­ lionen Werteinheiten zahlen mußte. g~äub!g, noch zweifelnd, daß ausgerechnet ihnen Kiyunati, der Berühmte, Wichtige. d1eses unverschämte, ungeheuerliche Glück ver­ Die Unruhe in Gerssan wuchs. "Mir ist merkwür• gönnt war, und schließlich grinsten und lachten sie, dig zumute", flüsterte er. "Je näher wir der Schleu­ klopften sich schreiend vor Freude auf die. Schul­ se kommen ... " tern, umarmten sich, drehten sich im Kreis, tanzten "Lampenfieber", winkte Kiyunati spöttisch ab. und sprangen und sprangen und hüpften wie Ver­ "Das geht vorbei, wenn du erst einmal in Geld rückte am Ufer des Staubsees entlang, um das Sol- schwimmst! Warte, was die feinen Herren vom Trust für Augen machen, wenn wir ihnen das Soltonium vor die ge­ Gerssan schluckte und biß sich fest auf die Lip­ puderten Füße werfen und unsere Hände nach den pen. Ich bin ein Narr! schalt er sich. Achtzig Millio­ Schecks ausstrecken!" Er lachte. "Jetzt ist Schluß nen! mit den arroganten Bemerkungen, die sie jedesmal Das Allzweckfahrzeug rollte in die große, leere fallen ließen, wenn wir erfolglos zurückkehrten! Schleusenkammer, und das äußere Tor schloß sich Schluß mit dem höhnischen Pochen auf die Schul­ wieder. Zischend wurde Luft in den Raum gepumpt, den, die wir für die Ausrüstung bei ihnen aufneh­ so daß nach kurzer Zeit der Druckausgleich erreicht men mußten!" war und eine atembare Atmosphäre herrschte. "Anhalten!" preßte Gerssan plötzlich hervor. Pa­ "Gleich ist es soweit!" sagte Kiyunati und rieb nische Angst schnürte ihm die Kehle zu. sich die Hände. "Gleich ... " "Wie? Was?" Kiyunati musterte ihn besorgt. Ein heller, unerträglich greller Blitz blendete ihn, "Bist du verrückt geworden? Und ich dachte, das schwärzte sein Gesichtsfeld, aber die Helligkeit passiert immer erst, wenn man das Geld in den kam von innen, leuchtete hinter seiner Stirn. Er Fingern hat!" schrie und stöhnte, wimmerte vor Furcht, fühlte, Gerssan reagierte verwundert, daß seine Finger wie seine Gedanken zerbarsten, seine Vorstellun­ zitterten. "Es ... ist die Schleuse, Kiyunati. Ich ... gen verfaulten, seine Wünsche verbrannten. Es ich ... Wir dürfen da nicht hinein, Kiyunati! Auf war, als würde er von innen nach außen gestülpt, kßinen Fall! Wir müssen ... " wie ein nasser Handschuh, und es war ein wider­ · "Der Scheck!" sagte Kiyunati wegwerfend. "Na­ wärtiger, übelkeitserregender Vorgang, eine angst­ türlich, das ist es! Schuldgefühle, weiß du! treibende Metamorphose. Kiyunati spürte, wie ihm Rolff hat geahnt, daß er auf einen Schlag im der Schweiß ausbrach und irgend etwas Entsetzli­ Staubsee steinreich werden konnte und deshalb ches sich ihm näherte. alles auf eine Karte gesetzt. Sein Pech, daß es für UND DANN VERSTAND ER. ihn schiefgelaufen ist, doch achtzig Millionen ... "Mein Gott!" sagte Gerssan dafür lohnt es sich schon, zu sterben! DURCH DAS INNERE, AUSEINANDERKLAFFEN­ Und nun sind wirbeidedie Glücklichen, während DE SCHLEUSENTOR DRANGEN DIE AUFSEHER, Rolff tot in einem Meteorkrater liegt. Aber die gehen DIE DAFÜR ZU SORGEN HATTEN, DASS DIE ZU­ vorbei! Glaube mir! Wenn erst das Geld ... " RÜCKKEHRENDEN ARBEITER NACH ERLÖSCHEN Der Wagen stoppte. Kiyunati wartete. DES HYPNOTISCHEN BLOCKS UNVERZÜGLICH Was ist nur mit mir? fragte sich Gersson. Da vorn WIEDER IN IHRE SEPARATEN AUFENTHALTSRÄU­ warten achtzig Millionen auf mich! Achtzig Millio­ ME ZURÜCKGEFÜHRT WURDEN, DENN MANCHE nen! Achtzig Millionen! WAREN SEHR ENTTÄUSCHT, WENN DIE ILLUSION Langsam, gemächlich öffneten sich die Schleu­ VERSCHWAND, UND NICHT SELTEN WURDEN sentore. DADURCH WERTVOLLE ARBEITSKRÄFTE VOR­ ÜBERGEHEND UNVERWERTBAR. 1. Wenn er losgeht, dann: wohin und Aus diesem Grunde zum Mythos ge­ hungszeit, vielmehr darüberhinaus zur wozu? Denn inzwischen sei er sein ei­ worden, können wir trotz oder vielmehr Realität des gesellschaftlichen Stadiums, gener Herr geworden, habe er sich los-·,, gerade weger seiner Faszination, die er in dem er fest im Sattel sitzt. gerissen von den Fesseln wohlbedach- 1 ausstrahlt, konkretes entdecken. My­ Die Figur des Golems, ein Mythos? ter Bestimmung. Nun irre er, plump / thos nährt sich ja aus Konkreten, aus Nicht ein einzelner nur, sondern als sol­ und monströs, eher taumelnd als dun­ Gesellschaftlichem, und gerade die ge­ cher ein ganzer Komplex von Vorstel­ kel und fest einherstampfend, durchs 1 sellschaftlichen Bedingungen, denen die lungen, Wünschen und Schrecken, die Leben, das ihm keines ist. Menschen als Noch-E.ntfremdete unter­ sich in unserer eigenen- eigenen?­ worfen sind, produzieren in menschli­ Wirklichkeit zumindest noch behauptet Die Existenz jenes Nicht-Menschen, den chen Hirnen jene Gespinste aus Nicht­ haben, ja vermehren, aber nunmehr als der Rabbi Löw des Prager Judenviertels wissen, Ungewißheit und Aberglauben, hohle Popanze mit dem lächerlichen in mittelalterlichen Zeiten mit kabbali­ durch die sie kommenden Geschlech­ Glanz der Talmiwelt zu prunken versu­ stischen Mystizismen ins hiesige Jam- 1 tern die quälende Dumpfheit ihres chen. mertal gesetzt haben sollte, auf daß er Seins übermitteln. Die metaphysische Was für die Fiktion des Golems funda­ der Gemeinde ein frommer und gehor­ Faszination des Mythos ist deshalb mental ist, hat menschliches Denken samer Diener und Gehilfe sei, ist nie zu· transzendent zur Wirklichkeit und seit jeher aufs Angestrengteste beschäf- beweisen gewesen. .\ nicht. nur zur Wrrklichkeit- seiner Entste- - tigt: ~eib und Seele, Körper u~_g. Q~~s~ Sein und Bewußtsein. Materie und Idee .tanischen Bourgeois ist die historisch im Kopfe der Poeten noch zu haben. als eins sehen können, den Schöp- logische Folge. Eine andere Losung - Es war nämlich keineswegs die Freiheit fungsvorgang vom metaphysisch-göttli- der Erfolgreiche ist Gott wohlgefällig! - des Manufakturarbeiters, keineswegs eben Prozeß zum menschlich-konkre- charakterisiert ein fortgeschritteneres seine Gleichheit, und Brüderlichkeit mit ten vergegenständlichen lautete seit Studium des Aufschwungs bourgeoiser dem Bourgeois gab's zwar noch ein alten Zeiten der Wunschtraum. Beim Produktionsverhältnisse, und den Apo- Weile, doch das gab sich bald. Es war Traum allerdings ist es nicht geblieben. logeten erscheint es ordinär und nicht die Freiheit der ungehemmten Prosperi- Marx und Engels folgten auf Regel und sehr fein, erinnert man, daß diese Lo- tät, die Gleichheit des Bourgeois mit Feuerbach, was nicht heißt, daß kein sungen öfters als zuweilen als Schlacht- seinesgleichen, auf die zunächst großer Träumen mehr sei. Das Handeln war rufe im Getümmel neuer Absatzmärk- Wert gelegt wurde, die Brüderlichkeit revolutionärer, fegte überkommene ge- te tönten. im Kampf gegen die feudalen Reste. seilschaftliehe Verhältnisse hinweg, um Aber der Versuch, den Golem als will- Das Motiv der Vermenschlichung des neuen, gezeugt von eben jenen, den fahriges Objekt zu gebrauchen, sei ja Schöpfungsvorgangs wandelte sich ent- ihnen gebührenden Platz zu verschaf- gescheidert. Kein Schlachtruf, höch- sprechend. Der aufgeklärte Bürger des fen und zu sichern. Aber die Überwin- stens Laute des Schreckens. Freilich ausgehenden 18. und beginnenden 19. dung der alten, überkommenen, reak- war's für solCh Propaganda des bürgerli- Jahrhunderts hielt nur mehr wenig von tionären Verhältnisse, in denen der chen Vorwärtsdranges auch noch nicht Magie, die Möglichkeiten aufstrebender Mensch ein erniedrigtes, ein geknechte- Zeit, denn die Entwicklung der kapitali- Wissenschaften faszinierten ihn statt tes, ein verlassenes, ein verächtliches stische Produktions- und Verkehrsver- dessen um so mehr. In geheimnisum- Wesen ist, wie Marx sagt, ist für uns, hältnisse hatte eben erst begonnen. Im witterten Laboratorien wägen Homun- die wir in der imperialistischen Klassen- Überbau, in der weltanschaulichen Ka- culusmacher die Ingredienzien des Le- gesellschaft des Monopolkapitals zu le- tegorie, in der Philosohie behauptete bens, und die Produkte der Phiolen ben scheinen, noch zu leisten. Hierfür der mittelalterliche, feudalistische Idea- und Gefäße brauchen keinen höhem haben wir das Instrumentarium des lismus seine Stellung noch fast unange- Geist. Die Faustsehe Frage nach dem, Marxismus-Leninismus, das uns nicht fochten. Fast, denn schon läuteten die was die Welt im Innersten zusammen- in den Schoß fällt, sondern in täglicher Totenglocken den Untergang der feuda- hält, wird dadurch zwar nicht beantwor- Praxis erworben sein will. Iistischen Klassengesellschaft ein. Die tet, Wesen und Verhalten des Homun- Die Analyse der bürgerlich-kapitalisti- neue Klasse drängte nach oben, und die culus aber lassen dem Streber nach We- sehen Gesellschaft durch den wissen- Fugger und Weiser praktizierten nicht sentlichstem die Hoffnung des Anfangs. schaftliehen Sozialismus löste die Träu- nur ganz neue Methoden des Handels Gleichzeitig fast schrieb die Mary Shel- me des utopischen Sozialismus von ei- und Wandels, sie suchten sich auch der ley ihren FRANKENSTEIN ODER nem menschenwürdigen Dasein ab und lästigen Lehren und Institutionen höfi- DER NEUE PROMETHEUS. Der gab Möglichkeit zu erkämpfen, was nur scher Herrschaft zu entledigen. Früh- neue Prometheus! Das war treffend, geträumt worden war, und der Kampf bürgerlicher Humanismus und die na- das spricht deutliche Sprache! geht weiter, weiter Tag für Tag. Den- turwissenschaftlichen Erkenntnisse Ko- Zwei Tendenzen vor allem charakteri- noch träumen wir, aber konkret und pemikus', Keplers und Galileis, beides sieren die Thematik: die eine weist auf mit Ratio: von der klassenlosen Gesell- untrennbar miteinander verflechtet zu wesentliche Inhalte romantischen Den- schaft, in der der Mensch eins wird mit sehen, waren Zeugnis und Ansporn kens hin, die andere spricht von früher sich selbst. Der Golem ist ein anderer zugleich. Der Golem, "Zeitgenosse" Fortschrittseuphorie der kapitalistischen Traum, der seinen Schöpfer als uner- Thomas Hobbes, des ersten Denkers Gesellschaft. Die romantischen Denk- bittlicher Alb zu ersticken droht. des mechanischen Materialismus, und modelle waren ja nicht einheitlich, son- Doch warum? Die Dichotomie von Ma- Gottfried Wtlhelm Leibniz', der zwar dem Überbauprodukte differenzierter terie und Bewußtsein, als Trennung dem objektiven Idealismus verpflichtet bürgerlicher Enwicklung in England, von Leib und Seele zumal in der christ- war, mit seinem System der Monade Frankreich, Italien und Deutschland, lieh-abendländischen Religiösität Dog- aber einen Beitrag zur Entwicklung des gemeinsam aber geistige Reaktion auf ma, existierte ja nie im Konkreten, aber philosophischen Materialismus gab, ist die Französische Revolution und die immer als umgekehrte Verarbeitung je- als Mythos das Spiegelbild jener aufei- Napoleonische Ära. Die täglichen Be- welliger trister Klassenverhältnisse der nanderstoßender Kräfte. Der Verlust an gleitumstände kapitalistischer Produk- "Vorgeschichte der menschlichen Ge- Kontrolle über ihn zeugt nicht nur von tionsweise-Arbeitseinteilung, allgemeine sellschaft". So enthüllt sich die Fiktion - trotz göttlichen Zuspruchs - kaum ver- Verkrüppelung der menschlichen Per- vom Golem als Versuch unter ungenü- drängter Angst vor dem ans Frevleri- sönlichkeit und beginnende Zerstörung genden Voraussetzungen den göttlichen sehe grenzende Werk, vielmehr zeigt der Natur - wurden von den Romanti- Schöpfungsvorgang ins Menschliche zu sich daran, überhöht im Abstrakten der kem von rechs her kritisiert: in der kon- transformieren, und zwar fürs erste mit gesellschaftliche Basis, die noch völlig templativen Hinwendung zur lndivi- Hilfe göttlichen Einverständnisses, wie unzulängliche Durchbildung und Ver- duum, Natur und letztlich MetaP.hiysik es sich beispielsweise im Gebrauch der vollkommung eben jener Basis, der allein liege die Möglichkeit zur Ande- jüdischen Kabbala ausdrückt. bourgeoisen. Hierin ist noch sehr viel rung. Für's stille Glück im Wmkel ist , Wieso also, um erneut zu fragen, von der Verwirrung und Unsicherheit Vernunft nur mehr störend. Die Hoff- entgleitet der gehorsame Diener der übers "neue Zeitalter'' versinnbildlicht, nung, Sein und Bewußtsein als Ganzes Herrschaft seines Herrn und Meisters? und dazu noch mindestens gleichrangig · betrachten zu können, äußert sich für Bezeichnend zumindest, wie Herr Rab- Bedrängnis, Untergang der vorhergese- dieses Mal in der Sehnsucht nach har- bi Löw den Golem belebt: Hier be- henen Gesellschaftsordnung. monischem Einklang mit der Natur herrscht der Geist noch unangefochten Das blieb nicht so. Die Wissenschaften und im Glauben an die kosmische tote Materie, doch schon ist deren For- blühen, Althergebrachtes wurde kriti- Kraft stiller Liebe. Die heroische mung Menschenwerk. Die metaphysi- siert. Der Manufakturbesitzer schickte Anstrenung menschlicher Vernunft, wie sehen Qualitäten werden noch verehrt seine Agenten in den Vorhof der sie sich 1789 zu begeistemden Taten und respektiert, untertänig darüberhi- Macht, die Intelligenz seiner Klasse leg- aufzuschwingen versuchte, war doch, naus, aber gewisse Verhältnisse lassen te sich feurig und aufgeklärt über die wie sich derweilen gezeigt habe, nur den Gedanken keimen, ob es allzu frev- neuen Verhältnisse ins Zeug. Die nüch- scheinbar mächtig gewesen; die lichten lerisch sei, sie zur Verbesserung dieser teme Vernunft der Maschinen und Bi- Vorhaben der Revolution wandelten zweifellos recht bedrückenden Verhält- Ianzen bahnte sich stetig, dann revolu- sich in jakobinischen Terror, und dann? nisse wirken zu lassen: zur Schaffung tionär ihren Weg. Freiheit, Gleichheit, Napoleon, ein Zeitalter europäischer des Golems. Hilf dir selbst, so hilft dir Brüderlichkeit freilich, der neuen Her- Kriege, Unsicherheit und Ungewißheit Gott!; das Pathos des calvinistisch-puri- ren schöne Ideale, waren letztlich nur aller Orten. "Spekulation und Praxis haben zu wol- hierzulande Stimmung, und das in der SCHAUT EUCH NICHT UM, DER len ohne Religion, ist verwegener deutschen Art. Mit Oscar Wilde und GOLEM GEHT RUM hieß ein erst Übermut, es ist freche Feinscbaft gegen Marcel Proust waren England und unlängst gesendeter Fernsehfilm, der die Götter, es ist der unheilige Sinn des Frankreich zwar schon weiter, dazu re- wieder w~men wollte vor "bedrohlichen Prometheus, der feigherzig stahl, was er präsentierten sich beide nach ihrem ei- Tendenzen in der Entwicklung der in ruhiger Sicherheit hätte fordern genen, höchst kultivierten Gusto, je- Menschheit". Doch wie gehabt, die können. Geraubt nur hat der Mensch doch die "Wollust des Untergangs" Warnung war nichts Neues. Die Be- das Geflihl seiner Unendlichkeit und spukte auch in deutschen Dichterköp- handlung des Motivs kennt man aus Gottähnlichkeit, und es kann ihm als fen. Todeswonne schilderte gerade wie- der Science Fiction. Sie aber greift nur unrechtes Gut nicht gedeihen, wenn er der Thomas Mann in seiner 1913 zu dem, was im Überbau feilgeboten nicht auch seiner Beschränktheit sich erschienenen Novelle DER TOD IN wird. In ihm sieht es trübe aus. Es geht, bewußt wird, der Zufälligkeit seines VENEDIG; im morschen Glanz der so scheint's, zu Ende: Zerstörung und ganzen Daseins im Unermeßlichen"- Stadt am Lido verklärt sich bürgerlicher Widersinnigkeit überall, das Mittel, sie schrieb Schleiermacher in seinen RE- Niedergang in elegische Intensität dich- zu hemmen, verrostet und schrottreif: DEN ÜBER DIE RELIGION. terischen Scheiterns. Vernunft - nicht mehr zu haben. Aus- Frankenstein, "der neue Prometheus", ~!1 solcher Atmosphäre gedieh auch sichten: übel. Menschheit wohin? Spät- verkörpert diese romantischen Motive Ubersinnliches recht gut. Der mythi- bürgerliche Ideologie der Verzweiflung aber nicht lupenrein. Zwar scheitert er sehe Golem wurde bei Meyrink zu ei- lamentiert so und ähnlich. Mit Recht ja mit seinem Versuch, einen künstli- ner Okkultischen Gestalt, die als sehe- allerdings, denn in ihr kommt zum Vor- chen Menschen zu schaffen, ganz nach menhaftes Wesen zu metaphysischer schein, was ist und doch nicht sein dem Urteil Schleichermachers, die Erhöhung helfend Beispiet setzen will, darf: Untergang der eigenen Klasse, andere Komponente jedoch spielt nicht Sinnbild flir jenen, der "Zugang sucht Fäulnis der als ewig konzipierten Zu- minder kräftig herein: Frankenstein ist zu höheren Welten", wie Eduard Frank stände. Fäulnis aber schmeckt süßlich, nicht nur ausschließlich eine Figur auf- im Nachwort der vorliegenden Ausgabe Zerfall fasziniert; jenen vor allem, der klärenscher Vernunft, als die er im Sinn zur Erklärung des Motivs meint. Auf sich selbst davon betroffen sieht. Und der Romantik fehlgeht, sondern ebenso diese mystische Weise taucht die My- so präsentiert sich die Tradition des früher Archetyp des bürgerlichen Wis- thosfunktion des Golems während ei- bürgerlichen Schwanengesangs aufs senschaftlers in der beginnenden ner Ära schärfster Klassenkämpfe wie- Exemplarische, wenn in Luchino Vis- Hochblüte des englischen Kapitalismus, der auf, die Kontinuität ihrer vorwärts contis Verftlmung der schon erwähnten und als solcher experimentiert er mit je- gerichteten Sehnsucht aber wendet sich Mann-Novelle die Musik von Gustav ner kühlen Sachlichkeit und Cleverness, nun ins eher Verharrende: die Gestal- Mahler rauscht und wogt und weht, der sich der Kapitalist im Umgang mit tung der Thematik rührt nun her von wehmutsvoll-pathetischer Abgesang ei- neuen Produktionsmethoden bedient. tastender Bewältigung ideologischer ner todgeweihten Klasse. Der Unter- Vielleicht lassen sich in diesem Verbal- Aspekte im Überbau des imperialisti- gang des Individuums in der Masse ten auch schon Ansätze, Züge techno- sehen Klassenstaats Deutschland. Frei- wurde und wird in den vielfältigen kratischen Wissenschaftsverständnisses lieh- mit der Bewältigung war's nicht Nuancen bourgeoisen Selbstverständ- fmden? weit her. Im Aufgreifen des Golemmo- nisses beklagt, und wenn beispielsweise tivs zu diesem Zweck läßt sich schon Eugene Ionesco in seiner Rede zur 3. Kaum überraschend, daß Meyrinks erkennen, daß der Golem nun endgül- Eröffnung der Salzburger Festspiele GOLEM gerade 1915 zum ersten Mal tig zum Schreckgespenst klischiert wer- 1972 eben den Vertretern der Bourgeoi- erschien. Wieder manifestieren sich den wird: Negativ unkontrollierter Ge- sie globale Finsternis prophezeite, umgreifende gesellschaftliche Modiflka- walten des Imperialismus, Künder entlarvt er die Funktion seiner Bot- tion und Änderung in entsprechendem unheilvoller Katastrophen, Hermes von schaft selbst. Ausmaß in Literatur und Kunst, wobei erschreckender Monstrosität. So sollte uns das mene tekel nicht groß das Künstliche auch schon zu erkennen Der Film-Golem ließ dann auch nicht stören. Die herrschenden Gedanken war. Zumal der bürgerliche Intellektuel- lange auf sich warten. Über die UFA- sind nicht mehr ausschließlich die Ge- le im Deutschland jener Jahre empfand Produktion mit Paul Wegener und Fil- danken der Herrschenden. Die Theorie den Übergang vom Konkurrenz- zum me ähnlicher Thermatik schrieb schon des Sozialismus wurde zur materiellen Monopol-Kapitalismus vorwiegend nur 1932 Ernst Bloch im Aufsatz BE- Gewalt, indem die arbeitenden Massen unbewußt; dunkel jedenfalls schien ihm ZEICHNENDER WANDEL IN KINO- sie ergriffen. Der idealistischen Ge- die Zukunft, und ein ungewisses FABELN: schichtsauffassung des Kapitals, die den Schicksal nahte sich dräuend, entschlos- "Der Golem ist bereits der riesenhaft allgemeinen und endgültigen Unter- sen vielleicht, die herkömmlichen Mu- aufsteigende faschistische Mörder, er ist gang beschwört, steht der Wissenschaft- ster und Strukturen gänzlich zu verän- die Technik mit falschem Bewußtsein, liehe Sozialismus gegenüber, die Welt- dem. Dabei fühlte man sich aber dem die Angst eines Amerika, ohne prospe- anschauung der siegreichen Arbeiter- Bisherigen nicht mehr verbunden, denn rity, vor sich selber. klasse. sehr gut wurde erkannt, daß das patriar- (... ) Prognose von neuer Angst, neuer Also kein Golem mehr in der Zukunft, chalische Bürgertum des 19. Jahrhun- Ungeborgenheit (kein Wunder auch bie kein King Kong, kein durchgedrehter derts abgebaut hatte. Die wenigstens diesem Wetter), Zeichen eines zu Ende Roboter? Zunächst noch; das zu vernei- seiner Helden nur versuchten noch zu laufenden Zeitalters, das seine Mitter- nen hieße die lebendige Dialektik der ' leuchten; Götterdämmerung schimmer- nachtsglocke hört." Geschichte nicht zu berücksichtigen. te. Thomas Manns BUDDENBROOKS Der Golem ist also zum Exempel der Also wenigstens danach bewußte Kon- sind nur die offensichtlichsten Vertreter, falsch-bewußten Fortschrittsfeindlich- trolle über die vormals beherrschenden sie stehen auch erst am Anfang. Die keit geworden. Auswuchs mystifizierter Strukturen? Gewiß, aber nur von golde- Artikulationen des "dunklen Zeitalters" Technik, das ideologische Element des nen Sternen zu träumen und den waren vielfältig: Dandyturn und ernstes Mythos, eh sein wesentlichstes, zeigt in Kampf ums Notwendige "links" liegen Warnen, verzweifelte Todessehnsucht ihm, was es zu leisten hat. Golem, King zu lassen, hieße, das Ziel nie zu errei- und -schon überwindend weiterfUhrend Kong, Godzilla, Computerherrschaft; chen. Also noch einmal: Träumen mit - bissige Kritik am wilhelminischen Bü- Vexierbilder imperialistischer Klassen- Ratio. rokratenstaat. Und alles das in verflech- verhältnisse, Ausbeutungsverhältnisse, Klaus Diedrich tenden Nuancen. Primär die mondäne Unterdrückungsverhältnisse; augen- (aus SFI' 132) und morbide Welt der Decadence, die scheinliehe Parasiten der entfremdeten Salons der bürgerlichen Snobs und ari- Massen. Und noch immer up to date. _stokratischen Absteiger, q1achte auch } Ritterturnieren, Maskemden, Aufzügen, I 5. Wir fordern: Initiationsriten und dergl. aufzuwarten a) Senkung des Conbeitrag zumindest RESOLUTION gedenkt. für die sozial schwächer gestellten Con- c) St.-Fantony-Zeremonie und "Bayri- teilnehmer. scher Bierabend" drohen den Con in ei- 1. Im Herbtt 1:968 sah sich eine-Gruppe . b) Absetzung des Festbanketts vom nen Zirkus zu verwandeln, in dem welt- otftziellen Conprogramm von Fans ge-zwungen, in Saarbrücken, fremde Romantiker, Philister und Kli- eine Resolution zu verfassen, um eine c) Nichtbeteiligung von FOLLOW am scheedenker ihren Umtrieben nachge- offiziellen Programm des Weltcon. ganze Reihe von eklatanten Mißständen hen wollen. im SFCD anzuprangern. Mit Erfolg. Allenfalls akzeptieren wir einen Vortrag d) Wir wollen es uns ersparen, auf von einem FOLLOW-Delegierten, ohnehin nicht mehr revidierbare Ent- wenn anschließend eine Diskussion da- 2. Leider stehen wir heute vor einer scheidungen (etwa Auswahl der Ehren- ähnlichen Situation: der Weltcon, eines rüber erfolgen kann. Ein Sprecher der gäste) an dieser Stelle näher einzuge- Opposition muß Gelegenheit haben, der wichtigsten Ereignisse in der Ge- hen. schichte des deutschen Fandoms, steht ein Thema eigener Wahl zu behandeln. vor der Tür. Und wieder sehen wir uns d) Absetzung der St-Fantony-Zeremo- 4. Wrr alle wissen, daß ein Con von die- zu unserem Bedauern veranlaßt, auf - nie, des bayrischen Bierabends und ser Bedeutung die Aufmerksamkeit von ähnlicher karnevalistischer Umtriebe diese Weise unsere Meinung zum Aus- Fernsehen, Rundfunk und Presse in druck zu bringen. bzw. deren Verbannung in den inotft- stärkerem Maße als bisher auf sich len- ziellen Programmteil. ken wird. Hält man sich die oben ange- e) Bildung eines Komitees für Pressein- 3. Nach einer Reihe von Diskussionen flihrten Momente, die geeignet sind, in Kreisen der ehemaligen Opposition formation, das in seiner Zusammenset- den SFCD (er ist zwar nicht Con-Ver- zung die im Fandom vorhandenen wurden folgende Sachverhalte als be- anstalter, wird aber als greifbare Orga- sonders bedrohlich empfunden: Gruppierungen repräsentiert, soweit sie nisation die Prügel einster:ken müssen) sich literarisch progressiv (engagiert) a) Der Conbeitrag in Höhe von DM in den Augen der Öffentlichkeit der Lä- 20,00 (mit Bankett DM 45,00!) mit Science Fiction beschäftigen. cherlichkeit preiszugeben, vor Augen, Informationen aller Conteilnehmer erscheint uns in keiner Weise gerecht- so erscheint es äußerst unwahrschein- fertigt, weil damit die meisten Mitglie- über Art und Umfang der von diesem lieh daß der Club sowohl konkret als der des deutschen Fandoms (Schüler, Komitee aufgebotenen Aktivität. auch in den Augen der Öffentlichkeit Lehrlinge, Studenten, Wehr- u. Ersatz- Öffentlichkeit der Pressekonferenzen das angestrebte literarische Niveau und Gewährleistung der freien Mei- ·dienstpflichtige) von der Teilnahme glaubhaft verkörpern kann. Vor langer abgehalten und so diskriminiert wer- nungsäußerung aller Fraktionen. Zeit wurde als das Ziel des SFCD pro- Das Komitee für Presseeinformation ist den. pagiert, daß es gelte, das Bewußtsein b) Leider erhärten die bisherigen Vor- verantwortlich für die Zusammenarbeit der Mitglieder zu erweitern, durch kriti- mit am Con interessierten Verlagen. bereitungen des Cons den Verdacht, sehe Reflexion der Umwelt mit Hilfe daß aus den Fehlern der Vergangenheit des alte Denkgleise aufbrechenden Me- (man denke nur an Heidelberg, aber Bremen, April 1970 diums SF. Diese Vorstellung geistiger auch an Düsseldorfl) keine Lehren ge- Flexibilität setzt ständige Diskussions- zogen wurden, sondern daß diese Feh- Hans Joachim Alpers · Fredy Köpsell · bereitschaft voraus und schließt das Gerd Maximovie ler noch potenziert werden sollen. So Festhalten an trivialen und überkom- hört man aus FOLLOW-Kreisen, daß menen Verhaltensweisen aus. (aus SFT 105/6) diese Organisation unseren Gästen mit

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(siehe die amerikanische Pop-Art, die übrigens bewußt triviale Klischees über• nimmt, ohne sie dabei zu ironisieren), Eine Dokumentation von Femand Jung zutreffend dürfte jedoch sein, daß die Kultur, wie Adorno es einmal ausdrück• te, "im weißen Hemd erlitten" wird. . Zur Einffihmng ins Thema Der SF-Film hingegen ist sich seiner Scheinhaftigkeit vollauf bewußt. In sei­ Während das Selbstverständnis anderer nen "anspruchsvollen" Märchen werden Filmgenre schon längst formuliert ist in unverschlüsselten Allegorien die (auch des Trivialftlms, etwa des We­ Ängste und Wünsche, die Träume und sterns), so gibt es über den SF-Film Befürchtungen der Menschen auf eine kaum eine ftlmkundliche Veröffentli• ungehemmte und naive Art aufgezeigt - chung. Das Genre hat noch sektiereri­ und die Phantasie gefeiert. sche Züge, aber Übergangzeiten sind Deshalb sagt der SF-Film nicht nur nicht nur vetwirrend, sie sind auch ver­ manches über gesellschaftliche, psychi­ räterisch. Die Popularität, vor allem der sche und politische Symptome der Zeit SF-Literatur, welche sich auf die be­ und des Landes aus, wo er entstand, währten Erzählmuster der trivialen sondern in seiner Ehrlichkeit auch eini­ Spannungsliteratur verläßt, zeigt ganz ges über unser kulturelles Bewußtsein. deutlich die Bedürfnisse ihrer Konsu­ Die vorliegende Arbeit will versuchen, menten. die Topois des SF-Films als auch des Die kultivierten Geister des Films (vor Phantastischen Films herauszuarbeiten allem des europäischen) versuchen und sie vor einem gesellschaftskriti­ noch immer, die Welträtsel in ge­ schen Hintergrund zu sehen, um so ei­ schmackvollen, tiefsinnigen Metaphern ne kritische Beurteilung der Gattung zu und schönen Allegorien darzustellen. ermöglichen. Sie hat stark dokumenta­ Andere "anspruchsvolle Kunstbereiche" rischen Charakter, da es nur so möglich zelebriereH K11ltur - und feiern dabei erschien, die vielfältigen Themenkreise meistens nur ein bestimmtes "Bildungs­ ~ einem vertretbaren Umfang zu be­ bürgertum" und vor allem sich selbst handeln. Die Dokumentation behandelt . Oas ist natürlich nicht generell der Fall die Grumihien des Genres von den Anfängen bis heute, die anband von .sich die Menschen plötzlich so, wie sie entgegenbrachte werden hier beklagens- ausgewählten Beispielen in kritischen sind. Der Vater setzt nun, den Revolver werte Verhältnisse bejubelt und die (d. h. subjektiven) Stellungnahmen und in der Hand, seine "Ordnung" durch. mangelhafte Erziehung und Aufklärung Reflexionen untersucht werden. Ein mit ihm befreundetes Ehepaar wird der Bevölkerung dem Spott schamlos Mitaufgenommen sind Beispiele aus von drei jugendlichen Gangstern preisgegeben" (4). benachbarten Gebieten, wenn sie für ermordet, zwei von ihnen entführen (Die amerikanische Zeitschrift "Time" die Entwicklung des SF-Films von Be- seine Tochter. In einer Auseinanderset- entdeckte jedoch etwas anderes in dem deutung sind oder selbst von ihm Ele- zung, dem showdown des Western Film. Sie nannte ihn in ihrer Ausgabe mente übernehmen. Eine Trennung ähnlich, erschießt der Vater zwei der vom 13. Oktober 1967 "den homose- zwischen SF-Film und Horror-Film ist Gangster und tötet den dritten, als die- xuellsten Film seit MODESTY BLAl- in vielen Fällen nicht klar vorzuneh- ser auf seinen Sohn anlegt. SE".) men, da beide Filmgattungen sich oft In diesen Gewalttaten wird deutlich, DR STRANGELOVE OR, HOW I derart verschwistern, daß die Ergebnis- daß der Film das Phänomen der Atom- LEARNED TO STOP WORRYING se ebensogut dem Horror-Film wie bombe im Grunde nur als Vorwand be- AND LOVE THE BOMB (Dr. Seltsam dem SF-Film zugerechnet werden kön- nutzt. Nicht, daß der Film das Verbal- oder wie ich lernte, die Bombe zu lie- nen. Völlig ausgeklammert bleiben ten des Vaters zur kritischen Reflexion ben, 1963 Stanley Kubrick). allerdings ausgesprochene Horror-Filme nutzt, er propagiert vielmehr einen Dieser Film ist als Politikum eine wie z. B. die Vampirfilmeund die "Vulgärdarwinimus", der darin besteht, schlagkräftige Waffe gegen die euphe- Untergattungen dieser Filme. Ebenso daß der Stärkere, Bessere und Gesün- mistische Mystifikation des Atomkrie- fehlen für den Bereich des Phantasti- dere überlebt und liegt damit völlig auf ges, wie sie in den vorher besprochenen sehen Films die surrealen Filme, die der Linie der Propaganda, die jedem Filmen latent vorhanden und mehr Träume oder irreale Märchen beschrei- nach der nuklearen Auseinanderset- oder weniger offen zutage tritt. ben. Auch die Fortsetzungsftlme und zung eine Chance zum Überleben ein- Ein Trio von bekannten Horror-Figuren Comics der dreißiger Jahre und ihre räumt. hat sich als "normale" Amerikaner ver- heutigen Varianten sind, obwohl zum Ein weiteres Beispiel des Nicht-Bewälti- kleidet und löst enthusiastisch den Wel- Thema gehörend, nicht aufgenom- gen der nuklearen Situation ist TAKE tuntergang aus. Aus dem legendären men, weil das Gebiet zu umfangreich HER SHE'S MINE (IN LIEBE EINE Monstrum "Jack the Ripper" ist der Ge- ist, als daß man es auf knappen Raum EINS, 1963,Henry Koster), wo der Pro- neral des Strategischen Luftkomman- differenziert beurteilen könnte. Die test gegen die Bombe nur mehr eine dos Jack D. Ripper geworden, der zur Agentenfilme jüngster Zeit ("utopische Frage des Generationsproblems ist und Abwendung der "kommunistischen Thriller") können, wenn sie auch mit eine Atomwaffengegner-Demonstration Weltverschwörunf\", den atomaren dem Anspruch des SF-Films auftreten, als pubertäre Spi!!lerei abgetan wird Angriff startet. Aus dem Menschenaffen nicht mehr als dessen Spielart gewertet oder als humorvolle Aktion, die zum King Kong ist Major Kong geworden, werden nd fehlen deshalb ebenfalls. Leben amerikanischer Halbwüchsiger der als texaniseher Draufgänger mehr einfach dazugehört. (1) als seine Pflicht tut, indem er zum gro- Hier wäre noch der fatale Film von tesken Ende auf der Bombe reitend, Die atomare Katastrophe Delbert Mann zu nennen, der in A GA- wie Münchhausen, ins Ziel fliegt (5). Besonders die japanischen SF-Filme, THERIN OF EAGLES (DER KOM- Und aus dem verrückten Wissenschaft- aber nicht nur sie, vermitteln den Ein- MODORE, 1962) das Problem der ler, der Menschen verstümmelt, um die druck, als sei der Einsatz von Kernwaf- Atombornenträger des SAC als eine Welt zu verschönern, ist der ex-deut- fen und die Möglichkeit fl.ines künftigen Frage männlicher, sportlicher Betäti- sehe Atomwissenschaftler Dr. Seltsam Atomkrieges zu einem Massentrauma gung abhandelt. geworden, der in der totalen Verseu- geworden. Die Mehrzahl der SF-Filme Ernsthafter mit dem moralischen Prob- chung der Erde die Chance sieht, in tie- bezeugt dieses Trauma und stellt in ge- lern, das für den Piloten des Flugzeuges fen Bergwerksschächten eine neue wisser Weise einen Versuch dar, es zu nach dem Atombombenabwurf über Edelmenschen-Rasse zu züchten. So bannen. Hiroshima entstand, beschäftigt sich wie Kubrick diese Figuren zunächst als In diesem Kapitel soll deshalb aufge- der Film von Melvin Frank und Nor- vertraute Alltagsgestalten zeichnet und zeigt werden, wie sich das Trauma des man Panama: A BOVE AND allmählich enthüllt, daß in ihnen Unge- Atomkrieges im SF-Films manifestiert, BEYOND (1953). Es ist ein Film über heuer stecken, läßt er im ganzen Film unter besonderer Berücksichtigung des das lebende Mahnmal der Atom-Ära: die Grenzen zwischen dem streng Do- politischen oder sozialkritischen Claude Robert Eatherly, der Pilot jener kumentarischen und seiner phantasti- Aspekts, den diese Filme stets beinhal- verhängnisvollen B-29 in der 509. Born- sehen Science Fiction verschwimmen. ten. bergruppe der 20. US-Luftwaffe, die am (Als wahrer Meister dieses Genres Das Verhältnis zur Bombe, wie es sich 6. August 1945 den ersten nuklearen erwies er sich in seinem späteren Wel- in den meisten amerikanischen Filmen Angriff auf die japanische Stadt flog (2). traum-Opus 2001- ODYSSEE IM ausdrückt, kann man ungefähr so Die Zerstörung der Stadt Hiroshima WELTRAUM). Nichts, was zur Abwen- umreißen, daß sie zwar gefährlich ist, wird in beklemmenden Bildern gezeigt. dung der Weltkatastrophe erdacht ist, wir sie aber meistem und ihr Besitz uns Oft genug jedoch kokettiert diese Art erweist sich als wirkungsvoll, sobald letzten Endes doch zum Guten aus- von Filmen mit dem Grauen, das einmal die Militärmaschinerie angelau- schlägt. Der Film: P ANIC IN THE Atombomben zu wecken vermögen. So fen ist. Mehr noch: Was zur Sicherung YEAR ZERO (PANIK IM JAHRE verniedlichend jedoch wie der griechi- gedacht war, vereitelt die Rettung der NULL, 1963, nie in the year zero sehe Film von Michael Cacoyannis (3) Welt. Der absurde circulus vitiosus - Ray Milland) zeigt anfangs eine ameri- THE DAY THE FISH CAME OUT mehr Sicherheit, mehr Gefahrenquellen kanische Familie, die in die Ferien (DER TAG, AN DEM DIE FISCHE 1-, das "narrensichere System, mit dem fährt. Hinter Los Angeles bringt das Ra- KAMEN, 1967) scheint noch keiner mit man sich vor Eventualitäten eines dio plötzlich die Meldung eines atoma- den Weltuntergangsmaschinen umge- Atomkrieges schützen will, gibt General ren Angriffs. Die feindlichen Verbände gangen zu sein. Ripper die Möglichkeit, den Krieg aus- haben die großen Städte Europas und Hier ist der Palomares-Fall nach Grie- zulösen. Das Funksperr-System, mit Amerikas vernichtet. Militärische ehenland verlegt: bei einem Bomber- dem man verhindertn will, daß die Objekte blieben aus ungeklärten Grün- Absturz gerät Strahlengift ins Meer, die angreifenden Bomber falsche Befehle den verschont, und so kann zum Ge- Fische tauchen tot auf, den Menschen bekommen, verhindett, daß sie die rich- ~enschlag ausgeholt werden. In dieser droht atomare Verseuchung. "Mit dem tigen empfangen. Und an dieser giganti- chaotisch gewordenen Welt, wo sich je- gleichen herablassenden Hochmut, den sehen "Kommunikations-Schwierigkeit" de Ordnung aufzulösen beginnt, zeigen er den Griechen in "Alexis Sorbas" geht die Welt unter dem Höllengeläch- MING (Die Russen kommen! Die Rus­ nander. Nach der Atomkatastrophe sen kommen!, 1966) die Feindhysterie scheinen in ganz New York nur noch im "Ost-West-Spiel"(7). Harry Belafonte und Inger Stevens übriggeblieben zu sein. Die Stadt ist Die historische Wirklichkeit der Moder­ menschenleer, aber unzerstört. Der ne hat der Katastrophenphantasie wei­ Konfliktstoff bietet jedoch weniger das tere neue Bereiche eröffnet, und die "Robinson-Crusoe-Abenteuer" des völ• Protagonisten wirken (vielleicht auf­ ligen Neubeginns als vielmehr den Ras­ grund der Natur dessen, wovon sie senunterschied (in dem Sinne freilich, heimgesucht werden) nicht mehr so daß die Weiße tolerant, der Schwarze ganz und gar unschuldig. aber überempfindlich ist). Als noch ein "Der .Reiz des verallgemeinerten Phan­ dritter Überlebender auftaucht, spitzt tasiebildes der Katastrophe besteht da­ sich die Lage zu, aber die pazifistische rin, daß es von den normalen Verpflich­ Gesinnung des Negers sichert den Frie­ tungen befreit. Die Trumpfkarte der den. Dem Betrachter bleibt die tröstli• Weltuntergangsfilme ist jene große Sze­ che Hoffnung, daß, wenn auch nicht ne, die ein leeres New York, London der Dritte, so doch der Vierte Weltkrieg oder Tokio zeigt, dessen gesamte Ein­ vermeidbar sein wird. In Arch Obolers wohnerschaft ausgerottet ist (8). Diese Film THE FIVE kämpfen vier Männer Szene fehlt selten in der Exposition je­ um eine Frau. Aber die herkömmliche ner SF-Filme, die sich mit den Aspek­ Moral, die doch eigentlich angesichts ten des unmittelbaren Überlebens nach des Unfaßbaren sich wandeln müßte, der atomaren Katastrophe beschäftigen. kehrt unversehens zu archaischen For­ .. Jan Schmidt beschwört so z. B. das men zurück. Die beiden Überlebenden Nachher auf der nuklear verseuchten zum Schluß evozieren das naive Bild Erde in seinem Film ENDE AUGUST eines neuen Adam und einer neuen IM HOTEL OZON, wo seit 15 Jahren Eva. In THE DAMNED (1961, Joseph eine Lehrerin mit acht jungen Mädchen Losey) sind neun radioaktive Kinder auf der Welt herumirrt, um einen Mann die einzigen Überlebenden an der engli­ zu finden, von dem sie Kinder haben schen Küste. Sieben Menschen überle• könnten. Was sie finden, ist nur ein ben die Katastrophe in Roger Cormans Greis. Der Film zeichnet sich aus durch THE DAY THE WORLD ENDED seine unauffällige Psychologie mensch­ (Die letzten Sieben, 1955). In ON THE licher Einsamkeitspanik; von Zeit zu BEACH (Das letzte Ufer, 1959, Stanley Zeit unterbrechen die Anzeichen tota­ Kramer) liegt ein U-Boot in der Bucht len existentiellen Verfalls blitzartig die von San Franzisko, und die Besatzung ruhige Erzählungsweise. Mit der totalen beobachtet durch das Periskop die men­ Einsamkeit setzt sich auch THE schenleere Stadt, deren Leben durch WORLD, THE FLESH AND AND Strontium 90 ausgelöscht wurde. Diese DEVIL (Die Welt, das Fleich und der Bilder, zweifellos auch hier wieder der Teufel, 1959, Ronald McDougall) ausei- Höhepunkt des Films, sind von einer ter des Dr. Seltsam zugrunde. Dem Sich-Einrichten des Menschen mit der Bombe wird satirisch begegnet. Ihm wird das Schrecklichste mit einem La­ chen serviert, an dessen Ende das Grauen steht. Hier wird keineswegs mit dem Entset­ zen Spott getrieben. Hier wird auch · nicht der Pils der Detonation, der zum Schluß erscheint, wie in TWIST PARA­ DE (Jean Herman) als seriöser Kitzel goutiert (6). Es wird nur die Zwangsläufigkeit aufge­ zeigt, mit der ein militärischer Apparat, dem die Möglichkeit der Vernichtung gegeben ist, nichts anderes einfallen kann, als diese Vernichtung zu betrei­ ben. In diesem Sinne ist DR. STRAN­ GELOVE der größte Film gegen die Bombe, der je gedreht wurde. Darüber hinaus ist er ein Thriller in der besten amerikanischen Tradition, das heißt ein Werk künstlerisch kalkulierter Roheit und Vulgarität. Ähnlich wie DR. STRANGELOVE ver­ sucht auch der amerikanische Trickfilm THE HOLE von John Hubley das Problem der Bombe satirisch in den Griff zu bekommen. Mit bösartigen Witz persifliert Norman Jewison in THE RUSSIANS ARE CO­ MING, THE RUSSIANS ARE CO- beklemmenden Eindringlichkeit. Die U- . Furcht, 1955, Akira Kurosawa). Die Ge­ Martinson) ·.Boot-Besatzung fährt zurück nach Aus­ schichte hat wiederum exemplarischen THE ATOMIC MAN (1956, Ken Hug­ tralien, dem einzigen noch nicht ver­ Charakter: Ein reicher Mann lebt in hes) seuchten Ort der Welt, auf den die ra­ ständiger Angst vor dem Atomtod und LETS LIVE AGAIN (1948, Herbert dioaktive Wolke jedoch schon zutreibt. ruiniert seine Existenz, um ihm durch Leeds) Hierhin haben sich die letzten Men­ Auswanderung mit "Kind und Kegel" schen gerettet und nehmen, als das (zu seiner Familie rechnet er auch seine Ende unausweichlich ist, unter Gebeten Geliebte mit ihren Kindern) zu entflie­ King Kong Zyankali. Der Film demonstriet Panik hen. Dieses "Memento mori" ftir Hiros­ und den Tod an Individualschicksalen, hima verzichtet ebenso auf Perspekti­ Die "Katastrophenphantasie" und die die jedoch zu einem rührseligen Kon­ venwechsel und kunstvolle Handlungs­ primitive Freude an der Destrukion (et­ glomerat vermengt sind, und die ge­ verschränkungen, wie sie Kurosawa wa die Darstellung städtischer Katastro­ ftihlvolle Fatalität· der unausweichlichen noch bei RASHOMON und IKURU be­ phen in einem bis ins Giganitsche ver­ Atomkatastrophe hebt die lautere nutzte, wie auf die emotionelle Bildge­ größerten Maßstab) finden ihren schön• Absicht des Films schließlich wieder staltung, die derartige Atombomben­ sten Ausdruck in den Filmen um den auf. Meditationen oft unerträglich machen. Riesenaffen King Kong, von denen wie­ Mit dem ersten Spielfilm von Alain Das ist z. B. der Fall bei der dokumen­ derum der erste zum Archetypus des Resnais, HIROSHIMA MON AMOUR, tarischen Dokumentation GEMBAKU Monstrums schlechthin und ftir zahlrei­ begann 1959 eine neue Epoche des NO KO (Die Kinder von Hiroshima, che Filme, vor allem ftir die japanischer französichen Films. Das Thema der 1952, Kaneto Shindo), der sich in Provenienz, zum Vorbild wurde. Es ist: Erinnerung (das Resnais bereits in sei­ Schockbildern ergeht und jede Reflex­ KING KONG (King Kong und die nen Dokumentarfilmen abgehandelt ion über das Thema dabei erstickt. weiße Frau, 1933) von Ernest B. hatte) wird hier aufgegriffen auf dem Einen sehr persönlichen Beitrag zu die­ Schoedsack und Merian C. Coo­ Hintergrund von Hiroshima und darge­ sem Genre des SF-Films leistete Robert per.(ll). stellt in der Liebe zwischen einer Fran- Aldrich mit seinem utopischen Thriller Pranz Schöler schreibt in seiner Analy­ .. zösin und einem Japaner. Mit der Ge­ KISS ME DEADLY (Rattennest, 1955) se über den Horror-Film (12) "Was sich genwart dieser Liebe verschmelzen die nach einem Krimi von Mickey Spillane, im deutschen Stummfilm der zwanziger Erinnerung an die Vergangenheit - die in dem er versucht, eine Mythologie Jahre ankündigte, kam hier voll zum Verwüstung des Lebens durch die des Atomzeitalters zu formulieren. Durchburch: die Apologie unkontrol­ Atombombe - und die Mahnung an die Durch zwei gleichzeitig von den USA lierbar gewordener, totalitärer Gewalt, . Zukunft. Der Film ist allerdings weni­ und Rußland durchgeftihrte H-Bom­ die unangreifbar iat und nur an sich ger ein Film über die Bombe als "ge­ bentests wird der Neigungswinkel der selbst zugrundegehen kann. Die fort­ filmtes Bewußtsein".(9) Erdachse in THE DAY THE EARTH schreitende Entwicklung totalitärer Ge­ Der konsequenteste Film über die CAUGHT FIRE (1962, Val Guest) um· walt in jenen Jahren verlief parallel zur Bombe ist wohl Chris Markers LA JE­ elf Grad verändert. Die dadurch be­ Entwicklung des internationalen Fa­ TEE (Am Rande des Rollfeldes, 1963). wirkte Veränderung der Umlaufbahn schismus seit den zwanziger Jahren. In diesem "Foto-Roman", wie Marker unseres Planeten hat zur Folge, daß Nach Theodor W. Adorno ist sie kein den Film nennt (10) wird der Mensch sich die Erde auf die Sonne zu bewegt. regional begrenztes Faktum. In seinem nach dem atomaren Krieg in seiner to­ Aufsatz über den wunderlichen Reali­ talen Zersetzung gezeigt. Er zeigt auf, Weitere Beispiele: sten" Kracauer in den "Noten zur Lite­ daß die Detonation der Bombe eine THE ATOMIC KID (1954, Leslie H. ratur III" ·schrieb er: "Allerdings war je- Rückkehr des Menschen in die Stein­ zeit erzwingt, mit dem Unterschied, daß die vergleichsweise harmlose Welt der Steinzeit durch die radioaktive Ver­ seuchung nicht mehr harmlos ist. Der Film ist ein Alptraum, zusammenge­ setzt aus zugleich schönen und schreck­ lichen Bildern, die Vision einer furcht­ erregenden Zukunft, in welcher der Mensch zum Objekt grausamer Mani­ pulationen wird, und zugleich eine Me­ ditation über die Liebe und den Tod. Durch diesen philosophisch-utopischen Kurzfilm hat Marker, wie seinerzeit die Begründer des "nouveau roman", ein völlig neues Stilgenre etabliert und die Grenzen dessen, was Film sein und darstellen kann, weit in unbekanntes Territoium hinausgeschoben. Das tiefe Trauma, das die Atombombe im Bewußtsein der Japaner hinterlassen hat, zeigt sich in einer endlosen Reihe von Filmen über das Thema oder in den japanischen SF-Filmen, wo zerstör• wütige Ungeheuer, die seit vorge­ schichtlichen Zeiten in der Erde oder am Meeresgrund ruhen, plötzlich erwa­ chen und eindeutig eine Metapher ftir die Bombe darstellen. Auf diese Filme --...] soll im folgenden Kapitel näher einge­ 0 gangen werden. Als Beispiel für die erste Reihe seien hier hoch genannt: TKIMONO NO KIROKU (Ein Leben in ne Tendenz keineswegs auf den deut­ prince de Beaumont (1711-1780) drehte schen Film beschränkt; sie dürfte kul­ Jean Cocteau (Buch, Dialoge und Re­ miniert haben im amerikanischen "King gie) den "traumhaft-schönen" Film LA Kong", wahrhaft einer Allegorie des BELLE ET LA BETE (Es war einmal, unmäßigen und regressiven Mon­ 1946),(14). Aus der Kindergeschichte strums, zu welchem das öffentliche We­ machte er "ein Märchen um den My­ sen sich auswuchs (13). Die Dynamik, thos von Liebe und Tod: Ein Prinz ist die im Entsetzen des Dritten Reiches in die Gestalt eines gräßlichen Unge­ explodierte, reichte hinab in die Förder• heuers verzaubert; um ihn zu befreien, schächte der Gesellschaft insgesamt muß ein anderer das Ungeheuer töten, und spiegelte sich darum auch in der der dann selber "Ia bete" wird. Cocteau Ideologie solcher Länder, denen die po­ brillierte in LA BELLE ET LA BETE litische Katastrophe erspart ward." durch das Arrangement geheimnisvoll Katastrophenfilme derselben Art, aller­ schöner und zugleich schrecklicher Bil­ dings ohne noch einmal die drama1m­ der - Dekor und Natur verschmolzen gisehe Spannung und Dichte zu errei­ zu einer einzigen, übernatürlichen chen, die der erste KING KONG, trotz Welt; das Ungeheuer besaß sogar eine seiner (im Nachhinein) lächerlichen Art menschlicher Ausstrahlungskraft Trickaufnahmen, zweifellos besaß, sind Die Phantastik des Films trat mit weni­ die drei weiteren Filme von E. Schoed­ ger philosophischem Anspruch auf als sack: SON OF KONG (1933), MIGH­ in LE SANG D'UN POETE und !Y JOE YOUNG (Panik um King erlaubte daher dem Zuschauer, sie als kong, 1949, Produzent: John Ford), Märchen zu goutieren". PR CYCLOPS (1940). Besonders eindringlich war die Maske Erst die japanischen Monsterfilme "des Tieres", das Jean Marais verkör• entwickelten wieder neue Kinomuster, perte. Cocteau sagte hierüber:(l7) "Un­ durch die ebenso die kollektive Angst ser einziges Drama in LA BELLE ET wi~ auch die bürgerliche Sehnsucht LA BETE war die schreckliche Aufma­ nach Zerstörung der eigenen Welt wie­ chung von Jean Marais, die 5 Stunden der sichtbar wurden. Hier sind vor dauerte und aus der er wie aus einer allem die Filme von Inoshira Honda chirugischen Operation hervorging. erwähnenswert. GODZILLA (1955), Unsere Richter (16) setzten die Genie­ leitete eine neue Filmepoche in Japan leistung des Schauspielers auf das Kon­ ein. Das Monstrum, halb King Kong, to der Maske. Doch es gab keine Mas­ halb prähistorisches Reptil von unge­ ke, und um die Rolle des Tieres leben heuren Ausmaßen, wie die Urzeitrepti­ zu können, machte Marais in seiner Lo­ lien der frühen amerikanischen SF-Fil­ ge ftirchterliche Phasen durch, wie sie men, entsteigt dem Pazifik, um Tokio Dr. Jekyll dazu ftihrten, Mr. Hyde zu zu verwüsten. Godzilla, wie viele ande­ werden." re Monstren des japanischen SF-Films, Der selbstgefällige Ästhetizismus Coc­ verkörpert die Atombombe. Dasselbe teaus hat mit dem terrorisierenden gilbt ftir FRANKENSTEIN - DER KING KONG eigentlich nur noch das SCHRECKEN MIT DEM AFFENGE­ Thema gemein. Dieses vielgerühmte vor schrieb er eine unvergleichlich stär• SICHT (1966) und FRANKENSTEIN­ Werk der "Filmkunst" scheint mir zu­ kere Storry, nach der Gordon Donglas ZWEIKAMPF DER GIGANTEN. Das mindest maßlos überschätzt. Jedenfalls den Film THEM (FORMICULA) insze­ Schema der Story ist stets gleichblei­ vermittelt es nichts von der physischen nierte. Infolge radioaktiver Verseuchung bend: durch Atombombenversuche Angst so "lächerlicher Figuren" wie in der Wüste von Neu-Mexico haben werden, gewöhnlich zwei, Ungeheuer KING KONG, und die visuellen Effek­ sich Riesenameisen gebildet (18). In ei­ der Urzeit wieder zu neuem Leben te, des Films von 1933 erscheinen zeit­ ner Geheimaktion des FBI wird das erweckt. Zunächst werden sämtliche gemäßer als das preziöse Kunstgewerbe Ameisennest zerstört. Allerdings Mittel moderner Kriegstechnik verge­ Cocteaus von 1946. entweichen einige der Ungeheuer, ver­ bens zur Bekämpfung der Ungeheuer Filme, die entweder eine Variante zu mehren sich und greifen Los Angeles eingesetzt. Schließlich, nachdem sie KING KONG darstellen oder Unge­ an. Auch hier werden sie wieder durch mehrere Städte zertrampelt und in blin­ heuer beschreiben, die urplötzlich auf­ Flammenwerfer unschadlich gemacht. der Zerstörungswut halb Tokio zerbrö• tauchen, um die Menschheit zu terrori­ THE BEAST FROM 2000 FATHOMS selt haben, bekämpfen sie sich gegen­ sieren (und als solche das Trauma der (Panik in New York, 1953, Eugene seitig. Ein Ungetüm symbolisiert dabei Atombombe beschreiben, wie weiter Lourie). Atomversuche wecken eine das Gute, ist im Verlauf der Handlung oben dargestellt): IT CAME FROM Dinosaurier, der 200 000 Jahre im arkti­ einer hübschen Frau in rührender und BENEATH THE SEA (1955, Robert schen Meer eingeforen war. Nachdem unbeholfener Liebe zugetan. Diese Gordon). Eine Riesenkrake entsteigt sich das Monstrum regeneriert hat, Frau wird auch stets durch ihn vor den dem Pazifik, nachdem sie von Atom­ überquert es den Atlantik und taucht in blindwütigen Angriffen des zweiten bombenversuchen aufgescheucht wur­ New York auf Erst mit "Isotopen­ Monstrums gerettet, welches das Böse de. Erst greift sie ein U-Boot an, das Sprengsätzen" gelingt es der Armee, symbolisiert und schließlich bezwungen denselben Namen ftihrt wie jenes le­ das Ungetüm zur Strecke zu bringen. wird. gendäre Jules-Verne-Unterseeboot (und Ein amorpher Klumpen, der zu einem In diesen rührend einfachen und gradli­ nach dem die Amerikaner ihr erstes Vielfachen seiner ursprünglichen Größe nigen Unterfilm-Inszenierungen, oft voll Atom-U-Boot benannten); später steigt anschwellen kann, ist der Schrecken des von Bildern echter Poesie, scheidet sich das Ungeheuer im Hafen von San englischen Films THE CREEPING nach Märchenart Gut und Böse, und . Franziska an Land und verwüstet den UNKNOWN (1956, Val Guest). gesättigt von allgemeinen Furchtvorstel­ Strand von Kalifornien, bis es endlich THE CHILDREN OF THE DAMNED lungen wird die Ästhetik der Destruk­ von Flammenwerfern bezwungen wird. (1963, Anton M. Leader) sind vollkom­ tion beschworen in primitiv-chaotischen Das Drehbuch zu diesem Film schrieb men gefühllos, bewegen sich als Grup­ Bildfolgen. George Worthingon Yates, ein Spezia­ pe und können Gedanken lesen. Nach einem Märchen von Mme. Le- list ftir derartige Schocker. Ein Jahr zu- Zur Gruppe der Fisch-Menschen gehört CREATURE FROM THE BLACK LA- THE LOST WORLD (VERSUNKENE DAREDEVILS OF THE RED CIRCLE GOON (Der Schrecken von Arnazonas, WELT, ders.) eine SÜdamerikanische (DER GELBE KREIS) 1939, ders.) Se- 1954, Jack Arnold) ebenso wie die Expedition gerät auf ein Hochplateau, rial in 2 Episoden, alle zusammen mit Fortsetzung REVENGE OF THE wo noch vorgeschichtliche Pflanzen, John English. CREATURE (Die Rache des Unge- Tiere und Menschen leben. heuers, 1955, von demselben Regis- · THE CRIMSON GHOST (DER seur). In THE CREATURE WALKS THE BEAST WITH FIVE FINGERS MANN MIT DER TOTENMASKE, AMONG US (Das Ungeheuer ist unter (1947, Robert Florey, Buch C. Siod- 1946, ders. zusammen mit Fred C. uns, 1956, John Sherwood) wird an der mak) Brannon) Küste von Florida ein "Fisch-Mensch" gefangen und auf den Operationstisch UNKNOWN ISLAND (1948, Jack LOST CONTINENT (1951, Sam New- der Wissenschaftler gebracht. Unter sei- Bernhard) field). Prähistorische Ungeheuer. nen Schuppen entdecken sie eine zwei- te Haut, mit der sie einen neuen Men- BEGINNING OF THE END (1957, THE MONSTER FROM THE OCEAN sehen machen wollen. Bert L. Gordon) FLOOR (1954, Wyott Ordung) Ein weiteres Ungeheuer aus dem Meer ist THE MONSTER THAT CHAL- ATTACK OF THE PUPPET PEOPLE AGAME OF DEATH (1945, Robert LENGED THE WORLD (Alarm für (1958, ders.) Wise) Speerzone 7, 1957, Arnold Laven). Ein Film, der einem "biologischen THE AMAZING COLOSSAL MAN THE MOST DANGEROUS GAME Alptraum" nahekommt, ist FREAKS, (1957, ders.) (1932, Irving Piehel und Ernest B. den Tod Browning 1931 mit realen Schoedsack) "Monstren" drehte. Er ließ nämlich ver- SIX INCHES TALL (1957, ders.) krüppelte Menschen vor der Kamera RUN FüR THE SUN (1956, Roy Boul- agieren, die er in verschiedenen Zirkus- THE CYCLOPS (1957, ders.) ting) unternehmen gefunden hatte. "Der Film wurde zu einem nicht mehr über- KING DINOSAUR (1955, ders. jeweils ATTACK OF THE FIFTY FOOT WO- bietbaren Panorama realen Horrors, ... als Autor und Regisseur) MAN (1952) , denn in dem Film spielten unter ande- rem ein Mädchen ohne Hände, siame- THE BOOGIE MAN WILL GET YOU ·THE BEAST OF HOLLOW MOUN- sische Zwillinge, Hermaphroditen, Lili- (1942, Lew Landers) TAIN (1956, E1lward Nassour) putaner und andere entsetzlich mißbil- dete Kreaturen mit. FREAKS nimmt NABONGA (GORILLA) 1944, Sam BEDLAM (1946, Mark Robson) sich in der ersten Hälfte wie eine Ver- Newfield) teidigung dieser Wesen aus, aber das THE BLACK CAT (1934, Edgar G. Mitleid, das er zu erwecken suchte, THE BLACK SCORPION (1957, Ulmer) schlägt am Ende um: in einer brutalen Edward Ludwig) Orgie rächen sich die "Monster" an THE BLACK CAT (1958, Albert S. ihren Peinigern, die ein doppeltes Spiel THE SPIDER RETURNS (1941, James Rogell) trieben. Die Reaktion auf solche Sze- W. Horne) Serial in 15 Episoden, nach nen mußte extrem subjektiv bleiben; "The Spider" -Magazin-Stories. THE BLOB (1958, lrvin S. Yeaworth) auch wenn Browning um Sympathie ftir seine Darsteller warb, so hatte er nicht THE BEAST W!TH A MILLION CALTIKI, IL MOSTRO IMMORTALE bedacht, daß sich das "normale EYES (AUSGEBURT DER HÖLLE, (1959, Riccardo Freda) Empfinden" gröblich verletzt fühlen 1956, Dr. Kramarsky) mußte" (19). Hier wurde Max Ophüls' THE CAT CREEPS (1930, Rupert Ju- Kinodevise "hübsche Frauen hübsche THE BOY WITH GREEN HAIR Iian) Dinge im Film machen zu lassen" auf (1948, Joseph Losey) eine gründliche und makabre Weise THE CURSE OF THE FL Y (1956, Don desavouriert. THE INDESTRUCTIBLE MAN (DER Sharp) Innerhalb dieser Unterabteilung des WÜRGER VON SING' SING, 1956, J. Horror-Films gibt es eine weitere Grup- Pollexfen) THE MONSTER (1965, Daniel Haller) pe, die sich mit deformierten Menschen befaßt, die aber die phantastischen Zü- THE ROCKET MAN (1954, Oscar Ru- DRUMS OF JEOPADRY (1931, Geor- ge in den Vordergrund rückt, die eroti- dolph) ge B. Seitz) sehe Komponente stark berücksichtigt und eine eigentümliche Horror-Poesie THE GIANT CLAW(1957, Fred F. entwickelt: "Katzenfrauen, Tiermen- Sears) Nach dem Riesenaffen KING KONG, sehen und Pantherfrauen". den furchterregenden Wassertieren, den BRIDE OF THE MONSTER (DIE RA- prähistorischen Ungetümen sind es THE ASTONISHING SHE-MONSTER CHE DES WÜRGERS, 1954, Edward schließlich die Roboter, welche den My- (1957, Ronnie Ashcroft) D. Wood) thos des Untiers fortsetzen und die Schöne zu monströsen Hochzeitsfeiern THE APE MAN (1943, William Beau- THE FIGHTING DEVIL DOGS (1943, entfUhren. dine) William Witney) Besonders in den amerikanischen Fil- men werden die Ungeheuer, wie sie in VODOO MAN (1943, ders.) DRUMS OF FU MANCHU (DR. FU den japanischen Filmen auftreten, oft MAN CHU, ders. 1940) S. in 15 Episo- durch die zukunftsträchtigen Roboter THE GREEN HORNET STRIKES den ersetzt. Es werden ihnen sentimentale AGAIN (1940, Ford L. Beebe), Serial in Rollen überantwortet, und sie retten 15 Episoden MYSTERIOUS DOCTOR SATAN ihre Erbauer aus einer gefahrliehen La- (DIE RACHE DER KUPFERNEN ge, wie z. B. in TOBOR THE GREAT THE ANIMAL WORLD (DIE TIER- SCHLANGE, 1940, ders.) (1954, Lee Sholem), wo der Roboter, WELT RUFT, 1956, Irwin Allee) durch eine elektromagnetische Behand- Jung menschlicher Geftihle fähig ist. Er den Antillen. Er entbehrt auch nicht (1963, Roger Corman), DAS WACHS- ist ein treuer Diener flirs Vaterland und der dämonisch-autoritären Züge, die FIGURENKABINETI (1924, Paul Le- rettet seinen Schöpfer und dessen Sohn seinen Dracula so schreckerregend ge- ni), OF THE POERA aus den Händen von Spionen, die das macht hatten. In diesem Film poten- (1925, von Rnpert Jnlian, 1943, von Geheimnis des Roboters erfahren wo!- zierte er die Dämonie noch".(25) Im Artbur Lnbin, 1962, von Terence Fis- Jen. Meistens aber spielt er die dämoni- gleichen Jahr drehte Haiperirr noch ei- her). sehe Rolle King Kongs, wie in den be- nen weiteren Zombie-Film: RE VOLT OF THE MASK OF FU MAN-CHU rühmten GOLEM-Filmen:(20) DER THE ZOMBIES. Es folgten: KING OF (1932, Charles Brabin). Nach dem Ro- GOLEM (Paul Wegener, 1914 und THE ZOMBIES (1941, Jean Yar- man: "The Mask of Fu-Man-Chu" von 1920), LE GOLEM (1936, Julien Duvi- brough), I WALKED WITH A ZOM- Sax Rohmer (Pseudonym für Arthur vier) (21), DER GOLEM (1916, Urban EIE (1943, Jacques Tourneur), ZOM- Sarsfield Ward). Rohmer lieferte auch Cad), LE BOULANGER DE L'EMPE- EIES ON BROADWAY (1945, Gordon die Vorlage zu den beiden folgenden REUR (1951, Martin Eric). Douglas und Lew Leanders), VALLEY Filmen MYSTERIOUS DR FU In JOUEUR D'ECHECS (22) (1929, OF THE ZOMBIES (1946, Philip MAN-CHU (1929, Rowland Lee), der Raymond Bernard) wird ein Verräter Ford), VOODOO MAN (1949, William erste Fu Manchu-Film THE RETURN von einem Automatenmenschen hinge- Beaudine), ZOMBIES OF THE STRA- OF DR FU MAN-CHU (1930, ders.). richtet. Die Hauptfigur ist der Baron TOSPHERE (1952, Fred C. Brannon) G-MEN VS THE BLACK DRAGON von Kempelen, eine Automatenbauer S. in 12 E. (26), VOODOO TIGER (HARUSCHI, SOHN DES DR FU aus dem 18. Jdt. (1952), VOODOO WOMAN (1956, MAN-CHU) 1943, William Witney) Einer gänzlich anderen Welt entsprun- Edward L. Cahn) VOODOO ISLAND Serial in15 Episoden. gen scheint der Roboter in FORBID- (1957, Reginald LeBorg), ZOMBIES Auf die endlose Reihe der FU MAN-- DEN PLANET (ALARM AUS DEM OF MORA-TAU (1957, Edward L. CHU-Filme neueren Datums soll hier WELTALL, 1956, Fred McLeod Wil- Cahn), TEENAGE ZOMBIES (1957, nicht eingegangen werden, da sie für cox). Er gehört in die Welt der reinen Jerry Warren), THE WAR OF THE den Mythos des DR FU MAN-CHU Kybernetik (23). ZOMBIES (1965), VOODOO IN HAR- von keinerlei Bedeutung sind und nur Das Problem der vollständigen Auto- LEM (1965), PLAGUE OF THE ZOM- noch als dessen Dekadenzerscheinung matisierung greift auch der Film DESK EIES (1966, John Gilling). gewertet werden können. SET (1957, Walter Lang) auf, allerdings Andere Untote sind die Mumien~ Sie nur am Rande, sonst bietet er eigentlich gehören eigentlich ins Reich des Hor- mehr eine utopische Kulisse ftir eine ror-Films, deshalb soll auch auf sie The Devil is a Woman Komödie im Minelli-Stil flir Sperrcer nicht näher eingegangen werden außer . Tracy und Katherirre Hepburn. einer kurzen Filmographie: Der SF-Film erfuhr schon früh eine Zwei weitere englische Komödien über DIE AUGEN DER MUMIE MA (1913, Erotisierung, die bis heute viel zu we- Roboter: THE PERFECT WOMAN EmstLnbitsch), THE MUMMYS nig beachtet wurde, und die interessan- (1951, Bernhard Knowles). Die Ideal- TOMB (1942, Harald Yonng), THE te Rückschlüsse auf die amerikanische frau ist in diesem Fall eine meachini- MUMMYS GHOST (1943, Reginald Gesellschaft und im besonderen auf sehe Frau.MR DRAKE'S DUCK Le Borg). THE MUMMYS CURCE den amerikanischen Film zuläßt. Der (1951, Val Guest), ist die Komödie von (1944, Leslie Goodwins), THE MUM- Mythos von der mörderischen Blondine einer atomaren Ente. MY (1933, Karl Freund), THE MUM- (von dem Hollywood heute noch Ferner: THE MONSTER AND THE MYS HAND (1940, Christy Cabanne), zehrt), ist nur voll zu verstehen, wenn APE (ROBOTER DES GRAUENS, THE BELLS (1957, James Yonng), man sich ihre Äquivalente in der ameri- 1945, Howard Bretherton) Serial in 15 THE BLACK SLEEP (1957, Reginald kanischen Romanliteratur vor Augen Episoden. Le Borges), THE CURSE OF THE hält. Schon der größte amerikanische MUMMYS TOMB (1964, Michael Dichter des 19. Jahrhunderts, Edgar "Wie die Vampire sind auch die Zorn- Carreras), ISLE OF THE DEAD (1945, Allan Poe, hatte die Frau fast durchweg pies lebende Leichname, aber sie besit- Mark Robson), THE MUMMY (1959, mit der Drohung des Todes identifi- zen nicht die Agressivität der ersteren. Therence Fisher) ziert. Das Vokabular der Misogynie Sie sind vollkommen passiv, folgsame fand sich in allen Schattierungen Sklaven eines sinistren Herschers. Der Weitere Unholde sind die Wachsfigu- schließlich bei so unterschiedlichen Au- Zombie ist ein Toter, der wiedererweckt ren, die Masken, die Phantome und toren wie Faulker, Hemingway, Natha- wird durch einen äußeren Willen. Er ist schließlich Dr. Fu Man-Chu. nael West oder Mickey Spillane,. in des- der makabre Fetisch eines Volksglau- THE MYSTERY OF THE WAX. MU- sen überaus gewalttätigen Kriminalro- bens mit gewissen Bezügen zur Reali- SEUM (1933, Michael Curtiz). Der dä- manen die Formeln des Antifeminis- tät, der in Haiti vorkommt, und leitet monische Bildhauer !gor entwendet die mus vulgarisiert und ins Monströse sich aus der direkten Verbindung zu Leichen aus einem Leichenschauhaus, gesteigert wurden. magischen Riten des Voodoo-Kults ab . um sie anschließend in Wachs zu Was in der amerikanischen Literatur .. Höchstwahrscheinlich leitet sich die gießen. Er gehört eigentlich, ebenso wie sublimiert wurde, trat in den Filmen Bezeichnung von dem Namen Jean DOCTOR X von demselben Regisseur, offen auf: die Frau als verderbtes und Zombi her, einem ehemaligen Verkün- in die Galerie der verrückten Wissen- Verderben bringendes Wesen, das sich der des Voodoo-Ritus, der zur geheilig- schaftler. kultisch verehrt sehen möchte und da- ten Person wurde. Als einer der ersten bei materiellen Gewinn über alles befaßte sich der Journalist William B. schätzt. Dies ist vor allem der Fall in Seabrook mit den Voodoo-Praktiken THE CAT AND THE CANARY (1927, der "Schwarzen Serie", einer Reihe von auf Haiti, und C. H. Dewisme veröf- Paul Leni), THE CAT AND THE CA- amerikanischen Filmen aus den Jahren fentlichte 1957 ein Buch in Paris mit NARARY (1939, Elliot Nngent), THE 1941 bis 1953. Wesentliches Stimulans dem Titel: "Les Zombies".(24) CLIMAX (1944, George Waggner), in diesen Filmen war der ausgeprägte Als Modell ftir fast alle Zombi-Filme HORRORS OF THE BLACK MU- Kult der unerfiillten Leidenschaft, also stand der Film von Victor Halperin SEUM (1959, Artbur Crabtree), eine stark romantische Vorstellung, die WHITE ZOMBI, den dieser 1933 mit HOUSE OF WAX (1953, Andre de durch das Unhappy-End der meisten Bela Lugosi in der Hauptrolle drehte. ,Toth), THE LAST WARNING (1929, "schwarzen" Filme noch genährt "Burder Legendre (Lugosi) ist ein etwas Pani Leni), THE MAN WHO wurde. bescheidener Dr. Mabuse. Er strebt LAUGHS (1928, ders.), THE MASK nicht nach Weltherrschaft, sondern re- (1961, Jnlian Roffman)THE TERROR Bevor die Mythologisierung des ameri- giert über ein abgelegenes Eiland in (1928, Roy del Rnth), THE TERROR kanischen Frauenbildes in den oben ge- bereits der riesenhaft aufsteigende fa­ schistische Mörder, er ist die Technik mit falschem Bewußtsein, die Angst ei­ nes Amerika, ohne prosperity, vor sich selber. Seltsam immerhin, wie gering die Zauberstoffe sind, die der Film aus­ beutet: Dämmerzustand, Homunculus, Golem, manchmal etwas Fliegender Teppich, zuletzt Vampir, fast immer dasselbe. Seltsamer, daß gerade diese Wunderfabeln in unserer Zeit immer rascher rotieren und immer größere Stücke Gegenwart bezeichnen; als wä• ren sie nicht nur Romantik, sondern Prognose. Prognose von neuer Angst, neuer Ungeborgenheit (kein Wunder auch bei diesem Wetter), Zeichen eines zu Ende laufenden Zeitalters, das seine Mitternachtsglocke hört."

Frankenstein

Die gerade neuzehnjährige Mary Shel­ ley schrieb 1818 den Roman "Franken­ stein or The Modem Prometheus". Er enthält im wesentlichen folgende ro­ mantischen Motive: den Willen des Menschen, die Schöpferrolle Gottes zu übernehmen und die eigenen Grenzen zu sprengen; die fehlgeschlagene Revol­ te eines aufgeklärten Wissenschaftlers, 1------+------f der der Prototyp der Aufklärung über• nannten Formen einsetzte, die Andre erkennen. In dem Bericht, der in den haupt sein soll; das Faust,.Motiv; die Bazin als "pneumatic women" eines neunten Band.der Gesamtausgabe im Rache es unzulänglichen und frustrier­ Aldous Huxley charakterisierte, erfuh­ Suhrkamp-Verlag mit dem Gesamttitel ten Geschöpfes an einer feindlich ge­ ren die Frauengestalten im frühen ame­ "Literarische Aufsätze" aufgenommen sonnenen Umwelt; die Verfolgung des rikanischen Film eine gewaltsame Eroti­ worden ist, schreibt er: eigenen Schöpfers, der gefrevelt hat, sierung, die ihren Niederschlag u. a. in " ... 'Der Andere' aber, das wurde ein sich aber nicht zu seiner Schuld beken­ den folgenden Pantherfrauen-Filmen zweiter Filmreprise, auch der Amerika­ nen will. (31) fand. ner FRANKENSTEIN, ein smarter Die erste Verfilmung des Frankenstein­ TIGER WOMAN (1917, J. Gordon Herr und Homunculusmacher, der vor Themas geht wohl auf das Jahr 1902 Edwards), PANTHER WOMAN (1918), zehn Jahren noch Rabbi Löw hieß. An zurück und wurde von der American LEOPARD WO MAN (1920, Wesley seiner Werkstatt ist Kurpfuscherisches Mutoscope & Biograph.Co. produziert. Ruggles), LEOPARD LADY (1928, Ru­ von heutzutage,. das mit elektischem (32) Der Titel des Films lautete: FRAN­ pert Julian). ISLAND OF THE LAST Zauberstab oder Patentlösung arbeitet, KENSTEINS TRESTLE. SOULS (1932, Erle C. Kenton), CUR­ nicht spurlos vorübergegangen; der Im gleichen Jahr drehte Edwin S. Por­ SE OF THE CAT PEOPLE (1944, Ro­ neue Golem wird unter Blitz und Don­ ter, ein Jahr vor seinem berühmten bert Wise und Gunther V. Fritsch), ner, unter Hochspannung auch seitens THE GREAT TRAIN ROBBERY, ei­ TARZAN AND THE LEOPARD WO­ des Publikums geboren. Der alte Film­ nen der ersten phantastischen Filme: MEN (1945, Kurt Neumann), CAT-­ Golem war schon mehrmals da: einmal DREAM OF A RAREBIT FIEND! WOMEN OF THE MOON (1953, als der, den Rabbi Löw selbst unter Die Thematik Frankensteins, eine aus­ Artbur Hilton), PANTHER GIRL OF Beihilfe der ,Astarte' bildete; sodann als gesprochene Domäne des Horror­ THE CONGO (1955, Franklin die nach dreihundert Jahren aus einer Films, gehört nur sehr bedingt zum Andreon), CAT-GIRL (1957, Alfred Grube ausgegrabene Figur noch ein- Thema des SF-Films und wird deshalb Shaugnessy), CAPTIVE WOMEN . ma~ welche ein Althändler ersteht und nicht näher behandelt. (1952, Stuart Gilmore), SHE DEVIL tief in der Nacht, mittels der Gebrauch­ Ausgesprochene SF-Elemente finden (1957, Kurt Neumann nach dem Ro­ tanweisung eines alten Zauberschmö• sich jedoch um so mehr in dem hierauf man, "The Adapitive Ultimate"), PRE­ kers, belebt. Beide Male aber war auch folgenden Kapitel über "Die verrückten HISTORIC WOMEN (AMAZONEN hier etwas weit hinten in der Türkei, Wissenschaftler", auch wenn sich hier, DES URWALDS, 1951, George J. Tal­ spielte eher leere Unterhaltung, gute einmal mehr, beide Gattungen derart las), nach dem Roman "Atlantida" von alte Kuriosität, noch mehr von Rudolf überschneiden, daß keine genaue Tren­ Pierre Benoit), CHARLESTON (1927, Baumbach als von Meyrink und wie nung vorzunehmen ist. Jean Renoir), die Geschichte einer hinter Butzenscheiben photographiert. James Whale schuf 1932 eine epische weißen Wilden, die ein schwarzer Wis­ Jetzt fehlen die Butzenscheiben zwar Version unter dem Titel: FRANKEN­ senschaftler in den Trümmern eines ebenfalls nicht und der Ort des moder­ STEIN (FRANKENSTEIN) nachdem von Eismassen zerstörten Buropa nisierten Golem, eben "Frankenstein" Hollywoods Horror-Welle bereits ihren endeckt. genannt, ist Hollywoodsches Tirol, die ersten Höhepunkt überschritten hatte. Zeit jedoch ist jene Gegenwart gewor­ Die Hauptrolle dieses fiir das deutsche Ernst Bloch hat 1932 den Aufsatz "Be­ den, welche ihre Golems selbst erzeugt Publikum Ur-Frankensteins spielte Bo­ zeichnender Wandel in Kinofabeln" ve­ Der Tonfilm mußte erfunden werden, ris Karloff, der später mit der Rolle des röffentlicht. Es war ein früher Versuch, um in ,Frankenstein' den Weiberschrei Monsters praktisch identifiziert wurde. im "phantastischen Film" eine Spiege­ des Opfers festzuhalten: das Opfer wird (33) 1935 drehte Whale die Ironisierung lung gesellschaftlicher Zustände zu freilich gar keines, aber der Golem ist seiner ersten Adaption: THE BRIDE OF FRANKENSTEIN, wo Mary Shel­ will, eine Frage des Maßstabs. Der Franju verftlmte den Stoff (drei Jahre ley im Vorspann erscheint und verkün• Maßstab aber (... ) hebt die Anlegen­ vor seinem ausgezeichneten JUDEX) det, daß die Geschichte doch nicht mit heit auf eine neue Ebene". (36) mit einer besonderen Sensibilität gegen­ der Zerstörung des Monsters geendet Ein Grundtypus des wahnsinnigen Pro­ über dem Makabren, das sich unter habe, es sei nämlich durch einen im fessors ist charakterisiert durch seine der Oberfläche des Alltags verbirgt, Keller der abgebrannten Mühle befind­ dämonischen Versuche am Menschen. auch wenn er manchmal durch bewußt lichen Teich vor den Flammen gerettet Als Musterbeispiel sei LES YEUX eingesetzte Schock-Bilder ins Kolporta­ worden und morde nun weiter. Auf SANS VISAGE (DAS SCHRECKENS­ genhafte abfällt. demselben Prinzip basiert SON OF HAUS DES DR RASANOFF, 1960) FRANKENSTEIN, den R.owland V. Lee angeführt. Diese Gruselgeschichte mit medizinischen Einschlag drehte George 1939 nach der bekannten literarischen Ein ähnliches Thema behandelt auch Franju, der lange Zeit mit Alain Resnais Vorlage drehte. Allerdings versucht hier Karl Freunds MAD LOVE (1935, ein zu den begabtesten Dokumentarftlmre­ Willis Cooper (Buch) die beiden erfol­ Remake von Robert Wieners gleichna­ gisseuren Frankreichs zählte, nach ei­ greichen Filme von Whale zu einer Se­ migen Films aus dem Jahre 1924. (37) nem Roman von Jean Redon. rie auszubauen. Die Story basiert eben­ Der Wissenschaftler experimentiert in Ein junges Mädchen ist durch einen so wie THE BRIDE OF FRANKEN­ einem versteckten Laboratorium und Autounfall im Gesicht schrecklich ver­ STEIN auf dem Einfall, daß Franken­ bewirkt durch seine Experimente eine stümmelt. Der Vater, ein angesehener stein ein ewiges Leben hat. Er wider­ erschreckende Verwandlung irgendeiner Arzt, widmet sich nun verbrecherischen stand der Feuerbrunst in der Mühle Art von Pflanzen oder Tieren, die da­ Experimenten: er versucht jungen Mäd• und dämmert in einer Grabeshöhle da­ durch zu Fleischfressern werden und zu hin, bis Frankensteins Sohn, aus Lon­ chen, die seine Assistentin im Quartier wüten anfangen. In anderen Filmen don kommend, seinen Besitz zu be­ Latin "einfängt", ihre Gesichtshaut fort­ nimmt er selber (manchmal nicht wie­ und der Tochter aufzuoperieren. Doch wohnen kommt, zuerst in friedfertiger dergutzumachenden) Schaden oder er ohne Erfolg. Die Haut schält sich wie­ Absicht, dann in die schlimmen Versu­ wird "heimgesucht". So experimentiert che seines Vaters hineingeratend: Fran­ der ab, und die Opfer fmden entweder der Held von THE FLY (DIE FLIEGE) kensteins Ungeheuer zieht mordend bei der Operation den Tod oder neh­ 1958, Kurt Neumann) mit einer Über- umher, bis es schließlich in einem tie­ men sich aus Vernyeiflung das Leben. . tragungsmaschine, wobei er sich selber Schließlich setzt die Tochter selbst den fen Loch umkommt. als Versuchsobjekt verwendet. Er Machenschaften ihres Vaters ein Ende, tauscht den Kopf und den Arm mit ei­ und eine losgelassene Meute von Expe­ Der Film schweift also von der Story ner Hausfliege, die durch Zufall in die ab, verliert sich in sentimentalen Ran­ rimentalhunden stürzt sich auf ihren Maschine geraten ist, und wird zum Peiniger, um ihn zu zerfleischen. depisoden und schwelgt in bombasti­ Ungeheuer. Mit dem Rest seines men- schen Dekors. (34) 1------t schlichen Wtllens zerstört er sein Labo. Erle C. Kenton drehte 1942 nach einer ratorium und befiehlt seiner Frau, ihn Story von Eric Taylor THE GüST FO zu töten. FRANKENSTEIN und 1944 nach einer So erschafft der verrückte Wissenschaft­ Story von Curt Siodmak (35) HOUSE ler Frankensberg in TORTICOLA OF FRANKENSTEIN, wieder mit B. CONTRE FRANKENSBERG (1952, KarlofT in der Titelrolle. Paul Paviot) ein aasfressendes Unge­ Einige weitere Frankenstein-Filme: heuer namens Torticola, das ihm zum FRANKENSTEIN MEETS THE Schluß selbst zur Gefahrt wird. WOLF MAN (1942, R.oy William Der Ursprung der Aggressionstriebe des Neill), I WAS A TEENAGE FRAN­ heutigen Menschen liegt nach THE KENSTEIN (1957, Herbert L. Strock), NEANDERTHAL MAN (1953, Edwald ABimiT AND COSTELLO MEET Andre Dupont) bei seinem Urahnen. So FRANKENSTEIN (ABBOTT UND hat ein Wissenschaftler ein Serum COSTELLO TREFFEN FRANKEN­ erfunden, das er seiner Gehilfin, seiner STEIN, 1949, Charles Barton), THE Katze und schließlich sich selbst ei­ CURSE OFFRANKENSTEIN (1957, nimpft. Die Katze verwandelt sich wie­ Terence Fisher). der in einen Tiger und, um sich zu ernähren, tötet sie die beiden Men­ schen, die sich ihrerseits wieder in Die verrückten Wissenschaftler Menschenaffen verWandelt haben. Ebenso wie in der Geschichte von E. In der steten Reproduktion der Fran­ Kasantkis TARZAN DES MEERES, kensteinsehen Figur wurde der Versuch wo der Vater seinem Sohn Kiemen ein­ unternommen, die Angst vor einer pflanzt, die ihm erlauben, unter Wasser ungewissen Zukunft (ein immer wieder­ zu leben und so das erste Glied einer kehrendes Element im SF-Film) als ge­ Menschheit zu sein, die "das Glück in schichtslos oder besser als überzeitlich den Tiefen der Ozeane findet", werden und immerwährend zu begreifen. Da­ in UX-BLUTHUND - TAUCH­ rum konnte sich daraus auch der Typ FAHRT DES SCH~CKENS (Terence des verrückten Wissenschaftlers entwik- Ford) Kiementransplantationen von ei­ der ruhelos durch die Welt zieht nem weltherrschaftsgierigen Wissen­ einen abgelegten Platz für seine schaftler vorgenommen. Sein teufli­ schrecklichen Versuche sucht. sches Laboratorium befindet sich in ei­ "In SF-Filmen geht es nicht um Natur­ nem U-Boot, in dem er seine Roboter­ wissenschaft. Es geht in ihnen um die Echsenmenschen heranzüchtet, bis eine Katastrophe und damit um eines der gewaltige Unterwasserexplosion dem ältesten Themen der Kunst. Im SF­ Spuk schließlich ein Ende macht. Film wird die Katastrophe nicht inten­ Immer wieder sind die wahnsinnigen siv, sondern stets extensiv erlebt. Hier Wissenschaftler auf Weltherrschaft aus. geht es um Quantität und Einfallsreich­ In WHIPHAND (William Cameron .tum. Das Ganze ist, wenn man es so Menzies) versuchen sie deswegen die USA mit Mikroben zu verseuchen, und Bankier rächen will. Der Mythos des in LEISE TÖTEN DIE SPIONE (Mario verrückten Wissenschaftlers kommt je­ Caiano) erfmdet der Verrückte eine doch eigentlich nur in den Bildern der Chemikalie, mit deren Hilfe er anderen mörderischen Menschengruppen zur Leuten seinen Willen aufzwingen kann. Geltung. Erleb von Stroheim, von dem Weitere Beispiele dieser Gattung sind: so meisterhafte Filme wie GREED und THE DEVIL BAT (1940, Jean Yar­ FOOLISH WIVES stammen, schrieb brough). Ein verrückter Wissenschaftler (zusammen mit dem Regisseur) das ruft eine neue Rasse von fleischfressen­ Drehbuch zum Film. War seine Inter­ den Fledermäusen ins Leben und will pretation des reichen amerikanischen mit ihnen seine Umwelt verwüsten. Ehemanns in FOOLISH WIVES schon selbst makaber genug, so spielte er Von demselben Regisseur: THE CREE­ auch die Rolle des wahnsinnigen Wis­ PER (1948) und MASTER MINDS senschaftlers in dem Film von John (1948. In THE CASE OF THE MIS­ Auer: LE CRIME DU DOCTEUR SING BRIDES (Wallace Fox) tötet ein CRESPI (1935) (39) Arzt junge Frauen und verpflanzt ihre Die klassische Gestalt des Wissenschaft­ Drüsen seiner Frau, um sie möglichst lers als Teufelsanbeter, wie wir sie in lange jung zu erhalten und in THE der Literatur antreffen (z. B.: "Doctor MAN WHO CHANGED HIS MIND Faustus" von Christopher Marlowe, (1936, Robert Stevenson) verbringt Bo­ ebenso in den Werken von Poe, Haw­ ris KarlofT seine Zeit damit, Gehirne LOST LOULS (1932, Erle C. Kenton) thorne, Goethe, Shakespeare) begegnet von einem Indiviuum zum anderen zu nach der Iiteraischen Vorlage von H. G. uns auch immer wieder in den SF-Fil­ verpflanzen. THE LADY AND THE Wells "Island of Dr. Moreau". Dr. Mo­ men, oft mit direkten Anspielungen auf MONSTER (1944, George Shennan) reau (Charles Laugthon) nimmt in sei­ ihre literarischen Vorbilder. So in: nach dem Buch "Donovan's Brain" (. .. nem abgelegenen Laboratorium Kreu­ FAUST XX (1967) in dem Ion Popes~ ("Der Zauberlehrling") von Curt Siod­ zungen zwischen Menschen und Affen cu-Gopo einen Faust des 20. Jahrhun­ mak. Hervorzuheben an diesem Film vor und züchtet so eine neue Art von derts allegorisch auf der Leinwand dar­ ist noch die Musik von Marlin Scharf "Affen-Menschen" heran. Auf der Su­ stellt, und in der modernen Faustkomö• und daß Erich von Stroheim in ihm ei­ che nach einer neuen Kreatur schafft er die von Stanley Donen BEDAZZLED ne Hauptrolle spielte. DOCTOR X eine Pantherfrau, die alle äußeren (MEPHISTO 68). (1932, Michael Curtiz) CREATURE Merkmale einer Frau besitzt, jedoch Luitz Morat, em ehemaliger Mitarbeiter WITH THE ATOM BRAIN (1955, mit animalischen Instinkten ausgestattet von Feuillade, erfand einen Wissen­ Edward L. Kahn). THE MAN WHO ist. Diese Pantherfrau wird nun den schaftler, der eine Maschine gebaut hat, TURNED TOSTONE (1957, Leslie "Affen-Menschen" ausgeliefert. die es ihm ermöglicht, den Blitz einzu­ Kardos), THE 5000 FINGERS OF DR THE MONSTER MAKER (1944, Sam fangen und die er dann dazu benutzt, T (1935, Roy Rowland), MAN MADE Newfield): Mit Hilfe eines Orang­ Paris zu zerstören: LA CITE FOU­ MONSTER (1941, George Waggner) Utangs entledigt sich Dr. Markoff sei­ DROYEE (1924). nach dem Roman She Electric Man" ner Assistentin, um ungestört seinen Die Bedrohung, die vom Atom aus­ von H. J. Essex, DESTINATION makaberen Experimenten an seiner fri­ geht, führte zu einem neuen phantasti­ 60000 (1957, ebenfalls George Wag­ volen Frau nachkommen zu können. schen Mythos, dessen sich die verrück• gner). CAPTIVE WILD WOMAN (Edward ten Wissenschaftler jetzt bedienen. So Die ~legorie der repressiven Sexuali­ Dmytryk): Ein Chirurg bedient sich der führt er z. B. einen "verbotenen" Ver­ tät", die sich 1933 am deutlichsten bei Leiche seiner Patientin, um eine junge such mit einem neuen, radioaktiven KING KONG manifestieren sollte, wird Frau in einen jungen Gorilla zu ver­ Stoff durch in dem Film von Curt zwei Jahre zuvor bereits vorweggenom­ wandeln. Siodmak: THE MAGNETIC MON­ men in dem Film MURDERS IN THE THE DEVIL'S DOLL (1936, Tod STER (1953), woraufhin er die Energie RUE MORGUE (Robert Florey), der Browning) nach der literarischen Vorla­ aller Materie, die ihn umgibt, in sich nach zwei Erzählungen von Edgar ge "Burn, Witch, Burn" von Abraham aufnimmt. Um sich seiner zu entledi­ Allan Poe gedreht ist. Merritt. Hier hat ein "mad doctor" in gen, führt man ihn in ein Laboratorium Ein Orang-Utang, der dem unheimli­ seinem furchterregenden Versuchslabo­ unter dem Meeresboden, wo sich dieser chen Dr. Miracle gehört, zieht mordend ratorium ein Mittel erfunden, um Men­ moderne "Zauberlehrling" durch die durch Paris. Seine Opfer sind allesamt schen in Homunkuli zu verwandeln, von ihm ausgehende Energie selbst zer­ Frauen. Der Arzt bringt den Affen mit mit deren Hilfe er sich an einem Pariser stören soll. einer Prostituierten zusammen, um auf In L'OR (1934, Sergie de Poligny) ver­ diese Weise ein Wesen zu erhalten, das wandelt ein Wissenschaftler Blei in halb Mensch, halb Tier ist. Der Affe je­ Gold. doch verliebt sich in das vierte Opfer, das der Arzt ihm vorsetzt. Er tötet den Arzt und flieht mit der schönen Camilie Die phantastischen Abenteuer auf oder auf die Dächer. Schließlich wird der unter der Erde Affe getötet und das Mädchen (symbo­ lisch) von ihrem Geliebten entilihrt.(38) Karel Zeman gehörte bis in den frühen Auf die erotischen sowie auf den sozial­ 50er Jahren neben dem Altermeister Ji­ politischen Aspekt dieser Filmreihe, in ri Tmka, von dem der höchst vergnügli• denen gewalttätige Riesenaffen ihre De­ che SF-Film DIE KYBERNETISCHE struktionstriebe austoben und auf den GROSSMUTTER stammt, zu den be­ Mythos "Die Schöne und das Untier" deutendsten Trickfllmern der Tsche­ soll in einem weiteren Kapitel noch nä• choslowakei. (40) Zeman vertritt inner­ cher eingegangen werden. Weitere Bei­ halb des Zeichentrickfllms eine stark sa­ spiele für das Motiv des pervertierten tirisch gefarbte Variante des Puppen­ Wissenschaftlers und dessen Vorliebe fllms und bewies immer wieder eine be­ für Menschenaffen zu seinen frevelhaf­ sondere Vorliebe für das Experiment. ten Experimenten: ISLAND OF THE Sein Meisterwerk ist wohl der 1957 ge- drehte VYNALZE ZKAZY (DIE zenten Walt Disney zurückzuführen turen im Innem der Erde, die sich wie ERFINDUNG DES VERDERBENS). ist), ansonsten ist sie eine ziemlich ge­ Maulwürfe gebärden und die Flihigkeit Es ist der schönste aller Jules-Verne-Fil treue Illustration des Verne-Buches, wo besitzen, in Sekundenschnelle im Bo­ me (41). Um die Stimmung der techni­ der verrückte Kapitän Nemo mit sei­ den zu verschwinden. Diese "Sklaven­ schen Traum- und Fabelwelt aus Ver­ nem wundersamen U-Boot gefahrliehe rasse" erinnert an die Bücher von Edgar nes Phantasien zu vergegenwärtigen, Abenteuer auf dem Meeresgrund zu be­ Rice Burroughs, die damit beschäftigt hat Zeman alle bekannten Techniken stehen hat (Unterwasserfotographie: ist, unterirdische Gänge zu bauen oder des Spiel-, Zeichen- und Puppenfilms Till Gabbani). Eine andere Version an Fritz Langs Meisterwerk METRO­ kombiniert und überdies die Dekora­ unter dem gleichen Titel stellte noch POLIS (1926), wo die Welt zum Orna­ tion seines Films möglichst getreu den MacCutcheon her. ment erstarrt ist und Bilder aus einer berühmten Originalillustrationen der Eine Verbindung von Wissenschaft und phantastischen Zukunftsstadt zu einer Verne-Romane, den Stichen von Benett Abenteuer nach erfolgverheißenden Ki­ "Revue monumentalen Ausmaßes" und Riou, nachgestaltet Zeman ahmt nomustern geht auch der aufwendige werden. die Schwarz-grau-Schraffierung des AROUND THE WORLD UNTER Nach dem Poem von Edgar Allan Poe Hintergrundes nach, wodurch auch die THE SEA ein, den der amerikanische drehte Jacques Toumenr CITY photographierten Gegenstände merk­ Action-Spezialist Andrew Marton dreh­ UNDER THE SEA, die Fabel von der würdig zweidimensional erscheinen. te, ( 43) dasselbe läßt sich von seinem geheimnisvollen Stadt Atlantis, die Ferner gleicht er auch noch den Aus­ 1964 gedrehten SF-Film A CRACK IN ihren Höhepunkt in einem Vulkanaus­ druck der Darsteller den alten Stichen THE WORLD sagen. bruch fmdet, in dem die Amphibien­ an. In dieser unbestimmten, halb künst• In diesen Zusammenhang gehört auch menschen, die den Film bevölli:ern, lich, halb gespielten antiquarischen der Film des japanischen Tricktechnik­ umkommen. Welt wird die Geschichte lebendig: die meisters Inoshiro Honda: ATORAGON Ein anderer Jules-Verne-Roman, der abenteuerliche Geschichte des Profes­ (U 2000- TAUCHFAHRT DES klassische Weltreiseroman "In 80 Tagen sers Roch, der sich mit seiner Erfln­ GRAUENS, 1954). Die Story verweist um die Welt", wurde 1956 von Michael eines höchst wirksamen Spreng­ auf die Einstellung der Japaner von Anderson verfilmt: AROUND THE leichtgläubig von Piraten auf ei­ heute gegenüber japanischen Traditio­ WORLD IN 80 DAYS (IN 80 TAGEN ne Kraterinsel im Ozean entführen läßt, nen von gestern: ein Kapitän hat bei UM DIE WELT). Auch hier wurde der eine Geschichte mit Flugmaschinen Kriegsende nicht kapituliert, sondern Geist des Buches durch das Spektaku­ und Seeungeheuern, Kämpfen am Mee­ im Verborgenen mit seiner Mannschaft lum ersetzt. ( 45) Der farbenprächtige resgrund und Rettungen durch die Luft ein Super-U-Boot gebaut, dessen die Film voller Massenszenen und unzähli• .Jules Vernes Roman (" Vingt Mille UNO nun bedarf, um das den Weltfrie­ ge Stars wurde zu einer Schau, die ihre Lieues sous les Mers" - "20 000 Meilen den bedrohende Mu-Reich zu bekrie­ Rechtfertigung in sich selbst findet: eine unter Meer" (42) wurde erstmals im gen. Das U-Boot ist gegen jegliche Waf­ Augenweide ohne jeglichen Hintersinn, Jahre 1915, mit den ersten Unterseeka­ fenarten unempfindlich und bohrt sich den man bei Albert Lamorisse in seiner meras, die es gab, verfllmt. Eine zweite durch riesige Felsmassen am Meeresbo­ unglücklichen Verknüpfung von Doku­ Stummfllm-Version folgte 1928. Die den, fliegt mit Überschall durch die mentar- und Spielfllm gern vermißt neuere Version 20 000 LEAGUES Luft und friert schließlich die dämoni• hätte: LE VOYAGE EN BALLON UNDER THE SEA (20 000 Meilen sche Unterwasserstadt sowie die Riesen­ (DIE REISE IM BALLON, 1960). unter dem Meer), die Richard Fleischer schlange mit Kältestrahlen ein. (44) Großvater und Enkel reisen in einem 1954 drehte, hat teilweise Dokumentar­ In THE MOLE PEOPLE (1956, Virgil Freiballon, der sich mittels einer Art filmcharakter (was wohl auf den Produ- Vogel) hausen menschenähnliche Krea- Düse in jede gewünschte Richtung len- t------+------.-..4 ken läßt, kreuz und quer durch Fran­ kreich. Interessanter ist jedenfalls sein 1956 entstandener LE BALLON ROU­ GE (DER ROTE BALLON), in dem er seinen Sohn Pascal mit einem roten Luftballon durch Paris wandern läßt. Es ist die Geschichte des märchenhaften Luftballons, der mit dem Jungen Freundschaft geschlossen hat und sich manchmal recht eigenwillig benimmt, womit er den Jungen und manchmal auch sich selbst in Gefahr bringt, so z. B. als er den Gassenjungen von Menil­ montant zu nahe kommt. Schließlich kommen andere Luftballons zu Hilfe und retten die beiden unzertrennlichen Freunde. Albert Lamorisse in einem Interview anlässig der Preisverleihung in Cannes 1957 (46): "Die Kindheit ist 'das schöne Alter': man entdeckt eine Menge außer• gewöhnlicher und aufregener Dinge. Die Kinder leben sozusagen in einem privilegierten Zustand. Sie besitzen eine außergewöhnliche Gabe der Erkennt­ nis. Später wird man erwachsen und dadurch weniger aufgeschlossen. Man fl.ndet das Leben enttäuschend .." Ein weiterer Film dieser Reihe ist lrwin Allem FIVE WEEKS IN A BALLOON (FÜNF WOCHEN IM BALLON, 1962) mit Peter Lorre in der Rolle eines ge­ mütlich phlegmatischen Sklavenhänd• lers. Die Bedrohung von außen

Am 30. Oktober 1938 sendete der CBS eine Funkbearbeitung von H. G. Wells Roman "The War ot the Worlds" ("Krieg der Welten"). Sie trug dem 23jährigen Autor der Sendung, Orson Welles, ein Hollywood-Engagement ein und rief obendrein in Amerika eine Massenpanik hervor. Zum ersten Male wurden die Menschen (zwar nur durch raffinierte dramaturgische Tricks) unmittelbar mit den Gefahren konfron­ tiert, die uns angeblich aus dem Weltall bedrohen. Seitdem zählen die Fliegen­ den Untertassen und die Invasion aus dem Weltall zu den beliebtesten The­ mata der SF-Autoren, sowohl in der Li­ teratur als auch im Filril. Die oben erwähnte Sendung wurde 1952 von By­ ron Haskin unter dem gleichen Titel für die Leinwand adaptiert, allerdings ohne die Brillanz von WeHes' Hörspiel oder gar die des Buches nochmal zu errei­ chen. Im Film wird die Landung von Fliegenden Untertassen in Amerika be­ schrieben (im Buch landen die Mars­ menschen in England). Die unansehnli­ chen Eindringlinge, die ihren Planeten verlassen mußten, weil er zu kalt ge­ worden ist, um noch länger bewohnbar zu sein, sind von keiner Waffe zu besie­ gen, bis sie schließlich an den Mikro­ ben in der Erdatmosphäre eingehen. Von den philosophischen Entwürfen GUN (PHANTOOM 7000): ein Raum­ hingegen sie immer nur unnütz in Ge­ Wells' ist im Film nicht mehr viel übrig• schiff vom Planeten Misteroid ist in der fahr bringt (siehe Herstellungsjahr!). geblieben, sondern das Thema ist hier Nähe von Tokio gelandet. Der Film hat als literarische Vorlage mehr ein Vorwand, um die latente Nachdem auf jenem Planeten jahrhun­ den Kurzroman ,;Who Goes There?'' Kriegspsychose (der Koreakrieg ging ge­ dertelang Atomkriege geführt worden von John W. Campbelljr. (deutsch: rade seinem Ende entgegen) auszunüt• sind, ist er praktisch unbewohnbar ge­ "Das Ding aus einer anderen Welt") zen. Die Armee spielt eine wichtige worden, und so versuchen sie, unseren und wurde von Howard Hawks produ­ Rolle in den Film, ebenso die Atom­ relativ unverseuchten Planeten zu ero­ ziert, wahren zu können. Der Planet bombe, welche den Marsmenschen bern. Mit einem imponierenden Auf­ "R" steht auch hier symbolisch für die nichts anhaben kann, und die baktereo­ wand an Statisten und Kriegsmaterial Atombombe, der fremde Besucher in logische Kriegsführung. wird gegen die Eindringlinge ange­ Menschengestalt für einen Messias. Das Problem der möglichen Beziehun­ kämpft, doch die Waffen der Fremden In dem französichen Film LE CIEL gen zwischen den Erdwohnern und den sind unbesiegbar. Dank eines verspon­ SUR LA TETE (DER HIMMEL Bewohnern einer anderen Welt greift nenen Wissenschaftlers gelingt es BRENNT, 1964, Yves Ciampi) greifen auch der Film IT CAME FROM OU­ schließlich doch noch, die Erde zu ret­ Fliegende Untertassen den französichen TER SPACE (47) (1952, Jack Amold) ten. Mit einer "Elektronenkanone" ja­ Flugzeugträger "Clemenceau" an. In auf. In der texanischen Wüste landet ei­ gen die Japaner die Angreifer zurück. französischen Marinekreisen und im ne Fliegende Untertasse mit außerirdi• In 20000 MILES TO EARTH (1057, Kriegsministerium beginnt die große schen Wesen an Bord. Einer schlechten Natban Jumn) kehren amerikaDisehe Jagd auf die unbekannten Angreifern, Tradition zufolge (die wahrscheinlich Offtziere von der Venus zurück und die unversehens in gleißenden Flug­ ihren Ursprung im Erfolg von THE bringen ein Ungeheuer von dort mit, körpern aus dem blauen Mittelmeer­ WAR OF THE WORLDS hat) sind die das zusehends größer wird. Erst nach­ Himmel herunterstoßen. Der Film, nur Wesen von fremden Welten immer dem es halb Rom zerstört hat, gelingt Vorwand, um die Tapferkeit der franzö• unansehnlich, und grausam obendrein. es den Militärs und den Wissenschaft­ sichen Marine und der Mirage-Piloten (die man laufend starten und landen In IT CAM FROME OUTER SPACE lern, das Untier in den Ruinen des Ko- sind die Besucher gallertartige, defor­ , lesseums zu erlegen. sieht) ins rechte Licht zu rücken, mierte, einäugige Wesen, die,um sich Am Nordpol spielt sich der Film von erweckt den Eindruck, als wäre er im fortzubewegen, an Telegrafendrähten Cbristian Nyby ab mit dem Titel THE Auftrag des französichen Verteidigungs­ entlanggleiten. THING FROM ANOHTER WORLD ministeriums gedreht. (DAS DING AUS EINER ANDEREN Oft jedoch spricht eine unverhüllte Die Begegnung mit den Erdbewohnern WELT, 1951). Angst, die das gruselige Vergnügen an verläuft allerdings sehr friedlich. Die Hier landet in der Nähe einer For­ den Monsterwesen übertönt, aus diesen Besucher nehmen Kontakt mit einem schungsgruppe ein absonderliches Flug­ Filmen, wie in DIE NACHT DER Astronauten auf, und es stellt sich he­ gerät mit einem Monstrum an Bord, GROSSEN HITZE von Terence Fisher raus, daß sie auf dem falschen Planet das halb Tier, halb Pflanze ist. Die Wis­ oder in THEDAYMARS INVADED gelandet sind. Darauf reisen sie wieder senschaftler wollen das "Ding" für ihre EARTH (1963, Maury Dexter), den Su­ ...... :) ab. ( 48) Von dem japanischen Regis­ Untersuchungen haben, die Militärs san Sontag (50) in ihrem Essay als Aus­ 00 seur Inoshiro Honda, der Dutzende hingegen wollen es umbringen, was nahme dafür anführt, daß in derartigen von SF-Filmen gedreht hat und den dann auch schließlich passiert, weil die SF-Filmen die Eindringlinge in der Re­ Ruf genießt, ein Spezialist dieses Gen­ Armee das Verdienst zukommt, die gel entweder zurückschlagen oder ver­ res zu sein, stammt CHIKYU BOEI- Menschheit zu retten, die Wissenschaft nichtet werden. In diesem Film wird Dieser Film schien die Reihe, die oft GEGEN USA, 1952, Alfred E. Green) mit viel wissenschaftlicher Akribie das THE BRAIN FROM PLANET AROUS Thema der Fliegenden Untertassen be­ (DIE AUGEN DES SATANS, 1957, N. handelte, abzuschließen. Das Thema Nertz), GABRIEL OVER THE WHITE war in den frühen 50er Jahren sehr be­ HOUSE (1933, Gregory Lacava), nach liebt und wurde auch in wissenschaftli­ dem Roman "Gabriel over the White chen Zeitschriften ernsthaft diskutiert. House, a Novel of the Presidency" von (52) Thomas Frederic Tweed, INVADERS Zwei Filme von Val Guest eröffneten FROMMARS (William Cameron Mon­ eine neue Entwicklung im englischen zies), THE NIGHT THE WORLD EX­ SF-Film: QUATERMASS EXPERI­ PLODED (1957, Fred F. Sears), MENT (1955) und QUATERMASS II PHANTOM FROM SPACE (1952, Lee (FEINDE AUS DE~ NICHTS, 1957), W. Wilder), FLYING DISC MAN wo sich der einzige Uberlebende eines FROM MARS (1950, Neuauswertung Weltraumfluges nach seiner Rückkehr 1958 unter dem Titel: MISSILE MON­ auf die Erde in ein galertartiges Pflan­ STERS, Fred C. Bannon) S. in 12 E., A zentier verwandelt und mit einem ein­ MESSAGE FROM MARS (1921, Max­ geschleppten Bazillus die Bevölkerung well Carger), THE FLYING SAUGER Londons infiziert. Professor Quater­ (1949, Roger Corman), THE FLYING mass startet daraufhin ein neues Wel­ SAUGER (1949, Mikel Conrad), IT traumunternehmen, da dem Geheimnis CONQUERED THE WORLD (1956, des feindlichen "Weltgeistes" auf die Roger Corman), THE FLAMING Spur kommen soll. Diese und die da­ DISK (1920, Robert F. Hili) S. in 18. rauf folgenden Filme lehnen sich eng E., FROM HELL IT CAME (1957 Dan an die Literatur an, vor allem an die Milner). ' Romane von H. G. Wells. Der Höhe• punkt dieser Reihe, die auf gegen-utopi­ schen Entwürfen basiert und gekenn­ zeichnet ist von der Angst vor dem der Die Reise ins All Kontrolle sich entziehenden techni­ Im Jahre 1902 drehte Georges Melies schen Fortschritt und der immer unbe­ den Film LE VOYAGE DANS LA LU­ greiflicher werdenden Wissenschaft NE. Im Gegensatz zu dem strengen überhaupt, dürfte mit Andersons "1984" Realist Lumiere, dessen Hauptthema es ein Wissenschaftler und seine Familie erreicht worden sein und mündete war, "die Natur auf frischer Tat zu Besitz genommen" und nichts wei­ schließlich wieder in die harte Horror­ ertappen" (53), entdeckte Georges Me­ ter. In den letzten Einstellungen sieht Reihe der Londoner "Hammer-Pro­ lies sogleich die Möglichkeiten des man, wie sie von den Strahlen, die die duction" ein. neuen Mediums. Darüber hinaus je­ Invasoren ausschicken, eingeäschert doch erkannte er, worauf sich die pro­ werden und ihre Aschensilhouetten im Von den sozialkritischen Filmen der gressiver Filmkritik heute erst wieder leeren Swimming-Pool versinken, wäh• englischen Produktion soll noch die Re­ allmählich zu besinnen scheint und rend ihre Schattenbilder im Familienau­ de sein. Vorher jedoch sollen noch eini­ was vielen "verwöhnten" Kinogängern to davonfahren. ge Filme angeführt werden, die das heute als unmöglich erscheint, nämlich: Eine ebenso wunderliche Geschichte Thema der Invasion aus dem Weltraum "Interessant ist nicht, daß sich Dinge erzählt Jack Arnold in seinem technisch ·behandeln. bewegen, sondern daß die Dinge, die hervorragend gemachten Film SP ACE KILLER FROM SPACE (1954, Lee W. sich auf der Leinwand bewegen, von CHILDREN: eine Gruppe von Kin­ Wilder): Bewohner des Asteroiden Del­ sich aus interessant sind". (54) Melies dern, die in der Nähe eines Raketenver­ ta landen auf der Erde, weil sie hier begriff ferner, daß der Film der Fiktion, suchsgeländes leben, entdecken eine bessere Lebensbedingungen erwarten. d. h. der Erfmdung bedarf, um dramati­ seltsame "Masse", die sie durch eine Ein Atomphysiker und die Armee räu• sche Spannung zu wecken. Art von Telepathie auf den Gedanken men sie wieder aus dem Weg. Diese Überlegungen erscheinen mir bringt, die Arbeit der Erwachsenen zu THE MAN FROM PLANET X (1951, wichtig, nicht nur zum Verständnis des sabotieren. Die Kinder können unbe­ Edgar G. Ulmer): Ein Unbekannter ist Films ganz allgemein, sondern ganz merkt auf dem Versuchsgelände herum­ von einem fremden Planeten auf der speziell ftir den SF-Film (und anderer und die "Masse" hilft ihnen Erde gelandet, um die "große Invasion" Genres des Trivialfums, dessen Selbst­ jedes neue Experiment mit den vorzubereiten. Angst vor irgendeiner verständnis erst formuliert sein will). Raketen zu verhindern. Als die Raketen kurz bevorstehenden atomaren Kata­ Der Messias Melies also, der sich bald unschädlich gemacht worden sind, zieht strophe und dem kommunistischen als Magier entpuppen sollte, drehte sich die Masse wieder zurück, und die Block {was hier ungefahr dasselbe ist) 1902 in äußerst komplizierten Trickauf­ Kinder verraten ihren Eltern nun, daß wird suggeriert und somit das Gespenst nahmen den Film LE VOYAGE DANS sie so handeln mußten und daß alle der Fünften Kolonne beschworen. LALUNE. Kinder der Welt so handelten, um die THE MONOLITH MONSTERS (1957, Der Mond ist als pockenartiges und fal­ menschliche Zivilisation zu retten. Jobn Sherwood): Ein Meteor unbe­ tiges Gesicht dargestellt, in dessen Auge Die Versuchssatelliten der Erdbewoh­ kannter Herkunft absorbiert von jedem sich das klotzige Projektil mit den bärti• ner werden von Fliegenden Untertassen Gegenstand und Lebewesen, mit dem gen Wissenschaftlern an Bord bohrt. zerstört in: EARTH VS. THE FLYING er in Kontakt kommt, das Silicum, wo­ Auf dem Mond werden sie mit den SAUGERS (FLIEGENDE UNTER­ raus Monolithe entstehen, die sich Mondbewohnern, den "Seleniten", in TASSEN GREIFEN AN, 1956, Fred F. rasch vermehren und eine Stadt bedro­ gefahrvolle Kämpfe verwickelt. Schließ• um anschließend die Erde anzu­ hen. lich landen sie wieder auf der Erde, wo greifen und Washington zu zerstören. RADARMEN FROM THE MOON sie von begeisteren Revue-Girls (51) Amerikanische Wissenschaftler (1952, Fred C. Brannon) Serial in 12 empfangen werden. Melies' Phantasie und Militärs retten in einem apokalypti­ Epis. ATIACK OF THE GRAB MON­ war inspiriert von den technischen schen Endkampf die menschliche Zivili­ STERS (1957, Roger Corman) THE Errungenschaften seiner Zeit und von sation vor den aggressiven Weltraumbe­ WALKING DEAD (1936, Michael Jules Verne. Melies' wundersame Reise wohnern. Curtiz), INVASION USA (INVASION durch Zeit und Raum und Film ist 11111!

nicht weniger amüsant als die phantasti- wundem konnte (59), bewegt sich die- mert bleiben), wollen wir uns auf den -V sehen Geschichten von Jules Veme ser traumhaft schöne Film seinem me- Horror-Film von Bava beschränken, der l (55). LE VOYAGE A TRAVERS L'IM- taphysischen Ende zu, in psychedeli- einen eindeutigen SF-Einschlag auf- POSS~!JLE (DIE REISE DURCH DAS sehen Farborgien von handwerklicher weist: TERRORE NELLO SPAZIO ~ UNMOGLICHE, 1904), LES QUATRE Brillanz, voller Untergangspathos und (PLANET DER VAMPIRE, 1965). In t CENTS FARCES DU DIABLE (DIE überflüssiger Ideologie vom Wesen des ihm landen Raumfahrer auf einem ( VIERHUNDERT STREICHE DES Menschen und über das, wohin ihn die fremden Planeten und fallen dann, wie (

TEUFELS, 1906). Technik zu fUhren vermag (60). im Wahnsinn, übereinander her, um ,J 1902 drehte der "Pionier des Jahr- Diese schwergewichtigen Metaphern sich gegenseitig umzubringen. Erschla- marktskinos" Robert W. Paul sein Mei- von Gott und der Welt verderben gene tauchen jedoch plötzlich wieder sterwerk THE VOYAGE OF THE schließlich "den Spaß am bloßen Hin- auf, völlig entstellt. Später stellt sich "ARCTIC" (DIE REISE DER ,,ARC- schauen, die naive Freude an den Bil- dann heraus, daß sich die Geister der TIC"), das Georges Melies 10 Jahre dem dieses faszinierenden Kinos" (61). längst ausgestorbenen Bevölkerung des I später zu seinem Film A LA CONQUE- ("Life", Apri12911968) Sterns in den Astronauten wieder mate- •t' TE DU POLE (DIE EROBERUNG Im Jahre 1964 drehte Nathan Juran rialisiert haben. Zuletzt steuern zwei DES POLS) anregen sollte. den Ftlm FIRST MEN IN THE MOON von ihnen mit dem Raumschiff der 1907 drehte er die "burleske Phantasie (DIE ERSTE REISE ZUM MOND): Astronauten die Erde an. in dreißig Bildern" LE TUNNEL SOUS (62) Amerikanische Astronauten landen Ein Gefühl des Schreckens überträgt LA MANCHE OU LE CAUCHEMAR auf dem Mond. Hier finden sie ein Pa- sich unmittelbar auf den Zuschauer FRANCO-ANGLAIS, eine Parodie der pier vor, das den Mond flir das viktoria- durch die Schaffung einer direkten, p~ zeitgenös~.ischen Pläne zur Untertunne- nische England beschlagnahmt. Dann unheimlichen Stimmung, ohne daß t1 lung des Armelkanals. An die Poesie erzählt der Film in der Rückblende, wie hierbei auf die Präsentation abscheuli- dieser Bilder in den Anfangen des dieses Papier auf den Mond gelangte. eher Fratzen und jäher Schocks zurück- ~ Films kamen keine späteren SF- oder Ein versponnener Wissenschaftler gegriffen werden braucht. phantastischen Filme heran (es sei entdeckte 1899 ein Mittel, mit dem er Die lange Reihe italienischer SF-Filme ~ denn, die Filme des tschechischen Re- die Schwerkraft aufheben kann, sich auf neueren Datum sei hier ebenfalls nicht gisseurs Karel Zeman, von denen an den Mond katapultiert, um dort mit sei- aufgeftihrt. Stellvertretend für diese "B- anderer Stelle noch berichtet werden nem Geldgeber und dessen Freunden pictures" seien zwei Ftlme von Anthony wird). in Kämpfe mit den insektenähnlichen Dawson (Pseudonym flir Antonio Im Jahre 1968 drehte Stanley Kubrick Mondbewohnern verstrickt zu werden. Margheriti) erwähnt. den Film 2001: ASPACE ODYSSEY Schließlich sterben die Mondbewohner THE WILD PLANET (RAUMSCHIFF (2001 -ODYSSEE IM WELTRAUM). an den von der F;rde eingeschleppten ALPHA, 1966). Ein verrückter Wissen- Hier wird mehr auf die Wissenschaft als Schnupfenbazillen. schaftler experimentiert mit Menschen: auf die Phantastik gesehen, in dem Ge- Die gemeinen SF-Filmer reflektieren Er will sie alle gleich machen. In her- flih~ daß "die Wissenschaft schon phan- wenig und machen wunderschöne Fil- vorragenden Bildern läßt Dawson sei- tastisch genug sei" (56), womit Kubrick me, die man ansehen kann wie ein Bil- nen Film dem Höhepunkt zusteuern: zweifellos recht hat, was dem Film derbuch. die Explosion eines ganzen Planeten allerdings wenig nützt, sondern schadet, Ein kitschiger Mondftlm, der "den Ki- (Kamera: Richard Pallton). Aber auch wie "200 1" beweist. nogänger auf allerlei weitschweifige Ge- dieser Film hat den Mangel, daß die Stanley Kubrick will mit möglichster danken bringt, gerade (auf) jene, die Bilder zwar den Charakter von SF ha- Genauigkeit zeigen, wie das menschli- der Zivilisationskitsch ihm immer aus- ben ,die Handlung dem aber nicht ehe Universum in gut drei Jahrzehnten treiben möchte." (63) folgt. In dem folgenden Film von Daw- aussieht. Er hielt sich streng an den Nachdem der italienische Film seine son, I CRIMINALI DELLA GALAS- wissenschaftlichen Schriftsteller von Herkules- und Maciste-Welle hinter sich SIA (1966) und in dem dritten, GEMI- Weltruf, A C. Clarke, dessen bekannte- hatte und bevor er sich dem Western NI 13, wird (mit denselben Kulissen, ste Bücher den Satellitenbau (" The Ma- zuwandte, hatte er ein besonders Darstellern und Aufnahmestab) die king of a Moon") und den interplaneta- furchtbares Zwischenspiel in Form ei- Agentenverfolgungsjagd in den Welt- ren Verkehr (" The Exploration of Spa- ner Horror-Welle. raum verlegt. ce") behandeln. Wahrend der zweijähri- Hatte das "Muskelmänner-Drama" in Nach dem Roman von Chesley Bone- * gen Arbeit am Drehbuch, mit A C. Vittorio Cottafavi seinen Regie-Meister stell, "Conquest of Space", drehte By- Clarke zusammen (57), zog Kubrick gefunden (64) und wurde später Sergio ron Daskin 1955 einen gleichnamigen auch bei anderen Sachkennern Erkun- Leone und schließlich Sergio Corbucci Film, in dem von einer Weltraumsta- j: digungen ein, so beim Gehimtrus ame- zum Champion unter den europäischen tion aus eine Mannschaft in Richtung rikanischer und britischer Industriekon- Western-Machern, so verhalf die Hor- Mars startet. zeme (58) über die Waren und Maschi- ror-Welle Mario Bava zu intemationa- Ebenfalls die Geschichte einer Weltrau- ~ nen, die sie im Jahre 2000 vermutlich lern Ruf, teils unter diesem Namen, mexpedition zum Mars, der allerdings herstellen werden. teils unter seinem Pseudonym John M. hier mit hübschen Blondinen bevölkert i Kubrick wollte nicht zu weit hinaus in Old. (65) ist, drehte der dänische Regisseur Hol- Raum und Zeit. Er findet an der Zu- Mario. Bava, ehemaliger Kameramann ger Madsen 1917 mit dem Titel HIM- kunft zunächst jenen Augenblick am von Monicelli, Soldati und Camerini, MELSKIBET. Madsen brachte mit die- erregendsten, in dem der Mensch unab- leitete die Welle 1960 mit LAMA- sem Film und seinen Darstellungen weisbaren Zeugnissen eines außerirdi- SCHERADEL DEMONIO (DIE übernatürlicher Phänomene und sehen Lebens begegnet. Ein zu einer STUNDE, WENN DRACULA Rauschgiftträume, wie SPIRITISTEN, Art Grenzstein verarbeitetes unbekann- KOMMT) ein, eine Verftlmung von MORFINISTEN, OPIUMDROEM- tes Metall, das Forscher in einem Gogols Geschichte "Wij". (66) In die- MEN den dänischen Film im Ersten Mondkrater fmden, wird zunächst als sem Film, der ebenso eihe Apotheose Weltkrieg zu einer kurzen Blüte. ROC- Spur von Lebewesen auf einem entfern- der schwarzen Erotik wie ein Hymnus KET SHIP XM (RAKETE MOND ten Planeten unseres Sonnensystems auf den Sieg des Bösen ist, zeigte sich STARTET, 1950, Kurt Neuman): For- gedeutet, und zur Klärung des Sachver- bereits Bavas Vorliebe flir "visuelle Ly- scher von der Erde landen auf dem haltes wird ein Weltraumunternehmen rik". (66) Mars, wo sie entdecken, daß ein Groß- 00 zum Planeten Jupiter gestartet. Da'wir uns aber hier nicht so sehr mit · teil der Marsbevölkerung durch Atom- il 0 In pathetischen Tableaus mit Trickauf- Horror-Filmen zu beschäftigen haben ~ege vernichtet wurde und sich die nahmen, wie man sie wohl kaum je zu- (die Dracula-Filme ebenso wie die Ubriggebliebenen wieder auf der Stufe vor auf der Leinwand so perfekt be- Vampir-Filme sollen völlig ausgeklam- der Steinzeit bP-fmden. Dieser Schwarz-

/1 mit Farbteilen verbindet die schichte des ersten utopischen Films Abenteuer interplanetarer Reisen mit der Defa spielt im Jahre 1970: Die der vor der Atombombe, deren Erde, geeint und befreit vom Atomtod, Das Leben in der Zukunft Einsatz Korea während der Entste­ schickt ein Raumschiff zur Venus - ei­ "Nach wie vor nehmen fremdartige, hungszeit des Films von hohen Militärs nem Aggressorplaneten, wie sich he­ unbekannte Welten, kühne wissen­ McArthur) ernsthaft erwogen wur- rausstellt. Doch in einer gigantischen schaftliche Theorien und wunderbare Atomexplosion geht der ganze Planet technische Apparate einen breiten Newman drehte 1955 nach dem zugrunde. Raum in den Schilderungen ein, aber Roman "This Island Earth" ("Insel zwi­ 1HE LOST PLANET (1953, S. G. immer mehr und immer ausdrücklicher schen den Sternen") von Raymond F. Bennet) , WORLD Wl1HOURT END auf die Frage bezogen: Was bedeutet Jones 1HIS ISLAND EAR1H (META­ (1956, PLANET DES GRAUENS, dies alles für den Menschen? Wie wird LUNA IV ANTWORTET NICHT). Die Edward Be:mds), LOST IN 1HE er mit den fremden Welten fertig? Wie Bewohner des belagerten Planeten Me­ STRATOSPHERE (1934, Meville kann er sich in einer sich veränderten taluna wollen die Erde erobern, was ei­ Brown), DEVIL'S ISLAND (1940, Wil­ Welt behaupten? Welche Anforderun­ ner ihrer Wissenschaftler jedoch verhin­ liam Clemens), UNTAMED WOMEN gen werden an seine Initiative, an seine dert. Aufopfernd bringt er ein amerika­ RlDERS (1920, Breezy Reeves Eason), Anpassungsf

Benutzt wurde der Abdruck in der tikel von Georges Sadoul: "Fahren­ "Filmkritik" Nr. 911965. heit 1951" (bis zu diesem Zeitpunkt 77) Siehe hierzu die Hommage an Chap­ wurde brennbares Zelluloid verwen­ lin in der Schlußszene der köstlichen det, das bei Fahrenheit 220- 110 Parabel UCCELLACCIE UCCEL­ Grad Celsius zu brennen begann, LINI (GROSSE VÖGEL, KLEINE während Fahrenheit 451-233 Grad VÖGEL, 1966) von Italiens Meister­ Celsius, die Temperatur ist, bei der regisseur Pier Paolo Pasolini. bedrucktes Papier zu brennen be­ 78)Theodor Huff: "Charlie Chaplin". ginnt). Der Artikel, der den Untertitel New York, 1951, S. 256. Zu diesem trägt: "Muß man alle alten Filme zer­ Film und Georges Sadouls interes­ stören, weil sie nicht brennbar sind?)" santer Interpretation von MODERN geht auch näher auf die alten phan­ TIMES siehe "Chaplin Reviewed" in tasistischen Filme von Melies, Feu­ "Filmstudio 43", S. 44. illade und Murnau ein. In "Cahiers du 79) Bradbury bemüht eigentlich nur eine Cinema" Nr. 184, bewährte Methode der SF-Literatur: 83) Besonders mustergültig gelang ihm Er übertreibt, was ihm an der Gegen­ das in der dritten Folge SCIENCE ben zu diesem Film stammen aus wart mißfällt (so glossiert erz. B. die FICTION, LEBEN IN ZWEI DI­ "Les cent visages du cinema" von zeitgenössische Unterhaltungs- und MENSIONEN, die einneuesLebens­ Marcel Lapierre, Editions Grasset, Inforrnationsbranche, die ihren Kun­ gefühl anband der SF-Ausstellung in s. 569 ff.) den bequem die Zeit vertreibt. der Berner Kunsthalle demonstriete. 75) Siehe hierzu die Titelstory über Fu­ 80) Francois Bondy über Ray Bradburys Die Sendungen wurden vom Studien­ turologie in "Der Spiegel" Nr. Roman im "Monat", wo auch ein Ab­ programm des BRam 18. 1., und am 5311966. druck des Romans erschien, und zwar 1. 2. und am 15. 2. 1968 ausgestrahlt. 76) Amerikas berühmter Filmpublizist in Heft 76177 und 7811965. 84) d. h. im einzelnen: verstand den Film als einen Teiljener 81)Die "Cahiers du Cinema", zu deren der Featur-Stil des Fernsehens "populären Kultur", in der, eher als in profiliertesten Kritiker Truffaut zählt, die improvisierte Authentizität des der "Elite-Kultur" die Wahrheit über veröffentlichten ein Tagebuch, das "Cinema Verite" unsere Gesellschaft zu finden sei. Der· Truffaut während den Dreharbeiten die Kamera-Eskapaden der frühen Artikel, dem dieser Auszug entnom­ an seinem Film verfaßte unter dem "Nouvelle Vague" men ist, veröffentlichte die Juli-Au­ Titel: "Journal de Fahrenheit 451" die Schnittechnik der Comic-Strips gust Nummer 1947 der "Partisan Re­ (in Nr. 175, 176, 177, 178, 179, 180). die Animation der Cartoons view". Er wurde nachgedruckt in dem Die deutsche Übersetzung dieses die Absurdität von Ionesco Sammelband"The Immediate Exper­ Logbuches erschien in der Zeitschrift das Gegeneinanderstellen verschie­ ience" von Robert Warshow (erschie­ FILM (Nr. 5 bis 10/1966). dener Realitäten der Pop-Art nen bei Doubleday & Co. New York). 8:n Siehe hierzu _den hervorragenden Ar- 1 . - , WARUM ENGAGIERTE KRITIK J .....

oder: KANN MAN SF, UTOPIE UND worten (soweit sie Differenzen aufzu­ Kunst bringt Information (1) in mög• TEILE DER PHANTASTIK ISO­ weisen haben) und auch in "Kunst und lichst optimaler (klarer, nicht mißzuver• LIERT VON IHREN GESELL­ SF' verarbeiten. stehener, eindringlicher) Art (2), Infor­ SCHAFTLICHEN, PHILOSOHI­ mationen, die aus Reflektionen des SCHEN UND POLITISCHEN BEZÜ• LESEHINWEIS: Ich habe jeweils den Künstlers auf die Umwelt entstanden GEN UND WIRKUNGEN BETRACH­ Begriff "SF' angewendet, wenn Science sind (3). Kunst hat also aufzeigenden, TEN? Fiction, Utopie, Phantastik, Zukunftstri­ hinweisenden, konfrontierenden, erklä• vialroman und verwandte Gebiete ge­ renden und somit bewußtseinserwei• In letzter Zeit hat sich innerhalb des meint sind. Auf die nähere Bedeutung ternde(n) bzw. bewußtmachende(n) Fandoms einiges getan, auf das einzu­ der Kritik möchte ich nicht weiter ein­ Funktion bzw. Charakter. gehen lohnend sein würde: hier ist gehen bzw. nur ihre spezielle Funktion allerdings nicht der richtige Platz dafiir. als Lesehilfe herausgreifen, da diese Be­ ZuA2) Auf eine Sache aber muß hier in SFr deutung ansonsten schon in SFr aus­ Wenn man mit der obigen Definition eingegangen werden, weil gerade SFr diskutiert wurde. von Kunst in etwa übereinstimmt, ist es davon besonders betroffen ist. Ich mei­ nicht möglich, das Kunstwerk ( 4) ohne ne die propagandistischen Versuche, Wir haben uns, so meine ich, mit zwei seinen wichtigsten Aspekt zu beurtei­ einmal SFr mit der Innerclublichen Formen der SF zu befassen: mit der so­ len, der, wie immer er sich äußern mag, Opposition im SFCD gleichzusetzen, genannten guten und der sogenannten ob nun als literarische Psychoanalyse zum anderen die gleichzeitig erfolgten trivialen Form. von Einzelmenschen oder als Beschrei­ unqualifizierten Angriffe auf die von bung sozialer Zusammenhänge, immer SFr vertretene engagierte Kritik. Ganz I. "GUTE SF" eine Reflektion darstellt. Ich behaupte: abgesehen davon, daß längst nicht alle Hierzu ist es wichtig, zuerst folgendes Kunst vertritt immer eine Anschauung, SFr-Mitarbeiter mit mir übereinstim• zu klären: ist engagiert und verdient, daß man ihr men werden, möchte ich den Versuch A 1) IST SF EINE KUNSTFORM? mit einer engagierten Kritik gegenüber• unternehmen, eine möglichst sachliche A 2) IST ES MÖGLICH, IRGENDEI­ tritt, fordert diese engagierte Kritik so­ Diskussion zu induzieren, der in SFr NE KUNSTFORM, ALSO AUCH DIE gar zwingend heraus. Science Fiction ist selbstverständlicher Raum gegeben SF, ISOLIERT UND OHNE GESELL­ eine Form der verbal-begriffsmäßigen wird. Ich habe aus diesem Grund aus SCHAFrUCHE BEZUG ZU BE­ Kunst und des verbal-begriffsmäßigen meiner nicht fertiggesteilen Arbeit TRACHTEN? Kunstgewerbes. Gute Literatur ist ein "Kunst und Science Fiction" (Arbeits­ A 3) WENN JA, HAT DIE SF (ODER Bestandteil der Kunst. SF VERLANGT titel) die Punkte herausgegriffen, die TEILE DER SF) CHARAKTERISTI­ EINE ENGAGIERTE KRITIK! mir zu dem obigen Thema am wichtig­ KEN ODER FUNKTIONEN, DIE EI­ sten erschienen, und vers'Ucht, daß die­ NE "ENGAGIERTE KRITIK" FOR­ ZuA3) se Arbeit Mängel (fehlende wichtige Be­ DERN? SF hat hauptsächlich folgende konfron­ züge z. B.) aufzuweisen hat, die aber, tierende Funktionen: (5) wie ich hoffe, nicht zu sehr ins Gewicht ZuA 1) a) Konfrontation mit dem "Anderen­ fallen werden, da diese Ausführungen, Die Kunst, von der wir zu sprechen ha­ Fremden", augenscheinlich außerhalb wie schon gesagt, nur ein Indikator sein ben, nämlich die kreativ- genial-origina­ unseres Erfahrungs- und Erfassungsbe­ sollen. Ich werde selbstverständlich alle le, läßt sich definieren als umweltreflek­ reichs Liegenden. (6) eingehenden Diskussionsbeiträge beant- tierender Optimierungsprozeß; d. h. b) Konfrontation mit der Weiterentwik-

00 00 von Wissenschaft und Technik gen zu urteilen hat. Und daß durch die derartige Kritik als deren Aussage ab, und Wrrkung auf die zukünftige Trivialliteratur eine Wrrkung auf den auch wenn sie dies vor sich selbst und und jetzige Gesellschaft. (6) Leser ausgeübt wird, läßt sich schon vor anderen nicht zugeben wollen, weil c) Konfrontation mit Idealvorstellungen lange nicht mehr leugnen. ihre im Grunde vorhandene machiavel­ (Sozialutopien etc.) (6) Die Kritik hat als Regulativ zu wirken, listisch-faschistische Haltung noch nicht d) Konfrontation mit neuen (-frem­ d. h. sie hat aufmerksam zu machen, auf breiter Basis gesellschaftsfähig ge­ Denkmodellen und Denkweisen. um den Leser zur Reflexion auf das worden ist und als abstoßend im Über• Werk zu zwingen. ich programmiert ist. (Demgegenüber stehen die durch die restliche Program­ Alle Konfrontationen in der SF haben Fassen wir zusammen: mierung und die "Instinkte" produzier­ realen Charakter, d. h. sie sind wirklich­ Der Kritiker hat einzugehen auf ten Neurosen, die eine unterbewuße keitsentsprechend und zwingen zur a) soziale Bezüge und Wrrkungen in Neigung zum Herrenmenschturn und Akzeptierung und damit zur geistigen der SF Gewalt bzw. Totalitätsdenken induzie­ Anpassung und Auseinandersetzung. b) Engagement und gesellschaftliche ren.) Anders ausgedrückt: Die Ablehner Hier haben wir den gravierendsten Reflexion in der SF der engagierten Kritik versuchen in bür• i Unterschied zur Fantasy (z. B. der c) unlautere Methoden und unwahre gerlich-schizophrener Befangenheit eine Sword & Sorcery) amerikanischer Prä- Vorstellungen in der SF. ernsthafte Auseinandersetzung mit gung, die so gestaltet ist, daß kein Be­ ihrem "Hobby'' zu vermeiden. zug zur Realwelt mehr vorhanden ist Das Eingehen auf diese Punkte ist das und somit die Flucht aus ihr propagiert wichtigste Kriterium der "engagierten (aus SFT 100) wird, anstatt zur Anpassung an die ver­ Kritik". Allein mit der engagierten Kri­ änderte Umwelt zu erziehen und den tik wird die Kritik ihrer Aufgabe ge­ Willen zur Veränderung zu stärken. recht, nämlich der Rillestellung gegenü• Daneben bestehen die vehikelartigen ber dem Leser. Verzicht auf Engage­ Funktionen: Der Autor benutzt die von ment wurde bedeuten, durch das Ver­ ihm konstruierten Welten, um ein mög• schweigen der wichtigsten Aspekte ei­ lichst optimales Spielfeld zu haben. nes Werkes dieses verlogen zu interpre­ tieren und damit letztlich das Werk zu a) Der Autor baut eine Welt auf, die verfalschen. (7) ihm besonders geeignet erscheint, sich zu artikulieren (Weltuntergangsromane Fredy Köpsell der neuen Welle) Der Autor baut Gegenutopien, die Anmerkungen: sich sprechen", die in gewisser 1) Informationen im kybernetischen Hinsicht also auch eine Konfrontaion Sinne, die sich in der verbal-begriffs­ darstellen, die aber doch mehr Vehikel mäßigen Kunst manifestiert als Kon­ für die Warnung des Autors sind. (Hux- frontation, Aussage, Behauptung, Erklä• Orwell, Samjatin etc.) rung, Darstellung, Richtigstellung etc. pp. Sowohl Werke mit Funktionen der Punkte b) c) und d) der ersten Gruppe 2) Diese Optimierung ist festgelegt und als auch Werke mit Funktionen des defmiet durch die literarischen Krite­ Punktes c) der zweiten Gruppe erfor­ rien, deren Durchsetzung Pranz Rotteo­ dern eine realitätsbezogene, also "enga- steiner die gleichen Schwierigkeiten be­ Kritik. Solche Funktionen sind, reitet hat wie uns heute die Durchset­ wie man wohl mit einigem Recht be­ zung der engagierten Kritik. Ich möchte haupten darf, in gut 90% aller SF-Ro­ hier noch die Aufmerksamkeit darauf mane und -Kurzgeschichten vertreten. lenken, daß es interessant ist zu verglei­ chen, wer damals FR zu hindem suchte n. "TRMAL-SF" und wer uns heute Schwierigkeiten zu Die Trivial-SF ist keineswegs von vorn­ machen versucht. herein miserabel, d.h. Schund; es han­ delt sich hier lediglich um Literatur, die 3) Hier liegt die Aufgabe des Künstlers: allein der Unterhaltung dienen soll. Bei anderseits sensibel und sensitiv auf die wirklich reinen Unterhaltungsromanen Umwelt zu reagieren und andererseits müßte die engagierte Kritik nicht auf- diese Reaktion möglichst deutlich zu denn hier gibt es nichts, das vermitteln. Engagement verlangt. Allerdings sind diese reinen Unterhaltungsromane 4) Ob das Werk ein Kunstwerk ist oder äußerst selten. Wir stehen aber sofort ein schlechter Unterhaltungsroman, vor einer anderen Situation, wenn in ei­ hängt von dem Optimierungsgrad, d. h. nem angeblichen nur der Unterhaltung von der literarischen Qualität ab. dienenden Werk eine bestimmte Wel­ 5) Es ist natürlich nicht so, daß ein tanschauung (zumeist eine faschistische Werk nun nur eine dieser Formen hat, oder faschistoide) unterschwellig in den sondern es existieren vielfältige Kombi­ Leser injiziert wird. Hier, genau wie bei nationen. die durch ihre völlige Lösung 6) Diese Funktionen sind fast aus­ von der Realität (wie schon erwähnt: schließlich der SF vorbehalten. etwa in der Fantasy vertreten) den Le­ 7) Selbstverständlich kommt hier dem ser von der Auseinandersetzung mit der individuellen Standpunkt eine wichtige Wirklichkeit und ihrer Reflektion be­ Funktion zu. Leute, die von vornherein wollen, muß wieder die engagier- eine engagierte Kritik ablehnen bzw. ei­ te Kritik auftreten, die nicht nur nach ne humanistisch-sozial-engagierte Kritik Bezügen, sondern auch nach Wrrkun- ablehnen, lehnen natürlich weniger eine Am 22. August 1980 starb in San Fran­ Den diesjährigen Pilgrim Award der cisco der Schriftsteller George Rippey Science Fiction Research Association Wie erst im Sommer 1980 bekannt Stewart im Alter von 85 Jahren. Ste­ gewann Peter Nicholls ftir sein ausge­ wurde, starb bereits Ende des Jahres wart, beruflich Anglistikprofessor an der zeichnetes Nachschlagewerk THE 1979 James Osler Bailey, nachdem er University of Califomia, wurde in der SCIENCE FleTION ENCYCLOPE­ von einem Auto angefahren wurde. In SF vor allem durch seinen Nachkata­ DIA SF-Kreisen wurde der 1903 geborene strophen-Roman EARTH ABIDES be­ Anglistikprofessor Bailey vor alem kannt, der 1951 den ersten Internatio­ Bei den hier und in der letzten Num­ durch sein Buch PILGRIMS nal Fantasy Award gewann. Die deut­ mer aufgeftihrten Preisträgem handelt THROUGH TIME AND SPACE (Ar­ sche Ausgabe LEBEN OHNE ENDE es sich nicht etwa um eine vollständige gus 1947) bekannt, der ersten akademi­ erschien 1952 im Bertelsmann Verlag Liste dessen, was das SF-Feld so jedes schen Untersuchng der Science Fiction, und wurde 1966 in der SF-Reihe des Jahr an Preisen zu vergeben hat. So die vor allem thematische Aspekte be­ Heyne Verlags nachgedruckt. Stewart, ftihlt sich nahezu jede noch so okskure handelt. Die Research Association ehrte der trotz des Erfolges von EARTH Fangruppe bemüßigt, ihren eigenen Bailey 1970 mit ihrem ersten Pilgrim ABIDES nie etwas mit der SF-Szene zu Preis zu verleihen, wodurch wohl schon Award. tun hatte, schrieb daneben noch einige in den nächsten Jahren jedes Werk mit · andere Romane und Sachbücher. einem derartigen Preis bedacht werden Am 21. Mai 1980 verstarb der SF-Autor kann. Diese Situation hat jetzt dazu ge­ Artbur R. Tofte im Alter von 77 Jahren fUhrt, daß ab dem nächsten Jahr keine an Krebs. Tofte, im Berufsleben Werbe­ SF-Preistriger 1980 American Book Awards (TABA) (vgl. texter, wurde Mitte der dreißiger Jahre SFT 149, S. 5) mehr in den Science Pie­ Mitglied der Fangruppe Milwaukee Fic­ Am 31. August 1980 wurde auf dem so­ tion-Kategorien verliehen werden, da es tioneers, was zwischen 1938 und 1940 genannten Weltcon in Boston die Hugo auf diesem Gebiet ja hinreichend viele zu einigen Stories in den SF-Abenteuer­ Geresback Awards sowie der Campbell eigene Awards geben würde. magazinen führte. Nach seinem Rück• und der Gandalf Award vergeben. Die­ zug aus dem Berufsleben schrieb er ab se Preise werden bekanntlich jährlich 1975 wieder einige SF-Abenteuerroma­ nach einer Abstimmung unter den Neue SF-Buchreihe im Hohenheim ne, teilweise nach einschlägigen Filmen. Weiteon-Mitgliedern für die besten Lei­ Verlag stungen des Vorjahres vergeben In die­ Der Biochemiker Josef Samachsou sem Jahr gingen die Preise an: Im Hohenheim Verlag, einer Tochter­ starb am 2. Juni 1980 im Alter von 73 gesellschaft des Deutschen Ärztever­ Jahren. Samachson verfasste unter dem Novel: lags,.werden ab dem Herbst 1981 jähr• Pseudonym William Morrison auch Arthur C. Clarke lich vier bis sechs Hardcover-Bände mit Science Fiction; er konnte jedoch auf li­ The Fountains of Paradise Qualitäts-SF erscheinen. Geplant sind terarischem Gebiet nicht die Erfolge in dieser Reihe unter anderem Romane seines Berufslebens wiederholen, Novella: von Brian Aldiss und Michael Moor­ obwohl er in den vierziger und fünfzi• Barry B. Longyear lock, desweiteren eine fünfzehnbändige ger Jahren regelmäßig in vielen SF-Ma­ EnemyMine (! ! !) Anthologie der besten SF-Stories, gazinen publizierte. nach Dekaden gegliedert, wobei jede Novelette: Story literaturhistorisch-zeithistorisch Am 29. Juni 1980 erlag Barry P. Miller George R R Martin eingeleitet wird. Preis der Bände: ca. im Alter von 41 Jahren einem Herzin­ Sandkings DM25,-. farkt. Sein (neben einigen Stories) ein­ ziger veröffentlichter SF-Roman "Tri­ Short Story: Inftnity" (Other Worlds, March 57) George R R Martin Heyne SF-Börse- ein Service mr die erschien auch in deutscher Spmche als The Way of Cross and Dragon Sammler! Terra-Heft 72 (1959). Non Fiction: Einen in der Geschichte der Science Im Alter von 74 Jahren verstarb am 1. Peter Nicholls (Ed.) Fiction wohl einmaligen Sammler-Ser­ Juli 1980 der Physiker und Schriftsteller The Science Fiction Encyclopedia vice hat der Heyne Verlag unter der Be­ Charles Percy Snow in London. Snow zeichnung "Heyne SF-Börse" eingerich­ hatte zwar direkt nichts mit der SF zu Dramatische Darbietung: tet. Gegen eine Schutzgebühr von zwei tun, aber in der SF-Sekundärliteratur Alien Mark, .die in Briefmarken zu entrichten wird gelegentlich aus seiner Vorlesung ist, will der Verlag im Rahmen seiner "The Two Cultures" (1959) zitiert, in Der John W. Campbell Award für den zweimonatlich erscheinenden Story- der Snow auf die Kluft zwischen der besten Nachwuchsautoren ging an Bar­ . Auswahlbände aus Isaac Asimov's geisteswissenschaftlichen und der tech­ ry B. Longyear, den Gandalf Award ge­ Science Fletion Magazine (Auflage: nisch-naturwissenschaftlichen Kultur wann Ray Bradbury für sein Fantasy­ 25 000 Exemplare) Such-, Verkaufs­ hinweist. Lebenswerk. und Tauschanzeigen veröffentlichen.

Der Horror-Zeichner Frank Utpatel ver­ Kurzmeldungen aus den bundesdeut­ starb am 12. Juli 1980 nach längerer Am 13. Juli 1980 vergab an die Univer­ schen Verlagen Krankheit im Alter von 75 Jahren. Sei­ sity of Kansas eine achtköpfige Jury von ne Holzschnitte und lliustmtionen zier­ Autoren und Kritikern unter dem Vor­ Im Herbst 1980 startete der Kölner Eu­ ten unter anderem Lovecrafts erstes sitz von James Gunn den John W. gen Diederichs Verlag, bekannt durch \0 Buch THE SHADOW OVER Campbell Memorial Award an Thomas seine Märchen- und Sagenbücher, eine 0 INNSMOUTH (1936) sowie zahlreiche M. Disch für seinen Roman ON neue Fantasy-Buchreihe. Als erste Bän• Bücher des Verlages Arkham House. WINGS OF SONG. de der Reihe "Diederichs-Fantasy" erschienen ROTVERSCHIEBUNG von . Alan Gamerund DAS BUCH MER­ verschiedenen SF-Themenkreise, ver­ !gor & Grichka Bogdanoff: L'Effet LIN von T. H. White, also Bücher von gleichbar der "Encyclopädie" Robert Science-Fiction, A la Recherche d'ne Vertretern der gehobenen Fantasy-Lite­ Holdstocks. In Italien erscheint seit defmition; Paris: Laffont 1979, 424pp. ratur. dem Frühjahr 1980 wöchentlich ein großformatiges 24-seitiges Heft, das ne­ ;Stan Baretz: Catalogue des ames et cyc­ Ab Frühjahr 1981 wird im Ullstein Ver­ ben Artikeln und Illustmtionen zum je­ les de la S.F.; Paris: Denol1979, lag unter der Regie des Klett Verlages weils anstehenden Theam auch eine 298pp. eine Edition Klett-Cotta in Taschen­ Rißzeichnung und eine klassische SF­ buchform erscheinen. Ob in diesem Story enthält. Insgesamt ist das Werk Frank N. Magill. (Ed.): Survey of Seien­ Rahmen die Bände der Hobbit-Presse auf zehn Bände mit insgesamt 80 Hef­ ce Fiction Litemture; Englewood Cliffs zumindest zum Teil nachgedruckt wer­ ten und ca. 2000 Seiten angelegt. (NJ): Salem Press 1979 (5 Hardcovers), den, ist uns noch nicht bekannt, auf je­ 2542pp. den Fall werden hier aber Erstveröffent• Neue Sekundärliteratur lichungen erscheinen. Nach Angaben Ion Hobana: 20.000 de pagini in cauta­ des Redakteurs Walter Spiegl soll die John Brosnan: Future Tense, The Cine­ rea lui Jules Veme; Bucuresti: Editura Umfangsgestaltung bei den Ullstein-SF­ ma of ScienceFiction; New York: St. Univers 1979, 237pp. Bänden in Zukunft flexibler gestaltet Manns 1979 (hc), 1980 (ph), 320pp. werden; es ist zu hoffen, daß es da­ I. F. Clarke: The Pattern of Expectation durch nicht mehr zu so massiven Kür• Isaac Asimov: In Joy Still Felt, The Au­ 1644-2001; London: Jonathan Cape zungen wie in der Vergangenheit tobiography of lsaac Asimov Vol. 2, 1979 (hc), 331pp. kommt. Die Storybände dieser Reihe 1954-1978; New York: Doubleday 1980 werden seit einiger Zeit übrigens von (hc), 565pp. Ruth N. Lyon: Fantasy for Children, Michael Nagula redigiert. An Annotated Checklist; New York & Hal W. Hall: Science Fiction Book Re­ London: Bowker 1979 (hc), 288pp. Nachfolger von Hans Joachim Alpers view Index 1979; Bryan (Tx): Texas als Herausgeber und Redakteur der Rei- . A&M University Library 1980 (ph), Roger C. Schlobin: The Litemture of he Knaur Science Fiction ist der SF­ 6lpp. Fantasy, An Annotated Bibliography of Agent und Übersetzer Wemer Fuchs. Modem Fantasy Fiction; West Linn Obwohl Wemer Fuchs diesen Posten Jack Williamson (Ed.): Teaching Seien­ (Or): FAX 1979 (hc), 228pp. schon seit Januar 1980 inne hat, wer­ ce Fiction, Education for Tomorrow; den die ersten von ihm ausgewählten Philadelphia: Owlswick 1980 (hc), M. B. Tymm, K J. Zahorski, R H. Bände wahrscheinlich erst in der zwei­ 261pp. Boyer: Fantasy Litemture, A Core Col­ ten Hälfte des Jahres 1981 erscheinen. lection and Reference Guide; New York John Griffiths: Three Tomorrows, & London: Bowker 1979 (hc), 273pp. Franz Rotteosteiner ist seit kurzem wie­ American, British and Soviet Science der Redakteur der Phanstastischen Bib­ Fiction; Bames & Noble 1980 (hc, pb), liothek des Suhrkamp Verlages. 217pp. Manamut-Anthologie bei Arbor House Michael Görden scheidet Ende 1980 Barry.B. Longyear: ScienceFiction Wri­ aus der SF-Redaktion des Bastei Verla­ ter's Workshop I; Philadelphia: Eine vielbeachtete SF-Anthologie des ges aus, wird aber auf freiberuflicher Owlswick 1980 (pb), 161pp. Verlages Arbor House kam im Frühjahr Basis weiterhin die Reihen Die Terra­ 1980 in die amerikanischen Buchhand­ mauten und Science Fiction Fantasy re­ Sam Moskowitz: Science Fiction in Old lungen: THE ARBOR HOUSE TREA­ daktionell betreuen. Nachfolger von San Francisco Vol. 1, History of the SURY OF MODERN SCIENCE FIC­ Michael Görden als SF-Redakteur (ne­ Movement from 1854 to 1890; West TION, herausgegeben von Robert Sil­ ben Michael Kubiak) wird der langjähri• Kingston (Ri): Grant 1980 (hc), 265pp. verberg und Martin H. Greenberg. Auf ge SFT-Mitarbeiter Fredy Köpsell. (Band 2 ist eine Storysammlung des 756 Seiten findet der Leser 39 Erzäh• führenden Vertreters der angesproche­ lungen aus den Jahren 1946 bis 1976, Deutsche Ausgabe der Fantascienza­ nen Bewegung, Robert Duncan Milne; wobei fast alle amerikanischen und Encyclopedia? weitere Bände sind in Vorbereitung) englischen Spitzenautoren jener Jahre vertreten sind. Silverberg und Green­ Wie ein Mitarbeiter des Mailänder Ver­ Alexei & Cory Panshin: SF in Dimen­ berg wollen diese Anthologie als eine lages Del Drago Srl auf der Frankfurter sion; Chicago: Advent 1980 (pb), Art Fortsetzung zu den fast schon le­ Buchmesse bekanntgab, wird ab Januar 414pp. (leicht veränderter Nachdruck gendären Anthologien ADVENTURES 1981 eine deutsche Ausgabe der der 1976 erschienenen Hardcover-Aus­ IN TIME AND SP ACE (Healy, McCo­ GRANDE ENCYCLOPEDlA DELLA gabe) mas, Eds., 1946) und THE BEST OF FANTASCIENZA erscheinen. Unter SCIENCE FleTION (Groff Conklin, Hinweis auf diese Übersetzung lehnte Barry McGahan: Science Fiction Pseu­ Ed., 1946) verstanden wissen, daher der Verlag auch Bestellungen der Origi­ donyms; Dearbom (Ml): Misfit Press sind in der neuen Anthologie auch nur nalausgabe ab. Es wurde allerdings 1980, 77pp (akualisierte Neuausgabe) Stories, die nach 1946 erschienen sind, unter Hinweis auf entsprechende Ve­ aufgenommen. Immerhin ist ihnen mit reinbarungen nicht vermten, welcher Ruth S. Noel: The Languages of Tol­ diesem Buch das für Science Fiction deutscher Verlag die Hefte publizieren kien's Middle Earth; Boston: Roughton schwierige Kunststück gelungen, vom wird. Miffiin 1980 (hc, pb), 207pp. (erweiterte Book of the Month Club angeboten zu Neuausgabe) werden; das gilt sowohl fiir die Hardco­ Bei dieser "Encyclopädie" handelt es ver- als auch die Paperbackausgabe. sich nicht um eine eigentliche Encyclo­ Boris Eyzikman: Inconscience-fiction; pädie, sondern eher um eine mit vielen o.O.: Kesselring 1979, 319pp. Illustmtionen versehene Darstellung der Erfolge in Rechtsstreitigkeiten gibt es diesem Magazin gaben. SHIP FROM ATLANTIS, 1974 schließ• von den SF-Autoren Ben Bova Harlan Es wird allgemein vermutet, daß Conde lich der Fantasy-Roman MERLIN'S Ellison und A E. van Vogt zu ~ermel­ Nast Publications das Magazin Analog RING. Die drei zuletzt genannten Ro­ den. trotz des kommerziellen Erfolges ver­ mane erschienen deutsch im Heyne Bova und Ellison verklagten die Gesell­ kauft hat, um sich damit endgültig aus Verlag, sein fantastisches Hauptwerk schaftn ABC-TV und Paramount Pictu­ dem Magazingeschäft zurückzuziehen nämlich seine Werwolf-Geschichten ' res auf drei Millionen Dollar, da diese und sich damit auf den Zeitschriften­ erschien 1979/80 beim amerikani- ' Gesellschaften die Story Brillo" der markt zu konzentrieren. Nach diesem sehen Kleinverlag Grant. beiden Autoren zu einer Fernsehrserie Verkauf sind nun die beiden erfol­ umgearbeitet haben, die 1973 ausge­ gre!chsten konventionellen SF-Magazi­ Stephen TaU (bürgerlicher Name: ne m der Hand eines Verlages. strahlt wurde. Nach einem fünfwöchi• Compton N. Crook) verstarb am 15. gen Prozeß, in dem u. a. Ray Bradbury, Januar 1981 im Alter von 72 Jahren. Frank Herbert und Norman Spinrad als TaU, .~er an einer Universität Biologie Zeugen auftraten, wurde das Urteil auf Todesfälle und Okologie lehrte, fand daneben 285.000 Dollar zugunsten der Kläger Am 12. November 1980 starb im Alter noch die Zeit, für die verschiedensten festgelegt. Die verklagten Firmen wer­ von nur 32 Jahren die Literaturwissen­ Märkte zu schreiben. Seine Science den dagegen keine Rechtsmittel einle­ schaftlerin und SF-Kritikerin Susan Fiction, mit deren Schreiben er in den gen, um nicht noch weitere Präzedenz• Wood, vermutlich an einem Herz­ flinfziger Jahren begann, veröffentlich• fälle zu riskieren. Die Verteidigung ver­ schlag. Für ihre Rezensionen und te er jedoch bis auf wenige Ausnahmen sucht: vor Gericht gelten'd;IU machen, Essays, die u. a. in Locus, SF Review erst nach seiner Pensionierung 1972. daß dte SF kein schöpferisches Genre und Algol/Starship zu fmden waren, Seine Stories über das Raumschiff sei, sondern auf althergebrachten Ideen erhielt sie zweimal den Hugo. 1979 Stardust wurden 1975 in dem Taschen­ be.ruhe, die sozusagen Allgemeingut erschien unter dem Titel THE buch THE STARDUST VOYAGES ge­ seten. Das ergangene Urteil besagt LANGUAGE OF THE NIGHT eine unter anderem, daß (fiktive) Roboter sammelt. von ihr herausgegebene Essaysamm­ den gleichen Status einnehmen wie l~g Ursula K. LeGuins. Hauptberuf­ andere literarische Charaktere unter Co­ Im vergangeneo Winter starb auch der heb war Susan Wood Anglistikprofes­ pyrightschutz. französische Schriftsteller und Maler sorin mit den Spezialgebieten kanadi­ B. R. Bruss im Alter von 85 Jahren. sche Literatur und Science Fiction. Nach insgesamt neun Verhandlungen Seine Mainstream-Romane erschienen kam es zwischen A E. van Vogt und : unter dem Pseudonym Roger Blondel Am 4. Dezember 1980 verstarb Doris der 20th Century Fox zu einer außerge• (dabei war sein richtiger Name Bonne­ richtlichen Einigung. Van Vogt und sein Pitkin Buck im Alter von 82 Jahren. foy), als B. R. Bruss schrieb er etwa Neben Sachbüchern verfaßte die Eng­ Agent Forrest J. Ackem1an machten 60 SF-Romane. geltend, daß es zwischen van Vogts No­ lischlehrerin Buck ab 1952 auch eine velle "Discord in Scarlet" (1939 später ganze Reihe SF -Stories. Teil seines Romanes THEVOYAGE SF Awards ~F THE SPACE BEAGLE) und dem Im Alter von 55 Jahren erlag der SF­ Autor Kris Neville am 23. Dezember Film Alien unübersehbare Ähnlichkei­ Die 1980 World Fantasy Awards wur­ 1980 einem Herzschlag. Beruflich ten gibt. Van Vogt und Ackerman nah­ den am 2. November 1980 in Baiti­ schrieb Neville chemotechnische men schließlich das Angebot über more verliehen. Die Preise gingen an: Texte, vor allem in der ersten Hälfte 50.000 Dollar an, um einen sich über Manly Wade Weilman (Lebenswerk) der flinfziger Jahre verfaßte er jedoch Jahre hinschleppenden Prozeß zu ver­ Elisabeth A. Lynn: WATCHTOWEii meiden. auch einige SF-Erzählungen. In der (Roman), E. A. Lynn: "The Woman­ BRD erschien seine SF bei Goldmann Who Loved the Moon" und Ramsay Davis Publ. kaufen Analog und in den Heftreihen Terra und Campbell: "Mackintosh Willy" (Er­ Terra Astra. Davis Publications, Verlag von Isaac zählung), Jessica Amanda Salmonson Ed.: AMAZONS! (Anthologie/Collec: Asimov's Science Fiction Magazine, Der Weird Fiction Autor H. Wamer tion), Don Maitz (Zeichner), Donald kauften Anfang des Jahres das SF-Ma­ Munn starb am 10. Januar 1981 an M. Grant (professioneller Spezialpreis) gazin Analog von Conde Nast Publica­ Krebs. Er wurde 77. Da schon seine und Paul Allen (nicht-professioneller tions. Die erste Analog-Ausgabe im Großmutter mit Verne und Wells kor­ Spezialpreis). neuen Verlag erschien im September respondierte, konnte es nicht ausblei­ 1980. Trotz des Verlagswechsels hat es ben, daß auch er ein begeisterter Le­ Am 25. April1981 wurden in New nur minimale personelle Veränderun• ser fantastischer Literatur wurde. Sei­ York auf dem traditionellen Nebula gen in der Redaktion gegeben: so wer­ ne erste Erzählung "The Werewolf of Award Banquet die diesjährigen Nebu­ den auch weiterhin Stanley Schmidt Ponkert" (Juli 1925) erschien wie fast Analog und George H. Scithers IASFM la A wards verliehen; die Preisträger alle seine Stories im Magazin Weird herausgeben. Beide Magazine erschei­ werden bekanntlich durch eine Ab­ Tales, was auch zu Kontakten mit dem nen ab sofort vierwöchentlich statt mo­ stimmung unter den Mitgliedern der Lovecraft-Zirkel ftihrte. Als er dann natlich, d. h. es wird demnächst jährlich Science Fiction Writers of America jedoch in den dreißiger Jaruen eine 13 statt 12 Ausgaben beider Magazine (SFWA) ermittelt. In diesem Jahr gin­ Familie zu versorgen hatte, wandte er geben. Außerdem wird Davis Publica­ gen die Preise an: Gregory Benford: sich vom Schreiben ab. Als Ace nach tions Analog-Anthologien in Hardco­ TIMESCAPE (Roman), Suzy McKee demAusscheiden aus seinem Berufs­ ver- und Paperbackform publizieren so Charnas: "Unicorn Tapestry" (Kurz­ leben aber 1967 THE KINGOF THE z. B. eine Buchausgabe der July 1939- roman), Howard Waldrop: "The Ugly WORLD'S END nachdruckte, was Ausgabe von Astnunding (der frühere Chickens" (Novelle) und Clifford D . . Munn wieder dabei: noch im gleichen Name von Analog), in der Isaac Asi­ Simak: "Grotto of the Dancing Deer" mov und A E. van Vogt ihre Debuts in .Jahr erschien die Fortsetzung THE (Kurzgeschichte). Den Grand Master Magazine - BRD . day 1980 (hc), 1054pp. gewann Fritz Leiber. Bei der Schlußabstimmung in der Romankate­ Ab November 1981 wird der Heyne Marion Lochhead: Renaissance ofWon­ gorie hatte sich der Benford-Titel übri• Verlag ein vierteljährlich im Taschen­ der. The Fantasy Worlds of J.R.R. gens gegen die Bücher THE SNOW buchformat erscheinendes SF-Magazin Tolkien, C.S. Lewis, George MacDo­ QUEEN (Joan D. Vinge), THE SHA­ herausbringen. Das Magazin mit dem nald, E. Nesbitt and Others; NY: Rar­ O'F THE TORTURER (Gene passenden Namen SF Magazin wird per & Row 1980 (hc), 192pp. Wolfe), MOCKINGBIRD (Walter Te­ Stories, Artikel, Kritiken, etc. enthal­ _Paul A. Catrer: The Creation of To­ THE ORPHAN (Robert Stall­ ten und von Heyne SF-ChefWolfgang morrow. Fifty Years ofMagazine man) und BEYOND THE BLUE Jeschke herausgegeben werden. Ge­ Science Fiction; Columbia Univer­ EVENT HORIZON (Frederik Pohl) rüchteweise wird davon gesprochen, sity Press 1980, 330pp. (Paperback­ durchzusetzen. daß auch der Bastei Verlag die Heraus­ nachdruck der bereits erschienenen gabe eines SF-Magazins (im Paperback­ Hardcoverausgabe ). Bei den SFWA-Vorstandswahlen wurde Großformat) plant. unter anderem Pierre Barbet zum Howard Bruce Franklin: Robert A. Overseas Director gewählt, zu seinen Das SF Perry Rhodan Magazin wurde Heinlein. America as Science Fiction: Vertretern Sam Lundwall und Ronald mit der Ausgabe 6/81 eingestellt. Ein Oxford, New York, Toronto, Mel­ M. Hahn. Hahn ist insbesondere SFWA­ überraschender Entschluß, zumal die bourne: Oxford University Press 1980 Director ftir die Bundesrepublik. Redaktion bis Mitte Mai davon aus­ (hc, pb), 232pp. ging, daß das Magazin im Utopia Ma­ gazin umbenannt würde und an einem Patrick Parrinder: Science Fiction. Magazine - USA neuen Konzept arbeitete. Its Criticism and Teaching; Methuen 1980 (hc), 192pp. Die bislang jüngsten Opfer des Magazin­ Sterheus sind die von Vincent McCaff­ Doherty und Baen starten neue SF­ Brian Atteberg: The Fantasy Tradition rey publizierten Magazine Galileo und Taschenbuchreihe in American Literature. From irving Galaxy. Da auch McCaffreys Buchla­ to LeGuin; IndianaState University den bankrott ist, dürfte man seine Der frühere Präsident von Ace Books, Press 1980 (hc). Aussage, daß beide Magazine noch die­ Thomas Doherty, gründete Ende 1980 ses Jahr wieder auferstehen werden, sein eigenes Verlagshaus Tom Doherty Paul F. Ford: Companion to Narnia; als vollkommen unbegründeten Zweck­ Assocciates (TDA). Die Taschenbücher NY: Rarper & Row 1980 (hc). optimismus auffassen. Das dritte dieses Verlages werden von Pinnacle McCaffrey-Magazin mit Namen Science Books gedruckt und von Warner Books Jeff Frane: Fritz Leiber (Starmont Fiction Times (Frechheit!) wurde ver­ vertrieben. Reader's Guide 8); Mercer Island (WA): kauft und soll weiter erscheinen. Bei zweien der monatlich vorerst vier Starmont 1980 (pb), 64pp. erscheinenden Taschenbüchern handelt Der Verlag von Analog und Isaac es sich um SF-Paperbacks; die ersten, Joan Gordon: Joe Haldeman (Star­ Asimov's SF Magazine, Davis Publi­ im Mai 1981 erschienen Ausgaben wa­ mont Reader's Guide 4); Mercer Island cations, wird dagegen ab August 1981 ren FORERUNNER von Andre Norton (WA): Starmont 1980 (pb), 64pp. ein drittes SF-Magazin auf den Markt und WATER OF THOUGHT von Fred werfen: ScienceFiction Digest. Der Saberhagen. Auch für die Zukunft Ed Naha: The Science Fictionary Inhalt soll aus jeweils drei auf 25.000 sind vor allem Autoren angekündigt, (SF-Film Index); Seaview 1980 (hc, Worten komprimierten neuen Roma­ die sonst vor allem flir Ace Books pb), 388pp. nen bestehen. Herausgeberin des neu­ schrieben. en Magazins ist Shawna McCarthy. Herausgeber der neuen SF-Reihe ist Michael W. Peplow, Robert S. Bravard: der bisherige Ace-SF-Editor James Samuel R. Delany. A Primary and Ein neues Magazin anderer Art ist Rod Patrick Baen'und wie bei den Verla­ Secondary Bibliography; Hal11980 Seding's The Twilight Zone Magazine, gen DAW Books (Wollheim) und (hc), 112pp. das seit April1981 monatlich er- Ballantine ( del Rey) wird auch bei scheint. Trotz seines Namens wird den Science Fiction Bänden von TDA Joseph L. Sanders: Roger Zelazny. sich das Magazin nur zu einem gerin- der Name Baens auf den Covern aller A Primary and Secondary Bibliography; gen Teil mit Serlings Fernsehserie Ausgaben als Herausgeber genannt. Hall1980 (hc), 126pp. "The Zwilight Zone", die in den fünf• Eine weitere Parallele zu DAW Books und sechziger Jahren über die soll nicht unerwähnt bleiben: vor der Charles Platt: Dream Makers. The amerikanischen Bildschirme flimmerte, Gründung seines eigenen Verlages war Uncommon People Who Write Science beschäftigen. Das von T.E.D. Klein auch Wollheimjahrelang der SF-Her­ Fiction; Berkley (USA), Savoy (UK) herausgegebene Magazin enthält Fan­ ausgeber bei Ace Books und auch er 1980 (pb ), 284pp (USA). und Horrorerzählungen, Inter­ nahm einige Ace-Autoren zu seiner views, Film-Features sowie Buch- und neuen SF-Reihe mit. Daher erhoffen Deborah Webster & Ivor Rogers: Filmkritiken. Für die ersten beiden Num­ sich vermutlich auch Doherty und J.R.R. Tolkien; Twayne 1980 (hc), mern lieferten unter anderem Ellison, Baen für ihre neue SF-Reihe einen 164pp. Martin, Sheckley, Goulart, Haldeman, 'ähnlichen Erfolg. Zelazny und Silverberg Beiträge. -_Neue Sekundärliteratur George E. Slusser, George R. Guffey, Mark Rose (Eds.): Bridges to Science Isaac Asimov: Still More in Joy Still Fiction; Southern lllinois University Felt: August 1979; New York: Double- Press 1980 (hc), 168pp. Frank H. Tucker: The Frontier Spirit diert, wie ich es noch nie erlebt hatte ab. Man nannte London die "Swinging and Progress; Nelson-Hall1980 (hc, und auch nie wieder erlebt habe - be­ City", und jemand prägte den Begriff pb), 371pp. denken Sie, es war das Jahrzehnt der "Tabu-freie Gesellschaft" - und gab da­ Beatles und der Rolling Stones, der mit Anlaß zu jenem berühmten Leser­ Martin H. Greenberg (Ed.): Fantastic LSD-Trips, der amerikanischen Bürger• brief in einer britischen Zeitung, der Lives. Autobiographkai Essays By rechtsbewegung und der Mini-Röcke lautete: "Sehr geehrte Herren! Ich höre Notahle Science Fiction Writers; und der ersten großen Verbreitung der immerzu von dieser tabufreien Gesell­ Southern Illinois University Press Anti-Baby-Pille, und wenigstens die schaft. Ich würde gerne Mitglied wer­ 1981 (hc), 215pp. meiste Zeit war es ein sehr vergnügli• den. Wo kann ich meinen Aufnah­ ches Jahrzehnt. Ich werde niemals ver­ meantrag einreichen?" Gianni Pilo: Catalogo Generale Della gessen, was fiir eine köstliche Überra• Fantascienza in Italia; Roma: Fanucci schung es war, als ich entdeckte, daß Worüber ich mich lange theoretisch Editore 1980 (hc). auch ich ein Sexualobjekt sein könnte . ausgelassen hatte, war plötzlich Realität geworden, fiir mich und jeden anderen: der Prozeß der Veränderung war offen­ Britische SF-Fans fordern einseitige Lange vorher, Anfang der sechziger sichtlich, er war aufregend, ja geradezu Abrüstung Jahre, hatte ich über die Gefahr einer science-fiction-haft. Übervölkerung der Erde in Romanen Daß die britischen SF-Fans gar nicht wie "The Dreaming Earth" geschrieben Im Laufe der sechziger Jahre hatte ich so unpolitisch sind, wie sie von den (deutsch erschienen als "Träumende begonnen, regelmäßig die Vereinigten Staaten zu besuchen, und 1966 ver­ "Biertischkapazitäten des SFCD" Erde"), der 1961 unter dem Titel "Put Down This Earth" in dem Magazin brachte ich meine längste Zeit dort, ei­ (Pukallus) so gerne dargestellt werden, .. ~ew Worlds" in Fortsetzungen publi­ nen vollen Monat. Als ich heimkehrte, zeigte sich auf dem diesjährigen tradi­ ziert wurde. Ich war allerdings nicht der brummte mir der Kopf vor lauter tionellen Ostercon in Leeds. Die Mit­ erste. Pohl und Kornbluth zum Beispiel neuen Erlebnissen, und nebenbei glieder dieses Cons verabschiedeten mit hatten sich mit diesem Thema bereits möchte ich erwähnen, daß ich nach Mehrheit eine Resolution, in der die in "The Space Merchants" befaßt meiner Heimkehr zwei Tage lang - zum einseitige nukleare Abrüstung Groß• (deutsch erschienen als "Eine Handvoll ersten und einzigen Mal in meiner britanniens gefordert wird. Diese Re­ Venus und ehrbare Kaufleute"). Aber Laufbahn - einen Zyklus von achtund­ solution soll dem Unterhaus vorgelegt erst später, etwa 1963, beschäftigte ich zwanzig Gedichten auf der Grundlage werden und unter anderem im Found­ mich zum erstenmal mit der Frage, was dieser meiner Erfahrungen in den USA ation Journal veröffentlicht werden. würde in einer Welt geschehen, in der schrieb. Initiator und Verfasser der Resolution die Menschen widerwillig die Notwen­ war der bekannte SF-Autor Ian Watson. digkeit von erbhygienischen Gesetzen Und ich kehrte mit einer Inspiration anerkannt hatten und Leuten mit nach Hause zurück. schädlichen Genen die Elternschaft ver­ boten, was würde geschehen, wenn je­ Ich war in Pennsylvania auf der Milfor­ mand eine Methode zur Optimierung der Science-Fiction-Autorenkonferenz eines Embryos fände, so daß jedes Kind gewesen, und während der abschließen• Über das Buch ein Adonis oder ein Einstein sein den Samstagabend-Party war mir klar MORGENWELT könnte, eine Schöne Helena oder eine geworden, daß ich keinen neuen Weg (Stand On Zanzibar) Marie .Curie. zu erfinden brauchte, um meine imagi­ näre "Morgenwelt" vorstellen zu kön• Ansprache von Bevor ich zu diesem Projekt nur ein nen. Ich konnte mir eine Methode aus­ JOHN BRUNNER einziges Wort aufs. Papier brachte, leihen. schnitt ich über zwei Jahre lang aus Ta­ geszeitungen und populärwissenschaftli• Es ist eine Binsenweisheit, daß man anläßlich des Erscheinens seines Romans chen Magazinen ~achrichten und über jene Periode der Vergangenheit im Wtlhelm Heyne Verlag, München. ~euigkeiten aus, die mit einer gewissen am wenigsten weiß, die der eigenen Ge­ Wahrscheinlichkeit mit so einer Welt burt unmittelbar vorausging: sie liegt 6. ~ovember 1980 zusammenhängen mochten. Und die nicht lange genug zurück, um in den ganze Zeit über zerbrach ich mir den Geschichtsunterricht der Schulen einge­ Kopf: wie ich über dieses Thema einen flossen zu sein, und in der Erinnerung Ich möchte mit einem Geständnis Roman schreiben könnte, der dem Aus­ der Menschen, die sie erlebt haben, ist anfangen: dem Geständnis eines pro­ maß und dem Umfang aller miteinan­ sie zu verzerrt, als daß eine objektive phetischen Versagens. Für einen Seien­ der verbundenen Aspekte dieser grund­ Betrachtung zustande käme. ce Pieton-Autor natürlich keine unge­ legenden Frage gerecht wurde. wöhnliche Sache, aber wenn davon das In meinen Fall gilt das fiir das Zeitalter eigene Werk betroffen wird, ist das Unterdessen suchte mich, wie gesagt, des Jazz und der Weltwirtschaftskrise etwas peinlich! die Wahrnehmung stürmischer Verän• nach dem Börsenkrach von 1929. Das derungen heim. Wrr Briten hatten gera­ meiste, was ich darüber wußte, wie Wissen Sie, als ich "Morgenwelt" de beschlossen, unser Weltreich aufzu­ man in jener Zeit gelebt hatte, kannte schrieb, habe ich nicht damit gerechnet, lösen, das wir uns sowieso nicht länger ich aus den Romanen von John Dos es könne so populär oder so lange gele­ leisten konnten. In diesem Zusammen­ Passos. Seine Methoden ließen sich für sen werden, wie es nun geworden ist. hang geschahen ganz erstaunliche Din­ meine Zwecke anwenden, um einen Es war so sehr ein Produkt der sechzi­ ge. Zum Beispiel wurde London - wo Roman mit der Welt als Hauptfigur zu ger Jahre. Ich ging durch London und ich damals wohnte - urplötzlich zur schreiben. fiihlte mich auf eine Art und Weise von Modehauptstadt der Welt, löste nach den Kräften der Veränderung bombar- jahrhundertelanger Vorherrschaft Paris Sobald ich das begriffen hatte, rührte den Haufen von Zeitungsausschnit­ nungen bezahlen konnten. Denn das Und ich komme aus dem Staunen nicht ich gesammelt hatte - inzwi- alles ist durch den Erfolg des Buches raus. Lassen Sie mich zurückkehren zu sechs oder acht Zentimeter hoch längst wieder wettgemacht Thomas meinem prophetischen Versagen. Wis­ noch an. Ich setzte mich ein­ Disch, der bekannte amerikaaisehe SF­ sen Sie, ich habe geglaubt, mein Ro­ hin und schrieb, und binnen ftinf Autor und Lyriker, besuchte uns kurz man sei so sehr ein Produkt der sechzi­ Monaten war das Buch fertig. nach der Fertigstellung des Buches, und ger Jahre, daß er nicht mehr als ftinf, ich bat ihn schüchtern, mal einen Blick höchstens sieben Jahre aktuell bleiben hatte daflir einen Vertrag mit Pen­ hineinzuwerfen. Er las ein oder zwei könne. Ich hätte mich nicht gründlicher Books, der hundertzwanzigtau­ Kapitel, und als er aufblickte, sagte er: irren können. Seit seiner ersten Veröf• Wörter vorsah. Als ich diesen "Fabelhaft! Warum ist nicht schon frü• fentlichung hat er schubweise immer Umfang ausgeschöpft hatte, erkannte her jemand darauf gekommen, die neue Leser gefunden, die darin etwas mit Schrecken, daß ich nur die Hälf• Technik von Dos Passos in der Science entdeckten, das sie ansprach. Kein te von allem gesagt hatte, was ich sagen Fiction anzuwenden?" anderes meiner Bücher hat soviel Le­ wollte. Ich rief meinen damaligen Lon­ serpost über einen so langen Zeitraum donder Agenten an und erklärte ihm Ich bin froh, sagen zu können, daß das hinweg ausgelöst. das Problem. "Keine Bange", sagte er. nicht die einzige positive Stellungnah­ habe ,erst neulich mit Anthony me blieb. Der Roman gewann den Hu­ Und ich bin hocherfreut. Besonderen dem Verleger gesprochen, und go Gemsback Award - das war das erste Dank ,schulde ich jetzt Horst Pukallus, er hat gesagt, er verkaufe seine Bücher Mal, daß ein Nichtamerikaner ihn in dem Übersetzer, und Wolfgang Jesch­ sowieso nach Gewicht und nicht nach der Roman-Kategorie bekam, obwohl ke, dem Herausgeber, der soviel getan Wichtigkeit" Artbur C. Clarke, wie ich mich entsin­ hat, um das Niveau der ins Deutsche ne, ihn schon in der Kategorie Short­ übertragenen Science Fiction zu heben, Also machte ich weiter und beendete Story gewonnen hatte. Es folgten der und ich möchte meine Worte damit be­ den Roman, der nach der Zählung von British SF Award, der Prix Apollo in schließen, daß ich ihre Namen in einem Doubleday in New York nun zweihun­ Frankreich und der Cometa d' Argento Toast mit den unbekannten Namen all dertvierzigtausend Wörter lang ist, ge­ in Italien. Drei Buchklubs nahmen ihn jener Leute vereine, ohne die dieser Ro­ nau doppelt soviel, wie ich ursprünglich in ihr Programm auf. Trotz der Schwie­ man nur vergebliche Müh und Papier­ geschätzt hatte. rigkeiten durch das darin enthaltene verschwendung gewesen wäre: meine Vokabular an Neologismen ist er in Leser. Ich wollte immer Schriftsteller Und dann lehnte Penguin ihn ab ... zahlreiche Sprachen übersetzt worden werden. Aber ohne sie, Sie eingeschlos­ und wird immer noch aufs Neue ver­ sen, hätte ich es nie geschafft Ich will Sie hier nicht mit Einzelheiten legt. Er ist in diesem Jahr bereits in den darüber langweilen, wie meine Frau Niederlanden erschienen, und wir sind Vielen Dank. Ma!jorie bei unseren Bekannten flir nun hier, um das Erscheinen der deut­ fünfzig Pence die Stunde Gartenarbeit schen Ausgabe zu begehen. machen ging, damit wir unsere Rech-